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Asche, Matthias, Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule. Das regionale und soziale Besucherprofil der Universitäten Rostock und Bützow in der frühen Neuzeit (1500-1800) (= Contubernium Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 52). Steiner, Stuttgart 2000. XVI, 635 S. Besprochen von Gerhard Köbler. ZRG GA 126 (2009)

Asche, Matthias, Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule. Das regionale und soziale Besucherprofil der Universitäten Rostock und Bützow in der frühen Neuzeit (1500-1800) (= Contubernium Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 52). Steiner, Stuttgart 2000. XVI, 635 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Zahl der Universitätsgeschichtskenner ist überschaubar. Ein Herausgeber darf sich also sehr freuen, wenn beispielsweise Rainer Schwinges auch für die arme mecklenburgische Landeshochschule sein Rezensionsinteresse bekundet. Erbringt er aber trotz vieler Erinnerungen die selbverständliche Gegengabe für das Buchexemplar nicht, wird der Herausgeber mit wenigen Sätzen auf das Werk hinweisen müssen.

 

Die gewichtige, fleißige Untersuchung ist die von Anton Schindling betreute, im Sommersemester 1997 von der geschichtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen angenommene Dissertation des Verfassers. Etwas klein gesetzt beginnt sie mit den Universitäten Rostock und Bützow im Spiegel der Historiographie. Dem schließen sich ansprechende methodische Vorbemerkungen an.

 

Im ersten Teil stellt der Verfasser die Geschichte der Universitäten Rostock und Bützow bis zum Ende des 18. Jahrhunderts dar. Nach der Universitätsgründung werden drei Zeitabschnitte gebildet (1500-1562, 1563-1648, 1649-1800). Für das Lehr- und Wissenschaftsprofil wird zwischen Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie unterschieden.

 

Im zweiten Teil wird die frequentielle Entwicklung ermittelt. Hierfür beschreibt der Verfasser zunächst seine Matrikeln und seine Methoden. Danach vergleicht er die örtlichen Verhältnisse mit der allgemeinen Frequenzermittlung. Er gelangt zu dem Ergebnis, dass auch in Rostock in vorreformatorischer Zeit die Artisten überwogen, dass sich im 16. Jahrhundert die Zahlen der Theologen und Juristen vermehrten und dass Rostock nach 1648 allmählich zu einer von Theologen dominierten Landesuniversität für Mecklenburg wurde.

 

Im dritten Teil geht der Verfasser auf die regionale Herkunft der Studenten ein, wobei er neun Gruppen unterscheidet. Es zeigt sich eine Entwicklung Rostocks zu einer Landeshochschule für Mecklenburg. Auch die hansestädtische Herkunft erweist sich als in gewisser Weise profilbildendes Kriterium.

 

Der vierte Teil hat die soziale Herkunft der Studierenden zum Gegenstand. Dafür unterscheidet der Verfasser zwischen Adel, Pastorenfamilien, pauperes, Ratsfamilien und Beamtenfamilien. Ohne genaue Zahlen nennen zu können, setzte sich nach seinen Untersuchungen die Besucherschaft neben den 25 bis 35 Prozent der Studierenden aus Adels-, Pastoren- und Ratsherrenfamilien zu einem nicht geringen Teil aus Angehörigen von Beamtenfamilien im städtischen und landesherrlichen Dienst zusammen.

 

Aus diesen Erkenntnissen ermittelt er das Profil der Universitäten Rostock und Bützow in der frühen Neuzeit. Danach wurde der etwa 300 Kilometer umfassende Einzugsradius der Universität Rostock im Untersuchungszeitraum nur selten überschritten. Mehr und mehr wurde Rostock zur reinen Landesuniversität, die sich im 19. Jahrhundert nur wegen der Eigenstaatlichkeit Mecklenburgs behaupten konnte. Zahlreiche Graphiken veranschaulichen die gelungene Untersuchung ebenso vorteilhaft wie das umfangreiche Literaturverzeichnis, viele Tabellen und das Register sie absichern und aufschließen.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler