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AAAKöbler, Gerhard, Österreich in der deutschen Landesgeschichte, 2015

Österreich in der deutschen Landesgeschichte (389)

 

Aach (Herrschaft). A. an der Quelle der Radolfzeller Aach entstand vielleicht im 6. Jahrhundert und wird erstmals 1158 erwähnt. Es wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Herren von A., von denen diese um 1200 an das Hochstift Konstanz gelangte, dessen habsburgischer Bischof sie wohl kurz nach 1273 an die Grafen von Habsburg gab. Als Teil der österreichischen Vorlande (Vorderösterreich) wurde sie oft verpfändet. 1543 wurde sie der Landgrafschaft Nellenburg Österreichs zugeteilt. Am 26. 12. 1805 bzw. 1806 gelangte sie an Württemberg, 1810 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 43; Mayer, A., Aus der Geschichte der Stadt Aach, 1911; Keller, E., Marktrecht und Markttreiben in der Stadt Aach, 1985.

 

Angleria (Grafschaft). Die Grafschaft A. zählte im 18. Jahrhundert zu dem von Österreich beanspruchten Lehen Herzogtum Mailand. L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374.

 

Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd. Aglei, Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A., dem Venetien, Istrien, Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda unterstanden, beanspruchte seit Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum und seit 558/568 den Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag, unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach wurde das nunmehr auf Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der deutschen Herrschaft in Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung unter Kärnten befreit. Heinrich IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum), Istrien (Markgrafschaft) und Krain (Markgrafschaft) und machte ihn damit zum Reichsfürsten. Am Ende der Stauferzeit verlor A. an Bedeutung. 1418/1421 wurde es mit seinem Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat es alle weltliche Herrschaft an Venedig ab. Im 16. Jahrhundert kam A. an Österreich. 1751 wurde das Patriarchat auf Drängen Erzherzogin Maria Theresias von Österreich vom Papst aufgelöst und 1752 durch die Erzbistümer Udine und Görz ersetzt. L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del patriarcato d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H., Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileja bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine del patriarcato aquileiese 1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung und Rechtsstellung geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum. Dargestellt am Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja - Schnittpunkt der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja und die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470.

 

Argen (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen umfassenden Herrschaften Tettnang und A. über Österreich zum schwäbischen Reichskreis. S. Tettnang, Baden-Württemberg. L.: Wolff 197; Wallner 686 SchwäbRK 21; Kastner, A., Die Grafen von Montfort-Tettnang, 1957; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.

 

Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge, jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die Liudolfinger. Um 957 gründete dort Herzog Liudolf von Schwaben das Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982 ging A. von Otto von Bayern und Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz über, das dort später ein Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810 wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über. L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G., Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12; Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg 1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2, 1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 19.

 

Auersperg (Reichsfreiherren, Reichsgrafen, Reichsfürsten). Nach A. nannte sich ein seit 1220 als Ministeriale der Herzöge von Kärnten bezeugtes Geschlecht in Krain. In der Mitte des 15. Jahrhunderts teilte es sich in zwei Hauptlinien. 1530 wurde es in den Reichsfreiherrenstand, 1630 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1653 erhielt der jüngere Zweig der älteren Linie den Reichsfürstenrang und 1654 für die erworbenen schlesischen Herrschaften Münsterberg und Frankenstein den Titel Herzog von Münsterberg. Die Herrschaft Tengen wurde 1664 zur gefürsteten Reichsgrafschaft erhoben, die zwar vorderösterreichischer Landstand war, zugleich aber Sitz und Stimme im schwäbischen Reichskreis gewährte. 1791 wurden die Güter in Schlesien an Preußen verkauft. Danach erhielten alle Mitglieder der Familie vom Kaiser den Reichsfürstenrang, der jeweilige älteste aber den Titel eines Herzogs von Gottschee, das 1604 erworben worden war. L.: Zeumer 553 II b 53; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990.

 

Auschwitz (Herzogtum), poln. Oświęcim. A. bei Krakau war Hauptstadt des vor 1327 durch Teilung Teschens entstandenen, 1327 unter die Lehnshoheit Böhmens gelangten Herzogtums A. 1457 wurde es an Polen verkauft. 1521 starben die Herzöge von Auschwitz-Zator aus. 1772/1773 fiel A. mit Galizien an Österreich und gehörte seit 1818 zum Deutschen Bund. 1920 kam es an Polen zurück. L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Pelt, R. van/Dwork, D., Auschwitz, 1998.

 

Babenberger (Geschlecht). Die älteren B. sind ein in der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) benanntes, in Ostfranken (Volkfeld) und zeitweise der sorbischen Mark begütertes Adelsgeschlecht, das wegen seiner Leitnamen auch als Popponen bezeichnet wird (Poppo I. 819-840 [im Grabfeld], Poppo II. 880-892), im Kampf um die Vormacht in Franken den rheinfränkischen Konradinern 906 unterlag und um 945 letztmals bezeugt wird. Zu seinen Vorfahren zählen vielleicht die Rupertiner. Verwandtschaft mit den Liudolfingern und Hennebergern ist anzunehmen, für Abkunft der jüngeren B. sprechen Güter im Grabfeld und Namenstraditionen. Als erster jüngerer B. wird 976 ein marchio Liutpaldus als Markgraf der bayerischen Mark an der Donau (Ostmark) urkundlich erwähnt, dessen Name auf das bayerische Herzogsgeschlecht des 10. Jahrhunderts deutet. Sein Bruder Berthold († 980) verwaltete im königlichen Auftrag den bayerischen Nordgau mit Bamberg, doch starb die von ihm gegründete Linie der Grafen bzw. Markgrafen von Schweinfurt 1057 mit Otto von Schweinfurt, der Herzog in Schwaben war, aus, wobei die Güter an verschiedene Familien kamen (Markgrafen von Meißen, Bretislav von Mähren, Andechs, Habsberg-Kastl, Potenstein bzw. Pottenstein). Liutpolds Mark erstreckte sich beiderseits der Donau zwischen Enns und Tulln und wurde bald nach 1000 bis zur Leitha erweitert. Insbesondere unter dem mit der Salierin Agnes verheirateten Leopold III. wurde die babenbergische Herrschaft mit reichem Königsgut weiter ausgebaut. 1156 erhielten die B. als Ausgleich für den Verlust des Leopold IV. von seinem königlichen Halbbruder Konrad III. anvertrauten Herzogtums Bayern (1139-1156) im sog. Privilegium minus die Erhebung der Mark (Ostmark, österreichische Markgrafschaft) zum territorialen Herzogtum. 1180 gewann das Geschlecht beim Sturz Heinrichs des Löwen das Gebiet zwischen Haselgraben und der Großen Mühl und vielleicht Teile des Traungaues. 1192 erfolgte nach dem Gewinn von Teilen Oberösterreichs auf Grund Erbvertrags von 1186 der Erwerb des Herzogtums Steiermark. 1229 wurden Andechser Güter in Krain erworben. Das Erbe des 1246 im Mannesstamm erloschenen Geschlechts traten nach den Wirren des Interregnums, in denen Österreich über Margarete von Babenberg an König Ottokar II. von Böhmen gelangt war, 1282 die Grafen von Habsburg an. L.: Juritsch, G., Geschichte der Babenberger und ihrer Länder, 1894; Guttenberg, E., Frhr. v., Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, bearb. v. Fichtenau, H./Zöllner, E., Bd. 1-4,1 1950ff.; Geldner, F., Zur Genealogie der ”alten Babenberger”, Hist. Jb. 84 (1964), 257f.; Geldner, F., Neue Beiträge zur Geschichte der alten Babenberger, 1971; Babenberger-Forschungen, hg. v. Weltin, M., 1976; Das babenbergische Österreich, hg. v. Zöllner, E., 1978; Borgolte, M./Scheibelreiter, G., Babenberger, LexMA 1 1980, 1321; Lechner, K., Die Babenberger, 4. A. 1985; Faußner, H., Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher, 1990; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010.

 

Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum, Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae (220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten) und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer (teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf. L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top. Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen, 1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester, R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G., Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008.

 

Balzheim (Herrschaft). Unter der Landeshoheit Österreichs gehörte die Herrschaft B. an der Iller in Burgau den Herren von B. (Ehinger von B. † 1734). S. Baden-Württemberg.

 

Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon in der Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742 eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007 an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger und Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062], Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien vermehrte sich von etwa 30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr als 200, doch blieb das Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten reiche Gaben König Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus dem 906 von den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und (vor allem zur Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der Steiermark, Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf, Schlierbach, Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer, Kogl, Sankt Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs, Kitzbühel, Gais, Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing, Antiesenhofen, Aschach, Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg, Attegau – Hausruck, Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld, Sankt Martin im Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal, Feldkirchen, Lavanttal, Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden konnten) und später auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von Gütern im Nordgau (Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen, begünstigt durch das Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von Abenberg, der die Vogtei innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und der Herren von Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft und Kauf ihre weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums auszudehnen, wobei sie sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das kaiserliche Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im Kampf um die Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis Carolina von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum zwei Drittel aller Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde es durch Gustav Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt, 1648 aber wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772 Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein Landrecht (nur Teil 1 Civil- oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche, 220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer als Suffraganen geschaffen. L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4, 146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust, A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur bambergischen Zentralverwaltung in Kärnten, FS Zeumer 1909; Guttenberg, E., Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Neukamm, W., Territorium und Staat der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1949); Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter Kronach und Teuschnitz, 1951, Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. 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Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith, W., Reformation and the German Territorial State Upper Franconia 1300-1630, 2008.

 

Barbelstein (Herrschaft), Berwartstein. Um das Schloss B. nordwestlich von Weißenburg im Elsass bildete sich eine Herrschaft. Sie stand später den Herren von Waldenburg zu. Sie gehörte mit Schöneck zur Unterstatthalterschaft Weißenburg in der Landgrafschaft Elsass bzw. Unterelsass (Niederelsass) und fiel mit dem Elsass an Frankreich. 1815 kam B. an Österreich, 1816 an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 294.

 

Bärnegg (Herrschaft). Die Burg B. in der Elsenau wurde vermutlich von Gottfried von Schildgraben im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut. Sie wurde Mittelpunkt einer geschlossenen Rodungsherrschaft und erscheint urkundlich erstmals 1316. Im 15. Jahrhundert wurde die Herrschaft B. von Österreich abgetrennt und mit der Steiermark verbunden. 1490 entzog sie der Kaiser den Pernern, gab sie aber 1529 wieder zurück. 1550/1571 kam sie erbweise an die Rindsmaul. L.: Hofer, E., Die Herrschaft Bärnegg in der Elsenau, Diss. phil. Graz 1967.

 

Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stamms wurde in der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II. setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985 wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34 Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste 1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt (Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau (Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland (Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach. L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.; Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. 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Bayern im Bild der Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525, Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die Geschichte Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernenbayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.

 

Belluno (Stadtstaat). Dem antiken B. am Piave folgte ein langobardischer Herzogssitz. Dieser war später Mittelpunkt der Grafschaft B. der Bischöfe von B. Im 12./13. Jahrhundert löste sich die Stadt von der Herrschaft der Bischöfe und schloss sich dem lombardischen Städtebund an. 1404 kam sie an Venedig, 1797 an Österreich, 1805 an das Königreich Italien Frankreichs, 1815 an das Königreich Lombardo-Venetien Österreichs und 1866 an Italien. L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) E1, II 66 (1378) E/F1.

 

Berchtesgaden (Fürstpropstei, Residenz). Zwischen 1102 und 1105 gründeten Irmgard und Berengar von Sulzbach die Zelle B. Sie wurde 1120 erneuert und war seit 1142 päpstliches Eigenkloster. Friedrich I. Barbarossa verlieh ihr 1156 Forstfreiheit und Schürffreiheit nach Salz und Metall (und damit Landeshoheit bzw. Reichsunmittelbarkeit). Heinrich VI. bestätigte ihr 1194 das Bergregal, Rudolf von Habsburg 1290 die Reichsunmittelbarkeit und Adolf von Nassau 1294 den Blutbann. 1380 erhielt der Propst von König Wenzel B. als Reichslehen, doch wurde B. wegen hoher Verschuldung von 1393 bis 1404/1407 in das Erzstift Salzburg inkorporiert. Seit 1558/1559 war der Propst Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Von 1594 bis 1723 waren Wittelsbacher Fürstpröpste von B. 1803 wurde B., dem außer Stift und Markt B. der Marktflecken Schellenberg (Marktschellenberg), die Pfarrei Ramsau, die acht Gnodschaften (= Genossenschaften) Schönau, Ramsau, Bischofswiesen (Bischofwies], Gern, Scheffau, Au, Salzberg (Berg], Ettenberg (Ottenberg]) und bedeutende mittelbare Herrschaften in Österreich, Bayern und Salzburg gehörten, mit insgesamt 14 Quadratmeilen und 18000 Einwohnern säkularisiert und kam an Erzherzog Ferdinand von Toskana, 1805 an Österreich und 1809/1810/1816 an Bayern. L.: Wolff 145; Zeumer 552ff. II a 31; Wallner 712 BayRK 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G5, III 38 (1789) E3; Albrecht, D., Fürstpropstei Berchtesgaden, 1954; Martin, F., Berchtesgaden. Die Fürstpropstei der regulierten Chorherren 1923, 2. A. 1970; Dopsch, H., Berchtesgaden, LexMA 1 1980, 1932; Geschichte von Berchtesgaden, hg. v. Brugger, W. u. a., Bd. 1f. 1991ff.; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 643, 1, 2, 46.

 

Berg (Herrschaft). Nach B. an der Donau bei Ehingen nannten sich Grafen von B., die mit den Staufern verwandt waren und im 12. Jahrhundert drei Töchter mit den Herzögen von Böhmen, Mähren und Polen verheirateten. Graf Heinrich III. erhielt 1212 Burgau zu Lehen und übertrug hierauf den erheirateten Titel eines Markgrafen (von Ronsberg). Diese Linie starb 1301 aus. Von der 1346 aussterbenden Hauptlinie der Grafen von Wartstein erwarb Österreich 1343 die Herrschaft B. Unter der Landeshoheit Österreichs hatten in der Landvogtei Schwaben die Grafen (Schenk) von Castell die Herrschaft. S. Baden-Württemberg. L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1.

 

Bergamo (Stadtstaat). Das antike Bergomum war später Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer fränkischen Grafschaft. Im 12. Jahrhundert (1108 Konsuln) löste sich die Stadt aus der Herrschaft der Bischöfe und schloss sich dem lombardischen Städtebund an. 1333 kam B. an Mailand, 1428 an Venedig, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814/1815 an das Königreich Lombardo-Venetien Österreichs und 1866 an Italien. L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254); Chardon, M., Bergamo, (in) Méditerranée 8 (1967); Jarnut, J., Bergamo 568-1098, 1979; Jarnut, J./Soldi Rondini, G., Bergamo, LexMA 1 1980, 1945f.

 

Bergzabern (Herrschaft, Residenz [Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer Teilung zwischen Heinrich und Simon von Saarbrücken an den die Linie der Grafen von Zweibrücken begründenden Grafen Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von Habsburg dem Dorf Zaberen das Stadtrecht von Hagenau. 1373 wurde die Stadt erstmals als Bergzaberen (B.) bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod Graf Eberhards II. von den Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410 an das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am Ende des 18. Jahrhunderts (1793) fiel es an Frankreich, 1815 nach kurzer Verwaltung durch Österreich an die Pfalz bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz), 1946 an Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern, 1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt Bergzabern, 2009.

 

Bernau (Herrschaft). Unter der Landeshoheit Österreichs hatten seit 1635 die Freiherren von Roll die von den Freien von Bernau 1236 an die Freien von Gutenburg und danach an Henman von Reinach bzw. Rinach und Jakob von Rotberg bzw. Raperg sowie Österreich gelangte Herrschaft B. mit Gansingen, Galten, Büren Schwaderloch und Leibstatt im Aargau. S. Roll zu B. Aargau L.: Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz 2 (1924), 187.

 

Bernstein, Pernstein (Herrschaft). B. kam 1491 verwaltungsmäßig an Niederösterreich, 1647 unter die Verwaltung Ungarns und 1919 an Österreich. L.: Scheuch, M., Standard 20. 2. 1998.

 

Biberbach, Marktbiberbach (Herrschaft). Bereits im 11. Jahrhundert war B. nahe der Schmutter Mittelpunkt einer Herrschaft von Herren von B. Daneben waren auch die Herren von Rechberg in B. begütert und erlangten 1219 in weiblicher Erbfolge die Biberbacher Güter. Im 14. Jahrhundert gehörte die Herrschaft (mit Markt, Langenreichen [Langereichen], Feigenhofen, Eisenbrechtshofen und Prettelshofen) den pappenheimischen Ministerialen von B. 1514 verkaufte Hans Marschall von B. die Herrschaft für 32000 Gulden an Kaiser Maximilian, der sie zur Tilgung von Schulden an die Fugger weitergab. 1801 gehörten die Herrschaften Wellenburg (Wöllenburg), Gablingen (Gaiblingen) und B. westlich Augsburgs innerhalb Schwäbisch-Österreichs unter den Grafen Fugger-Wasserburg zum schwäbischen Reichskreis. S. Bayern. L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16b; Pappenheim, H. Graf zu, Versuch einer Geschichte der frühen Pappenheimer Marschälle, 1927.

 

Bielitz (Herrschaft, Fürstentum, Herzogtum), poln. Bielsko. Das im 13. Jahrhundert gegründete B. an der Biala am Fuß der Karpaten gehörte nach 1281 zum Herzogtum Teschen, das 1625/1653 an Österreich fiel. 1572 wurde die Herrschaft B., die eine deutsche Sprachinsel im östlichen Oberschlesien bildete, durch Verkauf seitens Teschens selbständige Minderstandesherrschaft (mit etwa 2500 Einwohnern,) 1752 Fürstentum, 1754 Herzogtum. 1919/1920 kam das 1742 bei Österreich gebliebene B. zu Polen. Es umfasste ein Gebiet von 4 Quadratmeilen. L.: Wolff 489; Hanslik, E., Biala, eine deutsche Stadt in Galizien, 1909.

 

Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum) zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem deutschen Reich an (950 Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine Sonderstellung ein, die sich auch darin zeigte, dass der böhmische Fürst, der aus der Dynastie der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden (Przemysliden) (Herzöge von Prag) kam, vereinzelt schon seit Ende des 11. Jahrhunderts (1086) den Königstitel anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog erstmals als Inhaber eines Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an steigerten die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs (1251), der Steiermark (1251/1260), des Egerlandes (1266), Kärntens und Krains (1269) griff der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar II. (1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau und im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch noch Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437). Unter ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des Reiches, fasste B., Mähren und Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen als die Länder der böhmischen Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags zum Erzbistum (1344), gründete 1348 in Prag die erste Universität nördlich der Alpen und verschaffte in der Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die Kurwürde und den Vorrang unter den weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der hussitischen Bewegung erstarkte unter dem schwachen Nachfolger Wenzel das tschechische Nationalbewusststein. Außer in den Städten setzte sich die tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des Mittelalters beherrschte faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst vergeblich begehrte Land. 1471 fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die polnischen Jagiellonen (1471-1526) und wurden mit Polen und (1490) Ungarn vereinigt. In die Kreiseinteilung des Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von Habsburg, der Schwager des letzten Königs, in starker Betonung des Rechts der freien Wahl als böhmischer König angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des evangelischen böhmischen Adels gegen das katholische Haus Habsburg, doch setzte sich Habsburg schon 1620 militärisch durch und erließ 1627 als Ausdruck eines strengen Absolutismus die Verneuerte Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das Reich trat zugunsten der engeren Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern zurück. 1708 wurde die seit 1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im Kurfürstenkolleg wieder zugelassen. Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt Prag und die Kreise Bunzlau (Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow, Chrudim (Chrudin), Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor, Budweis, Prachin, Pilsen, Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und Beraun. 1742 musste fast ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19. Jahrhundert trat die nationale Frage wieder in den Vordergrund, wobei habsburgische Reformmaßnahmen das Wiedererstarken des tschechischen Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem Einfluss des Historikers Franz Palacky entstand die Forderung nach einer Neugliederung Österreichs nach Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die tschechische Nationalbewegung vom österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919 ging B. auf Grund der Stärke der tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75 Sitze der Tschechen und 55 Sitze der Deutschen im Reichsrat) in der neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die alte politische Einheit B. innerhalb der Tschechoslowakei aufgelöst. S. Tschechien bzw. Tschechische Republik. L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38 (1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens, Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von 1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K., Historische Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg. v. Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f. bay. LG. 28 (1965), 99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968, hg. v. Sturm, H., Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M, hg. v. Sturm, H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg, H./Slapnicka, H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz, F., Böhmen im mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter, Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder von den Anfängen bis 1948, Publikationen der Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A. 1997; Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und Revolution in Böhmen, 1998; Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,431; Höblet, L., Böhmen.

 

Bormio (Grafschaft), mhd. Worms. B. an der oberen Adda war im Mittelalter Sitz einer Grafschaft und kam von 1512 bis 1797 an Graubünden, 1814 an Österreich und 1859 an Italien. L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) I4.

 

Bregenz (Grafschaft, Grafen). Nach älteren Siedlungen errichteten die vindelikischen Brigantier im Mündungsdelta des Rheines in den Bodensee ihren Vorort. Den keltischen Namen Brigantion übernahm eine nachfolgende römische Siedlung (Brigantium). Am Ende des fünften Jahrhunderts war Brigantium in den Händen der Alemannen. In der Mitte des 11. Jahrhunderts wurde Bregenz Sitz der rings um den Bodensee reich begüterten Grafen von B. (1043 Uodalricus Prigantinus, Udalrichinger). Von ihnen kamen die Güter über die Grafen von Pfullendorf und die Pfalzgrafen von Tübingen (B.) an die Grafen von Montfort, die B. 1451/1523 an Habsburg bzw. Österreich verkauften. Unter Österreich zählte die Grafschaft zum österreichischen Reichskreis. Innerhalb Österreichs wurde es Landeshauptstadt Vorarlbergs. S. Montfort-Bregenz. L.: Wolff 39; Wallner 711 ÖsterreichRK 1; Helbok, A., Bevölkerungsgeschichte der Stadt Bregenz vom 14. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, 1912; Schmid, K., Bregenz, LexMA 2 1983, 599; Niederstätter, A., Quellen zur Geschichte der Stadt Bregenz 1330-1663, 1985; Klagian, T., Die Entwicklung von Bregenz, Montfort 51 (1999), 155.

 

Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369) nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002 in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge von Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf) Rudolf von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der Stadt als König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861; Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist. Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G., Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper, B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins (Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983, 600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89

 

Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft, Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe). Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie der Markgrafen von Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die Grafen von Habsburg einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch das Erlöschen der Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter der Herzöge von Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des Breisgaus bei den Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der Neuzeit aus dem B. ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als Landgrafschaft 1318 an die Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und kam durch Erwerb der Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368 von den Grafen von Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und Neuenburg sowie 1365 Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469 bis 1474 wurde der B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen, Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein) eigene Verwaltung (in Ensisheim) und Landstände. Im Frieden von Lunéville des Jahres 1801 bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an den Herzog von Modena, 1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und Württemberg. 1810 trat Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal (Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die Helvetische Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit Baden an Baden-Württemberg. L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue, Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue, Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch, Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen, Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim, Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten, Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl, Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v. Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N. u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263, Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis, Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des vorderösterreichischen Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA 2 1983, 601f.; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen, Wollbach, Haltingen, Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 531.

 

Brescia (Stadtstaat). Das zunächst keltische Brixia am Ausgang des Trompiatales stand seit 218 v. Chr. unter römischem Einfluss. Vom 6. bis 8. Jahrhundert war es Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums. Im 12. Jahrhundert wurde es Mitglied des lombardischen Städtebundes (1120 concio, 1127 consules). Nach häufigem Herrschaftswechsel seit 1258 fiel es 1426 an Venedig, 1797 an die zisalpinische Republik und an das Königreich Italien Frankreichs, 1815 an das Lombardo-Venetianische Königreich Österreichs. Seit 1859 gehörte es zum Königreich Sardinien(-Piemont) bzw. 1861 Italien. L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Storia di Brescia, hg. v. Treccani degli Alfieri, G., Bd. 1ff. 1961ff.; Soldi Rondinini, G., Brescia, Lex MA 2 1983, 608ff.

 

Breslau (Herzogtum, Residenz der Piasten). Nach älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen Straßenkreuzung an der oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg, die nach dem slawischen Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird dort ein Bistum eingerichtet. 1214 finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B. (vielleicht zum zweitenmal) deutsches Recht. Bei der Teilung der niederschlesischen Piasten von 1248/1254 erlangte Heinrich III. Breslau, seine Brüder Glogau und Liegnitz. 1280 wurde sein Sohn Heinrich IV. von König Rudolf von Habsburg als Reichsfürst belehnt. 1290 setzte sich nach dem Tod Heinrichs IV. Heinrich V. von Liegnitz durch, musste aber Schweidnitz und Münsterberg an Jauer und Oels an Glogau abgeben. 1311 kam B. bei der Teilung von Liegnitz an Heinrich VI., umfasste aber im Wesentlichen nur noch die Städte und Weichbilder B., Neumarkt und Namslau. 1327 übertrug Heinrich VI. es mit Wirkung von 1335 an den König von Böhmen. Zwischen 1346 und 1356 erhielt es auf der Grundlage des Sachsenspiegels ein Landrecht. Von 1469 bis 1490 unterstand es dem König von Ungarn, um danach wieder zu Böhmen zurückzukehren. 1526 fiel es mit Böhmen an Habsburg bzw. Österreich. 1702 erhielt es von dort eine Universität. Das Herzogtum hatte einen Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Namslau und Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K., Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v. Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702 bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt Breslau, 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79.

 

Bretzenheim (Herrschaft, Grafen, Reichsritterschaft, Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an der unteren Nahe war kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und Falkenstein, von denen sie 1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er erhielt 1664 von Kaiser Leopold I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied des westfälischen Reichsgrafenkollegiums. 1733 nach dem Aussterben der Grafen zog das Erzstift Köln das Lehen ein, gab es aber 1734 an den Grafen von Virmond/Virmont und 1747 an den Freiherrn von Roll (zu Bernau). 1772/1773 wurde B. von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern (Pfalz/Bayern) für seinen nichtehelichen, von der Schauspielerin Seyffert (später Gräfin Heideck) geborenen Sohn Karl August erworben, der sich seitdem Graf von B. nannte. Dazu kamen weitere zusammengekaufte kleinere Herrschaften an der unteren Nahe. Mit der halben Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem 1786 von den Freiherren von Dalberg zu Herrnsheim gekauften Mandel und drei Vierteln Rümmelsheim zählten die Grafen zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein, mit dem 1791 von der Abtei Sankt Jakobsberg bei Mainz erlangten Planig zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1790 erhielt der Graf von B. von Joseph II. den Fürstentitel verliehen. Das Fürstentum gehörte zum oberrheinischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1801 fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen und 3000 Einwohnern an Frankreich. 1802/1803 erhielt der Fürst durch § 22 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die Reichsstadt Lindau und das gefürstete Damenstift Lindau. Sie vertauschte er 1804 gegen ungarische Güter um Regez an Österreich, das Lindau 1805 an Bayern verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.

 

Brieg (Fürstentum, Residenz der Piasten), poln. Brzeg. Das seit Anfang des 13. Jahrhunderts erkennbare B. erhielt um 1247 Neumarkter Recht. 1311 entstand durch Erbteilung im Herzogtum Liegnitz das Herzogtum B. Es kam 1329 unter die Lehnshoheit Böhmens. 1344 wurde Grottkau an das Erzstift Breslau verkauft. Seit 1669 war B. mit Liegnitz und Wohlau vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Herzöge von Liegnitz an Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam es an Preußen. Das Gebiet des Fürstentums umfasste 46 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Ohlau, Strehlen, Nimptsch und Kreuzburg-Pitschen geteilt. Seit 1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H., Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg, 1907; Irrgang, W., Neuere Geschichte der Stadt Brieg 1740-1980, 1980; Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983, 683f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 82.

 

Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich von Klausen, das Pustertal, das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen, der 798 dem Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er erhielt 892 von Kaiser Arnulf den Reichsforst Pustertal und 901 von König Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B., 828 locus Pressene), an den seit etwa 960 der Sitz des Bistums verlegt wurde. Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe den später wieder verlorenen Hof Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in Krain. König Konrad II. übertrug 1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal (Norital, Unterinntal), Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal. Landesherrliche Gewalt entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal sowie um Veldes, während im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte die Herrschaft ausübten (Grafen von Morit, dann die Grafen von Andechs, um 1210 die Grafen von Tirol). Mit der Übergabe Tirols an Habsburg (1363) verlor das Bistum gegenüber dem Tiroler Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol ”konföderiert”) und behielt nur wenige Güter um Brixen und Bruneck. Das Pustertal kam über Bayern, Tirol und Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde das 17 Quadratmeilen (900 Quadratkilometer) große Hochstift mit 26000-30000 Einwohnern (Brixen mit Stadtgericht und Hofgericht, Klausen mit den Gerichten Feldthurns, Latzfons, Verdings, Bruneck mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein, Gerichte Thurn an der Gader, Antholz, Anras, Niedervintl, Salern mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen, Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft Veldes in Krain, Amt Teugn bei Regensburg und einige Küchenmayerhöfe) säkularisiert, Österreich einverleibt und zu Tirol geschlagen. 1919 wurde B. mit Südtirol an Italien angeschlossen. L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.; Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner Hochstiftsarchive 845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen. Reichsfürstentum und Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A., Kirchengeschichte Tirols, 1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber, A., Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983, 704f.; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen als bairisches Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83; Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.

 

Brochenzell (Herrschaft). 861 ist die Zelle Eigelsweiler am Bodensee erstmals bezeugt. Vor 1274 kam die zugehörige, seit 1274 B. (gebrochene Zelle) benannte Herrschaft mit 8 Weilern an die Grafen von Heiligenberg, dann an die Grafen von Werdenberg, vor 1439 an die Grafen von Montfort und von diesen an die Familie Humpiß von Ravensburg. 1721 wurde die seit 1400 als Reichslehen geltende Herrschaft vom Kloster Weingarten erworben und gelangte 1803 an Nassau-Oranien, 1804 an Österreich und 1805 an Württemberg und damit B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Der Kreis Tettnang, 1969.

 

Bukowina (Kronland Österreichs). Das östlich von Siebenbürgen am Osthang der Karpaten gelegene, 1482 erstmals B. (Buchenland) genannte Gebiet gehörte seit dem 14. Jahrhundert zu dem späteren türkischen Vasallenfürstentum Moldau. 1769 wurde es von Russland erobert, 1774 von Österreich besetzt. Am 7. 5. 1775 wurde es mit 190 Quadratmeilen und 79000 meist rumänischen Einwohnern von der Türkei an Österreich abgetreten. Am 1. 11. 1786 wurde die B. mit Galizien (Galizien/Lodomerien) vereinigt. 1849/1860/1861 wurde sie eigenes Kronland. 1874/1875 wurde die deutsche Universität Czernowitz gegründet. Um 1900 lebten in der B. rund 85000 Deutsche, 13000 Deutschstämmige, 300000 Rumänen, 300000 Ruthenen, 130000 Juden und 36000 Polen. 1919 fiel die B. an Rumänien, 1940 der Norden mit Czernowitz an die Sowjetunion bzw. nach 1990 an die Ukraine. L.: Bidermann, H., Geschichte der Bukowina unter österreichischer Verwaltung 1775-1875, 1875; Kaindl, R., Geschichte der Bukowina, Bd. 1ff. 2. A. 1896f.; 150 Jahre Deutschtum in der Bukowina, hg. v. Lang, F., 1961; Turczynski, E., Geschichte der Bukowina in der Neuzeit, 1993; Galizien, Bukowina, Moldau, hg. v. Glassl, H., 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau 1999; Hausleitner, M., Die Rumänisierung der Bukowina, 2001; Scharr, K., Die Bukowina, 2007; Scharr, K., Die Landschaft Bukowina, 2011.

 

Burgau (Markgrafschaft). Im Gebiet zwischen Donau, Lech, Wertach, Schwabegg und Leipheim-Weißenhorn sind im 12. Jahrhundert die mit den Staufern verwandten Grafen von Berg (ab 1132/1160) begütert. Sie übernahmen nach dem Aussterben der Markgrafen von Ronsberg 1212/1213 deren Titel und übertrugen ihn auf den 1147 erstmals erwähnten B. Nach dem Erlöschen des burgauischen Zweiges der Grafen von Berg zog König Albrecht I. 1301 die aus Adelsgut und Reichsgut locker zusammengefügte Markgrafschaft 1301 als Reichslehen ein. Danach gelangte B. an Habsburg, das vor allem in den Orten B., Günzburg, Scheppach und Hochwang grundherrliche und niedergerichtliche Rechte, im Übrigen Geleit, Zoll, Forst und Hochgericht hatte. Im 14. und 15. Jahrhundert war B. an die Westernach, Ellerbach und Knöringen, 1450 an Bayern-Landshut, 1485 an das Hochstift Augsburg und von 1486 bis 1492 an Bayern verpfändet. 1492 löste König Maximilian den B. mit Hilfe der Fugger, der Reichsstädte Augsburg und Ulm sowie der ”Insassen” aus. Von 1498 bis 1559 war der B. an Augsburg verpfändet. Zwischen 1564 und 1665 war er der Tiroler Nebenlinie des Hauses Habsburg zugeordnet, kam dann aber an die Hauptlinie. Der Landvogt residierte in Günzburg. 1805 trat Österreich den B. an Bayern ab. L.: Wolff 42; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Sartori, J. v., Staatsgeschichte der Markgrafschaft Burgau, 1788; Kolleffel, J. L., Schwäbische Städte und Dörfer um 1750. Geographische und topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau 1749-1753, hg. v. Pfand, R., 1976ff.; Nebinger, G., Entstehung und Entwicklung der Markgrafschaft Burgau, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, 3. A. 1978, 753ff.; Schulz, A., Burgau. Das Bild einer schwäbischen Stadt, 1983; Wüst, W., Die Markgrafschaft Burgau, 1988, (in) Heimatverein für den Landkreis Augsburg, Jber. 1985/1986; Schiersner, D., Politik, Konfession und Kommunikation, 2005.

 

Burgenland (Bundesland). Der Name B. leitet sich von der Endung -burg der ungarischen Komitate Eisenburg, Ödenburg, Pressburg und Wieselburg her. 1919 wurde das meist zu Ungarn gehörige, seit dem elften Jahrhundert zunehmend von Deutschen besiedelte Gebiet (ohne Moson, Vasvar und Pressburg) Österreich zugesprochen. 1920 hielt es amtlich den Namen B. Nach einer nicht einwandfreien Volksabstimmung vom 14. 12. 1921 fiel Ödenburg an Ungarn. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland B. mit der Hauptstadt Eisenstadt zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918 von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje) rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten Zivilverwaltung des Deutschen Reiches. 1945 wurde B. als Bundesland wieder hergestellt. L.: Allgemeine Bibliographie des Burgenlandes, 1956ff.; Guglia, O., Das Werden des Burgenlandes, 1961; Ernst, A., Geschichte des Burgenlandes, 2. A. 1991.

 

Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft). Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes, strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863) Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon [Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence, Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon (1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien, Burgundischer Reichskreis. L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit, E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.; Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J., Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold. The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122 Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978; Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010.

 

Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten die Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die Grafen und Herren von Breda, Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom) den burgundischen Reichskreis bilden. 1548 wurde für die Güter Habsburgs in den Niederlanden die Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis vereinbart. 1551 gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen (Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des burgundischen Reichskreises - ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande - zum Reich bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene Besançon hinzu. 1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an Österreich, 1801 an Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der burgundische Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot) (Herzogtum, Burgund, Croy), Antwerpen (Markgrafschaft, Brabant, Burgund), Grimbergen (Berghes) (Fürstentum, Brabant, Burgund), Bournonville (Fürstentum, Brabant, Burgund), Brabant (Herzogtum, Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines (Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft, Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren (Fürstentum, Flandern, Burgund), Geldern (Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft, Flandern, Burgund), Havre (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft, Burgund), Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft, Limburg, Burgund), Hoogstraten (Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes) (Fürstentum, Brabant, Burgund), Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Ligne (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln (Burgund), Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum, Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn und Taxis (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Valkenburg (Grafschaft, Limburg, Burgund), insgesamt 600 Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien. L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.

 

Burkheim (Herrschaft). B. am Westrand des Kaiserstuhls wird 762 erstmals genannt. Im 10. Jahrhundert kam es aus gräflicher Hand durch Kaiser Otto I. an das Kloster Einsiedeln. Vögte des Klosters waren die Herren von Üsenberg. Neben ihnen erscheinen die Markgrafen von Hachberg (Baden-Hachberg), die B. 1330 an Habsburg verkauften. Unter Oberhoheit Österreichs hatte es innerhalb des Breisgaus später der Freiherr Mayer von Fahnenberg inne. 1806 kam es an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 41.

 

Bussen (Herrschaft), Buss, Buß. Der 805 erstmals genannte B. zwischen Donau und Federsee wurde wohl vom letzten Angehörigen der Bertholde dem Kloster Reichenau übergeben. Im 12. Jahrhundert war er Mittelpunkt einer Herrschaft vermutlich der 1143 ausgestorbenen Grafen von Bregenz. Im 13. Jahrhundert könnte die Herrschaft in der Hand ritterlicher Reichsministerialen gewesen sein. 1314 verpfändete Habsburg die Herrschaft an die Grafen von Hohenberg, nach 1352 an die Ellerbach und 1387 an die Truchsessen von Waldburg, welche die Herrschaft 1786 an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauften. Über Friedberg-Scheer der Fürsten von Thurn und Taxis und Österreich gehörte die Herrschaft zum österreichischen und schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 46, 180; Wallner 714 ÖsterreichRK 1, Wallner 688 SchwäbRK 44; Buck, M. R., Der Bussen und seine Umgebung, 1868; Der Kreis Saulgau, 1971.

 

Buxheim (Abtei, Reichskartause). 1402 gründete Heinrich von Ellerbach mit Unterstützung des Bischofs von Augsburg bei Memmingen die Kartause B. Als 1546 die Reichsstadt Memmingen in der Kartause die Reformation einführte, wurde ihr die Schutz- und Schirmgerechtigkeit entzogen und der Landvogtei Schwaben für Österreich übertragen. Damit konnte B. zur Reichsunmittelbarkeit aufsteigen. Mit drei Dörfern und drei Weilern gehörte B. zum schwäbischen Reichskreis. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die Grafen von Ostein für den Verlust der Herrschaft Millendonk/Mylendonk/Myllendonk die Abtei B. (ohne Pleß und belastet mit verschiedenen Renten). Das Dorf Pleß kam an den Grafen von Wartenberg. 1810 erbten die Grafen Waldbott von Bassenheim B., das danach an Bayern gelangte. S. Bayern. L.: Wolff 45, 228; Arens, F./Stöhlker, F., Die Kartause Buxheim in Kunst und Geschichte, 1962; Faust, U., Zur Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a. 2001.

 

Caldonatz (Herrschaft) ital. Caldonazzo. 1801 gehörte die Herrschaft C. über das Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis. L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2.

 

Carpi (Stadtkommune). C. in der Poebene nördlich von Modena fiel 1115 von Mathilde von Tuszien an den Papst. 1530 kam es durch Kaiser Karl V. an die Este und wurde 1535 zum Fürstentum erhoben. Mit dem Herzogtum Modena der Este ging es 1797 in der zisalpinischen Republik und 1805 im napoleonischen Königreich Italien Frankreichs auf. 1814 kam es an Franz IV. von Österreich-Este. 1860 fiel es an Sardinien (1861 Italien). L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2.

 

Castiglione (Fürstentum). C. delle Stiviere am Nordrand der Poebene fiel 1404 an eine Linie der Gonzaga. Unter ihr war es Hauptort eines eigenen Fürstentums. 1713/1714 kam es (mit den Lehen Medole und Solferino bzw. Sulferino) an Österreich, 1859 mit der Lombardei an Sardinien bzw. Italien. L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370.

 

Castro (Markgrafschaft). Im 18. Jahrhundert zählte das an 1649 an den Kirchenstaat gelangte C. zu dem von Österreich beanspruchten Lehen Herzogtum Mailand. L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374; Schnettger, M., Kleinstaaten in der frühen Neuzeit, HZ 286 (2008), 613.

 

Castua (Herrschaft). 1801 gehörte die Herrschaft C. über die Markgrafschaft Istrien und das Erzherzogtum Österreich zum österreichischen Reichskreis. L.: Wolff 33; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.

 

Chiavenna (Stadtkommune), mhd. Cleven. Das bereits in römischer Zeit vorhandene (Clavenna), seit dem 10. Jahrhundert von den Bischöfen von Como beherrschte C. an der Mera und am Treffpunkt des Bergell (Majolapass) und der Val San Giacomo (Splügenpass) wurde am Ende des 11. Jahrhunderts freie Kommune. 1335 fiel es an die Visconti (Herzogtum Mailand). 1512 wurde es von Graubünden erobert. 1797 schloss es sich mit dem Veltlin der zisalpinischen Republik an. 1815 kam es an Österreich, 1859 an Italien. L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) G4; Heinemeyer, W., Chiavenna, LexMA 2 1983, 1809; Becker, C., Die Kommune Chiavenna, 1995.

 

Cilli (Grafschaft, Fürstentum, Residenz), Celje. C. in Slowenien war bereits in römischer Zeit besiedelt (Celeia), doch wurde das römische municipium 579 vernichtet. Um 1130 war die Höhenburg C. Sitz der Markgrafen von Saunien. Später fiel C. an die Kärntner Grafen von Heunburg (Haimburg). 1322/1333 kam es von diesen mit weiteren Gütern erbweise an die seit 1130 nachweisbaren steirischen Freien von Sannegg/Sanneck, die 1308 in die Vasallität der Habsburger aufgenommen und am 16. 4. 1345 von Kaiser Ludwig dem Bayern mit der Gurker Lehnsherrschaft Lemberg als Grafschaft C. zu Grafen von C. erhoben wurden. 1372 erneuerte Kaiser Karl IV. die Verleihung. 1399 erhielten die Grafen die Grafschaft Zagorien (Seger). Seit 1406 nannten sich die Grafen Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. 1422 erbten sie Güter der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain (Gottschee, Grafschaften Ortenburg, Sternberg). Nach der Vermählung von Barbara von C. mit Kaiser Sigmund wurden die Grafschaften Ortenburg, Sternberg und C. am 20. 11. 1436 zu Reichsgrafschaften und die Grafen in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafen) erhoben (Fürstentum mit Gütern in Ungarn, Kärnten, Krain und Steiermark). Am 19. 11. 1456 wurde Ulrich II., der 1455 zum faktischen Regenten in Österreich aufstieg, ermordet. Sein Erbe fiel nach längeren Kämpfen an Kaiser Friedrich III. von Habsburg/Österreich. Dem daraus in der unteren Steiermark entstandenen Cillier Kreis gehörten C., Rann, Feistritz, Windischgraz (Windischgrätz), 3 Märkte, 116 Herrschaften und mehrere Klöster zu. L.: Wolff 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Krones, F. v., Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, 1883; Pirchegger, H., Landesfürst und Adel in der Steiermark während des Mittelalters, Bd. 1 1951; Pirchegger, H., Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen Herrschaften, Ostdt. Wiss. 2 (1956), 157ff.; Dopsch, H., Cilli, LexMA 2 1983, 2084f.; Celjska knjiga listin I, bearb. v. Kos, D., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 173; Štih, P., Die Grafen von Cilli, MIÖG 110 (2002), 67; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 51, 791, 1, 2, 113.

 

Colloredo (Fürst). 1302 erbaute der schwäbische Adlige Wilhelm von Mels die Burg C. bei Udine, nach der sich die Familie nunmehr benannte. Bei seinem Tod spaltete sie sich in eine 1693 erloschene Asquinische Linie, eine Bernhardinische Linie und eine Weikardische Linie. 1591 wurde das Haus mit den schwäbischen Grafen von Waldsee (Wallsee) an der Ach in Oberschwaben vereinigt, von denen die C. fälschlich ihren Ursprung herleiteten. 1629 erhielt die Asquinische Linie, 1724 das Gesamthaus den Reichsgrafenstand, 1763 den Reichsfürstenstand. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte der Fürst von C. als Personalist zu den schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Der 1788 vom älteren Sohn weitergeführte fürstliche Zweig nannte sich seit 1789 Colloredo-Mannsfeld bzw. Colloredo-Mansfeld. Colloredo-Mannsfeld bzw. Colloredo-Mansfeld wurde 1805/1806 in Österreich und Württemberg mediatisiert. L.: Zeumer 554 II b 61, 20; Klein 179; Stetten 39; Riedenauer 123; Crollalanza, G. v., Das Adelsgeschlecht der Waldsee-Mels und insbesondere der Grafen von Colloredo, 1889.

 

Cosel, Kosel (Herrschaft, Herzogtum), poln. Kozle. C. an der Oder war im 12. Jahrhundert eine Grenzburg der Piasten gegen Mähren. 1281 wurde das Herzogtum C. aus Oppeln verselbständigt und kam 1286 an Beuthen, dessen Träger 1327 dem König von Böhmen huldigte. Von 1312 bis 1355 war C. Residenz eines Herzogtums. 1355 kam es an Oels. Von 1451 bis 1471 war es wieder selbständig, fiel 1472 an Münsterberg, 1475 an König Matthias Corvinus von Ungarn, 1490 an Oppeln und 1532 an Österreich. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945 stand C. unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. L.: Wolff 480; Weltzel, A., Geschichte der Stadt, Herrschaft und ehemaligen Festung Cosel, 2. A. 1888.

 

Cremona (Stadtkommune). C. am Po kam 218 v. Chr. von den gallischen Cenomanen an Rom. 451 war es bereits Sitz eines Bischofs. 603 wurde es von den Langobarden erobert, geriet danach aber unter die Herrschaft der Bischöfe. Im 12. Jahrhundert war es freie Kommune (1112-1166 consules). Im Kampf gegen Mailand war es mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa verbündet. 1334/1344 wurde es von den Visconti (Mailand) unterworfen und gelangte 1441 an die Sforza. Mit dem Herzogtum Mailand kam es 1797 unter die Herrschaft Frankreichs. 1815 fiel es an Österreich, 1859 an Sardinien (1861 Italien). L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Signori, E., Cremona, 1928; Montorsi, W., Cremona. Dalla cittá quadrata alla città nova, 1981; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Storia di Cremona, hg. v. Andenna, G., 2004; Il codice dipolmatico della cattedrale di Cremona, hg. v. Leoni, V., 2010.

 

Dahn (Herrschaft). Nach dem vermutlich im 10. Jahrhundert entstandenen D. bei Pirmasens nannte sich eine Familie von Reichsministerialen. Bei ihrem Erlöschen 1603 fiel die Herrschaft D. (D., Geisburg, Burrweiler und Birlenbach) an das Hochstift Speyer zurück. 1789 kam D. an Frankreich, von 1814 bis 1816 unter Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 an Bayern und damit 1946 zu Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 235, 261; Schmid, E., Führer durch Dahn und Umgebung, 1951.

 

Dalhem (Grafschaft). 1801 gehörte die Grafschaft D. über das Herzogtum Limburg und den Herzog von Burgund bzw. Österreich zum burgundischen Reichskreis. L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1.

 

Dalmatien (Landschaft, Königreich). Das im ersten vorchristlichen Jahrhundert erstmals belegte, vielleicht von illyrischen Delmatern abzuleitende D. bezeichnete ursprünglich das Gebiet zwischen Cetina und Neretva, später das Gebiet zwischen Kvarner und Drinmündung an der Adria. Um die Zeitenwende wurde diese Gegend als Provinz D. dem römischen Reich eingegliedert. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts wurde es innerhalb des byzantinischen Reiches zunehmend von Slawen besetzt. 1420 kam es an das seit dem 11. Jahrhundert an ihm interessierte Venedig. 1797 fiel es an Österreich, 1805 an das napoleonische Königreich Italien, 1809 an die illyrischen Provinzen Frankreichs und 1814 wieder an Österreich. 1816 wurde es Königreich Österreichs. 1920 kam es bis auf einige Italien zugesprochene Reste an Jugoslawien. L.: Pisani, P., Les possessions vénétiennes de Dalmatie, Le Mans 1890; Pisani, P., La Dalmatie dé 1797 à 1815, 1893; Voinovitch, C. de, Histoire de Dalmatie, Bd. 1f. 2. A. 1934; Wilkes, J., Dalmatia, 1969; Rapanic, Z., Dalmatien, LexMA 3, 1984, 444ff.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Clewing, C., Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung, 2000.

 

Daun (Reichsritter, Reichsgrafen). In der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint ein mittelrheinisches, aus Burgmannen erwachsenes Adelsgeschlecht, das zur Reichsritterschaft gehörte und mit den namengebenden altgräflichen Dienstherren nicht verwandt war. 1655 wurde es in den Reichsgrafenstand erhoben. Danach übersiedelte es nach Österreich. 1710 erlangte es den Titel eines Fürsten von Thiano. 1896 starb die Familie aus.

 

Deutsche Demokratische Republik (Staat). Nach der Aufteilung des Deutschen Reiches durch die vier alliierten Besatzungsmächte des zweiten Weltkriegs kam 1945 das Gebiet der früheren Reichsländer Mecklenburg, Preußen (Brandenburg, Sachsen), Anhalt, Sachsen und Thüringen zwischen Oder-Neiße und Elbe zur sowjetischen Besatzungszone (9. 6. 1945 Sowjetische Militäradministration), wobei Berlin zusätzlich in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Schon früh wurde mit der aus der Vereinigung von Kommunistischer Partei Deutschlands und Sozialdemokratischer Partei Deutschlands hervorgegangenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (21. 4. 1946) ein entscheidendes politisches Herrschaftsinstrument zur Bildung eines neuen sozialistischen Staates geschaffen. Mit der Deutschen Wirtschaftskommission (4. 6. 1947) und dem Deutschen Volksrat entstanden Vorläufer von Staatsorganen. Am 7. 10. 1949 wurde vom Deutschen Volksrat als provisorischer Volkskammer die erste Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (108178 Quadratkilometer, ca. 17 Millionen Einwohner) geschaffen. Ihr Ziel war die Verwirklichung des Sozialismus. In diesem Zusammenhang wurde das Privateigentum weitgehend beseitigt. Am 23. Juli 1952 wurden die (inzwischen gebildeten) Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst (str.) und durch 14 Bezirke ersetzt. Ein Aufstand der Bevölkerung wurde am 17. 6. 1953 mit Hilfe der Sowjetunion gewaltsam niedergeschlagen. Zur Eindämmung der danach einsetzenden Massenflucht in den Westen wurde am 13. 8. 1961 in Berlin eine Mauer errichtet. In der Folge schien sich die D. allmählich zu einem weltweit anerkannten, wirtschaftlich erfolgreichen Staat zu entwickeln. Im Sommer 1989 zeichnete sich unter dem Einfluss der von Michael Gorbatschow in der Sowjetunion betriebenen Politik der Veränderung eine neue Fluchtbewegung über das Urlaubsland Ungarn ab. Am 9. 9. 1989 öffnete Ungarn seine Grenze nach Österreich. Danach kam es zu umfangreichen politischen Demonstrationen in den großen Städten der Deutschen Demokratischen Republik. Am 18. 10. 1989 trat Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender der Deutschen Demokratischen Republik zurück. Am 9. 11. 1989 öffnete diese die Grenzen nach Westen. In der am 18. 3. 1990 durchgeführten freien Wahl erhielt die bürgerliche Allianz für Deutschland 48% der Stimmen. Am 18. 5. 1990 vereinbarte die neue Regierung mit der Bundesrepublik Deutschland eine Währungsunion, Wirtschaftsunion und Sozialunion. Am 31. 8. 1990 schloss sie einen Einigungsvertrag ab, demzufolge die D. am 3. 10. 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitrat und die Einheit Deutschlands herstellte. L.: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974; Bundesrepublik Deutschland – Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 2. A. 1979; BRD und DDR, hg. v. Jesse, E., 1981; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Ortslexikon Deutsche Demokratische Republik, 1986; Weber, H., Die DDR 1945-1986, 1988; Weber, H., DDR 1990; Brunner, G., Was bleibt übrig vom DDR – Recht nach der Wiedervereinigung? JuS 1991, 353; Markovits, I., Die Abwicklung, 1992; Eine Diktatur vor Gericht, hg. v. Weber, J. u. a., 1995; Hauschild, I., Von der Sowjetzone zur DDR, 1996; Heitmann, S., Die Revolution in der Spur des Rechts, 1997.

 

Deutscher Bund (Staatenbund). Zum Deutschen Bund (8. 6. 1815-23./24. 8. 1866) zählten folgende (zunächst 38) überwiegend mit dem Untergang des Heiligen römischen Reiches am 6. 8. 1806 selbständig gewordene deutsche Staaten: Kaiserreich: Österreich (mit den zuvor zum Heiligen römischen Reich gehörigen Gebieten); Königreiche: Preußen (mit den zuvor zum Heiligen römischen Reich gehörigen Gebieten), Bayern, Sachsen, Hannover (bis 1837 in Personalunion mit Großbritannien), Württemberg; Kurfürstentum: Hessen(-Kassel); Großherzogtümer: Baden, Hessen(-Darmstadt), Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar(-Eisenach), Luxemburg (in Personalunion mit Niederlande); Herzogtümer: Holstein und Lauenburg (bis 1864 in Personalunion mit Dänemark), Nassau, Braunschweig, Sachsen-Gotha (bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg, 1825 erloschen), Sachsen-Coburg (bzw. Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1826 Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha]), Sachsen-Meiningen (seit 1826 mit Saalfeld und Hildburghausen), Sachsen-Hildburghausen (bis 1826), Sachsen-Altenburg (seit 1826, aus Sachsen-Hildburghausen), Anhalt-Dessau (seit 1863 Anhalt), Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen), Limburg (1839 aufgenommen, in Personalunion mit Niederlande); Landgrafschaft: Hessen-Homburg (1817 aufgenommen); Fürstentümer: Waldeck, Lippe(-Detmold), Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Hohenzollern-Hechingen (1849 an Preußen), Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an Preußen), Liechtenstein; Freie Städte: Lübeck, Bremen, Hamburg, Frankfurt. 1817 wurde die Landgrafschaft Hessen-Homburg als 39. Mitglied aufgenommen. 1825 starb Sachsen-Gotha-Altenburg aus, wobei 1826 Sachsen-Gotha an Sachsen-Coburg-Saalfeld kam, das Saalfeld an Sachsen-Meinigen abgab und zu Sachsen-Coburg-Gotha wurde, und Altenburg an Hildburghausen gelangte, das zu Sachsen-Altenburg wurde und Hildburghausen an Sachsen-Meiningen abgab. 1839 wurde das in Personalunion mit Niederlande stehende Herzogtum Limburg zum Ausgleich für wallonische, nach der belgischen Revolution in Belgien eingegliederte Teile Luxemburgs aufgenommen, wobei das Großherzogtum Luxemburg im Deutschen Bund verblieb. 1847 fiel Anhalt-Köthen als Erbe an Anhalt-Dessau und Anhalt-Bernburg. Von 1848 bis 1851 wurde das ganze Gebiet Preußens (mit Ostpreußen, Westpreußen und Posen) vorübergehend Teil des Deutschen Bundes. 1849 kamen Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen durch Abdankung zu Preußen. 1863 fiel Anhalt-Bernburg als Erbe an Anhalt-Dessau (Anhalt): 1864 kam Schleswig (aus Dänemark) in den Deutschen Bund, wobei Schleswig-Holstein von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet wurde. L.: Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Müller, J., Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005.

 

Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden, Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar, aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen (Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert, 1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290 wurde die Grenze gegen Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs und Pommerellens (1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands (1398) und der Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen Hochmeister nach dem Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten salisch-staufischen Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von allerdings nur selten geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden. Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über 12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen [Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen, Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst mit den Regalien belehnt. 1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die Administration des Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch auf das alte Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad) Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde (insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000 Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra. Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum Mergentheim als österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch Napoléon zugunsten der Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000 Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis. L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965; Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck 1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935, 3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A. 1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss. phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957, 2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien. Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978; Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983; Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im 15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U., Deutschsprachige Literatur zur Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989); 800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern, 1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.

 

Deutschösterreich (Republik). D. war vom 19. Jahrhundert bis 1918 die Bezeichnung für die von Deutschen bewohnten Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie (Österreich-Ungarn). Diese Gebiete bildeten nach dem Zusammenbruch Österreichs am 12. 11. 1918 die Republik D. (Länder Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol, Vorarlberg und Salzburg, Ansprüche auf Südtirol, Deutschböhmen und Sudetenland), die ein Teil des Deutschen Reiches sein wollte. Der Friede von Saint Germain untersagte jedoch 1919 den Anschluss an Deutschland und die Führung des Namens D. Zugleich gab er die sudetendeutschen Gebiete an die Tschechoslowakei. Am 21. 10. 1919 wurde der Name in Republik Österreich umgewandelt. L.: Ende und Anfang. Österreich 1918/19, hg. v. Jedlicka, L., 1969; Brauneder, W., Deutsch-Österreich 1918, 2000.

 

Dietenheim (Herrschaft). Die mit den Grafen von Kirchberg verwandten Grafen von Brandenburg nahmen ihr bisheriges Allod D. (Tutenheim) bei Ulm vom Reich zu Lehen. 1313 verpfändete Friedrich der Schöne D. mit Brandenburg und Regglisweiler als Lehen Habsburgs an die Herren von Ellerbach, welche die Güter 1446 an den Ulmer Bürger Krafft verkauften. Von den Krafft und den mit ihnen verwandten Ehinger, die seit 1477 die Hälfte innehatten, erwarben 1481 die Rechberg die Güter. Bei ihrem Aussterben 1537 fielen die Güter an Österreich heim, von dem sie 1539 an Anton Fugger kamen. Im 18. Jahrhundert lebte in D. die Linie Fugger-Dietenheim(-Brandenburg). 1805 fiel D. an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 204, 508; Eggmann, F., Geschichte des Illertales, 1862.

 

Donaustädte (Städtegruppe, Verwaltungseinheit) war die (1384/1386) aus Mengen, Munderkingen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee gebildete Verwaltungseinheit in Schwäbisch-Österreich, die 1805 von Österreich an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel. L.: Wolff 45.

 

Dornbirn (freie Leute). D. westlich des Einflusses des Rheines in den Bodensee erscheint 895 erstmals (Torrinpuirron). Begütert waren dort Sankt Gallen, Weingarten, Mehrerau, das Stift Lindau, die Herren von Hohenems (Ems) und das Reich. 1343 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer unter anderem die reichsfreien Leute zu D. bei Bregenz für 1200 Mark Silber an Ulrich von Hohenems. Später wurde die Pfandschaft in einen Verkauf umgewandelt. 1765/1771 kam die Grafschaft Hohenems an Österreich, das schon 1375/1359 die Herrschaft Feldkirch gekauft hatte. S. Vorarlberg. L.: Dacheröden 134; Hugo 475.

 

Eberhardzell (Herrschaft). 1520 erwarben die Truchsessen von Waldburg die Herrschaft E. südlich von Biberach von Österreich, das sie 1331 mit der Herrschaft Waldsee erlangt hatte, zu Pfand, 1530 zu Eigengut. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie zu Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Hölzle, Beiwort 54.

 

Ehingen (reichsstadtähnliche Stadt). In dem 760 oder 961 erstmals erwähnten E. an der Donau wurde um 1230 von den schwäbischen Grafen von Berg neben einer älteren Siedlung eine Stadt gegründet. 1343 wurde E. nach dem Aussterben der Grafen an Habsburg verkauft, bis 1568 von Habsburg aber mehrfach verpfändet. In dieser Zeit gewann es eine reichsstadtähnliche Stellung (1379 Befreiung vom auswärtigen Gericht, 1434 Blutbann, 1444 Wahl des Ammannes, 1447 Befreiung von auswärtigen Kriegsdiensten, von 1568 bis 1680 Erwerb der Pfandschaft der Herrschaften Berg[, Ehingen] und Schelklingen) und wurde Tagungsort der Landstände Schwäbisch-Österreichs sowie Sitz des Kantons Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam es von Österreich an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 46; Weber, F., Ehingen. Geschichte einer oberschwäbischen Donaustadt, 1955; Bauer, C., Ehingen als vorderösterreichische Stadt, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., Bd. 2, 3. A. 1978.

 

Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745 gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen Willibald als Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums Bamberg (1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und Regnitz, durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift Öttingen (Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt [1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.], Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000 Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem schon 1794 Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855 errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg. L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959, (in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3 1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R., Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt im Reich der frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988, Sammelblätter Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988; Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das Domkapitel zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526, 1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2009.

 

Eisenstadt (Herrschaft). E. am Südostrand des Leithagebirges wird nach älteren Vorläufern 1264 als minor Martin (Kleinmartin) erwähnt. Die um die im 14. Jahrhundert entstandene Burg gebildete Herrschaft gehörte zunächst den Kanizsay bzw. Kanizsai. 1445/1491 fiel sie an Habsburg und wurde verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt. 1647 kam E. wieder unter die Verwaltungs Ungarns, 1919 zu Österreich (Burgenland). L.: Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, Bd. 2: Der Verwaltungsbezirk Eisenstadt und die Freistädte Eisenstadt und Rust, 1963.

 

Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz. Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280 Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz, Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis 740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior, Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt, die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925 wurde es Teil des Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an wurde es zunächst ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an Friedrich von Staufen, zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in zahlreiche einzelne Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von Habsburg richtete zur Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die Reichslandvogteien Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu seinen Lebzeiten (vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von Habsburg zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden. Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die Herrschaft Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften Altkirch, Pfirt, Blumenberg (Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die Herrschaft Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354 schlossen sich die zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis) zusammen. Die Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren Nordgau, die zuerst von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd ausgeübt wurde, kam 1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469 verpfändete die Tiroler Linie Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund, doch wurden die burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund seinerseits über Maria von Burgund an Habsburg zurück, das 1504 die Reichslandvogtei (in Hagenau) von der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der Einteilung in Reichskreise kam das habsburgische Oberelsass zum österreichischen Reichskreis, das Unterelsass zum oberrheinischen Reichskreis. Wichtige Herren neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft Rappoltstein, Herrschaft Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft Horburg, Herrschaft Reichenweier) sowie die Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg, Leiningen und Salm. 1648/1684/1697 wurden der Sundgau Habsburgs und die Vogtei über die zehn in der Reformation protestantisch gewordenen, 1674 besetzten Reichsstädte Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Kaysersberg, Türkheim, Colmar (Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681 wurde Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich den größten Teil des restlichen E. ein. Der Conseil Souverain d'Alsace trat als oberste Behörde Frankreichs an die Stelle der Regierung Österreichs in Ensisheim. Gleichwohl blieb das E. bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin ersetzt wurde und Frankreich die deutschen Reichsgesetze offiziell aufhob und die Reichsgrafschaften und Reichsherrschaften annektierte, deutschsprachig und geistig-kulturell (mit wachsendem Abstand) dem Reich verbunden. Danach wurde es vor allem durch Napoleon, dessen Regelungen bis 1982 Bestand behielten, zunehmend in Frankreich integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner Bevölkerungsteil einem konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter Beschlanahme ihres Vermögens aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurde ein Drittel der Bevölkerung nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei Drittel 1940 in das von Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des 20. Jh.s spricht weniger als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die deutsche Sprache verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a. Elsass-Lothringen. L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel, G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J., Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.; Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896 (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1 1898 ( Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 28); Berthaut, H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen Landstände, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6 (Alsatia, Alsaciensis, Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz, Sermersheim, Lupstein, Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf bzw. Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim, Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen, Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw. Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913; Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Marichal, P., Dictionnaire topographique du département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et modernes, Paris 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés, du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11, 14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia, pagus Alisacensis, Helisaze, Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe, Elisgaugium, Elsass; Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de l’Alsace, hg. v. Rapp, F., Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France. Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin, 1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus, F., Histoire de l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger, P., Histoire de l'Alsace, 4. A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.; Dollinger, P., Elsass, LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland, 1986; Vogler, B., Das Elsass zur Zeit des französischen Ancien Régime (1648-1789), Alemannisches Jb. 1987/88 (1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Seiler, T., Die frühstaufische Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass); Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens 1680-1914, 2006; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012.

 

Emerkingen (Herren, Herrschaft). Nach dem 805 erstmals erwähnten E. an der Donau (Antarmarhingas) nannten sich Herren von E., die verschiedenen Herren dienten. 1293 waren sie Reichsministeriale, von 1285 bis 1297 Vögte des Klosters Zwiefalten. Vor 1297 kam die von ihnen gegründete Stadt Munderkingen an Habsburg. 1367 wurde die Herrschaft E. an die Freyberg verkauft. Danach ging sie an die Stein zum Rechtenstein (Stein) über und 1445 zur Hälfte an Habsburg/Österreich, das 1732/1734 damit die Stadion belehnte, die im 19. Jahrhundert auch die andere Hälfte erwarben. 1805 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.

 

Enghien (Herzogtum). 1801 gehörte das Herzogtum E. über die Reichsgrafschaft Hennegau zum burgundischen Reichskreis Österreichs. L.: Wolff 62; Wallner 701 BurgRK 1.

 

Enzberg (Herrschaft). E. an der Enz wird erstmals 1100 erwähnt. Nach ihm nannte sich seit 1236 ein Ministerialengeschlecht. Ort und Burg wurden 1324 Lehen Badens. Nach 1384 siedelten die Herren nach Mühlheim an der Donau über, das sie 1409 von den Weitingen kauften. 1438 erwarb Kloster Maulbronn ein Viertel des im Übrigen ritterschaftlichen Ortes. 1544 wurde die hohe und fürstliche Obrigkeit der Herrschaft E. durch Vertrag der Grafschaft Hohenberg und damit Habsburg/Österreich übertragen. 1685 kam das ritterschaftliche E. an Württemberg, 1806 auch Mühlheim. Die Freiherren von E. waren 1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild in Schwaben, Teil im Hegau und am Bodensee, seit dem 16. Jahrhundert mit Mühlheim an der Donau und Bronnen Mitglied des Kantons Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1951/1952 gelangte E. zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 60; Ruch 18 Anm. 2, Anhang 4, 81; Bauser, F., Mühlheim und die Herren von Enzberg, 1909; Wissmann, F., Das ehemalige Städtchen Enzberg, 1952.

 

Erbach (Herrschaft). E. (1254 Erlbach) an der Donau war Lehen der Grafen von Berg-Schelklingen, das nach deren Aussterben 1345 an Habsburg fiel. Ortsherren waren die Herren von Ellerbach. Durch Kauf und Erbschaft kam E. an die Lochen und Stadion, an die Stein zum Rechtenstein (1348), Schenk (1400), Villenbach und Westernach (1466), von denen es der Herzog von Bayern-Landshut 1488 kaufte. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1503/1505 forderte Kaiser Maximilian das Lehen zurück, das nach mehreren Verpfändungen 1535 an den Augsburger Bürger Hans Baumgartner (Hans von Baumgarten) den Jüngeren zu Lehen gegeben wurde. Nach dem Aussterben der Baumgartner (Baumgarten) 1610 zog Österreich das Lehen ein und gab es zunächst als Pfand, 1622 als Lehen an den in den Reichsfreiherrenstand erhobenen Reichsvizekanzler Hans Ludwig von Ulm zu Erbach. E. gehörte zur Markgrafschaft Burgau, als deren Landvögte die Herren von Ulm zu Erbach (Ulm-Erbach) im 18. Jahrhundert zeitweise in Günzburg residierten. 1805 fiel es mit Burgau an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Ulm zu E. L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Konrad, A. H., Schloss Erbach, 1968.

 

Este (Burg, Geschlecht). E. bei Padua geht auf das antike Ateste an der Etsch der Veneter zurück, das 49 v. Chr. römisches Munizipium wurde, nach der Verlagerung der Etsch aber verödete. Kaiser Otto I. gab es an eine ursprünglich fränkische, dann langobardische, in Markgraf Otbert († 975) erstmals nachweisbare Familie, die sich nach ihrer 1056 erbauten Burg E. benannte (Albert Azzo II, † 1097). Sie hatte bald mehrere Grafschaften inne. Nach 1097 entstanden aus der Ehe Azzos II. mit der Welfin Kunizza die beiden Linien Welf-Este in Deutschland und Fulc-Este in Italien. Seit 1171 ist die Führung des Titels Markgraf belegt. 1154 schlossen die Welf-Este (Heinrich der Löwe) mit den Fulc-Este einen Vergleich, der die italienischen Güter den Fulc-Este beließ. Die italienische Linie Fulc-Este setzte sich in Ferrara, Modena und Reggio fest, so dass E. 1275 an Padua, 1405 mit Padua an Venedig fallen konnte. 1452 erhielt sie von Kaiser Friedrich III. die Herzogtümer Modena und Reggio als Reichslehen, 1471 von Papst Paul II. das Herzogtum Ferrara. 1593 starb die Hauptlinie aus. Die nachfolgende Nebenlinie verlor Ferrara und musste ihren Sitz nach Modena verlegen. 1796 kamen Modena und Reggio an die Zisalpinische Republik. Als Entschädigung hierfür erhielt die Familie E. 1801 den Breisgau und die Ortenau. 1803 erlosch sie im Mannesstamm. Über die mit dem Sohn Ferdinand Kaiser Franz' II. verheiratete Erbtochter Maria Beatrix kamen die Güter an das neugegründete Haus Österreich-Este. Dieses verlor 1805 Breisgau und Ortenau, erhielt aber 1814 Modena zurück, das 1859 an Sardinien (1861 Italien) fiel. Die Familie E. erlosch zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm. L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Chiappini, L., Gli Estensi, 1967; Bocchi, F., Este, LexMA 4 1989, 27.

 

Etsch, an der Etsch (Ballei), Bozen (Ballei). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die Balleien Österreich und an der E. (Bozen) des Deutschen Ordens zum österreichischen Reichskreis. L.: Wolff 49; Der Deutsche Orden in Tirol. Die Ballei an der Etsch und im Gebirge, hg. v. Noflatscher, H., 1991.

 

Eupen und Malmedy (Gebiet), Eupen-Malmedy. 1920 musste auf Grund des Versailler Vertrages und einer beeinflussten Abstimmung vom 24. 7. 1920, bei der sich von 33726 Stimmberechtigten nur 270 in die offenen Listen zugunsten eines Verbleibs bei dem Deutschen Reich (Deutschland) eintrugen, das bis 1797 zumeist zu Österreich gehörende, danach von Frankreich besetzte und seit 1815 zu Preußen gehörige Gebiet der Kreise Eupen und Malmedy und eines Teiles des Kreises Monschau mit 1036 Quadratkilometern und 60000 zu fünf Sechsteln deutschsprachigen Einwohnern an Belgien abgetreten werden. Am 18. 5. 1940 wurde es mit Moresnet in das Deutsche Reich zurückgegliedert. 1944/1945 fiel es an Belgien zurück, wobei ein Grenzvertrag vom 24. 9. 1956 eine endgültige Regelung brachte. L.: Bartz, K., Das Unrecht an Eupen und Malmedy, 1928; Kraus, T., Eupen-Malmédy-St. Vith, 1934; Pabst, K., Eupen-Malmedy in der belgischen Regierungs- und Parteienpolitik, Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 76 (1964); Doepgen, H., Die Abtretung des Gebietes von Eupen-Malmedy an Belgien im Jahre 1920, 1966; Kaufmann, K., Der Grenzkreis Malmédy, 2. A. 1963.

 

Falkenstein (Herrschaft, Grafschaft). Die Reichsburg F. am Donnersberg bei Rockenhausen wurde im frühen 12. Jahrhundert (vor 1157) erbaut. Vom Reich kam sie an die reichsministerialischen Herren von Bolanden, unter denen sie Sitz einer 1241 abgespalteten, 1398 zur Grafenwürde gelangten Seitenlinie wurde, die 1418 ausstarb. Die Grafschaft ging über die Schwestern des letzten Grafen an die Grafen von Virneburg über. 1456 kaufte sie Wirich von Daun (Dhaun), Herr von Oberstein. 1458 gab Kaiser Friedrich III. die Lehnsrechte als heimgefallenes Reichslehen an Lothringen. Von den Afterlehnsträgern Daun (Dhaun) gelangte sie in verwickelten Erbstreitigkeiten 1594 an den Grafen Löwenhaupt zu Rasberg und von Manderscheid-Kail. 1667 kam sie an Lothringen und mit der Heirat Franz Stephans von Lothringen 1731 an Österreich. Zur Grafschaft gehörten Schloss und Stadt Winnweiler, Sitz des Oberamtmanns der Grafschaft, Schlossruine und Flecken F. und eine Anzahl Dörfer. Franz Stephan führte nach dem Verlust Lothringens im Reichsfürstenrat die Stimme für Nomeny und F., Kaiser Joseph II. nur für F. 1796 gehörte die Grafschaft Falkenstein(-Daun bzw. –Dhaun) über Österreich zum oberrheinischen Reichskreis. 1787 hatte F. etwa 8.000 Einwohner, 1801 etwa 2,5 Quadratmeilen mit rund 4.000 Einwohnern. 1816 fiel die Grafschaft zum überwiegenden Teil an Bayern. 1946 kam F. zu Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 285f.; Wallner 698 OberrheinRK 41; Stetten 38; Lehmann, J., Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falkenstein, Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 3 (1872); Reiter, H., Die jüngere Grafschaft Falkenstein 1458-1735, 1969; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.

 

Feldkirch (Grafschaft). F. an der Ill in Vorarlberg, in dessen Gebiet wahrscheinlich die römische Siedlung Clunia lag, wird um 842 als Feldchirichun erstmals erwähnt und um 1190/1200 durch die Grafen von Montfort an günstigerer Stelle als Stadt neugegründet. 1375 verkauften die Grafen von Montfort F. an Habsburg. Über Österreich gehörte die Grafschaft F. als vorarlbergische Herrschaft zum österreichischen Reichskreis. S. a. Montfort-Feldkirch. L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Mone, Das Stadtrecht von Feldkirch in der Abfassung von 1388, ZGO 21 (1867); Gunz, K., Feldkirch, eine mittelalterliche Stadtrepublik, Jb. d. Bundesgym. in Feldkirch, 1927/28; Feldkirch, Stadt am Alpenrhein, 1949; Geschichte der Stadt Feldkirch: Bd. 1: Bilgeri, B./Fetz, H., Politik, Wirtschaft und Verfassung bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, 1986; Bd. 2: Burmeister, K., Kulturgeschichte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, 1985; Bd. 3: Albrecht, K./Wanner, G., Politik, Wirtschaft, Kultur im 19. und 20. Jahrhundert, 1986; Fetz, H./Spiegel, C., Ur- und Frühgeschichte des Feldkircher Raumes, 1987.

 

Feltre (Stadtkommune). Das auf das antike Feltria zurückgehende F. an einem Nebenfluss des Piave wurde vom 10. bis 13. Jahrhundert von seinen Bischöfen beherrscht. 1440 fiel es an Venedig, 1797 an Österreich, 1805 an das napoleonische Königreich Italien, 1814 wieder an Österreich und 1859/1860 schließlich an Sardinien (1861 Italien). L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 E2; Silvestri, G., Feltre, (in) Le Vie d'Italia 60 (1954).

 

Fischbach (Herrschaft). Die Herrschaft Horn-Fischbach zwischen Biberach und Memmingen war 1320 in den Händen der Herren von Essendorf. Nach deren Aussterben kam sie 1578 mit dem Blutbann als Lehen Österreichs an die Schenken von Stauffenberg, die sie 1748 an Ochsenhausen verkauften. 1801 gehörte die Herrschaft (Amt) F. über die Abtei Ochsenhausen zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte F. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.

 

Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8. Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056 belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der Schelde (Reichsflandern bzw. Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter an einen Grafen des Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F. nach 1214 fester an sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk). 1262 erlangten die Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit Artois nach dem Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278 regierenden Hauses Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund und 1477 mit Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen Habsburg und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen Linie Habsburgs zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten Niederlande (Generalstaaten, (Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den Städten Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt Aardenburg, einem Teil der Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg (Dostburg), der Insel Cadzand (Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und der Stadt Biervliet und das Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/1668/1678 an Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande und 1830 überwiegend an Belgien. L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935, Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff. 1936ff.; Flandria nostra, redig. v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname; Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff. 1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994.

 

Florenz (Stadt, Stadtkommune, Herzogtum), ital. Firenze. Nach prähistorischen und etruskischen Vorläufern entstand vermutlich im zweiten vorchristlichen Jahrhundert das römische Florentia am Arno, das um 200 n. Chr. vielleicht 10000 Einwohner hatte. Im 4. Jahrhundert wurde es Sitz eines Bischofs, in langobardischer Zeit Sitz eines Herzogs und unter den Ottonen Sitz eines Grafen. Noch vor 1115 setzte der Kampf um die Selbständigkeit ein. 1125 unterwarf F. Fiesole. 1138 sind consules (Konsuln) nachweisbar. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Stadt mit ihrer bedeutenden Tuchherstellung führende Macht im mittleren Italien und zählte 1348 etwa 120000 Einwohner. Ihre Währung (Florentiner) gewann als Gulden (abgekürzt fl.) Bedeutung weit über Florenz hinaus. 1406 wurde Pisa erobert, 1421 Livorno erworben. 1434 kam die Familie Medici an die Macht, die 1531 von Kaiser Karl V. zu Herzögen erhoben wurde. 1737 fiel das Herzogtum an Österreich, 1801 als Hauptstadt an das Königreich Etrurien Frankreichs, von 1808 bis 1814 an Frankreich, von 1814 bis 1859 an Österreich und schließlich an Sardninien bzw. 1861 an das Königreich Italien, dessen Hauptstadt es von 1865 bis 1879 war. L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3, II 78 (1450) G5; Davidsohn, R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1969; Caggese, R., Firenze dalla decadenza di Roma al Risorgimento, Bd. 1ff. 1912ff.; Panella, A., Storia di Firenze, 1949; Nardi, J., Istorie della città di Firenze, 1958; Lopes Pegna, M., Firenze dalle origini al medioevo, 1962; Bargellini, P., La splendida storia di Firenze, 1966; Grote, A., Florenz, Gestalt und Geschichte eines Gemeinwesens, 2. A. 1968; Raith, W., Florenz vor der Renaissance. Der Weg einer Stadt aus dem Mittelalter, 1976; Hale, J., Die Medici und Florenz, 1979; Brucker, G., Firenze 1138-1737, 1983; Firenze e la Toscana dei Medici nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A., Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medievo, 1986; Cardini, F., Florenz, LexMA 4 1989, 554ff.; Bouboullé, G., Florenz, 1989; Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Reinhardt, V., Florenz zur Zeit der Renaissance, 1990; Cohn, S., Creating the Florentine State, 1999; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; La Roncière, C., Firenze e le sue campagne nel Trecento, 2005; Najemy, J., A History of Florence 1200-1575, 2006; Klapisch-Zuber, C., Retour à la cité. Les magnats de Florence 1340-1440, 2006; Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009; Gualtieri, P., Il Commune die Firenze tra Due e Trecento, 2009.

 

Forchtenstein (Herrschaft). Um 1300 erbauten die Grafen von Mattersdorf die Burg F. im Burgenland. Sie wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1455 an Habsburg kam und 1491 verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt wurde. Seit 1622 war sie im Besitz der Esterhazy. 1647 wurde F. der Verwaltung Ungarns unterstellt. 1919 fiel es an Österreich.

 

Formbach (Grafen) (, Vornbach). Im 9. bzw. 10. Jahrhundert erscheinen mit einem Meginhard Grafen von F., die außer mit den Liutpoldingern bzw. Luitpoldingern, Brunonen und Wettinern mit den Grafen von Wels-Lambach verwandt waren und die Grafschaft im Traungau innehatten. 1158 erlosch die im 11. Jahrhundert in den Linien Formbach-Neuburg (Ekbert), Vichtenstein und Windberg-Ratelberg bzw. Windberg-Radlberg (Winzenburg) sichtbare Familie, die gestützt auf mehr als hundert Edelfreienfamilien und Ministerialenfamilien zwischen Isar, Hausruck, Rott und Böhmen begüter war und zeitweise die Grafschaft im Schweinachgau und im Künzinggau (zwischen Isar und Vils) sowie die Vogtei über die Hochstifte Regensburg, Passau und Bamberg und die Klöster Göttweig, Niederaltaich und Sankt Nikola bei Passau innehatte und 1040/1094 das Kloster Vornbach (Formbach) am Inn stiftete. Erben waren vor allem die Babenberger und Otakare sowie die Grafen von Andechs, Bogen und Ortenburg. L.: Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Das babenbergische Österreich (976-1246), hg. v. Zöllner, E., 1978; Jungmann-Stadler, F., Formbach, LexMA 4 1989, 645; Lashofer, C., Die Formbacher als Vögte des Stiftes Göttweig, (in) Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 221; Loibl, R., der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach, 1997.

 

Freiberg, Freyberg (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von F. mit Teilen des 1662 erworbenen Wäschenbeuren (außerdem 1534-1569 Beihingen, 1557-1594 Neidlingen, 1608-1665 Salach, 1608-1653 Steinbach) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Seit 1609 (Konrad-Siegmund von Freyberg-Eisenberg zu Wellendingen bzw. Conradt-Sigmundt v. Freyberg-Eisenberg zu Wellendingen) waren sie Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau. 1802 übten sie über die dem Kanton Neckar inkorporierte Ortschaft Wellendingen (Eigengut unter Territorialhoheit Österreichs) die Herrschaft aus. Außerdem zählte die Familie im 18. Jahrhundert wegen Worndorf zum Kanton Hegau und wegen Allmendingen (1593), Altheim (1512), Griesingen (1503) und Öpfingen, Hürbel, Knöringen mit Wiblishausen, Landstrost (1659) mit Offingen und Waldkirch (1506) zum Kanton Donau. S. Hohenfreyberg. L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592; Freyberg-Eisenberg, M. Frhr. v., Genealogische Geschichte des Geschlechts der Freiherren von Freyberg, (handschriftlich), (o. O.) 1884; Hölzle, Beiwort 58, 60, 62, 64; Ruch 18 Anm., Anhang 78, 80; Hellstern 204, 219; Schulz 261; Archiv der Freiherren von Freyberg Schloss Allmendingen Urkundenregesten 1367-1910, bearb. v. Steuer, P., 2010.

 

Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz Habsburgs), Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge Berthold III. und Konrad II. von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach Burgund im Anschluss an ältere Siedlungen den Marktort Freiburg. Nach ihrem Aussterben fiel er 1218 an die Grafen von Urach, die sich seitdem Grafen von F. (Urach-Freiburg) nannten und auf der vielleicht von Berthold II. am Ende des 11. Jahrhunderts erbauten Burg auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis 1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271, Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350, Friedrich 1350-1356, Egino III. 1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann 1424-1444). 1368 unterstellte sich F. im Kampf mit seinen Grafen Habsburg. Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415 bis 1427 während der Reichsacht Herzog Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt und erwarb später die Dörfer Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten, Horben sowie die Güter und die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald. Die Grafen von F. herrschten nur noch auf ihren südlich Freiburgs gelegenen Gütern auf Burg Neuenfels in Badenweiler. Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland entstehen ließen. F. kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an Österreich und 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg. L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H., Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.; Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800 Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.; Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer, H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C., Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg. v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989, 888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg. v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 204.

 

Freies Land (das freie Land) an der flandrischen Küste. 1792 gehörte das Freie Land an der flandrischen Küste zum burgundischen Reichskreis Österreichs. L.: Wolff 60; Wallner 701 BurgRK.

 

Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020 erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das obere Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof Arbeo von F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem Anfangswort Abrogans ins Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von Wittelsbach stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern die Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet um F. (F., Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern (mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15 Quadratmeilen, 11919 Einwohner). L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C., Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd. 1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung 6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A., Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H., Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988; Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989; Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D., Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1; http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/ (Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.

 

Friaul (Herzogtum). Das im östlichen Norditalien (Pordenone, Udine, Görz, Triest) zwischen Karnischen Alpen, Julischen Alpen und Adria gelegene, zunächst keltisch besiedelte F. ist nach der römischen Stadt Forum Iulii (zu Ehren Julius Cäsars) benannt. Im 6. Jahrhundert war es das erste langobardische Herzogtum in Italien, seit 776 fränkische, 828 in vier Grafschaften aufgeteilte Markgrafschaft. Otto der Große vereinigte 976 einen Teil Friauls (Gebiet von Cividale) mit der Mark Kärnten, das übrige Friaul kam mit Krain und Istrien 1077 unter die Herrschaft der Patriarchen von Aquileja. 1420 wurde es mit Ausnahme vor allem der Güter der Grafen von Görz, die 1500 an Habsburg fielen, von Venedig erobert. Mit Venedig kam es 1797 an Österreich, 1866 an Italien. Die Grafschaft Görz fiel 1919 an Italien. 1947 wurde der östliche, von Slowenen besiedelte Teil Friauls Jugoslawien zugeteilt. L.: Wolff 33; Storm, K., Burgen und Städte im mittelalterlichen Friaul, 1940; Paschini, P., Storia del Friuli, Bd. 1f. 2. A. 1981; Leicht, P., Studi di storia friulana, 1955; Leicht, P., Breve storia di Friuli, 4. A. 1970; Valussi, G., Friuli, Venezia Giulia, 1955; Gentilli, J., Il Friuli, i climi, 1964; Brozzi, M., Il ducato del Friuli, 2. A. 1981; Cervani, R., Friaul, LexMA 4 1989, 915f.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Krahwinkel, H., Friaul im Frühmittelalter, 1992; Venetien Istituto regionale per la storia del movimento di liberazioni nel Friuli-Venezia Giulia: Friuli e Venezia Giulia, 1997.

 

Friedberg-Scheer (Grafschaft). 1282 erwarb Rudolf von Habsburg die 1274 erstmals erwähnte Grafschaft Friedberg an der oberen Donau im Tiengau bzw. Dienggau (und Ergau bzw. Eritgau) von den Grafen von Nellenburg und 1289 Scheer von den Grafen von Montfort. Beide Herrschaften wurden 1314/1315 an Montfort verpfändet und von diesem 1369 zur Grafschaft F. vereinigt. Sie kamen 1452 durch Kauf an die Reichserbtruchsessen von Waldburg (Waldburg-Sonnenberg). Durch Vertrag von 1680 wurde die Grafschaft Mannlehen Österreichs. Die Erben der 1772 ausgestorbenen Linie Waldburg-Trauchburg veräußerten 1786 F. mit den Herrschaften Dürmentingen und Bussen an die Fürsten von Thurn und Taxis, die 1787 die Grafschaft als Reichslehen verliehen erhielten. 1806 fiel die reichsunmittelbare, zum schwäbischen Reichskreis zählende und seit 1787 gefürstete Grafschaft mit rund 190 Quadratkilometern bzw. 3 Quadratmeilen und etwa 9000 Einwohnern an Württemberg. Sie umfasste die Herrschaft Scheer, die Grafschaft Friedberg, die Herrschaften Dürmentingen und Bussen, letztere mit Schloss Bussen und fünf Orten und das zwischen Saulgau und Aulendorf gelegene Dorf Renhardsweiler (Renartsweiler). Über Württemberg kam das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 179; Wallner 688 SchwäbRK 44; Nordmann, J., Kodifikationsbestrebungen in der Grafschaft Friedberg-Scheer am Ende des 18. Jahrhunderts, Zs. f. württ. LG. 28 (1969); Der Kreis Saulgau, 1971; Kretzschmar, R., Vom Obervogt zum Untergänger. Die Verwaltung der Grafschaft Friedberg-Scheer unter den Truchsessen von Waldburg im Überblick (1452-1786), (in) FS E. Gönner, 1986; Kretzschmar, R., Fürstlich Thurn und Taxissches Archiv Obermarchtal. Grafschaft Friedberg-Scheer. Urkundenregesten 1304-1802, 1993.

 

Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift, Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich 743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000 Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf. Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790 zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell, Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof, Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn. L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel 149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f. Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda, 1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd. 1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K., Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f. Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda (1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik, 1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U., Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in) Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994; Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda, Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010.

 

Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach, Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und seit etwa 1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg Fürstenberg (fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F. gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt 1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die Landgrafschaft Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar die ältere Linie Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an Württemberg verloren, doch wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft F., die zeitweise durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam, vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg. Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen), so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden aus der Baarer Linie die jüngere Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine Messkircher und eine Stühlinger Linie abspalteten und eine Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664 wurde die (1716 ausgestorbene und von der Linie Messkirch beerbte) Linie Heiligenberg in den Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank), 1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten zu F. weiter die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch, Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen, Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden. L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82; Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff. 1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509, 1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806), Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9; Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen Territorien vom Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl, I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E., Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001.

 

Fürstenberg-Weitra (Fürsten, Landgrafen). Weitra in Österreich entstand am Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Besiedlung des Grenzraumes gegen Böhmen. Die Burg war bald Mittelpunkt eines reichsunmittelbaren Gebiets (districtus Witrensis) der Kuenringer. 1278/1295/1296 kam Weitra an Habsburg, das es als Pflegschaft oder Pfand an Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß (Gree?)ausgab. 1581 belehnte Kaiser Rudolf II. Wolf Rumpf Freiherrn von Willroß mit der Herrschaft, die 1592 allodialisiert wurde. Seine Witwe heiratete Graf Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte Weitra einer eigenen landgräflichen Linie F. 1848 verlor das Haus Fürstenberg die Herrschaft.

 

Gailingen (reichsritterschaftlicher Ort). G. bei Konstanz wird 965 erstmals erwähnt, dürfte aber bereits der frühen alemannischen Besiedlungszeit angehören. Bis 1806 zählte der Ort zum Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. Von 1540 unterstand ein Drittel der Ortsherrschaft der Stadt Schaffhausen. Die hohe Gerichtsbarkeit und Landeshoheit hatte von 1465 bis 1805 Habsburg bzw. Österreich. Über Baden kam G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Götz, F., Untersee und Hochrhein, 1971.

 

Galizien (Landschaft, Fürstentum, Königreich). Während das Karpatenvorland westlich des San mit Krakau um 1000 an Polen kam, bildeten sich im Gebiet östlich des San die Fürstentümer Halitsch (((Halics) und Wladimir (Lodomerien). Davon gewann Halitsch/Galizien Anschluss an die Entwicklung Böhmens, Polens und Ungarns. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 erhielt Österreich Rotrussland und Teile Podoliens mit Zamosc, Brody, Lemberg, Tarnopol und Halitsch (Halics) sowie die Herzogtümer Zator und Auschwitz. Dieses 1280 Quadratmeilen mit 1,2 Millionen Einwohnern umfassende Gebiet wurde als Königreich G. und Lodomerien bezeichnet. 1784 wurde nach der Errichtung eines eigenen Gubernium für G. samt Lodomerien in Lemberg eine Universität geschaffen. 1795 kam bei der dritten polnischen Teilung Kleinpolen mit Krakau, Wieliczka, Rawka, Sandomir, Radom und Maciejowice (Maziejowice) (insgesamt 46000 Quadratkilometer mit 1,5 Millionen Einwohnern) als Westgalizien hinzu. 1809 musste dieses Westgalizien mit Zamosc an das Großherzogtum Warschau, der östliche Teil Galiziens an Russland abgetreten werden. 1815 kam dieser Teil an Österreich zurück, während die übrigen 1809 verlorenen Gebiete an Polen fielen. 1846 wurde der 1815 gebildete Freistaat Krakau einverleibt. 1918 schloss sich der westliche, 1772 an Österreich gelangte Teil Galiziens (mit Krakau, Tarnów und Przemyśl) Westgalizien Polen an. Das östliche Galizien mit Lemberg wurde 1919 gewaltsam Polen eingegliedert, 1939 an die Sowjetukraine angeschlossen. L.: Kratter, F., Briefe über den itzigen Zustand von Galizien, 1786; Traunpaur, Chevalier d'Orphanie A. H., Dreyßig Briefe über Galizien, 1787; Stupnicki, H., Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Ortsrepertorium des Königreiches Galizien und Lodomerien, 1874; Brawer, A., Galizien, wie es an Österreich kam, 1910; Seefeldt, F., Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung in Galizien unter Kaiser Joseph II., 1935; Schneider, L., Das Kolonisationswerk Josephs II. in Galizien, 1939; Rosdolski, R., Untertan und Staat in Galizien, 1992; Mark, R., Galizien, 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann, K., Ein Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001.

 

Gams (Reichsdorf), Gambs. G. in der Schweiz im heutigen Kanton Sankt Gallen?). Campesias wird 835 erstmals genannt. Zunächst gehörte es zur Herrschaft Sax. Nach einer Erbteilung um 1360 bildete es eine eigene Herrschaft. 1393 verkaufte Eberhard der Ältere von Sax G. mit Burg Hohensax für 20000 Gulden an die Herzöge von Österreich. 1398 erhielt sein Neffe Eberhard der Jüngere von Sax die Herrschaft als Lehen Österreichs. Über eine Erbtochter kam sie an Kaspar von Bonstetten. Auf Bitte der Leute von Gams kauften Schwyz und Glarus 1497 die Herrschaft, die in der Reformation katholisch blieb. Als Reichsdorf erschien Gams erstmals 1609 bei dem 1603-1605 als Erzieher im Dienst der Herren von Sax/Hohensax stehenden Melchior Goldast von Haiminsfeld (Haimisfeld). 1797 kam Gams zum Kanton Linth, 1803 zum Kanton Sankt Gallen der Schweiz. L.: Goldast, Reichshandlung 1609, Einleitung; Jenichen 12; Hugo 475; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz Bd. 3 (1926), 388.

 

Germersheim (Reichsstadt). Vermutlich stand an der Mündung der Queich in den Rhein bei Speyer in römischer Zeit das Kastell vicus Iulius. G. selbst wird erstmals 1055 genannt. Es war königliche Zollstätte und Burg. 1276 verlieh ihm König Rudolf von Habsburg das Recht der Reichsstadt Speyer und damit die Stellung einer Reichsstadt. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer G. an die Pfalz. 1792 wurde es von Frankreich besetzt und kam zum Departement Donnersberg. Von 1814 bis 1816 stand es unter Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 fiel es an Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 90; Probst, J., Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, 1898; Reinert, F., Streifzug durch die Geschichte der Rheinstadt Germersheim, 1955; Hehr, E., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 (1964) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 224.

 

Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft, Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz [bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an die Linie Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die Grafen von Moers-Saarwerden vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen Güter (Herrschaft G.) fielen an Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet war und sich Graf von Veldenz nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit Österreichs. Nach dem Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem heimgefallenen Lehen die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben (1692) entgegen einer Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner. 1806 wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit Österreichs unterstellt (mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab. Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C., Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.

 

Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III. G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard [Meinhard] von Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G., die ihre teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter um Lienz in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten des Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der Grafen von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung nach Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der Grafschaft Tirol (Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie die Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363 ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim Aussterben der Tiroler Linie entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen Habsburg durchzusetzen, sondern verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als Reichsfürsten schon 1374 auch Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg), in der Windischen Mark und um Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer Linie. Ihre Güter (Lienz, Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an Habsburg und damit zum österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die Vereinigung von G. mit Gradisca zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis 1814 war G. bei Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus Görz, Triest und Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861 erhielt das Kronland Görz und Gradisca innerhalb Österreichs eigene Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien einen Teil des Gebiets an Jugoslawien abtreten. L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd. 1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A. 1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten, Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J., Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C., Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss. Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P., Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78 (1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110 (2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002), 293; Da Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel Medoevo, hg. v. Cavazzo, S., 2004.

 

Görz-Gradisca (gefürstete Grafschaft), Görz und Gradisca. 1754 wurden innerhalb Österreichs die Grafschaften Görz und Gradisca (Gradiska) zur gefürsteten Grafschaft G. vereinigt.

 

Gradisca, Gradiska (Grafschaft). 1471-1481 erbaute Venedig am rechten Ufer des unteren Isonzo gegen die Türken die Festung G. (d'Isonzo), deren Name slawischen Ursprungs (slaw. grad Burg) ist. 1521 kam sie als Grenzfestung gegen Venedig an Österreich. Dieses vereinigte die Stadt G. mit dem Umland zu einer dem österreichischen Reichskreis angehörigen Grafschaft, die 1647 den Fürsten von Eggenberg übertragen wurde. 1717 fiel sie nach deren Aussterben wieder an Österreich. 1754 wurde sie mit Görz zur gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca vereinigt. L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.

 

Graubünden (Kanton). Das ursprünglich von den Rätern bewohnte Gebiet im Südosten der heutigen Schweiz wurde 15 v. Chr. von den Römern unterworfen (Provinz Raetia prima). Seit 536/539 gehörte es zum fränkischen Reich, seit 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Wichtigste Herren waren der Bischof von Chur und der Abt von Disentis. Seit 1200 sind Gemeinden von Freien nachweisbar, zu denen freie Rodungssiedler (Walser) kamen. Gegen Versuche der Grafen von Habsburg, ihre Herrschaft auszudehnen, entstand 1367 der Gotteshausbund der Talschaften Domleschg, Oberhalbstein, Bergell und Engadin sowie der Stadt Chur und des Domkapitels. 1395 vereinigte sich u. a. das Vorderrheintal (Disentis, Rhäzüns, Sax, 1395 Gruob, 1399 Hohentrins, 1406 Schams, 1441 Cazis, 1480 Misox, Calanca) zum Oberen oder (vielleicht wegen der grauen Bekleidung der bäuerlichen Einwohner seit 1442) Grauen Bund (1424 erneuert), am 8. 6. 1436 die ehemals toggenburgischen Gemeinden im Prätigau (Prättigau) zum Zehngerichtenbund (Belfort, Davos, Klosters, Castels, Schiers, Schanfigg, Langwies, Churwalden, Maienfeld, Malans-Jenins). Diese Bünde bzw. deren Orte verbanden sich 1471 untereinander. 1470 wurden sechs Gerichte im Prättigau durch Kauf erworben. 1497/1498 gingen Gotteshausbund, Grauer Bund und Zehngerichtenbund ein Bündnis mit den Eidgenossen der Schweiz ein. 1499 wurden die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich besiegt. 1512 eroberten die Drei Bünde (Gemeine drei Bünde) Chiavenna, Veltlin und Bormio. Wenig später fand die Reformation Eingang. Am 23. 9. 1524 schlossen sich die drei Bünde eng zum Freistaat der drei Bünde zusammen. Namengebend wurde dabei der Graue Bund. Von 1649 bis 1652 wurden die letzten Rechte Österreichs im Zehngerichtenbund und im Engadin abgelöst. Im Gegenzug gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich. Im 17. Jahrhundert besetzten Frankreich und Österreich/Spanien abwechselnd das Gebiet, doch gelang Georg Jenatsch die Sicherung der Unabhängigkeit. 1797 gingen Chiavenna, das Veltlin und Bormio an die Zisalpinische Republik verloren. 1798/1799 wurde G. als Kanton Rätien mit der Helvetischen Republik vereinigt, 1803/1815 fünfzehnter, um Tarasp vergrößerter Kanton der Eidgenossenschaft. 1814 gab sich G. eine neue Verfassung. L.: Wolff 533ff.; Plattner, W., Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde, 1895; Heierli, J./Oechsli, W., Urgeschichte Graubündens, 1903; Planta, P. v., Geschichte von Graubünden, 3. A. 1913; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Heuberger, R., Raetien im Altertum und Frühmittelalter, 1932; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936; Müller, I., Die Entstehung des Grauen Bundes, Zs. f. schweizer. Geschichte 21 (1941); Kern, W., Graubünden, Bd. 1f. 1944ff.; Pieth, F., Bündnergeschichte, 1945; Bündner Urkundenbuch, bearb. v. Meyer-Marthaler, E./Perret, F., 1947ff.; Jenny, R., Historisches über den Freistaat Graubünden, Bd. 1ff. 1964; Festschrift 600 Jahre Gotteshausbund, 1967; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, 1982; Bischofberger, H., Graubünden, LexMA 4 1989, 1659; Jahrzeitbücher, Urbare und Rödel Graubündens, Band 1 Die Kreise Disentis und Ruis, Band 2 Die Kreise Ilanz, Lugnez und Trins, bearb. v. Brunold, U. u. a., 1999ff.R; athgeb, C., Die Verfassungsentwicklung Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003.

 

Graz (Residenz des Herzogs von Österreich [Habsburg]) L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 230.

 

Guastalla (Stadtkommune, Stadtstaat, Signorie, Grafschaft, Herzogtum). G. am Po wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt (864 curtis Wardistalla). Seit Anfang des 11. Jahrhunderts unterstand es den Canossa. Danach wurde es Streitobjekt verschiedener Stadtstaaten (Cremona, Piacenza). Seit 1307 stand es den Correggio und seit 1335 den Visconti zu. 1406 wurde es mit dem umliegenden Gebiet als Lehen der Visconti Signorie der Torelli und 1428 Grafschaft. 1539 kam es durch Verkauf an die Familie Gonzaga. 1621 wurde G. Herzogtum. 1729 wurde es nach dem Aussterben der Herrscherfamilie eingezogen. 1746 fiel es an Österreich und wurde 1748 dem gegen Neapel und Sizilien an Österreich gelangten und an Karls III. Bruder Philipp überlassenen Herzogtum Parma und Piacenza einverleibt. 1805 wurde es an Napoleons Schwester Pauline Borghese gegeben, fiel aber wenig später an das Königreich Italien bzw. Parma. 1815 kam es mit Parma und Piacenza an die Gemahlin Napoleons, 1848 an das Herzogtum Modena und 1860 an das Königreich Sardinien bzw. 1861 Italien. L.: Großer Historischer Weltatlas III, 12 D2; Aff'ò, J., Istoria della città e ducato di Guastalla, o. J. (1785ff.); Il tempo dei Gonzaga, 1985; Bocchi, F., Guastalla, LexMA 4 1989, 1761f.

 

Gutenstein (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die 1735 erworbene Herrschaft G. der Grafen (Schenk) von Castell innerhalb Nellenburgs unter der Landeshoheit Österreichs zum österreichischen Reichskreis. L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 40; Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002.

 

Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170 auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau, so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren. Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II. gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron. L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts) Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898), 351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen, 1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010.

 

Habsburg-Laufenburg (Grafen). 1232/1238 spaltete sich von den Grafen von Habsburg die Linie H. ab. Sie erlosch 1408/1415. (Später zählte Laufenburg zum österreichischen Reichskreis.) L.: Wallner 713 ÖsterreichRK 1.

 

Hachberg, Hochberg (Herren, Herrschaft, Markgrafschaft). Nach der Burg H. (Hochberg) bei Emmendingen nannte sich eine von Markgraf Hermann († 1074), dem Sohn Herzog Bertholds I., begründete Adelslinie. Seit 1112 benannte sie sich nach der Burg Baden bei Oos (s. Baden). Von diesen Markgrafen von Baden spaltete sich nach 1197 die Linie (Baden-Hachberg bzw.) H. und von dieser 1297 die Nebenlinie (Baden-Sausenberg bzw.) Sausenberg ab. H. kam 1415 durch Kauf wieder an die Hauptlinie zurück. Die sausenbergische Linie, die 1306 Rötteln, später Lörrach und verschiedene Dörfer, 1444 Badenweiler und 1457 die Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel) erwarb, erlosch 1503. Ihre Güter kamen an Baden, Neuenburg über eine Tochter an den Herzog von Orléans-Longueville (Longueville). 1535 fiel H. an Baden-Durlach. Für die Herrschaften Badenweiler, Rötteln und Sausenberg kam im 16. Jahrhundert die Bezeichnung Markgräflerland auf (im Gegensatz zum Breisgau Österreichs). Über Baden gelangten die meisten Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. a. Hochberg. L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 31; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Weech, F. v., Die Zähringer in Baden, 1881; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, hg. v. Fester, R./Witte, H./Krieger, A., Bd. 1ff. 1892ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württemberg. Franken 1978, 13ff.; Treffeisen, J., Das Abgabenverzeichnis der Markgrafschaft Hachberg und der Herrschaft Üsenberg, Jb. des Landkreises Emmendingen 1994, 147.

 

Haigerloch (Herrschaft). 1095 wird die Burg H. an der Eyach erstmals erwähnt. Die Grafschaft H. gehörte den um 1162 aussterbenden Grafen von H., denen die um 1170 von den Grafen von Zollern abgespalteten Grafen von Hohenberg nachfolgten. 1381 verkauften die Grafen die gesamte Grafschaft Hohenberg mit H. an Habsburg, das die Herrschaft mehrfach verpfändete. 1488 kam H. an die Grafen von Zollern, die es 1497 gegen die Herrschaft Rhäzüns in Graubünden (an Österreich) eintauschten. 1575/1576 wurde H. Sitz einer Linie der Zollern bzw. Hohenzollern (Hohenzollern-Haigerloch). Nach dem Aussterben der Linie 1634 fiel die Herrschaft an Hohenzollern-Sigmaringen. 1801 gehörte die Herrschaft Haigerloch-Wehrstein (Haigerloch-Wöhrstein) mit 3 Quadratmeilen und 7000 Einwohnern unter den Hohenzollern zum schwäbischen Reichskreis. Mit Hohenzollern-Sigmaringen kam H. am 7. 2. 1849 an Preußen, 1945 an Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 168; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Hodler, F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Blessing, E., Stadt und Herrschaft Haigerloch im Mittelalter, 1974; Bumiller, C., Historiographische Probleme um die Grafen von Haigerloch und Wiesneck, ZGO 146 (1998), 1V 245.

 

Hardegg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die im 12. Jahrhundert errichtete Burg H. an der Thaya in Niederösterreich war Sitz der Grafen von H., die sich vor 1187 Grafen von Plain (bei Salzburg bzw. Reichenhall) nannten. 1278 verlieh König Rudolf von Habsburg die dem Reich 1260 durch Aussterben des Mannesstammes heimgefallene Grafschaft an den dritten Gemahl der Witwe des letzten Grafen Berthold von Rabenswald (Rabenswalde). 1481 fiel die bedeutende, seit dem Ende des 15. Jahrhunderts reichsunmittelbare Grafschaft (mit Hardegg, Pulkau und Retz [1280]) durch Erbvertrag und Verzicht an Kaiser Friedrich III. und damit an Österreich. Dort kam H. 1495 ohne Retz an die Prüschenk, die gleichzeitig zu Reichsgrafen von H. erhoben wurden. L.: Wolff 26; Jordan, R./Helmreich, J., Hardegg, 1964; Hardegg und seine Geschichte, 1976; Weltin, M., Böhmische Mark, Reichsgrafschaft Hardegg und die Gründung der Stadt Retz, Retzer Heimatbuch Bd. 1 2. A. 1984, 7ff.; Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363, hg.v. Zehetmayer, R., 2001; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.

 

Haunsberg (Herren). Nach ihrer Burg auf dem H. bei Salzburg nannte sich seit Anfang des 12. Jahrhunderts ein hochfreies Geschlecht. Ihm gehörten Linz (bis 1207) und bedeutende Gebiete westlich der Salzach (Gerichte H., Unterlebenau). 1211 wurde die Burg H. vom Erzstift Salzburg gekauft, an das 1229 von den Grafen von Lebenau auch die übrigen Güter des 1211 erloschenen Geschlechts kamen. Über Salzburg gelangten die Güter 1803/1816 an Österreich.

 

Hausen (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde in H. im Tal bei Beuron eine Burg errichtet. Sie war bis 1648 Sitz der Grundherrschaft H. in der Grafschaft Hohenberg. 1682 kam die zum österreichischen Reichskreis zählende, außerdem Stetten am kalten Markt, Nusplingen, Oberglashütte, Unterglashütte, halb Neidingen (Neidlingen) und weitere Güter umfassende Herrschaft H. über Berthold von Stein zu Klingenstein und Kaiser Leopold I. durch Verkauf an die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn), 1735 an die Grafen Schenk von Castell, 1756 als Pfand an das Kloster Salem und 1803 an Baden sowie damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK1; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg (1806), 1950.

 

Hegau (Gau, Landgrafschaft). Der H. (zu *kev- Bergrücken?) zwischen Konstanz, Schaffhausen, Geisingen, Immendingen, Überlingen, Neuhausen ob Eck (Egg) und Randen wird als Grafschaft erstmals 787 erwähnt. Er war eine Kernlandschaft des Herzogtums Schwaben. Um 1180 fiel er von den Grafen von Pfullendorf an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und damit an die Staufer. Er ging dann mit Nellenburg in der Landgrafschaft Hegau auf, die 1422 an die Herren von Tengen, von 1465 bis 1805 durch Kauf als Landgrafschaft Nellenburg zu Habsburg/Österreich, 1805 zu Württemberg und 1810 zu Baden kam. Von dort gelangte das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Gerber, H., Der Hegau, Landschaft zwischen Rhein, Donau und Bodensee, 1970; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Hegouue, Heuugowe, Gau am Bodensee, Singen, Stein); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, Hegouwe,Hegau’; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 59, 198 (Merishausen, Öhningen, Kirchen im Aitrachtal); Tumbült, G., Die Grafschaft des Hegaus, 1984, (in) MIÖG Ergbd. 3; Kiewat, R., Ritter, Bauern und Burgen im Hegau, 1986.

 

Heiligkreuztal, Heiligenkreuztal (freies? Stift). 1227 erwarben mehrere fromme Frauen von Werner von Altheim das Gut Wasserschaff und errichteten dort unter dem Namen H. 1231/1233 ein Zisterzienserinnenkloster, das päpstlichen und kaiserlichen Schutz erlangte, aber der Oberaufsicht des Abts von Salem unterstand. Es erwarb vor allem von den Justingen und den Grafen von Grüningen-Landau ein kleines Herrschaftsgebiet von 8 Dörfern. Nach langem Rechtsstreit konnte 1719 die Vogtei der Grafen von Hohenzollern-Sigmaringen abgelöst werden. 1750 wurde das Kloster innerhalb Schwäbisch-Österreichs dem Oberamt Nellenburg unterstellt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 3200 Einwohnern. Dazu gehörten die Dörfer und Weiler H., Andelfingen, Binzwangen, Beuren, Ertingen, Friedingen, Hundersingen und Waldhausen, die Höfe Landauhof (Landau), Talhof (Thalhof) und Dollhof, mehrere auswärtige Güter und Gefälle und Weinberge in Markdorf und Hechingen. 1803 fiel das Stift an Württemberg. Mit diesem kam H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Urkundenbuch des Klosters Heiligkreuztal, 1910ff.; Kögel, M., Rechts- und Besitzverhältnisse des Klosters Heiligkreuztal, Diss. phil. Tübingen, 1973; Der Kreis Biberach, 1973; Heiligenkreuztal 1277-1977, 2. A. 1978.

 

Heitersheim (Johanniterpriorat, Fürstentum, Residenz). H. südwestlich von Freiburg erscheint erstmals 777 in Lorscher Urkunden. 1272 gelangte es an den Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich II. von Hachberg die Gerichtsrechte und Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit 1505) bis 1806 war der reichsunmittelbare Ort Sitz des Johanniter-Großpriors (Johannitermeisters) von Deutschland. Dieser erhielt 1546 Fürstenrang mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Das 4 Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803 erworbene Grafschaft Bonndorf) 50 Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner umfassende, dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Fürstentum H. kam allmählich faktisch unter Landeshoheit Österreichs, fiel 1797 mit dem Breisgau an den Herzog von Modena und 1805/1806 an Baden. Damit gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Johanniterorden ( Johannitermeister). L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und Johannitergroßpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden, Diss. jur Freiburg im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter, K., Heitersheim, die Malteserstadt, 1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972; Die Heitersheimer Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 264; Heitersheim 1806, hg. v. Barz, W., 2007.

 

Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen des 9. Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I. abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des Bayern 1433 an die Herzöge von Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555 bis 1701/1713 und dessen österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis 1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der südliche Teil an Frankreich abgetreten. Vergrößert um Teile der Provinzen Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land Tournai wurde der übrige Teil 1794 zum französisch beherrschten Département Jemappes, das als H. 1815 an das Königreich der Vereinigten Niederlande und 1830 an Belgien kam. L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg. v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f. 1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao, Heinia, Heinau, Gau um Valenciennesw, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy, Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de 1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436 Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22, 24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis, pagus Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier, M., Le passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969, 71ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J., La législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau, LexMA 4 1989, 2131ff.

 

Herzegowina (Landschaft, Land). Das Gebirgsland im Nordwesten der Balkanhalbinsel an der Neretwa (Neretva) zählte in römischer Zeit zur Provinz Dalmatia und wurde seit dem 7. Jahrhundert von Südslawen besiedelt. Im Mittelalter gehörte es zum Herrschaftsbereich Kroatiens, Serbiens und Bosniens. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts erlangte es als H. (Herzogsland des Stefan Vukčić) eine gewisse Selbständigkeit, wurde aber 1465/1482 von den Türken erobert. 1878 wurde es nach dem russisch-türkischen Vertrag mit Bosnien von Österreich okkupiert und 1908 annektiert. 1918 kam es zu Jugoslawien, wurde aber nach dessen Auflösung 1995 Teil der Föderation Bosnien-Herzegowinas und der Serbischen Republik. L.: Cirkovic, S., Herzegowina, LexMA 4 1989, 2189; Dzaja, S., Bosnien-Herzegowina, 1994; Haselsteiner, H., Bosnien-Hercegovina, 1996; Gabriel, K., Bosnien-Herzegowina, 1878, 2003.

 

Hesperingen (Herrschaft). Die Herrschaft H. bei Luxemburg wurde 1492 von Baden erworben. Sie blieb unter der Landeshoheit Österreichs bzw. Luxemburgs. L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.

 

Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum) erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen von Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten. 1373 wurden Altstadt, Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500), die wieder in Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war es Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp dem Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582 die Hoyaer Ämter Uchte und Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die Niedergrafschaft Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss Graf Johanns von Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode Ludwigs IV. von Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen Folge unter anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim). 1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen, Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg, Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen (Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen. 1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich besetzt und dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel) einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen Reichs und seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine Verfassung erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9. 1866 wurde H. wegen der Unterstützung Österreichs in der misslungenen Bundesexekution des Jahres 1866 gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit preußischen Gebiete gingen am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und damit in Hessen auf. Die Linie Hessen-Kassel erlosch 1875. L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel 152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922; Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und Ämter von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19. Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp, W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987; Hollenberg, G., Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988, Hessisches Jb. f. LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt, 1996; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007.

 

Hilzingen (Herrschaft). H. bei Überlingen zählt vermutlich zu den ältesten alemannischen Siedlungen im Hegau. Im Frühmittelalter gehörte es zur Herzogsburg Hohentwiel und wurde vermutlich dem Hohentwielkloster übertragen, das seinerseits dem Hochstift Bamberg unterstellt war. Später war die Herrschaft, die dann dem schwäbischen Reichskreis zugeordnet war, häufig geteilt. 1595 und 1609 kam sie an Österreich, das H. teils als Lehen, teils als Pfand ausgab. 1659 erlangte das Kloster Petershausen H. mit Staufen für 60000 Gulden als Pfand. 1722 wurde das Pfand in Lehen umgewandelt, 1723 das Lehen unter Zustimmung des Hochstifts Bamberg in Eigentum. 1735 kam das Dorf Riedheim hinzu. Petershausen fiel 1803 an Baden, wodurch H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte. L.: Wolff 43, 190; Wallner 688 SchwäbRK 50; Riede, R., Geschichte von Hilzingen, 1926.

 

Hohenberg (Grafschaft). Die Burg Oberhohenberg im Kreis Rottweil war der Stammsitz der 1170 erstmals erwähnten, vom Haus Zollern/Hohenzollern abstammenden Grafen von H. Sie verkauften ihr im 12. und 13. Jahrhundert erworbenes Gebiet (Rottenburg, Horb, Oberndorf, Spaichingen, Haigerloch) 1380/1381 an Habsburg, unter dem die zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit dem Verwaltungsmittelpunkt Rottenburg einen wesentlichen Bestandteil Schwäbisch-Österreichs (Österreichisch-Schwabens) bis zum Ende des alten Reiches bildete. Verwaltungssitz war Fridingen an der Donau. 1497 fiel Haigerloch an die Grafen von Zollern/Hohenzollern. 1805 kam H. mit rund 750 Quadratkilometern und rund 48000 Einwohnern an Württemberg. Damit gelangte das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 44; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Hagen, K., Die Entwicklung des Territoriums der Grafen von Hohenberg, 1914, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 15; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg, 1950; Müller, K., Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der Grafschaft Hohenberg, 1953.

 

Hohenems, Ems (Reichsritter, Reichsgrafen). In H., ursprünglich Ems, bei Dornbirn in Vorarlberg wurde um 1170 eine Reichsburg errichtet. Sie war Sitz der seit etwa 1180 nachweisbaren Reichsministerialen, Reichsritter und nach einer Heiratsverbindung mit den Medici seit 1560 Reichsgrafen von H., die hier eine kleine, seit 1400 reichslehnbare Herrschaft gründeten und um Lustenau mit Widnau und Haslach erweiterten. Sie erwarben von 1614 bis 1669 von den Grafen von Sulz die Herrschaft Vaduz und Schellenberg. Nachdem in der Mitte des 17. Jahrhunderts die beiden Linien Hohenems-Hohenems (bald wieder ausgestorben) und Hohenems-Vaduz entstanden und letztere 1759 ausstarb, kam 1759/1765 mit diesem Aussterben der Reichsgrafen im Mannesstamm die Landeshoheit an Österreich. 1790 erhielt Graf Harrach die Herrschaft H. 1814 fiel sie endgültig, nachdem sie zunächst 1805 zu Gunsten Bayerns mediatisiert worden war, an Österreich zurück. Die Eigengüter kamen später an die Truchsess von Waldburg. Um 1800 war die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft 3,5 Quadratmeilen groß und enthielt 4000 Einwohner. Sie umfasste die Bergschlösser Althohenems und Neuhohenems, den Flecken Ems und einige Dörfer, die Orte Widnau und Haslach (in der schweizerischen Landvogtei Rheintal gelegen), die Grafschaft Gallarate (Gallara) bei Mailand (seit 1578) sowie Bistrau (Bistra), Bohnau (Bonna), Trepien (Trpin) und Laubendorf (in Böhmen). L.: Wolff 205; Zeumer 553 II b 61, 13; Wallner 687 SchwäbRK 35; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Bergmann, J., Die Edlen von Embs und die Reichsgrafen von und zu Hohenems, 1860/1; Welti, L., Geschichte der Reichsgrafschaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau, 1930; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1976ff. ; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 312.

 

Hohenfeld (Reichsritter). Den aus Österreich stammenden H. gehörten seit 1464 Aistersheim und seit 1537 Almegg in Oberösterreich. Nach dem 1648 erfolgten Kauf von Mühlhausen an der Enz zählten sie von 1650 bis 1689 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Von 1654 bis 1678 gehörten sie außerdem dem Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben . Johann Adam von H. starb 1689 ohne Nachkommen. Mit der Hälfte von Eisenbach zählte H. im 18. Jahrhundert zum Kanton Mittelrheinstrom. des Ritterkreises Rhein. L.: Genealogischer Kalender, 1753, 547; Hellstern 206; Winkelmann-Holzapfel 153; Schulz 264.

 

Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061 erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern (Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern (seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486 erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191 durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332) kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen. 1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein. 1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt, Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab (preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15 Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt. 1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg. L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana, hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen, hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen, insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K., Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956; Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs, 1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte, 1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann, D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in Franken, 2005.

 

Hohenzollern-Hechingen (Grafen, Reichsfürsten). Die Linie H. ist eine 1575/1576 entstandene Linie der Grafen von Hohenzollern, welche die alte Grafschaft Zollern (Hohenzollern) mit der Stadt Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten erhielt. Sie erlangte 1623 die Reichsfürstenwürde und 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1803 gewann sie durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für ihre Feudalrechte in der Grafschaft Geulle und den Herrschaften Mouffrin (Moulfrin) und Baillonville im Lütticher Lande die Herrschaft Hirschlatt des Stifts Kreuzlingen und das Kloster Stetten. 1805 wurde H. durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss sich H. dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte H. zugunsten Preußens ab. 1869 starb die Linie aus. Das Gebiet kam 1951/1952 über Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 168; Klein 148; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 2002.

 

Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von Hohenzollern, welche die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzighofen, die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol, die Grafschaft Veringen und die Herrschaft Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel das zwischenzeitlich abgespaltete Haigerloch wieder an. 1803 erhielt das zum schwäbischen Reichskreis zählende H. durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide (Dixmüde), ‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden und Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in Belgien die Herrschaft Glatt des Stifts Muri, die Klöster Inzigkofen, Beuron (Klosterbeuren) und Holzen (Holzheim) (im Augsburgischen), 1806 durch die Rheinbundakte die ehemals österreichischen Mediatklöster Habsthal und Wald, die Herrschaft Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens, die Souveränität über die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den nördlich der Donau gelegenen Teil der Herrschaft Messkirch der Fürsten von Fürstenberg, die vormals Salem gehörige Herrschaft Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft Straßberg der Fürsten von Thurn und Taxis sowie die ritterschaftlichen Herrschaften Gammertingen und Hettingen der Freiherren von Speth. 1805 wurde H. durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss es sich dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte der Fürst zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld, F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold, W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern an der oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 2002.

 

Holzappel (Reichsgrafschaft). 1643 erwarb der aus armer reformierter westerwäldischer Bauernfamilie stammende, 1641 in den Reichsgrafenstand erhobene kaiserliche Feldmarschall Peter Melander (gräzisiert aus Eppelmann) von den Grafen von Nassau-Hadamar, die seit dem 10. Jahrhundert den Herren von Laurenburg, den späteren Grafen von Nassau, gehörige Grundherrschaft Esterau an der Lahn mit der Ruine Laurenburg und der Vogtei Isselbach und Eppenrod mit insgesamt 16 Ortschaften (Hauptort Esten), auf Grund deren Kaiser Leopold I. die Reichsgrafschaft H. mit Sitz und Stimme im westfälischen Grafenkolleg des Reichstags bildete. Melanders Witwe erlangte dazu durch Kauf 1656 Burg und Herrschaft Schaumburg von Leiningen-Westerburg. Die reichen Güter kamen durch die Ehe der Tochter mit einem Grafen von Nassau-Dillenburg an Nassau (Nassau-Schaumburg) und in weiblicher Erbfolge 1707 an Anhalt-Bernburg (Anhalt-Bernburg-Schaumburg), von 1812 bis 1867 an eine erzherzogliche Linie des Hauses Österreich, dann an Oldenburg und 1888 an Waldeck. Mit Waldeck kam das 1806 in Nassau mediatisierte H. am 1. 4. 1929 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau). L.: Wolff 361f.; Zeumer 554 II b 63, 20; Wallner 704 WestfälRK 35; Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg und Holzappel, 1943; Weiler, C., (in) Nassauische Annalen 63 (1952).

 

Hoppetenzell (Herrschaft). H. bei Stockach wurde (vor 777) von einem Adalung an Fulrad von Saint Denis (Saint-Denis) gegeben. 866 bestätigte König Ludwig der Deutsche die Übertragung. Später stand innerhalb Schwäbisch-Österreichs die Herrschaft H. der Johanniterkommende Überlingen zu. 1803 kam H. an Baden und 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Hölzle, Beiwort 4.

 

Hornstein (Herrschaft). Die Burg H. am Leithagebirge wurde um 1341 als ungarische Grenzburg gegen Österreich errichtet. 1364 verkauften sie die Wolfart an die Kanizsay, welche die Herrschaft H. schufen. 1491 wurde sie verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt. 1647 kam H. unter die Verwaltung Ungarns. 1702 wurde die Herrschaft von den Esterhazy gekauft. 1919 fiel H. an Österreich.

 

Hultschin (Ländchen), Hultschiner Ländchen, tschech. Hlučinsko. Kurz vor 1278 gründete König Ottokar II. von Böhmen den Ort Hultschin in Nordmähren. Das umliegende Gebiet zwischen Oppa, Oder und Zinna war seit der Trennung von Mähren am Ende des 14. Jahrhunderts keine selbständige Einheit sondern nur Teil verschiedener schlesischer Fürstentümer (Troppau). Mit diesen gelangte es an Habsburg. 1742 kam es von Österreich an Preußen. 1919/1920 fiel das Hultschiner Ländchen mit 315,8 Quadratkilometern und (1910) 48446 Einwohnern ohne Volksbefragung an die Tschechoslowakei (Versailler Vertrag vom 28. 6. 1919, Besetzung 4. 2. 1920). Von 1938 bis 1945 gehörte es nochmals zu Deutschland. L.: Wolff 481; Bollacher, E., Das Hultschiner Ländchen im Versailler Friedensvertrag, 1930; Schellin, G., Das Hultschiner Ländchen. Eine Landeskunde, Diss. phil. Königsberg 1933.

 

Illyrien (Königreich, Provinz). I. ist im Altertum das von den Illyrern bewohnte Gebiet der östlichen Adriaküste, das von 230 v. Chr. an allmählich dem römischen Reich eingegliedert wurde (167 v. Chr. Teil der Provinz Gallia cisalpina). Im 4. nachchristlichen Jahrhundert war I. einer der vier römischen Reichssprengel. 395 kam das Gebiet zur westlichen Reichshälfte, fiel 537 aber an Byzanz. Im Mittelalter gehörte das Gebiet zu verschiedenen Herrschaften, von denen Österreich allmählich bestimmend wurde. 1809 musste Österreich Westkärnten, Krain, Görz, Triest, Istrien, Fiume, Dalmatien und Kroatien an Napoleon I. abtreten, der diese Gebiete als illyrische Provinzen Frankreich einverleibte. 1814 fielen sie an Österreich zurück, das aus Kärnten, Krain, Görz, Triest und Istrien 1816 ein Königreich I. bildete, das 1849 in die Kronländer Kärnten, Krain und Küstenland aufgelöst wurde. 1918 kam das Gebiet weitgehend zu Jugoslawien und nach 1991/1995 an Slowenien und Kroatien. L.: Großer Historischer Weltatlas III 40 c (1806-1812) D/E5, II 46 (1815) G/H4.

 

Immenstadt (Reichsgrafschaft). I. zu Füßen der Burg Rothenfels im Allgäu kam von den Staufern als Lehen an die Herren von Schellenberg. 1332 erwarben die Grafen von Montfort die Herrschaft Rothenfels mit dem Mittelpunkt Immendorf (Imdorf). 1565 kam Rothenfels durch Kauf an die Freiherren von Königsegg. Seit 1629 war I. (so seit 1618) Reichsgrafschaft. 1804 fiel es an Österreich, 1805 an Bayern. L.: Wolff 201; Baumann, F., Geschichte des Allgäus, Bd. 1ff. 1883ff.; Heimatbuch der Stadt Immenstadt (1360-1960), 1960.

 

Innsbruck (Residenz des Erzherzogs von Österreich)) L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 277.

 

Innviertel (Landschaft, Gebiet). I. ist die zwischen Salzach, unterem Inn, Donau und Hochstift Salzburg gelegene Landschaft um den Hauptort Ried. Sie kam nach dem bayerischen Erbfolgekrieg 1779 im Frieden von Teschen an Österreich. Von 1809 bis 1814 fiel sie kurzzeitig an Bayern zurück. L.: Wolff 27; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3; Das Innviertel, (in) Oberösterreich 16 (1966).

 

Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der 1103 erstmals erwähnten Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098 bezeugten Grafen von I. (Rembold I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem 9./10. Jahrhundert auftretenden edelfreien mittelrheinischen Geschlecht gehören. Sie waren Vögte der Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links der unteren Lahn sowie Grafen von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von Limburg und von 1326 bis 1462 Grafen von Wied. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts teilten sie sich in (die Linien Kobern an der unteren Mosel [bis 1301], Grenzau [mit den Abspaltungen Limburg vor 1249, Büdingen und Arenfels vom Ende 13. Jahrhundert bis 1373] und Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied] bzw.) den gerlachschen und den remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des 12. Jahrhunderts in vier Linien die vier Häuser der Burg (Runkeler Haus 1373 an Wied, Wiedisches Haus, Kobernhaus 1344 an salentinische Linie, viertes Haus im 16. Jahrhundert an Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg) erlosch 1664 mit der Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils des Erzstifts Trier, teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier die Lehen ein. Die Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber zusammen mit den Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten Grafen eine Anwartschaft auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg, Großmaischeid (Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach (Herschbach) bei Trier blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses erhielt 1806 auch die wiedschen Teile und gab das ehemals niederisenburgische Gut 1815 überwiegend an Preußen (Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach (Hersbach) kam 1866 mit Nassau an Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg) beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit 1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung in zahlreiche Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628 wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625 Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis 1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die Hauptlinien Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde 1744 in den Reichsfürstenstand erhoben. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte Baumburg und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim (Gainsheim) am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg (Jakobsburg) auf der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin zu I., Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und anderen Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806 trat Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter von Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa 58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an Österreich und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg. L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon, G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v., Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Isenburger Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976; Decker, K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.

 

Istrien (Markgrafschaft). 177 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet von I. und teilten es den Provinzen Italia und Illyricum zu. 539 kam das Gebiet an Oststrom, 788 an das fränkische Reich. 952 fügte es König Otto I. als Teil Friauls Bayern hinzu, löste es aber 976 als Herzogtum zusammen mit Kärnten wieder. Seit dem 11. Jahrhundert wurde zu I. das Gebiet um den Kvarner gerechnet (sog. Meranien). 1058 unterstand I. mit Krain dem Markgrafen Ulrich von Weimar-Orlamünde. 1077 gab König Heinrich IV. die Markgrafschaft I. an Aquileja, das I. erst 1209 tatsächlich von den seit 1173 als Markgrafen herrschenden Grafen von Andechs-Meranien erlangte und bis 1412/1430 an Venedig verlor. Das von der Markgrafschaft gelöste Inneristrien kam als Grafschaft I. über die Grafen von Görz 1374/1381 an Österreich, die anderen Gebiete (Küstenland) 1797 (1805 an Italien, von 1809 bis 1815 an Frankreich). Der österreichische Anteil an I. umfasste die im Jahre 1500 durch das Aussterben der Grafen von Görz an Österreich gefallene Grafschaft Mitterburg mit den Städten Mitterburg (Pisino), Biben (Pedena), Galignano, Berschetz, Lovrana und einigen Märkten und Klöstern und die im Jahre 1400 an Österreich gekommene Herrschaft Castua. 1816 gelangte er als ein Teil des Deutschen Bundes an das Königreich Illyrien Österreichs und war seit 1849 Teil des Kronlandes Görz-Gradisca-Istrien (Görz-Gradiska-Istrien). 1918/1920 kam I. an Italien, 1945/1947 an Jugoslawien und 1991/1995 an Slowenien und Kroatien. In der Gegenwart versteht man unter I. die Halbinsel südlich einer Linie vom Golf von Triest bis zum Kvarner. L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 G4; Lenel, W., Venezianisch-istrische Studien, 1911; Vergottini, G. de, Lineamenti storici della costituzione politica dell' Istria durante il medio evo, 1924f.; Pirchegger, H., Überblick über die territoriale Entwicklung Istriens, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1, 4, 1, 1927, 488ff.; Ferluga, J., Istrien, LexMA 5 1990, 792ff.

 

Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw. Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten, zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete Reichszugehörigkeit wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen (Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen erschien, weil er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen die auf die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I., in dem es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich, Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20 bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio) und 11 tirnisanische Reichlehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen 1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo, Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia, Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I. ein und errichtete verschiedene Republiken, die später teils Frankreich eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich, das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und gewann danach Südtirol. S. a. Lombardei. L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A., Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929; Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A. Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12. Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W., Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984; Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985; Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter, 1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R., Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte Italiens, 2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997; Jones, P., The Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004; Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und Barone vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010.

 

Jägerndorf (Herzogtum, Residenz). J. in Oberschlesien an der Straße Breslau-Olmütz am Zusammenfluss von Oppa und Geldoppa wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Es gehörte ursprünglich zum Herzogtum Troppau. 1384 fiel es von Troppau an Oppeln, 1390 an Jodok von Mähren, 1411 an König Wenzel von Böhmen und 1421 an Ratibor. 1437 spaltete sich J. als eigenes Herzogtum ab. 1493 kam es nach Absetzung des Fürsten durch König Matthias Corvinus (1474) an die Freiherren von Schellenberg. 1523 erwarb Markgraf Georg von Ansbach dieses Herzogtum. Nach dem Tod seines Sohnes Georg Friedrich fiel es an die Markgrafen von Brandenburg, die es mit Oderberg und Beuthen zusammenfassten. 1617/1621 gingen diese Gebiete infolge Teilnahme des Herzogs am böhmischen Aufstand an Österreich verloren. Den nördlichen Teil des Landes konnte König Friedrich II. 1742 an Preußen zurückgewinnen. Das Herzogtum umfasste ein Gebiet von 17 Quadratmeilen. 1918/1919 fiel das Gebiet von Österreich an die Tschechoslowakei, 1993 an Tschechien. L.: Wolff 481, 488; Biermann, G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 182; Urbare des Fürstentums Jägerndorf aus der Zeit der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1531-1535-1554/78), hg. v. Hanke, S. u. a., 2010.

 

Jauer (Fürstentum, Residenz des Herzogs von Schlesien). Neben Burg und Dorf Alt-Jauer in Niederschlesien wurde vermutlich vor 1242 die Stadt J. nach Magdeburger Recht gegründet. Seit 1278 war J. Sitz des im Wege der Teilung des Herzogtums Liegnitz geschaffenen Fürstentums J., zu dem 1286 Löwenberg hinzukam. Durch Vereinigung mit Teilen des Fürstentums Breslau (Schweidnitz, Münsterberg) wurde es von 1291/1292 bis 1301 vergrößert, dann aber erneut geteilt. Von 1346 an waren Schweidnitz und J. erneut vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von Schweidnitz mit Kaiser Karl IV. kamen diese Gebiete 1368/1392 an Böhmen. 1474 fiel J. an Ungarn, 1526 an Österreich, 1742 an Preußen. Das Fürstentum hatte einen Flächeninhalt von etwa 56 Quadratmeilen und war in die Kreise J., Hirschberg und Bunzlau-Löwenberg gegliedert. 1945 kam es (als Jawor) unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Jauer, 1903; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Koischwitz, O., Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen Kreises Jauer-Bolkenhain, hg. v. Tost, A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990, 309f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 283.

 

Johanniterorden (Reichsfürst), Johannitermeister. Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus Amalfi bereits vor den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach der Eroberung Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw. Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis auch herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy (1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden ritterschaftliche Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von den acht Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem Fall Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso) auf Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310 eroberte er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der Güter des aufgelösten Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei Brandenburg im Vergleich von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523 musste nach Siegen der Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a. Viterbo). 1530 übertrug Kaiser Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta und seine Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber ohne Heerfolgepflicht zu Lehen. Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden genannt. Nach der Reformation traten die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum evangelischen Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in Deutschland, der seit 1187 als Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des Ordens stand und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte, Sitz und Stimme auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Deutsche Kommenden bestanden u. a. in Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall (Hall) und Affaltrach, Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen (Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen, Villingen, Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden vereinigt. 1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um 1800 zählte der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der J. bzw. Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die Grafschaft Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern, Sankt Peter, Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806 erlosch auch das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum Heitersheim schon früher allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit Österreichs sowie 1805/1806 an Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei Brandenburg vom König von Preußen in ihren Rechten wiederhergestellt. 1999 hatte der evangelische Teil des Johanniterordens rund 3400 Mitglieder. L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des Johanniterordens in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großprioriat Deutschland des Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand, A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 69 (1984), 5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 739 (Johannitermeister); Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006

 

Jugoslawien (Königreich, Volksrepublik). Im 5./6. oder 7. Jahrhundert wanderten die slawischen Serben auf die Balkanhalbinsel ein. Sie wurden im 9. Jahrhundert christianisiert, gerieten aber unter den Einfluss Bulgariens bzw. Ostroms. Um 1180 erkämpften sie ein unabhängiges Fürstentum. Dieses fiel 1389/1459 an die Türken. 1830 entstand ein im Zuge von Freiheitsbestrebungen autonomes Erbfürstentum Serbien unter osmanischer Oberhoheit, 1878 ein unabhängiger Staat, der sich 1882 in ein Königreich umwandelte. Diesem schlossen sich 1918 die nordöstlich davon gelegenen Gebiete des Kaiserreichs Österreich-Ungarn, die auch Italien als Preis für seinen Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten begehrte, an. Daraus entstand das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das sich 1929 in Jugoslawien umbenannte. Am 29. 11. 1945 wurde es Republik, am 31. 1. 1946 Föderative Volksrepublik. Am 10. 2. 1947 wurde sein Gebiet um Teile Italiens in Istrien und Dalmatien vergrößert, 1954/1975 erhielt es die Zone B um Triest. Zum 26. 6. 1991 lösten sich Kroatien und Slowenien durch Erklärung vom serbisch beherrschten J., später auch Bosnien-Herzegowina und Mazedonien (Makedonien), so dass nur noch Serbien und Montenegro in J. verblieben. 1999 wurden die albanischen Bewohner des Amselfelds (Kosovo) von Serben vertrieben, aber durch Kriegseinsatz des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses zurückgeführt. Am 4. 2. 2003 wurde die Bundesrepublik J. aufgelöst und der Staat Serbien-Montenegro begründet, der sich 2006 in Serbien sowie Montenegro auflöste. 2008 trennte sich auch Kosovo mit westlicher Unterstützung von Serbien. S. Dalmatien, Friaul, Görz, Gottschee, Herzegowina, Illyrien, Istrien, Kärnten, Krain, Küstenland, Österreich, Steiermark, Triest. L.: Als Mitteleuropa zerbrach. Zu den Folgen des Umbruchs in Österreich und Jugoslawien nach dem Ersten Weltkrieg, hg. v. Karner, S./Schöpfer, G., 1990; Suppan, A., Zwischen Adria und Karawanken, 1998; Dérens, J./Samary, C., Jugoslawien von A bis Z, 2001; Calic, M., Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert, 2010.

 

Kallenberg (Herrschaft). Die Herrschaft K. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts im Rahmen von Schwäbisch-Österreich zum österreichischen Reichskreis. L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002.

 

Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker [, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590 nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich, dessen Bewohner in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph von Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu kelt. caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die Herrschaft der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten bayerisch-fränkische Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und verstärkten den bayerischen Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als eigenes Herzogtum?), zu dem auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien, Friaul und Krain gehörten, von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an landfremde Große, von 1077 bis 1122 an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das Herzogtum.Bis etwa 1180 verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische Mark mit Mürztal und Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der Mur/Steiermark, 1077 Friaul). Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von Sponheim (Spanheimer) (1122-1269) nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269 kam K. nach dem Aussterben der Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis 1276), 1286 an die Grafen von Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die Grafen von Habsburg. Sie fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu, fassten K. mit Steiermark, Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich zusammen und setzten in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände ihre Herrschaft durch. 1748 wurden drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste (Erzherzogin) Maria Theresia die Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809 bis 1814 gehörte Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen Frankreichs, von 1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch der Klagenfurter Kreis) zum österreichischen Königreich Illyrien. Danach war das Herzogtum K. Kronland Österreichs. Ohne Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal mit Unterdrauburg und Seeland an Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350 Bewohnern) mit Tarvis an Italien. Im Kärntner Becken erklärten sich am 10.10. 1920 59 Prozent der Bevölkerung für Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens zwischen 1991 und 1995 fielen die jugoslawischen Teile an Slowenien. L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner, K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G. v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.; Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss. phil. Göttingen 1908, 4 (Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss. Abt. 1,4, 2,8 1914ff.; Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu dem historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ. Gesch. u. Topographie 20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner Heimatatlas, 1925; Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.; Jaksch, A./Wutte, M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von Kärnten 1937; Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V., Kärntner Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum Carentanum, Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F., Kärntner Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung Karantaniens im fränkischen und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963), 78ff.; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, 1966; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das Mittelalter, 1984; Neumann, W., Bausteine zur Geschichte Kärntens, 1985; Bertels, K., Carantania. Beobachtungen zur politisch-geographischen Terminologie und zur Geschichte des Landes und seiner Bevölkerung im frühen Mittelalter, Carinthia 177 (1987), 87ff.; Wallas, A., Stände und Staat in Innerösterreich im 18. Jahrhundert, 1988; Dopsch, H., Kärnten, LexMA 5 1990, 1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner Bibliographie (1976-1980), 1989, (1981-1985), 1991; Migglautsch, K./Pust, I., Das Kanaltal und seine Geschichte, 1995; Karantanien – Ostarrichi, hg. v. Moritsch, A., 1997; Kärnten, hg. v. Rumpler, H., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920, hg. v. Valentin, H. u. a., 2002.

 

Kaunitz (Grafen, Reichsfürsten). Die dem Ritteradel Böhmens entstammende Adelsfamilie K., von der Wenzel Anton Graf K. 1753 zum Staatskanzler Österreichs ernannt wurde, erlangte durch die Ehe Max Ulrichs von K. (1679-1746) mit der Tochter des letzten Grafen von Rietberg aus dem Hause Cirksena die Herrschaft Rietberg mit Anwartschaft auf drei ostfriesische Herrschaften. 1764 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben. S. Rietberg. L.: Zeumer 554 II b 63,14; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz, 1975.

 

Kechler von Schwandorf (Freiherren, Reichsritter). Die K. waren bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft St. Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1805 - davon bis 1748 mit dem Rittergut Diedelsheim - gehörten sie dem Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben an. Im Jahre 1802 übten sie die Herrschaft über die dem Kanton Neckar inkorporierten Ortschaften Obertalheim und Untertalheim, beides Lehen Österreichs, sowie Unterschwandorf aus. L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64, Hellstern 207, 218f.; Kollmer 378.

 

Kirchberg (Grafschaft). 1507 verpfändete Kaiser Maximilian I. an die Familie Fugger die Grafschaft K. Nach ihr benannte sich die von Raimund Fugger († 1535) abstammende Linie der Fugger von K. und Weißenhorn (Fugger-Kirchberg-Weißenhorn). Die Grafschaft gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zum österreichischen Reichskreis. 1805/1806 wurden die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (in Württemberg) mediatisiert. 1951/1952 kam K. in Württemberg zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4, 45.

 

Kirchentellinsfurt (reichsritterschaftlicher Ort). 1007 gab König Heinrich II. K. bei Tübingen an das Hochstift Bamberg. Von dort kam der durch Aufnahme des Ortsnamens Tälisfurt von anderen Kirchheimnamen unterschiedene Ort an die Grafen von Hohenberg und 1381 an Habsburg bzw. Österreich. K. steuerte zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben, bis Württemberg 1769 die Rechte ablöste. Über Württemberg gelangte K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Imhoff (Im Hoff) von K.

 

Klagenfurt (Stadt der Landstände von Kärnten, autonome Stadt). 1195 wird der von Herzog Hermann von Kärnten (1161-1181) gegründete Markt K. an einer Furt über die Glan (Chlagenfurt) erstmals erwähnt. Um 1250 gründete Herzog Bernhard den Markt an günstigerer Stelle und erhob ihn zwischen 1270 und 1290 zur Stadt, die einen Ausgleich für das bambergische Villach bieten sollte. 1338 bestätigte Herzog Albrecht II. von Österreich die Stadtrechte. 1518 übertrug Kaiser Maximilian in einem beispiellosen Vorgang den 1514 niedergebrannten Ort den Landständen von Kärnten, die sich verpflichteten, daraus die stärkste Festung des Landes zu machen. Zwischen 1543 und 1591 wurde Klagenfurt zur Landeshauptstadt ausgebaut und blieb bis 1848/1849 in der Herrschaft der Stände, kam danach aber an Österreich. L.: Wolff 30; Die Städte Deutschösterreichs, hg. v. Stein, E., Bd. 4 Die Stadt Klagenfurt, 1929; Schmid, E., Die Beziehungen der Stadt Klagenfurt zu ihrem Umland, 1959; Die Landeshauptstadt Klagenfurt. Aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Moro, G., Bd. 1f. 1970; Hödl, G., Klagenfurt, LexMA 5 1990, 1192.

 

Kobersdorf (Herrschaft). Am Anfang des 13. Jahrhunderts gehörte K. im mittleren Burgenland einem Pousa, Sohn des Botus de genere Szak. Wenig später gelangte es an die Atyinay. 1280 wurde es durch König Ladislaus IV. dem Geschlecht Csák verliehen. Nach 1291 gab es König Andreas III. von Ungarn dem Grafen Lamberg (Lamperg), doch kam es vor 1319 an die Grafen von Mattersdorf, die um 1300 die Burg Forchtenstein errichteten. Von den Forchtenstein erwarb 1447 der Herzog von Österreich die Herrschaft K. und gab sie 1451 an König Friedrich III. weiter. 1491 wurde sie verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt. Allerdings wurde sie von Habsburg/Österreich vielfach verpfändet. Zu ihr gehörten neben K. Stoob, Kalkgruben, Weppersdorf und Oberpetersdorf, später Tschurndorf, Lindgraben und Neudorf. 1626 kam sie an Ungarn zurück, 1704 an die Esterhazy. Mit dem Burgenland gelangte das Gebiet 1919 zu Österreich.

 

Königsegg (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach K. in Oberschwaben benannten sich seit 1250 Herren von K., die von welfisch-staufischen Dienstmannen (Herren von Fronhofen) abstammen. 1311 wandelten sie das Lehen an der Burg K. in Eigen um. Zu ihren Stammgütern um K. und Aulendorf (1381) erwarben sie 1360 Immenstadt, 1440 die 1451 allodifizierte Herrschaft Staufen und im Jahre 1565 von Montfort-Tettnang die Grafschaft Rothenfels im Allgäu. 1470 wurden sie Freiherren und schlossen sich 1488 der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee an. 1588 teilte sich die zum schwäbischen Reichskreis zählende Familie in die Linien Aulendorf (Königsegg-Aulendorf) und Rothenfels (Königsegg-Rothenfels). Königsegg-Aulendorf hatte die alten Hausgüter (Aulendorf, K. und Ebenweiler) und die Neuerwerbungen Hüttenreute, Hosskirch und Grodt inne und nannte sich zu Königsegg und Aulendorf. Die zweite Linie erhielt Rothenfels und nannte sich danach Königsegg-Rothenfels. 1629 wurden die K. Reichsgrafen, die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft K. Reichsgrafschaft. 1804 wurde Rothenfels an Österreich verkauft. 1806 fiel K. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 201; Zeumer 553 II b 61, 8; Wallner 688 SchwäbRK 45; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960; Boxler, H., Die Geschichte der Reichsgrafen zu Königsegg, 2005.

 

Königsegg-Rothenfels (Grafen, Reichsritter). (Die Burg Rothenfels [Rotenfels) bei Immenstadt unterstand am Ende des 11. Jahrhunderts den Grafen von Buchhorn, nach denen sie die Welfen beanspruchten, aber an die Grafen von Kirchberg herausgeben mussten. 1243 kaufte Kaiser Friedrich II. die gesamte Albgaugrafschaft und überließ vermutlich den Herren von Schellenberg Rothenfels als Reichslehen. 1332 kam die Burg an die Grafen von Montfort-Tettnang, unter denen 1471 Rothenfels zur Grafschaft erhoben wurde.) Die Grafschaft K. wurde 1565 an die Herren von Königsegg verkauft, die dort 1588 die Linie K. gründeten. Sie umfasste Rothenfels und die Herrschaften Staufen und Werdenstein (1785). Herrschaftsmittelpunkt war Immenstadt. Wegen Stein und Bräunlings (Breunlings) zählten die Grafen zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Die Güter der Rothenfelser Linie wurde 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich gegeben. Durch den Frieden von Pressburg kamen sie an Bayern. L.: Ruch Anhang 82; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978.

 

Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung des Bistums Aventiacum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K., wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee, Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch verlor es schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern) nur der Ausbau eines kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu beiden Seiten des Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22 Quadratmeilen mit 50000 Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg (1113 Merdesburch, vor dem 12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart auf der schweizerischen Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu kamen zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die Herrschaft Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit Stahringen, Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf), die Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in der östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen], Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof in Meersburg. Im 18. Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen Gebiete des Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821 zugunsten des neuen Erzbistums Freiburg im Breisgau aufgelöst. L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad. hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz beim Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der Gründung des Bistums bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von Hochstift und Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966; Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von Säkularisation und Suppression, 1989; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im 13. Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz, 1994; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306; Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005.

 

Krain (F.) (Herzogtum). Die schon vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa, Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia annonaria und Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug der Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil des slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an Bayern und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten Mark Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die Craina marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie mit Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der Patriarchen von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228 waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim und Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst die Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen (1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von 1282 bis 1335 als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie nach deren Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch Windische Mark (mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam K. an die leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog Rudolf IV. sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum erhoben. Kaiser Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum österreichischen Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen der Türken. 1803 wurden die reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens einverleibt. Von 1809 bis 1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs, fiel danach aber wieder an Österreich (Königreich Illyrien) zurück. 1849 wurde es österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte Teil mit Laibach an Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an Italien. 1947 fiel auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien. L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A., Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann, L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains, 1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006.

 

Kranzenau (Herrschaft). Die Herrschaft K. im Breisgau stand am Ende des 18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit Österreichs den Altstätten bzw. Altstetten und Manicor bzw. Manikor gemeinsam zu. 1805 kam K. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Hölzle, Beiwort 10, 11.

 

Kreuzburg (Herrschaft). K. in Oberschlesien am rechten Stoberufer wurde 1252/1553 von den Kreuzherren aus Breslau als deutsche Stadt angelegt. 1294 gelangte K. von Breslau an Glogau, 1312 an Oels, 1323 und 1368 an Brieg. 1675 fiel es an den Kaiser heim. In der Mitte des 18. Jahrhunderts kam die zugehörige Herrschaft von Österreich an Preußen. Seit 1945 stand K. unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. L.: Wolff 475; Heidenfeld, Chronik der Stadt Kreuzburg, 1861; Die niederschlesische Ostmark und der Kreis Kreuzburg, hg. v. Salomon, B./Stein, E., 1927; Gemeinde- und Heimatbuch des Kreises Kreuzburg/Oberschlesien, hg. v. Menz, H., 1954; Kreuzburg, hg. v. Heimatkreisverband Kreuzburg OS. e. V., 1990.

 

Kroatien (Republik). Das Gebiet zwischen Adria und Drau wurde nach dem Untergang des weströmischen Reiches (476) im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Ein 924 die Königswürde erlangendes Geschlecht starb 1091 aus. 1102 kam es zur Personalunion Kroatiens mit Ungarn. 1526/1527 gelangte K. im Gefolge Ungarns an Habsburg bzw. Österreich. 1849 wurde K. mit Slawonien, dem Küstenland und Fiume Kronland. 1867 wurde es Ungarn unterstellt. 1918 wurde es Teil Jugoslawiens, von dem es sich zum 26. 6. 1991 verselbständigte. Seit 1. Juli 2013 ist es Mitgliedstaat der Europäischen Union. L.: Omrcanin, I., Diplomatische und politische Geschichte Kroatiens, 1968; Gazi, S., A history of Croatia, 1973; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Sanjek, F., Crkva i krscanstvo u Hrvata, 1988; Steindorff, L., Kroatien, 2001.

 

Kuenringer (Geschlecht). Die Familie der K., die vermutlich freier Abkunft ist und vielleicht aus Sachsen stammt, erscheint 1056 (Azzo, serviens des Markgrafen) erstmals in Österreich. Namengebend wurde das 1056 erlangte Königsgut zu Hetzmannswiesen, das seit etwa 1120 Kuenring (Kühnring bei Eggenburg in Niederösterreich) genannt wurde. Im 12. Jahrhundert stieg die Macht der Familie infolge von Herrendienst und Rodungstätigkeit stark an. Heinrich I. wurde 1233 oberster Schenk, Albero III. 1246/1247 capitaneus Austriae. Im 14. Jahrhundert trat die in einen Zweig Dürnstein (bis 1355) und einen Zweig Weitra (seit 1217)-Seefeld (seit 1292/1295 bis 1594) geteilte, im 16. Jahrhundert protestantisch gewordene Familie an Bedeutung zurück. L.: Friess, G., Die Herren von Kuenring, 1874; Lechner, K., Das Waldviertel, 1937; Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Hellbling, E., Die Kuenringer, 1975; Brunner, K., Die Kuenringer, 1980; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.

 

Kürnberg (Herrschaft), Kirnberg. 1298 nahm Rudolf von Üsenberg die Herrschaft K. mit dem schon 773 erwähnten Kenzingen von König Albrecht zu Lehen. 1365 kaufte Herzog Rudolf IV. von Habsburg die Herrschaft, die häufig verpfändet wurde. 1564 zog das Haus Österreich (Breisgau) sie wieder an sich. 1805 kam das Gebiet an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2.

 

Küstenland, Litorale (Land, Landschaft, Verwaltungseinheit). 1564 kam bei einer Neugliederung Österreichs K. neben Steiermark, Kärnten, Krain, Friaul-Görz und Westkroatien zur Ländergruppe Innerösterreich. 1809 wurde es den illyrischen Provinzen Frankreichs zugeschlagen. Nach dem Rückfall an Österreich 1814 wurde unter Abtrennung des Königreichs Dalmatien und Kroatien am 3. 8. 1816 das Königreich Illyrien mit der Hauptstadt Laibach gebildet. Zu ihm gehörten Kärnten, Krain, Görz mit Gradisca (Gradiska), Friaul und Istrien mit Trient. Von 1849 bis 1918 wurde nach Auflösung des Königreiches Illyrien aus Görz-Gradisca (Görz-Gradiska), Istrien und Triest ein Kronland K. mit einem gemeinsamen kaiserlichen Statthalter in Triest gebildet. Nach 1918/1919 kam es zu Italien, 1947 mit Ausnahme von Triest und Teilen von Görz-Gradisca (Görz-Gradiska) zu Jugoslawien, bei dessen Auflösung 1991 zu Slowenien und Kroatien. L.: Wolff 35; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) F6.

 

Lambach (Abtei). Nahe der Einmündung der Ager in die Traun erbauten die (von den Grafen von Formbach und den Aribonen abstammenden oder mit den Liutpoldingern, der bayerischen Pfalzgrafenfamilie und der Familie Odalberts von Salzburg verwandten) Grafen von Wels-Lambach die Burg L., in der sie ein Kanonikerstift einrichteten. 1056 wandelte der letzte dieses Geschlechts die Burg in ein Kloster um. Die Erbvogtei erhielten die Otakare (Markgrafen von Steyr) und nach ihrem Aussterben 1192 die Babenberger. Um 1220 kaufte der Herzog von Österreich die Güter vom Hochstift Würzburg. S. Wels-Lambach. L.: Wolff 27; Eilenstein, E., Die Benediktinerabtei Lambach in Österreich ob der Enns und ihre Mönche, 1936; Stelzer, W., Lambach, LexMA 5 1991, 1623; Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Grafen von Lambach und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Liutpoldingern, der bayerischen Pfalzgrafenfamilie und der Familie Odalberts von Salzburgs, (in).Jb. des oberösterreich. Musealvereines 154/155 (20120), 7.

 

Landau (in der Pfalz) (Reichsstadt). Das vielleicht in der Mitte des 13. Jahrhunderts nahe einer Burg in den Queichniederungen gegründete L. in der Pfalz bzw. im Nordelsass wird erstmals 1268 als Gut des Grafen Emich IV. von Leiningen genannt. 1274 erhielt es durch König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht von Hagenau. 1290 schied es aus der Herrschaft der Grafen von Leiningen aus und wurde 1291 Reichsstadt. Seit 1317 wurde es mehrfach verpfändet, darunter von 1324 bis 1511 an das Hochstift Speyer. 1511 wurde es durch Kaiser Maximilian I. ausgelöst. 1517 wurde es der Landvogtei Elsass zugewiesen. 1521 wurde es Mitglied des elsässischen Zehnstädtebundes. 1648/1678/1713 fiel es an Frankreich (Reichslandvogtei über 10 elsässische Städte, 1688-1691 Umbau zu einer Festung durch Vauban), 1815 an Österreich. 1816 kam es an Bayern (1830 Bundesfestung), 1946 an Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Lehmann, J., Urkundliche Geschichte der freien Reichsstadt und jetzigen Bundesfestung Landau, 1851; Hagen, J., Urkundliche Geschichte des Landauer Gebietes, Bd. 1 1937; Pemöller, A., (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964); Landkreis Landau, hg. v. Mushake, A., 1964; Staab, F., Quod pro nobis et imperio, Geschichtliche Landeskunde 42 (1995), 85; Imhoff, A., Wirtschaft und Gesellschaft in einer Garnisonsstadt, 1996; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 333.

 

Lauenburg (Herzogtum, Residenz des Herzogs). Das an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft Ratzeburg belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die 1182 die Burg L. erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Hauses entstand 1260 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg (L. und Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach dem Aussterben der protestantisch gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle seinen Erbanspruch auf das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum, zu dem auch die Stadt Ratzeburg ([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der Dominsel) gehörte, durch. 1705 kam L. mit Celle durch Erbfall an Hannover. 1815 wurde es von Hannover mit Ausnahme von Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen überließ es 1815/1816 gegen Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864 zusammen mit Holstein im Wiener Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865 wurde es durch die Konvention von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in Personalunion mit Preußen verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei, 1870 in das Deutsche Reich ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum L. der Provinz Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck verliehen. S. Sachsen-Lauenburg. L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F., Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der Lauenburger Geschichte, 3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700 Jahre Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im Königreich Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v. Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J., 1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding, W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008; Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums, 2008.

 

Laufenburg (Herrschaft, Grafen). Schon 1173 trug eine Linie der Grafen von Habsburg die Burg L. am Rhein bei Waldshut vom Kloster Säckingen zu Lehen. 1232/1238 spaltete sich von Habsburg eine Linie Habsburg-Laufenburg ab. 1306 verkaufte der letzte Graf die Herrschaft an die Grafen von Habsburg (und Herzöge von Österreich). Damit zählte sie später zum österreichischen Reichskreis. 1408/1415 erlosch die Linie andgültig. 1801 kam L. zum Aargau der Schweiz. Das rechtsrheinische Kleinlaufenburg/L. in Baden fiel 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 1; Wernli, F., Die Stadt Laufenburg von 1386-1496, 1912; Schib, K., Geschichte der Stadt Laufenburg, 1951; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 339.

 

Laupheim (Herrschaft, reichsritterschaftlicher Ort). Nach dem 778 erstmals erwähnten L. (Louphaim) an der Riss nannten sich seit 1110 bezeugte Herren von L., die im Dienst der Grafen von Kirchberg standen. Die Herrschaft L. kam von den Staufern über die Truchsessen von Waldburg und die Herren von Waldsee 1331 an Österreich, das 1407 die Herren von Ellerbach, die 1362 das Pfand erlangt hatten, damit belehnte. Nach dem Aussterben der Ellerbach fiel die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft 1582 an die Welden, 1806 an Württemberg und damit L. 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 508; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim, 1979.

 

Leyen (Reichsritter, Freiherren, Grafen, Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein edelfreies Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit 1300/1375 aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen waren Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet Georg I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die Ritter Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen Gütern 1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften Blieskastel und Bürresheim/Burrweiler (Burresheim/Burrweiler), wobei sie um 1760 Blieskastel zur Residenz ausbauten. Dazu kamen Adendorf bei Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die Herrschaft Arenfels nordwestlich von Neuwied und Sankt Ingbert. 1697/1705 erhielten sie als Lehen Österreichs die seit 1504 österreichische, zum schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer umfassende Grafschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie Reichsgrafen (schwäbische Bank), erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern insgesamt 450 Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer vorteilhaften verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und Josephine Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806 Fürsten mit Souveränität über Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern, Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg (Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den vier Potaschhöfen Büchelborn, Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons Niederrheinstrom und mit Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter Österreich und 1819 unter Baden mediatisiert. L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Inventar der mittelalterlichen Urkunden des Archivs der Fürsten von der Leyen im Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v. Ostrowitzki, A., 2010.

 

Liechtenstein (Fürstentum). Vielleicht ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich im früheren 12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von Wien nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten und in Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erwarb 1613 die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712 kaufte sie die reichsunmittelbare, bis 1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis 1507/1510 den Freiherren von Brandis (, die bis etwa 1435 auch die letzten Teile der Herrschaft Schellenberg erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und dann durch Verkauf den Grafen von Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712, für 290000 Gulden) und Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und erhielt dafür (gegen ein Darlehen von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises und 1713 (unter dem Obersthofmeister Anton Florian von L., dem Vertrauten Kaiser Karls VI.) im Reichsfürstenrat. Am 23. 1. 1719 wurden Vaduz und Schellenberg unter dem Namen L. zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1781 spaltete sich das Haus in zwei Linien, von denen die ältere das Fürstentum L. mit dem Großteil der österreichischen und schlesischen Herrschaften und Güter übernahm. 1806 wurde das 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer große L. mit 5000 Einwohnern zum Beitritt zum Rheinbund gezwungen und danach souverän. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei. 1862 erlangte es eine Verfassung. 1866 wurde es gänzlich unabhängig, blieb aber durch eine Zollunion mit Österreich verbunden, die es 1919 in eine Zollunion mit der Schweiz auswechselte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von Wien nach Vaduz. 1945 gingen die Güter in Mähren (Tschechoslowakei) und Schlesien (Polen) verloren. Das Fürstentum umfasst in der Gegenwart 160 Quadratkilometer mit (1984 26680, 2005) 34600 Einwohnern und (1984) knapp 50000 Gesellschaften. L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1868ff.; Biermann, G., Geschichte der Herrschaften Troppau und Jägerndorf, 1874; Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis 1260, hg. v. Helbok, A., 1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein, 1938; Steger, C., Fürst und Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1950; Seger, O., Überblick über die liechtensteinische Geschichte, 2. A. 1965; Raton, P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969; Dopsch, H., Der Dichter Ulrich von Liechtenstein und die Herkunft seiner Familie, (in) FS F. Hausmann, 1977, 93ff.; Liechtenstein - Fürstliches Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990; Csendes, P., Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; 1712 - Das Werden eines Landes - Begleitbuch zur Ausstellung, 2012.

 

Liegnitz (Fürstentum, Residenz des Herzogs von Schlesien). 1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert erbaute Burg L. an der Hohen Straße in Niederschlesien erstmals erwähnt. Nach Heinrich II. aus dem Hause der schlesischen Piasten (1241) entstand durch Erbteilung des Herzogtums Niederschlesien das Herzogtum L. (1251) um die zwischen 1242 und 1252 zu deutschem Recht neu gegründete Stadt L., von dem sich 1251 Glogau sowie 1278 Jauer und Löwenberg abspalteten. Von 1290 bis 1311 war es mit Breslau vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde es zeitweise durch Landesteilung um das Fürstentum Brieg vermindert. 1329 geriet es unter Lehnshoheit Böhmens. 1419 starb die Linie L. der Piasten aus. L. kam an Brieg. 1532 erwarb es Wohlau. Nach zwischenzeitlichen Trennungen war L. seit 1663/1664 mit Brieg und Wohlau wieder vereinigt. Als 1675 die schlesischen Piasten ausstarben, wurden L., Wohlau und Brieg als erledigte Lehen Erbfürstentümer Österreichs. Seit 1681 erhob Preußen unter Berufung auf einen 1546 von König Ferdinand für ungültig erklärten Erbverbrüderungsvertrag Friedrichs II. von L. mit Joachim II. von Brandenburg vom 19. 10. 1537 Ansprüche auf die drei Fürstentümer. 1742 kamen sie nach dem ersten schlesischen Krieg mit 34 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Seit 1945 wurde L. von Polen verwaltet, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit fiel. L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler, A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F., 1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v. Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H., 1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5: Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986; Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763, 1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 336.

 

Lindau (Fürstentum). Die Fürsten von Bretzenheim erlangten 1803 die Reichsstadt und das Reichskloster L. (am Bodensee) als Fürstentum L. Sie gaben es 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich. 1805 fiel es an Bayern.

 

Lindau (Reichskloster, Reichsstift). Im frühen 9. Jahrhundert (810/820) wurde in L. am Bodensee ein vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) gegründetes, 822 erstmals genanntes, 839 mit Immunität begabtes Damenstift (Unsere liebe Frau unter den Linden) gegründet. Im 13. Jahrhundert löste sich die allmählich entstandene Stadt in langwierigen Auseinandersetzungen aus seiner Herrschaft. 1466 wurde die Äbtissin gefürstet. Seit dem 16. Jahrhundert war das Stift reichsunmittelbar und zählte zum schwäbischen Reichskreis. Es hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet, sondern nur vier Kellhöfe (Kelhöfe) und zahlreiche Güter, aus denen es seine Einkünfte bezog. 1803 kam es als Teil des Fürstentums L. an die Fürsten von Bretzenheim und damit 1804 im Tausch gegen Güter in Ungarn an Österreich und 1805 an Bayern. L.: Wolff 169; Wallner 690 SchwäbRK 100; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Löffler, H., Lindau, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff. ; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011

 

Lindau (Reichsstadt). L. am Bodensee erscheint erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9. Jahrhundert gegründet wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt vom gegenüberliegenden Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt. Bereits um 1240 galt diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des Reichsstifts verstärkte sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus der Herrschaft des Stiftes. Unter König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt (1264 Ratsherren) die Stellung einer Reichsstadt (1274/1275 Freiheit von fremden Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei). In den Auseinandersetzungen mit dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts im Wesentlichen sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann und die Befreiung vom stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die Pfandschaft der Reichsvogtei über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat sie zur Reformation über. 1803 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende Stadt mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945 und 1955 nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone einerseits und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein. L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929; Horn, A./Meyer, W., Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau im Bodensee, 4. A. 1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W., Bibliographie zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des Museumsvereins Lindau 22; Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich III. und Lindau, 1986; Tönsing, M., Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K., Die Lindauer Stadtrechtsfamilie, Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.

 

Linz (an der Donau) (Bistum, Residenz des Erzherzogs von Österreich). 1783/1785 wurde innerhalb der Kirchenprovinz Wien für Oberösterreich in dem nach einer keltisch-römischen Siedlung (Lentia) und einer um 800 erwähnten Burg und Kirche (Linze) in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter den babenbergischen Herzögen von Österreich zur Stadt entwickelten L. das Bistum L. eingerichtet. L.: Ferihumer, H., Die kirchliche Gliederung des Landes ob der Enns im Zeitalter Kaiser Josephs II., 1952; Ruhsam, O., Historische Bibliographie der Stadt Linz, 1989; Mayrhofer, F./Katzinger, W., Geschichte der Stadt Linz, 1990; Marckhgott, G., Linz, LexMA 5 1991, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 338.

 

Litschau (Grafschaft). Die um 1215 erstmals erwähnte Burg L. in Niederösterreich war Mittelpunkt der aus der Reichsgrafschaft Raabs erwachsenen Grenzgrafschaft L. Sie kam beim Aussterben der Grafen von Raabs 1191/1192 über eine Erbtochter an die Grafen von Hirschberg, dann an die Grafen von Plain-Hardegg und an die Grafen von Rosenberg und war bis Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1297 fiel sie an Österreich. L.: Wolff 26; Zimmel, K., Die Stadt Litschau, 1912; Hauer, R., Heimatkunde des Bezirkes Gmünd, 2. A. 1951.

 

Lombardei (Landschaft). Das Gebiet der nordwestlichen Poebene war ursprünglich von Kelten besiedelt, die seit 222 v. Chr. allmählich in das römische Reich eingegliedert wurden. Nach dessen Zerfall wurden Norditalien und Mittelitalien (einschließlich der nordwestlichen Poebene) von den Langobarden erobert und erstmals 629 als Langobardia im geographischen Sinn bezeichnet. 774 fiel das Gebiet der Langobarden an die Franken. Am Ende des 11. Jahrhunderts erlangten die Städte der nordwestlichen Poebene wie Pavia, Mailand, Como oder Cremona Selbständigkeit. In Städtebünden wandten sie sich gegen die Staufer. Nach langen Kämpfen traten Signorien an die Stelle der Städte. Die Vormachtstellung gewann Mailand. Den Osten erlangte Venedig. 1535 kam das 1395 zum Herzogtum erhobene Mailand als Reichslehen an Spanien. 1714 fiel die L. nach dem spanischen Erbfolgekrieg an Österreich. 1797 wurde sie von Frankreich besetzt (Teil der Zisalpinischen Republik, seit 1805 des napoleonischen Königreiches Italien). 1815 wurde das Gebiet mit Venetien zum Lombardisch-Venezianischen Königreich (Lombardo-Venetien) Österreichs vereinigt. 1859 verlor Österreich die Lombardei an Sardinien, 1866 Venetien an das neue Königreich Italien (1861). L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Rota, E., L'Austria in Lombardia, 1911; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Arbinger, N., Komitat, Adel und städtische Kommune in der Lombardei während des 11. und 12. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien 1967; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Margaroli, P., Lombardei, LexMA 5 1991, 2094; Mazohl-Wallnig, B., Österreichischer Verwaltungsstaat, 1993; Longobardia e longobardi nell’Italia meridionale, hg. v. Andenna, G. u. a., 1996.

 

Loslau (Herren, Herrschaft), poln. Wodzislaw Slaski. L. im südlichen Oberschlesien wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1275) von Herzog Wladislaus von Oppeln (1246-1281) gegründet. 1336 gelangte es unter der Lehnshoheit Polens an Troppau, 1377 an Jägerndorf. 1437 wurde es von Ratibor, 1464 von Rybnik getrennt. 1483 behielt nach dem Tod des Herzogs von Jägerndorf-Loslau Böhmen die Herrschaft L., veräußerte sie dann aber 1502 an Johann von Schellenberg. In der Folge wechselte die etwa 200 Quadratkilometer große Herrschaft unter Österreich (1532) häufig den Besitzer. 1742 kam L. an Preußen, 1921/1922 an Polen. L.: Wolff 482; Henke, F., Chronik oder topographisch-geschichtlich-statistische Beschreibung der Stadt und freien Minderstandesherrschaft L., 1860ff.

 

Löwenberg (Herren), poln. Lwówek Slaski. L. am Bober zwischen Bunzlau und Lehnhaus in Schlesien wurde vermutlich 1217 gegründet. Es wurde Mittelpunkt der umliegenden deutschen Waldhufendörfer. Nach ihm nannten sich Nachkommen des Herzogs von Liegnitz seit 1278 Herren von L. 1314 fiel L. an Jauer (seit 1346 Schweidnitz-Jauer), 1392 an Böhmen, 1474 an Ungarn, 1526 an Österreich und 1742 an Preußen. 1852 zog der letzte regierende Fürst von Hohenzollern-Hechingen nach L. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. L.: Wolff 483; Wesemann, H., Urkundenbuch der Stadt Löwenberg, Teil 1f., 1885ff.; Heimatbuch des Kreises Löwenberg, hg. v. Möller-Löwenberg, A., 3. A. 1959.

 

Lustenau (Reichshof). Das schon 887 Königshof genannte L. am Bodensee kam von König Arnulf an die Grafen von Linzgau, dann über die Grafen von Bregenz und die Grafen von Pfullendorf um 1180 an die Staufer sowie vor 1323 an die Grafen von Werdenberg und von diesen 1395 als Pfand, 1526 durch Kauf an die Ritter bzw. Grafen von Hohenems. 1767 zog Österreich L. an sich, musste es aber 1789 an die mit einem Grafen von Harrach verheiratete Erbtochter des letzten Grafen herausgeben. 1806 kam L. an Bayern, 1814 in Vorarlberg an Österreich. Bis 1830 behielt es eine Sonderstellung. L.: Dacheröden 153; Hugo 454; Vetter, B., Der Reichshof Lustenau, 1935; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff.

 

Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum, Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum (Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends. L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der, Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J., Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C., Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus 963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948; Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs, Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv 12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg, 1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer, P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes, C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA 6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W., Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxembburg (1487-1797), 2007.

 

Mägdeberg (Herrschaft). Der schon vorgeschichtlich besiedelte M. bei Singen kam vermutlich als alemannisches Herzogsgut bzw. fränkisches Königsgut im 8. Jahrhundert an Sankt Gallen und um 920 wohl durch Tausch an die Abtei Reichenau. 1343 wurde die zugehörige Herrschaft an die Reichenauer Ministerialen von Dettingen/Tettingen verpfändet und 1358 an die habsburgischen Herzöge von Österreich verkauft. Das Pfand kam 1359 von den Dettingen an Württemberg. 1481 musste Württemberg M. an Habsburg/Österreich herausgeben. Von 1518 bis 1528 als Pfand, dann als Erblehen kam die Burg M. an die Herren von Reischach, 1622-1638 an Johann Eggs, 1649-1656 an Hans Jakob von Buchenberg, 1657-1762 an die Freiherren bzw. Grafen von Rost und 1774-1840 an die Grafen von Enzenberg (Enzberg). M. gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Hölzle, Beiwort 10; Dobler, E., Burg und Herrschaft Mägdeberg, 1959.

 

Mähren (Markgrafschaft, Markgrafentum). Bis in die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts siedelten im „Gebiet an der March“ zwischen der Böhmisch-Mährischen Höhe, den Ostsudeten, Westbeskiden, Kleinen Karpaten und dem Javornikgebirge Kelten, bis zum sechsten Jahrhundert Germanen (Quaden, Heruler, Rugier, Langobarden), danach um 530 von Norden und um 600 von Süden Slawen. Im 9. Jahrhundert (etwa ab 833) entstand das um 850 tributäre Bindungen an das Ostfrankenreich abschüttelnde Großmährische Reich (Swatopluk 870-894), nach dessen Zerfall im 10. Jahrhundert M. Streitobjekt zwischen Ungarn und Böhmen (Przemysliden) wurde. Nach kurzer Herrschaft Polens zu Beginn des 11. Jahrhunderts (um 1003-1010) fiel M. an Böhmen und wurde den nachgeborenen böhmischen Herzogssöhnen zugeteilt. 1182 erhielt es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Reichsunmittelbarkeit als Markgrafschaft, blieb aber lehnsrechtlich an Böhmen gebunden und nur über dieses dem Reich angeschlossen. Danach erlebte M. bedeutenden Zuwachs an deutscher Bevölkerung. Hauptstadt wurde Olmütz (bis 1641), dann Brünn. Nach dem Aussterben der Markgrafen (1306) gab König Karl IV. 1349 M. seinem Bruder Johann Heinrich. Mit dem Aussterben dieser Linie fiel M. an den König von Böhmen, danach an den späteren Kaiser Sigmund, der es 1423 seinem Schwiegersohn Herzog Albrecht von Österreich (König Albrecht II.) überließ. Nach dem Tod des nachgeborenen Sohnes Albrechts, Ladislaus Postumus, 1457 kam es an Polen, Ungarn und dann an Böhmen. 1526 fiel M. mit Böhmen nach der Schlacht von Mohacs endgültig an Österreich. Das Markgrafentum umfasste die Kreise Olmütz, Hradisch, Brünn, Znaim und Iglau. 1849 wurde M. Kronland in Österreich. Am 28. 10. 1918 wurde es Teil der Tschechoslowakei. Das Münchener Abkommen von 1938 löste die Landeshoheit auf, grenzte das nördliche, deutsch besiedelte Mähren-Schlesien als Regierungsbezirk Troppau vom tschechisch besiedelten Mittelmähren ab und gliederte das vorwiegend deutsch besiedelte Südmähren dem Regierungsbezirk Niederdonau an. Von März 1939 bis Mai 1945 bildete das verbleibende M. zusammen mit einem ebenfalls verkleinerten Böhmen das Reichsprotektorat Böhmen und M. Nach 1945 stellte die dritte tschechoslowakische Republik unter Vertreibung von etwa einer Million Deutschen die alten Landesgrenzen wieder her (1993 Tschechien, Tschechische Republik). L.: Wolff 466ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) I/K 4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) H4; Schwoy, F., Topographie vom Markgrafthum Mähren, Bd. 1ff. Wien 1793ff.; Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, hg. v. Chlumecky u. a., Bd. 1ff. 1836ff.; Bretholz, B., Geschichte Mährens, Bd. 1f. 1893ff.; Juritsch, G., Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen und Mähren im 13. und 14. Jahrhundert, 1905; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., 10 Hefte 1930ff.; Sudentendeutsches Ortsnamenbuch, hg. v. Gierach, K./Schwarz, E., 1932ff.; Grögler, A., Das Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Wegener W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Schwarz, E., Volkstumsgeschichte der Sudetenländer, Bd. 2: Mähren-Schlesien, 1966; Glassl, H., Der mährische Ausgleich, 1967; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Schacherl, L., Mähren, 1968; Seibt, F., Deutschland und die Tschechen, 1974; Válka, J., Die Stellung Mährens im Wandel des böhmischen Lehensstaates, (in) Europa 1500, 1986, 292ff.; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Hrabovec, E., Vertreibung und Abschub – Deutsche in Mähren 1945-1947, 2. A. 1996; Zemlicka, J., Mähren, LexMA 6 1992, 106; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37.

 

Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum). Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569 der Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch König Karl den Großen 774 wurde M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines Grafen. 951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien erneut an das Reich und überflügelte allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12. Jahrhundert wurde es mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im 12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183 musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano die städtische Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht, ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua, Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15. Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro. 1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend machte, erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg Frankreichs 1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es an Kaiser Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an Karls V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger (Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia und Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara, Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik, 1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben. M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861). L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924; Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F., Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano, 1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin, 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C., Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979; Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G., Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale (1183-1276), 2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a., 2004.

 

Malgrate (Markgrafschaft). Im 18. Jahrhundert zählte M. zu dem von Österreich beanspruchten Lehen Herzogtum Mailand. L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374.

 

Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat, Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums und einer Grafschaft (819), die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa (Markgrafen von Tuszien) fiel. Nach dessen Ende (1115) erlangte M. Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der lombardischen Städte bei. 1236 eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald wieder unabhängige Stadt. 1263 enstand unter den Bonaccolsi eine Signorie. 1311 bestätigte König Heinrich VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter der Stadt siegreichen Rinaldo Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das dieser zu einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432 Gianfrancesco Gonzaga zum Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum Herzog von M. Dieser gewann 1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat als erledigte Reichslehen einzuziehen und an Spanien auszugeben, doch fiel das Herzogtum nach dem mantuanischen Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers (eine jüngere Linie der Gonzaga), der einen Teil Montferrats an Savoyen abtreten musste, das seinerseits Pinerolo (Pignerolo) an Frankreich verlor. Im spanischen Erbfolgekrieg zog Kaiser Leopold I. M. wegen des Übertritts des letzten Nevers zu Frankreich als erledigtes Reichslehen ein und vereinigte es bis auf das 1703 an Savoyen gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits früher an Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon nach der Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik (1805 Königreich Italien), doch kam es nach den Befreiungskriegen (1810 Erschießung Andreas Hofers) 1814 zum Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück (Festungsviereck M., Verona, Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien vereinigt und kam 1866 an das neue Königreich Italien (1861). L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12 (16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd. 1f. 1925f.; Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v. Coniglio, G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni, V., Il territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi, B., Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964; Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G., 17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua, LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.

 

Mattsee (Herrschaft). Wahrscheinlich stiftete Herzog Tassilo III. von Bayern 777 das 783/784 erstmals belegte Kloster, das 817 königliche Abtei war und 907 zusammen mit Altötting dem Hochstift Passau übertragen wurde. 1390/1398 verkauften die Bischöfe von Passau die schon mehrfach verpfändete, von der Burg M. aus verwaltete Herrschaft M. mit Straßwalchen an das Erzstift Salzburg, das 1803 an Toskana und 1805 an Österreich kam. L.: Wolff 133; Erben, W., Quellen zur Geschichte des Stiftes und der Herrschaft Mattsee, 1896; 1200 Jahre Stift Mattsee, Festschrift, 1977.

 

Medelsheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). M. östlich von Saargemünd gehörte um 1150 zur Herrschaft Bitsch in Lothringen, im 14. Jahrhundert den Grafen von Zweibrücken und danach Kurpfalz. Als Mannlehen Österreichs geltend fiel M. 1576 an die Bollweiler, 1620 in weiblicher Erbfolge an die Fugger (Fugger-Kirchberg [Fugger zu Kirchberg]) und 1656 an die von der Leyen. M. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1815 kam es zu Bayern (Provinz Rheinpfalz bzw. Pfalz), 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und 1957 zum Saarland. L.: Wolff 516; Kampfmann, L., Heimatkunde des Bezirksamts Zweibrücken, 1912.

 

Mengen (Herrschaft, reichsstadtähnliche Stadt). M. nahe der Mündung der Ablach in die Donau wird anlässlich der Übertragung durch Kaiser Ludwig den Frommen an Buchau 819 erstmals erwähnt. Vor 1257 wurde vermutlich von den Staufern eine neue Siedlung errichtet. Von 1285 bis 1312 hatten die Habsburger die Vogtei. Danach wurde M. an habsburgische Amtleute und 1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. Es zählte zum österreichischen Reichskreis. 1680 löste es sich an Österreich zurück und kam 1805 an Baden, dann an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971; Das alte Mengen, hg. v. Bleicher, W., 1988.

 

Metternich (Grafen, Reichsgrafen, Fürsten). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nannte sich ein Zweig des rheinischen Adelsgeschlechts Hemberg (Hemmerich bei Bonn) nach dem Dorf M. westlich von Bonn. Er hatte die Erbkämmererwürde des Erzstifts Köln inne, stellte zahlreiche Bischöfe und Erzbischöfe und teilte sich in insgesamt 12 Linien. 1652 erhielt Philipp Emmerich vom Erzstift Trier die heimgefallenen Herrschaften Winneburg und Beilstein an der unteren Mosel zu Reichsafterlehen. 1635 wurde die Familie reichsfreiherrlich und 1679 reichsgräflich. Im 18. Jahrhundert zählte sie als Metternich-Winneburg mit dem Hofgut Denzerheide samt Sporkentaler Mühle zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war sie im früheren 18. Jahrhundert im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803 erlangte sie als Entschädigung für ihre linksrheinischen Güter Winneburg und Beilstein, über die sie Sitz und Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium hatte, die Reichsabtei Ochsenhausen in Schwaben (ohne das Amt Tannheim und mit verschiedenen Renten belastet) als Fürstentum (Winneburg), das 1806 aber von Württemberg mediatisiert und 1825 gekauft wurde. Klemens Wenzel Lothar M., der zum Staatskanzler Österreichs (1821) aufstieg, erhielt 1813 vom Kaiser von Österreich Schloss Johannisberg im Rheingau verliehen. L.: Stieber; Zeumer 554 II b 63, 19; Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 157; Riedenauer 125; Klein 188.

 

Mindelheim (Herrschaft, Reichsfürst). An der Stelle von M. an der Mindel lagen eine alemannische Siedlung des 7. Jahrhunderts und ein fränkischer Königshof. M. selbst wird erstmals 1046 anlässlich der Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer erwähnt. 1365 kamen Stadt (vor 1256) und Herrschaft von den Herren von M. über die Hochschlitz an die Herzöge von Teck und 1433/1439 an die Herren von Rechberg. Von 1467 bis 1586 gehörten Herrschaft und Stadt M. den Freundsberg/Frundsberg. Danach kamen sie 1590 an die Fugger, deren Rechte aber von den Herren von Maxlrain bestritten wurden. Sie traten ihre Ansprüche an Bayern ab, das M. 1616 besetzte und die Fugger abfand. Seit 1616 war M., abgesehen von 1704/1705 bis 1713/1714, als es der Kaiser als aus seiner Sicht erledigtes Reichslehen John Churchill Marlborough, First Duke of Marlborough, als Belohnung für seinen Sieg über Bayern als Reichsfürsten überließ, was durch den Frieden von Rastatt 1714 allerdings wieder entschädigungslos beseitigt wurde, und abgesehen von 1778 bis 1780 (Besetzung durch Österreich, mit 7 Quadratmeilen Gebiet), Teil Bayerns und gehörte dem schwäbischen Reichskreis an. L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Zoepfl, F., Geschichte der Stadt Mindelheim in Schwaben, 1948; Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968; Vogel, R., Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Mindelheim, 1970; Habel, H., Der Landkreis Mindelheim, 1971.

 

Mitterburg (Grafschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft M. über die vormalige Markgrafschaft Istrien und das Erzherzogtum Österreich zum österreichischen Reichskreis. 1918 fiel M. an Jugoslawien. L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.

 

Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs. In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines Grafen. 961 unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es Selbständigkeit (1135 Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796 stand es unter der Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara belehnt wurden. 1452 wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio nell’Emilia zum Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst 1597 Ferrara ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola und 1728/1737 Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am 16. 10. 1796 in M. die Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und Reggio zur Zispadanischen Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik und 1805 im Königreich Italien Frankreichs aufging. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 gelangten Breisgau und Ortenau als Entschädigung an den Herzog von M. (Modena-Breisgau) bzw. das verschwägerte Haus Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden. 1814 kam das Herzogtum M. an Österreich-Este (zurück). 1859/1860 wurde es mit dem Königreich Italien (1861) vereinigt. Das Haus Österreich-Este starb 1875 aus. L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983; Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.; Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.

 

Modena-Breisgau (Herzogtum). Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 kamen Breisgau und Ortenau als Entschädigung für den Verlust Modenas an den Herzog von Modena bzw. Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden.

 

Mondsee (Stift). Auf altem Siedlungsboden gründete (vor) 748 der Herzog von Bayern das Kloster M. im Salzkammergut. 788 wurde es Königsgut (Reichskloster). 829 erhielt es das spätere Sankt Wolfgangsland. 833/837 wurde es dem Hochstift Regensburg übertragen, 1104 aber wieder von ihm gelöst. 1505 fiel das Mondseer Ländchen im Anschluss an den bayerischen Erbfolgekrieg an Habsburg bzw. Österreich. L.: Wolff 27; Awecker, H., Mondsee, Markt, Kloster, Land, 1952; Das älteste Traditionsbuch des Klosters Mondsee, bearb. v. Rath, G./Reiter, E., 1989; Haider, S., Mondsee, LexMA 6 1992, 751.

 

Montfort (Grafen). Nach der um 1200 erbauten Burg M. bei Götzis in Vorarlberg nannte sich seitdem ein schwäbisches, die um 1160 ausgestorbenen Grafen von Bregenz (Udalrichinger) bzw. Pfalzgrafen von Tübingen um 1200 (nach 1182) beerbendes Grafengeschlecht. 1258 spalteten sich die Grafen von Werdenberg (mit Bludenz) ab. 1258/1260 bzw. 1267/1270 teilte sich M. in die Linien Montfort-Feldkirch (bis 1390), Montfort-Bregenz (bis 1338, beerbt von Montfort-Tettnang) und Montfort-Tettnang, von der 1354 eine jüngere Linie Tettnang (bis 1574) und eine jüngere Linie Bregenz (bis 1787) ausgingen. Die Grafen zählten 1488 zur Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee, später wegen Schomburg zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Von den umfangreichen Gütern am Bodensee und Alpenrhein sowie im Voralpengebiet gingen die meisten an die Grafen von Habsburg (Feldkirch 1375/1379, Bregenz 1451/1523). 1565 wurde Rothenfels an Königsegg veräußert, 1779/1780 Tettnang an Österreich verkauft. 1787 starben die Grafen aus. Wegen der Grafschaft M. (Menthor) zählte Österreich am Ende des 18. Jahrhunderts zu den schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1816 ernannte der König von Württemberg seinen Schwiegersohn (Jerôme Bonaparte 1784-1860), dessen Nachkommen in der Gegenwart in Frankreich leben, zum Fürsten von M. L.: Wolff 39; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Ruch Anhang 3, 82; Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg, 1845; Roller, O., Die Stammtafel der Grafen von Montfort bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts, ZGO 53 (1899); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff.; Die Montforter, 1982 (Katalog); Burmeister, K., Montfort, LexMA 6 1992, 805; Burmeister, K., Die Grafen von Montfort, 1997.

 

Montfort-Bregenz (Grafen). Die Grafen von M. entstanden 1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie starben 1338 aus. Bei einer erneuten Teilung 1354 entstand eine jüngere Linie M. Sie erwarb 1359 die Herrschaft Hoheneck bzw. Hohenegg, zählte zum österreichischen Reichskreis und erlosch 1787. L.: Wallner 713 ÖsterreichRK 1.

 

Montfort-Feldkirch (Grafen). Die Grafen von M. entstanden 1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie erlosch 1390. Die Herrschaft Feldkirch kam 1375/1379 an Habsburg bzw. Österreich (Vorarlberg).

 

Möttling (Grafschaft). In Krain bestand die Grafschaft M. mit dem Mittelpunkt Rudolfswert (Rudolfwerth) (1365 von Herzog Rudolf IV. von Österreich angelegt). L.: Wolff 31.

 

Mühlheim (an der Donau) (Herrschaft). 790 wird M. am Platz einer römischen Siedlung erstmals erwähnt. Die Neugründung durch die Grafen von Zollern (Hohenzollern) vor 1241 wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1391 mit Bronnen, Kolbingen, Beuron, Irndorf, Buchheim, Worndorf, Königsheim, Mahlstetten, Böttingen und Stetten sowie der Vogtei über Kloster Beuron an die Herren von Weitingen und von diesen 1409 samt Nendingen an die Herren von Enzberg verkauft wurde. Seit 1544 stand vertraglich die hohe Obrigkeit der Grafschaft Hohenberg und damit Habsburg/Österreich zu. 1806 kam die Herrschaft Enzberg an Württemberg und damit M. 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 509; Bauser, F., Mühlheim und die Herren von Enzberg, 1909; Blessing, E., Mühlheim an der Donau, 1985.

 

Münchhöf (Herrschaft). Zur Herrschaft M. bei Salem waren verschiedene, seit dem 12. Jahrhundert bestehende Höfe des Klosters Salem in M., Oberdornsberg, Unterdornsberg, Madachhof (Madach), Gründelbuch, Oberstohren, Unterstohren, Brielholz, Hirschlanden, Notzenberg, Schweingruben, Blumhof, Homberg, Mainwangen, Reismühle, Frauenberg über Bodman, Stockach und anderen Orten zusammengefasst. Gegen 64969 Gulden überließ Österreich der Reichsabtei Salem 1784 unter Vorbehalt der Landeshoheit der Landgrafschaft Nellenburg die hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Am Ende des Jahres 1802 wurde Salem aufgehoben, die Güter kamen meist an Baden und von dort 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Hölzle, Beiwort 4

 

Munderkingen (reichsstadtähnliche Stadt). Die von den Herren von Emerkingen gegründete Stadt M. kam vor 1297 an Habsburg. 1384/1386 verpfändete Habsburg die mit reichsstadtähnlichen Rechten ausgestattete Stadt an die Truchsessen von Waldburg. 1680 löste sich die zum österreichischen Reichskreis gezählte Stadt an Österreich aus. 1805 kam sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955.

 

Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten, lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N. (Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen. L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd. 1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.

 

Neapel (Königreich). N. an dem nach ihm benannten Golf im westlichen Unteritalien wurde als griechische Kolonie (Neapolis, neue Stadt) gegründet. 326 v. Chr. schloss es sich an Rom an. Nach dem Untergang Westroms gehörte es zum Reich der Ostgoten, dann seit etwa 550 (553) zum byzantinischen Exarchat. Hier erlangte N. unter seinen Erzbischöfen eine ziemlich freie Stellung. Von 1057 bis 1085 kam Unteritalien an die Normannen, die von 1061 bis 1091 auch Sizilien eroberten. 1139 wurde N. dem Königreich Sizilien einverleibt. Durch die Heirat Konstanzes von Sizilien 1186 errang Kaiser Heinrich VI. das Normannenreich für die Staufer. 1266/1268 eroberte der französische Prinz Karl II. von Anjou im Auftrag des Papstes das Reich. 1282 errang in der blutigen Sizilianischen Vesper König Peter von Aragonien bzw. Aragon, der Schwiegersohn des Staufers Manfred, die Herrschaft über Sizilien. Obwohl danach Sizilien selbständig war, wurde auch das Königreich der Anjou in Unteritalien als Königreich Sizilien und erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts auch als Königreich N. bezeichnet. Nach dem Aussterben der Hauptlinie der Anjou 1435 gewann Alfons V. von Aragonien bzw. Aragon den Kampf um das neapolitanische Erbe und vereinigte 1435/1442 Sizilien wieder mit N. (in Personalunion). Nach vorübergehendem Verlust an Frankreich (1495-1503) sicherte Ferdinand von Aragonien bzw. Aragon die spanische Herrschaft über N., das danach von spanischen Vizekönigen verwaltet wurde. Nach dem spanischen Erbfolgekrieg fielen 1713/1714 N. und Sardinien an Österreich, Sizilien an (den Urenkel Philipps II. von Spanien, Viktor Amadeus II. von Sayoyen-)Piemont. 1719/1720 tauschte Österreich Sizilien gegen Sardinien (an Piemont) ein. 1735 gab Kaiser Karl VI. nach der Niederlage im polnischen Nachfolgekrieg das Königreich Neapel-Sizilien an eine Nebenlinie der spanischen Bourbonen. 1806 fiel N. an Frankreich, kam aber 1815 an die Bourbonen zurück. 1816 begründete König Ferdinand von Bourbon unter Aufgabe des seit dem 16. Jahrhundert allgemeiner verwendeten Namens Königreich N. förmlich das Königreich beider Sizilien. Auf Grund einer Volksabstimmung vom 21. 10. 1860 gelangte das seit 1820 von Aufständen geschüttelte Land an das Königreich Sardinien bzw. das neue Königreich Italien (1861). L.: Benedikt, H., Das Königreich Neapel unter Kaiser Karl VI., 1927; Gunn, P., Neapel, 1964; Croce, B., Opere, Bd. 3 Storia del regno di Napoli, 1966; Fuiano, M., Napoli nel Medioevo, 1972; Galasso, G., Intervista sulla storia di Napoli, 1978; Galasso, G., Il Regno di Napoli, (in) Il Mezzogiorno angioino e aragonese (1266-1494), 1992, 1ff.; Vitolo, G., Neapel, LexMA 6 1992, 1075; Cuozzo, E., Neapel, LexMA 6 1992, 1076; Pesendorfer, F., Österreich, Großmacht am Mittelmeer?, 1998; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II., 1999.

 

Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das aus einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12. Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223 Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und Ottmachau beschränkte Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen Landesherrschaft erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland von Böhmen zu Lehen, erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau und nannten sich seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau. N. hatte einen Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und Grottkau gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der zu Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung an Polen. L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße, Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein, W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte, 1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011.

 

Nellenburg (Grafen, Landgrafschaft). Die Burg N. bei Stockach war Sitz der mit den Burchardingern und Udalrichingern verwandten, seit 889 erkennbaren Grafen von N., die als Stifter des Klosters Allerheiligen bei Schaffhausen hervortraten. Um 1050 wechselten die Grafen vom Zürichgau an den oberen Rhein. 1077/1078 verloren sie die Grafschaft im Zürichgau. Seit 1080 nannten sie sich nach N. 1100/1105 starben die älteren Grafen von N. aus und vererbten Herrschaft und Namen auf die Grafen von Bürglen, um 1170 auf die Grafen von Veringen. Vor 1256 vereinigten diese das zu N. und Stockach gehörige Gebiet mit dem Hegau (Landgrafschaft). 1422 kamen die Landgrafschaft und die Grafschaft an die Herren von Tengen. Von 1465 bis 1805 gehörte N. durch Kauf zu Habsburg/Österreich und bildete einen Teil Schwäbisch-Österreichs. 1805 kam die zum österreichischen Reichskreis zählende, von mehreren adligen Herrschaften und Städten durchsetzte Landgrafschaft N. mit rund 25000 Einwohnern an Württemberg, 1810 an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 43; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Berner, H., Die Landgrafschaft Nellenburg, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Hils, K., Die Grafen von Nellenburg im 11. Jahrhundert, 1967; Der Landkreis Konstanz, Bd. 1 1968, 293ff.; Schib, K., Geschichte der Stadt und der Landschaft Schaffhausen, 1972; Seibert, H., Nellenburg, LexMA 6 1992, 1087.

 

Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz. Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032 (1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592 erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton). L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis 1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck 1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915; Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz, L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt, 1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux, A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998.

 

Neuenburg (Reichsstadt). N. bei Müllheim wurde (vielleicht) um 1170/1180 von den Herzögen von Zähringen planmäßig angelegt. Nach 1218 war es vorübergehend Reichsstadt. 1797 kam es von Österreich an den Herzog von Modena, 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 41; Schäfer, K., Neuenburg. Die Geschichte einer preisgegebenen Stadt, 1963; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 454.

 

Niederlande (Staat). Bei der karolinigischen Reichsteilung 843 fiel Flandern westlich der Schelde an das westfränkische Reich (Westfranzien, Frankreich), der übrige Raum um Maas, Schelde und Rhein an das mittlere Reich Kaiser Lothars und 879/925 an das ostfränkische Reich. 1477/1493 kam das sich (seit etwa 1200 oder 1540?) sprachlich verselbständigende Gebiet der späteren N. über Maria von Burgund von Burgund an Habsburg, das die von Burgund zusammengefassten Gebiete hausmachtpolitisch gegenüber dem Reich zu verselbständigen suchte. Kaiser Karl V. fügte durch Kauf 1524 Friesland, durch Säkularisation 1528 Utrecht und Overijssel mit Deventer sowie 1538 Groningen und 1543 Geldern dem 1512/1548 gebildeten burgundischen Reichskreis hinzu, so dass insgesamt ein Komplex von 17 Gebieten entstand (Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern, Flandern, Artois [mit Arras], Hennegau, Holland, Seeland, Namur, Friesland, Rijssel [Lille], Doornik [Tournai], Mecheln, Utrecht, Overijssel und Groningen), und übertrug 1555 die Nachfolge an Philipp II. von Spanien (spanische N.). Seit 1565 wehrten sich Adlige in dem seit etwa 1540 zunehmend calvinisierten Gebiet gegen die von Philipp II. seiner Statthalterin Margarete von Parma (1559) in Auftrag gegebene Steigerung der königlichen Macht, mit der eine starke Erhöhung finanziellen wie religiösen Druckes einherging. Nach Ablehnung einer Bittschrift bildeten sie einen Bund des als Geusen verhöhnten Adels, der von den calvinistischen Religionsführern unterstützt wurde. 1567 wurde Margarete von Parma durch Herzog Alba als Statthalter abgelöst, der den Aufstand zunächst niederschlug. Am 1. 4. 1571 besetzten die Meergeusen Brielle (Briel) an der Maasmündung. Danach erhoben sich Seeland und Holland. Am 18. 7. 1572 wählten zwölf Städte in Seeland und Holland Wilhelm von Oranien zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht. Am 8. 11. 1576 schlossen sich weitere Gebiete an. Am 23. 1. 1579 einigte Oranien in der Union von Utrecht die sieben nördlichen Provinzen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Groningen, Overijssel (mit Drente) und Friesland, zu denen noch Flandern und Brabant kamen. 1581 setzte die Utrechter Union Philipp II. ab und schloss sich in den Generalstaaten zu einem losen Staatenbund zusammen (Republik der Vereinigten N.). Die südlichen N. wurden von Spanien erneut unterworfen. Nach weiteren schweren Kämpfen, in denen die seit 1635 mit Frankreich verbündeten Generalstaaten 1629-1637 den nördlichen Teil Brabants als Generalitätslande eroberten, wurden die Generalstaaten 1648 als eigener vom Reich gelöster Staat anerkannt. Ihr Interesse verlagerte sich rasch vom Reich auf die überseeischen Kolonien. Von 1590 bis 1700 waren die von 1572 bis 1650, von 1672 bis 1702 sowie von 1742 bis 1795 unter einem Statthalter handelnden N. das am stärksten urbanisierte und wirtschaftlich fortgeschrittenste Land Europas. Die südlichen (spanischen) Niederlande (Hennegau, Flandern, Artois, Namur, Luxemburg) kamen nach dem spanischen Erbfolgekrieg 1713/1714 von Spanien an Österreich. 1794 wurden sie von Frankreich erobert. Sie blieben Teil des deutschen Reiches. 1797/1801 musste Österreich sie an Frankreich abtreten. 1806 machte Napoleon die Generalstaaten zum Königreich Holland und vereinigte dieses 1810 mit Frankreich. 1814 wurde nach der Vertreibung der französischen Truppen die Vereinigung der nördlichen und südlichen N. sowie Lüttichs als Königreich der Vereinigten N. beschlossen. Dieses gehörte dem Deutschen Bund durch Personalunion mit Luxemburg an. 1830 wurde mittels der belgischen Revolution die Verbindung der sich benachteiligt fühlenden südlichen N. mit den nördlichen N. gelöst und Belgien von den N. getrennt. 1866 schieden Limburg und Luxemburg mit der Auflösung des Deutschen Bundes aus diesem aus. S. Flandern, Brabant, Hennegau, Namur, Limburg, Lüttich, Holland, Utrecht, Seeland, Geldern, Cambrai, Niederlothringen. L.: Die Territorien des Reichs 3, 200; Blok, P., Geschichte des niederländischen Volkes, Bd. 1ff. 1901ff.; Geschiedkundige Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A., 1911ff.; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1926; Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1933ff.; Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 3. A. 1943; Allgemene geschiedenis der Nederlanden, hg. v. Niermeyer, J. u. a., Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Buck, H. de, Bibliografie der geschiedenis van Nederland, Leiden 1968; Prevenier, W./Blockmans, W., Die burgundischen Niederlande, 1986; De Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Schepper, H. de, Belgium Nostrum, 1987; Schilling, J./Täubrich, R., Niederlande, 1988; Blockmans, W., Niederlande, LexMA 6 1993, 1141; Lademacher, H., Die Niederlande, 1993; North, M., Geschichte der Niederlande, 1997; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997; Weis, M., Les pays-bas espagnols, 2003; Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2009.

 

Niederlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum, keine Reichsstandschaft). Die N. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Cottbus zwischen Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober war von den vielleicht um 600 eingewanderten, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnten Lusici bewohnt, kam zwischen 928 und 965 unter deutsche Herrschaft und wurde Teil der sächsischen Ostmark (und 961 kirchlich vielleicht Magdeburg zugeordnet, 1063/1064, endgültig 1137 Meißen). Von 1002 bis 1031 war sie Lehen Polens. 1034 kam sie an die Markgrafen von Meißen. Erstmals von 1046 bis 1117 und dann wieder von 1136 bis 1304 gehörte sie fast ohne Unterbrechung zum Haus Wettin (Meißen), unter dessen Herrschaft die Einwanderung deutscher bäuerlicher Siedler erfolgte. 1304 kam sie durch Kauf an Brandenburg. König bzw. Kaiser Karl IV., der das Gebiet seit 1346 schrittweise erwarb, unterstellte 1367/1370 die N. als Markgrafschaft Lausitz Böhmen. In der Folge dehnte sich wegen der gleichen Landesherrschaft Böhmens der Name Lausitz auf die Gebiete um Bautzen und Görlitz aus. Seitdem nannte man Lausitz im Gegensatz hierzu N. und die neuen Gebiete Oberlausitz. Seit etwa 1400 gewannen die Landstände zu Lasten des Landesfürsten an Macht. 1445/1455/1462 fiel unter anderem das Gebiet um Cottbus an Brandenburg. Auch die Wettiner erwarben einzelne Herrschaften. 1526 gelangte die N. als Nebenland Böhmens an Österreich, welches das Land 1623/1635 an Sachsen (Kursachsen) abtrat. Von 1657 bis 1738 gehörte die N. zum Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis 1815 war sie als Markgrafschaft rechtlich selbständig. Sie umfasste die Kreise Luckau (mit der gleichnamigen Stadt, den Standesherrschaften Doberlug [Dobrilugk]), Drehna und Sonnewalde [Sonnewaldeitse] und einigen ritterschaftlichen Orten), Guben (mit Stadt Guben, den Herrschaften Abtei Neuzelle, Johanniterordensamt Schenkendorf, Forst [Forsta], Pförten, Sorau, Triebel, Amtitz und einigen ritterschaftlichen Orten), Lübben, auch krummspreescher Kreis genannt, (mit Stadt und Amt Lübben, den Herrschaften Friedland [Johanniterordensamt], Librose/Lieberose, Straupitz, Leuthen und mehreren ritterschaftlichen Orten), Calau (Kalau) (mit der Stadt Calau [Kalau], der Herrschaft Lübbenau und ritterschaftlichen Orten) und Spremberg, insgesamt ein Gebiet von 105 Quadratmeilen. Mit der Abtretung von Sachsen an Preußen wurde sie der Provinz Brandenburg einverleibt. Seit 1945 standen die Gebiete östlich der Neiße unter der Verwaltung Polens und gelangten 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. L.: Wolff 468, 470; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38 (1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober- und Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Urkundenbuch zur Geschichte des Markgraftums Nieder-Lausitz, Bd. 1ff. 1897ff.; Lehmann, R., Bibliographie zur Geschichte der Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1928ff.; Lehmann, R., Geschichte des Markgrafentums Niederlausitz, 1937; Lehmann, R., Geschichte der Nieder-Lausitz, 1963; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966; Lehmann, R., Urkundeninventar zur Geschichte der Nieder-Lausitz bis 1400, 1968; Quellen zur Geschichte der Niederlausitz, hg. v. Lehmann, R., 1972ff.; Lehmann, R., Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz, Bd. 1f. 1979; Schrage, G., Slaven und Deutsche in der Niederlausitz, 1990; Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Ludwig, T., DIe Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2008, 289.

 

Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land längs der Enns (östlich der Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria inferior]), verlor es aber 1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es 1282 seinen Söhnen. In einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im ausgehenden 14. Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen Reichskreis zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land Oberösterreich als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als Land unter der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der Habsburger. Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das Bundesland N. (seit 1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als eigenes Bundesland verselbständigt wurde. L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902); Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd. 1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo, F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl, 1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H., Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E., Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G., Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer - Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert, hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008.

 

Novara (Stadtkommune). Das aus einer ligurisch-keltischen Siedlung hervorgegangene antike N. in der westlichen Poebene wurde unter Cäsar römisches Munizipium und im vierten nachchristlichen Jahrhundert Bischofssitz. Im 11. Jahrhundert gewann es Selbständigkeit, wurde aber 1110 von Kaiser Heinrich V. zerstört. Im 14. Jahrhundert (1322) fiel es an die Visconti. Mit dem Herzogtum Mailand kam es von 1500 bis 1524 an Frankreich, 1535 an Spanien, 1714 an Österreich, 1735 an Sardinien und damit 1861 an Italien. L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Novara e il suo territorio, 1952; Cognasso, F., Storia di Novara, 1971; Andenna, G., Novara, LexMA 6 1993, 1300; Behrmann, T., Domkapitel und Schriftlichkeit in Novara, 1994.

 

Nürnberg (Burggrafen, Burggrafschaft, Residenz). Die vermutlich um 1000 entstandene Reichsburg N. war Mittelpunkt umfangreichen Reichsgutes. Als Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw. Grafen von Raabs (in Österreich) eingesetzt. Nach ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen die ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). Ihnen gelang trotz der allmählichen Einschränkung ihrer Rechte in N. selbst der Aufbau eines umfangreichen Herrschaftsgebiets im späteren Mittelfranken und Oberfranken (Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof [1323/1373], Ansbach, Schwabach [1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf des 1361 von Karl IV. vom Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth [Geleitsrechte seit 14. Jh.]). Nach der Belehnung Burggraf Friedrichs VI. mit der Mark Brandenburg 1417 gaben sie die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten der Benennung Markgrafschaft Ansbach bzw. Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in Nürnberg zerstört, nachdem die Burggrafen schon um 1350 ihren Sitz und das zwischen 1249 und 1265 gewonnene Landgericht nach Cadolzburg und 1385 nach Ansbach verlegt hatten. 1427 verkauften sie die Burg und die meisten ihrer Rechte in N. an die Reichsstadt. Sie zählten später zum fränkischen Reichskreis. Ihre fränkische Güter kamen 1791 an Preußen. L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg, 1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der landschaft mitsampt den furten und hellten darinnen. Eine politisch-statistische, wehr- und verkehrsgeographische Beschreibung des Großraums Nürnberg zu Beginn des 16. Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk. Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.; Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft, LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L., Die Burggrafen von Nürnberg, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 228; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.

 

Obenhausen (Herrschaft). Die Herrschaft O. unterstand am Ende des 18. Jahrhunderts innerhalb Schwäbisch-Österreichs der Kartause Buxheim, die 1803 an die Grafen von Ostein kam und danach an Bayern fiel. L.: Wolff 228.

 

Oberglogau (Herrschaft). O. an der Hotzenplotz in Oberschlesien wurde 1275 planmäßig angelegt. Es gehörte zum Herzogtum Oppeln. Nach dem Aussterben der Herzöge kam es 1532 mit Oppeln an Österreich, das es an Georg von Ansbach-Jägerndorf, dann an die Königin Isabella von Ungarn (1552) und danach an Otto von Zedlitz verpfändete. Von dort gelangte es über die Erbtochter an die Oppersdorff, die 1626 in den Reichsgrafenstand aufstiegen. 1945 fiel O. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. L.: Wolff 480; Schnurpfeil, H., Geschichte und Beschreibung der Stadt Oberglogau, 1860; Kosian, A., Führer durch das schöne Oberglogau, 1931.

 

Oberisenburg (Grafschaft). Der remboldsche Stamm (Oberisenburg) der Grafen von Isenburg beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit 1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung in zahlreiche Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628 wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625 Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis 1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die beiden zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hauptlinien Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein. 1815 kam die Grafschaft an Österreich, 1816 teils an das Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), teils an das Kurfürstentum Hessen (Hessen-Kassel), 1866 an Preu0eb und 1945 das Gebiet an Hessen. S. Isenburg (Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen). L.: Wolff 276; Wallner 696ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer Historischer Weltatlas III 2 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Simon, G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1864f.; Philippi, H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954.

 

Oberlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum [ohne Reichsstandschaft]). Die O. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Bautzen zwischen Queis, Pulsnitz, Zittauer Bergland und Niederlausitz war von den slawischen Milcanen (Milzenern) besiedelt und wurde im 10./11. Jahrhundert von den Deutschen unterworfen. Sie wurde zunächst als Land Budissin (Bautzen) bezeichnet, das meist zur sächsischen Ostmark gehörte. 1046 gelangte sie als Reichslehen an die wettinischen Markgrafen von Meißen. 1081/1158 kam dieses Land als Reichslehen an Böhmen. 1253 wurde das Gebiet zum größten Teil an Brandenburg verpfändet. 1268 wurde in die Länder Bautzen und Görlitz geteilt. Nach dem Aussterben der Askanier (1319) bemächtigte sich Heinrich von Jauer des Landes Görlitz und Johann von Böhmen des Landes Bautzen. Heinrich von Jauer trat seine angeblichen Rechte auf Bautzen an Johann von Böhmen ab, der 1320 vom König mit Bautzen belehnt wurde. Mit dem Tod Heinrichs von Jauer fiel auch Görlitz 1329/1346 an Böhmen. Von 1377 bis 1396 war es als böhmische Sekundogenitur nochmals selbständig. 1414 kam Zittau hinzu. Im 15. Jahrhundert trat dann nach der Ausdehnung des Namens Lausitz auf Bautzen und Görlitz der Name O. für die Länder Bautzen und Görlitz auf. Diese O. wurde 1620/1635/1648 von Habsburg/Österreich, das sie einschließlich Zittaus 1526 mit Böhmen erlangt hatte, als Mannlehen Böhmens an Sachsen (Kursachsen) abgetreten, genoss dort aber bis 1919 eine Sonderstellung. Das 103 Quadratmeilen große Gebiet der O. umfasste die Kreise Bautzen (mit den Städten Bautzen, Kamenz und Löbau, den Herrschaften Hoyerswerda und Königsbrück, dem Stift Sankt Peter und dem Kloster Marienstern und mehreren ritterschaftlichen Orte) und Görlitz (mit den Städten Görlitz, Zittau und Lauban, den Herrschaften Muskau und Seidenberg, zwei Klöstern und einigen ritterschaftlichen Orten). 1815 fiel der nordöstliche Teil (mit Görlitz) an Preußen und wurde mit der Provinz Schlesien vereinigt. 1835 wurde der bei Sachsen gebliebene Rest (mit dem 1845 von Österreich erlangten Schirgiswalde, 61 Quadratmeilen) unter Aufhebung seiner Provinzialverfassung dem Königreich Sachsen eingegliedert. L.: Wolff 468ff.; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38 (1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober- und Niederlausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Codex diplomaticus Lusatiae superioris, Bd. 1ff. 1851ff.; Köhler, J., Geschichte der Oberlausitz, Bd. 1f. 1867ff.; Knothe, H., Urkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeschichte der Oberlausitz, (in) Lausitzisches Magazin 53 (1877); Schremmer, W., Die deutsche Besiedlung Schlesiens und der Oberlausitz, 2. A. 1927; Die preußische Oberlausitz, hg. v. Salomon, B./Stein, E., 1927; Reuther, M., Die Oberlausitz im Kartenbild des 16. bis 18. Jahrhundert. Mit besonderer Berücksichtigung der deutsch-sorbischen Sprachgrenzkarten von Scultetus bis Schreiber, 1954; Reuther, M., Die Oberlausitz als Geschichtsraum, Bll. f. dt. LG. 93 (1957/1958), 102; Eichler, E./Walther, H., Ortsnamenbuch der Oberlausitz, Bd. 1 Namenbuch, 1975; Die Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Salza und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung in der Oberlausitz bis 1834, 2013.

 

Obernau (Herrschaft). O. bei Rottenburg erscheint erstmals 1145 anlässlich einer Übertragung an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der Ort O. unterstand den Herren von Ow und den Grafen von Hohenlohe bzw. seit 1381 Habsburg/Österreich. 1512 kam O. an die Herren von Ehingen. Nach ihrem Aussterben wurden 1698 die Freiherren Raßler von Gamerschwang (von Rassler) mit O. belehnt. Sie hatten unter der Landeshoheit Österreichs den Ort bis 1805. Dann fiel er an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.

 

Obernberg (Herrschaft, freie Reichsherrschaft). O. am Inn wird um 1160 erstmals erwähnt. 1250 erhielt das Hochstift Passau, das 1199 hier eine Burg errichtete, in O. die Maut, 1407 die Blutgerichtsbarkeit. 1782 ging die Landeshoheit über die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft durch Vertrag an Österreich über. Von 1810 bis 1816 stand O. mit dem übrigen Innviertel nochmals unter der Verwaltung Bayerns. L.: Wolff 144; Meindl, K., Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg, Bd. 1, 2 1875.

 

Oberösterreich (Fürstentum, Bundesland). Das Gebiet zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum keltischen Königreich Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum ripense. Seit dem 6. Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee, 777 Kremsmünster). Die wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau. 1058 folgten ihnen die Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192 kamen die Güter an die Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck, 1216 die Herrschaft Wels, 1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft Linz, erwarben. Seit 1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der Babenberger und der Lösung der Verbindung des Traungaus mit der Steiermark durch König Ottokar von Böhmen Austria superior (O., 1264) als politische und gerichtliche Verwaltungseinheit. Nach Übergang an die Grafen von Habsburg (1282) kam 1289 das Land westlich der Großen Mühl hinzu. In kriegerischen Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg 1380/1390 die Grafen von Schaunberg (bzw. Schaunburg). Seit 1453 wurden die Gebiete bzw. Güter der Hochstifte Salzburg, Regensburg, Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen herabgedrückt. Von 1456 bis 1483 wurde O. eigenes Fürstentum, um 1466 auch so genannt. 1506 wurde im bayerischen Erbfolgekrieg die Herrschaft Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von Bayern für O. erworben. Das früh verbreitete Luthertum wurde durch die Gegenreformation beseitigt. 1554/1559 setzte sich das Fürstentum Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich unter der Enns (Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen Neuzeit als (Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich bezeichnet. 1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779 fiel das Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern verlorene Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von 1849 bis 1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus Oberdonau. In der frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande verschiedentlich als O. bezeichnet. L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff. 1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.; Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller, E., 1958ff.; Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Hageneder, O., Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in) Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O., Die Entstehung des Landes ob der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2 (1968); Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S., Geschichte Oberösterreichs, 1987; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg. v. Strätz, H., 1990.

 

Oberschwaben (Reichslandvogtei). König Rudolf von Habsburg fasste nach 1273 das Reichsgut im östlichen Schwaben - südlich der schwäbischen Alb - zu den Reichslandvogteien Augsburg und O. (Ravensburg) zusammen. 1487 erwarb Bayern die Reichslandvogtei O., die aber von Österreich wieder ausgelöst wurde. L.: Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Oberschwaben, Gesicht einer Landschaft, hg. v. Ott, S., 2. A. 1972; Bradler, G., Die Landschaftsnamen Allgäu und Oberschwaben in geographischer und historischer Sicht, 1973; Richter, G., Oberschwaben zwischen Donau, Iller und Bodensee, 1974; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königstum, Adel und Städten, 1986; Oberschwaben, hg. v. Eitel, P., 1995; Oberschwaben, hg. v. Wehling, H., 1996; Landschaften und Landstände in Oberschwaben, hg. v. Blickle, P., 2000; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Hengerer, M. u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007.

 

Obersulmetingen (freie Herrschaft). O. an der Riss zwischen Biberach und Memmingen wird 853 erstmals erwähnt (Sunnimuotingen). 973 hatte ein Neffe Bischof Ulrichs von Augsburg die dortige Burg inne, später wohl die Grafen des Rammachgaues, die sich zeitweise nach Sulmetingen, seit Ende des 12. Jahrhunderts aber nach Neuffen nannten und um 1240 die Grafschaft Marstetten erwarben. Neben ihnen erscheinen von 1225 bis 1528 niederadlige Herren von Sulmetingen. 1508/1555 erwarben die Schad von Mittelbiberach als Lehen des Reiches bzw. Österreichs alle Anteile der zum schwäbischen Reichskreis gehörigen Herrschaft. 1699 vererbten sie sie an das Kloster Ochsenhausen. 1805 kaufte der Fürst von Thurn und Taxis den Ort. Über Württemberg kam er 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.

 

Oderberg (Herrschaft). Die freie Minderherrschaft O. in Oberschlesien war ursprünglich ein Teil des Fürstentums Ratibor, den Herzog Johann von Oppeln und Ratibor an Markgraf Georg von Jägerndorf gab. 1617 verlor dieser durch Spruch der Landstände nach Beuthen auch O., das an die Grafen Henckel gelangte. 1742 wurde der nördlich der Oder und Oppa gelegene Teil an Preußen abgetreten, der Rest mit der Stadt O. an der alten Oder blieb bei Schlesien böhmischen Anteils und damit bei Österreich. 1918 kam O. zur Tschechoslowakei. L.: Wolff 482, 489.

 

Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz), Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach einer Teilung der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O. als erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den Kronprinzen gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a. Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels. L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva. Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik, R., Najstarszy kopiarz, 2012.

 

Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218 aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau], Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148 belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von Basel zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und an den Bischof von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian ein kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es die Reformation, 1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3; Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg, 1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f. Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R., Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004.

 

Offingen (Öffingen, Oeffingen) (Herrschaft). Die Herrschaft O. zwischen Donau und Kanzach gehörte zu Schwäbisch-Österreich. L.: Wolff 46.

 

Oppeln (Herzogtum, Residenz), Opole. O. an der Oder in Oberschlesien war bei der ersten Nennung um 1000 Mittelpunkt des Siedlungsgebiets der slawischen Opolanen. Seit der Eroberung durch den oberschlesischen Herzog 1202 war die im 11. und 12. Jahrhundert befestigte, 1173 zunächst an Niederschlesien gelangte Siedlung Hauptort des von Niederschlesien getrennten, nunmehr auch nach O. bezeichneten piastischen Herzogtums (O.) Oberschlesien (mit Ratibor, Teschen, 1178 Beuthen, Auschwitz). 1254 wurde die deutschrechtliche Stadt O. gegründet. Im 13. Jahrhundert splitterte sich das Herzogtum in Teilfürstentümer auf (1281 Teilung in. O. mit Oberglogau, Falkenberg, Groß Strehlitz [Großstrehlitz, Groß-Strehlitz], 1313 dreigeteilt, Beuthen mit Cosel, Tost, Gleiwitz, bis 1335, Ratibor mit Rybnik, Sohrau [Sorau], Pless, bis 1336, sowie Teschen und Auschwitz, bis 1625). 1327 wurde O. Lehen Böhmens. 1521 kam Ratibor an O. Beim Tod des letzten Oppelner Piastenherzogs (1532) fiel das zwischen 1493 und 1521 um Gleiwitz, Tost, Beuthen, Cosel und den größten Teil Ratibors vergrößerte O. an Böhmen und damit an Habsburg bzw. Österreich. Von 1532 bis 1551 war es an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, von 1645 bis 1666 an Polen verpfändet. O. umfasste ein Gebiet von 137 Quadratmeilen und war seit 1741 in die Kreise O., Falkenberg, Rosenberg, Lublinitz, Groß Strehlitz, Tost, Cosel (Kosel) und Neustadt gegliedert. 1742 kam O.von Österreich an Preußen. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens (Woiwodschaft Opole). 1990 kam es als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. L.: Wolff 479f.; Idzikowski, F., Geschichte der Stadt Oppeln, 1863ff.; Steinert, A., Oppelns Werdegang, 1924; Oppeln, hg. v. Maurer, K., 1926; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Oppeln. Die grüne Brückenstadt, hg. v. Verlag Oppelner Heimatblatt, 1964; Straszewicz, L., Opola Silesia: outline of economic geography (engl. Übersetzung aus dem Polnischen), 1965; Kuhn, W., Oppeln, 1979; Kuhn, W., Geschichte Oberschlesiens, Jb. d. schles. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 24 (1983), 1ff.; Petry, L., Geschichte Schlesiens, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Oppeln, LexMA 6 1993, 1415; Veldtrup, D., Prosopographische Studien zur Geschichte Oppelns, 1995; Marsch, A., Oppeln – Falkenberg – Groß Strehlitz, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 434.

 

Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos, Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768 Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg). König Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O. (1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach, Offenburg und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351 bis 1405 an das Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz (bis 1504) bzw. Fürstenberg (1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert setzte sich der nach Ortenberg veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste Österreich das fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und fügte die O. zu Vorderösterreich hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim Aussterben der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen. 1801 kam sie an den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400 Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden, wodurch die nördlichen und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden. Mit Baden gelangte die O. 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua, Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa, Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach, Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16 (1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935); Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21, 22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua, Ortenau’, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K., Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995.

 

Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß, erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw. der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456 vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O. Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in Tambach durch Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an der Drau residierten. L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd. 1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F., Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991), 181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F., Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36 (1994), 9.

 

Orth (an der Donau) (Herrschaft). O. (865 Ortaha?) am Südrand des Marchfeldes war Mittelpunkt einer Herrschaft des Hochstifts Regensburg. 1377 zwang der Herzog von Österreich die Grafen von Schaunberg, die um 1230 O. als Lehen Regensburgs erlangt hatten, zur Aufsendung und zum Verkauf. Bis ins 18. Jahrhundert war die Herrschaft ein landfremdes Lehen Habsburgs/Österreichs, das O. stets weiterverpachtete oder weiterverpfändete. L.: Willinger, H., Orth, ein Grenzlandschicksal, 1962.

 

Ostarrichi II (Ostgebiet bzw. späteres Österreich mit Einschluss Neuhofens an der Ybbs 996)

 

Österreich (Ballei des Deutschen Ordens, Deutschordensballei). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die Balleien Österreich (und Tirol) und Bozen (bzw. an der Etsch) des Deutschen Ordens zum österreichischen Reichskreis. L.: Wolff 49; Wallner 714 ÖsterreichRK 5.

 

Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekrieges erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich, wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II. L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O., Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky, E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2. A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94, IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre 1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte im Herzen Europas, 1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin, M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P., 1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich, 1979; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v. Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10. A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz, F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter, G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte in 10 Bänden, hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert, 2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.

 

Österreichisch-Schlesien (Herzogtum). 1526 gelangten die stark zersplitterten Fürstentümer Schlesiens mit Böhmen durch Erbfolge an Habsburg bzw. Österreich. Ihm gegenüber erhob Brandenburg auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrages Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf. 1686 wurde Brandenburg durch die Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche bewogen, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage geführten ersten schlesischen Krieg erlangte Preußen 1742 Schlesien bis zur Oppa, wohingegen Österreich Troppau, Teschen und Jägerndorf behielt, die als Herzogtum (seit 1849 Kronland) durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltet wurden. 1919 kam Ö. zur Tschechoslowakei, 1920 der Ostteil von Teschen zu Polen. S. Schlesien, Tschechien. L.: Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990.

 

Österreichischer Reichskreis. 1512/1521 wurden die Erbländer Habsburgs zu einem Reichskreis zusammengefasst, um dem Haus Österreich die Teilnahme an der Exekutionsordnung des Reiches zu ermöglichen. Zu diesem Reichskreis zählten die vorderösterreichischen Enklaven im Gebiet des schwäbischen und oberrheinischen Reichskreises, nicht dagegen die Länder Böhmens. Hinzu kamen die Bischöfe vin Trient und brixen, der Deutsche Orden wegen der österreichischen Balleien, der Fürst von Dietrichstein wegen der Grafschaft Tarasp und der Bischof von Chur. Kreisausschreibender Fürst und Kreisdirektor war der Erzherzog von Österreich. Kreistage gab es nicht. Nach 1803 kamen die ehemaligen geistlichen Fürstentümer Salzburg und Berchtesgaden aus dem bayerischen Reichskreis hinzu. Am 6. 8. 1806 endetet mit der Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II. der Ö. L.: Gumpelzhaimer 1; Wolff 22; Mally, A. K., Der österreichische Kreis in der Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967.

 

Österreich-Ungarn (Doppelmonarchie). 1867 wurde das Kaiserreich Österreich in die Doppelmonarchie Ö. umgewandelt. Zu Österreich gehörten (als die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder im Gegensatz zu den Ländern der ungarischen Stephanskrone) das Königreich Böhmen, das Königreich Dalmatien, das Königreich Galizien und Lodomerien mit Auschwitz, Zator und Krakau, das Erzherzogtum Österreich unter der Enns, das Erzherzogtum Österreich ob der Enns, das Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steiermark, das Herzogtum Kärnten, das Herzogtum Krain, das Herzogtum Bukowina, die Markgrafschaft Mähren, das Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien, Österreichisch-Schlesien), die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg sowie die Markgrafschaft Istrien samt der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradiska (Görz und Gradisca)und der Stadt Triest. 1878 kamen die zuvor türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina hinzu. Gemeinsam waren beiden Reichshälften der Monarchie die auswärtigen Angelegenheiten und das Militärwesen und das Finanzwesen. Ö. endete am 11. 11. 1918 durch Verzicht des Kaisers auf jeden Anteil an den Reichsgeschäften und Ausrufung der Republik. L.: Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005.

 

Otakare (Geschlecht, Markgrafen, Herzöge). Das seit der Mitte des 10. Jahrhunderts im Chiemgau als Grafen bezeugte, im 11. Jahrhundert im Chiemgau und Traungau (Mittelpunkt Styraburg, Steyr) begüterte, nach dem Leitnamen Otakar als O. bezeichnete bayerische Grafengeschlecht, das sich mit karolingischen Otakaren nicht sicher verbinden lässt, hatte nach dem Aussterben der Grafen von Wels-Lambach seit 1050 die Markgrafschaft der karantanischen Mark zu Lehen. 1122 beerbte das Geschlecht die Eppenstein (Eppensteiner) in Kärnten. 1180 wurde die karantanische Mark zum Herzogtum Steiermark mit Otakar IV. als erstem Herzog erhoben. Durch Erbvertrag kam sie 1192 an die Babenberger. L.: Posch, F., Die Entstehung des steirischen Landesfürstentums, MIÖG 59 (1951); Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; 800 Jahre Steiermark und Österreich 1192-1992, hg. v. Pickl, O., 1992; Ebner, H., Otakare, LexMA 6 1993, 1555; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.

 

Padua (Stadtkommune). P. am Bacchiglione in der nördlichen Poebene, dem das 601 von den Langobarden zerstörte römische, 301 v. Chr. erstmals erwähnte Patavium (um 200 n. Chr. 50000 Einwohner) voranging, wurde in der Mitte des 4. Jahrhunderts Sitz eines Bischofs und im 10. Jahrhundert Mittelpunkt einer von Otto I. eingerichteten Grafschaft. 1164 erlangte es Selbständigkeit. An die Stelle der 1137 erstmals genannten Konsuln traten im 13. Jahrhundert als Leitungsorgan(e) Podestà. 1222 erhielt es eine Universität. Im 13. und 14. Jahrhundert (1318-1405 unter der Herrschaft der Carrara, 30000 Einwohner, 63000 Bewohner außerhalb der Mauern) erlangte es die Herrschaft über Vicenza, Bassano und Feltre. 1405/1406 geriet es selbst unter die Herrschaft Venedigs. 1797 fiel es mit Venetien an Österreich, 1815 an das Lombardo-Venetianische Königreich Österreichs, das 1866 an das neue Königreich Italien (1861) abgetreten werden musste. L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Cappelletti, G., Storia di Padova, Bd. 1f. 1874ff.; Zorzi, E., Il territorio padovano nel periodo di traspasso da comitato a comune, 1930; Gasparotto, C., Padua, 1973; Castagnetti, A., I conti di Vincenza e di Padova dall’età ottoniana al Comune, 1981; Collodo, S., Una società in trasformazione, Padova tra XI e XV secolo, 1990; Gaffuri, L., Padua, LexMA 6 1993, 1617; Tilatti, A., Istituzioni e culto dei santi a Padova, 1997; Kohl, G., Padua unter den Carrara, 1998; Rippe, G., Padoue et son contado, 2003.

 

Parma und Piacenza (Herzogtum). Papst Paul III. trennte 1545 die 1511/1512 von Papst Julius II. eroberten Gebiete P. vom Kirchenstaat ab und übertrug sie seinem natürlichen Sohn Pier Luigi Farnese, der bereits über die Herzogtümer Castro und Ronciglione herrschte, als Herzogtum zu Lehen. Nach dem Aussterben der Farnese im Mannesstamm 1731 erbte der spätere König Karl III. von Spanien als Großneffe des letzten Farnese. 1735 gab er P. gegen Neapel und Sizilien an Österreich. Dieses trat 1748 P. zusammen mit dem Herzogtum Guastalla an Karls III. Bruder Philipp ab. 1802 kamen P. und das 1806 für Napoleons Schwester Pauline abgetrennte Guastalla an Frankreich und bildeten seit 1808 das Departement Taro. 1815 wurden P. und Guastalla Napoleons Gemahlin Maria Louise von Österreich zuerkannt. Bei ihrem Tode fielen sie 1847 an Karl II. Ludwig von Bourbon-Parma, 1860 durch Volksabstimmung an Sardinien und damit 1861 an das neue Königreich Italien. L.: Bazzi, T./Benassi, U., Storia di Parma, Bd. 1ff. 1899ff.; Bernin, F./Bourgoing, J. de, Maria Louise von Österreich, 1933; Cattelani, R., Parma nella storia, 1957; Pescatori, A., Il declino di un ducato (1839-1859), 1974.

 

Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr. erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte. 453 erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7. Jahrhundert war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo), den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum reichte von der Isar bis zur Enns sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur March (907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert, doch gingen Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und Olmütz wieder verloren. Seit 798 unterstand es Salzburg. 886 gewann es Immunität. Kaiser Otto III. verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und Bannrechte in P. 1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben König Heinrichs II. (1010 Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich gewordene königliche Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch die Belehnung mit dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten und Mattsee konnten nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die Bürger vergeblich gegen die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung der Bistümer Wien (1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus erhielt, Linz (1783) und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von Österreich bestimmte Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für die Errichtung des Erzbistums Wien die Exemtion von Salzburg erreichte, erheblich verkleinert. Das Hochstift konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die in der Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III. veräußerte Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen. Außerdem gehörten ihm die Stadt P., das Landgericht Oberhaus, die Herrschaften Vichtenstein (1227), Hafnerzell oder Obernzell, Leoprechting, Wegscheid, Riedenburg (1436), Obernberg (1407), das Richteramt Waldkirchen, die Schlösser Starhemberg [Stahrenberg] und Pürnstein [Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer. 1803 kam das dem bayerischen Reichskreis zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in seinen westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst an Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern. Das Bistum P. wurde 1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising unterstellt. L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2 1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau, 1930, Neudruck 1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das alte Passauer Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau, Bd. 1 1939; Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im Mittelalter und in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das Bürgertum der geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der Aufklärung, 1961; 100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer Bistumsmatrikeln, hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau, 1977, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988); Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A., Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989, Symposion des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität Passau anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2 1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993, 1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.

 

Pavia (Stadtkommune). Die römische Gründung Ticinum (49 v. Chr.) am unteren Tessin wurde vermutlich im 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs und im ausgehenden 5. Jahrhundert (nach 493) eine der Residenzen Theoderichs des Großen. 572 fiel sie an die Langobarden, die P. zur Hauptstadt erhoben, 774 aber an die Franken verloren, unter denen P. bis 1024 Krönungsstadt für die Krönung zum König der Langobarden blieb. Bereits am Ende des 11. Jahrhunderts war es freie Kommune (1112 Konsuln). 1359 fiel es an Mailand. 1361 errichtete Kaiser Karl IV. auf der Grundlage der älteren Rechtsschule die Universität. 1713/1714 gelangte P. mit der Lombardei an Österreich. 1859 kam P. mit der Lombardei (Mailand) an Sardinien und damit 1861 an das neue Königreich Italien. L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Hoff, E., Pavia und seine Bischöfe im Mittelalter, 1943; Vaccari, P., Pavia nell’alto medioevo e nell’età comunale, 1956; Schmid, E., Pavia und Umgebung, 1958; Storia di Pavia, Bd. 2 L’alto Medioevo, 1987, Bd. 3 Dal libero comune alla fine del principato indipendente, 1992; Soldi Rondini, G., Pavia, LexMA 6 1993, 1831; Majocchi, P., Pavia città regia, 2008.

 

Persen (Herrschaft). Die Herrschaft P. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis. L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2.

 

Pfaffenhofen (Herrschaft). P. an der Roth (Rot) erscheint am Ende des 12. Jahrhunderts als Teil einer kleinen, nach dem nahen Holzheim benannten Grafschaft. 1303 verkaufte Graf Ulrich von Berg seine Grafschaft in Holzheim an den Herzog von Österreich. Zu dessen neuer Grafschaft P. zählten Leibi und das Rothtal (Rottal) von Kadeltshofen bis Attenhofen. Die Herrschaft blieb bis 1805 bei Habsburg/Österreich, war aber unter Vorbehalt der Landeshoheit vielfach verpfändet (1325-1370 Herren von Ellerbach, ab 1448 Ehinger). 1469 erhielt Hans Ehinger die Herrschaft von Herzog Sigmund zu eigen und verkaufte sie 1495 an Bayern-Landshut. 1505 zog sie König Maximilian nach dem bayerischen Erbfolgekrieg als Kriegsentschädigung ein, verkaufte sie aber 1507 an die Fugger, unter denen sie 1735 an die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn) kam. Die Landeshoheit fiel 1805 an Bayern. L.: Wolff 45; Hölzle, Beiwort 4, 45; Gaiser, H./Matzke/Rieber, Kleine Kreisbeschreibung des Stadt- und Landkreises Neu-Ulm, 1959.

 

Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein, Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz, untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10. Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni (Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792 besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen (Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens, Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg, Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838 Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz). L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127, 140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine, 1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970; Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle, D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930; Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E., Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955; Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F., Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W., Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984; Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz, 1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497.

 

Pfeddersheim (Reichsstadt). P. bei Worms wird erstmals 754 erwähnt, doch war das Gebiet schon in römischer Zeit bewohnt. Nach dem König hatten das Bistum Metz, die Abtei Gorze und die Herren von Bolanden und Hohenfels Rechte an dem schon früh befestigten Dorf. Um 1304 erhob es König Albrecht von Österreich zur Reichsstadt und stattete es mit dem Recht Oppenheims aus. Wenig später wurde es an die Herren von Falkenstein, dann an den Erzbischof von Mainz und seit 1465 an die Pfalz verpfändet, an die es 1648 gänzlich fiel. Über Hessen-Darmstadt kam es 1946 an Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 90; 1200 Jahre Pfeddersheim, 1954; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 487.

 

Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der westlichen Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in die Marken von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit der Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete. Der Name P. (mlat. Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen Alpen, Po und Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo, Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren, gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382), die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587 konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des Herzogtums Montferrat gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das es 1717/1719/1720 gegen Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815 wurde das Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es zum Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien. L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.) B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v. Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal, 1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte, 1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog); Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi, G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134.

 

Pinzgau (Gau, Grafschaft). Der P. im oberen Salzachtal und Saalachtal nördlich der Hohen Tauern war bis 1228 Reichslehen der Herzöge von Bayern. Als diese es dem Reich aufsandten, verlieh es der Kaiser an das Erzstift Salzburg. Die Erzbischöfe gaben den oberen P. an die Grafen von Mittersill, den unteren P. an die Grafen von Plain als Aftervasallen weiter. Über Salzburg kam der P. 1805 an Österreich. L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 35, 39, 66, 96 Pinzgouwe.

 

Plain (Grafschaft). Nach der um 1000 erbauten Burg P. östlich Salzburgs nannten sich seit 1108 Grafen von P. Sie hatten als Nachfolger der Peilsteiner Vogteirechte (Frauenchiemsee, Michaelbeuern [Michaelbeuren]) und Grafschaftsrechte (Kuchltal, Chiemgau, Unterpinzgau) inne. Bei ihrem Aussterben fiel 1260 die Grafschaft an das Erzstift Salzburg und über dieses 1805 an Österreich. Ein Teil der Erbgüter kam an die Schaunberger. L.: Thaller, C., Die Grafen von Plain und Hardeck, (in) Genealogisches Handbuch zur bairisch-österreichischen Geschichte, 1931, 66ff.; Gründler, J., Die Herkunft der Grafen von Plain, Unsere Heimat 57 (1986), 219ff.; Dopsch, H., Plain, LexMA 6 1993, 2195.

 

Pöchlarn (Herrschaft). Um 15 v. Chr. legten die Römer an der Einmündung der Erlauf in die Donau einen Hafen sowie ein Lager an. 832 gab König Ludwig der Deutsche das Gebiet (antiquitus Herilungoburc) an das Hochstift Regensburg. Um 920 hatte dort ein bayerischer Grenzgraf im Dienste der Ungarn seinen Sitz (Rüdiger von Bichelaren), doch kam das Gut nach 955 an Regensburg zurück. 1803 wurde P. in Österreich säkularisiert. S. Regensburg (Hochstift). L.: Wolff 26, 142; Eheim, F., Heimatbuch der Stadt Pöchlarn, 1967.

 

Polen (Königreich, Republik). Um 960 erscheint im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker) besiedelten Gebiet zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und Warthe Herzog Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966 Christ wurde. Sein Sohn (König) Boleslaw I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich erheblich aus (Mähren, Lausitz, Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000 erhielt es mit Gnesen ein eigenes Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau, Kolberg, Krakau und Posen. Nach Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die Landschaften Großpolen (ab 1239 dux Poloniae maioris), Masowien, Schlesien, Kleinpolen und Pommern den verbliebenen Herrschaftsbereich. 1163 wurde Schlesien von P. abgetrennt, 1181 Pommern dem Deutschen Reich eingegliedert. 1225/1226 kam auf Bitten des Teilfürsten Herzog Konrads von Masowien der Deutsche Orden ins Land und gewann das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland). 1249 fiel Lebus an Brandenburg. 1295 und 1320 ließ sich der Herzog zum König krönen (Großpolen, Kleinpolen und einige mittelpolnische Gebiete). König Kasimir III. (1333-1370) verzichtete zugunsten des Deutschen Ordens auf Pommerellen (Pomerellen) sowie auf Schlesien (1348), schuf ein allgemeines polnisches Landrecht und gründete 1364 die Universität Krakau. Nach seinem Tod gelangten zunächst sein Neffe und dann 1386 infolge Heirat der Erbtochter (Hedwig) das litauische Haus der Jagiellonen, das außer Litauen auch Weißrussland und die Ukraine beherrschte, auf den Thron. 1466 musste der Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über Ostpreußen anerkennen und verlor Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland) und Ermland. 1561 kam Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens. 1572 starben die Jagiellonen aus. 1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670 die Lehnshoheit über Ostpreußen an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland. 1697 wurde der dafür zum Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch Wahl König von Polen. 1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder. 1772, 1793 und 1795 wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von Russland protegierten neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte, zwischen Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung (1772) erhielt Österreich Ostgalizien und Lodomerien und behielt die 1769 besetzte Zips (85000 Quadratkilometer mit mehr als 2000000 Einwohnern). Preußen erlangte Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) sowie Ermland und den Netzedistrikt (35000 Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern). Russland gewann das polnische Livland und Teile von Weißrussland, Polozk, Minsk, Witebsk und Mstislaw (84000 Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern). Dadurch verringerte sich das Gebiet und die Einwohnerzahl um 30%. In der zweiten Teilung (1793) erhielt Russland die restlichen Teile Litauens, die Ukraine, die Hälfte von Wolhynien, Podolien, Nowogrodek (Nowgrodek) und Brest-Litowsk (Brzesk) sowie die noch polnischen Gebiete von Polozk und Minsk (228000 Quadratkilometer). Preußen erlangte Danzig, Thorn, Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz (Lodsch), Dobrin (Dobrzyn), Tschenstochau (Czenstochau), einen Teil von Rawa und die Hälfte von Brześć Kujawski (Brzesk) (58000 Quadratkilometer, 1130000 Einwohner, „Südpreußen“). Dadurch wurde Polen auf 240000 Quadratkilometer mit 3400000 Einwohnern beschränkt. Bei der dritten Teilung (1795)kamen das restliche polnische Litauen, der Großteil von Samogitien, das übrige Schwarzrussland, Podlesien und Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland und Semgallen an Rußland (146000 Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom, Teile von Brest-Litowsk (Brzesk), Podlachien und Masowien an Österreich (51000 Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau, das Gebiet zwischen Weichsel, Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein Teil Krakaus (Neuschlesien) an Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern). 1807 wurde durch Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum Warschau geschaffen, das 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit Russland in Personalunion vereinigt wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik P. gegründet, die 1919 den größten Teil Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber, unter zugunsten der Sowjetunion erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur Oder-Neiße-Grenze, wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig, Deutscher Orden, Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus, Memelgebiet, Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien, Teschen. L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Lord, H., The Second Partition of Poland, 1916; Rhode, G., Geschichte Polens, 3. A. 1980; Hoensch, J., Geschichte Polens, 1983; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Jasinski, K., Rodowód pierwszych Piastów, 1992; Labuda, G., Mieszko II król polski 1025-34, 1992; Atlas historyczny miast Polskich, hg. v. Czacharowski, A., 1993; Gieysztor, A., Polen, LexMA 7 1994, 52; Zernack, K., Polen und Russland, 1994; Urban, T., Deutsche in Polen, 4. A. 2000; Bömelburg, H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 3 1997; Kempen, B., Die deutsch-polnische Grenze, 1997; Urban, T., Von Krakau bis Danzig, 2000; Davies, N., Im Herzen Europas, 2000; Deutsch-polnische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Lawaty, A. u. a., Bd. 1f. 2000; Borodhiej, W., Der Warschauer Aufstand 1944, 2001; Alexander, M., Kleine Geschichte Polens, 2003; Urban, T., Polen, 2. A. 2003; Wyszkowski, M., (Die politische Verfassung Großpolens in den Jahren 1138-1296), 2009.

 

Pongau (Gau, Grafschaft). Das Tal der mittleren Salzach bildete den P. Bis 1243 trugen die Gutrat bzw. Guetrater die Grafschaft P. vom Erzstift Salzburg zu Lehen. Über Salzburg kam der P. zu Österreich. L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 39, 66, 96.

 

Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz). Die zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden) eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof Dietmar). Die Bischöfe waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden aber 1198 Lehnsleute des sie seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von Böhmen. König Karl IV. ließ 1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum erheben (Suffragane Olmütz und Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als Mittelpunkt der böhmischen Länder zur Residenz und gründete 1348 dort die erste deutsche Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten. Das Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem ersten Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der Säkularisierung der weltlichen Güter des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem zweiten Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg einleitete. 1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und Mährens von Österreich entstandenen Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens. L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.; Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H., Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.

 

Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen als Reichslehen und setzte 1055 eine 200 Jahre beachtete Senioratserbfolge (mit zeitweisen Nebenlinien in Olmütz, Brünn, Znaim, Lundenburg und Jamnitz) durch. Wartislaw II. erlangte 1075 die sächsische Ostmark und 1076 die Mark Meißen als Reichslehen sowie 1085/1086 für sich den Königstitel. 1198 wurde die erbliche Königswürde und 1212 wurden zusätzliche Privilegien gewonnen. Unter dem mit Margarete von Babenberg verheirateten Ottokar II. erlitten die P., die auf dem Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain beherrschten, gegen Rudolf von Habsburg 1278 eine schwere Niederlage, erlangten aber 1300 über die Erbtochter das Königreich Polen und 1301 über Kunigunde von Ungarn das Königreich Ungarn. Mit der Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V. erloschen sie 1306. Über die Tochter Elisabeth kamen die Güter an Johann von Luxemburg. Eine von Ottokar II. begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau abstammende uneheliche Linie starb 1521 aus. L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I., 1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E., Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 183.

 

Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P. bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466 musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils, Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P. mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte, in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685) allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III. (I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekrieges als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des Gewinnes aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstandt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte (Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs - erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds - erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -, Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims - unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw. Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg, Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern (1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857 endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte, gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich, die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P. annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934 wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen. L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd. 1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen, J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff. 2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A. 1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica, Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989; Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern, Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903; Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908; Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E., Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme 1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller, G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in) Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen. Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F. Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger, H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1964; Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. 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Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H., Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v. Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194; Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C., Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis 1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004; Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski, M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.

 

Priebus (Land). P. an der Neiße kam als slawischer, auf altem Siedlungsland gelegener Ort um 1210 an Schlesien. Bis 1319 gehörte es zum Fürstentum Glogau. Danach nahm es unter Herzog Heinrich von Jauer (1320-1346), von Pack auf Sorau (um 1350) und den Herren von Hakenborn auf Triebel eine Sonderstellung ein. 1413 kam das Land P. an das Herzogtum Sagan und damit über Böhmen, Sachsen, Österreich und Preußen (1742) 1945/1990 zu Polen. L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichtliche Nachrichten über Priebus, 1898; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966.

 

Raabs (Grafen). R. (zu ahd. Ratgoz?) an der Thaya in Niederösterreich war Mittelpunkt einer im 11. Jahrhundert entstandenen (, angeblich erst nachträglich dem Herzogtum Österreich angegliederten und bis zum Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbaren) Grafschaft. Die sich seit 1144 nach R. (Rachz) nennenden Herren bzw. Grafen wurden um 1150 Burggrafen von Nürnberg. Bei ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen als Burggrafen die ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). 1200 verkaufte Konrad von Zollern seinen Anteil an der Grafschaft R. an Herzog Leopold VI. von Österreich, 1297 verkauften die Grafen von Hirschberg den an sie über die jüngere Erbtochter (Litschau-Heidenreichstein) gelangten Rest ebenfalls an die habsburgischen Herzöge von Österreich. L.: Lechner, K., Die Grafschaft R., Monatsblatt des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 21 (1928); Barta, K., Heimatbuch der Stadt Raabs, 1965; Tepperberg, C., Die Herren von Puchheim im Mittelalter, Diss. Wien 1978; Rigele, B., Die Maissauer, Diss. Wien 1990; Weltin, M., Raabs, LexMA 7 1994, 379.

 

Racknitz (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die aus Österreich ausgewanderten Freiherren von R. mit dem von den Geizkofler erheirateten Haunsheim zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Mit Schloss Ehrenberg, zwei Dritteln Heinsheim und Zimmerhof mit Kohlhof waren sie dem Kanton Kraichgau inkorporiert. Außerdem gehörten sie mit dem 1777 von den Grafen von Muggenthal erworbenen Laibach, das 1808 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam, dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 62, 63; Winkelmann-Holzapfel 158; Stetten 37, 185; Riedenauer 126; Schulz 269.

 

Rannariedl (Herrschaft). Die Burg R. bei Rohrbach war Mittelpunkt einer Herrschaft. 1258 gehörte die Burg den Falkenstein. 1358/1359 kam sie an das Hochstift Passau, 1506 über die Herzöge von Bayern an Habsburg. 1581 wurde sie an die Khevenhüller verkauft, 1590 an die Salburger. 1725 gingen Burg und Herrschaft mit 862 Untertanen an die Grafen Clam über, 1765 ohne Landeshoheit an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Österreich.

 

Rassler von Gamerschwang, Raßler von Gamerschwang (Freiherren, Reichsritter). Die Freiherren R., die seit 1661 mit Gamerschwang dem Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben angehörten, wurden 1760 mit den Ortschaften Bittelbronn (Lehen Österreichs), Bieringen (Lehen Österreichs), Börstingen [Borstingen] (ein Viertel Lehen Österreichs, drei Viertel Eigengut) und der Herrschaft Weitenburg mit Sulzau (drei Viertel Eigengut, ein Viertel Lehen Österreichs) Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau. L.: Hölzle, Beiwort 59, 65; Hellstern 211, 218; Kollmer 375.

 

Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz. An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert (1163) war sie ein Hauptsitz der piastischen Herzöge Schlesiens. 1202 kam sie zum Herzogtum Oppeln. Als dieses 1281 geteilt wurde, entstand das Herzogtum R. Seit 1327 unterstand es der Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es eine Union mit dem přemyslidischen (przemyslidischen) Herzogtum Troppau, wurde aber 1365 unter einer Nebenlinie wieder selbständig. 1521 kam es an die piastischen Herzöge von Oppeln. Die Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an Habsburg/Österreich. 1531/1532 kam R. durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich, das es bis 1551/1552 an Brandenburg verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis 1666 war es bei der Krone Polens. 1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Aus 1810 säkularisiertem Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts eine neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam 1822 als Ersatz für an Preußen abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum an Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst, der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945 gelangte R. unter Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A., Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3. A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J., Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470.

 

Rauchenkatsch-Gmünd (Herrschaft). R. war eine Herrschaft des Erzstifts Salzburg in Kärnten. Der Erzbischof trat R. nach dem sog. ungarischen Krieg am Ende des 15. Jahrhunderts (1490) an Österreich ab. L.: Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Abt. 1 Die Landgerichtskarte, Teil 4 Kärnten, Krain, Görz und Istrien 1929, 202f.

 

Rechnitz (Herrschaft). R. im südlichen Burgenland wird 1238 erstmals genannt. 1289 eroberte Herzog Albrecht von Österreich die Burg des Grafen von Güssing, gab sie aber 1291 an Ungarn zurück. 1441 wurde R. tatsächlich an das Reich gezogen, 1478 aber von Matthias Corvinus zurückerobert. 1527 kam die Herrschaft durch Ferdinand I. an Franz Batthyány. 1919 gelangte R. zum Burgenland.

 

Reichskreise. Nach bereits im späten 14. Jahrhundert (1389) beginnenden Versuchen, Frieden, Gericht, Verteidigung und Steuern im Reich gebietsweise zu organisieren, wurden 1500 sechs Kreise als Herkunftsbezirke der sechs ritterlichen bzw. gelehrten Mitglieder des zwanzigköpfigen Regiments des 1495 geschaffenen Reichskammergerichts eingerichtet (Franken, Bayern, Schwaben, Oberrhein, Niederrhein-Westfalen, Niedersachsen). 1512 kamen vier weitere derartige R. hinzu (österreichischer, burgundischer, kurrheinischer und obersächsischer Kreis). S. Einzelartikel Bayerischer Reichskreis, Burgundischer Reichskreis, Fränkischer Reichskreis, Kurrheinischer Reichskreis, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersächsischer Reichskreis, Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis, Österreichischer Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis. L.: Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise in der Verfassung des Alten Reiches und ihr Eigenleben (1500-1806), 1989; Heinig, P., Reichskreise, LexMA 7 1994, 629; Hartmann, P., Zur Bedeutung der Reichskreise, FS Gerlich, A., 1995, 305.

 

Rheinbund (Länderbund, Konföderation). Am 12. 7. 1806 schlossen sich Bayern, Württemberg, der Kurerzkanzler (aus dem früheren Erzstift Mainz), Baden, Berg und Kleve, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Isenburg-Birstein, Arenberg, Liechtenstein und von der Leyen unter Vergrößerung ihrer Gebiete durch Mediatisierungen und unter Lossagung vom Reich zu einer etwa ein Drittel des Reiches umfassenden Konföderation unter dem Protektorat Frankreichs zusammen. Mit Ausnahme Österreichs, Preußens, Pommerns (Schweden) und Holsteins (Dänemark) traten ihm bis 1808 alle verbliebenen deutschen Einzelstaaten bei, nämlich am 25. 9. 1806 das Großherzogtum Würzburg, am 11. 12. 1806 das Königreich Sachsen, am 15. 12. 1806 Sachsen-Weimar, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, am 18. 4. 1807 Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und vier Linien Reuß, am 15. 11./7. 12. 1807 das Königreich Westphalen, am 10. 2./22. 3. 1808 die Herzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin und am 14. 10. 1808 Oldenburg. Damit zählte der R. 39 Einzelstaaten mit 325800 Quadratkilometern und 14,61 Millionen Einwohnern. Am Ende des Jahres 1810 annektierte Frankreich Hamburg, Lübeck, Bremen, Lauenburg, Oldenburg, Arenberg, Salm-Salm, Salm-Kyrburg und die nördlichen Teile von Westphalen und Berg. 1813 zerfiel der R. L.: Joachim, E., Die Entwicklung des Rheinbundes, 1886; Bitterauf, T., Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1967.

 

Rheineck, Reineck (Burggrafschaft, Herrschaft). Nach der ursprünglich pfalzgräflichen Burg R. zwischen Brohl und Breisig (Bad Breisig) nannte sich eine der Kölner Ministerialität entstammende Familie, die sie seit dem 12. Jahrhundert vom Erzstift Köln zu Lehen hatte. Ihre verstreuten Güter lagen hauptsächlich zwischen Koblenz und Sinzig. Als sie 1539 ausstarb, kam das Lehen an die Freiherren von Warsberg. Diese verkauften die Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf aus Österreich, die mit ihr Sitz und Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im kurrheinischen Reichskreis erhielten. 1803 kam R. mit 165 Hektar und knapp 100 Einwohnern an Frankreich, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 95; Zeumer 554 II b 63, 33; Wallner 700 KurrheinRK 9; Kossin, W., Die Herrschaft Rheineck, 1995.

 

Rheinfelden (Reichsstadt, Herrschaft). Um 1130 gründeten die Herzöge von Zähringen als Erben älterer, von den Königen von Burgund abstammender Herren bzw. Grafen von R. im Aargau die Stadt R. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) wurde R. Reichsstadt. Später wurde es an Habsburg verpfändet. Zur Grafschaft R., die am Ende des 18. Jahrhunderts über den Breisgau Österreichs zum österreichischen Reichskreis zählte, gehörte seit dem 14. Jahrhundert auch Wyhlen. Napoleon I. vereinigte 1802 das Fricktal samt R. und Laufenburg mit dem Aargau. Am 9. 2. 1803 wurden die Gebiete dem Aargau und damit der Schweiz eingegliedert. L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Schib, K., Stadtgeschichte von Rheinfelden, 1961; Die Salier und das Reich, Bd. 1 1991; Struve, T., Rheinfeldener, LexMA 7 1995, 783; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 517.

 

Riedlingen (reichsstadtähnliche Stadt). Bei dem 835 erstmals genannten Dorf R. an der oberen Donau legten die Grafen von Veringen zwischen 1247 und 1255 eine Stadt an, die vor 1300 durch Kauf an Habsburg kam. 1314 war sie an die Grafen von Hohenberg, dann an die Herren von Ellerbach und 1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. 1680 löste sich die zum österreichischen Reichskreis zählende Stadt, die zu den sog. Donaustädten gerechnet wurde, selbst aus der Pfandschaft an Österreich zurück. 1805 kam sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Heuschele, O., 1950; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis Biberach, 1973.

 

Roggenburg (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift). Vielleicht 1126 wurde das Prämonstratenserkloster R. bei Messhofen südöstlich Ulms im bayerischen Schwaben von den Herren von Bibereck (bzw. Biberegg) als Doppelkloster (bis 1178) gestiftet, wohl um 1130 von Ursberg aus gegründet und mit den Orten Messhofen, Breitenthal, Ebershausen, Ingstetten und Schießen ausgestattet. Von den Stiftern kam die Vogtei als Reichslehen an die Reisensburg, dann an die Reichsstadt Ulm (1412), nach 1477 zeitweise an Bayern und nach 1548 an Österreich. Das Kloster wurde 1444 Abtei, gewann 1406 die niedere Gerichtsbarkeit und 1513 die hohe Gerichtsbarkeit (Blutbann) und war von 1544 an reichsunmittelbar. Es gehörte den schwäbischen Reichsprälaten des Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis an und gewann ein eigenes Herrschaftsgebiet mit vier Ämtern (R., Breitenthal, Nordholz und Wiesenbach). 1803 kam es mit 2-2,5 Quadratmeilen Gebiet im Bibertal und im Günztal und 3500-5000 Einwohnern an Bayern. L.: Wolff 186; Zeumer 552 II a 36, 8; Wallner 688 SchwäbRK 49; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Groll, E., das Prämonstratenserstift Roggenburg im Beginn der Neuzeit (1450-1600), 1944; Tuscher, F., Das Reichsstift Roggenburg im 18. Jahrhundert, 1976; Kießling, R., Roggenburg, LexMA 7 1995, 946.

 

Rohrau (Herrschaft). R. bei Bruck an der Leitha in Niederösterreich gehörte im 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Cham. Um 1230 erscheinen Herren von R. (Rorav) aus der Familie Liechtenstein (Lichtenstein), die 1278 über ihre Erbtochter die zugehörige Herrschaft an die Stadeck gaben. Bei deren Aussterben bis 1400 fielen die Güter bis auf die Feste R. an die Herzöge von Österreich. Die Feste wurde als Reichslehen an die Grafen von Cilli übertragen, denen 1404 die Grafen von Montfort-Bregenz folgten. 1524 kam R. als Lehen Österreichs an die Familie Harrach, die 1627 zu Reichsgrafen erhoben wurde. L.: Harrach, O. Graf, Geschichtsskizze der Grafschaft, Bd. 1 1906.

 

Ronsberg (Grafen). 1182/1185 gründeten die Grafen bzw. seit 1182 Markgrafen von R., die Vögte von Ottobeuren und 1199 Königswähler waren, an der östlichen Günz die Benediktinerabtei Irsee bei Kaufbeuren. Die an der Günz gelegene Herrschaft R. gehörte zu Schwäbisch-Österreich. Von dort kam sie an Bayern. L.: Wolff 46.

 

Rothenfels (Herrschaft, Grafschaft, Reichsgrafschaft). Die um die Burg R. liegende Herrschaft R. war ursprünglich Teil der Grafschaft im Allgäu, die Kaiser Friedrich II. 1243 durch Kauf von den Grafen von Kirchberg erwarb. 1332 kam sie von den Herren von Schellenberg, die sie als Reichslehen erlangt hatten, durch Verkauf an das Haus Montfort-Tettnang. 1471 erhob der Kaiser in Abänderung zweier Verleihungen von 1447 und 1463 die Herrschaft zur Reichsgrafschaft. 1360 wurde das Herrschaftsgebiet um Immenstadt, 1440 um Staufen und 1785 um Werdenstein erweitert. 1565 erwarben die Herren von Königsegg in Oberschwaben durch Kauf die Grafschaft (Linie Königsegg-Rothenfels). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Grafschaft und die Herrschaft Staufen, die zusammen 13 Quadratmeilen umfassten, zum schwäbischen Reichskreis und zum schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags. 1804 vertauschten die 1629 zu Reichsgrafen aufgestiegenen Herren von Königsegg R. gegen ungarische Krongüter an Österreich. 1805 fiel R. an Bayern. L.: Wolff 201; Wallner 685 SchwäbRK 9; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Crämer, U., Das Allgäu, 1954; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960.

 

Rottenburg (Stadt, Bistum, Residenz des Erzherzogs von Österreich). Auf älteren Siedlungsspuren entstand in römischer Zeit am Neckar der keltisch benannte Ort Sumelocenna, dessen Name vielleicht in dem mittelalterlichen Sülchen überliefert ist. Seit etwa 1160 drangen die Grafen von Hohenberg in das durch Reichsgut gekennzeichnete Gebiet ein und gründeten um 1280 die Stadt R., die mit Hohenberg 1381 an Österreich kam, aber Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft Hohenberg blieb. 1805 gelangte Hohenberg an Württemberg. 1821 wurde R. Sitz des katholischen Bischofs für die etwa 450000 Katholiken, die in den Jahren zwischen 1802 und 1810 an Württemberg gefallen waren. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Beschreibung des Oberamtes Rottenburg, hg. v. Memminger, 1828, Neudruck 1976; Hagen, A., Geschichte der Diözese Rottenburg, 1956ff.; Rottenburg am Neckar, hg. v. Bilger, H., 1974; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 500.

 

Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen (772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180 bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw. welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083) beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806 traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31. 5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum, erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach (Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla (Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825 Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg (1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg 1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918 dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von 1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000 Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849 schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918 verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern. 1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder an Sachsen zurück. L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II 34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen (950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff. 1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v. d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A., Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss. phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann, R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921; Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H., Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1 1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O., Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen ”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.

 

Sachsen-Teschen (Herzogtum). Von 1766 bis 1822 besaß Albert Kasimir von Sachsen Teschen als Lehen Österreichs. L.: Biermann, G., Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894.

 

Sachsenburg (Herrschaft). Die Herrschaft S. an der Drau in Kärnten gehörte von 1149 bis 1803/18066 zum Erzstift Salzburg und kam danach an Österreich. Von 1809 bis 1813 war sie von Frankreich besetzt. L.: Wolff 133; Kabusch, J./Moser, S., Die Chronik von Sachsenburg, 1956.

 

Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań. Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis 1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S. mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche Stadt erweiterten S. Dieses stand seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472 kam es durch Kauf an Wettin (Sachsen). 1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die Reformation eingeführt. 1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven an König Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und kam 1646 an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste Österreich S. an Preußen abgeben. In Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter Biron von Kurland gekauft und 1845 an seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord verheiratete Tochter Dorothea vererbt. 1945 kam S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Sagan. L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 507.

 

Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern), das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg, Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde, wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S. erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert gründeten die Erzbischöfe die salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau (1218), Chiemsee (1216) und Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines weltlichen Herrschaftsgebiets um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint erstmals das Land S. 1490 gingen Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in Kärnten verloren. 1535 musste auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in Kärnten, der Steiermark und Österreich verzichtet werden. Die um 1520 eingedrungene Reformation wurde 1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung (Salzburger Exulanten, etwa 10500 Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete Erzbischof Paris Graf von Lodron die bis 1818 bestehende Universität. 1750 wurde der seit 1529 angenommene, vom Erzbischof von Magdeburg bis 1648 bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein anerkannt. Das Gebiet des zum bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts teilte sich in einen nördlichen (oberhalb des Gebirgs) und einen südlichen (innerhalb des Gebirgs) Teil auf. Das nördliche Erzstift umfasste die Stadt S. und die Pflegämter Laufen, Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf, Mattsee, Straßwalchen, Altentann (Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan), Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels), Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und Golling (Gölling). Das südliche Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen, Bischofshofen (Bischofhofen), Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer, Itter (Ytter), Zell im Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein, Großarl, Sankt Johann im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem gehörten dazu das Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der Drau, Feldsperg, Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die Städte Friesach, Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft Rauchenkatsch (Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt Deutschlandsberg (Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und Wolkenstein (in der Steiermark) und im Land unter der Enns die Städte Traismauer an der Traisen, der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und Unterwölbling (Untergwölbing) sowie einige andere Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw. 13000 Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern säkularisiert und fiel als Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816 ohne Berchtesgaden und den westlichen Flachgau an Österreich. Die Suffraganbistümer wurden 1817 München-Freising unterstellt, doch kam 1825 Trient neu an das Erzbistum S. (bis 1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924 verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von Oberösterreich getrennten österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland Österreichs wurde. L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1, 72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner, F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch, hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900; Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd. 1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343, Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f. 1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl, E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann, K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau. Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger, H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der spätmittelalterlichen Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, 3. Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg 1983; Ortner, F., Salzburger Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA 7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F., Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484, 1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes 696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H., 2006.

 

Sankt Blasien (Reichsabtei, gefürstete Abtei). Das Benediktinerkloster S. südlich des Feldbergs im Hochschwarzwald, das vermutlich von Rheinau aus im 9. Jahrhundert als Cella Alba gegründet wurde, wird 858 erstmals greifbar. Am Ende des 9. Jahrhunderts erhielt es die Reliquien des heiligen Blasius. 983 wurde es selbständig, erwarb reiche Güter bis zur Albquelle am Feldberg und zum Schluchsee (u. a. von den Herren von Krenkingen), erlangte 1065 ein Immunitätsprivileg König Heinrichs IV. und kam 1218, nach dem Aussterben der nach Lösung aus der Vogtei des Bischofs von Basel seit 1125 amtierenden zähringischen Schutzvögte, unter die Schutzherrschaft des Reiches, das sie unter Konrad IV. an Habsburg (Schutzvogtei und Kastvogtei) verpfändete. Bemühungen um die Reichsunmittelbarkeit blieben erfolglos. 1361 fiel S. unter die Landeshoheit Österreichs. Wegen der 1613 gekauften Herrschaft Bonndorf zählte der Abt zu den schwäbischen Reichsgrafen. 1729 wurden Oberried und Kappel (bei Freiburg) erworben, daneben als Lehen Österreichs die Herrschaft Staufen und Kirchhofen in der Oberrheinebene. 1746 wurde der Abt in den Reichsfürstenstand erhoben. Durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam die Abtei an den Johanniterorden (Malteserorden). Nach der Säkularisation fiel S. 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. Der größte Teil der Mönche übersiedelte nach Sankt Paul in Kärnten. L.: Wolff 41; Zeumer 553 II b 61, 15; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Rieder, K., Die Aufhebung des Klosters Sankt Blasien, 1907; Schmieder, J., Das Benediktinerkloster Sankt Blasien, 2. A. 1936; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Büttner, H., Sankt Blasien und das Elsass, 1939; Ott, H., Studien zur Geschichte des Klosters Sankt Blasien im hohen und späten Mittelalter, 1963; Ott, H., Die Klostergrundherrschaft Sankt Blasien im Mittelalter, 1969; Ott, H., Sankt Blasien, 1975, (in) Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Ott, H., Sankt Blasien, LexMA 7 1995, 1136f.; Urkundenbuch des Klosters St. Blasien im Schwarzwald, hg. v. Braun, J., 2003.

 

Sankt Florian (Stift). Das im 8. Jahrhundert von Passau aus im Traungau entstandene Kloster (Eigenstift des Bischofs) bei Linz wurde 1071 in ein Chorherrenstift umgewandelt. Die Hauptvogtei übten nach den Herren von Perg die Herzöge von Österreich aus. L.: Wolff 27; Kirchner-Doberer, E., Stift Sankt Florian, 1948; Erbe und Vermächtnis, 1971; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985; Haider, S., Sankt Florian, LexMA 7 1995, 1151f.

 

Sankt Gerold (reichsfreie Herrschaft). Vielleicht aus einer Übertragung Kaiser Ottos I. oder des von diesem geächteten Adligen Adam entstand die Propstei S. im Großen Walsertal. Bis 1648 unterstand sie der Landeshoheit Blumeneggs. Von 1648 bis 1802 war sie Reichspropstei der Fürstabtei Einsiedeln in der Schweiz. Von 1803 bis 1806 wurde S. mit Blumenegg an Nassau-Oranien (Nassau-Diez-Oranien) gegeben. Danach kam S. an Österreich. S. Vorarlberg. L.: Grabherr, J., Die reichsfreie Herrschaft Sankt Gerold, 1897; Henggeler, R., Geschichte der stifteinsiedelischen Propstei Sankt Gerold, 1961.

 

Sankt Pölten (Bistum). S. geht auf ein im Gebiet des römischen municipium Cetium (erste Hälfte des 2. Jahrhunderts) um 800 (?) von Tegernsee aus gegründetes Kloster (11. Jahrhundert Kollegiatstift, um 1081 Augustinerchorherren) zurück. Seit etwa 1120 hatten die Babenberger die Vogtei über das Eigenkloster des Bischofs von Passau. Seit 1494 galt die Stadt Sankt Pölten als den Herzögen von Österreich gehörig. Am 28. 1. 1785 wurde an Stelle des aufgehobenen Bistums Wiener Neustadt das Bistum S. errichtet. L.: Wolff 26; Kerschbaumer, A., Geschichte des Bistums Sankt Pölten, 1875/1876; Wodka, J., Das Bistum Sankt Pölten, 1950; Schragl, F. Geschichte der Diözese St. Pölten, 1985; Beiträge zur Geschichte der Diözese Sankt Pölten, Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N.F. 52 (1986); Gutkas, K., Sankt Pölten, LexMA 7 1995, 1194f.

 

Sardinien (Insel, Königreich). Sarden werden bereits am Ende des 13. vorchristlichen Jahrhunderts in ägyptischen Quellen erwähnt. Seit dem 9. Jahrhundert wurde die nach ihnen benannte Insel von den Phönikern bzw. Karthagern besiedelt. 238/237 v. Chr. kam sie an Rom, später an Wandalen (um 456) und Ostrom (534). Seit dem 6. Jahrhundert gewann der Papst zunehmenden Einfluss in dem zwischen 803/804 und 1014 von zahlreichen Sarazenenüberfällen heimgesuchten Land. In der Mitte des 11. Jahrhunderts erlangte Pisa mit Hilfe des Papstes die Herrschaft. 1297 belehnte der Papst das spanische Haus Aragon bzw. Aragonien mit der Insel. 1718 kam sie nach dem spanischen Erbfolgekrieg an Österreich und 1720 von Österreich im Tausch gegen Sizilien an Savoyen. Dieses bildete als Königreich S. den Kristallisationspunkt für das 1861 entstandene Königreich Italien. L.: Carta-Raspi, E., Breve storia di Sardegna, 1950; Zeddo, T., La Sardegna nel primo medio evo, 1956; Zeddo, T., Studi sulla Sardegna medioeviale, 1958; Mori, A., Sardegna, 1966; Satta-Branca, A., La Sardegna attraverso i secoli. Leggende, storie, cronacche, 1970; Sanna, S. A., Sardinien-Bibliographie, 1974; Boscolo, A., La Sardegna bizantina e altogiudicale, 1978; Pauli, R., Sardinien. Geschichte, Kultur, Landschaft. Entdeckungsreisen auf einer der schönsten Inseln im Mittelmeer, 1986; Casula, F., La Sardegna catalano-aragonese, 1990; Simbula, P., Sardinien, LexMA 7 1995, 1378ff.

 

Sargans (Land). Das ursprünglich keltisch besiedelte Alpenrheintal wurde 15 v. Chr. römisch. Um 850 entstand die Pfarrei S. in dem bis ins 13. Jahrhundert romanischsprachigen Gebiet. Von 982 bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts unterstand S., neben dem örtliche Herrschaften von Freudenberg, Nidberg, Flums, Tscherlach, Walenstadt und Wartau bestanden, den Grafen von Bregenz, dann den von den Grafen von Montfort abgespalteten Grafen von Werdenberg-Sargans bzw. S. 1396, 1406 und 1436 wurde S. an die Herzöge von Österreich verpfändet. Hiergegen schlossen die Einwohner 1440 ein Landrecht mit Schwyz und Glarus. 1483 wurde S. gemeine Herrschaft der sieben alten Orte der Schweiz (bis 1798). 1803 kam S. zum Kanton Sankt Gallen. L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas 72 (bis 1797) G2/3; Senti, A., Sarganserland, 1962; Bischofberger, H., Sargans, LexMA 7 1995, 1381; Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 324.

 

Saulgau (Herrschaft, reichsstadtähnliche Stadt). 819 gab Kaiser Ludwig der Fromme die Kirche von S. im oberschwäbischen Alpenvorland an das Reichsstift Buchau. Ab 1171 erscheinen Herren von S. als Reichsministeriale, deren Rechte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an die Herren von Sießen-Strahlegg gefallen sein dürften. Vermutlich über die Staufer kam die Vogtei zu Beginn des 13. Jahrhunderts an die Truchsessen von Waldburg, die den Ort um 1230/1239 zur Stadt erhoben (1288 Stadtrecht von Lindau). 1299 fiel S., das im 14./15. Jahrhundert die Gerichtshoheit, das Ammannsamt und die Herrschaft über drei Dörfer erwarb, an Habsburg, das die Herrschaft nach mehreren Verpfändungen 1386 an die Truchsessen von Waldburg verpfändete. Mit Mengen, Munderkingen, Riedlingen und Waldsee (Donaustädte) kaufte sich das zum österreichischen Reichskreis zählende S. 1680 an Österreich zurück. 1806 kam es an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen, 1955; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., Bd. 1, 2 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, hg. v. Steuer, W./Theiss, K., 1971.

 

Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4. Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder dort an. 534 eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838 gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich Burgund, das 1032/1033 zum deutschen Reich kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere Isèretal, das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin (1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361 trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat, unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf (ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf, Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey (Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo (Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden. 1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S. sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie seit 1861 stellte, überlassen. L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940; Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin, C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P., 1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier, R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz, B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle, 2000.

 

Schaffgotsch (Freiherren, Grafen). 1174 erscheint erstmals eine fränkische Adelsfamilie Scof. Sie nannte sich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts wegen des Beinamens Gottsche (Gottschalk) S. und verzweigte sich in Süddeutschland und Österreich. 1592 wurden die S. Freiherren. 1634 wurden die Güter beschlagnahmt, danach aber ohne das 1592 erworbene Trachenberg (, das an Hatzfeld kam,) zurückgegeben. Eine böhmische Linie wurde 1703 in den Grafenstand erhoben, eine schlesische Linie hatte die Standesherrschaft Kynast inne und war seit 1708 reichsgräflich. L.: Hausgeschichte und Diplomatarium der Grafen Schaffgotsch, 1927.

 

Schaffhausen (Reichsstadt). An wichtigen Handelswegen entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080 wurde der Ort dem 1049/1050 von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut gegründeten Benediktinerkloster Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit 1198 die Herzöge von Zähringen und seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer innehatten. 1190 bzw. 1218 erlangte der zur Stadt gewordene Ort Reichsunmittelbarkeit, 1277 eigene Gerichtsbarkeit. Von 1330 bis 1415 war S., das 1407 vom Kloster das Schultheißenamt erwarb, an Habsburg verpfändet, kaufte sich aber nach dem Zunftaufstand von 1411 im Jahre 1415 wieder frei. 1454 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Schweiz als zugewandter Ort an und trat ihr 1501 als zwölfter Ort bei. 1491 erwarb die Stadt von den Landgrafen im Klettgau die Blutgerichtsbarkeit über die meisten Vogteien im Mundat am Randen (Mundat von Randen) und 1525 vom Hochstift Konstanz die Herrschaft Neunkirch-Hallau. 1529 wurde die Reformation eingeführt und das Kloster Allerheiligen, das seine Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert an die Stadt abgetreten hatte, säkularisiert. 1656/1657 gewann S. von den Grafen von Sulz die Hochgerichtsbarkeit über den oberen Klettgau, 1651/1723 von Österreich die Hochgerichtsbarkeit über einige Vogteien im Hegau. 1798 wurde S. Teil der Helvetischen Republik, 1803/1815 Hauptstadt des neuen Kantons S. S. Schaffhausen (Kanton), Schaffhausen (Reichskloster). L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K., Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K., Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen, LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546; Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen 1400-1550, 2006.

 

Schaumburg (Herrschaft). 1197 wird die Burg S. bei Diez an der Lahn erstmals erwähnt. 1656 erwarb die Witwe Peter Eppelmanns (Melanders), des Grafen der 1643 entstandenen Reichsgrafschaft Holzappel, Burg und Herrschaft S. von den Grafen von Leiningen-Westerburg. Später fiel sie an ihre Erben (Österreich, danach Waldeck). S. Preußen, Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 362, 500; Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943; Weiler, C., Nassauische Annalen 63 (1952).

 

Schaunberg (Herrschaft, Grafschaft). Um die Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg S. bei Aschach in Oberösterreich errichtet. Nach ihr nannten sich dann Herren bzw. seit 1316 Grafen, die vermutlich von den hochfreien Herren von Julbach (am Inn) abstammten oder mit ihnen identisch oder mit den Grafen von Formbach verwandt waren, im 13. Jahrhundert zwischen Traun und Salletwald bedeutende Güter gewannen und im 14. Jahrhundert versuchen konnten, ihr Herrschaftsgebiet in ein unabhängiges Land zu verwandeln. Sie mussten sich jedoch trotz Einräumung einer Sonderstellung 1390 dem Herzog von Österreich unterwerfen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erhoben sie das 1367 gekaufte Eferding zur Residenz. In der Reformation wurden sie lutherisch. 1559 starb der letzte Graf. 1572 kamen die Güter in Österreich an die Grafen von Starhemberg. L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G/H 4/5; Kühne, M., Die Häuser Schaunberg und Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1880; Stowasser, O., Zwei Studien zur österreichischen Verfassungsgeschichte, ZRG GA 44 (1924), 114; Hageneder, O., Die Grafschaft Schaunberg, Mitt. des oberösterr. Landesarchivs 5 (1957); Hageneder, O., Das Land der Abtei und der Grafschaft Schaunberg, Mitt. des oberösterr. Landesarchivs 7 (1960); Haider, S. Geschichte Oberösterreichs, 1987; Haider, S., Schaunberg, LexMA 7 1995, 1444;; Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Herren von Schaunberg, Jb. d. oberösterreich. Mueselvereins 153 (2008), 23; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.

 

Schirgiswalde (Herrschaft). S. am Oberlauf der Spree war schon früh eine selbständige Gutsherrschaft im Landgericht Bautzen. In der Mitte des 14. Jahrhunderts gelangte es an die Berka von der Duba (von Duba) auf Hohnstein, die es der Herrschaft Tollenstein-Schluckenau zuteilten und an die Herren von Luttitz verlehnten. 1481 ging die Herrschaft an die Herren von Schleinitz über. 1572 erwarben die Luttitz einen Teil ihres Schirgiswalder Lehens als Allod. 1628 gelangte es an das Domstift Bautzen. Als die Oberlausitz 1635 an Sachsen fiel, blieb S. bei Böhmen und wurde zur Enklave. 1702 erwarb das Domstift Bautzen weitere Teile käuflich und löste S., das 1665 vom Kaiser bzw. König von Böhmen das Stadtrecht erhalten hatte, damit von Tollenstein-Schluckenau. Die staatsrechtliche Zugehörigkeit zu Böhmen (Österreich) wurde dadurch nicht berührt. 1809 musste Österreich die böhmische Enklave in Sachsen, S. mit Neuschirgiswalde und Petersbach (mit 1834 insgesamt 1319 Einwohnern), an Sachsen abtreten, doch zog sich die Vollziehung bis zum 4. 7. 1845 hin. Erst mit der in diesem Zeitpunkt erfolgenden Übergabe durch den Kreishauptmann von Leitmeritz an einen Vertreter des Königs von Sachsen endete das staatsrechtliche Kuriosum dieser unter geistlicher Herrschaft stehenden politischen Einheit. Bis dahin wurde S. von einem böhmischen Stadtrichter, der vom Domstift Bautzen vergütet wurde, zwei Beisitzern und 20 Repräsentanten des Gemeinwesens regiert, wobei Steuerfreiheit und Zollfreiheit herrschten. L.: Wolff 470; Stoy, F., Geschichte der Stadt Schirgiswalde, 1895; Nottarp, H., Ein geistlicher Staat in Deutschland von 1809-1845, FS Heckel, 1959, 86ff.

 

Schlatt (am Randen) (Herrschaft). Die Herrschaft S. am Randen wurde 1749 innerhalb Schwäbisch-Österreichs von den Fürsten von Fürstenberg erworben. Über Baden gelangte S. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Hölzle, Beiwort 44.

 

Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte, wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000 wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310 an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern - neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Konland S. (Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919 bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen, Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch, Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless, Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau, Wartenberg, Wohlau. L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.; Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech, F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen, hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d. hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H., Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff. 1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1 1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel, H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E., Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien 1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit, 1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J., Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke, J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010.

 

Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz). 1326 erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das Herzogtum Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig als Lehen Dänemarks und Holstein als Lehen des Reiches in fester staatsrechtlicher Verbindung. Nach dem Aussterben der schauenburgischen (schaumburgischen) Grafen von Holstein und Herzöge von Schleswig kamen Schleswig und Holstein 1459/1460 auf Grund des Vertrages von Ripen an den König von Dänemark aus dem Haus Oldenburg (Christian I.), das 1448 den dänischen Thron bestiegen hatte. 1474 erhob Kaiser Friedrich III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren Herzogtum, doch blieb Dithmarschen zunächst die Unabhängigkeit. Nach einer vorübergehenden Teilung (1490 königlicher Segeberger und herzoglicher Gottorper [Gottorfer] Anteil bei ideeller Einheit) der seitdem in Personalunion beherrschten Länder Schleswig und Holstein wurden diese 1524 unter Dänemark wieder vereinigt. Seit 1528 wurde die Reformation eingeführt. König Friedrichs Sohn Christian III. teilte 1544 Schleswig-Holstein in bunter Gemengelage mit seinen zwei Stiefbrüdern in drei Herrschaftsbereiche, wodurch erneut ein königlicher (und 1580 ein herzoglicher) Landesteil entstand. Zum Gottorper (Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf gehörten unter anderem Apenrade, Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt, Kiel, Neumünster, Oldenburg in Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek (Reinbeck), zum Haderslebener, 1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des Älteren Hadersleben, Rendsburg (1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn (1581 herzoglich), zum königlichen Sonderburger Anteil Christians und später Friedrichs II. Alsen, Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische Gebiete um Segeberg, Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König und Herzog wechselten sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder ab. Gemeinsam unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf. 1581 wurde der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König Friedrich II. und Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians III. Sohn und Nachfolger trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der 1581 Reinfeld, Sundewitt und Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des Sonderburger Anteils ab (Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök). Diese Teilung wurde von den Ständen nicht anerkannt, sodass die sog. abgeteilten Herren, die beim Tode Johanns des Jüngeren die bis zum 18. Jahrhundert weitgehend aussterbenden Linien Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg), Schleswig-Holstein-Norburg (Norburg), Schleswig-Holstein-Glücksburg (Glücksburg) und Schleswig-Holstein-Plön (Plön) bildeten, von denen Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg) 1623 sich nochmals in Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Beck (Beck-Glücksburg) teilte, keine Landesherrschaft in ihren Gebieten hatten. Seit 1565 begann unter Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) die eigenständige Politik der Herzöge von Schleswig. 1640 fiel die (schauenburgische [schaumburgische]) Grafschaft Pinneberg beiden Hauptlinien an. 1665 wurde die Universität Kiel gegründet. 1658 erzwang der Herzog von Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks auf die Souveränität über den herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen Dänemark später militärisch wie politisch vorging, so dass schließlich 1721 der König von Dänemark als alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das Haus Gottorp (Gottorf) auf den zersplitterten herzoglichen Anteil in Holstein beschränkt wurde. 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), die 1762 die Krone Russlands gewonnen hatten, ihre Herrschaft über Holstein auf und erhielten dafür Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder geeinten Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber verwaltungsmäßig selbständig. 1806 blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress von 1815 erklärte Holstein zum Glied des Deutschen Bundes. In der Folge begann Dänemark, Schleswig enger mit Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu trennen. 1846 erklärte der König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass eine Beschränkung des Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg) auf Holstein in Aussicht stand. 1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab. Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig in den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte sich Dänemark aber vollständig durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am 11. 6. 1854 Holstein eine Verfassung. Nach weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der königlichen Linie 1863 die allein verbleibenden Linien Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Beck-Glücksburg) der Sonderburger Linie Erbansprüche erhoben, und dem deutsch-dänischen Krieg von 1864 musste Dänemark am 30. 10. 1864 S. und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten, die es zunächst gemeinsam verwalteten. 1866 musste Österreich, das ein schleswig-holsteinisches Herzogtum befürwortet hatte, sein Einverständnis mit der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen erklären. Die Erbansprüche des Großherzogs von Oldenburg wurden durch Geld und das holsteinische Amt Ahrensbök abgefunden. 1920 fiel Nordschleswig auf Grund einer Abstimmung, bei der sich 75000 Stimmen für Dänemark und 25000 für Deutschland aussprachen, an Dänemark. 1937 wurde Lübeck mit S. und Altona mit Hamburg vereinigt. 1945 kam ein der Stadt Ratzeburg gegen Osten hin vorgelagertes kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk und Mechow von Mecklenburg an Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung der britischen Militärregierung aus der Provinz S. Preußens das Land S. gebildet. L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1, 687; Geerz, F., Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Carstens, W., Die Landesherrschaft der Schauenburger und die Entstehung der landständischen Verfassung in Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f. schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die Herzogtümer vom Kopenhagener Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs 1660-1721, 1960; Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der historischen Stätten, Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A. 1976; Dankwerth, C., Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haak, M., 1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A. 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des Landes Schleswig-Holstein nach dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Prange, W., Die Entwicklung der adligen Eigenwirtschaft in Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; Koch, J., Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne, hg. v. Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K., Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, 1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche Stellung des Herzogstums Schleswig im Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992, 155; Schleswig-Holstein. Eine politische Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als Kondominium, 1994; Hoffmann, E., Schleswig, LexMA 7 1995, 1484ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Hagelstein, K., Die Erbansprüche auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1863/64, 2003; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein, 2010.

 

Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht. Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als Folge hiervon erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene Stellung. 1663 wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen von S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald, Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790) immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und 1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm, Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S., Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl, Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen, Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof, Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen und Michelbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und Zeilitzheim waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie mit der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern, Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch Mediatisierung an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39, 187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951; Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004.

 

Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie, dann reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166 erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor. Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde. Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg (1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des 13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie, nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der Hauptlinie 1900 erloschen) erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten die Grafen die Landeshoheit (über die sog. Schönburgischen Lande) an das Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern von Österreich die Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften der Grafen von S., die ein Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum obersächsischen Reichskreis. 1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis 1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik. L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.

 

Schramberg (Herrschaft). S. an der Schiltach im Schwarzwald wird 1293 als Burgsiedlung erstmals erwähnt. Die Herrschaft S. geht zurück auf die mittelalterliche Herrschaft Falkenstein, deren Zweig Ramstein seine Güter um 1448 an Hans von Rechberg von Hohenrechberg veräußerte. Nach Ausbau der Burg S. und Bildung der Herrschaft S. verkaufte der Enkel 1526 die Herrschaft an seinen Schwager Hans von Landenberg von Breitenlandenberg, die Nachkommen 1547 an Rochus Merz von Staffelfelden, dessen Nachfolger Gottfried Zotter von Berneck 1583 für 15000 Gulden an Habsburg/Österreich. Von 1594 bis 1806 war S. Mittelpunkt einer zum österreichischen Reichskreis zählenden, 1648 von den aus Sachsen kommenden Freiherren von Bissingen-Nippenburg erworbenen Herrschaft in Vorderösterreich. Danach fiel es an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Dambach, O., Ort und Herrschaft Schramberg, 1904; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg, 1905; Forderer, J., Schramberg, 1958; Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002; Schramberg, hg. v. Museums- und Geschichtsverein Schramberg e. V. u. a., 2004; Archiv der Grafen von Bissingen und Nippenburg Hohenstein, bearb. v. König, J., 2005.

 

Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der Sweben bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es zunehmend als S. bezeichnet wurde. Mehrere Geschlechter rangen miteinander um die Macht (Hunfridinger, Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen Karolinger wechselte die Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen Familien (Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner, Babenberger/Liudolfinger). Heinrich IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn Friedrich von Büren bzw. Staufen, dessen Geschlecht die durch Anfall welfischer, Pfullendorfer, Lenzburger und zähringischer Güter vermehrte Würde bis 1268 (Herzog Konradin) innehatte. Nach Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes, vor allem die Grafen von Württemberg, am Reichsgut und Herzogsgut und verhinderten die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König Rudolf von Habsburg, der zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf († 1290) verlieh, unter dessen Enkel Johann Parricida aber der Titel erlosch. Immerhin vereinigte Rudolf von Habsburg die Reste des Reichsgutes in Reichslandsvogteien. Von diesen verlor die nördlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Niederschwaben rasch an Bedeutung. Dagegen vermochte die südlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Oberschwaben, gestützt auf ursprünglich welfisch-staufische Rechte um Ravensburg und seit 1415 auf das Gebiet der sog. Freien auf der Leutkircher Heide, sich zu behaupten. 1378 wurde ihr die Reichslandvogtei Niederschwaben zugeschlagen. Sitz der Landvogtei (Reichslandvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben) war die Ravensburg, seit 1647 Altdorf (Weingarten). Eine umfassende Wiedergewinnung der alten Reichsrechte gelang freilich nicht. Lediglich um Altdorf (Weingarten) blieb ein bescheidenes Herrschaftsgebiet bestehen. Die Landvogtei wurde mehrfach verpfändet. 1541 kam sie als Reichspfandschaft endgültig an Österreich (Schwäbisch-Österreich). Ihre Landeshoheit erfasste rund 25000 Einwohner, doch bestanden Geleitsrechte, Forstrechte, Gerichtsrechte und Vogteirechte auch gegenüber vielen anderen oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum österreichischen Reichskreis zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet der Freien auf der Leutkircher Heide (Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F., Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Schröder, A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im Bayerischen Schwaben um 1801, Jb. Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG 54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in) Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller, K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f. 1950ff.; Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG. (1952ff.), Teil Schwaben; Zorn, W., Historischer Atlas von Schwaben, Schwäbische Bll. 4 (1953); Historischer Atlas von Bayerisch Schwaben, hg. v. Zorn, W., 1955; Gönner, E./Müller, M., Die Landvogtei Schwaben, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52, 94, III, 27, Swabun, Volksname, Landname, Swabolant, Svavaland, Swabo richi, Suevia, Schwaben; Lautenbacher, G., Bayerisch Schwaben, 1968; Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 8. A. 1975; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Blickle, P./Blickle, R., Schwaben von 1268 bis 1803, 1979; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980; Fried, P./Lengle, P., Schwaben von den Anfängen bis 1268, 1988; Früh- und hochmittelalterlicher Adel in Schwaben und Bayern, hg. v. Eberl, I., 1988; Graf, K., Das Land Schwaben im späten Mittelalter, (in) Regionale Identität und soziale Gruppen im deutschen Mittelalter, 1992, 127; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Zotz, T., Schwaben, LexMA 7 1995, 1598ff.; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1997; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C. u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007.

 

Schwäbisch-Österreich (Verwaltungseinheit). S. umfasste als zum österreichischen Reichskreis zählender Teil Vorderösterreichs die habsburgischen Donaustädte (1282/1331) Mengen, Munderkingen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee, die Markgrafschaft Burgau (1301/1304), die Grafschaft Hohenberg (1381), die Landgrafschaft Nellenburg (1465) und die Landvogtei Schwaben (1486/1541), jeweils mit den ihnen unterstellten Herrschaften. Um 1750 wurde es bis 1752 in vier Oberämter eingeteilt (Günzburg, Rottenburg, Stockach, Altdorf) und 1759/1763 der neu errichteten Regierung Vorderösterreichs in Freiburg unterstellt. Nicht zugehörig waren die Stadt Konstanz (1548) und die Grafschaft Tettnang (1780). Insgesamt umfasste S. 3300 Quadratkilometer mit etwa 120000 Einwohnern. 1805/1806 kam es zu Baden, Bayern, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen. L.: Wolff 42; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und Landtage im 16. Jahrhundert, 1965.

 

Schwäbischer Reichskreis. Der 1521 für das Gebiet zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl (ausgenommen die Reichsritterschaft und andere Reichsunmittelbare sowie die vorderösterreichischen Gebiete) geschaffene Schwäbische Reichskreis umfasste 1792 folgende Mitglieder: Geistliche Fürsten: Konstanz, Augsburg, Ellwangen und Kempten; Weltliche Fürsten: Württemberg, Baden (für Baden-Baden, Baden-Durlach und Baden-Hachberg), Hohenzollern, Lindau, Stift Buchau, Auersperg (für Tengen), Fürstenberg (für Heiligenberg), Oettingen, Schwarzenberg (für Klettgau), Liechtenstein und Thurn und Taxis (für Friedberg-Scheer); Prälaten: Salem, Weingarten, Ochsenhausen, Elchingen, Irsee, Ursberg, Kaisheim, Roggenburg, Rot, Weißenau, Schussenried, Obermarchtal (Marchtal), Petershausen, Wettenhausen, Zwiefalten, Gengenbach, Neresheim, Heggbach, Gutenzell, Rottenmünster, Baindt, Söflingen und Isny; Grafen und Herren: Landkomtur der Deutschordensballei Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund (als Komtur zu Altshausen), Oettingen-Baldern-Katzenstein (Oettingen-Baldern), Oettingen-Spielberg oder Oettingen-Wallerstein, Fürstenberg (für Stühlingen, Kinzigtal, Baar, Messkirch und Gundelfingen), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Truchsessen von Waldburg, Mindelheim (seit 1617 Bayern), Eberstein (seit 1660 Baden), Tettnang (seit 1783 Österreich), Wiesensteig (seit 1645 Bayern), Eglingen (seit 1726 Thurn und Taxis), Hans, Marx und Jakob Fugger’sche Linien, Hohenems (seit 1759 Österreich), Rechberg (von der Reichsritterschaft bestritten), Justingen (seit 1751 Württemberg), Bonndorf (seit 1582 Abtei Sankt Blasien), Eglofs, Thannhausen (Tannhausen), Geroldseck (Hohengeroldseck) (seit 1711 von der Leyen) und Sickingen; Reichsstädte: Augsburg, Ulm, Esslingen, Reutlingen, Nördlingen, Schwäbisch Hall, Überlingen, Rottweil, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Memmingen, Lindau, Dinkelsbühl, Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil der Stadt, Wangen, Isny, Leutkirch, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, Aalen, Bopfingen, Buchau, Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach. Durch den Reichsdeputationhauptschluss 1803 verringerte sich die Zahl der Stände von 88 auf 41. Nachfolgestaaten waren Bayern, Württemberg, Baden, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein und von der Leyen. Kreisausschreibende Fürsten und Kreisdirektoren waren der Bischof von Konstanz (seit 1803 Baden) und der Herzog von Württemberg. Tagungsort war meist Ulm. Am 30. 4. 1808 erlosch der Kreisverband formal. L.: Gumpelzhaimer 53; Wolff 153; Hünlin, D., Neue Staats- und Erdbeschreibung des Schwäbischen Kreises, 1780; Borck, H., Der Schwäbische Reichskreis im Zeitalter der französischen Revolutionskriege, 1970; Laufs, A., Der Schwäbische Kreis, 1971; Neipperg, R. Graf v., Kaiser und schwäbischer Kreis (1714-1733), 1991; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, 2001; Hölz, T., Krummstab und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens, 2001; Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis zwischen Konfessionskonflikt und Kriegsbeendigung, 2010.

 

Schwäbisches Reichsgrafenkollegium. Um 1530 entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und Grafen (z. B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488 Schwäbischer Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit etwa 1540 im Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme hatte. Mitglieder waren (um 1795) das Reichsstift Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und Burgund bzw.) Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg, Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein), die Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil, Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit 1782 wegen Tettnang), Bayern (seit 1769 wegen Wiesensteig und Mindelheim), Baden (seit 1747 wegen Eberstein), Fugger (seit 1654/1708), Württemberg (seit 1754 wegen Justingen), Traun (seit 1654 wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662 wegen Bonndorf), Stadion (seit 1708 wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der Leyen (seit 1710/1711 wegen Geroldseck [Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis (seit 1727 wegen Eglingen), Sinzendorf, Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit 1737), Colloredo (seit 1653/1741), Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752), Neipperg (seit 1766), Waldstein-Wartenberg (seit 1774/1775), Trauttmannsdorff (seit 1779) und Sickingen (seit 1791). Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) 1806 löste sich das schwäbische Reichsgrafenkollegium, das im Reichstag dem Corpus Catholicorum zugerechnet wurde, auf. L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes, 1788.

 

Schwarzenberg (Herrschaft). Die Herrschaft S. bei Waldkirch fiel im 14. Jahrhundert, endgültig 1567, an Habsburg bzw. Österreich. L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2.

 

Schweidnitz (Fürstentum, Residenz des Fürsten), poln. Świdnica. S. an der Weistritz in Niederschlesien entstand in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (vor 1243 bzw. vor 1249) bei einer gleichnamigen slawischen Siedlung. 1260 erhielt es Neumarkter Recht. 1290/1291 wurde es Sitz des Fürstentums S. einer Nebenlinie der niederschlesischen Piasten, die auch das 1278 entstandene Fürstentum Jauer bis 1301 besaß. 1301 wurde in S., Jauer (1312) und Münsterberg (1322) aufgeteilt. 1346 wurde S. mit dem Fürstentum Jauer (ohne Münsterberg) vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von Schweidnitz-Jauer mit Kaiser Karl IV. kam es 1368/1369/1392 an Böhmen und 1526 an Habsburg bzw. Österreich. 1742 fiel es an Preußen. Das Fürstentum war 45 Quadratmeilen groß und in die Kreise S., Striegau, Bolkenhain-Landeshut (Bolkenhain-Landshut) und Reichenbach gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. L.: Wolff 476; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Schirrmann, W., Chronik der Stadt Schweidnitz, 1908/1909; Heimatkunde von Schweidnitz und Umgebung, hg. v. Friedrich, G., 1925; Schweidnitz, bearb. v. Franke, 1929; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Schweidnitz, 1935; Bein, W./Schmilewski, U., Schweidnitz im Wandel der Zeiten, 1990; Gawlas, S., Schweidnitz, LexMA 7 1995, 1638; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 526.

 

Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15. 11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses, Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte, Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin) drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel [1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810 Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S. verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes). L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A., Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W., Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d. Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz, hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B., Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E., Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres, e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007; Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck 1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.

 

Schwörstadt (Burg, Herrschaft). S. bei Lörrach unterstand im 14. Jahrhundert den Truchsessen von Rheinfelden als Lehnsleuten Habsburgs und den Rittern von Wieladingen. 1316 erwarb Rudolf von Schönau (im Elsass) durch Heirat Burg und Herrschaft. Seit 1608 war sie Teil der Herrschaft Wehr der Herren (seit 1668 Freiherren) von Schönau (Schönau-Wehr), die Mannlehen Österreichs wurde. 1805 fiel die Herrschaft Schönau-Schwörstadt mit der Landgrafschaft Breisgau Österreichs an Baden und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Hölzle, Beiwort 11.

 

Seefeld (Herrschaft). S. bei Hollabrunn in Niederösterreich war im Hochmittelalter Sitz des im 12. Jahrhundert erstmals erwähnten, ursprünglich hochfreien, vermutlich aus der bayerischen Oberpfalz stammenden Geschlechts der Kadolte (Kadolz), das sich seit etwa 1160 nach S. nannte. Um die neu errichtete Burg S. erwarben sie ein ansehnliches Herrschaftsgebiet, zu dem andere Güter kamen (1192 vom Hochstift Passau Feldsberg). Nach dem Tod des letzten der Kadolte kurz nach 1268 zog König Rudolf von Habsburg die Güter größtenteils ein und übertrug sie vor 1282 - vielleicht wegen der verwandtschaftlichen Bindungen der Burggrafen von Nürnberg/Raabs - an die Burggrafen von Nürnberg und damit später an die Markgrafen von Brandenburg. Diese Reichslehen, die von den Burggrafen von Nürnberg bzw. den Markgrafen von Brandenburg von 1292 bis 1594 an die Kuenringer weiterverliehen und danach an Johann Wilhelm von Schönkirchen und 1629 an die Grafen zu Hardegg gegeben wurden, kamen innerhalb Brandenburgs später an Ansbach. Trotz gegenteiliger Bestrebungen Österreichs blieben die Güter Reichslehen. 1779 verzichtete Preußen auf die Lehnsherrlichkeit zugunsten Österreichs. 1834 umfasste die Herrschaft 2273 untertänige Objekte mit über 10000 Personen in 29 Orten. L.: Herold, P., Die Herren von Seefeld-Feldsberg, 2000; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.

 

Siebenbürgen (Fürstentum, Großfürstentum, Kronland). Das Gebiet im Karpatenbogen wurde 107 n. Chr. von den Römern, nach 274 von den Ostgoten und Gepiden sowie später von den Petschenegen besetzt, ehe es an Ungarn kam. König Geisa II. (1141-1161) rief (2000 bis 3000) moselfränkische Siedler ins Land. König Andreas II. schenkte zunächst 1211 dem Deutschen Ritterorden das Land Burza (Burzenland), entriss es ihm jedoch 1225 wieder, nachdem er die deutschen, bald meist als Sachsen bezeichneten Siedler 1224 mit umfassenden Freiheiten ausgestattet hatte. Zur Abwehr der Türkengefahr wurden zahlreiche befestigte Kirchenburgen errichtet. 1520 setzte sich die Reformation durch. Nach dem Zusammenbruch Ungarns und dem teilweisen Anfall an Habsburg bzw. Österreich 1526 hielten sich die Fürsten von S. geschickt zwischen Habsburg/Österreich und den Türken und waren faktisch unabhängig, seit 1541 aber zu Tribut an die Türken verpflichtet. 1567 gewann der Fürst die Krone von Polen. 1583 gewährte er ein bis 1867 gültiges Landrecht. 1595 anerkannte er die Oberherrschaft des Reiches und übergab 1597 dem Kaiser S. 1604/1605 wurden die kaiserlichen Amtsträger vertrieben. 1622 wurde Fürst Bethlen als deutscher Reichsfürst anerkannt und erhielt bis 1624/1626 mehrere Herzogtümer in Schlesien. 1686 erkannte Kaiser Leopold die von den Türken eingesetzten Apafi als Fürsten an. 1687 besetzte Herzog Karl V. von Lothringen das Land. 1691 verzichtete der Fürst zugunsten Habsburgs auf die Herrschaft, so dass S. habsburgisches Gebiet wurde. 1765 wurde S. zum Großfürstentum erhoben. Kaiser Joseph II. vereinigte S. bis 1790 mit Ungarn. 1848 wurde S. eigenes Kronland Österreichs, 1867 aber Ungarn eingegliedert. Am 8. 1. 1919 schloss es sich Rumänien an (1920 verwirklicht), kam 1940 in seiner nördlichen Hälfte mit dem ungarisch besiedelten Szeklerland (unter Bevölkerungsumsiedlungsmaßnahmen) an Ungarn und 1944/1947 wieder an Rumänien zurück. Unter der Herrschaft des Sozialismus siedelten zahlreiche Rumäniendeutsche aus. L.: Hermann, G. v., Das alte Kronstadt, 1802, Neudruck 2009; Marienburg, L., Die Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, 1813, Neudruck 1986; Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 1ff. 1892ff.; Teutsch, G./Teutsch, F., Geschichte der Siebenbürger Sachsen Bd. 1ff. 1907ff.; Depner, M., Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg, 1938; Matthiae, A., Siebenbürgen, 3. A. 1962; Teutsch, F., Kleine Geschichte der Siebenbürger Sachsen, 3. A. 1965; Kutschera, R., Landtag und Gubernium in Siebenbürgen, 1985; Verus, S., Siebenbürgen, 1986; Gündisch, G., Aus Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987; Forschungen über Siebenbürgen und seine Nachbarn, hg. v. Glassl, H./Benda, K., 1987/1988; Horedt, K., Das frühmittelalterliche Siebenbürgen, 1988; Schaser, A., Siebenbürgen unter der Habsburger Herrschaft im 18. Jahrhundert, Siebenbürgische Semesterblätter 3 (1989); Köpeczi, B., Kurze Geschichte Siebenbürgens, 1990; Schenk, A., Deutsche in Siebenbürgen, 1992; Lexikon der Siebenbürgener Sachsen, hg. v. Myß, W., 1993; Gündisch, K., Das Patriziat siebenbürgischer Städte, 1993; Siebenbürgen zur Zeit der Römer, hg. v. Schuller, W., 1994; Siebenbürgen zwischen den beiden Weltkriegen, hg. v. König, W., 1995; Göckenjan, H., Siebenbürgen, LexMA 7 1995, 1840; Arens, M., Habsburg und Siebenbürgen 1600-1605, 2001; Roth, H., Kleine Geschichte Siebenbürgens, 2. A. 2003, 3. A. 2007, Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch, Bd. 9 2006; Moldt, D., Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2008.

 

Siena (Stadtkommune). Auf den Hügeln der Wasserscheide zwischen den Flüssen Elsa und Ombrone bestand schon eine etruskische Siedlung, die danach unter dem lateinischen Namen Sena (1. Jahrhundert v. Chr. Kolonie) hervortrat. Spätestens seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts war S. Sitz eines Bischofs. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts drängten Konsuln der Stadtkommune die Rechte des Bischofs zurück. Die meist ghibellinische mittelalterliche Stadt, die 1357 von Kaiser Karl IV. das Privileg einer Universitätsgründung erhielt, stand in starkem Gegensatz zu Florenz. Nach der endgültigen Niederlage gegen Florenz 1555 verlor sie ihre frühere hervorragende Bedeutung. Im 18. Jahrhundert beanspruchte Österreich das Generalvikariat S. als Reichslehen. L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374; Richter, L., Siena, 1915; Kirschstein, M., Siena, 1923; Siena e il suo territorio, hg. v. Ascheri, M. u. a., 1986; L’università di Siena, 1991; Redon, O., L’espace d’une cité, 1994; Luzzati, M., Siena, LexMA 7 1995, 1878; Nardi, P., L’insegnamento superiore, 1996; Villa, G., Siena medievale, 2004; Cammarosano, P., Siena, 2010.

 

Sigmaringen (Grafschaft). S. an der oberen Donau wird 1077 als Burg eines unbekannten, möglicherweise mit den Grafen von Pfullendorf und Altshausen-Sulmetingen verwandten, 1083 bezeugten Hochadelsgeschlechts erstmals erwähnt. Die am Fuße der Burg entstehende Siedlung wurde im 13. Jahrhundert Stadt und erhielt 1362 das Stadtrecht Pfullendorfs. Über die Grafen von Helfenstein (um 1272) und die Grafen von Montfort kam S. um 1290 an König Rudolf von Habsburg und vor 1325 (1323?) als Pfand an die Grafen von Württemberg sowie von dort 1399 als Pfand an die Grafen von Werdenberg. Seit 1460 galt S. als reichslehnbare Grafschaft. 1482 erlangte Habsburg einen Anspruch auf S. für den Fall des Aussterbens der Grafen von Werdenberg. 1534 fiel beim Aussterben der Grafen von Werdenberg die Grafschaft S. an Habsburg bzw. Österreich und von dort 1535 als Lehen Österreichs an die schwäbische Linie der Grafen von Hohenzollern (S. und Veringen) Seitdem nannte sich die Linie Hohenzollern-Sigmaringen. Das Gebiet kam über Preußen (1849) 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Sigmaringen. L.: Wolff 46, 168; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert, 1959; 900 Jahre Sigmaringen, 1977; Kaufhold, W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern, 2. A. 1978; Richter, G. u. a., Der Landkreis Sigmaringen. Geschichte und Gestalt, 1981; Schöntag, W., Sigmaringen im 19. und 20. Jahrhundert, Blätter des Schwäbischen Albvereins 93 (1987); Sigmaringen, hg. v. Kuhn-Rehfus, M., 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 376; Lorenz, S., Sigmaringen, LexMA 7 1995, 1886f.

 

Singen (Herrschaft). Der Ostfuß des Hohentwiel am Bodensee war schon vorgeschichtlich besiedelt. 787 erscheint dort erstmals in Dorf der Enzenberg unter der Landesherrschaft Österreichs. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.einer Sankt Gallener Urkunde S. Es war später ein reichsritterschaftliches L.: Wolff 43; Sättele, F., Geschichte der Stadt Singen am Hohentwiel, 1910; Berner, H./Finke, H., Singen/Hohentwiel, 1973.

 

Sizilien (Insel). Die bis 241 v. Chr von den Puniern an die Römer gelangte, seit 664/827/902 von Arabern beherrschte Mittelmeerinsel S. (25426 Quadratkilometer) wurde 1061/1072 (Palermo) von den Normannen erobert und seit 1130 als Königreich bezeichnet. Durch die Heirat König Heinrichs VI. mit der normannischen Erbtochter Konstanze (1186) trat das Königreich (Neapel mit) S. in Verbindung zum Reich, fiel aber 1268 mit dem Aussterben der Staufer an Karl von Anjou, 1282 an Peter III. von Aragon, den Schwiegersohn des Staufers Manfred. Am Ende des Mittelalters wurde S. eine Provinz des Königreichs Spanien. 1714 gelangte S. an (den Urenkel Philipps II. von Spanien, Viktor Amadeus II. von Savoyen-)Piemont. Von 1719/1720 bis 1735 gehörte es auf Grund eines Ländertausches (gegen Sardinien) zu Österreich, kam dann aber durch Ländertausch an das Königreich Neapel und auf Grund einer Volksabstimmung vom 21. 10. 1860 an das Königreich Sardinien bzw. das 1861 neu entstandene Italien. L.: Schillmann, F., Sizilien, Geschichte und Kultur, 1935; Pispisa, E., Regnum Siciliae, 1988; Finley, M./Mack Smith, D./Duggan, C., Geschichte Siziliens und der Sizilianer, 1989; Takayama, H., The Administration, 1993; Rill, B., Sizilien im Mittelalter, 1995; Wirth, G. u. a., Sizilien, LexMA 7 1995, 1950ff.; Mirto, C., Il regno dell’isola di Sicilia e delle isole adiacenti, 2000; Cuozzo, E., La cavalleria nel regno normanno di Sicilia, 2002; Becker, J., Graf Roger I. von Sizilien, 2008; Tocco, F., Il regno di Sicilia tra Angioini e Aragonensi, 2008.

 

Slowenien (Republik). Das Gebiet östlich der oberen Adria wurde im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts war es Teil des fränkischen Reiches bzw. des deutschen (römisch-deutschen) Reiches (Heiligen römischen Reichs) (Kärnten, Steiermark, Görz, Krain). Seit 1848 forderten die slawischsprachigen Bewohner eine besondere Verwaltungseinheit innerhalb Österreichs. 1918 löste sich der slowenische Nationalrat von Österreich. Die an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gefallenen Teile von Krain, Kärnten und Steiermark bildeten mit Teilen Ungarns (Prekmurje, Übermurgebiet) das Verwaltungsgebiet S. 1920 kam das westliche Innerkrain an Italien. 1941 wurde Oberkrain (ohne Laibach) mit den ehemals kärntnerischen und steirischen Gebieten dem Deutschen Reich, Unterkrain mit Laibach Italien und das Übermurgebiet Ungarn zugeteilt. Nach 1945 wurde S. um Teile Julisch-Venetiens vergrößert in Jugoslawien wiederhergestellt. 1991 löste es sich von Jugoslawien ab. L.: Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Steindorff, L./Stih, P., Slovenen, LexMA 7 1995, 2008f.; Griesser-Pečar, T., Das zerrissene Slowenien 1941-1946, 2003; The Land Between, hg. v. Luthar, O., 2008.

 

Sonnenberg (Herrschaft, Grafschaft). Um die Burg S. bei Nüziders bildete sich eine Herrschaft aus, die von Frastanz bis zum Arlberg reichte. 1455 kam sie von den Werdenbergern an die Truchsessen von Waldburg, die 1463 mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs III. den Titel Grafen von S. annahmen. 1473/1474 gewann der Herzog von Tirol im Kampf gegen die durch die Eidgenossenschaft unterstützten Truchsesse die später zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft. L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Sander, H., Die Erwerbung der vorarlbergischen Grafschaft Sonnenberg durch Österreich, 1888; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff.

 

Spanien (Land, Königreich). In der ehemaligen römischen Provinz S. gründeten nebeneinander und nacheinander Vandalen (409-429), Sweben (409-585) und Westgoten (ab 415) Reiche, bis seit 711 die Araber auf einen Hilferuf einer westgotischen Gruppe von Süden vordrangen. Gegen diese richtete König Karl der Große seit 795 die spanische Mark ein, die bis Barcelona und Pamplona reichte und einem selbständig werdenden Markgrafen unterstand. Zugleich erhielt sich in S. ein Königreich Asturien, von dem aus später die Araber wieder zurückgedrängt wurden (Reconquista). Im 10./11. Jahrhundert entstanden dann als christliche Herrschaftsgebiete die Königreiche von Aragon und Kastilien. Alfons X. von Kastilien, Sohn einer Tochter Philipps von Schwaben, begehrte 1255 das Herzogtum Schwaben und 1257 die deutsche Königskrone. Peter III. von Aragon erlangte als Schwiegersohn des Staufers Manfred 1282 Sizilien. Aragon erwarb weiter 1324 Sardinien und 1442 das Königreich Neapel, Kastilien eroberte 1236 Cordoba, 1248 Sevilla und 1262 Cadiz. 1469 heiratete Isabella von Kastilien († 1504) Ferdinand II. von Aragon († 1516). Gemeinsam gewannen sie 1492 die letzte arabische Herrschaft auf spanischem Boden in Granada. 1495 heiratete der spanische Kronprinz Juan die Tochter (Margarete) König Maximilians und der Sohn (Philipp) König Maximilians die spanische Prinzessin Juana (Johanna). 1504 wurde Philipp König von Kastilien. 1516 erwarb sein Sohn Karl (V.) Aragon. 1519 wurde er zum deutschen König gewählt, so dass S. samt seinen Kolonien mit dem Reich in Personalunion trat. 1526/1556 wurden die Güter aufgeteilt, wobei die italienischen und burgundischen Güter an S. kamen. Deutsche und spanische Habsburger blieben aber durch dauernde Wechselheiraten eng verbunden. Beim Aussterben der spanischen Habsburger 1700 kam es zum spanischen Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und dem Reich. Im Ergebnis fielen die spanischen Güter in Italien und den Niederlanden an Österreich, während Frankreich (Philipp von Anjou) S. und, nach dem polnischen Thronfolgekrieg (1733ff.) und dem österreichischen Erbfolgekrieg (1742ff.), Sizilien sowie Parma und Piacenza gewann. L.: Ballester y Castell, R., Bibliografia de la historia de Espana, 1921; Schreiber, G., Deutschland und Spanien, 1936; Maunz, T., Das Reich der spanischen Großmachtzeit, 1944; Madariaga, S. de, Spanien. Land, Volk und Geschichte, 1983; Heine, H., Geschichte Spaniens in der frühen Neuzeit (1400-1800), 1984; Schröder, T., Spanien, 5. A. 2006; Christlicher Norden - Muslimischer Süden, hg. v. Tischler, M. u. a., 2011.

 

Spitz (Herrschaft). 1148 erscheint S. in der Wachau erstmals, nachdem bereits 830 der locus Wahowa von König Ludwig dem Deutschen an das Kloster Niederaltaich gegeben worden war. Niederaltaich gab die Güter zum großen Teil an die Herzöge von Bayern zu Lehen, die sie an die Kuenringer und andere weitergaben. Nach dem bayerischen Erbfolgestreit von 1504 musste Bayern die Herrschaft an Österreich abtreten. L.: Lechner, K., Die herzoglich bayerischen Lehen im Lande unter der Enns, 1930 (ungedruckt); Schöner, E., Abriss der Geschichte des Marktes Spitz, 1960.

 

Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren. Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs. Kreuznach). Graf Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild von Mörsberg die halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der Grafen von Bar und der einstigen Herzöge von Lothringen. 1223/1233 (vor 1237) wurde (bis auf die Burgen Sponheim und Dill) die Grafschaft nach dem Tod des mit der Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn verheirateten Grafen Gottfried III. (1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I. erhielt die Hintere Grafschaft S. (Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und Birkenfeld, Sitz in Starkenburg an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel). Der zweite Sohn Heinrich, der über seine Frau Agnes von Heinsberg die Herrschaft Heinsberg erhielt, begründete die Geschlechter der Herren von Heinsberg, Grafen von Looz bzw. Loon und Blankenheim (bis 1469) und der Herren von Löwenburg im Siebengebirge (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste Sohn Simon erhielt die Vordere Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich erwarb durch Heirat die Güter der Herren von Bolanden um Kirchheim und Dannenfels am Donnersberg (Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und verkaufte Böckelheim (Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz. Außerdem erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die Herrschaft Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere Grafschaft S. gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem Fünftel an die Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten sich nach einem Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden in die Güter, doch blieb das Erbe real ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den Anteil der Pfalz an der Vorderen Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere, 1776 die Hintere Grafschaft S. zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S. zählte zum oberrheinischen Reichskreis. --- Mit den Grafen von S. verwandt waren die Spanheimer, die um 1020 über die Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal) und andere Güter in Kärnten erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten wirkten, und deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser (Heinrich IV. und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von Ortenburg. Die herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229, die der Grafen von (Ortenburg-)Kraiburg 1248. L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963 (Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990, 81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1 1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG. 13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 482.

 

Sprottau (Herzogtum), poln. Szprotawa. An der Mündung der Sprotte in den Bober wurde neben einem slawischen Markt um 1254 die deutsche Stadt S. gegründet. Sie gehörte seit 1253 zum Fürstentum Glogau. Nach dem Tode Herzog Konrads von Glogau 1273/1274 entstand das Herzogtum S., das bald an Glogau zurückkam und 1526 mit diesem an Österreich und 1742 an Preußen fiel. 1945 gelangte S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. L.: Wolff 485; Matuszkiewicz, F., Geschichte der Stadt Sprottau, 1908; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968; Sagan und Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992.

 

Staufen (Herrschaft). S. im Breisgau wird 770 erstmals genannt (Stoufen). 1248 wird erstmals die aus dem 12. Jahrhundert stammende Burg S. der Herren von S. erwähnt, die den Mittelpunkt der aus Lehen der Üsenberg und der Grafen von Freiburg bzw. Habsburgs gebildeten Herrschaft S. mit Silbergruben im Münstertal bildete. 1602 kam S. beim Aussterben der Herren an Österreich, 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 41; Noack, W., Die mittelalterlichen Städte im Breisgau, 1941; Geiges, L. u. a., Staufen und der obere Breisgau, 1967; Staufen im Breisgau. Geschichte und Gegenwart, hg. v. Erdmann, E., 1989.

 

Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582 weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und 788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der Ungarn wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon) unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und Ottokar III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein (1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186 (Georgenberger Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben 1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König Ottokar II. von Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch Vereinbarung an Ungarn (Gebiete zwischen Enns und Hausruck sowie um Pitten-Wiener Neustadt an Österreich), von 1260 bis 1276 an Böhmen und 1282 durch König Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser Zeit war auch der innere Ausbau durch deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das Sanntal hinzu. 1379 gelangte die S. an die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs, 1411 an den steirischen Zweig mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain, Inneristrien, Triest). Dieser gewann bis 1493 alle habsburgischen Länder, von denen die 1456 um die Grafschaft Cilli und 1482 um das Gebiet von Windischgraz vermehrte S. durch zahlreiche Einfälle der Türken (seit 1471) und Ungarn verwüstet wurde. Von 1564 bis 1619 gehörte die S. zu den innerösterreichischen Ländern (Innerösterreich) mit weitgehender Selbständigkeit. 1585 gründete Erzherzog Karl die Universität Graz. Im 18. Jahrhundert wurden die Reste der innerösterreichischen Sonderstellung beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu 86% von Slowenen besiedelte Drittel der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien, während die übrige S. als Bundesland bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der Hauptstadt Eisenstadt zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918 von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje) rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten Zivilverwaltung des Deutschen Reiches und war damit vorübergehend wieder der S. eingegliedert. L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner, K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff. 1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff. 1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893; Pirchegger, H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen Einteilung der Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell, A./Pirchegger, H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung steirischer Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917, 1957; Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes Steiermark, Bd. 1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d. Steiermark, 1946-1949; Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der Steiermark, Bd. 1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d. steiermärkischen Landesregierung, Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970, Erläuterungen 1973; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50, III, 25, 31, Steiermsark, Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die Untersteiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften und Gülten, Städte und Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien, Sammelbibliographien und andere geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969; Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H., Steiermark, 1974; Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Amon, K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark, 1993; Obersteiner, G., Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum Steiermark, 1993; Ebner, H., Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark im Frühmittelalter, 2004.

 

Steinau (Herzogtum). 1202 wird das auf altem Siedlungsland gelegene S. an der Oder in einer Urkunde für Kloster Trebnitz erstmals genannt (Stinay). Es gehörte zum Herzogtum Glogau, war aber im ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert selbständig. Nach 1365 kam es zu Oels und seit dem Ende des 15. Jahrhunderts zu Wohlau. Mit diesem fiel es 1675 an Österreich, 1742 an Preußen und 1945 unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Steinau. L.: Wolff 484; Schubert, H., Urkundliche Geschichte der Stadt S. an der Oder, 1885; Böer, L., Kleinere Chronik der Stadt Steinau (Oder), 1940.

 

Sternberg-Manderscheid (Grafen). Als Entschädigung für den Verlust von Blankenheim, Jünkerath, Gerolstein und Dollendorf erhielt der Graf von S. durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 die Abteien Schussenried und Weißenau. 1806 wurden die Grafen in Österreich und Württemberg mediatisiert.

 

Steyr (Herrschaft). An der Mündung der S. in die Enns wurde auf altem Siedlungsboden zur Sicherung des Reiches gegen die Ungarn eine um 972/985 erstmals genannte Burg (Stirapurhc) errichtet. Sie unterstand den Grafen von Traungau und wurde zusammen mit der Herrschaft S. 1180 von Bayern gelöst und als Reichslehen mit dem Herzogtum Steiermark verbunden, das 1186/1192 auf die babenbergischen Herzöge von Österreich überging. L.: Wolff 27; Pritz, F., Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837; Ofner, J., Die Eisenstadt Steyr, 1956; Ennsthaler, W., Steyr, 1966; Doppler, C., Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer Bürgertum, 1977; Brandl, M., Neue Geschichte von Steyr vom Biedermeier bis heute, 1980; Ofner, J., Steyr. Kurzer geschichtlicher und kultureller Überblick, 1980.

 

Stockerau (Herrschaft). S. (1012 Stockerowe) an der Donau bei Wien kam vom König an das Hochstift Regensburg, von diesem als Lehen an die Kreuzenstein bzw. Grafen von Formbach und nach deren Aussterben im 13. Jahrhundert an Österreich. 1748 kaufte es sich frei und wurde eine eigene Herrschaft. Diese ging in Niederösterreich auf. L.: Starzer, A., Geschichte der Stadt Stockerau, 1911; Brückner, J., Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Marktes Stockerau, Diss. Wien 1953; Nikel, H., Pfarre und Kirche Stockerau, 1893-1914, 1983.

 

Stubenberg (Grafen). Nach der um 1160 angelegten Burg S. bei Hartberg in Österreich nannten sich die Grafen von S., die im 16. Jahrhundert als Feinde des Kaisers ihre Güter verloren. 1632 kam S. an die Herberstein, im 19. Jahrhundert an die Wurmbrand. L.: Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010

 

Sudetenland (Reichsgau, Gau). Seit 1912 wurden unter Verwendung des Gebirgsnamens Sudeten die Bewohner von Deutsch-Böhmen, Deutsch-Mähren und Österreichisch-Schlesien als Sudetendeutsche bezeichnet, nachdem wenige Jahre zuvor das Wort sudetendeutsch erstmals geprägt worden war. Seit 1919, als durch den Frieden von St. Germain, entgegen dem Grundsatz der Selbstbestimmung, von Deutschen bewohnte Gebiete Westmährens, in denen 1919 etwa 3,1 Millionen Deutsche und rund 200000 Tschechen (durch Zuwanderung 1930 690000) gelebt haben dürften, der Tschechoslowakei eingegliedert worden waren, wurde dieser Name allgemein für die innerhalb der neu gegründeten Tschechoslowakei wohnenden etwa 3,5 Millionen Deutschen verwandt, die vor allem um Eger, Karlsbad, Aussig, Reichenberg und Troppau in geschlossenen deutschen Sprachgebieten lebten und 28 Prozent der Stadtbevölkerung (1930 Karlsbad 87, Eger 80, Reichenberg 78, Aussig 75, Troppau 61 Prozent). Innerhalb der Tschechoslowakei wurden ihre Rechte immer stärker eingeschränkt und 840000 Hektar Land enteignet und fast ausschließlich Tschechen übertragen. 1933 wurde die Deutsche Nationalpartei in der Tschechoslowakei verboten. Danach bildete sich die sudetendeutsche Heimatfront unter Konrad Henlein. Sie wurde 1935 mit 66 % aller deutschen Stimmen die stärkste Partei der Tschechoslowakei (1938 92 % aller deutschen Stimmen). Am 29. 9. 1938 wurde das von der Tschechoslowakei angenommene Münchener Abkommen beschlossen, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich vorsah. Am 1. 10. 1938 besetzten deutsche Truppen das Land (29000 Quadratkilometer mit 3,4 Millionen Einwohnern). Aus dem Kern des sudetendeutschen Gebiets wurde der Reichsgau S. (Hauptstadt Reichenberg) unter dem Reichsstatthalter Konrad Henlein gebildet. 1945 kam das Gebiet an die Tschechoslowakei zurück. Allen Deutschen wurde die Staatsangehörigkeit aberkannt. Ihr Vermögen wurde entschädigungslos enteignet. Bei der anschließenden Vertreibung kamen etwa 400000 Menschen um. 1,9 Millionen gelangten in die westliche Besatzungszonen (Bayern, Hessen), 800000 in die sowjetische Besatzungszone und 140000 nach Österreich, etwa 250000 blieben zurück. L.: Pfitzner, J., Sudentendeutsche Geschichte, 2. A. 1937; Das Sudetendeutschtum, hg. v. Pirchan, G., 2. A. 1939; Aubin, H., Geschichtliche Kräfte im Sudetenraum, 1941; Sudetenland. Ein Hand- und Nachschlagebuch, hg. v. Kurth, K., 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Urban, R., Die sudetendeutschen Gebiete nach 1945, 1964; Brügel, J., Tschechen und Deutsche 1918-1938, 1967; Sudetenland in Europas Mitte, hg. v. Loebel, H. v., 1987; Franzel, E., Sudetendeutsche Geschichte, 1990; Ermacora, F., Die sudetendeutschen Fragen, Rechtsgutachten, 1992; Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen, hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen, 1992; Habel, F., Eine politische Legende. Die Massenvertreibung von Tschechen aus dem Sudetengebiet 1938/39, 1996; Gebel, R., Heim ins Reich, 1998; Zimmermann, V., Die Sudetendeutschen im NS-Staat, 1999; Odsun, bearb. v. Hoffmann, R. u. a., 2000.

 

Südtirol (Gebiet, Landschaft). Seit dem 6. Jahrhundert wurde das südlich an den Brennerpass angrenzende Gebiet durch Bayern besiedelt. Seit dem 12. Jahrhundert setzten sich hier die Grafen von Tirol durch. Die Sprachgrenze festigte sich bei Salurn (Salurner Klause). Ab 1866 verlangten italienische Politiker (Irredentisten, zu [1877] Italia irredenta, unerlöstes Italien) die Angliederung des Gebiets (von Dalmatien, Görz, Istrien, Triest, Tessin, Nizza, Malta, Korsika sowie) um Trient an das neue, 1861 entstandene Königreich Italien, teilweise auch die Ausdehnung bis zum Brenner. 1910 lebten in S. knapp 7000 Italiener (3 % der Bevölkerung). 1919 wurde im Frieden von St. Germain in Erfüllung eines Italien 1915 für seinen Kriegseintritt gegebenen Versprechens sowohl das italienischsprachige Trentino als auch entgegen dem Grundsatz der Selbstbestimmung das deutschsprachige S. auf der südlichen Seite des Brenners Italien angeschlossen, als Provinz Trentino-Alto Adige organisiert und seit 1922 intensiv italienisiert (Ettore Tolomei), was von Adolf Hitler seit 1923 als Preis für die Unterstützung seiner Bewegung durch den italienischen Faschismus anerkannt wurde. Am 21. 10. 1939 wurde zwischen Hitler und Mussolini ein umfassender Umsiedlungsplan vereinbart. Daraufhin entschieden sich etwa 86% der deutschen und ladinischen Bewohner für eine Umsiedlung ins Deutsche Reich (Option, wahrgenommen von 74500 Südtirolern), doch verhinderte der Krieg eine (vollständige) Verwirklichung dieses Planes. 1943 wurde S. (nach dem Wechsel Italiens auf die Seite der Alliierten) der deutschen Verwaltung unterstellt. Nach 1945 beanspruchte Österreich vergeblich das Gebiet, dessen Teilautonomie innerhalb Italiens in ihrem Umfang streitig ist. Durch die Erstreckung des vereinbarten Autonomiestatuts über die Region Bozen hinaus auf die gesamte Region Trentino-Alto Adige erreichte Italien, dass die in S. überwiegende deutschsprachige Bevölkerung (1910 97 %, 1939 76 %, 1961 66%, 1981 71%) im Autonomiegebiet nur eine durch besondere geldliche Förderung zunehmend in Italien eingefügte Minderheit bildet. S. Tirol. L.: Ritschel, H., Diplomatie um Südtirol, 1962; Handbuch der Südtiroler Ortsnamen, 1966; Steurer, L., Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919-39, Diss. phil. Wien 1975; Schober, R., Die Tiroler Frage auf der Friedenskonferenz von Saint Germain, Innsbruck 1982; Mittermaier, K., Südtirol, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Ermacora, F., SüdtiroL.: Die verhinderte Selbstbestimmung, 1991; Südtirol von A-Z, 1996; Steininger, R., Südtirol im 20. Jahrhundert, 1997; Egen, A. v., Die Südtirol-Frage, 1997; Grigolli, S., Sprachliche Minderheiten, 1997; Steininger, R., Südtirol im 20. Jahrhundert, Dokumente, 1999; Steininger, R., Südtirol 1918-1999, 1999; Steininger, R., Südtirol, 2000; Südtirol Chronik, koord. v. Thaler, B., 2000; Lill, R., Südtirol in der Zeit des Nationalismus, 2002; Durnwalder, M., Die Reform des Südtiroler Autonomiestatuts, 2005; Lechner, S., Die Eroberung der Fremdstämmigen, 2005; Zeindl, G., Meran im Mittelalter, 2009; Fontana, J., Unbehagen - Südtirol unter der Militärverwaltung 4. 11. 1918-31. 7. 1919, 2009.

 

Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11. Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und deren Stammvater Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie Lehen Bambergs im westlichen Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über das Hochstift Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe der ausgestorbenen Grafen von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen genannt. 1188 erlosch das Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und verwandte bayerische Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg. Die Grafschaft S. kam 1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg 1305 vollständig an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie. Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter der Krone Böhmens in der Oberpfalz (Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern zurück. 1505 wurde es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs, von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz des Fürstentums Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis zählende) S. infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch Pfalz-Sulzbach 1742 und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777 (Pfalz-Sulzbach) wieder mit Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach. L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach, Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.

 

Tarasp, Trasp, Trafft (Herrschaft). Die Burg T. im Unterengadin stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie war Mittelpunkt der im 13. Jahrhundert den Grafen von Tirol zugeordneten Herrschaft T. Sie gehörte nach mehrfachem Herrschaftswechsel seit 1464 zu Tirol bzw. Österreich und kam mit diesem zum österreichischen Reichskreis. 1684 erwarben die Fürsten von Dietrichstein die 1,5 Quadratmeilen große, als reichsunmittelbar geltende, katholisch gebliebene Herrschaft und erlangten für sie 1686 Sitz und Stimme auf dem Reichstag. 1803 fiel T. von Österreich an Graubünden in der Schweiz. L.: Gumpelzhaimer 5; Wolff 49; Wallner 714 ÖsterreichRK 4; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5; Poeschel, E., Das Burgenbuch von Graubünden, 1929; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 322.

 

Teck (Herzöge). Die Burg T. in der Schwäbischen Alb ist erstmals 1152 bezeugt. Sie war Sitz einer vor 1187 entstandenen Nebenlinie der Herzöge von Zähringen, die sich seit (etwa 1186 bzw.) 1187 Herzöge von T. nannte, sich 1218 beim Aussterben der Herzöge von Zähringen mit einer Geldabfindung zufriedengab und sich am Ende des 13. Jahrhunderts in die Linien Oberndorf mit Gütern im Neckargau und Owen mit Gütern um T. teilte. Schon früh musste die Vogtei über das Reichsgut Rottweil an den König zurückgegeben werden. 1303 verkaufte die Linie Oberndorf ihre Hälfte der Herrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Im Wettstreit mit Habsburg kauften die Grafen von Württemberg 1317 die Herrschaft Rosenfeld von der Linie Oberndorf, die 1363 verarmt ausstarb, und gewannen von 1319 bis 1323 pfandweise und 1381/1386 endgültig das Gebiet um T. (T., Kirchheim, Verkauf der Hälfte der Herrschaft T. durch die jüngere Linie 1381/1385). Die Linie Owen erwarb 1365 die Herrschaft Mindelheim und veräußerte 1374 die 1363 ererbte Herrschaft Oberndorf an die Grafen von Hohenberg. Mit Ludwig von T., Patriarch von Aquileja, starb das Geschlecht 1439 aus. 1495 verlieh König Maximilian I. wegen der von den T. stammenden Güter den Grafen von Württemberg den Titel Herzog von T. Das Herzogtum Württemberg und T. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis. Der Sohn Alexanders von Württemberg, Graf Franz von Hohenstein (1837-1900) erhielt 1863 den Titel Fürst von T., 1871 Herzog von T. L.: Wolff 159; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Die schwäbische Alb, hg. v. Wagner, G., 1958; Gründer, I., Studien zur Geschichte der Herrschaft Teck, 1963; Wolf, A., König für einen Tag, 2. A. 1995; Wolf, A., Teck, LexMA 8 1996, 517f.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 40; Götz, R., Die Herzöge von Teck, 2009.

 

Tengen (Herren, Herrschaft, gefürstete Grafschaft). T. bei Konstanz wird 1112 erstmals erwähnt. Es wurde Mittelpunkt der vorderen und hinteren Herrschaft der Herren, seit 1422 Grafen von T. Die hintere Herrschaft T. kam 1305 an Habsburg, 1488 an die Kommende Mainau des Deutschen Ordens und 1806 an Baden. Die vordere Herrschaft mit Vorderstadt und der Burg des 12. Jahrhunderts wurde 1522 von Österreich gekauft und 1534 mit der zu Österreich gehörenden Landgrafschaft Nellenburg, die 1422 an die Herren von T. und 1465 durch Kauf an Habsburg bzw. Österreich gekommen war, vereinigt. 1663 erhielt sie Weikhard von Auersperg als Mannlehenpfand von Österreich. 1664 wurde sie gefürstete Grafschaft, wodurch die Auersperg Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis erhielten. Da die Landeshoheit weiter bei Nellenburg blieb, war die Grafschaft zugleich reichsunmittelbar und landsässig. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 70 Quadratkilometern. 1806/1811 kam sie an Baden und damit T. 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 170; Baumann, F., Die Territorien des Seekreises 1800, Bad. Neujahrsbl. 4 (1894).

 

Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs), Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw. Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. 1281 entstand durch Teilung des piastischen Herzogtums Oppeln das Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in Auschwitz bestand. 1290 wurde T. selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es sich der Oberhoheit Böhmens und wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt, durch Gegenreformation später aber wieder beseitigt. 1625/1653 fiel es nach dem Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes Lehen in der Nachfolge Böhmens an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es mit einem Flächeninhalt von etwa 26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich verbliebenen Kronlands Schlesien (Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822 besaß Sachsen auf Grund einer Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das Gebiet um T. ohne Befragung der Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und der Tschechoslowakei aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český Těšín. L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G., Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage, 1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976; Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen, Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 580.

 

Tettnang (Herrschaft, Grafschaft). T. nahe dem Bodensee wird 882 erstmals erwähnt. Von der Bregenzer Linie der Udalrichinger kam der Ort über die Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen von Montfort. Die um 1250/1260 entstandene Linie Montfort-Tettnang erlosch 1787. 1779/1780 verkauften die überschuldeten Grafen die Herrschaften T., Argen und Schomburg an Österreich, das sie mit dem seit 1755 zu Österreich gehörigen Wasserburg zur reichsunmittelbaren, rund 10000 Einwohner zählenden Grafschaft T. mit Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium vereinigte. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen großen Herrschaften T. und Argen zum schwäbischen Reichskreis. 1805 kam die Grafschaft T. an Bayern, 1810 ohne das bei Bayern verbleibende Wasserburg an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Montfort-Tettnang. L.: Wolff 198; Wallner 686 SchwäbRK 21; Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen von Montfort und Werdenberg, 1845; Kastner, A., Die Grafen von Montfort-Tettnang, 1957; Gönner, E., Die Grafschaft Tettnang, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Frick, A., Tettnang am Bodensee, 1974.

 

Thann (am Fuß der Vogesen am Austritt des Thurtals) (Residenz des Erzherzogs von Österreich) L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 581.

 

Thurgau (Gau, Landgrafschaft, Herrschaft, Kanton). Das Gebiet zwischen Reuß, Aare, Rhein, Bodensee und Rätien wurde 58 v. Chr. von den Römern erobert. 455 n. Chr. fiel es an die Alemannen, wurde um 700 christianisiert und wenig später dem fränkischen Reich eingegliedert, in dem es den seit 741 in Urkunden Sankt Gallens erwähnten T. (Durgauia) bildete. 861 wurde hiervon der westliche Teil als Zürichgau abgetrennt, weitere Teile gingen an das Hochstift Konstanz und die Klöster Rheinau, Sankt Gallen und Reichenau. Der übrige T. entwickelte sich unter Verselbständigung der Grafschaften Toggenburg, Kiburg (Kyburg) und Andelfingen zur Landgrafschaft T., die von den Herzögen von Zähringen (1094) über die Grafen von Kiburg (Kyburg) (Dillingen-Kiburg, Dillingen-Kyburg) 1264 an die Grafen von Habsburg kam. 1415 zog Kaiser Sigmund den T. von Herzog Friedrich von Österreich ein, gab ihn aber in verringertem Umfang 1418 wieder an Habsburg zurück. 1460/1461 eroberten die Eidgenossen der Schweiz den ganzen T. und verwalteten ihn als gemeine Herrschaft. 1499 gewannen sie das bis dahin vom Reichsvogt in Konstanz beanspruchte Landgericht. Im T. setzte sich von Zürich her in einer Reihe von Gemeinden die Reformation durch. Im März 1792 erlangte der T. Unabhängigkeit von den Eidgenossen der Schweiz. 1798 wurde T. ein Kanton der Helvetischen Republik, 1803 ein selbständiger Kanton (Hauptstadt Frauenfeld) der Schweiz, der sich 1814 eine Verfassung gab, die 1869 vollständig überarbeitet wurde. L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G1; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 (Zurrega, Turgouue, Zuriggauui, Durgeuue, Zurihkeuue, Turgeuue, Zurichgeuue, Duricgouue, Zurichgevua, Thuregum, [Gau um den Zürichsee,] Eschenz, Säckingen, weitere Ortsangaben gehören zum Zürichgau); Hasenfratz, H., Die Landgrafschaft Thurgau vor der Revolution von 1798, 1908; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation, Diss. jur. Zürich 1933; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Leisi, E., Chronik des Kantons Thurgau, 1950 Schoop, A., Der Kanton Thurgau 1803-1953, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 24, 26, 27, III, 30, S. 266, Durgouwe; Thurgau gestern, heute, morgen, hg. v. Vischer, M., 1966; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 268 Thurgovie; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 51, 99, 101 (Egg, Rüeggshausen); Schoop, A., Geschichte des Kantons Thurgau, 1987; Eugster, E., Thurgau, LexMA 8 1996, 746; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 281.

 

Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et Tassis. Die ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte, dann nach der Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis) bei Bergamo angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello bei Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck nach Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der Posten Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann Baptista von Taxis 1518 von König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt hatte und Leonhard von Taxis 1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters bekommen hatte und die 1615 mit dem erblichen Reichspostgeneralat betraut worden war, erhielt von König Philipp IV. von Spanien 1635 das Recht der Führung des Titels und Wappens der Grafen de la Tour et Valsassina und 1649 in Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung zur Führung des Doppelnamens T. 1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie erblichen Adel. 1597 wurde die von ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1624 in den Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme 1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in den spanischen Niederlanden und siedelte 1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt des Prinzipalkommissariats beim Reichstag nach Regensburg (1748). Neben reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des erheirateten und später an die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren) kaufte sie 1723 die reichsständische Herrschaft Eglingen. Im kurrheinischen Reichskreis hatte sie seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von 80000 Reichstalern. 1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen Posten, erhielt dafür aber am 25. 2. 1803 durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt Buchau, die Reichsabteien Buchau, Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu Salem gehörige Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern Tiefenhülen (Tiefental), Frankenhofen und Stetten und die Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen mit insgesamt 530 Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum Buchau mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806 wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs und Hohenzollern-Sigmaringens mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die Deutsche Bundesakte eine reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie die gesamte Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899 erhielt sie den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz der fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von Sankt Emmeram in Regensburg nach Prüfening. L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f. württemb. LG. 13 (1954); Thurn und Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M., 1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren, 2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und Taxis 1517-1867, Archiv für dt. Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980; Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8 1996, 515f.; Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich Thurn und Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn und Taxis, 2003.

 

Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol. L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O., Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913); Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. TeiL.: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.

 

Tittmoning (Grafschaft). T. an der Salzach kam um 700 (Titamaninga) durch den Herzog von Bayern an den Bischof von Salzburg. Im 13. Jahrhundert gehörte es zur Grafschaft T. westlich der unteren Salzach. Nach dem Aussterben dieser mit den Grafen von Peilstein verbundenen Familie (Grafen von Lebenau) 1227 fiel die Grafschaft an das Erzstift Salzburg (endgültig 1254). Dieses kam 1803 an den Großherzog von Toskana, 1805 an Österreich, 1809/1810 an Bayern. 1816 gelangte Salzburg an Österreich zurück, T. blieb aber wie Waging, Laufen und Teisendorf bei Bayern. L.: Wolff 133; Widmann, H., Geschichte Salzburgs, Bd. 1ff. 1907ff.; Martin, F., Tittmoning und Umgebung, 1922.

 

Toskana (Markgrafschaft, Großherzogtum), Toscana. Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber, Apennin und Mittelmeer wurde nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches von den Ostgoten besetzt und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König Karl der Große fasste nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer Lucca, Chiusi und Florenz in der Markgrafschaft Tuszien mit Sitz in Lucca zusammen. Sie kam nach 1000 an die Herren von Canossa. Seit dem späten 11. Jahrhundert strebten die Städte nach Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca, Siena u. a.). Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel als Legaten für Tuszien auf Grund der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft aufbauen, doch bildete sich bereits 1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn. 1197 wandten sich die Städte erneut gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II. vermochte die daraus sich ergebenden Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann der Übergang an Florenz (Medici). 1530 kam Florenz und damit die T. durch Kaiser Karl V. wieder unter die Herrschaft des Reiches. Als der letzte Medici 1737 die Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T. 1738 an Franz I. von Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T. abtreten. Er erhielt durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg, die Propstei Berchtesgaden, den jenseits von Ilz und Inn auf österreichischer Seite gelegenen Teil des Hochstifts Passau (mit Ausnahme der Ilzstadt und Innstadt) sowie die in den Bistümern Salzburg und Passau gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Dazu kam das Bistum Eichstätt mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels bzw. Spalt, Abenberg, Arberg/Ornbau und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden, die an Bayern fielen. 1805 gelangten Salzburg und Berchtesgaden an Österreich und musste Ferdinand III. Würzburg an Napoleon abtreten, womit die Reichszugehörigkeit endete. 1815 kam T. mit Piombino und Elba an Ferdinand III. zurück. 1860 wurde durch Beschluss einer Landesversammlung Habsburg-Lothringen abgesetzt und T. dem Königreich Italien (1861) einverleibt. L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen Freistaates, Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd. 1 1914; Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F., Die Habsburger in der Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane sous les derniers Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992; Luzzati, M., Toskana, LexMA 8 1996, 886.

 

Tournai (Herrschaft), fläm. Doornik. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wird das durch die Römer von den Kelten übernommene Turris Nerviorum an der Schelde erwähnt. Nach dem Vordringen der Franken um 430 wurde es bis 486 Vorort eines salischen Reiches und zu Beginn des 6. Jahrhunderts Bischofssitz (626/638-1146 Personalunion mit Noyon). Seit dem 9. Jahrhundert gehörte es mit seinem Umland zur Grafschaft Flandern. 1188 konnte sich die Stadt von ihrem bischöflichen Stadtherrn befreien und damit zur freien Stadt aufsteigen. 1477 kam sie wie Burgund an Habsburg und wurde 1521 den habsburgischen, seit 1526 spanischen Niederlanden angeschlossen. 1667 wurde sie von Frankreich erobert und bis 1709 besetzt, kam 1714 aber wieder zu Österreich. 1794 wurde sie wieder von Frankreich besetzt, gehörte aber noch zum burgundischen Reichskreis Österreichs. 1814 fiel sie an die Vereinigten Niederlande und gelangte 1830 an Belgien. L.: Wolff 60 ; Wallner 701 BurgRK 1; Hymans, H., Gent und Tournai, 1902; Rolland, P., Les origines de la commune de Tournai, 1931; Vercauteren, F., Etude sur les civitates de la Belgique Seconde, 1934; Rolland, P., Histoire de Tournai, 1956; Deschamps, H., Tournai. Renaissance d’une ville, 1963; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 272 Tournaisis ; Tournai, hg. v. Thomas, F. u. a., 1995; Nazet, J. Tournai, LexMA 8 1996, 917ff.

 

Traungau (Gau, Grafschaft). Vermutlich aus dem Chiemgau stammt ein Adelsgeschlecht, das auf der um 972/985 erstmals genannten Stirapurhc (Steyr) saß und wohl über die Grafen von Lambach Güter und Grafschaftsrechte im T., Hausruck und an der Donau erlangte und damit das mittlere Ennstal und das obere Trauntal in Händen hatte. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts leitete es die Karantanische Mark, die 1180 zum Herzogtum Steiermark erhoben wurde. 1186/1192 fiel die Steiermark nach dem Aussterben der Herzöge (Otakare) an die verwandten Babenberger (Herzöge von Österreich). 1254 wurde der T. als Teil Oberösterreichs mit dem Herzogtum Österreich verbunden. L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Trungovue, Gau [zwischen Traun und Donau?], Ennsburg); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 307, s. Trungouwe, II, 16, 24, Trungouwe, ‚Traungau‘.

 

Treffen (Herrschaft). Die Gegend von T. (878 Trebina) bei Villach in Kärnten war schon in keltisch-römischer Zeit besiedelt. In karolingischer Zeit bestand dort Königsgut. Auf dieses gründete sich vermutlich die Herrschaft T. Seit 1125 erscheinen Grafen von T. Vielleicht 1163 kam T. an Aquileja, 1361 an den Herzog von Österreich. L.: Kohla, F., Kärntens Burgen, 1953; Meyer, T. u. a., Besitz und Herrschaft im Raum Treffen am Beispiel der Eppensteiner und ihrer Nachfolger, der Grafen von Treffen, Carinthia I 199 (2009), 103.

 

Treviso (Stadtkommune). Nördlich von T. bestand seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. das alte Tarvisium. Es ist seit 396 als Sitz eines Bischofs bezeugt und war spätestens 602 Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums, spätestens seit 829 einer fränkischen Grafschaft. Seit dem 12. Jahrhundert war T. freie, seit 1167 dem Städtebund der Lombardei angeschlossene Kommune (1162 Konsuln). 1339 fiel es an Venedig, 1797 mit diesem an Österreich und 1866 an das 1861 neu entstandene Italien. S. Verona. L.: Michieli, A., Storia di Treviso, 2. A. 1958; Furlanetto, A., Guido di Treviso e la Marca Trevigiana, 1963; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Sommerlechner, A., Stadt, Partei und Fürst, 1988; Del Torre, G., Il Trevigiano, 1990; Storia di Treviso, hg. v. Rando, D. u. a., 1991; Varanini,G., Treviso, LexMA 8 1996, 981f.; Gli acta comunitatis Tarvisii del secolo XIII, hg. v. Michielin, A., 1998; Treviso e la sua civiltà nell’Italia dei Comuni, 2010.

 

Triberg (Herrschaft). Das zwischen drei Bergen liegende T. an der Gutach nordöstlich von Freiburg wird erstmals 1239 bezeugt. Es gehörte anfangs zur Herrschaft Hornberg, kam aber 1325 nach Aussterben der Triberger Linie an die Grafen von Hohenberg. 1355 wurde die Herrschaft von Habsburg gekauft und fiel 1654 endgültig an Österreich (Vorderösterreich). In der Zwischenzeit war sie unter anderem 1372 an die Markgrafen von Baden, 1493 an die Grafen von Fürstenberg und im 16. Jahrhundert an den Freiburger Juristen Zasius und den Feldhauptmann Lazarus von Schwendi verpfändet. 1805/1807 kam die Herrschaft vom Breisgau Österreichs zum größeren Teil an Baden, im Übrigen an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2; Maier, W./Lienhard, K., Geschichte der Stadt Triberg im Schwarzwald, 1964; Hohkamp, M., Herrschaft in der Herrschaft, 1998.

 

Trient (Hochstift, Residenz des Bischofs). An der mittleren Etsch gründeten Räter oder Kelten eine Siedlung, die 24 v. Chr. an die Römer überging (Tridentum) und von diesen im 2. Jahrhundert n. Chr. zur colonia erhoben wurde. Seit dem 4. Jahrhundert (um 350) war sie Bischofssitz (um 400 Bischof Vigilius, seit dem 5. Jahrhundert Suffragan von Aquileja). Später wurde sie Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer fränkischen Grafschaft. 952 kam T. als Teil der Mark Verona an Bayern. 1004/1027 entstand durch kaiserliche Übertragungen (1004 Grafschaft T., 1027 Grafschaft Bozen [von der Grafschaft Norital abgetrennt], Grafschaft Vinschgau) das reichsunmittelbare, über die Diözese ausgreifende Hochstift T. Seine Vögte waren seit etwa 1150 die Grafen von Tirol, die im Norden des Herrschaftsgebiets Güter an sich zogen und die Rechte der Grafen von Eppan erlangten, seit 1363 (die Grafen von) Habsburg. Trotz erheblicher Einschränkungen (seit dem 13. Jahrhundert allmählicher Verlust Bozens, endgültig 1462/1531, seit etwa 1300 Grenze zu Tirol an der Einmündung des Avisio in die Etsch) durch die Vögte und gewisser Verluste im Süden an Venedig (4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416, 1440) blieb das Hochstift bis 1803 selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift ein Gebiet von 75 Quadratmeilen und hatte 155000 Einwohner. 1803 fiel es an Tirol und damit von 1805 bis 1809 an Bayern und von 1810 bis 1813 an das Königreich Italien, 1814 an Österreich, 1919 mit Südtirol an Italien. Das Bistum war von 1772 bis 1825 exemt, bis es Salzburg unterstellt wurde (1929 exemt). L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Huber, A., Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte von Trient und Brixen, Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A., Der deutsche Anteil des Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von Trient, Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 92 (1903), 83; Voltelini, H., Das welsche Südtirol, 1919, Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer I 3; Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F., Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 18, Tridentinum; Kögl, J., La sovranità dei vescovi di Trento e di Bressanone, 1964; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965; Hootz, R., Südtirol, Trentino, 1973; Il Trentino nel Settecento fra Sacro Romano Impero e antichi stati italiani, hg. v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985; Riedmann, J., Trient, LexMA 8 1996, 989f.; Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Petzold, M., Das Pontifikat Erzbischof Boemunds II. von Trier (1354-1362); Santifaller, L., Das Trientner Domkapitel, 2000; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della cattedrale di Trento, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586; Storia del Trentino Bd. 3, hg. v. Castagnetti, A. u. a., 2004; Lo Preiato, M., La costituzione politica della città, 2009.

 

Triest (Stadt, reichsunmittelbare Stadt Österreichs, Kronland). Die seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert römische Stadt Tergeste wurde 178 v. Chr. mit dem römischen Istrien verbunden. Seit dem 6. Jahrhundert war sie Bischofssitz. 787/788 kam sie zum fränkischen Reich. Im Mittelalter gewann sie Selbständigkeit gegenüber dem Bischof, der die Stadtherrschaft im 10. Jahrhundert (948) gewonnen hatte, gelangte aber 1202 durch Vertrag an Venedig. 1382 schloss sie sich nach wechselnden Herrschaftsverhältnissen Habsburg an. 1797, 1805 und 1809 besetzte, Frankreich die Stadt. 1809 wurde sie an die illyrischen Provinzen Frankreichs gegeben, kam aber 1814 an Österreich zurück, das sie 1815 seinem Königreich Illyrien zuteilte, 1818 in den Deutschen Bund aufnehmen ließ, 1849 - um der italienischen Unabhängigkeitsbewegung entgegenzukommen - zur reichsunmittelbaren Stadt erklärte und 1867 mit seinem Umland zu einem eigenen Kronland erhob. Am 31. 10. 1918 wurde T. von Italien besetzt und ihm 1919 abgetreten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von den Alliierten besetzt. 1945 sollte es internationaler Freistaat werden (1947 Territorio Libero di Trieste, mit 831 Quadratmilometern und 371000 Einwohnern), wurde aber 1954 an Italien zurückgegeben. Sein zugehöriges Hinterland wurde zwischen Italien ([Zone A] im Norden und Westen) und Jugoslawien ([Zone B] im Süden) aufgeteilt. L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Tamaro, A., Storia di Trieste, Bd. 1f. 1924; Nepitello, S., Storia di Trieste, 1934; Zahorsky, A., Triest. Schicksal einer Stadt, 1962; Bloise, D. u. a., La magistrature cittadine, 1982; Cammarosano, P., Triest, LexMA 8 1996, 1003f.; Fogar, G., Trieste in guerra, 1999; Valdevit, G., Il dilemma Trieste, 1999; Sluga, G., The Problem of Trieste and the Italo-Yugoslav Border, 2001.

 

Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200 trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges Fürstentum (Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen) Nebenlinie. Von 1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum Ratibor, womit der Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in die Fürstentümer Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel. 1460 kam T., das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie Podiebrad, 1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen Sohn Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und 1526 mit Böhmen unter die Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742 kam es entlang der Oppa zur Teilung. Der nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918 einen Teil des Kronlands Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und kam 1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an Polen. L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann, G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau. Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E., 1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996, 1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 590.

 

Tschechien (Republik). Bei der zwischen Tschechen und Slowaken vereinbarten Auflösung der 1918 unter Verselbständigung Böhmens und Mährens von Österreich gegründeten Tschechoslowakei entstand zum 1. 1. 1993 in deren westlichem Teil die Tschechische Republik (übliche Kurzform T., 78864 Quadratkilometer, 10235455 [2006] Einwohner) mit der Hauptstadt Prag. S. Tschechoslowakei.

 

Tschechoslowakei (Land). Das Gebiet zwischen Erzgebirge und Waldkarpaten verselbständigte sich als Folge des seit 1848 erstarkten tschechischen Nationalgedankens am 28. 10. 1918 von Österreich. Die Tschechen, die 1938 43 % der Bevölkerung des Landes bildeten (23 % Deutsche, 22 % Slowaken), nahmen entgegen dem Selbstbestimmungsrecht der Völker die Herrschaft über ganz Böhmen, Mähren und das Kronland Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesien) in Anspruch und besetzten das ganze sudetendeutsche Gebiet. 1919/1920 kamen vom Deutschen Reich das Hultschiner Ländchen, von Österreich Gebiete bei Gmünd und um Feldsberg, von Ungarn die Slowakei und Karpatenrussland hinzu. Das Gebiet um Teschen wurde mit Polen geteilt. Am 29. 9. 1938 wurden die sudetendeutschen Gebiete auf Druck Adolf Hitlers an das Deutsche Reich abgetreten. Weitere Teile kamen am 2. 11. 1938 an Polen und Ungarn. 1939 erklärte die Slowakei als deutscher Schutzstaat ihre Unabhängigkeit. Am 14./15. 3. 1939 gliederte Hitler das Restgebiet als Protektorat Böhmen und Mähren dem Deutschen Reich an. 1945 wurde aber die T. unter Austreibung von 2,83 Millionen Deutschen bis auf die an die Sowjetunion gelangte Karpatenukraine im alten Umfang wieder hergestellt. Zum 1. 1. 1993 löste sich die T. in Tschechien (Tschechische Republik, Tschechei) (mit Eger, Karlsbad, Pilsen, Budweis, Aussig und Prag im früher böhmischen und Olmütz und Brünn im früher mährischen Gebiet) und in die Slowakei auf. S. Böhmen, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Mähren, Österreich, Schlesien, Sudetenland, Teschen. L.: Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Kuhn, H., Handbuch der Tschechoslowakei, 1966; Hoensch, J., Geschichte der Tschechoslowakischen Republik 1918-1965, 1966; Koralka, J., Tschechen im Habsburgerreich, 1991; Lenk, R., La Tchéchoslovaquie de Masaryk à Havel. Geschichte der Tschechoslowakei 1918 bis 1992, 1996; Erzwungene Trennung. Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg. v. Brandes D. u. a., 2000. L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 Tubalgouue (Rindern); Gysseling, M.; Toponymisch Wordenboek, 289; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 21, 24, 41, III, 25, IV, 8, V, 2, Dubla, pagus Dublensis, Duuelero marco, Tubalgouwe, Duffel, 308; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972 276 Tubalgau; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 204, 249; Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 (Millingen-aan-den-Rijn, Düffelward?, Mehr, Rindern, Donsbrüggen, Nütterden, Kellen, Kleve?, Viller).

 

Turnhout (Herzogtum). Das Herzogtum T. (Turnhout im Kempenland erstmals 1021 erwähnt) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Brabant Österreichs zum burgundischen Reichskreis. L.: Wolff 54; Wallner 710 BurgRK 1; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 624.

 

Ungarn (Land). Die von Donau und Theiß durchflossene, von den Karpaten umschlossene Tiefebene wurde zunächst von Illyrern, Jazygen, Thrakern und Kelten bewohnt. 29 v. Chr. besetzte der römische Prinzeps Augustus Mösien, 11-8 v. Chr. Tiberius Pannonien. Nach zwischenzeitlichem Zustrom von Germanen wurde das gesamte Gebiet am Ende des 4. Jahrhunderts von den Hunnen erobert. An ihre Stelle traten bald wieder Germanen und danach Awaren und Südslawen, die unter König Karl dem Großen in eine gewisse Abhängigkeit vom fränkischen Reich kamen. In den Jahren nach 881 besetzten Magyaren (Ungarn) aus dem von ihnen spätestens seit dem 5. Jahrhundert verwendeten Raum zwischen Ural, mittlerer Wolga und Kama die gesamte Donauebene (895/896 Landnahme im Karpatenbecken). Unter dem sie einenden Arpaden Geisa (Geza 970/972-997) als Großfürsten wurde das vielleicht 500000 Köpfe zählende Volk christianisiert. Geisas Sohn Wajk (Stephan der Heilige, 1001 König) heiratete die Tochter des Herzogs von Bayern und begründete mit Hilfe Bayerns eine strenge Alleinherrschaft. 1001 wurde das Erzbistum Gran (Észtergom) eingerichtet. Die zwischen 1044 und 1100 entstandene Lehnshoheit des Kaisers wurde wieder abgeschüttelt. Im 12. Jahrhundert wurden nacheinander Kroatien, Dalmatien, Galizien und weitere Gebiete im Osten unterworfen. König Andreas III. heiratete Gertrud von Andechs-Meranien und sicherte Siebenbürgen mit Hilfe des Deutschen Ordens und herbeigerufener deutscher Bauern. König Bela IV. (1235-1270) nahm U. zum Schutz gegen die Mongolen wieder vom Reich zu Lehen. Nach dem Aussterben der Arpaden (1301) gewann Karl I. Robert von Anjou (1308) den Thron. 1358 wurde die Küste Dalmatiens von Venedig erworben, 1370 Polen gewonnen (bis 1386). Ludwig der Große vermählte seine Tochter mit dem Luxemburger Sigismund (1368-1437), den U. nach schweren Kämpfen 1387 als König anerkannte. Er verlor 1396 an die Türken die Walachei, Bosnien und Serbien, 1412 an Polen die Moldau und andere Gebiete. Ihm folgte der mit seiner Tochter Elisabeth vermählte Habsburger Albrecht V. (1437-1439), dann der nachgeborene Wladislaw (Ladislaus) I. Postumus (1440-1457) und später der Sohn des zum Reichsverweser gewählten Johann Hunyadi, Matthias Corvinus (1458-1490). Er gewann 1479 Mähren, Schlesien und die Lausitz von Böhmen, 1485 Niederösterreich, Oststeiermark und Wien von Österreich. Nach seinem Tod folgten auf Grund einer Gegenbewegung des Adels Wladislaw II. (Ladislaus) von Böhmen und dessen Sohn Ludwig. Nach dessen Niederlage bei Mohacs am 29. 8. 1526 gegen die Türken fiel U. östlich der Linie Plattensee-Adria (Mitte und Süden) an das Osmanische Reich, im Übrigen auf Grund Erbrechts und Wahl an Habsburg bzw. Österreich (Westen und Norden). Gleichzeitig verselbständigte sich (im Osten) Siebenbürgen bis 1687. 1699 kam ganz U. an Österreich. 1782 wurde Siebenbürgen mit U. vereinigt. Das 1804 errichtete Kaisertum Österreich schloss U. ein. Nach einem Aufstand 1849 wurde U. einer harten Militärdiktatur unterworfen, die 1867 nach der Niederlage Österreichs gegen Preußen (1866) durch einen Dualismus Österreich-Ungarn abgelöst wurde. Am 11. 11. 1918 wurde U. Republik. 1945 verließ etwa die Hälfte der (1941) 500000 in Ungarn lebenden Deutschen das Land. L.: Timon, A., Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 2. A. 1909; Szekfü, J., Der Staat Ungarn, 1918; Domanovsky, S., Geschichte Ungarns, 1923; Hóman, B., Ungarns Mittelalter, Bd. 1f. 1940f.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa Bd. 2: Das Schicksal der Deutschen in Ungarn, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, Ungerland, Landname, Ungarn, Pannonien; Bogyay, T., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 1967; Die Geschichte Ungarns, hg. v. Planényi, E. (ins Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1971; Székely, A., Kleine ungarische Geschichte (ins Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1974; Halász, Z., Kurze Geschichte Ungarns (ins Deutsche übersetzt von Köster, G.), 1974; Bogyay, T. v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 3. A. 1977; Hoensch, J., Geschichte Ungarns 1867-1983, 1984; Boshof, E., Das Reich und Ungarn in der Zeit der Salier, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Adrianyi, G., Beiträge zur Kirchengeschichte Ungarns, 1986; Südosteuropa-Handbuch, Bd. 5, Ungarn, hg. v. Grothusen, K., 1987; Die Geschichte Ungarns von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. v. Hanák, P., 1988; Sugar, P./Hanak, P., History of Hungary, 1990; Hoensch, J., Ungarn-Handbuch, 1991; Bak, J., Ungarn, LexMA 8 1996, 1224ff.; Fata, M., Ungarn, 2000; Molnár, M., A Concise History of Hungary, 2001; Krauss, K., Deutsche Auswanderer in Ungarn, 2003; Varga, G., Unganr und das reich, 2003; Dalos, G., Ungarn, 2004.

 

Veltlin (Tal, Landschaft, Untertanenland), ital. Valtellina. Das Tal der oberen Adda war nach königlichen Übertragungen im 10. und 11. Jahrhundert zum großen Teil in den Händen der Bischöfe von Como, Pavia und Chur. Im Streit zwischen Como und Mailand geriet es im 14. Jahrhundert unter die Herrschaft der Visconti bzw. Mailands. 1500 fiel es an Frankreich und 1512 infolge Eroberung als Untertanenland an Graubünden. Reformationsversuche wurden 1620 unterdrückt. 1799 wurde das V. Teil der Zisalpinischen Republik. 1814/1815 kam es mit der Lombardei an Österreich, 1859 an Sardinien und damit an das neue Königreich Italien (1861). L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) H4; Camenisch, E., Geschichte der Reformation und Gegenreformation in den italienischen Südtälern Graubündens und den ehemaligen Untertanenländern Chiavenna, Veltlin und Bormio, 1950; Besta, E., Storia della Valtellina e della Val Chiavenna, Bd. 1, 2 Mailand 1955/1964.

 

Venedig (Herzog, Stadtstaat). Seit dem Einbruch der Langobarden in Oberitalien (568) entstanden in dem in römischer Zeit als Venetia et Istria bezeichneten Gebiet innerhalb vorgelagerter Lagunen am Nordende der Adria feste Siedlungen auf zunächst auseinanderliegenden Inseln, die der Herrschaft von Byzanz unterfielen. Nach der Beseitigung des Exarchats von Ravenna (751) verselbständigte sich der Ort trotz Fortbestandes der byzantinischen Oberhoheit unter einem dux (Dogen). Bald wurde er zum Haupthandelsplatz zwischen Ostrom und dem fränkischen Reich. Unter Kaiser Otto dem Großen wurde eine gewisse Oberhoheit des Reiches anerkannt. Otto III. verlieh dem Dogen Peter Orseolo II. den Titel dux Venetiae et Dalmatiae bzw. dux Veneticorum et Dalmaticorum. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begründete V., das eben den alten Namen Rialto (ripa alta, hohes Ufer) abgelegt hatte, den Veroneser Bund gegen den Kaiser von 1164, doch lenkten seine Auseinandersetzungen mit Byzanz es ab. 1338 könnten rund 160000 Einwohner die Lagunenorte bewohnt haben. 1339 begann nach dem Erwerb zahlreicher Güter im Mittelmeer mit dem Gewinn der Mark Treviso die Bildung eines festländischen Herrschaftsgebiets, das 1404/1405 über Padua, Vicenza, Verona, Brescia und später fast bis Mailand, Cividale, Alpen, Adda und Po reichte (Feltre, Belluno, Friaul). 1435 erklärte sich der Doge Francesco Foscari bereit, die festländischen Erwerbungen, die altes Reichsgut waren, vom Kaiser zu Lehen zu nehmen. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlor V., das zwecks Verhinderung der Verlandung 1488 die Umleitung der größten der in die Lagune einmündenden Flüsse in die Adria beschloss, wichtige Positionen im Mittelmeer (1462 Lesbos, 1470 Euböa, 1503 Lepanto, Koron, Navarino und Ägina) und mit der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien (1498) auch sein Monopol im Südosthandel. Seit 1477 gewann es zwar Teile des Herzogtums Mailand und des Hochstifts Trient, erlitt aber 1509 eine schwere Niederlage gegen Reich, Papst, Spanien und Frankreich und verlor die neapolitanischen Häfen an Spanien, die Romagna an den Papst und Riva, Rovereto und Ala an Österreich. 1510 annektierte es die 973 an das Hochstift Freising gelangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten. 1566 kam Naxos, 1570 Zypern (Cypern) und 1669 Kreta an die Türken. Seit dem 18. Jahrhundert wurde V. zunehmend Protektorat Österreichs. 1797 besetzte Frankreich V. Österreich erhielt das Gebiet östlich der Etsch und Dalmatien, das übrige Land wurde der Zisalpinischen Republik und 1805 dem Königreich Italien Frankreichs angegliedert, zu dem 1805 auch noch der östliche Teil und Dalmatien kamen. 1809 wurden die Departements Passerino (Udine) und Istrien (Capo d'Istria) mit Frankreichs Illyrischen Provinzen vereinigt. 1815 gelangten Venedigs Gebiete zusammen mit der Lombardei als Lombardo-Venezianisches Königreich an Österreich, das sie 1866 an das neue Königreich Italien (1861) abtreten musste. L.: Kretschmayr, H., Geschichte von Venedig, Bd. 1ff. 1905ff.; Romanin, S., Storia documentale di Venezia, Bd. 1ff. 2. A. 1912f.; Battistella, A., La Repubblica di Venezia, 1921; Pölnitz, G. v., Venedig, 1951; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Storia di Venezia, hg. v. Centro internaz. delle arti e del costume, 1957; Eickhoff, E., Ven edig, Wien und die Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Stato, società e giustizia, hg. v. Cozzi, G., 1980; Cozzi, G., Repubblica di Venezia e stati italiani, 1982; Zorzi, A., Venedig. Geschichte der Löwenrepublik, 1987; Fees, I., Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Ventura, P., Venedig. Geschichte einer Stadt, 1988; Calimani, R., Die Kaufleute von Venedig. Die Geschichte der Juden in der Löwenrepublik, 1988; Rösch, G., Der venezianische Adel bis zur Schließung des großen Rats. Zur Genese einer Führungsschicht, 1989; Castagnetti, A., Il Veneto, 1990; Storia di Venezia, Bd. 1ff. 1992ff.; Ortalli, G., Venedig, LexMA 8 1996, 1459ff.; Venetien Istituto regionale per la storia del movimento di liberazione nel Friuli-Venezia Giulia, Friuli e Venezia Giulia, 1997; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Fees, I., Eine Stadt lernt schreiben, 2002; Chauvard, J., La circulation des biens à Venise, 2005; Landwehr, A:, Die Erschaffung Venedigs, 2007; Eickhoff, E., Venedig - spätes Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Dorigo, W., Venezia romanica, 2003; Mathieu, C., Inselstadt Venedig, 2007; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866 (mit Karte); Müller, R., Immigrazione e cittadinanza nella Venezia medievale, 2010 rund 3630 Menschen von 1200 bis 1500).

 

Venetien s. Venedig, Österreich

 

Veringen (Grafschaft). Veringendorf bei Sigmaringen war Sitz eines Adelsgeschlechts, das später die Burg über Veringenstadt erbaute. Die Grafschaft V. kam am Ende des 13. Jahrhunderts (1280) an Habsburg. 1534/1535 fiel sie lehnsweise an die schwäbischen Hohenzollern, 1575/1576 an Hohenzollern-Sigmaringen. 1805 erlosch die Lehnshoheit Österreichs. Über Preußen (1849) kamen V. und Veringenstadt 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Gumpelzhaimer 73; Wolff 46; Zillenbiller, E., Stadt Veringen, 1963; Kerkhoff, J., Die Grafen von Altshausen-Veringen, 1964; Genitz, F., Dorf und Stadt Veringen, 1972; Stadtwerdung im Landkreis Sigmaringen, Burg und Stadt Veringen, hg. v. Zillenbiller, E., 1985; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 376.

 

Verona (Markgrafschaft, Stadtkommune, Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam vielleicht von den Rätern 89 v. Chr. an die Römer. Wahrscheinlich war es seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489 errichtete in dem deutsch Bern genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von Bern) seine Residenz. Unter den Langobarden war Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines langobardischen Herzogs, ab 774 eines fränkischen Grafen. 952 trennte König Otto I. zur Sicherung des Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark Verona vom Reich Berengars von Ivrea ab und belehnte damit den Herzog von Bayern. 976 kam diese Mark zum neuen Herzogtum Kärnten, war aber seit dem Aussterben der Eppenstein (Eppensteiner) 1122 nur noch durch Personalunion mit ihm verbunden, wurde später als Mark Treviso bezeichnet und verlor im Interregnum (1254-1273) ihre sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12. Jahrhunderts erlangte die Stadt Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war sie maßgeblich an der Gründung des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193 erwarb sie Garda und erweiterte damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach einer Blütezeit unter Ezzelino da Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner) und den della Scala (Scaliger 1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an die Visconti von Mailand und 1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an Österreich, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich und 1866 mit Venetien an das neue Königreich Italien (1861). L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla, C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg. v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona, 1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G., Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.

 

Vicenza (Stadtkommune). V. am Bacchiglione wurde 49 n. Chr. römisches Munizipium (Vicetia). Im 6. Jahrhundert wurde es Sitz eines Bischofs und eines langobardischen Herzogs (568/569), nach 774 eines fränkischen Grafen. Seit 952 gehörte es der Mark Verona an. Stadtherr wurde der Bischof. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich V. zur freien Gemeinde (1147 consules). 1167 schloss es sich dem Städtebund der Lombardei (Lombardenbund) an. 1236 und 1311 wurde es von Verona erobert und kam dann 1404 mit Verona zu Venedig, 1797 an Österreich, 1805 an das Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich und 1866 mit Venetien zum neuen Königreich Italien (1861). L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Rumor, S., Bibliografica storia della città e provincia di Vicenza, Bd. 1f. 1916ff.; Mori, C., Vicenza e la sua provincia, 1932; Bognetti, G. u. a., Vicenza nell'alto Medio Evo, 1959; Storia di Vicenca, hg. v. Cracco, G., Bd. 2 1988; Varanini, G., Vicenca, LexMA 8 1996, 1624f.

 

Vichtenstein, Viechtenstein (Herrschaft). Nach der Burg V. an der Donau nannten sich um 1097 erstmals erwähnte, wohl mit den Grafen von Formbach verwandte Grafen. 1144 kam V. erbweise an den Hallgrafen von Wasserburg, der die zugehörige Herrschaft 1218 dem Hochstift Passau verpfändete. 1254 erlangte Passau sie endgültig und gewann 1410 von Bayern die Landesherrschaft hierfür. V. kam durch Vertrag 1782 an Österreich, das 1803 bei der Säkularisation des Hochstifts Passau die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft V. einzog. L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.

 

Vils (Herrschaft). Das Tal V. mit dem Ort V. (1200 Filis) bildeten eine aus der Grafschaft Keltenstein ausgeschiedene Hofmark der Reichsabtei Kempten. Diese belehnte um 1270 die Herren von Hohenegg. 1408 ging die Lehnshoheit von Kempten an Habsburg über. 1594/1671 starben die Herren von Hohenegg aus. Von 1805/1806 bis 1816 kam V. vorübergehend zu Bayern, dann wieder an Österreich. L.: Wolff 37; Stolz, O., Geschichte der Stadt, Vils, 1927; Bitschnau, M. u. a., Vilseck, Tiroler Burgenbuch, Bd. 7 1986, 307-316.

 

Volterra (Stadtkommune). Im 7./6. Jh. v. Chr. entstand das etruskische Velathri, das später zum römischen Volaterrae wurde. Seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts hatte dort ein Bischof seinen Sitz. Nach 774 n. Chr. wurde es Sitz eines Grafen. Im 11. und 12. Jahrhundert erhielt V. zahlreiche kaiserliche Privilegien und erlangte im 13. Jahrhundert die Freiheit von der Stadtherrschaft des Bischofs. 1361, endgültig 1472, fiel es an Florenz, das als Herzogtum 1737 an Österreich, 1801 zum Königreich Etrurien Frankreichs, 1808 zu Frankreich, 1814 an Österreich und schließlich 1859 zu Sardinien bzw. (1861) zu Italien kam. L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) D3; Fiumi, E., Statuti di Volterra, 1951; Ferrini, P., Volterra, 1954; Volpe, G., Toscana medievale, 1964; Luzzati, M., Volterra, LexMA 8 1996, 1844.

 

Vorarlberg (Landvogtei, Bundesland). Das Gebiet zwischen Bodensee und Arlberg wurde 15 v. Chr. von den Römern unterworfen und der Provinz Raetia eingegliedert. Seit 500 wurde es von Alemannen beherrscht und kam 536 zum fränkischen Reich (um 610 Christianisierung), 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Seit 917 war Bregenz Sitz der mit Grafenrechten begabten Udalrichinger. 1160 ging das Erbe der ausgestorbenen Udalrichinger an die Grafen von Pfullendorf und Pfalzgrafen von Tübingen über, deren einer Zweig sich nach der um 1200 erbauten Burg Montfort Grafen von Montfort nannte. 1258/1260 spaltete er sich in die Linien Montfort und Werdenberg. Sie lösten sich mit Bludenz (Werdenberg), Bregenz und Feldkirch (Montfort) vom Herzogtum Schwaben. 1363 gewannen die Habsburger die reichsritterschaftliche Herrschaft Neuburg. 1375/1379/1390 erwarb Herzog Leopold III. von Österreich die Herrschaft Feldkirch, 1394/1418/1420 die Grafschaft Bludenz mit dem Tal Montafon, 1473/1474 Erzherzog Sigmund von Tirol von dem Truchsess von Waldburg die 1463 zur Reichsgrafschaft erhobene Herrschaft Sonnenberg mit Nüziders, 1451/1523 Erzherzog Sigmund von Tirol bzw. Ferdinand I. je eine Hälfte der Grafschaft Bregenz. Damit war seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert die Landesbildung weitgehend abgeschlossen. Kaiser Maximilian I. unterstellte diese Erwerbungen (bis 1752 und nach 1782 [, dazwischen Freiburg im Breisgau]) der Verwaltung der Regierung in Innsbruck. 1765 erwarb Österreich die Grafschaft Hohenems der 1560 zu Reichsgrafen aufgestiegenen Ritter von Ems (Hohenems) und erlangte auch das politische Protektorat über deren 1719 an Liechtenstein veräußerte reichsunmittelbare Herrschaft Vaduz und Schellenberg. (Erzherzogin) Maria Theresia fasste sämtliche Herrschaften mit 78000 Einwohnern unter der neuen Landvogtei V., zu der 1780 noch Tettnang kam, zusammen. 1782 wurde sie von Vorderösterreich gelöst und Tirol angegliedert. 1804 kam noch die Herrschaft Blumenegg, welche die Grafen von Montfort an die Grafen von Sulz und diese an das Kloster Weingarten gegeben hatten, hinzu. Von 1805/1806 bis 1816 fiel V. an Bayern, kam dann aber bis auf die Westallgäuer Teile (jedoch mit Vils) an Österreich zurück. 1861 erhielt V. einen eigenen Landtag. Nach 1918 verblieb V. bei Österreich, obwohl sich am 11. 5. 1919 80 Prozent der Bevölkerung für einen Anschluss an die Schweiz aussprachen. Immerhin wurde V. aber von Tirol gelöst und als Bundesland verselbständigt. Dieses erhielt am 17. 9. 1923 eine Verfassung. Von 1938 bis 1945 war V. ein Teil des Reichsgaues Tirol. L.: Wolff 38; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Lechner, K., Vorarlberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Quellen zur Geschichte Vorarlbergs und Liechtensteins, hg. v. Helbok, A., Bd. 1 1920ff.; Helbok, A., Geschichte Vorarlbergs, 1925; Schwarz, A., Heimatkunde von Vorarlberg, 1948; Stolz, O., Verfassungsgeschichte des Landes Vorarlberg, Montfort 78 (1950); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1-4,1 2. A. 1971ff.; Burmeister, K., Grundlinien der Rechtsgeschichte Vorarlbergs, Montfort 39 (1987); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 2, Bayern, Habsburg, Schweiz - Selbstbehauptung, 1987; Niederstätter, A., Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Vorarlbergs (14.-16. Jh.), Montfort 39 (1987); Held, H., Vorarlberg und Liechtenstein, 1988; Burmeister, K., Geschichte Vorarlbergs, 4. A. 1998; Burmeister, K., Vorarlberg, LexMA 8 1996, 1846; Die Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007; Nachbaur, U., Vorarlberger Territorialfragen 1945 bis 1948, 2007; Niederstätter, A., Herrschaftliche Raumorganisation im nachmaligen Vorarlberg während des Mittelalters (in) Montfort 61 (2009), 231.

 

Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe, Güterkomplex). Zu dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg (in der Schweiz und) im Elsass erwarben die Habsburger, von denen sich schon (König) Rudolf I. um eine Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben bemüht hatte, 1368 Freiburg im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381 die Landvogtei in Schwaben und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398 Sargans, 1403 von Habsburg-Laufenburg Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die Landvogtei Hagenau im Elsass (1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie verschiedene 1369 an Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an die leopoldinische Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444) kam für sie der Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die Bezeichnung V. Bis 1499 gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren. Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft Oberelsass mit Sitz in Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit der Schutzvogtei über 40 Reichsdörfer und die elsässischen Reichsstädte außer Straßburg, aus dem Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft Laufenburg sowie die Herrschaften Kastelberg und Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg), Rheinfelden und Triberg, aus Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft Burgau, die Reichsgrafschaft Hohenberg, die Landgrafschaft Nellenburg (Stockach) und die Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben, die Stadt Konstanz (1548), aus Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die Grafschaft Feldkirch sowie von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau (Offenburg), die Reichsgrafschaft Tettnang (1780) mit der Herrschaft Argen und Wasserburg und die Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz (1745/1765) sowie Lindau (1804) und Rothenfels (1804) als V. bezeichnet. Dieses gehörte größtenteils dem österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665 standen die Güter innerhalb Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das Gebiet im Elsass und Breisach an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im Breisgau. 1697 kamen Breisach und Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste V. 9000 bzw. 25000 Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und 161000 Gulden Einkünften. Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für Elsass und Breisgau in Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit 1752/1759 in Freiburg im Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in Innsbruck. 1803 musste der Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden. 1804 kam er, verkleinert um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen Schwiegersohn Ferdinand von Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau an Baden, die übrigen Teile Vorderösterreichs an Württemberg (, Hohenzollern) und Bayern, die auch die 1804 erworbenen Gebiete von Lindau und die Reichsgrafschaft Königsegg-Rothenfels erhielten. 1810 tauschten Baden, Württemberg und Bayern untereinander Gebiete aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg außer einigen Teilen der Reichsgrafschaft Bregenz und Hohenems an Österreich zurück. L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Länder, 1943; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950); Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1959, 3. A. 1978, 4. A. 2000; Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H./Press, V., 1989; Speck, D., Die vorderösterreichischen Landstände im 15. und 16. Jahrhundert, 1989; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Scheibelreiter, G., Vorderösterreich, LexMA 8 1996, 1848; Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753-1805, Bd. 1ff. 1998ff.; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Vorderösterreich am oberen Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a. 2002.

 

Wald (Herrschaft). Die Herrschaft W. gehörte innerhalb Schwäbisch-Österreichs der Linie Fugger-Babenhausen (Babenhausen und Boos) der Grafen Fugger und gelangte später an Bayern. L.: Wolff 204; Hölzle, Beiwort 45, 5.

 

Waldburg-Scheer (Grafen, Truchsessen), Waldburg-Friedberg-Scheer. Scheer an der Donau bei Sigmaringen kam 1267 an den Grafen von Montfort, der es 1289 an König Rudolf von Habsburg verkaufte. 1314 verpfändete Habsburg Scheer an die Grafen von Montfort, seit 1369 vereinigt mit der Grafschaft Friedberg. Beide kamen 1452-1454 an die Truchsessen von Waldburg. Scheer wurde bald Sitz einer eberhardischen, später einer jakobischen Linie. 1786 wurde Friedberg-Scheer, das über die Truchsessen zum schwäbischen Reichskreis zählte und seit 1680 nur noch Mannlehen Österreichs war, durch die Erben der 1772 ausgestorbenen Linie Waldburg-Trauchburg an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. Deren 1787 geschaffene reichsunmittelbare gefürstete Grafschaft kam 1806 an Württemberg und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Gumpelzhaimer 85; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971.

 

Waldkirch (Reichskloster). Zwischen 918 und 926 gründete Herzog Burchard I. von Schwaben im Elztal auf altem alemannischem Herzogsgut das adlige Frauenkloster Sankt Margarethen in W. Dieses wurde Reichskloster und hatte seit 994 das Recht der freien Vogtwahl. Bis 1212 waren die Herren von Schwarzenberg Vögte, dann die ihren Namen übernehmenden Herren von Schnabelburg-Eschenbach. Sie entzogen bis 1431 dem Kloster die Güter fast gänzlich. 1459 starben sie aus. Ihre Güter kamen über die Rechberg und Ehingen 1567 an Österreich. L.: Wolff 41; Hummel, P., Historisch-politische und kirchliche Beschreibung des Amtsbezirks Waldkirch, 1878; Jörger, F., Aus Waldkirchs Vergangenheit und Gegenwart, 1936; Rambach, H., Waldkirch und das Elztal, Geschichte in Daten, Bildern und Dokumenten, o. J.; Rambach, H., Die Stadtgründungen der Herren von Schwarzenberg. Waldkirch und Elzach, 1976; Rambach, H., Waldkirch, 1992; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 653.

 

Waldsee(, seit 1956 Bad Waldsee) (reichsstadtähnliche Stadt). Die Stadt W. bei Ravensburg wurde von den Herren von W. gegründet und erhielt 1298 das Stadtrecht Ravensburgs. 1331 wurde sie mit der Herrschaft W. an Habsburg verkauft. 1384/1386 verpfändete Habsburg die mit reichsstadtähnlichen Rechten ausgestattete Stadt als eine der fünf vorderösterreichischen Donaustädte an die Truchsessen von Waldburg. 1680 löste sie sich an Österreich zurück. 1806 wurde sie von Österreich an Württemberg abgetreten und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee, 1948; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955; Der Kreis Ravensburg, 1976; Hochdorfer, H., Das Stadtrecht von Bad Waldsee aus dem 14. Jahrhundert, 1980.

 

Waldstädte (Städtegruppe, Verwaltungseinheit). W. ist die aus Laufenburg, Säckingen, Waldshut und dem bis 1449 zeitweise reichsunmittelbaren Rheinfelden (sowie den Kameralherrschaften Laufenburg und Rheinfelden) gebildete Verwaltungseinheit im Breisgau Österreichs, die 1801 an Frankreich und 1802 an die Schweiz (Laufenburg, Rheinfelden) bzw. 1805 an Baden (Säckingen, Waldshut) und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel. L.: Wolff 41; Schib, K., Die vier Waldstädte, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.

 

Wallsee (Herren). Die ursprünglich dem Kloster Weißenburg, den Welfen und den Staufern dienenden, zwischen Donau und Iller begüterten ministerialischen Herren von W. (Waldsee, Bad Waldsee in Oberschwaben) kamen vermutlich mit König Rudolf von Habsburg oder Albrecht I. aus Schwaben in das Ennstal (W. bei Amstetten). 1331 verkauften sie ihre Stammherrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Sie erwarben in verschiedenen Linien (Linz bis 1400, Enns bis 1483, Graz bis 1363, Drosendorf) Herrschaften in Oberösterreich, wo sie das Amt der Hauptmannschaft innehatten, Niederösterreich und der Steiermark. 1383-1388 errichteten sie die Burg Neuen Wallsee (Neuenwallsee). 1471 erkauften sie Fiume. 1483 starb das Geschlecht mit der Ennser Linie im Mannesstamm aus. Nach dem Tod der letzten, mit Siegmund von Schaunberg verheirateten Wallseerin kam W. 1506 an die Grafen von Reichenberg, danach an die Weltzer-Spiegelfeld bzw. Welzer-Spiegelfeld (1570), Kölnpöck (1576), Weiß (1614), Saint-Julien (Saint Julien) (1630), Daun (1757) und Grafen von Stechinelli-Wieckenberg (1810). S. Waldsee. L.: Samwer, C., Geschichte von Wallsee, 1889; Doblinger, M., Die Herren von Wallsee, Arch. f. österr. Geschichte 95 (1906); Hruza, K., Die Herren von Wallsee, 1995; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.

 

Warthausen (Herrschaft). Die erstmals 1120 genannten Herren von W. an der oberen Donau (Warthusen) veräußerten ihre Herrschaft um 1167 an Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Von den Staufern kam sie vor 1234 an die Truchsessen von Waldburg in der Linie der Truchsessen von W., nach deren Aussterben über die Herren von Waldsee mit Waldsee 1331 an Habsburg, das sie mehrfach verpfändete. Über Österreich zählte sie in Schwäbisch-Österreich zum österreichischen Reichskreis. 1696 gelangte sie mit zuletzt noch 13 Dörfern und Weilern an die Stadion. Über Württemberg kam W. 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Schuster, A., Aus Warthausens Vergangenheit, 1935; Koenig, W. v., Schloss Warthausen, 1964; Press, V., Im Banne Österreichs, Herrschaftsgeschichte der heutigen Gemeinde Warthausen, (in) Warthausen-Birkenhard-Höfen, 1985; Liske, T., Warthausen, 1985.

 

Wasserburg (Herrschaft). W. am Bodensee erscheint 784 als Gut Sankt Gallens. Im Mittelalter war es als Lehen an die Herren von Kisslegg vergeben und kam im 14. Jahrhundert durch Heirat an die Herren von Schellenberg. 1358 wurde W. durch den schwäbischen Städtebund zerstört und danach an die Grafen von Montfort verpfändet und um 1525 zu Eigentum übertragen. 1592 verkauften die Grafen von Montfort die nicht in die Reichskreiseinteilung einbezogene Herrschaft an die Grafen Fugger, deren Linie Fugger-Wasserburg (Wellenberg) sie 1755 an Österreich überließ. 1803/1805 kam W. von dort an Bayern. L.: Wolff 493; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909; Gruber, A., Der Landkreis Lindau, (1956).

 

Waxenberg, Waxenberg-Ottensheim (Herrschaft). Um 1110 erbauten die Wilhering-Waxenberg die Burg W. bei Stamering im oberen Mühlviertel. Nach ihr nannten sich seit 1150 ihre Erben, die Herren von Griesbach. Um 1220/1224 erwarben die babenbergischen Herzöge von den Hochfreien von Schleunz die Herrschaft W. Nach dem Aussterben der Babenberger zogen die mit den Herren von Griesbach verwandten Schaunberger die Herrschaft an sich, doch wurden sie 1291 gezwungen, sie an die Herzöge von Österreich herauszugeben. Diese verpfändeten sie vielfach. 1614 verkaufte Österreich W., das als Burg neu erbaut worden war, an die Gera, die sie 1644 an die Starhemberg veräußerten. Um 1750 zählte die Grafschaft 745 Untertanen.

 

Wehrwag (Herrschaft). S. Werenwag. L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 11.

 

Weingarten (Reichsstift, Reichsabtei). In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die Welfen ein Frauenkloster neben dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach dem Brand von 1053 wurde die Benediktinerinnenabtei von den Welfen als Hauskloster auf den Martinsberg verlegt und W. genannt. 1056 wurden die Nonnen durch Mönche aus dem oberbayerischen Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen Dorf und Kloster an die Staufer. 1268 wurde das von Welfen, Staufern und anderen reich begabte Kloster reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf Altdorf wurde unter König Rudolf von Habsburg Sitz der Verwaltung der Landvogtei Oberschwaben, die den Schirm über das Kloster ausübte. In Verträgen von 1531 und 1533 mit Österreich, das 1486 pfandweise die Landvogtei erlangt hatte, konnte W. seine Reichsunmittelbarkeit behaupten, verblieb aber mit dem größten Teil seines Gebiets unter der Landeshoheit der Landvogtei. 1802 wurde W., das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis hatte und dem die freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die Herrschaften Brochenzell und Liebenau, die Gerichte Ausnang (Auswang) und Waldhausen (Unterwaldhausen), die Ämter Hagnau, Hasenweiler, Esenhausen, Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute, Aichach, Bergatreute, Schlier, Bodnegg, Karsee, die Zehntämter jenseits und diesseits der Schussen und das Priorat Hofen am Bodensee mit 1227 Gütern und Höfen in verschiedenen Ämtern, insgesamt 6 Quadratmeilen bzw. 320 Quadratkilometer Gebiet mit 14000 bzw. 11000 Einwohnern und 120000 Gulden Einkünften, gehörte, von Nassau-Oranien-Dillenburg säkularisiert und fiel 1806/1808 mit einem Teil seines früheren Gebiets an Württemberg. 1865 wurde der Name W. auf den Ort Altdorf übertragen. Über Württemberg gelangte W. 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; König, E., Die süddeutschen Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und Anfänge der Abtei Weingarten, 1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters Weingarten 1056-1956, hg. v. Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration, Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei Weingarten von 1567 bis 1627, 1960; Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus Weingarten im 18. Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974; Weingarten, 1975, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau und Baindt, 1986; Weingarten, 1992; Zotz, T., Weingarten, LexMA 8 1996, 2132f.

 

Weißenau(, Weissenau) (Reichsabtei). Die seit 990 bestehende Einsiedelei W. wurde 1145 unter Mitwirkung des welfischen Ministerialen Gebizo von Bigenburg (Bisenberg) zu einer Prämonstratenserpropstei und 1257 zur Abtei erhoben. 1164 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Kloster unter seinen Schutz und legte damit den Grund für die Reichsunmittelbarkeit. Die hohe Gerichtsbarkeit übte die Landvogtei Schwaben Österreichs aus. 1760 erwarb die dem schwäbischen Prälatenkollegium des Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis angehörige Reichsabtei die hohe Obrigkeit über das Klöster und drei Dörfer. 1802/1803 kam W. durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet an die Grafen von Sternberg (Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg. 1835 wurde es von Württemberg durch Kauf erworben. 1951/1952 fiel es mit Württemberg an Baden-Württemberg. L.: Wolff 188; Zeumer 552 II a 36, 10; Wallner 689 SchwäbRK 85; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau und Baindt, 1986.

 

Weißenhorn (Herrschaft). W. (1215/1220 Wizenhorn) an der Roth (Rot) wird 1160 als Gut der Herren von Neuffen erstmals genannt. Mit der Grafschaft Marstetten kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Bayern. 1505 erhielt König Maximilian für seine Beteiligung an dem beim Aussterben der Herzöge von Bayern-Landshut ausbrechenden Erbfolgekrieg das zuvor von Bayern-Landshut mehrfach verpfändete W. und die Grafschaft Marstetten. 1507 verpfändete er W. zusammen mit den Herrschaften Kirchberg (Oberkirchberg), Pfaffenhofen und Wullenstetten an die Grafen Fugger (Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Linie Kirchberg und W.). 1805/1806 kam die innerhalb Schwäbisch-Österreichs zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft zu Bayern. S. Neuffen. L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4; Holl, J., Geschichte der Stadt Weißenhorn, 1904; Wylicil, E., Bilder aus der Vergangenheit von Weißenhorn, 1958.

 

Welden (reichsritterschaftliche Herrschaft, Freiherren, Reichsritter), Walden. Das wohl im 9. Jahrhundert durch Rodung entstandene, 1156 genannte Dorf W. (Waeldiu) bei Augsburg war Lehen der Markgrafen von Burgau an die Herren von W., die 1402 die Blutgerichtsbarkeit erlangten. 1597 verkauften sie die reichsritterschaftliche Herrschaft an die Grafen Fugger. 1764 kam W. ganz an Österreich (Schwäbisch-Österreich), 1805/1806 an Bayern. 1582 erwarben die W. das 778 erstmals erwähnte, über Staufer, die Truchsessen von Waldburg und die Herren von Waldsee 1331 an Habsburg gelangte Laupheim von den Ellerbach, die es 1362 (Pfand) bzw. 1407 (Lehen) von Habsburg erhalten hatten. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. außer mit Laupheim, mit den 1765 erworbenen und 1796 an den Freiherren Reuttner von Weyl gelangten Teilen von Achstetten zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie wegen des 1585 von den Hürnheim erheirateten und 1764 an Oettingen verkauften Hochaltingen und wegen Eislingen (Großeislingen) (1765-1776) von 1588 bis 1805 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Vielleicht zählten die W. auch zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken. 1806 fiel W. an Bayern. Laupheim kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Genealogischer Kalender 1753, 529, 533; Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 5, 59; Riedenauer 128; Schulz 273; Auch, J., Laupheim 1570-1870, 3./4. A. 1921; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim, 1979.

 

Werenwag (Herrschaft, Wehrwag). Die Herrschaft W. der Freiherren von Ulm zu Erbach zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Hohenberg Österreichs zum österreichischen Reichskreis. L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 11.

 

Wernstein (Herrschaft). Am Ende des 13. Jahrhunderts erwarb Albrecht I. von Habsburg die Herrschaften Neuburg und W. zu beiden Seiten des unteren Inn. 1731 kam W. mit Neuburg durch Kauf an das Hochstift Passau, bei dessen Säkularisierung W. 1803 an Österreich. L.: Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, Bd. 2 1864.

 

Wiblingen (Kloster, Herrschaft). 1093 gründeten die Grafen von Kirchberg das Benediktinerkloster W. bei Ulm. Im 15. Jahrhundert versuchte W. vergeblich, die Vogteirechte zurückzugewinnen. 1701 kam W. mit seinem kleinen Herrschaftsgebiet unter die Landeshoheit Österreichs, über das die Herrschaft W. dem österreichischen Reichskreis angehörte. 1806 fiel es nach seiner Aufhebung (1803) an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Der Stadtkreis Ulm, 1977, 392ff.; Breitenbruch, B., Schule, Studium und Wissenschaft, (in) Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 175; Eberl, I., Wiblingen, LexMA 9 1998, 59.

 

Wien (Reichsstadt, Residenz des Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich bzw. Königs, seit 1611/1612 ständige Residenz der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser). Nach einer keltischen Siedlung Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau gründeten die Römer um 100 n. Chr. ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals erwähntes Lager (im Bereich Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von Germanen zerstört und zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung W. (Wenia). Diese fiel 1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie zu ihrem Hauptsitz ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche Stadt nach Köln. 1221 erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie reichsunmittelbar. 1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen, 1276 an König Rudolf von Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469 wurde sie Bischofssitz innerhalb der Erzdiözese Salzburg, 1722/1723 Erzbischofssitz. Seit 1438/1439 wurde sie trotz des kurzen Überganges an Ungarn (1485-1490) allmählich Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (1800 etwa 231000 Einwohner), 1806 Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich und 1918 Hauptstadt der Republik Österreich. L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien, 1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater Rudolphina 1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit Wiens, 1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von Wien, hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a., 1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien, LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v. Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 624.

 

Wiener Neustadt (Stadt, Bistum, Residenz des Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich). W. N. wurde kurz nach der Belehnung der Babenberger mit der Steiermark als Neustadt begründet (seit 1358 Wiener Neustadt). 1469 wurde es Sitz eines Bistums, das 1785 nach Sankt Pölten verlegt wurde. Zeitweilig war W. N. Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (2. Hälfte des 15. Jh.s). L.: Wolff 26; Mayer, J., Geschichte von Wiener Neustadt, Bd. 1ff. 1924ff.; Reidinger, E., Wiener Neustadt, 1995; Csendes, P., Wiener Neustadt, LexMA 9 1998, 89; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 629.

 

Wildenegg, Wildeneck (Burg, Landgericht). 1505 fielen nach dem bayerischen Erbfolgestreit Landgericht und Burg W. mit dem Mondseeland (Mondseer Ländchen) von Bayern an Österreich.

 

Wilhering (Herren). Die edelfreien Herren von W., die 1146 das Kloster W. zwischen der Donau und dem Westende des Kürnbergerwaldes gründeten, kamen mit den Babenbergern nach Österreich. L.: Wolff 27; Stülz, J., Geschichte des Cistercienserklosters Wilhering, 1840.

 

Winterstetten (, Winterstettenstadt) (Herrschaft). Nach W. südlich Biberachs nannten sich zwischen 1181 und 1187 Herren von W. (Winthersteden). 1214 gelangte W. an Konrad von Tanne, danach an Eberhard von W. († 1230), dann an Konrad von Schmalegg. Vor 1331 fiel die Herrschaft an Österreich. 1438/1442 wurde sie von den Truchsessen von Waldburg erworben. Später fkam sie an die Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Über sie gehörte sie am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte W. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12.

 

Wohlau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des Herzogs), Wolów. W. an der mittleren Oder in Niederschlesien wurde um 1285 neben einem slawischen Dorf als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Bis 1248 war das Gebiet mit dem Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und von 1312 bis 1471 mit Oels verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges Herzogtum, das 1504 an Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie Thurzo, die nach ihrer Übersiedelung von Ungarn nach Krakau zusammen mit den Fuggern im Bergbau reich geworden war, verkauft wurde, die es 1523 an die Herzöge von Liegnitz weiterveräußerte. Von 1653/1654 bis 1664 war es erneut selbständiges Herzogtum, wurde dann aber wieder mit Liegnitz und Brieg vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Liegnitzer Piasten als seit 1329 zur Krone Böhmens gehörig an Habsburg/Österreich, 1742 an Preußen. W. hatte einen Flächeninhalt von 23 Quadratmeilen und war in die Kreise W. und Steinau-Raudten gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965; Chroniken aus dem Kreise Wohlau (Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983); Velsen, D. v., Die Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg-Wohlau, 1971; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.

 

Worms (Reichsstadt, freie Stadt). Im 2. Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für eine im alten Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. an die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer gefallen war. Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines Bischofs. 413 wurde er Mittelpunkt des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten und danach umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496 fränkisches Königsgut. Seit dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia. Dorthin verlegten die fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete, 790/803 (?) abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über. Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273 wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt, doch bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast völlig zerstört. 1797/1801 fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende der Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und Österreichs, 1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz. L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.; Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M., Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt Worms am Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953; Illert, F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms 1659-1789, 1970; Illert, G., Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Keilmann, B., Der Kampf um die Stadtherrschaft in Worms während des 13. Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Breuer, H., Die politische Orientierung von Ministerialität und Niederadel im Wormser Raum, 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 688.

 

Wullenstetten (Herrschaft), Waldenstetten. Die Herrschaft W. an der Iller (bei Kirchberg und Weißenhorn) gehörte (am Ende des 18. Jahrhunderts) innerhalb Schwäbisch-Österreichs den Grafen Fugger (Fugger-Babenhausen, Babenhausen und Boos, Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Kirchberg und Weißenhorn). Später fiel W. an Bayern. L.: Wolff 45; Hölzle, Beiwort 4, 45.

 

Wurmbrand (Grafen). 1265 hatten Herren von W. Stuppach in Kärnten, das sie 1659 veräußerten. Die Grafen von W. (Wurmbrand-Stuppach) zählten 1792 zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. 1806 wurden die Grafen Wurmbrand-Stuppach in Österreich mediatisiert. L.: Zeumer 554 II b 62, 14.

 

Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land, Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal) auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und - vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft, Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674 entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr 9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass [Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee, das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring. 1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805), die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg. L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel 169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168; Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff. 1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.; Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910; Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart, Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.; Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E., Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilbd. 2; Müller, E., Kleine Geschichte Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008.

 

Württemberg-Oels (Fürsten[, Fürstentum]). Über die Erbtochter des letzten Herzogs von Oels aus der Linie Münsterberg des Hauses Podiebrad fiel Oels als Lehnsfürstentum Österreichs 1647/1649 an eine Nebenlinie des Hauses Württemberg (Württemberg-Weiltingen), die sich daraufhin W. nannte. Sie gelangte 1742 unter die Landeshoheit Preußens. 1792 erlosch sie. Ihre Güter kamen 1792 in weiblicher Erbfolge an die Herzöge von Braunschweig und bei deren Aussterben an Sachsen. Die Lehen wurden als an Preußen heimgefallen erklärt und dem jeweiligen deutschen Kronprinzen zugeordnet. S. Oels. L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883.

 

Zehngerichtenbund (Bund). Am 8. 6. 1436 schlossen sich nach dem Tod des Grafen von Toggenburg elf (später zehn) Gerichte (Davos, Prätigau bzw. Prättigau, Schanfigg u. a.) zu einem Bund zusammen, dessen Gebiet 1477/1496 an Habsburg bzw. Österreich kam (Auskauf 1649-1652), aber 1497/1498 zugewandter Ort der eidgenössischen Orte Zürich, Bern und Glarus wurde. S. Graubünden L.: Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936; Jenny, R., Der traditionelle Vazeroler Bund, 1969; Bischofberger, H., Zehngerichtenbund, LexMA 9 1998, 498; Bündner Urkundenbuch, Bd. 2 (neu) (1200-1272, bearb. v. Clavadetscher, O., 2004, Bd. 3 1997.

 

Zell (am Harmersbach) (Reichsstadt). Z. im Schwarzwald wird 1139 (Cella) erstmals erwähnt. Es war eine Zelle des Klosters Gengenbach, der dieses Stadtrecht verlieh. Nach der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Z., das als Lehen Bambergs der Zähringer bei deren Aussterben 1218 an Kaiser Friedrich II. gekommen war und das König Rudolf von Habsburg nach einem 1265 durch König Konradin erfolgten Verkauf an die Herren von Geroldseck wieder an das Reich gezogen hatte, reichsunmittelbar. Es war stets die kleinste aller Reichsstädte, hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis und wurde zusammen mit Offenburg und Gengenbach mehrfach verpfändet. Mit ihnen schloss es sich 1575 im Bund der sog. Vereinsstädte zur Abwehr der Eingliederungsbestrebungen der seit 1556 zu Österreich gehörenden Ortenau zusammen. 1718 musste es die Unabhängigkeit des Reichstals Harmersbach anerkennen. 1803 fiel es mit etwa 2 Quadratmeilen Gebiet (Nordrach, Biberach, Oberentersbach und Unterentersbach) und rund 2900 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/2 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 227; Zeumer 555 III b 33; Wallner 688 SchwäbRK 62; Schroeder 307ff.; Disch, F., Chronik der Stadt Zell am Harmersbach, 1937.

 

Zips (Landschaft), ungar. Szepes, slowak. Spiš. Seit etwa 1150 siedelten Deutsche auf der südlich der Hohen Tatra gelegenen Hochebene der Z. (Zipser Sachsen). 1271 erhielten die Einwohner der dortigen Städte vom König von Ungarn eine gewisse Selbstverwaltung. 1412 wurden von König Sigmund 13 Städte an Polen verpfändet. Das durch die Hussitenkriege verwüstete Land kam schließlich an Habsburg. Während hier die von Ferdinand I. tolerierte Reformation den Erhalt des Deutschtums begünstigte, ging seit der Gegenreformation (1674) der Anteil der Deutschen zurück. 1772 kamen die an Polen verpfändeten Städte an Österreich zurück. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich des Jahres 1867 geriet das Deutschtum unter verstärkten Druck. 1876 wurde die Selbstverwaltung aufgehoben. 1919 fiel die Z. (Spiš) an die Tschechoslowakei, aus der die meisten deutschstämmigen Einwohner 1945 vertrieben wurden. 1993 kam die Z. (Spiš)zur Slowakei. L.: Fausel, E., Das Zipser Deutschtum, 1927; Spiš v kontinuite casu, hg. v. Svorc, P., 1995; Marsina, R., Zips, LexMA 9 1998, 626.

 

Zisleithanien (Gebiet, Ländergruppe). Z. ist seit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 die inoffizielle Bezeichnung für die diesseits der Leitha gelegenen Teile der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.

 

Zöbing (Herren). Der wohl im 10./11. Jahrhundert gegründete, vom Personennamen Ebo abzuleitende Ort bei Krems in Österreich erscheint zuerst am Anfang des 12. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt saßen die Kuenringer dort. 1130 erscheint der mit ihnen verwandte Heinrich von Cebingen. Nach der Ermordung des letzten Zöbingers 1232 fielen über die Nichte die Güter (Senftenberg) an Karl von Gutrat. 1314 kauften die Wallsee der Linie Wallsee-Linz die Herrschaft Senftenberg-Droß-Zöbing. Von ihnen ging sie 1400 auf die Linie Wallsee-Enns über, bei ihrem Aussterben 1483 auf die Grafen von Schaunberg.

 

Zwiefalten (Abtei, Reichsabtei). 1089 wurde die zunächst für Altenburg am Neckar geplante Benediktinerabtei Z. bei Reutlingen unter Hirsauer Einfluss von den papsttreuen Grafen Kuno (Cuno) und Luitold (Liutold) von Achalm gegründet. Die Vogtei kam von den Stiftern über mehrere Inhaber (1093 Welfen, Staufer, Grafen von Hohenberg, Herren von Emerkingen und von Stein) 1303 an Österreich (Habsburg), 1365 als Lehen sowie 1491 endgültig an Württemberg. Durch zahlreiche Gaben gewann Z. viele Güter (in 29 Orten, Urbar 1425, 800-1180 Hufen) einschließlich der Herrschaft über 26 (bzw. 35) Dörfer (weitere Rechte in 93 Orten). 1751 erlangte die Abtei nach erfolgreicher Abwehr (1491, 1535, 1570) der Eingliederungsversuche Württembergs und Zahlung von 210000 Gulden sowie Abtretung dreier Dörfer an Württemberg die Reichsunmittelbarkeit. Sie war Mitglied im schwäbischen Prälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis. Bis zur Säkularisation gehörten ihr die Dörfer Aichelau, Aichstetten, Attenhöfen (Attenhofen), Baach, Bechingen, Daugendorf, Dürrenwaldstetten, Emeringen, Gauingen, Geisingen, Gossenzugen, Hochberg, Huldstetten, Ittenhausen, Kirchen (Kirchheim), Lauterach, Mörsingen, Neuburg, Oberstetten, Oberwilzingen, Offingen, Pfronstetten, Reichenstein, Sonderbuch, Tigerfeld, Upflamör, Wilsingen, Zell, die Schlösser Mochental (Mochenthal) und Ehrenfels sowie viele einzelne Höfe, Häuser und Gefälle in fremden Gebieten und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg bei Gammertingen. 1803 fiel sie mit 3,3 Quadratmeilen bzw. 38 Quadratkilometern und 8000 bzw. 4800 Einwohnern an Württemberg und wurde aufgehoben. Über Württemberg gelangten die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg. L.: Wolff 191; Zeumer 552 II a 36, 15; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Zürcher, R./Hell, H., Zwiefalten, 1967; Germania Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Setzler, W., Kloster Zwiefalten. Eine schwäbische Benediktinerabtei zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit, 1979; Quarthal, F., Kloster Zwiefalten zwischen Dreißigjährigem Krieg und Säkularisation, Monastisches Leben und Selbstverständnis im 6. und 7. Saeculum der Abtei, 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, hg. v. Pretsch, H., 1990; Eberl, I., Zwiefalten, LexMA 9 1998, 733; Weingarten, H., Herrschaft und Landnutzung, 2006.