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#ZIEL
2861Historie (F.) Geschichte
2862Historiker (M.) Geschichtsforscher Lit.: Historikerlexikon, hg. v. Bruch, R. vom/Müller, R., 2. A. 2002
2863Historikerstreit ist in Deutschland der von Jürgen Habermas 1985 ausgelöste, 1988 ohne greifbare wissenschaftliche Früchte versiegte Streit deutscher Historiker über die Bedeutung des Nationalsozialismus in Deutsch-land. Lit.: Kailitz, F., Die politische Deutungskultur im Spiegel des „Historikerstreits“, 2001
2864Historische Rechtsschule ist die von Friedrich Carl von →Savigny (und Karl Friedrich Eichhorn) begründete Schule der geschichtlichen Rechtswissenschaft. Für sie greift Savigny in einem objektiven, scheinbar gegen das ungeschichtliche →Naturrecht (Vernunftrecht) gezielten Idealismus rechts-politisch die Freiheitsethik Immanuel →Kants (1724-1804) auf und bezieht Gustav →Hugos (1764-1844) methodische Forderungen nicht nur in seine frühen methodologischen Gedankengänge (1802) ein, sondern verwirklicht sie bereits im „Recht des Besitzes“ (1803) in der Form der philosophischen (begrifflichen, allgemeinen, absoluten, systematisch-theoretischen) Durch-dringung des historischen (tatsächlichen, positiven, konkreten, exegetisch-praktisch behandelten) Stoffes, um in manchmal fast gewaltsamem Umgang mit den Quellen den Besitzwillen als allgemeines, logisches, konstituierendes Ele-ment des Besitzrechts konstruktiv-systematisch zu erarbeiten. In der historischen Rechtsschule sieht er das Recht an seine geschichtlichen Voraussetzungen gebunden und wendet sich gegen die Vorstellung, dass jedes Zeitalter seine Welt willkürlich selbst hervorbringe. Das Recht, das Vernunft und Ordnung in sich selbst birgt und damit auch aus sich selbst heraus ergänzungsfähig ist, ist ihm entsprechend den Vorstellungen →Herders (1744-1803) ein aus dem Innersten der Nation selbst und ihrer Geschichte geborener Teilbereich der Gesamtkultur und muss mit dieser, gespeist von irrationalen Kräften, wachsen. Weil das Historische in der Jurisprudenz nicht mehr als zufällig, sondern als geschichtlich notwendig verstanden wird, hält er eine →Kodifikation wie das →Allgemeine Landrecht (1794), den →Code civil (1804) oder das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch 1811/1812 (zumindest in ihrem Entstehungszeitpunkt) für entbehrlich, wenn nicht gar schädlich. Allerdings dient die als geschichtlich behauptete Betrachtungsweise Savigny im Ergebnis nur dazu, den insgesamt vorhandenen Rechtsstoff von dem zu reinigen, was nur historische Bedeutung hat und deshalb für die Gegenwart ausgeschieden werden kann. Ziel ist die Erneuerung des geltenden Rechts durch das geschichtliche (römische) Recht mit Hilfe der Rechtswissenschaft. Schon seit seinen Landshuter Vorlesungen der Jahre 1808/1809 vertritt Savigny, ohne dies zu begründen, dabei die Ansicht, dass die Wanderungen und Revolutionen der germanischen Stämme verhindert hätten, dass das ursprüngliche germanische Recht einen festen Bezugspunkt und einzigen Mittelpunkt habe, weshalb die Deutschen gar kein eigenes ursprüngliches Recht besäßen, so dass auch für sie das übernommene römische Recht das eigentümliche Recht sei (!). Der nach der damit begründeten Zurückweisung des älteren deutschen Rechtes germanischer Herkunft und nach Ausscheiden der mittelalterlichen und neuzeitlichen Ent-stellungen des römischen Rechtes verbleibende Stoff, nämlich das klassisch-römische Recht, ist im eigentlich von einer historischen Rechtsschule nicht zu erwartenden Wiederaufgreifen naturrechtlicher Begriffsbildung und naturrechtlicher Systematik für Savigny der Gegenstand konstruktiv-systematischer, die tatsächliche geschichtliche Entwicklung bewusst als überflüssig abstreifender Durchdringung (System des heutigen römischen Rechtes, 1840ff.). Die h. R. teilt sich später in Romanisten (→Savigny, →Puchta, →Windscheid) und Germanisten (→Eichhorn, →Grimm, →Gierke). Ihre dogmatisch-praktische Zielsetzung geht bald in der (unhistorischen) →Begriffsjurisprudenz auf. Lit.: Köbler, DRG 187; Gierke, O. v., Die historische Rechtsschule und die Germanisten, 1903; Rexius, G., Studien zur Staatslehre der historischen Schule, HZ 107 (1911), 496; Kantorowicz, H., Volksgeist und historische Rechtsschule, HZ 108 (1912), 295; Conrad, H., Aus der Entstehungszeit der historischen Rechtsschule – Friedrich Carl von Savigny und Jacob Grimm, ZRG GA 65 (1947), 261; Vischer, E., Barthold Georg Niebuhr und die Schweiz, Die Welt als Geschichte 16 (1956), 1; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wieacker, F., Wandlungen im Bilde der historischen Rechtsschule, 1967; Böckenförde, E., Die historische Rechtsschule und das Problem der Geschichtlichkeit des Rechtes, FS J. Ritter, 1965, 9; Wieacker, F., Wandlungen im Bilde der historischen Rechtsschule, 1967; Scheuermann, R., Die Einflüsse der historischen Rechtsschule, 1972; Conradi, R., Karl Friedrich Eichhorn als Staatsrechtslehrer, 1987; Klemann, B., Rudolf von Ihering und die historische Rechtsschule, 1989; Reimann, M., Historische Schule und Common Law, 1993; Bürge, A., Ausstrahlungen der historischen Rechtsschule in Frankreich, ZEuP 1997, 643; Gadomski, C., Die Rezeption der historischen Rechtsschule und der Pandektenwissenschaft in der italienischen Wissenschaft, Diss. jur. Frankfurt 2006; Lüderssen, K., Eichendorff und das Recht, 2007; Jouanjan, O., Philosophische Verwicklungen in der Rechtswissenschaft, ZRG GA 125 (2008), 367; Kirschbaum, J., Die Etablierung der historischen Rechtsschule an der Ludoviciana (1814-1824), 2011
2865Historischer Materialismus ist die von Karl →Marx als geschichtlicher Gesetzmäßigkeit unterliegend erklärte materialistische Ge-schichtsphilosophie.
2866historische Schule →historische Rechtsschule
2867Historismus ist (seit etwa 1850, verstärkt seit 1874 [Nietzsche]) die Betrachtung eines Geschehens unter dem Blickpunkt des Einmaligen und Besonderen, womit historische Vorgänge und Strukturen ihre Vergleichbarkeit und Wiederholbarkeit einbüßen. Lit.: Wittkau, A., Historismus, 1992; Jaeger, F./Rüsen, J., Geschichte des Historismus, 1992; Geschichtsdiskurs Bd. 3, hg. v. Küttler, W. u. a., 1996, Historismus, hg. v. Oexle, O. u. a., 1996; Historismus am Ende des 20. Jahrhunderts, hg. v. Scholtz, G., 1997; Conte, D., Storicismo e storia universale, 2000; Historismus im 19. Jahrhundert, hg. v. Nordalm, J., 2006
2868Hitler, Adolf (Braunau 20. 4. 1889-Berlin 30. 4. 1945), Sohn eines unehelich geborenen Zollamtsoberoffizials (Alois Schicklgruber, [1876 wegen einer erwarteten Erbschaft Namensänderung in Hitler, † 1903, Halbwaisenrente für H.] und seiner Cousine zweiten Grades Klara Pölzl † 21. 12. 1907), wird (ohne Schulabschluss [1905]) nach Aufenthalten in Wien (1907 gescheiterte Aufnahmeprüfung in Kunstakademie, 1908, 1909 zweiter gescheiterter Versuch der Aufnahme in die Kunstakademie, Wohnung in Obdachlosenasyl, 1910 in Männerwohnheim (Begegnung mit der Lage der unteren Schichten), Maler von Sehenswürdigkeiten Wiens, Verkauf der Bilder durch jüdische Händler) und München (1913, auch zwecks Vermeidung des Militärdiensts in Österreich, 5. 2. 1914 in Salzburg als waffenunfähig beurteilt) sowie freiwilliger Kriegsteilnahme (16. 8. 1914 16. Reserveinfanterieregiment Bayerns, eingesetzt als Meldegänger an der Westfront, eisernes Kreuz 2. Klasse, Militärverdienstkreuz 3. Klasse, Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit, Verwundetenabzeichen, eisernes Kreuz erster Klasse, Dienstauszeichnung 3. Klasse) mit trotz psychiatrischer Heilung von Erblindung durch Senfgaseinwirkung [13./14. 10. 1918] weiterwirkender posttraumatischer Belas-tungsstörung (1919) (möglicherweise zunächst aus Orientierungslosigkeit Zu-wendung zur Räterepublik Kurt Eisners?, bisher nicht klar gedeutete Erfahrungen in der Räterepublik, Soldatenrat?, von Sommer 1919 [im Herbst 1919 kurzfristig zum Schützenregiment 41 kommandiert] bis zur Entlassung am 31. März 1920) Vertrauensmann (aber als Österreicher nie Angehöriger) der Reichswehr (ab Sommer 1919 Propagandist zur politischen Aufklärung der zu entlassenden Soldaten im Sinne der neuen Republik, u. a. beauftragt mit Beobachtung der Deutschen Arbeiterpartei? am 12. 9. 1919, vielleicht „ein in oder von militärischen Stellen gut versorgter Aktivist, welcher der aufstrebenden Deutschen Arbeiterpartei als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurde“) und (19. 10. 1919) Mitglied (Nr. 55) der Deutschen Arbeiterpartei (Februar 1920 →Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, Juli 1921 Vorsitzender). Nach der Niederlage der Münchener Räterepublik (2. Mai 1919) und unter dem Eindruck der gleichzeitig bekannt gewordenen Bedingungen des Friedens-vertrags von Versailles nähert sich H. völkisch-antisemitischen Zieletzungen. Nach einem gescheiterten Putsch (mit Erich Ludendorf 8. 11. 1923/9. 11. 1923) inhaftiert und wegen Hochverrats zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt, verfasst er in der Festung Landsberg die (Rudolf Heß diktierte) Programmschrift „Mein Kampf“ (20. 12. 1924 Entlassung). 1925 gibt er die Staatsbürgerschaft Österreichs auf. Seit 1928/1929 gelingen ihm wachsende Wahlerfolge (14. 9. 1930 Steiegerung des Stimmanteils von 2,6 auf 18,3 Prozent). Im Februar 1932 erwirbt er die Staatsbürgerschaft des deutschen Reiches. Am 30. 1. 1933 ernennt ihn der Reichspräsident als Führer der stärksten Reichstagsfraktion zum Reichskanzler des →Deutschen Reiches. Durch Überredung, Drohung und Gewalt wandelt H. die Republik in den totalitären Einparteienstaat eines diktatorischen Führers (→Drittes Reich). Nach dem 2. 8. 1934 übernimmt er auch das Amt des verstorbenen Reichspräsidenten. Gestützt auf ein Bündnis mit Italien und Japan und einen taktisch motivierten Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion greift er am 1. 9. 1939 Polen an („wird zurückgeschossen“) und löst damit den zweiten Weltkrieg (zunächst gegen Polen, Großbritannien und Frankreich) aus, in dessen Verlauf Hitlers Imperium am Jahresende 1941 größer ist als die am Ende des Jahres 1941 in den Krieg eintretenden Vereinigten Staaten von Amerika, an dessen Ende aber nach seiner Selbsttötung (in Berlin am 30. 4. 1945) am 8. 5. 1945 die völlige Kapitulation des Deutschen Reiches steht. Das Recht gebraucht und missbraucht H. in vielfältiger Weise als Kampfinstrument zur Durchsetzung der Ideologie des →Nationalsozialismus. Lit.: Köbler, DRG 222; Heuß, T., Hitlers Weg, 8. A. 1932, Neudruck 2008; Hitler, A., Mein Kampf, 17. A. 1933; Braun, O., Von Weimar zu Hitler, 3. A. 1949; Hofmann, H., Der Hitlerputsch, 1961; Domarus, M., Hitlers Reden und Proklamationen, 2. A. 1965; Hoffmann, P., Widerstand - Staatsstreich - Attentat, 1969; Broszat, M., Der Staat Hitlers, 1969, 15. A. 2000; Franz-Willing, G., Ursprung der Hitlerbewegung 1919-1922, 2. A. 1974; Fest, J., Hitler, 1973; Phillips, L., Adolf Hitler and the Third Reich, 1977; Toland, J., Adolf Hitler, 1976 (deutsch 1977); Hitler, Adolf, Sämtliche Aufzeichnungen (1095-1924), hg. v. Jäckel, E. u. a., 1980; Jäckel, E., Hitlers Herrschaft, 1986; Zitelmann, R., Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs, 2. A. 1998; Lang, J., Die Partei, 1989; Hitler, A., Reden, Schriften, Anordnungen, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, Bd. 1ff. 1992ff. (1925-1933);Steinert, M., Hitler, 1994; Goldhagen, D., Hitlers willige Vollstrecker, 1996; Hamann, B., Hitlers Wien, 1996; Turner, H., Hitlers Weg zur Macht, 1996; Lukacs, J., Hitler, 1997; Pätzold, K./Weissbecker, M., Adolf Hitler, 1997; Der Hitler-Prozess, hg. v. Gruchmann, L., Bd. 1ff. 1997ff.; Large, D., Hitlers München, 1998; Kershaw, I., Hitler, Bd. 1ff. 1998ff.; Schmitz, H., Adolf Hitler, 1998; Mommsen, H., Alternative zu Hitler, 2000; NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler, hg. v. Ueberschär, G., 2000; Kershaw, I., Hitler 1936-1945, 2000; Zehnpfennig, B., Hitlers „Mein Kampf“, 2000, 3. A. 2006; Krockow, C. Graf v., Hitler und seine Deutschen, 2001; Gellately, R., Backing Hitler, 2001; Gritschneder, O., Der Hitler-Prozess und sein Richter Georg Neithardt, 2001; Rauscher, W., Hitler und Mussolini, 2001; Zürner, B., Adolf Hitler – Feldherr wider Willen?, 2001; Machtan, L., Hitlers Geheimnis, 2001; Fest, J., Der Untergang – Hitler und das Ende des Dritten Reiches, 2002; Der deutsche Widerstand gegen Hitler, hg. v. Überschär, G., 2002; Reuth, R., Hitler, 2003; Koch-Hillebrecht, M., Hitler, 2003; Horstmann, B., Hitler in Pasewalk, 2004; Schwarz, B., Hitlers Museum, 2004; Thonke, C., Hitlers langer Schatten, 2004; Rietzler, R., Mensch Adolf, 2004; Seligmann, R., Die Deutschen und ihr Führer, 2004; Aly, G., Hitlers Volksstaat, 2005; Frank, M., Der Tod im Führerbunker, 2005; Schreckenberg, H., Hitler, 2006; Plöckinger, O., Geschichte eines Buches. Adolf Hitlers Mein Kampf, 2006, 2. A. 2011; Grabner-Haider, A., Hitlers mythische Religion, 2008; Ryback, T., Hitler’s Private Library, 2008; Fritze, L., Legitimer Widerstand?, 2009; Mazower, M., Hitlers Imperium, 2009; Haasis, H., Den Hitler jag ich in die Luft, 2009; Renz, U., Georg Elser, 2009; Schmidt, U., Hitlers Arzt Karl Brandt, 2009; Reuth, R., Hitlers Judenhass, 2009; Bavendamm, D., Der junge Hitler, 2010; Fritz Gerlich, bearb. v. Morsey, R., 2010; Krings, S., Hitlers Pressechef - Otto Dietrich (1897-1952), 2010; Zehnpfennig, B., Adolf Hitler - Mein Kampf, 2011; Weber, T, Hitlers erster Krieg, 2011; Herbst, L., Hitlers Charisma, 2011; Tomberg, F., Das Christentum in Hitlers Weltanschauung, 2012; Plöckinger, O., Unter Soldaten und Agitatoren, 2013; Ullrich, V., Adolf Hitler - Biographie - Die Jahre des Aufstiegs 1889-1939, 2013
2869Hobbes, Thomas (Westpool 5. 4. 1588-Hardwick Hall 4. 12. 1679) wird nach dem Philosophiestudium in Oxford Hauslehrer bei Baron Cavendish. In seinem Hauptwerk (lat.) Elementa (N.Pl.) philosophiae (Grundlagen der Philosophie) (Teil 3 [lat.] De cive [Vom Bürger], 1649, ähnlich Leviathan, 1651) erklärt er den Ursprung des Staates mit dem vom (bösen) Menschen zur Vermeidung des Kampfes aller gegen alle zugunsten des souveränen Herrschers geschlossenen →Gesellschaftsvertrag, als dessen Folge auf Grund der Autorität des Herrschers die menschlichen Gesetze die Naturgesetze ablösen. Lit.: Tönnies, F., Thomas Hobbes, 3. A. 1925; Schnur, R., Individualismus und Absolutismus, 1962; Mayer-Tasch, P., Thomas Hobbes und das Widerstandsrecht, 1965; MacPherson, C., Die politische Theorie des Besitz-individualismus, 1967; Dießelhorst, M., Ursprünge des modernen Systemdenkens bei Hobbes, 1968; Hobbes-Forschungen, hg. v. Koselleck, R. u. a., 1969; Förster, W., Thomas Hobbes und der Puritanismus, 1969; Schelsky, H., Thomas Hobbes, 1981, Willms, T., Thomas Hobbes, 1987; Dießelhorst, M., Naturzustand und Sozialvertrag bei Hobbes und Kant, 1988; Thomas Hobbes und die englische Revolution, 1991; Ludwig, B., Die Wiederentdeckung des epikureischen Naturrechts, 1998; Hüning, D., Freiheit und Herrschaft, 1998; Kremkus, A., Die Strafe, 1999; Bredekamp, H., Thomas Hobbes, 2003; Hirsch, A., Recht auf Gewalt?, 2004; Hobbes, T., Leviathan, 2. A. 2008
2870Hochadel →Adel
2871Hochgerichtsbarkeit ist seit dem Hochmittelalter die Gerichtsbarkeit über die mit der →Todesstrafe bedrohten Verbrechen (→Totschlag, →Notzucht, →Diebstahl). Sie steht (auf Grund königlicher Verleihung) grundsätzlich dem →Landesherrn zu, der sie seit dem (lat.) →Statutum (N.) in favorem principum (1231/1232, Gesetz zugunsten der Fürsten) als eigenes Recht weiterverleihen kann. Demgegenüber wird die Niedergerichtsbarkeit (→Niedergericht) von niederen Gerichten ausgeübt. Lit.: Fabricius, E., Das Hochgericht Rhaunen, 1901; Rietschel, S., Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit, 1905; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht, 1929; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 2. A. 1958; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, 2000
2872Hochmeister →Deutscher Orden Lit.: Stengel, E., Hochmeister und Reich, ZRG GA 58 (1938), 178; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998
2873Hochmittelalter ist der mittlere Zeitabschnitt des Mittelalters, der von etwa 911 (bzw. 1000) bzw. 1076 bis (etwa 1250 bzw.) 1254 bzw. 1273 angesetzt werden kann. Lit.: Köbler, DRG 93; Wegener, W., Böhmen, Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Beiträge zum hochmittelalterlichen Städtewesen, hg. v. Diestelkamp, B., 1982; Goez, W., Gestalten des Hochmittelalters, 1983; Jakobs, H., Kirchenreform und Hochmittelalter, 1984, 2. A. 1988; Haas, W., Welt im Wandel, 2002; Haverkamp, A., Zwölftes Jahrhundert (1125-1198), 2003
2874Hochstift ist das weltliche Herrschaftsgebiet eines geistlichen Reichsfürsten (und bei unscharfem Sprachgebrauch auch das zugehörige Bistum) (z. B. Minden, Münster, Osnabrück, Hildesheim, Würzburg, Bamberg, Straßburg, Augsburg, Freising, Passau, Regensburg, Brixen u. s. w.) vom Hochmittelalter bis zum Jahre 1803. Lit.: Werminghoff, A., Verfassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter, 2. A. 1913, 72; Bachmann, S., Die Landstände des Hochstifts Bamberg, 1962; Wolgast, E., Hochstift und Reformation, 1995; Wetter, I., Hochstifte als mittelalterliche Verkehrszentren, 2006 (Konstanz, Augsburg)
2875Hochschule s. Universität
2876Hochverrat ist seit dem frühen 18. Jh. (1703, möglicherweise kann auch bereits der Bauernaufstand von Untergrombach 1502 als früher Ansatzpunkt angesehen werden) ein neuer Ausdruck für das Majestätsver-brechen (lat. [N.] →crimen laesae maiestatis), das im Hochmittelalter den älteren Treuebruch verdrängt. H. soll im Kampf gegen den Absolutismus die Taten erfassen, die den inneren Bestand des Staates angreifen (im Gegensatz zum →Landesverrat und zum →Majestätsverbrechen). Nach →Feuerbach (1798) ist jeder Angriff auf den Staatsvertrag (bzw. die drei Staatsverträge) H. (z. B. Entziehung eines Gliedstaats, Angriff auf das Leben des Herrschers, Revolution), doch folgt dem die Rechtspraxis nicht. Das deutsche Reichsstrafgesetzbuch von 1871 bietet demgegenüber eine ausführliche Kasuistik. Lit.: Söllner § 10; Baltzer, C., Die geschichtlichen Grundlagen der privilegierten Behandlung politischer Straftäter, 1966; Reimann, M., Der Hochverratsprozess gegen Gustav Struve und Karl Blind. Der erste Schwurgerichtsfall in Baden, 1985; Staatsschutz, hg. v. Willoweit, D., 1994; Böttger, M., Der Hochverrat, 1998; Widerstand als Hochverrat, bearb. v. Zarusky, J. u. a., 1998; Hochverrat?, hg. v. Lill, R., 1999; Richter, I., Hochverratsprozesse als Herrschaftspraxis, 2001; Bundschuh, hg. v. Blickle, P. u. a., 2004
2877Hochzeit ist eine Bezeichnung für die Feier(lichkeiten) der →Eheschließung (13. Jh.). Hierfür schafft der Landesherr seit dem 15. Jh. besondere Hochzeitsordnungen. Sie verbieten übermäßigen Luxus (→Luxusverbot). Lit.: Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Neumann, G., Hochzeitsbrauchtum in Westfalen, Westfalen 33 (1955), 212; Goldmann, E., Hochzeitsbräuche, Seelenreise, 1956; Leisching, P., Et teneat eam, Studia Gratiana 27 (1996), 311; Tisch und Bett, hg. v. Riis, T., 1998
2878Hof ist der zu einem Haus unmittelbar gehörige Platz, allgemeiner der landwirtschaftliche Betrieb oder der Lebensbereich eines Adligen. Der landwirtschaftliche H. ist überwiegend Teil der →Grundherrschaft. Seit dem 19. Jh. wird für ihn teilweise ein besonderes →Hofrecht geschaffen. Für den adeligen H. entstehen schon früh eigene Hofrechte, besondere Hofämter, später auch Hoftage, Hofgerichte, Hofräte und Hofordnungen. In Bayern-Landshut besteht das spätmittelalterliche Hofgesinde aus 150 vergüteten Mitgliedern. Im ernestinischen Sachsen umfasst der Hof 1531 etwa 500 Menschen. Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 35f.; Kroeschell, DRG 1, 83, 112; Köbler, WAS; Maurer, G. v., Geschichte der Fronhöfe und der Hofverfassung in Deutschland, Bd. 1ff. 1862f., Neudruck 1961; Härle, P., Die zwölf Abteimaierhöfe des Stiftes Buchau, 1937; Hartmann, K., Haus Rhade op de Volme, 1938; Haff, K., Hofübergabe und Ältestenrecht, ZRG GA 62 (1942), 377; Elsener, F., Der Hof Benken, 1953; Ohe, J. v. d., Die Zentral- und Hofverwaltung des Fürstentums Lüneburg, 1955; Herold, E., Hofdienst und Hofschutz, Diss. jur. München 1956; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Kruedener, J. Frhr. v., Die Rolle des Hofes im Absolutismus, 1973; Hollegger, M., Maximilian und die Entwicklung der Zentralverwaltung am Hof, 1983; Bumke, J., Höfische Kultur, 1986; Moraw, P., Hoftag und Reichstag, (in) Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, 1989, 3; Alltag bei Hofe, hg. v. Paravicini, W., 1995; Haus und Hof in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, hg. v. Beck, H. u. a., 1997; Plassmann, A., Die Struktur des Hofes, 1998; Hillen, C., Curia regis, 1999; Höfe und Höfeordnungen 1200-1600, hg. v. Kruse, H. u. a., 1999; Bahl, P., Der Hof des Großen Kurfürsten, 2000; Schütte, B., König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof, 2002; Hofkultur und aufklärerische Reformen in Thüringen, hg. v. Ventzke, M., 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel, 2004; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Fürstenhöfe und ihre Außenwelt, hg. v. Zotz, T., 2004; Dvory a rezidence ver středovĕku, 2006; Hofkultur in Frankreich und in Europa im Spätmittelalter, hg. v. Freigang, C. u. a., 2005; Kaiserhof – Papsthof (16. – 18. Jh.), hg. v. Bösel, R. u. a., 2006; Die Hofgeschichtsschreibung im mittelalterlichen Europa, hg. v. Schieffer, R. u. a., 2006; Biersack, I., Die Hofhaltung der reichen Herzöge von Bayern-Landshut, 2006; Der Hof und die Stadt, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2006; Höfe und Residenzen im spätmittelalterichen Reich - Hof und Schrift, hg. v. Paravicini, W., 2007; Mittelalterliche Fürstenhöfe und ihre Erinnerungskulturen, hg. v. Fey, C. u. a., 2007; Hof und Macht, hg. v. Butz, R. u. a., 2007; Spieß, Karl-Heinz, Fürsten und Höfe im Mittelalter, 2008; Rösener, W., Leben am Hof, 2008; Hofwirtschaft, hg. v. Fouquet, G., 2008; Lutter, C., Zwischen Hof und Kloster, 2010; Zu Diensten Ihrer Majestät. Hofordnungen, hg. v. Wührer, J. u. a., 2011; Streit am Hof im frühen Mittelalter, hg. v. Becher, M. u. a., 2011
2879Hofamt ist hauptsächlich das Amt der Verwaltung eines herrschaftlichen (fürstlichen, königlichen) →Hofes. Bereits zum spätrömischen →Kaiser gehört eine nahezu aus dem Nichts geschaffene umfangreiche Zentral-verwaltung in Rom mit zahlreichen hierarchisch geprägten Ämtern. Wohl im Anschluss hieran folgt auch dem frühmittelalterlichen →König ein Hof mit hauptsächlich Seneschall bzw. Truchsess, Marschall, Schenk, Kämmerer und Kanzler als Trägern von Ämtern, die dem hohen Adel zugeteilt, später aber von Dienstleuten tatsächlich ausgeübt werden. Der königliche Hof bildet sich bis zum Ende des Heiligen römischen Reiches immer vielseitiger aus und gibt das Vorbild für die Hofämter an den einzelnen Fürstenhöfen ab. Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 29; Kroeschell, DRG 1, 2; Baltl/Kocher; Schubert, P., Die Reichshofämter, MIÖG 34 (1913), 427; Lübeck, K., Die Hofämter der Fuldaer Äbte im frühen Mittelalter, ZRG GA 65 (1947), 177; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f.; Klafki, E., Die kurpfälzischen Erbhofämter, 1966; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Rösener, W., Hofämter, DA 45 (1989); Hasse, C., Die welfischen Hofämter und die welfische Ministerialität in Sachsen, 1995; Hof und Theorie, hg. v. Butz, R. u. a., 2004; Keller, K., Hofdamen, 2005
2880Höfeordnung ist das am 24. 4. 1947 für die →britische Zone des Deutschen Reiches erlassene Gesetz, das für landwirtschaftliche Höfe teilweise besondere Rechtsregeln (Sondererbfolge) schafft und am 26. 7. 1976 abgeändert wird. Lit.: Kannewurf, T., Die Höfeordnung vom 24. April 1947, 2004
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