4181 | Lund wird 1019 vom König von Dänemark gegründet. 1048 wird es Sitz eines Bischofs, 1103 (bis 1516) Sitz eines Erzbischofs. 1658 kommt es an Schweden, erhält 1668 eine Universität und ist von 1716-1718 Residenz-stadt. Lit.: Blomqvist, R., Lund, 1951; Den historika skolan och Lund, hg. v. Modéer, K., 1982 |
4182 | Lüne Lit.: Urkundenbuch des Klosters Lüne, hg. v. Brosius, D., 2011 |
4183 | Lüneburg an der Ilmenau ist eine landesfürstliche und für das zugehörige Herzogtum namengebende Stadt, deren Rechtsstellung zeitweise der einer freien Reichsstadt ähnelt. 1577 wird das Stadtrecht reformiert. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2; Chur-Braunschweig-Lüneburgische Landesordnungen, Bd. 1ff. 1739ff.; Pappenheim, M., Scheinbuße und Selbsturteil, ZRG GA 29 (1908), 334; Reinecke, W., Die Straßennamen Lüneburgs, 1914, 5. A. 2007; Haase, C., Das Lüneburger Stadtrecht, Aus Lüneburgs Vergangenheit 1956, 67; Rabe, D., Die Lüneburger Stadtrechtsreformation (1577-1583), Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Thurich, E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechtes, 1960; Arnswaldt, C., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Mörke, O., Rat und Bürger, 1983; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, 2001; Scharnhop, C., Das Lüneburger Notariat im 19. Jahrhundert, 2011 |
4184 | Luneville ist der Ort des am 9. 2. 1801 zwischen Franreich und Österreich geschlossenen Friedensvertrags, in dem Österreich seine Vorherrschaft in Italien verliert und die Batavische Republik (Holland), die Helvetische Republik (Schweiz) und die Cisalpinische Republik (Norditalien) anerkennt. Die geschädigten deutschen Reichsfürsten sollen dafür im Gebiet rechts des Rheins entschädigt werden. |
4185 | Lünig, Johann Christian (Schwallenberg 14. 10. 1662-Leipzig 14. 9. 1740) wird nach dem Rechtsstudium in Helmstedt und Jena Hof-meister, Amtmann und Stadtschreiber. Er veröffentlicht zahlreiche Quellen zu Staatsrecht und Staatenkunde (u. a. Teutsches Reichsarchiv). Lit.: Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 235, 265, 309 |
4186 | Lupold von Bebenburg (um 1300-Bamberg 1363), Reichsministerialensohn (von Bemberg bei Gerabronn), wird nach dem Studium des Kirchenrechts und der Promotion in Bologna (Johannes Andreae) Offizial (Domherr) in Würzburg (1332) und Mainz und Bischof von Bamberg (1353). Sein (lat.) Tractatus (M.) de iuribus regni et imperii (1339, Abhandlung von den Rechten des Königtums und Kaisertums) spricht dem deutschen Kaisertum Unabhängigkeit vom römischen (päpstlich verliehenen) Kaisertum zu. Lit.: Köbler, DRG 107; Meyer, H., Lupold von Bebenburg, 1909; Politische Schriften des Lupold von Bebenburg, hg. v. Miethke, J. u. a., 2004; Lupold von Bebenburg, De iuribus regni et imperii, hg. v. Miethke, J., 2005 |
4187 | Luschin von Ebengreuth, Arnold (26. 8. 1841-Graz 6. 12. 1932) wird nach dem Rechtsstudium 1873 außerordentlicher Professor und 1881 ordentlicher Professor der österreichischen und deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte in Graz. 1896 veröffentlicht er eine österreichische Reichsgeschichte. Lit.: Puntschart, P., Arnold Luschin von Ebengreuth, ZRG GA 53 (1933), XXIX |
4188 | Lusitaner (Lusitanier) ist der Angehörige eines ibero-keltischen, 15 v. Chr. unter die Herrschaft der Römer, in der zweiten Hälfte des 5. Jh.s der →Westgoten und seit 712 der →Araber gekommenen Volkes im späteren →Portugal. Lit.: Tovar, J., Iberische Landeskunde, Bd. II 2 1976 |
4189 | Luther, Martin (Eisleben 10. 11. 1483-18. 2. 1546), Bergmannssohn, wird nach kurzem Studium des Rechtes in Erfurt Theologe und Professor in Wittenberg (22. 10. 1517). Durch seine 95 Thesen (1517) wird er zum (erfolglosen) Reformator der katholischen Religion und (erfolgreichen) Stifter des Protestantismus. Er gründet die Erlösung des Menschen statt auf zuletzt käufliche, gute Werke (Ablasskauf) auf die göttliche Gnade. Er rechnet zum (lat.) ius (N.) divinum (göttlichen Recht) nur das Predigtamt, die Taufe, das Abendmahl und die Sündenvergebung. Dem Vollzug dient das menschliche Kirchenrecht (Amt, Dienst, Abgabe u. s. w.). Sprachgeschichtlich ist seine das Neuhochdeutsche wesentlich prägende Übersetzung der Bibel in das Deutsche besonders bedeutsam (neues Testament September 1522, Fertigstellung der gesamten Übersetzung 1534). Ein Register zum Werk Luthers ist im Aufbau (2011 rund 1300 Lemmata http://hypermedia.ids-mannheim.de/pls/elexiko/p4_). Lit.: Köbler, DRG 129; Luther und die Obrigkeit, hg. v. Wolf, G., 1972; Heckel, J., Lex charitatis, 2. A. 1973; Mayer, H., Zur Naturrechtslehre des Luthertums, FS H. Welzel, 1974, 65; Günter, W., Martin Luthers Vorstellung von der Reichsverfassung, 1976; Heckel, M., Luther und das Recht, NJW 1983, 2521; Lohse, B., Martin Luther, 3. A. 1997; Leppin, V., Martin Luther, 2006; Leppin, V., Luther privat, 2006; Korsch, M., Martin Luther, 2. A. 2007; Lexutt, A., Luther, 2008; Luther Handbuch, hg. v. Beutel, A., 2. A. 2010; Martin Luther, hg. v. Korsch, D. u. a., 2010; Hamm, B., Der frühe Luther, 2010; Kaufmann, T., Luthers Judenschriften, 2011; Schilling, H., Martin Luther. 2012 |
4190 | Lüttich am Zusammenfluss von Ourthe und Maas wird 720 Sitz des Bischofs von Maastricht/Tongeren. 1817 erhält es eine Universität. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hélin, E., Les capitations Liégeoises, 1961; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991; Quellen zum Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, bearb. v. Kranz, H., 2000 |
4191 | Luxemburg ist das nach einer 963 erwähnten Burg an der Alzette benannte, von Franken besiedelte Herzogtum (1354) des Heiligen römischen Reiches (1441 Burgund, 1477 Habsburg, 1555 spanische Linie, 1659 Süden an Frankreich, 1713 nach dem spanischen Erbfolgekrieg wieder an Habsburg, 1795 an Frankreich), das 1795/1797 tatsächlich und 1806 rechtlich aus dem Heiligen römischen Reich ausscheidet (1815 auf dem Wiener Kongress Großherzogtum in Personalunion mit den Niederlanden [Nassau], 1830 An-schluss an die Revolution Belgiens, 1839 durch den Vertrag von London mit seinen deutschsprachigen Teilen als Großherzogtum wiederhergestellt, 1866 Ausscheiden aus dem Deutschen Bund, 1867 gescheiterter Verkaufsversuch an Frankreich, gänzliche Unabhängigkeit, 1890 Personalunion mit den Niederlanden beendet). Seit 1918 verstärkt sich als Folge der Niederlage(n) des deutschen Reiches im ersten und zweiten Weltkrieg der Einfluss Frankreichs, so dass das Land faktisch frankophon wird. Am 10. 4. 1940 wird es vom Deutschen Reich besetzt und bis Kriegsende zwangsweise in das System der deutschen Kriegswirtschaft eingegliedert. Es zählt zu den sechs Gründungsmitgliedern der europäischen Gemeinschaften von 1951 und 1957 (1966 Luxemburger Kompromiss zur Beendigung der Politik des leeren Stuhls Frankreichs wegen der Agrarfinanzierung). Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 95, 172; Becker, E., Studien zur Gemeindeverfassung in Luxemburg; 1934; Wampach, C., Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien, 1935ff.; Stengel, E., Baldewin von Luxemburg, 1937; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,1,1167, 3,3,3396; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Holthöfer, E., Beiträge zur Justizgeschichte der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs im 19. und 20. Jahrhundert, 1993; Luxembourg, hg. v. Lefebvre, F., 5. A. 1998; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Verfassungsdokumente Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande 1789-1848, hg. v. Stevens, F., 2008; Volkmann, H., Luxemburg im Zeichen des Hakenkreuzes, 2010, 2. A. 2011 |
4192 | Luxemburger ist der Angehörige der von den Herzögen von Lothringen abstammenden Familie, die 1308 das Königtum im deutschen Reich erlangt (Heinrich VII. 1308-1313, Karl IV. 1346-1378, Wenzel 1376-1400, Sigismund 1410-1437), 1441 ihr Stammland Luxemburg aber an →Burgund verkauft. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gerlich, A., Habsburg-Luxemburg-Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung, 1985; Hoensch, J., Die Lu-xemburger, 2000; Die Rechnungsbücher der Stadt Luxemburg, hg. v. Moulin, C. u. a., Heft 1ff. 2007ff.; Vom luxemburgischen Grafen zum europäischen Herrscher, hg. v. Widder, E., 2008; Kaiser Sigismund, hg. v. Hruza, K. u. a., 2012 |
4193 | Luxusverbot ist das Verbot unangemessenen Aufwandes. Es findet sich bereits im Altertum. Von der Mitte des 14. Jh.s treten Luxusverbote gehäuft in Städten und Ländern auf. Mit dem ausgehenden 18. Jh. verlieren sie als Folge von Aufklärung und Liberalismus an Bedeutung. →Kleiderordnung Lit.: Baudrillart, Histoire du luxe privé et public, Bd. 1ff. 1878ff.; Baldwin, F., Sumptuary Legislation, 1926; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Kick, E., Über den Wandel des Luxusbegriffes, 1970; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 338, 348, 353, 370, 400; Grugel-Pannier, D., Luxus, 1996; König, B., Luxusverbote im Fürstbistum Münster, 1998; Bernhardt, R., Luxuskritik und Aufwandsbeschränkungen in der griechischen Welt, 2003; Weeber, K., Luxus im alten Rom, 2006; Luxus und Integration, hg. v. Paravicini, W., 2010 |
4194 | Luzern am Ausfluss der Reuß aus dem Vierwaldstättersee wird in der Mitte des 8. Jh.s Sitz eines St. Leodegar geweihten Klosters. 1178 wird L. Stadt und kommt 1291 vom Abt von Murbach an König Rudolf von Habsburg. Am 13. 11. 1332 verbündet sich L. mit Uri, Schwyz und Unterwalden. 1386 gewinnt es die Unabhängigkeit und wird dann Teil der →Schweiz. 2002 erhält es eine nahe dem See und dem Bahnhof gelegene Universität. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Segesser, P., Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern, Bd. 1ff. 1850ff.; Sautier, A., Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, 1909; Grüter, R., Die luzernischen Korporationsgemeinden, 1914; Bättig, R., Das Bürgerrecht der Stadt Luzern (1252-1798), Geschichtsfreund der V Orte 1922; Hofer, W., Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im Kanton Luzern, 1924; Durrer, R., Studien zur ältesten Geschichte Luzerns, Geschichtsfreund der V Orte 84 (1930); (Schnyder, W. u. a.,) Geschichte des Kantons Luzern, 1932; Schaffer, F., Geschichte der luzernischen Territorialppolitik bis 1500, Geschichtsfreund 95 (1940/1941), 119; Schmid, A., Kasimir Pfyffer und das Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Luzern (1831-1839), 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,433; Lötscher, P., Das Recht der Stadtgemeinde Luzern, Diss. jur. Zürich 1982; Vom Gänsekiel zum Computer, hg. v. Hofstetter, U., 1986; Die Rechtsquellen des Kantons Luzern, Teil 1 Bd. 1 1998; Bossard-Borner, H., Im Spannungsfeld von Politik und Religion, 2008 |
4195 | Lynchen ist das rechtswidrige Bestrafen (Hinrichten) eines Menschen ohne rechtmäßiges Verfahren, insbesondere durch eine aufgebrachte Volksmenge. Ohne sichere geschichtliche Herleitung (Charles Lynch 1736-1796?) erscheint das L. vor allem in der Mitte des 19. Jh.s in den (meisten)Vereinigten Staaten von Amerika (mit4736 Opfern zwischen 1882-1951, davon 3442 Afroamerikaner). Lit.: Cutler, Lynch law, 1905; Chadbourn, J., Lynching and the law, 1933; Berg, M., Das Ende der Lynchjustiz im amerikanischen Süden, HZ 283 (2006), 583; Berg, M., Lynchjustiz in den USA, 2014 |
4196 | Lykurg ist der sagenhafte Begründer der Verfassung von Sparta (8. Jh. v. Chr.). Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17 |
4197 | Lynker, Nikolaus Christoph Freiherr von (Marburg 1. 4. 1643-Wien 28. 5. 1726) wird nach dem Studium von Philosophie und Sprachen in Jena und Gießen und dem Rechtsstudium 1670 außerordentlicher Professor in Gießen, 1677 ordentlicher Professor in Jena und 1707 Reichshofrat in Wien. Lit.: Hellbach, J., Nikolaus Christoph Freiherr von Lynker, 2. A. 1795; Gschließer, O. v., Reichshofrat, 1942, 366; Kisch, G., Consilia, 1970, 64 |
4198 | Machiavelli, Niccolò (Florenz 3. 5. 1469-22. 6. 1527), Beamtensohn, wird nach dem Sturz Girolamo Savonarolas 1498 Sekretär und danach Kanzler der Republik Florenz. Im November 1512 nach päpstlich-spanischem Eingreifen zu Gunsten der Medici seines Amtes enthoben, verfasst er die Schrift (it.) Il principe (Der Fürst), in der er in eigenständiger Erkenntnis der Maßlosigkeit des Menschen als Bedingung erfolgreicher Politik die Fähigkeit, politische Macht zu erwerben und zu erhalten, erkennt. In der Not ist der Fürst frei von ethischen Verpflichtungen. Lit.: Köbler, DRG 149; Brandenburg, E., Machiavelli und sein Principe, 1938 (SB Leipzig); Freyer, H., Machiavelli, 2. A. 1986; Kersting, W., Niccolò Machiavelli, 2. A. 1988; Machiavelli, hg. v. Ascoli, A. u. a., 1993; Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v. Hoeges, D., 1998; Viroli, M., Das Lächeln des Niccolò, 2000; Hoeges, D., Niccolò Machiavelli, 2000; Berger Waldenegg, G., Krieg und Expansion bei Machiavelli, HZ 271 (2000), 1; Landon, W., Politics, Patriotism and Language, 2005; Hoeges, D., Niccolò Machiavelli - DIchter - Poeta, 2006; Machiavellismus in Deutschland, hg. v. Zwierlein, C. u. a., 2010; Reinhardt, V., Machiavelli, 2012 |
4199 | Macht →Gewalt Lit.: Köbler, DRG 189, 190; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 817; Klueting, H., Die Lehre von der Macht der Staaten, 1986; Mann, M., Geschichte der Macht, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2000; Spektakel der Macht, hg. v. Althoff, G. u. a., 2008, 2. A. 2009; Lange, H., Recht und Macht, 2010 |
4200 | Machtergreifung ist die Übernahme der Herrschaftsgewalt (z. B. der Nationalsozialisten im Deutschen Reich 1933). Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Bracher, K./Schulz-Sauer, Die nationalsozialistische Machtergreifung, 1962; Schwarzwälder, H., Die Machtergreifung der NSDAP in Bremen, 1966; Die Machtergreifung in Südwestdeutschland, hg. v. Schnabel, T., 1982; Vezina, B., Die „Gleichschaltung“ der Universität Heidelberg, 1982; Streng, I., Machtübernahme 1933, 2002; Machtergreifung in Augsburg, hg. v. Cramer-Fürtig, M., 2008 |