Schmuhl, Hans-Walter/Winkler, Ulrike, Diakonie in der Diaspora. Das Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen von der Habsburgermonarchie bis in die Zweite Republik (= Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel 26). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2015. 528 S., 48 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Schmuhl, Hans-Walter/Winkler, Ulrike, Diakonie in der Diaspora. Das Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen von der Habsburgermonarchie bis in die Zweite Republik (= Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel 26). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2015. 528 S., 48 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
In der Gesellschaft bedarf der Mensch der Aufmerksamkeit der Mitmenschen. Aus dieser Überlegung hat sich im Laufe der Geschichte der Gedanke der Diakonie entwickelt, in welcher einzelne Menschen anderen dienen und zugleich eigene Zuwendung für ihre Überlegungen und Gedanken gewinnen wollen. Gerne möchte der eine, dass andere, so fern sie auch örtlich sein mögen, sein Weltbild aufnehmen und weitergeben.
Auf dieser Grundlage hat nicht nur Jesus Christus für andere gelebt, sondern hat sich auch die nach ihm benannte Religion entwickelt, die auf Grund ihrer Größe und Verbreitung zu einer vielfältigen weltweiten Organisation gewachsen ist. Martin Luther hat eine Reihe ihrer Erscheinungen als fehlerhaft beurteilt und deswegen eine Reformation angestrebt, welche das Christentum im Kern in Katholiken und Evangelische aufgespaltet hat. Von daher ist es möglich geworden, dass ein evangelisches Diakoniewerk in der katholisch gebliebenen Habsburgermonarchie in der Nähe von Linz im Südosten des deutschen Sprachraums seit 1874 Fuß gefasst hat.
Die vorliegende Monographie beruht auf einem Forschungsauftrag des Vorstands des Diakoniewerks Gallneukirchen, den die beiden Verfasser umfassend und gründlich erfüllt und verwirklicht haben. Gegliedert ist das ansprechende Werk nach einer Einleitung in meist kurze und überschaubare zeitliche Abschnitte (1806-1874, 1874-1884, 1884-1914, 1914-1918, 1918-1938, 1938-1945, 1946-1955, 1956-1965, 1966-1981 und 1982-2015). Anschaulich zeigt es, wie aus einfachen Mühen einiger weniger „erweckter“ evangelischer Christen insgesamt eine transnational verflochtene, nicht mehr strikt auf Evangelisches beschränkte, transnational verflochtene diakonische Unternehmensgruppe der Wohlfahrtspflege in Österreich mit rund 3200 Mitarbeitern (davon 76 Prozent katholisch) in einhundert Einrichtungen entstanden ist, die vielen Hilfebedürftigen Unterstützung bietet und dabei christliche Vorstellungen unmittelbar anderen in kleinen Schritten auf dem langen Weg zwischenmenschlicher Zusammenarbeit erfolgreich vermittelt.
Innsbruck Gerhard Köbler