6381 | Siegerland Lit.: Petri, F. u. a., Das Siegerland, 1955 |
6382 | Sielrecht (Schleusenrecht) Lit.: Michaelis, F., De iure cataractarum, 1696; Logemann, C., Die geschichtliche Entwicklung des bsonderen Sielrechts in Oldenburg, 1959 |
6383 | Siena Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007; Denley, P., Commune and Studio in Late medieval and Renaissance Siena, 2006; Denley, P., Teachers and Schools in Siena 1357-1500, 2007 |
6384 | Siete Partidas (Sieben Teile) ist der 1256-1265 in Spanien entstandene siebenteilige Rechtstext. Die S. P. werden unter König Alfons X. von Kastilien-Leon erarbeitet und nach mehrfachen Veränderungen (1265, 1290-1295, um 1300) 1348 unter König Alfons XI. als (span.) Libro (M.) del fuero de las leyes (Buch des Rechtes der Gesetze) mit subsidiärer Geltung in Kraft gesetzt. Sie gliedern sich in sieben Teile (Rechtsquellen und Kirchenrecht, politisches Recht bzw. Verwaltungsrecht und Kriegsrecht, Gerichtsverfassung bzw. Verfahrensrecht und Königsrecht, Familienrecht und Lehnsrecht, Schuldrecht, Erbrecht, Strafrecht und Strafverfahrensrecht) mit fast 2600 Stücken (Gesetzen). Quellen sind das (lat.) →ius (N.) commune (gemeine Recht), die Glosse des Accursius, Summen des Azo und des Odofredus, das Decretum Gratians, der Liber extra, Summen des Hostiensis, Tancredus und des Raymundus de Penyafort, das Speculum des Durantis, die libri feudorum, der kastilische Fuero juzgo, die →Rôles d’Oleron, Magister Jacobos Doctrinal de las leyes, Bibel, Kirchenväter, Aristoteles, Seneca, Boethius und Texte orientalischer Tradition. Der Name S. P. wird im 16. Jh. üblich. Lit.: Las siete partidas, hg. v. d. Königlichen Akademie der Geschichte, Bd. 1ff. 1807, Neudruck 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff; Craddock, J., The Legislative Works of Alfonso el Sabio, 1986; Scheppach, M., Las Siete Partidas, 1991; Las Siete Partidas, Título II de los casamientos, hg. v. Ramos Anderson, P., 2009 (8 Handschriften) |
6385 | Sigismund (Nürnberg 15. 2. 1368-Znaim 9. 12. 1437, 1378-1388 Markgraf Brandenburgs, 1387 König Ungarns, 1411 König des Heiligen römischen Reiches, 1419 König Böhmens, 1433 Kaiser) Lit.: Regesta Imperii 11, hg. v. Altmann, W. 1900 (ca. 23000 Regesten), Regesta Imperii – XI Regesten Kaiser Sigismunds (1410-1437), Bd. 1ff. 2012ff. (vielleicht 75000 Regesten zu erwarten); Kaiser Sigismund (1368-1437) hg. v. Hruza, K. u. a., 2012 |
6386 | Signet →Notarsignet |
6387 | Signoria (F.) autokratische Herrschaftsform in Italien im Spätmittelalter Lit.: Mallet, M., Signori e mercenari, 1983 |
6388 | Silent leges inter armas (lat.). Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero, 106-43 v. Chr., Rede für Milo §11) |
6389 | Silleiner Rechtsbuch ist das auf magdeburgisch-schlesische Quellen (Sachsenspiegel, sächsisches Weichbildrecht u. a.) zurückgehende, 1378 von Nikolaus de Laconia (Lukove/Kreis Altsohl) in einem deutschsprachigen Teil geschaffene, 1473 im landrechtlichen Teil in das sich durchsetzende (Alttschechische bzw.) Altslowakische übersetzte, bedeutendste Rechtsbuch der Slowakei (für die einst zu Ungarn gehörige Stadt Sillein). Lit.: Rauscher, R., Das Silleiner Rechtsbuch aus dem Jahre 1378, 1933 (z. T. tschechisch bzw. slowakisch); Piirainen, I., Das Stadtrechtsbuch von Sillein, 1972; Papsonová, M., Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch, 2003 |
6390 | Silvesterpatent ist der Name der beiden Urkunden vom 31. 12. 1851, mit denen der Kaiser von →Österreich die von ihm am 4. 3. 1849 gewährte →Verfassung als unangemessen und unausführbar aufhebt und das Grundrechtspatent des Jahres 1849 beseitigt und damit Österreich zum →Neo-absolutismus führt (u. a. durch ein Kabinettschreiben auch Geschworenenge-richte abgeschafft, Trennung von Verwaltung und Justiz aufgegeben). Lit.: Köbler, DRG 193; Baltl/Kocher |
6391 | Simonie ist nach Apostelgeschichte 8,18 der von Simon Magus abgeleitete Handel mit geistlichen Sachen. Die S. breitet sich in der Kirche seit dem 4. Jh. n. Chr. aus. In der Mitte des 11. Jh.s wird sie von der kirchlichen Reformbewegung entschieden bekämpft. →Investiturstreit Lit.: Kroeschell, DRG 1; Drehmann, J., Papst Leo IX. und die Simonie, 1908; Meier-Welcker, H., Die Simonie im frühen Mittelalter, ZKG 64 (1952/3), 61; Weitzel, J., Begriff und Erscheinungsformen der Simonie, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Lynch, H., Simoniacal Entry, 1976; Münsch, O., Ein Streitschriftenfragment zur Simonie, DA 62 (2006), 619 |
6392 | Simson, Eduard (Königsberg/Preußen 10. 10. 1810-1899), Kaufmannssohn, 1823 evangelisch, wird nach dem Rechtsstudium in Königsberg 1828 mit (lat.) venia (F.) legendi (Lehrbefugnis) promoviert, 1833 zum außerordentlichen Professor und 1836 zum ordentlichen Professor ernannt. Seit 1834 wirkt er auch als Richter (zunächst am Tribunalsgericht in Königsberg), seit 1848 als liberaler Rechtspolitiker (Präsident der Nationalversammlung, Präsident des Erfurter Unionsreichstags, Präsident des Zollparlaments, Präsident des Reichstags). 1879 wird er als bisheriger Präsident des Appellationsgerichts in Frankfurt an der Oder (bis 1891) Präsident des →Reichsgerichts. Seine jüdische Herkunft beeinträchtigt sein berufliches und politisches Wirken nicht erkennbar. Seine Einordnung in eine wissenschaftliche Strömung ist mangels Publikationstätigkeit schwierig. Lit.: Simson, B. v., Eduard von Simson, 1900; Meinhardt, G., Eduard von Simson, 1981; Schubert, W., Die Aufhebung des Berliner Obertribunals, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 419; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 101; Eduard von Simson, hg. v. Kern, B. u. a., 2001 |
6393 | Simultaneum (N.) Gleichzeitigkeit (der katholischen und protestantischen Konfession) Lit.: Schäfer, C., Das Simultaneum, 1995 |
6394 | Singularsukzession (F.) Einzelnachfolge Lit.: Kuntze, J., Die Obligation und die Singularsuccession, 1856 |
6395 | Sinti (oder Roma) ist die Bezeichnung für die früher als →Zigeuner benannten Angehörigen einer Volksgruppe. Der Name S. leitet sich vermutlich von der indischen Provinz Sind und dem Fluss Sindhu ab. Die S. verstehen sich als Teil der Roma und bilden deren älteste im deutschen Sprachraum nachweisbare Gruppe. Lit.: Reemtsma, K., Sinti und Roma, 1996; Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur, hg. v. Tebbutt, S., 2001; Bastian, T., Sinti und Roma im Dritten Reich, 2001; Weyrauch, W., Das Recht der Roma und Sinti, 2002; Rieger, B., Roma und Sinti in Österreich nach 1945, 2003 |
6396 | Sinzheimer, Hugo Daniel (Worms 12. 4. 1875-Overveen/Holland 16. 9. 1945), Kleiderfabrikantensohn, wird nach dem Rechts-studium in München, Freiburg im Breisgau, Berlin und Marburg 1903 Rechts-anwalt. 1916 tritt er der sozialdemokratischen Partei bei. 1920 wird er Honorarprofessor in Frankfurt am Main. 1921 verfasst er Grundzüge des Arbeits-rechts. 1937 wird er ausgebürgert. Lit.: Köbler, DRG 215; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der Rechtswissenschaft, 1938 bzw. Neudruck 1953 (Stahl, Levin Goldschmidt, Heinrich Dernburg, Unger, Lenel, Wilda, Glaser, Laband, Georg Jellinek, Ehrlich, Lotmar, Eduard von Simson, zusätzlich besonders erwähnt Heinrich von Friedberg, Friedrich Stein, Staub, Haber, Heinitz, Landsberg, Ehrenberg, Rosin, Gradenwitz); Knorre, S., Soziale Selbstbestimmung, 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 615; Kubo, K., Hugo Sinzheimer, 1995; Brühwiler, J. Philipp Lotmar und Hugo Sinzheimer, (in) Forschungsband Philipp Lotmar, hg. v. Caroni, P., 2003, 117; Blanke, S., Soziales Recht oder kollektive Privatautonomie?, 2005 |
6397 | Sippe ist im älteren deutschen Recht der um einen Stammvater bestehende Familienverband. Die rechtliche Stellung der S. im Frühmittelalter ist streitig. Es ist fraglich, ob der S. jemals besondere öffentlich-rechtliche Aufgaben zukommen. Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 71, 72; Brunner, H., Sippe und Wergeld nach niederdeutschen Rechten, ZRG 2 (1882), 1; Phillpotts, B., Kindred and Clan, 1913; Lappe, J., Die Sippen Koerdt und Linnhoff, 1938; Genzmer, F., Die germanische Sippe als Rechtsgebilde, ZRG GA 67 (1950), 34; Haff, K., Der umstrittene Sippebegriff und die Siedlungsprobleme, ZRG GA 70 (1953), 30; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1 (Antrittsvorlesung); Steuer, H., Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa,1972; Wiebrock, L., Die Sippe bei den Germanen, Diss. jur. Marburg 1979; Murray, A., Germanic Kinship Structures, 1983; Goody, D., Weidemann, M., Geschichte der Sippenhaftung, 2002 |
6398 | Sippenhaft ist die Anwendung von Maßnahmen gegenüber Angehörigen oder sonstigen Nahepersonen eines Bekämpften oder Verfolgten. Die im Nationalsozialismus geforderte und verwendete S. ist im Rechtsstaat unzulässig. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Weidemann, M., Geschichte der Sippenhaftung, 2002; Maihold, H., Die Sippenhaft, Mediaevistik 18 (2005) |
6399 | Sitte ist der in der Gesellschaft geübte Brauch. Zwischen S. und Recht bestehen stets Wechselwirkungen. Insbesondere kann S. zu Recht werden. Lit.: Kaser §§ 3 I 2, 23 I 1, 58 I, II, 1, 60 I 2; Hübner; Köbler, DRG; Hildebrand, R., Recht und Sitte auf den verschiedenen wirtschaftlichen Kulturstufen, 1896; Hävernick, W., „Schläge“ als Strafe, 1970; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 863 |
6400 | Sitten (Diözese) Lit.: Zenhäusern, G., Zeitliches Wohl und ewiges Heil, 1992 |