6621 | Steuer ist die einmalige oder laufende Geldleistung, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellt und von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zur Erzielung von Einkünften allen auferlegt wird, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leis-tungspflicht knüpft. Sie ist als Grundsteuer (lat. N. stipendium), personale Vermögensteuer (lat. tributum N. capitis, Kopfsteuer) oder Gewerbesteuer bereits dem klassischen römischen Recht bekannt, das ihre Eintreibung durch Steuerpächter durchführt. Im Mittelalter lebt der Herrscher im Wesentlichen zunächst von den Einkünften aus seinen Gütern, doch entsteht die S. in Land und Stadt mit der Herrschaftsverdichtung und dem Übergang zur Geldwirtschaft seit dem 13. Jh. (in Frankreich z. B. im 15. Jh. durchgesetzt). In der Neuzeit weitet sich die Besteuerung in den Ländern durch →Steuerrecht stetig aus. In der Mitte des 19. Jh.s überholen die Steuereinnahmen die sonstigen Staatsein-künfte. Insbesondere für die Leistungsverwaltung werden zusätzliche Einnah-men durch die Entscheidungsträger (Parlamente) zu Lasten der Betroffenen (steuerpflichtigen Bürger) festgesetzt. Im Deutschen Reich beläuft sich 1913 der Steueraufwand auf 2100000000 Mark (2,1 Milliarden für das Reich, 2,7 Milliarden für die Einzelstaaten). Im 20. Jh. gelangt die Besteuerung mit Umverteilungszielen an die zeitweise mittels Neuverschuldung zeitlich versetzten Grenzen der Belastbarkeit der Steuerpflichtigen (Lohnsteuer, Einkommensteuer, Umsatzsteuer). Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 32, 55, 83, 110, 111, 113, 149, 150, 152, 191, 196, 198, 233, 234, 259, 260; Köbler, WAS; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Lohmann, K., Das Reichssteuergesetz von 1654, Diss. Bonn 1892/1893; Kogler, F., Das landesfürstliche Steuerwesen in Tirol, Tel 1 1901; Bittner, L., Die Geschichte der direkten Staatssteuern im Erzstifte Salzburg, 1903; Dopsch, A., Steuerpflicht und Immunität im Herzogtum Österreich, ZRG GA 26 (1905), 1; Schnettler, O., Ein Steuerstreit, 1932; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schräder, B., Die Besteuerung des Bauerntums in der Reichsgrafschaft Bentheim, 1941; Partsch, G., Die Steuern des Habsburger Urbars (1303-1308), 1946; Mitchell, S., Taxation in Medieval England, 1951; Kirchner, G., Die Steuerliste von 1241, ZRG GA 70 (1953), 64; Gerhard, H., Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, 1960; Lunt, W., Papal Revenues, 2. A. 1965; Wachenhausen, M., Staatsausgabe und öffentliches Interesse in den Steuerrechtfertigungslehren des naturrechtlichen Rationalismus, 1972; Merzbacher, F., Das Wesen der Steuer, FS H. Paulick, 1973, 255; Schulze, W., Reichstage und Reichssteuern im späten 16. Jahrhundert, ZHF 2 (1975), 43; Steitz, W., Die Realbesteuerung der Landwirtschaft, 1976; Jenetzky, J., System und Entwicklung des materiellen Steuerrechts, 1978; Schuler, P., Reichssteuern und Landstände, Schauinsland 97 (1978), 39; Hartmann, P., Das Steuersystem der europäischen Staaten, 1979; Isenmann, E., Reichsfinanzen und Reichssteuern im 15. Jahrhundert, ZHF 7 (1980), 1; Franke, S., Entwicklung und Begründung der Einkommensbesteuerung, 1981; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Linzbach, P., Der Werdegang der preußischen Einkommensteuer, 1984; Wild, W., Steuern und Reichsstandschaft, 1983; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 1986, 3. A. 1992; Pausch, A./Pausch, J., Kleine Weltgeschichte der Steuerobrigkeit, 1989; Brown, A., The Governance of Late Medieval England, 1989; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Lieb, R., Direkte Steuerprogression, 1992; Mußgnug, D., Die Reichsfluchtsteuer 1931-1953, 1993; Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Schremmer, E., Steuern und Staatsfinanzen, 1994; Voß, R., Steuern im Dritten Reich, 1995; Schwennicke, A., „Ohne Steuer kein Staat“, 1996; Kumpf, J., 5000 Jahre Steuern und Zölle, 1996; Amend, A., Von der Kunst, eine Steuerfrage aus einer Parteifrage in eine Finanzfrage zu verwandeln, 1997; Thier, A., Steuergesetzgebung und Verfassung in der konstitutionellen Monarchie, 1999; Hackl, B., Die theresianische Steuerrektifikation, 1999; Mathiak, W., Zwischen Kopfsteuer und Einkommensteuer, 1999; Hackenberg, M., Die Verpachtung von Zöllen und Steuern, 2002; Schremmer, E., Warum die württembergischen Ertragsteuern von 1821 und die sächsische Einkommensteuer von 1874/78 so interessant sind, 2002; Schauer, R., Die Steuergesetzgebung des Nationalsozialismus, 2003; Ernst, A., Die Einführung des napoleonischen Steuer- und Verwaltungssystems in Lüneburg, 2004; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat. Geschichte der öffentlichen Finanzen, 2005; Johann, U., Die Steuergesetzgebung in der Bundesrepublik Deutschland von 1983 bis 1998, 2006; Kersting, G., Steuerwiderstand und Steuerkultur. Der Kampf gegen das Umgeld im Königreich Württemberg (1819-1871), 2006; Günther, S., Vectigalia nervos esse rei publicae, 2008; Baßler, J., Steuerliche Gewinnabgrenzung im Europäischen Binnenmarkt, 2012 |
6622 | Steuerbewilligung ist die notwendige Zustimmung der →Landstände zur Steuererhebung durch den Landesherrn. Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3 |
6623 | Steuerrecht ist die Gesamtheit der die →Steuer betreffenden Rechtssätze. Lit.: Högemann, W., Das deutsche Steuerrecht unter dem Einfluss des Nationalsozialismus, Diss. jur. Münster 1993; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2008 |
6624 | Steuerstrafrecht ist die Gesamtheit der Straftatbestände betreffenden Rechtssätze des →Steuerrechts. Das S. gewinnt mit der Vermehrung der Steuerlast zunehmende Bedeutung. Lit.: Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Lammerding, J. u. a., Steuerstrafrecht, 6. A. 1993; Poggemann, M., Schuld und Strafe, 1997 |
6625 | Steward →Stuart |
6626 | Steyr →Landlauf von Steyr |
6627 | Stiernhöök, Johann Olafson (1596-1675) wird nach dem Rechtsstudium in Uppsala, Leipzig, Jena, Wittenberg und Rostock 1630 Hofgerichtsassessor und 1640 Professor in Turku. 1674 veröffentlicht er eine Darstellung des schwedischen, nicht von der Rezeption erfassten Rechtes (De iure Sveonum et Gothorum, Vom Recht der Schweden und Göten). Lit.: Stiernhöök, J., De iure Sveonum et Gothorum vetusto, 1672, Neudruck 1962; Jägerskiöld, Johann Stiernhöök, Rättshistorisk Studien 4 (1974), 117; Johan Olofsson Stiernhöök, hg. v. Modeer, K., 1996 |
6628 | Stift ist das Kollegium kanonisch lebender Kleriker in einer Kirche. Es entsteht im Frühmittelalter. Seit dem Hochmittelalter ist es Verbandsperson. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schäfer, K., Pfarrkirche und Stift, 1903; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln, 1976; Lill, R., Stifts- und Abteikirchen, 1987; Studien zum weltlichen Kollegiatstift, hg. v. Crusius, I., 1995; Hankel, H., Die reichsunmittelbaren evangelischen Damenstifte, 1996; Wagner, W., Universitätsstift und Kollegium, 1999; Studien zum Kanonissenstift, hg. v. Crusius, I., 2001; Die Stiftskirche in Südwestdeutschland, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Dom- und Kollegiatstifte in der Region Tirol – Südtirol – Trentino in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Obermair, H. u. a., 2006; Stift und Wirtschaft, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2007; Adelige Damenstifte Oberschwabens in der frühen Neuzeit, hg. v. Schiersner, D. u. a., 2011 |
6629 | Stiftung (Wort um 950 belegt) ist die Widmung von Vermögen zu einem bestimmten Zweck durch Rechtsgeschäft. Sie ist bereits dem römischen Recht im Ansatz bekannt. Im Mittelalter fördert die Kirche die mildtätige S. Aufklärung und Säkularisation stehen der S. feindlich gegenüber. Als juristische Person wird die bis dahin meist nur als unselbständiger Anhang einer Körperschaft (z. B. Kirche, Gemeinde) angesehene S. im 19. Jh. anerkannt (Heise, G. A., Grundriss eines Systems des gemeinen Civilrechts, 2. A. 1816, 23). In das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896/1900 findet sie nur zögernd Eingang. (1881 eine Vorschrift, 1900 neun). Im ausgehenden 20 Jh. bietet die S. eine Möglichkeit der Milderung der Härten hoher Erbschaftsteuern auf große Vermögen (z. B. dürfen seit 2006 in der Schweiz 20 Prozent des Einkommens bzw. Gewinns als Spenden steuersparend geltend gemacht werden). Als älteste noch bestehende deutsche Stiftung gilt der in Lüneburg 1127 errichtete Hospitalfonds Sankt Bendikt (evangelisches Stift in Sankt Goar zwar vielleicht in einem Vorläufer 765 errichtet, aber um 1525 aufgelöst, Hospitalstiftung in Wemding nicht 917, sondern erst 1371 gegründet). Lit.: Kaser § 17 III; Köbler, DRG 58, 121; Heimberger, H., Die Veränderung des Stiftungszwecks, 1913; Reicke, S., Stiftungsbegriff und Stiftungsrecht im Mittelalter, ZRG GA 53 (1933), 247; Pleimes, D., Die Rechtsproblematik des Stiftungswesens, Diss. jur. Leipzig 1938; Pleimes, D., Weltliches Stiftungsrecht, 1938; Pleimes, D., Irrwege der Dogmatik im Stiftungsrecht, 1954; Ebersbach, H., Die Stiftung des öffentlichen Rechts, 1961; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Gymnasiums in Ellwangen, ZRG GA 79 (1962), 264; Liermann, H., Geschichte des Stiftungsrechts (Handbuch des Stiftungsrechts 1), 1963; Stiftungen aus Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 1f., hg. v. Berndl, H. u. a. 1970f.; Ebersbach, H., Handbuch des deutschen Stiftungsrechts, 1972; Deutsches Stiftungswesen, hg. v. Hauer, R. u. a., 1977; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Eichler, H., Die Verfassung der Körperschaft und Stiftung, 1986; Scheyhing, R., Die Gremp’sche Stiftung 1584-1984, ZRG GA 103 (1986), 254; Borgolte, M., Die Stiftungen des Mittelalters, ZRG KA 105 (1988), 71; Mäzenatentum in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Becker, J., 1988; Deutsches Stiftungswesen, hg. v. Hauer, R., 1989; Rexroth, F., Deutsche Universitätsstiftungen von Prag bis Köln, 1992; Borgolte, M., Totale Geschichte des Mittelalters?, 1993; Siems, H., Von den piae causae zu den Xenodochien, (in) Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998, 57; Lusiardi, R., Stiftung und religiöse Gesellschaft, 1999; Wagner, W., Universitätsstift und Kollegium in Prag, Wien und Heidelberg, 1999; Stiftungen und Stiftungswirklichkeiten, hg. v. Borgolte, M., Bd. 1 2000; Lusiardi, R., Stiftung und städtische Gesellschaft, 2000; Theisen, F., Mittelalterliches Stiftungsrecht, 2002; Liermann, H., Geschichte des Stiftungsrechts, 2. A. 2002; Alexander, L., Anstalten und Stiftungen. Verselbständigte Vermögensmassen im römischen Recht, 2003; Klostermann, G., Das niederländische privatrechtliche Stiftungsrecht, 2003; Schewe, M., Die Errichtung der rechtsfähigen Stiftung von Todes wegen, 2004; Scheller, B., Memoria an der Zeitenwende. Die Stiftungen Jakob Fuggers, 2004; Stiftungen in Christentum, Judentum und Islam vor der Moderne, hg. v. Borgolte, M., 2005; Schwarz, R., Das Stiftungswesen in der sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik, 2008; Kästner, K./Couzinet, D., Der Rechtsstatus kirchlicher Stiftungen staatlichen Rechts des 19. Jahrhunderts, 2008; Steiner, M., Die Klöster und ihr Wirken, 2009; Islamische Stiftungen zwischen juristischer Norm und sozialer Praxis, hg. v. Meier, A. u. a., 2009; Borgolte, M., Stiftungen, (in) Stiftungen 3 (2009), 9; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Hahn, P., Die Stiftungssatzung, 2010; Lohse, T., Die Dauer der Stiftung, 2011; Werner, M., Stiftungsstadt und Bürgertum, 2011; Impekoven, H., Die Alexander von Humboldt-Stiftung, 2011; Borgolte, M., Stiftung und Memoria. 2012 (Aufsätze); Moddelmog, C., Königliche Stiftungen des Mittelalters im historischen Wandel, 2012 |
6630 | Stille Gesellschaft ist die Beteiligung an einem Geschäft ohne tätige Mitwirkung. Die s. G. ist eine nach außen nicht erkennbare Innengesellschaft. Sie findet sich bereits im Hochmittelalter. Im Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch (1861) wird die s. G. von der →Kommanditgesellschaft geschieden. Lit.: Köbler, DRG 127, 217; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Engler, C., Die Kommanditgesellschaft (KG) und die stille Gesellschaft im Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch, 1999 |
6631 | stillschweigend (Adj.) ohne ausdrückliche Willenserklärung erfolgend, gesetzlich oder gewohnheitsrechtlich geltend (z. B. Pfandrecht des Vermieters oder Verpächters) |
6632 | stilus (M.) curiae (lat.) Schreibart eines Gerichts, Gerichtsgebrauch Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Berger, H., Die Entwicklung der zivilrechtlichen Relation, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976 |
6633 | Stimmrecht ist das Recht, an einer Abstimmung einer Personenmehrheit teilzunehmen. Es gewinnt insbesondere im 19. Jh. allgemeine Bedeutung. Lit.: Vogel, B. u. a., Wahlen in Deutschland, 1971 |
6634 | Stintzing, Roderich von (Altona 8. 2. 1825-Südtirol 13. 9. 1883), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Jena, Heidelberg, Kiel und Berlin 1848 Rechtsanwalt und 1854 ordentlicher Professor in Basel, Erlangen (1857) und Bonn (1870). Nach langjährigen Vorbereitungen veröffentlicht er 1880 die Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft. Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Müllenbach, B., Zum 100. Todestag von Roderich von Stintzing, ZRG GA 101 (1984), 312 |
6635 | stipendium (lat. N.) Steuer, Grundsteuer, Unterstützung Lit.: Köbler, DRG 32; Adam, T., Stipendienstiftungen und der Zugang zu höherer Bildung in Deutschland von 1800 bis 1960, 2008 (in Preußen 1885 für 21 Prozent der Studierenden Zuwendungen verfügbar); Stipendienstiftungen und Stipendiaten, hg. v. Merkel, G., 2008 |
6636 | Stipulatio (lat. F.) ist bereits im altrömischen Recht das Versprechen. Es stellt eines der wichtigsten Geschäfte überhaupt dar. Bei der Stipulation macht der eine ein (mündliches, formgebundenes) Angebot (lat. centum mihi dari spondesne [versprichst du, dass mir hundert gegeben werden?]), dem der andere zustimmt (lat. spondeo [ich verspreche]). Die vielseitig (z. B. für ein Schenkungsversprechen, die Haftung bei Verkauf oder eine Zinsabrede) verwendbare, einseitig verpflichtende S. ist im klassischen römischen Recht →Verbalkontrakt (mit der actio ex stipulatu einklagbar). Zu Gunsten eines Dritten ist die S. ausgeschlossen (lat. alteri stipulari nemo potest, für einen Dritten kann niemand versprechen). Bei der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird der besondere Wortformalismus nicht übernommen (usus modernus pandectarum, moderner Gebrauch der Pandekten). Lit.: Kaser §§ 6 III, 7 III, 8 I, 32 II, 33 I, IV, 38 II, 40 I, 41 VI, 58 III, 59 II; Söllner §§ 8, 9, 18, 24; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 19, 22, 27, 45, 164; Seuffert, L., Materialien zur Deutung von stipulatio in mittelal-terlichen Urkunden, ZRG GA 2 (1881), 115; Wolf, J., Causa stipulationis, 1970; Simon, D., Studien zur Praxis der Stipulationsklausel, 1964; Wesener, G., Zum Weiterleben römischen Rechtes im Frühmittelalter (in) Cinquante anni della Corte costituzionale della Repubblica italiana, 2006, 1751; Finkenauer, T., Stipulation und Geschäftsgrundlage, ZRG RA 127 (2010), 305; Finkenauer, T., Vererblichkeit und Drittwirkung der Stipulation im klassischen römischen Recht, 2010; Berg, S., Die Stipulation in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2009 |
6637 | Stipulatio (F.) Aquiliana (lat.) ist die von Gaius Aquilius Gallus (66 v. Chr.) geschaffene, den Geldwert aller gegenwärtig oder künftig gerichtlich durchsetzbaren Rechte des Stipulanten in einer einzigen Stipulation zusammenfassende Stipulation (Ausgleichsquittung). Lit.: Kaser § 54 I 5; Köbler, DRG 29, 44; Sturm, F., Stipulatio Aquiliana, 1972 |
6638 | stipulatio (F.) duplae (lat.) Strafstipulation auf das Doppelte (des Kaufpreises), falls die verkaufte und dem Käufer übergebene Sache von einem besser Berechtigten herausverlangt wird (teilweise fingiert) Lit.: Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 46 |
6639 | Stipulation (Versprechen) →stipulatio |
6640 | Stobbe, Johann Ernst Otto (Königsberg 28. 6. 1831-Leipzig 19. 5. 1887) wird nach dem Studium von Philosophie und Rechtswissenschaft in Königsberg, Leipzig und Göttingen (Merkel, Albrecht, Waitz) 1856 in Königsberg außerordentlicher Professor und dann ordentlicher Professor, 1859 in Breslau, 1872 in Leipzig. Er veröffentlicht 1860 die Geschichte der deutschen Rechtsquellen (Neudruck 1965) und 1871 ein Handbuch des deutschen Privatrechts. Lit.: Friedberg, E., Otto Stobbe, 1887; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Scholze, B., Otto Stobbe, 2002 |