3841 | Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft ist die zwangsweise eingerichtete Genossenschaft in der verstaatlichten Landwirtschaft der →Deutschen Demokratischen Republik. Lit.: Kroeschell, 20. Jh. |
3842 | Landwirtschaftsrecht ist das seit dem 19. Jh. allmählich als Einheit erkennbare Recht der Landwirtschaft. Lit.: Köbler, DRG 205; Kroeschell, K., Deutsches Agrarrecht, 1983; Südel, I., Das landwirtschaftliche Erbrecht, 2007 |
3843 | Landzwang ist seit dem Spätmittelalter die von der Lebensführung landschädlicher Leute ausgehende Gefährdung, der im Reichs-strafgesetzbuch von 1871 die §§ 240, 126 entsprechen. Lit.: John, R., Über Landzwang, 1852; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 216 |
3844 | Lanfrancus (Pavia 1005?-Canterbury 24./28. 5. 1089?), Adligensohn, wird nach dem Studium der (lat.) artes (F.Pl.) liberales Kenner des Rechtes, 1039 Lehrer in Avranches, 1042 Mönch und 1045 Prior in Bec sowie 1070 Erzbischof von Canterbury. Durch Urkundenfälschungen erreicht der gesuchte Gelehrte und führende Theologe den Vorrang des Erzbistums Canterbury in England. Lit.: Montclos, J. de, Lanfranc et Bérenger, 1971; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Álvarez de las Asturias, N., La „Collectio Lamnfranci“, 2008 (23 Handschriften) |
3845 | Lang, Karl Heinrich Ritter von (Balgheim 7. 7. 1764-Ansbach 26. 3. 1835), Pfarrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Altdorf (Malblanc) 1789 Sekretär, 1795 Archivar und 1799 ansbachischer, dann bayerischer Rat, Archivar und Kreisdirektor. Er verfasst eine Reihe rechtsgeschichtlicher Arbeiten (z. B. Historische Entwicklung der deutschen Steuerverfassung, 1793, Neudruck 1966). Lit.: Raumer, K. v., Der Ritter von Lang und seine Memoiren, 1923 |
3846 | Langdell, Christopher Columbus (1826-1906), 1870-1895 Professor an der Harvard University, lehrt das amerikanische Recht nach der sokratischen Lehrmethode (im Recht), nach der an Hand ausgewählter Entscheidungen induktiv Grundsätze ermittelt werden, die ihrerseits deduktiv der Lösung neuer Fälle dienen. Lit.: Gilmore, G., Ages of American Law, 1977 |
3847 | Langobarde ist der Angehörige des germanischen Volk, das von Norddeutschland nach Italien zieht (568) und große Teile Oberitaliens und Mittelitaliens beherrscht. 774 unterliegen die Langobarden, von denen 46 Königsurkunden, knapp 40 Herzogsurkunden Spoletos und insgesamt knapp 350 langobardische (lat. [F. Pl.] chartae zwischen dem Ende des 7. Jh.s (um 650, 685, häufiger erst ab 740) und der Eroberung Pavias durch den fränkischen König Karl (den Großen) im Jahre 774 (rund 270 aus dem langobardischen Reich [139 aus Lucca], 63 aus dem Herzogtum Spoleto, 11 aus dem Herzogtum Benevent) als kleiner Rest des ursprünglich wohl vorhandenen größeren Bestands erhalten sind, Karl dem Großen. Selbständig bleibt der Dukat Bene-vent. Mit dem 12. Jh. werden die Langobarden von der sie umgebenden Vorbevölkerung aufgesogen. An sie erinnert noch die Lombardei. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 67; Pflugk-Hartung, J. v., Die Thronfolge im Langobardenreiche, ZRG GA 8 (1887), 66; Bruckner, W., Die Sprache der Langobarden, 1895; Kjer, C., Overretssagfører, 1898, 1900; Morossi, C., L’assemblea nazionale del regno Langobardo-Italico, Rivista di storia del diritto Italiano 9 (1936), 3; Bognetti, G., L’Età longobarda, Bd. 1ff. 1966ff.; Winterer, H., Die Stellung des unehelichen Kindes in der langobardischen Gesetzgebung, ZRG GA 87 (1970), 32; Cavanna, A., Fara sala arimannia nella storia di un vico longobardo, 1967; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Jarnut, J., Geschichte der Langobarden, 1982; Scardigli, P., Goti e Longobardi, 1987; Langobardia, 1990; Francovich Onesti, N., Vestigia longobarde in Italia (568-774), 1999; Visigoti e Longobardi, hg. v. Arce, J. u. a., 2001; Il regno dei Longobardi in Italia, hg. v. Gasparri, S., 2004; Die Langobarden, hg. v. Pohl, W. u. a., 2005; Priester, K., Geschichte der Langobarden, 2004, Sonderausgabe 2008; Die Langobarden, hg. v. Landschaftsverband Rheinland u. a., 2008; Paulus Diaconus, Geschichte der Langobarden, hg. v. Schwarz, W., 2009; The Langobards before the Frankish Conquest, hg. v. Ausenda, G. u. a., 2010 |
3848 | Langobardisches Recht ist das Recht der Langobarden. Nach älteren Gewohnheiten (gawarfide) wird am 22. 11. 643 das Edikt (lat. edictus M.) Rotharis angenommen, das spätere Könige vielfach ergänzen. In Pavia wird dieses Recht vielleicht ständig gepflegt. Möglicherweise um 1054 entsteht dort die hierauf beruhende Sammlung (lat.) Liber (M.) Papiensis, die Lehnrecht einschließt. Hierzu bildet sich wenig später eine (lat.) Expositio (F.) mit erläuternden Abhandlungen zu einzelnen Bestimmungen und eine (lat.) →Lombarda (F.) genannte Systematisierung, die im 13. Jh. von Karolus de Tocco in Süditalien kommentiert wird. Das langobardische Lehnrecht wird in den (lat.) Libri (M.Pl.) feudorum zusammengefasst und später den Novellen (Justinians) angefügt. Lit.: Anschütz, A., Die Lombarda-Commentare des Ariprand und Albertus, 1855; Neumeyer, K., Notizen zur Literaturgeschichte des longobardischen Rechts, ZRG GA 20 (1899), 249; Lehmann, K., Handschriften des langobardischen Lehnrechts, ZRG GA 21 (1900), 232; Seckel, E., Quellenfunde zum lombardischen Lehenrecht, FS Otto Gierke, 1910; Mayer, E., Asto animo, ZRG GA 38 (1917), 300; Codice diplomatico Longodardo, hg. v. Schiaparelli, L. u. a. 1928ff. (2003 abgeschlossen); Schupp, A., Die Stellung der Frau im langobardischen Recht, Diss. jur. Bonn 1952; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Die Gesetze der Langobarden, hg. v. Beyerle, F., 2. A. 1962; Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Vaccari, P., Diritto langobardo, (in) Ius Romanum medii aevi, I 4b ee, 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Brühl. C., Studien zu den langobardischen Königsurkunden, 1978; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Löfstedt, B., Ein textkritisches Problem in den langobardischen Gesetzen, ZRG GA 93 (1976), 319; Rivers, T., Symbola, manumissio et libertas Langobardorum, ZRG GA 95 (1978), 57; Cavanna, A., La civiltà giuridica longobarda, 1978; Origo gentis Langobardorum, hg. v. Bracciotti, A., 1998; Giese, W., Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge in langobardischen Herzog- und Fürstentümern, ZRG 119 (2002), 44; Meyer, C., Langobardisches Recht nördlich der Alpen, TRG 71 (2003), 387; Priester, K., Die Geschichte der Langobarden, 2004 |
3849 | Languedoc (aus langue d’oc Sprache des ja) ist ein westlich der unteren Rhone gelegenes Gebiet, das um 415 n. Chr. an die Westgoten, danach an die Franken fällt. Es bildet im Hochmittelalter die Grafschaft Toulouse. |
3850 | Lanze ist eine (Stichwaffe und) Wurfwaffe, die auch rechtssymbolisch verwendet werden kann. Zu den Reichskleinodien des Heiligen römischen Reichs zählt die heilige Lanze (von Burgund). Lit.: Boeheim, W., Handbuch der Waffenkunde, 1890; Hofmeister, A., Die heilige Lanze, 1908; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Wegener, W., Die Lanze des heiligen Wenzel, ZRG GA 72 (1955), 56; Rexroth, K., Die Herkunft der heiligen Lanze, (in) Nationes, Bd. 3 1977 |
3851 | Lappe ist der Angehörige eines nichtindogermanischen, in der Gegenwart über die Nordgebiete Norwegens, Schwedens, Finnlands und Westrussland verteilten Volkes. Lit.: Solem, E., Lappiske Rettsstudier, 1933 |
3852 | Larenz, Karl (Wesel 23. 4. 1903-München 24. 1. 1993) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Kiel (1933) und München (1960). Anfangs (idealistisch?) dem Nationalsozialismus zugetan (Parteimitgliedschaft 1937), entwickelt sich Larenz zu einem führenden Privatrechtslehrer der zweiten Hälfte des 20. Jh.s. Lit.: Juristen im Portrait, 1988, 495; Frassek, R., Von der „völkischen Lebensordnung“ zum Recht, 1996; Frassek, R., Karl Larenz, JuS 1998, 296; Hartmann, F., Das methodologische Denken bei Karl Larenz, 2001; Hüpers, B., Karl Larenz, 2010 |
3853 | Lasker, Eduard (Jarotschin 14. 10. 1829-New York 5. 1. 1884) ist nach dem Rechtsstudium in Breslau und Berlin der Jurist und Publizist, der als nationalliberaler Abgeordneter des deutschen Reichstags dem Reich die Gesetzgebungszuständigkeit für das bürgerliche Recht eröffnet. Lit.: Köbler, DRG 183; Laufs, A., Eduard Lasker, 1984; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 249; Schuder, R., Der Fremdling im Osten, 2008 |
3854 | Laski, Jan (1455-1531), 1480 Notar, 1503 Großkanzler in Polen, veröffentlicht 1506 eine Sammlung der Gesetze des Königreichs Polen. Lit.: Kaczmarczyk, Z., O kancler zu Jan Laski, 1955 |
3855 | Lassalle, Ferdinand (Breslau 11. 4. 1825-Genf 31. 8. 1864 nach Duell wegen Beleidigung), Sohn eines jüdischen Seidenhändlers einer Familie aus Loslau, wird nach dem Studium von Philosophie, Philologie und Geschichte in Breslau und Berlin (1842-46) Revolutionär und theoretischer Arbeiterführer (1863 Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein, Vorläufer der So-zialdemokratischen Partei Deutschlands). Lit.: Köbler, DRG 177; Ramm, T., Ferdinand Lassalle, 1953; Ramm, T., Ferdinand Lassalle (1825-1864), (in) Nova, F., Lassalle als sozialistischer Theoretiker, 1980; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 117; Ramm, T., Ferdinand Lassalle, 2004 |
3856 | Lassite ist in der frühen Neuzeit ein freier, abgabenpflichtiger, grundherrlicher Bauer mit erblichem Nutzungsrecht. Lit.: Hübner § 45; Schultze, J., Die Mark Brandenburg, Bd. 5 1969, 156 |
3857 | Lassberg, Friedrich von (Lindau 13. 5. 1798-Sigmaringen 30. 6. 1838), Freiherrnsohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Jena Verwaltungsbeamter. 1840 veröffentlicht er posthum den sog. Schwabenspiegel nach einer unvollständigen Handschrift aus der Burg der Rucken von Tanneck zu Weinfelden im Thurgau und zu dem restlichen Drittel nach einer Züricher Handschrift. Lit.: Der Schwabenspiegel, hg. v. Lassberg, F. Frhr. v., 1840, Neudruck 1916; Stutz, U., Freiherr Joseph von Laßberg, Jacob Grimm und das deutsche Recht, ZRG GA 52 (1932), 338; Bader, K. u. a., Joseph von Lassberg, 1955 |
3858 | Lastenausgleich ist ein allgemeiner Ausgleich der Schäden oder Verluste, die sich infolge der Vertreibungen und Zerstörungen der Kriegszeit und Nachkriegszeit des zweiten Weltkriegs ergeben haben oder in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands oder im sowjetischen Sektor in Berlin entstanden sind (z. B. durch Kriegsschadenrente, Eingliederungsdarlehen oder Hausratentschädigung, Gesetz vom 14. 8. 1952, weitgehend durch Abgaben erwirtschaftete Leistungen in Höhe von 126 Mrd. DM bis 1998, insgesamt - teils quotal, teils sozial ausgerichtet - 143 Mrd. DM bis 2001). Vorläufer des Lastenausgleichs finden sich im Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794, im Kriegsdienstleistungsgesetz von 1873, im Kriegsschädenschlussgesetz von 1928 und der Kriegssachschädenverordnung von 1940. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Müller, C., Praxis und Probleme des Lastenausgleichs, 1997; Gallenkamp, G., Der Lastenausgleich, NJW 1999, 2486; Oldenhage, K., Lastenausgleich (1948-1900), 2002; Wenzel, R., Die große Verschiebung?, 2008 |
3859 | Lasterstein ist ein spätmittelalterliches Strafwerkzeug für Ehrenstrafen. Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 2, 315 |
3860 | Late ist in Sachsen im Hochmittelalter wohl der Freigelassene. Lit.: Hübner 356; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 1952, 97 |