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Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Verbindung mit der Landeshauptstadt Stuttgart (= Stuttgarter Symposion Schriftenreihe 11). Braun/DRW-Verlag Weinbrenner GmbH & Co KG, Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen, 2007. 240 S. Besprochen von Gerhard Köbler. ZRG GA 126 (2009)

Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Verbindung mit der Landeshauptstadt Stuttgart (= Stuttgarter Symposion Schriftenreihe 11). Braun/DRW-Verlag Weinbrenner GmbH & Co KG, Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen, 2007. 240 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der schmale, durch ein Personenregister und ein Ortsregister erschlossene Band ist geschmückt von einer Fotomontage. Im Vordergrund reicht Adolf Hitler seinem Außenminister Constantin Freiherr von Neurath anlässlich dessen 65. Geburtstages die Hand. Im Hintergrund zeigen sich kaum sichtbar Claus Graf Stauffenberg und Adolf Hitler am 15. 7. 1944 im Führerhauptquartier Wolfsschanze.

 

Damit wird gewissermaßen der Zwiespalt dokumentiert, in dem der 1914 18 standesherrliche, 87 ritterschaftliche und etwa 300 nichtbegütert-erbadlige Familien zählende Adel des deutschen Südwestens im Dritten Reich zu sehen ist. Nebeneinander stehen begeisterte Unterstützung für das Regime und Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Entgegen dem Titelbild wird die Zusammenschau des im Herbst 2006 abgehaltenen Symposiums in den Worten zusammengefasst, dass der deutsche Südwesten zu den wenigen deutschen Adelslandschaften gezählt habe, in denen Zurückhaltung gegenüber dem Nationalsozialismus dominiert habe.

 

Dieses Ergebnis wird aus sieben Einzelstudien gewonnen. Sie betreffen die Themen katholische Adelige um Abt Adalbert Graf Neipperg (Benedikt Pahl), protestantische Adligkeit nach dem Zusammenbruch – Die kirchliche, karitative und politische Verbandstätigkeit von Ernst II. Fürst zu Hohenlohe-Langenburg zwischen 1918 und 1945 (Thomas Kreutzer), alter Adel und Neuadelsvorstellung – die von Stauffenbergs (Christopher Dowe), das alte Amt und die neue Zeit – die Freiherren von Neurath und von Weizsäcker in der Außenpolitik des „Dritten Reiches“ (Rainer Blasius), das Haus Württemberg und der Nationalsozialismus – Motive des Widerstands gegen Hitler und seine Bewegung (Eberhard Fritz), die Ereignisse am 12. November 1933 (Herzog Philipp Albrecht von Württemberg, Erlebnisschilderung) und Bonn ist nicht Weimar – Adelshistorische Variationen eines alten Themas. Als bloße einzelne Facetten können sie ein Gesamtbild nicht sicher ersetzen.

 

Im Vorwort bietet Thomas Schnabel als Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg einen Überblick über Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten. Die Anmerkungen hierzu wie zu allen Einzelbeiträgen sind leider an das Ende aller Studien gestellt. Auch die Literatur wird nur gesammelt geboten, so dass die vertiefte Behandlung der angeschnittenen Frage durch den Band nicht verwehrt, sondern nur vorbereitet wird.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler