Jelinek, Gerhard, Sternstunden Österreichs. Die helle Seite unserer Geschichte. Amalthea, Wien 2015. 318 S., zahlr. Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Jelinek, Gerhard, Sternstunden Österreichs. Die helle Seite unserer Geschichte. Amalthea, Wien 2015. 318 S., zahlr. Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Sonne, Mond und Sterne können Menschen mit gesunden Augen trotz riesiger Entfernungen von ihren ersten Tagen bis zu ihren letzten Stunden weit über sich sehen. Mit ihnen verbinden sich über die beglückende Wärme der Sonne hinaus überirdische Vorstellungen, die in der Sternenkunde die unbekannt vielen Sterne des Universums mit Ereignissen und Handlungen verknüpfen wollen. In diesem Sinne leuchtete nicht nur über der Krippe in Bethlehem ein besonderer Stern, sondern hat vor allem Stephan Zweig 14 Essays über geschichtliche Ereignisse und Vorgänge von universaler Bedeutung für die Geschichte der Menschheit verfasst.
Der in Wien 1954 geborene, nach dem Studium der Rechtswissenschaft 1977 zum Journalismus wechselnde Verfasser verfolgt von seiner Heimatstadt aus das Weltgeschehen in den unterschiedlichen Medien mit großer Aufmerksamkeit und beeindruckendem Erfolg. Dabei stehen Reden, die die Welt veränderten neben Affären, die die Welt bewegten oder Menschen & Mächten oder schönen Tagen des Jahres 1914. Die vorliegende Sammlung beschränkt sich einerseits auf Österreich, will aber andererseits die gesamte helle Seite der Geschichte des auch dunkle Seiten führenden Landes umfassen.
Im Gegensatz zu Stefan Zweig verweilt der Verfasser gedanklich ein paar Sternenminuten bei der Sternstunde und schließt daran unter Verwertung einer Abfrage eines bekannten Meinungsforschers nach der Einstellung und Meinung der Österreicherinnen und Österreicher zu historischen Ereignissen knapp drei Dutzend historische Ereignisse aus Österreich an, die gar nicht selten auch zu Sternstunden der Menschheit geworden sein könnten. Sie betreffen nach der Geburt des Landes im Jahre 1156 die Jahre 1193, 1515, 1683, 1793, 1797, 1809, 1813, 1815, 1818, 1823, 1844, 1854, 1855, 1861, 1895, 1898, 1902, 1905 1920, 1920, 1935, 1936, 1943, 1945, 1955, 1956, 1965, 1966 und 1994 und sind beispielsweise persönlich oder sachlich verknüpft mit Mozart, Erzherzog Karl, Fürst Metternich, stiller Nacht, Sachertorte, Semmering, Semmelweis; Freud, Porsche, Klimt, Bertha von Suttner, Festspielen, Hochalpen, Moskau, Figl, Toni Sailer, the Sound of Music, Udo Jürgens oder der Europäischen Union. Zwar kann eine österreichische Sternstunde auch einen außerösterreichischen Beigeschmack haben (Brüssel hat uns nicht wollen), doch werden die vielen hellen Seiten der bunten Sammlung vermutlich viele Leser freundlich für einige Zeit erwärmen, auch wenn sie möglicherweise den Ruhm ihres Vorbildes nicht erreichen können werden.
Innsbruck Gerhard Köbler