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Blyth, Mark, Wie Europa sich kaputtspart. Die gescheiterte Idee der Austeritätspolitik, aus dem Englischen von Vormann, Boris.. Dietz, Bonn 2014. 349 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Blyth, Mark, Wie Europa sich kaputtspart. Die gescheiterte Idee der Austeritätspolitik, aus dem Englischen von Vormann, Boris.. Dietz, Bonn 2014. 349 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In der Natur gibt es zwar eine Zukunft, aber wohl keinen Kredit. Demgegenüber hat der Mensch die Möglichkeit erfunden, etwas mit Hilfe des Vermögens anderer auszugeben, was ihm nicht gehört, womit er sich aber einen Gewinn verspricht, mit dem er die Schuld zurückzahlen will. Dementsprechend stehen sich eine Sparmöglichkeit, bei der nur ausgegeben werden kann, was man (vorher gespart) hat und eine Verschuldungsmöglichkeit in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegenüber.

 

Der sich mit diesem Fragenkreis beschäftigende Verfasser ist ein 1967 geborener, als Professor für International Political Economy am Department of Political Science der 1764 gegründeten Brown University in Providence/Rhode Island tätiger Politikwissenschaftler, der als Halbwaise in bescheidenen Verhältnissen bei seiner Großmutter in Dundee in Schottland aufwuchs und 1999 an der Columbia University promoviert wurde. 2002 erschien sein Werk über Great transformations – economic ideas and institutional change in the twentieth century. In seinem vorliegenden, von der Hans-und-Traute-Matthöfer-Stiftung in der Friedrich-Ebert-Stiftung gefördertes, zuerst 2013 bei Oxford University Press erschienenen Buch beginnt er seine Ausführungen mit der Erklärung, warum ihm das Sparen nicht fremd ist.

 

Danach gliedert er seine die Wirtschaftsgeschichte umfangreich einbeziehenden Überlegungen in die drei Teile, warum wir alle sparen müssen, die Geschichte der austerity zwischen 1692 und 1942, 1942 und 2012 sowie in der politischen Praxis zwischen 1914 und 2012 und eine Schlussbetrachtung. Im Kern geht es ihm um die Widerlegung der Behauptung, dass Staatsausgaben das größte Hindernis für neues Wachstum sind, weshalb hoch verschuldete Staaten sparen müssten. Dies stuft der gewandte Verfasser mit Hilfe zahlreicher Argumente als verfehlte, konservativ-neoliberale, dem Wohlstand schadende, demokratiefeindliche Haltung ein, der gegenüber höhere Steuern für Spitzenverdiener ihm als besserer Weg erscheinen.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler