AAAKöbler, Gerhard, Jüdische deutsche Juristen
Jüdische deutsche Juristen
von
Gerhard Köbler
A) Allgemeiner Rahmen
Jude ist der Angehörige der Religionsgemeinschaft Judentum, ursprünglich der Bewohner des Reiches des nach dem vierten Sohn Jakobs benannten Stammes (Gebiet um Jerusalem, Hebron, Beer Sheva). Die Frühgeschichte der Juden ist nicht eindeutig feststellbar. Im 8. vorchristlichen Jahrhundert werden die Oberschichten der Reiche Israel und Juda deportiert. 587 v. Chr. gerät das Reich Juda unter die Herrschaft Babylons. 538 v. Chr. erlaubt König Kyros II. von Persien den in diesem Zusammenhang verschleppten Juden die Rückkehr nach Jerusalem. 63 v. Chr. erobern die Römer Jerusalem. Aufstände der Juden schlagen die Römer 70 n. Chr. unter Zerstörung Jerusalems, 115-117 und 132-136 n. Chr. blutig nieder. Bis zum 5./6. Jahrhundert breiten sich die Juden, von denen aus der Antike etwa 15000 namentlich bekannt zu sein scheinen, unter Bewahrung ihrer besonderen Religion und ihres besonderen Rechtes in einzelne Gebiete Spaniens, des Frankenreichs und Italiens aus und verlegen sich dabei auf die Tätigkeit als Händler. 638 fällt Jerusalem an die Araber. Bis in das 9. Jahrhundert, in dem die Juden unter dem Kalifen al-Mutawakkil mit einem besonderen Abzeichen gekennzeichnet werden, sind sie im Frankenreich nur am Mittelmeer sichtbar. Seit dem 9. Jahrhundert werden ihnen im Frankenreich Schutzprivilegien gewährt, für die sie eine Gegenleistung erbringen. Mit der Entstehung von Städten lassen sich die Juden dort in eigenen Gassen oder Vierteln (Gettos) fest nieder. Im Reichslandfrieden von 1103 werden die Juden unter die besonders befriedeten Menschen aufgenommen. 1236 unterstellt sie Kaiser Friedrich II. als Kammerknechte gegen Abgaben (Judensteuer) dem Schutz des Königs bzw. des ihm hierin folgenden Landesherrn (Judenregal). Da die Juden wegen des nur Christen treffenden kanonischen Zinsverbots den Geldwechsel und das verzinsliche Darlehen betreiben können und auch tatsächlich an sich ziehen, werden sie zur Zeit der Verbreitung der Pest (1347-1351, im Herbst 1347 durch genuesische Schiffe von der Krim nach Italien gebracht, je 50000 Tote in Florenz und Genua, im Heiligen römischen Reich vielleicht ein Zehntel der Bevölkerung an der Pest gestorben) als deren angebliche Urheber vielfach verfolgt und danach ab etwa 1390 weitgehend aus den Städten vertrieben (z. B. leben in Westfalen um 1500 nur noch an rund 25 Orten - nach 1350 aus dem Rheinland und Niedersachsen zugezogene - Juden). In den Schriften deutscher Juristen des 16. und 17. Jahrhunderts werden sie zwar abgelehnt, aber vor allem aus Nächstenliebe, später (Justus Henning Böhmer 1674-1749) auch aus naturrechtlichen Überlegungen geduldet. Im 17. und 18. Jahrhundert gelingt einzelnen der im Heiligen römischen Reich etwa 60000 bis 70000 verbliebenen, von den Fürsten und reichsstädtischen Magistraten mit Hilfe des Geleits aus fiskalpolitischen Überlegungen geförderten, von den Ständen dagegen in Gravamina eher abgelehnten Juden der Aufstieg im Bankwesen. Im Übrigen tragen weder Staat noch Beamte zur späteren (Selbst-)Emanzipation und zum sozialen Aufstieg bei. 1776 wird die Rechtsstellung der Juden in Virginia gesichert und verbessert. 1779 veröffentlicht Gotthold Ephraim Lessing sein fünfaktiges Ideendrama mit dem Titel Nathan der Weise , das den Toleranzgedanken in den Mittelpunkt stellt. Nach 1780 wird als Folge der Aufklärung allgemein die Forderung nach Eingliederung der jüdischen Minderheit in die Gesellschaft erhoben (z. B. Dohm, C., Über die bürgerliche Verbesserung der Juden, 1781). In der Folge erhalten die Juden alle staatsbürgerlichen Rechte (Frankreich 1791, Preußen 11. 3. 1812 Edikt betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in dem preußischen Staate – das die einheimischen Juden zu Inländern und preußischen Staatsbürgern erklärt und ihnen grundsätzlich gleiche bürgerliche Rechte wie den Christen zuspricht -, Bayern 1813, Österreich 1867, Sachsen 1868 Gleichberechtigung aller Staatsangehörigen unabhängig von der Religionszugehörigkeit in Verfassungsrang erhoben), müssen aber ihr besonderes Recht und ihre besondere Gerichtsbarkeit einschränken. Als Folge der Gleichstellung und der durch die frühere Ausgrenzung begünstigten Vorreiterrolle in der Verbürgerlichung ziehen die Juden in die Großstädte und aus dem Osten in die deutschen Staaten. Gegen 1860 hat sich das Judentum als eigene kulturelle Komponente in der bürgerlichen Gesellschaft etabliert (1871 1,05 Prozent der Deutschen, 1925 564379, 1933 499682 oder 0,76 Prozent von rund 65 Millionen). In Abwehr der Judenemanzipation entsteht am Ende des 19. Jahrhunderts der Antisemitismus (in Deutschland z. B. Treitschke, Stoecker, Eugen Dühring, Wilhelm Marr, Hermann Ahlwardt, Theodor Fritsch [1852-1933], Otto Böckel, Erwin Bauer, Max Bewer, Alfred Rosenberg, Hans F. K. Günther). Er bildet einen Kern des politischen Programms des Nationalsozialismus Adolf Hitlers. Als Folge der bis 1918 judendiskriminierenden Einstellungspolitik sind Juden im Staatsdienst nur schwach vertreten (1924 in Preußen von 987 Ordinarien 39 Juden, daneben 97 nicht beamtete Professoren, 43 Privatdozenten) und drängen deswegen in den Rechtsanwaltsstand.
1933 werden nach der Ernennung Adolf Hitlers als Reichskanzler des Deutschen Reiches auf Grund der nationalsozialistischen Ideologie (bei 9208 im Deutschen Reich zugelassenen Rechtsanwälten, davon rund 5000 nicht arisch) mehr als ein Viertel (von 11814 3370 d. h. 28,5 %) der Rechtsanwälte Preußens und die Hälfte (54 oder 48 %, rund 1830) der Rechtsanwälte Berlins als Nichtarier erfasst (Frankfurt am Main 45 %, Breslau 35 %, Hamm 14 %, Kiel 7 %, Bayern 460 von etwa 2400). Von 1663 Beamten des höheren Dienstes Preußens werden 211 und 285 Beamte vom Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums betroffen (28 %, im übrigen Reich von 2339 Beamten 106 und 143, also 9,5 %). Von 536 Richtern und Staatsanwälten jüdischer Herkunft in Preußen müssen von Juni 1933 bis Ende 1935 309 (58 Prozent) und bis zur Mitte des Jahres 1937 weitere 182 den Justizdienst verlassen und können nur 41 (als sog. „Mischlinge“) verbleiben. 1935 werden die Juden allgemein diskriminiert (1936 Entzug des Titels und der Lehrbefugnis für alle jüdischen Professoren und Dozenten, 1937 Verbot der Promotion für jüdische Studenten, 1938 Verbot der Immatrikulation für jüdische Studenten, Verbot der Benutzung von Bibliotheken und Archiven für jüdische Professoren und Dozenten, 761 jüdische Berliner Rechtsanwälte ihrer Zulassung entsetzt). Die 1938/1939 als Alternative zu der vom Ausland bzw. möglichen Einwanderungsländern abgelehnten Auswanderung (von 300000 bis 400000 Juden) angedrohte Vernichtung wird seit Sommer 1941 verwirklicht. Nur ein geringer Teil der europäischen Juden (um 1930 500000 Juden im Deutschen Reich [1933 500000 mit einem geschätzten Vermögen von 16 Milliarden Reichsmark = 30000 RM pro Kopf, 778 Millionen Reichsmark Einnahmen des Reiches aus der Enteignung deportierter Juden], 190000 in Österreich, 1939 72000 „Judenmischlinge ersten Grades und 39000 Judenmischlinge zweiten Grades“ in Deutschland) überlebt die sog. Endlösung (Holocaust). Von den vertriebenen Juden kehren nach 1945 etwa 4-5 Prozent nach Deutschland zurück. Von den in der Bundesrepublik Deutschland in 107 Gemeinden vertretenen etwa 100000 Juden des Jahres 2010 stammen rund 90 Prozent aus Osteuropa.
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Heinsohn, K. u. a., 2006; Niedermeier, U., Lippisches Judendrecht, 2006; Longerich, P., Davon haben wir nichts gewusst, 2006; Weber, R., Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933, 2006; Friedländer, S., Die Jahre der Vernichtung, 2006; Adam, K., Saul und David in der judäischen Geschichtsschreibung, 2006; Schmidt, K., Die Entwicklung der jüdischen Religionsgesellschaft zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, 2006; Schäbitz, M., Juden in Sachsen, jüdische Sachsen?, 2006; Krüger, C., Sind wir denn nicht Brüder?, 2006; Berger, M., Eisernes Kreuz und Davidstern, 2006; Chazan, R., The Jews of Medieval Western Christendom 1000-15000, 2006; Aschoff, D., Geschichte der Juden in Westfalen im Mittelalter, 2006; Reinke, A., Geschichte der Juden in Deutschland 1781-1933, 2007; Otto, E., Das Gesetz des Moses, 2007; Lämmerhirt, M., Juden in den wettinischen Herrschaftsgebieten, 2007; Ludyga, H., Die Rechtsstellung der Juden in Bayern von 1819 bis 1918, 2007; Huser, K., Vieh- und Textilhändler an der Aare, 2007; Kaufmann, U., Kleine Geschichte der Juden in Baden, 2007; Preuß, M., Gelehrte Juden, 2007; … fühlte mich durchaus als Deutscher …, bearb. v. Krach, T., 2007; Shatzmiller, J., Shylock geht in Revision, 2007; Andernacht, D., Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt am Main von 1520-1616, hg. v. Andernacht, H., 2007; Bell, D., Jewish Identiy in Early Modern Germany, 2007; Lillteicher, J., Raub, Recht und Restitution, 2007; Fühner, J., Kaiser Maximilian und die Juden, 2007; Ein Thema - zwei Perspektiven - Juden und Christen in Mittelalter und Frühneuzeit, hg. v. Brugger, E. u. a., 2007; Räume und Wege. Jüdische Geschichte im alten Reich 1300-1800, hg. v. Kiessling, R. u. a., 2007; Schubert, K., Geschichte der österreichischen Juden, bearb. v. Dolna, B., 2008; Ben-Naeh, Y., Jews in the Realm of the Sultans, 2008; Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Bd. 1ff. 2008ff.; Leitenberg, L., La population juive des villes d’Europe, 2008; Sieg, U., Jüdische Intellektuelle im ersten Weltkrieg, 2. A. 2008; Wirtschaftsgeschichte der mittelalterlichen Juden, hg. v. Toch, M., 2008; Die Juden in der Oberpfalz, hg. v. Bremnner, M. u. a., 2008; Dolna, B., Die Geschichte des österreichischen Judentums, (überarb. v. Schubert, K.,) 2008; Möschter, A., Juden im venezianischen Treviso (1389-1509), 2008; Leibniz und das Judentum, hg. v. Cook, D. u. a., 2008; Kuller, C., Finanzverwaltung und Judenverfolgung, 2008; Volkov, S., Merkurianer im Land der Apollonier, HZ 286 (2008), 657; Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817, bearb. v. Rosenstock, D., 2008; Herzig, A., Gabriel Riesser, 2008; Ebert, A., Jüdische Hochschullehrer an preußischen Universitäten (1870-1924), 2008; Auch in Deutschland waren wir nicht wirklich zu Hause, hg. v. Lühe, I. v. d. u. a., 2008; Wolffsohn, M. u. a., Deutschland, jüdisch Heimatland, 2008; Litt, S., Geschichte der Juden Mitteleuropas 1500-1800, 2009; Daniels, J. v., Religiöses Recht als Referenz, 2009; Herlich, R. u. a., Weiterleben Weitergeben, 2009; Klein, P., Die Gettoverwaltung Litzmannstadt, 2009; Staudacher, A., … meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben, 2009; Schwarz, E., Juden im Zeugenstand, 2009; Seibel, W., Macht und Moral. Die Endlösung der Judenfrage in Frankreich, 2010; Curilla, W., Der Judenmord in Polen, 2010; Mayer, M., Staaten als Täter, 2010; Haeberli, S., Der jüdische Gelehrte im Mittelalter, 2010; Austria Judaica. Quellen zur Geschichte der Juden in Niederösterreich und Wien 1496-1671, bearb. v. Paucher, P., 2010; Judaism, Christianity and Islam in the Course of History, hg. v. Gall, L. u. a., 2010; Der Judenrat von Bialystok, hg. v. Anders, F. u. a., 2010; Laux, S., Gravamen und Geleit - Juden im Ständestaat, 2010; Maier, G., Wirtschaftliche Tätigkeitsfelder von Juden im Reichsgebiet (ca. 1273-1350), 2010; Junginger, H., Die Verwissenschaftlichung der Judenfrage im Nationalsozialismus, 2011; Die Verfolgung der Juden während der NS-Zeit, hg. v. Hedwig, A. u. a., 2011; Die Juden in Franken, hg. v. Brenner, M. u. a., 2012; Rupnow, D., Judenforschung im Dritten Reich, 2011; Franke, C., Legalisiertes Unrecht, 2011; Jüdische Soldaten - Jüdischer Widerstand in Deutschland und Frankreich, hg. v. Berger, M. u. a., 2011; Ilan, T., Lexicon of Jewish Names in Late Antiquity, Teil 4 2011; Strnad, M., Zwischenstation Judensiedlung, 2011; Jasch, C., Staatssekretär Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik, 2011; Die Juden in Schwaben, hg. v. Brenner, M. u. a., 2011; Pawliczek, A., Akademischer Alltag, 2011; Meyer, B., Tödliche Gratwanderung, 201; Nazi Crimes against Jews and German Post-War Justice. The West German Judicial System during Allied Occupation (1945-1949), 2012; Breunung, L. u. a., Biographisches Handbuch der Emigration deutschsprachiger Rechtswissenschaftler nach 1933, Band 1 2012; Kasper-Marienberg, V., vor euer kayserlichen Mayestät Justiz-Thron, 2012
B) Jüdische deutsche Juristen als Forschungsgegenstand
Mit den jüdischen deutschen Juristen als einer besonderen Gruppe deutscher Juristen hat sich als erster wohl Hugo Daniel Sinzheimer (Worms 12. 4. 1875-Overveen/Holland 16. 9. 1945) befasst, der als Sohn eines Kleiderherstellers nach dem Rechtsstudium in München, Freiburg im Breisgau, Berlin und Marburg sowie der praktischen Ausbildung als Rechtsanwalt zugelassen wird, 1916 der sozialdemokratischen Partei beitritt und 1920 in Frankfurt am Main Honorarprofessor wird. Nach seiner Ausbürgerung im Jahre 1937 verfasst er in Reaktion auf den Kampf der deutschen Rechtswissenschaft gegen den jüdischen Geist (Schmitt, Carl, Die deutsche Rechtswissenschaft im Kampf gegen den jüdischen Geist, 1936), in dessen Rahmen in Berlin am 3. und 4. Oktober 1936 eine Tagung der Reichsgruppe Hochschullehrer des nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes über das Judentum in der Rechtswissenschaft stattfand, sein Werk jüdische Klassiker der Rechtswissenschaft, in dem er sich beispielhaft auf 11 Gelehrte und einen praktisch tätigen Juristen beschränkt (Friedrich Julius Stahl, Levin Goldschmidt, Heinrich Dernburg, Josef Unger, Otto Lenel, Wilhelm Eduard Wilda, Julius Glaser, Paul Laband, Georg Jellinek, Eugen Ehrlich, Philipp Lotmar, Eduard von Simson) und daneben Heinrich von Friedberg, Friedrich Stein, Hermann Staub, Julius Haber, Ernst Heinitz, Ernst Landsberg, Viktor Ehrenberg, Heinrich Rosin und Otto Gradenwitz im Vorwort zusätzlich besonders rühmt.
1963 legte Horst Göppinger (Stuttgart 8. 12. 1916-Stuttgart 6. 12. 1996) eine Untersuchung über die Verfolgung der Juristen jüdischer Abstammung im Dritten Reich vor. Er hatte nach dem Studium der Rechtswissenschaft im Jahre 1939 die erste juristische Staatsprüfung abgelegt und war nach seiner Teilnahme am zweiten Weltkrieg und der Ableistung der praktischen Ausbildung in den Justizdienst des Landes Württemberg bzw. Baden-Württemberg getreten. Nach seiner 1958 an der Universität Tübingen erfolgten Promotion über die Erledigung des Rechtsstreits in der Hauptsache wurde er als Richter am Oberlandesgericht Stuttgart 1980 wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste zum Professor ehrenhalber ernannt.
Sein Werk erfuhr als Standardwerk 1990 unter dem Titel Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“ - Entrechtung und Verfolgung im Verlag Beck eine zweite Auflage. In dieser Form umfasst es mehr als 500 Kurzbiographien eines knappen Zeitabschnitts. Sie sind innerhalb siebener Abteilungen alphabetisch geordnet.
Wenig später gaben Helmut Heinrichs, Harald Franzki, Klaus Schmalz und Michael Stolleis 1993 im gleichen Verlag das Sammelwerk Deutsche Juristen jüdischer Herkunft heraus. Für dieses verfassten Hans-Jürgen Becker, Hans-Peter Benöhr, Wolfgang Benz, Johann Braun, Elmar Bund, Peter Dieners, Horst Dreier, Eugen Ewig, Wilfried Fiedler, Manfred Friedrich, Monika Frommel, Eberhard Haas, Helmut Heinrichs, Andreas Heldrich, Alexander Hollerbach, Barbara Huber, Gerhard Jungfer, Gerhard Kegel, Paul Kirchhof, Tillmann Krach, Christoph Krampe, Peter Landau, Adolf Laufs, Christoph Link, Klaus Luig, Georg Maier-Reimer, Dieter Medicus, Dieter Miosge, Christoph Müller, Walter Pauly, Gerd Pfeiffer, Joachim Ramm, Thilo Ramm, Joachim Rückert, Reinhard Rürup, Martin Sattler, Dian Schefold, Karl Otto Scherner, Karsten Schmidt, Karl Heinz Schwab, Wolfgang Sellert, Klaus Vogel, Rudolf Wassermann, Hermann Weber und Hans F. Zacher 43 Beiträge und drei Querschnittsbeiträge. Besonders behandelt werden dabei Heinrich Dernburg, Ehrlich, Friedberg, Friedlaender, Gans, James Goldschmidt, Levin Theodor Goldschmidt, Hachenburg, Heller, Hensel, Victor Heymann, Honig, Georg Jellinek, Joel, Hermann Kantorowicz, Erich Kaufmann, Laband, Lasker, Lassalle, Louis Levin, Lotmar, Lowe, Magnus, Richard Mansfeld, Nawiasky, Karl Neumeyer, Preuß, Pringsheim, Rabel, Gabriel Riesser, Rosenberg, Rosin, Eugen Schiffer, Simson, Sinzheimer, Stahl, Staub, Stein, Wieruszowski, Ernst Wolff, Martin Wolff und Zimmern.
In Oxford legten 2004 Jack Beatson und Reinhard Zimmermann unter dem Titel Jurists uprooted Biographien im Deutschen Reich entwurzelter und nach Großbritannien emigrierter Juristen des 20. Jahrhunderts (vor allem Cohn, Daube, Friedmann, Grünhut, Kantorowicz, Lauterpacht, Leibholz, Lipstein, Mann, Mannheim, Oppenheim, Pringsheim, Radbruch, Schmitthoff, Schulz, Schwarzenberger, Ullmann und Wolff) vor. Sie stammen von 27 Bearbeitern. Vorangestellt sind Beiträge über die Verhältnisse in Deutschland und England.
Den Einstieg bilden Biographien über Fritz Schulz (Wolfgang Ernst), Fritz Pringsheim (Tony Honoré) und David Daube (Alan Rodger), denen sich eine Bestandsaufnahme des römischen Rechtes in England im 20. Jahrhundert (Peter Birks) anschließt. Es folgen Hermann Kantorowicz (David Ibbetson), Walter Ullmann (David Ibbetson), Otto Kahn-Freund (Mark Freedland), Ernst J. Cohn (Werner Lorenz) mit einem Überblick über die Rechtsvergleichung (J. A. Jolowicz), Clive M. Schmitthoff (John N. Adams), F. A. Mann (Lawrence Collins), Martin Wolff (Gerhard Dannemann), Kurt Lipstein (Christopher Forsyth, Christian von Bar) und die Entwicklung des internationalen Privatrechts in England (Peter North) sowie Wolfgang Friedmann (John Bell), Gustav Radbruch (John Bell), Gerhard Leibholz (Manfred H. Wiegandt), Lassa Oppenheim (Mathias Schmoeckel), Hersch Lauterpacht (Martin Koskenniemi), Georg Schwarzenberger (Stephanie Steinle) und das Völkerrecht (James Crawford). Eingehender gewürdigt werden noch Hermann Mannheim (Roger Hood) und Max Grünhut (Roger Hood), während für Julius Fackenheim, Otto Prausnitz (Giles) (Frank Wooldridge), Rudolf Graupner (Jack Beatson, Reinhard Zimmermann), sowie Albrecht Mendelssohn Bartholdy, Franz Haymann, Arnold Ehrhard, Friedrich Darmstaedter, Arthur Wegner und Josef Unger (alle Reinhard Zimmermann) kurze Biographien geboten werden.
Sehr viel allgemeiner und zugleich geschichtlich kürzer griffen demgegenüber im gleichen Jahr Hans Bergemann und Simone Ladwig-Winters in ihrem Werk über Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft in Preußen im Nationalsozialismus - Eine rechtstatsächliche Untersuchung -Eine Dokumentation - aus, für die das Bundesjustizministerium der Bundesrepublik Deutschland den 70. Jahrestag der Verabschiedung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 zum Anlass genommen hatte, eine Untersuchung über das Schicksal der Juristen jüdischer Herkunft in der Zeit des Nationalsozialismus in Auftrag zu geben. Ziel dieser Untersuchung war im Anschluss an Simone Ladwig-Winters 1998 erschienene Dokumentation „Anwalt ohne Recht. Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte in Berlin nach 1933“ die systematische Ermittlung der Namen und biographischen Daten der von nationalsozialistischen Zwangsmaßnahmen betroffenen Richter und Staatsanwälte in Preußen, wobei für jeden Betroffenen neben den Umständen der beruflichen Ausgrenzung auch das weitere Schicksal untersucht werden sollte.
Obwohl ein solcher Gesamtüberblick bisher abgesehen von Horst Göppingers Werk über Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“ (2. Auflage 1990), dessen biographische Angaben die Verfasser als oft nur kurz und in einigen Fällen unzutreffend einstufen, fehlt, wurde der Untersuchungsauftrag in zweifacher Hinsicht eingegrenzt. Zum einen beschränkt sich das Buch – verständlicherweise, aber auch bedauerlicherweise – auf Preußen und damit auf die Bezirke der 13 (von insgesamt 26) Oberlandesgerichte Berlin, Breslau, Celle, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamm, Kassel, Kiel, Köln, Königsberg, Marienwerder, Naumburg und Stettin, in denen rund 75 aller Berufsverbote verhängt wurden, wobei erfreulicherweise die vorliegenden Forschungsergebnisse zu außerpreußischen Gebieten ergänzend in den Anhang aufgenommen sind. Zum andern wurde die Studie auf alle am 30. Januar 1933 fest angestellten Richter, Staatsanwälte und Gerichtsassessoren begrenzt und wurden damit befristet beschäftigte Gerichtsassessoren, Ministerialbeamte und Juristen an Verwaltungsgerichten ausgeschlossen.
Zum weiteren Schicksal im Nationalsozialismus ließen sich für 431 von 536 Betroffenen (80 Prozent) Angaben ermitteln. Von ihnen kamen 169 (39 Prozent) „ums Leben“, während dem Massenmord 262 Richter und Staatsanwälte entkamen. In Deutschland erlebten 82 Opfer (31 Prozent) das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft, der 173 Richter und Staatsanwälte durch Flucht oder Auswanderung entgehen konnten.
Viele der Opfer sind allgemein allerdings so unbekannt wie die meisten nichtjüdischen Juristen auch. Hervorheben lassen sich wegen größerer Bekanntheit vielleicht Adolf Arndt, Gerhard Erdsiek, Walter Erman, Hans Goldschmidt, Ernst Heinitz, Ernst Hirsch, Otto Kahn-Freund, Paul Litten, Otto Loening oder Hermann Mannheim. Das erlittene Unrecht ist aber für alle im Grunde gleich, so dass stellvertretend für alle auch Alfred Wertheim genannt werden kann, dessen Brief vom 26. November 1944 aus Auschwitz an seine Ehefrau im Wortlaut abgedruckt ist.
Die Untersuchung wird abgerundet durch eine Auswertung der Sekundärliteratur für Gerichte außerhalb Preußens. Aus ihr ergaben sich Namen weiterer 91 Richter und Staatsanwälte im Justizdienst, die Zwangsmaßnehmen der Nationalsozialisten ausgesetzt waren. Ihre Zahl würde sich bei gründlicherer Aufarbeitung vermutlich über die bisherige Gesamtzahl von 625 hinaus nicht unerheblich erhöhen.
2012 ist erschienen Breunung, Leonie/Walther, Manfred, Biographisches Handbuch der Emigration deutschsprachiger Rechtswissenschaftler ab 1933. Band 1 Westeuropäische Staaten, Türkei, Palästina/Israel, lateinamerikanische Staaten, Südafrikanische Union. Dieses Buch geht davon aus, dass im Wintersemester 1932/1933 im Deutschen Reich 496 Hochschullehrer rechtswissenschaftlich tätig waren, von denen ab dem Frühjahr 1933 131 durch Amtsenthebung oder durch Entziehung ihrer Lehrbefugnis bzw. ihres Lehrauftrags aus ihren Ämtern vertrieben wurden (26,4 Prozent), wobei in 89 Fällen (67,9 Prozent bzw. 17,9 Prozent des Gesamtlehrkörpers) antisemitisch-rassistische Gründe vorlagen, in 42 Fällen (32,1 Prozent bzw. 8,5 Prozent des Gesamtlehrkörpers) sonstige ideologisch-politische Gründe. 69 Wissenschaftler emigrierten, 62 verblieben (52 im nationalsozialistischen Bereich). Von den Verbliebenen überlebten 28 die nationalsozialistische Herrschaft, während 24 ermordet wurden oder verstarben, während von 69 Emigranten 62 die Emigration überlebten (22 in den Vereinigten Staaten von Amerika, 40 in anderen Ländern) , von denen aber nur 36 weiter wissenschaftlich tätig waren und nur 10 später in den deutschen Sprachraum zurückkehrten.
Auf dieser Grundlage erfasst der Band die (23) Juristen Ball, Balogh, Baumgarten, Cohn, Darmstaedter, David, J. Goldschmidt, W. Goldschmidt, Grünhut, Hirsch, Kantorowicz, Leibholz, Lewald, Mannheim, Mendelssohn Bartholdy, Nawiasky, Prausnitz, Pringsheim, Schulz, Schwarz, Sinzheimer, Strupp und Wolff. Ausgewählte Kurzbiographien der (10) nicht der Wissenschaftsemigration zugerechneten vertriebenen und emigrierten Wissenschaftler beziehen sich auf Arnold Ehrhardt, Franz Haymann, Ernst Isay, Erich Kaufmann, Fritz A. Mann, Friedrich Schöndorf, Walther Schücking, Georg Schwarzenberger, Martin Wassermann und Arthur Wegner. Das Werk bietet eine überwältigende, einheitlich ziemlich intensiv gegliederte Fülle von Informationen (einschließlich vollständiger Veröffentlichungsnachweise), die in ähnlicher Weise auch im zweiten, im vergleichbaren Umfang noch ausstehenden Band zu erwarten ist.
C) Folgerung
Insgesamt zeigt sich, dass die bisher vorliegende, vorstehend aufgeführte Literatur vielfältige, grundlegende Erkenntisse ermittelt hat. Sie betreffen allerdings bisher nur persönliche, örtliche oder sonstige Ausschnitte aus der gesamten Geschichte jüdischer deutscher Juristen. Deswegen besteht hinsichtlich eines einfachen biographischen und jedermann leicht zugänglichen Gesamtüberblicks noch eine Lücke.
Sie soll im Folgenden auf der Grundlage der Internetpublikation Wer war wer im deutschen Recht vorläufig geschlossen werden. Das bedeutet, dass die dortigen Daten in einer Teilmenge zusammengefasst werden. Vertiefende Einzelstudien sind demgegenüber ebenso wie weiter ausgreifende Zusammenfassungen derzeit leider aus arbeitsökonomischen Gründen nicht möglich und müssen bedauerlicherweise auf die Zukunft verschoben werden.
Geordnet sind die Eintragungen nach dem Alphabet der Namen. Dem Familiennamen und den Vornamen folgen nach Möglichkeit Geburtsdatum und Sterbedatum sowie der berufliche Werdegang. Hieran schließen sich die wichtigsten Veröffentlichungen an, denen am Ende meist noch sonstige allgemeinere Hinweise folgen.
Ziel ist es dabei, die besonderen Leistungen wie auch die vielen bedrückenden Leiden jüdischer deutscher Juristen angesichts der Unmöglichkeit vollständiger Erfassung zumindest im ausgewählten repräsentativen Grundzug für die Gegenwart zu erfassen. Möge der vielfältigen Leistungen in bewundernder Anerkennung gedacht werden. Möge aber auch das zugehörige Leid in steter Erinnerung bleiben.
D) Kurzbiographien
ABRAHAM, Edith, Dr.; geb. Stettin 11. 10. 1896; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, 1916 Reifeprüfung, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, München, Erlangen, 1920 Promotion Univ. Erlangen, 1921 Sozialbeamtin Stadtrat Nürnberg, 01. 04. 1922 Gemeindebeamtin Nürnberg, 1927 Verwaltungsinspektorin, 15. 03. 1933 Versetzung in den Ruhestand, 1940 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika; Son.: Das Gemeindeerbschaftsvermögen nach schweizerischem Familienrecht 1920 (Dissertation nicht veröffentlicht), Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 11
ABRAHAM, Jaques, RA und Notar; geb. 1880; gest. 31. 12. 1942; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt und Notar Berlin, Entlassung als Notar, 19. 10. 1942 Deportation; Verö.: Disziplinargesetz für nichtrichterliche Beamte; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 237, Schriftleiter "Zeitschrift für Beamtenrecht"
ABRAHAM, Paul, Wiss. MA.; geb. Berlin 18. 12. 1886; gest. Auschwitz Februar 1943; WG.: Vater jüdischer Kaufmann, 1893 Askanisches Gymnasium Berlin, 1905 Studium Geschichte, 1906 Rechtswissenschaft Univ. Berlin, erste jur. Staatsprüfung bei Kriegsbeginn am 01.08. 1914 als Notexamen nach 16 Semestern, Mitarbeiter am Vocabularium iurisprudentiae Romanae (Band 1ff. 1903ff.), Kriegsdienst, zeitweise sehr unbefriedigende Leistungen, Ende April 1939 beendet, Mitte Februar 1943 nach Auschwitz deportiert; Son.: Thiel Jens Paul Abraham (in) Die preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1914-1945 2001, 434
ADAM, Leonhard, Dr. Dr.; geb. Berlin 16. 12. 1891; gest. Bonn 09. 09. 1960 (Herzinfarkt); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Textilimporteur (Meinhardt Michael Adam), Friedrich Wilhelm Gymnasium Berlin, 1910 Abitur, Studium Rechtswissenschaft, Sinologie, Ethnologie Univ. Berlin, Greifswald, 1914 erste jur. Staatsprüfung, Kriegsfreiwilliger, 1916 Mitarbeiter Josef Kohlers, 05. 06. 1916 Promotion Dr. jur. Univ. Greifswald, 1917 Mitherausgeber Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft, (nach dem Tode Josef Kohlers) 1919 Herausgeber Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft, 1923 zweite jur. Staatsprüfung, Assistent der Leitung des gemischten englisch-deutschen und japanisch-deutschen Schiedsgerichts, 1926 Bezirksrichter und Leiter der Übungsschule für bürgerliches Recht Provinzgericht Berlin, 1928 Oberbezirksrichter, 1930 Dozent für ethnologische Rechtsforschung am Institut für Auslandsrecht Univ. Berlin, Zwangspensionierung auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbbeamtentums vom 07. 04. 1933, 1938 erzwungene Aufgabe der Herausgeberschaft der Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft, Dezember 1938 Flucht bzw. Emigration London, 1940 nach Tatura in Australien deportiert, 1947 Lehrtätigkeit Univ. Melbourne, 1955 als Richter rehabilitiert, Landgerichtsdirektor a. D., 1957 in Australien i. R., Erwerb des zweiten Doktorgrads Univ. Bonn (Dr. phil.); F.: vergleichende Rechtswissenschaft; Verö.: Der Tod des Antragenden und des Antragsempfängers 1916 (Dissertation), Das Eingeborenenrecht 1929 (Mitherausgeber mit Schultz-Ewert Erich), Schacher Gerhard/Adam Leonhard Der Gründeranteil des französischen Aktienwesens 1930, Lehrbuch der Völkerkunde 1937 (Mitverfasser), Primitive Art 1949; Son.: evangelisch, rund 50 Aufsätze, DBE, Rechtsvergleicher 2000 153ff.
AJZENSZTEJN, Daniel, RA; geb. 1964; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Physik, Medizin, Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, Assistent Univ. Hamburg, 1998 Partner Taylor Wessing Hamburg; Son.: Mitglied des Präsidiums des Zentralrats der Juden in Deutschland
ALSBERG, Max, RA Prof. Dr.; geb. Bonn 16. 10. 1877; gest. Samaden/Kanton Graubünden 11. 09. 1933 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Berlin, Leipzig, Bonn, 1906 Promotion, 1906 Rechtsanwalt Berlin, Notar, 1931 Honorarprofessor Univ. Berlin, 1933 Berufsverbot, Emigration Schweiz; F.: Strafrecht; Verö.: Kriegswucherstrafrecht 1916, 7. A. Preistreibereistrafrecht 1922, Der Prozess des Sokrates im Lichte moderner Jurisprudenz und Psychologie 1926, 3. A. 1933, Die strafprozessualen Entscheidungen der Oberlandesgerichte Bd. 1ff. 1927f., Der Beweisantrag im Strafprozess 1930; Son.: getauft, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, NDB, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 371, Riess C. Der Mann in der schwarzen Robe 1965, Würdigung NJW 1966, 1649 (Seibert Claus), Max Alsberg, in: Streitbare Juristen 1988, 141 (Jungfer Gerhard), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 655 (Krach Tillmann), Kleinheyer/Schröder, DBE, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 230
AMELN, Elsbeth von, RAin Dr.; geb. Köln 16. 06. 1905; WG.: jüdischer Herkunft, Vater Jurist, 1925 Reifeprüfung, Studium Rechtswissenschaft Univ. Marburg, Köln, 1929 erste jur. Staatsprüfung, 18. 02. 1933 Promotion Univ. Köln, 1934 zweite jur. Staatsprüfung, 1945 Rechtsanwaltszulassung an amerikanischem Gericht, Strafverteidigerin; F.: Strafrecht; Verö.: Rückblick auf ein bewegtes Leben 1985; Son.: Der Gerichtshelfer 1933 (Dissertation nicht veröffentlicht), Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 13
ARNDT, Adolf, RA Prof. Dr.; geb. Königsberg/Ostpreußen 12. 03. 1904; gest. Kassel 13. 02. 1974; WG.: jüdischer Herkunft, Vater Professor (Staatsrecht und Bergrecht) (G. Adolf Arndt), als Kind nach Berlin, Kaiserin-Augusta Gymnasium, 1922 Abitur, Studium Rechtswissenschaft, Nationalökonomie, Philosophie Univ. Marburg, Berlin, erste jur. Staatsprüfung, September 1927 Promotion Univ. Marburg, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt bei Max Alsberg, (09. 09.) 1929 Gerichtsassessor, 1932 ständiger Hilfsrichter Amtsgericht Charlottenburg/Berlin, Landrichter, Kriminalgericht Berlin-Moabit, April 1933 zwangsbeurlaubt, Juni 1933 Ausscheiden aus Justizdienst "weil er nicht bei denen mitmachen wollte", (auf Grund Eingreifens des Schwiegervaters [Ministerialdirigent]) September 1933 Zulassung als Rechtsanwalt in Berlin, in Kanzlei Fritz Schönbeck in Berlin, als "Halbjude" eingestuft, 1943 Zwangsverpflichtung als Rechnungsprüfer, dann bei Organisation Todt, Anfang 1945 Flucht nach Schlesien, Februar 1945 Flucht in den Westen nach Westfalen, August 1945 Rechtanwalt und Notar in Marburg, außerdem Oberstaatsanwalt und November 1945 Ministerialrat Justizministerium Hessen, 1949 MdB SPD, Rechtsanwalt Bonn, 1956-1964 SPD Parteivorstand, Kronjurist der SPD, 11. 03. 1963-31. 03. 1964 Senator für Kunst und Wissenschaft Berlin, 1969 Ausscheiden aus Bundestag; F.: Staatsrecht, Kirchenrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Kartellrechtliche Verwaltungsakte 1926 (Dissertation) (Archiv des öffentlichen Rechts N. F. 11 (1926) 192-229); Son.: Vornamen Karl Otto Adolf, 1946 SPD, Kürschner 1925, 1926, Würdigung Recht und Politik 1969, Festschrift hg. v. Ehmke Horst/Schmid Carlo/Scharoun Hans (Schriftenverzeichnis 511-518) 1969, 1969 Prof. e. h., (Heinemann Gustav Walter), NJW 1969, 1703 (Wiethölter Rudolf), Nachruf NJW 1974, 487 (Lewald Walter), NJW 1984, Recht und SPD, Politik 1984, 116f., 597 (Vogel Hans-Jochen), Adolf Arndt, in: Streitbare Juristen 1988, 451 (Holtfort Werner), Schumacher Martin Volksvertretung im Wiederaufbau 1946-1961, 2000, 12f., Bergemann Hans u. a., Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 128
ARNDT, G. Adolf, Prof. Dr.; geb. Freienwalde/Pommern 21. 10. 1849; gest. Marburg 22. 04. 1926; WG.: aus jüdischer Familie, köllnisches Gymnasium in Berlin, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Heidelberg, erste jur. Staatsprüfung, 1872 Promotion Univ. Berlin, zweite jur. Staatsprüfung, Justizsdienst, 1876 Kreisrichter Essen, 1877 Bergverwaltung, Oberbergrat, stellvertretender Leiter des Oberbergamts Halle, 1879 Habilitation Univ. Halle, 1893 ao. Prof., 1900 o. Prof. Univ. Königsberg, 1904/1905 Rektor, 1912 Emeritierung, 1917 LB Univ. Marburg, 1919 Hon.-Prof. Univ. Marburg; F.: Staatsrecht, Bergrecht; Verö.: Zur Geschichte und Theorie des Bergregals und der Bergbaufreiheit 1879 (Habilitationsschrift Neudruck 1969), Das Allgemeine Berggesetz für die pfeußischen Staaten vom 24. Juni 1865 1885, 9. A: 1924, Bergbau und Bergbaupolitik 1894, Verfassung des Deutschen Reiches 1895, 5. A: 1913, Das Reichsbeamtengesetz vom 31. März 1873 1908, 2. A: 1922, Die Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. August 1919 1923, 3. A. 1927, Die Verfassung des Freistaats Preußen vom 30. November 1920 1921
ARNHEIM, Fischel, Landtagsabgeordneter; geb. Bayreuth 23. 02. 1812; gest. München 31. 01. 1864; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1848 königl. Advokat Naila, 1849 Abgeordnetenkammer Bayern, Mitarbeit an Zivilgesetzbuch, Zivilprozessordnung; Son.: Bosls bayerische Biographie – 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, Karl, 1983, 26, DBE
ARNSBERG, Paul; geb. Frankfurt am Main 26. 12. 1899; gest. Frankfurt am Main 10. 12. 1978; WG.: 1917/1918 Kriegsdienst, 1917 Mitbegründung Saronia (jüdische Studentenverbindung), 1919 Studium Rechtswissenschaft Univ. Frankfurt am Main, Heidelberg, Gießen, 1922-1931, Kaufmann Frankfurt am Main, 1927/1929 Delegation Zionistischer Weltkongress, 1931-1933 Justizdienst Frankfurt, Emigration (Palästina), 1954-1956 Beirat Bank of Israel, 1958 Rückkehr nach Frankfurt am Main, Publizist (FAZ), CDU; Son.: DBE
ARONHEIM, Adolph, Dr. iur. utr.; geb. Braunschweig 18. 01. 1818; gest. Braunschweig 1880; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Jurist, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, 1841 Promotion, bis mindestens 1852 einziger nichtkonvertierter jüdischer Advokat in Braunschweig, revolutionäre Tätigkeiten (treibende Kraft im Braunschweiger Arbeiterverein, während der Revolution von 1848/1849 Anführer der radikalen Demokraten im Herzogtum Braunschweig, Niederlegung eines Mandates in der Landesversammlung wegen der beginnenden Reaktionszeit, Organisation des gescheiterten Braunschweiger Demokratenkongresses), Strafverteidigung im ersten Sozialistenprozess), 1860 Gründungsmitglied des Deutschen Juristentags, 1866 Mitglied der Landesversammlung, Direktor der braunschweigischen Eisenbahn, Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Braunschweig, 1879 erneute Wahl in die Braunschweiger Stadtverordnetenversammlung; F.: Strafprozessrecht; Verö.: Natura negotii quod dicunt: Heuergeschäft 1841; Son.: Todesdatum ungewiss, Niedersächsische Juristen 2003, 312
ARONSOHN, Georg, RA; Bromberg; geb. Bromberg 1867; gest. KZ Theresienstadt 1943; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1900 Rechtsanwalt Bromberg, 1942 Deportation Theresienstadt; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 237
ASCH, Bruno, Stadtkämmerer; geb. Wollstein (Posen) 22. 07. 1890; gest. Amsterdam 10. 05. 1940 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1925 Stadtkämmerer Frankfurt am Main, Berlin, Zwangsbeurlaubung, Flucht nach Paris, Amsterdam, Gründung Treuhandgesellschaft; Verö.: Gemeindefinanzen Gemeindesteuern in Preussen 1924; Son.: bedeutendster kommunaler Finanzpolitiker, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 230
AUERBACH, Ella Georgine, RAin Dr.; geb. Frankfurt am Main 05. 01. 1900; gest. New York 20. 04. 1999; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Levi, Vater Richter (Ernst Levi), Studium Rechtswissenschaft Univ. Frankfurt am Main, Heidelberg, Berlin, 20. 11. 1922 erste jur. Staatsprüfung, 14. 02. 1928 zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwältin, 1933 Entziehung der Rechtsanwaltszulassung, 30. 01. 1939 Emigration England, 1940 Vereinigte Staaten von Amerika, Sekretärin, Sozialarbeiterin; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 17
AUERBACH, Leopold; geb. um 1845; Verö.: Das jüdische Obligationenrecht nach den Quellen und mit besonderer Berücksichtigung des römischen und deutschen Rechts systematisch dargestellt 1869
AUSTERLITZ, Johannes; geb. Oberglogau 09. 12. 1886; gest. KZ Minsk; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1922 Amtsgerichtsrat Essem, 22. 04. 1942 Deportation; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 238
AZZOLA, Axel Conrad Christian, Staatssekretär a. D. Prof. Dr.; geb. Ferdinandsberg/Ciresa/Rumänien 14. 03. 1937; gest. Berlin 06. 11. 2007 (begraben auf dem jüdischen Friedhof in Aurich); WG.: aus jüdischer Familie, italienisch-böhmischer Vater, deutsche Mutter aus Marburg, 1944 Marburg, Studium Rechtswissenschaft Univ. Marburg, Heidelberg, 1966 Promotion Dr. phil., Assistent Wolfgang Abendroths, 1971 Habilitation, Prof. Technische Hochschule Darmstadt, um 1990 Anerkennung als Jude, 1999 Staatssekretär Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern, 2001 a. D.; F.: öffentliches Recht, Staatsrecht; Verö.: Die Diskussion um die Aufrüstung der BRD 1971, Kommentar zum Grundgesetz 1984 (Mitarbeit), Jüdische und andere Geschichten von der Schöpfung bis zur Gegenwart 2005, Recht Freiheit und Bündnis in der Tora - Grundlegungen für eine jüdische systematische Theologie 2006; Son.: 1975 Verteidiger Ulrike Meinhof, SPD, Kürschner 2005, Mitherausgeber Demokratie und Recht
BACH, Alfred, RA; geb. Stuttgart 12. 08. 1935; gest. Selbstmord; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschgaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 231
BALL, Kurt; geb. Berlin 20. 01. 1891; gest. Tel Aviv 29. 05. 1976; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Rechtsanwalt (Justizrat), Gymnasium zum grauen Kloster Berlin, Ostern 1909 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, Genf, München, Heidelberg, Berlin, 1913 erste jur. Staatsprüfung (gut), 24. 07. 1914 Promotion Univ. Heidelberg (Karl August Heinsheimer), freiwilliger Kriegshilfsdienst, wegen Erkrankung ausgeschieden, 1919 zweite jur. Staatsprüfung (gut), 1920 Finanzamt Oranien, 1922 Regierungsrat, 1924 Finanzamt Berlin-Luisenstadt, 1926 Habilitation Handelshochschule Berlin, Privatdozent, SS 1932-SS 1933 Institut für Finanzwissenschaft und Steuerwesen (Handelshochschule), Lehrauftrag für das WS 1933/1934 nicht mehr verlängert, 31. 05. 1933 Vertretungsverbot als Rechtsanwalt, 11. 09. 1933 bzw. im November 1933 Entzug der Lehrerlaubnis, Ende Dezember 1938 Emigration nach Palästina, 1944 Abteilungsleiter für die Sammlung von Zeugenaussagen und Memoirenliteratur zu Geschichte der Juden im Nationalsozialismus in Tel Aviv (bis 1946), 1956-1960 wiss. MA. Yad Washem; F.: Rechtswissenschaft, weiter Verwaltungsrecht; Verö.: Die Unpfändbarkeit nach §§ 861 862 ZPO bei Zusammentreffen von Nießbrauch und Nutznießung 1914, Koppe Fritz/Ball Kurt Das Umsatzsteuergesetz 1926, Einführung in das Steuerrecht 1927, 4. A. 1927, Das Leben der Juden in Deutschland im Jahre 1933 1963; Son.: 170 Veröffentlichungen, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1945 Namensänderung in Kurt Jacob Ball-Kaduri, Würdigung Steuer und Studium 1990, 283 (Pausch Alfons), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 223f., Breunung u. a. Die Emigration 1 29
BALOGH, Elemér, Prof. Dr.; geb. Bajmok 24. 07. 1882; gest. Paris 02. 09. 1955; WG.: aus jüdischer Familie, Gymnasium Mariatheresiopol (Szabadka) in Österreich-Ungarn, Studium Rechtswissenschaft Univ. Budapest, erfolgreicher Abschluss, 1903 Promotion, Stipendiat, 1906 Rechtsanwaltsexamen, Tätigkeit im Justizministerium, Arbeit am Entwurf eines internationalen Privatrechts für Ungarn, April 1919 Übersiedlung nach Wien, September 1922 o. Prof. Univ. Kaunas/Litauen, August 1928 erzwungene Niederlegung des Ordinariats zum Schutz der Studentinnen gegen seine sexuellen Angriffe, LB. Univ. Berlin, Entzug des Lehrauftrags 28. 04. 1933, Mai 1933 Univ. Paris, 1936 Univ. Johannesburg/Südafrika, 1947 Emeritierung, Wechsel nach England und später nach Paris; F.: römisches Recht und seine Geschichte, weiter österreichisches Recht; Son.: Geburtsjahr vielleicht eher 1881, 127 Veröffentlichungen, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1945, Breunung u. a. Die Emigration 1, 148
BÄR, Alfred, LGRat Dr.; Manneim; geb. Heildelberg 10. 10. 1984; gest. KZ Gurs 02. 05. 1941; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 27. 11. 1918 Amtsrichter Mannheim, 08. 09. 1921 Landgerichtsrat, 1926 Untersuchungsrichter, 1940 Deportation Gurs; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 238
BÄR, Eugen, Dr.; geb. 1872; gest. 09. 11. 1938 nach der Kristallnacht (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Amtsgerichtsrat i. R.; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 231
BÄR, Jakob, OLG-Rat Dr.; geb. Bruchsal 30. 08. 1875; gest. 1940 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1927 Vorsitzender Landesarbeitsgericht, 1929 Landesgerichtsdirektor, 1933 Oberlandesgerichtsrat Karlsruhe; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 231
BARON, Julius, Prof. Dr.; geb. Festenberg 1834; gest. Bonn 1898; WG.: aus jüdischer Familie, Jurist, April 1860 Berlin Habilitation, 1860 ao. Prof., 1880 o. Prof. Greifswald, Bern, 1888 Bonn; F.: römisches Recht; Verö.: Abhandlungen aus dem preußischen Recht 1860, Die Gesamtrechtsverhältnisse im römischen Recht 1864, Pandekten 1872, 2. A. 1876, 9. A. 1896; Son.: getauft, Berner, DBA 56,75-78, DBI 1, 102a, IBI 1, 76b
BAUER, Fritz Max, Generalstaatsanwalt; geb. Stuttgart 16. 07. 1903; gest. Frankfurt am Main 01. 07. 1968 (überraschend); WG.: Vater jüdischer Kaufmann, 1921 Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft Univ. Heidelberg (Gustav Radbruch), München, Tübingen, SPD, erste jur. Staatsprüfung (glänzend), 1924 Promotion Univ. Heidelberg (Karl Geiler), zweite jur. Staatsprüfung (glänzend), Justizdienst Württemberg, Amtsgericht Stuttgart (1930 jüngster Amtsrichter des Deutschen Reiches), Landgericht Stuttgart, Mitbegründer republikanischer Richterbund, April 1933 Schutzhaft wegen Mitgliedschaft in SPD und politischer Betätigung, Ende Mai 1933 entlassen (nicht wegen seines jüdischen Glaubens, sondern auf Grund politischer Betätigung), Ende 1935 Dänemark, Verhaftung, Oktober 1943 Flucht nach Schweden, wiss. Ass. wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Univ. Stockholm, nach Kriegsende Finanzverwaltung Dänemark, mit Willy Brandt Begründer der Sozialistischen Tribüne, April 1949 Landgerichtsdirektor Deutschland, August 1950 Generalstaatsanwalt OLG Braunschweig (ein Unrechtsstaat ist nicht hochverratsfähig), 1956 OLG Frankfurt am Main; Verö.: Die rechtliche Struktur der Truste 1927 (Dissertation), Das Verbrechen und die Gesellschaft 1957, Die Humanität der Rechtsordnung 1998 (ausgewählte Schriften); Son.: linker Sozialdemokrat, Nachruf NJW 1968, 1418 (Seibert Claus), DRiZ 1968 Heft 8, 287, Kriminalistik 1968, 409 (Mergen Armand), Fritz Bauer, in: Streitbare Juristen 1988, 440 (Staff Ilse), DBE, Meusch Matthias Von der Diktatur zur Demokratie 2001, NS-"Euthanasie" vor Gericht: Fritz Bauer und die Grenzen juristischer Bewältigung 1996, hg. v. Winter Bettina, 1999, Würdigung FAZ 16. 07. 2003 (Roellecke, Gerd), Fritz Bauer 16. Juli 1903 - 1. Juli 1968, in: Betrifft Justiz 2003, 75 (Schneider Herbert), Wojak Irmtrud Fritz Bauer 2009 (467ff. Schriftenverzeichnis)
BAUER, Hannsheinz, MdB; geb. Wunsiedel 1909; gest. 18. 07. 2005; WG.: aus teilweise jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Würzburg, 1931 Mitglied SPD, 1933 Studienabbruch weil Halbjude, kaufmännische Tätigkeiten, 1939 Verhaftung, Wehrdienst, Kriegsgefangenschaft, 1946 Rechtsref. Würzburg, Landtagsmitglied Bayern, 1948-1949 Mitglied des parlamentarischen Rates, 1951 kaufmännischer Angestellter, 1953-1972 MdB
BAUER, Otto; geb. Wien 05. 09. 1881; gest. Paris 04. 07. 1938, 1948 Urne nach Wien in das Grab Victor Adlers überführt; WG.: aus großbürgerlicher jüdischer Familie, Vater Fabrikant, Studium Rechtswissenschaft, politische Ökonomie Univ. Wien, Sozialdemokrat, 1907 Redakteur Arbeiter-Zeitung, Klubsekretär der sozialdemokratischen Fraktion im Abgeordnetenhaus, Wehrdienst, Kriegsdienst, 1918/1919 Staatssekretär Außenministerium, Wortführer des Austromarxismus, Mitgestaltung Verfassung (1920), 1934 Flucht Tschechoslowakei, 1938 Emigration Frankreich; Verö.: Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie 1907; Son.: NDB, DBE, Goller Peter Otto Bauer (1881-1938) GS Wilhelm Brauneder 2008, 119, Hanisch Ernst Der große Illusionist Otto Bauer 2011, hochbegabter linkssozialistischer Theoretiker mit revolutionärer Rhetorik ohne praktische Tatkraft
BEER-HOFMANN, Richard, Dr.; geb. Wien-Rodaun 11. 07. 1866; gest. New York 26. 09. 1945; WG.: Vater Rechtsanwalt, Studium Rechtswissenschaft, 1890 Promotion, 1891 freier Schriftsteller Wien, Konversion zur jüdischen Religion, 1936 Emigration Palästina, 1938 New York; Verö.: Der Tod Georgs 1900, Die Historie von König David Bd. 1ff. 1918ff., Paula 1949 (posthum); Son.: Freund Arthur Schnitzlers, Hugo von Hofmannsthals, DBE, IBI 1, 93a
BEHREND, Jakob Friedrich, Prof.; geb. Berlin 13. 09. 1833; gest. Berlin 09. 01. 1907; WG.: aus jüdischer Familie, 1851 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1859 Gerichtsassessor, 1861 Promotion, 1863 Habilitation, 1864 ao. Prof. Univ. Berlin, 1870 ao. Prof. Univ. Greifswald, 1873-1887 o. Prof. Univ. Greifswald, Breslau, 1887 Reichsgerichtsrat Leipzig (erster und lange Zeit einziger jüdischer Reichsgerichtsrat), Redakteur Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtspflege in Preußen; F.: deutsches Recht, Rechtsgeschichte, Handelsrecht; Verö.: Observationes de actione simplici (schlichte Klage) iuris Germanici 1861 (Dissertation), Magdeburger Fragen (Hg.) 1865, Ein Stendaler Urteilsbuch aus dem 14. Jahrhundert 1868, Zur Reform des Aktiengesellschaftswesens 1873, Lex Salica 1874, 2. A. 1897, Lehrbuch des Handelsrechts 1880; Son.: nicht getauft, Todesdatum ungewiss (09. 01./06. 1907), ZRG 28, 628, DBE
BERENT, Margarete, RA Dr.; geb. Berlin 09. 07. 1887; gest. New York 23. 06. 1965; WG.: jüdischer Herkunft, Vater Kaufmann, Lehrerin Berlin, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Erlangen, 1914 Promotion, 1925 Mitbegründerin deutscher Akademikerinnenbund, 1925-1933 erste Rechtsanwältin Preußen, Präsidentin international organization of women lawyers, 1933 Anwaltschaftsausschluss (Löschung aus der Liste der Rechtsanwälte), 1939 Emigration Chile, 1941 Vereinigte Staaten von Amerika, Studium Rechtswissenschaft Univ. New York, 1949 Zulassung zur Anwaltskammer New York; F.: Arbeitsrecht, Scheidungsrecht; Verö.: Die Zugewinstgemeinschaft der Ehegatten 1914 (Dissertation); Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 36, DBE
BERNSTEIN, Carl Illysch; geb. Odessa 1842; gest. Berlin 1894; WG.: aus jüdischer Familie; F.: römisches Recht; Verö.: De delegationis natura 1865; Son.: nicht getauft
BETH, Marianne, RAin Dr. Dr.; geb. Wien 06. 03. 1890; gest. New Jersey 19. 08. 1984; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Weisl, Vater Jurist, Studium Orientalistik, 1912 Promotion Univ. Wien (Dr. phil.), 1919 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 13. 06. 1921 Promotion Univ. Wien (Dr. iur.), Gerichtsdolmetscherin, 1929 Rechtsanwältin Wien, 31. 12. 1938 Löschung aus der Rechtsanwaltsliste, 1938 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, 1939-1942 Dozentin für Soziologie und Deutsch Reed College Portland/Oregon, 1955 stellvertretende Leiterin Universal Translation Bureau; F.: Rechtsphilosophie; Verö.: Das Recht der Frau 1925, Neues Eherecht 1925; Son.: Kürschner 1950, erste Frau mit jur. Doktorat, erste Rechtsanwältin Österreichs, Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 41
BETTMANN, Hans, Dr.; geb. um 1900; gest. Heidelberg 01. 04. 1933 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Arzt (Siegfried Bettelmann), Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, Promotion; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 231
BLOCH, Friedrich Heinrich Wilhelm, Präs. LandesVG Dr.; geb. Ballenstedt am Harz 21. 01. 1904; gest. 10. 04. 1996; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kreislandmesser (galt als Jude), 1913 Gymnasium Gera, 1922 Abitur, Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Jena, Oktober 1925 erste jur. Staatsprüfung, Jan. 1930 zweite jur. Staatsprüfung, Juli 1930 Promotion, Regierungsassessor bei Reichsfinanzverwaltung Thüringens, Regierungsrat bei Reichsfinanzverwaltung in Mannheim, 31. 12. 1937 aus rassischen Gründen pensioniert und für politisch unzuverlässig erklärt, 1938 Wirtschaftstreuhänder in Treuhänderbüro in Frankfurt am Main, Gutachter ohne Namensnennung, 1944 nach Ausbombung ohne polizeilich gemeldete Wohnung, aus Furcht vor Verhaftung in Nervenklinik in Mannheim, Mai 1945 Gera, Juli-Oktober 1945 Landgerichtsdirektor Gera, 22. 10. 1945 Oberbürgermeister in Gera (bis 10. 09. 1948), 01. 09. 1948 Landgerichtspräsident Gera, daneben Hilfsrichter OVG Jena, 1949-30. 09. 1950 Präsident Landesverwaltungsgericht, nach ausbleibender Rückkehr von Urlaub entlassen; Verö.: Berufssteuern auf freie Berufe 1930 (Dissertation)
BLOCH, Robert, Dr.; geb. Stuttgart 08. 07. 1888; gest. KZ Auschwitz Juli 1942; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, 01. 10. 1916 Justizdienst Stuttgart, 11. 08. 1933 Entlassung, 13. 7. 1942 Deportation Auschwitz; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 238
BLUMENTHAL, Paul, Dr.; geb. 13. 02. 1880; gest. KZ Minsk November 1941; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Amtsgerichtsrat Altona, Jugendrichter, 01. 10. 1935 Zwangsbeurlaubung, Zwangspensionierung, 1941 KZ Minsk; Verö.: E. Freideberg/Polligkeit Kommentar zum Reichsjugendwohlfahrtsgesetz 2. A. 1930 (Mitarbeit); Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 239
BODENHEIMER, Brigitte, Prof. Dr.; geb. Berlin 27. 09. 1912; gest. Davis/Kalifornien 07. 01. 1981; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Levy, Vater Jurist, 1930 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, München, Berlin, Frankfurt am Main, 1933 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Studium Rechtswissenschaft Univ. New York, 1934 kurzzeitige Rückkehr nach Deutschland, Promotion, 1936 Bachelor of Law Univ. Washington, 1940 Rechtsanwaltszulassung Washington, Mitarbeiterin Beratungskomitee der US public housing authority, 1949 Rechtsanwältin Utah, special assistant des Generalstaatsanwalts Utah, 1953 Mitglied des Institute of judicial administration Univ. New York, 1954 Mitglied des Utah supreme court advisory committee on rules of civil procedure, 1962 Dozentin Univ. Utah, 1972 Prof. Univ. Kalifornien; F.: Familienrecht; Verö.: The Utah marriage counseling experiment 1961; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 48
BODENHEIMER, Max Isidor, RA Dr.; geb. Stuttgart 21. 03. 1865; gest. Jerusalem 20. 07. 1940; WG.: Studium Rechtswissenschaft, 1889 Promotion, 1893-1933 Rechtsanwalt, Justizrat Köln, 1893 Mitbegründer Chowewe-Zion Verein, 1897 Mitbegründer (Theodor Herzl) zionistische Vereinigung für Deutschland, 1905-1914 Präsident jüdischer Nationalfonds, Leiter Hauptbüro zionistische Vereinigung für Deutschland, 1933 Ausweisung Niederlande, 1935 Emigration Palästina; Verö.: So wurde Israel hg. v. Hannah Henriette 1958 (Autobiographie); Son.: DBE
BODENHEIMER, Siegfried, LGRat Dr.; geb. Emmendingen 28. 05. 1868; gest. KZ Theresienstadt 07. 03. 1945; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1913 Landgerichtsrat, 18. 02. 1928 Landgerichtsdirektor, 01. 10. 1035 Ruhestand, 1938 Emigration Holland, 25. 10. 1942 KZ Westerbork, April 1943 KZ Theresienstadt; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 239
BODIN, Jean, Prof. Advokat; geb. Angers 1529; gest. 1596; WG.: aus bürgerlicher Familie, Sohn eines Schneidermeisters, (angeblich) jüdische Mutter, 1549 Studium Rechtswissenschaft Univ. Toulouse, Prof. Univ. Toulouse, 1561 Advokat Paris, Berater König Karls IX. von Frankreich, im Dienst des Herzogs von Alençon-Anjou, 1577 Staatsanwalt Laon; Verö.: Les six livres de la Republipue 1576; Son.: geboren 1529 oder 1530, 1596 gestorben an der Pest, von erheblichem Einfluss auf das Staatsrecht, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1, Reichspublizistik und Policeywissenschaft 1600-1800, 1988, 172ff.
BOSCHAN, Eugen, RA Dr.; geb. Wien um 1860; gest. Wien 22. 04. 1928 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, 1890 Rechtsanwalt, "Anwaltsrichter" OGH; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 231
BRANDT, Günther, Prof. Dr.; geb. Berlin um 1895; gest. Berlin 29. 06. 1968; WG.: aus teilweise jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Marburg, Nov. 1916 erste jur. Staatsprüfung, 1917 Promotion Univ. Greifswald, Aufbau eines juristischen Repetitoriums (bis 1945 fortgeführt), Okt. 1917-Nov. 1918 juristischer Hilfsarbeiter der Zivilverwaltung in Polen am Kreisamt Ostrow, 1921 zweite jur. Staatsprüfung, 01. 01. 1922 Gerichtsassessor Justizministerium Preußen, 01. 11. 1925 Richter LG I Berlin in Zivilsachen, 01. 11. 1933 als Mischling ersten Grades ohne Ruhegehalt in Ruhestand versetzt, deswegen 1940 nicht wegen Rassenschande trotz eines Verhältnisses mit einer Jüdin bestrafbar, nie der jüdischen Gemeinde angehört, 1946 Chefredakteur Sonntag, 25. 09. 1946 Professor mit Lehrauftrag für bürgerliches Recht Univ. Berlin 12. 04. 1948 Prof. mit vollem Lehrauftrag, 27. 08. 1948 für ein Ordinariat vorgeschlagen, guter Redner, scharfsinnig, erklärt am 07. 01. 1950 Wechsel an die Freie Universität Berlin und beantragt das Angestelltenverhältnis mit dem 31. 12. 1949 als erloschen zu betrachten, an FU nur Hon.-Prof.; F.: bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht; Verö.: Strafrechtliche Nebenwirkungen von Straf- und Zivilurteilen 1917 (Dissertation); Son.: kaum wiss. Arbeiten, bekannt mit Hans Peters, der ihn 1946 als ausgezeichneten Dozenten bezeichnet, lebhaft, lustig, frei vortragend, Kürschner 1950, 1954, 1961, 1966
BRANN-FRANK, Hedwig, RAin Dr. LL. B.; geb. Frankfurt am Main 14. 09. 1899; gest. Chicago Oktober 1978; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Frank, Vater Kaufmann, 1919 Reifeprüfung, Studium Rechtswissenschaft Univ. Göttingen, Frankfurt am Main,, 1922 erste jur. Staatsprüfung, 1926 zweite jur. Staatsprüfung, 1929 Ernennung zur ständigen Amtsrichterin und Landrichterin, 01. 10. 1930 Landgerichtsrätin Frankfurt am Main, 1933 Entlassung, 1934 Studium Rechtswissenschaft Univ. Basel, 1937 Promotion Univ. Basel, 1939 Emigration nach Jerusalem, November 1939 Vereinigte Staaten von Amerika, 1940 Studium Rechtswissenschaft Univ. Cincinnati/Ohio, 1942 Bachelor of laws, 1944 Rechtsanwältin Illinois; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 57
BRASCH, Martin; geb. Breslau 04. 12. 1906; gest. Berlin Ende 1939; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1933 zweite jur. Staatsprüfung, Mitarbeit jüdische Gemeinde Berlin, 1939 Verhandlungsführer mit Gestapo, Deportierung; Son.: DBE, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 239
BRASSLOFF, Stephan; geb. Wien 18. 06. 1875; gest. KZ Theresienstadt 1943; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1902 Promotion, 1919 ao. Professor Univ. Wien, 1938 vom Lehramt enthoben; Verö.: Zur Kenntniss des Volksrechtes in den romanisirten Ostprovinzen des römischen Kaiserreiches 1902 (Dissertation); Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 240
BRAUN, David, LGRat Dr.; geb. Schrimm/Posen 12. 01. 1895; gest. Konzentrationslager Auschwitz Ende 1944; WG.: Teilnahme erster Weltkrieg, Verwundung, Landgerichtsrat Beuthen, 1937 Entlassung, Hauptgeschäftsführer Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens Berlin, 28. 10. 1944 Deportation Ausschwitz; Son.: DBE, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 240
BRAUNIAS, Karl; geb. Wien 16. 06. 1899; gest. Wien 19. 08, 1965; WG.: aus teilweise jüdischer Fanilie, Bundesrealschule in Wien 15, 1917 Reifeprüfung mit Ergänzungsreifeprüfung vor dem Landesschulrat Niederösterreich 1918, WS 1917/1918 ordentlicher Hörer der Allgemeinen Abteilung der Export-Akademie Wien, Tätigkeit bei Österreichischer Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe, 1918 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1922 wissenschaftlich tätig, 1923 Studienabschluss, ehrenamtlicher Assistent bei Wilhem Winkler, 1927 Ministerialsekretär im Bundeskanzleramt für auswärtige Angelegenheiten, 1933 Habilitation Univ. Wien, 1934 Mitglied der Vaterländischen Front, Mischling ersten Grades, Sektionsrat und Stellvertreter des Leiters des Chiffren-Departements, Juli 1938 venia legendi zurückgelegt, aus Liste der Hochschullehrer gestrichen, wegen technischer Spezialkenntnisse Tätigkeit im Amt des Reichsstatthalters, 1939 im Auswärtigen Amt in Berlin, 1943 in Ruhestand versetzt, 23. 97. 1945 Wiederverleihung der venia lagenid, Diplomat Österreichs in Moskau (1946), Belgrad (1949), Budapest (1955), 19. 12. 1956 Titel eines ao. Prof.; F.: allgemeine Staatslehre, weiter Staatsrecht; Verö.: Das parlamentarische Wahlrecht 1932, Nationalgedanke und Staatsgestaltung 1933, Die Fortentwicklung des altösterreichischen Nationalrechts 1938, Die Slowaken 1942; Son.: Kürschner 1935, 1954, 1961, 1966, 1970, Schartner Irmgard Die Staatsrechtler der juridischen Fakultät der Universität Wien im Ansturm des Nationalsozialismus 2011
BREIT, James, Prof. Dr.; geb. 28. 12. 1987; gest. Konstanz 03. 10. 1936; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Leipzig, Rechtsanwalt, 04. 02. 1902 dreieinhalb Jahre Festungshaft wegen Tötung im Duell, Körperverletzung und Hausfriedensbruchs, Rechtsanwalt Dresden, o. Prof. TH Dresden (Handelsrecht, Steuerrrecht), 1933 Entlassung wegen jüdischer Herkunft, 11. 08. 1933 Enthebung vom Amt als Notar; F.: Handelsrecht, Steuerrecht, weiter Privatrecht; Verö.: Sächsisches Ausführungsgesetz zum BGB (Hg.) 1913; Son.: Göppingen Horst Juristen jüdischerAbstammung 2. A. 1990 S. 219, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935
BRESLAUER, Bernhard; geb. Posen 16. 11. 1851; gest. Berlin 1928; WG.: Gründer Verein der Posener, Mitarbeiter Komitee für die russischen Juden (Paul Nathan), Mitarbeiter Verband der deutschen Juden, Vorstandsmitglied jüdische Gemeinde Berlin, 1908-1917 Gründer, Vorstand Vereinigung für das liberale Judentum in Deutschland,; Verö.: Das jüdische Recht nach dem System des Bürgerlichen Gesetzbuchs; Son.: DBE
BRESLAUER, Walter, RA und Notar Dr.; geb. Berlin 03. 07. 1890; gest. London 11. 05. 1981; WG.: Vater Jurist, Politiker (Bernhard Breslauer), Mitbegründer jüdisch liberaler Jugendverein Berlin, 1908 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Freiburg im Breisgau, 1914 Promotion Univ. Göttingen, 1919-1931 Rechtsanwalt und Notar Berlin, 1930 Vorsitzender jüdisch liberale Partei, 1933 Berufsverbot, 1936 Emigration Großbritannien, Studium Rechtswissenschaft School of Economics London, 1937-1972 Rechtsanwalt London, 1940 Internierung Isle of Man, Mitbegründer, Vorstand new liberal jewish congress; Son.: DBE
BREUER, Isaak, RA Dr.; geb. Pápa/Ungarn 18. 09. 1883; gest. Jerusalem 10. 07. 1946; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Promotion, Mitbegründer, Präsident Bund deutscher Anwälte Frankfurt am Main, 1912 Mitbegründer Agudas Jisroel Kattowitz, 1913 Rechtsanwalt Frankfurt am Main, 1915-1918 Kriegsdienst, Hauptverwaltungsmitglied Vaad Hapoel, 1936 Emigration Palästina; Verö.: Die preußische Austrittsgesetzgebung und das Judentum 1913, Welt als Schöpfung und Natur 1926; Son.: DBE
BRODNITZ, Georg, Prof. Dr.; geb. Berlin 18. 11. 1876; gest. Ghetto Lodz 04. 12. 1941; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, 1902 Privatdozent, ao. Professor Univ. Halle; Son.: Kürschner 1931, 1935, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 240, Herausgeber Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft
BRUCK, Eberhard Friedrich, Prof. Dr.; geb. Breslau/Schlesien 15. 11. 1877; gest. Insel Reichenau 12. 10. 1960; WG.: jüdische Familie, Vater geheimer Justizrat und Professor für Strafrecht Univ. Breslau, protestantisch getauft, Volksschule, Gymnasium Breslau, 1898 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, München, Berlin, 1901 erste jur. Staatsprüfung, 1904 Promotion Univ. Breslau (Rudolf Leonhard), Gerichtsassessor, 1906 zweite jur. Staatsprüfung, 16. 01. 1907 Gerichtsassessor, mit Ludwig Mitteis nach Leipzig, 1909 Habilitation (Ludwig Mitteis), Priv.-Doz. Univ. Breslau, 1913 ao. Prof. Univ. Genf, 1914-1918 Militärhilfsrichter, Kriegsgerichtsrat, 1916 ao. Prof. Univ. Breslau, 1920 persönlicher o. Prof. Univ. Breslau, 1927 planm. o. Prof. (Nachfolge Alfred Manigk), 1929 Prof. Univ. Frankfurt am Main (Nachfolge Heinrich Titze), 01. 10. 1932 Prof. Univ. Bonn (Nachfolge Fritz Schulz), 23. 09. 1935 aus rassischen Gründen beurlaubt, 10. 10. 1935 ab Ende März 1936 wegen Wegfalls seines Lehrstuhls (Nachfolger Wolfgang Kunkel) von amtlichen Verpflichtungen entbunden, April 1939 über Niederlande Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Prof. Univ. Harvard/Cambridge, ab 1948 Verbindungen zu Univ. Bonn, 1952 Emeritierung; F.: deutsches bürgerliches Recht, römisches Recht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Bedingungsfeindliche Rechtsgeschäfte 1901 (Dissertation), Die Schenkung auf den Todesfall im griechischen und römischen Recht 1909 (Habilitationsschrift), Totenteil und Seelgerät im griechischen Recht 1926, Über römisches Recht im Rahmen der Kulturgeschichte 1954 (Aufsätze), Kirchenväter und soziales Erbrecht 1956; Son.: Kürschner 1931, 1935, 1950, 1954, 1961, 1957 Dr. phil. h. c. Univ. Frankfurt am Main, Würdigung NJW 1961, 160 (Cohn Ernst J.), DBE, Die Juristen der Universität Bonn, hg. v. Schmoeckel, M., 2004, 82
BRUCK, Ernst, Prof. Dr.; geb. Breslau/Polen 07. 06. 1876; gest. Hamburg 28. 01. 1942; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1931-1936 Prof. Univ. Hamburg, erster Prof. Seminar für Versicherungswissenschaft, 1935 Ruhestand; F.: Handelsrecht, Versicherungsvertragsrecht; Verö.: Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz (Begünder) 8. A. 1961ff.; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Lehrer Hans Möllers, Biographie, in: Lebensbilder hamburgischer Rechtslehrer 1969, 21 (Möller Hans), Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 219
BUERGENTHAL, Thomas, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Lubochna/Slowakei (im Exil) 11. 05. 1934; WG.: jüdische Herkunft, Vater Jurist, als Kind nach Kielce/Polen, Auschwitz und Sachsenhausen verschleppt. 1945 Göttingen, 04. 12. 1951 Vereinigte Staaten von Amerika, Studium Bethany College West Virginia, Abschluss 1957, Studium Rechtswissenschaft New York University School of Law, 1960 Juris Doctor, Harvard University School of Law LL. M., Doctor of Juridical Science, 1962 Prof. State University of New York in Buffalo, 1968 Ehrendoktor Univ. Heidelberg, 1975 Univ. of Texas, 1979 Mitwirkung am Aufbau des interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Costa Rica, 1980 American Univ. Washington D. C., 1985 Emory Univ., 1989-2000 George Washington Univ., 02. 03. 2000 Richter Internationaler Gerichtshof Den Haag, 2007 Ehrendoktor Univ. Göttingen, 2010 Rückkehr von Den Haag nach Washington; F.: internationales Recht, Menschenrecht, Rechtsvergleichung; Verö.: Law-Making in the International Civil Aviation Organisation 1969, Buergenthal Thomas/Sohn L. B. International Protection of Human Rights 1973, Buergenthal Thomas/Murphy S. Public International Law 4. A. 2007, Buergenthal Thomas/Shelton D./Stewart D. International Human Rights 3. A. 2002, Buergenthal Thomas/Shelton D. Protecting Human Rights in the Americas 4. A. 1995; Son.: Würdigung FAZ 17. 06. 2010 (Müller Reinhard)
BUNGE, Margot, Dr.; geb. Bonn 22. 02. 1909; WG.: jüdischer Herkunft, Vater Univ.-Prof. (Dr. med.), 1928 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, 15. 01. 1932 erste jur. Staatsprüfung, 1933 Promotion Univ. Bonn, 1936 zweite jur. Staatsprüfung, 1937 Sekretärin; Verö.: Die Aufrechnung im englischen Recht unter besonderer Berücksichtigung der Aufrechnung im Konkurse 1933 (Dissertation nicht veröffentlicht); Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 67
CALM, David C., RA am Bundesoberhandelsgericht; geb. 1825; gest. 1875; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Rechtsanwalt, Rechtsanwalt am Bundesoberhandelsgericht; Verö.: Rechtsgrundsätze der Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts 1874ff.
CANTOR, Alfred, Dr.; geb. 1899; gest. 1968; WG.: Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1925 Promotion Univ. Kiel, Rechtsanwalt und Notar in Lübeck, Landarbeiterpionier in Israel; Verö.: Wann sind allgemeine Geschäftsbedingungen für die sie nicht kennende Vertragspartei verbindlich? 1925 (Dissertation); Son.: jüdischer Herkunft?, Guttkuhn Peter Dr. jur. Alfred Cantor Schleswig-Holsteinische Anzeigen/A 2007, 9, 358-359
CARSTEN, Ernst Sigismund, Dr.; geb. Berlin 07. 12. 1907; gest. Sonoma/Kalifornien 20. 02. 1984; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Augenarzt Prof. Dr. Paul Carsten, 1926 Abitur Mommsen-Gymnasium Berlin, SS 1926 Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, WS 1926/1927 Berlin, SS 1927 Freiburg im Breisgau, Ws 1927/1928 Berlin, 17. 01. 1930 erste jur. Staatsprüfung Kammergericht Berlin, 15. 06. 1931 mündliche Doktorprüfung, 28. 01. 1932 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Eduard Kern, magna cum laude), wegen jüdischer Abstammung an Ablegung der zweiten jur. Staatsprüfung gehindert, 1936 Emigration, September 1942 Dienst in der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika, 05. 11. 1945 Tätigkeit als Translator-Analyst im Office of Alien Property Custodian der Vereinigten Staaten von Amerika, 1946 Ermittler, Oktober 1952 Prozessanwalt in der Rechtsabteilung des Office of Alien Property, später in Kartellrechtsabteilung, 31. 12. 1973 i. R.; Verö.: Die Geschichte der Staatsanwaltschaft in Deutschland bis zur Gegenwart 1932 (Dissertation), Carsten Ernst S./Rautenberg Erardo C. Die Geschichte der Staatsanwaltschaft in Deutschland bis zur Gegenwart 2. A. 2012; Son.: Carsten Ernst S./Rautenberg Erardo C. Die Geschichte der Staatsanwaltschaft in Deutschland bis zur Gegenwart 2. A. 2012, 13ff.
CASSEL, Oskar, RA und Notar; geb. Schwetz 04. 06. 1849; gest. Berlin 08. 08. 1923; WG.: aus jüdischer Familie, Gymnasium zum grauen Kloster, Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft Univ. Berlin, 1879 Rechtsanwalt Berlin, 1888 Stadtverordneter Berlin, 1892 Notar, 1903 Landtagsabgeordneter Preußen (Freisinnige Volkspartei, später Deutsche Demokratische Partei), Gründer Hilfsverein der deutscher Juden für notleidende Juden in Osteuropa, 1917 Vorsitzender des Verbands deutscher Juden, 1918 Mitglied konstituierende Landesversammlung Preußen
COBLER, Sebastian, RA Dr.; geb. 1948; gest. 1989 (schwere Erkrankung); WG.: väterliche Familie jüdisch (Cohn), mütterliche Herkunft jüdisch geprägt, evangelisch erzogen, Studium TU Darmstadt Mathematik, Soziologie, Magister, ASTA-Vorsitzender, Rechtswissenschaft Univ. Fankfurt am Main, 1976 Promotion, 1982 Rechtsanwalt; Verö.: Die Gefahr geht vom Menschen aus - Der vorverlegte Staatsschutz 1976 (erweiterte Dissertation), 2. A. 1976, Law order and politics in West Germany 1978, Das Demonstrationsrecht 1983; Son.: Dierichs Helga Eine Lobby für die Grundrechte Betrifft Justiz 96 (2008) 409
COHEN, Moritz; geb. um 1805; WG.: aus jüdischer Familie?; Verö.: Über die Lage der Juden nach gemeinem deutschen Rechte 1832
COHN, Conrad, RA Dr.; geb. Breslau 25. 11. 1901; gest. KZ Oranienburg 1942; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1928 Rechtsanwalt OLG Breslau, 1937 in Reichsvertretung tätig, 1942 Verhaftung, Deportation Oranienburg; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 240
COHN, Ernst Joseph, Prof. Dr.; geb. Breslau 07. 08. 1904; gest. London 01. 01. 1976; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Leipzig, Freiburg im Breisgau, Breslau, 25. 07. 1925 erste jur. Staatsprüfung, 1925 Promotion Univ. Breslau (Eberhard Bruck), mit Bruck nach Frankfurt am Main, 04. 11. 1929, 1931 Habilitation (Eberhard Bruck), Priv.-Doz. Univ. Frankfurt am Main, Lehrstuhlvertreter Univ. Kiel, 05. 07. 1932 Prof. Univ. Breslau (Nachfolge Rosenstock, der auf einen ordentlichen Lehrstuhl gewechselt war), nach studentischen Störungen im April 1933 entlassen, Emigration über die Schweiz nach England, 1937 Universitätsdozent, Prof. King's College Univ. London, Barrister; F.: bürgerliches Recht, Handelsrecht, erweitert um Zivilprozessrecht, weiter vergleichende Rechtswissenschaft, ausländisches Recht, Rechtsvergleichung, Privatrecht, Prozessrecht; Verö.: Der Empfangsbote 1927 (Dissertation), Das rechtsgeschäftliche Handeln für denjenigen den es angeht 1931 (Habilitationsschrift); Son.: 192 Veröffentlichungen, Kürschner 1931, 1950, 1954, 1961, 1966, 1970, Dr. h. c. Univ. Köln, Hon.-Prof. Univ. Frankfurt am Main, Liber Amicorum hg. v. Chloeos/Neumayer (Festschrift) 1975, Nachruf NJW 1976, 611 (Neumayer Karl H.), Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 325 (Lorenz Werner), Ditt Thomas Stoßtruppenfakultät Breslau 2011 35, Breunung u. a. Die Emigration 1 81
COHN, Oskar; geb. 1869; gest. Genf 31. 10. 1934; WG.: Oberschlesien, aus jüdisch-religiösem, politisch liberalem, seit längerem eingedeutschtem Haus, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, Promotion, zweite jur. Staatsprüfung, 1899 Rechtsanwalt (mit Karl Liebknecht), 1912 Reichstagsabgeordneter, 1915 Kriegsdienst, Pazifist, Zionist, 28. 02. 1933 Flucht nach Paris; Son.: 1912 SPD, 1917 USPD, Heid Ludger Oskar Cohn 2002
COLBRAND, Nikolaus, Dr.; geb. Hamburg 1646; gest. Hamburg 13. 01. 1717; WG.: Studium Rechtswissenschaft, 1670 Promotion Univ. Straßburg, Syndikus Worms, 1689 Rechtsanwalt Hamburg; Verö.: Abgenöthigte Vorstellung betreffend die Beibehaltung hiesiger Statuten und bürgerlicher Freiheit wider Gewalt 1697, Jüdisches Galanterie-Magazin oder neuerfundene Filoutirungs-Art 1700; Son.: IBI 1, 249b
DAM, Hendrik George van, Dr.; geb. Berlin 08. 11. 1906; gest. Düsseldorf 28. 03. 1973; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft, Geschichte Univ. Heidelberg, München, Berlin, Basel, 1934 Promotion, Justizdienst, Entlassung, Journalist Schweiz, Niederlande, 1940 Flucht Großbritannien, Internierung, 1946-1950 Justitiar, Abteilungsdirektor jewish relief unit Hamburg, Bremen, Mitglied Zentralrat der Juden in Deutschland; Verö.: Die Unverjährbarkeit des Völkermordes 1969
DARMSTAEDTER, Friedrich (Ludwig Wilhelm), Doz. Dr.; geb. Mannheim 04. 07. 1883; gest. Heidelberg 23. 01. 1957; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Rechtsanwalt, Studium Univ. Straßburg, München, Freiburg im Breisgau, Heidelberg, 1906 erste jur. Staatsprüfung, 1910 zweite jur, Staatsprüfung, Gerichtsassesor, 1914 Promotion (Karl von Lilienthal), 1918 Staatsanwalt, 1919 Amtsrichter, Landgerichtsdirektor, 1928 Lehrbeauftragter, 1930 Habilitation, Privatdozent Univ. Heidelberg, 25. 08. 1933 Entziehung der Lehrtätigkeitsgenehmigung, 1935 Amtsenthebung, 1936/1937 Emigration Italien, Promotion Univ. Rom (Philosophie), 1939 Dozent Univ. Cambridge, 1942-1953 Dozent London School of economics and political science, 1948 Dozent Univ. Heidelberg; F.: Rechtsphilosophie; Verö.: Nach welchen prozessrechtlichen Vorschriften hat der im militärischen Verfahren tätige bürgerliche Richter zu verfahren? 1914 (Dissertation), Die Grenzen der Wirksamkeit des Rechtsstaats 1930 (Habilitationsschrift), Die politische Gleichheit im antiautoritären Staat 1948; Son.: 145 Veröffentlichungen, Kürschner 1931, 1935, 1950, 1954, DBE, Breunung u. a. Die Emigration 1 105
DAUBE, David, Prof. Dr. Ph. D. D. C. L.; geb. Freiburg im Breisgau 08. 02. 1909; gest. Kalifornien/Vereinigte Staaten von Amerika 24. 02. 1999; WG.: jüdische Herkunft, Vater Kaufmann, Mutter aus Nördlingen, Studium Rechtsgeschichte, 1931 Promotion summa cum laude Univ. Göttingen (Lenel Otto/Kunkel Wolfgang), 1933 Vertreibung bzw. 1936 Emigration England, Promotion Univ. Cambridge, 1940 verhaftet für 1 Jahr, 1951 Prof. Univ. Aberdeen, 1955 D. C. L. Univ. Oxford, Regius Prof. Univ. Oxford, 1970 Prof. Univ. California/Berkeley; F.: römisches Recht, altjüdisches Recht, Rechtsgeschichte; Verö.: Forms of roman legislation 1956, The sudden in the scriptures 1964, Collaboration with tyranny in rabbinic laws 1965, Studies in biblical law 1969, Gewaltloser Frauenwiderstand im Altertum 1971, The duty of procreation 1977, Das alte Testament im neuen aus jüdischer Sicht 1984; Son.: Carmichael C. Ideas and the Man - Remembering David Daube 2004, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 233 (Rodger Alan)
DAVID, Alfons, Senatspräs. RG Dr.; geb. 1866; gest. 1954; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion 1893 Univ. Bonn, Justizdienst, Richter am Reichsgericht, Senatspräsident; Verö.: Die vollstreckbaren Urkunden der Zivilprozessordnung 1893 (Dissertation), Das Präjudiz 1925
DAVID, Martin; geb. Posen/Preußen (bzw. Polen) 03. 07. 1898; gest. Rotterdam 09. 04. 1986; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, Gymnasium Posen, während des ersten Weltkriegs nach Berlin, Studium Rechtswissenschaft, klassische Sprachen, semitische Sprachen Univ. Berlin, 20. 12. 1919 erste jur Staatsprüfung (ausreichend), 09. 04. 1924 zweite jur. Staatsprüfung (ausreichend), Gerichtsassessor Berlin, 16. 02. 1925 oder 29. 05. 1925 Promotion Univ. Leipzig (Paul Koschaker) (summa cum laude), 17. 01. 1927 Entlassung aus Justizdienst auf Antrag mangels Bewilligung einer Beurlaubung für Habilitation in Leipzig, Wechsel nach Leipzig, 1930 Habilitation Univ. Leipzig (Paul Koschaker), Privatdozent, zum Ende des SS 1933 Entlassung unter Entzug der Lehrbefugnis, 07. 10. 1933 Privatdozent Univ. Leiden, 1935-Ende November 1940 außerordentlicher Assistent Univ. Amsterdam, 1937 Assistent Univ. Leiden, 19. 11. 1937 bijzonder Hoogleeraar, 09. 11. 1939 niederländische Staatsangehörigkeit, 25. 11. 1940 Beurlaubung, 27. 11. 1940 Schließung der Universität, 01. 03. 1941 Entlassung aus dem Lehramt Univ. Leiden, 1943 Internierung, 05. 09. 1943 Theresienstadt, 29. 06. 1945 Leiden, 31. 12. 1945 buitengewone Hoogleeraar Univ. Leiden, 01. 01. 1953 gewoon Hoogleeraar, 01. 09. 1968 Emeritierung, 1972 Schlaganfall (teilweise gelähmt); F.: römisches Recht, Papyrologie, altorientalische Rechtsgeschichte und seine Geschichte; Verö.: Die Adoption im altbabylonischen-assyrischen Recht 1925 (Dissertation veröffentlicht als Die Adoption im altbabylonischen Recht 1927), Studien zur heredis institutio ex re certa im klassischen römischen und justinianischen Recht 1930 (Habilitationsschrift); Son.: 90 Veröffentlichungen Kürschner 1931, 1935, 1940/1941, Schüler Herbert Paul Hermann Petschow (1909-1991), Breunung u. a. Die Emigration 1 122
DERNBURG, Heinrich, Prof. Dr.; geb. Mainz 03. 03. 1829; gest. Berlin-Charlottenburg 23. 11. 1907; WG.: jüdische Abstammung, Vater Rechtsprofessor (Jakob Hartwig Dernburg), 1841 Konversion zum Christentum, 1847 Studium Rechtswissenschaft Univ. Gießen, Berlin, 1850 Promotion, Univ. Gießen, 1851/1852 Habilitation Univ. Heidelberg (Karl Adolf von Vangerow), 1854 ao. Prof., 1855 o. Prof. Univ. Zürich, 1862 Prof. Univ. Halle, , 1866 Mitglied Herrenhaus Preußen (1873 auf Lebenszeit), 1873 Prof. Univ. Berlin (Nachfolge Adolf August Rudorff), A884 Rektor; F.: Privatrecht; Verö.: Über den Wert und die Bedeutung der Schwurgerichte 1848, Abhandlungen aus dem Gebiete des gemeinen und französischen Zivil- und Prozessrechts 1849, Emptio bonorum 1850 (Dissertation?), Hereditatis petitio 1852 (Habilitationsschrift), Die Kompensation 1854, 2. A. 1868, Das Pfandrecht nach den Grundsätzen des heutigen römischen Rechts Bd. 1f. 1860ff., Rechtsgutachten über den zwischen den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt obwaltenden Streit bezüglich der Festungswerke 1862, Die Institutionen des Gaius 1869, Lehrbuch des preußischen Privatrechts Bd. 1ff. 1871ff., 3. A. 1881ff., Das Vormundschaftsrecht der preußischen Monarchie 1876, 2. A. 1876, Lehrbuch des Pandektenrechts Bd. 1ff. 1884ff.; Son.: getauft, 1847 Mitglied der Burschenschaft Frankonia, liberal, Kronsyndikus, Festgabe ... zum 50jährigen Doktorjubiläum 1900 (Neudruck 1979), Festgabe der Gießener Juristenfakultät 1900, Festgabe der Juristischen Fakultät in der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg 1900, Festgabe für Heinrich Dernburg. Zum Doktorjubiläum überreicht von der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät Würzburg, Festgabe der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich 1900, Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft 1938, 73, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 387, NDB, Süss W. Heinrich Dernburg 1991, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 231 (Luig Klaus), Kleinheyer/Schröder, DBE, IBI 1, 309b
DERNBURG, Jakob Hartwig, Prof. Dr.; geb. Mainz 22. 12. 1795; gest. Darmstadt 22. 03. 1878; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, 16. 06. 1821 Promotion Univ. Gießen, Rechtsanwalt Mainz, 11. 04. 1845 o. Prof. Univ. Gießen, 07. 07. 1849 Generaladvokat Oberappellationsgericht, 21. 04. 1852 geheimer Justizrat, 05. 07. 1853-07. 10. 1876 Oberappellationsgerichtsrat, 20. 07. 1873 geheimer Rat Darmstadt; Verö.: Beiträge zur Geschichte der römischen Testamente 1821, Über den Wert und die Bedeutung der Schwurgerichte 1848, Abhandlungen aus dem Gebiete des gemeinen und französischen Zivil- und Prozessrechte 1849; Son.: Sohn Jurist (Heinrich Dernburg), IBI 1, 309c
DERSCH, Hermann, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Offenbach 19. 03. 1883; gest. Berlin 14. 06. 1961; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Schulrat (Dr. Otto Dersch), 1901 Abitur Neues Gymnasium Darmstadt, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Gießen, 1904 jur. Fakultätsprüfung Gießen, 1905 Promotion Univ. Gießen (magna cum laude) (Arthur Benno Schmidt), zweite jur. Staatsprüfung Darmstadt (sehr gut), Rechtsanwalt, stellvertretender Amtsrichter Offenbach, Darmstadt, 1911 Assessor im Reichsversicherungsamt in Berlin, Referent (Regierungsrat) Reichsversicherungsanstalt für Angestellte Berlin, Ministerialrat Reichsarbeitsministerium, 1923 Senatspräsident Reichsversicherungsamt, 1928 ao. Prof. Univ. Berlin, 1931(-1951) o. Prof. (Nachfolge Kaskel) (einziger o. Prof. des Deutschen Reiches für Arbeitsrecht und Sozialversicherung), anfangs positiv dem Nationalsozialismus gegenüber, 21. 01. 1934 Vorsitzender des 22 Mitglieder umfassenden Arbeitsrechtsausschusses der Akademie für deutsches Recht (1938 durch Alfred Hueck ersetzt), 1936 Aufgabe der wiss. Tätigkeit auf nationalsozialistisches Dringen (wegen jüdischer Großmutter), 23. 09. 1937 Ruhestand, 1945 vom Magistrat Berlins als Treuhänder für die stillgelegte Reichsversicherungsanstalt für Angestellte, die Reichsknappschaft und das Reichsversicherungsamt eingesetzt, Juni 1945 wieder in Liste der o. Prof. Berlin aufgenommen, August 1945 Gehalt eines Ordinarius, verschweigt seinen Kommentar zum Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit und seine Tätigkeit in der Akademie für deutsches Recht, Januar 1946 Lehrstuhl für Arbeitsrecht Univ. Berlin, unklar ob SED-Mitglied, 1948 Rektor, 02. 07. 1946-28. 02. 1949 Präsident LAG Berlin, Ende WS 1950/1951 Univ. Berlin (HU) verlassen, 1951 Deutsche Demokratische Republik verlassen, West-Berlin, Lehrbeauftragter in Köln und an den Verwaltungsakademien Düsseldorf und Aachen, recht kümmerlich sein Dasein gefristet; F.: Arbeitsrecht, Handelsrecht; Verö.: Das Prinzip der gesamten Hand und dessen Anwendbarkeit auf das Bürgerliche Gesetzbuch 1905 (Dissertation), Betriebsrätegesetz 1921, Die neue Schlichtungsverordnung 1924, (Kaskel Walter) Arbeitsrecht 4. A. 1932 (Bearbeiter), 5. A. 1957, Entscheidungen des Reichsarbeitsgerichts (Hg.) 1943, Grundriss der gesetzlichen Rentenversicherung 1952, Volkmar Erich Arbeitsgerichtsgesetz 6. A. 1955 (Bearbeiter), Die Urlaubsgesetze 1954, Bundesurlaubsgesetz 2. A. 1963, 3. A. 1964, 4. A. 1971, 5. A. 1977, 6. A. 1981, 7. A. 1990, Dersch/Neumann Bundesurlaubsgesetz begr. v. Dersch Hermann fortgef. v. Neumann Dirk 8. A. 1997; Son.: getauft, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1934 Dr. h. c. rer. pol. Univ. Tübingen, Kürschner 1935, 1950, 1954, 1961, LB Univ. Köln, Juristen im Portrait 1988, 247 (Neumann Dirk), DBE, Mitglied Akademie für deutsches Recht, nach Kohlrauch (1946) lebhafter, guter und beliebter Lehrer, maßgebender Kenner des Arbeitsrechts, politisch links gerichtet, wohl Demokrat, nach Ansicht Studierender angenehm, umgänglich, gut erklärend, sozial, Klee Ernst Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2003, 105, Kleibert Kristin Die juristische Fakultät der Humboldt-Universität 2010 34
DETMOLD, Johann Hermann, Minister; geb. Hannover 24. 07. 1807; gest. Hannover 16. 03. 1856; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Hofarzt, Mutter Bankierstochter, 19. 04. 1826 Studium Rechtswissenschaft Univ. Göttingen, 23. 10. 1827 Heidelberg, 04. 05. 1829 Göttingen, 1830 Advokat, 1848 Abgeordneter Paulskirche, Innenminister, Justizminister, Handelsminister Erzherzog Johanns, Kunstkritiker, Satiriker; Verö.: Taten und Meinungen des Herrn Piepmeier 1849; Son.: DBE, Niedersächsische Juristen 169
DINER, Dan, Prof. Dr.; Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Univ. Leipzig, Goldschmidtstraße 28, D 04103 Leipzig, Deutschland; Tel. 0341/217/3550; Fax 0241/217/3555; http://www.uni-leipzig.de/~dubnow; geb. München 20. 05. 1946; WG.: Studium Rechtswissenschaft, Geschichte, 1973 Promotion (Dr. iur.), 1975 Habilitationsstipendium DFG, 1980 Habilitation, Prof. Univ. Leipzig, Tel-Aviv, Hebrew University Jerusalem; F.: außereuropäische Geschichte, Rechtsgeschichte; Verö.: Der Einfluss von Kriegsbegriff und Waffenstillstandsvertrag auf das Kriegsende im modernen Völkerrecht 1973 (Dissertation), Israel in Palästina 1980 (Habilitationsschrift), Grenzprobleme im Palästinakonflikt 1983, Das Jahrhundert verstehen - eine universalhistorische Deutung 1999, Hans Kelsen and Carl Schmitt - A Juxtaposition hg. v. Diner Dan/Stolleis Michael 1999, Beyond the Conceivable - Studies on Germany Nazism and the Holocaust 2000
DORN, Herbert, Präs. Prof.; geb. Berlin 21. 03. 1887; gest. Hallein/Salzburg 11. 08. 1957; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft Univ. Berlin, Freiburg im Breisgau, München, Würzburg, 1914 Staatsdienst Justizministerium, 1920 Ministerialdirektor Reichsfinanzministerium, 1931 Präsident Reichsfinanzhof, 1933 Amtsenthebung, 1939 Emigration, 1943-1947 Wirtschaftsberater Kuba, Prof. Univ. Delaware/Vereinigte Staaten von Amerika (Wirtschaftswissenschaft); F.: internationales Recht, Auslandsrecht, Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Steuerrecht, Finanzrecht, vergleichende Rechtswissenschaft; Verö.: Nachkriegsprobleme im Wandel der Zeiten - Die Internationalisierung der menschlichen Freiheiten 1944; Son.: Kürschner 1928/1929, 1931, 1935, 1927 Hon.-Prof. Handelshochschule Berlin, Vorsitzender Institut für interamerikanische Studien und Forschungen, Zu seinem 10. Todestag Finanz-Rundschau 1967, 305 (Falk Ludwig), Würdigung Steuer und Studium 1992, 3 (Pausch Alfons), DBE, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 224, Reimer Ekkehart Der ungeliebte Präsident (in) Steuerrecht im Rechtsstaat 2011 507
DRUCKER, Martin, RA; geb. 1869; gest. 1947; WG.: jüdischer Herkunft, 1898 Rechtsanwalt, 1933 als Mischling ersten Grades behandelt, um 1945 in Jena untergetaucht, nach Kriegsende beruflicher Neuanfang; F.: Urheberrecht, Markenrecht; Verö.: Die Gebührenordnung der Rechtsanwälte 1904; Son.: Mitglied DDP, 1924-1932 Präsident DAV, Festschrift Martin Drucker zum 65. Geburtstage hg. v. Magnus Julius 1934, Brümmer 1, DBA 254,177, DBI 1, 442c, IBI 1, 329b, Martin Drucker (1869-1947) Lebenserinnerungen hg. v. Lang Hubert 2008
ECKE, Felix, RA Dr.; geb. Baden bei Wien um 1920; WG.: Vater jüdischer Schriftsteller, bei mütterlichen Großeltern in Eisleben aufgewachsen, 1944 von Gestapo verhaftet, Flucht und Illegalität in Wien, 1945 Eisleben, Studium Rechtswissenschaft Univ. Halle-Wittenberg, Rechtsanwalt Eisleben, 1982 Promotion (Rolf Lieberwirth), 1985 Habilitation (Rolf Lieberwirth); Verö.: Gehört sich das? 1972 (Wiener Ralph), 3. A. 1977, Der Mann mit dem roten Zylinder 1975, Kein Wort über Himbeeren 1979, 2. A. 1982, 3. A. 1984, Arthur der Westerndetektiv 1979, Die Gesetzgebung und Rechtspropaganda der faschistischen Diktatur in Deutschland 1982 (Dissertation A), Die Propagierung der faschistischen Rassengesetze im deutschen Dokumentar- und Spielfilm 1986 (Dissertation B), Als das Lachen tödlich war 1988, 2. A. 1989, Die braunen Gesetze - über das Recht im Unrechtsstaat 1990, Hinter vorgehaltener Hand - eine Kulturgeschichte des politischen Witzes 2003, 2. A. 2009 (Wiener Ralph); Son.: Pseudonym Ralph Wiener
EHRENBERG, Viktor (Gabriel), Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Wolfenbüttel 22. 08. 1851; gest. Göttingen 10. 03. 1929; WG.: Vater Pädagoge (Wolfenbüttel 02. 07. 1811-Niemes/Böhmen 20. 12. 1882), 1862 Gymnasium Wolfenbüttel, 1871 Abitur Wolfenbüttel, Studium Rechtswissenschaft Univ. Göttingen, Leipzig, 1873 Heidelberg, Freiburg im Breisgau, 1874 Göttingen, 30. 03. 1876 Promotion Univ. Göttingen, Studium Univ. Straßburg, Freundschaft mit Rudolph Sohm, 1877 Habilitation Univ. Göttingen, Privatdozent für deutsches Privatrecht und Handelsrecht, 1879 Bekanntschaft mit Karl Binding, 1881 Bekanntschaft mit Unger und Glaser, Übertritt vom jüdischen Glauben zum protestantischen Glauben, 1882 Prof. Univ. Rostock, Heirat mit Jherings Tochter, 1888 Prof. Univ. Göttingen, 1900 Mitinitiator Verein für Versicherungswissenschaft, Prof. Univ. Leipzig, 1922 emerititert, Rückkehr nach Göttingen; F.: deutsches Recht und seine Geschichte (Rechtsgeschichte), Handelsrecht, Seerecht, Versicherungsrecht; Verö.: Das freie Gesinde im fränkischen Reich 1876 (Dissertation), Kommendation und Huldigung nach fränkischem Recht 1877 (Habilitationsschrift ungedruckt), Beschränkte Haftung nach See- und Handelsrecht 1880, Die deutsche Rechtsgeschichte und die juristische Bildung 1894, Handbuch des gesamten Handelsrechts Bd. 1ff. 1913ff (unvollendet); Son.: DBE, Schwiegersohn Rudolf von Jherings, 1889-1922 führender Mitherausgeber von Jherings Jahrbüchern für die Dogmatik des bürgerlichen Rechts, Selbstdarstellung in Die Rechtswissenschaft der Gegenwart hg. v. Planitz H. 1924, 59, Festschrift der Leipziger Juristenfakultät 1926, Festschrift 1927, Victor Ehrenberg, in: Rechtswissenschaft in Göttingen 1987, 316 (Blaurock Uwe), Keller C. Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 2005 (Schriftenverzeichnis 459f.)
EHRHARDT, Arnold Anton Traugott; geb. Königsberg 18. 03. 1903; gest. Heywood/Lancashire/Großbritannien 18. 03. 1965; WG.: jüdische Großmutter, Studium Rechtswissenschaft, Ende 1926 Promotion Univ. Königsberg, nach dem Tod seines Lehrers Josef Partsch Habilitation bei Fritz Pringsheim Univ. Freiburg im Breisgau, 1932 Vertretung Univ. Frankfurt am Main, 1933 Umhabilitierung Univ. Frankfurt am Main, im Juni Offenlegung der bis dahin erfolgreich verschwiegenen jüdischen Abstammung (Großmutter) anlässlich eines damit begründeten studentischen Boykotts, 1935 Aufgabe der Lehrtätigkeit wegen seiner jüdischen Großmutter, wegen Teilnahme am ersten Weltkrieg zunächst in Dozentur belassen, Oktober 1936 Wohnsitz nach Lörrach-Stetten verlegt für Studium der evangelischen Theologie in Basel, Studium Theologie Univ. Basel, 29. 04. 1937 Dozentur für erloschen erklärt, 1939 wegen drohender Verhaftung Wechsel in die Schweiz, Verschaffung eines Visums nach England durch den Bischof von Chichester, März 1939 Emigration nach England, Studium in Cambridge, 1943 Studienabschluss, spätestens 1956 Priester der Church of England, Rückberufungsangebote nach Marburg (1951) und Frankfurt am Main (1957) abgelehnt, 1958 Bishop Fraser Senior Lecturer für Kirchengeschichte Univ. Manchester; F.: bürgerliches Recht, römisches Recht und seine Geschichte, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Traditio ex iusta causa 1928 (Teildruck Dissertation), Justa causa traditionis 1930, Litis aestimatio im römischen Formularprozess 1934, Romanistische Studien 1935 (Mitverfasser), Die Adoption des Christentums durch den römischen Staat 1961; Son.: Geburtstag 14. 05. 1903?, protestantisch, Kürschner 1931, 1935, 1966, Lichtmannegger Susanne Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945-1955 1999, 40, Breunung u. a. Die Emigration 1 576
EHRLICH, Eugen, Prof. Dr.; geb. Czernowitz/Bukowina/Ukraine 14. 09. 1862; gest. Wien 02. 05. 1922 (Diabetes); WG.: Vater Rechtsanwalt (Simon Ehrlich), Kindheit in Sambor/Galizien, Gymnasium, Studium Rechtswissenschaft Univ. Lemberg, 1881 Wien (Franz Hofmann), 08. 04. 1886 Promotion, Advokaturskandidat, 1887 Advokat Schwechat, zu unbekannter Zeit Konversion vom jüdischen Glauben zum katholischen Glauben, 1894 Habilitation (Adolf Exner, Karl von Cylharz), 04. 08. 1894 Privatdozent Wien, 1896 ao. Prof. Univ. Czernowitz, 1900 o. Prof. Univ. Czernowitz, 1906/1907 Rektor, 1914 Übersiedlung nach Wien, formal Prof. Czernowitz, 1921 Übersiedlung nach Bukarest; F.: römisches Recht, weiter Rechtssoziologie; Verö.: Stillschweigende Willenserklärungen 1894 (Habilitationsschrift), Über Lücken im Rechte 1888, Beiträge zur Theorie der Rechtsquellen 1902, Freie Rechtsfindung und freie Rechtswissenschaft 1903, Die Rechtsfähigkeit 1909, Grundlegung der Soziologie des Rechts 1913, 2. A. 1929 Neudruck 1967 1987, Rechtssoziologie und Rechtswissenschaft 1915 Neudruck 2003, Die juristische Logik 1918, Politische Schriften 2007; Son.: Vorname ursprünglich Elias, Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938, 187, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 389, Rehbinder M. Die Begründung der Rechtssoziologie durch Eugen Ehrlich 2. A. 1986, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 469 (Heldrich Andreas), Kleinheyer/Schröder, Vogl Stefan Soziale Gesetzgebungspolitik 2003 73ff. Würdigung Jus humanum 2003, 199 (Rehbinder Manfred)
EHRLICH, Ruth, RAin; geb. Essen 09. 11. 1907; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Zucker, Vater Kaufmann, 1927 Abitur, 1927 Studium Philologie, Pädagogik Univ. Bonn, 1927/1928 Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, Heidelberg, Frankfurt am Main, 21. 03. 1932 erste jur. Staatsprüfung, 1933 Entlassung, 1934 Sekretärin jüdische Gemeinde Berlin, 1941 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Fabrikarbeiterin, 1943 Kostenanalytikerin, 1958 Studium Rechtswissenschaft Univ. Chicago, 1962 Rechtsanwaltszulassung Illinois; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 88
EISEMANN, Karl, Vizepräs. VGH; geb. Mannheim 21. 03. 1895; gest. 1982; WG.: aus jüdischer Familie, Teilnahme am ersten Weltkrieg, Leutnant, Angehöriger eines Freikorps im Baltikum, Studium Rechtswissenschaft, 1923 Gerichtsassessor Karlsruhe, 1925 Staatsanwalt in Offenburg, Juni 1926 Karlsruhe, 01. 05. 1929 Amtsgerichtsrat Karlsruhe, April 1933 entlassen, Buchhalter, Oktober 1940 Vorsitzender der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, 1945 untergetaucht, August 1945 Amtsgerichtsdirektor Karlsruhe, 1948 Direktor des VG Karlsruhe, 1960 Verwaltungsgerichtshofsvizepräsident, 01. 09. 1961 Ruhestand
ERDSIEK, Gerhard, Hon.-Prof. Dr.; geb. Kursk/Russland 13. 05. 1897; gest. Bonn 03. 06. 1975; WG.: jüdischer Herkunft, Prinz-Heinrich-Gymnasium Berlin, Kriegsdienst, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Jena, 1920 erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1927 ständiger Hilfsarbeiter, 1929 Landgerichtsrat Landgericht II Berlin, zugleich Amtsgerichtsrat AG Berlin-Tempelhof, 1931/1932 Stipendium Rockefeller-Stiftung Studium Großbritannien, April 1933 zwangsbeurlaubt, Zwangsbeurlaubung wegen Teilnahme am Kampf gegen Spartakisten aufgehoben, gilt als "Mischling zweiten Grades", vor Versetzung als Amtsgerichtsrat nach Brandenburg an der Havel 1942 Ausscheiden aus Justizdienst, 1943 Leitung des Industrieunternehmens Berkefeld Filter-Werke Celle, 1945 Oberlandesgerichtsrat, Vizepräsident OLG Celle, 1957 Leiter Abteilung bürgerliches Recht und Verfahren Bundesjustizministerium, 1962 i. R.; F.: bürgerliches Recht; Verö.: Soergel Kommentar (Mitarbeit an 8. und 9. A.); Son.: Kürschner 1966, 1970, Hg. Juristen-Jahrbuch, 1962 Hon.-Prof. Univ. Köln, LB Fachhochschule für Verwaltungswissenschaft Speyer, Nachruf NJW 1975, 1688 (Marquordt Gerhard), JZ 1975, 581 (Strauss Walter), Bergemann Hans u. a., Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 166
ERLANGER, Michael, RA Dr.; geb. Thalmässing (Franken) 1868; gest. Nürnberg 15. 09. 1938; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt in Nürnberg, Vorstand Anwaltskammer; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 219
ERMAN, Karl Heinrich, Prof. Dr.; geb. Berlin 15. 01. 1857; gest. Münster 10. 05. 1940; WG.: jüdischer Herkunft, ältester bekannter Vorfahre Andreas Ermatinger (1533 Glasmaler in Schaffhausen, Familie wohl aus Ermatingen), 1695 Übersiedlung nach Genf, Französisierung des Namens, 1721 (Johannes Erman, reformiert) Übersiedlung nach Berlin, Berliner Hugenottenfamilie, jüdische Großmutter (Bankierstochter Karoline Itzig, 1802 Heirat mit Paul Erman), Großvater Prof., Vater Prof., Studium Rechtswissenschaft Univ. Leipzig, Berlin, 1883 Promotion Univ. Berlin, ao. Prof. Univ. Lausanne, 1885. o. Prof. Univ. Lausanne, 1889 Prof. Univ. Genf, 1896 Prof. Univ. Lausanne, Gründer Studentenverein Germania, deutscher Hilfsverein, 1902-1927 Prof. Univ. Münster, 1928 Prof. Univ. Lausanne, zweiter Vorsitzender Bund deutscher Bodenreformer, 1933 i. R. Münster; F.: Rechtswissenschaft, deutsches bürgerliches Recht, römisches Recht und seine Geschichte, Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Zivilprozessrecht; Verö.: Zur Geschichte der römischen Quittungen und Solutionsakte 1883 (Dissertation), Das römische Recht 1895, Zur Behandlung der Aktionen in den nachklassischen Rechtsbüchern 1907, Die Bodenreform in der Reichsverfassung 1930; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1940/1941, DBE
ERMAN, Walter (Alexander), Prof. Dr.; geb. Münster/Westfalen 19. 09. 1904; gest. Havixbeck/Westfalen 06. 11. 1982 (schwere Krankheit); WG.: jüdischer Herkunft, ältester bekannter Vorfahre Andreas Ermatinger (1533 Glasmaler in Schaffhausen, Familie wohl aus Ermatingen), 1695 Übersiedlung nach Genf, Französisierung des Namens, 1721 (Johannes Erman, reformiert) Übersiedlung nach Berlin, Berliner Hugenottenfamilie, jüdische Urgroßmutter (Bankierstochter Karoline Itzig, 1802 Heirat mit Paul Erman), Urgroßvater Prof., Großvater Prof., Vater Prof. für bürgerliches Recht und römisches Recht (Karl Heinrich Erman), 1913 Schiller-Gymnasium Münster, 1922 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Münster, München, Berlin, Münster, 1925 erste jur. Staatsprüfung (OLG Hamm) (mit Auszeichnung), 1926 Fakultätsassistent Univ. Münster, 1929 zweite jur. Staatsprüfung (OLG Hamm) (mit Auszeichnung), Mai 1929 Promotion Univ. Münster (Hon.-Prof. Hallermann) (summa cum laude), Juli 1929 Gerichtsassessor Münster, September 1930 Landgerichtsrat Münster, Beförderung mangels deutscher Reinblütigkeit 1932 und 1943 abgelehnt (gilt als "Vierteljude"), 1930-1936 LB bzw. Univ.-Doz. Münster, Habilitationsantrag (08. 07. 1933) (Betreuer Ernst Jacobi) nicht fortgeführt, 1940 Kriegsdienst, 1945 Rückkehr, Landgerichtsrat, Lehrbeauftragter, 1946 Landgerichtsdirektor, Habilitation Univ. Münster (Harry Westermann), 1948 apl. Prof. Univ. Köln, Richter am obersten Gerichtshof für die britische Zone, 1951 Umhabilitierung Univ. Köln, 1956 Präsident des Landesjustizprüfungsamts Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf), 1958 o. Prof. Univ. Köln, 1965 emeritiert; F.: bürgerliches Recht, Prozessrecht, Handelsrecht; Verö.: Wissenschaftliches Eigentum 1929 (Dissertation), (Zur Haftung für das Verhalten bei Vertragsverhandlungen Habilitationsschrift 1933), Personalgesellschaften auf mangelhafter Vertragsgrundlage 1947, Erman Walter Handkommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (HG) 1952 (darin bearbeitet das allgemeine Schuldrecht), 2. A. 1958, 3. A. 1962, 4. A. 1967, 5. A. 1972, 6. A. 1975, 7. A. 1981, (8. A. 1989, 9. A. 1993, 10. A. 2000, 11. A. 2004, 12. A. 2008, 13. A. 2011, Die Globalzession in ihrem Verhältnis zum verlängerten Eigentumsvorbehalt 1960, Gedanken zum Beruf der meisten Arbeitsjahre meines Lebens 1974; Son.: Kürschner 1950, 1954, 1961, 1966, 1970, Senatspräsident OLG Köln, Bergemann Hans u. a., Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 167, Zwischen Rechtsstaat und Diktatur hg. v. Klein E. u. a. 2006 151 (Holzhauer Heinz)
EXNER, Adolf, Prof. Dr.; geb. Prag 05. 02. 1841; gest. Kufstein 10. 09. 1894 (Herzschlag); WG.: Vater Philosophieprofessor (Franz Exner), Mutter Tochter eines jüdischen Kaufmanns, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, Berlin, Heidelberg, 1863 Promotion, 1866 Habilitation Univ. Wien (Unger Joseph), 1868 o. Prof. Univ. Zürich, 1872 Prof. Univ. Wien, 1891/1892 Rektor Univ. Wien, 1892 Mitglied Reichsgericht, 1894 Reichstagsabgeordneter, Privatlehrer (Kronprinz Rudolf); Verö.: Die Lehre vom Rechtserwerb durch Tradition 1867 (Habilitationsschrift), Das Institut der Pfandrechtspränotation in Österreich 1868, Die praktische Aufgabe der romanistischen Wissenschaft in Staaten mit kodifizierten Privatrecht 1869, Das Publizitätsprinzip 1870, Kritik des Pfandrechtsbegriffs nach römischen Recht 1873, Das österreichische Hypothekenrecht Bd. 1f. 1876ff., Grundriss über Geschichte und Institutionen des römischen Rechts 1882, 2. A. 1885, 3. A. 1891, Über politische Bildung 1891, 2. A. 1892, 3. A. 1892; Son.: Unger Joseph Nachruf für Adolf Exner 1894, Mitteis Ludwig Nachruf für Adolf Exner 1894, DBE, IBI 1, 363a
EXNER, Franz, Prof. Dr.; geb. Wien 09. 08. 1881; gest. München 01. 10. 1947 (Knochenkrebs); WG.: Familie aus Preußisch-Schlesien, Großvater Professor der Philosophie, Großmutter väterlicherseits Tochter eines jüdischen Kaufmanns, Großmutter mütterlicherseits aus verarmtem irischem Adel, Vater Jurist (Adolf Exner), 1900 Matura Wien, Freiwilligenjahr, 1906 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1903 Heidelberg, 1905 Promotion Univ. Wien, Gerichtsjahr, 1910 Richterprüfung, 28. 05. 1910 Habilitation (Stooß, Franz von Liszt) 1911 Richter, 1912 ao. Prof. Univ. Czernowitz, 1914 Kriegsdienst, 1916 o. Prof. Univ. Prag, 14. 12. 1918 Prof. Univ. Tübingen (Nachfolge Hermann Kriegsmann), 1921 Prof. Univ. Leipzig, 01. 04. 1933 Prof. Univ. München (Nachfolge Reinhard von Frank), Bund nationalsozialistischer Juristen, 01. 12. 1933 NS-Rechtswahrerbund; F.: Strafrecht, Prozessrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie, Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte, Völkerrecht, internationales Recht, Auslandsrecht; Verö.: Das Wesen der Fahrlässigkeit 1910 (Habilitationsschrift), Die Theorie der Sicherungsmittel 1914, Krieg und Kriminalität in Österreich 1927, Studien über die Strafzumessungspraxis der deutschen Gerichte 1931, Kriminalbiologie in ihren Grundzügen 1939, 2. A. 1944, Kriminologie 3. A. 1949; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1940/1941, Hg. Kriminalistische Abhandlungen 1926ff., Franz Exner, in: Lebensbilder zur Geschichte der Tübinger Juristenfakultät 1977, 153 (Peters Karl), DBE, Sebald Andrea Elisabeth Der Kriminalbiologe Franz Exner 2008, Fuchs Walter Franz Exner 2009, Kruwinnus Thorsten Das enge und das weite Verständnis der Kriminalsoziologie bei Franz Exner 2009
EYERMANN, Erich, Präs. Dr.; geb. Nürnberg 01. 07. 1906; WG.: Vater Handelsvertreter, 1916 Realgymnasium Nürnberg, 1925 Abitur, Studium Univ. München, Nebentätigkeit bei Verlag C. H. Beck, Studium Rechtswissenschaft, 1928 Diplomprüfung für Volkswirte, 1929 erste jur. Staatsprüfung München, 1932 Promotion Univ. Erlangen, 1932 zweite jur. Staatsprüfung, Gerichtsassessor AG Erlangen, 1933 Staatsanwalt LG Bayreuth, 1934 Amtsgerichtsrat Coburg, entlassen wegen jüdischer Mutter, 1936 Direktionsassistent Nähmaschinenfabrik Bielefeld, 11. 09. 1945 Ermächtigungsurkunde zur Tätigkeit als Rechtsanwalt Bielefeld, April 1946 Geschäftsführer Arbeitgeberverband der Metallindustrie Bielefeld, München, 1947 Wirtschaftsministerium Bayern, Oberregierungsrat, 01. 10. 1951 Oberverwaltungsgerichtsrat Bay VerwGH, 01. 01. 1956 Senatspräsident, 01. 08. 1965 Vizepräsident, 01. 09. 1968 Präsident, 1974 Ruhestand; Verö.: Bayerisches Budgetrecht 1933 (Dissertation), Verwaltungsgerichtsgesetz 1950, (Rohmer Gustav) Kommentar zum Gaststättengesetz (1930), 2. A. 1952, (5. A. 1995), Landmann/Rohmer Gewerbeordnung 10. A. 1952, Eyermann Erich/Fröhler Ludwig Verwaltungsgerichtsordnung 1960, 2. A. 1960, 3. A. 1962, 4. A. 1965, 5. A. 1971, 6. A. 1974, 7. A. 1977, 8. A. 1980, 9. A. 1988, 10. A. 1998, 11. A. 2000, 12. A. 2006, 13. A. 2010, Gewerbeordnung 1956, 31. A. 1999, Eyermann Erich/Fröhler Ludwig/Honig Gerhard Handwerksordnung 1953, 2. A. 1967, 3. A. 1973; Son.: Juristen im Portrait 1988, 302 (Fröhler Ludwig)
FABIAN, Felix, RA Dr.; D, Deutschland; geb. Neuenburg (Weichsel) 1862; gest. 1937 Danzig; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1913-1933 Vorstandsmitglied Anwaltskammer, 1923 erster Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Danzig; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung S. 219, Lowenthal S. 60
FARBSTEIN, David, RA; geb. Warschau 12. 08. 1868; gest. Zürich 18. 04. 1953; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Bern, Zürich, 1897 Rechtsanwalt Zürich, Mitorganisator (mit Theodor Herzl) zionistischer Weltkongress, 1902 Kantonsrat Zürich, 1904 Gemeinderat, 1922-1938 Nationalrat, Engagement für jüdische Gemeinde; Verö.: Der Zionismus und die Judenfragen 1898
FEISENBERGER, Albert; geb. Frankfurt am Main 11. 05. 1873; gest. 20. 07. 1935; WG.: Vater jüdischer Großkaufmann, Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Genf, München, Straßburg, Marburg, 1894 Justizdienst Hessen, 1903 Staatsanwaltschaft Bochum, 1914 Oberlandesgerichtsrat Celle, 1921 Reichsanwalt Leipzig, Ehrenvorsitzender deutscher Kinderschutzverband; F.: Strafprozessrecht, Kriminologie; Verö.: Über die Zukunft der Jugendfürsorge 1919, Handkommentar zur Strafprozessordnung 1926; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Hg. Höchstrichterliche Rechtsprechung auf dem Gebiete des Strafrechts, Juristische Rundschau, DBE
FEUCHTWANGER, Ludwig, RA Dr.; geb. München 28. 11. 1885; gest. Winchester/Großbritannien 14. 07. 1947; WG.: aus jüdischer Familie in Fürth, verwandt mit Bankiersfamilie in München, Brüder Schriftsteller (Lion Feuchtwanger, Martin Feuchtwanger), Studium Rechtswissenschaft, Geschichte, Nationalökonomie Univ. München, Berlin, Promotion, Referendariat, 1913 Rechtsanwalt München, 1915 geschäftsführender Direktor Duncker & Humblot Verlag München, Leipzig, (Lektor Carl Schmitts), 1930 Bibliotheksleiter israelitische Kultusgemeinde, Hg. bayerische israelitische Gemeinde-Zeitung (bis 1933), 1935 Ausschluss Reichsschrifttumskammer, 1936-1939 Direktor jüdisches Lehrhaus, 1938 Konzentrationslager Dachau, 1939 Emigration Großbritannien, Internierung Isle of Man, 1941-1945 Buchhalter, Dolmetscher US-Luftwaffe; Verö.: Die ethischen Grundlagen der Nationalökonomie 1912, Die Bezahlung des wissenschaftlichen Schriftstellers 1923; Son.: Specht Heike Die Feuchtwangers 2006
FEUCHTWANGER, Siegbert, RA; geb. 1886; gest. 1956; WG.: aus jüdischer Familie in Fürth, verwandt mit Münchener Bankiers, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt; Verö.: Die Judenfrage als wissenschaftliches und politisches Problem 1916, Die freien Berufe 1922; Son.: Specht Heike Die Feuchtwangers 2006
FLECHTHEIM, Julius, RA Prof. Dr.; geb. Münster 18. 05. 1876; gest. Zürich 30. 11. 1940; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1897 Promotion Univ. Erlangen, 1901 Rechtsanwalt OLG Köln, Dozent Handelshochschule, 1915 Vorstandsmitglied vereinigte Köln-Rottweiler Pulverfabrik Berlin, Rechtsberater I. G. Farben, Hon.-Prof. Univ. Berlin, 1933 Emigration, Rechtsanwalt Zürich; F.: Handelsrecht, Kartellrecht; Verö.: Deutsches Kartellrecht 1912; Son.: getauft, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Heymann Annegret Der Jurist Julius Flechtheim (Dissertation Osnabrück 1990), DBE
FLEISCHMANN, (Michael) Max, Prof. Dr.; geb. Breslau 05. 10. 1872; gest. Berlin 14. 01. 1943; WG.: 1891 Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft, Geschichte Univ. Breslau, 1896 Promotion, Justizdienst Halle, 1902 Habilitation Univ. Halle, 1910 LB, 1911 ao. Prof., 1919 o. Prof. Univ. Königsberg, 1921 Prof. Univ. Halle, 1925/1926 Rektor, 1930 Gesandter bei Haager Konferenz (Völkerrechtskodifikation), 1935 Zwangspensionierung; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, kirchliches Recht und seine Geschichte, Völkerrecht, internationales Recht, Auslandsrecht; Verö.: Anselm von Feuerbach der Jurist als Philosoph 1905, Völkerrechtsquellen 1905, Deutsches Verfassungserbgut von Reich zu Reich 1928; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Pauly Walter Max Fleischmann und das öffentliche Recht in Halle (in) Hallesche Rechtsgelehrte jüdischer Herkunft 1996, 33, DBE, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 272
FLEISCHMANN, Max, Prof. Dr.; geb. Breslau 05. 10. 1872; gest. Berlin 14. 01. 1943 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Paul Fleischmann Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, 1894 erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, 1898 Habilitation, 1902 Privatdozent, 1921 Professor Univ. Halle, 1922 Dekan, 1925 Rektor Univ. Halle; F.: Völkerrecht, Kirchenrecht; Verö.: Der Weg der Gesetzgebung in Preußen 1898 (Habilitation); Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 231, Mitglied Haager Konferenz
FLIESS, Ernst, RA und Notar; Kanzlei Fliess Cohn Spanier, Otto-von.Guericke-Straße 18, D Magdeburg, Deutschland; Otto-von.Guericke-Straße 18, D Magdeburg, Deutschland; geb. Groß-Salze 09. 01. 1877; gest. Magdeburg 29. 01. 1936 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Gustav Fliess Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft, 1901 erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, 1906 Rechtsanwalt Magedeburg, 1920 Notar, 1935 Entlassung als Notar, Verurteilung; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232, verheiratet mit Hedwig Elsbeth Kanzler
FRAENKEL, Ernst, RA Prof.; geb. Köln 28. 12. 1898; gest. Berlin/West 28. 03. 1975; WG.: Name bereits seit 1792 geführt, jüdische Eltern, Vater (in Festenburg bei Großwartenburg in nordöstlich Breslaus in Preußen 1856 geboren) Kaufmann, 1904 Vorschule, Gymnasium und Realgymnasium in Kreuzgasse, früh verwaist (Vater am 05. 09. 1909 während eines Badeurlaubs gestorben, Mutter 1915), aufgewachsen bei begütertem mütterlichem Onkel Wilhelm Epstein in Frankfurt am Main, 1916 Schulabschluss, 1917 Kriegsdienst, Januar 1919 entlassen, Studium Rechtswissenschaft, Geisteswissenschaften Univ. Frankfurt am Main (Hugo Sinzheimer), Heidelberg, 17. 12. 1921 erste jur. Staatsprüfung (gut), 12. 01. 1925 zweite jur. Staatsprüfung (ausreichend aus dem Notensystem gut/ausreichend), Tätigkeit bei Deutschem Metallarbeiterverband, 1927 Rechtsanwalt Berlin, 09. 05. 1933 Vertretungsverbot, 11. 05. 1933 aufgehoben, 1938 über London Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Studium Rechtswissenschaft, Promotion Univ. Chicago, Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, 1944-1951 militärischer und juristischer Berater Korea, Rückkehr Vereinigte Staaten von Amerika, 1951 Prof. deutsche Hochschule für Politik Berlin, 1953-1967 o. Prof. FU Berlin (Politologie), 1964 Gründer John-F.-Kennedy-Institut Berlin, 1967 Gürtelrose, mehrere Herzinfarkte, Schlaganfall, ab 1968 pflegebedürftig, 1971 deutsche Staatsbürgerschaft, 1972 Aufgabe der amerikanischen Staatsbürgerschaft; F.: Rechtswissenschaft; Verö.: Zur Soziologie der Klassenjustiz 1927, The Dual State 1941, Der Doppelstaat 2. A. 2001, Deutschland und die westlichen Demokratien 1964, Reformismus und Pluralismus 1973, Gesammelte Schriften hg. v. Brünneck Alexander von Bd. 1ff. 1999ff.; Son.: um 1921 SPD, befreundet mit Otto Kahn-Freund, Franz Neumann, Leo Löwenthal, Otto Suhr, Vorbild Hugo Sinzheimer, Faktoren der politischen Entscheidung hg. v. Ritter Gerhard A./Ziebura Gilbert (Festschrift) 1963, Kürschner 1966, Klassenjustiz und Pluralismus hg. v. Doeker Günther/Steffani Winfried (Festschrift) (Schriftenverzeichnis 551-567) 1973, Ernst Fraenkel, in: Streitbare Juristen 1988, 415 (Brünneck Alexander von), Würdigung Zeitschrift für Politikwissenschaft 1997, 1261 (Steffani Winfried), DBE, Ladwig-Winters Simone Ernst Fraenkel 2009 (415 Schriftenverzeichnis)
FRANCK, Hugo, Kammergerichtsrat Dr.; geb. um 1890; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtschwissenschaft, erste. jur. Staatsprüfung, 19. 04. 1917 Promotion Univ. Göttingen, Promotion, zweite jur. Staatsprüfung, Justizdienst Preußen, Kammergerichtsrat, 1938 Emigration Schweiz, Kanada; Verö.: Zur Rechtsstellung in der Ehe geborener unehelicher Kinder 1917 (Dissertation)
FRANCK, Thomas Martin, Prof. Dr.; geb. Berlin 14. 07. 1931; gest. New York (Manhattan) 27. 05. 2009 (Prostatakrebs); WG.: aus jüdischer Familie, verwandt mit César Franck, Vater Kammergerichtsrat Preußen (Hugo Franck), 1938 Flucht in die Schweiz, nach Kanada, Studium Rechtswissenschaft Univ. von British Columbia, Wehrdienst Kanada, Harvard/Vereinigte Staaten von Amerika,, 1959 Promotion, 1957 (!) Prof. New York University Law School, 2002 Emeritierung; F.: Völkerrecht; Verö.: mehr als 30 Bücher; Son.: Verfassungen Tanganjika, Sansibar/Tansania, Rhodesien/Simbabwe, Sierra Leone, Nachruf FAZ 04. 06. 2009 Kemmerer Alexandra
FRANK, Julius (Julio) Baruch, RA; geb. Holzminden 13. 11. 1903; gest. Montevideo Uruguay 26. 01. 1989; WG.: Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Advokat (Rechtsanwalt)Braunschweig, 1933 Emigration England und Holland, 1936 Advokat Uruguay; Son.: Mitglied jüdische Gemeinde Uruguay, Promotion bibliographisch nicht nachweisbar, Niedersächsische Juristen 2003, 343
FRANK, Otto Rudolf, Dr.; Gutschstr. 1, D Mannheim, Deutschland; geb. Nürnberg 12. 09. 1883; gest. Honduras 14. 10. 1939 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Emil Frank Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Heidelberg, Straßburg, 1905 erste jur. Staatsprüfung, 03. 06. 1909 Promotion Univ. Heidelberg, 1909 zweite jur. Staatsprüfung, 1910 Gerichtsassesor, Kriegsdienst, 1920 Landrichter, 1921 Landesgerichtsrat Mannheim, 1935 Zwangsbeurlaubung, 1936 Zwangspensionierung, 11. 11. 1938 Konzentrationslager Dachau, 1939 Auswanderung nach Honduras; Verö.: Rechtswirkungen der Einigung ohne Eintragung und der Eintragung ohne Einigung im Gebiet Immobiliar-Sachenrecht nach BGB 1909 (Dissertation); Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232
FRANKEL, Zacharias; geb. um 1820; WG.: aus jüdischer Familie, Rabbiner; Verö.: Der gerichtliche Beweis nach mosaisch-talmudischem Rechte 1846, Die Eidesleistung der Juden 1847, Die Grundlinien des mosaisch-talmudischen Eherechts 1860, Der Judeneid vor den preußischen Kammern 1861
FRANKENBURGER, Bernhard, Justizrat Dr.; D Nürnberg, Deutschland; geb. Nürnberg um 1870; gest. Nürnberg 10. 11. 1938 (Selbstmord mit Ehefrau und Bruder); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, Rechtsanwalt, Geheimer Justizrat; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232
FRANKENBURGER, Heinrich, Prof. Dr. RA; geb. Uehlfeld 19. 06. 1856; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1885 Rechtsanwalt in München, 1922-1934 Professor TH München; F.: Zivilprozessrecht; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 220
FRAUSTÄDTER, Werner; geb. Leipzig 07. 06. 1894; gest. Tel Aviv 29. 01. 1962; WG.: 1919/1920 Leiter jüdische Arbeiterfürsorgestelle Duisburg, 1923 Redakteur, 1927-1933 Syndikus Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeamter, Leiter juristische Sprechstunde Arbeiterfürsorgeamt Berlin, 1935 Emigration Palästina, 1942 Regierungsbeamter
FRENSDORFF, Ferdinand, Prof. Dr.; geb. Hannover 17. 06. 1833; gest. Göttingen 31. 05. 1931 (ein sanfter Tod); WG.: jüdische Kaufmannsfamilie, humanistisches Gymnasium Hannover, Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft Univ. Heidelberg (Marquardsen), Göttingen (Thöl, Georg Waitz), Promotion Universität Göttingen durch Ausarbeitung zweier exegetischer Hausaufgaben, Studium Univ. Berlin (Gustav Homeyer), Leipzig (E. Wilhelm Albrecht), 1863 (als Dreißigjähriger) Habilitation Univ. Göttingen, 1866 ao. Prof., 1873 o. Prof. Univ. Göttingen, 1887/1888 Prorektor; F.: deutsche Rechtsgeschichte; Verö.: Die Stadt- und Gerichtsverfassung Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert 1861 (Habilitationsschrift), Das lübische Recht nach seinen ältesten Formen 1872, Dortmunder Statuten und Urteile (Hg.) 1882; Son.: später Protestant, Festschrift der Göttinger Juristenfakultät 1913, Kürschner 1928/1929, DBE, IBI 1, 406c, Nachruf ZRG GA 52 (1932) XI (Eckhardt Karl August) (mit Schriftenverzeichnis), Niedersächsische Juristen 2003 253
FREUDENTHAL, Berthold, Prof. Dr.; geb. Breslau 23. 08. 1872; gest. Frankfurt am Main 13. 07. 1929; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Philosoph (Jacob Freudenthal), Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, Tübingen, Berlin, 1895 Promotion, Gerichtsassessor, 1899 Habilitation, 1901 Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften Frankfurt am Main, 1909-1911 Rektor (Umwandlung in Universität), 1914 Dekan, o. Prof. Univ. Frankfurt am Main, Betreiber der Strafrechtsreformbewegung (Jugendgericht, Jugendgefängnis); F.: Strafrecht; Verö.: Strafrecht und Strafvollzug im Rechtsstaat 1918; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, Würdigung NJW 1962, 1810 (Preiser Wolfgang), Zeitschrift für Strafvollzug 1969, 251 (Geerds Friedrich), ZStrW Bd. 84 (1972), 865 (Schmidt Eberhard), Berthold Freudenthal (in) Juristen an der Univ. Frankfurt am Main 1989, 44 (Geerds Friedrich), DBE
FREUND, Ismar, Dr.; geb. Breslau 11. 05. 1876; gest. Jerusalem 21. 02. 1956; WG.: Kaufmannsfamilie, Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Breslau, 1899 Promotion, Studium Religionsgeschichte, Philosophie jüdisch-theologisches Seminar, 1902 Vorstandsmitglied jüdische Gemeinde Berlin, 1905 Dozent Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, 1938 Internierung Konzentrationslager Buchenwald, 1939 Emigration Palästina, Berater Justizministerium; F.: Staatsrecht; Verö.: Die Emanzipation der Juden in Preußen Bd. 1f. 1912; Son.: Kürschner 1919, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, DBE
FRIEDBERG, Emil (Albrecht) von, Prof. Dr.; geb. Konitz/Westpreußen 22. 12. 1837; gest. Leipzig 07. 09. 1910; WG.: Vater Richter, Onkel Jurist (Heinrich Friedberg), 1856 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Heidelberg, 1861 Promotion Univ. Berlin, 1862 Habilitation Univ. Berlin, Privatdozent, 1865 ao. Prof. Univ. Halle, 1868 o. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1869 Prof. Univ. Leipzig; F.: Kirchenrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: De finium inter ecclesiam et civitatem regundorum iudicio quid medii aevi doctores et leges statuerunt 1861 (Dissertation), Das Recht der Eheschließung in seiner geschichtlichen Entwicklung 1864, Ehe und Eheschließung im deutschen Mittelalter 1864, Der Staat und die katholische Kirche im Großherzogtum Baden 1871, 2. A. 1874, Die Grenzen zwischen Staat und Kirche und die Garantien gegen deren Verletzung 1872, Sammlung der Aktenstücke zum ersten vatikanischen Konzil 1872, Die preußischen Gesetze über die Stellung der Kirche im Staat 1873, Der Entwurf eines Gesetzes über Ehetrennung 1874, Verlobung und Trauung 1876, Corpus iuris canonici (Hg.) 1879ff. Neudruck 1955, Quinque compilationes antiquae 1882 Neudruck 1956, Canonessammlungen zwischen Gratian und Bernhard von Pavia 1897 Neudruck 1958, Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts 1880, 2. A. 1884, 3. A. 1889, 4. A. 1895, 5. A. 1903, 6. A. 1909 Neudruck 1965, Das geltende Verfassungsrecht der evangelischen Landeskirchen in Deutschland und Österreich 1888; Son.: Kleinheyer/Schröder, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 283 (Link Christoph), Beiträge zum Kirchenrecht - Festschrift zum 70. Geburtstag von Emil Friedberg 1908
FRIEDLAENDER, Adolf; geb. 23. 01. 1869; gest. Frankfurt am Main 22. 08. 1942 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, Landgerichtsrat Limburg, 1933 Pensionierung; Verö.: Kommentar zur Rechtsanwaltsordnung 1878, 2. A. 1920, Friedlaender Adolf/Friedlaender Max Kommentar zum Reichsgesetz über die Gebühren der Rechtsanwälte und die Gerichtskosten vom 18. August 1923 und zum Reichsgesetz über die Erstattung von Rechtsanwaltsgebühren in Armensachen vom 6. Februar 1923 1923; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232
FRIEDLAENDER, Max O., RA; geb. 1873; gest. 28. 05. 1956; WG.: Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt München; F.: Handelsrecht, Verwaltungsrecht, Kirchenrecht; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, Gründer und Vorsitzender bayerischer Anwaltsverein, Würdigung NJW 1949, 18 (Dittenberger Heinrich), Würdigung NJW 1953, 1253 (Kraemer Wilhelm), Würdigung NJW 1957, 861 (Heins Valentin), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 555 (Haas Eberhard/Ewig Eugen)
FRIEDMAN, Michel, RA Dr.; Jahnstraße 15, D 60318 Frankfurt am Main, Deutschland; Tel. 069/9055660; Fax 069/90556611; geb. Paris 26. 02. 1956; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kürschner, Studium Medizin, Rechtswissenschaft Univ. Frankfurt am Main, erste jur. Staatsprüfung, 1985 Stadtverordneter Frankfurt am Main, 1988 zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt, 1994 Promotion Univ. Mainz, TV-Moderator und Talkmaster; Verö.: Das Initiativrecht des Betriebsrats 1995 (Dissertation), Religionsfreiheit 1996; Son.: CDU, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Rauschgiftgebrauch
FRIEDMANN, Edmund, RA Doz.; geb. Zehdenik 01. 12. 1847; WG.: Vater Kaufmann, Studium Geschichte, Rechtswissenschaft Univ. Bonn, Heidelberg, Berlin, Stadtgerichtsassessor Berlin, Kreisgerichtskommissar Beelitz, 1879 Rechtsanwalt Berlin, 1884 Syndikus Komitee für unentgeltliche Ratserteilung an freie Hilfskassen, 1885 Stadtverordneter, 1886 Habilitation, Dozent Humboldt-Akademie Berlin, 1888 Notar, 1897 Justizrat; Verö.: Jüdische Moral und christlicher Staat 1894
FRYDMANN, Marcell Ritter von; geb. Jaslo/Galizien 24. 05. 1847; gest. Wien 13. 11. 1906; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien (Max Menger), Journalist, Kriegskorrespondent Tagespresse, Strafverteidiger, 1878 Redakteur Fremdenblatt, Redakteur die Wahrheit (jüdisches Magazin), 1883 Regierungsrat, 1894 Hofrat
FUCHS, Ernst, RA Dr. h. c.; geb. Weingarten 15. 10. 1859; gest. Karlsruhe 10. 04. 1929; WG.: Vater jüdischer Viehhändler, 1871 Karlsruhe, Gymnasium, 1876 Abitur Heilbronn, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Straßburg, 1880 erste jur. Staatsprüfung, 1884 zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt LG Karlsruhe, 1894 OLG Karlsruhe; F.: Rechtswissenschaft, Rechtsfindung; Verö.: Schreibjustiz und Richterkönigtum 1907, Recht und Wahrheit in unserer heutigen Justiz 1908, Was will die Freirechtsschule? 1929, Gerechtigkeitswissenschaft hg. v. Foulkes Albert Simon/Kaufmann A., 1965, Gesammelte Schriften zur Freirechtslehre und Rechtsreform hg. v. Foulkes Albert Simon (nach Australien emigrierter Sohn) 1970ff.; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 04. 02. 1929 Dr. h. c. Univ. Heidelberg, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 394, Kleinheyer/Schröder, Ernst Fuchs und die Freirechtslehre Gerechtigkeitswissenschaft 1965, 225 (Foulkes Albert S.), Würdigung Recht und Politik 2004, 179 (Fischer, Detlev)
FÜRST, Julius; geb. um 1845; Verö.: Das peinliche Rechtsverfahren im jüdischen Altertume 1870
FÜRTH, Erich, RA; geb. 29. 11. 1905; gest. 30. 04. 1938 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, Rechtsanwalt in Wien; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232
FÜRTH, Rudolf, RA; geb. Schüttenhofen um 1900; gest. 03. 05. 1938 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, 1907 Rechtsanwalt; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232
GABEL, Heinrich, RA Dr.; geb. Buczacz/Galizien 12. 05. 1873; gest. Wien 30. 07. 1910; WG.: Studium Rechtswissenschaft, Promotion, Rechtsanwalt Lemberg, 1907 Reichsrat Österreich (jüdischer Klub), Präsident jüdischer Nationalverein, Mitglied Aktionskomitee der zionistischen Organisation
GÁL, Alexander, Oberfinanzrat Prof. Dr.; geb. Kaschau/Ungarn 17. 05. 1881; gest. Wien 25. 04. 1958; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, Konzeptsdienst Finanzlandesdirektion Niederösterreich, Oberfinanzrat, 1908-1909 Reisestipendium Univ. Bonn (Ulrich Stutz), 1911 Habilitation Univ. Wien (deutsches Recht, österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte), 1917 (Titel) ao. Prof., 1924 auf Antrag i. R., Sekretär bei Industriellenbund Abteilung Textilindustrie, 1938 Disponent Ing. Kastner & Co., aus rassischen Gründen Dozentur eingestellt, 1945 Wiederaufnahme der Dozententätigkeit; F.: Rechtsgeschichte; Verö.: Der Ausschluss der Aszendenten von der Erbfolge und das Fallrecht 1904, Die Prozessbeilegung nach den fränkischen Urkunden des 7.-10. Jahrhunderts 1910, Die summa legum brevis levis et utilis des sogenannten Doctor Raymundus von Wiener Neustadt (Hg.) 1926; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1940/1941, 1950, 1954, Nachruf ZRG GA 76 (1959), 550 (Lentze Hans), Wesener, G., Anfänge und Entwicklung der österreichischen Privatrechtsgeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert, (in) ZNR 2006, 400
GALLIA, Ludwig, Dr.; geb. Kremsier 12. 02. 1878; gest. 1938 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, 01. 10. 1910 Rechtsanwalt in Wien; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232
GANS, Eduard, Prof. Dr.; geb. Berlin 23. 03. 1798; gest. Berlin 05. 05. 1839; WG.: sehr alte jüdische Familie, 1816-1819 Studium Rechtswissenschaft, Philosophie, Geschichte Univ. Berlin, Göttingen, Heidelberg, 1819 Promotion Univ. Heidelberg, Gründung Verein für Kultur und Wissenschaft des Judentums, 1821-1823 Vereinspräsident, Gegensatz zu Savigny, 1822 Zurückweisung eines Antrags auf Aufnahme in die juristische Fakultät der Universität Berlin, 1825 Konversion zum Christentum, 1826 ao. Prof. Univ. Berlin, 1828 o. Prof. Univ. Berlin; F.: Rechtsphilosophie; Verö.: Ius poenitendi contractibus quos vulgo dicunt innominatos 1819 (Dissertation), Scholien zum Gajus 1821, Über römisches Obligationenrecht 1821, Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Entwicklung Bd. 1ff. 1824ff., System des römischen Zivilrechts im Grundriss 1827, Beiträge zur Reform der preußischen Gesetzgebung 1830ff., Vermischte Schriften 1834, Hegel Georg Vorlesungen zur Geschichte hg. v. Gans Eduard, Über die Grundlage des Besitzes 1839; Son.: Geburtsjahr ungewiss (1797 Kleinheyer/Schröder), Kleinheyer/Schröder, DBE, IBI 1, 421b, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 395, Reissner H. Eduard Gans 1965, Eduard Gans und die Wissenschaft von der Gesetzgebung, (in) ZNR 1982, 156 (Braun Johann), Der Jurist Eduard Gans, (in) Kritische Justiz 1989, 433 (Braun Johann), Eduard Gans hg. v. Waszek N. 1991, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 45 (Braun Johann), Eduard Gans 1797-1839 Politischer Professor zwischen Restauration und Vormärz hg. v. Blänkner/Göhler/Waszek 2002
GANS, Salomon Philipp; geb. Celle 1788; gest. Celle 01. 11. 1843; WG.: aus wohlhabender jüdischer Familie, geboren Februar 1788, Studium Rechtswissenschaft Univ. Halle, 1807 Univ. Göttingen, 1811 jur. Prüfung, 1813 Prokurator am Distriktstribunal Celle, 1814 durch Dispens als Advokat bestätigt; F.: Strafrecht; Verö.: Das Erbrecht des napoleonischen Gesetzbuches in Deutschland 1810, Von dem Verbrechen des Kindesmordes 1825, Von dem Amte der Fürsprecher vor Gericht 1820, 2. A. 1827, Kritische Beleuchtung des Entwurfs eines Strafgesetzbuches für das Königreich Hannover 1827, Über die Verarmung der der Städte und des Landmanns und den Verfall der städtischen Gewerbe im nördlichen Deutschland besonders im Königreich Hannover 1831, Entwurf einer Criminal-Prozessordnung 1836; Son.: Niedersächsische Juristen 131, IBI 1, 421c
GANZ, Salomon, RA am RG; geb. 1865; gest. 1920; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt, Rechtsanwalt am Reichsgericht
GARELIK, Marta, RAin Dr.; geb. Wien 26. 12. 1906; gest. Charlotte 21. 04. 1996; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Friedländer, 1928 Matura, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1932 Promotion Univ. Wien, 1933 Rechtsanwältin Wien, 1938 Emigration England, Irland, 1941 Vereinigte Staaten von Amerika, Unternehmerin; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 110
GEITEL, Georg Albert; geb. 1804; gest. 1834; WG.: Jurist; Verö.: Gesuch der Bekenner des jüdischen Glaubens im Herzogtum Braunschweig 1831; Son.: Neuer Nekr., DBA 377,223-224, DBI 2, 641c, IBI 1, 431a
GELLER, Leo, RA Dr.; geb. Kalusz/Galizien 27. 12. 1844; gest. Wien 21. 07. 1925; WG.: mittellose, jüdische Familie, Autodidakt, Rechtskonsulent Galizien, 1874 Linz, 1876 Wien, 1878 Promotion Univ. Tübingen (ohne je eine öffentliche Schule besucht zu haben), Rechtsanwaltskanzlei Wien; Son.: 1883 Begr. Zentralblatt für juristische Praxis, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 310, IBI 1, 431b
GIERKE, Julius (Karl Otto) von, Prof. Dr.; geb. Breslau 05. 03. 1875; gest. Göttingen 02. 08. 1960; WG.: Vater Rechtshistoriker (Otto Gierke), jüdische Mutter, 1884 Heidelberg, 1887 Berlin, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Berlin, 1898 Promotion Univ. Berlin, 1901 Habilitation Univ. Göttingen, 1904 ao. Prof. Univ. Königsberg, 1908 o. Prof. (Nachfolge Rudolf His), 1919 Prof. Univ. Halle (Nachfolge Paul Rehme), 1925 Prof. Univ. Göttingen (Nachfolge Rudolf Müller-Erzbach), anfangs mit seinem mehr naiven als reflektierenden Nationalgefühl sich kräftig im Sinne des damaligen Regimes äußernd, 30. 09. 1938 Zwangsemeritierung, 09. 05. 1945 Prof. Univ. Göttingen, Lehre bis kurz vor dem Tode; F.: Rechtsgeschichte, Handelsrecht, bürgerliches Recht, weiter Versicherungsrecht; Verö.: Die Versicherungsforderung bei Veräußerung der versicherten Sache 1898 (Dissertation), Die Geschichte des deutschen Deichrechts 2 Bände 1901 (Habilitationsschrift), 1918, Handels- und Schiffahrtsrecht 1921, 2. A. 1925, 3. A. 1929, 4. A. 1933, 5. A. 1941, 6. A. 1949, 7. A. 1955, 8. A. 1958, Sachenrecht 1925, 2. A. 1928, 3. A. 1948, 4. A. 1959, (Homeyer Gustav) Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften 2. A. 1931-1934 (Mitbearbeiter), Versicherungsrecht Bd. 1f. 1937ff., Wertpapierrecht 1954; Son.: zeitweise DNVP, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1940/1941, 1950, 1954, 1961, Festschrift für Julius von Gierke 1950 (Schriftenverzeichnis 365-367), Würdigung NJW 1955, 1142 (Thieme Hans), Nachruf ZRG GA 79 (1962) 477 (Thieme Hans) (wohlwollend, heiter, eigensinnig, unberechenbar), ZHR 124 (1961) (Raiser Ludwig), Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 396, Julius von Gierke, Rechtswissenschaft in Göttingen 1987, 471 (Müller-Laube Hans-M.), DBE
GLASER, Julius (Josua) (Anton), Prof. Dr. Dr.; geb. Postelberg/Böhmen 19. 03. 1831; gest. Wien 26. 12. 1885; WG.: Vater Kaufmann, Studium Philosophie, Rechtswissenschaft Univ. Wien, Zürich, 1849 Promotion (Philosophie), 1851 Studienreise England, 1854 Promotion (Rechtswissenschaft), Dozent Univ. Wien, 1856 ao. Prof. Univ. Wien, 1860 o. Prof. Univ. Wien, 1861 Gesetzgebungsarbeiten, 1868-1870 Sektionschef Unterrichtsministerium, 1871-1879 Justizminister (Kabinett Auersperg), Strafprozessordnung (1873), 1879 Rücktritt, Generalprokurator Kassationshof; F.: Strafrecht; Verö.: Beccaria Cesare Von den Verbrechen und Strafen übers. v. Glaser Julius 1851, Handbuch des Strafprozesses Bd. 1f. 1883ff., Das englisch-schottische Strafverfahren 1850, Abhandlungen aus dem österreichischen Strafrecht 1858, Sammlung von zivilrechtlichen Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes in Wien hg. v. Glaser J./Unger J./Walther J. 1859ff., 2. A. 1873ff., Glaser Julius/Adler Leopold/Krall Karl/Walther Joseph von Sammlung strafrechtlicher Entscheidungen des k. k. obersten Gerichts- und Kassationshofes 1873, Über Friedensgerichte und dem Verfahren in geringfügigen Rechtssachen 1859, Die Fragestellung im Schwurgerichtsverfahren 1863, (Schwurgerichtliche Erörterungen) 2. A. 1875, In adversarios 1864, Die Juryfrage 1864, Anklage Wahrspruch und Rechtsmittel im englischen Schwurgerichtsverfahren 1866, Gesammelte kleinere juristische Schriften Bd. 1f. 1868, 2. A. 1883, Der Entwurf der Strafprozessordnung 1868, Studien zum Entwurf des österreichischen Strafgesetzes über Verbrechen und Vergehen 1871, Beiträge zur Lehre vom Beweis im Strafprozess 1883, Strafprozessuale Studien 1885; Son.: 1874 Strafrechtsentwurf vorgelegt, 1873 Strafprozessordnung entworfen, Unger J. Julius Glaser 1885, Sinzheimer H. Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft 1953 127, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 396, Juristen in Österreich hg. v. Brauneder W. 1987 184, Kleinheyer/Schröder, DBE, Lichtmannegger Susanne Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945-1955 1999, 154, IBI 1, 445b
GOLDHAMMER (GOLDHAMMER-SAHAWI, ARYEH), Leo, RA Dr.; geb. Mihâileni/Bukowina 18. 03. 1884; gest. Haifa 18. 07. 1949; WG.: 1902 Studium Rechtswissenschaft, Soziologie, Wirtschaftswissenschaft Univ. Wien, Berlin, Frankfurt am Main, Promotion (Dr. iur.), 1907 Mitbegründer Poale Zion, Studentenvereinigung Theodor Herzl, 1909-1938 Rechtsanwalt Wien, Hg. zionistischer Zeitschriften, 1938/1939 Leiter jüdischer Nationalfonds, 1939 Emigration Palästina, stv. Bürgermeister Haifa, 1941-1945 Redakteur Zeitschrift Hege, 1942 Mitgründer Alijah Chadaschah, Progressive Party
GOLDMANN, Emil, Prof. Dr.; geb. Karlsbad/Böhmen 03. 11. 1872; gest. Cambridge/Großbritannien 06. 06. 1942 (nach Lentze 06. 05. 1942); WG.: jüdische Kaufmannsfamilie, Gymnasium Komotau, Studium Rechtsgeschichte, Altertumskunde, Volkskunde Univ. Wien, 1897 Promotion (Dr. iur.), Gerichtspraxis Landesgericht Wien, vermögenslos, 1904/1905 Studium Univ. Berlin (Brunner Heinrich), München (Amira Karl von), 1905 Habilitation Univ. Wien, 1912 Titel ao. Prof. Univ. Wien, 1916 ao. Prof., 1932 Titel o. Prof. Univ. Wien, Mai 1938 pensioniert, (Spätsommer 1939?) Emigration Großbritannien (Cambridge), Privatgelehrter, 1942 Dozent Univ. Cambridge; F.: Rechtsgeschichte, Etruskologie; Verö.: Die Einführung der deutschen Herzogsgeschlechter Kärntens in den slovenischen Stammesverband 1903, Beiträge zur Geschichte der germanischen Freilassung durch Wehrhaftmachung 1904, Der andelang 1912, Neue Beiträge zur Geschichte des fränkischen Rechts 1928ff., Chrenecruda 1931, Neue Beiträge zur Lehre vom indogermanischen Charakter der etruskischen Sprache 1936; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Nachruf ZRG GA 67 (1950) 532 (Hans Lentze), DBE
GOLDMANN, Nahum, Dr.; geb. Wischnewo/Litauen 10. 07. 1895; gest. Bad Reichenhall 29. 08. 1982; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Schriftsteller, Studium Rechtswissenschaft Univ. Hamburg, Heidelberg, Berlin, 1913 Palästinareise, 1914 Referent für jüdische Angelegenheiten auswärtiges Amt, 1920 Promotion Univ. Heidelberg, 1921 Mitgründer (mit Klatzkin Jakob) freie zionistische Blätter, 1923 Verlagsgründung Berlin, Hg. Enzyclopaedia Judaica, Mitglied Hauptvorstand zionistische Vereinigung Deutschland, 1931/1932 Vortragsreise Vereinigte Staaten von Amerika, 1933 Emigration Schweiz, Organisator jüdischer Weltkongress, 1935-1939 Repräsentant beim Völkerbund, 1939 Vertreter Jewish Agency Vereinigte Staaten von Amerika, Einsatz für Staatsgründung in Palästina, 1951 Organisator Claims Conference, 1953-1977 Präsident jüdischer Weltkongress, 1956-1968 Präsident zionistische Weltorganisation, 1964 Übersiedlung Jerusalem; Verö.: Mein Leben als deutscher Jude 1979, Mein Leben - USA - Europa - Israel 1982
GOLDSCHMIDT, Fritz, Dr.; geb. Breslau 13. 11. 1893; gest. London 28. 06. 1968; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Greifswald, 1916 Promotion, Referendar, Assessor Schlesien, 1926 Amtsgerichtsrat, 1932/1933 Hilfsrichter Kammergericht Berlin, Vorsitzender Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV), 1933-1938 Rechtsberater CV, 1933-1939 Berater bei nationalsozialistischen Behörden, Vorstandsmitglied B'nai B'rith, 1938 Internierung Konzentrationslager Sachsenhausen, 1939 Emigration Großbritannien, Mitarbeit Jewish Refugee Committee, 1948-1968 Rechtssachverständiger United Restitution Organization London, 1952 Teilnahme Claims Conference, Gründer, Präsident Leo-Baeck-Lodge B'nai B'rith London
GOLDSCHMIDT, Hans, Prof. Dr. Dr.; geb. Berlin 19. 10. 1881; gest. 29. 01. 1940 (im Atlantik verschollen und am 19. 01. 1942 für tot erklärt); WG.: jüdischer Herkunft, französisches Gymnasium Berlin, 1900 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, Berlin, 1905 Promotion Univ. Berlin (Dr. jur.), 1909 (Dr. sc. pol.), 1913 Landrichter Köln, 1925 Oberlandesgerichtsrat OLG Köln, April 1933 zwangsbeurlaubt, 1934 vor Zwangsversetzung Versetzung in den Ruhestand mit Ruhegehalt beantragt, Juni 1939 Forschungsaufenthalt in Großbritannien, interniert, nach Kanada verbringendes neutrales Schiff Arandora Star am 02. 07. 1940 von Marine des Deutschen Reiches versenkt; Verö.: Die Nachlasspflegschaft des Bürgerlichen Gesetzbuchs eine Pflegschaft über ein selbständiges Sondervermögen 1905 (Diss. jur.), Die Grundbesitzverteilung in der Kurmark Brandenburg um das Jahr 1800 (Diss. sc. pol.); Son.: Oktober 1928 nichtbeamteter ao. Prof. für englisches Recht Univ. Köln, Bergemann Hans u. a. Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 185
GOLDSCHMIDT, James Paul, Prof. Dr.; geb. Berlin 17. 12. 1874; gest. Montevideo 28. 06. 1940; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Bankier, königliches französisches Gymnasium Berlin, Abitur 1892, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Heidelberg, Berlin, 31. 05. 1895 erste jur. Staatsprüfung, 18. 12. 1895 Promotion Univ. Berlin, 31. 01. 1900 zweite jur. Staatsprüfung, Justizdienst Preußen, 1900 Assessor, 24. 06. 1901 Habilitation Univ. Berlin (Josef Kohler), Privatdozent, 23. 08. 1908 ao. Prof., ziviler Hilfsdienst während des ersten Weltkriegs, 1919 o. Prof. Univ. Berlin (Nachfolge Wilhelm Kahl), 1920 Entwurf Strafprozessreform, ein Spitzenverdiener in der juristischen Fakultät, für das SS 1933 zunächst zwangsbeurlaubt, dann für Studienurlaub in Spanien beurlaubt, Ende des SS 1933 von der Univ. Berlin versetzt ohne Zuweisung an eine neue Univ., zum 01. 0. 1934 als planmäßiger Prof. nach Frankfurt am Main versetzt, aber Abhalten von Vorlesungen untersagt, 01. 08. 1934 gegen Zusage einer Emeritierung auf Antrag nach Berlin zurückversetzt, 30. 09. 1934 Entbindung von den amtlichen Verpflichtungen, 31. 12. 1935 Versetzung in den Ruhestand, zum 31. 12. 1935 (rückwirkend) Lehrbefugnis entzogen, 1933-1936 Gastprofessor Univ. Madrid, Valencia, Saragossa, Vereinigte Staaten von Amerika, Ende 1938 Emigration nach Großbritannien, 1939 Übersiedlung Südamerika (Uruguay), Lehrtätigkeit in Montevideo, Emeritenbezüge bis zum Tode bezahlt, Witwenversorgung bis November 1941; F.: Strafrecht, Strafprozessrecht; Verö.: Die Lehre vom unbeendigten und beendigten Versuch 1895 (Dissertation 1897 veröffentlicht), Eine Untersuchung des Begriffs der Übertretungen in Gestalt von Beiträgen zur Geschichte und Theorie des Verwaltungsstrafrechts (Habilitationsschrift unter dem Titel Das Verwaltungsstrafrecht 1902 veröffentlicht), Materielles Justizrecht 1905, Neue Zivilprozessordnung 1924, Der Prozess als Rechtslage 1925; Son.: nicht getauft, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 233 Veröffentlichungen, Assistenten Adolf Arndt, Rudolf Hirschberg, Friedrich Karl Kaul, Stephan Kuttner, Richard Lange, Adolf Schönke, Schüler Adolf Schönke, Würdigung NJW 1950, 536 (Heinitz Ernst), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 595 (Sellert Wolfgang), DBE, Breunung u. a. Die Emigration 1 131
GOLDSCHMIDT, Levin Theodor, Prof. Dr.; geb. Danzig 30. 05. 1829; gest. Kassel-Wilhelmshöhe 16. 07. 1897; WG.: aus jüdischer wohlhabender Familie, Vater Kaufmann, 1847 Studium Medizin, Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Bonn, Heidelberg (Mittermaier), Berlin, 1851 Promotion Univ. Halle, 1855 Habilitation Univ. Heidelberg, 1860 ao. Prof. Univ. Heidelberg, 1866 o. Prof. Univ. Heidelberg, 1870-1875 Mitglied Reichsoberhandelsgericht, 1875 erster Inhaber einer Handelsrechtsprofessur Univ. Berlin, 1875-1877 Reichstagsabgeordneter Leipzigs (nationalliberal), später schwer krank; F.: Handelsrecht, römisches Recht, preußisches Zivilrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: De societate en commandite spec. I. 1851 (Dissertation), Untersuchungen zu 1. 122 § 1 de V. O. 1855 (D. 45. 1. 122. 1), Kritik des Entwurfs eines Handelsgesetzbuchs für die preußischen Staaten 1857, Kauf auf Probe oder auf Besicht 1858, Der Lucca-Pistoja-Aktien-Streit 1859, Receptum nautarum cauponum stabulariorum 1860, Gutachten über den Entwurf eines deutschen Handelsgesetzbuchs 1860, Enzyklopädie der Rechtswissenschaft im Grundriss 1863, Handbuch des Handelsrechts Bd. 1f. 1864ff., (3. A. 1891), Teilzahlungen des Solidarschuldners 1870, Die Statthaftigkeit ädilizischer Rechtsmittel beim Gattungskauf 1874, System des Handelsrechts mit Einschluss des Wechsel- See- und Versicherungsrechts 1887, 4. A. 1892, Universalgeschichte des Handelsrechts 1891 (Neudruck 1957), Vermischte Schriften 1901 (Schriftenverzeichnis Bd. 1 1-22); Son.: nicht getauft, Mitglied der Vorkommission zum BGB, 1858 Gründer Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht, Riesser J. Levin Goldschmidt 1897 (Schriftenverzeichnis 51ff.), ADB, Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft 1938, 51, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 398, NDB, Schubert Werner Materialien zur Entstehungsgeschichte des BGB 1978 69, Drüll Dagmar Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, 1986, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 215 (Schmidt Karsten), Würdigung Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht und Wirtschaftsrecht 1995, 529 (Großfeld Bernhard), Kleinheyer/Schröder, DBE, IBI 1, 449c
GOLDSCHMIDT, Werner, Prof. Dr.; geb. Berlin 09. 02. 1910; gest. Buenos Aires 21. 07. 1987; WG.: aus jüdischer Familie, Vater James Paul Goldschmidt (Professor), Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Kiel, Hamburg (Eberhard Schmidt), erste jur. Staatsprüfung vor 1931, 12. 10. 1931 Promotion Univ. Hamburg, 1932 Fakultätsassistent Univ. Kiel, 1933 aus Referendariat entlassen, Juli 1933 Emigration in die Schweiz, Ende 1933 nach Spanien, 1949 nach Argentinien Vertragsprofessor Univ. Tucumán, 1958 LB. katholische Univ. Buenos Aires, 1959 tit. Prof., 1984 Prof. emerit., zusätzlich tit. Prof. an weiteren argentinischen Universitäten; F.: Völkerrecht; Verö.: Das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit entwickelt an der Lehre vom Hausfriedensbruch 1931 (Dissertation),; Son.: 314 Veröffentlichungen,m Kürschner 1961, 1966, 1970, Breunung u. a. Die Emigration 1 159
GÖPPERT, Heinrich, Prof. Dr.; geb. Breslau 21. 12. 1867; gest. Bonn 22. 03. 1937; WG.: aus jüdischer Familie, Ururgroßvater Schuhmacher und Gastwirt in Neiße, Urgroßvater Apotheker, Großvater Prof. für Botanik Univ. Breslau, Vater geheimer Oberregierungsrat Kultusministerium Preußen, Rechtsprofessor (Heinrich Göppert), jüdische Mutter (geb. Landsberg), Abitur königliches Wilhelmsgymnasium Berlin, Militärdienst, 1887 Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Berlin, 1891 Referendar Kammergericht Berlin, 1894 Promotion Univ. Berlin, 1895 Amtsgerichtsassessor Berlin, 1898 Reichsjustizamt, 1901 Landrichter Kiel, 1906 geheimer Regierungsrat Handelsministerium Preußen, 1909 erster Staatskommissar Börse Berlin, 1914 Unterstaatssekretär Ministerium für Handel und Gewerbe Preußen, 1917 Reichswirtschaftsamt, 1919 i. R., (ohne Habilitation) o. Prof. Univ. Bonn, 11. 03. 1935 zum Monatsende von amtlichen Verpflichtungen entbunden; F.: Handelsrecht; Verö.: Über das Börsentermingeschäft in Wertpapieren 1914, Staat und Wirtschaft 1924, Das Recht der Börsen 1932; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1920 DNVP, 1931 Sondervotum für Karl August Eckhardt, DBE, Müller-Erzbach, R., Heinrich Göppert und die Erschließung des Börsenrechts, 1938, Die Juristen der Universität Bonn, hg. v. Schmoeckel, M., 2004, 234, IBI 1, 448c
GÖPPINGER, Horst, Richter am OLG a. D. Prof. Dr.; geb. Stuttgart 08. 12. 1916; gest. 06. 12. 1996; WG.: Studium Rechtswissenschaft, 11. 12. 1939 erste jur. Staatsprüfung, Kriegsdienst, zweite jur. Staatsprüfung, 1958 Promotion Univ. Stuttgart, Richter OLG Stuttgart; F.: Eherecht; Verö.: Die Erledigung des Rechtsstreits in der Hauptsache 1958 (Dissertation), Die Verfolgung der Juristen jüdischer Abstammung durch den Nationalsozialismus 1962 (1. A.), Juristen jüdischer Abstammung im >Dritten Reich< 1990 (2. A.), Vereinbarungen anläßlich der Ehescheidung 1969, 2. A. 1977, 3. A. 1978, 4. A. 1982, 5. A. 1985, 6. A. 1988, Unterhaltsrecht begr. v. Brühl Günter 3. A. 1973, 4. A. 1981, 5. A. 1987, 6. A. 1994 (neu bearb. v. Wax Peter), 7. A. 1999, 8. A. 2003, 9. A: 2008, Göppinger Horst/Börger Ulrike Vereinbarungen anlässlich der Ehescheidung 7. 1998, 8. A. 2005, 9. A. 2009; Son.: 1980 Hon.-Prof., Würdigung NJW 1991, 3204 (Wenz Eberhard), Nachruf NJW 1997, 996 (Wenz Eberhard)
GRAB, Hermann, Dr. Dr.; geb. Prag 06. 05. 1903; gest. New York 02. 08. 1949; WG.: jüdische Familie, Studium Musik, Philosophie, Rechtswissenschaft Univ. Prag, Wien, Berlin, Heidelberg, 1927 Promotion (Dr. phil.), Promotion (Dr. iur.), Jurist, Pädagoge, Pianist, Musikkritiker Prag, 1939 Emigration Portugal, Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika, Collegeprofessor New York, Schriftsteller; Verö.: Der Stadtpark 1935, Hochzeit in Brooklyn 1957
GRABOWER, Rolf, Prof. Dr. Dr.; geb. Berlin 21. 05. 1883; gest. München 07. 03. 1963; WG.: aus jüdischer Familie, 1901 Abitur französisches Gymnasium Berlin, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Königsberg, Berlin, 1905 erste jur. Staatsprüfung, Promotion Univ. Leipzig (Dr. iur.), 1910 Promotion Univ. Berlin (Dr. phil.), 1911 zweite jur. Staatsprüfung, Teilnahme am ersten Weltkrieg, 1919 1922 Tätigkeit im Reichsfinanzministerium Berlin, 1922 Ministerialrat, 1934/1935 als "Dreivierteljude" als Richter zum Reichsfinanzhof versetzt, mit 01. 01. 1936 aus rassischen Gründen pensioniert, 1942-1945 Konzentrationslager Theresienstadt, 1945-1952 Oberfinanzpräsident Nordbayern; F.: Steuerrecht, Finanzrecht; Verö.: Die finanzielle Entwicklung der Aktiengesellschaften der deutschen chemischen Industrie und ihre Beziehungen zur Bankwelt 1909 (Dissertation), Geschichte der Umsatzsteuer und ihre gegenwärtige Gestaltung im In- und Ausland 1925; Son.: Kürschner 1928/1929, 1931, 1954, 1961, 1948 Hon.-Prof. Univ. Erlangen, Würdigung Steuer und Studium 1992 Heft 2, 43 (Pausch Alfons), DBE
GRADENWITZ, Otto, Prof. Dr.; geb. Breslau 16. 05. 1860; gest. Berlin 07. 07. 1935; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Bankkaufmann, Maria-Magdalenen-Gymnasium Breslau, Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, Berlin, Heidelberg, Leipzig, 1880 Promotion Univ. Berlin, 1885 Habilitation Univ. Berlin (Ernst Immanuel Bekker), 1890 ao. Prof. Univ. Berlin (mit lexikalischer Aufgabe betraut), 1896 o. Prof. Univ. Königsberg, 1907 Univ. Straßburg, 1909 Univ. Heidelberg, 1928 emeritiert, Philologe, Rechtshistoriker; F.: römisches Recht, deutsches Recht, Rechtsgeschichte; Verö.: Über den Begriff der Voraussetzung 1880 (Dissertation), Interpolationen in den Pandekten 1887 (Habilitationsschrift), Einführung in die Papyruskunde 1900, Wortverzeichnis zum Bürgerlichen Gesetzbuche 1902, Laterculi vocum Latinarum 1904, Heidelberger Index zum Theodosianus 1925 Neudruck 1970, Heidelberger Konträrindex der griechischen Papyrusurkunden 1931; Son.: getauft (?), schrullig, zurückgezogen, sich zurückgesetzt fühlend, 1910 Gründungsmitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, NDB, Herrmann J. Otto Gradenwitz in: Semper apertus 1985 136, Kleinheyer/Schröder, Drüll Dagmar Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, 1986, DBE, IBI 1, 459b
GRÜNHUT, Karl Samuel, Prof. Dr.; geb. Sankt Georgen bei Pressburg 03. 08. 1844; gest. Wien 01. 10. 1929; WG.: jüdischer Herkunft, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1868 Promotion, 1869 Habilitation, 1872 ao. Prof., 1874 o. Prof. Univ. Wien, 1897 Reichsratsmitglied (Verfassungspartei), Mitarbeit Handelsrechtsgesetzgebung (Aktienregulativ 1899, GmbH-Gesetz 1906), 1915 Emeritierung,; F.: Handelsrecht; Verö.: Die Lehre von der Wechselbegebung nach Verfall 1871, Das Enteignungsrecht 1873, Das Recht des Kommissionshandels 1879; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1874-1916 Hg. Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 309, NDB, DBE
GRÜNHUT, Max, Prof. Dr.; geb. Magdeburg 07. 07. 1893; gest. Oxford 06. 02. 1964; WG.: Vater (in Wien geboren) Hon.-Prof. für Chemie (Nahrungsmittelchemiker), jüdische Mutter, evangelisch erzogen, humanistisches Gymnasium Wiesbaden, 1912 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, München, Kiel, Kriegsfreiwilliger, wegen Kurzsichtigkeit Krankenpfleger, 1917 erste jur. Staatsprüfung, Ass. Univ. Hamburg, 25. 03. 1920 Promotion Univ. Hamburg (Moritz Liepmann) (sehr gut), 1922 Habilitation, Priv.-Doz., 01. 11. 1923 Vertretung Univ. Jena (Nachfolge August Köhler), apl. ao. Prof., 01. 07. 1924 planm. ao. Prof., 01. 04. 1928 Univ. Bonn (Nachfolge Ernst Landsberg), 26. 04. 1933 Brief einiger Studenten der Univ. Bonn an den Wissenschaftsminister mit der Behauptung, dass Grünhut sich in seinen Vorleungen seiner jüdischen Herkunft rühme, 23. 09. 1933 zum 31. 12. 1933 in Ruhestand versetzt (Zwangspensionierung), Januar 1939 Oxford, 1947 Lecturer, britische Staatsangehörigkeit, 1951 Reader; F.: Strafprozessrecht, Strafrecht, Kriminologie, Zivilprozessrecht; Verö.: Die geschichtliche Bedeutung von Feuerbachs Revision der Grundsätze und Grundbegriffe des positiven peinlichen Rechts 1920 (Dissertation), Anselm von Feuerbach und das Problem der strafrechtlichen Zurechnung 1922 (Habilitationsschrift); Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1954, 1961, 1966, 128 Veröffentlichungen, 15 Jahre ältere Ehefrau als Hausdame nach dem Tode der Mutter in die Familie gekommen, Heirat 03. 06. 1922, Fontaine Ulrike, Erinnerungsgabe für Max Grünhut hg. v. Kaufmann Hilde/Schwinge Erich/Welzel Hans 1965 (Lehrer Erich Schwinges), Die Juristen der Universität Bonn, hg. v. Schmoeckel, M., 2004, 253, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 709 (Hood Roger), Breunung u. a. Die Emigration 1 182
GUTKIND, Walter Adolf, Oberverwaltungsgerichtsrat Dr.; geb. Braunschweig 26. 05. 1880; gest. Guildford England 01. 03. 1976; WG.: Vater Kommerzienrat, Privatbankier, Martino-Katharineum-Gymnasium Braunschweig, 1898 Abitur, einjähriges Bankpraktikum, 1899 Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Berlin, Heidelberg, Leipzig, 1901 vom jüdischen Glauben zur evangelischen Konfession konvertiert, 1902 erste jur. Staatsprüfung Braunschweig (gut), 1903 Promotion Univ. Leipzig (magna cum laude), 1907 zweite jur. Staatsprüfung (gut), Justizdienst als Assessor zunächst unbesoldet, 1912 Amtsrichter Vechelde, 1920 Richter Landgericht, Obergericht, Oberverwaltungsgericht Braunschweig, 1938 Internierung KZ Sachsenhausen ("Volljude"), Emigration nach England, 1959 symbolischer Oberverwaltungsgerichtspräsident a. D.; Verö.: Das Geschäft an Aufgabe § 95 HGB 1903 (Dissertation); Son.: Niedersächsische Juristen 2003, 352f., Miosge Dieter Der vertriebene Richter Dr. Walter Gutkind (1880-1976) 2005 (30 S.)
HAAS, Ludwig, RA; geb. Freiburg im Breisgau 16. 04. 1875; gest. Karlsruhe 02. 08. 1930; WG.: 1894 Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Freiburg im Breisgau, München, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt Karlsruhe, 1910 Stadtrat Karlsruhe, 1912 Reichstagsmitglied (fortschrittliche VP), 1915 Leiter jüdisches Dezernat deutsche Zivilverwaltung Polen, 1918 Innenminister Baden, Staatsrat Baden (bis 1920), Mitglied konstituierende Nationalversammlung, 1929 Fraktionsvorsitzender deutsche demokratische Partei, Vorstandsmitglied Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens
HABER, Julius, RA Geheimer Justizrat; geb. 1844; gest. 1920; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt, Rechtsanwalt am Reichsgericht
HACHENBURG, Max, RA Dr. Dr. h. c.; geb. Mannheim 01. 10. 1860; gest. Berkeley (Kalifornien) 23. 11. 1951; WG.: aus jüdischer Familie, 1878 Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Leipzig, Straßburg, Promotion Univ. Leipzig, 1885 Rechtsanwalt Mannheim, Doz. Univ. Heidelberg, Wirtschaftshochschule Mannheim, 1939 Emigration Schweiz, Großbritannien, 1946 Berkeley/Kalifornien, Rechtsanwalt; F.: Wirtschaftsrecht; Verö.: Studien zum Erbrecht des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich 1895, Vorträge über das BGB gehalten 1896/97 1898, 2. A. 1900, Kommentar zum Handelsgesetzbuch Bd. 1ff. 1897ff., Kommentar zum Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung 1903 (begr. v. Staub Hermann); Son.: Mithg. Juristische Wochenschrift, Deutsche Juristenzeitung, Lebenserinnerungen eines Rechtsanwalts 1927, 1930 Dr. h. c. Univ. Heidelberg, DBE, Nachruf NJW 1952, 41 (Lewald Walter), NDB, Würdigung JuS 1990, 347 (Scherner Karl Otto), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 415 (Scherner Karl Otto), Würdigung NJW 1993, 1295 (Kleindiek Detlef), Anwaltsblatt 1995, 342 (Jungfer Gerhard), Gedächtnisschrift hg. v. Hommelhoff Peter 2003
HALLERVORDEN, Alexis, RichterLG; geb. um 1890; gest. April 1933 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweit jur. Staatsprüfung, 01. 03. 1929 Richter Landgericht Berlin, 01. 04. 1933 Beurlaubung; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232
HAMBURGER, Ludwig; geb. 1901; gest. 1971; WG.: aus jüdischer Familie, Prof. Univ. Genf, vertrieben durch Aktionen des nationalsozialistischen Studentenbunds, Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika, später in der alten Heimat (Tübingen?); F.: Arbeitsrecht, Sozialversicherung; Verö.: Streik Aussperrung und Berufsverbände im neuen englischen Arbeitsrecht 1929, How Nazi Germany has mobilized and controlled labor 1940; Son.: Kürschner 1966, 1970
HAMMERSCHMIDT, Abraham Ludwig, RA Dr.; geb. 1858; gest. Cottbus 1934; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Rechtsanwalt, Notar in Cottbus, Justizrat; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. S. 221
HARPNER, Gustav, RA Dr.; geb. Brünn 27. 03. 1864; gest. Wien 10. 07. 1924 (Lungenentzündung und Herzschlag); WG.: Vater wohlhabender jüdischer Tuchhändler in Brünn, deutschsprachig, deutsches Gymnasium Brünn, Matura mit Auszeichnung, WS 1881/1882 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1893 Rechtsanwalt Wien, 1894 Darstellung des Strafverfahrens Österreichs, 09. 04. 1902 römisch-katholisch, Parteianwalt der Sozialdemokratie, 1919 Verfassungsrichter, 1921 Präsident des Kriegsentschädigungsfonds, Vertreter und Verwalter des konfiszierten Habsburgervermögens; Son.: Geburtsdatum ungewiss, Wrabetz Peter Österreichs Rechtsanwälte 2002, mit Victor Adler und Hans Kelsen befreundet, Reiter Ilse … der Advokat der dem Kaiser das letzte Hemd wgnahm (in) FS Wilhelm Brauneder 2008, 541, Reiter Ilse Gustav Harpner 1864-1924 Vom Anarchistenverteidiger zum Anwalt der Republik 2008
HAYMANN, Franz (Karl Abraham Samuel), Prof. Dr.; geb. Frankfurt am Main 25. 08. 1874; gest. Oxford/Großbritannien 26. 08. 1947; WG.: Vater jüdischer Kaufmann Victor Haymann, evangelisch getauft, Studium Rechtswissenschaft, Philosophie Univ. Lausanne, Straßburg, Berlin, 1896 erste jur. Staatsprüfung, Studium Philosophie Univ. Marburg, 1897 Promotion, 1901 zweite jur. Staatsprüfung, Staatsdienst, 1905 Richter LG Frankfurt am Main, 1907 Habilitation bzw. Priv.-Doz. an Sozialakademie Frankfurt am Main, 1909 Amtsrichter, 1910 Landrichter, 1913 oder 1914 ao. Prof. Univ. Frankfurt am Main, 1916 Ausscheiden aus Justizdienst, 1916 oder 1919 o. Prof. Univ. Rostock, 1923-1935 Prof. Univ. Köln, 12. 09. 1935 Entpflichtung zum 30. 09.1935 wegen des Fortfalls des Lehrstuhls, April 1936 Entzug der Lehrbefugnis, 1938 Flucht?, Juli 1939 Emigration Großbritannien, unbekannt gebliebener Wohltäter finanziert Lebensunterhalt, weitere wissenschaftliche Tätigkeit nicht belegt; F.: bürgerliches Recht, römisches Recht und seine Geschichte, Zivilprozessrecht, Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte; Verö.: Begriff der volonté générale als Fundament der Rousseauschen Lehre von der Souveränität des Volkes 1897 (Dissertation), Schenkung unter einer Auflage 1905, Haftung des Verkäufers für die Beschaffenheit der Kaufsache 1912, Anfechtung Sachmangelgewähr und Vertragserfüllung beim Kauf 1913, Weltbürgertum und Vaterlandsliebe in der Staatslehre Rousseaus und Fichtes 1924, Kants Kritizismus und die naturrechtlichen Strömungen der Gegenwart 1924, Die Mehrheitsentscheidung in Rechtsprechung und Schlichtung 1929, Leistung und Gegenleistung im Versicherungsvertrag 1933; Son.: Geburtstag 28. 04. 1874?, 27. 08. 1874?, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, NDB, DBE, Breunung u. a. Die Emigration 1 576
HEILBERG, Adolf, RA Dr. jur.; geb. Breslau 14. 01. 1858; gest. Berlin 17. 12. 1936; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erster Rechtsanwalt OLG Breslau; F.: deutsches bürgerliches Recht; Verö.: Die privatrechtlichen Bestimmungen des Friedensvertrages-Systematische Darstellung für das deutsche Zivilrecht 1919; Son.: Vorsitzender deutscher Friedensverein, Vizepräsident deutscher Anwaltsverein, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 221
HEILBORN, Paul, Prof. Dr.; geb. Berlin 06. 02. 1861; gest. Berlin 1932; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur Staatsprüfung, 1887 Promotion Univ. Berlin, Prof. Univ. Breslau, 1927 (oder 1929) Emeritierung (Nachfolger 1933 Gustav Adolf Walz); F.: Strafprozessrecht, Strafrecht, Kriminologie, weiter Völkerrecht; Verö.: Rechte und Pflichten der neutralen Staaten in Bezug auf die während des Krieges auf ihr Gebiet übertretenden Angehörigen einer Armee und das dorthin gebrachte Kriegsmaterial der kriegsführenden Parteien 1888 (Dissertation), Das völkerrechtliche Protektorat 1981, Das System des Völkerrechts entwickelt aus den völkerrechtlichen Begriffen 1896, Der agent provocateur 1901, Völkerrecht 1904, Die kurze Freiheitsstrafe 1908, Grundbegriffe des Völkerrrechts 1912, Die Stellung de Menschen im Völkerrecht 1927, Die Anerkennung neuer Staaten 1931; Son.: getauft, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, Festgabe der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultat in Breslau 1931
HEILFRON, Eduard, Prof.; geb. Thorn 30. 07. 1860; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Leipzig, Berlin, 1894 Amtsrichter, 1904 Prof. Akademie Posen, 1906 Prof. Handelshochschule Berlin, 1919 Prof. Verwaltungsakademie Berlin, Redakteur deutsche allgemeine Zeitung; F.: Privatrecht, Zivilprozessrecht, Bankrecht, Börsenrecht; Verö.: Geld- und Börsenrecht 1911, Lehrbuch des bürgerlichen Rechts 1912; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Festschrift 1930, geheimer Justizrat
HEINE, (Christian Johann) Heinrich, Dr.; geb. Düsseldorf 13. 12. 1797; gest. Paris 17. 02. 1856; WG.: jüdische Familie, Vater Kaufmann, 1815 (missglückte) kaufmännische Lehre Frankfurt am Main, Hamburg (bei reichem Onkel), 1819 Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, Göttingen, Burschenschafter, consilium abeundi wegen Duells, 1821 Berlin, 1825 Promotion Univ. Göttingen, Konversion zum Protestantismus, Schriftsteller, Journalist, 1831 Emigration nach Paris, 1843/1844 Deutschlandreisen, 1848 schwere Erkrankung (als Folge von Tuberkulose); Verö.: Gedichte 1821, Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo 1823, Reisebilder 1826ff., Buch der Lieder 1827, Deutschland - Ein Wintermärchen 1844, Atta Troll 1847, Sämtliche Schriften hg. v. Briegleb Klaus Bd. 1ff. 1968ff.; Son.: bis 1825 Harry Heine, Wilhelm Gottfried/Galley Eberhard Heine-Bibliographie Bd. 1f. 1960, NDB, Galley Eberhard/Estermann Alfred Heinrich Heines Werk im Urteil seiner Zeitgenossen 1981ff., Höhn Gerhard Heine-Handbuch 1987, Ziegler Edda Heinrich Heine Leben - Werk - Wirkung 1993, Montanus Henner Der kranke Heine 1995, DBE, Hermand Jost Heinrich Heine 2007
HEINEMANN, Salomon, LG-Rat RA und Notar; Essen; geb. Tübingen 26. 01. 1865; gest. Essen 16. 11. 1938 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, Rechtsanwalt, Notar, Landgerichtsrat; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 233, verheiratet mit Anna Heinemann (geb. Wertheimer)
HEINITZ, Ernst, RA; geb. um 1850; gest. um 1935?; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt; Son.: Festschrift Herrn Rechtsanwalt Ernst Heinitz zu seinem 50jährigen Dienstjubiläum 1926
HEINITZ, Ernst, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Berlin 01. 01. 1902; gest. Berlin 11. 05. 1998; WG.: jüdischer Herkunft, 1919 Abitur Bismarck-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1923 erste jur. Staatsprüfung, 1926 Promotion (Liepmann) Univ. Breslau?, Hamburg?, 1927 zweite jur. Staatsprüfung, am Landgericht Berlin tätig, Assistent (Kaskel, Kohlrausch, Goldschmidt), 1928 Richter Arbeitsgericht Berlin, 01. 11. 1932 Amtsgerichtsrat und vorsitzender Richter am Arbeitsgericht, März 1933 zwangsbeurlaubt, November 1933 entlassen, Sommer 1933 Auswanderung nach Florenz, Studium, 1934 Dottore in Lege (Calamandrei), 1938 italienische Staatsbürgerschaft, Dozent in Florenz, während der deutschen Besetzung Italiens untergetaucht, Widerstand, 1945 Anwalt und Dozent in Florenz, 1948 Prof. Univ. Erlangen, 1952 Univ. Berlin (FU), 1961 Rektor, 1967 emeritiert; F.: Strafrecht, Prozessrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie, Arbeitsrecht; Verö.: Das Problem der materiellen Rechtswidrigkeit 1926 (Dissertation), Staatsschutz und Grundrechte 1953, Empfiehlt es sich die Strafbarkeit der juristischen Person gesetzlich vorzusehen? 1953, Strafrecht Strafverfahren Kriminologie 1963, Probleme der Rechtsbeugung 1960, Gedanken zur Strafrechtsreform 1965; Son.: Kürschner 1950, 1954, 1961, 1970, Abhandlungen von Rechtsanwälten des Kammergerichtsbezirks (Festschrift) 1926, Dr. h. c. Univ. Sao Paulo, Festschrift hg. v. Lüttger Hans/Blei Hermann/Hanau Peter (Schriftenverzeichnis 17-27) 1972, Würdigung NJW 1972, 191 (Gallas Wilhelm), JZ 1972, 28 (Lange Richard), JZ 1982, 33 (Oehler Dietrich), Monatsschrift für Kriminologie 1998, 153 (Eisenberg Ulrich), Würdigung JR 1998, 323 (Geppert Klaus), NJW 1998, 2577 (Oehler Dietrich), Würdigung Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 1999, 579 (Jescheck Hans-Heinrich), Bergemann Hans u. a. Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 198
HEINITZ, Paul, Ministerialrat a. D. Dr.; geb. 23. 01. 1887; gest. Berlin 27. 02. 1942; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Ernst Heinitz (geheimer Justizrat), Ministerialrat, erste jur. Statsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1934 zwangsweise pensioniert; Verö.: Das Problem der materiellen Rechtswidrigkeit 1926 (Dissertation); Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 223
HEINSHEIMER, Karl (August), Prof. Dr.; geb. Mannheim 20. 10. 1869; gest. Heidelberg 16. 04. 1929; WG.: aus jüdischer Familie, zuerst im Kraichgau nachweisbar (Levi 1686 Weinheim), Urgroßvater Moses Lemle (11. 10. 1771 Eppingen), Anfang 19. Jh. Familiennamen angenommen (wohl nach der Mutter Kusae Karoline Maier aus Heinsheim), Vater Oberlandesgerichtsrat (Max Heinsheimer Bretten 14. 8. 1832-4. 1. 1892), Mutter früh gestorben, 1886 Abitur (mit 16), häufig krank, untauglich, 1886/1887 Studium Rechtswissenschaft Univ. Lausanne, 1887-1888 Straßburg, 1888/1889 Berlin, 1889 Leipzig, 1889/1890 Freiburg im Breisgau, 1890 erste Staatsprüfung gut (bester von 18), Justizdienst Baden, 1891 Promotion Univ. Leipzig (Adolf Wach), 1894 zweite jur. Staatsprüfung (gut), 1896 Amtsrichter Mosbach, 1899 Landgerichtsassessor Heidelberg, 1903 Habilitation Univ. Heidelberg, 1907 o. Prof. Univ. Heidelberg, 1917 Stiftung Seminar für Wirtschaftsrecht, geheimer Hofrat, 1929 Rektor; F.: bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Wirtschaftsrecht; Verö.: Beiträge zur Charakteristik der Berufungsinstanz (Dissertation unveröffentlicht 1942 verbrannt), Das BGB mit seinen Nebengesetzen und das badische Recht Bd. 1f. 1901ff., 2. A. 1901ff., Das Recht des Mannes am Vermögen der Frau bei dem ordentlichen gesetzlichen Güterstand 1903 (Habilitationsschrift), Typische Prozesse Ein Zivilprozesspraktikum 1906, 2. A. 1908, 3. A. 1906, 4. A. 1919, 5. A. 1921, 6. A. 1925, 7. A. 1927, Praktische Übungen im bürgerlichen Recht 1909, 2. A. 1913, 5. A. 1930, Handels- und Wechselrecht 1924, 3. A. 1930; Son.: später protestantisch, (anfangs Monarchist, später Demokrat), Hg. Zivilgesetze der Gegenwart, NDB, Drüll Dagmar Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, 1986 106, DBE, Coulin C. Karl August Heinsheimer 2009 (mit Schriftenverzeichnis)
HEINSHEIMER, Max, Oberlandesgerichtsrat; geb. Bretten 14. 08. 1832; gest. 04.01. 1892; WG.: aus jüdischer Familie, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Oberlandesgerichtsrat; Verö.: Die zivilrechtliche Verantwortlichkeit der Architekten und Ingenieuere nach französischem und badischem Rechte 1881, Die englische Wechselordnung vom Jahre 1882; Son.: Weech, DBA 502,362, DBI 2, 832c, IBI 2, 514b, Sohn Karl (August) Heinsheimer
HELLER, Hermann Ignatz, Prof. Dr.; geb. Teschen/Schlesien 17. 07. 1891; gest. Madrid 05. 11. 1933 (Herzleiden, Herzinfarkt); WG.: jüdische Familie, Vater Rechtsanwalt, deutsche Schule, Gymnasium in Teschen, 1908 Gymnasium in Friedek, 1910 Matura, Studium Rechtswissenschaft Univ. Kiel (WS 1912/1913), Wien (SS 1913), Innsbruck, Graz (WS 1913/1914), Einjährigenfreiwilligenjahr, Kriegsdienst, 1915 Herzleiden an der Front, 18. 12. 1915 Promotion Univ. Graz, Militärgerichtsbarkeit, nach Ende des ersten Weltkriegs Arbeit an der Habilitationssschrift Univ. Leipzig (Arbeiten für Richard Schmidt), 1919 in Kiel Habilitationsschrift abgeschlossen, während des Kappputsches (13. - 18. 03. 1920) mit Gustav Radbruch kurz verhaftet, 16. 03. 1920 Habilitation Univ. Kiel (Gustav Radbruch), SPD, 1921 Leipzig (Umhabilitation), 1922-1924 Direktor Volksbildungsamt Leipzig, 1926-1928 Referent (Direktor) Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht Berlin, 1928 ao. Prof. Univ. Berlin, zugleich an der deutschen Hochschule für Politik, 1932 o. Prof. Univ. Frankfurt am Main (gegen den Widerstand der Fakultät), 1933 nach einem Vortrag in Großbritannien Emigration nach Spanien, Gastprof. Univ. Madrid, 11. 09. 1933 Entlassung aus dem Staatsdienst, Ausbürgerung; F.: Rechtsphilosophie, Staatslehre, Staatsrecht, weiter Verwaltungsrecht, Kirchenrecht, Völkerrecht, Rechtsgeschichte; Verö.: Hegel und der nationale Machtstaatsgedanke 1921 (Habilitationsschrift) Neudruck 1963, Sozialismus und Nation 1925, 2. A. 1931, Die Souveränität 1927, Rechtsstaat oder Diktatur 1930, Staatslehre hg. v. Niemeyer Gerhart 1934 (unvollendet posthum), 2. A. 1961, 3. A. 1963, 6. A. 1983, Gesammelte Schriften Bd. 1ff. 1971 (posthum); Son.: getauft, 1922 ein Gründungsmitglied der Vereinigung deutscher Staatsrechtslehrer, 1928 Liaison mit Elisabeth Langgässer (Tochter Cordelia), Ablehnung Hans Kelsens und Carl Schmitts, 1930 Begriff sozialer Rechtsstaat in der Schrift Rechtsstaat oder Diktatur, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, Biographie Politische Vierteljahresschrift 1967, 293 (Meyer Klaus), Bibliographie Politische Vierteljahresschrift 1967, 314 (Rädle Hans), NDB, Robbers G. Hermann Heller 1983, Der soziale Rechtsstaat hg. v. Müller C./Staff I. (Gedächtnisschrift) 1984, Hermann Heller (in) Streitbare Juristen 1988, 268 (Müller Christoph), Hermann Heller (in) Juristen an der Univ. Frankfurt am Main 1989, 187 (Staff Ilse), Würdigung FAZ v. 17. 07. 1991 (Funke Manfred), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 767 (Müller Christoph), Dyzenhaus D. Legality and Legitimacy Carl Schmitt Hans Kelsen und Hermann Heller in Weimar 1997, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 183ff., 257, Goller Peter Hermann Heller 2002, Kleinheyer/Schröder, DBE, Rechts- Sozial- und Wirtschaftswissenschaften aus Graz hg. v. Acham Karl 2011 343 (Oberhuber Florian), Henkel Michael Hermann Hellers Theorie der Politik und des Staates, 2011
HENDEL, Maximilian Georg, Hofrat Prof. Dr.; geb. Czernowitz 01. 08. 1872; gest. Wien 30. 12. 1940; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1915 Priv.-Doz. Univ. Graz, 1915 Habilitation, 1919 Oberlandesgerichtsrat, 1921 tit. o. Prof. Univ. Graz, 1924 Senatsvorsitzender, 1938 Ruhestand; F.: Zivilprozessrecht; Verö.: Rechtsschutz gegen abgeirrte Zwangsvollstreckungsakte 1914; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1935, Göppinger Horst Juristen jüdischer Absatmmung 2. A. 1990 S. 223
HENSEL, Albert; geb. 1895; gest. 1933; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Steuerrecht, Finanzrecht, Kirchenrecht; Verö.: Der Finanzausgleich im Bundesstaat in seiner staatsrechtlichen Bedeutung 1922; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, Würdigung Steuer und Studium 1991, 443 (Pausch Alfons), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 781 (Paul Kirchhof), Würdigung Steuer und Wirtschaft 1995, 80 (Kruse Heinrich W.), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 222
HERRNRITT, Rudolf Herrmann; geb. Prag 17. 04. 1865; gest. 1945; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1897 Habilitation, 1904 Prof. Technische Hochschule Wien, 1909 Verwaltungsgerichtsbarkeit, Senatspräsident, 1935 Privatdozent; Verö.: Die Staatsform als Gegenstand der Verfassungsgesetzgebung und Verfassungsänderung 1901, Handbuch des österreichischen Verfassungsrechtes 1909, Grundlehren des Verwaltungsrechtes 1921, Österreichisches Verwaltungsrecht 1925, Das Verwaltungsverfahren 1932; Son.: Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 148, 295, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung S. 223
HERTZ, Wilhelm Gossler, Rat OLG a. D. Direktor Dr.; geb. 17. 07. 1873; gest. Hamburg 16. 09. 1939; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1909 Jugendrichter Amtsgericht Hamburg, 1921 Oberlandesgerichtsrat, 1923 erster Direktor Hamburger Landesjugendamt; Son.: Vorsitzender deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfe, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 223
HERZFELD, Arnold; geb. Hamburg 20. 10. 1889; gest. New York 30. 10. 1975; WG.: 1908 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Göttingen, 1911 erste jur. Staatsprüfung, 1914 Kriegsdienst, zweite jur. Staatsprüfung, 1920 Assessor, Justitiar Rickmers-Linie Hamburg, Teilhaber Versicherungsgesellschaft Bleichröder & Co., Vorstandsmitglied jüdische Gemeinde Hamburg, 1929 Mitglied Intiativkomitee für Erweiterung der Jewish Agency, 1933 Emigration Frankreich, 1933-1940 Mitinhaber, Direktor Société d'Assurance pour le Commerce et l'Industrie Paris, 1941 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Mitgründer, Teilhaber, Vorsitzender Versicherungsgesellschaft Bleichröder
HERZFELD, Ernst Salomon, RA Dr.; geb. Graetz/Posen 14. 02. 1875; gest. Buenos Aires 1948; WG.: 1894 Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, München, Berlin, Breslau, 1897 Promotion, Referendar, 1902 Rechtsanwalt Posen, 1903-1936 Teilhaber Rechtsanwaltskanzlei Essen, Landesverbandsvorsitzender Rheinland Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, 1933-1938 Mitgründer Beirat der Reichsvertretung, 1936-1938 Centralvereinspräsident, Vizpräsident jüdische Gemeinde Essen, 1939 Emigration Palästina, 1948 Tod auf Argentinienreise
HERZFELD, Levi; geb. um 1820; Verö.: Vorschläge zu einer Reform der jüdischen Ehegesetze 1846
HERZL, Theodor, Dr.; geb. Pest (heute Teil von Budapest) 02. 05. 1860; gest. Edlach/Niederösterreich 03. 01. 1904; WG.: jüdische Familie, Matura evangelisches Gymnasium Budapest, 1878 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1884 Promotion, Dramatiker, Schriftsteller, 1891-1895 Korrespondent Paris, Feuilletonredakteur neue freie Presse, Einsatz für Zionismus, Forderung nach eigenem Judenstaat in Palästina; Verö.: Der Judenstaat 1896, Das neue Ghetto 1898, Philosophische Erzählungen 1900, 2. A. 1919, Altneuland 1902, 10. A. 1933, Feuilletons Bd. 1f. 1903, Zionistische Schriften 1905, Tagebücher 1895-1904 Bd. 1ff. 1922f., Gesammelte zionistische Werke Bd. 1ff. 1934f., The Complete Diaries of Theodor Herzl 1960, Briefe und Tagebücher 1983ff.; Son.: Bein Alex Theodor Herzl 1934 (Neuausgabe mit Vorwort von Meir Golda 1974), Elon Amos Theodor Herzl 1974, Schoeps Julius Theodor Herzl 1975, Theodor Herzl oder der Moses des Fin de siècle hg. v. Dethloff Klaus 1986, Theodor Herzl und das Wien des Fin de siècle hg. v. Leser Norbert 1987, Schoeps Julius Theodor Herzl Text-Bild-Monographie 1995
HEYMANN, Victor, RA Notar; geb. Braunschweig 27. 04. 1842; gest. Braunschweig 22. 11. 1926; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Anwalt, 1875 Stadtverordneter Braunschweig (nationalliberal), 1907 Notar; Son.: 1920 Vorsitzender Rechtsanwaltskammer Braunschweig, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 (Miosge Dieter), Niedersächsische Juristen 2003, 361f., Isermann E. u. a. Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879-2004 2004, 172
HILL, Ann Elizabeth, Dr.; geb. Münster 23. 09. 1905; gest. San Francisco 22. 01. 1999; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Cohn, Vater Justizrat, 1925 Reifeprüfung, Studium Rechtswissenschaft Univ. Münster, Köln, 1929 erste jur. Staatsprüfung, 1933 Promotion Univ. Köln, 1933 Entlassung aus dem Justizdienst, Emigration Frankreich, 1936 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Ausbildung zur Krankenschwester, 1943 Lehrauftrag Nursing-School of California, 1970 emeritiert; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 140
HINDEN, Betty, RAin Dr.; geb. Königshütte 05. 11. 1902; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Gruenewald, 1922 Reifeprüfung, kaufmännische Tätigkeit, 1926 Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Köln, Bonn, 1929 erste jur. Staatsprüfung, 1932 Promotion Univ. Köln, 1933 Zwangsbeurlaubung, Entlassung, Mitarbeiterin Rechtsanwaltsbüro, 1935 Emigration Palästina, 1948 Privatsekretärin Justizministerium Israel, 1954 Rechtsanwaltszulassung; Son.: Die Bedeutung der Deliktsfähigkeit des Verletzten für die Verteidigung aus § 254 BGB 1932 (Dissertation nicht veröffentlicht)
HIRSCH, Ernst Eduard, Prof. Dr.; geb. Friedberg in Hessen 20. 01. 1902; gest. Königsfeld im Schwarzwald 29. 03. 1985; WG.: jüdische Familie, Vater Kaufmann, Augustinerschule Friedberg, 1920 Abitur, Studium Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft Univ. Frankfurt am Main, 1922 München, 1923 Gießen, 1923 erste jur. Staatsprüfung (gut), Banklehre bei Onkel Otto Hirsch, Justitiar Bankhaus Otto Hirsch & Co., März 1924 Promotion Univ. Gießen (Leo Rosenberg), 1929 zweite jur. Staatsprüfung (mit Auszeichnung), 18. 12. 1929 Habilitation Univ. Frankfurt am Main (Friedrich Klausen), 18. 12. 1929 Priv.-Doz. Univ. Frankfurt am Main, 1931 Landgerichtsrat LG Frankfurt am Main und Amtsgerichtsrat, 1933 auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom Dienst suspendiert (31. 03. 1933 Untersagung der Lehrtätigkeit), November 1933 Berufsverbot, Mitte Juni 1933 Emigration Niederlande, Herbst 1933 Türkei, November 1933 Prof. Univ. Istanbul, 1943 Prof. Univ. Ankara, Verwaltungsdienst Justizministerium Türkei, 1948/1949 Gastvorlesungen Deutschland, 1950 Rückkehr, April 1952 Prof. Univ. Berlin (FU), 1953 Rektor, Ende März 1967 emeritiert; F.: bürgerliches Recht, Handelsrecht, internationales Privatrecht, 1931 deutsches Privatrecht, weiter Verfassungsrecht, Seerecht, Versicherungsrecht, Urheberrecht, Patentrecht, Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie; Verö.: Die Rechtsnatur des Betriebes und der Arbeitnehmerschaft 1924 (Dissertation), Die Werkherrschaft 1948, Gesellschaftsrecht, 4. A. 1957, Praktische Fälle aus dem Handels- und Wirtschaftsrecht, 3. A. 1963, Einführung in das bürgerliche Vermögensrecht 2. A. 1959, 3. A. 1964, 4. A. 1968, 6. A. 1975, Die Verfassung der türkischen Republik 1966, Verfassungsänderung in der Türkei 1971 1973, Türkisches Recht vor deutschen Gerichten 1981, Aus des Kaisers Zeiten durch die Weimarer Republik in das Land Atatürks 1982 (Autobiographie), Rechtssoziologie für Juristen 1984 (Aufsätze), Das türkische Aktien- und GmbH-Recht 2. A. 1993; Son.: Kürschner 1931, 1935, 1954, 1961, 1966, 1970, 341 Veröffentlichungen, Assistenten Gerhard Eiselt, Richard Mainzer, Ernst Nebenzahl, Doktorandin Jutta Limbach, Schüler Halil Bey, Catalogus professorum Gottingensium 1962, 61, Ehrengabe für Ernst E. Hirsch hg. v. Roeber Georg 1963, Festschrift hg. v. jur. Fakultät Univ. Berlin 1968, Der verständige Rechtsgenosse hg. v. Limbach Jutta (Festschrift) 1975, Würdigung NJW 1972, 619 (Limbach Jutta), Liber amicorum (Biographie und Bibliographie) 1977, JZ 1982, 77 (Püttner Günter), Nachruf NJW 1985, 1267 (Püttner Günter), UFITA Bd. 101 (1985), 10 (Rehbinder Manfred), DBE, Bergemann Hans u. a. Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 203,Breunung u. a. Die Emigration 1 204
HIRSCH, Naphtali, RA und Notar Dr.; geb. Emden 29. 09. 1844; gest. Frankfurt am Main 31. 12. 1903; WG.: aus jüdischer Familie, Vater jüdischer Theologe (Samson Raphael Hirsch), Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, Promotion, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt, Notar Frankfurt am Main, Mitbegründer, Vorstandsmitglied, freie Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums, Initiator Synagogengesetz (1899); Verö.: Grundzüge des Strafprozesses im jüdischen Recht, Gesammelte Schriften Bd. 1ff. 1902ff.
HIRSCH, Otto, RA Dr.; geb. Stuttgart 05. 01. 1885; gest. Konzentrationslager Mauthausen 19. 06. 1941; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Leipzig, Berlin, Tübingen, Promotion, Rechtsanwalt Stuttgart, 1912 Ratsassessor, 1914 Leiter Kriegsleistungswesen, 1919 Staatsdienst Innenministerium Württemberg, Ministerialrat (Neckarkanalisierung, Förderer Main-Neckar-Kanal), Vorstandsmitglied Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, Ratsmitglied Jewish Agency, 1933 Leiter Reichsvertretung der Juden, 1938 Deportation Konzentrationslager Sachsenhausen
HIRSCH, Robert, RA; geb. Tübingen 10. 07. 1857; gest. Stuttgart 14. 01. 1939 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1886 Rechtsanwalt in Ulm, 15. 04. 1934 Verbot sich Rechtsanwalt zu nennen; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 233
HIRSCH, Salli, RA und Notar Dr.; geb. Heinrichswalde/Ostpreußen 27. 06. 1885; gest. Jerusalem 21. 11. 1950; WG.: Studium Rechtswissenschaft, Promotion Univ. Berlin, Rechtsanwalt, Notar Halberstadt, Zusammenarbeit mit Moses Siegfried, 1914 Kriegsdienst, Präsidiumsmitglied Kartell jüdischer Verbindungen, Landesvorstandsmitglied zionistische Vereinigung für Deutschland, Mitglied jüdische Gemeinde Berlin, Delegierter auf Zionistenkongressen, Palästinareisen, 1935 Emigration Palästina, Rechtsanwalt Jerusalem (bis 1949), Vorstandsmitglied Ihut
HIRSCHLAND, Georg Simon; geb. Essen 16. 07. 1885; gest. Scarsdale bei New York 14. 03. 1942; WG.: Großvater Bankier (Simon Hirschland), Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, Münster, 1907 Promotion, Banklehre Berlin, London, New York, 1912 Teilhaber Familienunternehmen Simon Hirschland Bank, 1938 Zwangsliquidation, Emigration Niederlande, Vereinigte Staaten von Amerika, 1939-1942 Leiter Finanzierungsgesellschaft Hanseatic Corporation New York; Son.: Vorsteher jüdische Gemeinde Essen, Förderer Folkwang-Museum, NDB, DBE
HOENIGER, Heinrich, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Ratibor/Oberschlesien 26. 12. 1879; gest. Frankfurt am Main 14. 04. 1961; WG.: jüdische Herkunft, Studium Rechtswissenschaft Univ. Halle, Heidelberg, Freiburg im Breisgau, 1906 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Gustav Rümelin), 1909 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau (Gustav Rümelin), 1913 ao. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1919 o. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1932 Univ. Kiel, 09. 04. 1934 als Jude aus dem Lehrkörper ausgeschieden, Versetzung nach Frankfurt am Main, 1935 Zwangspensionierung, 1938 Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika, 1939 Instructor Fordham Univ. New York, 1941 Prof. Hunter College New York, 1950 Rückkehr nach Deutschland, Gastprof. Univ. Frankfurt am Main, 1960 Pensionierung; F.: Handelsrecht, bürgerliches Recht, Arbeitsrecht; Verö.: Vorstudien zum Problem der gemischten Verträge 1906 (Dissertation), Die gemischten Verträge in ihren Grundformen 1909 (Habilitationsschrift), Die Sicherungsübereignung von Warenlagern 1912, Die Diskontierung von Buchforderungen 1912, Riskante Rechtsübung 1917, Die Pacht des Handelsgeschäfts 1923; Son.: in DBE Familienname Höniger, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1950, 1954, 1961, 1966, 1953 Dr. rer. pol. h. c. Univ. Frankfurt am Main, Würdigung NJW 1955, 215, Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten Univ. Kiel 1956, 44, Würdigung NJW 1961, 1617 (Hessel Phillip)
HOLDHEIM, Samuel; geb. Kempen in frt Ptovinz Posen 1806; gest. Berlin 22. 08. 1860; WG.: jüdischer Gelehrter und Rabbiner des Reformjudentums; Verö.: Über die Autonomie der Rabbiner und das Prinzip der jüdischen Ehe 1843, 2. A. 1847, Über Auflösbarkeit der Eide 1845, Vorschläge zu einer zeitgemäßen Reform der jüdischen Ehegesetze 1845
HOLLÄNDER, Ludwig, RA; geb. Berlin 05. 08. 1877; gest. Berlin 09. 02. 1936; WG.: Studium Rechtswissenschaft, Mitglied jüdische Studentenverbindung, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt München, 1908 Syndikus, 1921 Direktor Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, 1919 Mitbegründer Philo-Verlag und Buchhandlung, Chefredakteur Central-Vereins-Zeitung; Verö.: Deutsch-jüdische Probleme der Gegenwart 1928; Son.: NDB, DBE
HONIG, Richard Martin, Prof. Dr.; geb. Gnesen 03. 01. 1890; gest. Göttingen 25. 04. 1981; WG.: jüdische Familie, Vater Rechtsanwalt, Studium Rechtswissenschaft, 1914 Promotion Univ. Erlangen (Philipp Allfeld), 1917 Göttingen, 1919 Habilitation Univ. Göttingen (Robert von Hippel), 1920 Priv.-Doz. Univ Göttingen, 1925 ao. Prof. Univ. Göttingen, 1931 o. ö. Prof. Univ. Göttingen, 25. 04. 1933 beurlaubt, 02. 09. 1933 (31. 12. 1933) in den Ruhestand versetzt ohne Anspruch auf Ruhegehalt (Vertretung durch Friedrich Schaffstein, Nachfolger Karl Siegert), Okt. 1933 o. Prof. Univ Istanbul, 1939 Vereinigte Staaten von Amerika, nur kurzfristige und teilweise berufsfremde Beschäftigungen (Georgia University in Athens, Juni 1941 De Bose Memorial Training School in Monteagle/Tennessee - Kirchengeschichte und kanonisches Recht - , Januar 1943 School for Theology an der University of the South Sewanee in Tennessee, erwerbslos, Dezember 1944 War Prisoners' Aid des YMCA, April 1947 Eden Theological School), Anfang 1947 gemachtes Angebot der Rückkehr auf den Lehrstuhl in Göttingen abgelehnt, 08. 01. 1953 Wiedergutmachungsbescheid, 23. 03. 1953 Verleihung der Rechtsstellung eines emeritierten ordentlichen Professors an der Universität Göttingen im Wege der Wiedergutmachung, Unterstützung durch Generalkonsulat bis zur Auszahlung des Ruhegehalts, Ruhegehalt ab September 1953, ab 1954 Lehr- und Forschungsaufenthalte in Deutschland, 1963 in den Vereinigten Staaten von Amerika emeritiert, nach dem Tode seiner Frau 1974 Göttingen; F.: Rechtsphilosophie, Strafprozessrecht, Strafrecht, Kriminologie, Zivilprozessrecht; Verö.: Der ungleichartige Rückfall als allgemeiner Strafschärfungsgrund 1914 (Dissertation), Die Einwilligung des Verletzten 1919 (Habilitationsschrift), Studien zur juristischen und natürlichen Handlungseinheit 1925, Die straflose Vortat und Nachtat 1927, Römisches Recht 1936, Kirchenrecht 1954, Wiederaufnahme im amerikanischen Strafverfahren 1969, Schwurgericht 1974; Son.: 1914 in Vorbereitung auf eine akademische Laufbahn evangelisch, 1916 Heirat mit Tochter Eduard Heilfrons, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1954, 1961, 1970, Festschrift 1970, Würdigung JZ 1980, 71 (Maiwald Manfred), Nachruf ZStrW 1981, 827 (Jescheck Hans-Heinrich), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 (Huber Barbara), Weiglin David Christopher Richard Martin Honig (1890-1981) 2011
HONIGMANN, David, Dr.; geb. Kempen/Posen 15. 08. 1821; gest. Breslau 22. 07. 1885; WG.: Studium Rechtswissenschaft, jüdische Theologie Univ. Breslau, Heidelberg, Promotion, Syndikus jüdische Gemeinde Breslau, 1869 Mitbegründer deutsch-israelitischer Gemeinbund, Publizist; Verö.: Das gute Recht der preußischen Juden 1847
HUSSERL, Gerhart, Prof. Dr.; geb. Halle 22. 12. 1893; gest. Freiburg im Breisgau 08. 09. 1973; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Edmund Husserl, Studium Rechtswissenschaft, 1918 erste jur. Staatsprüfung, 1921 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau, 1923 zweite jur. Staatsprüfung, Hilfsrichter LG Bonn, 1924 Habilitation Univ. Bonn, 1926 Richter Bonn, o. Prof. Univ Kiel, 25. 04. 1933 Beurlaubung, 29. 10. 1933 Aufhebung des Zwangsurlaubs, o. Prof. Univ. Göttingen, (Nachfolger in Kiel Karl Larenz), Universität Göttingen lehnt Beschäftigung ab, 1934 Prof. Univ. Frankfurt am Main, Oktober 1934 Antrag auf Emeritierung, 1935 Dienstaustritt (31. 12. 1935 in Ruhestand versetzt), Februar 1935 Entzug der Lehrerlaubnis. Ende 1935 Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika, 1938 bzw. 1940-1948 Prof. Virginia Nat. Univ. Washington/Vereinigte Staaten von Amerika, 1941 Staatsbürgerschaft Vereinigte Staaten von Amerika, 1948 Berater für Rechtsangelegenheiten im Hochkommissariat der Vereingten Staaten von Amerika für Deutschland, 1952 Rückkehr in Bundesrepublik Deutschland, Wiedergutmachungsantrag, Universität Frankfurt am Main zahlt Emeritusbezüge rückwirkend ab 1950, Gastprofessor Univ. Köln und Freiburg im Breisgau, 1956 Hon.-Prof. Univ. Freiburg im Breisgau (Rechtsvergleichung, angloamerikanisches Recht); F.: Rechtsphilosophie, bürgerliches Recht, Rechtsvergleichung; Verö.: Rechtskraft und Rechtsgeltung 1925, Recht und Welt 1929, 2. A. 1964 (Aufsätze), Der Rechtsgegenstand 1933 Neudruck 1995, Justice 1937, Recht und Zeit 1955, Person Sache Verhalten 1969; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1954, 1961, 1966, 1970, Gastprof. Univ. Köln, Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten Univ. Kiel 1956, 42, Phänomenologie Rechtsphilosophie Jurisprudenz Festschrift zum 75. Geburtstag hg. v. Würtenberger Tomas 1969 (Schriftenverzeichnis 274-276), Nachruf (1974), Böhler Britta Gerhart Husserl 1992, Hollerbach Alexander Jurisprudenz in Freiburg 2007
ISAY, Ernst, OLG-Rat Priv.-Doz. Dr.; geb. Trier 04. 08. 1880; gest. Sao Paulo/Brasilien 17. 07. 1943; WG.: aus jüdischer Familie. Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1907? Promotion, Juni 1919 Richter am LG Elberfeld, zwei Monate später Habilitation Univ. Bonn, April 1920 Landgerichtsrat Landgericht Köln, Mai 1924 Amtsgerichtsrat und Landgerichtsrat LG Bonn, 01. 12. 1924 Oberlandesgerichtsrat OLG Hamm, Dezember 1924 Umhabilitierung Univ. Münster, krankheitsbedingt Aufnahme der Lehrtätigkeit erst SS 1925, SS 1928-SS 1932 Beurlaubung wegen Tätigkeit am OVG Berlin, im WS 1932/1933 (unter Druck) Lehrtätigkeit in Münster wieder aufgenommen, Ende April 1933 Nichtausübung der Lehrbefugnis vom Dekan angeraten, November 1933 Lehrbefugnis entzogen, Versetzung in den Ruhestand als Oberverwaltungsgerichtsrat zum 31. 12. 1933, Juli 1940 Ausreise nach Brasilien (zu Schwägerin), einmalig sechs Einzelvorlesungen; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Völkerrecht, internationales Privatrecht; Verö.: Die Staatsangehörigkeit der juristischen Person 1907 (Dissertation?), Das deutsche Fremdenrecht 1923, Völkerrecht 1924, Internationales Finanzrecht 1934; Son.: Kürschner (unter J) 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Breunung u. a. Die Emigration 1 577
ISAY, Hermann, RA Prof. Dr.; geb. Berlin 1873; gest. 1938; WG.: aus jüdischer Familie, aus Frankreich eingewandert, Studium Rechtswissenschaft, erste. jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1901 Rechtsanwalt Kammergericht Berlin, Notar, 1919 Privatdozent, 1925 ao. Prof. TH Berlin; F.: Handelsrecht, Rechtsphilosphie, Wettbewerbsrecht; Verö.: Patentgesetz (Kommentar) 1903, 2. A. 1911, 3. A. 1920, 4. A. 1926, 5. A. 1931, 6. A. 1932, Rechtsnorm und Entscheidung 1929; Son.: Bruder Rudolf Isay, Kürschner (unter J) 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Roßmanith G. Rechtsgefühl und Entscheidungsfindung 1975, Kleinheyer/Schröder, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung S. 223
ISAY, Rudolf, RA Hon.-Prof.; geb. Trier 01. 01. 1886; gest. Bonn 14. 04. 1956; WG.: jüdische Familie, aus Frankreich eingewandert, Berlin, Vater Kaufmann, Bruder (Hermann) Rechtsanwalt und Patentrechtler, Onkel Harry Breslau, 1877 Trier, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Straßburg, Berlin, Bonn, 1907 erste jur. Staatsprüfung Bonn, 1908 Promotion Univ. Bonn (Ernst Zitelmann), Anhänger der freien Rechtsschule, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt Berlin (bei Hermann Isay), zum Christentum übergetreten, Kriegsdienst, Kriegsrohstoffabteilung, 1918 Rechtsanwalt, 1935 Emigration nach Rolandia/Brasilien, Kaffeepflanzer, 1951 Rückkehr nach Deutschland, Prof. Univ. Bonn, Gutachter, Schriftsteller, 1954 Reformentwurf zum Bergrecht; F.: Bergrecht, Handelsrecht; Verö.: Der Schadensersatzanspruch des Besitzers und des Eigentümers bei Beschädigung der Sache 1908 (Dissertation), Das Recht im Unternehmen 1910, Kommentar zum preußischen allgemeinen Berggesetz 1919f., 2. A. 1933; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1954, LB, Hon.-Prof. Univ. Bonn (Bergrecht), Beiträge zum Wirtschaftsrecht (Festschrift) 1955, Würdigung NJW 1956, 213 (Möhring Philipp), NDB, Aus meinem Leben 1960, DBE, Gaul Felix Der Jurist Rudolf Isay (1886-1956) 2005
ISRAEL, Clara, Magistratsrat; geb. Spandau 28. 10. 1876; gest. Berlin 22. 10 1942 (Sebstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, 1908 Jugendgerichtshilfe, 1923 Leiterin Bezirksfürsorge Charlottenburg (Sozialsekretärin), 1929 erster weiblicher Magistratsrat in Berlin, 1933 Entzug aus allen Ämtern; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 233
JACOBI, Ernst, Prof. Dr.; geb. Lübben 19. 02. 1867; gest. 1946; WG.: jüdischer Herkunft, Vater katholisch konvertiert, Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, Freiburg im Breisgau, Bonn, Berlin, Gerichtsassessor Frankfurt an der Oder, Berlin, Breslau, 1897 Promotion Univ. Breslau, 1901 ao. Prof. Univ. Breslau, 1913 Prof. Univ. Münster, 1934 auf eigenen Antrag unfreiwillig emeritiert; F.: deutsches bürgerliches Recht, Handelsrecht, Zivilprozessrecht; Verö.: Die Wertpapiere im bürgerlichen Recht des Deutschen Reiches 1901 (Preisschrift), 2. A. 1917, Das Wertpapier als Legitimationsmittel 1906, Die Theorie der Willenserklärungen 1910, Grundriss des Rechts der Wertpapiere 1921, Wechsel- und Scheckrecht 1944; Son.: 1899 LB Univ. Breslau, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1940/1941
JACOBI, Erwin, Prof. Dr. Dr.; geb. Zittau 15. 01. 1884; gest. Leipzig 05. 04. 1965; WG.: Vorfahren jüdische Textilkaufleute in der Mark Brandenburg (Pfaffendorf bei Beeskow), Vater Kaufhauseigentümer Zittau, Mutter evangelische Tochter eines englischen Fabrikdirektors, 1903 Studium Rechtswissenschaft Univ. München, 1904 Leipzig, 1907 Promotion (Emil Friedberg), 1912 Habilitation (Rudolf Sohm), gefördert von Ulrich Stutz, Justizdienst, 1916 ao. Prof. Univ. Leipzig, 01. 04. 1920 o. Prof. Univ. Greifswald, 01. 10. 1920-1955 o. Prof. Univ. Leipzig, 01. 11. 1933-01. 11. 1945 aus rassischen Gründen dienstfrei gestellt (auf Grund des Berufsbeamtengesetzes in den Ruhestand versetzt), 1947/1948 Rektor (Nachfolge Hans-Georg Gadamer); F.: Kirchenrecht, weiter Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Arbeitsrecht; Verö.: Der Einfluss der Exkommunikation und der Delicta mere ecclesiastica auf die Fähigkeit zum Erwerb und zur Ausübung des Patronatrechts 1907 (Dissertation), Patronate juristischer Personen (Habilitationsschrift), Die religiöse Kindererziehung nach sächsischem Recht 1912, Der Rechtsbestand der deutschen Bundesstaaten 1917; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1950, 1954, 1961, 1966, Festschrift für Erwin Jacobi 1957, Nachruf Neue Justiz 1965 Heft 10, 332 (Schibor Lothar), Staat und Recht 1965, 1038, NDB, Staat und Recht 1984, 123 (Pätzold Erhard), DBE, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 231, 285, Otto Martin Von der Eigenkirche zum volkseigenen Betrieb - Erwin Jacobi (1884-1965) 2008 (Biographie bedeutender als Werk), Greifswald hg. v. Lege J. 2009, Sächsische Lebensbilder 6 2009 (Otto, Martin)
JACOBSON, Heinrich Friedrich, Prof. Dr.; geb. Königsberg 08. 06. 1804; gest. Königsberg 19. 03. 1868; WG.: Vater jüdischer Kaufmann, Konversion zum Katholizismus, 1823 Studium Rechtswissenschaft Univ. Königsberg, 1826 Promotion, Studium Berlin, Göttingen, 1828 Habilitation Univ. Königsberg, Priv.-Doz., 1831 ao. Prof. Univ. Königsberg, 1836 o. Prof. Univ. Königsberg, 1865 geheimer Justizrat,; Verö.: Dissertatio inauguralis critica de codicibus Gregoriano et Hermogeniano 1826, Kirchenrechtliche Versuche 1831ff., De fontibus iuris ecclesiastici Borussici 1837, Geschichte und Quellen des Kirchenrechts 1837, Über die gemischten Ehen in Deutschland 1838, Welche rechtlichen Ansprüche haben die Besitzer der aus den Zwangsanleihen des ehemaligen Königreichs herrührenden Obligationen an die beteiligten Staaten? 1842, Antwort auf die Frage - Was muss die bevorstehende Provinzial-Synode tun? 1844, Das Verbot der Gustav-Adolf-Stiftung 1844, Herr Dr. Rupp zu Königsberg im Konflikt mit den Symbolen der evangelischen Kirche 1846, Denkschrift die Staatsschuld des ehemaligen Königreichs Westphalen betreffend 1852, Über das österreichische Konkordat vom 18. August 1855 1856, Das evangelische Kirchenrecht des preußischen Staates und seiner Provinzen 1864f.; Son.: ADB, Weisfert, DBA 595,177-178, DBI 2, 981c, Stintzing/Landsberg Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft Abt. 3, Halbband 2 Noten 1910, 252f.
JAQUES, Heinrich, RA Dr.; geb. Wien 24. 02. 1831; gest. Wien 25. 01. 1894; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Philosophie und Geschichte Univ. Heidelberg, Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1856 Promotion, Leiter des Bankhauses seines Onkels, 1859 Liquidation des Unternehmens, Advokat Wien, 1879 Vertreter Wiens im Reichsrat, Rechtsanwalt; Verö.: Theorie und Praxis im Zivilrecht 1857, Denkschrift über die Stellung der Juden in Österreich 1859, Die Rechtsverhältnisse der mit Zinsengarantie versehenen Eisenbahn-Aktiengesellschaften und die österreichische Eisenbahnpolitik 1864, Die Reform der Eisenbahn-Gesetzgebung 1866; Son.: Wrabetz Peter Österreichs Rechtsanwälte 2002
JEHUDA, ?; geb. um 1810; Verö.: Ist es dem Israeliten nach jüdischen Gesetzen wohl erlaubt einen falschen Eid zu leisten wenn die Gesetzrolle die er in seiner Hand hält nicht korrekt ist? 1836 (Hg. - 16. S.)
JELLINEK, Georg, Prof. Dr. Dr. Dr. h. c.; geb. Leipzig 16. 06. 1851; gest. Heidelberg 12. 01. 1911; WG.: Vater jüdischer Theologe (Rabbiner Adolf Jellinek Drslawitz/Mähren 1820-Wien 28. 12. 1893), 1857 Wien, 1867 Matura akademisches Gymnasium Wien, Studium Rechtswissenschaft, Philosophie, Geographie, Kunstgeschichte Univ. Wien, 1870 Heidelberg, Leipzig, 1871 Wien, 1872 Promotion (Dr. phil.) Univ. Leipzig, 1874 Promotion Univ. Wien (Dr. iur.), Verwaltungsdienst Österreich, 1876 Aufgabe der Verwaltungstätigkeit, 1879 Habilitation Univ. Wien (Rechtsphilosophie), Privatdozent, 1880 Erweiterung der Lehrbefugnis auf Völkerrecht abgelehnt, 1882 Erweiterung der Lehrbefugnis auf allgemeines Staatsrecht und Völkerrecht, 1883 ao. Prof. Univ. Wien, Heirat Camilla Wertheims (Frauenrechtlerin), 1889 Entlassung aus dem Universitätsdienst Österreichs, Habilitation für Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Völkerrecht in Berlin, 07. 12. 1889 o. Prof. Univ. Basel, 11. 12. 1890 Univ. Heidelberg (allgemeines Staatsrecht, Völkerrecht und Politik), 12. 02. 1892 Austritt aus der jüdischen Gemeinde, 1896 protestantische Taufe der Kinder, 1907 Prorektor Univ. Heidelberg, 1909 Schlaganfall, 1910 Übertritt zur evangelischen Kirche; F.: Staatsrecht, Völkerrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Die Weltanschuungen Leibniz' und Schopenhauers 1872 (phil. Dissertation), Die sozialethische Bedeutung von Recht Unrecht und Strafe 1878 (abgelehnte Habilitationsschrift), 2. A. 1908 Neudruck 1967, Die Klassifikation des Unrechts 1879 (Habilitationsschrift), Die rechtliche Natur der Staatenverträge 1880, Die Lehre von den Staatenverbindungen 1882 Neudruck 1996, Österreich-Ungarn und Rumänien in der Donaufrage 1884, Ein Verfassungsgerichtshof für Österreich 1885, Gesetz und Verordnung 1887, System der subjektiven öffentlichen Rechte 1892, 2. A. 1905 Neudruck 1964, Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1895, 2. A. 1904, 3. A. 1919, 4. A. 1927, Allgemeine Staatslehre 1900, 2. A. 1905, 3. A. 1914 Neudruck 1920 bzw. 1966, Das Recht des modernen Staates 1900, 2. A. 1905; Son.: Todesdatum nach ZRG GA 32 (1911), 595 13. Januar 1911, Freundschaft mit Windelband, Max Weber, 1896 Ehrendoktor Univ. Princeton, Jellinek, W., Georg Jellineks Werke, Archiv des öffentlichen Rechts 27 (1911), 607 (Schriftenverzeichnis), Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938, 161, Holubek R. Allgemeine Staatslehre als empirische Wissenschaft - Eine Untersuchung am Beispiel Georg Jellineks 1961, NDB, Würdigung JuS 1987, 97 (Fijal Andreas), Kempter, K., Die Jellineks 1820-1955, 1988 (Schriftenverzeichnis 559ff.), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 450ff., Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 355 (Sattler Martin J.), Kleinheyer/Schröder, Georg Jellinek hg. v. Paulson Stanley u. a. 2000, DBE, Keller C. Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 2005 (Schriftenverzeichnis 461ff.)
JELLINEK, Walter, Prof. Dr.; geb. Wien 12. 07. 1885; gest. Heidelberg 09. 06. 1955; WG.: aus jüdischer Familie, Mutter Frauenrechtlerin (Camilla Jellinek, geborene Wertheim), Vater Rechtsprofessor (Georg Jellinek), Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Freiburg im Breisgau, Berlin, 1908 Promotion Univ. Straßburg, 1912 Habilitation Univ. Leipzig (Otto Mayer), 1913 ao. Prof., 1919 o. Prof. Univ. Kiel, 1928 Rektor, 1929 Prof. Univ. Heidelberg (Nachfolger Richard Thomas), 1935 Entlassung, 1946 Prof. Univ. Heidelberg, Mitglied VGH Baden-Württemberg, Staatsgerichtshof; F.: Verwaltungsrecht, Staatsrecht, Kirchenrecht, Völkerrecht, internationales Recht, Auslandsrecht; Verö.: Der fehlerhafte Staatsakt und seine Wirkungen 1908 Neudruck 1974, Gesetz Gesetzesanwendung und Zweckmäßigkeitserwägung 1913 Neudruck 1964, Verwaltungsrecht 1928, 2. A. 1929, 3. A. 1931 Neudruck 1948 und 1966, Die zweiseitigen Staatsverträge über Anerkennung ausländischer Zivilurteile 1953; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1950, 1954, Gedächtnisschrift für Walter Jellinek hg. v. Bachof Otto 1955, Forschungen und Berichte aus dem öffentlichen Recht hg. v. Bachof Otto/Drath Martin/Gönnenwein Otto/Walz Ernst (Festschrift) 1955, Nachruf NJW 1955, 982 (Forsthoff Ernst), Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten Univ. Kiel 1956, 40, Drüll Dagmar Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, 1986 127, AöR 1986, 219 (Ziekow Jan), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 415, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 238ff.
JESSNER, Fritz, Dr.; geb. Stolp/Pommern 19. 08. 1889; gest. Boston/Vereinigte Staaten von Amerika 09. 07. 1946; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Leipzig, 1912 Promotion (Dissertation nicht auffindbar), Schauspielunterricht Berlin, Schauspieler Berlin (Reinhardt), Königsberg (Jessner Leopold), München, Hamburg, Berlin, 1925 Intendant Königsberg, 1933 Entlassung, 1934 Regisseur Schauspielhaus jüdischer Kulturbund Berlin, 1936 Emigration Schweiz, Schauspieldirektor, Regisseur Stadttheater Bern, 1940-1942 Lehrer Yale Drama School
JOEL, Curt, Reichsjustizminister Dr.; geb. Greiffenberg/Schlesien 18. 01. 1865; gest. Berlin 15. 04. 1945; WG.: jüdische Abstammung, Studium Rechtswissenschaft Univ. Jena, Freiburg im Breisgau, Berlin, 1899 Staatsanwalt Hannover, Berlin, 1908 geheimer Regierungsrat, vortragender Rat Reichsjustizamt, 1914 Sektionschef Generalgouvernement Belgien (Spionageabwehr), Leiter Zentralpolizeistelle Brüssel, 1917 Reichsjustizamtsdirektor, 1920 Staatssekretär Reichsjustizministerium, 1931 Reichsjustizminister (zweites Kabinett Brüning); Son.: eine Persönlichkeit, die während der gesamten Zeit der Weimarer Republik eine, wenn nicht sogar die Schlüsselposition der Reichsjustiz(verwaltung) innehatte, Godau-Schüttke Klaus-Detlev Rechtsverwalter des Reiches Staatssekretär Dr. Curt Joel 1981, NDB, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 485 (Dieners Peter), DBE
JORDAN, Paul, Dr.; geb. Mannheim 20. 03. 1883; gest. Heidelberg 1940 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1919 Justizdienst, Amtsgerichtsrat in Mannheim; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 233
JUNCKER, Josef, Prof. Dr.; geb. Pitesti/Rumänien 09. 09. 1889; gest. Bonn 18. 10. 1938; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Rumänien, Leipzig, 1914 Kriegsfreiwilliger, 1915 Einbürgerung, 1917 Namensänderung (urspr. Josefovici), 1919 Privatgelehrter Leipzig, 1926 venia legendi Univ. Königsberg, 1927 Umhabilierung Univ. Bonn, 1932 ao. Prof. Univ. Bonn, o. Prof. Univ. Greifswald, 1935 entlassen; F.: bürgerliches Recht, Rechtsgeschichte, Zivilprozessrecht; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Vorholz Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät Greifswald 2000, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 224
KAHN-FREUND, Otto, Sir Dr. Dr. h. c. LL. M.; geb. Frankfurt am Main 17. 11. 1900; gest. Haslemere/Surrey 16. 08. 1979; WG.: jüdische Familie, 1918 Kriegsdienst (ohne Kampfteilnahme), 1918 Studium Geschichte, Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Leipzig, Frankfurt am Main (Hugo Sinzheimer), Juli 1923 erste jur. Staatsprüfung, 1925 Promotion Univ. Frankfurt am Main, Mai 1927 zweite jur. Staatsprüfung, Forschungsaufenthalt Vereinigte Staaten von Amerika, Oktober 1928 Justizdienst Preußen, Amtsgerichtsrat AG Berlin-Charlottenburg, 1929 Richter Arbeitsgericht Berlin, März 1933 zwangsbeurlaubt, Berufsverbot, Juni 1933 Emigration England, Studium London School of Economics, 1935 Prüfung, 1935 LL. M., assistant lecturer, 1936 Zulassung als Rechtsanwalt bei Gericht, April 1939 Ausbürgerung, Juni 1939 Entzug der Doktorwürde (Juli 1995 als nichtig erklärt), 1940 Staatsangehörigkeit Großbritanniens, 1951 Prof. London School of Economics, 1964-1971 Prof. Oxford; F.: Arbeitsrecht, Familienrecht; Verö.: Der Umfang der normativen Wirkung des Tarifvertrages und der Wiedereinstellungsklausel (Dissertation) 1925, Labour and the Law 1972 (Arbeit und Recht 1979), Dicey Conflicts of Law - General problems of private international law 1976, The Law Carriage by Inland Transport 1939, 2. A. 1949, 3. A. 1956, 4. A. 1976; Son.: 1922 SPD, Präs. internationale Gesellschaft für das Recht der Arbeit und der sozialen Sicherheit, Mitglied Royal Commissions, Dr. h. c. Univ. Brüssel, Paris, Stockholm, Bonn, 1976 für seine Verdienste als Begründer der englischen Arbeitsrechtswissenschaft in Adelsstand erhoben, Nachruf RdA 1979, 283 (Gamillscheg Franz), NJW 1980, 165 (Ramm Thilo), International collection of essays hg. v. Gamillscheg Franz/Givry Jean de/Hepple Bob/Verdier Jean-Maurice (Festschrift) 1980 (Schriftenverzeichnis 783-789), Otto Kahn-Freund (in) Streitbare Juristen 1988, 380 (Däubler Wolfgang), Stolleis 332, Bergemann Hans u. a. Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 219
KAIM, Isidor; geb. Dresden 25. 02. 1817; WG.: aus jüdischer Familie, 1838 Studium Rechtswissenschaft Univ. Leipzig, 1841 Abschlussexamen, 1845 Zulassung zur Advocatur, 1848 Eröffnung der advokatorischen Praxis in Leipzig (erster jüdischer Advokat in Sachsen), 1849 Verleihung der Bürgerrechte Leipzigs, 1854 Verurteilung wegen Untreue und Entzug der Zulassung als Advokat und Notar aufgrund einer von Auftraggebern bestrittenen Vollmacht zu Vermögenstransaktionen, 1859 nach Strafverbüßung Übersiedlung nach Dresden, 1863 in Berlin wohnhaft, weiteres Schicksal unbekannt; Verö.: Geschichte der Juden in Sachsen 1840, Die Bedeutsamkeit der Juden in Leipzig 1842, Ein Wort über die rechtlichen Zustände der Juden im preußischen Staate 1842, Die Beschränkung der Juden in den Zollvereinsbestimmungen 1843, Kirchenpatronatrecht 1845, Die Beschränkungen der Juden auf den Messen im Königreiche Sachsen 1848, Zur kritischen Beleuchtung des Kirchenstreites im Großherzogtum Baden 1854, Die Reform des Handelsgerichts zu Leipzig 1860, Revision der sächsischen Rezesse 1860, Der sächsische Entwurf einer evangelisch-lutherischen Kirchenordnung im Lichte des Protestantismus 1861, Die Staatserbfolge Herzog Friedrichs VIII. im Herzogtume Lauenburg 1864, Kirchenpatronatrecht 1866, Ein Jahrhundert der Judenemanzipation und deren christliche Verteidiger 1869; Son.: Bibliographie laut BRAK-Mitteilungen 2000, Heft 4, 173-176 (http://www.hubertlang.de/isidork2.html)
KALISCH, Moritz; geb. um 1820; Verö.: Das Verhältnis der jüdischen Gemeinde zu den Reformgenossenschaften 1848, Rechtliche Beurteilung des Kommerzienrat J. Fränckel'schen Testaments 1857, Medizinisch-gerichtliche Gutachten der königlich preußischen wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen 1859, Die Judenfrage in ihrer wahren Bedeutung für Preußen 1860
KANN, Richard, RA und Notar Dr.; geb. Hannover 1874; gest. Berlin 06. 12. 1942 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt KG Berlin, Notar; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 232, Mitglied Vorstand Berliner Anwaltskammer
KANTOROWICZ, Hermann (Ulrich), Prof. Dr.; geb. Posen 18. 11. 1877; gest. Cambridge 12. 02. 1940 (Grippe); WG.: jüdische Familie, Vater Kaufmann (Spirituosengroßhändler Wilhelm Kantorowicz), Bruder Zahnmediziner (Alfred Kantorowicz), 1884 Berlin, Luisen-Gymnasium, 1896 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin (Franz von Liszt, Erich Seckel), 1897 Genf, 1897 Berlin, 1900 Heidelberg, 19. 07. 1900 Promotion Univ. Heidelberg (2 Exegesen bei Karl von Lilienthal insigni cum laude), Studium 1901 München, 1902 Berlin, erste jur. Staatsprüfung 1903, 30. 03. 1908 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau, 1908 Doz., 1913 tit. ao. Prof., 1914 Kriegsfreiwilliger, 1923 planmäßiger ao. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1929 o. Prof. Univ. Kiel, 13. 04. 1933 Beurlaubung, 26. 09. 1933 Entlassung, Emigration im Frühjahr 1933 nach Großbritannien, Sommer 1933 Vorlesungen an der London School of Economics, Oktober 1933 Vereinigte Staaten von Amerika, 1933 Lecturer, Mithilfe Aufbau Faculty in Exile New York, 1934 Prof. New School of Social Research, 24. 02. 1936 Entziehung der Lehrbefugnis, 1936 Lecturer in Oxford, 1937-1940 Assistant Director of Research in Law und Lecturer Univ. Cambridge; F.: Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie, Geschichte der Rechtswissenschaft, weiter römisches Recht, Kriminologie; Verö.: Der Kampf um die Rechtswissenschaft 1906 (unter dem Pseudonym Gnaeus Flavius), Albert Gandinus und das Strafrecht der Scholastik Bd. 1f. 1907ff., Tat und Schuld 1933, Studies in the Glossators of Roman Law (Hg.) 1938 (Edition mit Einleitung) Neudruck 1969, Bractonian Problems 1941, The definition of law 1958 (posthum), Rechtshistorische Schriften hg. v. Coing Helmut/Immel Gerhard 1970; Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 269 Veröffentlichungen, befreundet mit Gustav Radbruch, Pseudonym Gnaeus Flavius sowie Georg Müller und Kono Zwymann, Muscheler K. Hermann Ulrich Kantorowicz 1984, Muscheler K. Relativismus und Freirecht 1984, Hermann U. Kantorowicz (in) Streitbare Juristen 1988, 243 (Frommel Monika), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 631 (Frommel Monika), Kleinheyer/Schröder, Würdigung NJW 1999, 1943 (Rott Joachim), DBE, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 269 (Ibbetson David), Zwischen Rechtsstaat und Diktatur hg. v. Klein E. u. a. 2006 35 (Schulze Carola), Breunung u. a. Die Emigration 1 219
KASKEL, Walter, Prof. Dr.; geb. Berlin 02. 02. 1882; gest. Berlin 09. 10. 1928 (Nierenleiden); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Bankier, 1900-1904 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, München, Freiburg im Breisgau, 1911 Promotion Univ. Berlin, Justizdienst, 1911-1913 wiss. Hilfsarbeiter Reichsversicherungsamt, 1913 Habilitation Univ. Berlin, 1916-1919 unbesoldeter Stadtrat Berlin-Schöneberg, 1920 ao. Prof. Univ. Berlin (erste Arbeitsrechtsprofessur in Deutschland); F.: Arbeitsrecht, Sozialrecht; Verö.: Begnadigung im ehrengerichtlichen Verfahren 1911 (Dissertation), Neues Arbeitsrecht 1920, Arbeitsrecht 2. A. 1925; Son.: getauft, Kürschner 1926, 1928/1929, NDB 11,318f., Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 409, 1912 Hg. Monatsschrift für Arbeiter- und Angestelltenversicherung, 1921 Hg. Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht
KASTEIN (KATZENSTEIN), Josef (Julius), RA Dr.; geb. Bremen 06. 10. 1890; gest. Haifa 13. 06. 1946; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, 1917 Promotion Univ. Greifswald, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt Bremen, 1927 freier Schriftsteller Ascona-Moscia, 1935 Emigration Palästina, Zionist, Schriftsteller, Historiker; Verö.: Logos und Pan 1918, Sabbatai Zewi 1930, Geschichte der Juden 1931
KATZ, Hanna, RAin Dr.; geb. Berlin 23. 10. 1895; gest. 28. 07. 1982; WG.: jüdischer Herkunft, Vater Jurist, 1915 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1922 Promotion Univ. Berlin, 1925 erste jur. Staatsprüfung, 1930 zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwältin Berlin, 1938 Entzug der Rechtsanwaltszulassung, 1941 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Studium Rechtswissenschaft Columbia-Univ. New York, 1944 Bachelor of Laws (LL. B.), 19. 12. 1947 Rechtsanwaltszulassung New York; Verö.: Lücken im Arbeitsvertrage 1922 (Dissertation); Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 168
KATZ, Leopold; geb. um 1870; gest. Wien 1938 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite, jur. Staatsprüfung, 1902 Rechtsanwalt in Wien, 1938 Löschung aus Liste der Rechtsanwälte wegen jüdischer Abstammung; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 233
KAUFMANN, Erich, Prof. Dr.; geb. Demmin/Pommern 21. 09. 1880; gest. Karlsruhe (oder (Heidelberg?) 05. 11. 1972; WG.: vier jüdische Großeltern, Vater Justizrat, protestantisch, französisches Gymnasium Berlin, 1898 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Heidelberg (Georg Jellinek), Halle, Erlangen, 1906 Promotion Univ. Halle, August 1908 Habilitation Univ. Kiel, Privatdozent, 1912 ao. Prof. Univ. Kiel, 1913 o. Prof. Univ. Königsberg, 1917 Univ. Berlin, 1920 Prof. Univ. Bonn, (unter Beurlaubung) 1927 (gegen den Willen der Fakultät) Hon.-Prof. Univ. Berlin, Rechtsberater des auswärtigen Amts, 07. 02. 1934 Entzug der Honorarprofessur, Aufhebung der Beurlaubung, am 09. 11. 1934 rückwirkend zum 01. 11. 1934 an Univ. Berlin versetzt und von amtlichen Verpflichtungen entbunden, 31. 03. 1935 (auf Mitbetreiben Carl Schmitts) emeritiert, 31. 12. 1935 Lehrbefugnis entzogen, Mitte April 1939 Emigration Niederlande, 1946 Rückkehr nach Deutschland, 1946 Prof. Univ. München, SS 1950 emeritiert, 1950 Hon.-Prof. Univ. Bonn, Rechtsberater Bundeskanzleramt (bis 1958); F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, allgemeine Rechtslehre, weiter Völkerrecht, Rechtsphilosophie, Kirchenrecht, internationales Recht, Auslandsrecht, Rechtsgeschichte, öffentliches Recht; Verö.: Studien zur Staatslehre des monarchischen Prinzipes 1906 (Dissertation), Auswärtige Gewalt und Kolonialgewalt in den Vereinigten Staaten von Amerika 1908 (Habilistaionsschrift), Die juristischen Fakultäten und das Rechtsstudium 1910, Das Wesen des Völkerrechts und die clausula rebus sic stantibus 1911, Bismarcks Erbe in der Reichsverfassung 1917, Die Rechtsverhältnisse der an Polen abgetretenen Ostmark 1919, Untersuchungsausschuss und Staatsgerichtshof 1920, Kritik der neukantianischen Rechtsphilosophie 1921, Der Ersatzanspruch für Schäden durch außerordentliche Kriegsmaßnahmen 1923, Studien zum Liquidationsrecht 1925, Règles générales du droit et de la paix 1935, Deutschlands Rechtslage unter der Besatzung 1948, Satzung der Vereinigten Nationen und Statut des internationalen Gerichtshofs 1948, Grundtatsachen und Grundbegriffe der Demokratie 1950, 2. A. 1951, Der polizeiliche Eingriff in Freiheiten und Rechte 1951, Die Grenzen der Verfassungsgerichtsbarkeit 1952, Gesammelte Schriften Bd. 1ff. 1960; Son.: protestantisch getauft, Anhänger des klassischen Naturrechts, gegen positivistischen Neukantianismus, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1927 Hon.-Prof. Univ. Bonn, Um Recht und Gerechtigkeit (Festschrift) 1950, Todestag unsicher (DBE 05. 11. 1972, andere 11. 11. 1972), Würdigung AÖR Bd. 90 1965, 374, Nachruf JZ 1973, 133 (Partsch Karl Josef), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 693 (Friedrich Manfred), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 167, DBE, Die Juristen der Universität Bonn, hg. v. Schmoeckel, M., 2004, 388, NDB 11, 349f., Degenhardt Frank Zwischen Machtstaat und Völkerbund 2008 (Schriftenverzeichnis 215-219), Breunung u. a. Die Emigration 1 578
KAUFMANN, Franz, Dr.; geb. Berlin 05. 01. 1886; gest. Konzentrationslager Sachsenhausen 17. 02. 1943; WG.: jüdische Herkunft, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, Promotion, zweite jur. Staatsprüfung, 1918 Oberregierungsrat Rechnungshof Berlin, 1933 Entlassung, 1942 Verhaftung, Deportation Konzentrationslager Sachsenhausen, 1943 Erschießung; Son.: Wegbereiter der Demokratie 2006 (Drobisch Klaus)
KAUFMANN, Wilhelm, Prof. Dr.; geb. Köln 28. 09. 1858; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, Promoion, ao. Prof. Univ Berlin; F.: Völkerrecht, internationales Recht, weiter internationales Privatrecht; Son.: getauft, Kürschner 1925, 1926
KAZNELSON, Siegmund, Dr.; geb. Warschau 17. 05. 1893; gest. Jerusalem 20. 03. 1959; WG.: aus jüdischer Familie, Zionist, 1913 Redakteur Selbstwehr Prag, Journalist Die Welt, Studium Rechtswissenschaft Univ. Prag, 1918 Mitgründer jüdischer Nationalrat Tschechoslowakei, 1919 Promotion, 1920 Geschäftsführer jüdischer Verlag Berlin, 1923 Redakteur Der Jude, 1931 Gründung Verlagszweigstelle The Jewish Publishing House Ltd. Palästina, 1937 Veröffentlichungsverbot, Emigration Palästina, Schriftsteller; Verö.: Weltgeschichte des jüdischen Volkes Bd. 1ff. (Hg.) 1925ff., Jüdisches Lexikon Bd. 1ff. 1927ff.
KELSEN, Hans, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Prag 11. 10. 1881; gest. Berkeley/Vereinigte Staaten von Amerika 19. 04. 1973; WG.: Sohn jüdischer Eltern (Vater aus Brody/Galizien, dessen Bevölkerung zu 80 Prozent jüdisch war), 1894 Wien, 1899? Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 10. 06. 1905 zwecks Offenhaltung von Karrierechancen Konversion zum Katholizismus (blieb aber nach eigener Aussage religiös indifferent, 20. 05. 1912 zwecks Offenhaltung der Chance einer Ehescheidung nach Heirat zur evangelischen Kirche konvertiert), 1906 Promotion, 1908 Studienaufenthalt Univ. Heidelberg, 1911 Habilitation (Staatsrecht, Verwaltungsrecht) Univ. Wien, Privatdozent, Militärdienst (frontuntauglich, daher Militärverwaltung und Militärjustiz), 1917 ao. Univ. Prof. Univ. Wien, Referent Kriegsminister Stöger-Steiner, 1919 Beauftragung mit der Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfs für die Republik Österreich (Architekt der Verfassung), Ernennung zum Verfassungsrichter auf Lebenszeit, für Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, 1919 o. Univ.-Prof. Univ. Wien, 1929 Absetzung als Verfassungsrichter aufgrund eines Konflikts mit katholisch-konservativen Kreisen in Zusammenhang mit den sogenannten "Dispensehen", 14. 07. 1930 Protest gegen Berufung in Kölnischer Zeitung (Universität sei mit Dozenten jüdischen Bekenntnisses überbesetzt), August 1930 Univ. Köln (unterstützt von Konrad Adenauer gegen Zentrumspartei), Wintersemester 1932/1933 Dekan, 13. 04. 1933 beurlaubt (als erster deutscher Jurist aus Köln), vergeblicher Protestbrief Hans Carl Nipperdeys (ohne Carl Schmitt), 11. 09. 1933 zum 01. 01. 1934 in den Ruhestand versetzt, 1934 Institut Universitaire des Hautes Études Genf (bis 1940), WS 1936/1937 Deutsche Univ. Univ. Prag (Ernennungsdekret vom 21. 08. 1935, bis WS 1937/1938), Antrittsvorlesung von Studenten gestört, Sommer 1940 Harvard Law School, 1942 Univ. Berkeley/Kalifornien, 1945 Staatsbürgerschaft Vereinigte Staaten von Amerika, nach Deutschland nicht gerufen, 1952-1953 Institut des Hautes Etudes Genf, 1953-1954 War College of the U. S. Newport/Rhode Island, i. R.; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Völkerrecht, Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte; Verö.: Die Staatslehre des Dante Alighieri 1905, Hauptprobleme der Staatsrechtslehre 1911, 2. A. 1923 Neudruck 1984 (Habilitationsschrift), Das Problem der Souveränität und die Theorie des Völkerrechts 1920, Sozialismus und Staat 1920, 2. A. 1923, 3. A. 1965, Vom Wesen und Wert der Demokratie 1920, 2. A. 1929, Der soziologische und der juristische Staatsbegriff 1922, Allgemeine Staatslehre 1924, Reine Rechtslehre 1934 Neudruck 2008, 2. A. 1960, Society and Nature 1943, General Theory of Law and State 1945, The Law of the United Nations 1950ff., Théorie du Droit International Public 1953, The Communist Theory of Law 1955, The Essence of International Law 1968, Werke hg. v. Jestaedt M. Bd. 1-30 2007ff.; Son.: gut bekannt mit dem rechtskatholischen Nationalökonomen Othmar Spann, gute Zusammenarbeit mit dem deutschnationalen Julius Sylvester, Nähe zur Sozialdemokratie, parteilos, positivistisch, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1950, 1954, 1961, 1966, 1970, Gesellschaft Staat und Recht hg. v. Verdross Alfred (Festschrift) 1931, 1936 Dr. h. c. Univ. Harvard, Hans Kelsen zum 80. Geburtstag (Festschrift) 1961, Mitbegründer der "Wiener Schule des kritischen Rechtspositivismus", Law state and international legal order hg. v. Engel Salo/Métall Rudolf A. (Festschrift) 1964, In eigener Sache Österr. Zeitschrift für öffentliches Recht 1965, 106, Würdigung DÖV 1967, 1/2. S. 48 (Marcic René), Métall Rudolf Hans Kelsen 1969, Festschrift hg. v. Merkl Adolf J./Marcic René/Verdroß Alfred/Walter Robert (Schriftenverzeichnis 325-326) 1971, California Law Review (Schriftenverzeichnis englische Publikationen 816-819) 1971, Hans Kelsen zum Gedenken (Gedächtnisschrift) 1974, Die Reine Rechtslehre in wissenschaftlicher Diskussion (Festschrift) 1982 (Schriftenverzeichnis 215-221), Walter R. Hans Kelsen 1985, Hans Kelsen (in) Streitbare Juristen 1988, 367 (Günther Klaus), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 449, 453f., Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 705 (Dreier Horst), Rechtserfahrung und reine Rechtslehre hg. v. Carino Agostino/Winkler Günther (Symposium) 1995, Rub A. Hans Kelsens Völkerrechtslehre (Dissertation Zürich 1995), Kleinheyer/Schröder, DBE, NDB 11, 479f., Heidemann C. Die Norm als Tatsache 1997, Walter R. Hans Kelsens Rechtslehre 1999, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 146ff., Würdigung Liechtensteinische Juristenzeitung 2000, 1, S 16-26 (Kley Andreas), Hans Kelsen, hg. v. Paulson, S. u. a., 2005, Walter R. Hans Kelsen Rechtstheorie 2007 1ff., Öhlinger Theo Hans Kelsen - Vater der österreichischen Bundesverfassung? (in) FS Wilhelm Brauneder 2008, 407, Der Kreis um Hans Kelsen - die Anfangsjahre der reinen Rechtslehre hg. v. Walter Robert 2008, Korb A. Kelsens Kritiker 2009, Römer Peter Hans Kelsen 2009, Gross Raphael Räuberbanden und Schreckgespenster FAZ 14. 10. 2012
KEMPNER, Robert M. W., RA Prof. Dr. h. c.; geb. Freiburg im Breisgau 17. 10. 1899; gest. Königstein/Taunus 15. 08. 1993; WG.: 1917 Abitur, Kriegsdienst, 1918 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Freiburg im Breisgau, Breslau, 1923 erste jur. Staatsprüfung, Promotion, 1926 zweite jur. Staatsprüfung, Doz. Hochschule für Politik Polizeiinstitut Berlin, 1928 Justitiar Innenministerium Preußen, Einsatz für NSDAP Verbot, 1933 Entlassung, 1934 Mitinhaber Auswanderungsberatungsbüro Berlin, 1935 Gestapo-Haft, Emigration, Direktor Internatsschule (Instituto Fiorenze) in Italien, 1938 Sonderberater für internationales Recht und europäische Staats- und Verwaltungskunde beim US-Justiz- und Kriegsministerium, 1945 Abteilungsleiter Anklagebehörde der Nürnberger Nachfolgeprozesse, 1951 Rechtsanwalt in Frankfurt; F.: Entschädigungsrecht, Wiedergutmachungsrecht; Verö.: Preußisches Polizeiverwaltungsgesetz 1931, Ankläger einer Epoche - Lebenserinnerungen 1983; Son.: Kürschner 1931, 1935, 1950, 1966, 1970, 1979 Hon.-Prof. Stadt Berlin, 1986 Dr. h. c. Univ. Osnabrück, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 793 (Hermann Weber), Würdigung Rheinischer Merkur v. 17. 10. 1969, S. 29 (Grossmann Kurt R.), Das Parlament 1985 Heft 46/47, 15 (Eichmann Bernd), Neue Justiz 1989, 449 (Foth Carlos), Nachruf NJW 1993, 2919 (Weber Hermann), DBE, Wendehorst Alfred Geschichte der Universität Erlangen Nürnberg 1743-1993 1993, Jungfer G. Robert M. W. Kempner - der unbequeme Mahner in Recht und Politik 2004, 121, Gegen Barbarei hg. v. Eisfeld Rainer/Müller Ingo 1989 (Schriftenverzeichnis 489)
KISCH, Guido, Prof. Dr. Dr. Dr. h. c.; geb. Prag 22. 01. 1889; gest. Basel 07. 07. 1985; WG.: aus Gelehrtenfamilie, Vater (Jugendjahre in Deutschland) Rabbiner, Bruder Mediziner (Bruno Kisch), Schule Prag, Studium Rechtswissenschaft Univ. Prag (trostloser, um nicht zu sagen skandalöser Zustand des Rechtsunterrichts), 1913 Promotion (Dr. iur., Dr. rer. pol.), praktische Tätigkeit an Bezirksgericht und Landesgericht Prag, 1914 Habilitation Univ. Leipzig (Adolf Wach), 1920 o. Prof. Univ. Königsberg, Zwischenspiel in Prag, 1922 Prof. Univ. Halle (1932 nach Ernst Heymann seit langem in den Spuren von Brünnecks an der Hallenser Universität wandelnd), 21. 03. 1933 Teilnahme an Feier des Tages von Potsdam in Halle, 29. 04. 1933 beurlaubt, 26. 10. 1933 Versetzung in den Ruhestand mit verminderten Bezügen, 1933/1934 Prof. jüdisch theologisches Seminar (Fraenkelsche Stiftung) Breslau, Spätherbst 1935 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, 1937 Visiting Prof. Jewish Institute of Religion New York, Hebrew Union College New York, keine auf Dauer gesicherte Stellung, nie Heimat, 1949 erste Besuche in der Schweiz, in Schweden, Italien, Belgien, Österreich, England und Holland, 1950 Research Professor, ab 1952 Gastprofessor in Lund, Leiden, Utrecht, Amsterdam und 1952 (über August Simonius) Basel, Ehrendozent juristische Fakultät Univ. Basel, seit 1955 auch Verbindungen zu Deutschland, 1958 Emeritierung, 1960 Emeritierung (Basel), 1962 Rückkehr Basel/Schweiz; F.: Rechtsgeschichte, Zivilprozessrecht; Verö.: Das Einlager im älteren Schuldrecht Mährens 1912 (Preisschrift), Der deutsche Arrestprozess in seiner geschichtlichen Entwicklung 1914 (Habilitationsschrift), Leipziger Schöffenspruchsammlung (Hg.) 1919, Zur sächsischen Rechtsliteratur der Rezeptionszeit 1923, Die Kulmer Handfeste 1931, Das Fischereirecht in Deutschland 1932, Sachsenspiegel and Bible 1941, Zasius und Reuchlin 1961, Jewry-Law in Medieval Germany (Hg.) 1949, The Jews in Medieval Germany 1949, 2. A. 1970, Humanismus und Jurisprudenz 1955, Bartolus und Basel 1960, Erasmus und die Jurisprudenz seiner Zeit 1960, Zasius und Reuchlin 1961, Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel 1449-1529 1962, Enea Silvio Piccolomini und die Jurisprudenz 1967, Melanchthons Rechts- und Soziallehre 1967, Gestalten und Probleme aus Humanismus und Jurisprudenz 1969, Claudius Cantiuncula 1970, Studien zur humanistischen Jurisprudenz 1972, Forschungen und Quellen zur Rechts- und Sozialgeschichte des Deutschordenslandes Bd. 1ff. 1973ff., Lebensweg eines Rechtshistorikers - Erinnerungen 1975 (Autobiographie); Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1954, 1961, 1966, 1970, Festschrift Guido Kisch 1955 (eingeleitet von Bader Karl Siegfried), Gastprof. Schweden, Schweiz, 1964 Dr. phil. h. c. Univ. Freiburg im Breisgau, Ausgewählte Schriften Bd. 3 1980, 519-544 (Schriftenverzeichnis), Thieme Hans Zum Gedenken an Guido Kisch ZRG GA 107 (1990) 1, Oberkofler Gerhard Nikolaus Grass - Einige wissenschaftshistorische Miniaturen aus Briefen und seine Korrespondenz mit dem Prager Juden Guido Kisch 2008, Güde Wilhelm Leben und Werk des Rechtshistorikers Guido Kisch (in) Basler juristische Mitteilungen 2010, 1, Güde Wilhelm Der Rechtshistoriker Guido Kisch 2010 (777 Veröffentlichungen)
KLEE, Alfred, RA Dr.; geb. Berlin 25. 01. 1875; gest. Konzentrationslager Westerbork/Niederlande 10. 11. 1943; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1902 Promotion Univ. Heidelberg, Rechtsanwalt Berlin, Zionist, Repräsentant jüdische Gemeinde Berlin, stv. Vorsitzender preußischer Landesverband der jüdischen Gemeinden, Verwaltungsrat Jewish Colonization Association, 1938 Emigration Niederlande, Präs. jüdische Gemeinde Amsterdam, gemeinsam mit Motzkin Leo Gründer internationales Hilfskomitee, 1943 Deportation Konzentrationslager Westerbork
KLEE, Hans; geb. Berlin 03. 11. 1906; gest. Zürich Mai 1959; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Jurist (Alfred Klee), Studium Rechtswissenschaft, Mitglied Zentralausschuss der zionistischen Vereinigung Deutschland, Redakteur Der jüdische Wille, Mitglied jüdische Volkspartei, 1934 Emigration Schweiz, Flüchtlingshilfe, 1945-1950 Vorsitzender Flüchtlingsvertretung Schweiz, 1947 Verbandspräs. allgemeine Zionisten Schweiz, Vizepräs. europäische Exekutive World Confederation of Zionists, 1953-1959 Redakteur israelitisches Wochenblatt für die Schweiz; Verö.: Wir Juden und die deutsche Schuld 1946
KÖBNER, Otto Max, Prof. Dr. Dr.; geb. Breslau 02. 06. 1869; gest. Heidelberg 27. 01. 1934; WG.: aus jüdischer Familie, Vater geheimer Medizinalrat, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, erste jur. Staatsprüfung, 1891 Promotion, 1895 Dr. phil., zweite jur. Staatsprüfung, 1898 Hilfsarbeiter Reichsmarineamt, 1905 Priv.-Doz., 1907 vortragender Rat bei Zentralverwaltung für das Schutzgebiet Kiautschou, 1908 ao. Prof. Univ. Berlin, 1915 Kriegsreferent im Reichsinnenministerium, 1917 Hon.-Prof. für Kolonialrecht, 1925 o. Prof Univ. Frankfurt am Main (wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät); F.: bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, weiter Strafrecht, Kolonialrecht; Verö.: Die Methode der letzten französischen Bodenbewertung 1889, Die Maßregel der Einziehung nach dem Reichsstrafgesetzbuch und der Nachdruckgesetzgebung 1891 (juristische Dissertation), Die deutsche Kolonialgesetzgebung Band 1ff. 1893ff. (Mitverfasser), Die Methode einer wissenschaftlichen Rückfallstatitsitk als Grundlage einer Reform der Kriminalstatistik 1895 (philosophische Dissertation), Die Organisation der Rechtspflege in den Kolonien 1903, Einführung in die Kolonialpolitik 1908, Wohlfahrtserwerbslose und Gemeinden 1930; Son.: getauft, Kürschner 1926, 1928/1929
KOEBNER, Otto, Dr.; geb. 02. 06. 1869; gest. Frankfurt am Main 27. 01. 1934; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, 1925 Professor Frankfurt am Main, 1933 beurlaubt; F.: Kolonialrecht; Verö.: Die Organisation der Rechtspflege in den Kolonien 1903; Son.: Kürschner 1931, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 224
KOLLENSCHER, Max, Dr.; geb. Posen 27. 09. 1875; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1920 Rechtsanwalt, Vorstandsmitglied jüdische Gemeinde Berlin; Verö.: Jüdisches aus der deutsch-polnischen Übergangszeit Posen 1918-1920 1925, Aktive und passive Judenpolitik - Eine zeitgemässe Betrachtung und Grenzziehung 1932; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 224
KOSTERLITZ, Edith, Dr.; geb. Mönchengladbach 26. 06. 1904; gest. New York 12. 07. 1994; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Dosmar, 1924 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, Frankfurt am Main, 1930 erste jur. Staatsprüfung, 1932 Promotion, Justizdienst, 1933 als Jüdin entlassen, 1935-1940 juristische Hilfskraft Rechtsanwaltskanzlei in Brüssel, 1945 Leiterin des Comité Israélite de Réfugiés Victimes des Lois Raciales (COREF) Brüssel, 1948 Mitarbeiterin United Restitution Organisation New York, 1978 geschäftsführende Direktorin; Son.: Schutzaufsicht für Jugendliche 1932 (Dissertation nicht veröffentlicht), Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 200
KRAFT, Julius, Prof. Dr. Dr.; geb. Wunstorf bei Hannover 23. 10. 1898; gest. New York 29. 12. 1960; WG.: jüdische Familie, Studium Univ. Göttingen, Breslau, Promotion (Dr. iur., Dr. phil.), 1925 wiss. Ass. Univ. Frankfurt (Oppenheimer), 1928 Habilitation, 1933 Emigration, Doz. Univ. Utrecht, 1939-1944 Univ. New York, 1947-1950 Prof. Washington and Jefferson College Pennsylvania, 1954 Hg. Leonard Nelson-Werke, 1957 o. Prof. Univ. Frankfurt am Main (Soziologie), 1959 Gründer, Mithg. Ratio; F.: Rechtstheorie, Soziologie; Verö.: Die Methode der Rechtstheorie in der Schule von Kant und Fries 1924
KRETZMER, Lilli, RAin; geb. Münchengladbach 29. 06. 1900; gest. Sarasota/Vereinigte Staaten von Amerika 07. 03. 1996; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Cohen, Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, Präsidentin des internationalen Rats jüdischer Frauen, 1933 Emigration England, Vereinigte Staaten von Amerika, 1946 Vorstandsmitglied des Immigration and Naturalization Office, 1949 Rechtsanwältin für Fälle mit Bezug zu Flüchtlingsfragen; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 207
KROJANKER, Edith, RAin Dr.; geb. Eydtkuhnen/Ostpreußen 05. 04. 1905; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Epstein, 1924 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Königsberg, Berlin, 1927 erste jur. Staatsprüfung, 1929 Promotion Univ. Königsberg, 1932 zweite jur. Staatsprüfung, Landgerichtsbeisitzerin Berlin, 1933 als Jüdin entlassen, Emigration England, 1935 Emigration Palästina, 1949 Rechtsanwaltszulassung Israel, 1971 Ruhestand; Son.: Sittenwidrige abstrakte Verträge 1929 (Dissertation Univ. Königsberg nicht veröffentlicht), Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 209
KRONER, Wilhelm; geb. Aurich 14. 08. 1870; gest. Theresienstadt 15. 10. 1942; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Lehrer, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur Staatsprüfung, 1896 Gerichtsassessor, 1905 Amtsrichter in Forst, 1922 Landgerichtsrat Berlin, 1925 Landgerichtsdirektor, 07. 10. 1925 Rat am OVG, 1933 entlassen, 03. 10. 1942 Konzentrationslager Theresienstadt; Son.: 1921 SPD, 1922 Vorsitzender republikanischer Richterbund, Der Richter der "Die Justiz" prägte, in: Streitbare Juristen 1988, 219 (Rasehorn Theo), Niedersächsische Juristen 273
KRONSTEIN, Heinrich, Prof. Dr. Dr. h. c. LL. B. S. J. D.; geb. Karlsruhe 12. 09. 1897; gest. Bern 27. 09. 1972; WG.: jüdische Familie, Kriegsteilnahme (Offizier), 1919 Studium Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft Univ. Heidelberg, Bonn, 1924 Promotion (Dr. iur.) Univ. Berlin (Martin Wolff), 1926 Rechtsanwalt in Mannheim, 1935 Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika, Übertritt zum Katholizismus benediktinischer Prägung, Studium Rechtswissenschaft Columbia Univ. Law School New York, 1939 LL. B. Columbia Univ. Law School New York, 1940 S. J. D. Georgetown Univ. Law School Washington D. C., Dolmetscher Justice Department, 1941 Prof. Georgetown Univ., 1941-1947 Special Attorney U. S. Department of Justice, 1949 und 1951 Gastprof. Univ. Frankfurt am Main, 1952 Hon.-Prof. Univ. Frankfurt am Main, 1955 o. Prof. Univ. Frankfurt am Main (Nachfolge Walter Hallstein trotz eher kühlen Verhältnisses), 1965 in Frankfurt am Main emeritiert, 1968 an der Georgetown Univ. emeritiert; F.: Wirtschaftsrecht, Kartellrecht; Verö.: Heimstätteneigenschaft 1924 (Dissertation), Regulation of Trade 1953; Son.: Kürschner 1954, 1961, 1966, Das Unternehmen in der Rechtsordnung hg. v. Biedenkopf Kurt/Coing Helmut/Mestmäcker Ernst-Joachim (Festschrift) 1967 (Schriftenverzeichnis 387-392), Nachruf NJW 1973, 25 (Götz Heinrich), JZ 1973, 133 (Fikentscher Wolfgang), Heinrich Kronstein, (in) Juristen an der Univ. Frankfurt am Main 1989, 253 (Rehbinder E.), DBE, Deutschsprachige Zivilrechtslehrer 2007 188 (Kurt Biedenkopf) (leidenschaftlicher Lehrer)
KÜNSTLER, Leopold, Dr.; geb. Straubing/Niederbayern 25. 04. 1904; gest. München 09. 02. 1974; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Würzburg, München, 1926 Promotion, 1928 Teilhaber väterliche Hopfen- und Malzgroßhandlung, 1931 Rechtsabteilungsmitglied Engelhardt-Brauerei Berlin, 1933 Entlassung, 1938 Flucht Palästina, 1948-1951 Amtsleiter für Vermögensverwaltung Justizministerium Israel, OGH-Sekretär, 1952 Rechtsanwalt, Amtsleiter für Ölbohrungen, 1955 Rückkehr nach München, 1956-1969 Mitarbeiter Landesentschädigungsamt Bayern, 1960-1974 Vorstandsmitglied Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München
KUNWALD, Gottfried; geb. Baden/Niederösterreich 30. 09. 1869; gest. Wien 14. 03. 1938; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, Rechtskonsulent Anglobank, Biedermannbank-Leiter, Finanzberater Bundeskanzler Seipels, 1938 Freitod; Verö.: Das Leben der Erwartungs- und Kreditwirtschaft 1934
KUTTNER, Georg, Prof. Dr.; geb. Elberfeld 26. 06. 1877; gest. Berlin 06. 09. 1916 (Freitod); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, Promotion, zweite jur Staatsprüfung, 1903 Gerichtsassessor LG Bonn, 1904 Landgericht Koblenz, 1905 Landgericht Binn, wissenschaftliche Studien Univ. Bonn, 1908 Assessor Landgericht Hannover, Landrichter, 1909 Aufgabe des Richteramts, Habilitation Univ. Berlin, Dozent am russischen Seminar für römisches Recht, 1914 o. Prof. Univ. Frankfurt am Main, Rechtslehrer in Berlin; F.: bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht; Verö.: Die Lehre vom Zubehör (um) 1900 (Dissertation ungedruckt), Die privatrechtlichen Nebenwirkungen des Zivilurteils 1908 (Habilitationsschrift), Urteilswirkungen außerhalb des Zivilprozesses 1914; Son.: getauft
KUTTNER, Stephan, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Bonn 24. 03. 1907; gest. Berkeley/Kalifornien/Vereinigte Staaten von Amerika 12. 08. 1996; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Professor für Zivilprozessrecht (Kuttner Georg), Ass. Univ. Berlin, 1933 vom Protestantismus zum Katholizismus konvertiert, wiss. MA Vatikan-Bibliothek, 1937 Prof. Lateranhochschule Rom, 1940 Prof. (1942 Ordinarius) Catholic Univ. of America Washington (1955 Institute of Research and Study in Medieval Canon Law), 1964 Yale (New Haven), 1970 Univ. of California Berkeley (Direktor der Robbins Collection of Canon Law), 1989 emeritiert; F.: Kirchenrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Kanonistische Schuldlehre von Gratian bis auf die Dekretalen IX 1935, Repertorium der Kanonistik (1140-1234) 1937, The History of Ideas and Doctrines of Canon Law in the Middle Ages 1980, 2. A. 1992, Medieval Councils Decretals and Collections of Canon Law 1980, 2. A. 1992 Neudruck 1999, Studies in the History of Medieval Canon Law 1990; Son.: Kürschner 1961, 1966, 1970, 1943 Mitherausgeber Traditio, 1960 Gastprof. Univ. Bonn, 1966 Hon.-Prof. Univ. Bonn, Dr. h. c. Univ. Bologna, Löwen, Paris, Mailand, Straßburg, Salamanca, Montpellier, Catholic Univ. Washington, Madrid, Cambridge, Würzburg u. a., korrespondierendes Mitglied der Academia dei Lincei (Rom), des Institute de France, der bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Académie Royale de Belgique, der British Academy u. a., Collectanea Stephan Kuttner 1967, Law Church and Society hg. v. Pennington Kenneth/Somerville Robert 1977, The Two Laws hg. v. Mayali Laurent/Tibbets Stephanie 1990, Nachruf NJW 1997, 306 (Landau Peter), Vervaart Otto Bibliographie von Stephan Kuttner (1907-1996)
LABAND, Paul, Wirkl. Geheimer Rat Prof. Dr.; geb. Breslau 24. 05. 1838; gest. Straßburg 23. 03. 1918; WG.: Vater Arzt, Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, Heidelberg, Berlin, 1857 getauft (lebenslang verschwiegen), 1858 Promotion Univ. Berlin, 1861 Habilitation Univ. Heidelberg, Privatdozent Univ. Heidelberg, 1864 ao. Prof. Univ. Königsberg, 1866 o. Prof. Univ. Königsberg, 1865 Mitherausgeber Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht, 1872 Prof. Univ. Straßburg, 1879 Staatsratsmitglied Elsass-Lothringen (bis 1911), 1880 Rektor Univ. Straßburg, 1886 Begründer Archiv des öffentlichen Rechts, 1896 Gründer deutsche Juristenzeitung, 1907 Mitherausgeber Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart, 1908 geheimer Rat; F.: Rechtsgeschichte, Handelsrecht, Staatsrecht; Verö.: Beiträge zur Kunde des Schwabenspiegels 1861, Das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht (Hg.) 1863 Neudruck 1967, Iura Prutenorum (Hg.) 1866, Die vermögensrechtlichen Klagen nach den sächsischen Rechtsquellen des Mittelalters 1869, Das Budgetrecht nach den Bestimmungen der preußischen Verfassungsurkunde 1871, Magdeburger Rechtsquellen (Hg.) 1869, Das Staatsrecht des deutschen Reiches Bd. 1ff. 1876ff., 2. A. 1894, 3. A. 1902, 4. A. 1907, 5. A. (4 Bände) 1911ff. Neudruck 1964, Deutsches Reichsstaatsrecht (auf der Grundlage des kleinen Staatsrechts des deutschen Reiches neubearb.) (4. A.) 1907, 5. A. 1909, 6. A. 1912, (bearbeitet von Mayer Otto) 7. A. 1919 Neudruck 1969, Der Streit über die Thronfolge im Fürstentum Lippe 1896, Direkte Reichssteuern 1908, Staatsrechtliche Abhandlungen hg. v. Calker Wilhelm van 1908, Lebenserinnerungen hg. v. Bruck W. 1918, Staatsrechtliche Vorlesungen 2004 (!); Son.: Staatsrechtliche Abhandlungen (Festschrift) 1908, Festschrift Paul Laband gewidmet von der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg 1908, Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938, 145, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 414, Würdigung NJW 1988, 2227 (Beyer Wilhelm R.), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 316, 341ff., Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 301 (Pauly Walter), Kleinheyer/Schröder, DBE 6, 188, IBI 2, 621b, Schlüter Bernd Reichswissenschaft 2004, NDB 13, 362f.
LADENBURG, Leopold; geb. Mannheim 1809; gest. 1889; WG.: aus jüdischer Kaufmannsfamilie, 1827 Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Heidelberg, 1832 Promotion Univ. Heidelberg, 1835 Hofgerichtsadvokat Mannheim; Verö.: Die rechtlichen Verhältnisse der Israeliten in Baden 1832, Die Anweisung und der gezogene Wechsel 1858; Son.: nationalliberal
LANDAU, Alfred, RA Dr.; geb. Brody/Galizien 25. 11. 1850; gest. Wien 1935; WG.: jüdische Gelehrtenfamilie, 1865 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1875 Promotion, Rechtsanwalt Wien (bis 1888), philologische Studien zur jiddischen Sprache
LANDAU, Saul Raphael, Dr.; geb. Krakau 1870; gest. New York 16. 07. 1943; WG.: 1889 Übersiedlung nach Wien, Mitgründer jüdisch-nationale Vereinigung Wien, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, Promotion, 1891 Redakteur Menorah, Jüdische Presse, Allgemeine Zeitung des Judentums, 1893 Doz. israelitisch-theologische Lehranstalt Wien, 1896 Mitbegründer Verband Zion, Mitarbeiter Theodor Herzls, Redakteur Die Welt, 1898 Entlassung, Gründer Arbeiterverein (Achwah), 1900 Rechtsanwalt, 1907-1916 Hg. Neue National-Zeitung, 1938 Emigration London, 1941 Vereinigte Staaten von Amerika; Verö.: Sturm und Drang im Zionismus 1937 (Autobiographie)
LANDAUER, Georg, Dr.; geb. Köln 17. 11. 1895; gest. New York 05. 02. 1954; WG.: Vater Kaufmann, 1913 Studium Indogermanistik, Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Köln, Bonn, Köln, 1923 Promotion (Dr. iur.), Kartellmitglied jüdischer Verbindungen, 1924 Leiter Palästina-Amt Berlin, 1926-1929 Sekretär Arbeitsdepartement der zionistischen Exekutive Jerusalem, 1933 Mitgründer Reichsvertretung der Juden in Deutschland, 1934 Leiter für Ansiedlung deutscher Juden Jewish Agency Jerusalem, 1941-1948 Mitglied Vaad Leumi, 1942 Mitbegründer Alija Chadascha, 1948 Vorsitzender Irgun Olei Merkas Europa, 1953 Übersiedlung nach New York; Verö.: Der Zionismus im Wandel dreier Jahrzehnte 1957
LANDSBERG, Ernst, Prof. Dr.; geb. Stolberg/Rheinland 12. 10. 1860; gest. Bonn 29. 09. 1927 (plötzlich, Herzinfarkt?); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Ingenieur (Direktor Elias Landsberg aus dem Raum Mainz), 1867 Aachen, Kaiser-Karl-Gymnasium Aachen, 1876 Abitur (mit knapp 16 Jahren), Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn (Endemann, Haelschner, Hüffer, Loersch, Ritter von Schulte, von Stintzing), 1878/1879 Leipzig, 1879 Bonn, 29. 11. 1879 (mit 19 Jahren) erste jur. Staatsprüfung, 22. 12. 1879 Promotion (cum laude auf Grund einer Preisschrift, von Klausuren und einer mündlichen Prüfung), Referendardienst LG Aachen, Colmar (daneben Wehrdienst), Bonn (daneben Habilitationsschrift), 1882 (mit 22 Jahren) Habilitation Univ. Bonn (trotz Mängeln genügend) (erster jüdischer Habilitand der Rechtswissenschaft in Bonn), (Roderich von Stintzing), 1883 Privatdozent, 04. 07. 1883 zweite jur. Staatsprüfung, 1885 auf Antrag Erweiterung der Lehrbefugnis auf Strafrecht, 20. 06. 1887 ao. Prof., 30. 01. 1891 Verpflichtung zur Fortsetzung von Roderich von Stintzings Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, 23. 10. 1895 etatmäßig ao. Prof. (Ersatz für Wilhelm Endemann), 07. 06. 1899 persönliches Ordinariat, 1922 etatmäßiges Ordinariat (Nachfolge Ernst Zitelmann); F.: römisches Recht, Rechtsgeschichte; Verö.: Über die Entstehung der Regel Quidquid non agnoscit glossa non agnoscit forum 1879 (Dissertation), Muther Theodor Johannes Urbach (Hg.) 1882, Die Glosse des Accursius und ihre Lehre vom Eigenthum 1883 (Habilitationsschrift), Über die heutige Anwendbarkeit der actio iniuriarum aestimatoria 1885 (zweite Habilitationsschrift für Strafrecht), Iniuria und Beleidigung 1886, Die questiones des Azo 1888 (bzw. Die questiones des Azo), Die sogenannten Commissivdelikte durch Unterlassung im deutschen Strafrecht 1890 Neudruck 1995, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft Abt. 3 1898/1910 Neudruck 1957, Das Recht des Bürgerlichen Gesetzbuches 1904, Der Geist der Gesetzgebung in Deutschland und Preußen 1883-1913 1913, Die Gutachten der rheinischen Immediat-Justiz-Kommission und der Kampf um die rheinische Rechts- und Gerichtsverfassung 1814-1819 1914 Neudruck 2000; Son.: Kürschner 1925, 1926, Gedächtnisschrift für Ernst Landsberg hg. v. Landsberg Anna/Landsberg Paul 1953, Kleinheyer/Schröder, DBE 6, 219, NDB 13, 511f., Siebels Volker Ernst Landsberg (1860-1927) 2011 (mit Schriftenverzeichnis), wohl nie konvertiert
LANDSBERGER, Arthur, RA Dr.; geb. Berlin 26. 03. 1876; gest. Breslau 04. 10. 1933 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt Berlin; Verö.: Wie Satan starb 1919, Berlin ohne Juden 1925; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 233, als Schriftsteller tätig, Gründer deutsche Montagszeitung
LANDSBERGER, Artur, Dr.; geb. Berlin 26. 03. 1876; gest. Berlin 04. 10. 1933; WG.: aus jüdischer, später protestantischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Berlin, Greifswald, 1906 Promotion Univ. Greifswald, 1907-1909 Redakteur Der Morgen, Schriftsteller, 1933 Freitod; Verö.: Gott Satan oder das Ende des Christentums? 1923, Emil 1926, Berlin ohne Juden 1926
LANG (LANG-HINRICHSEN), Dietrich, Prof. Dr.; geb. Breslau 11. 03. 1902; gest. 02. 03. 1975; WG.: nichtarische (jüdische) Abstammung, Vater Finanzjurist, Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft Univ. Breslau, 1923 erste jur. Staatsprüfung (gut), 1926 Promotion Univ. Breslau (summa cum laude), 1927 zweite jur. Staatsprüfung (gut), kommissarisch Richter LG Breslau, 1929 Fakultätsass. Univ. Breslau (Johannes Nagler), 1933 aus Justizdienst und Universitätsdienst wegen nichtarischer Abstammung entlassen, Gutachten und Tätigkeiten bei Rechtsanwälten, 1940 Brasilien, Studium Philosophie und Geschichte, unterrichtet in Rio de Janeiro Philosophie, Volkswirtschaft und Wirtschaftsgeschichte, seit 1946 Versuche zur Rückkehr an Universität in Deutschland (in Halle und Rostock nicht gewünscht), nach dem plötzlichen Wechsel Richard Langes an die Freie Universität Berlin im April 1949 von Peters unterstützter Antrag der Fakultät auf Ernennung zum Prof. mit vollem Lehrauftrag für Strafrecht und Strafprozess, 11. 06. 1949 Prof. mit vollem Lehrauftrag Univ. Berlin, von dort 1949 Univ. Bamberg, 1954 Richter am Bundesgerichtshof, Hon.-Prof. Univ. Köln, 1964 o. Prof. Univ. Mainz; F.: Strafrecht, Kriminologie; Verö.: Die Bedeutung des Zivilurteils im Strafverfahren 1926 (Dissertation), Das brasilianische Strafgesetzbuch vom 7. Dezember 1940 1953, Das Strafsystem im ausländischen Strafrecht 1955, Die kriminalpolitischen Aufgaben der Strafrechtsreforn 1960, Zur Frage der Grenzen strafrechtlicher Normsetzung auf dem Gebiete geschlechtlichen Verhaltens unter besonderer Berücksichtigung der Homosexualität 1969; Son.: Katholik, Kürschner 1950, Kleibert Kristin Die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin 2010 122 (wohl kein produktiver Wissenschaftler gewesen, leise, bescheiden, still, geistvoll), Busch Richard Dietrich Lang-Hinrichsen zum Gedächtnis JZ 1975 385
LASERSTEIN, Botho, RA Dr.; geb. Chemnitz um 1900; gest. Düsseldorf 09. 03. 1955; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, 1925 Promotion Univ. Halle-Wittenberg, Rechtsanwalt Berlin, Mai 1933 Zulassung als Rechtsanwalt verloren, Emigration in Tschechoslowakei, 1934 Frankreich, Deutschlehrer, 1936 Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft, Aberkennung des Doktorgrads, 1939 katholisch, Familie in Riga-Kaiserwald und Auschwitz getötet, 1951 zurück nach Deutschland, Staatsanwalt in Düsseldorf, 1953 als Hilfsrichter zum Landgericht Essen strafversetzt, Februar 1955 wegen Veröffentlichungen entlassen, aus Verzweiflung über die Ermordung seiner Familie (Frau und Tochter) nach dem vergeblichen Versuch, privat und beruflich wieder Fuß (zuletzt in der Benediktinerabtei Maria Laach) zu fassen, durch Freitod aus dem Leben geschieden; F.: Strafrecht, Kriminologie, Strafprozessrecht; Verö.: Rousseau Jean Jacques - Schriften zum ewigen Frieden (Hg.) 1920, Die Wirkung rechtskräftiger Zivilurteile auf den Strafprozess 1925 (Dissertation), Dokumente der Friedensbewegung 1926, Die jüdische Gemeinde 1926, Das Judentum ist der Friede 1926, Die Vollendung des künstlichen Juden durch Zwangsbeschneidung 1927, Du und dein Recht 1929, Ludwig Börne oder die Überwindung des Judentums 1931, Mietrechts-ABC 1932, Wider den Hellsehschwindel 1933, Justizmord am Catilina - Vorbilder für Hitlers Sturz 1934, Angeklagter stehen Sie auf 1953, Gerechte Sache siegt 1953, Strichjunge Karl 1954, 2. A. 1994, Lasst uns wieder etwas töten 1954, Das darfst du - das darfst du nicht 1955; Son.: Kürschner 1954, Hoven, Herbert, Der unaufhaltsame Selbstmord des Botho Laserstein, 1990
LASKER, Eduard, RA, MdR Dr. h. c.; geb. Jarotschin/Posen (bzw. Jarocin/Polen) 14. 10. 1829; gest. New York 05. 01. 1884 (auf Reise an Herzschlag); WG.: Vater Fabrikant (jüdischer Kleinindustrieller, Inhaber einer Nagelfabrik, Teilhaber einer Glaswarenfabrik und Pottaschesiederei), Talmudschule Ostrowo, 1842 Gymnasium Breslau, Vorname Eduard, 1847 Studium Philosophie, Mathematik Univ. Breslau, 1848 Hg. Der Socialist, begeisterte Teilnahme an Revolution in Wien, 1850 Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, 1851 Berlin, Auskultatorprüfung, 1853 erste jur. Staatsprüfung, 1853-1856 London, 1857 zweite jur. Staatsprüfung Berlin, 1865-1879 Mitglied Abgeordnetenhaus Preußen (Fortschrittspartei), 1867 Reichstagsabgeordneter Norddeutscher Bund, Mitgründer nationalliberale Partei, taktische Zugeständnisse z. B. zum Indemnitätsgesetz 1866 und zum Sozialistengesetz 1878, 1870 Syndikus Pfandbriefamt Berlin, 1871 Reichstagsabgeordneter, 1873 mit Miquel Gesetzgebungskompetenz des Reiches in Zivilrechtssachen erreicht, 1875 Erkrankung, 1880 Sezessionist (Gründung der Vereinigung der Sezessionisten), 1883 Zusammenbruch; Verö.: Rede über die Todesstrafe 1870, Erlebnisse einer Mannesseele 1873, Zur Geschichte der parlamentarischen Entwicklung Preußens 1873, Zur Verfassungsgeschichte Preußens 1874, Gegen das Sozialistengesetz 1878, Wege und Ziele der Kulturentwicklung 1881; Son.: geboren als Jizchak Lasker, 1873 Dr. h. v. Univ. Leipzig, 1875 Dr. h. c. phil. Univ. Freiburg im Breisgau, Laufs Adolf Eduard Lasker Ein Leben für den Rechtsstaat 1984, Harris James A study in the theory and practice of German liberalism 1984, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 249 (Laufs Adolf), Kleinheyer/Schröder, DBE, Schuler Rosemarie Der Fremdling aus dem Osten Eduard Lasker Jude Liberaler Gegenspieler Bismarcks 2009
LASSALLE, Ferdinand; geb. Breslau 11. 04. 1825; gest. Genf 31. 08. 1864; WG.: wohlhabende jüdische Familie, Vater Tuchhändler (Seidenhändler Heymann Lassal, auch Loslauer genannt), 1835 Maria-Magdalenen-Gymnasium Breslau, 1840 Handelsschule, seit 1840 nach Verlassen der Schule Schriftsteller und Revolutionär, 1843 Reifeprüfung, Studium Philosophie, Philologie, Geschichte, Rechtswissenschaft Univ. Breslau, Berlin, entschiedener Sozialist, 1844 Namensänderung, 1846 Abschluss der Studien, Rechtsbeistand der von ihrem gewalttätigen und ausschweifenden (Vetter und) Ehemann Graf Edmund von Hatzfeldt-Wildenburg-Weisweiler unterdrückten und verletzten Gräfin Sophie von Hatzfeldt-Wildenburg-Schönstein (1805-1881, geborene Gräfin von Hatzfeldt-Trachenberg) aus verschiedenen Gründen (u. a. politischer Kampf gegen den Grafen als mächtigen Feudalherrn, wohl 1848-1856 auch sexuelle Beziehung mit Lassalle, 1851 Scheidung) bis 1859, dabei Bestechung des Geschäftsführers des Grafen mit 10000 Taler zwecks Erlangung belastender Dokumente, 1848/1849 Revolutionär, Syphiliserkrankung, Arbeiterführer, nach Prozessen vor 36 Gerichten 12. 08. 1854 Vergleich mit dem Grafen mit Verpflichtung zur Zahlung von 4000 Taler Rente an Lassalle auf Lebenszeit, 18./21. 05. 1855 Übertragung von 30000 Talern in Wertpapieren durch Sophie von Hatzfeldt-Wildenburg-Schönstein an Lassalle (als Ausgleich für Bestechungsgeld?), Anstoß zur Gündung des allgemeinen deutschen Arbeitervereins (1863), 23. 05. 1863 Präsident ADAV, Begegnung mit Helene von Dönniges (Tochter des Gesandten Bayerns in Preußen) in Berlin, zweites Treffen auf dem Rigi/Schweiz, Entschluss zur Heirat, Plan Lassalles zur Gewinnung der Einwilligung der Eltern, Abweichung Helene von Dönniges’ von diesem Plan durch Flucht in Lassalles Hotelzimmer, Rückführung der Frau durch Lassalle zu ihren Eltern zwecks förmlicher Werbung, Ablehnung durch die Eltern, Verweigerung einer Unterredung durch Helene von Dönniges gegenüber Lassalle, Beleidigung Helene von Dönniges’ bzw. ihres Vaters durch Lassalle (Provokation zu Duell), 28. 08. 1864 tödlich wirkende Unterleibsverletzung bei Duell mit dem früheren Verlobten der Geliebten Bajor Janko von Racowicza in Carouge bei Genf; Verö.: (Jugendtagebuch 1840f.), Der Kriminalprozess wider mich wegen Verleitung zum Kassettendiebstahl 1848, Heraklit 1857, Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesos 1858, Der italienische Krieg und die Aufgabe Preußens 1859, Franz von Sickingen 1859, Das System der erworbenen Rechte Bd. 1f. 1860, Die Theorie der erworbenen Rechte und der Kollision der Gesetze 1861, 2. A. 1880, Herr Julian Schmidt der Literaturhistoriker 1862, Über Verfassungswesen 1862, Macht und Recht 1863, Der Lassallesche Kriminalprozess 1863, 2. A. 1873, Herr Bastiat-Schulze von Delitzsch der ökonomische Julian oder Kapital und Arbeit 1864, Assisen-Rede gehalten vor den Geschworenen zu Düsseldorf gegen die Anklage die Bürger zur Bewaffnung gegen den König gereizt zu haben 1875, Gesammelte Reden und Schriften hg. v. Bernstein E. (12 Bände) 1920f.; Son.: ADB, Ramm T. Ferdinand Lassalle 1953, 2. A. 1956, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 414, Beyer W. Ferdinand Lassalles juristische Ader NJW 1990, 1959, Ferdinand Lassalle, (in) Streitbare Juristen 1988, 69, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 117 (Ramm Thilo), Kleinheyer/Schröder, DBE, Ramm Thilo Ferdinand Lassalle 2004
LASSAR, Gerhard, Prof. Dr.; geb. Berlin 16. 02. 1888; gest. Berlin 1936; WG.: aus jüdischer Familie, 1925 Prof. Univ. Hamburg, Berlin, 1933 zwangsweise pensioniert; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, weiter öffentliches Recht; Son.: getauft, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 207
LAUTERPACHT, Hersch, Prof. Dr.; geb. Zolkiew (Galizien) 1897; gest. 1960; WG.: jüdischer Abstammung, 1915 Studium Rechtswissenschaft, Philosophie, Geschichte, Politikwissenschaften Univ. Lemberg, Wien, 1921 Promotion Univ. Wien (Rechtswissenschaft), 1922 Promotion (Politikwissenschaft), 1923 Emigration England, Studium Univ. London (internationales Recht), 1927 wiss. Ass., 1931 Einbürgerung England, 1935 Vortragender, 1940 Gastprof. USA, 1952 Mitglied International Law Commission, 1955 Mitglied International Court of Justice; Verö.: Die völkerrechtlichen Mandate in der Satzung des Völkerbundes 1922 (Dissertation), Private Law Sources and Analogies 1927, The Function of Law in the International Community 1933, An International Bill of Rights of Man 1945, International law and human rights 1950, International Law - Being the Collected Papers of Sir Hersch Lauterpacht 1971ff.; Son.: 1922 Präsident World Federation of Jewish Students, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 601 (Koskenniemi Martti)
LEHMANN, Emil; geb. Dresden 02. 02. 1829; gest. Dresden 25. 02. 1898; WG.: Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Leipzig, 1863 Rechtsanwalt, 1865-1883 Stadtverordneter, 1876-1880 Landtagsabgeordneter (Fortschrittspartei), Vorsteher jüdische Gemeinde Dresden, 1879 Antrag auf Abschaffung des Judeneids, Mitgründer deutsch-israelitischer Gemeindebund, Mitgründer Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens; Verö.: Höre Israel! Aufruf an die deutschen Glaubensgenossen 1869, Über die judenfeindliche Bewegung in Deutschland 1880, Die Juden einst und jetzt 1880, Gesammelte Schriften 1899, 2. A. 1909 (posthum); Son.: ADB, NDB, IBI 2, 646a
LEHMANN, Karl, Prof. Dr.; geb. Tuchel/Westpreußen 11. 10. 1858; gest. Bonn? bzw. Göttingen 05. 04. 1918; WG.: aus jüdischer Familie, Schüler Konrad von Maurers, 1885 Habilitation Univ. Berlin, 1888 o. Prof. Univ. Rostock, 1911 Prof. Univ. Göttingen; F.: deutsches Recht, bürgerliches Recht, Handelsrecht, Rechtsgeschichte; Verö.: Verlobung und Hochzeit nach den nordgermanischen Rechtsquellen 1882, Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts bis zum Code de commerce 1895 Neudruck 1968; Son.: getauft, Herausgeber der Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht, ZRG GA 39 (1918), 375, Catalogus professorum Gottingensium 1962, 53
LEHMANN, Ludwig, Dr.; geb. um 1870; gest. Ludwigshafen 1939 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Amtsgerichtsrat; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 234
LEIBHOLZ, Gerhard, Richter des BVerfG Prof. Dr. Dr.; geb. Berlin 15. 11. 1901; gest. Göttingen 19. 02. 1982; WG.: Vater jüdischer Textilfabrikant (Generaldirektor der Sommerfelder und Fürstenwalder Tuchfabriken), als Kind protestantisch getauft, während des Konfirmandenunterrichts Freundschaft mit Hans von Dohnányi und über diesen mit Dietrich Bonhoeffer, Mommsen-Gymnasium Berlin-Charlottenburg, 1919 Abitur, 15. 02. 1919-15. 05. 1919 dreimonatige Freikorpsaktivität bei Grenzschutz Ost in Ostpreußen und im Baltikum gegen Arbeiter- und Soldatenräte (ohne Berlin zu verlassen, aber auf Grund seiner späteren Darstellung doch als Spartakistenkämpfer mit dem Schutz für sog. Frontkämpfer eingestuft), 1919 Studium Philosophie, politische Ökonomie, Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft Univ. Heidelberg, Berlin, 1921 Promotion (Dr. phil. an der philosophischen Fakultät der Univ. Heidelberg, Betreuer Richard Thoma, Zweitgutachter Viktor Bruns, magna cum laude, Verfasser soll später froh darüber gewesen sein, dass Arbeit nicht mehr greifbar war) Univ. Heidelberg, 10. 08. 1922 erste jur. Staatsprüfung (gut), erfolglose Bewerbung um Stelle eines Fakultätsassistenten, 05. 12. 1924 Promotion (Dr. iur.) Univ. Berlin (Heinrich Triepel, Zweitgutachter Viktor Bruns, magna cum laude), 31. 03. 1926 zweite jur. Staatsprüfung (gut), Heirat mit Sabine Bonhoeffer, Gerichtsassessor Berlin, beurlaubt für Tätigkeit ab 01. 10. 1926 am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht (auf Empfehlung des dem Kuratorium des Instituts angehörigen Heinrich Triepel vom Zweitreferenten der Dissertation und Direktor Victor Bruns eingestellt, Italienreferat, theoretische und praktische Untersuchungen vor allem zum italienischen Verfassungsrecht, Kollegen u. a. Hermann Heller, Karl bzw. Carlo Schmid), 30. 06. 1928 Habilitation (Heinrich Triepel, Zweitgutachter Rudolf Smend) (öffentliches Recht), 01. 07. 1928 Privatdozent (ohne Abhaltung irgendeiner Vorlesung), 01. 11. 1928 Richter Berlin (beurlaubt), Angebot der Stelle eines persönlichen Referenten des Reichsjustizministers Erich Koch-Weser (DDP) ausgeschlagen und an den Schwager Hans von Dohnányi weitervermittelt, 31. 10. 1929 am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht ausgeschieden, 01. 11. 1929 (bzw. 08. 11. 1929) planmäßiger ao. Prof. Univ. Greifswald (Nachfolge Günther Holstein, Liste Hans Gerber, Heinrich Herrfahrdt und Hermann Mirbt, Erich Wolgast und Gerhard Leibholz, Nachfolger Arnold Köttgen), 28. 11. 1929 als Richter des Kammergerichts Berlin ausgeschieden, 01. 04. 1931 (ernannt 28. 03. 1931) o. Prof. Univ. Greifswald (Nachfolge Erhard Neuwiem, Nachfolger Hermann Jahrreiß), 01. 10. 1931 (auf neuer Professur, ernannt am 15. 06. 1931) Prof. Univ. Göttingen (gegen Fakultätsmehrheit, Berufungsliste vom 02. 03. 1931 Carl Bilfinger, Johannes Heckel, Hans Liermann, Sondervotum für Gerhard Leibholz von Hermann Kraus, Wolfgang Kunkel und Julius Gierke, vom Wissenschaftsminister Adolf Grimme befolgt), 1933 als Frontkämpfer nicht entlassen, anfängliche studentische Boykottaufrufe vom Mai 1933 verebben, etwa 2 Jahre ungestörte Lehrtätigkeit, mit Ausnahme Paul Oertmanns von den Fakultätskollegen gemieden, 16. 02. 1935 nationalsozialistische studentische Kampagne, 04. 03./18. 04. 1935 für Tätigkeit in Universitätsbibliothek unter Beibehaltung der Bezüge beurlaubt, 18. 04. 1935-02. 05. 1938 wissenschaftlicher Beschäftigungsauftrag in der Universitätbibliothek Göttingen mit dem Rat, zu Hause zu arbeiten, 06. 12. 1935 Entpflichtung vom Lehramt auf eigenen Antrag, volle Emeritenbezüge, 31. 12. 1935 Entziehung der Lehrbefugnis mit erheblichem Ruhegehalt, 02. 05. 1938 Rücknahme des Beschäftigungsauftrags, 09. 09. 1938 Emigration bzw. Flucht in die Schweiz und (ein bis zwei Monate später über Frankreich mit Besuchervisum) nach England, über einen Bekannten Dietrich Bonhoeffers und den Bischof von Chichester 1939 bescheidene Lehrtätigkeit als Research Fellow Univ. Oxford (Magdalen College), 1942 Ausbürgerung, 1945 erstes privates Rückkehrangebot nach Göttingen abgelehnt, 29. 03. 1946 offizielles Rückkehrangebot der Fakultät, abgelehnt, ab Juni 1947 Gastprof. in Göttingen, 19. 04. 1948 Prof emerit. Univ. Göttingen, ständige Gastprofessuren, 11. 11. 1949 Anspruch auf rückwirkende Zahlung der Bezüge ab 01. 05. 1945 festgestellt, 1950 Nachfolge Rudolf Smend abgelehnt, 1951-1971 (auf Grund Unterstützung durch Eugen Gerstenmaier) Richter BVerfG, unter Erweiterung der venia legendi mit der Vertretung der politischen Wissenschaften in Göttingen beauftragt, Herausgeber des Jahrbuchs des öffentlichen Rechts, 27. 04. 1957 Sondergrundgehalt, 30. 09. 1958 o. Prof. Univ. Göttingen, 1970 emeritiert, Vorlesungen bis einschließlich Sommersemester 1973 fortgeführt, ("Drittes Reich" und Emigration lassen die Kernthesen des Werkes und die zugrundeliegende Methodik nahezu unberührt); F.: Staatsrecht, Völkerrecht, weiter öffentliches Recht, Verwaltungsrecht, allgemeine Staatslehre, Verwaltungswissenschaft; Verö.: Fichte und der demokratische Gedanke 1921 (philosophische Dissertation angeregt durch Richard Thoma), Die Gleichheit vor dem Gesetz 1925 (juristische Dissertation), Zu den Problemen des faschistischen Verfassungsrechts 1928 (Antrittsvorlesung), Das Wesen der Repräsentation unter besonderer Berücksichtigung des Repräsentativsystems 1929 (Habilitationsschrift), Die Repräsentation in der Demokratie 1929, 2. A. 1960, 3. A. 1965, 4. A. 1966 (Nachdruck 1973), Die Auflösung der liberalen Demokratie in Deutschland und das autoritäre Staatsbild 1933, Strukturwandel der modernen Demokratie 1952, Legitimierung des modernen Parteienstaates, Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart 1951ff. (Mithg.), Demokratie und Rechtsstaat 1957, 2. A. 1961, 3. A. 1967; Son.: 481 Veröffentlichungen, Kürschner 1931, 1935, 1950, 1954, 1961, 1966, 1970, Catalogus professorum Gottingensium 1962, 54, Die moderne Demokratie und ihr Recht hg. v. Bracher Karl Dietrich/Dawson Christopher u. a. (Festschrift) 1966, NDB, Wiegandt Manfred H. Norm und Wirklichkeit - Gerhard Leibholz (1901-1982) - Leben, Werk Richteramt 1995, Würdigung NJW 1971, 2059 (Geiger Willi), JZ 1971, 701 (Rinck Hans-Justus), Bibliographie hg. v. Schneider Franz 1981, Nachruf NJW 1982, Der Gleichheitssatz im modernen Verfassungsstaat hg. v. Christoph Link (Festschrift) 1982 1444 (Zwirner Henning), Gerhard Leibholz (in) Rechtswissenschaft in Göttingen 1987, 528 (Klein Hans Hugo), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 190, Gerhard Leibholz und die Neugründung der Demokratie in Deutschland, (in) Exil und Neuordnung 2000, 231 (Helberg Klaus), Würdigung JuS 2001, 1156 (Wiegandt Manfred H.), DBE, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 535 (Wiegandt Manfred H.), Heun Werner Leben und Werk verfolgter Juristen (in) Kontinuitäten und Zäsuren 2008 301, Greifswald hg. v. Lege J. 2009, Breunung u. a. Die Emigration 1 247
LEIBHOLZ, Hans, LG-Rat Dr.; gest. Holland Mai 1940; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswisssenschaft erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Landgerichtsrat in Berlin, Emigration nach Holland; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 234
LENEL, Otto, Prof. Dr.; geb. Mannheim 13. 12. 1849; gest. Freiburg im Breisgau 07. 02. 1935; WG.: aus jüdischer Familie, Bruder Industrieller (Viktor Lenel), Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Leipzig, Berlin, 1872 Promotion, 1876 Habilitation Univ. Leipzig, 1882 Prof. Univ. Kiel, 1884 Marburg, 1886 Straßburg, 1907 Freiburg im Breisgau; F.: bürgerliches Recht, Rechtsgeschichte, römisches Recht, Zivilprozessrecht; Verö.: Über Ursprung und Wirkung der Exzeptionen 1876, Das edictum perpetuum 1883, 2. A. 1907, 3. A. 1927 Neudruck 1956, Palingenesia iuris civilis 1889 Neudruck 1960, Praktikum des bürgerlichen Rechts 1901, 2. A. 1902, 3. A. 1907, 4. A. 1909, 5. A. 1911, 6. A. 1914, 7. A. 1919, 8. A. 1919, 9. A. 1922, 10. A. 1926, 11. A. 1929, 12. A. 1933, Gesammelte Schriften Bd. 1ff. 1990ff. (posthum); Son.: Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, Festschrift 1921, Catalogus professorum academiae Marburgensis I 1927, 136, Catalogus professorum academiae Marburgensis I 1927, 136, Symbolae Friburgenses in honorem Ottonis Lenel (Festschrift) 1931, Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938, 97, Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten Univ. Kiel 1956, 37, NDB, Freiburger Professoren hg. v. Vincke Johannes 1957, 77, Klingelhöfer Marburger Juristenfakultät 1972, 111, Kleinheyer/Schröder, DBE, IBI 2, 648c
LEONHARD, (Karl Georg) Rudolf, Prof. Dr.; geb. Breslau 26. 12. 1851; gest. Breslau 01. 01. 1921; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Berlin, Gießen, 1874 Promotion Univ. Berlin, Justizdienst Preußen, 1878 Habilitation Univ. Berlin, 1880 ao. Prof. Univ. Göttingen, 1884 o. Prof. Univ. Halle, 1885 Prof. Univ. Marburg, 1895 Prof. Univ. Breslau, 1896 geheimer Justizrat, 1900 1901 Prof. Univ. Greifswald, 1907 Kaiser-Wilhelm-Professor Columbia Univ. New York; F.: römisches Recht; Verö.: Versuch einer Entscheidung der Streitfrage über den Vorzug der successio graduum vor dem Accreszenzrechte nach römischem Rechte 1874, Institutionen des römischen Rechts 1894; Son.: getauft, 1900 Hg. Studien zur Erläuterung des bürgerlichen Rechts, 1908 Dr. iur. h. c. Columbia Univ. New York, Catalogus professorum Gottingensium 1962, 59, Catalogus professorum academiae Marburgensis II 1979, 136
LESER, Guido, Richter Dr.; geb. Heidelberg 16. 10. 1883; gest. Berlin 26. 10. 1942 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Emanuel Leser Professor, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, 1908 Promotion Univ. Leipzig, zweite jur. Staatsprüfung, 1919 Amtsgerichtsrat in Heidelberg, Entlassung, 1933 Übersiedlung nach Berlin; Verö.: Untersuchungen über das Wahlprüfungsrecht des Deutschen Reichstags 1908 (Dissertation); Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 234, Abgeordneter badischer Landtag
LEVIN, Louis, OLG Präsident; geb. Tworog/Schlesien (Tost/Schlesien) 23. 03. 1865; gest. Berlin 23. 09. 1939; WG.: jüdische Herkunft, Vater Lehrer, Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, Berlin, 1887 Promotion Univ. Berlin, 1899 zweite jur. Staatsprüfung, Amtsrichter Sorau/Schlesien, 1905 Berlin-Schöneberg, 1913 Gutachter deutscher Juristentag, 1919 Kammergerichtsrat, 1922 Oberlandesgerichtspräsident Braunschweig, 1922 Konflikt mit dem sozialdemokratischen Justizminister Sievers, auf Grund der Herabsetzung der Altersgrenze für Richter auf 65 Jahre 01. 07. 1930 Ruhestand, Wechsel nach Berlin; Verö.: Richterliche Prozessleitung und Sitzungspolizei in Theorie und Praxis 1913, Die rechtliche und wirtschaftliche Bedeutung des Anwaltszwanges 1916, Über die erzieherische Bedeutung des Sozialrechts 1924; Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, Mitglied Deutsche Demokratische Partei, Mitglied republikanischer Richterbund, 1923 LB TH Braunschweig, Wassermann Rudolf Louis Levin 1988, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 495 (Wassermann Rudolf), Niedersächsische Juristen 2003, 378f., Isermann E. u. Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879-2004 2004, 137f., Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 226
LEVIS, Otto, Senats-Präs. OLG Dr.; geb. Karlsruhe 07. 04. 1872; gest. Toulouse 07. 05. 1941; WG.: jüdische Eltern, Abitur Karlsruhe, Studium Rechtswissenschaft, Mathematik (2 Jahre) Univ. Heidelberg, Genf, Berlin, Straßburg, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1898 Gerichtsassessor Karlsruhe, 1899 Amtsgericht Pforzheim, 1905 Oberamtsrichter, 1914 Heirat mit Klara Heinsheimer (Tochter Max Heinsheimers), 1919 Oberlandesgerichtsrat OLG Karlsruhe, 1927 Senatspräsident, 1933 Wechsel (Amtsgerichtsrat) angeboten, Antrag auf Zurruhesetzung gestellt, Ruhestand, 22. 10. 1940 nach Gurs in Südfrankreich verschleppt, 17. 03. 1941 Lager Récébédou; Verö.: Die Entmündigung Geisteskranker 1902, Das internationale Entmündigungsrecht des deutschen Reiches 1906, Die Aufwertung von Hypotheken 1926
LEVY, Ernst, Prof. Dr.; geb. Berlin 23. 12. 1881; gest. Davis/Kalifornien/Vereinigte Staaten von Amerika 14. 09. 1968; WG.: jüdische Familie, Vater Kaufmann (Robert Levy), 1900 Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, Berlin, 1903 erste jur. Staatsprüfung, 1906 Promotion Univ. Berlin, 1908 zweite jur. Staatsprüfung, 1913 Amtsrichter Oranienburg, 1914 Habilitation Univ. Berlin, 1916 Kriegsdienst, 1918 ao. Prof., 1919 o. Prof. Univ. Frankfurt am Main, 1922 Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1928 Prof. Univ. Heidelberg, 1933 beurlaubt, 1935 Amtsenthebung, 1936 Emigration, Prof. University of Washington Seattle, 1945-1966 Rückkehr nach Europa, 1950 Emeritierung Univ. Heidelberg, 1952 Emeritierung Univ. of Washington Seattle; F.: deutsches bürgerliches Recht, römisches Recht, Zivilprozessrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Die Konkurrenz der Aktionen und Personen im klassischen römischen Recht Bd. 1f. 1918ff. Neudruck 1964, Levy E. Zum Wesen des weströmischen Vulgarrechts 1935, West roman vulgar law 1951, Weströmisches Vulgarrecht - Das Obligationenrecht 1956; Son.: nicht getauft, Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1950, 1954, 1961, 1966, 1970, Lehrer Wolfgang Kunkels, Dr. jur. h. c. Univ. Frankfurt am Main, Athen, Dr. phil. h. c. Univ. Heidelberg, Kleinheyer/Schröder, Ernst Levy zum siebzigsten Geburtstag (Festschrift) 1952, Gedächtnisschrift ZRG RA 1969, 13 (Kunkel Wolfgang), Drüll Dagmar Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, 1986 162, Ernst Levy, (in) Juristen an der Univ. Frankfurt am Main 1989, 94 (Simon Dieter), DBE
LEVY, Gustav, RA; geb. Saarbrücken 07. 10. 1886; gest. Saarbrücken 24. 03. 1966; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, München, Bonn, 1914 Rechtsanwalt Saarlouis, Saarbrücken, 1936 Emigration Frankreich, 1945 Rückkehr, 1947 Verfassungskommissionsmitglied, Mitglied Verfassungsausschuss der gesetzgebenden Versammlung, MdL Saar, 1952 Parteiaustritt, 1955 Vizpräsident Europa-Union Saar, Landesausschussmitglied, Präsident christlich-jüdische Arbeitsgemeinschaft Saarland; Son.: 1945 demokratische Partei Saar
LIEPMAN, Ruth, Dr.; geb. Polch bei Koblenz 22. 04. 1909; gest. Zürich 28. 05. 2001; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Lilienstein, 1928 Abitur, Mitglied KPD, Studium Rechtswissenschaft Univ. Hamburg, Berlin, 1931 erste jur. Staatsprüfung, 1933 als Jüdin entlassen, 1934 Promotion Univ. Hamburg, Emigration Holland, in Abwesenheit Verteilung wegen Hochverrats, Kanzleiangestellte des Schweizer Botschafters Amsterdam, 1945 Literaturagentin; Verö.: Vielleicht ist das Glück nicht nur Zufall 1993; Son.: Exterritorialität des Personals der Gesandtschaften 1934 (Dissertation Univ. Hamburg nicht veröffentlicht), Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 220
LINDENAU, Heinrich, Senatspräsident Dr.; geb. Berlin 28. 09. 1872; gest. Berlin 23. 07. 1942; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Berlin, 1894 Promotion, 1902 Regierungsassessor Polizeipräsidium Berlin, 1907 Regierungsrat Innenministerium Preußen, 1908 stv. Leiter Kriminalpolizei Berlin, 1911 Leiter Zentralstelle zur Bekämpfung der Schmutzliteratur, 1912 Leiter Landespolizeibezirksamt Berlin-Mitte, 1916 Justizdienst Oberverwaltungsgericht, 1928 Senatspräsident, 1932 Vizepräsident Oberverwaltungsgericht Berlin, 1933 Zwangspensionierung; Verö.: Die Kriminalpolizei und ihre Hilfswissenschaften 1909, Kriminalinspektor Dr. Stretter 1924; Son.: 1914-1922 Hg. Deutsche Strafrechts-Zeitung, 1918-1933 Hg. Deutsche Juristen-Zeitung, 1929-1933 Hg. Reichs- und preußisches Verwaltungsblatt, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 226
LIPPMANN, Leo, Dr.; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. München; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 234
LIPPMANN, Leo, Dr.; geb. Hamburg 26. 05. 1881; gest. Hamburg 11. 06. 1943 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Berlin. Kiel, 1903 erste jur. Staatsprüfung, Promotion, 1906 zweite jur. Staatsprüfung, 1909 Regierungsrat, 1919 Oberregierungsrat, 24. 06. 1920 Staatsrat Finanzbehörde Hamburg, 14. 03. 1933 Zwangsbeurlaubung, 07. 04. 1933 Entlassung,; F.: Finanzrecht; Verö.: Der Stand unserer Lebensmittelversorgung - Hamburgisches Kriegsversorgungsamt 1918, Lippmann Leo/Jochmann Werner Mein Leben und meine amtliche Tätigkeit - Erinnerungen u.e. Beiträge zur Finanzgeschichte Hamburgs 1964; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 234
LIPSTEIN, Kurt, Prof. Dr.; geb. Frankfurt am Main 19. 03. 1909; gest. 2006; WG.: jüdische Familie, Vater Arzt, 1927 Abitur Frankfurt am Main, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Referendar 1933 Entlassung wegen seiner Herkunft, 1934 Emigration England, 1936 Promotion Univ. Cambridge, 1937 wiss. Assistent Univ. Cambridge, Internierung Liverpool (Verdacht der Spionage), 1962 Vortragender, 1973 Prof. Univ. Clare; Verö.: Critical Studies upon the Beneficium cedendarum actionum and venditio nominis 1936 (Dissertation), Chambers Encyclopedia 1947, Acta et agenda 1977; Son.: 1946 LB Univ. Clare, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 463 (Forsyth Christopher), 749 (Bar Christian von), Multum non multa hg. v. Feuerstein Peter/Parry Clive (Festschrift) 1980 (Schriftenverzeichnis 379-382), Nachruf RabelsZ 2009 441 (Mansel Heinz-Peter)
LITTAUER, Rudolf Max, RA Prof. Dr.; Southfield Farm R. D., USA NY 12570 Poughquag, USA; geb. Leipzig 29. 10. 1905; gest. Sarasota/Florida 08. 01. 2002; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, 1927 Promotion Univ. Leipzig, 1930 zweite jur. Staatsprüfung, 1931 Hilfsrichter LG Leipzig, Assistent Univ. Leipzig (Ernst Jaeger), 1933 Emigration, 1934 Ass. Prof. Grad. Faculty New School New York, 1936 Promotion New York Columbia Univ., 1939 Rechtsanwalt New York; F.: Rechtsvergleichung, weiter Wirtschaftsrecht; Verö.: Schiedsgerichtsbarkeit und materielles Recht 1928 (Dissertation); Son.: 1968 Hon.-Prof. Univ. Erlangen
LITTEN, Fritz Julius, Prof. Dr.; geb. Elbing 22. 02. 1873; gest. bei Belfast Februar 1940 (Grippe); WG.: jüdische Familie, Vater Gemeindevorsteher in Königsberg, protestantisch, Gymnasium Elbing, Königsberg, Hohenstein, 1891 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, Leipzig, Königsberg, 1894 erste jur. Staatsprüfung, 1895 Promotion, 1900 zweite jur. Staatsprüfung 1903 Habilitation Univ. Halle, 1906 ao. Prof., 1908 o. Prof. Univ. Königsberg, 1926 Rektor, Regierungsberater Preußen, 1933 Entlassung, Berlin, Emigration Großbritannien, Gast im Thompson Memorial Home bei Belfast/Nordirland; F.: römisches Recht und seine Geschichte; Verö.: Römisches Recht und Pandekten-Recht in Forschung und Unterricht 1907; Son.: Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Bergbauer Knut/Fröhlich Sabine/Schüler-Springorum Stefanie Denkmalsfigur Biographische Annäherung an Hans Litten 2008
LITTEN, Hans, RA; geb. Halle an der Saale 19. 06. 1903; gest. Dachau 05. 02. 1938; WG.: jüdische Kaufmannsfamilie, (ev. getaufter) Vater Rechtsprofessor (Fritz Julius Litten), Mutter Tochter eines Prof. der Landwirtschaft (Albert Wüst), 1908 Königsberg, Abitur Wilhelmgymnasium Königsberg, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1928 Rechtsanwalt (Kanzlei Dr. Barbasch Berlin), 08. 05. 1931 Befragung des Zeugen Adolf Hitler wegen des SA-Sturmes 33, 28. 02. 1933 Schutzhaft, 26. 05. 1933 Streichung aus der Liste der bei dem Kammergericht Berlin zugelassenen Rechtsanwälte, Konzentrationslager Sonnenburg, Brandenburg, Esterwegen, Lichtenburg, Buchenwald, Dachau, Ermordung oder Selbstmord; Son.: Litten Irmgard Eine Mutter kämpft gegen Hitler 1947, Anwalt gegen Naziterror (in) Streitbare Juristen 1988, 193 (Düx Heinz), Zum 100. Geburtstag NJW 2003, 1784 (Baatz Gerhard), 2003 Benennung des Hauses der Bundesrechtsanwaltskammer Deutschlands als Hans-Litten-Haus, DBE, Bergbauer Knut/Fröhlich Sabine/Schüler-Springorum Stefanie Denkmalsfigur Biographie, Göppinger Horst Juristen Jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 234
LOENING, Edgar, Geheimer Justizrat Prof. Dr. Dr. Dr. h. c.; geb. Paris 14. 06. 1843; gest. Halle 19. 02. 1919; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Carl Friedrich Loening Verleger (1810-1884, in Ladenburg und Mannheim aufgewachsen, bis 1857 Zacharias Löwenthal, Verlag Rütten und Löning), Bruder Richard Loening, 1847 evangelisch, Gymnasium Frankfurt am Main, Bonn, 1862 Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft, Geschichte, Philologie Univ. Heidelberg, 1863 Bonn, Bonn 09. 03. 1865 Promotion (phil.), Leipzig, 1867 Promotion (Dr. iur.) Univ. Leipzig, 1868 Habilitation, Privatdozent, Bildungsreise, 1870 Tätigkeit bei Bezirksregierung des Unterelsass, 1872 ao. Prof. Univ. Straßburg, 1877 o. Prof. Univ. Dorpat (Staatsrecht und Völkerrecht), 1883 Prof. Univ. Rostock (Staatsrecht und Kirchenrecht), 1886 Prof. Univ. Halle (Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Völkerrecht, Kirchenrecht), 1899 Rektor, 1901 Herrenhausmitglied Preußen; F.: Verwaltungsrecht, Kirchenrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: De pace domestica (Diss. phil.), Die Erbverbrüderungen zwischen den Häusern Sachsen und Hessen und Sachsen Brandenburg und Hessen 1867, Die Verwaltung des Generalgouvernements im Elsass 1874, Entwicklung des kirchlichen Eheschließungsrechts 1877, Geschichte des Kirchenrechts seit Konstantin 1878, Die Haftung des Staats aus rechtswidrigen Handlungen seiner Beamten nach deutschem Privat- und Staatsrecht 1879 (J. C. Bluntschli zur Feier der 50jährigen Doktorwürde Neudruck 1970), Die Befreiung des Bauernstandes in Deutschland und in Livland 1880, Die Gemeindeverfassung des Urchristentums 1888 Neudruck 1966, Handwörterbuch der Staatswissenschaften (Mithg.) 1896, Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts 1884, Kaiser und Reich 1888-1913 1913, Gerichte und Verwaltungsbehörden in Brandenburg-Preußen 1914, Abhandlungen und Aufsätze 1914; Son.: Schwager Otto von Gierkes, Dr. h. c. theol. Univ. Halle, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 294, 401f., Schlüter Bernd Reichswissenschaft 2004
LOENING, Otto, Dr.; geb. Dorpat/Estland 29. 02. 1880; WG.: jüdischer Herkunft, Stadt-Gymnasium Halle, 1900 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Halle, Leipzig, Göttingen, 1903 erste jur. Staatsprüfung, Januar 1906 Promotion Univ. Halle, 1908 zweite jur. Staatsprüfung, 1912-1923 Doz. Univ. Danzig, April 1913 Amtsrichter Danzig, 1914-1918 Kriegsgerichtsrat, Oktober 1921 Justizdienst Danzig, Oktober 1923 Landgerichtsdirektor Landgericht II Berlin, April 1924 zugleich Amtsgerichtsrat AG Neukölln, April 1933 zwangsbeurlaubt, August 1933 zwangsversetzt, kann als "Mischling" im Amt verbleiben, Oktober 1942 Zwangsgesuch auf Versetzung in den Ruhestand zum April 1943; F.: bürgerliches Recht, deutsches Recht und seine Geschichte; Verö.: Das Testament im Gebiet des Magdeburger Stadtrechts 1906 (Dissertation), Grunderwerb und Treuhand in Lübeck 1907, Loening Otto/Basch James/Strassmann Ernst Bürgerliches Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz 1931 (Liebmanns Taschenkommentare 7); Son.: Kürschner 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Herausgeber der Danziger juristischen Monatsschrift, Bergemann Hans u. a. Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 246
LOENING, Richard, Prof. Dr.; geb. Frankfurt am Main 17. 08. 1848; gest. Jena 13. 09. 1913 (oder 18. 09. 1913) nach langer Krankheit; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Verleger Dr. phil. Carl Friedrich Loening (1810-1884, in Ladenburg und Mannheim aufgewachsen, bis 1857 Zacharias Löwenthal, 1847 protestantisch, Verlag Rütten und Loening), Bruder Edgar Loening, verwandtschaftliche Beziehungen zu Heinrich Dernburg und Otto Lenel, verschwägert mit Otto von Gierke, Gymnasium in Frankfurt am Main, 1866 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, 1869 Berlin, Dezember 1869 Promotion (magna cum laude), erste jur. Staatsprüfung erlassen, Kriegsteilnahme, 1873 Friedens- und Landgericht Bonn, April 1874 aus Justizdienst ausgeschieden, 1875 Habilitation Univ. Heidelberg (Johann Caspar Bluntschli), 1878 ao. Prof. Univ. Heidelberg, 01. 04. 1882 o. Prof. Univ. Jena (Nachfolge Danz); F.: Strafrecht, Strafprozessrecht, Zivilprozessrecht; Verö.: Quid statuendum sit de eo qui condemnatus in crimen reciderit 1869 (Dissertation), Über Ursprung und rechtliche Bedeutung der in den altdeutschen Urkunden enthaltenen Strafklauseln 1875 (Habilitationsschrift), Der Vertragsbruch und seine Rechtsfolgen (Der Vertragsbruch im deutschen Recht) 1876, Die Widerklage im Reichs-Zivilprozess 1881, Grundriss zu Vorlesungen über deutsches Strafrecht 1885, Die Hamlet-Tragödie Shakespeares 1893, Die Zurechnungslehre des Aristoteles 1903 (Neudruck 1967); Son.: Vornamen Jakob Bernhard Richard, Schmuhl Elisabeth Richard Loening (1848-1913) 2011
LOEWENSTEIN, Karl, Prof. Dr.; geb. München 09. 11. 1891; gest. 1973; WG.: aus jüdischer Kaufmannsfamilie, Studium Rechtswissenschaft, 1931 Habilitation Univ. München (Allgemeine Staatslehre, deutsches und ausländisches Recht, Völkerrecht), 19. 12. 1933 Emigration, Associate Professor of Political Science Graduate School Yale University/Vereinigte Staaten von Amerika, 1936 Amherst College Massachusetts/Vereinigte Staaten von Amerika, 1956 Namen eines Professors der Universität München, emeritiert; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Völkerrecht, öffentliches Recht Verwaltungswissenschaft; Verö.: Volk und Parlament nach der Staatstheorie der französischen Nationalversammlung von 1789 1922, Erscheinungsformen der Verfassungsänderung 1931, Hitler's Germany 1939, Vom Wesen der amerikanischen Verfassung 1950, Die Monarchie im modernen Staat 1952, Political Power and the Governmental Process 1957, Verfassungslehre 1959, Verfassungsrecht und Verfassungspraxis der Vereinigten Staaten von Amerika 1959, Der britische Parlamentarismus 1964; Son.: Kürschner 1935, 1954, 1961, 1966, 1970, Festschrift hg. v. Steele Commager Henry/Doecker Günther/Fraenkel Ernst/Hermes Ferdinand/Harvard William C./Maunz Theodor 1971, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 288, Lang Markus Karl Loewenstein 2007, Verfassungsrealismus hg. v. Ooyen Robert Chr. van 2007
LOEWENWARTER, Viktor; geb. um 1890; WG.: jüdischer Herkunft, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt (Köln), Emigration; Verö.: Lehrkommentar zum bürgerlichen Gesetzbuch Bd. 1-6 1924ff. (z. T. 2. A.)
LOTAN, Giora, Minister RA Dr.; geb. Berlin 22. 03. 1902; gest. Jerusalem 01. 01. 1974; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Frankfurt am Main, 1927 Promotion, Rechtsanwalt Berlin, Leiter zionistische Jugendbewegung, 1933 Abteilungsleiter Reichsausschuss jüdischer Jugendverbände, 1938 Emigration Palästina, 1948 Verwaltungsbeamter für Sozialhilfe Verteidigungsministerium Israel, 1950 Mitarbeit an Sozialhilfegesetz, 1953-1969 Generaldirektor nationales Versicherungsamt, 1959/1960 Minister für Sozialhilfe, 1969 Arbeitsminister; Son.: Name eigentlich Georg Lubinski
LOTMAR, Philipp, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Frankfurt am Main 08. 09. 1850; gest. Bern 29. 05. 1922; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Göttingen, München (Alois Brinz), 1875 Promotion, 1876 Habilitation Univ. München (römisches Recht), 1888 o. Prof. Univ. Bern (Nachfolge Julius Baron); F.: römisches Recht, Arbeitsrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Über causa im römischen Recht 1875, Zur legis actio sacramento in rem 1876 (Habilitationsschrift), Kritische Studien in Sachen der Kontravindikation 1878, Der unmoralische Vertrag 1896, Die Tarifverträge zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer 1900, Der Arbeitsvertrag nach dem Privatrecht des deutschen Reichs Bd. 1f. 1902ff., 2. A. hg. v. Rehbinder Manfred 2001, Schriften zu Arbeitsrecht Zivilrecht und Rechtsphilosophie hg. v. Rückert J. 1992 (mit Schriftenverzeichnis); Son.: 1878 SPD, im Obligationenrecht (der Schweiz) von 1911 viele seiner Forderungen verwirklicht und weltweit erstmals die normative Wirkung von Gesamtarbeitsverträgen gesetzlich anerkannt, Festgabe Philipp Lotmar 1920, 1921 Dr. h. c. Univ. Köln, Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938. 207, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 331 (Rückert Joachim), Kleinheyer/Schröder, Gasser Catherine Antoinette Philipp Lotmar 1850-1922 - Professor der Universität Bern 1997, DBE, Forschungsband Philipp Lotmar (1850-1922), hg. v. Caroni, Pio, 2003
LÖWE, Heinrich Georg Ferdinand; geb. 1771; WG.: Jurist, Tabakfabrikant; Verö.: Der Schulchan aruch oder die vier jüdischen Gesetzbücher 1837ff.; Son.: Schröder, DBA 778,42-43, DBI 3, 1275b, IBI 2, 665b
LOWE (LÖWE), Adolph (Adolf), Prof. Dr.; geb. Stuttgart 04. 03. 1893; gest. Wolfenbüttel 03. 06. 1995; WG.: jüdische Familie, Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft Univ. München, Berlin, Militärdienst, Sekretär kriegswirtschaftliche Vereinigung Berlin, 1918 Promotion (Dr. iur.), Regierungsrat, 1924 LB Univ. Kiel, 1926 Habilitation Univ. Kiel, ao. Prof., 1930 o. Prof. Univ. Kiel (Wirtschaftstheorie), 1931 Prof. Univ. Frankfurt am Main, 1933 Entlassung, Flucht Schweiz, Lektor Univ. Manchester, 1939 britische Staatsbürgerschaft, 1940 Prof. New School for Social Research New York, 1963 emeritiert, 1983 Wolfenbüttel; Verö.: Arbeitslosigkeit und Kriminalität 1914, Wirtschaftliche Demobilisation 1916, Die rechtliche Entstehung und Ausgestaltung des Kriegsernährungsamtes (Dissertation) 1918, Economics and Sociology 1935, The Price of Liberty 1937, On Economic Knowledge 1965, Politische Ökonomik 1968, The Path of Economic Growth 1976, Has Freedom a Future? 1988, Hat die Freiheit eine Zukunft? 1990; Son.: Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten Univ. Kiel 1956, 43, Krohn Claus-Dieter Der philosophische Ökonom 1996
LUBOWSKI, Karl-Heinz, Dr.; geb. Beuthen 09. 02. 1908; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft und Theologie Univ. Basel, erste jur. Staatsprüfung, 1930 zweite jur. Staatsprüfung, Promotion; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 226
MAGNUS, Julius, RA und Notar; geb. Berlin 06. 09. 1867; gest. Konzentrationslager Theresienstadt 15. 05. 1944; WG.: jüdische Herkunft, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1898 Rechtsanwalt, dann auch Notar Berlin, 1915 Schriftleiter Juristische Wochenschrift, 1928 Gründer Archiv für Urheber-, Film- und Theaterrecht (UFITA), 1930 LB Univ. Berlin, 1933 Entlassung, Flucht Niederlande, 1941 Verlust der Staatsbürgerschaft Deutschlands, 1943 Deportation Konzentrationslager Westerbork, Bergen-Belsen, Theresienstadt; F.: Urheberrecht, Patentrecht, Wettbewerbsrecht, internationales Recht, Auslandsrecht, vergleichende Rechtswissenschaft; Verö.: Reformbestrebungen auf dem Gebiet der gewerblichen Schutzrechte 1900, Das deutsche Warenzeichenrecht 1924, 6. A. 1933, Die Rechtsanwaltschaft 1925, Die höchsten Gerichte der Welt 1929, Notlage der Anwaltschaft 1930, Der Zivilprozess in den europäischen Staaten und ihren Kolonien 1930; Son.: Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, DBE, Würdigung NJW 1991, 2748 (Jungfer Gerhard), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 (Jungfer Gerhard), 517 (Jungfer Gerhard)
MANASSE, Fritz, RA; geb. Dramburg/Pommern 03. 11. 1904; gest. Hamburg 14. 10. 2006; WG.: aus jüdischer Familie in Pommern, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Breslau, Berlin, 1929 erste jur. Staatsprüfung (gut), Okt. 1933 zweite jur. Staatsprüfung (gut), Promotion Univ. Greifswald, 1935 Südafrika, 1938 Palästina, 1949 Hamburg, Rechtsanwalt (Ehefrau Landgerichtsdirektorin); Verö.: Der Neuköllner Erwerbslosenfall - Betrachtungen zu § 904 BGB 1934 (Dissertation) (41 S.); Son.: Ehrenvorsitzender der jüdischen Gemeinde in Hamburg, Würdigung NJW 2004, 3253 (Bertram Günter)
MANASSE-LOEWY, Käthe, Landgerichtsdirektorin i. R. Dr.; geb. Berlin 07. 02. 1905; gest. Hamburg 02. 07. 1994; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Loewy, Vater Kaufmann, 1924 Abitur, Studium Rechtswissenschaft, Nationalökonomie Univ. Freiburg im Breisgau, Berlin, Bonn, 1928 erste jur. Staatsprüfung, 1930 Promotion Univ. Berlin, 1932 zweite jur. Staatsprüfung, 1933 Beurlaubung, Hilfskraft Rechtsanwaltskanzlei Berlin, 1938 Emigration Palästina, Sprachlehrerin, 1949 wiss. Angestellte Sozialbehörde Hamburg, 1952 Richterin Landgericht Hamburg, 1962 Landgerichtsdirektorin, 1973 Ruhestand; Verö.: Die Vermutung 1931 (Dissertation); Son.: Ehemann Jurist (Fritz Manasse), Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 236
MANES, Alfred, Prof. Dr. Dr.; geb. Frankfurt am Main 27. 09. 1877; gest. Chicago 30. 03. 1963; WG.: jüdische Familie, Vater Fabrikant, Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft Univ. München, Straßburg, Göttingen, 1898 Promotion Univ. Göttingen (Dr. iur.), 1899 Promotion Univ. Heidelberg (Dr. phil.), London-Aufenthalt, 1902 Generalsekretär, Vorstand deutscher Verein für Versicherungswissenschaft Berlin, 1906 Prof. Handelshochschule Berlin (Versicherungswesen), 1925 Prof. Univ. Berlin, 1935 Emigration, Gastprof. Südamerika, 1946-1950 Prof. Univ. Bloomington/Indiana, Bradley/Illinois; F.: Versicherungswissenschaft, Staatswissenschaft; Verö.: Versicherungswesen Bd. 1ff. 1905, 2. A. 1913, 3. A. 1922, 4. A. 1924, 5. A. 1930ff.; Son.: Gastprof. Hochschule Sankt Gallen, Festgabe 1927, IBI 2, 705b, Kürschner 1935
MANN, Eleonore (Lore), Solicitor Dr.; geb. Breslau 04. 06. 1907; gest. London 19. 11. 1980; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Ehrlich, Vater Kaufmann, 1925 Abitur, Studium Mathematik Univ. Berlin, 1926 Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Berlin, 1929 erste jur. Staatsprüfung, 1930 Promotion Univ. Berlin, Fakultätsassistentin Univ. Berlin, 1933 zweite jur. Staatsprüfung, Emigration London, Studium Mathematik, 1948-1953 Studium Rechtswissenschaft England, Solicitor; Verö.: Der Verrat von Betriebsgeheimnissen nach englischem und nordamerikanischem Recht 1930 (Dissertation); Son.: Ehemann Jurist (Fritz Mann), Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 241
MANN, Frederick Alexander (Fritz Alexander), Dr. LL. D.; geb. Frankenthal 11. 08. 1907; gest. London/Großbritannien 16./17. 09. 1991; WG.: jüdische Herkunft, Vater Rechtsanwalt und Justizrat (Dr. iur. Richard Mann), humanistisches Gymnasium, Studium Rechtswissenschaft, Genf, München, London, Berlin Martin Wolff), erste juristische Staatsprüfung, WS 1930/1931 Fakultätsasssistent Univ. Berlin, Bekanntschaft mit Werner Flume als Korrekturassistent bei Fritz Schulz in Berlin 1931, Mai 1931 Promotion Univ. Berlin (Martin Wolff), 1933 Emigration nach Großbritannien, Rückkehr für die zweite Staatsprüfung, 12. 10. 1933 endgültige Abreise, Rechtsberater, 1938 LL. D. London, British. Inst. of Intern. and Comparat. Law, Anwalt, Solicitor, 1946 Partner, 1983 Ausscheiden aus Kanzlei; F.: Wirtschaftsrecht, Völkerrecht, internationales Recht; Verö.: Mann Fritz Alexander Die Sachgründung im Aktienrecht 1932 (Dissertation), Legal Aspect of Money 1938, 5. A. 2011; Son.: Vorname anfangs Fritz Alexander, 1960 Hon.-Prof. Univ. Bonn, Kürschner 1966, Kürschner 1970, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 381 (Collins Lawrence), Internationales Recht und Wirtschaftsordnung hg. v. Flume Werner/Hahn Hugo J./Kegel Gerhard/Simmonds Kenneth R., Breunung u. a. Die Emigration 1 580
MANN, Richard, RA Dr.; geb. um 1870; gest. um 1940?; WG.: aus jüdischer Familie, erste jur. Staatsprüfung, 1896 Promotion Univ. Erlangen, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt; Verö.: Die eigentümlichen Endigungsgründe des Mandats bzw. der Vollmacht 1896 (Dissertation; Son.: Vater Frederick Alexander (Fritz Alexander) Manns
MANNHEIM, Hermann, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Libau/Kurland bzw. Russland 26. 10. 1889; gest. Orpington/Kent bei London 20. 01. 1974; WG.: jüdische Herkunft, Vater Kaufmann, Gymnasium Tilsit, Ostern 1908 Abitur, 1908 Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Freiburg im Breisgau, Straßburg, ab viertem Semester Königsberg (Eduard Kohlrausch), Juli 1911 erste jur. Staatsprüfung, 16. 03. 1912 Promotion Univ. Königsberg (Eduard Kohlrausch), Kriegsdienst, August 1915 zweite jur. Staatsprüfung, Kriegsdienst, 1918-1918 Richter am Kriegsgericht, 1920 aus Justizdienst entlassen, Syndikus des Landkreises Königsberg, Oktober 1923 Richter LG Berlin, 13. 05. 1924 Habilitation Univ. Berlin, Privatdozent, 1926 Landgerichtsrat, 10. 01. 1929 nichtbeamteter ao. Prof. Univ. Berlin, 1931 bzw. 1933 Kammergerichtsrat, April 1933 Zwangsbeurlaubung als Kammergerichtsrat, 31. 12. 1933/Januar 1934 Ruhestand als Kammergerichtsrat, Januar 1934 Emigration Großbritannien, März 1935 honorary part-time lecturer London School of Economics and Political Science, 03. 10. 1935 Verzicht auf Lehrbefugnis auf eigenen Antrag, 1940 britische Staatsangehörigkeit, 1946 reader London School of Economics and Political Science, Mitbegründer, Direktor Institute for Study and Treatment of Delinquency, 1953 emeritiert; F.: Strafrecht, Strafprozessrecht, weiter Prozessrecht Kriminologie; Verö.: Der Maßstab der Fahrlässigkeit im Strafrecht 1912 (Dissertation), Beiträge zur Lehre von der Revision wegen materiellrechtlicher Verstöße in Strafverfahren 1924 (Habilitationsschrift), Comparative Criminology Bd. 1f. 1965; Son.: evangelisch getauft, 257 Veröffentlichungen, 1950 Mithg. British Journal of Criminology, 1953-1955 Gastprof. Univ. Oregon, Pennsylvania, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1966, Kürschner 1970, Criminology in transition (FS) hg. v. Grygier Tadeusz/Jones Howard, Spencer John C. 1965, Würdigung Kriminalistik 1969, 517 (Würtenberger Thomas), DBE, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 709 (Hood Roger), Bergemann Hans u. a. Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft, 2004, 254, Breunung u. a. Die Emigration 1 291
MANSFELD, Philipp, Obergerichtsadvokat Dr.; geb. um 1790; gest. um 1840?; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, nach evangelischer Taufe 1826 Notar; Son.: Vater Wilhelm Mansfelds
MANSFELD, Richard, OLG Rat Dr.; geb. Wolfenbüttel 29. 11. 1865; gest. 05. 12. 1943; WG.: 1884 Studium Philosophie, alte Sprachen, Rechtswissenschaft Univ. Straßburg, Berlin, Leipzig, erste jur. Staatsprüfung, 1888 Promotion Univ. Göttingen, 1891 zweite jur. Staatsprüfung, 1892 Assessor, 1894 Amtsanwalt Appellationsgericht Braunschweig, 1895 Amtsrichter Appellationsgericht Braunschweig, 1896 Richter Landgericht Braunschweig,, 1906 Oberlandesgerichtsrat Braunschweig, 1907 Reichsgerichtsrat Leipzig, Senatspräsident; Verö.: Die Rechtswohltat des Inventars und die Stellung der Erbengemeinschaft inbesondere einer Mehrheit von Erben gegenüber 1888 (Dissertation), Der publizistische Reaktionsanspruch und sein Rechtsschutz im Herzogtum Braunschweig 1895; Son.: Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 507 (Miosge Dieter), Niedersächsische Juristen 2003, 385
MANSFELD, Wilhelm der Ältere, Präs. OLG; geb. Wolfenbüttel 07. 05. 1831; gest. Braunschweig 26. 08. 1899; WG.: jüdische Eltern, Vater Obergerichtsadvokat, nach evangelischer Taufe 1826 Notar (Dr. Philipp Mansfeld), Collegium Carolinum, 1850 Abitur (Maturität), Studium Rechtswissenschaft Univ. Göttingen, Heidelberg, Göttingen, 1863 Kreisgerichtssekretär Wolfenbüttel, Assessor, 1865 stimmführendes Mitglied des Kreisgerichts Wolfenbüttel, 1867 Obergerichtssekretär, 1869 Staatsanwalt, 1874 Obergerichtsrat, 1877 Mitglied des zweiten Senats des Obergerichts, 1877 Obergerichtsrat Wolfenbüttel, 1879 Landgerichtspräsident Braunschweig, 1891 Oberlandesgerichtspräsident, 1898 wegen Nervenschwäche pensioniert; Verö.: Die Grundbuchgesetze des Herzogtums Braunschweig 1878, Die braunschweigischen Ausführungsgesetze zu den Reichsjustizgesetzen 1880; Son.: Niedersächsische Juristen 2003, 385, IBI 2, 707b, Isermann E. u. a. Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879-2004 2004, 133f.
MANSFELD, Wilhelm der Jüngere, Präs. OLG; geb. Wolfenbüttel 1875; gest. 1955; WG.: aus jüdischer Familie, Abitur Martino Catharinaeum Braunschweig, Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Kiel, Berlin, erste jur. Staatsprüfung (sehr gut), 1900 zweite jur. Staatsprüfung (gut IIa), 1901 Gerichtsassessor, 1907 Regierungsassessor Staatsministerium Braunschweig, 1909 Landrichter, 1913 Landgerichtsrat, 1917 Staatsanwalt, 1923 Oberlandesgerichtsrat, 1933 als Halbjude angegriffen, 1939 pensioniert, 01. 05. 1945 Oberlandesgerichtspräsident, Mitte 1948 Ruhestand; Son.: Isermann E. u. a. Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879-2004 2004, 145f.
MARCUSE, Heinrich, RA; geb. 1880; gest. Stettin 1933 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt; Son.: Göppinger Horst Juristen Jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 235
MARUM, Ludwig, Justizminister RA; geb. Frankenthal 05. 11. 1882; gest. Konzentrationslager Kislau bei Bad Mingolfsheim nördlich von Bruchsal 29. 03. 1934 (erdrosselt, ang); WG.: jüdische Kaufmannsfamilie, Vorfahren aus Spanien, im 15. Jh. über Niederlande in das Heilige römische Reich, Waldböckelheim an der Nahe, Anfang 19. Jh. Frankenthal, nach Tod des Vaters 1889 Bruchsal, Volksschule, Gymnasium, 1900 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, München, 1904 erste jur. Staatsprüfung, 1908 zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt Karlsruhe, 1911 Bürgerausschussmitglied Karlruhe, 1918 Mitglied Wohlfahrtsausschuss, Justizminister Baden, SPD-Fraktionsleiter Landtag Baden, 1928 Reichstagsabgeordneter, 1933 Verhaftung, Deportation, 1934 Ermordung; Son.: Fischer Detlev Karlsruher Juristenportraits 2004 58, Fischer Detlev Rechtsanwalt Ludwig Marum (in) Recht und Politik 2008 234
MARWITZ, Bruno, Notar RA Dr.; geb. Angermünde 16. 06. 1870; gest. Berlin 1940; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, Rechtsanwalt, Notar; F.: Urheberrecht, Patentrecht, Wettbewerbsrecht, Verlagsrecht, gewerblicher Rechtsschutz; Verö.: Der Bühnenengagementsvertrag 1902, Das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst in Deutschland 1929; Son.: Kürschner 1935, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 226
MARX, Anna Theresia, RAin Dr.; geb. Geisingen 13. 11. 1902; gest. Chicago 1979; WG.: jüdischer Herkunft, 1921 Reifeprüfung, Studium Rechtswissenschaft Univ. Würzburg, Freiburg im Breisgau, 22. 10. 1924 erste jur. Staatsprüfung, 1930 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwältin Karlsruhe, 1933 Entzug der Rechtsanwaltszulassung, Buchhalterin, 1939 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Sozialarbeiterin; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 245
MARX, Heinrich (Heschel), Anwalt; geb. 1777; gest. 1838; WG.: aus jüdischer Rabbinerfamilie, 1811 Gerichtsdolmetscher und vereidigter Übersetzer in Oldenburg im Departement Anséatique Oberems Frankreichs, Avoué, zwischen 1816 und 1822 Protestant, Advokat; Son.: Vater Karl Marxs
MARX, Hugo; geb. 1892; gest. 1933; WG.: Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Staatsanwalt in Baden, Richter in Baden; Son.: Werdegang eines jüdischen Staatsanwalts und Richters in Baden hg. v. Wolfgang Haußmann 1965
MARX, Karl; geb. Trier 05. 05. 1818; gest. London 14. 03. 1883; WG.: jüdische Familie, Vater Anwalt, 26. 08. 1824 Konversion zum Protestantismus, 1835-1839 Studium Rechtswissenschaft, Philosophie Univ. Bonn, Berlin, Redakteur, 1843 Paris, 1845 Brüssel, 1849 London; F.: Rechtsphilosophie; Verö.: Marx K./Engels F. Manifest der kommunistischen Partei 1848, Zur Kritik der politischen Ökonomie 1859, Das Kapital 1867, 2. A. 1872, Enthüllungen über den Kommunistenprozess zu Köln 1875; Son.: Begründer des Marxismus, Vysinskij A. Fragen des Rechts und des Staates bei Marx 1938, Bloch E. Karl Marx und die Menschlichkeit 1969, Magnis Franz von Normative Voraussetzungen im Denken des jungen Marx 1975, Euchner W. Karl Marx 1983, Schefold C. Die Rechtsphilosophie des jungen Marx von 1842 1970, Landau P. Karl Marx und die Rechtsgeschichte TRG 41 (1973) 361, Cerroni U. Marx und das moderne Recht 1974, Szabó I. Karl Marx und das Recht 1981, Herferth W. Sachregister zu den Werken Karl Marx Friedrich Engels hg. v. Sandmühler J. 1983, Marx-Engels-Begriffslexikon hg. v. Lotter K. 1984, Schöncke M. Karl und Heinrich Marx 1993
MARX, Werner, Prof. Dr. Dr.; geb. Mülheim/Ruhr 19. 09. 1910; gest. Bollschweil/Kreis Breisgau-Hochschwarzwald 21. 11. 1994; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, Berlin, Bonn, 1932 Staatsprüfung, 1933 Promotion (Dr. iur.), Emigration Großbritannien, 1934 Palästina, 1938 Vereinigte Staaten von Amerika, 1939 Studium Sozialwissenschaft Univ. in Exile New York, 1944 Studium Philosophie, 1949 Promotion (Dr. phil.), Doz., 1953 Ass.-Prof., 1962 Full Prof. New School for Social Research New York, Prof. Univ. Heidelberg, 1964 Prof. Univ. Freiburg im Breisgau; Verö.: Heidegger und die Tradition 1961, Vernunft und Welt 1970, Aristoteles' Theorie vom Seienden 1972, Gibt es auf Erden ein Maß? 1983; Son.: Direktor Husserl-Archiv
MAUTHNER, Fritz; geb. Horzitz/Böhmen (Horice) 29. 11. 1849; gest. Meersburg 29. 06. 1923; WG.: Vater jüdischer Webereiunternehmer/Tuchfabrikant, Verarmung durch Insolvenz des Vetters, 1855 Prag, unglückliche Schulzeit eines Hochbegabten, 1869 Matura, Studium Rechtswissenschaft Prag, 1871 erstes (von drei) Staatsexamen, Mitarbeiter eines Rechtsanwalts, Abbruch der rechtlichen Tätigkeit, 1876 Berlin, Journalist, Philosoph; Verö.: Beiträge zu einer Kritik der Sprache Bd. 1ff. 1901ff. Neudruck 1982, Wörterbuch der Philosophie Bd. 1f. 1909ff., Prager Jugendjahre (Autobiographie) 1918, Ausgewählte Schriften Bd. 1ff. 1919ff., Selbstbiographie 1922 (Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen Bd. 3), Recht hg. v. Ernst Wolfgang 2007; Son.: Romane, Novellen, Satiren, Dramen, Essays, sprachphilosophische und kulturgeschichtliche Werke
MAYER, Anna, Dr.; geb. Berlin 27. 07. 1882; gest. Berlin 11. 05. 1937; WG.: 1905 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1910 Nervenleiden, Studienunterbrechung, 1914 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 14. 06. 1917 Promotion Univ. Berlin, Leiterin Verein für Einzelvormundschaft, 1920 Stadtverordnete Berlin, Sozialarbeiterin, 1923 wiss. Hilfsarbeiterin preußisches Ministerium für Volkswohlfahrt, 1926 Regierungsrat, 1928 Stadtverordnete Berlin, 1933 als sog. Halbjüdin entlassen, Sozialarbeiterin; Verö.: Die Begriffe Störung und Störer im Besitz und Eigentumsrecht 1917 (Dissertation); Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 247
MAYER, Samuel Marum, Prof. Dr.; geb. Freudenthal/Württemberg 12. 03. 1797; gest. Stuttgart 16. 04. 1862; WG.: jüdische Familie, Vater Rabbiner, Talmudschule Hechingen, 1815 Studium Rechtswissenschaft, Philosophie Univ. Stuttgart, Rechtsanwalt, 1828 Promotion, 1829 Habilitation, 1831 ao. Prof. Univ. Stuttgart, Konversion zum Protestantismus, 1837 o. Prof. Univ. Stuttgart; F.: römisches Recht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Kommentar des neuen württembergischen Pfandgesetzes 1825f., Ad Livii libri III. cap. 44-48 1828 (Dissertation), Die litis contestatio geschichtlich dargestellt 1830, Das römische Recht nach seinen allgemeinen Grundsätzen dargestellt 1831, De hereditate parentis manumissoris disseruit 1832, Über das staatsbürgerliche Wahlrecht der Verurteilten und Begnadigten 2. A. 1833, Lehre von den Legaten und Fideikommissen 1834, Das Recht der Anwachsung bei testamentlichen und gesetzlichen (!) Erbrechte 1835, Das Intestaterbrecht der liberi naturales 1838, Über römisches Recht und neue Gesetzgebung 1839, Die Lehre von dem Erbrecht nach dem heutigen römischen Rechte dargestellt 1840, Digestorum de iure dotium 1859
MAYER-MALY, Theo (Theodor Wolfgang Joachim), o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Wien 16. 08. 1931; gest. Salzburg 06. 12. 2007 (im Morgengrauen im Krankenhaus, bestattet auf dem Friedhof Aigen); WG.: Großvater Theodor Mayer Kavallerieoffizier aus jüdischer Bankiersfamilie aus Mainz, Vater Staatsanwalt (zur Hälfte jüdischer, zur Hälfte mährischer Abstammung), 1938-1945 amtsenthoben, später Leiter der Staatsanwaltschaft Wien, Mutter Oberösterreicherin aus Bauernhof, (zu 50% Österreicher, zu 25% Deutsch-Mährer, zu 25% jüdischer Abstammung), Volksschule Krems, Wien, im zweiten Weltkrieg Privatunterricht (u. a. v. Karl Wolff), Prüfungen als Externist an der Oberschule in der Schottenbastei, nach 1945 Realgymnasium in der Stubenbastei, Matura Realgymnasium Stubenbastei Wien (mit Auszeichnung), 1949 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien (Hans Kreller, Hans Planitz, Heinrich Demelius, Hans Schima, Alfred Verdroß), 1950 rechtshistorische Staatsprüfung mit Auszeichnung, mit 20 Jahren Gewinner eines Preisausschreibens der Arbeiterkammer Wien (System des österreichischen Kollektivvertragsrechts), auch die beiden anderen Staatsprüfungen mit Auszeichnung, 23. 01. 1954 Promotion sub auspiciis (praesidentis rei publicae Körner, als erster Jurist nach dem zweiten Weltkrieg), wiss. Hilfskraft, Gerichtsjahr, Beamter Arbeiterkammer Wien (Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter, Sozialversicherungsabteilung, Schiedsgerichtsabteilung), SS 1956 Habilitation Univ. Wien (Hans Kreller [Ludwig Mitteis]) (Habilitationsschrift angeregt durch Max Kaser), Univ.-Doz., WS 1956/1957 Lehrstuhlvertretung Univ. Graz, 01. 08. 1957 (mit 26 Jahren) ao. Prof. (für römisches Recht und Sozialversicherungsrecht) Univ. Graz, 1959 Univ. Wien, 01. 10. 1961 o. Prof. Univ. Wien (Nachfolge Hans Kreller), 01. 11. 1962 Köln (Nachfolge Hans-Carl Nipperdey?), 06. 07. 1966 Salzburg, 1999 emeritiert, Lehrtätigkeit Univ. Innsbruck, Salzburg; F.: deutsches und österreichisches Privatrecht, römisches Recht, weiter bürgerliches Recht, Rechtsgeschichte, Arbeitsrecht, Rechtsphilosophie; Verö.: Locatio conductio 1956 (Habilitationsschrift), Das Putativtitelproblem bei der usucapio 1962, Erwerbsabsicht und Arbeitnehmerbegriff 1965, Nipperdey Hans Carl/Mayer-Maly Theo Risikoverteilung in mittelbar von rechtmäßigen Arbeitskämpfen betroffenen Betrieben 1965, Ausschreibung und Submission als Problem des Kartellrechts 1967, Rechtskenntnis und Gesetzesflut 1969, Arbeiter und Angestellte 1969, Österreichisches Arbeitsrecht 1970, Däubler Wolfgang/Mayer-Maly Theo Negative Koalitionsfreiheit 1971, Das Bewusstsein der Sittenwidrigkeit 1971, Rechtsfragen der Raumordnung 1972, Bauwirtschaft und Industriebegriff 1972, Rechtswissenschaft 1972, 2. A. 1981, 3. A. 1985, 4. A. 1988, 5. A. 1992, Raumordnung und Privatrechtsgesellschaft 1973, Krankenhausstruktur Betriebsverfassung und Kirchenautonomie 1975, Mayer-Maly/Rummel/Steininger Der Einfluss der Strafrechtsreform auf das Zivilrecht 1977, Gleichbehandlungsgesetz 1981, Einführung in die allgemeinen Lehren des österreichischen Privatrechts 1984, Gedanken über das Recht 1985, Die heutige Wirksamkeit des römischen Rechtes 1986, [Jörs/Kunkel/Wenger/]Honsell/Mayer-Maly/Selb Römisches Recht 1987, Mayer-Maly/Marhold Österreichisches Arbeitsrecht - Individualarbeitsrecht und Kollektivarbeitsrecht Band 1f. 1987f., 2. A. 1999, Der Jurist 1988, Rechtsethik und Rechtspraxis hg. v. Bydlinski Franz/Mayer-Maly Theo 1990, Römisches Privatrecht 1991, Ausgewählte Schriften zum Arbeitsrecht 1991, Das neue Niederländische Bürgerliche Gesetzbuch 1992, Römisches Recht 1992 (mit Noll H.), Fortpflanzungsmedizin und Lebensschutz hg. v. Bydlinski Franz/Mayer-Maly Theo 1993, Einführung in die Rechtswissenschaft 1993, Bydlinski Franz/Mayer-Maly Theo Die Arbeit - ihre Ordnung ihre Zukunft ihr Sinn 1995, Ärztliche Aufklärungspflicht und Haftung (Hg.) 1998, Römisches Recht 2. A. 1999, Rechtsphilosophie 2001, Rechtsgeschichtliche Bibelkunde - Das neue Testament 2003, Mensch von Anfang an hg. v. Bydlinski Franz/Mayer-Maly Theo 2008; Son.: Linksliberalkatholik, 1956 Heirat mit Dr. Dorothea (Dorli) Schwarz (Assistentin bei Verdross und Merkel), fairer Prüfer, gab - wo möglich - immer gute Noten, Schüler Herbert Hausmaninger, Fritz Raber, Erwin Migsch, Georg Graf, nicht geringe Genuss- und Lebensfreude, mehr als 20 Bücher, (35 Monographien, Lehrbücher und Kommentare), mehr als 850? Schriften (577 Aufsätze, 319 Rezensionen, 15 Nachrufe, 286 Entscheidungsrezensionen, damit 1197 bzw. rund 1200 Artikel, also 1232 Schriften), Kürschner 1961, 1966, 1970, 2005, 1979 korrespondierendes, 1983 wirkliches Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Der Gerechtigkeitsanspruch des Rechts hg. v. Beck-Mannagetta Margarethe/Böhm Helmut/Graf Georg (Festschrift) 1996, Dr. h. c. Univ. Graz, Univ. Freiburg im Üchtland, Univ. Bern, 2000 Gastprof. Univ. Innsbruck, 2001 Hon.-Prof. Univ. Innsbruck, Würdigung NJW 2001, 2384 (Richardi Reinhard), Iurisprudentia universalis (FS) hg. v. Schermaier Martin/Rainer Michael J./Winkel Laurens C. 2002, Österreichische Rechtswissenschaft in Selbstdarstellungen hg. v. Jabloner, C./Mayer, H., 2003, 121ff., Nachruf NJW 2008, 812 (Zöllner Wolfgang), ZRG GA 126 (200) 387 (Winkel Laurens), Professoren erinnern sich 2008 111, Nachruf ZRG RA 127 (2010) XI (Honsell Heinrich) (eine Ausnahmeerscheinung, ein Solitär in der Rechtswissenschaft des 20. Jahrhunderts, ein wahrhaft großer Gelehrter und ein liebenswürdiger, humorvoller und liberaler Geist), Gedächtnisschrift für Theo Mayer-Maly hg. v. Harrer Friedrich/Honsell Heinrich/Mader Peter 2011 (überragender Intellekt, enzyklopädisches Wissen, profunde aus Humanismus und Klassik fließende Bildung, Erzähler amüsanter Anekdoten und interessanter Geschichten mit einem unerschöpflichen Reservoir, einer der letzten großen Universaljuristen) (mit Schriftenverzeichnis)
MELCHIOR-BRAUN, Emilie, RAin; geb. Hamburg 03. 12. 1897; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Melchior, 1917 Studium Geschichte, Nationalökonomie Univ. Heidelberg, 1918 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1922 erste jur. Staatsprüfung, 1926 zweite jur. Staatsprüfung, 1932 Rechtsanwaltszulassung, 1933 Entzug der Rechtsanwaltszulassung, Emigration Frankreich, Gefangenschaft, Untergrund, 1950 Emigration Israel; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 254
MENDELSSOHN BARTHOLDY, Albrecht Karl Adolf Felix Wolfgang, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Karlsruhe 25. 10. 1874; gest. Oxford 29. 11. 1936 (Magenkrebs); WG.: jüdische Herkunft, Ururgroßvater Philosoph Moses Mendelssohn, Urgroßvater Abraham Mendelssohn? lässt Kinder 1816 und sich und seine Frau 1822 taufen und führt seitdem zusätzlich den christlichen Taufnamen Bartholdy, Großvater Komponist (Felix Mendelsohn Bartholdy, 1816 getauft), Vater Historiker (Professor der Geschichte in Freiburg im Breisgau, bester Freund des mit Lili Mendelsohn Bartholdy verheirateten Schwagers Adolf Wach, ab 1874 wegen Katatonie in Anstalt), humanistisches Gymnasium Karlsruhe, 1892 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Leipzig, Heidelberg, München, Leipzig (Adolf Wach), März 1897 Promotion Univ. Leipzig (Wach Adolf/Degenkolb C. Heinrich), (erste jur. Staatsprüfung nicht belegt,) 1901 Habilitation (Adolf Wach), 23. 01. 1901 Privatdozent Univ. Leipzig, 06. 10. 1903 ao. Prof. Univ. Leipzig (neuer Lehrstuhl für internationales Privatrecht), 1905 o. Prof. Univ. Würzburg, 1919 Gegenvorschlagverfasser zu Artikel 231 (Kriegsschuldfrage) Friedensvertrag von Versailles, 1920 Prof. Univ. Hamburg, 1923 Gründung des Hamburger Instituts für auswärtige Politik (erste deutsche politikwissenschaftliche Einrichtung, u. a. von Warburg-Bankiers finanziert), 1931 Völkerbunddelegierter, ab Juni 1932 Angriffe wegen Artikeln zur Abrüstungsfrage, 19. 09. 1933/26. 09. 1933 Amtsenthebung mit der Begründung der Einsparung (31. 12. 1933 Eintritt in den Ruhestand Lehrstuhl von Leo Raape verwaltet), 1934 zum Rücktritt von der Leitung des von ihm gegründeten Instituts gezwungen, September 1934 (unter gefährlichen Umständen) Emigration nach Großbritannien, 1934 Senior Fellow Balliol College Oxford; F.: Zivilprozessrecht, Strafprozessrecht, internationales Recht, weiter Völkerrecht; Verö.: Beiträge zur Auslegung des § 72 der Civil-Proceß-Ordnung 1898 (Dissertation), (Die) Grenzen der Rechtskraft 1900 (Habilitationsschrift), Internationales Strafrecht 1908, Das Imperium des Richters 1908, Die große Politik der europäischen Kabinette 1871-1914 Bd. 1ff. 1922ff. (Mitherausgeber); Son.: 576 Veröffentlichungen, protestantisch getauft, 1905 Heirat seiner Cousine Dorothea Wach (Tochter Adolf Wachs), 1914 Hofrat, 1917 geheimer Hofrat, Juli 1920 Gründung der Vereinigung deutscher Zivilprozesslehrer mit Leo Rosenberg, Wilhelm Kisch und Max Pagenstecher, 1925 Richter Schiedsgericht Den Haag, Dr. h. c. Univ. Harvard, 1933 Univ. Chicago, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, NDB (1994 Gantzel-Kress G.) Würdigung RabelsZ 2011 1ff. (Rainer Nicolaysen), Breunung u. a. Die Emigration 1 316, Assistenten Hans von Dohnányi 1924-1928, Theodor Haubach, Magdalene Schoch, Alfred Hermann Friedrich Vagts, Schüler Fritz Morstein Marx,
MERKEL, Paul, Prof. Dr.; geb. Rostock 18. 09. 1872; gest. München 10. 12. 1943; WG.: jüdischer Großvater mütterlicherseits (Jakob Henle), Studium Rechtswissenschaft Univ. München, 1894 erste jur. Staatsprüfung München, Rechtspraktikant Nürnberg, 1896 Promotion Univ. Göttingen, 1897 zweite jur. Staatsprüfung, 1900 Habilitation Univ. Marburg, 1906 ao. Prof. Univ. Königsberg, 1909 ao. Prof. Univ. Greifswald, 1913 o. Prof. Univ. Greifswald, 1915 Bataillonsführer, 1918 Entlassung aus dem Heeresdienst, 1925 Rektor, "Vierteljude", 1936 auf Antrag Entpflichtung, Wohnsitz später München; F.: Strafrecht, Prozessrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie, Zivilprozessrecht; Verö.: Catalogus professorum academiae Marburgensis I 1927 168; Son.: Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1940/1941, Vorholz Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät Greifswald 2000
MEYER, Albert, RA; Hohenzollerndamm 123, D 14199 Berlin, Deutschland; Tel. 030/826/2002; Fax 030/826/6271; geb. um 1950; WG.: Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt; F.: Grundstücksrecht, Verkehrsrecht; Son.: Vorsitzender der jüdischen Gemeinde
MEYER, Karlheinz, Vors. Richter KG; geb. Berlin 1922; gest. Berlin 02. 11. 1988; WG.: Vater Bankkaufmann, jüdische Mutter, nach Kriegsende Studium Rechtswissenschaft Humbold-Univ. Unter den Linden, 1949 erste jur. Staatsprüfung, 1952 zweite jur. Staatsprüfung, Justizdienst Berlin, 1954 Landgerichtsrat, 1960 Kammergerichtsrat, 1966 Senatspräsident am Kammergericht; F.: Strafrecht; Verö.: Mitarbeit Löwe/Rosenberg Kommentar zur Strafprozessordnung, Erbs/Kohhaas zu den strafrechtlichen Nebengesetzten, Schwarz/Kleinknecht Strafprozessordnung (Neubearbeitung); Son.: Würdigung NJW 1989, 446 (Dehnicke Diether), Gedächtnisschrift hg. v. Geppert Klaus/Denicke Diether 1990 (Schriftenverzeichnis 839-847)
MEYER, Martin, Dr.; geb. 1878; gest. 1966; WG.: aus jüdischer Familie, Jurist; Son.: Guttkuhn Peter Dr. jur. Martin Meyer (1878-1966) - dramatisches Leben eines Lübecker Juristen und Zionisten (in) Schleswig-holsteinische Anzeigen 2008 347
MICHAELIS, Hans, RA und Notar; geb. um 1880; gest. Berlin 1942 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt, Notar; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 235
MIELZINER, Bruno, RA; Braunschweig; geb. 1882; gest. Braunschweig 20. 11. 1937 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt Braunschweig; Son.: Göppinger Horst Juriste jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 235, Vorsteher der jüdischen Gemeinde
MÖLLER-BING, Mathilde, Dr.; geb. Hamburg 19. 02. 1889; gest. Datum unbekannt; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann (J. G. Bing), neunstufige Schule, fünfstufiges Realgymnasium, 1908 Reifeprüfung Johanneum Hamburg, 1914 Studium Volkswirtschaft, Rechtswissenschaft am Kolonialinstitut Hamburg, Univ. Berli, Heidelberg, Promotion (Fritz Fleiner), mündliche Prüfung 24. 06. 1915 Univ. Heidelberg; Verö.: Das Verhältnis von Stadt und Staat in Hamburg 1914 (Dissertation)
MOMBERT, Alfred; geb. Karlsruhe 06. 02. 1872; gest. Winterthur 08. 04. 1942; WG.: Vater jüdischer Textilkaufmann, humanistisches Gymnasium, 1890 Abitur, 1891 Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Leipzig, München, Berlin, Dezember 1895 erste jur. Staatsprüfung, 1897 Promotion Univ. Heidelberg, 1899 zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt, 1906 Dichterjurist (zahlreiche Gedichte und Dramen), 1940 Konzentrationslager Gurs, 1941 Ausreise in die Schweiz; Son.: Fischer Detlev Karlsruher Juristenportraits 2004 76
MORDECHAI BEN HILLEL, um 1220; gest. Nürnberg 01. 08. 1298; WG.: jüdischer Herkunft, Verfasser Sammelwerk zur jüdischen Gesetzeskunde; Son.: ADB
MORDECHAI BEN JACOB, Richter; geb. um 1650; WG.: jüdischer Herkunft; Son.: Jöcher, DBA 857,164, DBI 3, 1406a, IBI 2, 764c
MORGENTHAU, Hans Joachim, Prof. Dr.; geb. Coburg 17. 02. 1904; gest. New York 19. 07. 1980; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Frankfurt am Main, München, erste jur. Staatsprüfung, 1929 Promotion (Dr. iur.), 1932 Doz. Univ. Genf, 1935 Doz. Univ. Madrid, 1937 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, 1943 Prof. Univ. Chicago (Politikwissenschaft), 1950 Leiter Center for the Study of American Foreign and Military Policy; Verö.: Politics among nations 1948, In defense of national interests 1951, Politics in the twentieth century Bd. 1ff. 1962, Macht und Frieden 1963
MORSTEIN MARX, Fritz, Prof. Dr.; geb. Hamburg 23. 02. 1900; gest. Baden-Baden 09. 10. 1969; WG.: 1919 Studium Rechtswissenschaft Univ. Hamburg, Freiburg im Breisgau, München, 1922 Promotion Univ. Hamburg, Stadtverwaltungsdienst Hamburg, 1933 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika (wegen jüdischer Herkunft), 1939-1942 Prof. Queens College New York, 1942-1960 Mitglied Bureau of Budget Washington, 1958 Research Prof. Princeton Univ., 1962 Prof. Hochschule für Verwaltungswissenschaft Speyer, 1968 emeritiert; F.: vergleichende Verwaltungswissenschaft, öffentliches Recht; Verö.: Elements of Public Administration 1946, The Administrative State 1957, Einführung in die Bürokratie 1959, Amerikanische Verwaltung 1963, Gegenwartsaufgaben der öffentlichen Verwaltung 1968; Son.: Nachruf Verwaltungsarchiv 1970, 105 (Knöpfle Franz), Verwaltungsarchiv 1970, 114 (Schnur Roman), DBE, Kürschner 1966, Kürschner 1970
MOSER, Ulrich, RA Dr.; geb. Braunschweig 09. 10. 1900; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Göttingen, Promotion Univ. Göttingen, 1927 Rechtsanwalt Braunschweig, Verfolgung durch Nationalsozialisten, 1933 Emigration; Verö.: Das Prinzip der Gleichbehandlung der Gesellschafter in der OHG und in der AG 1925; Son.: Niedersächsische Juristen 2003, 389
MOSES, Siegfried, RA und Notar Dr.; geb. Lautenburg/Westpreußen 03. 05. 1887; gest. Tel Aviv 14. 01. 1974; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1908 Promotion Univ. Heidelberg, 1912 Rechtsanwalt, Notar Berlin, 1921 geschäftsführender Vorsitzender Jüdische Arbeiterhilfe, 1923-1929 Kaufhausdirektor (Gebrüder Schocken Zwickau), 1933-1937 Präsident Reichsvertretung der Juden in Deutschland, 1937 Emigration Palästina, 1949-1961 Staatskontrolleur Israel; Verö.: Die jüdischen Nachkriegsforderungen 1944; Son.: 1908 Hg. Der jüdische Student, 1931 Mitarbeiter Repräsentanz der jüdischen Gemeinde Berlin, Mitgründer progressive Partei, 1956-1974 Präsident Council of Jews from Germany
MOSSE, Albert, Prof.; geb. Grätz bei Wollstein/Provinz Posen 01. 10. 1846; gest. Berlin 30. 05. 1925; WG.: aus jüdischer Familie, Bruder Verleger (Rudolf Mosse), 1865 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1870 Kriegsfreiwilliger, Justizdienst Berlin, 1873 Richter Stadtgericht Berlin, 1886 Landrichter, 1888 Landgerichtsrat, 1886-1890 Regierungsberater Japan (Verfassungsausarbeitung), 1890 Oberlandesgerichtsrat, 1901 Justizrat, 1904 o. Prof. Univ. Königsberg, 1907 in Ruhestand, Kommunalpolitiker Berlin; Verö.: Litthauer Felix Handelsgesetzbuch neubearb. v. Mosse Albert 13. A. 1905, Fast wie mein eigen Vaterland 1995 (posthum); Son.: 1903 Dr. h. c. Univ. Königsberg, 1904 Hon.-Prof. Univ. Königsberg
MOSSE, Martha; geb. Berlin 29. 05. 1884; gest. Berlin 02. 09. 1977; WG.: jüdischer Herkunft, Vater Jurist (Albert Mosse), 1902 mittlere Reife, 1910 Sozialarbeiterin Zentrale für Jugendfürsorge, 1916 Gasthörerin Univ. Heidelberg, Berlin (Rechtswissenschaft), Zulassung zum Examen durch Kultusministerium Baden, 1920 Promotion Univ. Heidelberg, 1921 wiss. Hilfskraft Wohlfahrtsministerium, 1922 Dezernentin Polizeipräsidium Berlin, 1926 Polizeirat Berlin (erster weiblicher Polizeirat Preußens), 1933 als Jüdin entlassen, 1934 Dienst bei der jüdischen Gemeinde, 17. 06. 1943 Deportation nach Theresienstadt, 1945 Justizrat Berlin, auf Anordnung der russischen Besatzungsbehörde entlassen, 1946 Mitarbeiterin Office of Chief Council for War Crimes, 1947 aufgrund unwahrer Anschuldigungen entlassen, 01. 08. 1948 Justitiarin Kriminalabteilung Polizeipräsidium Berlin, 1953 Ruhestand; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 270
MUNK, Marie, Richterin Prof. Dr.; geb. Berlin 04. 07. 1885; gest. Cambridge/Massachusetts/Vereinigte Staaten von Amerika 17. 01. 1978; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Landgerichtsdirektor Wilhelm Munk, höhere Töchterschule, Vorbereitung auf den Beruf als Lehrerin bei Helene Lange mittels privatem Unterricht, Kindergärtnerinnenschule Berlin, soziale Frauenschule Alice Salomons, September 1907 Abitur, Studium Rechtswissenschaft, Philosophie, Psychologie, Logik Univ. Freiburg im Breisgau, Bonn, Heidelberg, 15. 07. 1911 Promotion Univ. Heidelberg (erste Frau Preußens), Volontärin bei Ernst Zitelmann, 1914 Tätigkeit bei dem Deutschen Roten Kreuz, im Sozialamt Berlin-Schönefeld, im nationalen Frauendienst und in Gefängnissen, 1919 Referentin Reichsjustizminister Eugen Schiffers, 1920 zweite jur. Staatsprüfung, 1924 Verwaltungsdienst Justizministerium Preußen (Gerichtsassessorin), Entlassung wegen Sparpolitik der Regierung, Rechtsanwältin, 1930 erste Richterin Deutschlands (Amtsgericht, LG Berlin), 1933 wegen nichtarischer Abstammung Entlassung, 1936 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, 1939 Gastprof. Univ. Maryland/Massachusetts, 1943 amerikanische Staatsbürgerschaft, Rechtsanwältin (Bar Exam), 1953 ao. Prof. Harvard Univ.; Verö.: Die widerrechtliche Drohung des § 123 BGB in ihrem Verhältnis zu Erpressung und Nötigung 1911 (Dissertation), Recht und Rechtsverfolgung im Familienrecht 1929, Reminiscences of a Pioneer Woman Judge in Pre-Hitler-Germany 1945; Son.: 1914-1933 Vorstandsmitglied deutscher Juristinnenverein, Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 275
NATHAN, Hans, Prof. Dr.; geb. Görlitz 02. 12. 1900; gest. Berlin 12. 09. 1971; WG.: jüdische Herkunft, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Marburg, München, Breslau, 1922 Promotion Univ. Breslau, 1925 Rechtsanwalt Görlitz, 1933 Emigration Prag, Verlagsgründung, Fabrikarbeiter, Busfahrer Großbritannien, (1938? bzw.) 1944 KPD, 1946 Rückkehr Berlin, Hauptreferent, 1948 Hauptabteilungsleiter Zentralverwaltung für Justiz Deutschland, Präsident Justizprüfungsamt Berlin, 1952 o. Prof. Univ. Berlin (HU), 1966 emeritiert; F.: Zivilprozessrecht, Urheberrecht, Erfinderrecht, Wettbewerbsrecht; Verö.: Das Zivilprozessrecht der Deutschen Demokratischen Republik Bd. 1f. 1957f., Erfinder- und Neuererrecht der Deutschen Demokratischen Republik 1968; Son.: 1938 in Prag KPD?, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Mitgründer freier deutscher Kulturbund, Würdigung Neue Justiz 1970, 704, Nachruf Neue Justiz 1971, 599 (Benjamin Hilde), Hans Nathan (Festschrift) 1986, DBE
NAUMANN, Max, RA; geb. Berlin 12. 01. 1875; gest. Berlin Mai 1939; WG.: aus jüdischer Familie, 1899 Studium Rechtswissenschaft, Rechtsanwalt, Kriegsdienst, 1921 Gründer, Vorsitzender Verband nationaldeutscher Juden, 1935 Verbandsauflösung, Inhaftierung; Verö.: Sozialismus Nationalsozialismus und nationaldeutsches Judentum 1932; Son.: Hrsg. Zeitschrift Der natioanldeutsche Jude, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 227
NAWIASKY, Hans, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Graz 24. 08. 1880; gest. Sankt Gallen 11. 08. 1961; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Eduard Nawiasky (Kaunas/Litauen 15. 01. 1852-Wien 26. 11. 1925) Opernsänger, Wien, humanistisches Gymnasium Frankfurt am Main, 1898 Abitur, 1898 Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft Univ. Wien, WS 1899/1900 Berlin, Wien (Hans Kelsen), 1900-1903 drei Staatsprüfungen, 10. 07. 1903 Promotion (Eugen von Philippovich teils ausgezeichnet/teils genügend), Staatswirtschaft Univ. Wien, 08. 03. 1910 Habilitation (Edmund Bernatzik), 1910 Univ. Wien Privatdozent, Lehrtätigkeit, Dienst in der Postverwaltung, 1914 tit. ao. Prof., Juli 1914 Umhabilitation Univ. München, Wehrdienst, Kriegsdienst, 08. 02. 1919 außerplanmäßiger ao. Prof. Univ. München, Aufbau der Verwaltungsakademie München, deutsche Staatsangehörigkeit, 1922 planmäßiger ao. Prof., 18. 10. 1928 tit. o. Prof. (ao. Prof. im Rang eines Titularordinarius) Univ. München, 1928-1930 Ausschussmitglied zur Reichsreform, 1931 Debatte im Landtag Bayerns (Friedrich Lent), ab 26. 06. 1931 Vorlesungsstörungen wegen Aussagen zum Frieden von Brest-Litowsk, ab 05. 03. 1933 aus Urlaub in der Schweiz, 10. 03 1933 Wohnungsdurchsuchung, 20. 04. 1933 Beurlaubung, 16. 08. 1933 Entlassung aus dem Staatsdienst, WS 1933/1934 Lehrauftrag Handelshochschule Sankt Gallen, Juni 1937 ao. Prof., 1938 staatenlos, 01. 04. 1945 o. Prof., schweizerisches Institut für Verwaltungskurse, Staatsbürgerschaft Österreichs, 1947 zusätzliche Lehrtätigkeit Univ. München, Hochschule für politische Wissenschaften, Akademie für politische Bildung Tutzing; F.: Verwaltungslehre; Staatsrecht, weiter öffentliches Recht, Postrecht; Verö.: Die Frauen im österreichischen Staatsdienst 1903 (Dissertation), Deutsches und österreichisches Postrecht 1909 (Habilitationsschrift), Bayerisches Verfassungsrecht 1923, Allgemeine Staatslehre 1945ff., Die Verfassung des Freistaats Bayern 1948, (Lbl.) 2. A. 1967ff.; Son.: katholisch, 308 Veröffentlichungen, Habilitand Theodor Maunz, Schüler Ernst-Wolfgang Böckenförde, Willi Geiger, Claus Leusser, Hans Friedrich Zacher, Reinhold Zippelius, Pseudonym A. W. Frankfurt a. M., Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Mitglied des Verfassungskonvents von Herrenchiemsee, Staat und Wirtschaft hg. v. Bürgi Wolfhart Friedrich/Hug Walther (Festschrift) 1950 (Schriftenverzeichnis), Vom Bonner Grundgesetz zur gesamtdeutschen Verfassung hg. v. Maunz Theodor (Festschrift) 1955, Würdigung NJW 1961 2152 (Maunz Theodor), Bosls bayerische Biographie – 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, Karl, 1983, 544, Dr. h. c. Staatswirtschaft München, Juristen im Portrait 1988, 598 (Zacher Hans F.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 677 (Zacher Hans F.), DBE, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 96, 134, Breunung u. a. Die Emigration 1 369
NEUBERGER, Josef, Justizminister a. D. RA Dr. Dr. Dr. h. c.; geb. Antwerpen 11. 10. 1902; gest. Düsseldorf 11. 01. 1977; WG.: Studium Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft Univ. Köln, 1925 Promotion Univ. Köln (Dr. iur.), 1927 Promotion Univ. Köln (Dr. rer. pol.), 1929 erste jur. Staatsprüfung, 1933 zweite jur. Staatsprüfung, Ausschluss aus der Anwaltskammer wegen jüdischer Herkunft), 1938 Emigration nach Palästina, 1945 Rechtsanwalt Düsseldorf, 1956 Ratsherr Düsseldorf, 1959 MdL Nordrhein-Westfalen, 1962-1972 Justizminister Nordrhein-Westfalen, 1972 Rechtsanwalt; Verö.: Die Verfassung der russischen sozialistischen Föderativen Räterepublik 1925 (Dissertation), Die Hauptwanderungen der Juden seit 1914 1928 (Dissertation), Zum Demonstrationsrecht 1969, Moderner Strafvollzug in Nordrhein-Westfalen 1971, 25 Jahre Grundgesetz 1974; Son.: Mitbegründer Poale Zion, 1920 SPD, 1976 Dr. h. c., Schmalhausen Bernd Josef Neuberger 2002, DBE
NEUMANN, Hilde, RAin; geb. Berlin 13. 04. 1905; gest. 11. 09. 1959; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Rosenfeld, Vater Rechtsanwalt (Kurt Rosenfeld), Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, Berlin, Bonn, 1925 Mitglied SPD, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1932 Rechtsanwaltszulassung, 1933 Emigration Frankreich, 1935 Studium Rechtswissenschaft Sowjetunion, 1936 Mitglied KPD, 1940 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Journalistin, 1947 Rückkehr nach Deutschland, Justizreferentin Zentralvorstand der SED, 1949 Präsidentin Landgericht Berlin (sowjetischer Sektor), 1950 Magistratsdirektorin Ostberlin, 1953 Chefredakteurin Zeitschrift Neue Justiz; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 280
NEUMARK, Fritz, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Hannover 20. 07. 1900; gest. Baden-Baden 09. 03. 1991; WG.: aus jüdischer Familie?, Vater Kaufmann, 1918 Kriegsdienst, 1919 Studium Staatswissenschaft, Rechtswissenschaft Univ. Hamburg, München, Jena, 1921 Promotion, 1923-1925 Referent Reichsfinanzministerium, wiss. Ass. Univ. Frankfurt am Main, 1927 Habilitation Univ. Frankfurt am Main, 1931 ao. Prof., 1933 Entlassung aufgrund des Arierparagraphen, Emigration Türkei, Prof. Univ. Istanbul, 1951 Prof. Univ. Frankfurt am Main; Verö.: Begriff und Wesen der Inflation 1921 (Dissertation), Handbuch der Finanzwissenschaft (Mithg.) 1926, 2. A. 1952ff., Theorie und Praxis der modernen Einkommensbesteuerung 1947, Genel ekonomi teorisi 1948, Maliyeye dair tetkikler 1950, Theorie und Praxis des finanzpolitischen Interventionismus 1970, Zuflucht am Bosporus 1980; Son.: 1955 Hg. Finanzarchiv, Dr. h. c. Univ. Berlin (FU), Göttingen, Istanbul, Paris (Sorbonne), Theorie und Praxis des finanzpolitischen Interventionismus hg. v. Haller Heinz/Kullmer Lore/Shoup Carl S./Timm Herbert (Festschrift) 1970 (Schriftenverzeichnis 663-675)
NEUMEYER, Alfred, Richter Dr.; geb. München 17. 02. 1867; gest. Colonia Avigdor/Argentinien 19. 12. 1944; WG.: Vater Textilgroßkaufmann, Bruder Rechtsprofessor (Karl Neumeyer), 1886 Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Berlin, 1889 Promotion Univ. München, 1895 Staatsanwalt Landshut, 1898 Amtsrichter München, 1902 Landgerichtsrat, 1929 Richter OLG München, 1933 Entlassung wegen jüdischer Herkunft, 1941 Emigration nach Argentinien; Son.: 1920-1940 Präs. israelitische Kultusgemeinde München, 1920 Verbandsgründer bayerischer israelitischer Gemeinden, Bosls bayerische Biographie – 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, Karl, Ergänzungsband 1988, 127, DBE
NEUMEYER, Karl, Prof. Dr.; geb. München 19. 09. 1869; gest. Salzburg 17. 07. 1941 (oder 21. 07. 1941) (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Textilgroßkaufmann, Bruder Jurist (Alfred Neumeyer), 1887 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Genf, München, 1891 Promotion Univ. München, 1901 Habilitation, Priv.-Doz. Univ. München, 1908 ao. Prof., 1926 (Titel und Rang) o. Prof. Univ. München, 1933 Vorlesungen für Sommersemester verboten, 1941 Freitod; F.: Völkerrecht, internationales Recht, Auslandsrecht; Verö.: Historische und dogmatische Darstellung des strafbaren Bankerotts unter besonders eingehender Untersuchung der Schuldfrage - Gekrönte Preisschrift 1891 (Dissertation), Die gemeinrechtliche Entwicklung des internationalen Privat- und Strafrechts 1901 (Habilitationsschrift), Internationales Privatrecht 1923; Son.: Bruder Alfred Neumeyer (Jurist), 1928 geheimer Justizrat, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Mitglied Académie de Droit international Den Haag, Bosls bayerische Biographie – 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, Karl, 1983, 550, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 531 (Vogel Klaus), DBE, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 235, Breitenbuch Henriette von Karl Neumeyer - Leben und Werk (1869-1941) 2013
NIPPERDEY, Hans (Richard) Carl, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Bad Berka/Thüringen 21. 01. 1895; gest. Köln 21. 11. 1968 (Folgen eines Herzinfarkts) (beigesetzt auf Südfriedhof Köln); WG.: Großvater (Carl Ludwig Nipperdey, 1871-1925, verheiratet mit Fanny Georgine Anna Steinthal) o. Prof. für klassische Philologie Univ. Jena, Vater Ludwig Carl Eduard (1865-1926) Arzt (Sanitätsrat), "jüdisch versippt" (Stumpf) (Großmutter väterlicherseits Fanny Georgine Anna Steinthal 1834-1908 [nach 1850 evangelisch getauft], Tochter des jüdischen Kaufmanns Hermann Philipp Martin Steinthal 1788-1848 und seiner jüdischen Ehefrau Sarah, 1798-1864, geborene Nauen), Mutter Marie Sophie Henriette Nipperdey (1873-1944, geborene Brenner), Volksschule Bad Berka, 1904 humanistisches Gymnasium Jena, 1907 Weimar, 16. 04. 1913 Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Heidelberg, 1913/1914 Leipzig, 1914 Jena, Kriegsdienst (August bis Dezember, freiwilliger Fronteinsatz), 1916 erste jur. Staatsprüfung (mit Auszeichnung), 1916 Promotion Univ. Jena (Justus Köhler/Wilhelm Hedemann) (summa cum laude), 01. 07. 1916 Abteilungsleiter im Ernährungsamt der thürigischen Staaten (Karl Rauch), gleichzeitig juristischer Vorbereitungsdienst, 1919 juristischen Vorbereitungsdienst abgebrochen, zum 30. 04. 1919 aus Ernährungsamt ausgeschieden, Assistent Institut für Wirtschaftsrecht Univ. Jena (Hedemann/Lehmann), 1920 Habilitation Univ. Jena (Heinrich Lehmann/Justus Wilhelm Hedemann), daneben Ermittlungsverfahren wegen Hochverrats (Beteiligung am Kapp-Lüttwitz-Putsch unklar), 16. 07. 1920 eingestellt, Ende Oktober 1920 Lehrbefugnis für bürgerliches Recht und Handelsrecht, 1923 deutsches Recht, 1924/1925 apl. ao. Prof. Univ. Jena, 1925 o. Prof. Univ. Köln (Nachfolge Heinrich Mitteis), Eintritt für die DVP, 1934 Mitglied des NS-Rechtswahrerbundes, spätestens 1935 Mitglied der Akademie für deutsches Recht, wegen seiner jüdischen Großmutter nicht ungefährdet, nie Mitglied der NSDAP, 1945 Stadtverordneter der SPD, kommissarischer Prorektor Univ. Köln, 05. 11. 1945 Dekan, Wiederaufnahme der juristischen Vorlesungen mit Heinrich Lehmann, Rudolf Schmidt, Ernst von Hippel, Ernst Friesenhahn, Gustav Heinemann, 24. 10. 1946 (supported the National Socialist philosophy and aims, recommended dismissal) entlassen, Mai 1947 rehabilitiert, Mitte Juli 1947 entlastet, wiedereingestellt, 1954-1963 Präs. Bundesarbeitsgericht Kassel unter Beibehaltung der Professur, 08. 03. 1963 emeritiert (Nachfolger Theo Mayer-Maly?), bei seinem Tode 194 unabgeschlossene Promotionsverfahren; F.: deutsches bürgerliches Recht, Arbeitsrecht einschließlich Sozialversicherung, weiter Wirtschaftsrecht, Kartellrecht, Verfassungsrecht; Verö.: Grenzlinien der Erpressung durch Drohung unter besonderer Berücksichtigung der modernen Arbeitskämpfe 1917 (Dissertation), Kontrahierungszwang und diktierter Vertrag 1920 (Habilitationsschrift), Beiträge zum Tarifrecht 1924, Hueck Alfred/Nipperdey Hans Carl Lehrbuch des Arbeitsrechts 1928, 2. A. 1929, 3./4./5. A. 1931, 6. A. 1957, 7. A. 1963, Die Reform des Kartellrechts 1929, Stromsperre Zulassungszwang und Monopolmissbrauch 1929, Die Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung (Hg.) 1929f., Enneccerus Ludwig/Nipperdey Hans Carl Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches 13. A. 1931 (auf Vorschlag Lehmanns) (danach verboten), 14. A. 1952ff., 15. A. 1959ff., Hueck Alfred/Nipperdey Hans Carl/Dietz Rolf Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit 1934, 2. A. 1937, 3. A. 1939, 4. A. 1943, Arbeitsrecht (Lbl.) (Hg.) 1949, 10. A. 1971, 16. A. 1987, 66. A. 2002, 67. A 2002, 68. A. 2003, 70. A. 2003, 71. A. 2004, 72. A. 2004, 74. A. 2005, 75. A. 2005, 77. A. 2006, 79. A. (mit CD-ROM) 2007, 81. A. 2007, 82. A. 2008, 84. A. 2008, 86. A. 2009, 87. A. 2009, 94. A. 2011, Arbeitssicherheit (Hg.) (Lbl.) 1981, 26. A. 2002, 27. A. 2003, 28. A. 2003, 33. A. 2006, 34. A. 2006, 35. A. 2007, 36. A. 2008, 39. A. 2009, 40. A. 2009, 41. A. 2009, 45. A. 2011, Gleicher Lohn der Frau für gleiche Leistung 1951, Die Grundrechte (Mithg.) Band 1ff. 1954ff., Hueck/Nipperdey/Dietz Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, Arbeitsrechtliche Praxis - AP; Son.: evangelisch, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1940/1941, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Kürschner 1970, Richter LG Köln, Mitglied der Akademie für deutsches Recht, 1949 Gründung Arbeitsgerichtsverband, Festschrift für Hans Carl Nipperdey hg. v. Dietz Rolf/Hueck Alfred/Reinhardt Rudolf 1955, 1963 Gründung Forschungsinstitut für Sozialrecht, Würdigung NJW 1955, 133 (Möhring Philipp), FS hg. v. Dietz Rolf/Hueck Alfred/Reinhardt Rudolf 1956, 1957 Dr. rer. pol. Wirtschaftshochschule Mannheim, 1959 Dr. iur. h. c. Univ. Madrid, Sao Paulo, Schriftleitung Recht der Arbeit, Würdigung NJW 1963, 336 (Müller Gerhard), Würdigung NJW 1965, 1850 (Isele Georg), Würdigung RdA 1965 Heft 2, 41 (Bulla Gustav-Adolf), Der Arbeitgeber 1965 Heft 1/2, 22 (Franke Hermann), JZ 1965 Heft 7, 207 (Cohn Ernst Josef), DÖV 1965 Heft 7, 237 (Wertenbruch Wilhelm), Festschrift für Hans Carl Nipperdey hg. v. Dietz Rolf/Hübner Heinz 1965, Festschrift hg. v. Dietz Rolf/Hübner Heinz 1967 (Schriftenverzeichnis Bd. 2 937), Nachruf NJW 1969, 25 (Möhring Philipp), Juristen im Portrait 1988, 608 (Stumpf Hermann), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 98f., DBE, Klee Ernst Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2003, 436f., Hollstein Thorsten Die Verfassung als allgemeiner Teil 2007, Deutschsprachige Zivilrechtslehrer 2007 149 (Adomeit Klaus)
NOSSIG, Alfred, Dr.; geb. Lemberg 18. 04. 1864; gest. Warschau 22. 02. 1943; WG.: Studium Naturwissenschaft, Medizin, Rechtswissenschaft, Philosophie Univ. Lemberg, Czernowitz, 1888 Promotion (Dr. iur.), 1889-1905 Auslandskorrespondent Gazeta Lwowska, Theaterkritiker, 1892 Wien, 1894 Paris, 1900 Berlin, 1904 Leiter jüdisches Büro für Statistik, 1939 Warschau, 1943 Ermordung durch jüdische Widerstandsgruppe (angeblicher Gestapospitzel, Kollaborateur); Verö.: Jüdische Statistik 1904, Polen und Juden 1921; Son.: 1886 Zionist, 1908 Gründer allgemeine jüdische Kolonisations-Organisation
NUßBAUM, Arthur, RA Prof. Dr.; geb. Berlin 31. 12. 1877; gest. New York 22. 11. 1964; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1898 Promotion Univ. Berlin, 1903 Rechtsanwalt Berlin, 1914 Habilitation Univ. Berlin, 1923 ao. Prof. Univ. Berlin, 1933 Entlassung, Auswanderung, 1934 Gastprofessor Columbia-University New York, 1939-1950 Prof. Columbia-University New York, Mitbegründer privatrechtliche Rechtstatsachenforschung; F.: bürgerliches Recht, internationales Privatrecht, internationales Handelsrecht, Rechtsvergleichung, weiter Rechtsgeschichte, Völkerrecht; Verö.: Deutsches Hypothekenwesen 1913, Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung 1916, Das Geld 1925, Deutsches internationales Privatrecht 1932, Principles of Private International Law 1934, Money in the Law 1939, 2. A. 1950, Geschichte des Völkerrechts 1947; Son.: nicht getauft, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Kürschner 1970, Hg. v. Beiträge zur Kenntnis des Rechtslebens, Hg. v. Gesellschaftsrechtliche Abhandlungen, Mithg. Archiv für zivilistische Praxis, Nachruf NJW 1965, 577 (Mann F. A.), Nachruf JZ 1965 Heft 7, 225 (Rehbinder Manfred), Die Rechtstatsachenforschung hg. v. Rehbinder M. 1968, Kleinheyer/Schröder, DBE
OPET, Otto, Prof. Dr.; geb. Berlin 01. 04. 1866; gest. Hamburg 17. 11. 1941; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1888 Promotion Univ. Berlin, 1891 Gerichtsassessor, 1893 Habilitation Univ. Bern, 1899 Univ. Kiel, 1902 Amtsrichter, 1908 Amtsgerichtsrat, ao. Prof. Univ. Kiel, 1930 o. Prof. Univ. Kiel, 1933 Entlassung (in Ruhestand versetzt); F.: deutsches bürgerliches Recht, Rechtsgeschichte, Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Kirchenrecht; Verö.: Die erbrechtliche Stellung der Weiber in der Zeit der Volksrechte 1888, Zum Brautkauf nach altalamannischem Recht 1907, Brauttradition und Konsensgespräch in mittelalterlichen Trauungsritualen 1910, Der Schutz der nationalen Minderheiten 1919; Son.: DDP, RDP, Deutsche Liga für Menschenrechte, Republikanischer Klub, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten Univ. Kiel 1956, 43, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 227
OPPENHEIM, Lassa Francis Lawrence, Prof. Dr.; geb. Windecken bei Frankfurt am Main 1858; gest. Cambridge 1919; WG.: jüdischer Abstammung, 1878 Studium Rechtswissenschaft, Medizin, Psychologie, Philosophie, 1881 Promotion Univ. Göttingen, 1885 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau, 1889 ao. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1892 ao. Prof. Univ. Basel, 1893 o. Prof. Univ. Basel, 1895 Emigration England (London), Lehrer London School of Economics, 1900 Einbürgerung England, Rechtsberater, 1908 Prof. Univ. Cambridge; F.: Strafrecht, internationales Recht; Verö.: Das Gewissen 1898, International Law 1905, 2. A. 1912, 3. A. 1920, 4. A. 1921, 5. A. 1935, 6. A. 1944, 7. A. 1948, 8. A. 1955, 9. A. 1992; Son.: Vorname ursprünglich Lahsa, bei Einbürgerung in Lassa Francis Lawrence geändert, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 583 (Schmoeckel Mathias)
OPPENHEIMER, N. N., LG Direktor Dr.; gest. Ende 1933; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Promotion, Landesgerichtsdirektor Altona, 1933 Entlassung; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S 227
ORGELAS, Samuel ben Joseph; geb. um 1650; gest. 1699; WG.: jüdischer Rabbiner, Richter; Son.: Jöcher, Jöcher/Adelung, Schröder, Thiess, DBA 919,338-341, DBI 3, 1495a, IBI 2, 813b
ORTENAU, Ignatz, Notar Dr.; geb. Fürth 16. 02. 1828; gest. München 22. 03. 1882; WG.: Studium Rechtswissenschaft, Promotion, Sekretär jüdische Gemeinde Fürth, 1862 erster jüdischer Notar Bayerns, Vorstand jüdische Kultusgemeinde Fürth, 1875 Notar München
PAPPENHEIM, Max, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Berlin 02. 02. 1860; gest. Kiel 03. 02. 1934; WG.: aus jüdischer Familie aus Pappenheim an der Altmühl (eine der ältesten jüdischen Gemeinden Deutschlands), Urgroßvater um 1730 Seligmann Pappenheim in Schlesien (Zülz), (ein Urenkel Emin Pascha, Afrikaforscher,) Vater Jakob Pappenheim Fabrikant in Berlin, köllnisches Gymnasium Berlin, 1876 Abitur (primus omnium), Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin (Heinrich Brunner), Leipzig (Stobbe, Wach), Berlin (Levin Goldschmidt), 1881 Promotion Univ. Berlin (magna cum laude), auf Antrag Entlassung aus dem Referendardienst, 1884 Habilitation Univ. Breslau (Otto von Gierke) (deutsche Rechtsgeschichte, Handelsrecht, Wechselrecht, Seerecht, preußisches Privatrecht), 1888 ao. Prof. Univ. Kiel (juristische Enzyklopädie und germanistische Diszipline), o. Prof. Univ. Kiel (deutsches Recht und Handelsrecht, Nachfolge Brockhaus), 1909 geheimer Justizrat, 1928 emeritiert; F.: Rechtsgeschichte, Handelsrecht, Wechselrecht, Seerecht, preußisches Privatrecht; Verö.: Begriff und Arten der Papiere auf den Inhaber 1881 (Dissertation), Launegild und Garethinx 1882, Die Entstehung der altdänischen Schutzgilden 1884 (Habilitationsschrift), Handbuch des Seerechts Bd. 1f. 1906ff.; Son.: 1928 Dr. phil. h. c. Univ. Kiel, 1930 Dr. iur. h. c. Univ. Kopenhagen, Festschrift 1931 (Schriftenverzeichnis 570-592, Porträt), Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, rund 260 Rezensionen zu Werken aus 10 verschiedenen Sprachen, Nachruf ZRG GA 55 (1935) XIII (Eckhardt Karl August "kein unerfreulicher jüdischer Literatentyp, litt an dem Pariagefühl des Rassefremden"), Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten Univ. Kiel 1956, 37 DBE, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 227
PERELS, Ferdinand, Admiralitätsrat Prof.; geb. Berlin 30. 06. 1836; gest. Berlin 24. 12. 1903; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1857 Justizdienst Preußen, 1863 Garnisonsauditeur Spandau, 1867 Bundeskriegsmarine Kiel, Lehrer Marineakademie Kiel, 1877 Admiralitätsrat, 1892 Verwaltungsdirektor Reichsmarineamt, stv. Bundesratsbevollmächtigter; F.: Seerecht, Militärrecht, weiter internationales Recht; Verö.: Entwurf einer Strandungsordnung für das deutsche Reich 1873, Das internationale öffentliche Seerecht der Gegenwart 1882, Das Reichsbeamtengesetz 1890; Son.: getauft, 1900 Hon.-Prof.
PERELS, Ferdinand, Admiralitätsrat Prof. Dr.; geb. Berlin 20. 06. 1836; gest. Berlin 24. 12. 1903; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1867 Justizdienst Preußen, 1863 Militärjustizdienst, Garnisonsauditeur Spandau, 1867 Marine des Norddeutschen Bundes, Lehrer für Völkerrecht, Seerecht und Militärrecht Marineakademie Kiel, 1877 Admiralitätsrat und Auditeur der kaiserlichen Admiralität, 1892 Direktor des Zivildepartements im Reichsmarineamt, stellvertretender Bevollmächtigter Preußens zum Bundesrat des Deutschen Reiches; F.: Seerecht; Verö.: Das internationale öffentliche Seerecht der Gegenwart 1882, Auslieferung desertierter Schiffsmannschaften 1883, Handbuch des allgemeinen öffentlichen Seerechts im Deutschen Reiche 1884, , Das Reichsbeamtengesetz 1890, 2. A. 1906Das allgemeine öffentliche Seerecht im Deutschen Reiche 1901, Das internationale öffentliche Seerecht der Gegenwart 1903, Privateigentum auf See in Kriegszeiten 1903; Son.: getauft, 1900 Hon.-Prof. Univ. Berlin
PERELS, Kurt, Prof. Dr.; geb. Berlin 09. 03. 1878; gest. Hamburg 10. 09. 1933 (Freitod); WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft, beeinflusst von Karl Zeumer, 1903 Priv.-Doz. Univ. Kiel, 1908 ao. Prof. Univ. Greifswald, 1909 o. Prof. Univ. Hamburg, Rat Oberlandesgericht Hamburg; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Völkerrecht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Das autonome Reichstagsrecht 1903, Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Brandenburg-Preußen 1908, Das Bergrechtsabkommen vom 17. Februar 1910, Die Errichtung eines Kolonial- und Konsular-Gerichtshofes 1910, Hamburgische Gesetze staats- und verwaltungsrechtlichen Inhalts 1927, Kirchensteuerpflicht der katholischen Ehefrau 1928; Son.: Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Nachruf Reden 1933, 53 (Laun Kurt), ZRG GA 54 (1934) 489, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 144, 273, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 236
PERELS, Leopold (Emil Erwin), Prof. Dr.; geb. Kiel 07. 03. 1875; gest. Périgeux/Frankreich 25. 03. 1954; WG.: jüdische Familie, Vater Direktor des Reichsmarineamts (Dr. Ferdinand Perels), 1893 Studium Rechtswissenschaft Univ. Göttingen, Heidelberg, Berlin, Kiel, 1896 Referendar Berlin, Gehörleiden, 1898 Promotion Univ. Berlin, 1902 Assessor Berlin, 1903-1940 Mitarbeiter Rechtswörterbuch (Akademie der Wiss. Berlin), 1905 Habilitation Univ. Heidelberg (Richard Schröder), 1907-1933 Doz. Handelshochschule Mannheim, 1912 ao. Prof., 1928 o. Hon.-Prof. Univ. Heidelberg, 1933 Entlassung, 1940-1945 Internierungslager Frankreich; F.: Handelsrecht, Rechtsgeschichte; Verö.: Strandungsdelikte im deutschen Recht 1898 (Dissertation), Die Stellung des Kapitäns im deutschen Seehandelsrecht 1906 (Habilitationsschrift), Urkunden zur Geschichte des deutschen Privatrechts hg. v. Schröder Richard/Perels Leopold 3. A. 1912, El libro del consulado de mar 1917, Wechselprotest und Wechselklage 1929; Son.: 1912-1933 Hg. Urkunden zur Geschichte des deutschen Privatrechts, Drüll Dagmar Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, 1986 202, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, Nachruf ZRG 72 (1955) 458 (Gönnenwein Otto)
PERLES, Friedrich Salamon, RA Dr.; geb. Königsberg 03. 03. 1909; gest. 08. 01. 1995 Tel Aviv/Israel; WG.: Sohn eines jüdischen Rabbiners, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, AG Wehlau, 1933 Promotion Königsberg (Oppikofer), 1934 Auswanderung nach Palästina, 1935 Rechtsanwaltsprüfung in Palästina, 1937 Rechtsanwalt; F.: Eherecht, Unterhaltsrecht, Internationales Privatrecht; Verö.: Die Teilhaberschaft im palästinensischen Recht 1934 (Dissertation); Son.: 1954 im Weg der Wiedergutmachung Landgerichtsrat a. D., Nachruf NJW 1995, 3373 (Schumacher Helmut), Anwaltsblatt 1996, 32 (Schumacher Helmut)
PETSCHEK, Georg, Prof. Dr.; geb. Kolin/Böhmen 20. 07. 1872; gest. Cambridge/Massachusetts/Vereinigte Staaten von Amerika 05. 09. 1947; WG.: jüdische Familie, 1890 Studium Rechtswissenschaft Univ. Prag, 1896 Promotion, Justizdienst, 1902 Habilitation Univ. Prag, 1904 tit. ao. Prof., 1907 ao. Prof. Univ. Czernowitz, 1920 Habilitation, o. Prof. Univ. Wien, 1938 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Research associate Harvard School of Law; F.: Zivilprozessrecht, bürgerliches Recht; Verö.: Rechtsfälle aus dem Zivilprozessrecht 1928; Son.: IBI 2, 855a, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935
PICK, Anton, RA Dr.; geb. Wien 11. 12. 1898; gest. Wien 25. 09. 1982; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, Promotion, 1920 Mitarbeiter sozialdemokratische Zentralstelle für Bildungswesen, 1930 Rechtsanwalt Wien, 1934 Strafverteidiger, 1938 Berufsverbot, Emigration nach Palästina wegen jüdischer Herkunft, 1947 Rückkehr nach Wien, Rechtsanwalt; Son.: 1955-1970 Vizepräsident, Präsident israelitische Kultusgemeinde
PISKO, Oskar, Prof. Dr.; geb. Wien 06. 01. 1876; gest. Wien 02. 12. 1939; WG.: Vater Ignaz Pisko, Studium Rechtswissenschaft, 1897 Staatsdienst, 1898 Promotion Univ. Wien, 1907 Habilitation Univ. Wien (Karl Samuel Grünhut?), 1909 Priv.-Doz. für Handels- und Wechselrecht Univ. Wien, 1914 tit. ao. Prof., 1917 Privatrecht, 1918 ao. Prof., 1921 tit. o. Prof., 1924 o. Prof., 1938 zwangsweise Versetzung in den Ruhestand; F.: bürgerliches Recht, Handelsrecht, Wechselrecht, Zivilprozessrecht, später Privatrecht; Verö.: Das Unternehmen als Gegenstand des Rechtsverkehrs 1907 (Habilitationsschrift), Lehrbuch des österreichischen Handelsrechtes 1923; Son.: Geburtsdatum unsicher (DBE 06. 11. 1876), Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, DBE, Lichtmannegger Susanne Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945-1955 1999, 130, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 227
PLASCHKES, Leopold, RA Dr.; geb. Sankt Pölten/Niederösterreich 13. 03. 1884; gest. Tel Aviv/Israel 04. 05. 1942; WG.: Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft, internationale Finanzwissenschaft Univ. Wien, 1908 Promotion (Dr. iur.), 1915 Kanzleieröffnung, 1938 Emigration nach Palästina; Son.: 1918 Vorstandsmitglied jüdischer Nationalrat für Deutschösterreich, 1919 Mitbegründer Wiener Morgenzeitung, 1919-1928 Vorstandsmitglied israelitische Kultusgemeinde
PLATIEL, Nora, Direktorin LG; geb. Bochum 14. 01. 1896; gest. Kassel 06. 09. 1979; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Block, Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Frankfurt am Main, Göttingen, Rechtsanwältin Bochum, 1933 Emigration Frankreich, Redaktionssekretärin, Übersetzerin, Internierung in Frankreich, Schweiz, 1943 Mitarbeiterin schweizerisches Arbeiter-Hilfswerk, 1949 Rückkehr nach Deutschland, Landgerichtsrätin Kassel, 1951 Landgerichtsdirektorin OLG Frankfurt am Main, 1954-1966 MdL Hessen (SPD), 1967 Staatsgerichtshofsmitglied Hessen; Son.: Pseudonym Nora Kolb, 1922 Mitglied internationaler sozialistischer Kampfbund, 1939 Mitglied Comité d'assistance aux réfugiés, Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 294, Gimbal, Anke, Vergessene Juristin (in) Recht und Politik 2010, 2, 118
POLAK, Karl, Prof. Dr.; geb. Westerstede/Oldenburg 12. 12. 1905; gest. Berlin 27. 10. 1963; WG.: 1925 Studium Rechtswissenschaft Frankfurt am Main, Heidelberg, München, 1929 erste jur. Staatsprüfung, 1932 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau, zweite jur. Staatsprüfung, Justizdienst, 1933 wegen jüdischer Herkunft entlassen, in die Sowjetunion emigriert, Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft, wiss. MA. Rechtsinstitut bei Generalstaatsanwaltschaft Sowjetunion, 1941 Taschkent, 1946 Leiter der KPD-Abteilung für Justiz Berlin beim Parteivorstand SED, Berater Walter Ulbrichts, 1948 Prof. Univ. Leipzig, 1948/1949 Mitglied deutscher Volksrat zur Ausarbeitung der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, 1949-1963 Abgeordneter Volkskammer, 1960 Mitglied Staatsrat der Deutschen Demokratischen Republik; F.: allgemeine Staatslehre, Völkerrecht, Staatsrecht, Verwaltungsrecht; Verö.: Studien zu einer existenzialen Rechtslehre 1933 (Dissertation), Justizerneuerung 1948, Volk und Verfassung 1949, Die Weimarer Verfassung 1949, Zur Dialektik in der Staatslehre 1959, 2. A. 1960, 3. A. 1963, Reden und Aufsätze 1968, Staat Demokratie Leitung 1985; Son.: Gastprof. Universität Halle-Wittenberg, Kürschner 1961, KPD, SED, Wegbereiter der marxistisch-leninistischen Staats- und Rechtswissenschaft der DDR 1986, Schicksal einer jüdischen Familie 1938-1988 1988, Wegbereiter der marxistisch-lenistischen Staats- und Rechtswissenschaft der DDR (Festschrift) 1986, Karl Polak zum 80. Geburtstag hg. v. Poppe E./Weichelt W. 1987, Stolleis Bd. 3, 491, Howe Marcus Karl Polak Parteijurist unter Ulbricht (Dissertation Berlin FU 2002)
POLLAK, Rudolf, Prof. Dr.; geb. Wien 09. 06. 1864; gest. Wien 27. 02. 1939; WG.: Vater Journalist (Heinrich Pollak), 1882 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1887 Promotion, 1889 Richteramtsprüfung, 1893 Rechtsanwaltsprüfung, 1894 Habilitation, Hofadvokat, Gerichtsadvokat Wien, 1897 Justizdienst Handelsgericht, 1898 Prof. Exportakademie Handelsmuseum Wien, 1907 tit. ao. Prof., 1912 Oberlandesgerichtsrat, 1913 tit. o. Prof. Univ. Wien, 1920 Hofrat OGH, 1926-1934 o. Prof. Hochschule für Welthandel Wien; F.: Zivilprozessrecht; Verö.: Das Konkursrecht 1896; Son.: Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 228
PRAUSNITZ, Alice, Landgerichtsrat; geb. Curepipe/Mauritius 26. 03. 1906; gest. Plön 30. 10. 1996; WG.: 1926 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Hamburg, München, Genf, Kiel, 1929 erste jur. Staatsprüfung, 1933 zweite jur. Staatsprüfung, Staatsdienst, als "Halbjüdin" entlassen, 1945 Rechtsanwältin, 1948 Notarin, 1951 Richterin Hamburg, 1952 Landgerichtsrat, 1974 Ruhestand; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 307
PRAUSNITZ, Otto Karl Felix Wilhelm, Prof. Dr.; geb. Hamburg 01. 07. 1904; gest. Crowborough/Sussex/Großbritannien Oktober 1980; WG.: aus jüdischer konvertierter Familie, Vater (Carl Prausnitz) Medizinprofessor Univ. Breslau, Mutter geborene Bruck Engländerin, Onkel Eberhard Bruck, (Großvater Felix Bruck,) Kindheit teilweise in England, Johannesgymnasium Breslau, 1923 Abitur, befreundet mit Ernst Joseph Cohn, Studium Rechtswissenschaft Breslau, 1924 Basel, Berlin, Breslau, 1926 erste jur. Staatsprüfung 1928 Promotion Univ. Breslau (Ernst Heymann), 01. 05. 1929 Priv.-Doz. Univ. Breslau (Franz Beyerle), April 1933 beurlaubt, Mai 1933 Großbritannien, Forschungsstipendiat in London, 05. 09. 1933 Lehrbefugnis entzogen, nach Frankfurt am Main versetzt, Stelle nie angetreten, weil unter diesen Bedingungen nicht arbeiten wollte, Emigration London, 1935 Studium Rechtswissenschaft London School of Economics and Political Sciences, 1936 M. LL., Zulassung als Rechtsanwalt ohne Ausübung, 1939 nach mütterlicher Großmutter Name Otto Charles Giles angenommen, 1945 Examiner London, 1964 Part-time Lecturer Reading/Berkschire; F.: deutsches Recht und seine Geschichte, weiter Handelsrecht; Verö.: Die Geschichte der Forderungsverrechnung 1928 (Dissertation), Feuda extra curtem 1929 (Habilitationsschrift), Die Gestapo (Giles O. C.) 1940; Son.: 53 Veröffentlichungen, evangelisch, Schüler Ernst Heymanns, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Breunung u. a. Die Emigration 1 396
PREUß, Hugo, Prof. Dr.; geb. Berlin 28. 10. 1860; gest. Berlin 09. 10. 1925; WG.: aus jüdischer Familie, Vater vermögender Kaufmann, 1879 Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft Univ. Berlin, Heidelberg, 1883 erste jur. Staatsprüfung Berlin, Promotion Univ. Göttingen, Gegner Bismarcks, 1889 Habilitation Univ. Berlin, Schüler Otto von Gierkes, Privatdozent für öffentliches Recht, 1891 Beitritt zur (jüdischen) Gesellschaft der Freunde, 1895 Stadtverordneter Berlin (Freisinnige Volkspartei), 1906 Prof. Handelshochschule Berlin, 1910 Magistrat Berlin (Fortschrittliche Volkspartei), 1918 Rektor Handelshochschule, 15. 11. 1918 Staatssekretär Innenministerium, 15. 11. 1918 vom Reichspräsidenten mit Entwurf zur Verfassung (der Weimarer Nationalversammlung) beauftragt, 03. 02. 1919 Entwurf vorgelegt, Februar-Juni 1919 Reichsinnenminister, 1919 MdL Preußen (Deutsche Demokratische Partei); F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht; Verö.: Eviktionsregress des in possessorio unterlegenen Käufers 1883 (römischrechtliche Dissertation unveröffentlicht), Gemeinde Staat Reich als Gebietskörperschaften 1889, Die Entwicklung des deutschen Städtewesens 1906, Stadt und Staat 1909, Zur preußischen Verwaltungsreform 1910, Deutschlands Staatsumwälzung - die verfassungsmäßigen Grundlagen der deutschen Republik 1919, Deutschlands republikanische Reichsverfassung 1921, Um die Weimarer Reichsverfassung 1924, Staat Recht und Freiheit 1926 (gesammelte Aufsätze) Neudruck 1964, Gesammelte Schriften Bd. 1 hg. v. Lehnert Detlef/Müller Christoph 2007 Band 4 2008; Son.: nicht getauft, an der Universität Berlin einziger (jüdischer) Privatdozent, der nicht einmal den Titel eines nicht beamteten außerordentlichen Professors erhielt, 1918 Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei, Feder E. Hugo Preuß ein Lebensbild 1926, Gillessen G. Hugo Preuß 1955 (Neudruck 2000), Grassmann S. Hugo Preuß und die deutsche Selbstverwaltung 1965, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 429 (Schefold Dian), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 363f., 369, Kleinheyer/Schröder, Faatz A. Hugo Preuß (Dissertation Trier 1999), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 80ff., 106, DBE, Zwischen Rechtsstaat und Diktatur hg. v. Klein E. u. a. 2006 9 (Janz Norbert), Dreyer Michael Hugo Preuß 2011 Hugo Preuß hg. v. Kocka Jürgen u. a. 2011, Hugo Preuß hg. v. Lehnert Detlef 2011
PRINGSHEIM, Fritz, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Hünern/Schlesien (bei Breslau) 07. 10. 1882; gest. Freiburg im Breisgau 24. 04. 1967; WG.: jüdische Familie, Großvater Gutseigentümer und Fabrikeigentümer, Vater Rittergutsbesitzer in Hünern 8 Kilometer nördlich der Altstadt Breslaus, Industrieller, Bruder Bakteriologe (Ernst Georg Pringsheim), Realgymnasium am Zwinger, 1894 humanistisches St. Maria-Magdalena Gymnasium, mehrere Klassen wiederholt, 1902 Abitur Breslau, Studium Rechtswissenschaft Univ. München, 1904 Heidelberg, 1904/1905 Breslau, 1905 erste jur. Staatsprüfung (ausreichend), 1906 Promotion Univ. Breslau (Otto Fischer), befreundet mit Josef Partsch, zweite jur. Staatsprüfung (ausreichend), kurz Assessor Berlin, 1911 Studium in Leipzig bei Ludwig Mitteis, Militärdienst, Kriegsdienst, 30. 12. 1915 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau (Otto Lenel und Josef Partsch), Kriegsdienst, 1919 Priv.-Doz., 1921 ao. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1923 o. Prof. Univ. Göttingen (Nachfolge Fritz Schulz), 1929 Freiburg im Breisgau (Nachfolge Ernst Levy) (bis 1935), 28. 04. 1933 Zwangsbeurlaubung, 03. 08. 1933 Rücknahme der Beurlaubung, 23. 09. 1935 Beurlaubung, 04. 10. 1935 sofortige Wirkung, 31. 12. 1935 Amtsverlust (Versetzung in den Ruhestand bei gleichzeitiger Entziehung der Lehrbefugnis, 1936 Umzug nach Berlin, (15.) April 1939 Emigration nach England, 1939-1949 Lecturer Univ. Oxford, 1946-1951 Gastprof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1949 Tutor Univ. Oxford, 1951 o. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, Einstellung der Tätigkeit in Oxford und Verlegung des beruflichen Lebensmittelpunkts nach Freiburg im Breisgau, 1955 emeritiert, 1958 Rückkehr durch Aufgabe des Wohnsitzes in Oxford; F.: römisches Recht, griechisches Recht, weiter bürgerliches Recht, Rechtsgeschichte, internationales Recht, Auslandsrecht; Verö.: Zur Lehre von der Pfändung und Abtretung des Erbteils 1906 (Dissertation), Der Kauf mit fremdem Geld - Studien über die Bedeutung der Preiszahlung für den Eigentumserwerb nach griechischem und römischem Recht 1915 (Habilitationsschrift), The Greek Sale of Law 1950, Ausbreitung und Einfluss des griechischen Rechts 1952, Gesammelte Abhandlungen 1961; Son.: 172 Veröffentlichungen, evangelisch, Doktoranden Elmar Bund, Werner von Simson, Hans Erich Troje, Franz Wieacker, Habilitanden Elmar Bund, Arnold Anton Traugott Ehrhardt, Hellmut Georg Isele, Hermann Lange, Franz Wieacker, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Dr. h. c. Univ. Athen, Paris, LL. D. h. c. Univ. Glasgow, Dr. phil. h. c. Univ. Frankfurt am Main, Fritz Pringsheim zum siebzigsten Geburtstag (Festschrift) 1953, Munera Friburgensia ab amicis discipulis sodalibus ... (Festschrift) 1953, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 733 (Bund Elmar), DBE, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 205 (Honoré Tony), Hollerbach Alexander Jurisprudenz in Freiburg 2007, Breunung u. a. Die Emigration 1 406
PROSKAUER, Erna, RAin; geb. Bromberg/Preußen 05. 08. 1903; gest. Berlin 18. 01. 2001; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Aronsohn, 1922 Reifeprüfung, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, erste jur. Staatsprüfung, 1930 zweite jur. Staatsprüfung, Staatsdienst, 1933 als Jüdin entlassen, Emigration Frankreich, 1934 Palästina, Gelegenheitsarbeiten, 1953 Rechtsanwältin Berlin; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 310
RABEL, Ernst, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Wien 28. 01. 1874; gest. Zürich 07. 09. 1955; WG.: jüdische Familie, Vater aus Austerlitz in Mähren stammender Rechtsanwalt, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1895 (mit 21 Jahren) Promotion Univ. Wien (Ludwig Mitteis), Rechtsanwalt in der Kanzlei des Vaters, folgt Mitteis nach Leipzig, 1902 Habilitation Univ. Leipzig (Ludwig Mitteis/Emil Strohal), 1904 ao. Prof. Univ. Leipzig, 1906 o. Prof. Univ. Basel, Appellationsgerichtsrat Basel, 1910 Prof. Univ. Kiel, 1911 Prof. Univ. Göttingen, 1916 Prof. Univ. München, 1926 Prof. Univ. Berlin (bis 1935), 1939 Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika, 1940 Research Associate Univ. of Michigan Law School Ann Arbor, später auch Harvard Univ. Law School Cambridge, 1950 Hon.-Prof. Univ. Tübingen; F.: römisches Recht, Zivilrecht, vergleichende Rechtswissenschaft, internationales Recht, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Die Übertragbarkeit des Urheberrechts nach dem österreichischen Gesetze vom 26. Dezember 1895 Grünhuts Zs 27 (1900) 71-182, Die Haftung des Verkäufers wegen Mangels im Recht 1902 (Habilitationsschrift), Grundzüge des römischen Privatrechts 1915, 2. A. 1955, Das Recht des Warenkaufs Bd. 1f. 1936ff., The conflict of laws - A comparative study Bd. 1ff. 1945ff., 2. A. 1958ff., Gesammelte Aufsätze hg. v. Leser Hans Georg (Band 1-3) bzw. Wolff Hans Julius (Band 4) Bd. 1ff. 1965ff. (Schriftenverzeichnis Bd. 3 1967 731-755), Schriften aus Nachlass RabelsZ 50 (1986) 251-338; Son.: getauft, Klavierunterricht bei Anton Bruckner, flotter Tänzer, deutschnational, international, zog Studenten nicht an, 1916 Begründer des ersten Instituts für Rechtsvergleichung Univ. München, 1926-1937 Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht in Berlin, Richter internationaler Gerichtshof Den Haag, konnte grantig sein, unwirsch, Dr. h. c. Univ. Athen, Löwen/Belgien, Tulane Law Review 19 (New Orleans 1944/1945) Nr. 1 hg. v. Rheinstein Max/Wolff Hans Julius, Festschrift für Ernst Rabel hg. v. Dölle Hans/Rheinstein Max/Zweigert Konrad/Kunkel Wolfgang/Wolff Hans Julius (Festschrift) 1954 (Schriftenverzeichnis Bd. 1 685-704), Kleinheyer/Schröder, Würdigung NJW 1956, 583 (Caemmerer Ernst von), JuS 1987, 852 (Leser Hans G.), Ernst Rabel (in) Rechtswissenschaft in Göttingen 1987, 456 (Gamillscheg Franz), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 571 (Kegel Gerhard), DBE, Catalogus professorum Gottingensium 1962, 53, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Wesener, G., Anfänge und Entwicklung der österreichischen Privatrechtsgeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert, (in) ZNR 2006, 397, Utermark Timo Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung bei Ernst Rabel 2005, Kegel Gerhard (in) Deutschsprachliche Zivilrechtler 1 2007 17 (Rabel ... war ein Genie)
RAJAKOWITSCH, Erich, RA; geb. Triest 23. 11. 1905; WG.: Studium Rechtswissenschaft, Rechtsanwalt, Leiter Zentralstelle für jüdische Auswanderung Amsterdam; Son.: Klee Ernst Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2003, 477
REDLICH, Josef, Prof. Dr.; geb. Göding/Mähren 18. 06. 1869; gest. Wien 11. 11. 1936 (Lungenentzündung); WG.: aus großbürgerlicher jüdischer Familie (Zuckerfabriken, Großgrundeigentum), 1876 Volksschule in Göding (Hodonín), 1898 Staatsgymnasium Wien, 1881 Akademisches Gymnasium Wien, 1886 Studium Geschichte, Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1887/1888 Leipzig, 1889 Tübingen, 1891 Promotion Univ. Wien (Dr. iur.), Mai 1901 Habilitation (Staatsrecht, Verwaltungsrecht), 1906 Landtagsabgeordneter Mähren (deutsch-fortschrittliche Partei), 1906 tit. ao. Prof. Univ. Wien, 1907-1918 Reichsratsmitglied, 15. 08. 1909-1918 o. Prof. TU Wien (Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht), 21. 09. 1915 Verleihung des Titels ordentlicher Universitätsprof. jurid. Fakultät Univ. Wien, 1918 Finanzminister (Kabinett Lammasch), 1925 Hon.-Prof. für amerikanisches und englisches Staatsrecht sowie vergleichende Staatsrechtslehre jurid. Fak. Univ. Wien, 28. 06. 1926-Mai 1934 Prof. Harvard Univ. Cambridge/Massachusetts/Vereinigte Staaten von Amerika, 1931 Finanzminister (Kabinett Buresch); F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Kirchenrecht; Verö.: Englische Lokalverwaltung 1901 (Habilitationsschrift) Neudruck 1970, Recht und Technik des englischen Parlamentarismus 1905, The Procedure of the Haus of Commons 1908, Das österreichische Staats- und Reichsproblem Bd. 1f. 1920ff., Kaiser Franz Joseph von Österreich 1928, 2. A. 1929, Schicksalsjahre Österreichs hg. v. Fellner, 1953, 2. A. 2011; Son.: 1897 Heirat, September 1908 Ehescheidung, 1919 zweite Eheschließung, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, 10. 08. 1936-07. 09. 1936 und Mitte Oktober 1936 Aufenthalte in der Nervenheilanstalt Rosenhügel
REICHMANN, Hans, Dr.; geb. Hohensalza/Posen 06. 03. 1900; gest. Wiesbaden 24. 05. 1964; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Freiburg im Breisgau, Greifswald, 1924 Promotion, Rechtsanwalt Hindenburg/Oberschlesien, 1939 Emigration Niederlande, Großbritannien, Hauslehrer, 1947-1964 Generalsekretär Büro United Restitution Organisation London; Son.: 1927 Syndikus, Direktor Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens Berlin, Mitarbeiter Association of Jewish Refugees Großbritannien, Council of Jews from Germany
REIMER, Eduard, RA Prof. h. c. Dr. Präs. d. Bundespatentamts; geb. Berlin 08. 12. 1896; gest. Nizza 05. 06. 1957 (während einer Konferenz zur Revision des Madrider Markenabkommens); WG.: jüdische Vorfahren, Vater Rechtsanwalt (Wettbewerbsrecht), 1914 Abitur, Kriegsdienst, 1918? Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1921 erste jur. Staatsprüfung, 20. 04. 1922 Promotion Univ. Breslau, 1924 zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt LG (Sozietät mit Hermann Isay und Rudolf Isay), 1928-1945 Kammergericht Berlin, galt als Mischling ersten Grades, 1945 Oberamtsrichter AG Blankenburg im Harz, Sommer 1946 Rechtsanwalt, 1947 LB Univ. Berlin (HU) für Urheberrecht, Wettbewerbsrecht, Erfinderrecht, 27. 09. 1948 Prof. mit Lehrauftrag (Hon.-Prof.), SS 1949 Univ. Berlin (FU), 01. 10. 1949 Präsident deutsches Patentamt, Hon.-Prof. Univ. München; F.: Patentrecht, weiter Warenzeichenrecht, Wettbewerbsrecht; Verö.: Die Haftung des Staates oder Kommunalverbandes für Amtspflichtverletzungen der Volksschul- und städtischen Oberlehrer in Preußen 1922 (Dissertation), Wettbewerbs- und Warenzeichenrecht 1933 (1936 wegen judenfreundlicher Äußerungen eingestampft), 2. A. 1947, 3. A. 1954, Kommentar zum Gesetz des unlauteren Wettbewerbs 1935, 2. A. 1947, 3. A. 1954; Son.: Kürschner 1954, Würdigung NJW 1957, 1102 (Möhring Philipp), DBE, Kleibert Kristin Die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin 2010 118
REINGANUM, Maximilian, Dr.; geb. Frankfurt am Main 31. 12. 1798; gest. Frankfurt am Main 22. 06. 1878; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Göttingen, Heidelberg, 1819 Promotion, 1821 Konversion vom Judentum zum Protestantismus, Rechtsanwalt Frankfurt am Main (Rechtsbeistand Haus Rothschild), 1830-1866 Mitglied Bürgervertretung Frankfurt am Main, 1848 Mitglied Vorparlament Frankfurt am Main, Abgeordneter konstituierende Versammlung Frankfurt am Main; Son.: 1832 Mitbegründer Frankfurter Jahrbücher, IBI 2, 910a
RHEINSTEIN, Max, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Bad Kreuznach/Rheinland 05. 07. 1899; gest. Badgastein/Österreich (Klinik Schwarzach-St. Veit) 09. 07. 1977 (beigesetzt in Florenz); WG.: Großvater Handelsmann jüdischer Konfession, Vater in Münchweiler 1842 geboren, Weingroßhändler, 12. 04. 1904 verstorben, Mutter Tochter des jüdischen Rechtskonsulenten (Rechtsanwalts) Moses Bernheim in Laupheim/Schwaben, 1904 Wechsel mit Mutter nach München in das Haus der Großeltern in der Maxvorstadt, Onkel Benedikt Bernheim Rechtsanwalt, in gutbürgerlichem Umfeld unbeschwerte Kindheit und Jugend ohne finanzielle Sorgen, 1905 Volksschule an der Wilhelmstraße, sehr gut, 1909 humanistisches Gymnasium München (Wittelsbacher Gymnasium), Pfadfinder, 1915 freiwilliges Jahr bei Vaterländischem Hilfsdienst, 02. 06. 1917 Kriegsdienst ohne Fronteinsatz (nachts zu Hause), 08. 05. 1918 Notreifeprüfung, Genehmigung des Besuchs von Vorlesungen, November 1918 kurzer soldatischer Einsatz in Österreich, 25. 11. 1918 Studium Rechtswissenschaft Univ. München, im Frühjahr 1921 Bücherwart im Institut für Rechtsvergleichung Ernst Rabels, Sommer 1921 Praktikum in Schadensabteilung der Haftpflichtversicherung Wiener Providentia, 1922 bei Maschinenbauunternehmen Heidenreich und Harbeck, Vorlesungen bei Max Weber, Ernst Rabel, Karl Neumeyer, 15. 07. 1922 erste jur. Staatsprüfung München (Universitätsabschlussprüfung, Note unbekannt), 01. 12. 1922 für wöchentlich 24 Stunden (entlohnter) Assistent Ernst Rabels, 26. 11. 1924 (nach fünf Semestern Bearbeitung) Promotion Univ. München (Ernst Rabel) (summa cum laude), Herbst 1925 zweite jur. Staatsprüfung München (gut), (01. 10. 1925 Wechsel Ernst Rabels nach Berlin als Nachfolger Josef Partschs), 01. 04. 1926-1933 wiss. Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht (Ernst Rabels in) Berlin (neben Karl-Theodor Kipp, später Martin Wolff, Heinrich Titze, Ernst Heymann), 11. 12. 1926 als Rechtsanwalt zugelassen (Juli 1931 auf Antrag gestrichen), 02. 11. 1932 Habilitation Univ. Berlin (Betreuer Ernst Rabel, Gutachter aber Ernst Heymann und Heinrich Titze, nicht als Fortschritt der deutschen Rechtswissenschaft angesehen, venia deutsches und ausländisches bürgerliches Recht), Privatdozent, 02. 05. 1933 Mitteilung der Nichtabhaltung von Vorlesungen an Dekan, 1933 Rockefellerstipendiat in den Vereinigten Staaten von Amerika (03. 02. 1933 Antrag, 27. 06. 1933 Bewilligung zum 01. 12. 1933), Juli 1933 Aufgabe der Tätigkeit bei Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, 03. 09. 1933 von Berlin nach Triest und von Triest an Bord des Dampfers SS Saturnia nach New York (20. 09. 1933), Stipendiat Columbia Univ. New York, 1934 Harvard Univ. Cambridge/Massachusetts, 28. 03. 1934 Entzug der venia legendi, 1935 Visiting Assistant Prof. Univ. of Chicago Law School, 1937 Associate Prof., 1940 Prof. Univ. Chicago, Einbürgerung, 1942 Full Professor, 1961 Prof. Univ. Straßburg, 1962 Hon.-Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 1968 emeritiert; F.: deutsches bürgerliches Recht, ausländisches bürgerliches Recht, weiter Familienrecht, Eherecht, Scheidungsrecht, Rechtsvergleichung, Rechtssoziologie, ausländisches Recht; Verö.: Störung der freien Erwerbstätigkeit durch rechtswidrige Beeinflussung Dritter - Eine Studie aus dem englischen Recht 1924 (Dissertation), Die Struktur des vertraglichen Schuldverhältnisses im anglo-amerikanischen Recht 1932 (Habilitationsschrift), Marriage Stability - Divorce and Law 1972, Rheinstein Max/Borries R. v. Einführung in die Rechtsvergleichung 1974, Gesammelte Schriften hg. v. Leser Hans Georg 1979 (Schriftenverzeichnis Bd. 2 431-471); Son.: nicht getauft, schon als Kind sehschwach, 15. 05. 1929 Heirat mit der in Florenz am 26. 10. 1901 geborenen, evangelischen Bibliothekssekretärin Elisabeth Johanna Abele (Eltern aus Bonndorf im Schwarzwald), Gastprof. in Puerto Rico (1943), Wisconsin (1945), Ann Arbor (1948), Louisiana (1950), Frankfurt am Main (1951 und 1954), Cambridge (1955), Tokio (1961), Brüssel (1964), München (1968), Dr. h. c. Stockholm (1956), Basel (1960), Löwen/Belgien (1964), Brüssel (1965), Aix-Marseille (1968), Ius gentium privatum hg. v. Caemmerer Ernst von/Mentschkoff S./Zweigert Konrad (Festschrift) 1969 (Schriftenverzeichnis Bd. 2 1099-1132), Würdigung JZ 1969, 441 (Zweigert Konrad), JuS 1974, 474 (Borries Reimer von), Nachruf NJW 1977, 1572 (Heldrich Andreas), DBE, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Kürschner 1970, 1976 Umzug nach Palo Alto in Kalifornien, Kuraufenthalte gegen Arthritis in Badgastein, Rinck Nadine Max Rheinstein 2011 (S. 327ff. Schriftenverzeichnis mit 415 Veröffentlichungen)
RIEGNER, Gerhart M.; geb. Berlin 12. 09. 1911; gest. Genf 03. 12. 2001; WG.: Studium Rechtswissenschaft, 1933 Emigration über Frankreich in die Schweiz, Sekretär für Rechtsangelegenheiten des jüdischen Weltkongresses, 1939 Leiter des Büros in Genf, 08. 08. 1943 Weitergabe einer Nachricht Eduard Schultes über Hitlers Plan der Endlösung der Judenfrage, 1965 Generalsekretär des jüdischen Weltkongresses, 1983 a. D.; Verö.: Ne jamais désespérer 1988, Niemals verzweifeln 2001; Son.: sandte als Büroleiter des jüdischen Weltkongresses am 08. 08. 1942 die vermutlich erste Mitteilung an die Alliierten über die bevorstehende Vernichtung der Juden durch das nationalsozialisitsch beherrschte Deutsche Reich (Telegramm, nicht genügend berücksichtigt)
RIESENFELD, Prof. Dr.; geb. um 1870; gest. um 1930?; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Prof. Univ. Breslau; Son.: Vater Stefan Albrecht Riesenfelds
RIESENFELD, Stefan Albrecht, Dr.; geb. Breslau 08. 06. 1908; gest. Berkeley 17. 02. 1999 (Herzversagen); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Rechtsprofessor Univ. Breslau, erste jur. Staatsprüfung, 1930 Promotion (summa cum laude), Fakultätsassistent (Schmidt-Rimpler), 1932 als Referendar in Urlaub, Rückkehr nicht mehr möglich, 1934 Italien, in Mailand nochmals promoviert, 1935 Vereinigte Staaten von Amerika, 1940 Staatsbürgerschaft, Kriegsdienst, Studium, wiss. Ass., Prof. Univ. Berkeley/Kalifornien, nach 1945 Berater des Office of High Commissioner im Nachkriegsdeutschland; F.: Wirtschaftsrecht, internationales Recht, Rechtsvergleichung; Verö.: Das Problem des gemischten Rechtsverhältnisses im Körperschaftsrecht unter besonderer Berücksichtigung der Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit 1932, Das neue Patentgesetz der Vereinigten Staaten im Lichte der Rechtsvergleichung 1954; Son.: Kürschner 1970, Ius inter nationes hg. v. Jayme Erik/Kegel Gerhard/Lutter Markus 1983 (Schriftenverzeichnis 329-344), Würdigung Zeitschrift für Insolvenzrecht 1998, 197 (Habscheid Walther), Würdigung DAJV-Newsletter 1999, 25 (Ackmann Hans-Peter), Würdigung RabelsZ 1999, 405
RIESSER, Gabriel, Richter Dr.; geb. Hamburg 02. 04. 1806; gest. Hamburg 22. 04. 1863; WG.: aus jüdischer Rabbinerfamilie aus Oettingen, Studium Philosophie, Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, 1826 Promotion (summa cum laude), Privatdozentur von der Regierung verweigert, Zulassung als Advokat in Hamburg verweigert, 1840-1857 Notar Hamburg, 1848 Mitglied Vorparlament, Nationalversammlungsmitglied Frankfurt am Main, Vizepräsident Verfassungsausschuss, Versammlungsmitglied Gotha, 1859-1861 Bürgerschaftsvizepräsident Lauenburg, 17. 10. 1860 Obergerichtsmitglied Hamburg (erster jüdischer Richter Deutschlands); Verö.: Die Verteidigung der bürgerlichen Gleichstellung der Juden 1831, Über die Stellung der Bekenner des mosaischen Glaubens 2. A. 1831, Kritische Beleuchtung der in den Jahren 1831 und 1832 in Deutschland vorgekommenen ständischen Verhandlungen über die Emanzipation der Juden 1833, Die Judenfrage - Gegen Bruno Bauer 1843, Ausgewählte Werke hg. v. Paul Jobst u. a. 2012; Son.: 1832-1835 Hg. Der Jude, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 85 (Fiedler Wilfried), DBE, Herzig A. Gabriel Riesser 2008, Wassermann Hendrik Vergessene Juristen (in) Recht und Politik 2009 243
RIESSER, Jakob, Direktor Prof. Dr.; geb. Frankfurt am Main 17. 11. 1853; gest. Berlin 06. 05. 1932; WG.: auch Rießer, aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Leipzig, Göttingen, 1875 Promotion, 1880 Rechtsanwalt Frankfurt am Main, 1888 Bankdirektor Berlin, 1905 o. Hon.-Prof. Univ. Berlin; F.: Handelsrecht; Verö.: Zur Revision des Handelsgesetzbuches Bd. 1f. 1887ff.; Son.: nicht getauft, 1905 Hg. Bank-Archiv, Festgabe 1913, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931
RING, Victor, Vizepräs. Justizrat Dr.; geb. Berlin 1857; gest. Berlin 1934; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Oberjustizrat, Vizepräsident KG Berlin; Verö.: Die Praxis der Aktiengesellschaft 1929 (Hrsg.); Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 228
RINTEL, Karl Gustav Nikolaus; geb. Königsberg 1809; gest. Breslau 30. 01. 1854; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Königsberg, Konversion vom Judentum zum Protestantismus, Regierungsreferendar Westfalen, Rheinprovinz, Festungshaft, Konversion zum Katholizismus, Kanzleirat Fürstbischof von Breslau; Verö.: Verteidigung des Erzbischofs von Gnesen-Posen 1839, O'Connells Prozess 1845, Beiträge zur Würdigung der französischen Jury 1845, Die Verfassungsfrage 1847, Von der Jury 1844, Das Patent vom 3. Februar 1847 1847, Aktenmäßige Widerlegung der in dem Buche 'Öffentlicher Prozess gegen das fürstbischöfliche Generalvikariatamt zu Breslau'... enthaltenen aktenwidrigen Darstellung 1848, Beleuchtung der Denkschrift des evangelischen Oberkirchenrates betreffend die Vermehrung der Dotation der evangelischen Kirche in Preußen vom Standpunkte des Rechtes und der Parität 1852; Son.: ADB, DBE, IBI 2, 922a
RODE, Walther, RA Dr.; geb. Czernowitz/Bukowina 09. 04. 1876; gest. Comologno/Tessin 12. 08. 1934 (im Haus Wladimir Rosenbaums); WG.: jüdisches großbürgerliches assimiliertes Elternhaus (Rosenzweig), Vater Bankier, Reichsratsabgeordneter, Studium Rechtswissenschaft Univ. Czernowitz, Wien, 1900 Promotion, Änderung des Familiennamens auf Rode, 1907 Rechtsanwalt Wien, 1914 Kriegsdienst an Kriegsgericht in Laibach/Ljubljana, 1915 Wien, aus gesundheitlichen Gründen aus Kriegsdienst entlassen, 1928 Aufgabe der Tätigkeit als Rechtsanwalt, Schweiz; Verö.: Erotische Literatur 1912, Die Ukraine 1914, Die Wahrheit und ihre Grenzen vor Gericht 1917, Der Fall Petko Peneff 1918, Nationalitätenkampf und politischer Prozess im ehemaligen Österreich 1919, Wien und die Republik 1920, Justiz Justizleute und anderes 1921, Silberman 1924, Gericht über den obersten Gerichtshof 1925, Österreichs fröhliche Agonie 1926, Österreichs Beamtenpyramide 1927, Justiz - Fragmente 1929, Knöpfe und Vögel 1931, Frieden und Friedensleute 1931, Deutschland ist Caliban 1934; Son.: Wrabetz Peter Österreichs Rechtsanwälte 2002, Baumgartner Gerd Walther Rode NJW 2009 738, zahlreiche literarische Veröffentlichungen justizkritischer Art
ROSENBERG, Leo, Prof. Dr. Dr. h. c. mult.; geb. Fraustadt/Schlesien (zwischen Glogau und Lissa) 07. 01. 1879; gest. München 18. 12. 1963; WG.: jüdische Familie, Vater Zigarrenfabrikant, 1896 Abitur Fraustadt (mit 17 Jahren nach Überspringen einer Klasse), Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, 1896/1897 München (Lothar Seuffert), 1897/1898 Breslau, 10. 06. 1899 erste jur. Staatsprüfung, 17. 06. 1899 Examen rigorosum, 07. 12. 1900 Promotion (aus Preisaufgabe des dritten Semesters, mit 21 Jahren) Univ. Breslau (Felix Dahn, magna cum laude, gefördert von Otto Fischer), 19. 03. 1904 zweite jur. Staatsprüfung Berlin, durch Vermittlung eines Freundes März-Sept. 1904 Hilfsarbeiter und Vertreter bei Justizrat Dr. h. c. Julius Horber am Reichsgericht, 1904/1905 Gaststudium Rechtsgeschichte Univ. Berlin, 06. 04. 1905 Umzug nach Göttingen, 22. 01. 1906 Habilitation Univ. Göttingen (ohne Betreuung, evtl. Detmold?, Ferdinand Regelsberger?), Privatdozent Univ. Göttingen (Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, zunächst nur für ein Jahr, später unbefristet), SS 1906 Nachfolge Julius von Gierkes als Privatdozent für Reichsversicherungsrecht, nach Tod des Vaters (21. 06. 1907) 02. 01. 1909 Anzeige der evangelischen Taufe, 04. 08. 1909 Heirat, 02. 05. 1911 LB Univ. Göttingen (soziales Recht insbesondere Arbeiterversicherungsrecht), 23. 03.1912 ao. Prof. Univ. Gießen, 01. 04. 1912 Lehrauftrag Univ. Gießen für Zivilprozessrecht, römisches Recht, bürgerliches Recht, 01. 10. 1916 o. Prof., 1927/1928 Rektor, 08. 04. [01. 10.] 1932 o. Prof. Univ. Leipzig (Nachfolger Richard Schmidts), 29. 03. 1934 zwangsweise Versetzung in den Ruhestand aus rassischen Gründen, 05. 04. 1934 Entlassung aus dem Staatsdienst (Gehalt bis 31. 07. 1934), maßgebliche Beteiligung Heinrich Langes, (Lehrstuhl Jahre später mit Georg Dahm besetzt,) Vorlesungsschluss ab Sommersemester 1934, ab August 1934 844,45 RM Pension, Mitarbeiter bei Rechtsanwalt am Reichsgericht, 1936 arbeitslos, Haus in Markkleeberg gekauft und bezogen, überlebt in einem von seiner Frau 1938 vom Bruder des Genhofener Lehrers erworbenen Ferienhaus in Ranzenried/Stiefenhofen im Allgäu (Ranzenried Nr. 2) auf Grund der Pension und auf Grund von Wertpapierverkäufen, 15. 11. 1943 Einstellung der Ruhestandsbezüge, 01. 04. 1946 LB (kommissarischer Vertreter) Univ. München, jahrelange schwierige Rechtsstreitigkeiten um Rehabilitierung und Entschädigung, 06. 09. 1951 o. Prof. Univ. München, 01. 04. 1952 emeritiert, Freundschaft mit Friedrich Lent, 1955 Ende der Vorlesungen nach Hausbau in Harlaching; F.: Zivilprozessrecht, Sachenrecht; Verö.: Die Beweislast 1900 (Dissertation), 2. A. 1923, 3. A. 1953, 4. A. 1956, 5. A. 1963, Stellvertretung im Prozess 1906 (Habilitationsschrift), Sachenrecht 1919 (Teil eines Torso gebliebenen Kommentars Hölder/Schollmeyer), Lehrbuch des deutschen Zivilprozessrechts 1927, 2. A. 1929, 3. A. 1931, 4. A. 1949, 5. A. 1951, 6. A. 1954, 7. A. 1956, 8. A. 1960, 9. A. 1961, Schwab Karl Heinz Zivilprozessrecht (begr. v. Rosenberg Leo) 10. A. 1969, 11. A. 1974, 12. A. 1977, 13. A. 1981, 14. A. 1986, Gottwald Peter Zivilprozessrecht (begr. v. Rosenberg Leo) 15. A. 1993, 16. A. 2004, 17. A. 2010, Die Gründe der Rechtsbildung 1928, Zivilprozessrecht 1932; Son.: Juli 1920 Gründung der Vereinigung deutscher Zivilprozesslehrer mit Wilhelm Kisch, Max Pagenstecher und Albrecht Mendelssohn Bartholdy, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Dr. iur. h. c. Univ. Innsbruck, Dr. oec. publ. h. c. München, 1931, 1946 Schriftleitung Zeitschrift für Zivilprozess, Beiträge zum Zivilprozessrecht (Festschrift) 1949 (Schriftenverzeichnis 273f., 32 Schriften von 1900 bis 1934), Würdigung NJW 1949, 138 (Blomeyer Karl), Kürschner 1950, Kürschner 1954, Würdigung NJW 1959, 27 (Schwab Karl Heinz), Festheft der Zeitschrift für Zivilprozess, Kürschner 1961, Catalogus professorum Gottingensium 1962, 65, Würdigung NJW 1964, 288 (Schwab Karl Heinz), Gedächtnisheft ZZP 77 (1964), Nachruf Jahrbuch der bayerischen Akademie der Wissenschaften 1964 176 (Engisch Karl), Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 1982 (Bötticher Eduard), Juristen im Portrait 1988, 650 (Schwab Karl Heinz), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 667 (Schwab Karl Heinz) (keine besondere rhetorische Begabung, Klarheit der Gedanken, Prägnanz des Vortrags), DBE, Deutschsprachige Zivilrechtler 2007 373 (Schwab Karl Heinz), Gräfe Ulrike Leo Rosenberg (1879-1963) 2011 (mit Schriftenverzeichnis)
ROSENFELD, Kurt, RA; geb. Marienwerder/Westpreußen 01. 02. 1877; gest. New York 25. 09. 1943; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Freiburg im Breisgau, Berlin, 1905 Rechtsanwalt Berlin, 1910-1920 Stadtverordneter Berlin (SPD), 1918/1919 Justizminister Preußen, Mitglied konstituierende Landesversammlung, 1920-1932 Reichstagsabgeordneter (USPD, 1922 SPD), Strafverteidiger Carl von Ossietzkys, Rosa Luxemburgs, Kurt Eisners, Georg Ledebours, September 1931 Ausschluss aus SPD, 1933 Emigration Paris, 1934 Vereinigte Staaten von Amerika, Rechtsanwalt; Verö.: Fort mit der Todesstrafe 1927, Das braune Diktierbuch 1931; Son.: 1917 Mitbegründer USPD, Mithg. The German-American, Präsident German-American Emergency-Conference, Präsident Lateinamerikanisches Komitee der freien Deutschen, Vater Hilde Neumanns
ROSENSTOCK-HUESSY, Eugen, Prof. Dr. Dr.; geb. Berlin 06. 07. 1888; gest. Four Norwich/Vereinigte Staaten von Amerika 24. 02. 1973 (oder 24. 05. 1973); WG.: Vater freisinnig-liberaler jüdischer Bankier, Schweizer, geb. als Eugen Rosenstock (in den Vereinigten Staaten von Amerika zugefügter Beiname Huessy von der Schweizer Ehefrau Margrit Huessy), 1905 mit 17 Jahren Konversion von der jüdischen Religion zum Protestantismus, Studium Rechtswissenschaft, Geschichte, Philologie Univ. Berlin, Zürich, Heidelberg, 1909/1910 Promotion (Dr. iur.) (Richard Schröder), 1912 Promotion (Dr. phil.), 1912 Habilitation Univ. Leipzig (ohne ausgewiesenen Betreuer), Privatdozent Darmstadt, Kriegsdienst, 1918 Redakteur Zeitung Daimler-Benz Stuttgart, Mitgründer und 1921 Leiter Akademie der Arbeit Frankfurt am Main, (aus finanziellen Gründen) 1923 o. Prof. Univ. Breslau (deutsches Recht, Staatsrecht) (Lehrstuhl für deutsche Rechtsgeschichte, bürgerliches Recht, Handelsrecht, Arbeitsrecht), im Sommer 1933 auf Antrag Beurlaubung in die Vereinigten Staaten von Amerika (weil nicht mehr unter den neuen Bedingungen arbeiten wollte), offiziell nach Frankfurt am Main versetzt, Dienst dort nie angetreten, Verlegung des Wohnsitzes in die Vereinigten Staaten von Amerika, Lektor Harvard Univ., 1935-1960 Lektor Dartmouth College Hanover/New Hampshire, Philosoph, Farmer in Four Wells/Vermont; F.: Staatslehre, Rechtsgeschichte, Industrierecht, Arbeitsrecht, weiter Soziologie; Verö.: Herzogsgewalt und Friedensschutz 1909 (Dissertation), Ostfalens Rechtsliteratur unter Friedrich II. 1912 (Habilitationsschrift), Königshaus und Stämme in Deutschland zwischen 911 und 1250 1912, Werkstattaussiedlung 1922, Industrierecht 1926, Die Furt der Franken und das Schisma 1927, Unser Volksname Deutsch 1928, Die Arbeitslager innerhalb der Erwachsenenbildung 1930, Die europäischen Revolutionen 1931, 2. A. 1953, 3. A. 1961, The Christian Future 1946, Soziologie Bd. 1f. 1958, Sprache des Menschengeschlechts Bd. 1f. 1963ff., Des Christen Zukunft 1965; Son.: Herausgeber der ersten deutschen Werkszeitung, Mitarbeit in Jugendbewegung, geistiger Gründer des Kreisauer Kreises, gilt als Urheber der Berufung Ernst Cohns nach Breslaus, der Habilitation Otto Prausnitzs und der Anstellung jüdischer Assistenten in Breslau, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, 1945 Gastprof. Deutschland, 1950 Göttingen, weiter Münster, Köln, Heidelberg, Nachruf NJW 1973, 1488 (Webersinn Gerhard), Würdigung ZRG GA Bd. 106 (1989), 1 (Thieme Hans), Das Geheimnis der Universität 1958 (Ballerstedt Kurt), DBE, Eugen Rosenstock-Huessy hg. v. Bossle Lothar 1989, Vos, K, Eugen Rosenstock-Huessy, 1998, Huppuch Willibald Eugen Rosenstock-Huessy und die Weimarer Republik 2004, Pseudonym Ludwig Stahl
ROSIN, Heinrich, Prof. Dr.; geb. Breslau 14. 09. 1855; gest. Freiburg im Breisgau 31. 03. 1927; WG.: jüdische Herkunft, Vater Kaufmann (vor Geburt des Kindes verstorben), mit 16 Jahren Reifezeugnis des Elisabeth-Gymnasiums, Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau (Otto von Gierke), mit 20 erste jur. Staatsprüfung (sehr gut), Promotion, 1879 zweite jur. Staatsprüfung, 1880 Habilitation (Staatsrecht, deutsches Recht), Priv.-Doz. Univ. Breslau, 16. 07. 1883 ao. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau (tatsächliche Nachfolge Friedrich Rive), 1888 o. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau (erster aktiver Angehöriger der israelitischen Religionsgemeinschaft mit Ordinariat in Baden, erster jüdischer Ordinarius für Staatsrecht im deutschen Reich), 1897/1898 Prorektor, 1919 zum 01. 04. 1920 emeritiert (Nachfolger Fritz Freiherr Marschall von Bieberstein); F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht; Verö.: Commentatio ad titulum legis salicae LIX de alodis 1875 (Dissertation), Der Begriff der Schwertmagen in den Rechtsbüchern 1877, Die Formvorschriften für die Veräußerungsgeschäfte der Frauen nach langobardischem Recht 1880 (Habilitationsschrift), Das Polizeiverordnungsrecht in Preußen 1882, Das Recht der öffentlichen Genossenschaft 1886, Das Recht der Arbeiterversicherung 1893, Die wichtigsten Bestimmungen über die Verfassung und Verwaltung der Universität Freiburg 1898 (Codex Rosinus), Das Recht der Invaliden- und Altersversicherung 1905; Son.: Tambert Martina Heinrich Rosin und die Anfänge des Sozialversicherungsrechts 1977, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 294f., 364, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 369 (Hollerbach Alexander), Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 216, Kürschner 1926, betreut und fördert Wilhelm van Calker und Richard Thoma, Hollerbach Alexander Jurisprudenz in Freiburg 2007 235
RUBINO, Josef, Prof. Dr.; geb. Fritzlar 15. 08. 1799; gest. Marburg 10. 03. 1864; WG.: Vater jüdischer Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft, Philologie, Geschichte Univ. Kassel, Göttingen, Heidelberg, 1821 Promotion (Dr. phil.), Privatgelehrter Kassel, 1832 Doz. (Philologie, Geschichte) Univ. Marburg, 1842 Konversion zum Katholizismus, 1843 o. Prof. Univ. Marburg; F.: Rechtsgeschichte; Verö.: De tribunicia potestate 1825, Untersuchungen über römische Verfassung und Geschichte 1839; Son.: Kleinheyer/Schröder, DBE, Stintzing/Landsberg Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft Abt. 3, Halbband 2 Noten 1910, 218, IBI 2, 945b
RUBO, Julius; geb. 1795; WG.: Jurist; Verö.: Über die Teilbarkeit und Unteilbarkeit der Obligationen nach den Grundsätzen des römischen Rechts 1822, Die Rechtsverhältnisse der jüdischen Gemeinen 1844; Son.: Koner, DBA 1062,302-303, DBI 3, 1721c, IBI 2, 945b
RYCK, Richard, Priv.-Doz. Dr.; geb. Berlin 1838; gest. Berlin 1891; WG.: aus jüdischer Familie, bis 1867 Cohnfeldt, Univ. Berlin; F.: römisches Recht; Verö.: Cohnfeldt Richard Die sogenannten irregulären Servituten nach römischem Recht 1862 (von der juristischen Fakultät der Universität Berlin gekrönte Preisschrift), Cohnfeldt Ryck Richard Die Lehre vom Interesse nach römischem Recht 1865, Ryck Richard Die Obligatio 1878, Die Lehre von den Schuldverhältnissen nach gemeinem deutschen Recht Teil 1-3 1883 1887 1889, Der Irrtum bei Rechtsgeschäften 1885; Son.: getauft, legt 1885 seine Lehrbefugnis zurück, nachdem sein Antrag auf Beförderung zum ao. Prof. von der Fakultät abgelehnt wurde
SABATZKY, Kurt; geb. Köslin/Pommern 23. 04. 1892; gest. London 17. 06. 1955; WG.: Studium Rechtswissenschaft Univ. Frankfurt am Main, 1922 Landesverbandssyndikus Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens Leipzig, 1923 Königsberg, Journalist, 1933 Leipzig, Direktor jüdisches Sozialamt, Internierung Konzentrationslager Buchenwald, 1939 Emigration nach Großbritannien, 1943 Gründer, Geschäftsführer Jewish Search Centre London
SAMOJE, Ferdinand, RA; geb. Ratibor 1875; gest. Berlin 1937; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt, 1929 Vorsitzender Ehrengericht; F.: Arbeitsrecht; Son.: Vorstand der Anwaltskammer, Mitbegründer Rechtsbund jüdischer Frontsoldaten, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 228
SANDER, Fritz, Prof. Dr.; geb. Wien (Heiligenstadt) 08. 06. 1889; gest. Prag 03. 10. 1938 (vor Erledigung seines Arisierungsantrags); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1912 Promotion, 1914 Tätigkeit im Rechtsbüro des Kriegsministeriums, 1918 Rechtsanwaltsprüfung, 1920 Priv.-Doz. Univ. Wien, 1921 ao. Prof. TH Prag, 1924 Habilitationsantrag Univ. Prag abgelehnt, 1926 o. Prof., 1928 Habilitation, 1930 Prof. Univ. Prag, 1938 unterstützt von Konrad Henlein und Rudolf Jung; F.: allgemeine Staatslehre, Rechtsphilosophie, Gesellschaftslehre, weiter Verwaltungsrecht; Verö.: Staat und Recht 1922; Son.: katholisch, Ablehnung Kelsens, Kürschner 1926, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 295
SCHIFF, Hermann, Dr.; geb. Hamburg 23. 04. 1801; gest. Hamburg 01. 04. 1867; WG.: jüdische Religion, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Jena, 1825 Promotion, freier Schriftsteller Leipzig, Berlin, Hamburg, 1841 Konversion zum Protestantismus; Verö.: Schief-Levinchen mit seiner Kalle oder polnische Wirtschaft 1848; Son.: Name eigentlich David Bär Schiff, Pseudonym Isaak Bernays, Heinrich Freese
SCHIFFER, Eugen, Minister a. D. Dr. h. c.; geb. Breslau 14. 02. 1860; gest. Berlin 05. 09. 1954; WG.: Studium Rechtswissenschaft, Justizdienst, Oberverwaltungsgericht, 1903 Mitglied Abgeordnetenhaus Preußen (nationalliberale Partei), 1911 Reichstagsabgeordneter, 1916 Rechtsabteilungsleiter Kriegsministerium 1918 Staatssekretär Reichsschatzamt, Mitglied Nationalversammlung Weimar (deutsche demokratische Partei), 1919 Reichsfinanzminister, Vizepräsident (Kabinett Scheidemann), Reichsjustizminister (Kabinett Bauer, Kabinett Wirth), 1920 Reichstagsabgeordneter, Landtagsabgeordneter Preußen, 1924 Rückzug ins Privatleben, 1946 Parteivorstandsmitglied (liberal-demokratisch), Leiter Zentralverwaltung der Justiz (bis 1948); F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht; Verö.: Die deutsche Justiz 1928, 2. A. 1949, Ein Leben für den Liberalismus 1951; Son.: deutscher Repräsentant internationaler Gerichtshof Den Haag, Ramm Joachim Eugen Schiffer und die Reform der deutschen Justiz 1987 (Dissertation Gießen), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 455 (Ramm Joachim), Hallesche Rechtsgelehrte jüdischer Herkunft 1996, 69 (Goldschmidt Dietrich), DBE, 1928 Dr. jur. h. c. Univ. Halle-Wittenberg, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1954
SCHILDER, Elisabeth, Dr. Dr.; geb. Wien 08. 09. 1904; gest. Wien 18. 02. 1983; WG.: jüdischer Herkunft, Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Wien, Mitglied Sozialistische Partei Österreich (SPÖ), Promotion Dr. iur., Promotion Dr. rer. pol., Journalistin, 1938 Emigration nach Frankreich, 1946 Jugendamt Wien, 1965 Ruhestand; Verö.: Sozialistische Steuerpolitik 1933 (Dissertation), Was muss jede Frau vom Recht wissen? 1933, Bewährungshilfe 1966, Sozialarbeit und soziale Demokratie 1980, Die Bewährungshilfe 1982; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 355
SCHLOß, Friedrich; geb. um 1830; Verö.: Die Dotalprivilegien der Jüdinnen 1856
SCHLOSSMANN, Siegmund Alexander, Prof. Dr.; geb. Breslau 18. 11. 1844; gest. 02. 07. 1909; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1868 Promotion Univ. Greifswald, 1871 Gerichtsassessor, 1874 Priv.-Doz. Breslau, ao. Prof. Univ. Bonn, 1884 o. Prof. Univ. Kiel, 1904 geheimer Justizrat; F.: Zivilrecht, Rechtsgeschichte; Verö.: Zur Lehre von der Causa obligatorischer Verträge 1867, Zur Lehre vom Zwange 1874; Son.: Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten Univ. Kiel 1956, 37
SCHMITTHOFF, Clive M., Prof. Dr. LL. M. Dr. h. c. mult. Ph. D. h. c.; geb. Berlin 24. 03. 1903; gest. London 30. 09. 1990; WG.: aus jüdischer Familie, früher Maximilian Schmulewitz, Vater Rechtsanwalt und Notar (Hermann Schmulewitz), 1921 Studium Rechtswissenschaft Berlin, Freiburg im Breisgau, 1925 erste jur. Staatsprüfung, 1927 Promotion Univ. Berlin (Martin Wolff), 1929 zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt in Berlin, 1933 Emigration nach England, Vorbereitung auf Tätigkeit als Barrister bei Gray's Inn London, 1936 Zulassung als Barrister (Büro Valentin Holmes Q. C.), LL. M. London School of Economics (Hersch Lauterpacht), 1940-1945 Wehrdienst Großbritannien, 1948 Lecturer am City of London Polytechnic, 1949 Gründung eines internationalen Ferienkurses für englisches und internationales Recht, 1953 LL. D. City Univ. London, 1958 Senior Lecturer, 1973 Principal Lecturer, 1971 Professor, 1982 emeritiert; F.: Handelsrecht, Gesellschaftsrecht, internationales Privatrecht, Rechtsvergleichung; Verö.: Die Verwaltungsaktie 1927 (Dissertation), Wandlungen in der aktienrechtlichen Gestaltung der Einzelunternehmungen und Konzerne 1930, The English Conflict of Laws 1945, 2. A. 1948, 3. A. 1954, Schmitthoff's Export Trade - The Law and Practice of International Trade 1948, 2. A. 1950, 3. A. 1955, 4. A. 1962, 5. A. 1969, 6. A. 1975, 7. A. 1980, 8. A. 1986, 9. A. 1990, The Sale of Goods 1951, 2. A. 1966, Palmer's Company Law 20. A. hg. v. Schmitthoff C. M./Curry T. P. E. 1959, Palmer's Company Law hg. v. Schmitthoff C. M. 23. A. 1983, Charlesworth's Mercantile Law hg. v. Schmitthoff C. M./Sarre D. A. G. 10. A. 1960, 11. A. 1967, 12. A. 1972, 13. A. 1977, 14. A. 1984, Commercial Law in a Changing Economic Climate 1977, 2. A. 1981; Son.: zahlreiche Gastprofessuren und Mitgliedschaften, 1968 Hon.-Prof. Univ. Bochum, 1977 Dr. jur. h. c. Univ. Marburg, 1977 Univ. Bern, 1978 Edinburg (Ph. D.), 1982 Kent, 1983 Bielefeld, Recht und internationaler Handel hg. v. Fabricius F. (Festschrift) 1973 (Schriftenverzeichnis 421-423), Würdigung JZ 1983, 219 (Leser Hans G.), Nachruf NJW 1991, 1399 (Horn Norbert), Jurists uprooted hg. v. Beatson J. u. a. 2004 (Adams John N.), Kürschner 1970
SCHÖNDORF, Friedrich, Prof. Dr.; geb. Odessa/Russland 20. 07. 1873; gest. Wien/Österreich 1938 (Selbsttötung nach dem Anschluss vom 12. 03. 1938); WG.: aus jüdischer Familie, aus Russland übersiedelt, Studium Rechtswissenschaft, Anfang 1922 Promotion Univ. Breslau, zwei Monate später (1922) Habilitation Univ. Breslau, Priv.-Doz. Univ. Breslau, 1925 nichtbeamteter ao. Prof., Anfang April 1933 Lehrbefugnis entzogen, von Leitung der Rechtsabteilung des Osteuropainstituts entbunden (Nachfolger Reinhart Maurach), Ende September Entzug der Lehrerlaubnis, (1936) Emigration nach Wien, Privatgelehrter; F.: österreichisches bürgerliches Recht, internationales Privatrecht, Rechtsvergleichung, Urheberrecht; Verö.: Die Gerichtspraxis in Russland als Rechtsschöpferin 1922 (Dissertation), Das landwirtschaftliche Pachtrecht 1929, Die Rechtsstellung des Herausgebers im Urheberrecht 1936; Son.: Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Breunung u. a. Die Emigration 1 581
SCHÖNFELD, Julius, Dr. RA; Berlin; geb. Posen 18. 06. 1895; gest. Berlin Oktober 1942 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1917 Promotion, Rechtsanwalt Berlin, Verwaltungsdirektor jüdisches Krankenhaus Berlin; Verö.: Der Anteil des Kaisers an der Reichsgesetzgebung 1917 (Dissertation); Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 236
SCHÜCKING, Walther (Max Adrian), Prof. Dr.; geb. Münster/Westfalen 06. 01. 1875; gest. Den Haag 25./26. 08. 1935; WG.: aus jüdischer Familie, Großvater Schriftsteller (Levin Schücking), Vater Landgerichtsrat (Kreisrichter), Burgsteinfurt, im ersten Weltkrieg Umzug nach Münster, Gymnasium Paulinum, 1894 Abitur (ausgezeichneter Erfolg), Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Bonn, Berlin, 1896 Göttingen, 11. 08. 1897 Promotion Univ. Göttingen (Ludwig von Bar, maxime laudabiliter), 28. 10. 1899 Habilitation Univ. Göttingen, 01. 10. 1900 (gegen den Willen der Fakultät) ao. Prof. Univ. Breslau (jüngster außerplanmäßiger Professor Preußens), 1902 ao. Prof. Univ. Marburg, 1903 o. Prof. Univ. Marburg, 1919 Hauptbevollmächtigter Friedensverhandlungen Versailles, 1919-1928 Nationalversammlungsmitglied, Reichstagsabgeordneter (Deutsche Demokratische Partei), 1921 Prof. Handelshochschule Berlin (Nachfolge Hugo Preuß), 01. 04. 1921 Entlassung, Oktober 1926 Prof. Univ. Kiel, 1930 erster deutscher Richter internationaler Gerichtshof Den Haag, Herbst 1932 Verlegung des Wohnsitzes nach Den Haag, bereits vor dem 31. 01. 1933 gewalttätige Aktionen nationalsozialistischer Anhänger gegen Schücking, April 1933 Beurlaubung (aus politischen Gründen), November 1933 Entlassung, Richteramt im Den Haag gegen den Willen der Regierung des Deutschen Reiches bis zum Tode beibehalten; F.: Völkerrecht, weiter Staatsrecht, deutsche Rechtsgeschichte; Verö.: Der Regierungsantritt 1899 (Habilitationsschrift), Neue Ziele der staatlichen Entwicklung 1913; Son.: katholisch, Kürschner 1926, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Leiter Untersuchungsausschuss zur Klärung der Kriegsschuldfrage, Catalogus professorum academiae Marburgensis I 1927, 141, Catalogus professorum academiae Marburgensis II 1979, 137f., Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954 4. A. 1956, 42, Catalogus professorum Gottingensium 1962, 69, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 58, 394, Breunung u. a. Die Emigration 1 581
SCHULMAN, Gerda, Dr.; geb. Wien 16. 09. 1915; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Lang, Vater Kaufmann, 1933 Matura, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1938 Promotion Univ. Wien, Emigration Niederlande, Vereinigte Staaten von Amerika, 1940 Studium Sozialwissenschaft New York School for Social Work, Sozialarbeiterin; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 381
SCHULZ, Fritz Heinrich, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Bunzlau/Schlesien 16. 06. 1879; gest. Oxford 12. 11. 1957; WG.: aus einer Heimweberei betreibenden Familie, Vater zunächst Arbeiter in einer Spinnereifabrik (Concordia AG, englische Eigentümer), dann Fabrikdirektor, Mutter aus jüdischer Familie (1888 evangelisch), Ehefrau Tochter eines Rabbiners, humanistisches Gymnasium Bunzlau, 1899 Abitur, plötzlicher Tod des Vaters, Studium Rechtswissenschaft Univ. Jena, Berlin (Emil Seckel), Breslau, 1902 erste jur. Staatsprüfung (gut), 1903 Vorbereitungsdienst abgebrochen, 1904 (Rigorosum), (1905) Promotion Univ. Breslau (Paul Jörs, magna cum laude), Rundumsuche nach Habilitationsmöglichkeit, 1905 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau (Fridolin Eisele), Privatdozent, 01. 10. 1909 ao. Prof., 01. 10. 1910 o. Prof. Univ. Innsbruck (Nachfolge Ernst Hruza), 1912 Prof. Univ. Kiel (Nachfolge Ernst Rabel), 01. 10. 1916 Prof. Univ. Göttingen (Nachfolge Ernst Rabel), 1923 Prof. Univ. Bonn (Nachfolge Josef Partsch), 01. 10. 1931 Prof. Univ. Berlin (Nachfolge Theodor Kipp, 40000 RM Einkommen im Jahr, Assistent Werner Flume), 1933 Notariatsentzug, vom WS 1933/1934 an faktisches Lehrverbot, (Nachfolger Carl Emge,) 1934 Versetzung nach Frankfurt am Main, Rückversetzung nach Berlin, Frühjahr 1935 zwangsweise Emeritierung bzw. Entlassung, Ende Dezember 1935 Versetzung in den Ruhestand, 1937 Nutzungsverbot öffentlicher Bibliotheken, 11. 04. 1939 Auswanderung Holland, Mai 1939 Forschungsstipendiat Leiden, wenige Monate später England, September 1939 Univ. Oxford (Forschungsstipendiat Balliol College), 25. 11. 1941 Ausbürgerung, 1947 Staatsbürgerschaft Großbritannien, 1948 Tutor, Rückkehr nach Deutschland nur zu Lehraufträgen; F.: bürgerliches Recht, römisches Recht, weiter Rechtsgeschichte,; Verö.: Die actiones in id quod pervenit und in quantum locupletior factus est - Studie zur Entwicklung des Bereicherungsbegriffes 1905 (Dissertation), Klagen-Cession im Interesse des Cessionars oder des Cedenten im klassischen römischen Recht (Habilitationsschrift in ZRG RA 27) 1906, Rückgriff und Weitgriff - Studien zur gesetzlichen und notwendigen Zession 1907, System der Rechte (in) Archiv für civilistische Praxis 105 (1909), Einführung in das Studium der Digesten 1916, Prinzipien des römischen Rechts 1934, History of Roman legal science 1946, Classical Roman law 1951 Neudruck 1992; Son.: evangelisch getauft, 95 Veröffentlichungen, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1954, Habilitanden Werner Flume, Gerhard Husserl, Hans Niedermeyer, 1949 Dr. h. c. Univ. Frankfurt am Main, 1951 Hon.-Prof. Univ. Bonn, Festschrift Fritz Schulz hg. v. Niedermeyer Hans/Flume Werner 1951, Würdigung NJW 1958 134 (Mann), Kleinheyer/Schröder, DBE, Volbehr/Weyl Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954 4. A. 1956, 39, Catalogus professorum Gottingensium 1962, 53, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 105 (Ernst Wolfgang), Schermaier Martin Fritz Schulz (in) Festschrift 200 Jahre juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin 2010 683, Breunung u. a. Die Emigration 1 432
SCHWARZ, Andreas Bertalan, Prof. Dr.; geb. Budapest/Ungarn 17. 02. 1886; gest. Freiburg im Breisgau 11. 09. 1953 (unheilbare Blutkrankheit); WG.: jüdische Familie, Vater Sanitätsrat für Nervenheilkunde (Dr. Arthur Schwarz), Onkel Gusztáv Szászy-Schwarz (1858-1920, Schüler Rudolf von Iherings), Studium Rechtswissenschaft Univ. Budapest (Béni Grosschmid), Vorlesungsbesuch Univ. Bonn (Ernst Zitelmann), 1907 Promotion, 1908 Studienabschluss Budapest, Tätigkeit bei Ludwig Mitteis in Leipzig, 1912 Habilitation Univ. Leipzig (Ludwig Mitteis), Kriegsdienst, 1920 nichtplanmäßiger ao. Prof. (deutsche Staatsangehörigkeit) Univ. Leipzig, 1922 planmäßiger ao. Prof. Univ. Leipzig, 1926 o. Prof. Univ. Zürich (Nachfolge Andreas von Tuhr), 01. 04. 1930 planmäßiger ao. Prof. (mit der Amtsbezeichnung und den akademischen Rechten eines o. Prof.) Prof. Univ. Freiburg im Breisgau (Nachfolge Wolfgang Kunkel), 01. 04. 1933 planmäßiger o. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 12. 04. 1933 entlassen, Ernennung zum o. Prof. vom 08. 03. 1933 am 12. 04. 1933 aufgehoben, zwangsweise Versetzung in den Ruhestand zum 01. 12. 1933 (bereits am 21. 08. 1933 verfügt), Emigration nach London, Sommer 1933 Oxford, Herbst 1934 Istanbul (juristische Fakultät seit 1927), 21. 11. 1941 staatenlos, Frühjahr 1954 Pensionierung an der Univ. Istanbul geplant; F.: römisches Recht, später bürgerliches Recht, Rechtsvergleichung, weiter Rechtsgeschichte; Verö.: Die Grundlagen des Besitzrechts und der Besitzlehre 1907 (Dissertation), Hypothek und Hypallagma 1911 (Habilitationsschrift), Die öffentliche und private Urkunde im römischen Ägypten 1920, Zur Entstehung des modernen Pandektensystems ZRG RA 42 (1921) 578-610, Das römische Recht an der Universität Zürich im ersten Jahrhundert ihres Bestehens 1938, Rechtsgeschichte und Gegenwart 1960; Son.: 72 Veröffentlichungen, katholisch, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Habilitand Franz Wieacker, Nachruf ZRG RA 84 (1954) 598 (Wieacker Franz), Bund Elmar (in) Schicksale - Jüdische Gelehrte an der Universität Freiburg in der NS-Zeit 1995 47, Breunung u. a. Die Emigration 1 460
SCHWARZ, Walter, RA Dr.; geb. Berlin 11. 02. 1906; gest. Zürich 17. 08. 1988; WG.: jüdischen Glaubens, Mommsen-Gymnasium Berlin, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin (Martin Wolff), 1933 Rechtsanwalt, Zulassung entzogen, Emigration Frankreich, Palästina, Rückkehr nach Berlin, 1938 Emigration Palästina, 1940 Rechtsanwaltsexamen, Royal Air Force Afrika, 1944 Rechtsanwalt Tel Aviv, 1950 München (Jewish Agency), 1951 Promotion Univ. Heidelberg (Eugen Ulmer), 1952-1967 Rechtsanwalt Berlin; F.: Wiedergutmachungsrecht; Verö.: Zur Abgrenzung von Rückerstattung und Entschädigung 1951 (Dissertation), Rückerstattung nach den Gesetzen der Alliierten Mächte 1974, Späte Frucht 1981, Die Wiedergutmachung 1985, 1987; Son.: Juristen im Portrait 1988, 677 (Küster Otto), Würdigung NJW 1989, 1208 (Buschborn Helmut), DBE
SCHWARZENBERGER, Georg, Prof. Dr. Dr.; geb. Heilbronn 20. 05. 1908; gest. London/Großbritannien 20. 09. 1991; WG.: jüdischer Abstammung, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, spätestens WS 1928/1929 Tübingen, 24. 11. 1930 erste jur. Staatsprüfung, 05. 12. 1930 Promotion Univ. Tübingen, Vorbereitungsdienst, Assistent Univ. Tübingen?, 1933 Flucht Schweiz, Rückkehr nach erster Verhaftungswelle, 01. 12. 1933 Entlassung aus dem Vorbereitungsdienst, 1934 Emigration London, Studium Univ. London, 1936 Promotion Univ. London, 1938 LB University College London, 1940 Internierung, 1946 Einbürgerung England, 1946 Vortragender University College London, 1962 Prof. Univ. of London, 1975 Ruhestand; F.: Völkerrecht, internationales Recht; Verö.: Das Völkerbundsmandat für Palästina 1929, Die Kreuger-Anleihen 1931, Die internationalen Banken für Zahlungsausgleich und Agrarkredite 1932, Die Verfassung der spanischen Republik 1933, League of Nations and International World Order 1936 (Dissertation), Schwarzenberger Georg/Keeton George Making International Law Work 1939, Power Politics 1941, International Law as applied by International Courts 1945ff., Schwarzenberger Georg/Keeton George Year Book of World Affairs 1946ff., Schwarzenberger Georg/Keeton George Current Legal Problems 1948ff.; Son.: 1932 Mitglied sozialdemokratische Partei, Kürschner 1954, 1961, 1966, 1970, 1955 Mitglied International Law Association, 1968 Stifter Georg Schwarzenberger Prize in International Law, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 663 (Steinle Stephanie), Breunung u. a. Die Emigration 1 581
SELIGSOHN, Arnold, RA Notar; geb. Salmolschin/Posen 13. 09. 1854; gest. Berlin Januar 1939; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Kaufmann, jüdischen Glaubens, 1871 Studium Rechtswissenschaft Univ. Leipzig, Heidelberg, Berlin, 1882 Rechtsanwalt, Notar Berlin; F.: gewerblicher Rechtsschutz, Patentrecht, Musterrecht, Markenrecht; Verö.: Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen 1926; Son.: Hg. Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht und Konkursrecht, DBE, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 228
SELLO, Arthur; geb. Posen 24. 12. 1872; gest. Berlin 06. 03. 1944; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Arzt, Studium Rechtswissenschaft, 1933 auf Antrag Ruhestand; Verö.: Deutschland und Polen - eine kritische Studie der Gegenwart für die Zukunft 1922, Die polnische Frage 1922; Son.: Frontkämpfer, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 228
SELZ, Otto, Prof. Dr.; geb. München 14. 02. 1881; gest. Konzentrationslager Auschwitz 27. 08. 1943; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Berlin, 1909 Promotion, 1912 Habilitation Univ. Bonn (Rechtswissenschaft), 1921 ao. Prof, 1923 Prof. Handelshochschule Mannheim (Philosophie, Psychologie, Pädagogik), 1933 Entlassung, 1938 Inhaftierung, 1939 Emigration Niederlande, 1943 Inhaftierung Amsterdam, Deportation Konzentrationslager Auschwitz; Verö.: Zur Psychologie des produktiven Denkens und des Irrtums 1922, Die Gesetze der produktiven und der reproduktiven Geistestätigkeit 1924; Son.: DBE
SILBERMANN, Alphons, Staatsanwalt Prof. Dr.; geb. Köln 11. 08. 1909; gest. 04. 03. 2000; WG.: Promotion, zweite Staatsprüfung, Erster Staatsanwalt a. D., Prof. Univ. Köln; F.: Soziologie, Kommunikationswissenschaft; Verö.: Of Musical Things 1949, Wovon lebt die Musik 1957, Was ist jüdischer Geist 1984, Der normale Hass auf den Fremden 1995, Die Küche im Wohnerlebnis der Deutschen 1995; Son.: Kunst Kommunikation Kultur (FS) 1989
SILBERSCHMIDT, Willi (Wilhelm), Prof. Dr. Dr.; geb. Würzburg 17. 07. 1862; gest. München 06. 03. 1939; WG.: Studium, Promotion (Dr. iur., Dr. rer. pol.), 1916 Habilitation Univ. München, 1916 Priv.-Doz. Univ. München, Staatsanwalt Aschaffenburg, Nürnberg, Landesgerichtsrat Aschaffenburg, Staatsanwalt OLG Zweibrücken, 1919 Oberlandesgerichtsrat Zweibrücken, München; F.: bürgerliches Recht, Handelsrecht, Sozialrecht, Seerecht; Verö.: Die Commenda in ihrer frühesten Entwicklung 1883, Die Entstehung des deutschen Handelsgerichts 1894, Die Regelung des pfälzischen Bergwesens 1913, Beteiligung und Teilhaberschaft 1916 (Habilitationsschrift); Son.: 1918 Hon.-Prof., Mitglied Landesversicherungsamt München, Stintzing/Landsberg Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft Abt. 3, Halbband 2 Noten 1910, 397, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 228
SILVING-RYU, Helen (Henda), Prof. Dr. Dr. LL. B.; geb. Krakau 08. 03. 1906; gest. San Diego/Vereinigte Staaten von Amerika 1993; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Silberpfennig, Vater Unternehmer, Studium Staatswissenschaft Univ. Wien (phil. Fak.), 1929 Promotion Univ. Wien (Dr. phil.) (Hans Kelsen), Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 1936 Promotion Univ. Wien (Dr. iur.), 1937 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Assistentin Univ. Harvard (Hans Kelsen), Studium Rechtswissenschaft Columbia Law School, Bachelor of Laws, 1944 Rechtsanwältin New York, Sozialarbeiterin New York Council of Jewish Women, 1954 Forschungsarbeit Univ. Harvard, 1956 Visiting Prof. Univ. Puerto Rico, Forschungs- und Lehraufenthalt Univ. Yale, 1964 und 1967-1968 Fulbright Prof. Univ. Seoul/Korea, Dozentin Univ. San Diego, Ruhestand; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 400
SIMSON, (Martin) Eduard (Sigismund) von, Präsident RG; geb. Königsberg/Preußen 10. 10. 1810; gest. Berlin 02. 05. 1899; WG.: jüdische Familie, Vater Kaufmann, 1823 protestantisch getauft, Studium Rechtswissenschaft Univ. Königsberg, 1828 Promotion mit venia legendi, 1831 Privatdozent Univ. Königsberg, 1833 ao. Prof., 1834 Richter Tribunalsgericht Königsberg, 1836 o. Prof., 1848 Präsident Paulskirchenparlament (rechtes Zentrum/Casino), Präsident Abgeordnetenhaus Preußen, April 1849 Leiter der Abordnung zwecks Angebots der Kaiserkrone an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, 1850 Präsident Erfurter Unionsreichstag, Präsident deutsches Zollparlament, 1860 Vizepräsident Appellationsgericht Frankfurt an der Oder, 1867 Präsident Reichstag Norddeutscher Bund, 1869 Präsident Appellationsgericht Frankfurt an der Oder (1877 aufgelöst), 1870 Überbringer der Bitte des Reichstags an Wilhelm I. von Preußen um Annahme der Kaiserkrone des deutschen Reichs, Präsident des Reichstags (bis 1873), 1879 Präsident RG Leipzig, 1888 Nobilitierung, 1891 a. D.; F.: römisches Recht, weiter Rechtsgeschichte, preußisches Recht; Verö.: Quaestionum ex jure Prussorum civili specimen 1840, Quaestionum ex jure Prussorum specimen alterum 1841; Son.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 444, Meinhardt G. Eduard von Simson 1981, Simson B. v. Eduard von Simson 1900, Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938, 225, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 101 (Pfeiffer Gerd), DBE, IBI 2, 1005a, Eduard von Simson (1810-1899) hg. v. Kern Bernd-Rüdiger/Schroeder Klaus-Peter 2001, Würdigung NJW 1999 2489 (Mücklich Sven)
SINAUER, Erica (Erika), Dr.; geb. Freiburg im Breisgau 15. 06. 1898; gest. 08. 03. 1945 Todeszeitpunkt einer Todeserklärung vom 20. 03. 1952; WG.: jüdische Familie, Vater Rechtsanwalt (Dr. h. c. Univ. Freiburg im Breisgau), Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt, 1928 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Claudius Freiherr von Schwerin) (summa cum laude), 1930 Fortführung der väterlichen Rechtsanwaltskanzlei, wiss. Ass. Univ. Freiburg im Breisgau (Claudius Freiherr von Schwerin), Ausschluss aus Rechtsanwaltschaft, 20. 10. 1940 Pyrenäenlager Gurs, 02. 09. 1942 Auschwitz; F.: Rechtsgeschichte; Verö.: Der Schlüssel des sächsischen Landrechts 1928 (Dissertation), Studien zur Entstehung der Sachsenspiegelglosse Neues Archiv 50 (1935) 475; Son.: Nachruf ZRG GA 73 (1956) 557 (Bader Karl Siegfried), Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 408
SINZHEIMER, Hugo Daniel, RA Prof. Dr.; geb. Worms 12. 04. 1875; gest. Bloemendal-Overveen/Holland 16. 09. 1945; WG.: jüdische Familie, Vater Kleiderfabrikant (Textilfabrikant) in Worms (1897 Privatier in Frankfurt am Main), Rudi-Stephan-Gymnasium Worms, 1893 Abitur, 1894 kaufmännische Lehre (nicht abgeschlossen), SS 1894 Studium Rechtswissenschaft, Nationalökonomie (Volkswirtschaft) Univ. München (Lujo Brentano), 1895 Freiburg im Breisgau, 1896 Berlin (Otto von Gierke), 1897 Marburg, spätestens 1900 erste jur. Staatsprüfung, (in Unterbrechung der praktischen Ausbildung) 1900 Studium des Arbeitsrechts Univ. Halle an der Saale, 21. 05. 1898 (oder 1901) Promotion Univ. Heidelberg, spätestens 1903 zweite jur. Staatsprüfung, 1903 Rechtsanwalt (vor allem Strafverteidiger), Notar Frankfurt am Main, 1914 Doz. Abendschule für Werktätige, Mitherausgeber der Zeitschrift Arbeitsrecht, 1916 Stadtverordneter, 1918 Polizeipräsident Frankfurt am Main, 1919 Nationalversammlungsmitglied, 1920 (unvergütet bis 1930) o. Hon.-Prof. Univ. Frankfurt am Main, Antrittsvorlesung von Studenten gestört, 23. 03. 1933 Verhaftung (Schutzhaft), Ende März 1933 Freilassung, über das Saargebiet Emigration Niederlande, 13. 04. 1933 Beurlaubung von Honorarprofessur, 1933 Entlassung als Notar, 11. 09. 1933/29. 09. 1933 Entzug der Lehrbefugnis, Februar 1934 ao. Prof. Univ. Amsterdam, 1935 Prof. Univ. Leiden, 12. 04. 1937/14. 04. 1937 Ausbürgerung, 25. 05. 1937 Aberkennung des Doktorgrads, Mai 1940 Gestapo-Haft, nach zwei Monaten Freilassung, November 1940 Schließung der Univ. Leiden, August 1942 Verhaftung in Amsterdam und Verbringung in das Deutsche Reich, nach zwei Monaten Freilassung, Untergrund; F.: Arbeitsrecht; Rechtssoziologie; Verö.: Lohn und Aufrechnung 1901 (Dissertation), Der korporative Arbeitsnormenvertrag Bd. 1f. 1907f., 2. A. 1977, Ein Arbeitstarifgesetz 1916, 2. A. 1977, Grundzüge des Arbeitsrechts 1921, 2. A. 1927, Die Aufgabe der Rechtssoziologie 1935, Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft 1938, 2. A. 1953 (posthum), Theorie der Gesetzgebung 1948, Arbeitsrecht und Rechtssoziologie Bd. 1f. 1976; Son.: eigentlich Hans Daniel Sinzheimer, 1914 SPD, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Assistenten Otto Kahn-Freund, Richard Mainzer, Hans Joachim Morgenthau, Franz Leopold Neumann, Doktoranden Ernst Fraenkel, Otto Kahn-Freund, Richard Mainzer, Karl (Carlo) Schmid, Schüler auch Wolfgang Abendroth, Franz Mestitz, 245 Veröffentlichungen, Albrecht K. Hugo Sinzheimer in der Weimarer Nationalversammlung (Diss. jur. Frankfurt am Main 1970), Sinzheimer H. Jüdische Klassiker der Rechtswissenschaft 1953, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 444, Hugo Sinzheimer (Festschrift) 1977, Hugo Sinzheimer, in: Streitbare Juristen 1988, 282 (Erd Rainer), Hugo Sinzheimer, in: Juristen an der Univ. Frankfurt am Main 1989, 67 (Benöhr H.), Knorre S. Soziale Selbstbestimmung 1991, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 615 (Benöhr Hans-Peter), Kubo K. Hugo Sinzheimer 1995, Kleinheyer/Schröder, DBE, Würdigung RdA 2001, 104 (Zachert Ulrich), Blanke Sandro Soziales Recht oder kollektive Privatautonomie? 2005, Breunung u. a. Die Emigration 1 482
SOLMSSEN (SALOMONSOHN), Georg Adolf, Dr.; geb. Berlin 07. 08. 1869; gest. Lugano 10/11. 01. 1957; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Straßburg, Freiburg im Breisgau, Leipzig, Berlin, Promotion, Gerichtsassessor, 1901 Mitarbeiter väterliche Disconto-Gesellschaft Berlin, 1904 Direktor, 1911 Teilhaber (1929 Fusion mit Deutscher Bank), 1929 Vorstandsmitglied Deutsche Bank, 1930 Mitgründer Centralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes Berlin, Mitgründer konservative Volkspartei, 1934 Emigration in die Schweiz, Landwirt, Schriftsteller; Verö.: Beiträge zur deutschen Politik und Wirtschaft 1900-1933 Bd. 1f. 1934, 2. A. 1935; Son.: DBE
SONNENFELS, Josef von, Prof.; geb. Nikolsburg/Mähren 1732; gest. Wien 25. 04. 1817; WG.: jüdische Familie, Großvater Rabbiner Berlin (Michel Chosid), Vater (Lipman Perlin), Piaristenkolleg Nikolsburg, Wien, 1749-1754 Unteroffizier Hoch- und Deutschmeisterregiment, 1754 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien (Martini), 1758 Adjunkt Niederösterreich, 1761 Rechnungsführer Arcièrengarde, 1763 o. Prof. Univ. Wien, Theaterkritiker, 1766-1784 Prof. Theresianum, 1773 Regierungsrat Niederösterreich, savoyische Ritterakademie, 1779 Hofrat Hofkanzlei, Staatsstilist (Joseph II., Leopold II., Franz II.), 1804 Nobilitierung; F.: Polizeiwissenschaft, Kameralwissenschaft; Verö.: Die Todesstrafen sind dem Zwecke des Staates entgegen 1764, Grundsätze der Polizey Handlung und Finanz 1765ff. (neu hg. v. Ogris Werner 2003), Über die Abschaffung der Tortur 1775, 2. A. 1782, Versuch über die Grundsätze des Stils in Privat- und öffentlichen Geschäften Bd. 1f. 1781, Über den Geschäftsstil 1784, 2. A. 1785, 4. A. 1820, Anhange zu dem Werke von Sonnenfels über den Geschäftsstil 1787, Über die Aufgabe - Was ist Wucher? 1789, Zwei Abhandlungen über Wucher und Wuchergesetze 1789, Über die Stimmenmehrheit bei Kriminalurteilen 1801, 2. A. 1809, Bemerkungen über die für die Hauptstadt Wien und den Umkreis derselben erlassene neue Gesindeordnung 1810; Son.: Geburtsjahr ungewiss 1732-1734, Hg. v. Theresie und Eleonore, Simonson F. Josef von Sonnenfels und seine Grundsätze der Polizei 1885, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 445, Kann Robert Kanzel und Katheder 1962, Osterloh K.-H. Joseph von Sonnenfels und die österreichische Reformbewegung 1970, Lindner D. Der Mann ohne Vorurteil 1983, Kleinheyer/Schröder Deutsche Juristen aus fünf Jahrhunderten 1983, 250ff., Joseph von Sonnenfels hg. v. Reinalter H. 1988, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 245, DBE, Persönlichkeiten der Verwaltung hg. v. Jeserich Kurt/Neuhaus Helmut 1991
SPIEGEL, Jonas, Advokat Dr.; geb. um 1844; WG.: aus jüdischer Familie aus Kolin, Studium Rechtswissenschaft Univ. Graz, 01. 04. 1853 Promotion, Advokat in Reichenau in Mähren
SPIEGEL, Ludwig, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Reichenau in Böhmen 31. 03. 1864; gest. Marienbad 14. 08 1926 (nach kurzer Krankheit); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Jurist (Jonas Spiegel), 1874 deutsches Obergymnasium in Prag, Matura mit ausgezeichnetem Erfolg, 1882 Studium Rechtswissenschaft an der eben eröffneten deutschen Univ. Prag, ausgezeichneter Erfolg, 02. 07. 1887 Promotion, Tätigkeit bei Finanzprokuratur, 1893 Habilitation, 1894 Doz. Univ. Prag, 1905 ao. Prof., 1911 o. Prof., 1920 Senator, 1923 Organisator des deutschen Juristentags, 1926 zum Rektor gewählt, bürgerlich demokratisch, antiabsolutistisch; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht; Verö.: Die kaiserlichen Verordnungen mit provisorischer Gesetzeskraft 1893 (Teilgrundlage der Habilitation), Die Verwaltungsrechtswissenschaft 1909, Gesetz und Recht 1913, Das tschechoslowakische Staatsproblem 1922; Son.: Prager Juristische Zeitschrift (Festschrift) 1924, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kosel, DBA 1202,75, DBI 4, 1941b, IBI 2, 1024a, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 297
STADTHAGEN, Arthur; geb. Berlin 23. 05. 1857; gest. Berlin 04. 12. 1917 (an Folgen einer Nierenentzündung und Bauchfellentzündung); WG.: aus jüdischer Familie, Vater Orientalist und Sprachlehrer (Dr. David Stadthagen), 1865 Friedrichs-Gymnasium Berlin, 1876 Abitur, Militärdienst, 1876 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1879 erste jur. Staatsprüfung, 1884 zweite jur. Stadtspürung, Rechtsanwalt Berlin, 1889-1917 Stadtverordneter Berlin (SPD), 1890-1917 Reichstagsabgeordneter, 1892 Berufsverbot wegen einer öffentlich geäußerten Krtitik an Rechtsanwaltskollegen, 1893 Schriftsteller (u. a. Vorwärts), Rechtsberater, 1905 Redakteur Vorwärts, 1906 Lehre an der Parteischule der SPD in Berlin, 1916 wegen Haltung zum ersten Weltkrieg bei Vorwärts entlassen, 1916 aus SPD ausgeschlossen, 1917 an Gründung von USPD beteiligt; Verö.: Das Arbeiterrecht 1895, 2. A. 1896, 3. A. 1900, 4. A. 1904, Führer durch das bürgerliche Recht 1900; Son.: 1884 oder 1887 SPD, 13. 05. 1910 aus Judentum ausgetreten, DBE, Die Beratung des BGB 1978, 123f., Czitrich-Stahl Holger Arthur Stadthagen 2012 (Schriftenverzeichnis S. 666ff.), persönliche Freundschaft mit Rosa Luxemburg
STAHL, Friedrich Julius, Prof. Dr.; geb. München 16. 01. 1802; gest. Bad Brückenau 10. 08. 1861; WG.: aus jüdischer Familie, 1819 Konversion vom Judentum zum Protestantismus, Namensänderung, 1819 Studium Rechtswissenschaft Univ. Würzburg, Heidelberg, Erlangen, 1824 Relegation wegen Burschenschaftsmitgliedschaft, 1826 Promotion, 1827 Habilitation, Privatdozent Univ. München, 1832 ao. Prof. Univ. Erlangen, o. Prof. Univ. Würzburg, 1834 Prof. Univ. Erlangen, 1836 Landtagsabgeordneter Bayern, 1840 Prof. Univ. Berlin, 1849 Landtagsabgeordneter Preußen (hochkonservative Partei), 1850 Mitglied Erfurter Parlament, 1852 Rektor, Mitglied Oberkirchenrat Preußen, 1854 Herrenhausmitglied Preußen; F.: Rechtsphilosophie, Staatslehre; Verö.: Über das ältere römische Klagerecht 1827 (Dissertation), Die Philosophie des Rechts Bd. 1f. 1830ff., 2. A. 1847, 3. A. 1854, 4. A. 1870, Neudruck 1963, Die Kirchenverfassung nach Lehre und Recht der Protestanten 1840, 2. A. 1862, De matrimonio ob errorem rescindendo 1841, Das monarchische Prinzip 1845, Rechtsgutachten über die Beschwerden wegen Verletzung verfassungsmäßiger Rechte der Protestanten 1846, Der christliche Staat und sein Verhältnis zu Deismus und Judentum 1847, Fundamente einer christlichen Philosophie 1847, Rechtswissenschaft oder Volksbewußtsein 1848, Die Revolution und die konstitutionelle Monarchie 1848, 2. A. 1849, Ausführungen über das Ehescheidungsgesetz 1855, Die lutherische Kirche und die Union 1859, Die gegenwärtigen Parteien in Staat und Kirche 1863, 2. A. 1868; Son.: Name ursprünglich Julius Jolson, Risch Zur Geschichte der Juristen-Fakultät an der Universität Würzburg 1873, 65, Drucker P. Friedrich Julius Stahl - konservative Staatslehre 1933, Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft 1938, 9, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 446, Heinrich H. Menschenbild und Recht bei Friedrich Julius Stahl (Dissertation Innsbruck 1971), Voigt O. Werdegang und Wirksamkeit Friedrich Julius Stahls in Bayern bis zu seiner Berufung nach Berlin 1840, Wiegand H.-J. Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls 1980, Wiegand C. Über Friedrich Julius Stahl 1981, Kleinheyer/Schröder Deutsche Juristen aus fünf Jahrhunderten 1983, 255ff., Bosls bayerische Biographie – 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, Karl, 1983, 743, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 149, 152ff., Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 59 (Link Christoph), Müller J. Die Staatslehre Friedrich Julius Stahls 1999, DBE, IBI 2, 1027a, ADB 35, 392ff.
STAUB, Samuel (ab etwa 1882 Hermann), RA Dr.; geb. Nikolai/Oberschlesien 21. 03. 1856; gest. Berlin 02. 09. 1904; WG.: jüdischer Herkunft, Vater Kaufmann (bescheidene soziale Verhältnisse), 1874 Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau (Gierke), Leipzig, 1876 Berlin (Goldschmidt, Gneist, Berner), Breslau, 1877 erste jur. Staatsprüfung, 1880 Promotion Univ. Leipzig, 1882 zweite jur. Staatsprüfung (gut), Rechtsanwalt Berlin, 1898 Justizrat, 1900 Notar, Gutachter zur Börsengesetzreform, lehnt Professur in Berlin ab, weil er sich dafür taufen hätte lassen müssen; F.: Handelsrecht; Verö.: Handelsgesetzbuch (Kommentar) 1891ff. (von Verleger J. J. Heine gesucht und von Rechtsanwalt Moritz Levy dafür empfohlen), 2. A. 1894, 3./4.A. 1896, 5. A. 1897, 6./7. A. 1900 (13000 Exemplare), 8. A. 1906, 9. A. 1912, 10./11. A. 1921, 12./13. A. 1926f., 14. A. 1933 (4000 Exemplare), (Handelsgesetzbuch hg. v. Mitgliedern des Reichsgerichts 1940, 2. A. 1950ff., 3. A. 1967, 4. A. 1982ff.), Wechselordnung (Kommentar) 1893, 2. A. 1895, 3. A. 1899, 4. A. 1901, (14. A. 1952 [Stranz]), Die positiven Vertragsverletzungen 1902 (in Festschrift für den 26. deutschen Juristentag 1902), Gesetz über die Gesellschaft mitbeschränkter Haftung 1903 (fortgeführt von Hachenburg Max 8. A. 1992); Son.: 1896 Mitgründer Deutsche Juristenzeitung, Bilger H. Zur Staubschen Lehre vom Scheinkaufmann 1934, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 447, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 385 (Heinrichs Helmut), DBE, IBI 2, 1029b, Würdigung NJW 2004, Heft 36, XVI, Anwalt - Kommentator - Entdecker (Festschrift) hg. v. Henne Thomas/Schröder Rainer/Thiessen Jan 2006
STEIN, Eric, Prof. Dr.; geb. Holice in Böhmen 08. 07. 1913; gest. Ann Arbor 28. 07. 2011; WG.: Vater jüdischer Schuhfabrikant, Studium Rechtswissenschaft Univ. Prag, 1938 Promotion, 1940 über Italien in die Vereinigten Staaten von Amerika, Eltern in Auschwitz umgekommen, Studium Rechtswissenschaft Univ. of Michigan Law School, Militärdienst in Europa, 1946 (unter Dean Rusk) Abteilung Vereinte Nationen des Außenministeriums der Vereinigten Staten von Amerika, 1956 Prof. Univ. Ann Arbor; F.: Völkerrecht, Europarecht; Verö.: Harmonization of European company laws 1971, European community law and institutions in perspective 1985, Thoughts from a bridge 2000; Son.: weltweit erste Vorlesungen über Integration in Europa, Festschrift 1984, The art of governance 1987 (Festschrift), Würdigung FAZ 04. 08. 2011 (Kemmerer Alexandra)
STEIN, Friedrich, Prof. Dr.; geb. Breslau 27. 01. 1859; gest. Leipzig 12. 07. 1923; WG.: jüdische Herkunft, Studium Rechtswissenschaft Univ. Breslau, Berlin, Tübingen, Leipzig, 1882 Promotion, 1887 Habilitation Univ. Leipzig, Priv.-Doz., 1890 ao. Prof. Univ. Leipzig, 1896 o. Prof. Univ. Halle, 1908 o. Prof. Univ. Leipzig; F.: Zivilprozessrecht; Verö.: Zur Lehre vom forum contractus 1882 (Dissertation), Der Urkunden- und Wechselprozess 1889, Aktenstücke zur Einführung in das Prozessrecht Bd. 1f. 1890 (mit Schmidt R.), 2. A. 1897ff., 4. A. 1899, 5. A. 1903ff., 6. A. 1907, 7. A. 1910, 8. A. 1918, 9. A. 1922, Stein Friedrich/Jonas Martin Kommentar zur Zivilprozessordnung (begr. v. Gaupp Ludwig) 1898 (von 4.-11. A.) 1913, Die akademische Gerichtsbarkeit in Deutschland 1891, Das private Wissen des Richters 1893, Grundriss des Zivilprozessrechts 1920, 2. A. 1924, 3. A. 1928; Son.: Todesort entweder Leipzig oder Halle an der Saale, DBE, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 447, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft 1993 (Landau Peter)
STEIN, Nathan, Prof. Dr.; geb. Worms 01. 10. 1881; gest. New York 23. 06. 1966; WG.: jüdische Familie, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Berlin, Gießen, 1903 Promotion, Rechtsanwalt, 1906 Teilhaber Bankhaus Straus & Co. Karlsruhe, 1920 LB, 1925 Prof. TH Karlsruhe (Nationalökonomie), Finanzgerichtsmitglied, 1937 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika; Son.: 1917 Mitbegründer Zentral-Wohlfahrtsstelle deutsche Juden Berlin, 1922-1937 Präsident Oberrat der Israeliten Baden, 1933-1937 Beirat Reichsvertretung der deutschen Juden, 1946-1952 Präsident American Federation of Jews from Central Europe, DBE
STEINIGER, Peter Alfons, Prof. Dr.; geb. Berlin 04. 12. 1904; gest. Berlin 27. 05. 1980; WG.: aus jüdischer Familie aus Böhmen, Vater Kaufmann (Handelsvertreter, im ersten Weltkrieg Invalide), Gymnasium (mit Stipendien), 1918 Staatsbürger der Tschechoslowakei, Studium Rechtswissenschaft, Philosophie, Volkswirtschaftslehre Univ. Berlin, Marburg, (seit 1923 Autor der Weltbühne, anfangs gemäßigt liberal, prorepublikanisch, kommunismuskritisch, ab 1925 sozialistisch-aktivistisch), 1925 Bonn (Carl Schmitt), 1926 Promotionsversuch (Fragen der Provinzialreform in Preußen) (sehr gut beurteilt von Albert Hensel, 1921 von Erich Kaufmann als Fakultätsassistent nach Bonn geholt), abgelehnt von Erich Kaufmann (sehr konservativ) und Carl Schmitt (mit Erich Kaufmann befreundet), (nach Themaabänderung) 1928 Promotion (Albert Hensel) (rite, von Carl Schmitt gebilligt), 1931 Staatsbürgerschaft des Deutschen Reiches, danach erste jur. Staatsprüfung, Justizdienst (Referendariat) Kammergericht Berlin, 1933 Beurlaubung, danach Entlassung (Grund unbekannt), 24. 06. 1933 Austritt aus jüdischer Gemeinde, Mischling ersten Grades, Repetitor (vielleicht bis 1936), 1935 ausgebürgert, Privatlehrer, Schriftsteller (Peter A. Steinhoff), erfolgloser Aufnahmeantrag bei Reichsschrifttumskammer unter Beifügung eines Lebenslaufs, Emigration Tschechoslowakei, 1936 tschechoslowakische Staatsbürgerschaft, 1938 staatenlos, 1939 Anstellung im jüdischen Bankhaus A. E. Wassermann in Berlin, später Bankhaus von Heinz, Tecklenburg und Co., 1944 Flucht nach Krummhübel/Schlesien, bis zum Mai 1945 mit seiner Familie in einem Versteck, 1945 Bürgermeister Krummhübel, im Sommer 1946 auf Vorschlag von Hans Peters Antrag auf Lehrauftrag für öffentliches Recht in Berlin an Dekan Kohlrausch, Lehrauftrag erteilt, Assistent bei Hans Peters, Mitte 1947 in Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung, Schlüsselfigur im Berufungsgeschehen der Fakultät, 22. 10. 1947 Habilitation, 26. 11. 1947 Prof. mit vollem Lehrauftrag, 1947-1952 Verwaltungsakademiepräsident Forst-Zinna, 20. 10. 1948 o. Prof. für öffentliches Recht, arbeitet mit Karl Polak Verfassung der DDR aus, 04. 11. 1950 nach Angriffen (auch durch Karl Polak) wegen seines Aufnahmeantrags in die Reichsschrifttumskammer Rücktritt als Präsident der deutschen Verwaltungsakademie, 01. 10. 1952 Dekan, 01. 09. 1970 emeritiert; F.: Völkerrecht; Verö.: Die politische Funktion der Selbstverwaltungsbegriffe von Gneist und Preuß 1920 (Dissertation), Heinrich der Löwe 1936 (Roman unter Pseudonym Peter A. Steinhoff) Neudruck 1946, Der Schatten Gottes 1937 (Roman), Das Blocksystem - Beitrag zur einer demokratischen Verfassungslehre 1949 (Habilitationsschrift), Der Nürnberger Prozess 1957, Oktoberrevolution und Völkerrecht 1967; Son.: 1945 KPD, 1946 SED, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Kürschner 1970, 1950-1974 Mitglied Weltfriedensrat, 1955 Präsident Liga für die Vereinten Nationen DDR, 1965-1980 Vizepräsident Gesellschaft für Völkerrecht DDR, Würdigung Neue Justiz 1974, 698 (Oeser Edith), Nachruf Neue Justiz 1980, 295 (Graefrath Bernhard), DBE, Kleibert Kristin Die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin 2010 70 teils als unangenehm und scharfmacherisch, teils als linientreu aber fair beschrieben, witzig, hochintelligent, Gallus Alexander Metamorphosen des Intellektuellen (in) Die DDR hg. v. Brunner Detlev u.a. 2011 187 (Im Zeitalter der Extreme hat die insbesondere von Intellektuellen selbst gerne vorgetragene Idee geistiger Autonomie massiv an Glaubwürdigkeit verloren, vom autonomen Linksintellektuellen zum heteronomen Parteiintellektuellen, gilt teilweise als Kronjurist der SED)
STERNBERG, Theodor (Hermann), Justizminister Prof. Dr.; geb. Berlin 05. 01. 1878; gest. Tokio 18. 04. 1950; WG.: Vorfahren gehörten enweder der jüdischen oder der evangelichen Religion an, Vater Kaufmann, Mutter Amerikanerin, 1896 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Heidelberg, Berlin, 1899 Promotion Univ. Berlin (Josef Kohler), 1901-1903 Referendar Preußen, in Gesprächskreis um Franz von Liszt (Mitbegründer der freien Rechtsschule), 1905 Habilitation Univ. Lausanne, 1908 ao. Prof. Handelshochschule Lausanne, Doz. Humboldt-Akademie Berlin, 1913 o. Prof. Univ. Tokio, 1918 Prof. Privatuniversität Tokio, 1922-1925 Justizminister Japan; F.: Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie; Verö.: Die Begnadigung bei den Naturrechtslehrern 1899 (Dissertation), Allgemeine Rechtslehre 1904, Einführung in die Rechtswissenschaft 2. A. 1912, 3. A. 1922, Das Verbrechen in Kultur und Seelenleben der Menschheit 1911; Son.: DBE, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Bartels-Ishikawa A. Theodor Sternberg ZRG GA 114 (1997) 398
STEWART, Anna, RAin; geb. Sonneberg 29. 12. 1896; gest. Bristol/England 13. 01. 1969; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Selo, Studium Rechtswissenschaft Univ. München, 1922 erste jur. Staatsprüfung, 1925 zweite jur. Staatsprüfung, 1926 Rechtsanwältin München, 1933 Emigration England, Deutschlehrerin; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 420
STIER-SOMLO, Fritz, Prof. Dr.; geb. Berlin 21. 05. 1873; gest. Köln 10. 03. 1932; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Rabbiner in Ungarn, Studium Rechtswissenschaft, Philosophie, Literaturgeschichte, Volkswirtschaft Univ. Berlin, protestantisch getauft, 1896 Promotion (Dr. iur.), 1901 Habilitation Univ. Bonn, 1904 Titular-Prof., 1910 Gründer Akademie für kommunale Verwaltung Düsseldorf, 1912 Direktor (und o. Prof.) Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung Köln, 1919 o. Prof. Univ. Köln, 1925 Rektor; F.: Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Völkerrecht; Verö.: Handbuch des Völkerrechts Bd. 1ff. 1912ff., Handwörterbuch der Rechtswissenschaft 7 Bände 1926ff.; Son.: 1911 LB Univ. Bonn, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1940/1941, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Kürschner 1970, DBE, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 415, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 132
STRANZ, Josef, RA; geb. 1855; gest. 1920; WG.: jüdische Herkunft, Rechtsanwalt; F.: Wechselrecht; Son.: Fortführung von Werken Staubs
STRANZ, Moritz, RA Dr.; geb. 08. 10. 1867; gest. 1931; WG.: jüdischer Herkunft, Studium Rechtswissenschaft, Promotion, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, Rechtsanwalt am Kammergericht, Justizrat, Notar; F.: Handelsrecht, Wechselrecht; Verö.: Die Wechselordnung 1923; Son.: Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Fortführung des Kommentars zum Wechselrecht von Staub in 5. Auflage
STRAUß, Walter, Staatssekretär Dr.; geb. Berlin 15. 06. 1900; gest. Unterwössen/Oberbayern 01. 01. 1976; WG.: jüdische Familie, Vater Hermann Strauß, Klassenkamerad von Gerhard Leibholz, Studium Rechtswissenschaft, Geschichte, Volkswirtschaft Univ. Freiburg im Breisgau, Heidelberg, München, Berlin, 1924 Promotion Univ. Heidelberg, wiss. Hilfsarbeiter Industrie- und Handelskammer Berlin, 1928 Hilfsreferent Reichswirtschaftsministerium, 1934 Zwangspensionierung, Wirtschaftsberater, 1939 evangelisch, 1943 Rüstungsarbeiter, 1945 Lazarettleiter, Gründungsmitglied CDU Berlin, 1946 Staatssekretär Staatskanzlei Hessen, 1947 stv. Wirtschaftsdirektor vereinigtes Wirtschaftsgebiet, 1948 Rechtsamtsleiter Bizonenverwaltung, Mitglied parlamentarischer Rat, 1950 Staatssekretär Bundesjustizministerium, 1963-1970 Richter Gerichtshof europäische Gemeinschaft Luxemburg; Verö.: (Sobernheim Otto) Handelskammern und Handelsregister in der Rechtsprechung seit dem Jahre 1900, 2. A. 1926; Son.: DBE, Friedemann Utz Preuße Protestant Pragmatiker 2003 (Biographie)
STRUPP, Carl (Karl), Prof. Dr.; geb. Gotha/Thüringen 30. 03. 1886; gest. Chatoux bei Paris 28. 02. 1940 (Embolie); WG.: jüdische Familie, Vater Geschäftsmann bzw. Bankier (Bankhaus in Meiningen) 1890 Kommerzienrat), Lessing-Gymnasium Frankfurt am Main, März 1905 Abitur, Ostern 1905 Studium Rechtswissenschaft, Geschichte Univ. Heidelberg (Georg Jellinek), 1908 Marburg, 17. 07. 1909 erste jur. Staatsprüfung (gut), 04. 02. 1910 Promotion Univ. Heidelberg (Karl August Heinsheimer, insigni cum laude), trotz Referendardiensts zweite jur. Staatsprüfung nicht abgelegt, Privatgelehrter, 1914 bei Musterung untauglich, 1915 freiwillig Kriegsdienst (Presseabteilung des stellvertretenden Generalkommandos des 18. Armeekorps in Frankfurt am Main), 1920 Habilitationsschrift von Berthold Freudenthal abgelehnt, SS 1920 LB für Völkerrecht Univ. Frankfurt am Main, Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse wegen Inflation, 1923 Habilitation Univ. Frankfurt am Main (ohne neue Habilitationsschrift), Privatdozent, 1925 LB Académie de Droit International Den Haag, 11. 08. 1926 nichtbeamt. ao. Prof., 17. 05. 1932 o. Prof. Univ. Frankfurt am Main, Ende April 1933 zwangsweise Beurlaubung, 01. 11. 1933 Versetzung in den Ruhestand, Zwangspensionierung, Emigration in die Türkei, 09. 12. 1933 Prof. Univ. Istanbul, Berater Außenministerium Dänemark, Herzleiden, 1934 Beurlaubung, im Spätherbst 1935 Deutsches Reich, Sommer 1937 Dänemark, wiss. MA., Sommer 1938 Paris akadem. Vortragstätigkeit; F.: Völkerrecht, Staatsrecht; Verö.: Schadensersatz wegen Ehebruch 1910 (Dissertation), Das völkerrechtliche Delikt 1920 (abgelehnte Habilitationsschrift), Grundzüge des positiven Völkerrechts 1921, 2. A. 1922, 3. A. 1926, 4. A. 1928, 5. A. 1932, Wörterbuch des Völkerrechts Bd. 1ff. 1924ff., Theorie und Praxis des Völkerrechts Bd. 1ff. 1925, 2. A. 1930, Die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei von 1820-1930 1932; Son.: Vorname auch Karl, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, 524 Veröffentlichungen, DBE, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 265, Link Sandra Ein Realist mit Idealen - der Völkerrechtler Karl Strupp 2003, Breunung u. a. Die Emigration 1 505
SÜSS, Theodor (Ludwig), Prof. Dr.; geb. Speyer 09. 07. 1892; gest. Köln 29. 01. 1961; WG.: vielleicht aus jüdischer Familie?, Gymnasium Speyer, Studium Rechtswissenschaft, Geschichte Univ. München, Rom, Heidelberg, Erlangen, 1914-1917 Kriegsdienst, 1920 Promotion Univ. Göttingen, 1921 zweite jur. Staatsprüfung, 1922 Habilitation Univ. Göttingen, 1924 Ass. Univ. Ohio/Vereinigte Staaten von Amerika (Association P. Antioch College in Yellow Springs/Ohio und Wittenberg College in Springfield/Ohio), 1926 Priv.-Doz. Univ. Göttingen, 1928 ao. Prof. Univ Frankfurt am Main, 1929 o. Prof. Univ. Breslau, behauptet 1933 selbst rein arische Herkunft und irreführenden Namen, 01. 11. 1933 stellvertretendes Vorstandsmitglied Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft (Gründe unklar) (bis 31. 10. 1934), WS 1934/1935 Univ. Berlin, 1935 o. Prof. Wirtschaftshochschule Berlin mit Lehrauftrag Univ. Berlin, Verwalter der Univ. Athen im Krieg, 1943 o. Prof. Erlangen, 1945 Rektor, Ministerialdirektor Kultusministerium Bayern, 1947 Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, 1949 o. Prof. Univ. Köln, 1953 ao. Gesandter, 1954 Botschafter in Kuba und Haiti, 1955 Prof. Univ. Köln; F.: römisches Recht, bürgerliches Recht, Handelsrecht, Zivilprozessrecht, Privatversicherungsrecht, internationales Privatrecht; Verö.: Wesen und Rechtsgrund der Gewährleistung für Sachmängel 1931, Die Privatversicherung im Kriege 1940, Bürgerliches Recht 1951; Son.: Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1940/1941, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Würdigung NJW 1961, 401 (Nipperdey C. H.), Catalogus professorum Gottingensium 1962, 60, 70, DBE, Wendehorst Alfred Geschichte der Universität Erlangen Nürnberg 1743-1993 1993
THALMESSINGER, Otto, RA und Notar; geb. Ulm 03. 01. 1872; gest. Buchau 21. 07. 1942 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1899 Rechtsanwalt, 1932 Notar, 1942 Umsiedlung Buchau; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 237
TRINKS, Kurt Kaspar Franz Adolf, Präs. LG; geb. Rinteln/Weser 15. 08. 1882; gest. Helmarshausen (Bad Karlshafen) 07. 09. 1958; WG.: Vater technischer Direktor, herzoglich neues Gymnasium (Wilhelm-Gymnasium), Studium Rechtswissenschaft Univ. Tübingen, Göttingen, Berlin, 05. 12. 1904 erste jur. Staatsprüfung, 25. 02. 1909 zweite jur. Staatsprüfung Braunschweig, Gerichtsassessor, 01. 03. 1911 Abordnung an Staatsministerium, 01. 02. 1916 Regierungsassessor, Kriegsdienst, 01. 08. 1917 Titel Amtsrichter, 01. 04. 1921 Amtsgerichtsrat Braunschweig, 01. 07. 1926 Direktor Amtsgericht, 01. 08. 1931 Generalstaatsanwalt, 01. 05. 1932 Landgerichtspräsident, 01. 07. 1933 aus Amt wegen nichtarisch (jüdisch) geborener Großmutter väterlicherseits entfernt unter Beibehaltung der Bezüge und der Amtsbezeichnung Landgerichtspräsident, Amt eines Amtsgerichtsrats, 07. 05. 1945 Amt eines Landgerichtspräsidenten, 31. 08. 1950 Ruhestand; Son.: DNVP, Niedersächsische Juristen 2003, 429, Isermann E. u. a. Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879-2004 2004, 156ff.
TYCHSEN, Oluff Gerhard; geb. um 1780; Verö.: Die Erbfolge eines Ehemannes 1804, Gutachten nach jüdischen Gesetzen über die Frage - kann ein vor einem christlichen Gerichte von einem jüdischen Ehepaaren nach christlichen Gesetzen errichtetes wechselseitiges Testament vorherige bündigst stipulierte Erbfolge vernichten? 1806
ULLMANN, Walter, Prof. Dr. Dr. h. c.; geb. Pulkau/Niederösterreich 1910; gest. 1983; WG.: jüdischer Großvater väterlicherseits, Vater Arzt, 1929 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, Innsbruck (Rittler), 1933 Promotion, wiss. Ass. Univ. Wien, Justizdienst Wien (Staatsanwalt), 1938 Entlassung (weigerte sich, den Eid auf den Führer zu schwören), Emigration nach England (Bath, Cambridge), 1939 wiss. MA Ratcliffe College, 1940 Internierung (Verdacht der Spionage für Deutschland), 1959 wiss. MA Trinity College, 1965 Prof. Univ. Cambridge, 1978 Ruhestand; F.: Rechtsgeschichte; Verö.: The Medieval Idea of Law 1946, The Origins of the Great Schism 1948, Medieval Papalism 1949; Son.: 1947 LB Univ. Cambridge, Mai 1973 Dr. h. c. Univ. Innsbruck (Nikolaus Grass), Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 289 (Ibbetson Dave)
UNGER, Joseph, Prof. Dr. Dr.; geb. Wien 02. 07. 1828; gest. Wien 02. 05. 1913; WG.: Vater Kaufmann (Martin Unger), Studium Philosophie, Rechtswissenschaft Univ. Wien, 06. 04. 1850 Promotion (Dr. phil.) Univ. Königsberg, Bibliothekar, 04. 11. 1852 Promotion (Dr. iur.) Univ. Wien, Bibliothekar, Konversion zum Katholizismus, 09. 06. 1853 Habilitation Univ. Wien, 02. 08. 1855 ao. Prof. Univ. Prag, 1856 ao. Prof. Univ. Wien, 1857 o. Prof. Univ. Wien, 1867 Landtagsabgeordneter Niederösterreich, 1869 Reichstagsmitglied, 1871-1879 Minister, Leiter Presseabteilung des Ministerrats, 1875 Errichtung VwGH Österreich, 1881 Reichsgerichtspräsident; F.: Zivilrecht; Verö.: Die Ehe in ihrer welthistorischen Entwicklung 1850 (Dissertation), Über die wissenschaftliche Behandlung des österreichischen gemeinen Privatrechts 1853, Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen mit besonderer Rücksicht auf das österreichische allgemeine bürgerliche Gesetzbuch 1853, Über den Entwicklungsgang der österreichischen Ziviljurisprudenz 1855, System des österreichischen allgemeinen Privatrechts Bd. 1ff. 1856ff., 2. A. 1863, Die rechtliche Natur der Inhaberpapiere 1857 Neudruck 1970, Sammlung von zivilrechtlichen Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes in Wien hg. v. Glaser J./Unger J. 1859ff., 2. A. 1873ff., Der revidierte Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches für das Königreich Sachsen 1861, Der revidierte sächsische Entwurf und sein Verteidiger Dr. C. M. Pöschmann - eine Replik 1861, Die Verlassenschaftsabhandlung in Österreich 1862, Die Verträge zugunsten Dritter 1869; Son.: Festschrift 1898, Strohal E. Josef Unger 1914, Frankfurter S. Josef Unger 1917, Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 453, Lentze H. Josef Unger Festschrift für Arnold F. 1963 219, Sinzheimer H. Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft 1938, 2. A. 1953 83, Ogris W. Die historische Schule der österreichischen Zivilistik FS (Lentze H.) 1969 449, Kleinheyer/Schröder Deutsche Juristen aus fünf Jahrhunderten 1983, 298ff., Juristen in Österreich hg. v. Brauneder W. 1987 177, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2, Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800-1914, 1992, 270, DBE, Lichtmannegger Susanne Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945-1955 1999, 154, Wesener, G., Anfänge und Entwicklung der österreichischen Privatrechtsgeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert, (in) ZNR 2006, 378
WALDECKER, Ludwig, Prof. Dr.; geb. Darmstadt 26. 06. 1881; gest. 1946; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Promotion Univ. Gießen, 1913 Habilitation Univ. Berlin (Otto von Gierke), 1920 ao. Prof. Univ. Berlin, 1921 o. Prof. Univ. Königsberg, 1929 Univ. Breslau, 28. 04. 1933 beurlaubt (Lehrstuhl entfällt), 23. 09. 1933 an eine andere Universität berufen, Herbst 1933 Vergleich, 1934 Univ. Köln, 1935 in Ruhestand versetzt; F.: öffentliches Recht; Verö.: Ortsbürgerrecht in Hessen 1911 (Dissertation), Über den Begriff der Korporation des öffentlichen Rechts 1913 (Habilitationsschrift), Die Anstaltspolizei 1915, Zur augenblicklichen staatsrechtlichen Lage 1918, Zur staatsrechtlichen Lage 1919, Der Stand der Gesetzgebung über Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften in den wichtigsten Kulturländern bei Kriegsausbruch 1914 1919, Die Verfassung des Freistaats Preußen 1921, 2. A. 1928, Deutsches Verfassungsrecht 1926, Allgemeine Staatslehre 1927, Bankrott des Rechtsunterrichts 1930, Das neue preußische Polizeirecht 1932, Von Brandenburg über Preußen zum Reich 1935, Vorentscheid und Pensionsbescheid im deutschen Beamtenrecht 1940; Son.: als Demokrat bekannt, Sympathie für parlamentarische Demokratie, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1940/1941, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 223f., 261
WALLACH, Käte, Prof. Dr.; geb. Krefeld 17. 05. 1905; gest. Baton Rouge/Vereinigte Staaten von Amerika 27. 12. 1979; WG.: jüdischer Herkunft, Vater Kaufmann, 1924 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Freiburg im Breisgau, Bonn, Würzburg, 1930 erste jur. Staatsprüfung, 1931 Promotion Univ. Köln (Hans Carl Nipperdey), 1933 zweite jur. Staatsprüfung, kaufmännische Lehre, 1935 Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Sekretärin, Sprachlehrerin, 1938 Studium Rechtswissenschaft Univ. Wisconsin/Vereinigte Staaten von Amerika, 1940 Bachelor of Laws (LL. B.), Bibliothekarin, 1942 Rechtsanwaltszulassung, 1947 Bibliothekarin, 1949 Dozentin Univ. Louisiana/Vereinigte Staaten von Amerika, 1964 Prof. Univ. Louisiana, 1966 Promotion Univ. Louisiana, 1975 emeritiert; Verö.: Nichtige Kündigungen nach deutschem Arbeitsrecht 1931 (Dissertation); Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 423
WASSERMANN, Martin, Prof. Dr.; geb. Hamburg 06. 09. 1871; gest. Buenos Aires/Argentinien 24. 04. 1953; WG.: jüdische Herkunft, Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Berlin, 1892 erste jur. Staatsprüfung Berlin, Promotion Univ. Heidelberg, 1896 zweite jur. Staatsprüfung Hamburg, Rechtsanwalt Hamburg - Sozius in der Kanzlei seines Verwandten Ruben Pels, 1920 (ohne Habilitationsschrift) Habilitation Univ. Hamburg, 1922 Direktor des Seminars für Industrierecht, 29. 06. 1923 tit. Prof. Univ. Hamburg, ao. Prof. mit Lehrstuhl „Industrielles Eigentum", wurde von der NSDAP angefeindet, 1933 Entzug des Lehrauftrags und zwangsweise Abgabe der Schriftleitung seiner Zeitschrift, 14. 08. 1933 Benutzung der Amtsbezeichnung Universitätsprofessor a. D. verboten, 01. 09. 1933 Entzug der Lehrbefugnis, Entlassung, 30. 11. 1938 Berufsverbot, November 1938 Emigration nach Großbritannien, 1939 Argentinien (zu einem Bruder); F.: Patentrecht, Wettbewerbsrecht; Verö.: Der unlautere Wettbewerb nach deutschem Recht 1907, 2. A. 1911, Die Grundzüge des deutschen Patentrechts 1910, Die Behandlung des unlauteren Wettbewerbs im Friedensvertrag 1920; Son.: 1906 Herausgeber der Zeitschrift Markenschutz und Wettbewerb (MuW), DBE, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Breunung u. a. Die Emigration 1 582
WEIL, Bruno; geb. Saarlouis 04. 04. 1883; gest. New York 11. 11. 1961; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft Univ. München, Straßburg, 1906 Promotion, Rechtsanwalt Straßburg, Strafverteidiger (Zabernaffäre 1913), Kriegsdienst, Berufsverbot, 1919 Industrieanwalt, Notar Berlin, Botschaftsberater, 1930 Reichstagsmitglied (deutsche Staatspartei), 1935 Emigration nach Argentien, 1939 Internierung während Parisaufenthalt, 1940 Flucht Vereinigte Staaten von Amerika; Verö.: Juden in der deutschen Burschenschaft 1905, Deutsch-französische Rechtsbeziehungen vom Kriegsanfang bis zur Gegenwart 1929; Son.: 1926 Vizepräsident Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, Mitbegründer Jewish Axis Victims League, DBE
WEINBERGER, Ota, o. Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. h. c.; Universität Graz, Universitätsstraße 15/C 2, A 8010 Graz, Österreich; Tel. 0316/380/3390; Fax 0316/380/9460; ota.weinberger@uni-graz.at; http://www.uni-graz.at/rphwww/rphwww_mitarbeiterinnnen.htm; Waltendorfer Hauptstraße 103a/3, A 8010 Graz, Österreich; Tel. 0316/465590; geb. Brünn/Tschechien 20. 04. 1919; gest. Graz 30. 01. 2009; WG.: jüdische nicht-orthodoxe Eltern, gebildet gut situiert, Studium Rechtswissenschaft, Philosophie Univ. Brünn, vier Jahre in Konzentrationslagern, nach 1945 Studium beendet, Gerichtsdienst, Habilitation für Rechtsphilosophie in Brünn an Schließung der Fakultät gescheitert, Auskultant und Richter in Brünn, 1949 Hochschullehrer am Rechtsinstitut des Justizministeriums der Tschechoslowakei (Bestandteil der Universität Prag), als Parteiloser des Richteramts enthoben, Schlosser, 1963 Assistent für Logik, 1964 Habilitation für Logik, Univ. Prag, 1968 nach Auslandsaufenthalt nicht mehr in die Tschechoslowakei zurückgekehrt, Gastdoz. Univ. Wien, 1969 Univ. Graz, 1972 o. Univ.-Prof. Univ. Graz (Nachfolge Johann Mokre), 1989 emeritiert; F.: Rechtsphilosophie, Logik, weiter Handlungs- und Demokratietheorie; Verö.: Die Sollsatzproblematik in der modernen Logik 1958 (aus Diss. phil. entstanden), Logik - Ein Lehrbuch für Juristen 1959, 5. A. 1993 (tschechisch), Rechtslogik 1970, 2. A. 1989, Normenlogik als Grundlage der Jurisprudenz und Ethik - Eine Auseinandersetzung mit H. Kelsens Theorie der Normen 1970, Studien zur Normenlogik und Rechtsinformatik 1974, Logische Analysen in der Jurisprudenz 1979, Normentheorie 1981, Studien zur formal-finalistischen Handlungstheorie 1983, Grundlagen des institutionalistischen Rechtspositivismus 1985 (mit MacCormick), Recht Institution und Rechtspolitik 1987, Moral und Vernunft - Beiträge zu Ethik Gerechtigkeitstheorie und Normenlogik 1992, Alternative Handlungstheorie 1996, Aus intellektuellem Gewissen (Aufsätze) 2000; Son.: (2008 38 selbständige Publikationen, 227 Aufsätze u. a.,) 18. 07. 1985 Hon.-Prof. Univ. Salzburg, Theorie der Normen hg. v. Krawietz Werner/Schelsky Helmut/Winkler Günther/Schramm Alfred (Festschrift) 1984 (Schriftenverzeichnis 615-624), Institution und Recht hg. v. Koller Peter/Krawietz Werner/Strasser Peter (Symposion) 1994 (Schriftenverzeichnis 287-306), Würdigung Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 1999, 289 (Strasser Peter), Kürschner 2005, Professoren erinnern sich 2008 255, Koller Peter Zum Gedenken Rechtstheorie 2009 425, Rechts- Sozial- und Wirtschaftswissenschaften aus Graz hg. v. Acham Karl 2011 355 (Koller Peter)
WEINMANN, Artur, LGRat Dr.; geb. Opladen 14. 05. 1883; gest. Belzec oder Sobibor? 1942; WG.: aus jüdischer Familie, 1902 Abitur städtisches Realgymnasium Kreuzgasse Köln, Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, 1905 erste jur. Staatsprüfung, Promotion Univ. Leipzig, 1909 zweite jur. Staatsprüfung, Gerichtsassessor, 1914 Amtsgerichtsrat Krefeld, 1917-1918 Soldat und Unterrichtsleher, 1924 Landgerichtsrat LG Krefeld, September 1933 zwangspensioniert wegen nichtarischer Abstammung, 22. 04. 1942 nach Izbica in Richtung Lublin verschleppt; F.: bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht; Verö.: Kann der Indossator eines über die Beschaffenheit des Gutes schweigenden Orderlagerscheines den Lagerhalter für die Mängel des Lagergutes verantwortlich machen? - Versuch einer juristischen Konstruktion der Stellung des Orderlagerschein-Indossators gegenüber dem Lagerhalter 1905 (Dissertation), Examinatorium und Repetitorium über das gesamte Rechtsgebiet 1920, 3. A. 1922, 4. A. 1926, 5. A. 1929, Gutachten und Urteilsentwurf 1914, 2. A. 1920, 3. A. 1921, 4. A. 1925, 5. A. 1927, 6. A. 1930, Studien- und Berufsführer der Rechtswissenschaft 1924, 2. A. 1927, Die typischen Fehler in den juristischen Prüfungen 1924, 2. A. 1928, Die preußische Ausbildungsordnung 1924, 2. A. 1933, Rechtswissenschaft 1924, Kurzes Lehrbuch des Zivilprozessrechts 1931, Examensführer durch das Strafprozessrecht 1932, Die Anwaltsstation der Referendare 1932, Der mündliche Aktenvortrag 1933, Der junge Rechtsgelehrte 1933; Son.: Herausgeber der Zeitschrift Der junge Rechtsgelehrte 1924-1933/1943 (nach 15. 11. 1933 Oertmann Paul bzw. nach 22. 05. 1938 Doerner Karl), Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935 (über) Konkursordnung Anfechtungsgesetz Vergleichsordnung und Zwangsversteigerungsgesetz 1933 Verknüpfung zu Schäffer Carl (seit 1928)
WEISS, Bernhard; geb. Berlin 30. 07. 1880; gest. London 29. 07. 1951; WG.: jüdische Familie, Vater Großkaufmann, 1900 Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft, Nationalökonomie Freiburg im Breisgau, München, Berlin, Amtsrichter Berlin, 1916 erster Jude im höheren Verwaltungsdienst Preußens, 1920 Leiter politische Polizei, 1927 Polizeivizepräsident Berlin, 1932 Entlassung, 1933 Emigration Prag, London; Verö.: Polizei und Politik 1928; Son.: Verunglimpfung durch Nationalsozialisten (Das Buch Isidor), DBE
WEIß, Egon, Prof. Dr.; geb. Brünn 01. 07. 1880; gest. Innsbruck 01. 02. 1953; WG.: Altösterreicher, jüdische Vorfahren, Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Prag, Schüler Ludwig Mitteis', 1905 Promotion Univ. Prag, 1910 Habilitation Univ. Prag (römisches Recht, antike Rechtsgeschichte) (Paul Koschaker), Bezirksrichter, 1919 tit. ao. Prof. Univ. Prag, 1920 Referent Justizministerium der Tschechoslowakei, 1924 ao. Prof. (antike Rechtsgeschichte) deutsche Univ. Prag, 1933 o. Prof. Univ. Prag, 1938 aus rassischen Gründen außer Dienst gestellt, 1947 Dozent Univ. Innsbruck (bürgerliches Recht, Rechtsgeschichte, Versicherungsrecht), 1950 Staatsbürgerschaft Österreichs, 1953 Lehrtätigkeit beendet; F.: römisches Recht, antike Rechtsgeschichte, weiter bürgerliches Recht, Versicherungsrecht; Verö.: Pfandrechtliche Untersuchungen 1909, Griechisches Privatrecht auf rechtsvergleichender Grundlage 1923; Son.: auch Weiss, Kürschner 1925, 1926, 1928/1929, 1931, 1935, 1950, 1950 Hon.-Prof. Univ. Innsbruck, Lichtmannegger Susanne Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945-1955 1999, 144, 156 (hier unter Erich Weiß, Sterbejahr 1955, geführt), Wesener, G., Anfänge und Entwicklung der österreichischen Privatrechtsgeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert, (in) ZNR 2006, 394
WELTSCH, Felix, Dr. Dr.; geb. Prag 06. 10. 1884; gest. Jerusalem 09. 11. 1964; WG.: jüdische Familie, Vater Textilhändler, Studium Rechtswissenschaft, Philosophie, 1907 Promotion (Dr. iur.), 1910-1939 Bibliotheksdienst Univ. Prag, 1911 Promotion (Dr. phil.), 1929 Palästinareise, 1939 Flucht (Emigration) nach Palästina, Bibliotheksdienst Jerusalem; Verö.: Brod/Weltsch Anschauung und Begriff, Das Wagnis der Mitte - Ein Beitrag zur Ethik und Politik der Zeit 1936; Son.: 1919-1938 Hg. Die Selbstwehr, Mitglied Prager Kreis (Kafka, Werfel, Brod), DBE
WERTHAUER, Lilli Sara, Dr.; geb. Berlin 22. 09. 1893; gest. Datum unbekannt; WG.: aus jüdischer Familie, 1921 Schriftführerin des deutschen Juristinnenvereins (bis 1927), 24. 04. 1939 Auswanderung nach New York/Vereinigte Staaten von Amerika; Verö.: Der Verkehr mit Saatgut und Sämereien - Verordnungen und Erläuterungen hg. v. Werthauer Lilli/Kauffmann Fritz u. a. 1920 (?); Son.: verheiratete Seligsohn
WERTHEIMER, Ludwig, RA und Notar Prof. Dr.; geb. Büdingen/Hessen 01. 01. 1870; gest. Frankfurt am Main 09. 03. 1938; WG.: aus jüdischer Familie, Vater Bankier, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, München, Berlin, Marburg, 1893 Promotion, Rechtsanwalt, Notar Frankfurt am Main, 1920 LB Univ. Frankfurt am Main, 1933 Entlassung, Berufsverbot; Verö.: Schiedsgerichtsbarkeit in privaten Streitigkeiten - Kommentar zum Gebrauchsmustergesetz 1913, Der Schutz deutscher Außenstände im feindlichen Auslande und die Behandlung der durch den Krieg unterbrochenen internationalen Privat-Verträge 1916; Son.: Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, 1929 Hon.-Prof. Univ. Frankfurt am Main, DBE, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 229
WESSELY, Wolfgang, Prof. Dr. Dr.; geb. Trebitsch/Mähren 17. 10. 1802; gest. Wien 01. 04. 1870; WG.: Studium Univ. Prag, 1828 Promotion (Dr. phil.), 1833 Promotion (Dr. iur.), Religionslehrer Prag, 1847 Habilitation Univ. Prag (Hebraistik), Habilitation Univ. Prag (Rechtswissenschaft), 1852 ao. Prof., 1861 erster jüdischer o. Prof. Univ. Wien; Verö.: Wer ist nach den Grundsätzen des österreichischen Rechtes zur Vornahme einer jüdischen Trauung berechtigt 1839, Über die Gemeinschaftlichkeit der Beweismittel im österreichischen Zivilprozesse 1844, Die Befugnisse des Notstandes und der Notwehr nach österreichischem Rechte 1862; Son.: Bibliotheksstifter Gemeindebibliothek Prag, DBE, IBI 3, 1141b
WETZLAR, Heinrich, Landgerichtspräsident Dr.; geb. Mannheim 30. 05. 1868; gest. Theresienstadt 1943; WG.: Vater jüdischer Kaufmann, 1886 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Berlin, Justizdienst Baden, 1897 Amtsrichter Pfullendorf, 1900 Karlsruhe, 1903 Oberamtsrichter, 1908 Landgerichtsrat, 1918 Oberlandesgerichtsrat, 1925 Landgerichtsdirektor Karlsruhe, 1929 Landgerichtspräsident Mannheim, 1933 vorzeitig pensioniert, 1943 Konzentrationslager; Son.: Fischer Detlev Karlsruher Juristenportraits 2004 51
WIENER, Heinrich, Senatspräsident Dr.; geb. Glogau 12. 10. 1834; gest. 10. 11. 1897; WG.: aus jüdischer Familie, 1860 Assessor Staatsanwaltschaft Stettin, 1866 zweiter Staatsanwalt Kammergericht Stettin, 1867 Advokat, 01. 04. 1874 Richter Oberhandelsgericht Leipzig, 1891 Senatspräsident Reichsgericht, 1896 Ruhestand; Verö.: Zur Reform der Aktien-Gesetzgebung 1873, Zur Reform des Aktiengesellschaftswesens 1873; Son.: Todesdatum unsicher (gemäß ADB 07. 11. 1897), Stintzing/Landsberg Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft Abt. 3, Halbband 2 Noten 1910, 277, IBI 3, 1150a
WIERUSZOWSKI, Alfred Ludwig, Senatspräsident Prof. Dr. h. c.; geb. Görlitz 06. 12. 1857; gest. Berlin 09. 02. 1945; WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1884 Richter, 1906 Oberlandesgerichtsrat Köln, 1909 Doz. Handelshochschule Köln, Senatspräsident, 1920 Professor Univ. Köln, 1921 Senatspräsident, Generaljustizrat Köln, 1921 Ruhestand; F.: Eherecht, Schiedsgerichtswesen; Verö.: Goethe als Rechtsanwalt 1909; Son.: 1920 o. Hon.-Prof. Univ. Köln, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 403 (Becker Hans-Jürgen), 1924 Mitglied ständische Deputation des deutschen Juristentages, Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 229
WILDA, Wilhelm Eduard, Prof.; geb. Altona (heute zu Hamburg) 17. 08. 1800; gest. Kiel 09. 08. 1856; WG.: jüdische Familie, Vater Kaufmann, 1821 Studium Rechtswissenschaft Univ. Göttingen, Heidelberg, 1825 Promotion (cum laude), Konversion zum Christentum, Studienreise Kiel, Kopenhagen, Frankreich, Schweiz, Advokat (Rechtsanwalt) Hamburg, 1831 Habilitation, ao. Prof. Univ. Halle, 1842 o. Prof. Univ. Breslau, 1854 o. Prof. Univ. Kiel; F.: Rechtsgeschichte; Verö.: De libertate Romana qua urbes Germaniae ab imperatoribus sunt exornatae 1831 (Habilitationsschrift), Das Gildenwesen im Mittelalter 1831, Der reichsgräflich-Bentinck'sche Erbfolgestreit 1840, Das Strafrecht der Germanen (Geschichte des deutschen Strafrechts) 1842 Neudruck 1960; Son.: 1839 Zeitschrift für deutsches Recht und deutsche Rechtswissenschaft begründet v. Wilda/Reyscher, ADB 42, Sinzheimer H. Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft 1938 111, Kleinheyer/Schröder, 491ff., IBI 3, 1151b, Volbehr Friedrich/Weyl Richard Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954 4. A. 1956, 35, DBE
WOHLMANN-MEYER, Cläre; geb. Hamburg 05. 02. 1904; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Meyer, Vater Kaufmann, Studium Nationalökonomie, Rechtswissenschaft Univ. Hamburg, 1926 erste jur. Staatsprüfung, 1930 zweite jur. Staatsprüfung, 1931 Justizdienst, 1933 Entlassung wegen jüdischer Herkunft, Emigration London, Zürich, Journalistin; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 433
WOLFF, Ernst, Prof.; geb. Berlin 20. 11. 1877; gest. Tübingen 11. 01. 1959; WG.: jüdische Familie, Großvater Eduard von Simson, Studium Rechtswissenschaft Univ. Lausanne, Berlin, 1904 Rechtsanwalt, Notar Berlin, Auswanderung, beratender Jurist London, 1947 Rückkehr nach Deutschland, 1948 Vizepräsident, 1949 Präsident Oberster Gerichtshof für die britische Zone Köln; F.: internationales Recht; Verö.: Kommentar zum Versailler Vertrag 1921, Vorkriegsverträge in Friedensverträgen 1949; Son.: Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1954, Kürschner 1961, Kürschner 1966, Kürschner 1970, Mitglied International Law Association, 1950 Hon.-Prof. Univ. Köln, Würdigung NJW 1952, 1365 (Lewald Walter), Würdigung NJW 1959, 376 Vorstandsvorsitzender Anwaltskammer (Ruscheweyh), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 643 (Maier-Reimer Georg), DBE
WOLFF, Friedrich, RA; geb. Berlin 1922; WG.: jüdische Familie, Vater Arzt, Studium Rechtswissenschaft, 1953 Rechtsanwalt Deutsche Demokratische Republik; Verö.: Einigkeit und Recht - Die DDR und die deutsche Justiz 2005, 2. A. 2005
WOLFF, Hans Julius, Prof. Dr.; geb. Berlin 27. 08. 1902; gest. Freiburg im Breisgau 23. 08. 1983; WG.: jüdische Familie, Vater Pathologe, Studium alte Geschichte, Philologie, Rechtswissenschaft, Univ. Berlin, Rostock, Mitarbeiter Thesaurus linguae Latinae, 1932 Promotion Univ. Berlin, kommissarischer Richter, 1933 Entlassung, Emigration nach Panama, Prof., 1939 Vereinigte Staaten von Amerika, 1945 Doz., 1950 Doz. Univ. Kansas City/Missouri, 1952 Rückkehr nach Deutschland, o. Prof. Univ. Mainz, 1955 Prof. Univ. Freiburg im Breisgau; F.: Eherecht, Familienrecht; Verö.: Zur Stellung der Frau im klassischen römischen Dotalrecht 1933 (Dissertation), Marriage law and family organization in ancient Athens 1944, The origin of judicial litigation among the Greeks 1946, Roman law 1951, 2. A. 1964, Beiträge zur Rechtsgeschichte Altgriechenlands und des hellenistisch-römischen Ägypten 1961, Das Justizwesen der Ptolemäer 1962, 2. A. 1970, Normenkontrolle und Gesetzesbegriff in der attischen Demokratie 1970, Die Bedeutung der Epigraphik für die griechische Rechtsgeschichte 1973; Son.: DBE, Hengstl Joachim (Hg.) Griechische Papyri aus Ägypten als Zeugnisse des öffentlichen und privaten Lebens (Festschrift) 1978
WOLFF, John, Prof. Dr.; geb. Montreal 05. 04. 1906; gest. Washington 07. 12. 2005; WG.: aus jüdischer Kaufmannsfamilie, 1909 Berlin, 1924 Abitur Bismarck-Gymnasium, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, 1925 Heidelberg (Heinrich Mitteis), Berlin, 1928 erste jur. Staatsprüfung Berlin (mit glänzendem Erfolg), 1929 Promotion Univ. Heidelberg (Heinrich Mitteis) (magna cum laude), Columbia University New York, LL. M., 1932 Berlin, Vorbereitungsdienst, 1933 entlassen, Niederlande, Vereinigte Staaten von Amerika, Columbia University New York, Kriegsdienst, Generalleutnant, Stellvertreter des Gesandten der Vereinigten Staaten von Amerika bei der Kriegsverbrecherkommission der Vereinten Nationen, Justizministrium, 1961 Georgetown Univ. Washington D. C., nach 1970 i. R., Berater, Adjunct Prof.; Verö.: Die Haftung des Verkäufers einer fremden beweglichen Sache in den Vereinigten Staaten von Amerika in Vergleichung mit dem deutschen bürgerlichen Recht 1929 (Dissertation); Son.: Nachruf NJW 2006, 486 (Witt Carl-Heinz)
WOLFF, Karl, Prof. Dr. Dr.; geb. Peterwardein (1945 Novi Sad/Jugoslawien) 11. 02. 1890; gest. Wien 17. 08. 1963; WG.: Vater Hauptmannsauditor, Piaristengymnasium Wien, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, Leipzig, Innsbruck, 10. 12. 1913 Promotion (Dr. iur.), 1914 Kriegsdienst, 1915 Habilitation Univ. Wien (österreichisches Privatrecht), 1918 ao. Prof. Univ. Czernowitz (österreichisches Zivilrecht), 1919 Wien, Honorardozent Univ. Innsbruck, 28. 02. 1920 ao. Prof. Univ. Innsbruck, 05. 10. 1921 o. Prof. Univ. Innsbruck (Nachfolge Anton Koban), 1922-1924 Studium Philosophie Univ. Innsbruck, 1924 Promotion Univ. Graz (Dr. phil.), 1938 wegen jüdischer Herkunft Schutzhaft ("Halbjude"), Mai 1938 pensioniert, 1943-1945 Kanzleigehilfe Wien, 1945 o. Prof. Univ. Wien, 1946 Mitglied VfGH, 1958 Vizepräsident, 30. 09. 1961 i. R.; F.: Privatrecht, Rechtsphilosophie; Verö.: Die Belastungsübernahme 1915? (Habilitationsschrift), Verbotenes Verhalten 1923, Grundriss des österreichischen bürgerlichen Rechts 1923, 2. A. 1946, 3. A. 1946, 4. A. 1948, Grundlehre des Sollens 1924, Der Rechtsbegriff 1927, Grundriss des Wechselrechts 1934, Grundriss des österreichischen Zivilprozessrechts 1936, 2. A. 1947, Die Gesetzessprache 1952; Son.: Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, Kürschner 1950, Kürschner 1954, Kürschner 1961, DBE, Lichtmannegger Susanne Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945-1955 1999, 132 (Diss. phil. Innsbruck 1998 masch. schr. Fassung) 373
WOLFF, Leo, Dr.; geb. Berlin 29. 07. 1870; gest. London 08. 11. 1958; WG.: Vater Kaufmann, Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin, Promotion, 1897 Gerichtsassessor Alt-Landsberg, 1905 Amtsrichter Bochum, 1910 Amtsgerichtsrat, 1922 Kammergerichtsrat, 1933 Entlassung, 1940 Emigration nach Großbritannien; Son.: 1918 Vorstandsmitglied, 1924 Vorsitzender jüdische Gemeinde Berlin, DBE
WOLFF, Martin, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. D. C. L. h. c.; geb. Berlin-Charlottenburg 26. 09. 1872; gest. London 20. 07. 1953; WG.: Vater (Posen 08. 02. 1842-Berlin 30. 08. 1921) Kaufmann bzw. Bankier, jüdische Religion, 1880/1881 königliches französisches Gymnasium Berlin, Oktober 1890 Abitur, wehrdienstuntauglich, WS 1890/1891 Studium Rechtswissenschaft Univ. Berlin (Heinrich Brunner, Otto von Gierke, Rudolf von Gneist, Ernst Eck, Levin Goldschmidt), SS 1891 Freiburg im Breisgau, Berlin 1891/1892 Berlin, SS 1893 München (Karl von Amira), 1893/1894 Berlin, 21. 05. 1894 erste jur. Staatsprüfung (gut), 26. 05. 1894/28. 05. 1894/04. 06. 1894 Referendar, 24. 07. 1894 Promotion Univ. Berlin (magna cum laude), 07. 01. 1899 zweite jur. Staatsprüfung (mit Auszeichnung), Gerichtsassessor Amtsgericht Köpenick, 15. 05. 1899 auf Wunsch für wissenschaftliche Arbeit beurlaubt, 1900 Habilitation Univ. Berlin (Otto von Gierke, Otto Brunner, gut), Privatdozent, 25. 03. 1903 planmäßiger beamt. ao. Prof. Univ. Berlin, 09. 02. 1914 o. Prof. Univ. Marburg (Nachfolge Ernst Heymann), 14. 08. 1918 Prof. Univ. Bonn (Nachfolge Konrad Beyerle, der in Bonn nie lehrte, sondern von Göttingen nach München weiterwechselte), 01. 10. 1921 auf Anregung des Ministeriums Prof. Univ. Berlin (Nachfolge Josef Kohler), 04. 04. 1933 Boykott einer Vorlesung, Störungen, im Juli 1935 rückwirkend zu Ende (30.) Juni 1935 von amtlichen Verpflichtungen entbunden, 16. 12. 1935 in den Ruhestand versetzt, einige Monate später aufgehoben, Emeritenbezüge, Februar 1936 Lehrbefugnis entzogen (wie James Goldschmidt, Erich Kaufmann, Fritz Schulz), Oktober 1937 aus Kaiser-Wilhelm-Institut ausgeschlossen, September/Oktober 1938 über die Niederlande unter unklaren Einzelumständen Emigration England (Ehefrau Engländerin), Research Scholar (Forschungsstipendiat) All Souls College Univ. Oxford, 1940 Weiterzahlung der deutschen Bezüge eingestellt, 1947 Staatsbürger Großbritanniens, September 1952 Prof. em. Univ. Berlin; F.: deutsche Rechtsgeschichte, deutsches Privatrecht, bürgerliches Recht, weiter Sachenrecht, Familienrecht; Verö.: Das beneficium excussionis realis 1894 (Dissertation), Grenzüberbau und Inädifikation 1900 (Habilitationsschrift), Der Bau auf fremdem Boden 1900 (Habilitationsschrift Druck), Daude Paul/Wolff Martin Die Ordnung des Rechtsstudiums und der ersten juristischen Prüfung in den deutschen Bundesstaaten 1903, Die Neugestaltung des Familienfideikomissrechts in Preußen 1904, (Enneccerus Ludwig Das bürgerliche Recht) Das Sachenrecht 1910, 2. A. 1910(, 2. Bearbeitung 1913,) 3. Bearbeitung 1919/1920, 4. Bearbeitung 1921, 5. Bearbeitung 1923, 6. Bearbeitung 1926, 7. Bearbeitung 1927, 8. Bearbeitung 1929, 9. Bearbeitung 1932 (zwischen 1910 und 1932 37000 Exemplare), Enneccerus Ludwig/Kipp Theodor/Wolff Martin Lehrbuch des bürgerlichen Rechts - Das Sachenrecht 10. A. 1957, (Kipp Theodor/Wolff Martin) Das Familienrecht 1912, 2. A. 1914, 3. A. 1920, 4. A. 1923, 5. A. 1925, 6. A. 1928, 7. A. 1931, Kipp Theodor/Wolff Martin Zivilrechtsfälle 1924, 2. A. 1928, Flechtheim Julius/Wolff Martin/Schmulewitz Maximilian Die Satzungen der deutschen Aktiengesellschaften 1929, Internationales Privatrecht 1933, Das internationale Privatrecht Deutschlands 2. A. 1949, 3. A. 1954, Private international law 1945, 2. A. 1950; Son.: nicht getauft, Ich mache gern bei Habel Rast, weil diesen Ort der Rabel hasst, Lehrer höchsten Ranges, 208 Veröffentlichungen, Assistenten Rudolf Friedrich, Walter Hallstein, Ludwig Kattenstroth, Robert Krawielicki, Ludwig Raiser, Doktoranden Ernst von Caemmerer, Hans Dölle, Else Koffka, Heinrich Kronstein, Fritz Mann (Frederick Mann), Ludwig Raiser, Margarethe Scherk, Maximilian Schmulewitz /Clive M. Schmitthoff, Dr. h. c. Univ. Marburg, Thessaloniki, Kürschner 1925, Kürschner 1926, Kürschner 1928/1929, Kürschner 1931, Kürschner 1935, 1952 D. C. L. h. c. Univ. Oxford, Festschrift für Martin Wolff hg. v. Caemmerer Ernst von/Hallstein Walter/Mann Frederick Alexander/Raiser Ludwig 1952 (Schriftenverzeichnis 401-413), Würdigung NJW 1953, 1253 (Lewald Hans), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993 543 (Medicus Dieter), Kleinheyer/Schröder, DBE, Jurists uprooted, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004, 441 (Dannemann Gerhard), Hansen Thomas Martin Wolff (1872-1953) 2009 (ohne Bild, mit Schriftenverzeichnis, etwa 165 Nummern), Breunung u. a. Die Emigration 1 550
WOLFFSON, Isaac, MdR RA Dr.; geb. Hamburg 19. 01. 1817; gest. Hamburg 12. 10. 1895; WG.: jüdische Herkunft, Vater Kaufmann (Meijer Wolffson), israelitische Freischule, Johanneum Hamburg, 1835 Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, Göttingen, Berlin, 1838 Promotion, tatsächlich Advokat (Rechtsanwalt) Hamburg (1849 zugelassen), 1848 Mitglied konstituierende Versammlung Hamburg, 1859 Bürgerschaftsmitglied Hamburg, 1871 Reichstagsabgeordneter; Son.: Mitglied zweite Kommission BGB, Die Beratung des BGB 1978, 109f., ADB 44, 67f., DBE, IBI 3, 1166a
ZARDEN, Arthur, Ministerialrat Dr.; geb. Hamburg 27. 04. 1885; gest. Berlin 18. 01. 1944 (Selbstmord); WG.: aus jüdischer Familie, Studium Rechtswissenschaft, 1920 Ministerialrat, 1923 Ministerialdirigent, 21. 01. 1925 Ministerialdirektor, 08. 06. 1932 Staatssekretär, 31. 03. 1933/03. 04. 1933 Zwangspensionierung, 12. 01. 1944 Verhaftung; Verö.: Die neuen Steuergesetze vom August 1923 einschließlich der neuen Devisenablieferungsverordnung vom 25. August 1923 1923, Kommentar zum Gesetz über die Zwangsanleihe vom 20. Juli 1922 auf Grund des Änderungsgesetzes vom 22. Dez. 1922 und des Gesetzes über die Berücksichtigung der Geldentwertung in den Steuergesetzen vom 20. März 1923 1923; Son.: Göppinger Horst Juristen jüdischer Abstammung 2. A. 1990 S. 237
ZERNIK, Clementine, RAin Dr. MA; geb. Wien 28. 09. 1905; gest. New York 31. 12. 1996; WG.: jüdischer Herkunft, geb. Bloch, Vater Offizier, Studium Rechtswissenschaft, Univ. Wien, 1930 Promotion Univ. Wien, 1938 Rechtsanwaltszulassung, 15. 07. 1938 Entzug der Rechtsanwaltszulassung, Emigration Vereinigte Staaten von Amerika, Übersetzerin, 1939 Studium Latein, Deutsch Univ. Columbia/Vereinigte Staaten von Amerika, 1941 Master of Arts (MA), Mitarbeiterin des British Information Service, 1946 Mitarbeiterin UN-Relief and Rehabilitation Administration, 1947-1975 UN-Mitarbeiterin, Bibliothekarin, Mitarbeiterin des Austrian Institute; Son.: Röwekamp, M., Juristinnen, Lexikon zu Leben und Werk, 2005, 447
ZIMMERN, Sigmund Wilhelm, Prof. Dr.; geb. Heidelberg 04. 03. 1796; gest. Heidelberg, 09. 06. 1830 (mit 34 Jahren); WG.: Vater Kaufmann, 1813 Studium Rechtswissenschaft Univ. Heidelberg, 1817 Promotion, Studienaufenthalt Berlin (Empfehlung durch Thibaut an Savigny), Göttingen, 1818 Habilitation Univ. Heidelberg, 07. 04. 1821 Erteilung einer außerordentlichen Professur durch das zuständige Ministerium von juristischer Fakultät der Univ. Heidelberg (Thibaut) abgelehnt, obwohl Thibaut "etwas Jüdisches im schlimmen Sinn des Wortes an ihm nie bemerkt" hat, 1821 Rat Baden, 11. 09. 1821 Konversion zum Protestantismus, Oktober 1821 mit 25 Jahreno. Prof. Univ. Heidelberg, 1826 Prof. Univ. Jena, 1827 akademischer Rat Oberappellationsgericht, 1829 Rückkehr nach Heidelberg; Verö.: De cautione Muciana 1818, De iuramento diffessionis commentatio 1818, Das System der römischen Noxalklagen 1818, Zimmern Sigmund/Neustetel Leopold Josef Römisch-rechtliche Untersuchungen für Wissenschaft und Ausübung 1821, Grundriss des gemeinen in Deutschland geltenden Erbrechts 1823, Geschichte des römischen Privatrechts bis Justinian Bd. 1ff. 1826ff., De iudicio quod vocant rescindente ac rescissorio disputatio 1826; Son.: ADB 45, 302ff., Sigmund Zimmern - ein deutsch-jüdisches Gelehrtenschicksal, ZRG GA 108 (1991), 210 (Braun Johann), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft hg. v. Heinrichs Helmut u. a. 1993, 27 (Krampe Christoph), DBE, IBI 3, 1183b, Drüll Dagmar Heidelberger Gelehrtenlexikon 1652-1802, 1991 311