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#ZWERGLiterature
1001Böhmer, Johann Friedrich (Frankfurt am Main 22. 4. 1795-Frankfurt am Main 22. 10. 1863), begüterter Kanzleidirektorssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Heidelberg und Göttingen (1817 Promotion) Privatgelehrter, Stadtarchivar und Stadtbibliothekar in Frankfurt am Main, als welcher er das Urkundenbuch Frankfurts (lat. [M.] Codex Diplomaticus Moeno-Francofurtanus), deutsche Kaiserurkunden und die (lat. [N.Pl.]) Regesta imperii (1831ff., Regesten des Reiches) herausgibt.Jansen, J., Böhmers Leben, 1863; Kleinstück, E., Johann Friedrich Böhmer, 1959; Frankfurter Biographie 1, 1994, 84ff.
1002Böhmer, Johann Samuel Friedrich (Halle 19. 10. 1704-Frankfurt an der Oder 20. 5. 1772), Sohn Justus Henning Böhmers, wird nach dem Studium des Rechtes in Halle (ab 1719) dort 1726 ordentlicher Professor und nach dem Wechsel nach Frankfurt an der Oder (1750) Direktor der Universität und (lat. [M.]) praesens ordinarius. Er veröffentlicht 1733 (lat. [M.Pl.) Elementa jurisprudentiae criminalis (Grundlagen des Strafrechts), 1759 Observationes selectae ad B. Carpzovii Practicam novam rerum criminalium (ausgewählte Beobachtungeen zu Benedikt Carpzovs neuer Praxis von Strafrechtssachen und 1770 Meditationes in Constitutionem Criminalem Carolinam (Überlegungen zu der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V.). Trotz systematischer und ausgleichender Bemühungen verändert er die bestehende Strafrechtsp...Boldt, G., Hohann Samuel Friedrich von Böhmer und die gemeinrechtliche Strafrechtswissenschaft, 1936, Neudruck 1997
1003Böhmer, Justus Henning (Hannover 29. 1. 1674-Halle 23. 8. 1749) wird nach dem Studium in Jena (1693-1695) Anwalt in Hannover und Hofmeister, seit 1698 Lizentiat in Halle, dann 1701 außerordentlicher und 1711 ordentlicher Professor. Hier verfasst er 1704 das beste Lehrbuch des römischen Rechtes in dem 18. Jahrhundert ([lat.] Introductio [F.] in ius digestorum, Einführung in das Recht der Digesten, 14. A. 1791), 1710 eine Einführung in das allgemeine öffentliche Recht bzw. Staatsrecht (lat. Introductio [F.] in ius publicum universale) und 1714-1737 eine umfassende geschichtlich-dogmatische Gesamtdarstellung des protestantischen Kirchenrechts ([lat.] Ius [N.] ecclesiasticum protestantium, z. T. 5. A. 1756ff.). Er präsidiert 139 Dissertationen, die mit der Einschränkung des Vorrangs protestant...http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boeh-merJustusHenningIntroductioInIusDigestorum1704.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boeh-merJustusHenningIntroductioInIusPublicumUniversale1710.pdf; Köbler, DRG 144, 159; Rütten, W., Das zivilrechtliche Werk Justus Henning Böhmers, 1981; Landau, P., Kanonistischer Pietismus bei Justus Henning Böhmer, (in) Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft, 1994, 317; Wall, H. de, Zum kirchenrechtlichen Werk Justus Henning Böhmers, ZRG G‘KA 87 (2001), 455ff.; Schulze, R., Justus Henning Böhmer und die Dissertationen seiner Schüler, 2009
1004Boissonade de Fontarabie, Gustave Emile (1825-1910), nach dem Rechtsstudium seit 1864 Lehrer des römischen Rechtes in Grenoble und 1867 Paris, wechselt 1873 nach →Japan, wo er als Berater der Regierung französisches Recht lehrt und 1880 ein Strafgesetzbuch und eine Strafprozessordnung sowie 1890 einen nicht Gesetz gewordenen Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs erarbeitet.Carbonnier, J. u. a., Boissonade et la réception du droit français au Japon, Revue internationale du droit comparé 43 (1991), 327
1005Bologna (N.) ist die auf etruskischen und römischen Grundlagen ruhende bedeutendste Stadt der oberitalienischen Landschaft Emilia an dem südöstlichen Rand der Ebene des Flusses Po, die sich seit 1115 von den von dem deutschen König eingesetzten Grafen von Bologna zu lösen vermag (und aus der für das elfte Jahrhundert 478 Urkunden und für die Zeit bis 1150 etwa 1300 städtische Urkunden erhalten sind). In Bologna wird vielleicht auf der Grundlage einer in dem 11. Jahrhundert bezeugten Artistenschule und wegen des Wissensbedarfs zahlreicher Notare und Investitoren (1057) als Rechtsschule (lat. [N.] studium) eine der ältesten Universitäten Europas gegründet. Ihr bekanntester Lehrer ist (nach Albertus [1067], Arianus, Geminianus und Pepo) zunächst →Irnerius mit der von ihm geprägten Schule der ...Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 106, 159; Fitting, H., Die Anfänge der Rechtsschule von Bologna, 1888; Dallari, U., I Rotuli dei lettori, legisti e artisti dello studio bolognese dal 1384 al 1799, 1888ff.; Knod, G., Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562), 1899; Schelb, W., Staatsverwaltung und Selbstverwaltung, 1911; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 39; Zanella, G., Bibliografia (in) Studi e memorie per la storia dell’università di Bologna N. S. 5, 1985; Wandruszka, N., Die Oberschichten Bolognas, 1993; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Schmutz, J., Juristen für das Reich, 2000; Le carte bolognesi del secolo XI, a cura di Feo, G., 2001; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Le...
1006Bolschewismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1919 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, M.) ist die bis etwa 1953 übliche Bezeichnung des Kommunismus in der Sowjetunion (zu Bolschewiki, russ., Mehrheitler).Köbler, DRG 226; Lösche, P., Der Bolschewismus im Urteil der deutschen Sozialdemokratie, 1967; Rogalla von Bieberstein, J., Jüdischer Bolschewismus, (2. A.) 2010
1007Bonae-fidei-iudicium (lat. [N.], Klage nach Treu und Glauben) ist in dem klassischen römischen Recht die nach der →Billigkeit beurteilte freiere Klage bzw. das freier beurteilte Schuldverhältnis (beispielsweise Kauf, Miete, Leihe, Pacht, Dienstvertrag, Werkvertrag, Gesellschaft, Auftrag, Geschäftsführung ohne Auftrag, Verwahrung, Bruchteilsgemeinschaft [lat. fiducia], Vormundschaft bzw. Tutel, Treuhandschaft, Mitgiftrückgabe, Pfand, Innominatkontrakt). Bei einem bonae-fidei-iudicium ist zu leisten, was aus guter Treue (lat. ex fide bona) geschuldet wird. Für die diesbezügliche Feststellung hat der (lat.) iudex (Richter) auf Grund der Klagformel des Gerichtsmagistrats einen Ermessensspielraum. Er muss Nebenpflichten aus Abreden, Schutzpflichten und Treuepflichten beachten und Arglist auch o...Kaser § 33; Wieacker, F., Zum Ursprung der bonae-fidei-iudicia, ZRG RA 80 (1963) 1; Honsell, H., Quod interest im bonae-fidei-iudicium, 1969; Platschek, J., Zur Rekonstruktion der bonae fidei iudicia, ZRG RA 127 (2010), 275
1008Bona fides (lat. [F.] gute Treue) ist in dem klassischen römischen Recht zunächst die Pflicht zu dem Worthalten und danach ein Maßstab, nach dem der Richter das betreffende Rechtsverhältnis zu beurteilen hat. Für den Inhalt des Schuldverhältnisses findet dabei neben der formlosen Vereinbarung auch die Verkehrssitte Anwendung. Bei der Ersitzung ist bona fides (Gutgläubigkeit hinsichtlich der Rechtmäßigkeit des Erwerbs) des Erwerbers ([lat.] bonae fidei possessor [M.] gutgläubiger Besitzer) in dem Zeitpunkt des Erwerbs nötig ([lat.] mala fides superveniens non nocet, nachträgliche Bösgläubigkeit schadet nicht).Kaser § 33; Söllner §§ 8, 9, 12, 18; Köbler, DRG 40, 42; Köbler, LAW; Lombardi, L., Dalla fides alla bona fides, 1961; Hausmaninger, H., Die bona fides des Ersitzungsbesitzers im klassischen römischen Recht, 1965
1009Bonaparte (Buonaparte) →Napoleon
1010Bonellus de Barulo, Andreas ist ein wohl vor 1250 in Barletta bei Bari geborener, vor oder nach 1291 verstorbener neapolitanischer Jurist ([lat., N. Pl.] Commentaria super postremis libris codicis, Kommentare über die letzten Bücher des Codex, commentaria in leges Longobardorum, Kommentare über das Recht der Langobarden, Glossen zu den constitutiones Siculae, Glossen zu den sizilianischen Konstitutionen Friedrichs II.).Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 502
1011Bönhase (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1508 bezeugt [bzw. 1547?, in EDEL 15. Jh.] und in älteren deutschen Rechtsquellen an 14 Stellen ab 1547 in unterschiedlichen Bedeutungen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vielleicht seit dem 15. Jahrhundert die in dem Mittel-niederdeutschen entstandene Bezeichnung für den unzünftigen, bereits vereinzelt seit dem 14. Jahrhundert von den Zünften bekämpften Handwerker (wie ein Hase auf dem Boden arbeitend?, heimlich auf dem Dachboden arbeitend?, außerhalb der „Hanse“ arbeitend?, weitere Benennungen sind anscheinend Dachhase, Fretter, Pfuscher, Sudeler, Störer oder Zaunhase).Wissell, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 1928, 2. A. 1981; Ennen, R., Zünfte und Wettbewerb, 1971
1012Boni homines (lat. [M.Pl.], Sg. bonus homo) oder auch (lat.) probi homines (M.Pl., franz. prud’hommes, gute Leute, gute Männer) sind (in Frankreich, Spanien, Italien, dem Alpenraum und dem späteren Heiligen römischen Reich) in dem Frühmittelalter (seit Anfang des 7. Jahrhunderts) und bis in das 13. Jahrhundert Zeugen, Gerichtsbeisitzer, Schätzer oder Vermittler, die Freiheit, guten Leumund sowie meist Grundeigentum und Ansässigkeit als Voraussetzung ihrer jeweiligen Tätigkeit erfüllen, aber sich nicht einem bestimmten Stand zuweisen lassen und kein bestimmtes Amt haben. Seit Ende des 12. Jahrhunderts treten sie in den oberitalienischen Städten als Vertreter der Konsuln auf.Köbler, LAW; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines des frühen Mittelalters, 1981
1013Bonifatius bzw. Wynfreth (Wessex 672/675-bei Dokkum 5. 6. 754), aus niederem Adel, in dem Kloster Exeter erzogen, wird zunächst Lehrer und 718 Missionar in dem fränkischen Reich. In Rom an dem 30. 11. 722 nach Umbenennung zu einem Bischof geweiht, missioniert er unter einem Schutzbrief Karl Martells von 723 bis 732 in Thüringen und Hessen (u. a. Fällung der Donareiche bei Geismar und Gründung der Zelle Fritzlar). 732 wird er Erzbischof ohne besonderen Sitz, 737/738 Legat für Germanien. 738/739 erneuert er die Bistümer Regensburg, Passau, Salzburg und Freising. 741/742 gründet er die Bistümer Würzburg, Büraburg und Erfurt (später Eichstätt), 744 das Kloster Fulda. Andem 5. 6. 754 wird er bei Dokkum in Friesland von Räubern erschlagen.Schieffer, T., Winfrid-Bonifatius, 2. A. 1972; Schipperges, S., Bonifatius ac socii sui, 1996; Padberg, L. v., Bonifatius, 2003; Heidrich, I., Fälschung aus gelehrtem Eifer, DA 67 (2011), 625; Clay, J., In the Shadow of Death, 2010
1014Bonifatius VIII. (Benedetto Caetani, Anagni um 1235-Rom 11. 10. 1303) wird nach dem Studium vermutlich des kirchlichen Rechtes in Todi, Spoleto und Bologna an dem 23. 1. 1295 Papst. 1298 lässt er die päpstlichen Dekretalen ab 1234 in dem (lat.) Liber (M.) sextus decretalium (sechsten Buch der Dekretalen) zusammenfassen. In der Dekretale (lat.) Unam sanctam (eine heilige) von dem 18. 11. 1302 fordert er die Unterordnung der weltlichen Gewalt unter den Papst, wird aber auf Veranlassung Wilhelms von Nogaret in Anagni an dem 7. 9. 1303 verhaftet und stirbt wenig später.Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Schmidt, T., Der Bonifaz-Prozess, 1989; Politische Reflexion der Welt des späten Mittelalters, hg. v. Kaufhold, M., 2004, 129ff.
1015bonitarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie teilweise mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, Adj.) auf (lat.) in bonis esse, „in den Gütern sein“ beruhend, in Gegensatz zu zivil (beispielsweise die in dem römischen Recht durch bloße Übergabe einer mancipium-Sache statt Manzipation seitens des Eigentümers erlangte, von dem Prätor geschützte Stellung des Erwerbers)
1016Bonn (Bonna 12-9 v. Chr.) an dem Rhein (drei Viertel der Stadtteile linksrheinisch) ge-genüber der Einmündung der Sieg ist ein auf keltisch-römischer Grundlage entstandener Ort, der in dem 11. Jahrhundert (von den Ezzonen) an das Erzstift →Köln gelangt. In dem 16. Jahrhundert wird er dessen Hauptort und erhält 1777/1786 eine 1797 aufgehobene, 1815/1816 jedoch wiedererrichtete Universität, in der 1928 die Staatswissenschaften fast vollständig aus der philosophischen Fakultät in die juristische Fakultät übergeführt werden. Von dem 1. 9. 1948 bis 23. 5. 1949 tagt in Bonn der Parlamentarische Rat zu der Vorbereitung der Bundesrepublik Deutschland, weshalb das →Grundgesetz auch als Bonner Grundgesetz bezeichnet wird. 1949 wird Bonn bis zu dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zu de...Köbler, Historisches Lexikon; Wiedemann, A., Geschichte Godesbergs und seiner Umgebung, 1920; Niessen, J./Ennen, E., Geschichte der Stadt Bonn, 1956ff.; Eisenhardt, U., Die weltliche Gerichtsbarkeit der Offizialate, 1966; Hübinger, P., Das historische Seminar, 1963; Schäfer, K., Verfassungsgeschichte der Universität Bonn 1818 bis 1960, 1969; Meier, J., Der Rechtsunterricht an den Universitäten Köln und Bonn, Diss. jur. Köln 1987; Geschichte der Stadt Bonn, hg. v. Höroldt, D. u. a., 1989ff.; 150 Jahre Landgericht Bonn, hg. v. Fassbender, H., 2000; Die Juristen der Universität Bonn im Dritten Reich, hg. v. Schmoeckel, M., 2004; 75-Jahr-Feier der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, 2004; Schmoeckel, M. u. a., Stätten des Rechts in Bonn, 2004; Schmoeckel, M., Das Juridicum, 2016; Sc...
1017Bonorum possessio (lat. [F.] Güterbesitz, Nachlassbesitz) ist in dem klassischen römischen Erbrecht die Stellung, die der →Prätor auf Antrag dem zuweist, den er in dem Fall des Todes eines Erblassers für wahrscheinlich berechtigt hält. Der damit erreichte Schutz und die damit gewonnene Zuständigkeit für den Bereich des prätorischen Rechtes können sich durch Ersitzung in Eigentum nach zivilem Recht wandeln.Kaser §§ 65, 71, 73; Söllner § 25; Köbler, DRG 38; Ankum, H. u. a., Die verschiedenen Bedeutungen des Ausdrucks in bonis alicuius esse, ZRG RA 107 (1990), 155
1018bonum (N.) commune (lat) gemeines Wohl, Gemeinwohl, Allgemeinwohl
1019bonus homo (M.) →boni homines
1020BoppardHeyen, F., Reichsgut im Rheinland, 1956
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