Kuhn, Dominik, Der lateinisch-altenglische Libellus precum in der Handschrift London, British Library, Arundel 155 (= Münchener Universitätsschriften – Texte und Untersuchungen zur englischen Philologie 41). Frankfurt am Main 2014. 387 S. 2 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Kuhn, Dominik, Der lateinisch-altenglische Libellus precum in der Handschrift London, British Library, Arundel 155 (= Münchener Universitätsschriften – Texte und Untersuchungen zur englischen Philologie 41). Frankfurt am Main 2014. 387 S. 2 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Obgleich die Angelsachsen ihr frühes Recht als einziges frühmittelalterliches germanistisches Volk nicht in Latein, sondern in der Volkssprache aufzeichneten, sind auch für die Angelsachsen lateinisch-altenglische Texte von erheblicher Bedeutung, weil sie die Überlieferung erweitern und den Inhalt vermehren. Allerdings sind diese zweisprachigen Quellen bisher noch nicht vollkommen erschlossen. Das hängt nicht nur mit dem begrenzten Interesse an ihnen zusammen, sondern auch mit dem Umfang und mit den vermehrten Zugangsschwierigkeiten der Zweisprachigkeit.
Die vorliegende, durch Abbildungen veranschaulichte Untersuchung ist die von der inzwischen leider bereits verstorbenen Mechthild Gretsch angeregte und begleitete, 2009 von der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen angenommene Dissertation des in Göttingen und London in Englisch und Geschichte ausgebildeten, als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für englische Sprache und Literatur des Mittelalters Göttingens und inzwischen als wissenschaftlicher Archivar wirkenden Verfassers, die wegen beruflicher und familiärer Umstände erst mit einiger Verspätung in einer aktualisierten Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Gegliedert ist sie in vier Kapitel. Zunächst beschreibt der Verfasser die zwischen 1012 und 1023 von dem namentlich bekannten Schreiber Eadwig Basan niedergeschriebene, dem Skriptorium von Christ Church in Canterbury entstammende, künstlerisch herausragende Handschrift. Danach wendet er sich dem darin auf den Blättern 171r-192v enthaltenen libellus precum zu und stellt ausführlich und sorgfältig die altenglische Glossierung dar.
Am Ende bietet er eine vorzügliche, erste Gesamtedition der die Nummern I-XL umfassenden Gebete. Ein lateinisch-altenglisches Wörterverzeichnis reicht von a beispielsweise über iustitia bis zelus, ein altenglisch-lateinisches Verzeichnis schließt schätzungsweise fast 1000 lemmatisierte Entsprechungen vom Altenglischen her auf. Wünschenswert wäre es, wenn alle lateinisch-altenglischen Texte in gleicher, auf dem gegenwärtigen Stand der Forschung beruhenden Form vorliegen würden.
Innsbruck Gerhard Köbler