Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe, Teil 5 (1426-1513), aus dem Nachlass von Gustav Schmidt bearb. v. Deutschländer, Gerrit, hg. v. Lusiardi, Ralf/Ranft, Andreas (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts Band 7). Böhlau, Köln 2015. 555 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe, Teil 5 (1426-1513), aus dem Nachlass von Gustav Schmidt bearb. v. Deutschländer, Gerrit, hg. v. Lusiardi, Ralf/Ranft, Andreas (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts Band 7). Böhlau, Köln 2015. 555 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das etwa 20 Kilometer nördlich des Harzes an der Holtemme und dem Goldbach gelegene Halberstadt, das trotz weitgehender Zerstörung der Altstadt am 8. April 1945 in der Gegenwart rund 41000 Einwohner zählt, wurde noch unter Karl dem Großen (vielleicht 804?) als Stützpunkt der christlichen Mission Sitz eines Bischofs, dem zeitweise bis zu 100 geistliche Stifte und Klöster unterstanden. Neben der Bischofsburg ließen sich seit dem 10. Jahrhundert Handwerker und Kaufleute nieder. Nach dem Übertritt des Bischofs Heinrich Julius zur lutherischen Lehre wurde das Fürstbistum 1648 als Herzogtum dem Kurfürstentum Brandenburg angefügt.
Die reichen, ab etwa 1340 zunehmend deutschsprachigen Urkundenschätze Halberstadts erschloss bereits der Halberstädter Domgymnasialdirektor Karl Gustav Schmidt (1829-1892). Er ließ dabei dem seit 1878 vorgelegten Urkundenbuch der Stadt Halberstadt und der Stifte St. Bonifatii und St. Pauli vor allem aus der Beständen der Gymnasialbibliothek seit 1883 das Urkundenbuch des Hochstifts folgen, ohne dieses Vorhaben bis zu seinem überraschenden Tod vollständig abschließen zu können. Nach der informativen Einleitung des in Halle an der Saale 1975 geborenen, in Geschichte, historischen Hilfswissenschaften, Anglistik und Amerikanistik in Halle und Dublin ausgebildeten, im Auftrage der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt von 2007 bis 2009 wirkenden Bearbeiters des vorliegenden fünften Bandes lagen die Vorarbeiten hierzu länger als ein Jahrhundert im Archiv, ehe es nach der Wiederauffindung des Manuskripts durch Walter Zöllner gelang, das frühere Ziel Schmidts im Grundsatz zu verwirklichen.
Während der erste Teil der Edition mit rund 650 Nummern die Jahre von den Anfängen bis 1425, der zweite Teil mit rund 1080 Nummern 70 Jahre, der dritte Teil mit rund 870 Nummern 60 Jahre und der vierte Teil mit rund 830 Nummern etwa 40 Jahre umfasst, enthält der fünfte Band 890 Nummern aus knapp 90 Jahren und 95 Nachträge vor allem des 13. Jahrhunderts. Das jetzt erfreulicherweise mögliche Werk beginnt mit der Nummer 3438 über eine wiederkäufliche Memorienverschreibung der Bürger Berthold Roleves und Hennig Ratgeves und endet mit der Nummer 4329, die vom Tode des Administrators Ernst von Sachsen am 3. August 1513 berichtet. Ein umfangreiches, von Gerrit Deutschländer und Ralf Lusiardi bearbeitetes, auf die Seiten der Edition verweisendes Orts- und Personenregister von Abbenrode bis Zwevelndorf rundet das gewichtige Werk, das die Überlieferung unter Beibehaltung der früheren Rechtschreibung an Hand des zugrundeliegenden Manuskripts und unter Aktualisierung der Archivsignaturen bis zum Vorabend der Reformation auf einem einheitlichen Bearbeitungsstand (Karl Gustav Schmidts) für die Forschung und auch für eine wünschenswerte sorgfältige Neubearbeitung des Gesamtwerks erschließt, benutzerfreundlich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler