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Eichmann in Jerusalem - 50 Years After. An Interdisciplinary Approach, hg. v. Ambos, Kai/Pereira Coutinho, Luis/Palma, Naria Fernanda u. a. (= Studies in International and European Criminal Law and Procedure 14). Duncker& Humblot, Berlin 2012. 199 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Eichmann in Jerusalem - 50 Years After. An Interdisciplinary Approach, hg. v. Ambos, Kai/Pereira Coutinho, Luis/Palma, Naria Fernanda u. a. (= Studies in International and European Criminal Law and Procedure 14). Duncker& Humblot, Berlin 2012. 199 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Solingen am 19. März 1906 geborene, ohne beruflichen Abschluss gebliebene, 1927 in die Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs, im April 1932 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Österreichs und die SS eingetretene, durch Bekanntschaft mit Ernst Kaltenbrunner zum Leiter des für die Organisation der Vertreibung und Deportation der Juden zuständigen Referats des Reichssicherheitshauptamts in Berlin aufgestiegene Adolf Eichmann war mitverantwortlich für die Ermordung von etwa sechs Millionen Juden in Europa. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte er unter verschiedenen falschen Namen überleben und 1950 mit Hilfe des Pfarrers von Sterzing und des österreichischen Bischofs Alois Hudal im Vatikan über Italien als Riccardo Klement nach Argentinien auswandern. 1957 wurde Fritz Bauer von dem mit ihm befreundeten Lothar Hermann aus Buenos Aires auf die Sachlage aufmerksam gemacht, am 11. Mai 1960 Eichmann von Fahndern Israels ergriffen und am 22. Mai 1960 heimlich in einem Flugzeug der Fluggesellschaft El Al nach Israel gebracht, wo er am 31. Mai 1962 nach einem Todesurteil hingerichtet wurde.

 

Die in Linden am 14. Oktober geborene Hannah Arendt emigrierte wegen der Entrechtung und Verfolgung jüdischer Menschen 1933 aus dem Deutschen Reich, das sie 1937 ausbürgerte. Nach dem zweiten Weltkrieg wies sie besonders darauf hin, dass das Deutsche Reich durch unmenschliche Verbrechen das moralische Gefüge vernichtet habe. 1961 nahm sie als Reporterin der Zeitung The New Yorker am Prozess gegen Adolf Eichmann Teil und verfasste einen bewegenden Bericht von der Banalität des Bösen mit dem Titel Eichmann in Jerusalem.

 

Fünfzig Jahre später fand in Lissabon am 27. und 28. April 2011 eine Tagung der Rechtsfakultät zur Erinnerung an den Eichmannprozess und Hannah Arendts Werk statt. Die dortigen Referate sind außer in einem portugiesischen Tagungsband auch im vorliegenden Werk in englischer Sprache wiedergegeben. In insgesamt 14 Studien setzen sich vornehmlich Angehörige der Fakultät mit dem Bösen, Hanna Arendt, Eichmann in Jerusalem und Hannah Arendts Werk, dem Eichmannprozess, darauf gegründeten Überlegungen und gegenwärtigen Erfahrungen mit Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit (in Uruguay) eindringlich auseinander.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler