Fleischmann, Peter, Hitler als Häftling in Landsberg am Lech 1923/1924 – Der Gefangenen-Personalakt Hitler nebst weiteren Quellen aus der Schutzhaft-, Untersuchungshaft- und Festungshaftanstalt Landsberg am Lech. Verlag Philipp C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2015. 552 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Fleischmann, Peter, Hitler als Häftling in Landsberg am Lech 1923/1924 – Der Gefangenen-Personalakt Hitler nebst weiteren Quellen aus der Schutzhaft-, Untersuchungshaft- und Festungshaftanstalt Landsberg am Lech. Verlag Philipp C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2015. 552 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Am 8. November 1923 versuchte der österreichische Staatsangehörige Adolf Hitler als Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in falscher Einschätzung der bestehenden politischen Lage, zusammen mit General Erich Ludendorff, Hermann Göring, Rudolf Heß und anderen gelegentlich einer Rede des Generalstaatskommissars Gustav von Kahr im Bürgerbräukeller in München die Macht in dem Deutschen Reich durch einen Putsch gewaltsam an sich zu bringen. Im Zuge des am nächsten Tage folgenden Marsches auf die Feldherrnhalle wurden bei einer unter ungeklärten Umständen entstandenen Schießerei 16 Putschisten und vier Polizisten getötet. Seit dem 11. November 1923 saß Adolf Hitler (1,75 Meter groß, rund 75 Kilogramm schwer) deswegen in Landsberg am Lech in Untersuchungshaft und blieb dort nach seiner Verurteilung zu fünf Jahren Festungshaft bis zu seiner zunächst für den Herbst 1924 vorgesehenen, aber wegen eines Streites um fünf rechtswidrig zugestellte (bzw. unter Umgehung der Zensur durch Besucher aus der Haft geschmuggelte, inhaltlich ziemlich belanglose) Briefe verzögerten vorzeitigen Entlassung am 20. Dezember 1924.
Als der ehemalige Leiter der Justizvollzugsanstalt Landsberg (ab 1963), Elmar Groß, 1970 nach Nürnberg wechselte und dort nach seiner durch Krankheit eindenden seinen Ruhestand bis zu seinem Tode verbrachte, nahm er (rechtswidrig unterschlagend) dienstliche Unterlagen mit, die nach einer Wohnungsräumung und einem Angebot auf dem Trempelmarkt in Nürnberg am 2. Juli 2010 in Fürth in sieben Ordnern einschließlich des Gefangenenpersonalakts Hitlers mit allen Sprechkarten der Besucher durch das Auktionshaus Behringer versteigert werden sollten. Am Morgen dieses Tages überbrachte unmittelbar vor der Versteigerung Peter Fleischmann als Leiter des Staatsarchivs München dem Auktionator ein Schreiben des Freistaats Bayern, durch das die Dokumente unter Kulturschutz und Ausfuhrverbot gestellt wurden. Seitdem arbeitete der Verfasser an dem jetzt vorgelegten, auf dem Umschlag durch Besuchskarten Julius Streichers und Ernst Röhms veranschaulichten Werk.
In ihm kann er nicht zuletzt an Hand von Kurzbiographien 330 Besucher Hitlers umfangreiches persönliches Umfeld dieser für die Ausarbeitung seines Kampfes verwendeten Zeit zeigen. Die Unterlagen belegen im Übrigen nicht nur die vielfache Umgehung der vorgeschriebenen Besuchszeiten, sondern auch den täglichen Genuss von durchschnittlich 1 bis 2 Flaschen Bier (und insgesamt 34 Kilogramm Butter, 45 Kilogramm Zucker, 515 Eiern und 50 Kilogramm Kartoffeln). Schon bei der Eingangsuntersuchung hatte der Amtsarzt bei Hitler einen rechtsseitigen Kryptorchismus festgestellt, woraus möglicherweise sogar eine Zeugungsunfähigkeit entsprang, so dass das neue Werk zumindest in vielen Einzelheiten neue Erkenntnisse über Adolf Hitlers Landsberger Häftlingszeit vermitteln kann.
Innsbruck Gerhard Köbler