Kaden, David A., Matthew, Paul, and the Anthropology of Law (= Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, zweite Reihe, Band 424). Mohr Siebeck, Tübingen 2016. XIV, 238 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Kaden, David A., Matthew, Paul, and the Anthropology of Law (= Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, zweite Reihe, Band 424). Mohr Siebeck, Tübingen 2016. XIV, 238 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Das Recht der Menschen ist im Laufe ihrer Geschichte in vielfältiger Weise entstanden und durch unterschiedliche Individuen und ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit beeinflusst und geformt worden. Einzelheiten dieses Vorgangs lassen sich erst aus Zeiten ermitteln, in denen das Recht bereits für die Mitmenschen wie die Nachwelt dokumentiert wurde. Dies ist wohl bereits vereinzelt seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend der Fall, doch fließen die Quellen erst seit dem letzten vorchristlichen Jahrtausend reichlicher.
Mit einem wichtigen Teilaspekt dieser interessanten Problematik befasst sich das vorliegende Werk des 1977 geborenen, in dem Department for the Study of Religion der Universität Toronto promovierten Verfassers, der zuletzt als Senior Minister der First Congregational Church der United Church of Christ in Ithaca/New York tätig war. Das Buch ist eine leicht überarbeitete Fassung der von John S. Kloppenberg betreuten und 2014 an dem erwähnten Institut abgeschlossenen Dissertation des Verfassers. Es gliedert sich insgesamt in fünf Abschnitte, die Foucault, Smith and Comparison, ethnographisches Material aus Indonesien, Mexiko, den Philippinen und dem kolonialen Hawai, eine Literaturübersicht über die Stellungnahmen von Matthäus und Paulus zu dem Recht, die Macht und jüdische Gewohnheiten bei Philo von Alexandrien, den Römern und Flavius Josephus sowie die Bezüge der Macht bei Matthäus und Paulus betreffen.
Ausgangspunkt der Überlegungen ist Nietzsches im Antichrist geäußerte Behauptung, dass der heilige Paulus vor allem Macht anstrebte. Von daher fragt der Verfasser nach der Bedeutung der Macht für die Gestaltung von Recht. In sorgfältiger Analyse ermittelt er die Anpassung des jüdischen Rechtes und erklärt mittels Analogien zu Josephus, Philo und der ethnographischen Einsichten aus Indonesien, Mexiko, den Philippinen und Hawai den Grund, weshalb das Recht im Zusammenwirken sozialer und kultureller Kräfte als Ausfluss von Macht für Matthäus und Paulus zum Erkenntnisobjekt wurde.
Innsbruck Gerhard Köbler