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6061 | Ruprecht von Freising (um 1270-nach 1328) ist der als Fürsprecher in und um Freising erkennbare, ungelehrte, den →Schwabenspiegel verwendende Verfasser des →Freisinger Rechtsbuchs von 1328. Lit.: Köbler, DRG 103; Knapp, H., Das Rechtsbuch Ruprechts von Freising (1328), 1916; Freisinger Rechtsbuch, hg. v. Claußen, H., 1941, XV |
6062 | Rus →Russland |
6063 | Russland geht auf die alte, ihrer Herkunft nach umstrittene Bezeichnung Rus für (germanistische) Stämme zurück, die vermutlich unter dem skandinavisch-warägischen Heerführer Rurik in slawischem Gebiet im 9. Jh. ein Reich um Kiew gründen. Dieses zunehmend slawisierte, unter Wladimir dem Heiligen (977-1015) christianisierte Reich zerfällt um 1125. 1236 dringen von Osten Mongolen vor, die unter Führung des Fürsten von →Moskau bis 1480 wieder zurückgedrängt werden. Das einheimische, von oströmisch-byzantinischem Recht beeinflusste Gewohnheitsrecht (Strafrecht, Erbrecht, Handelsrecht, Verfahrensrecht) wird als Russkaja Prawda (russische Wahrheit) bereits in der ersten Hälfte des 11. Jh.s aufgezeichnet (erhalten in Abschriften seit dem späten 13. Jh.). Dazu kommt das kirchlich-byzantinische Recht (slaw. →Kormcaja). In der frühen Neuzeit wird R. ein autokratischer, nach Osten (Sibirien 1582) und Süden (Ukraine 1654) ausgreifender Einheitsstaat (nach dem Fall des Kaisertums Ostrom [1453] 1547 Zar), der sich im 18. Jh. dem Westen und der Aufklärung nähert (Katharina die Große). Sankt Petersburg wird Hauptstadt. Deutsche Siedler (Russlanddeutsche) werden geholt. Das weltliche Recht wird 1645 auf der Grundlage der Russkaja Prawda und späterer Rechtsbücher im Codex Aleksy Michailovic in 25 Kapiteln und 963 Artikeln zusammengefasst (Privatrecht, Zivilprozessrecht, Strafrecht, Handelsrecht, Verwaltungsrecht, Kirchenrecht). Kodifikationsversuche scheitern. 1755 erhält Moskau eine Universität. Im 19. Jh. ist R. europäische Großmacht, die als Führerin des Panslawismus handelt. Bemühungen, das Recht nach dem Vorbild des →Code civil Frankreichs zu kodifizieren, scheitern nach dem erfolglosen Angriff Napoleons auf R. 1813. Eine neue, anfangs chronologisch, später aber unter Aussonderung überholter Sätze lose systematisch geordnete, rechtswissenschaftlich rückständige, im Wesentlichen nur das bestehende ständische Recht zusammenfassende Sammlung der Gesetze (Svod Zakonov Rossijskoj Imperii) in 8 Teilen, 15 Bänden und 60000 Artikeln entsteht 1833. Sie dient hauptsächlich dem Behördengebrauch. Sie wird durch die Recht-sprechung ergänzt und überholt. 1845 wird ein Strafgesetzbuch geschaffen. Die Leibeigenschaft wird 1861 durch Bauernbefreiung beseitigt. Die Gewaltentren-nung wird 1864 eingeführt. Gleichzeitig erfolgt eine westlich orientierte Justizreform. Das neue Recht wird aber tatsächlich fast nur in den Städten angewendet. Zu dieser Zeit beginnt auch eine vorsichtige Beschäftigung mit dem römischen Recht an den Universitäten. Entwürfe einer seit 1882 an einem Zivilgesetzbuch arbeitenden Kommission werden (1899, 1903) nicht in Kraft gesetzt. Im März 1917 wird in einer Revolution (Meuterei und Demonstration der Arbeiter am 27. 2. 1917, Februarrevolution, nach gregorianischem Kalender am 12. 3. 1917) der Zar gestürzt (Abdankung am 2. 3. 1917 bzw. nach gre-gorianischem Kalender am 15. 3. 1917, Republik) und eine bürgerliche Regierung eingesetzt. Am 25. Oktober 1917 (= 7. 11. 1917) gewinnen die Sozialisten (Bolschewisten) unter Uljanow (Lenin 1870-1924) durch gewaltsame Absetzung der Regierung die Oberhand (Oktoberrevolution mit 6 Toten unter den Angreifern). Russland wird in die Räterepublik der →Sowjetunion verwan-delt. 1918 werden revolutionäre Gesetzbücher für Eherecht, Familienrecht, Vor-mundschaftsrecht und Arbeitsrecht geschaffen, 1922 für R. ein Zivilgesetzbuch erlassen. Bis 1935 wird unter Stalin (Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili aus Georgien, 1878-1953, 1922 Generalsekretär der Kommunistischen Partei) in der Sowjetunion eine sozialistische (marxistische) Rechtsordnung begründet. 1960 wird ein neues Strafgesetzbuch eingeführt. 1964 werden Zivilgesetzbuch (458 Artikel) und Zivilprozessordnung erneuert. Auf der Grundlage von Grundlagengesetzen der Sowjetunion (1968/70) erlässt R. ein Familiengesetzbuch vom 30. 7. 1969 und ein Arbeitsgesetzbuch vom 9. 12. 1971. Nach einer von Michael Gorbatschow eingeleiteten Reformbewegung wird 1991 die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (Sowjetunion) in die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) überführt, deren wichtigstes Mitglied das erneuerte R. unter Boris Jelzin ist. Zum 1. 1. 1995 tritt hier der erste Teil eines neuen Zivilgesetzbuchs in Kraft. 1996 wird in R. zum 1. 1. 1997 das Strafgesetzbuch erneuert. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Handbuch des gesamten russischen Zivilrechts, hg. v. Klibansky, Bd. 1ff. 1911; Langhans-Ratzeburg, M., Die Wolgadeutschen, 1929; Stupperich, R., Die Anfänge der Bauernbefreiung in Russland, 1939; Schultz, L., Russische Rechtsgeschichte, 1951; Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961; David, R.(/Grasmann, G.), Einführung in die großen Rechtssysteme der Gegenwart, 1966,, 2. A. 1988; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,996, 3,2,228; Wortmann, R., The Development of a Russian legal Consciousness, 1976; Peterson, C., Peter the Great’s Administrative and Judicial Reforms, 1979; Kaiser, H., The Growth of the Law in Medieval Russia, 1980; Handbuch der Geschichte Russlands, hg. v. Hellmann, M., Bd. 1 1981; Geilke, G., Einführung in das Sowjetrecht, 2. A. 1983; Ruffmann, K., Sowjetrussland, 10. A. 1984; Kwiatkowska, I., De legibus poenas sancientibus anno 1649 a Russis conscriptis, 1984; Steenberg, S., Die Russlanddeutschen, 1989; Stökl, G., Russische Geschichte, 5. A. 1990; Silnizki, M., Geschichte des gelehrten Rechts in Russland, 1997; Baberowski, J., Das Justizwesen im späten Zarenreich 1864-1914, ZNR 1991, 56; Goehrke, C., Frühzeit des Ostslaventums, 1992; Kappeler, A., Russland, 2. A. 1993; Götz, R./Halbach, U., Politisches Lexikon Russland, 1994; Zernack, K., Polen und Russland, 1994; The Cambridge Enciclopedia of Russia, hg. v. Brown, A. u. a., 1994; Martin, J., Medieval Russia, 1995; 7. Internationale Konferenz zur Geschichte des Kiever und des Moskauer Reiches, 1995; Liessem, P., Verwaltungsgerichtsbarkeit im späten Zarenreich, 1996; Baberowski, J., Autokratie und Justiz, 1996; Mildner, K., Lokale Politik und Verwaltung in Russland, 1996; Hösch, E., Geschichte Russlands, 1996; Franklin, S./Shepard, J., The Emergence of Rus, 1996; Russian legal theory, hg. v. Butler, W., 1996; Strauch, D., Schwedisches Landschaftsrecht und frühes Recht der Rus’, FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lotman, J., Russlands Adel, 1997; Russen und Russland, hg. v. Koenen, G./Kopelew, L., 1997; Silnizki, M., Geschichte des gelehrten Rechts in Russland, 1997; Kappeler, A., Geschichte Russlands, 1997; Altrichter, H., Russland, 1997; Torke, H., Einführung in die Geschichte Russlands, 1997; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Russland, hg. v. Stricker, G., 1997; Russia, hg. v. Freeze, G., 1997; Donnert, E., Russland 860-1917, 1998; Vogelsberger, H., Die letzten Zaren, 1998; Lotman, J., Russlands Adel, 1997; Pritsak, O., The Origins of the Old Rus, 1998; Gestwa, K., Proto-Industrialisierung in Russland, 1999; Gorbatschow, M., Über mein Land, 2000; Luks, L., Geschichte Russlands und der Sowjetunion, 2000; Köbler, G., Rechtsrussisch, 2001, 2. A. 2011; Kappeler, A., Russland als Vielvölkerreich, 2001; Russlands lange Vorgeschichte, hg. v. Schramm, G., 2001; Geschichte des russischen Reiches und der Sowjetunion, hg. v. Bohn, T. u. a., 2002; Löwe, H., Stalin, 2002; Handbuch der Geschichte Russlands, hg. v. Plaggenborg, S., Bd. 4 und 5 2002; Schmidt, C., Russische Geschichte 1547-1917, 2003, 2. A. 2009; Schreyer, H., Das zentrale staatliche Archivwesen, 2003; Haumann, H., Geschichte Russlands, 2003; Goehrke, C., Russischer Alltag, Bd. 1ff. 2003ff.; Avenarius, M., Rezeption des römischen Rechts in Russland, 2004; Kolbinger, F., Im Schleppseil Europas?, 2004; Gestwa, K., Der Blick auf Land und Leute, HZ 279 (2004), 63; Hildermeier, M., Russische Revolution, 2004; Baranowski, G., Die Russkaja Pravda, 2005; Koenen, G., Der Russland-Komplex, 2005; The Siberian Saga, hg. v. Stolberg, E., 2005; Linke, H., Geschichte Russlands, 2006; Schulz, E., Das Verbraucherschutzrecht in Russland, 2006; Rustemeyer, A., Dissens und Ehre, 2006; Litzinger, H., Juristen und die Bauernfrage, 2007; Stadelmann, M., Die Romanovs, 2007; Russland 1905, hg. v. Aust, M. u. a., 2007; Die russische Revolution, hg. v. Haumann, H., 2007; Zielinski, M., Der Transfer juristischen Gedankenguts innerhalb Europas, 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Baranowski, G., Der Entwurf einer Verfassungs-urkunde für Russland von 1804, FS Wilhelm Brauneder 2008, 11; Baranowski, G., Die Gerichtsurkunde von Pskov, 2008; Utz, R., Russlands unbrauchbare Vergagenheit, 2008; Schmidt, C., Russische Geschichte 1547-1917, 2009; Goerke, C., Russland, 2009; Frings, A., Religion und Politik im späten russländischen Reich, HZ 289 (2009), 669; Altrichter, H., Russland 1989, 2009; Stolberg, E., Sibirien, 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Weiss, C., Das Reich der Zaren, 2011; Dost, A., Das russische Verfassungsrecht auf dem Weg zum Föderalismus und zurück, 2012; Baranowski, G., Russische Rechtsgeschichte - Texte und Erläuterungen, Teil 1 2013; Hildermeier, M., Geschichte Russlands, 2013; Gorbatschow, M., Alles zu seiner Zeit, 2013; Neutatz, D., Träume und Alpträume, 2013 |
6064 | Russkaja Prawda (F.) russische Wahrheit →Russland |
6065 | Rutscherzins ist im Mittelalter der bei nicht rechtzeitiger Leistung erhöhte (rutschende) Grundzins in der →Grundherrschaft. Lit.: Hübner; Löning, R., Der Vertragsbruch, 1876, 80f.; Fehr, H., Die Grundherrschaft im Sachsenspiegel, ZRG GA 30 (1909), 272 |
6066 | SA (Sturmabteilung im Nationalsozialismus) Lit.: Schmiechen-Ackermann, D., Nationalsozialismus und Arbeitermilieu, 1998; Longerich, P., Geschichte der SA, 2003; Schafranek, H., Söldner für den Anschluss, 2011; Bürgerkriegsarmee, hg. v. Müller, Y. u. a., 2013 |
6067 | Saar ist das Gebiet um die Saar mit dem Hauptort →Saarbrücken, das 1918 und 1945 von Frankreich begehrt wird, aber am 13. 1. 1935 (Volksabstimmung vom 13. 1. 1935 mit einer Mehrheit von mehr als 90 Prozent für eine Heimkehr) und am 1. 1. 1957 (23. 20. 1955 Ablehnung des internationalisierenden Saarstatuts mit 67,7 Prozent) zu Deutschland zurückkehrt (Saarland). Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und Frankreich, 1959; Jacoby, F., Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar, 1973; Klitscher, E., Zwischen Kaiser und französischer Krone, 1986; Die Saar 1945-1955, hg. v. Hudemann, R., 1992; Heinen, A., Saarjahre, 1996; Elzer, H., Die deutsche Wiedervereinigung an der Saar, 2007; Becker, F., Deutsch die Saar, immerdar, 2007; Fabry, P., Bartholomäus Koßmann - Treuhänder der Saar 1924-1935, 2011 |
6068 | Saarbrücken an der Saar erscheint nach älteren unterbrochenen Siedlungsspuren 999 als vielleicht schon um 850 bestehende Burg. 1321 erhält der Ort Stadtrecht. 1948 wird unter Frankreich (1945-1957) eine Universität gegründet. Lit.: Gerhard, H., Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, 1960; Herrmann, H., Städte im Einzugsbereich der Saar, 1992; Geschichte der Stadt Saarbrücken, hg. v. Wittenbrock, R., Bd. 1f. 1999 |
6069 | Saarland ist das am 1. 1. 1957 aus dem von Frankreich zurückgegebenen Saargebiet gebildete Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Es gehört vor 1918 hauptsächlich zu Preußen und vordem zu Nassau (1381). Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ham, H. v., Die Gerichtsbarkeit an der Saar im Zeitalter des Absolutismus, 1938; Grenz-Fall - das Saarland, hg. v. Hudemann, R., 1997; Hahn, M., Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956-1970, 2003; Küppers, H., Johannes Hoffmann (1890-1967), 2008; Burgard, P., Kleine Geschichte des Saarlands, 2010 |
6070 | Sabinianer ist der Angehörige der nach →Sabinus benannten, eher traditionsverhafteten und pragmatischen Schule der römischen Jurisprudenz (z. B. Cassius, Iulianus, Iavolenus) im Gegensatz zum Prokulianer. |
6071 | Sabinus, Masurius (1. Jh. n. Chr.), von einfacher Herkunft, wird 22 n. Chr. Haupt der Rechtsschule der →Sabinianer oder Cassianer und mit 50 Jahren Ritter. Sein Hauptwerk sind (lat.) Libri (M.Pl.) tres iuris civilis (Drei Bücher römisches Recht) in der aus Nachfolgewerken erschlossenen Reihenfolge Erbe, Personen, Verkehrsgeschäfte, unerlaubte Handlung, ungerechtfertigte Be-reicherung. Lit.: Kaser §§ 2 II 2, 2 III 1; Söllner §§ 16, 21, 24; Köbler, DRG 30; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 2. A. 1967; Behrends, O., Institutionelles und prinzipielles Rechtsdenken, ZRG RA 95 (1978), 187 |
6072 | sacebaro →sakebaro |
6073 | sacer (lat.) geweiht, verflucht Lit.: Köbler, DRG 27 |
6074 | sacerdotium (lat. N.) Priestertum, Kirche (in Gegensatz zu [lat. N.) imperium [Kaisertum] oder regnum [Königtum]) Lit.: Von sacerdotium und regnum, hg. v. Erkens, F. u. a., 2002 |
6075 | Sachbeschädigung ist das rechtswidrige Beschädigen oder Zerstören einer einem anderen gehörigen Sache, das bereits im Altertum Rechtsfolgen nach sich ziehen kann. →lex Aquilia Lit.: Kaser § 51 II; Söllner § 8; Köbler, DRG 26, 27; König, R., Das allgemeine Schadensersatzrecht, Diss. jur. 1945 (ungedruckt); Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958 |
6076 | Sache (Wort mit anderer Bedeutung „Verfolgung“ bereits für das Indogermanische zu erschließen, lat. F. res) ist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1900) der körperliche Gegenstand, im weiteren Sinn jeder Gegenstand (z. B. nach dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811 [§ 285] alles, was nicht Person bzw. Mensch ist). Im Anschluss an den bzw. im Gegensatz zu dem bei Gaius (um 160 n. Chr.) Körperliches (res corporalis) und Unkörperliches (res incorporalis) an-scheinend zu einer übergeordneten Einheit verbindenden, aber auch hinsichtlich von Herrschaft und Übertragung gegenüberstellenden res-Begriff des römischen Rechtes vertritt das heutige deutsche Recht wohl unter dem Einfluss Savignys einen engen Sachbegriff des körperlichen Gegenstands. Unterschieden werden innerhalb des körperlichen Gegenstands bewegliche und unbewegliche Sachen sowie Besitz, Eigentum und beschränkte dingliche Rechte an Sachen. Lit.: Kaser § 18; Köbler, DRG 15, 24, 39, 60, 73, 90, 123, 140, 162, 207, 211, 269; Daubermann, E., Die Sachgesamtheit, 1993; Zimmermann, M., Der Rechtserwerb hinsichtlich eigener Sachen, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
6077 | Sachenrecht (1691) ist objektiv die Gesamtheit der Sachen betreffenden Rechtssätze. Ein S. (lat. res F.Pl.) sondert unter griechischem Einfluss bereits der römische Rechtskundige →Gaius (um 160 n. Chr.) ab. Dies wird in der mittleren Neuzeit wieder aufgegriffen (z. B. Projekt des Codicis Juris Fridericiani 1751, str.), wenngleich die Sache unterschiedlich weit gefasst wird. Im Mittelpunkt des Sachenrechts steht das →Eigentum als absolutes Herrschaftsrecht. Von ihm zu trennen sind beschränkte dingliche Rechte (z. B. Pfand, Dienstbarkeit, Erbbaurecht) und die tatsächliche Gegebenheit Besitz. Das einzelne subjektive S. (dingliche Recht) gewährt eine auf die einzelne Sache gerichtete, gegen jedermann (absolut) wirkende Herrschaftsbefugnis, die in Rom mittels einer (lat. [F.] actio) durchgesetzt werden kann. Lit.: Rückert, L., Untersuchungen über das Sachenrecht der Rechtsbücher, 1860; Platz, L., Das Sachenrecht Pufendorfs, Diss. jur. Kiel 1961 masch.schr.; Hausmaninger, H., Casebook zum römischen Sachenrecht, 1974, 8. A. 1996, 10. A. 2003; Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Jakobs, H./Schubert, W., Sachenrecht, Bd. 1ff. 1982ff.; Benke/Meissel, Übungsbuch zum römischen Sachenrecht, 5. A. 1996; Mollnau, M., Die Bodenrechtsentwicklung in der SBZ/DDR, 2001; Füller, J., Eigenständiges Sachenrecht?, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Rüfner, T-. Savigny und der Sachbegriff des BGB (in) Unkörperliche Güter im Zivilrecht, 2011, 33; Zwalve, W./Sirks, B., Grundzüge der europäischen Privatrechtsgeschichte - Einführung und Sachenrecht, 2012 |
6078 | Sachgesamtheit (F.) ist die aus praktischen Gründen aus mehreren an sich selbständigen Sachen gebildete Einheit (lat. corpus ex distantibus, z. B. Tierherde, Briefmarkensammlung, Bibliothek), die unterschiedlich behandelt werden kann. Lit.: Hammerstein, J., Die Herde im römischen Recht, 1975; Daubermann, E., Die Sachgesamtheit als Gegenstand des klassischen römischen Rechtes, 1993 |
6079 | Sachhaftung ist die Haftung einer Sache (z. B. eines Pfandes) unabhängig von einer Person. Lit.: Kaser §§ 31 I 2, 32 II 3 |
6080 | Sachmangel (Wort 1899) ist die Abweichung einer Sache von der von den Parteien vorausgesetzten Beschaffenheit. Bereits der römische Marktädil gewährt dem Käufer einer mangelhaften Sache unabhängig von Verschulden →Wandlung und →Minderung, sofern nicht der Mangel bei Vertragsschluss bekannt ist. Demgegenüber geht das mittelalterliche Recht außer bei groben Mängeln bestimmter Tiere und arglistig verschwiegenem Mangel von dem Satz „Augen auf, Kauf ist Kauf“ aus. Das Bürgerliche Gesetzbuch (1900) folgt der römischrechtlichen Gestaltung, behält aber Sonderregeln für den Viehkauf (bis 2002) bei. Lit.: Kaser § 41; Söllner § 9; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 46, 64, 127, 165, 214, 215; Klempt, W., Die Grundlagen der Sachmängelhaftung, 1967; Leiser, W., Schadensersatz wegen Sachmängeln, FS L. Schnorr von Carolsfeld, 1972; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Niedrig, H., Die Mangelrüge, 1994; Seiler, C., Vom Allgemeinen Landrecht zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 1995; Olzen, D., Das kaufrechtliche Sachmängelgewährleistungsrecht des Code civil, 1996; Deller, P., Der „nach dem Vertrage“ vorausgesetzte Gebrauch, 1999; Medicus, D., Zur Geschichte der Sachmangelhaftung, (in) Rechtsgeschichte und Privatrechtsdogmatik, 1999, 307; Harke, J., Die Sachmängelhaftung beim Werkvertrag, ZRG RA 124 (2007), 305; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |