Neugestaltung in der Mitte des Reiches. 750 Jahre Langsdorfer Verträge 1263/2013, hg. v. Brasch-Schwersmann, Ursula/Reinle, Christine/Ritzerfeld, Ulrich (= Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 30). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2013. 406 S. , 24 Abb., 4 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.
Neugestaltung in der Mitte des Reiches. 750 Jahre Langsdorfer Verträge 1263/2013, hg. v. Brasch-Schwersmann, Ursula/Reinle, Christine/Ritzerfeld, Ulrich (= Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 30). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2013. 406 S. , 24 Abb., 4 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.
Hessen ist im Jahre 738 n. Chr. der Name eines kleinen, wahrscheinlich auf die germanischen Chatten zurückzuführenden Stammes an der unteren Fulda, dessen Gebiet seit dem 4. Jahrhundert dem Einflussbereich der Franken zuzuordnen ist. Im Jahre 1122 gelangt die Grafschaft Hessen an die Landgrafen von Thüringen. Als 1247 die Landgrafen von Thüringen aus dem Geschlecht der Ludowinger im Mannesstamm aussterben, kommt es zu einem erbitterten Streit um die Nachfolge, der erst durch die vier Verträge von Langsdorf bei Lich vom 10./11. September 1263 in einem Vergleich zwischen dem die Lehnabhängigkeit der Grafschaft Hessen von dem Erzstift Mainz betonenden Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein und der ludowingischen Kognatin Sophie von Brabant und ihrem Sohn Heinrich beendet werden kann.
Zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der damit verbundenen Fragen veranstaltete die Professur für Landesgeschichte der Universität Gießen mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg im Schloss Rauischholzhausen am 1. und 2. Juni 2013 eine von der Fritz Thyssen Stiftung geförderte Tagung. Die damaligen Beiträge stellt der Sammelband nunmehr der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Auch wenn damit nicht alle politischen Veränderungen in der Mitte des Heiligen römischen Reiches seit der Mitte des 13. Jahrhunderts betrachtet werden konnten, erlauben die Studien doch tiefe Einblicke in die politische Neugestaltung zu dieser Zeit, die durch weitere ähnliche landesgeschichtliche Studien jederzeit erweitert und vertieft werden können.
Gegliedert ist das ansprechende, insgesamt 16 Beiträge einschließende Werk nach Vorwort und einer Einführung Matthias Werners in drei Abschnitte. Sie betreffen Verfassung, Vertrag und Recht, die territoriale Neugestaltung in der Mitte des Reiches mit besonderen Blicken auf das territoriale Kräfteverhältnis von Mainz und Hessen, den Erzbischof von Mainz, Herzogin Sophie von Brabant, die Auswirkungen auf den thüringisch-hessischen Grenzraum und Heinrich den Erlauchten, sowie Überlieferungsgeschichte, Historiographie und Hilfswissenschaften. Edition und Kommentar sowie deutsche Übersetzungen schließen den Inhalt der Verträge auf, Farbabbildungen und Karten veranschaulichen die Ausführungen, während eine Stammtafel der späten Ludowinger im Eingang die Übersicht erleichtert, so dass der weiterführende Band eine sichere Grundlage für künftige Überlegungen bieten kann.
Innsbruck Gerhard Köbler