6021 | Roncaglia bei Piacenza ist seit dem 11. Jh. mehrfach der Ort deutscher Hoftage, auf denen auch Recht geschaffen wird (z. B. 1136, 1154, 1158). Zu den sog. ronkalischen Gesetzen zählen das Privileg der Scholaren auf Freiheit und Sicherheit („Habita“, 1154?) und die von Juristen verfasste Darlegung der Regalien („Regalia sunt“, 1158). Sie werden teilweise in die →(lat.) Libri (M.Pl.) feudorum (Lehnbücher, Lehnrechtsbücher) aufgenommen. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94, 101, 106; Erler, A., Die ronkalischen Gesetze des Jahres 1158, ZRG GA 61 (1941), 127; Colorni, V., Le tre leggi perdute di Roncaglia (1158) ritrovate in un manoscritto parigino (Bibl. Nat. Cod. Lat. 4677), Scritti in memoria di Antonio Giuffrè 1966,( deutsch übersetzt v. )Dolezalek, G., Die drei verschollenen Gesetze von Roncaglia, 1969; Stelzer, W., Zum Scholarenprivileg Friedrich Barbarossas, DA 34 (1978), 123; Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994, 8. A. 2005 |
6022 | Rosenheim Lit.: Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978 |
6023 | Ross, Alf (1899-1979) wird nach Rechtsstudien in Dänemark, Österreich, Frankreich und England 1938 Professor in Kopenhagen. Seine Arbeiten sind von Hans →Kelsen beeinflusst. Seine Rechtsmetaphysik ablehnende Rechtsquellenlehre stellt vor allem auf die Rechtswirklichkeit ab. Lit.: Tamm, D., Dansk retsvidenskabs historie, 1992, 243 |
6024 | Rostock an der Warnow wird nach einer wendischen Siedlung um 1200 Sitz deutscher Kaufleute, der 1218 lübisches Recht erhält. 1419 wird in R. die erste Universität Norddeutschlands errichtet. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, P., Die Rostocker Stadtverfassung. Diss. phil. Rostock 1929; Freynhagen, W., Die Wehrmachtverhältnisse der Stadt Rostock im Mittelalter, 1930; Römer, H., Das Rostocker Patriziat, Diss. phil. Rostock 1932; Leps, C., Das Zunftwesen der Stadt Rostock, Hansische Geschichtsblätter 58 (1933), 122, 59 (1934), 177; Ebel, W., Die Rostocker Urfehden, 1938; Roloff, H., Beiträge zur Geschichte der Universitätsbibliothek Rostock im 19. Jahrhundert, 1955; Haalck, J., Die Rostocker Juristenfakultät, (in) Wiss. Z. d. Univ. Rostock 8 (1958/1959); Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967; Geschichte der Universität Rostock, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969; Schnitzler, E., Die Gründung der Universität Rostock, 1974; Schultz, H., Soziale und politische Auseinandersetzungen in Rostock im 18. Jahrhundert, 1974; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; 777 Jahre Rostock, hg. v. Pelc, O., 1995; Asche, M., Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule, 2000, 2. A. 2008; Becker, S., Die Spruchtätigkeit der juristischen Fakultät Rostock, 2003; Roloff, G., Die Spruchaktentätigkeit der juristischen Fakultät der Universität Rostock und Bützow, 2003; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007; Buddrus, M. u. a., Die Professoren der Universität Rostock im Dritten Reich, 2007; Das Rostocker Stadtbuch (1270-1288), hg. v. Schmidt, T., 2007 |
6025 | Rota (F.), Rad, ist der Name der nach Anfängen im 13. Jh. in einem Saal mit radförmigem Fußbodenmosaik in Avignon im 14. Jh. beratschlagenden Richter (lat. M.Pl. auditores, Hörer), dessen Name auch nach der Rückkehr des Papstes nach Rom bestehen bleibt. Für das Verfahren bei (einem Richter) der R. entwickeln sich eigene Rechtssätze, die für viele andere Gerichte vorbildlich werden. Im Jahre 1908 richtet Papst Pius X. die Sacra Romana R. als Instanzgericht vor allem für Eheprozesse ein. Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Dolezalek, G., Die handschriftliche Verbreitung von Rechtsprechungssammlungen der Rota, ZRG KA 89 (1972), 1; Puza, R., Res iudicata, 1973; Nörr, K., Ein Kapitel aus der Geschichte der Rechtsprechung, Ius commune 5 (1975), 192; Nörr, K., Über die mittelalterliche Rota Romana. ZRG KA 93 (2007), 220ff.; Killermann, S., Die Rota Romana, 2009, 2. A. 2012 |
6026 | Rotenburg an der Fulda ist eine Stadt in Hessen mit Quellen ab (1170) 1248. Lit.: Rotenburg an der Fulda, bearb. v. Löwenstein, U., 2010 |
6027 | Rotes Kreuz ist die von dem Schweizer Arzt Henri Dunant als Folge seiner Eindrücke von der Schlacht bei Solferino (24. 6. 1859) aufgebaute unpolitische internationale humanitäre Hilfsorganisation mit nationalen Gesellschaften vom Roten Kreuz und internationalen Dach- und Hauptorganisationen (Liga der Rot-Kreuz-Gesellschaften, Internationales Komitee vom Roten Kreuz als Völkerrechtssubjekt). Lit.: Dunant, H., Un souvenir de Solférino, 1862; Zorn, P., Die beiden Haager Friedenskonferenzen, 1915; Das Genfer Rotkreuzabkommen vom 12. Aug. 1949, 5. A. 1965; Heudtlass, W./Gruber, W., J. Henri Dunant, 4. A. 1985; Riesenberger, D., Für Humanität und Frieden, 1992; Steinacher, G., Hakenkreuz und Rotes Kreuz, 2013; Schomann, Im Zeichen der Menschlichkeit, 2013 |
6028 | Roth, Paul (Nürnberg 11. 7. 1820-München 28. 3. 1892) wird nach dem Rechtsstudium in München 1850 außerordentlicher Professor in Marburg, 1853 ordentlicher Professor in Rostock, 1858 in Kiel und 1863 in München. Seine rechtsgeschichtlichen Arbeiten sind von Georg →Waitz stark beeinflusst. 1858 veröffentlicht er zusammen mit Victor von Meibom den ersten Band eines noch partikularistisch motivierten kurhessischen Privatrechts, 1871ff. trotz allmählichen Standortwechsels in der Kodifikationsfrage drei Bände Bayerisches Civilrecht und 1880ff. ein System des Deutschen Privatrechts. Roths Bedeutung für die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (1900) ist nicht sicher festzustellen. Lit.: Gagnér, S., Zielsetzungen und Werkgestaltungen in Paul Roths Wissenschaft, FS H. Krause, hg. v. Krause, H. u. a., 1975, 276 |
6029 | Rothe, Johannes (Creutzberg/Thüringen vor 1360-Eisenach 1434), aus begüterter Familie, wird Geistlicher, Ratsschreiber und Notar in →Eisenach. Er verfasst zwischen 1380 und 1394 das in einer Handschrift überlieferte Eisenacher Rechtsbuch und verschiedene poetische Werke (u. a. →Ritterspiegel, Eisenacher Chronik um 1414, Thüringische Landeschronik um 1418/1419, Thüringische Weltchronik um 1421). Lit.: Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. Rondi, P., 1950; Wolf, H., Johannes Rothes Ratsgedichte, 1971; Fortuna vitrea 6, hg. v. Haug, W. u. a., 1991, 69; Johannes Rothe, Thüringische Landeschronik und Eisenacher Chronik, hg. v. Weigelt, S., 2007 |
6030 | Rothenburg Lit.: Woltering, H., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber, 1966, 1972 |
6031 | Rott Lit.: Haff, K., Zur Rechtsgeschichte der mittelalterlichen Transportgenossenschaften, ZRG GA 31 (1910), 253; Haff, K., Rott- und Zollordnung des Fürstbischofs Peter von Augsburg vom Jahre 1428, ZRG GA 31 (1910), 424 |
6032 | Rotteck, Karl Wenzeslaus Rodecker von (Freiburg im Breisgau 18. 7. 1775-26. 11. 1840), Medizinprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Freiburg 1798 Professor für Weltgeschichte, 1818 für Vernunftrecht und Staatswissenschaft. Neben wenig erfolgreichen Lehrbüchern für Staatsrecht und Vernunftrecht verfasst er nach politisch begründetem Verlust seiner Professur (1832-1840) zusammen mit Welcker ab 1834 das aufgeklärt-liberale Staatslexikon (mit Stichwörtern wie „Constitution“, „Freiheit“, „Naturrecht“). Lit.: Köbler, DRG 179; Zehntner, H., Das Staatslexikon von Rotteck und Welcker, 1929; Ehmke, H., Karl von Rotteck, 1964 |
6033 | Rotterdam an der neuen Maas wird nach 1240 auf einem Schutzdamm der Rotte errichtet. 1299/1340 erhält es Stadtrecht. Seine Universität wird 1912/1973 eingerichtet. |
6034 | Rottweil am oberen Neckar, in dessen Gebiet eine Römerstadt liegt, wird 771 als Königshof genannt und entwickelt sich im 14. Jh. zur Reichsstadt mit ansehnlichem Gebiet. Seit dem 13. Jh. ist ein bis 1784 bestehendes kaiserliches Hofgericht in R. bezeugt. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das ältere Recht der Stadt Rottweil, hg. v. Greiner, 1900; Mack, E., Das Rottweiler Steuerbuch von 1441, 1917; Glitsch, H./Müller, K., Die alte Ordnung des Hofgerichts zu Rottweil (um 1435), ZEG GA 41 (1920), 281; Steinhäuser, A., Das Rottweiler Hofgericht im Bilde, 1940; Leist, J., Reichsstadt Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil 1650-1806, 1963; Elben, R., Das Patriziat der Reichsstadt Rottweil, 1964; Maurer, H., Rottweil und die Herzöge von Schwaben, ZRG GA 85 (1968), 58; Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Spreter von Kreudenstein, T., Johann Spreter von Kreudenstein, 1989; Weber, E., Städtische Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Mentgen, G., Das kaiserliche Hofgericht Rottweil, ZRG GA 112 (1995), 396 |
6035 | rotulus (lat. M.) Rädchen, Rolle →Andernach |
6036 | Rotwelsch (N.) „unverständlicher“ Wortschatz der Bettler, Gauner und Diebe seit dem 14. Jh. (z. B. Moos statt Geld) Lit.: Kluge, F., Rotwelsch, 1901; Wolf, S., Wörterbuch des Rotwelschen, 1956; Wexler, P., Three Heirs to a Judeo-Latin Legacy, 1988; Schüßler, M., Die Entwicklung der Gauner- und Verbrechersprache Rotwelsch in Deutschland von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, ZRG GA 118 (2001), 387; Weiland, T., Das Hundeshagener Kochum, 2003; Girtler, R., Rotwelsch, 2. A. 2010 |
6037 | Rousseau, Jean-Jacques (Genf 28. 6. 1712-Ermenonville/Oise 2. 7. 1778), Uhrmacherssohn, wird nach schwieriger Jugend Lakai und Schriftsteller. In seinem Du contrat social (1762, Vom Gesellschaftsvertrag) entwickelt er die aufklärende Lehre vom →Gesellschaftsvertrag, nach der alles menschliche Gemeinleben auf einem Vertrag aller beteiligten Einzelnen beruht. Die Staatsgewalt steht deshalb dem Volk zu, das den mit seiner Führung Beauftragten (z. B. König) bei Erfolglosigkeit seines Amtes entheben kann (→französische Revolution). Lit.: Köbler, DRG 136, 148, 191; Vossler, O., Rousseaus Freiheitslehre, 1963; Spaemann, R., Rousseau, 1980; Stackelberg, J. v., Jean-Jacques Rousseau, 1999; Sturma, D., Jean-Jacques Rousseau, 2001; Kersting, W., Jean-Jacques Rousseaus „Gesellschaftsvertrag“, 2002; Hentig, H., v., Rousseau, 2004; Kuster, F., Rousseau, 2005; Kapossy, B., Iselin contra Rousseau, 2006; Taureck, B. u. a., Rousseau-Brevier, 2011; Böhm, W. u. a., Jean-Jacques Rousseau der Pädagoge, 2012 |
6038 | Rubrum (N.) (Rotes) ist der früher mit roter Tinte geschriebene Kopf eines Urteils, wie er sich im gelehrten Prozessrecht ent-wickelt. |
6039 | Rückfall ist das erneute Begehen einer vorsätzlichen Straftat nach zwischenzeitlicher Verurteilung. Der R. wird nach älteren, einfacheren Ansätzen im französischen →Code pénal von 1810 als allgemeiner Straf-schärfungsgrund behandelt. In der zweiten Hälfte des 20. Jh.s werden die Voraussetzungen für die Bejahung eines Rückfalles in Deutschland eingeengt. 1986 wird die Rückfallvorschrift ganz aufgehoben. Im deutschen Privatrecht ist der R. das in verschiedenen Rechtsquellen vorgesehene Zurückfallen von Gütern bei Fehlen von Abkömmlingen an die sie ursprünglich erbringende Seite. Lit.: Hübner; Friedländer, G., Der Rückfall, 1872; Effertz, J., Die strafrechtliche Behandlung des Rückfalls, 1927; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957, 39; Frosch, H., Die allgemeine Rückfallvorschrift, 1976; Durand, B., Arbitraire du juge et consuetudo delinquendi, 1993 |
6040 | Rückgriff →Regreß Lit.: Kaser §§ 52 II 2, 56 II 4, 57 II 4a |