6161 | Schadensklage ist im Spätmittelalter die auf Geldzahlung wegen behaupteten Unrechts lautende Klage (in Ingelheim meist auf 100, 200, 400, 500 oder 1000 Gulden). Lit.: Hübner 552; Kaufmann, E., Das spätmittelalterliche deutsche Schadensersatzrecht, ZRG GA 78 (1961), 93 |
6162 | Schaffhausen am Rhein (am Rheinfall) ist der Handelsplatz, der 1049 an das dort entstandene Benediktinerkloster Allerheiligen gelangt. 1190/1218 wird die hieraus entwickelte Stadt Reichsstadt. 1454 schließt sich S. der Eidgenossenschaft der →Schweiz als zugewandter Ort an und tritt ihr 1501 als zwölfter Ort bei. Im 19. Jh. kommt das privatrechtliche Gesetzbuch →Zürichs zur Anwendung. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Werner, H., Verfassungsgeschichte der Stadt Schaffhausen, 1907; Hedinger, G., Landgrafschaften und Vogteien im Gebiet des Kantons Schaffhausen, 1922; Pestalozzi-Kutter, T., Kulturgeschichte des Kantons Schaffhausen, 1928; Leu, G., Schaffhausen unter der Herrschaft der Zunftverfassung, 1931; Schudel, R., Geschichte der Schaffhauser Staatsverfassung 1798-1834, 1933; Schudel, E., Der Grundbesitz des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, 1936; Breiter, E., Die Schaffhauser Stadtschreiber, 1962; Reiniger, K., Die Verfassung der Stadt Schaffhausen 1831-1918, 1968; Das Stadtrecht von Schaffhausen, Bd. 2 Das Stadtbuch von 1385, bearb. v. Schib, L., 1967; Schib, K., Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,457; Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen 1400-1500. 2006 |
6163 | Schafott (Gerüst) ist die Bühne, auf der in der frühen Neuzeit der →Scharfrichter meist auf dem Marktplatz die Todesstrafe der Enthauptung vollzieht. Im 19. Jh. verschwindet das S. Lit.: Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Schildt, E., Alte Gerichtsbarkeit, 2. A. 1980; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988 |
6164 | Schandgerät ist das zur Ausführung einer Schandstrafe verwendete Gerät (z. B. Halseisen, Pranger, Schandkragen, Schandkrone). Lit.: Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafen, 1901, Neudruck 1970; Löning, G., Schandlaken, Schandmantel, Schandkleid, ZRG GA 64 (1944), 335; Brückner, W., Das Bildnis in rechtlichen Zwangsmitteln, FS Harald Keller, 1963, 111; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988 |
6165 | Schandstrafe ist die in einer vorübergehenden Ehrenminderung bestehende Strafe (z. B. Tragen eines Strickes, eines Hundes, eines Rades, eines Steines, Halseisen, Eselreiten) des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Lit.: Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafe, 1909, Neudruck 1970 |
6166 | Schankrecht ist das ausschließliche Recht zum Ausschank von Wein oder Bier an einem Ort. Das S. wird meist von einem Herrn verliehen. Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962 |
6167 | Schard, Simon (Neuhaldensleben 1535-Speyer 28. 6. 1573) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig und Basel Beisitzer am →Reichskam-mergericht. 1566 veröffentlicht er in (lat.) De jurisdictione etc. (Von der Rechtsprechung u. s. w.) spätmittelalterliche Schriften zum Staat. Posthum erscheint 1582 sein Lexicon iuridicum (Rechtslexikon). Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978 |
6168 | Scharia →Saria |
6169 | Scharfrichter ist zwischen Hochmittelalter und 19. Jh. der das Todesurteil Vollziehende. Lit.: Keller, A., Der Scharfrichter, 1921; Schuhmann, H., Gestalt und Funktion des Scharfrichters, Diss. jur. Bonn 1964; Schuhmann, H., Der Scharfrichter, 1964; Glenzdorf-Treichel, Henker, Schinder und arme Sünder, 1978; Nowosadtko, J., Scharfrichter, 1994; Pritzker-Ehrlich, M., Schweizer Scharfrichterkandidaten 1938/39, 1999; Pechaček, P., Scharfrichter und Wasenmeister, 2003 |
6170 | Schatz ist die bewegliche Sache, die so lange verborgen gelegen hat, dass der Eigentümer nicht mehr zu ermitteln ist. Die Behandlung des Schatzfunds im römischen Recht ist unterschiedlich (anfangs wohl Eigen-tum der res nullius an Grundeigentümer, nach Hadrian zur Hälfte an den Finder und den Grundeigentümer,). Im Mittelalter hat der König das Schatzregal. Die unterschiedlichen Lösungen werden vielfach miteinander verflochten. Lit.: Kaser §§ 20 I 1, 26 I 3; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 40, 113; Zeumer, K., Der begrabene Schatz im Sachsenspiegel, MIÖG 22 (1901), 420; Eckstein, E., Das Schatz- und Fundregal, MIÖG 31 (1910), 193; Schrader, E., Zum Bergrecht und zum Schatzrecht im Sachsenspiegel I, 35, ZRG GA 74 (1957), 178; Fischer zu Cramburg, R., Das Schatzregal, 2001; Schmidt, A., Der Schatzfund im 19. Jahrhundert, 2002; Hardt, M., Gold und Herrschaft, 2004 |
6171 | Schatzwurf ist die durch Ausderhandschlagen einer Münze als Abgabensymbol im frühen Mittelalter erfolgende →Freilassung. Lit.: Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, Bd. 1 1931, 240 |
6172 | Schaumburg (Schaumburg-Lippe, Schauenburg) Lit.: Wahl, F., Verfassung und Verwaltung Schaumburg-Lippes, 1938; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der „schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Feige, R., Die Statuten des Fleckens und der Stadt Sachsenhagen, Schaumburger Heimat, Bd. 1 1939, 103; Engel, F., Die schaumburg-lippischen Archive, 1955; Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Meien, J. v., Kleinststaat und Weltkrieg, 2012; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013 |
6173 | Scheck ist die der Erleichterung des Zahlungsverkehrs dienende bestimmte Anweisung auf ein Bankguthaben. Im 19. Jh. wird das englische Lehnwort cheque (die auf den Staatsschatz ausgestellte Anweisung) aufgenommen. Ein besonderes Scheckgesetz wird im Deutschen Reich 1933 erlassen. Lit.: Köbler, DRG 184; Cohn, G., Zur Geschichte des Schecks, Z. f. vergl. Rechtswiss. 1 (1878), 117; Spengler, M., Die Entstehung des Scheckgesetzes vom 11. März 1908, 2008 |
6174 | Scheidebrief (lat. libellus M.] repudii) ist im spätantiken römischen Recht nach hellenistischem Vorbild die Form der Eheschei-dungserklärung. Lit.: Kaser § 58 VII 2c |
6175 | Scheidung (Wort um 850, Scheidungsgrund 1839, Scheidungsurteil 1784) →Ehescheidung Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
6176 | Schein →Rechtsschein |
6177 | Scheinehe ist die nur zum Schein geschlossene Ehe. Sie ist nichtig. Lit.: Eisfeld, J., Die Scheinehe in Deutschland im 19. und 20. Jahrhhundert, 2005 |
6178 | Scheingeschäft (Wort 1855) ist die einverständliche Abgabe einer empfangsbedürftigen →Willenserklärung zum Schein. Das S. ist im spätantiken römischen Recht unwirksam. Diese Lösung wird seit dem Spätmittelalter aufgenommen. Lit.: Kaser § 8 III; Hübner; Wesener, Das Scheingeschäft, FS H. Hübner, 1984, 337; Eisfeld, J., Die Scheinehe, 2005; Lumpp, S., Die Scheinehenproblematik, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
6179 | Scheinprozess ist die Verwendung des Verfahrens zur Erreichung außerprozessualer Ziele. Schon das altrömische Recht kennt die Übertragung einer Sache durch (lat. F.) →in iure cessio (In-das-Gericht-Gehen). Im Frühmittelalter kann durch S. eine unscheltbare →Königsurkunde über ein Recht an einem Gut erlangt werden. Lit.: Köbler, DRG 21, 90; Costede, J., Scheinprozesse, Diss. jur. Göttingen 1968 |
6180 | Schelling Lit.: Jäger, G., Schellings politische Anschauungen, 1939; Hollerbach, A., Der Rechtsgedanke bei Schelling, 1957; Hofmann, M., Über den Staat hinaus, 1999 |