6421 | Södermannalagh ist das Recht der schwedischen Landschaft im Südosten →Schwedens am Ende des 13. Jh.s (1280 ?, 1300 ?). Lit.: Hafström, G., Den svenska rättskällornas historia, 1978 |
6422 | Sodomie ist vor allem der Geschlechtsverkehr zwischen Mensch und Tier. Das Alte Testament lehnt die S. streng ab. Die christliche Kirche folgt dem. Auch ein Teil der frühmittelalterlichen Volksrechte wendet sich wohl unter kirchlichem Einfluss gegen die S. (Geldbuße, Kastration, Tötung). Seit der Constitutio Criminalis Carolina (1532) umfasst die S. zusätzliche Begehungsformen. Die Aufklärung lehnt die Strafbarkeit der S. ab. Nach dem Vorbild des Code pénal Frankreichs von 1791 schaffen die von Frankreich beeinflussten Staaten die S. allmählich ab (anders Russland, Österreich, Ungarn, Schweiz, England, Skandinavien). Nach dem Strafgesetzbuch Bayerns von 1813 ist die S. keine Straftat mehr. In Deutschland wird die Strafbarkeit am 25. 6. 1969 aufgehoben. Am Beginn des 21. Jh.s ist die S. nur noch in England, Wales und Nordirland (sowie theoretisch in einigen Kantonen der Schweiz) strafbar. Lit.: Guggenbühl, D., Mit Tieren und Teufeln, 2002; Hehenberger, S., Unkeusch wider die Natur, 2005; Lang, D., Sodomie und Strafrecht, 2009 |
6423 | Soest in Westfalen entwickelt sich im frühen 12. Jh. zur Stadt, deren Recht im Stadtrecht vom Medebach (1165) erstmals fassbar wird und die seit dem 13. Jh. ihr Recht aufzeichnet (alte Kuhhaut 1225/1226, neue Kuhhaut 1281/1282, alte Schrae 1367, neue Schrae 1531) und verbreitet (9 Tochterstädte?, 62 loser zugeordnete Enkelstädte?). Lit.: Brünneck, W. v., Zum Verständnis des Titel 1 der Soester Gerichtsordnung, ZRG GA 32 (1911), 332; Brünneck, W., Geschichte der Soester Gerichtsverfassung, ZRG GA 33 (1912), 1; Ebel, W., Die alte und die neue Soester Schrae, ZRG GA 70 (1953), 105; Das älteste Bürgerbuch der Stadt Soest 1302-1449, hg. v. Rothert, H., 1958; Welt, K., Das alte Soester Stadtrecht, 1960; Diekmann, K., Die Herrschaft der Stadt Soest über ihre Börde, 1962; Stech, A., Die Soester Stadtrechtsfamilie, Diss. jur. Göttingen 1965; Knickenberg, H., Die Soester Statuten von 1790, 1967; Soester Recht v. Deus, W., 1969f.; Toeversichtsbriefe für Soest, bearb. v. Dösseler, E., 1969; Die Miniaturen des Soester Nequambuches von 1315, hg. v. Wilkes, W., 1975; Ebel, W., Rechtsgeschichtliches aus Niedersachsen, 1978, 89; Schöne, T., Das Soester Stadtrecht, 1998; Die Stadt Soest, 2000; Dusil, S., Die Soester Stadtrechtsfamilie, 2007 |
6424 | Sofia an der Witoscha erscheint im 8./7. Jh. als Siedlung der Thraker. Als Sordica wird es unter den Römern Provinzhauptstadt. 1382 wird es von den Osmanen (Türken) erobert. Im 1877/1878 von der Türkei gelösten Bulgarien erhält es 1888 eine Universität. Lit.: Serdika - Sredez - Sofia, 1976 |
6425 | Sohm, Rudolph (Rostock 29. 10. 1841-Leipzig 16. 5. 1917), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Rostock, Berlin und Heidelberg 1870 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1870 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau, Straßburg (1872) und Leipzig (1887). 1884 veröffentlicht er Institutionen des römischen Rechtes, 1888 einen Grundriss der Kirchengeschichte und 1892 ein Kirchenrecht, wobei er die Ansicht vertritt, dass das Wesen der Kirche mit dem Wesen von Recht in Widerspruch stehe. Lit.: Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871; Sohm, R., Autobiographie, DJZ 14 (1909), 1017; Festgabe für Rudolph Sohm, 1914; Fehr, H., Rudolph Sohm, ZRG GA 38 (1917), LIX; Stutz, U., Nachruf, ZRG GA 38 (1917), 457; Barion, H., Rudolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts, 1931; Bühler, A., Kirche und Staat bei Rudolph Sohm, 1965; Böckenförde, W., Das Rechtsverständnis der neueren Kanonistik, Diss. jur. Münster 1969 |
6426 | Solange I ist der einprägsame Name des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands vom 29. 5. 1974, nach dem das Gericht Gemeinschaftsrecht der europäischen Gemeinschaften an den Grundrechten Deutschlands prüfen kann, solange die europäischen Gemeinschaften keinen den deutschen Grundrechten gleichwertigen Grundrechtsschutz haben. Nach der Entwicklung eines wirksamen Grund-rechtsschutzes in den europäischen Gemeinschaften nimmt das Bundesverfassungsericht die Entscheidung durch Entscheidung vom 22. 10. 1986 (Solange II) zurück. |
6427 | Soldat ist der besoldete Krieger bzw. der, welcher auf Grund einer Verpflichtung in einem Wehrdienstverhältnis steht. Für den Soldaten kann besonderes Recht gelten. Schon das römische Recht kennt ein eigenes Soldatentestament. Lit.: Kaser § 67 I 2c; Rogg, M., Landsknechte und Reisläufer – Bilder vom Soldaten, 2002; Rechenberg, F. v., Die außerdienstliche Wohlverhaltenspflicht des Soldaten, 2004; Kutz, M., Deutsche Soldaten, 2006; Kroll, S., Soldaten im 18. Jahrhundert, 2006 |
6428 | Söldner ist der gegen Sold (zu lat. [M.] solidus) kämpfende Krieger. Er tritt außer im Altertum insbesondere im spätmittelalterlichen Italien sowie im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England hervor. Die im 18. Jh. eingeführte Wehrpflicht verdrängt ihn wieder. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Fehr, H., Vom Lehnsheer zum Söldnerheer, ZRG GA 36 (1915), 455; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Hermann, C., Deutsche Militärgeschichte, 1968; Baumann, R., Das Söldnerwesen, 1978; Contamine, P., La Guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; Burschel, P., Söldner, 1994; Tresp, U., Söldner aus Böhmen, 2004; Trundle, M., Greek Mercenaries, 2004; Huntebrinker, J., Fromme Knechte und Garteteufel, 2010 |
6429 | solicitor (M.) außergerichtlich tätiger Anwalt in England |
6430 | Solidus ist eine römische, im Frühmittelalter als Rechnungseinheit fortgeführte Münze. Lit.: Köbler, DRG 77, 91; Köbler, LAW; Grierson, P., Coins of Medieval Europe, 1991 |
6431 | Sollizitieren (das Gericht [Reichskammergericht, Reichshofrat] um Tätigwerden) bitten, erinnern Lit.: Fuchs, B., Die Sollicitatur am Reichskammergericht, 2002 |
6432 | Solms ist seit dem Hochmittelalter (1129) die von Hohensolms ausgehende Grafschaft im Bereich der mittleren Lahn in Hessen, die 1806 in Hessen aufgeht. 1571 erarbeitet der Frankfurter Stadtsyndikus Johann →Fichard auf der Grundlage eines Entwurfs des Sekretärs Gerhard Terhell und unter Verwendung zahlreicher Quellen (Mainz 1534, Württemberg 1555, Trier 1537, Köln 1538, Nürnberg 1564, Freiburg 1520, Worms 1499) das sog. Solmser Landrecht (Gerichtsordnung und Landrecht). Es ist eine stark romanisierende Reformation in schlichter Sprache und mit klarem Aufbau. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2; Deren Graveschafft Solms und Herrschaft Mintzenberg Gerichtsordnung, 1571; Fuchs, C., Über die Quellen des Solmser Landrechts, Z. f. dt. Recht 17 (1857), 292; Welkoborsky, G., Das Solmser Landrecht, Archiv f. hess. Gesch. N.F. 30 (1967/8), 1; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung, Diss. jur. Göttingen 1972; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1980 |
6433 | Solon (Athen um 640-560) ist ein bedeutender griechischer Gesetzgeber und Staatsmann. Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17; Ruschenbusch, E., Solonos nomoi, 1966, Neudruck 1983; Biscardi, A., Diritto greco antico, 1982; Triantaphyllopoulos, J., Das Rechtsdenken der Griechen, 1985; Holz, H., Die solonische Gesetzgebung, (in) Philosophie des Rechts, 1992, 103; Tsigarida, I., Solon – Begründer der Demokratie?, 2006; Solon of Athens, hg. v. Blok, J. u. a., 2006; Ruschenbusch, E., Solon - Das Gesetzeswerk - Fragmente, 2010 (Übersetzung der 93 Fragmente, unvollendet) |
6434 | Solothurn (Salodurum) ist die Siedlung an der mittleren Aare, die über Kelten, Römer und Burgund 1218 Reichsstadt wird. 1353 wird S. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz, 1481 Mitglied. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, K., Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B., Die solothurnische Territorialpolitik von 1344-1532, Diss. phil Basel 1929; Walliser, P., Der Gesetzgeber Johann Baptist Reinert und das solothurnische Zivilgesetzbuch von 1841-1847, 1948; Die Rechtsquellen des Kantons Bern, hg. v. Studer, C. u. a., Bd. 1 1949; Solothurner Urkundenbuch, bearb. v. Kocher, A., Bd. 1 1952; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,457; Walliser, P., Das Bürgschaftsrecht, 1974; Solothurn, 1990; Wey, M., Die Forstgesetzgebung im Kanton Solothurn während der Mediationszeit (1803-1813), 1991; Freddi, S., St. Ursus in Solothurn, 2013 |
6435 | solsadire (lat.-afrk.) die Sonne untergehen lassen, Frist bis Sonnenuntergang setzen Lit.: Sohm, R., Der Prozess der Lex Salica, 1867 |
6436 | Solutio (lat. F.) ist im römischen Recht die Leistung bzw. Erfüllung. Ihr geht im altrömischen Recht das förmliche Enthaftungsgeschäft der (lat.) s. per aes et libram (Lösung durch Erz und Waage) voraus. Lit.: Kaser §§ 6 III, 7 I 3, 32 II 3b, 52 II, 53 I; Köbler, DRG 27, 43, 62; Laborenz, M., Solutio als causa, 2014 |
6437 | Somatén (M.) Landwehr Lit.: March, J., El Somatén, 1923 |
6438 | Somme rural ist das wohl kurz vor 1396 von Jehan →Boutillier (Jean le Boutillier) kompilatorisch verfasste →Rechtsbuch, dessen Aufbau sich grundsätzlich an den Verfahrensgang anlehnt. Es legt hauptsäch-lich die coutumes (Gewohnheiten) von Tournai, Tournaisis und Vermandois zu-grunde, bezieht aber auch die coutumes von Normandie, Picardie, Artois, Flandern, Cambrésis, Champagne und Paris mit ein. Vor allem im Sachenrecht und im Schuldrecht wird römisches Recht verwertet. Hinzu kommt auch kirchliches Recht. Neben der Rechtsliteratur fließt in beachtlichem Umfang die eigene Erfahrung des Verfassers ein. Lit.: Dievoet, G. van, Jehan Boutillier en de Somme rural, 1951; Coutumes du Tournaisis, hg. v. Dievoet, G. van, 2006 |
6439 | Sondererbfolge ist die →Erbfolge eines von mehreren Erben in einen einzelnen Gegenstand z. B. in Gerade und Heergewäte im Mittelalter, in Fürstengut oder Adelsgut, in Erbhöfe oder in Gesellschaftsanteile im 20. Jh. Die S. steht in Gegensatz zur grundsätzlichen, dem Gleichheitssatz folgenden Gesamtrechtsnachfolge. Lit.: Köbler, DRG 73, 123, 162, 210, 269 |
6440 | Sondergericht ist das im Rechtsstaat unzulässige besondere Gericht (z. B. zwischen 1933 und 1945 im Deutschen Reich). Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 235; Schimmler, B., Recht ohne Gerechtigkeit, 1984; Wüllenweber, H., Sondergerichte im dritten Reich, 1990; Blumberg-Ebel, A., Sondergerichtsbarkeit und „politischer Katholizismus“ im dritten Reich, 1990; Oehler, C., Die Rechtsprechung des Sondergerichts Mannheim, 1997; Weckbecker, G., Zwischen Freispruch und Todesstrafe, 1998; Keldungs, K., Das Duisburger Sondergericht, 1998; Roeser, F., Das Sondergericht Essen, 2000; Lahrtz, J., Nationalsozialistische Sondergerichtsbarkeit in Sachsen, 2003; … eifrigster Diener und Schützer des Rechts, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 2007 |