Grabowski, Hans-Ludwig/Haney, Wolfgang, „Der Jude nahm uns Silber, Gold und Speck …“. Für politische und antisemitische Propaganda genutzte Geldscheine in der Zeit der „Weimarer Republik“ und des „Dritten Reiches“. Dokumentation basierend auf Belegen der zeitgeschichtlichen Sammlung Wolfgang Haney, Berlin. Gietl, Regenstauf 2015. 280 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Grabowski, Hans-Ludwig/Haney, Wolfgang, „Der Jude nahm uns Silber, Gold und Speck …“. Für politische und antisemitische Propaganda genutzte Geldscheine in der Zeit der „Weimarer Republik“ und des „Dritten Reiches“. Dokumentation basierend auf Belegen der zeitgeschichtlichen Sammlung Wolfgang Haney, Berlin. Gietl, Regenstauf 2015. 280 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Wolfgang Haney wurde 1924 als Kind einer jüdischen Mutter und eines katholischen Musiklehrers geboren und 1935 als Mischling ersten Grades aus einer privilegierten Mischehe eingestuft. Trotz schlechter Behandlung durch seine ehemaligen Freunde seit der Machterlangung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und Schulhausverbots nach mittlerer Reife konnte er nach einer Lehre als Maurer Bauingenieurwesen studieren und als Bauführer bei seiner Lehrfirma arbeiten. Nach seiner Pensionierung übernahm er als Überlebender einer 12 Jahre verachteten, verfolgten und weitgehend ermordeten Familie die Verpflichtung, die Nachwelt durch Ausstellungen, Berichte, Vorträge und Veröffentlichungen zu unterrichten.
Auf der Grundlage der einigermaßen einmaligen zeitgeschichtlichen Sammlung Wolfgang Haneys bietet der in Thüringen 1961 geborene, seit seiner Kindheit historische Geldscheine verfolgende Redakteur Hans-Ludwig Grabowsky eine eindrucksvolle Dokumentation propagandistisch genutzter Geldscheine vor allem des früheren 20. Jahrhunderts. An die Spitze stellt er dabei eine Einleitung in die Thematik, die mit wenigen Worten zu der interessanten Frage „wie das Geld entstand“ einsetzt. Danach wird in erster Linie die politische Entwicklung eindringlich bis zu dem Holocaust als tödlichem Ergebnis des allmählich wachsenden Antisemitismus dargeboten, wobei die Aufforderung „Kein Geld für Juden“ den Schluss formt.
Die umfangreiche Abbildungsdokumentation gliedert sich in 96 kleine Abschnitte. Sie beginnen mit der Aufforderung „3. mal täglich zu beten“ und enden mit dem Verlangen „Zeichnet keine Anleihen“. Im Detail lässt sich dabei bestens nachverfolgen, welche Wege der Mensch im Kampf gegen seine Mitmenschen mit Hilfe von Propaganda auf Geldscheinen zu beschreiten versucht.
Innsbruck Gerhard Köbler