Dilich, Wilhelm, Synopsis descriptionis totius Hassiae. Gesamtbeschreibung von ganz Hessen, hg. v. Rener, Monika/Lange, Klaus mit einem einleitenden Beitrag von Gräf, Holger, T. Historische Kommission von Hessen, Marburg 2012. XLII, 190 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Dilich, Wilhelm, Synopsis descriptionis totius Hassiae. Gesamtbeschreibung von ganz Hessen, hg. v. Rener, Monika/Lange, Klaus mit einem einleitenden Beitrag von Gräf, Holger, T. Historische Kommission von Hessen, Marburg 2012. XLII, 190 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Zu den besonders kostbaren Beständen des Staatsarchivs Marburg zählt ein unscheinbarer, nur fünf Millimeter starker Folioband mit der Signatur H 58. Er enthält auf 38 dünnen Papierblättern das 1591 geschaffene Werk Dilich, Synopsis descriptionis totius Hassiae. Es ist wegen seines großen Wertes im Original für Benutzer gesperrt, kann aber in Reproduktionen und Digitalisaten benutzt werden. Dazu kommt nunmehr die vorliegende, elegante, ebenfalls großformatige, deutlich dickere Druckwiedergabe der beiden in Marburg sowie in der hessischen Erwachsenbildung tätigen Herausgeber.
Der Verfasser wurde wohl in Wabern 1571/1572 als Sohn des 1615 gestorbenen Pfarrers Heinrich Scheffer (oder Schaeffer) genannt Dilich geboren und studierte nach dem Besuch der Gelehrtenschule in Kassel von 1589 bis 1590 an der Universität Wittenberg und anschließend in Marburg. Mit 20 Jahren legte er seine Synopsis descriptionis totius Hassiae dem Landgrafen Moritz vor, der ihn ab 1592 als Abreißer (Grafiker) in seine Dienste nahm. In diesem Rahmen schuf er als Geographus und Historicus historisch-topographische Werke vor allem zu Sachsen, Bremen, Ungarn und Hessen, wobei die ab 1607 begonnene kartographische Aufnahme der Landgrafschaft Hessen wegen eines Zerwürfnisses leider unvollendet blieb und Dilich nach einer Kerkerhaft 1625 an den Hof des Kurfürsten von Sachsen wechselte, an dem er fast bis zu seinem Tode im April 1650 wirkte.
Seine von den Herausgebern erstmals vollständig im Druck edierte, in die drei Bücher Oberhessen, Niederhessen und die Sitten und Bräuche der Hessen gegliederte Synopsis enthält in einem beschreibenden, chronikalischen Text 46 fein ausgeführte, wohl auf Grund eigenen Augenscheins geschaffene Federzeichnungen hessischer Städte. Die Herausgeber bieten ein vollständiges Faksimile mit anschließender Transkription des lateinischen Textes und Übersetzung in das Neuhochdeutsche. Vorangestellt ist Holger Th. Gräfs Ergebnis seiner Studien zu Leben, Werk und Büchern Dilichs, angeschlossen sind Testimonia (Nachweise) über Quellen Dilichs sowie ein Index über die geographischen Namen von Allendorf an der Lumda bis Zierenberg (bzw. Zülpich) und über Sachen von Ackerbau bis Weinbau, so dass jeder Interessierte das bedeutende Frühwerk Dilichs nun in gedruckter Form bestmöglich nutzen kann.
Innsbruck Gerhard Köbler