Die „Hessians“ im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776-1783). Neue Quellen, neue Medien, neue Forschungen, hg. v. Gräf, Holger Th./Hedwig, Andreas/Wenz-Haubfleisch, Annegret (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 80). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2014. XVI, 311 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die „Hessians“ im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776-1783). Neue Quellen, neue Medien, neue Forschungen, hg. v. Gräf, Holger Th./Hedwig, Andreas/Wenz-Haubfleisch, Annegret (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 80). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2014. XVI, 311 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Menschen handeln entweder aus eigenem, nicht immer leicht erkennbarem Antrieb oder in Umsetzung eines fremden Willens. In diesem Rahmen haben vielleicht von frühen Anfängen an zahllose Einzelne ihr Leben oder ihre Gesundheit zur Erreichung eines ins Auge gefassten Zieles gegeben oder auch zahllosen anderen Einzelnen Leben, Gesundheit, Vermögen oder Frieden genommen. Ein bereits vielfach erörtertes Einzelthema in diesem Zusammenhang ist der Einsatz hessischer Truppen in der kriegerischen Auseinandersetzung der Siedler der Kolonien Großbritanniens in Nordamerika mit ihrem Ursprungsland am Beginn des letzten Viertels des 18. Jahrhunderts.
In diesem Rahmen wurde in Marburg am 28. März 2012 im landesgeschichtlichen Informationssystem (LAGIS) des hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde Marburg ein Datenbankmodul Hessische Truppen in Amerika (HETRINA) öffentlich präsentiert, das der Forschung auf Grund jahrzehntelanger Sammlung von Daten zu den hessischen Soldaten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg fast 90000 Datensätze zu rund 30000 Soldaten aus Hessen-Kassel, Waldeck und Hessen-Hanau zur Verfügung stellt. Am Rande dieses Ereignisses gewann die Idee Form, eine Tagung zur Geschichte dieser Vorgänge zu veranstalten. Die Ergebnisse dieses in Wilhelmsbad bei Hanau am 7. und 8. März 2013 durchgeführten Gesprächs stellt der vorliegende Band nunmehr der Allgemeinheit zur Verfügung.
Nach einem Vorwort Andreas Helwigs und einer Einleitung der beiden anderen Herausgeber schildern drei Studien den historischen Rahmen den europäischen Söldnerhandel vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, die Spielräume reichsfürstlicher Politik im 17. und 18. Jahrhundert und die Subsidienverträge der Landgrafen von Hessen-Kassel im Überblick. Als neue Quellen werden anschließend das Hildebrandt-Tagebuch (für die kanadische Landeskunde) und das Zeugnis Andreas Wiederholds vorgestellt, während in den Mittelpunkt der neuen Medien die HETRINA-Datenbank gestellt wird. Acht Beiträge zu neuen Forschungen widmen sich etwa den Motivationen Braunschweiger Soldaten, dem Amerikabild der deutschen Subsidientruppen, der Diskussion über die Subsidienpolitik am Ende des 18. Jahrhunderts, den kriegsgefangenen deutschen Soldaten (wertvoll und brauchbar), den heimgekehrten Veteranen, den Auswirkungen auf die amerikanische Kulturgeschichte oder den Hessians in der populären deutschsprachigen Literatur, so dass, wenn auch nicht durch ein Sachregister aufgeschlossen, nunmehr insgesamt vielfältige neue Ergebnisse weiteren künftigen Forschungen über Hessen im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg als Beispiel für den Einsatz ausländischer Söldner in der Weltgeschichte verfügbar sind.
Innsbruck Gerhard Köbler