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Verfassungsgeschichte des Alten Reiches, hg. v. Haug-Moritz, Gabriele (= Basistexte frühe Neuzeit Band 1). Steiner, Stuttgart 2014. 283 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Verfassungsgeschichte des Alten Reiches, hg. v. Haug-Moritz, Gabriele (= Basistexte frühe Neuzeit Band 1). Steiner, Stuttgart 2014. 283 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Eine Verfassungsgeschichte des alten Reiches gibt es, seitdem das alte Reich besteht und eine Verfassung hat. Angesichts der wohl überwiegend anerkannten Unterscheidbarkeit von materieller Verfassung und formeller Verfassung kann es es sich dabei für das alte Reich nur um eine materielle Verfassung handeln. Basistexte hierzu haben nach ihrer Anzeige unmittelbar das Interesse eines sachkundigen Rezensenten erweckt, doch kann auch der Herausgeber in wenigen Worten vorweg auf das neue Werk aufmerksam machen.

 

Seine Herausgeberin wurde in Geislingen an der Steige 1959 geboren und in Geschichte und Germanistik in Tübingen ausgebildet. Mit ihrer 1992 veröffentlichten Dissertation mit dem Titel Württembergischer Ständekonflikt und deutscher Dualismus leistete sie einen Beitrag zur Geschichte des Reichsverbands in der Mitte des 18. Jahrhunderts. 1999 wurde sie auf Grund ihrer Habilitationsschrift über den Schmalkaldischen Bund zwischen 1530 und 1541/1542, in der sie die genossenschaftlichen Strukturelemente der politischen Ordnung des Heiligen römischen Reiches behandelte, für neuere Geschichte (modern history) habilitiert und 2004 nach Graz berufen.

 

Der vorliegende Sammelband vereint nach einer Einleitung neun Studien in vier Kapiteln. Sie betreffen Deutungstraditionen, für die Heinrich von Treitschke (1879) und Onno Klopp (1863) sprechen dürfen, Forschungsprogramme (Moraw/Press, Georg Schmidt, Barbara Stollberg-Rilinger), den Weg von der Verfassungsgeschichte des Reiches zur Geschichte seiner politischen Kultur bzw. die Geschichte politischer Teilhabe (Moraw, Albrecht P. Luttenberger) und die Entwicklung von der Verfassungsgeschichte des Reiches zur Geschichte seiner politischen Kultur auf Grund des Verhältnisses von Kaiser und Reich nach 1648 (Press, Gabriele Haug-Moritz). LIteraturhinweise und ein Personenregister von Adolf von Nassau bis (Fritz) Wolff runden den verheißungsvollen Band ab, der den Wandel des Verfassungsverständnisses verdeutlichen und eine fundierte Beurteilung der Debatten um den geschichtlichen Ort des Heiligen römischen Reiiches in der europäischen Geschichte ermöglichen will.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler