3621 | Kopernikus (Thorn 1473-Frauenburg 1543), Domherr, Arzt, Jurist, Administrator, erweist mit seinen auf antiken griechischen Quellen fussenden Beobachtungen (De revolutionibus orbium coelestium, 1543, Von den Umdrehungen der himmlischen Welten), dass die nicht die Erde der Mittelpunkt unseres Sonnensystems ist, sondern die Sonne. Lit.: Biographia Copernicana, bearb. v. Kühne, A. u. a., 2004; Bieri, H., Der Streit um das kopernikanische Weltsystem im 17. Jahrhundert, 2. A. 2008 |
3622 | Kopfsteuer ist eine verschiedentlich verwendete Art der →Steuer, bei welcher der Mensch (Kopf) als solcher die Steuergrundlage bildet. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Baltl/Kocher |
3623 | Kopialbuch ist ein Sammelband von Abschriften von Urkunden. Das K. erscheint im Frühmittelalter in kirchlichen Kanzleien und im Hochmittelalter in landesherrlichen Behörden. Lit.: Köbler, DRG 105; Dülfer, K., Urkunden, Akten und Schreiben im Mittelalter und Neuzeit, Archival. Z. 53 (1957) |
3624 | Köppen, Johann (Treuenbrietzen 1531-Berlin 1611) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg und Frankfurt an der Oder Rechtslehrer in Frankfurt an der Oder, Kammerrat, Richter und Diplomat. Sein Entwurf eines Landrechts für die Kurmark und die Neumark (1590, gegliedert nach Personen, Contracten, Erbrecht, Strafrecht, Verfahrensrecht) scheitert. Lit.: Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973 |
3625 | Koran (arab. [M.] Lesung) ist das in Reimprosa abgefasste heilige, die Offenbarung des Propheten →Mohammed (um 569-632) (608-632) enthaltende Buch des →Islams (114 Suren bzw. Kapitel). Der K. ist Grundlage des islamischen Glaubens und Rechtes. Lit.: Paret, R., Der Koran, Bd. 1f. 1975, 3. A. 1983, 10. A. 2008, 11. A. 2010; Nagel, T., Der Koran, 3. A. 1998; Zirker, H., Der Koran, 1999, Thyen, J., Bibel und Koran, 2000; Der Koran und sein religiöses und kulturelles Umfeld, hg. v. Nagel, T., 2010; Judaism, Christianity and Islam in the Course of History, hg. v. Gall, L. u. a., 2010 |
3626 | Korea (1895 Gerichtsverfassungsgesetz, 1905 Strafgesetzbuch, 1910 Korea von Japan annektiert bis 1945) Lit.: Eggert, M./Plassen, J., Kleine Geschichte Koreas, 2005; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Einführung in das koreanische Recht, hg. v. Korea Legislation Research Institute, 2010; Kim, D., Grundlagen der strafrechtlichen Aufarbeitung von DDR-Unrecht und Möglichkeiten ihrer Übertragung auf die Bewältigung nordkoreanischen Systemunrechts, 2012 |
3627 | Kormcaja (Kniga) (F.) (Steuermannsbuch?) ist das vielleicht noch in das 9. Jh. zurückreichende, auf byzantinischen Grundlagen aufbauende Rechtsbuch des slawischen Kirchenrechts (Fassung des 11. Jh.s mit 14 Titeln). Eine Fassung wird 1649/1650 bzw. 1653 in Moskau erstmals gedruckt. Lit.: Zuzek, I., Studies on the Chief Code of Russian Canon Law, 1964; Strauch, D., Schwedisches Landschaftsrecht und frühes Recht der Rus’, FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997 |
3628 | Körper ist die einen Inhalt einschließende Hülle einer 8räumlichen) Gegebenheit (z. eines Menschen, Tieres oder Feuerwerks). Lit.: Tyszka, P., The Human Body in Barbarian Laws c. 500-c. 800, 2014 |
3629 | Körperkraft ist verschiedentlich ein rechtlich bedeutsames Merkmal. Lit.: Kaser §§ 17, 82 IV 3; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Fehr, H., Kraft und Recht, FS J. Hedemann, 1938, 3 |
3630 | Körperschaft (1800) ist die mitgliedschaftlich verfasste, vom Wechsel der Mitglieder unabhängige Personenvereinigung. Nach älteren Ansätzen im römischen Altertum und im Mittelalter sowie in der evangelischen Staatskirchenlehre des 17. Jh.s (so Endrös) setzt sich die Figur der →juristischen Person bzw. Körperschaft in der ersten Hälfte des 19. Jh.s (so Forsthoff) durch (→Beseler). Streitig ist die Art des Verständnisses (Fiktion oder realer Orga-nismus). Die K. kann dem öffentlichen Recht oder dem privaten Recht angehören. Der Personenverband (K.?) wird schon in älterer Zeit durch Symbole dargestellt (z. B. Krone, Lanze, Thron, Schlüssel, Leib, Schiff, Mauer). In Deutschland wird 1920 die Körperschaftsteuer für juristische Personen von der seit 1799 entwickelten Einkommensteuer verselbständigt. Lit.: Kaser §§ 17 I, II, 82 IV 3; Kroeschell, DRG 3; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Schnorr von Carolsfeld, L., Geschichte der juristischen Person, 1932; Schikorski, F., Die Auseinandersetzung um den Körperschaftsbegriff, 1978; Schröder, J., Zur älteren Genossenschaftstheorie, Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 399; Endrös, A., Entstehung und Entwicklung des Begriffs „Körperschaft des öffentlichen Rechts“, 1985; Landau, P., Gesellschaftliches Recht und das Prinzip freier Körperschaftsbildung in der Rechtsphilologie von Heinrich Ahrens, FS A. Erler, 1986, 157; Eichler, H., Die Verfassung der Körperschaft und Stiftung, 1986; Schubel, C., Die Rechtsfähigkeit korporativer Verbände, ZRG 116 (1999), 314; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
3631 | Körperschaftsteuer ist die Körperschaften betreffende Einkommensteuer (2006 rund 5 Prozent des Steueraufkommens in Deutschland). Sie entsteht in den deutschen Bundesstaten nach 1871 durch Einbeziehung der Gesellschaften in die Einkommensteuer. Dem folgt das Deutsche Reich 1913 und 1916/1918. 1920 wird ein besonderes Körperschaftsteuergesetz geschaffen. Lit.: Potthast, T., Die Entwicklung der Körperschaftsteuer, 2008 |
3632 | Körperverletzung ist der Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines Menschen. Die K. ist von Anbeginn der Menschheit an denkbar. Im altrömischen Recht soll, wer einem Freien ein Glied zerreißt, sich entweder mit ihm vergleichen oder (höchstens) dasselbe erleiden. Wer einem anderen (nur ?) ein Bein bricht, soll (nur ?) die feste Summe von 300 Pfund Kupfer (lat. F. poena) entrichten, bei einem Sklaven 150 Pfund Kupfer. Wer einem anderen ein sonstiges Unrecht (sonstige Körperverletzung, Freiheitsent-zug, Beleidigung) antut, soll 25 Pfund Kupfer leisten. Im klassischen römischen Recht ist Rechtsfolge der K. ein durch Schätzung zu bestimmender (unver-erblicher) Geldausgleich. Bei den Germanen und im Frühmittelalter wird die K. durch →Buße ausgeglichen. Im Hochmittelalter erscheint sie als Straftatbestand (Lähmung, blutende Wunde, trockener Schlag). In der Constitutio Criminalis Carolina (1532) fehlt ein Straftatbestand K. In der Neuzeit wird die tätliche Beleidigung von der K. abgesondert. Zugleich wird für Schmerzen im Privatrecht Schadenersatz gewährt. Im 19. Jh. wird die K. systematisiert (schwere K., fahrlässige K.). Lit.: Söllner §§ 8, 10; Köbler, DRG 27, 48, 119, 158; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, Neudruck 1958; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; His, R., Die Körperverletzung im Strafrecht des deutschen Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 75; Wittmann, R., Die Körperverletzung an Freien im klassischen Recht, 1972; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung im frühen römischen Recht, 1984; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007; Korn, F., Körperverletzungsdelikte, 2003; Gröning, C., Körperverletzungsdelikte, 2004 |
3633 | Korporation (F.) →Körperschaft (E. 19. Jh. auch Studentenverbindung)Lit.: Feistl, M., Eigentumsverhältnisse an Corpshäusern, Diss. jur. Regensburg 2010 |
3634 | Korruption (Verderbnis) ist das durch materielle Vorteile (in einfachen Fällen Geld, in eleganteren Fällen geldwerte Beziehungen) bewirkte pflichtwidrige Verhalten von Verpflichteten bzw. die Erlangung eines privaten Vorteils durch Missbrauch eines öffentlichen Amtes. K. findet sich an vielen Orten zu vielen Zeiten (z. B. Vermittlung einer Stelle als Universitätsassistent als Entgelt für eine Schmeichelbiographie, Verbe-amtung eines Betrügers auf Antrag eines Lügners als Entgelt für eine Wahl zum Institutsvorstand, Überlassung einer Schriftenreihe einer Klinik als Entgelt für die Habilitationsvermittlung, Verbeamtung gegen Festschrift u. s. w.). Wer sie bekämpft und sich nicht selbst korrumpieren lässt, wird von ihr mit allen Mitteln verfolgt. In Altertum und Mittelalter ist K. (z. B. Ämterkauf) (als personenorientierte Mikropolitik) selbstverständlich, mit der Trennung von öffentlichem Bereich und privaten Interessen wird sie vielfach grundsätzlich (bei anderen öffentlich) abgelehnt (, im eigenen Interesse aber tatsächlich selbverständlich geübt). Lit.: Brooks, R., Corruption in American Politics, 1910; Göhring, M., Die Ämterkäuflichkeit im Ancien Régime, 1935; Klaveren, J. van, Die historische Erscheinung der Korruption, VSWG 44 (1957), 289; Gardiner, J., The Politics of Corruption, 1970; Korruption im Altertum, hg. v. Schuller, W., 1982; MacCullen, R., Corruption and the Decline of Rome, 1988; Political Corruption, hg. v. Heidenheimer, A. u. a., 1989; Bannenberg, B./Schaupensteiner, W., Korruption in Deutschland, 2004; Engels, I., Politische Korruption in der Moderne, HZ 282 (2006), 313; Durynek, J., Korruptionsdelikte (§§ 331ff. StGB), 2008; Geld - Geschenke - Politik - Korruption im neuzeitlichen Europa, hg. v. Engels, J. u. a., 2009; Rosillo López, C., La corruption à la fin de la République romaine, 2010; Baumann, A., Korruption und Visitation am Reichskammergericht, 2012; KLein, A., Korruption und Korruptionsskandale in der Weimarer Republik, 2014 |
3635 | Korsika ist die im nordwestlichen Mittelmeer gelegene Insel, die seit 227 zur römischen Provinz Sardinien gehört. Nach Einfällen von Vandalen, Ostgoten, Oströmern, Langobarden, Sarazenen und Mauren setzt sich bis 1347 Genua durch. 1764/1768 gibt Genua K. an Frankreich. 1982 erhält das demnach im Recht nacheinander römisch, genuesisch und französisch geprägte K. in Frankreich Autonomie. Lit.: Histoire de la Corse, hg. v. Arrighi, J., 1971; Grimaldi, S., La Corse, 1988 |
3636 | Kosovo ist das 2008 von Serbien verselbständigte, von Albanern bewohnte Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. Lit.: Schmitt, O., Kosovo, 2008; Gritsch, K., Inszenierung eines gerechten Krieges?, 2010; Das neue Kosovo, hg. v. Džihic, V. u. a., 2013 |
3637 | Kossuth, Lajos (Monok/Ungarn 19. 9. 1802-Turin 20. 3. 1894) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Sárospatak und Pest Advokat, Journalist und Abgeordnetenvertreter (1837 vier Jahre Festungshaft wegen Hochverrrats), 1848 Finanzminister Ungarns, 1849 nach Unabhängigkeitserklärung vom 14. 4. 1849 in Ungarn Reichsverweser. Am 11. 8. 1849 tritt er zurück und flieht nach der Kapitulation in das osmanische Reich, 1852 nach London und (nach Bekanntschaft mit Giuseppe Mazzini) 1861 nach Turin. Lit.: Lajos Kossuth, hg. v. Fischer, H., 2007 |
3638 | Kosten sind die Werte, die für die Beschaffung oder Herstellung eines Gutes aufgewendet werden. Bereits im →Kognitionsverfahren des klassischen römischen Rechtes trägt der Unterliegende die K. des Verfahrens. Dieser Grundsatz ist in der Neuzeit wieder erkennbar, wobei im 18. Jh. aus aufgeklärten Erwägungen das sog. →Armenrecht bzw. im späteren 20. Jh. (Deutschland 1980) die →Prozesskostenhilfe entsteht. Lit.: Köbler, DRG 34, 56, 155; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Birkl, N., Prozesskosten- und Beratungshilfe, 2. A. 1981 |
3639 | Kostvertrag ist im Mittelalter der Vertrag über Verköstigung, Kleidung und Ausbildung eines Kindes. Lit.: Ebel, W., Kostverträge nach lübischen Stadtbüchern, FS H. Lentze, 1969, 137 |
3640 | KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) →Kommunismus |