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Förster, Günter, Die juristische Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Sozialstruktur ihrer Promovenden (= Studien zur DDR-Gesellschaft 6). Lit, Münster 2001. 566 S. Besprochen von Gerhard Köbler. ZRG GA 126 (2009)

Förster, Günter, Die juristische Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Sozialstruktur ihrer Promovenden (= Studien zur DDR-Gesellschaft 6). Lit, Münster 2001. 566 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Juristische Hochschule war seit 1965 die in der Öffentlichkeit unbekannte, im offiziellen Hochschulverzeichnis nicht enthaltene, zentrale Bildungs- und Forschungsstätte des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, neben der allerdings noch weitere dezentrale Bildungseinrichtungen in der Form von Fachschulen und Schulen einiger Hauptabteilungen bestanden. Die an ihr geschriebenen Arbeiten waren öffentlich nicht zugänglich. Dies hat sich seit dem Inkrafttreten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes seit Dezember 1991 geändert.

 

Seither sind über das Ministerium für Staatssicherheit zahlreiche Veröffentlichungen erschienen. Auch über die Juristische Hochschule gibt es einige Untersuchungen. Da bisher über die im Verhältnis zu den mehr als 90000 hauptamtlichen Mitarbeitern des Ministeriums sehr geringe Zahl von an der Juristischen Hochschule promovierten Mitarbeitern eine zusammenfassende Darstellung noch fehlte, schließt der Verfasser diese Lücke. Die Anregung hierzu gab ihm Dieter Voigt von der Ruhr-Universität Bochum, welche die Untersuchung 2001 als Dissertation annahm.

 

Der Verfasser bestimmt zunächst den Gegenstand und die Methode seiner Untersuchung. Danach beschreibt er die Juristische Hochschule und wendet sich nach ersten Ergebnissen der sozialen Herkunft der Promovenden, der Familie der Promovenden, den materiellen Verhältnissen der Promovenden, der Schullaufbahn, der Hochschulausbildung, der beruflichen Laufbahn, den speziellen Tätigkeiten, der gesellschaftspolitischen Tätigkeit, den Auszeichnungen, der Wehrmacht und nationalsozialistischen Organisationen, der Religion, der regionalen Herkunft und der Disziplinierung und dem militärischen Reglement zu. Am Schluss beschreibt er das Ende der Juristischen Hochschule und ihr Erbe.

 

Insgesamt schlossen nach den überzeugenden Ergebnissen des Verfassers zwischen 1966 und 1989 396 Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit eine Promotion an der hochspezialisierten akademischen Einrichtung des Geheimdiensts mit starker ideologischer Ausrichtung ab, von denen fast alle akademisch gebildet waren, aber 80 Prozent keine juristische Vorbildung hatten, so dass nur etwa zehn Prozent der Arbeiten überhaupt rechtliche Themen behandelten und neue rechtswissenschaftliche Erkenntnisse überhaupt nicht erarbeitet wurden. Die Mehrzahl der Promovenden stammte aus einer Arbeiterfamilie. Es wurden ausschließlich Offiziere während ihrer beruflichen Tätigkeit promoviert, so dass die Juristische Hochschule einen wichtigen Beitrag zur Akademisierung der Führungsebene im Ministerium für Staatssicherheit leistete.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler