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#ZIEL
3941Lehnspyramide ist der durch Lehen und teilweise Weitergabe (Unterverlehnung) entstehende pyramidenförmige Aufbau der Lehnsgesellschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die bereits bei Karl dem Großen auf etwa 2000 Vasallen und 30000 Aftervasallen berechnet wird. In der L. nimmt der König die erste Stelle vor geistlichen Fürsten, weltlichen Fürsten, freien Herren und Dienstmannen ein. In England, Frankreich und Sizilien ist der Lehnseid des Aftervasallen innerhalb der L. durch einen Treuevorbehalt zu Gunsten des Königs (ligesse) abgeschwächt. Lit.: Köbler, DRG 85, 98; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972
3942Lehnsrecht ist die Gesamtheit der das Lehen betreffenden Rechtssätze und die Berechtigung an einem Lehen. Das L. entsteht durch die Vereinbarung zahlloser Lehnsverhältnisse gewohnheitsrechtlich sowie durch die →Lehnsgesetze. Im Streitfall entscheidet das →Lehnsgericht. Zeitweise führend ist das langobardische oder italienische L., das über an italienischen Universitäten ausgebildete Juristen auch in Gebiete nördlich der Alpen gebracht wird. Neben allgemeinerem L. besteht jeweils auch ein besonderes L. eines Lehnsherrn (z. B. Grafen von Katzenelnbogen). Durch Annahme des Titels Kaiser von Österreich (1804) bzw. durch Auflösung des Reiches 1806 endet das L. des Heiligen römischen Reiches , im 19. Jh. auch das L. der einzelnen deutschen Staaten. Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 85, 101, 112, 125; Moser, J., Von der Teutschen Lehens-Verfassung, 1774; Weber, G., Handbuch der in Deutschland üblichen Lehnsrechte, Bd. 1ff. 1807ff.; Homeyer, C., System des Lehnrechts der sächsischen Rechtsbücher, 1844; Eichhorn, K., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 5. A. 1845; Lehmann, K., Consuetudines feudorum, 1896, Neudruck 1971; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Droege, G., Landrecht und Lehnrecht im hohen Mittelalter, 1969; Wyluda, W., Lehnrecht und Beamtentum, 1969; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen bei Rhein, 1978; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 3 1984; Kroeschell, K., Lehnrecht und Verfassung, 1997; Plate, B., Lehnsrecht in Hartmanns Gregorius, Mediaevistik 10 (1997); Ibhlher Ritter von Greiffen, N., Die Rezeption des lombardischen Lehensrechts, 1999
3943Lehnsrechtsbuch, Lehnrechtsbuch, ist das Lehen und Lehnsrecht betreffende →Rechtsbuch. Es tritt zuerst im langobar-disch/lombardischen Bereich auf (Obertus de Orto, Pavia 11./12. Jh.). Sein Inhalt wirkt sich aber erst im späteren Mittelalter auf Deutschland aus. In einem engeren Sinn ist L. das an das Lehnsrecht des →Sachsenspiegels angeschlossene Rechtsbuch (lat. →Auctor M. vetus de beneficiis, 1221-1224). Das Lehnsrecht des Sachsenspiegels selbst wird (1272-1292) lateinisch übersetzt, in Bilderhandschriften aufgenommen, glossiert (Mitte 14. Jh.s) und mit einem →Richtsteig versehen. Dem Sachsenspiegel folgen →Deutschenspiegel und →Schwabenspiegel und ein Teil der darauf aufbauenden Rechtsbücher. Selbständige Lehnsrechtsbücher finden sich in Estland und Livland (waldemar-erichsches Lehnrecht, 1315, ältestes livländisches Ritterrecht, 1355-1377, mittleres livländisches Ritterrecht, systematisches livländisches Ritterrecht). Lit.: Bunge, F. v., Altlivlands Rechtsbücher, 1879; Lehmann, K., Consuetudines feudorum, 1896, Neudruck 1971; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des Hochstiffts Eichstätt, 2012
3944Lehnsregister →Lehnsbuch
3945Lehnsretrakt ist die Ausübung eines Retraktrechts eines Berechtigten bei entgeltlicher Veräußerung eines →Lehens. Der L. ist später in verschiedenen Lehnsrechten möglich (z. B. 1609 im Reich). Lit.: Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983
3946Lehnsträger (lat. provasallus M.) ist ein anstelle des eigentlichen Lehnsinhabers (Lehnsmanns) die Rechte und Pflichten aus dem Lehen tragender Mensch (z. B. Vormund). Der L. tritt schon im Frühmittelalter auf (860). Lit.: Mitteis, H., Zur Geschichte der Lehnsvormundschaft, (in) Die Rechtsidee in der Geschichte, 1957, 193
3947Lehnsverhältnis →Lehen
3948Lehnsvormundschaft →Lehen, Vormundschaft
3949Lehnswesen →Lehen Lit.: Söllner § 4; Kroeschell, DRG 1; Transehe-Roseneck, A. v., Zur Geschichte des Lehnswesens in Livland, 1903; Studien zum mittelalterlichen Lehnswesen, 1960; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961
3950Lehre →herrschende Lehre
3951Lehrfreiheit ist die Freiheit, die wissenschaftlich gewonnenen Einsichten und Überzeugungen frei zu verbreiten. Die L. ist als Grundrecht bereits in der Verfassung der Frankfurter Nationalversammlung (1848) enthalten. Lit.: Schmidt, W., Die Freiheit der Wissenschaft, 1929; Sterzel, D., Wissenschaftsfreiheit und Hochschul-organisation, Diss. jur. Gießen 1973
3952Lehrling (Köln 1310) ist der eine praktische Berufsausbildung (Lehre) durchlaufende junge Mensch. Der L. erscheint im 13. Jh. in Zunftordnungen der Städte. Seit dem 14. 8. 1969 ist der L. durch den Auszubildenden ersetzt. Lit.: Wissel, R., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, Bd. 1 1929, 137; Beyer, W., Die Entwicklung des Lehrlingsverhältnisses, 1938; Quef, P., Histoire de l’apprentissage, 1964; Wesoly, K., Lehrlinge und Handwerksgesellen am Mittelrhein, 1985; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechts-wortschatzes, 2010
3953Lehrvertrag ist der für die Ausbildung eines →Lehrlings geschlossene Vertrag. Er sieht lange Zeit ein besonderes, vom Lehrling zu zahlendes Lehrgeld vor. Erst in jüngerer Zeit erhält der Lehrling für seine Leistung eine Vergütung. Der L. endet regelmäßig mit Ablegung einer Gesellenprüfung. Lit.: Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im deutschen Mittelalter, 1934
3954Leibeigener ist der in →Leibeigenschaft befindliche Mensch. Seine Erfolgsaussichten in frühneuzeitlichen Freiheitsrechtsstreitigkeiten sind gering. Lit.: Ullmann, I., Die rechtliche Behandlung holsteinischer Leibeigener um die Mitte des 18. Jahrhunderts, 2007
3955Leibeigenschaft ist im neuzeitlichen deutschen Recht die meist durch Überlassung von Grundstücksnutzung und damit geschaffener grundherrschaftlicher Bindung erreichte persönliche Abhängigkeit eines Menschen von einem anderen. Sachlich sind auch Sklaven und Kolonen im Altertum und Unfreie und Hörige im Frühmittelalter leibeigen, doch gehen erst seit etwa 1350 die Grundherren dazu über, zur Abwehr der Landflucht (→Stadtluft macht frei) Höfe nur noch an Leihenehmer zu vergeben, die sich völlig unterwerfen und schwören, nicht fortzuziehen, und dehnen diese Stellung vereinheitlichend auf alle abhängigen Leihenehmer aus. Sprachlich wird eigen im 15. Jh. zu leibeigen fortgebildet. L. beschränkt die Rechtsfähigkeit und insbesondere die Freizügigkeit. Zwischen (1781 Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien bzw.) 1783 (Baden) und 1820 (Mecklenburg) wird die L. in Deutschland gesetzlich beseitigt (Ungarn 1785/1791 gescheitert, 1848 Leibeigenschaftspatent). Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kindlinger, N., Geschichte der Hörigkeit, 1819; Sugenheim, S., Geschichte der Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit, 1861; Brünneck, W. v., Die Leibeigenschaft in Ostpreußen, ZRG GA 8 (1887), 1; Brünneck, W. v., Die Leibeigenschaft in Pommern, ZRG GA 9 (1888), 104; Brünneck, W. v., Die Aufhebung der Leibeigenschaft durch die Gesetzgebung Friedrichs des Großen und das Allgemeine preußische Landrecht, ZRG GA 10 (1889), 24, 11 (1890), 101; Knapp, T., Über Leibeigenschaft in Deutschland, ZRG GA 19 (1898), 16; Wipper, R., Vom 15.-18. Jahrhundert. Die Zeit der Leibeigenschaft, 1930; Tischler, M., Die Leibeigenschaft im Hochstift Würzburg, 1963; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Ulrich, C., Leibherrschaft am Oberrhein im Spätmittelalter, 1979; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Hauser, A., Die Gesetzgebung zur Herstellung unbeschränkten Grundeigentums, Diss. jur. Tübingen 2002/2003; Leibeigenschaft, hg. v. Klussmann, J., 2003; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003, 2. A. 2006; Sprandel, R., Die Entstehung der Leigeigenschaft, Saeculum 56 (2005), 33
3956Leibesfrucht (1350) ist das Kind im Mutterleib von der Zeugung bis zur Vollendung der Geburt. Das römische Recht kennt für die L. (lat.M. →nasciturus) einen (lat.) →curator (M.) ventris (vgl. § 1912 BGB). Von Teilfragen betreffenden Ausnahmen abgesehen, fehlt der L. die →Rechtsfähigkeit. Lit.: Kaser §§ 13 II 1a, 64 V, 66 III 2a; Hübner § 6; Wolf, E./Naujoks, H., Anfang und Ende der Rechtsfähigkeit, 1955; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
3957Leibesstrafe ist die am körperlichen Leib eines Menschen vollzogene Strafe (z. B. Schlagen, Verstümmeln, Scheren). Sie ist seit dem Altertum bekannt. Im Frühmittelalter erscheint sie gegenüber dem →Kom-positionensystem selten. Vom Hochmittelalter an gewinnt sie erhebliches Gewicht. Am Ende des 18. Jh.s werden verstümmelnde Strafen nicht mehr angewandt. Seit dem Anfang des 20. Jh.s wird auch die Prügelstrafe beseitigt. Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 119, 204; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 981; Schreuder, L., Bijdrage tot de kennis van eenige lijfstraffen, 1928; Wrede, R., Die Körperstrafen, 1908, Neudruck 2003; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 510, Neudruck 1964; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965
3958Leibfall →Sterbefall
3959Leibgedinge →Leibzucht
3960Leibniz, Gottfried Wilhelm (Leipzig 1. 7. 1646-Hannover 14. 11. 1716), Sohn eines Notars und Professors der Moral, wird nach dem Studium von Recht, Mathematik und Philosophie in Leipzig und der Promotion in Altdorf Sekretär in Nürnberg, 1667 Rat in Mainz und 1676 Bibliothekar und Hofrat in Hannover. Nach seiner Monadenlehre besteht die von Gott als der vollkommensten Monade (Einheit) als bestmöglich geschaffene Welt in einer umfassenden prästabilierten Harmonie unter allen Monaden. Diese Harmonie ist eine natürliche Ordnung, die mit der Vernunft erkannt werden kann. Das auf der vernünftigen Natur der Dinge beruhende Recht (→Naturrecht) ist vom Willen Gottes unabhängig und kann vom Gesetzgeber nicht beliebig gestaltet werden. Der Staat ermöglicht die Gerechtigkeit. L. begründet die mathematische Logik, die Differentialrechnung und das binäre Zahlensystem. Seit 1671 entwirft er Pläne umfassender Gesetzgebung (lat. Codex M. Leopoldinus, Corpus N. iuris reconcinnatum). Ein zusammenfassendes Hauptwerk des Universalgelehrten fehlt. Der bekannte bzw. erhaltene Briefwechsel (seit 2007 Weltkulturerbe) umfasst 150000 Stücke, bei 50 aktiven Lebensjahren rund 3000 im Jahr oder 10 am Tag). Sein Schüler ist Christian →Wolff. Lit.: Köbler, DRG 136, 139, 142; Leibniz, G., Codex iuris gentium diplomaticus, 1693; Mollat, G., Zur Würdigung Leibnizens, ZRG GA 7 (1886), 71; Taranowsky, F., Leibniz und die sogenannte äußere Rechtsgeschichte, ZRG GA 27 (1906), 190; Heymann, E., Leibniz’ Plan einer juristischen Studienreform vom Jahre 1667, 1931 (SB preußische Akademie der Wissenschaften); Herrmann, K., Das Staatsdenken bei Leibniz, 1958; Bontadini, G., Der Rechtsbegriff und die Rechtsidee bei Leibniz, 1967; Müller, K., Leibniz-Biographie, 1967; Schneider, H., Iustitia universalis, 1967; Sturm, F., Das römische Recht in der Sicht von Gottfried Wilhelm Leibniz, 1970; Burkhard, H., Logik und Semiotik in der Philosophie von Leibniz, 1980; Luig, K., Die Rolle des deutschen Rechtes in Leibnizs Kodifikationsplänen, Ius commune 5 (1975), 56; Otte, G., Leibniz und die juristische Methode, ZNR 1983, 1; Luig, K., Die Wurzeln des aufgeklärten Naturrechts bei Leibniz, (in) Naturrecht - Spätaufklärung - Revolution, hg. v. Dann, O. u. a., 1994, 61; Riley, P., Leibniz‘ universal jurisprudence, 1997; Hirsch, E., Der berühmte Herr Leibniz, 2000; Berkowitz, R., The Gift of Science, 2005; Leibniz und das Judentum, hg. v. Cook, D. u. a., 2008; Zwischen Fürstenwillkür und Menschheitswohl, hg. v. Hartbecke, K., 2008; Der universale Leibniz, hg. v. Reydon, T. u. a., 2009; Leibniz in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Li, W. u. a., 2013
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