6041 | Rückkauf ist der Kauf des verkauften Gutes durch den Verkäufer. Er findet sich auch im Umkreis des Näherrechtes. Lit.: Kaser §§ 10 I 2a, 41 VII; Kroeschell, DRG 1 |
6042 | Rückstellung ist die Rückführung der zwischen 1933 und 1945 entzogenen Güter auf die ursprünglich Berechtigten. |
6043 | Rücktritt (1794, Rücktrittsrecht 1832) ist die vom Handelnden ausgehende nachträgliche Zurücknahme einer Handlung durch ein entgegengesetztes Verhalten. Der R. von einem →Rechtsgeschäft ist im Privatrecht auf vielleicht kirchenrechtlicher Grundlage auf Grund einer Vereinbarung oder auf Grund einer Rechtsvorschrift (z. B. Wandlungsrecht im Kaufrecht) möglich. Im Strafrecht kann der Täter vom →Versuch zurücktreten, wobei beides im Strafgesetzbuch Preußens von 1851 noch in einer Vorschrift verbunden ist, 1871 für das Deutsche Reich aber in zwei Vorschriften aufgespaltet wird. Lit.: Hübner; Köbler, DRG 270; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzuges, 1913; Scherner, K., Rücktritt wegen Nichterfüllung, 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 443, 450; Müller, M., Die geschichtliche Entwicklung des Rücktritts vom Versuch, 1995; Hellwege, P., Die Rückabwicklung gegenseitiger Verträge, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
6044 | Rückversicherung ist die Versicherung des Versicherers gegen zu hohe Versicherungsleistungen. Lit.: Mossner, B., Die Entwicklung der Rückversicherung bis zur Gründung selbständiger Rückversicherungsgesellschaften, 1959 |
6045 | Rückwirkung (1795) ist die Auswirkung eines Ereignisses auf die vorangehende Zeit. Sie ist im Recht teilweise möglich. Im Strafrecht ist sie (schon durch Konstitutionen aus der Zeit der Kaiser Theodosius I., II. und Valentinian III. und aus allgemeinen Überlegungen der Aufklärung) zu Lasten eines Handelnden aus rechtsstaatlichen Gründen ausgeschlossen. Lit.: Kaser § 10 I 1f.; Köbler, DRG 236, 267; Schöckel, G., Die Entwicklung des strafrechtlichen Rück-wirkungsverbots, 1968; Schiemann, G., Pendenz und Rückwirkung der Bedingung, 1973; Werber, W., Analogie- und Rückwirkungsverbot, Diss. jur. Bonn 1998; Stüsser, J., Rückwirkende Rechtsprechungsänderungen, Diss. jur. Bonn 1998; Daemgen, M., Rück- oder Fortwirkung im Privatrecht, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
6046 | Rudolf IV. (Wien 1. 11. 1339–Mailand 27. 7. 1365), (der) Stifter (der Domkirche zu Sankt Stephan in Wien) und Gründer der Universität Wien (1365), 1358 habsburgischer Herzog Österreichs, der Steiermark und Kärntens, lässt 1358/1359 zum Ausgleich der Privilegierung der Kurfürsten in der Goldenen Bulle (1356) von einem unbekannten Fälscher das später (lat.) sog. →privilegium (N.) maius (größeres Privileg) herstellen, verstirbt aber zu früh, um seine großen Pläne verwirklichen zu können. Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 95; Winter, E., Rudolf IV. von Österreich, 1934; Baum, W., Rudolf IV. der Stifter, 1996 |
6047 | Rudolf von Habsburg (Limburg im Breisgau 1. 5. 1218-Speyer 15. 7. 1291) ist der erste habsburgische deutsche König (22. 7. 1273). Er versucht den im →Interregnum eingetretenen Verlust des →Reichsguts rück-gängig zu machen und Friedensgebote durchzusetzen. 1282 belehnt er seine Söhne mit →Österreich, wodurch Österreich letztlich von den übrigen deutschen Ländern verselbständigt wird. Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 95; Redlich, O., Rudolf von Habsburg, 1903; Wolf, A., Warum konnte Rudolf von Habsburg († 1291) König werden?, ZRG GA 109 (1992), 48; Rudolf von Habsburg, hg. v. Boshof, E. u. a., 1993; Kunze, U., Rudolf von Habsburg, 2001; Krieger, K., Rudolf von Habsburg, 2003 |
6048 | Ruf Lit.: Fama, hg. v. Fenster, T. u. a., 2003 |
6049 | Rufinus (- vor 1192) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Kirchenrechtslehrer, dann Bischof von Assisi und zwischen 1180 und 1186 Erzbischof von Sorrent. Um 1164 verfasst er die (lat.) Summa (F.) decretorum (Summe der Dekrete). Sie bildet die Grundlage der späteren Dekretistik. Lit.: Singer, H., Rufinus‘ von Bologna „Summa decretorum“, 1902; Weigand, R., Frühe Kanonisten, ZRG KA 76 (1990), 138; Rufinus von Sorrent, De bono pacis, hg. v. Deutinger, R., 1997 |
6050 | Rüge (Wort bereits für das Indogermanische zu erschließen) ist die Behauptung einer Rechtsverletzung. Vermutlich gibt es bereits im Frühmittelalter die Pflicht, bestimmte Geschehnisse (öffentlich) in bestimmter Form vorzubringen. In späterer Zeit finden sich verschiedene davon vielleicht beeinflusste Einrichtungen (z. B. →Sendgericht, →Feme). Ungewiss ist der Zusammenhang der R. mit dem sie seit dem Hochmittelalter allmählich verdrängenden →Inquisitionsprozess. Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses, ZRG GA 68 (1951), 234; Landwehr, G., Rügegericht und Gogericht, ZRG GA 83 (1966), 127; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Niedrig, H., Die Mängelrüge, 1994; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
6051 | Rügen Lit.: Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen Fürsten von Rügen, 1962; Büttner, B., Die Pfarreien der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011 |
6052 | Rügisches Landrecht ist das auf der Osteeinsel Rügen geltende, von dem studierten Gerichtsschreiber Matthäus Neumann (um 1490-Stralsund 25. 4. 1556) in mittelniederdeutscher Sprache aufgezeichnete Ge-wohnheitsrecht. Es ist in mehreren Fassungen in rund 20 Handschriften über-liefert. Ausführlich behandelt es das Recht der freien Bauern und des Adels. Es enthält nur wenige römisch-rechtliche Merkmale. Lit.: Frommhold, G., Zur Überlieferung des rügischen Landrechts, ZRG GA 16 (1895), 1; Das rügische Landrecht, hg. v. Frommhold, G., 1896; Steudtner, K., Matthäus Neumann und sein Werk, Greifswald-Stralsunder Jb. 11 (1977), 42; Herrmann, Slawen, 2. A. 1985 |
6053 | Ruhrgebiet ist das an der Ruhr gelegene, nach 1918 von Frankreich begehrte deutsche Industriegebiet, zu dessen Kontrolle 1951 die →Montanunion geschaffen wird. Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Köbler, DRG 246; Das Ruhrgebiet in Rheinland und Westfalen, hg. v. Ditt, K. u. a., 2008 |
6054 | Rumänien oberhalb der unteren Donau ist zunächst von Dakern besiedelt, deren Gebiet im Altertum romanisiert wird. Nach dem Durchzug von Germanen, Hunnen, Slawen und Awaren erscheint im 13. Jh. das Volk der Rumänen. Die Fürstentümer →Moldau und Walachei sind den →Osmanen (Türken) bis in das 18. Jh. tributpflichtig. Am 24. 1. 1862 ruft der moldawische Oberst Cuza die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei als R. aus. Nach seiner Abdankung 1866 tritt Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen die Nachfolge an. Russland annektiert den östlichen Teil Moldaus zwischen Pruth und Dnjestr (Bessarabien). Auf dem Berliner Kongress wird 1878 die Souveränität Rumäniens bestätigt. 1919/1920 erhält R. die Bukowina, die Dobrudscha, Siebenbürgen und Banat bzw. Bessarabien. 1940 verliert es Bessarabien und Teile der Bukowina an die Sowjetunion. Am 30. 12. 1947 dankt der König ab. 1948 wird R. Volksrepublik. Der Diktator Ceaucescu wird 1991 im Zuge der Lösung aus der Bevormundung durch die →Sowjetunion getötet (gelyncht). Moldau trennt sich 1990/1991 von der Sowjetunion ab. Lit.: Müller, G., Die ursprüngliche Rechtslage der Rumänen im Siebenbürger Sachsenlande, 1912; Huber, M., Grundzüge der Geschichte Rumäniens, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3, 5, 91; Georgescu, V. u. a. Judecata domneascâ yn Tara Românesascâ, 1982; Verseck, K., Rumänien, 1988; Hitchins, K., Rumania, 1994; Völkl, E., Rumänien, 1995; Die Rumänen und Europa, hg. v. Heppner, H., 1997; Oschlies, W., Ceausescus Schatten schwindet, 1998; Mileck, J., Zum Exodus der Rumäniendeutschen, 1999; Mitu, S., Die ethnische Identität der Siebenbürger Rumänen, 2003; Böhm, J., Die Gleichschaltung der deutschen Volksgruppe, 2003; Binder-Iijima, E., Die Institutionalisierung der rumänischen Monarchie, 2003; Balta, S., Rumänien und die Großmächte in der Ära Antonescu (1940-1944), 2005; Akten um die deutsche Volksgruppe in Rumänien 1937-1945, hg. v. Popa, K., 2005; Böhm, J., Hitlers Vasallen der deutschen Volksgruppe in Rumänien, 2006; Rumänien, hg. v. Kahl, T. u. a., 2006; Verseck, K., Rumänien, 3. A. 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Scharr, K. u. a., Rumänien, 2008; Die Hohenzollern in Rumänien, hg. v. Binder-Iljima, E. u. a., 2010; Carls, W./Gönczi, K., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien, 2013; Geissbühler, S., Blutiger Juli, 2013 |
6055 | Rumelien ist das europäische Gebiet der Herrschaft der →Osmanen (Türken) seit 1352/1354, das um 1850 Thrakien und →Makedonien umfasst. Lit.: Inalcik, H., The Ottoman Empire, 1973, 104 |
6056 | Rumpfparlament ist das infolge politischer Maßnahmen nicht mehr vollständige Parlament (z. B. Österreich 1933). |
6057 | Runde, Justus Friedrich (Wernigerode 27. 5. 1741-Göttingen 28. 2. 1807) wird nach dem Studium der Theologie in Halle und des Rechtes in Göttingen 1771 Professor in Kassel, 1785 in Göttingen. 1791 verfasst er Grundsätze des allgemeinen deutschen Privatrechts in deutscher Sprache. Als Rechtsquelle verwendet er im Zweifel allgemeine, aus der Natur der Sache selbst entnommene Rechtsgrundsätze. Lit.: Köbler, DRG 205; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung aus der Natur der Sache, Diss. jur. Göttingen 1967; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970, 93; Kroeschell, K., Zielsetzung und Arbeitsweise der Wissenschaft vom gemeinen deutschen Privatrecht, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 249 |
6058 | Rundfunk ist die drahtlose Übertragung von Nachrichten durch ursprünglich aus elektrischen Funken entwickelte elektromagnetische Wellen. Diese werden 1856 von J. C. Maxwell erkannt und seit 1895 von G. Marconi in Großbritannien zur Nachrichtenübermittlung genutzt. Am 22. 12. 1920 überträgt die Hauptfunkstelle Königswusterhausen ein Konzert. Seit 1923 gibt es Radio. Lit.: Dussel, K., Deutsche Rundfunkgeschichte, 1999, 2. A. 2004, 3. A. 2010; Cebulla, F., Rundfunk und ländliche Gesellschaft 1924-1945, 2004; Ausschüsse für Luftrecht, Luftschutzrecht, Kraftfahrzeugrecht und Rundfunkrecht, hg. v. Schubert, W., 2009; Rundfunkverbrechen vor dem Sondergericht Halle, bearb. v. Viebig, M. u. a., 2010 |
6059 | Rune ist das von Germanen wohl im 1. Jh. n. Chr. nach norditalienischem Vorbild entwickelte, im Hochmittelalter den lateinischen Buchstaben unterliegende Schriftzeichen (anfangs 24 Zeichen, seit dem Frühmittelalter 16 Zeichen) (rund 350 ältere und rund 2300 Inschriften des 10. und 11. Jh.s bekannt, insgesamt rund 6500, meist aus Südskandinavien). Lit.: Köbler, DRG 66; Grimm, W., Über deutsche Runen, 1821ff., hg. v. Düwel, K., 2009; Düwel, K., Runenkunde, 2. A. 1983, 4. A. 2008; Runische Schriftkultur, hg. v. Düwel, K., 1994; Sawyer, B., The Viking-age Rune-stones, 2000; Gronvik, O., Über die Bildung des älteren und des jüngeren Runenalphabets, 2001; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Runeninschriften.htm; Nievergelt, A., Althochdeutsch in Runenschrift, 2009 (in den Sankt Gallener Handschriften qq, q85, 188, 225) |
6060 | Ruoda Lit.: Goldmann, E., Ruoda, 1923 |