3861 | Lateinisch ist die Sprache der aus Sabinern und Latinern zusammengesetzten Römer. Das Lateinische wird vom westlichen Christentum übernommen. Es ist die Schreibsprache bis ins Hochmittelalter und die Wissen-schaftssprache bis ins 19. Jh. Im 18. Jh. ersetzen deutsche Vorlesungen, im 19. Jh. deutsche Vorlesungsverzeichnisse ihre lateinischen Vorgänger. Am Ende des 20. Jh.s wird fast durchwegs auf Latein als Studienvoraussetzung für Juristen verzichtet. Lit.: Köbler, DRG 10, 80, 102, 105; Köbler, LAW; Kalb, W., Das Juristenlatein, 2. A. 1888; Thesaurus linguae latinae, Bd. 1ff (1998 bis perm...); Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Hattenhauer, H., Zum Übersetzungsproblem im hohen Mittelalter, ZRG GA 81 (1964), 341; Vossen, L., Mutter Latein und ihre Töchter, 1968, 13. A. 1992, 14. A. 1999; Langosch, K., Die deutsche Literatur des lateinischen Mittelalters, 4. A. 1983; Schulze, U., Lateinisch-deutsche Parallelurkunden des 13. Jahrhunderts, 1975; Dictionnaire fréquentiel et index inverse de la langue latine, 1981; Pick, E., Aufklärung und Erneuerung des juristischen Studiums, 1983; Stotz, P., Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters, Bd. 1ff. 1996ff.; Einleitung in die lateinische Philologie, hg. v. Graf, F., 1997; Benke, N., Juristenlatein, 1997; Latein für Jurastudenten, von einem römischen Bürger (Adomeit, K.), 1997; Einleitung in die lateinische Philologie, hg. v. Graf, F., 1997; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007; Riemer, P. u. a., Einführung in das Studium der Latinistik, 1998; Kindermann, U., Einführung in die lateinische Literatur des mittelalterlichen Europa, 1998; La transizione dal latino alle lingue romanze, hg. v. Herman, J., 1998; Götz, H., Lateinisch-althochdeutsch-neuhochdeutsches Wörterbuch, 1999; Compendium auctorum Latinorum medii aevi, hg. v. Lapidge, M. u. a., Bd. 1ff. 2000ff; Fuhrmann, M., Latein und Europa, 2001; Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 1 hg. v. Suerbaum, W., 2002; Lateinische Lehrer Europas, hg. v. Ax, W., 2005; Mader, M., Lateinische Wortkunde, 3. A. 2005; http://www.koeblergerhard.de/Latein/LAWVorwort20050201.html; La prière en latin, hg. v. Cottier, HJ., 2006; Stroh, W., Latein ist tot, es lebe Latein, 2007; Vitali, D., Mit dem Latein am Ende?, 2007; Bauer, J., Wörterbuch der heutigen Rechts- und Politiksprache Deutsch-Latein, 2008; Leonhardt, J., Latein - Geschichte einer Weltsprache, 2009; http://www.koeblergerhard.de/Latein2/LAWVorwort2.html; Denooz, J., Nouveau lexique fréquentiel de latin, 2010; Neulateinisches Jahrbuch 12 (2010); http://www.koeblergerhard.de/Mittellatein-HP/VorwortMlat-HP.htm; Kaiser, G., Romanische Sprachgeschichte, 2012; Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, hg. v. Korenjak, M. u. a., Bd. 1f. 2012; Touratier, C., Lateinische Grammatik, 2012; Georges, K., Der neue Georges, bearb. v. Baier, T., 2012 (Antiqua-Schrifttype) |
3862 | Lateran ist der Sitz des Papstes in Rom seit der sog. →konstantinischen Schenkung (326-1308, 1586ff. Sommerresidenz). Der L. gehört zu der 1929 gebildeten Vatikanstadt. Lit.: Erler, A., Lupa, lex und Reiterstandbild im mittelalterlichen Rom, 1972 |
3863 | Lateransynode ist ein im →Lateran abgehaltenes Konzil (313, 487, 649, 769, 774, 823, 1049, 1059, 1060, 1079, 1102, 1105, 1110, 1112, 1116). Ökumenische Konzile (Laterankonzile) finden 1122-1123, 1139, 1179, 1215 (1200 Teilnehmer, Besitz, Ehe, Juden, Prozess, Universität, Wahl) und 1512-1517 statt. Lit.: Deslandres, P., Les grandes conciles de Latran, 1913; Foreville, R., Lateran I - IV, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972 |
3864 | Latifundium (N.) Großgrundeigentum Lit.: Köbler, DRG 16 |
3865 | Latiner →lateinisch, Römer Lit.: Kaser §§ 13, 16, 68, 71; Köbler, DRG 16, 57 |
3866 | latro (lat. M.) Straßenräuber Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Grünewald, T., Räuber, Rebellen, Rivalen, Rächer, 1999 |
3867 | Latium ist das am tyrrhenischen Meer gelegene Siedlungsgebiet der Latiner, das in der →pippinischen Schenkung 754 an den →Kirchenstaat des Papstes gelangt. |
3868 | Laudemium (lat. N.) ist in Spätmittelalter und früher Neuzeit eine unterschiedlich bezeichnete Abgabe bei Besitzwechsel eines Leiheguts. Lit.: Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969 |
3869 | Lauenburg ist eine 1182 von den Askaniern (→Anhalt) erbaute Burg. Das in Anlehnung hieran entstehende Herzogtum kommt 1689 an Celle-Lüneburg bzw. 1705 Hannover und 1815 bzw. (nach Erlass eines Grundgesetzes vom 14. 5. 1849) 1864ff. an Preußen. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter, 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2906; Hempel, B., Der Entwurf einer Polizeiordnung für das Herzogtum Sachsen-Lauenburg aus dem Jahre 1591, 1980; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Meding, W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Meding, W. v. Lauenburg, 2008 |
3870 | Launegild ist im →langobardischen Recht die (symbolische) Lohngabe für eine Gabe (Schenkung). Lit.: Hübner § 82; Köbler, WAS; Pappenheim, M., Launegild und Gairethinx, 1882; Val de Lièvre, Revision der Launegildstheorie, ZRG GA 4 (1883), 15; Rhee, F. van der, Die germanischen Wörter in den langobardischen Gesetzen, 1970, 94 |
3871 | Lausanne am Genfer See ist der auf eine römische Siedlung zurückgehende, um 600 Sitz eines Bischofs werdende Ort. 1334 erlangt L. die Stellung einer Reichsstadt. 1536 fällt es an Bern. 1537 wird eine Universität eingerichtet. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965ff.; Anex-Cabanis, D., La vie économique à Lausanne, 1978; Histoire de Lausanne, hg. v. Blaudet, J., 1986; Gratiae fructus. Festschrift zu Ehren der Universität Lausanne - 100 Jahre deutscher Rechtsunterricht, hg. v. Schmidt-Cotta, R. (für Altherrenschaft), 1997 |
3872 | Lausitz ist die an der Lausitzer Neiße gelegene, in der Gegenwart teils deutsche, teils polnische Landschaft. Lit.: Oberlausitzer Forschungen, hg. v. Reuther, M., 1961; Die Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Salza und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung in der Oberlausitz bis 1834, 2013 |
3873 | Läuterung ist in Sachsen seit dem 15. Jh. die Erklärung einer nicht deutlich genug vorgebrachten Willensäußerung (des Klägers oder Beklagten). Seit dem 16 Jh. entwickelt sich die L. zu einem ordentlichen frist-gebundenen und schriftbedürftigen Rechtsmittel innerhalb der entscheidenden Instanz (neben der Appellation). Sie wird erst 1877/1879 beseitigt. Lit.: Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274 |
3874 | Law French ist die normannisch geprägte altfranzösische Juristensprache des →englischen Rechtes. Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Kerber, K., Sprachwandel im englischen Recht, 1997; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000 |
3875 | Leben ist die besondere Eigenschaft bestimmter abgeschlossener natürlicher Gegebenheiten (Lebewesen) aus bisher ungeklärtem Grund in der Anfang und Ende kennenden Zeit mittels Stoffwechsels zu sein und sich fortzupflanzen.(Lebensbedarf 1841, Lebensgemeinschaft 1839) Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
3876 | Lebendgeburt (F.) ist die Geburt eines lebenden Menschen im Gegensatz zur Totgeburt. L. st Voraussetzung der Rechtsfähigkeit. |
3877 | Lebendig begraben ist eine im späten Mittelalter bezeugte, bis in das 17. Jh. (selten) vollzogene Strafe. Ältere Vorläufer sind zweifelhaft. Lit.: Liebermann, F., Ein Ordal des lebendig Begrabens, ZRG GA 19 (1898), 140; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsgeschichte, 1942; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965, 62 |
3878 | Lebensalter →Alter |
3879 | Lebensfähigkeit ist die Fähigkeit nach der Geburt (selbständig) zu leben. Sie wird im Mittelalter vielfach für die Rechtsfähigkeit vorausgesetzt. Im gelehrten Recht ist sie streitig, wird aber vom Code civil verlangt. Lit.: Kaser § 72 II; Hübner 54 |
3880 | Lebensmittelrecht ist das die zum Leben des Menschen erforderlichen oder geeigneten Nahrungsmittel betreffende Recht. Es wird in der römischen und hochmittelalterlichen Stadt sichtbar, in der Amtsträger Aufsichtsbefugnisse über den Markt haben. Zahlreiche Bestimmungen hierzu enthalten die Landesordnungen bzw. Polizeiordnungen der frühen Neuzeit. Verstöße gegen das L. werden mit Bußen und Strafen belegt. Nach § 367 Nr. 7 des Reichsstrafgesetzbuchs von 1871 wird im Deutschen Reich 1879 ein Nahrungsmittelgesetz und 1927 ein Lebensmittelgesetz erlassen. Lit.: Heidinger, H., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Zürich im Mittelalter, 1910; Bruder, H., Die Lebens-mittelpolitik der Stadt Basel im Mittelalter, 1909; Siebert, L., Die Lebensmittelpolitik der Städte Baden und Brugg im Aargau, 1911; Lindlar, J., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1913; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955, 43; Lebensmittelrechts-Handbuch (Lbl.), hg. v. Streinz, R., 1994; Schenker, S., Gegen Täuschungen und Gesundheitsgefährdungen durch schlechte Nahrung, 2013 |