Rudolph, Hermann, Berlin – Wiedergeburt einer Stadt. Mauerfall. Ringen um die Hauptstadt. Aufstieg zur Metropole. Quadriga Verlag. Berlin 2014. 432 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Rudolph, Hermann, Berlin – Wiedergeburt einer Stadt. Mauerfall. Ringen um die Hauptstadt. Aufstieg zur Metropole. Quadriga Verlag. Berlin 2014. 432 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Das aus zwei älteren (um 1200 geplanten?), beiderseits eines Übergangs über die untere Spree liegenden Siedlungen (Cölln um 1171 dendrologisch nachweisbar, 1237 ersterwähnt, bzw. Berlin 1244 ersterwähnt, slawische Besiedlung bis in das 10. Jahrhundert nachweisbar), die um 1235 Stadtrecht erhalten und 1307 organisatorisch vereinigt werden, erwachsene Berlin (Sumpfort) wurde 1470 Residenz der Markgrafen von Brandenburg. 1709 wird aus Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt, Friedrichstadt und einigen Vorstädten die einheitliche Königsstadt Berlin gebildet, die 1871 Hauptstadt des neuen zweiten Deutschen Reiches wurde. Am Ende des zweiten Weltkriegs wird Berlin innerhalb der sowjetischen Besatzungszone in vier Sektoren der vier wichtigsten Alliierten aufgeteilt, aber bei der Wiederherstellung deutscher Einheit 1990 mit rund 890 Quadratkilometern Fläche und etwa 3,5 Millionen Einwohnern wieder zusammengefügt.
Mit seiner jüngeren Geschichte beschäftigt sich das vorliegende Werk des 1939 in Oschatz in Sachsen geborenen, nach dem Abitur und Volontariaten bei Zeitungen der CDU (Ost) 1959 in den Westen geflohenen, in Freiburg im Breisgau, München und Tübingen in Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaft ausgebildeten, in Tübingen 1969 auf Grund einer Dissertation über Kulturkritik und konservative Revolution bzw. über das kulturell-politische Denken Hugo von Hofmannsthals promovierten Verfassers. 1970 ging er zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 1980 zur Wochenzeitung Die Zeit, 1983 zum Deutschlandfunk, 1986 zur Süddeutschen Zeitung sowie nach Herstellung deutscher Einheit und nach dem Wechsel des Sitzes des Bundestags und der Bundesregierung als Chefredakteur und zuletzt Herausgeber zum Tagesspiegel. Er kennt dementsprechend die jüngere Geschichte Berlins bestens.
Folglich kann er darauf besonders hinweisen, dass die Bundesrepublik Deutschland einer Hauptstadt Berlin als Wirklichkeit zunächst eher ablehnend gegenüberstand und dass selbst die Wiedervereinigung der Stadtteile in Frage gestellt werden konnte. Nachdem sich aber am 20. Juni 1991 eine knappe Mehrheit des Bundestags trotz vieler Egoisten für Berlin gefunden hatte, kam es in wenigen Jahren mit vielfältigen, vom Verfasser umsichtig nachgezeichneten Maßnahmen zu einer Wiedergeburt einer wichtigen Metropole im Herzen Europas. Wenn ein bedeutendes Land nach dem Vorbild Großbritanniens, Frankreichs, Russlands, Spaniens und Italiens oder auch Polens, Ungarns, Österreichs und Tschechiens zu einem bedeutenden Zentrum findet, kann es in der gesamten Welt leichter und einfacher wahrgenommen werden, ohne dass dies seiner föderativen Vielfalt ernsthaft schaden muss.
Innsbruck Gerhard Köbler