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Bach, Christine, Bürgersinn und Unternehmergeist. Stifter und Stiftungen in Hamburg nach 1945. Nomos, Baden-Baden 2014. 227 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Bach, Christine, Bürgersinn und Unternehmergeist. Stifter und Stiftungen in Hamburg nach 1945. Nomos, Baden-Baden 2014. 227 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Stiftung als die Widmung von Vermögen zu einem bestimmten Zweck vor allem durch Rechtsgeschäft ist bereits dem römischen Recht bekannt. Im Mittelalter, in dem das deutsche Wort um 950 erstmals belegt ist, fördert die Kirche das damit verbundene mildtätige Handeln. Insgesamt liegt ihm wohl ein Bündel vielfältiger Interessen zu Grunde, in dem Stolz, Ehre und Ruhm keine geringe Rolle spielen.

 

Die sich mit einem zeitlich wie örtlich eingegrenzten Ausschnitt aus diesem weiten Feld befassende Studie ist die von Andreas Schulz betreute, im Rahmen eines von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius mit einem großzügigen Promotionsstipendium und einem ebenso großzügigen Druckkostenzuschuss geförderten Forschungsprojekts zur Hamburger Stiftungsgeschichte entstandene, im Wintersemester 2010/2011 vom Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften der Universität Frankfurt am Main angenommene Dissertation der in Sankt Ingbert 1970 geborenen, nach dem Studium der mittleren und neueren Geschichte sowie der Pädagogik in Frankfurt am Main seit 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung tätigen Verfasserin. Sie gliedert sich außer in eine  Einleitung über Fragestellung, Forschungskontext, Quellengrundlage, Methode und Aufbau der Arbeit und eine Schlussbemerkung in drei Kapitel. Sie betreffen karitative Stiftungen im bundesdeutschen Sozialstaat, private Kulturförderung und Hamburger Stifter nach 1945 zwischen Tradition und Innovation.

 

Inhaltlich behandelt werden dabei vor allem die Stiftungen der Familie Reemtsma, Alfred C. Toepfer und Kurt A. Körber. An ihren Beispielen ermittelt die Verfasserin als zentrale Faktoren den Fortbestand und die Weiterentwicklung von Traditionen bürgerlichen Gemeinsinns, die stiftungsfreundliche politische Kultur der Hansestadt und den wirtschaftlichen Erfolg einzelner Unternehmer nach dem zweiten Weltkrieg. In diesem Rahmen weist die interessante Untersuchung auch darauf hin, dass zu den Beweggründen der Stifter, die im Übrigen ihre Mittel einschließlich der Stiftungsmittel auch in deutlichen Zusammenhängen mit der Schäden verursachenden Suchtanfälligkeit zahlreicher Mitmenschen erzielten, die Wünsche, gesellschaftlichen Einfluss auszuüben, möglichst geringe Steuern zu zahlen und als edel, hilfreich und gut zu gelten, erhebliche Bedeutung hatten, so dass der Bürgersinn bei Stiftungen vielfach eher vordergründiges Aushängeschild als innerste Überzeugung sein könnte, so hilfreich die Stiftung für die individuell begünstigten Destinatäre auch tatsächlich wirken mag oder kann.

 

Innsbruck                                                                                          Gerhard Köbler