4001 | Lex Aquilia de damno ist das (um) 286 v. Chr. als Plebiszit erlassene, drei Kapitel umfassende römische Gesetz über den Schaden. Danach ist die rechtswidrige (lat. iniuria) (vorsätzliche oder fahrlässige) Tötung fremder Sklaven und vierfüßiger Herdentiere seitens des Täters - nicht mehr wie noch im Zwölftafelgesetz durch einen vorgegebenen Betrag, sondern - durch ihren höchsten Wert des letzten Jahres, die sonstige Schädigung von Vermögensgütern durch Brennen, Brechen, Reißen durch ihren höchsten Wert der letzten 30 Tage - bei Bestreiten jeweils doppelt - auszugleichen. Die l. A. wird seit dem Spätmittelalter in vereinfachter Form im Heiligen römischen Reich aufgenommen und bildet die Grundlage des Rechtes der unerlaubten Handlungen (Delikte) bis zur Gegenwart. Lit.: Kaser §§ 15 I 1, 36 II 2, 51 II, 57 I; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 31, 48, 65, 166, 216; König, R., Das allgemeine Schadensersatzrecht im Mittelalter im Anschluss an die lex Aquilia, 1954; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958; Lübtow, U. v., Untersuchungen zur lex Aquilia, 1971; Hausmaninger, H., Das Schadenersatzrecht der lex Aquilia, 5. A. 1996; Schebitz, B., Berechnung des Ersatzes nach der lex Aquilia, Diss. jur. Berlin 1988; Bilstein, R., Das deliktische Schadensersatzrecht der lex Aquilia in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 1994 |
4002 | Lex Arcadia ist das römische Gesetz des Jahres 397, das die Ehrverletzung der Amtsträger mit verstärkter Straffolge bedroht. Lit.: Köbler, DRG 56 |
4003 | Lex Atilia ist das römische Gesetz des Jahres 210 v. Chr., das die Bestellung des Vormunds durch Magistrate ermöglicht. Lit.: Kaser §§ 62 II 3, 63 3c; Köbler, DRG 36 |
4004 | Lex Atinia ist das römische Gesetz von etwa 200 v. Chr., das gestohlene Sachen von der Ersitzung durch jeden weiteren Erwerber ausschließt, bis sie zum Eigentümer zurückkehren. Lit.: Kaser § 25 I 2b, IIa; Söllner § 8 |
4005 | Lex Baiwariorum ist das vielleicht ([nach Hermann Nehlsen] vor 643 oder) um 743 aufgezeichnete, in mehr als 30 Handschriften überlieferte Volksrecht der →Bayern, das auffälligerweise enge Verwandschaft zum westgotischen (lat.) Codex (M.) Euricianus (wörtliche Übernahmen in überzeugender Art und Weise) und zur (lat.) lex (F.) Alamannorum (sachliche Übereinstimmungen möglicherweise auf Grund einer gemeinsamen älteren Vorlage) aufweist. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Kralik, D., Die deutschen Bestandteile der lex Baiwariorum, NA 38 (1913), 13, 401, 581; Krusch, B., Die Lex Bajuvariorum, 1924; Lex Baiwariorum, hg. v. Schwind, E. Frhr. v., 1926, Neudruck 1999; Lex Baiuvariorum – Lichtdruckwiedergabe der Ingolstädter Handschrift, hg. v. Beyerle, K., 1926; Beyerle, F., Die süddeutschen Leges, ZRG GA 49 (1929), 264; Zeller, F., Das Verhältnis der Lex Bajuvariorum zum späteren bayerischen Recht, Diss. jur. München 1941; Beyerle, F., Die beiden süddeutschen Stammesrechte, ZRG GA 73 (1956), 84; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, § 8; Kobler, M., Stammesrecht und Stammesherrschaft, Habilschr. München 1967 (masch.schr.); Krause, H., Die liberi der lex Baiwariorum, FS M. Spindler, 1969, 41; Gastroph, H., Herrschaft und Gesellschaft in der Lex Baiuvariorum, 1969; Köbler, G., Die Begründungen der lex Baiwariorum, Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 69: Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Alamannorum und Baiwariorum, 1979; Fastrich-Sutty, I., Die Rezeption des westgotischen Rechts in der Lex Baiuvariorum, 2002 |
4006 | Lex Burgundionum (lex Gundobada) ist das im frühen 6. Jh. (von König Sigismund am 29. 3. 517?) aufgezeichnete (, in 14 Handschriften überlieferte) Volksrecht der →Burgunder, dessen Grundlage ein von König Gundobad um 500 erlassener (lat.) liber (M.) constitutionum (Buch der Konstitutionen) bildet. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Leges Burgundionum, hg. v. Salis, R., 1892; Mitteis, L., Eine neue Handschrift der Lex Burgundionum, ZRG GA 34 (1913), 407; Gesetze der Burgunden, hg. v. Beyerle, F., 1938; Baesecke, G., Das Verhältnis der Handschriften der Lex Gundobada, ZRG GA 59 (1939), 233; Rüegger, H., Einflüsse des römischen Rechtes in der Lex Burgundionum, Diss. jur. Bern 1949; Amira, K.v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 33; Beyerle, F., Zur Textgestalt und Textgeschichte der Lex Burgundionum, ZRG GA 71 (1954), 23; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Burgundionum, Saxonum, Thuringorum und Frisionum, 1979 |
4007 | Lex Cincia de donis et muneribus ist das römische Gesetz (lat. plebiscitum N.) des Jahres 204 v. Chr., das es grundsätzlich verbietet, Schenkungen über einen bestimmten Höchstwert hinaus anzunehmen. Lit.: Kaser §§ 9 47 II 1 |
4008 | Lex commissoria ist im römischen Recht die Verfallsabrede beim Pfand (im Fall der Nichtzahlung der Schuld), die Kaiser Konstantin (306-337) verbietet, und die Nebenabrede des Rücktritts vom Kaufvertrag und der Rückforderung des Kaufgegenstands beim Kauf für den Fall, dass der Preis nicht rechtzeitig bezahlt wird. Lit.: Kaser § 41 VII; Köbler, DRG 62; Wieacker, F., Lex commissoria, 1932 |
4009 | lex contractus (lat. [F.] Gesetz des Vertrags) durch Vertrag (wie durch ein Gesetz) verbindlich festgelegter Inhalt |
4010 | Lex Cornelia de sicariis et veneficis ist das unter Sulla (138-78 v. Chr.) ergangene römische Gesetz gegen Gewaltverbrechen. Lit.: Köbler, DRG 35; Cloud, D., Leges de sicariis, ZRG RA 127 (2010), 114 |
4011 | Lex Cornelia testamentaria nummaria ist das römische, unter Sulla (138-78 v. Chr.) ergangene Gesetz gegen Fälschung von Testamenten und Münzen. Lit.: Köbler, DRG 35 |
4012 | Lex duodecim tabularum (lat. [F.]) Zwölftafelgesetz (451/450 v. Chr.) |
4013 | Lex Emminger ist die nach dem seinerzeitigen Reichsjustizminister Erich Emminger (1880-1951) benannte Vereinfachung des deutschen Verfahrensrechts (Verordnung vom 4. 1. 1924, Verordnung vom 13. 2. 1924). Lit.: Köbler, DRG 234; Vormbaum, T., Die Lex Emminger vom 24. 1. 1924, 1988 |
4014 | Lex Falcidia ist das römische Gesetz des Jahres 40 v. Chr., das dem Erben wenigstens ein Viertel der Erbschaft (lat. quarta F. Falcidia, falzidisches Viertel) durch Nichtigkeit und anteilige Kürzung vor der Verfügung durch Vermächtnisse sichert. Lit.: Kaser §§ 76 V 2, 79 I 2b; Söllner § 15; Köbler, DRG 39, 60; Schanbacher, D., Ratio legis Falcidiae, 1995 |
4015 | lex familiae →Hofrecht Lit.: Kroeschell, DRG 1 |
4016 | Lex Francorum Chamavorum (ewa Chamavorum) ist das wohl 802 aufgezeichnete, in 2 bzw. 3 Handschriften überlieferte Volksrecht des fränkischen Teilstamms der Chamaven (im Hamaland bei Zutphen). Lit.: Lex Francorum Chamavorum, hg. v. Sohm, R., 1883; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953, 42; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979 |
4017 | Lex Frisionum ist das wohl 802 (als Vorarbeit?) aufgezeichnete, nur durch einen Druck Johannes Herolds (Basel 1557) überlieferte Volksrecht der →Friesen, das in 22 Titel und eine (lat.) Additio (F.) sapientium (Zusatz der Weisen eines Wlemar und Saxmund) zerfällt und in mittelfriesisches Recht, ostfriesisches und westfriesiches Recht gegliedert gewesen zu sein scheint. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Lex Frisionum, hg. v. Richthofen, K. Frhr. v., 1863; Bewer, R., Die Totschlagssühne in der Lex Frisionum, ZRG GA 13 (1892), 95; Jaekel, H., Die Entstehung der Lex Frisionum, ZRG GA 46 (1926), 1; Heck, P., Die Entstehung der Lex Frisionum, 1927 (besprochen von Schwerin, C. Frhr. v., ZRG GA 49 [1929], 481); Amira, K.v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, § 9; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Burgundionum, Saxonum, Thuringorum und Frisionum, 1978; Siems, H., Studien zur Lex Frisionum, 1980; Lex Frisionum, hg. und übersetzt v. Eckhardt, K. u. a. 1982 |
4018 | Lex Fufia Caninia ist das römische Gesetz des Jahres 2 v. Chr., das die Freilassung beschränkt. Lit.: Kaser § 16 I 2; Söllner § 14; Köbler, DRG 36 |
4019 | Lex Furia ist das römische Gesetz der letzten vorchristlichen Jahrhunderte, das in Italien die Haftung von Bürgen einengt. Lit.: Kaser § 57 II 2ª |
4020 | Lex Gundobada →Lex Burgundionum |