Original Ergebnisseite.

Junkelmann, Marcus, Montgelas „Der fähigste Staatsmann, der jemals die Geschicke Bayerns geleitet hat“ (= kleine bayerische biografien). Pustet, Regensburg 2015. 144 S., 18 Abb., 5 Kart., 4 Farbabb. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz.

Junkelmann, Marcus, Montgelas „Der fähigste Staatsmann, der jemals die Geschicke Bayerns geleitet hat“ (= kleine bayerische biografien). Pustet, Regensburg 2015. 144 S., 18 Abb., 5 Kart., 4 Farbabb. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz.

 

Passend zur Bayerischen Landesausstellung 2015 zu ‚Napoleon und Bayern‘ legt der erfahrene Landesgeschichtler Marcus Junkelmann eine Biografie über Maximilian Graf von Montgelas vor. In einer komprimierten Darstellung werden Leben, Werk und Nachwirkung des Mannes vermittelt, der für Bayern den Übergang eines Kleinstaates, der beinahe zwischen den angrenzenden Mächten zerrieben worden wäre, zu einer angesehenen Mittelmacht, einem Königreich, erreichte. Zwischen 1799 und 1817 prägte er, getragen vom Vertrauen seines Monarchen, nachhaltig die Geschicke Bayerns. Eindrucksvoll belegen die beigegebenen Karten die Vergrößerung Bayerns zwischen 1777 und 1816 zu einem Gebietsstand, der bis heute erhalten ist, sieht man vom Coburger Land, das 1920 dazu kam, und der Pfalz, die 1946/1956 abgetrennt wurde, ab. Die große Studie von Eberhard Weis zu Montgelas behandelt detailreich und aus tiefer Kenntnis der Archivalien geschöpft Montgelas in seiner Zeit. Aus diesem Werk die wesentlichen Aspekte gezogen zu haben und in ansprechender Form darzubieten ist das Verdienst Junkelmanns. Ihm gelingt es überzeugend, das Handeln und die Beweggründe Montgelas‘ in der jeweiligen Situation zu beschreiben. Die Porträts der anderen Beteiligten werden knapp, aber ausreichend gezeichnet. Gelungen sind hierbei die Schilderungen zu Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig I., und zu Fürst Wrede, dessen Intrige zur Entmachtung von Montgelas führte. Ähnlichkeiten zum Verhältnis des jungen Kaisers Wilhelm II. zu Bismarck drängen sich in diesem Zusammenhang auf. Wie ernst König Max Joseph zu nehmen ist, der 1820 nach dem Tode der eigenwilligen Gattin, Ernestine Gräfin Montgelas, äußerte, Montgelas wäre noch immer Minister, wenn seine Frau acht Jahre früher gestorben wäre, mag nicht hinterfragt zu werden. Die Entlassung, die als ein Abgang auf eigenen Wunsch dargestellt wurde, war wohl mehr der Schwäche des Königs gegenüber seinem Sohn und dessen Machenschaften geschuldet. Die wesentlichen Reformen des Landes, die Säkularisation, die Lösung der Staatsschuldenkrise, die Schaffung eines Staates aus einer Vielzahl eigenständiger Territorien und eine neu gebildete Staatsdienerschaft konnte Montgelas nur durch eine immense Arbeitsleistung schaffen. Über mehrere Jahre führte er drei Ministerien zur gleichen Zeit. Junkelmann geht auch auf das Privatleben ein, fünf Mädchen und drei Knaben wurden zwischen 1803 und 1817 geboren. Ihnen widmete er sich nach dem Tod seiner Gattin hingebungsvoll und übernahm nur noch kleinere Aufgaben der staatlichen Verwaltung, die er mit der Sorge für seine Kinder vereinbaren konnte. Das Zitat, das in den Buchtitel aufgenommen ist, geht auf den Historiker Martin Doeberl in seiner Geschichte Bayerns zurück. Metternich, mit dem Montgelas mehrfach Meinungsverschiedenheiten austrug, sagte nach dem Abschied zum bayerischen Gesandten in Wien: „Man muß zugestehen, daß Bayern während der letzten zehn Jahre eine religiöse, politische, bürgerliche und militärische Revolution erlebt und glücklich überstanden hat. Das ist die einzige Nation, die Mut und Ausdauer gezeigt hat; alle Welt muß sie achten und sollte ihrem Beispiel folgen.“ Wesentlichen Anteil an der Durchführung und am Bestehen der Revolution hatte Montgelas, dessen silberfarbiges Denkmal seit 2006 im Mittelpunkt der Haupt- und Residenzstadt vor seinem ehemaligen Stadtpalast, dem heutigen Hotel ‚Bayerischer Hof‘, steht.

 

Neu-Ulm                                                                                                       Ulrich-Dieter Oppitz