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60 Jahre Bundeswehr. 25 Jahre Armee der Einheit. Auswahlbibliographie, erarb. v. Lehmann, Christina/Zabel, Barbara. Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr/Bibliothek, Strausberg 2015. V, 212 S. , Ill. Besprochen von Werner Augustinovic.

60 Jahre Bundeswehr. 25 Jahre Armee der Einheit. Auswahlbibliographie, erarb. v. Lehmann, Christina/Zabel, Barbara. Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr / Bibliothek, Strausberg 2015. 212 S. Besprochen von Werner Augustinovic.

 

In wenigen Tagen, am 12. November 2015, dem 260. Geburtstag des Reformers Gerhard von Scharnhorst, feiert die deutsche Bundeswehr ungeachtet der vor allem dem Auslandseinsatz in Afghanistan und umstrittenen Beschaffungen geschuldeten Anfechtungen nunmehr als Freiwilligenarmee ihr sechzigjähriges Bestehen, 25 Jahre davon bereits als gemeinsamer Waffenträger des wiedervereinigten deutschen Staates. Anlässlich dieses Jubiläums ist es das Anliegen der Militärbibliothek der Bundeswehr in Strausberg als größter deutscher Militärbibliothek, abseits tagesaktueller Auseinandersetzungen der Öffentlichkeit im Dienst einer seriösen Meinungsbildung eine kompakte Zusammenstellung von insgesamt 1203 ausgewählten, mehr oder minder relevanten Titeln mit Bundeswehr-Bezug zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich dabei um einen Akt der externen Kommunikation der Streitkräfte, versehen mit einem Geleitwort von Oberstleutnant Simone Grün, Fachbereichsleiterin Ausbildung Jugendoffiziere, also jener speziell geschulten Soldaten, die analog im System des österreichischen Bundesheeres unter der Bezeichnung „Informationsoffizier“ vertreten sind und denen die Aufklärung vor allem jugendlicher Staatsbürger über Auftrag und Zweck der militärischen Landesverteidigung im Kontext der internationalen Sicherheitsarchitektur obliegt.

 

Die vorliegende Bibliographie erfasst alle „Schriften“ (selbständige Publikationen, aber auch Zeitschriftenartikel, elektronische Datenträger und VHS-Videomaterial) in fortlaufender Nummerierung über insgesamt acht Kapitel in folgender Reihenfolge, wobei in den jeweiligen Abschnitten die Titel chronologisch nach Jahren absteigend gelistet sind: 1. Gesamtdarstellungen und übergreifende Einzeldarstellungen (Nr. 1 – 79); 2. Auftrag und Aufgaben der Bundeswehr (80 – 112); 3. Geschichte der Bundeswehr, unterteilt in den Kalten Krieg (113 – 144), die Armee der Einheit (145 – 193), die Armee im Einsatz (194 – 279) und die Freiwilligenarmee (280 – 293); 4. Innere Führung, differenziert nach Bundeswehr und Gesellschaft (294 – 359), Menschenführung (360 – 379), Politische Bildung (380 – 419), Recht und soldatische Ordnung (420 – 485), Informationsarbeit (486 – 531), Frauen in der Bundeswehr (532 – 576), Vereinbarkeit von Familie und Dienst (577 – 620), Nachwuchswerbung (621 – 634) sowie Seelsorge und Religionsausübung (635 – 684); 5. Bundeswehr, gegliedert in Heer (685 – 731), Luftwaffe (732 – 780), Marine (781 – 862), Streitkräftebasis (863 – 901), Zentraler Sanitätsdienst (902 – 921), neue zivile Organisationsbereiche (922 – 946) und Wehrpflicht, Wehrdienst, Reservedienst (947 – 1001); 6. Bundeswehr im Einsatz, darunter Rechtsgrundlagen (1002 – 1016), Einsätze (1017 – 1071), Hilfeleistungen (1072 – 1111) und NATO Response Force (1112 – 1136); 7. Traditionsverständnis und Traditionspflege (1137 – 1167); 8. Biographien, Erlebnisberichte (1168 – 1203). Jedes Werk ist mit den gängigen bibliographischen Angaben (Verfasser, Titel, Verlag, Erscheinungsort und -jahr, gegebenenfalls auch die ISBN) und darüber hinaus mit der aktuellen Signatur der Strausberger Militärbibliothek versehen. Ein Autorenregister bietet über die laufende Nummer raschen Zugriff auf die gewünschte Publikation. Unpraktisch ist, dass darüber hinausgehend keine weiteren Personen- und/oder Sachregister erstellt wurden, sodass der Nutzer beispielsweise auf der Suche nach Werken zum Wirken einer bestimmten Persönlichkeit (wie des Schöpfers der Inneren Führung, Wolf Graf von Baudissin) gezwungen ist, all jene Kapitel selbst zu durchforsten, deren Überschrift Ertrag vermuten lässt.

 

Grundsätzlich ist anzumerken, dass Auswahlbibliographien letzten Endes subjektive Präferenzen und Intentionen widerspiegeln. Das hier vertretene Themenspektrum ist mit jenen Inhalten weitgehend kongruent, über die deutsche Jugendoffiziere (oder die Informationsoffiziere des österreichischen Bundesheeres) auskunftsfähig sein müssen. Die auffallend starke Konzentration auf Werke zum Komplex der Inneren Führung (sie umfassen ein Drittel aller verzeichneten Titel) und damit auf das Generalthema der Verankerung der Streitkräfte in der Gesellschaft resultiert ohne Zweifel aus der der Publikation zugedachten Aufklärungsfunktion, hinter der militärspezifische Inhalte eher zurücktreten. Damit ist unter anderem auch sichergestellt, dass militärkritische Schriften nicht ausgeklammert werden, wie etwa die Aufnahme der von der Deutschen Friedensgesellschaft und den Vereinigten Kriegsdienstgegnern 1985 herausgegebenen Publikation „Schlachtfeld Schule“ (Nr. 527) beweist. Sonderbarer Weise stößt man in der Bibliographie aber auch auf Arbeiten, die sich mit Entwicklungen im österreichischen Bundesheer befassen und mit der deutschen Bundeswehr, wenn überhaupt, nur am Rande und bestenfalls in komparativer Hinsicht etwas zu tun haben (so Karl-Reinhart Trauner und Paul G. Nitsche, „Gibt es ein Leben nach 16.15?“, Nr. 591, oder Wilhelm Theuretsbacher und Rolf M. Urrisk, „Ich gelobe…“, Nr. 711). Die Abschnitte Recht und soldatische Ordnung (Kap. 4.4) und Einsatzrecht (Kap. 6.1) verzeichnen Wissenswertes für den Juristen, darunter nicht wenige Dissertationen. Eine Übersicht aller abgeschlossenen und laufenden Einsätze der Bundeswehr (Februar 1960 bis dato), wohl gedacht als zwar einer Bibliographie nicht unbedingt wesensimmanente, dessen ungeachtet aber ganz nützliche Zusatzinformation, schließt den Band ab.

 

Ob die Verteilung der Broschüre kostenpflichtig über den Buchhandel erfolgen oder ob diese – was der Absicht ihrer Herausgeber, in der breiten Öffentlichkeit ein besser konturiertes Bild der deutschen Bundeswehr zu verankern, dienlicher wäre – kostenlos in größerer Zahl an Interessierte und Meinungsbildner abgegeben werden soll, geht aus den Unterlagen des Rezensenten nicht hervor. Sicher ist, dass diese Bibliographie auf wohlwollende Aufnahme bei allen stoßen wird, die aktiv am demokratischen Leben Anteil nehmen und in diesem Zusammenhang mehr über das oft kritisch beäugte Feld des Militärischen und die Institution Bundeswehr erfahren wollen.

 

Kapfenberg                                                    Werner Augustinovic