Kennzeichen „Jude“. Antisemitismus - Entrechtung - Verfolgung - Vernichtung und die Rationierung von Nahrungsmitteln und Verbrauchsgütern für Juden in Großdeutschland und den besetzten Gebieten 1929 bis 1945, hg. v. Grabowski, Hans-Ludwig/Haney, Wolfgang. Battenberg, Regenstauf 2014. 351 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Kennzeichen „Jude“. Antisemitismus - Entrechtung - Verfolgung - Vernichtung und die Rationierung von Nahrungsmitteln und Verbrauchsgütern für Juden in Großdeutschland und den besetzten Gebieten 1939 bis 1945, hg. v. Grabowski, Hans-Ludwig/Haney, Wolfgang. Battenberg, Regenstauf 2014. 351 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Adolf Hitler gewann in den Reichstagswahlen die Stimmen vieler Deutscher auch auf Grund seiner antisemitischen Zielsetzung und konnte nach der Beauftragung mit der Regierung durch den Präsidenten des Deutschen Reiches daran gehen, seine Ziele durch gesetzliche wie verwaltungsmäßige Maßnahmen zu verwirklichen. Dazu zählten Krieg und Holocaust und die Rationierung von Nahrungsmitteln und Verbrauchsgütern für Juden. Zahlreiche Belege hierfür (wie beispielsweise eine Postkarte von 1933 zu Mammons Zug durch drei Jahrtausende, gegen die allein die nationalsozialistische Bewegung kämpfe) bietet das vorliegende, durch die Abbildung einer Reichsfettkarte mit einem Judenstern bereits auf dem Umschlag eindrucksvoll veranschaulichte, Autor und Herausgeber in ungewöhnlicher Weise verbindende Werk.
Sein Autor ist der in Weißensee in Thüringen 1961 geborene, seit seiner Kindheit an Geschichte gewordenen Geldscheinen interessierte, zunächst in der Materialplanung eines Großunternehmens in Suhl und in der Geschäftsleitung eines Herstellers von Spezialfahrzeugen tätige, seit 1998 für den H. Gietl Verlag in Regenstauf als Assistent, Autor und Redakteur wirkende Hans-Ludwig Grabowski. Seit 1997 ist er durch zahlreiche, auch digital aufbereitete Kataloge von Münzen und Geldscheinen bekannt geworden. Das vorliegende Werk verwendet eine umfangreiche Sammlung des nach seinem kurzen Vorwort (im Januar) 1924 als Kind einer jüdischen Mutter und eines katholischen Musiklehrers geborenen, 1935 als „Mischling ersten Grades“ eingestuften, vom Mauerer zum Bauingenieur aufgestiegenen, nach dem zweiten Weltkrieg im Magistrat Berlins und dann bei der BEWAG tätigen (Herausgebers) Wolfgang Haney in Berlin, der nach seiner Pensionierung im Gedenken an die Verachtung, Verfolgung und Ermordung seiner Familie als Überlebender die Verpflichtung übernahm, die Nachwelt durch Ausstellungen, Berichte, Vorträge und Veröffentlichungen zu unterrichten, und dessen 1990 aufgenommener, zeitgeschichtlicher Sammlung die Dokumentation ein bleibendes Denkmal setzen will.
Das der 1895 in Lissa in der preußischen Provinz als Erna Friedlaender geborenen, in hohem Alter nach Herstellung deutscher Einheit gestorbenen Mutter Wolfgang Haneys gewidmete Werk behandelt nach einer umfangreichen Einleitung (, die auf den Seiten 70-75 in einer Auswahl über Einschränkungen der Rechte deutscher Juden von 1933 bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs unterrichtet,) über die Geschichte des Antisemitismus ausführlich Krieg und Holocaust und die Rationierung von Nahrungsmitteln und Verbrauchsgütern für Juden. Dabei beginnt es mit Großdeutschland zwischen 1939 und 1945 und greift dann auf das Protektorat Böhmen und Mähren, das Generalgouvernement Polen und Belgien, Bulgarien, Frankreich, Kroatien, die Niederlande und Ungarn sowie jüdische Gettos in Bodzentin, Kielce, Litzmannstadt, Otwock, Radom. Reichshof, Riga, Sosnowitz, Theresienstadt und Wołonin aus. Die eine Lücke schließende, nicht durch ein Sachregister besonders aufgeschlossene Dokumentation wird durch weitere Rationierungsbelege und Dokumente der Zeitgeschichte, ein Literaturverzeichnis, eine wertmäßige Aufstellung der in der Aktion Reinhardt bis zum 3. Februar 1943 zur Ablieferung gelangten „Judensachen“ (z. B. 53013133 Reichsmark an Kassenbeständen , 1452904 Reichsmark an Devisen und Noten sowie insgesamt 100047983 Reichsmark) und ein Verzeichnis von Publikationen des Autors (ab 1997) und des Herausgebers (ab 1950) sowie auf der Basis der Sammlung vorteilhaft abgerundet.
Innsbruck Gerhard Köbler