Braunschweig, Christoph, Die demokratische Krankheit. Der fatale Teufelskreis aus Politikerversprechen und Wähleranspruch. Olzog, München 2012. 206 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Braunschweig, Christoph, Die demokratische Krankheit. Der fatale Teufelskreis aus Politikerversprechen und Wähleranspruch. Olzog, München 2012. 206 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
1989 erschien, herausgegeben von Karl Braunschweig, als Beitrag 7 zu Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Christoph Braunschweigs Untersuchung über innovative Finanzinstrumente für Unternehmen (Chancen, Risiken und Kosten innovativer Hedging- und Finanzierungsmöglichkeiten am internationalen Finanzmarkt). Nun liegt, nach dem Geleitwort Hans-Georg Gofloos in bester Tradition des 1948 von Dr. Karl Braunschweig gegründeten Wiso-Repetitoriums und der Kölner Wirtschaftsprüfer-Lehrgänge, eine gezielte Auswahl und Auswertung verschiedener Quellen zur komplexen Thematik der Euro- und Schuldenkrise vor. Sie will den Zusammenhang zwischen schuldenindiziertem Wohlfahrtsstaat und gesellschaftspolitischen Fehlentwicklungen erläutern.
Sie geht unter Einbeziehung zahlreicher Zitate bis auf die den Umschlag zierenden griechischen Philosophen Plato und Aristoteles zurück, die nach dem Verfasser für Idealismus (Utopie, Sozialismus, deutsche Philosophie) und Realismus (gesunden Menschenverstand, Liberalismus, Ludwig Erhard) stehen. Den konkreten Beginn der Überliquidität der Weltwirtschaft sieht sie allerdings (erst) in der falschen ökonomischen Therapie der japanischen Immobilienkrise und Börsenkrise der 1990er Jahre. Den Problemkern erfasst sie ansprechend in dem gefährlichen Zusammenspiel zwischen Politikern, die zwecks Wahl in der Demokratie Wählern größte utopische Versprechungen machen, und Wählern, die am ehesten die Politiker wählen, die ihnen die größten (utopischen) Versprechungen machen.
Im Detail behandelt der Verfasser seinen Gegenstand in siebzehn von der Darstellung der Problemlage bis zur zusammenfassenden Analyse und einem angefügten Executive Summary reichenden Abschnitten. Dabei weist er etwa darauf hin, dass in den Vereinigten Staaten von Amerika die Geldmenge von 1959 bis 2004 von 302 Milliarden US-Dollar auf 9500 Milliarden Dollar gestiegen und gleichzeitig die Kaufkraft des Dollar um 85 Prozent gesunken ist, dass die Politik darin aber keine wirkliche Gefahr, sondern nur die erwünschte Möglichkeit erkennt, das Vermögen ihrer Bürger ihrer persönlichen Entscheidungsgewalt zu unterstellen. Auch wenn für den Verfasser der Ausgang der gegenwärtigen Entwicklung nicht sicher vorhersehbar ist, unterbreitet er doch den Vorschlag der Trennung zwischen einer öffentlichen (sozialistischen) staatlichen Währung und einer parallelen (liberalen) Marktwährung als Heilmittel, dem sich die Politik kaum anschließen wird, so dass trotz vieler ansprechender Hinweise auf die Wahrheit oder viele einzelne Wahrheiten eine Lösung für die wohl im egoistischen Wesen des auf den verschiedenen Seiten von Wahlen stehenden Menschen enthaltenen Probleme kaum gewonnen wird.
Innsbruck Gerhard Köbler