6501 | Spinoza, Benedictus (Baruch) de (Amsterdam 24. 11. 1632-Den Haag 21. 2. 1677), portugiesisch-jüdischer Kaufmannssohn, wird nach der geistigen Lösung vom Judentum (1656) Linsenschleifer und Philosoph. Er geht von der Identität Gottes mit der Natur aus, lässt den Menschen glückselig sein, der allein nach der Notwendigkeit seiner vernünftigen Natur lebt, hält die Demokratie für den besten Staatszustand und stellt das Naturrecht nach geometrischer Mehtode dar. Am Ende des 18. Jh.s werden diese Vorstellungen vielfach aufgegriffen. Lit.: Dunin Borkowski, S. v., Spinoza, Bd. 1ff. 1933; Steffen, H., Recht und Staat im System Spinozas, 1968; Hong, H., Spinoza und die deutsche Philosophie, 1988; Senn, M., Spinoza und die deutsche Rechtswissenschaft, 1991; Ethik, Recht und Politik bei Spinoza, hg. v. Senn, M. u. a., 2001; Senn, M., Vom Recht der großen und kleinen Fische, (in) Recht, Moral und Faktizität, 2008, 201 |
6502 | Spionage Lit.: Thiemrodt, I., Strafjustiz und DDR-Spionage, 2000; Strafjustiz und DDR-Unrecht, hg. v. Marxen, K. u. a., Bd. 4 Spionage, 2004, Neudruck 2012 |
6503 | spiritualis (lat.) geistlich (in Gegensatz zu [lat.] temporalis, zeitlich bzw. weltlich) |
6504 | Spital (zu lat. hospitalis) oder Hospital ist das Haus zur Beherbergung von Fremden, Kranken, Alten und Armen. Es entsteht im ausge-henden Altertum. Im Mittelalter geht das S. zunächst auf die Kirche zurück (Abtei, Kloster, Domspital). Seit dem Hochmittelalter kommen ritterliche und andere Orden, seit dem ausgehenden Mittelalter auch reiche Bürger als Gründer hinzu (z. B. Johann Twente 1339 in Osnabrück). Das S. wird als eigene Ver-bandsperson eingeordnet. Seit dem 18. Jh. wird das allgemeine S. durch besondere Einrichtungen (z. B. Krankenhaus) abgelöst. Lit.: Reicke, S., Das deutsche Spital und sein Recht, Bd. 1f. 1932, Neudruck 1970; Imbert, J., Les hopitaux en droit canonique, 1947; Nasalli Rocca, E., Il diritto ospedaliero, 1956; Tierney, B., Medieval poor law, 1959; Berger, W., Das St.-Georgs-Hospital zu Hamburg, 1972; Wendehorst, A., Das Juliusspital in Würzburg, 1976; Kolb, P., Die Juliusspital-Stiftung zu Rothenfels, 1985; Jetter, D., Das europäische Hospital, 1986; Macht der Barmherzigkeit. Lebenswelt Spital, hg. v. Schmauder, A., 2000; Funktions- und Strukturwandel spätmittel-alterlicher Hospitäler, hg. v. Matheus, M., 2003; Drossbach, G., Christliche caritas als Rechtsinstitut, 2004; Watzka, C., Vom Hospital zum Krankenhaus, 2005; Pauly, M., Peregrinorum, pauperum ac aliorum transeuntium receptaculum, 2007 (528 Hospitäler in 353 Orten); Sozialgeschichte mittelalterlicher Hospitäler, hg. v. Bulst, N. u. a., 2007; Hospitäler in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Drossbach, G., 2007; Hensel-Grobe, M., Das St.-Nikolaus-Hospital zu Kues, 2007; Europäisches Spitalwesen, hg. v. Scheutz, M. u. a., 2008; Quellen zur europäischen Spitalgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. v. v. Scheutz, M. u. a., 2010; Spitzer, I., Kirchliches Spitalwesen in Österreich, 2010 |
6505 | Split (Aspalathos) an der Adria entsteht um einen von Kaiser Diokletian im späten 3. Jh. n. Chr. errichteten Palast. Im 6. Jh. wird es Sitz eines Erzbischofs. 1396 erhält es eine Universität, die 1974 erneuert wird. Über Venedig (1420-1497) kommt es an Österreich, 1918 zu Jugoslawien. Lit.: Steindorff, L., Die dalmatischen Städte, 1984; Dusa, J., The Medieval Dalmatian Episcopal Cities, 1991 |
6506 | Spolienrecht →ius spolii Lit.: Prochnow, F., Das Spolienrecht, 1919; Kaps, J., Das Testamentsrecht, 1958; Schrader, E., Bemerkungen zum Spolien- und Regalienrecht der deutschen Könige im Mittelalter, ZRG GA 84 (1967), 128 |
6507 | Sponsalia (lat. N.Pl.) ist seit dem altrömischen Recht das →Verlöbnis. Später wird unter (lat.) sponsalia de futuro (bezüglich der Zukunft) das Verlöbnis, unter sponsalia de praesenti (bezüglich der Gegenwart) die Eheschließung verstanden Lit.: Kaser § 58 III; Köbler, DRG 22 |
6508 | Sponsio (lat. F.) ist seit dem altrömischen Recht das Versprechen (Gelöbnis) oder die daraus entstehende Verpflichtung. Von hier aus wird die s. eine der drei Formen der →Bürgschaft. Auf ein Vertragsangebot (lat.) spondesne (versprichst du?) wird die Antwort (lat.) spondeo (ich verspreche) gegeben. Lit.: Kaser §§ 7 III, 32 II, 57 II, 58 III; Söllner §§ 8, 9, 18, 24; Köbler, DRG 27, 44, 63 |
6509 | Sport ist die um ihrer selbst willen, zur Stärkung der Gesundheit oder aus Interesse am körperlichen Wettkampf ausgeübte körperliche Tätigkeit. Der S. ist bereits im Altertum bedeutsam (z. B. Olympia). Im Ersten Weltkrieg setzt sich die aus England stammende Sportidee gegen das deutsche Turnen durch. Wirtschaftliches Gewicht erlangt der S. seit der Professionalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s, mit der er auch stärker verrechtlicht wird. Lit.: Decker, W., Sport in der griechischen Antike, 1995, 2. A. 1012; Newby, Z., Greek Athletics in the Roman World, 2005; Oswald, R., „Fußball-Volksgemeinschaft“, 2008; Tauber, P., Vom Schützengraben auf den grünen Rasen, 2008; Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Wir gegen uns - Sport im geteilten Deutschland, 2010; Hilpert, H., Die Geschichte des Sportrechts, 2012; Geschichte des Fußballs in Deutschland und in Europa seit 1954, hg. v. Pyta, W., 2013; Bahro, B., Der SS-Sport, 2013 |
6510 | Sprache ist die in Zeit und Raum unterschiedliche lautliche Gestalt menschlicher Gedanken, wobei das durchschnittliche Wortschatzwissen der Gegenwart rund 50000 Einheiten umfasst, semantisch einfach, aber stark vernetzt und zwischen lautlichem Ausdruck und Inhalt (Bedeutung) nur lose verbunden ist. Das →Recht kann am ehesten über Sprache wirken. Die an sich vergängliche Sprache kann durch →Schrift und andere Aufzeichnungen verhält-nismäßig dauerhaft gemacht werden. In der Welt bestehen 2000 rund 6500 ver-schiedene Sprachen, von denen etwa 50 nur mehr einen einzigen Sprecher haben, so dass alle zwei Wochen eine Sprache ausstirbt. Lit.: Köbler, DRG 9; Köbler, LAW; Köbler, WAS; Günther, L. Recht und Sprache, 1898; Kalb, W., Wegweiser in die römische Rechtssprache, 1912, Neudruck 1961; Günther, L., Die deutsche Gaunersprache, 1919; Zaunmüller, W., Bibliographisches Handbuch der Sprachwörterbücher, 1958 (5500 Wörterbücher zwischen 1460 und 1958 in mehr als 500 Sprachen); Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Sonderegger, S., Die Sprache des Rechts im Germanischen, Schweiz. Monatshefte 42 (1962), 259; Schmitt, L., Entstehung und Struktur der neuhochdeutschen Schriftsprache, Bd. 1 1966; Baier, D., Sprache und Recht im alten Österreich, 1983; Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache, Bd. 1ff. 1986ff.; Vollmann-Profe, G., Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit, 1986; Sprache und Recht (FS Schmidt-Wiegand, Ruth), hg. v. Hauck, K. u. a., 1986; Hattenhauer, H., Zur Geschichte der deutschen Rechts- und Gesetzessprache, 1987; Germanische Rest- und Trümmersprachen, hg. v. Beck, H., 1989; Sprache, Recht, Geschichte, hg. v. Eckert, J. u. a., 1991; Stammesrecht und Volkssprache, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1991; Lyons, J., Die Sprache, 4. A. 1992; Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts, hg. v. Brekle, H., Bd. 1ff. 1992ff.; Beiträge zum Sprachkontakt und zu den Urkundensprachen zwischen Maas und Rhein, hg. v. Gärtner, K. u. a., 1995; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Lyons, J., Einführung in die moderne Linguistik, 8. A. 1995; Schmidt, W., Geschichte der deutschen Sprache, 9. A. 2004; Lexicon grammaticorum, hg. v. Stammerjohann, H., 1996; Bodmer, F., Die Sprachen der Welt, 1997; Görgen, A., Rechtsgrenzen folgen Sprachgrenzen, ZRG GA 115 (1998), 388; Recht und Sprache in der deutschen Aufklärung, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2001; Lohaus, M., Recht und Sprache in Österreich und Deutschland, 2000; Crystal, D., Language Death, 2000; Haarmann, H., Kleines Lexikon der Sprachen, 2001; Haarmann, H., Lexikon der untergegangenen Sprachen, 2002; Görgen, A., Rechtssprache in der frühen Neuzeit, 2002; Geschichte der deutschen Sprache, bearb. v. Langner, H. u. a., 9. A. 2004; Deisler, D., Die entnazifizierte Sprache, 2. A. 2006; Kuckenberg, M., Wer sprach das erste Wort?, 2010; Bergmann, R. u. a., Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft, 5. A. 2010; Appenzeller, G., Das Niedersächsische Wörterbuch, 2011, http://www.koeblergerhard.de/wikiling; Sprache - Recht - Gesellschaft, hg. v. Bäcker, C. u. a., 2012; Sprache(n) als europäisches Kulturgut, hg. v. Schmidt-Hahn, C., 2012 |
6511 | Sprichwort →Rechtssprichwort Lit.: Röhrich, L./Mieder, W., Sprichwort, 1977; Thesaurus proverbiorum medii aevi, begr. v. Singer, S., Bd. 1ff. Bd. 6 (heilig-Kerker) 1998 |
6512 | Spruch (M.) Urteil |
6513 | Spruchkollegium ist das für ein Urteil zuständige Kollegium (z. B. juristische Fakultät seit dem 14. Jh., verstärkt im Rahmen der →Aktenversendung vom 16. bis 19. Jh.). Lit.: Buchda, G., Die Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät, ZRG GA 62 (1942).; Klugkist, E., Die Göttinger Juristenfakultät, Diss. jur. Göttingen 1951 masch.schr.; Haalck, J., Die Rostocker Juristenfakultät, (in) Wiss. Z. d. Univ. Rostock 8 (1958/9); Haalck, J., Zur Spruchpraxis der Juristenfakultät Frankfurt (Oder), FS R. Lehmann, 1958; Jammers, A., Die Heidelberger Juristenfakultät, 1969; Weiß, R., Aus der Spruchtätigkeit der alten Juristenfakultät zu Kiel, Diss. jur. Kiel 1965; Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Pätzold, G., Die Marburger Juristenfakultät, 1966; Gehring, H., Das Lehrzuchtverfahren in der evangelischen Kirche, Diss. jur. Göttingen, 1968, Schikora, A., Die Spruchpraxis an der Juristenfakultät zu Helmstedt, 1972; Schildt, B., Die Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1980 masch.schr.; Lück, H., Die Spruchtätigkeit der Wittenberger Juristenfakultät, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1982 masch.schr. |
6514 | Spurfolge ist die Verfolgung der Spuren eines Diebes im älteren Recht. Im fränkischen Recht ist S. nur in einer Frist von 3 Nächten zulässig. Die S. erlaubt, wenn die Spur in ein Haus führt, dessen Durchsuchung. Lit.: Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Goldmann, E., Tertia manus und Intertertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Rauch, K., Spurfolge und Dritthandverfahren, ZRG GA 68 (1951), 1; Vec. M., Die Spur des Täters, 2002 |
6515 | SS (Schutzstaffel) (1925 von Adolf Hitler nach seiner Haftentlassung für Freiwillige begründet, anfangs unter SA-Führung, 1929 280 Mann stark, Heinrich Himmler unterstellt, Ende 1930 3000-4000, zeit-weilig 400000, 1939 mehr als 200000 Mitglieder, etwa 90 Prozent allgemeine SS, herkunftsmäßig gut der Gesamtbevölkerung entsprechend und 1945 dementsprechend leicht eingegliedert) Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Kogon, E., Der SS-Staat, 1946; Wegner, B., Hitlers Politische Soldaten, 6. A. 1999; Schulte, J., Zwangsarbeit und Vernichtung – Das Wirtschaftsimperium der SS, 2001; Syndor, C., Soldaten des Todes, 2002; Dierker, W., Himmlers Glaubenskrieger, 2003; Die SS, hg. v. Smelser, R. u. a., 2. A. 2003; Schwan, H./Heindrichs, H., Der SS-Mann – Josef Blösche, 2003; Kaienburg, H., Die Wirtschaft der SS, 2003; Bidigarai Diehl, P., Macht – Mythos – Utopie, 2004; Cüppers, M., Wegbereiter der Shoa, 2005; Schneider, C., Die SS und „das Recht“, 2005; Longerich, P., Heinrich Himmler, 2008; Die SS, Himmler und die Wewelsburg, hg. v. Schulte, J., 2009; Rohrkamp, R., Weltanschaulich gefestigte Kämpfer, 2010; Rothländer, C., Die Anfänge der Wiener SS, 2012; Hein, B., Elite für Volk und Führer?, 2012 |
6516 | Staat ist die auf Dauer berechnete Zusammenfassung einer Anzahl von Menschen (Staatsvolk) auf einem bestimmten Teil der Erdoberfläche (Staatsgebiet) unter Regelung aller für deren gemeinschaftliches Leben notwendigen Belange durch einen innerhalb der Gemeinschaft obersten Willensträger (Staatsgewalt), sofern sich die von diesem Willensträger aufgestellte Ordnung tatsächlich durchgesetzt hat und keinem völkerrechts-widrigen Zweck dient. Als S. wird bereits der Stadtstaat des Altertums eingeordnet (Athen, Rom). Im Übrigen entsteht der S. wohl erst seit dem Spätmittelalter. Er erzielt Einkünfte zunächst vor allem aus seinen Gütern, dann zunehmend auch durch Steuern. Er ist Verbandsperson bzw. seit dem 19. Jh. →juristische Person des öffentlichen Rechtes. Durch Verdichtung der Herrschaft steigert der →Souveränität beanspruchende S. seine Machtausübung in der frühen Neuzeit zum →Absolutismus. Hiergegen wenden sich aufgeklärte Philosophen, deren Gedanken seit der →französischen Revolution zum (theoretischen) Übergang der Staatsgewalt auf das Volk (→Volkssouveränität) und zur Teilung der Staatsgewalt unter verschiedenen Staatsorganen (→Gewaltenteilung) führen. Dennoch wächst die Macht des von Wilhelm Albrecht 1837 erstmals als juristische Person eingeordneten Staates und die Gefahr ihres Missbrauches durch jeweilige Amtsträger unaufhörlich. Die formelle →Verfassung (1776) vermag sie nicht in jedem Fall zuverlässig zu begrenzen. Die beste Sicherheit bietet die allgemeine Anerkennung inhaltlich rechtstreuer Gesinnung. Dies ist um so wichtiger, je mehr sich der S. aufbläht (im Deutschen Reich 1925 fast 2000000 Beschäftigte = 5,6 Prozent aller Erwerbstätigen, 8,4 % der abhängigen Erwerbstätigen, Anteil der gesamten öffentlichen Wirtschaft am Volkseinkommen rund 10 Prozent). Zwischen 1800 und 2000 erhöht der Staat seinen Anspruch auf das Gesamteinkommen von etwa einem Zehntel auf etwa die Hälfte, wobei um 1800 zwei Drittel der Staatseinkünfte für Verteidigung und Innvenverwaltung ausgegeben werden, um 2000 für Infrastruktur, Bildung und Soziales. Lit.: Kaser § 17 II 1a; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 111, 136, 140, 176, 248; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 1; Huber, M., Die Staatensuccession, 1898, Neudruck 2013; Redslob, R., Die Staatstheorien der französischen Nationalversammlung von 1789, 1912; Below, G. v., Der deutsche Staat des Mittelalters, 1914; Fehr, H., Die Staatsauffassung Eikes von Repgow 37 (1916), 131; Fleiner, F., Entstehung und Wandlung moderner Staatstheorien in der Schweiz, 1916; Keutgen, F., Der deutsche Staat des Mittelalters, 1918; Der deutsche Staatsgedanke, zusammengestellt v. Joachimsen, P., 1921, Neudruck 1967; Goebel, J., The equality of States, 1923; Weimann, K., Der Staat des deutschen Mittelalters, 1925; Schramm, P., Studien zu frühmittelalterlichen Aufzeichnungen über Staat und Verfassung, ZRG GA 49 (1929), 167; Schulte, A., Der deutsche Staat, 1933; Mayer, T., Die Entstehung des „modernen“ Staates im Mittelalter und die freien Bauern, ZRG GA 57 (1937), 210; Waas, A., Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter, 1938; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Stolz, O., Das Wesen des Staates im deutschen Mittelalter, ZRG GA 61 (1941), 234; Jantke, C., Preußen, Friedrich der Große und Goethe in der Geschichte des deutschen Staatsgedankens, 1941; Lemke, W., Entwicklung des deutschen Staatsgedankens bei Friedrich Nietzsche, 1941; Heydte, F. Frhr. v. d., Die Geburtsstunde des souveränen Staates, 1952; Vaccari, P., Stato e classi nel paesi Europei, 1957; Häfelin, U., Die Rechtspersönlichkeit des Staates, 1959; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Suerbaum, W., Vom antiken zum frühmittelalterlichen Staatsbegriff, 1961, 2. A. 1970; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Kudrna, J., Stát a společnost na úsvitě italské renesance (Staat und Gesellschaft am Vorabend der italienischen Renaissance), 1964; Willi, H., Die Staatsauffassung Edmund Burkes (1729-1797), 1964 (Diss. jur. Bern 1954); Willi, H., Die Staatsauffassung Edmund Burkes (1729-1797), 1964; Koerber, E. v., Die Staatstheorie des Erasmus von Rotterdam, 1967; Hauser, S., Untersuchungen zum semantischen Feld der Staatsbegriffe, Diss. phil. Zürich 1967; Entrèves, A. Passerin d’, The Notion of the State, 1967; Mager, W., Zur Entstehung des modernen Staatsbegriffs, 1968; Broszat, M., Der Staat Hitlers, 11. A. 1986; Weinacht, P., Staat, 1968; Quaritsch, H., Staat und Souveränität 1, 1970; Conrad, H., Der deutsche Staat, 2. A. 1974; Hanisch, W., Der deutsche Staat König Wenzels, ZRG GA 92 (1975), 21; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Strayer, J., Die mittelalterlichen Grundlagen des modernen Staates, 1975; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995; Struve, T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Ogris, W., Recht und Staat bei Maria Theresia, ZRG GA 98 (1981), 1; Adomeit, K., Antike Denker über den Staat, 1982; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Ambrosius, G., Die öffentliche Wirtschaft in der Weimarer Republik, 1984; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Stollberg-Rilinger, B., Der Staat als Maschine, 1986; Grimm, D., Recht und Staat der bürgerlichen Gesellschaft, 1987; Renaissance du pouvoir législatif et génèse de l´État, hg. v. Gouron, A. u. a., 1988; Breuer, Der archaische Staat, 1990; Stichweh, R., Der frühmoderne Staat, 1991; Conquest and Coalescence, hg. v. Greengrass, M., 1991; Demel, W., Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staatsabsolutismus, 1993, 2. A. 2010; Schulze, H., Staat und Nation, 1994; Staatsaufgaben, hg. v. Grimm, D., 1994; Zippelius, R., Geschichte der Staatsideen, 10. A. 2003; Demandt, A., Antike Staatsformen, 1995; Truhart. P., Historical Dictionary of States - Lexikon der historischen Staatsnamen, 1995; Zippelius, R., Staat und Kirche, 1997; Meyer, T., Stand und Klasse, 1997; Herzog, R., Staaten der Frühzeit, 2. A. 1998; Hillgruber, C., Die Aufnahme neuer Staaten in die Völkerrechts-gemeinschaft, 1998; Leuthäusser, W., Die Entwicklung staatlich organisierter Herrschaft, 1998; Staatliche Vereinigung, hg. v. Brauneder, W., 1998; Jost, E., Staatsschutzgesetzgebung, 1998; Identità territoriali e cultura politica nella età moderna. Territoriale Identität und politische Kultur in der frühen Neuzeit, hg. v. Bellaberba, M. u. a., 2000; Reinhard, W., Verstaatlichung der Welt?, 1999; Kersting, W., Platons „Staat“, 1999; Demandt, A., Der Idealstaat, 2000; Kahl, W., Die Staatsaufsicht, 2000; Uhlenbrock, H., Der Staat als juristische Person, 2000; Di Fabio, U., Der Verfassungsstaat in der Weltgesellschaft, 2001; Schulz, G., Europa und der Globus – Staaten und Imperien seit der Antike, 2001; Giannios, S., Das Werden des Palästinenserstaats, 2002; Fuhrmann, M., Volksvermehrung als Staatsaufgabe?, 2002; Roth, K., Genealogie des Staates, 2003; Maitland, F., State, Trust and Corporation, ed. by Runciman, D. u. a., 2003; Staatsformen, hg. v. Gallus, A. u. a., 2004, 2. A. 2007; Schulze, H., Staat und Nation in der europäischen Geschichte, 2004; Staatsformen, hg. v. Gallus, A. u. a., 2004; Das Wissen des Staates, hg. v. Collin, P. u. a., 2004; Rösler, J., Der Ursprung des Staates, 2004; Staatsbildung als kultureller Prozess, hg. v. Asch, R. u. a., 2005; Figurationen des Staates, hg. v. Chatriot, A. u. a., 2005; Statehood before and beyond Ethnicity, hg. v. Eriksonas, L. u. a., 2005; Zusammengesetzte Staatlichkeit in der europäischen Verfassungsgeschichte, hg. v. Becker, H., 2006; Vom Feld, I., Staatsentlastung im Technikrecht, 2007; Politeia - staatliche Verfasstheit bei Platon, hg. v. Nitschke, P., 2008; Der frühmittelalterliche Staat, hg. v. Pohl, W., 2009; Lei, Y., Auf der Suche nach dem modernen Staat, 2010; Handbuch Staatsdenker, hg. v. Voigt, R. u. a., 2010; Demel, W., Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staatsabsolutismus, 1993, 2. A. 2010; Marquardt, B., Universalgeschichte des Staates, 2009; John Stuart Mill und der sozialliberale Staatsbegriff, hg. v. Höntzsch, F., 2011; Globale Rivalitäten, hg. v. Birnk, T. ten, 2011; Pauka, M., Kultur, Fortschritt und Reziprozität, 2012; Heimbeck, L., Die Abwicklung von Staatsbankrotten im Völkerrecht, 2013 |
6517 | Staatenbund ist der vertraglich vereinbarte Bund mehrerer souverän bleibender Staaten (z. B. Vereinigte →Niederlande 1579-1795, →Rheinbund 1806-1813, →Deutscher Bund 1815, →Schweiz 1815-1848, Staatengemeinschaft oder Staatenverbund →Europäische Gemeinschaft bzw. Europäische Union 1952 bzw. 1993). Der S. ist kein Staat und kein Völkerrechtssubjekt. Rechtssätze (des Staatenbunds) erlangen in den Staaten grundsätzlich nur durch Umsetzung (Transformation) Geltung. Lit.: Ebers, G., Die Lehre vom Staatenbunde, 1910, Neudruck 1966; Politz, C., Die Verfassung des deutschen Staatenbundes, Bd. 1f. 1847; Müller-Kinet, H., Die höchste Gerichtsbarkeit im deutschen Staatenbund, 1975; Kuschnick, M., Integration in Staatenverbindungen, 1999 |
6518 | Staatenhaus ist die Vertretung der Staaten in der Verfassung des geplanten →Deutschen Reiches von 1848. Das S. besteht aus 192 von den Regierungen und den Parlamenten der Einzelstaaten ausgewählten Mitgliedern. Lit.: Köbler, DRG 194 |
6519 | Staatsangehörigkeit ist die Mitgliedschaft eines Menschen in einem Staat. Sie erscheint nach älteren frühneuzeitlichen Vorläufern in Frankreich 1791, im Heiligen römischen Reich nach 1800. Seitdem wird sie im Gefolge des Code Napoléon (Art. 9-21) (1804) Frankreichs meist gesetzlich besonders geregelt (z. B. [§§ 28ff. ABGB Österreichs von 1811,] Preußen 1842, Deutsches Reich 1870, 1913 Übergang vom Territorialgrundsatz zum Abstammungsprinzip, am Beginn des 21. Jh.s aus Mangel an Beitragszahlern zur Sozialversicherung für Zuwanderer gelockert). Lit.: Zenthöfer, E., Zur Geschichte des Begriffs der Staatsangehörigkeit, Diss. jur. Königsberg 1938; Vanel, M., Histoire de la nationalité française, 1945; Grawert, R., Staat und Staatsangehörigkeit, 1973; Hecker, H., Staatsangehörigkeit im Code Napoléon, 1980; Gosewinkel, D., Die Staatsangehörigkeit als Institution des Nationalstaats, (in) Offene Staatlichkeit, 1995; Ernst, A., Das Staatsangehörigkeitsrecht, Diss. jur. Münster 1999; Gosewinkel, D., Einbürgern und ausschließen, 2001, 2. A. 2004; Trevisiol, O., Die Einbürgerungspraxis im deutschen Reich 1871-1945, 2006 |
6520 | Staatsanwalt ist der Vertreter des Staates in der Strafanklage. Der auch die ausführende Staatsgewalt gegenüber der unabhängig werdenden Gerichtsbarkeit stärkende S. findet sich nach französischem Vorbild (procurator des Königs als Vertreter der königlichen Interessen [z. B. Einziehung von Geldbußen] vor Gericht 14. Jh., →ordonnance de Villers-Cotterets von 1539, ab Ordonnanz von 1670 beherrschende Stellung im Strafverfahren, öffentliche Partei zur Vertretung öffentlicher Interessen und zur Kontrolle der Richter, ministère public [Dienststelle für öffentliche Angelegenheiten], nach 1789 an Stelle der königlichen Prokuratoren vom König ernannte, königliche Kommissare als Gesetzeswächter im Verfahren einerseits und vom Volk gewählte öffentliche Ankläger am Gerichtshof andererseits, Aufhebung dieser Zweiteilung durch die Jakobiner, erneute Trennung beider Funktionen nach dem Sturz Robespierres, mit der Verfassung vom Dezember 1799 endgültige Aufhebung der Trennung von Anklagefunktion und Gesetzeswächteramt und Verschwinden des öffentlichen Anklägers und damit Eröffnung der modernen Staatsanwaltschaft, ministère de public 1808) seit 1810 im linksrheinischen Rheinland. Es folgen Baden 1831/1832 (je ein Staatsanwalt bei den vier badischen Regierungskreisen Seekreis, Oberrheinkreis, Mittelrheinkreis und Unterrheinkreis in Meersburg, Freiburg im Breisgau, Rastatt und Mannheim), Hannover 1841 (öffentlicher Anwalt, Kriminalfiskal Vertreter des öffentlichen Strafverfolgungsinteresses, 1849 provisorische Staatsanwaltschaft), Württem-berg 1843 und Preußen (1. 1.) 1846 unter teilweiser Beschränkung auf bestimmte Verfahren wie etwa Pressevergehen, 1877/1879 das Deutsche Reich (1893 Oberreichsanwalt, 4 Reichsanwälte am Reichsgericht, 54 Staatsanwälte bei den Oberlandesgerichten, 542 Staatsanwälte bei den Landgerichten). Das ursprünglich für den S. geltende →Legalitätsprinzip weicht seitdem zunehmend dem →Opportunitätsprinzip. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 202, 203, 228, 235; Sundelin, P., Die Staatsanwaltschaft in Deutschland, 1860; Elling, E., Die Einführung der Staatsanwaltschaft, 1911, Neudruck 1977; Carsten, E., Die Geschichte der Staatsanwaltschaft, 1932, Neudruck 1971, Carsten, E./Rautenberg, E., Die Geschichte der Staatsanwaltschaft, 2. A: 2012; Sättler, A., Die Entwicklung der französischen Staatsanwaltschaft, Diss. jur. Mainz 1956; Schuh-macher, U., Staatsanwaltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Biebl, W., Zur Geschichte der Staatsanwaltschaft, Bay. VwBll. 1992; Wohlers, W., Entstehung und Funktion der Staatsanwaltschaft, 1994; Knollmann, J., Die Einführung der Staatsanwaltschaft, 1994; Festgabe 150 Jahre Staatsanwaltschaft Berlin, hg. v. d. Senatsverwaltung für Justiz, 1997; Collin, P., „Wächter der Gesetze“ oder „Organ der Staatsregierung“? Konzipierung, Einrichtung und Anleitung der Staatsanwaltschaft, 2000; Staatsanwaltschaft, hg. v. Durand, B., 2005; Wulff-Kuckelsberg, S., Procureurs, 2005; Lacher, A., Friedrich Oskar von Schwarze (30. 09. 1816-17. 01. 1896), Diss. jur. Würzburg 2008; Kneip, W., Die Staatsanwaltschaft Mannheim im 19. Jahrhundert, 2010; Pragst, R-. Auf Bewährung, 2011; Staatsanwaltschaftsrecht (1934-1982) eingeleitet und hg. v. Schubert, W., 2013 Baden 1831/1832, Hannover 1841, Württemberg 1843 |