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Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung. Eine deutsch-belarussische Wanderausstellung des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks gGmbH (IBB Dortmund) sowie der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk (IBB Minsk), in Zusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. 2016. 246 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung. Eine deutsch-belarussische Wanderausstellung des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks gGmbH (IBB Dortmund) sowie der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk (IBB Minsk), in Zusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. 2016. 246 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Nach S. 238 des vorliegenden Werkes ist es das Ziel des 1986 gegründeten Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB), in interkulturellen Begegnungen und partnerschaftlicher Zusammenarbeit historische, soziale, kulturelle und weltanschauliche Grenzen zu überwinden und so zur Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern beizutragen. Zu den Schwerpunkten der Arbeit gehören Studienreisen zu Gedenkstätten, berufliche Fortbildungen, internationale Jugendprojekte und die Stärkung zivilgesellschaftlicher Initiativen. Möge dies alles gut gelingen.

 

1994 wurde in diesem Rahmen die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte in Minsk (IBB Minsk) eröffnet, die seit 2006 den Namen „Johannes Rau“ trägt. Sie bietet Bildungsmaßnahmen  u. a. zu historischen, journalistischen, ökonomischen und sozialen Themen an, ist eine Dialogplattform für zivilgesellschaftliche und staatliche Akteure in Belarus und unterhält ein Konferenzzentrum mit Hotel und Restaurant in Minsk. Gemeinsam gründeten das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk und das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk Minsk 2003 mit dem Verband der jüdischen Gemeinden und Organisationen in Belarus eine Geschichtswerkstatt auf dem Gelände des ehemaligen Gettos Minsks, in der jährlich etwa 10000 Besuchern historisches Lernen und Austausch mit Zeitzeugen am authentischen Ort ermöglicht wird.

 

Wem dies aus Mangel an Mitteln nicht möglich sein sollte, dem kann einen einfacheren Ersatz das  vorliegende, reich bebilderte Werk bieten, das auf die bereits früh in Belarus entstandene Idee zurückgeht, an dem Ort der größten Massenvernichtungsstätte auf dem Gebiete der von 1941 bis 1944 von deutschen Truppen besetzten Sowjetunion, in Malyj Trostenez bei Minsk, eine Gedenkanlage für alle dortigen Opfer zu errichten. 2016 ist es Historikern und gesellschaftlichen Akteuren aus Belarus, Deutschland, Tschechien und Österreich gelungen, sich auf die Inhalte einer belarussisch-deutschen Wanderausstellung – umgesetzt von IBB und Stiftung Denkmal - zu einigen, die Grundlage für eine vertiefte  Verständigung beider Seiten im Umgang mit der gemeinsamen Vergangenheit und für eine künftige Dauerausstellung an dem historischen Ort Trostenez bildet und nun zeitgleich in Belarus und Deutschland gezeigt wird, um die Erinnerung an die Verbrechen zu verankern und einen europäischen Verständigungsprozess zu befördern. Dabei werden nach dem vorliegenden Werk Auftakt, Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, Besatzungspolitik in Belarus, Malyj Trostenez, Zwangsarbeitslager in Malyj Trostenez, der Vernichtungsort Blagowschtschina und die Aktion 1005, Morde in Schaschkowska und in der Scheune, Aufarbeitung und Erinnerung sowie Perspektiven behandelt und werden Fjodor Schuwajew (1921-1989), Hanuš Münz (1910-2010), Zyra Goldina (1902-1942), Lili Grün (1904-1942), Erich Klibansky (1900-1942), Jegenij Klumow (1876-1944) sowie Nikolaj Walachonowitsch (1917-1989) detaillierter dargestellt, so dass Leser und Betrachter sich auch fern der früheren Sowjetunion einen eigenen Eindruck von unmenschlicher Vernichtung von Menschen durch Menschen, wie sie nie mehr möglich sein sollte, schaffen können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler