Faußner, Hans Constantin, Die bayerische Herzogsdynastie der Agilolfinger (578-788) unter Heranziehung von Aventins baierischen Chroniken aus rechtshistorischer Sicht (= Beiträge zur Staats- und Gesellschaftsordnung des Mittelalters Band 3). Weidmann, Hildesheim 2014. 69 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Faußner, Hans Constantin, Die bayerische Herzogsdynastie der Agilolfinger (578-788) unter Heranziehung von Aventins baierischen Chroniken aus rechtshistorischer Sicht (= Beiträge zur Staats- und Gesellschaftsordnung des Mittelalters Band 3). Weidmann, Hildesheim 2014. 69 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die genaue Herkunft des aus streitigen Grundlagen (Bojern, Alemannen, Walchen) erwachsenden, zum 6. Jahrhundert von Jordanes erstmals genannten, zwischen Alpen und Donau siedelnden Volkes der Bayern ist unbekannt. Ihr erstes bekannteres Herzogsgeschlecht waren die auf einen Stammvater Agilulf mit unbekannten Lebensdaten zurückgehenden Agilulfinger oder Agilolfinger, die sich nach dem Zeugnis des bayerischen Volksrechts als von den fränkischen Merowinger eingesetzt betrachteten. Ihre tatsächliche, mit dem fränkischen Bischof Arnulf von Metz in Verbindung gebrachte Herkunft ist ebenso ungewiss wie ihre Bedeutung bei der Entstehung der Bayern als Volk.
Diesen und anderen offenen Fragen widmet sich der Verfasser aus rechtshistorischer Sicht. Als Schüler Heinrich Mitteis‘ hat ihn die bayerische Geschichte naheliegenderweise vor und nach seiner Habilitation bei Nikolaus Grass in Innsbruck besonders interessiert. Der besonderen schmalen, kostbar elegant rot mit goldener Schrift gewandeten Darstellung dienen neben Johannes Turmair’s genannt Aventinus Bayerischer Chronik, hg. v. Lexer, M. v., 2. Band Buch III (1886) vor allem die Darlegungen Peter Classens, Hans Constantin Faußners, Lothar Kolmers, Heinrich Mitteis‘, Kurt Reindels und Georg Ostrogorskys mit vielen Einzelerkenntnissen, das Handbuch der bayerischen Geschichte, das Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte in seiner ersten Auflage und die Neue Deutsche Biographie als Sammelwerke sowie die Fortsetzungen der Chroniken des sog. Fredegar in deutscher Übertragung und die Traditionen des Hochstifts Freising als Quellen.
Gegliedert ist die chronologisch geordnete Untersuchung in sieben Abschnitte. Sie betreffen die ersten hundert Jahre, die Landteilung Theodos VI. um 693, die Neuordnung unter Herzog Hucbert (728-736), Herzog Odilo (736-748), den Dynastiewechsel von 751, Herzog Tassilo III. (748-788) und das letzte Jahrzehnt Tassilos. Wer immer sich für die Entwicklung der Bayern vom Tode Herzog Theodeberts I. aus dem Geschlecht der Theodonen bis zur Synode von Frankfurt im Jahre 794 besonders interessiert, kann hier eine geschlossene, vom einst bedeutenden Verlag geförderte rechtshistorische Sicht der Entwicklung aus den Augen des von (Heinrich Mitteis,) Peter Classen und Johannes Turmair geleiteten Verfassers zur Erweiterung seines bisherigen Wissens zur Kenntnis nehmen.
Innsbruck Gerhard Köbler