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Boyron, Sophie, The Constitution of France. A Contextual Analysis. Hart, Oxford2013. XX, 269 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Boyron, Sophie, The Constitution of France. A Contextual Analysis. Hart, Oxford2013. XX, 269 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die wissenschaftliche Verfassungsgeschichte setzt entweder mit der von George Mason (1725-1792) entworfenen und am 12. 6. 1276 vom Konvent der nach Unabhängigkeit strebenden englischen Kolonie Virginia verabschiedeten Menschenrechtserklärung ein oder sieht diese jedenfalls als den wesentlichen Schritt des Übergangs von der materiellen Verfassung zur formellen Verfassung an. Dementsprechend steht Frankreich zwar bei der revolutionären Forderung und Gewinnung von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit an erster Stelle, doch folgt es in Bezug auf die formelle Verfassung selbst in Europa zeitlich erst Polen, wenn auch nur wenige Zeit nach. Im Übrigen ist t seine Verfassungsentwicklung insgesamt ebenfalls mehr vielfältig als eigentlich vorbildlich.

 

Dementsprechend bedeutsam ist die Beschäftigung der in Paris I ausgebildeten Verfasserin mit der Verfassung Frankreichs im Rahmen einer weltweiten Reihe von Verfassungsdarstellungen, in der bisher Großbritannien, die Vereinigten Staaten von Amerika, Vietnam, Südafrika, Japan, Deutschland, Finnland, Australien, Österreich, Russland, Thailand, Malaysia, China und Indonesien behandelt wurden. Von Frankreich aus kam die auch rechtsvergleichend arbeitende Autorin an La Maison Française d’Oxford und 1989 an die Birmingham Law School. Zusammen mit John Bell hat sie bereits 1998 die Prinzipien des französischen Rechtes erfolgreich dargelegt.

 

Das vorliegende Werk gliedert sich in insgesamt acht Kapitel. Nach einer kurzen geschichtlichen, 1789 einsetzenden Einführung sucht die Verfasserin die Grundlagen der Verfassung von 1958 und erörtert danach den Vorrang der Exekutive, die Erneuerung des Parlaments, das Vordringen der richterlichen Gewalt, das Verhältnis des Volkes zur Verfassung, die Beziehung zu untergeordneten und übergeordneten Ebenen und die Hinweise auf eine Verfassungsreform, wobei jeder Abschnitt mit einer kurzen und klaren Folgerung abschließt. Ein umfangreicher Index von 1st Empire bis working week erleichtert das Verständnis des Frankreich in die globale Entwicklung einbindenden, dem Leser vielfältige Fragen der jüngeren Verfassungsentwicklung Frankreichs umsichtig anglophon darlegenden Untersuchung.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler