Original Ergebnisseite.

Dokumente zur Deutschlandpolitik. „Besondere Bemühungen“ der Bundesrepublik, hg. v. Bundesministerium des Inneren und Bundesarchiv. Band 1 1962 bis 1969. Häftlingsfreikauf, Familienzusammenführung, Agentenaustausch. Oldenbourg, München 2012. LXXX, 758 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Dokumente zur Deutschlandpolitik. „Besondere Bemühungen“ der Bundesrepublik, hg. v. Bundesministerium des Inneren und Bundesarchiv. Band 1 1962 bis 1969. Häftlingsfreikauf, Familienzusammenführung, Agentenaustausch. Oldenbourg, München 2012. LXXX, 758 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

An die Teilung des Deutschen Reiches am Ende des zweiten Weltkriegs in vier Besatzungszonen schloss sich ziemlich rasch die getrennte Entwicklung eines sowjetisch beherrschten Ostens und eines angloamerikanisch-französisch beherrschten Westens an. In der Folge verließen viele Menschen die sozialistischere Deutsche Demokratische Republik und wechselten in die liberal-konservativere Bundesrepublik. Um aus östlicher Sicht die drohende Aggression des Westens bzw. aus westlicher Sicht die Flucht aus Zwang und Not in Freiheit und zumindest bescheidenen Wohlstand zu verhindern oder zumindest zu erschweren, errichtete die Deutsche Demokratische Republik entgegen früheren Verlautbarungen von der Nacht des 13. August 1961 an eine immer schwerer überwindbare Mauer zwischen West und Ost.

 

Seit 1962 verhandelten danach alle Bundesregierungen mit der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik streng geheim über Häftlingsfreikauf, Familienzusammenführung und Agentenaustausch, jeweils klar getrennt vom allgemeinen innerdeutschen Handel. Die Bundesrepublik war „aus humanitären Gründen“ in „besonderen Bemühungen“ bereit, Geld für Gegenleistungen zu zahlen (z. B. 40000 Deutsche Mark bei langer Haftstrafe). Die Verhandlungen führten (unter erheblichen eigenen Einnahmen) die Rechtsanwälte Jürgen Stange in West-Berlin und Wolfgang Vogel in Ost-Berlin, während die Ausführung das Diakonische Werk der evangelischen Kirche übernahm.

 

Als einen Teil der amtlichen Dokumente veröffentlicht der vorliegende Band 442 Texte mit Kommentierungen. Sie zeigen insgesamt, dass bis 1969 5015 Menschen freigekauft, rund 2600 Familien zusammengeführt, 2694 Häftlinge in den Westen und 2086 Häftlinge (wie z. B. Heinz Felfe) in den Osten gegeben und dabei etwa 226 Millionen Deutsche Mark von der Bundesrepublik Deutschland gezahlt wurden. In den auf Fortsetzung angelegten, aufschlussreichen Band führt eine sachkundige, kurze Einleitung ein.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler