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Mitterauer, Michael, Historische Verwandtschaftsforschung. Böhlau, Wien 2013. 248 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Mitterauer, Michael, Historische Verwandtschaftsforschung. Böhlau, Wien 2013. 248 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Verwandtschaft zählt zu den wichtigsten Vorgegebenheiten des menschlichen Lebens überhaupt. Da (bisher) nur aus Samenzelle eines Mannes und Eizelle einer Frau ein Mensch erwachsen kann, hat der Mensch von seinen ersten Anfängen an Vater und Mutter und gibt zusammen mit einem weiteren Menschen des jeweils anderen Geschlechts Leben an Kinder und Kindeskinder weiter. Weil zudem die Güter des Menschen eigentlich überall nach dem Satz „das Gut rinnt wie das Blut“ an die nächsten Verwandten vererbt werden, ist die Aufklärung verwandtschaftlicher Beziehungen des Menschen von grundlegender Bedeutung auch für die rechtliche Betrachtung seiner Lebensverhältnisse.

 

Mit der damit angesprochenen historischen Familienforschung hat sich der in Wien 1937 geborene, dort nach dem Studium 1960 sub auspiciis praesidentis rei publicae mit einer Dissertation über die Grafenfamilien der bayerischen Marken in der Karolingerzeit promovierte, 1969 für Wirtschaftsgeschichte und Sozialgeschichte habilitierte, 1971 zum außerordentlichen und 1973 zum ordentlichen Professor ernannte Autor bereits 1982 befasst. Seitdem hat er diesen Themenbereich durch zahlreiche weitere Untersuchungen gefördert. Dementsprechend kann er zehn Jahre nach seiner Emeritierung einen Sammelband mit insgesamt acht an unterschiedlichen Stellen erstmals abgedruckten Studien vorlegen.

 

In seine damit verfolgte besondere Zielsetzung führt der Verfasser in seiner kurzen Einleitung überzeugend ein. Danach behandeln seine Überlegungen die religiösen Bedingungen von Verwandtschaft, die geistliche Verwandtschaft, die Terminologie und die Sitten ebenso wie die Inzestproblematik, die Leviratsehe, die Ziehkindschaft, die dynastische Endogamie oder den weitgespannten interkulturellen Vergleich. Ein ausführliches Sachregister von abendländischem Christentum bis zu zweitgeborener Tochter und zweitgeborenem Sohn erschließt die vielfältigen Erkenntnisse aus epochenübergeordneter Perspektive jedem an Familie und Verwandtschaft und ihrer Geschichte interessierten Leser vorteilhaft.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler