3501 | Kollation ([F.] Zusammenbringen) ist das Einbringen eines vor dem Erbfall durch den Erblasser erlangten Vermögenswerts zwecks Ausgleichs unter mehreren Anwärtern. |
3502 | Kolleg (N.) Genossenschaft, Disputationsgesellschaft von Studenten (Köln 1530), Vorlesung Lit.: Ahsmann, M., Collegium und Kolleg, 2000 |
3503 | Kollegialbehörde ist eine aus mehreren gleichberechtigten Mitgliedern bestehende, meist durch Stimmenmehrheit beschließende Behörde. Nach älteren Ansätzen wird sie zu Beginn der Neuzeit planmäßig gebildet (Baden 1495, Reich 1498, Schlesien 1498, Sachsen 1499, Hessen 1500). |
3504 | Kollegialgericht ist ein aus mehreren Mitgliedern bestehendes, durch Abstimmung entscheidendes Gericht. Ohne besondere Form kollegial verfahren bereits (die germanische Volksversammlung und) die mittelalterlichen Rachinburgen oder Schöffen. Demgegenüber tritt der Einzelrichter mit dem Aufkommen des gelehrten Rechtes zuerst im kirchlichen Gericht (12. Jh.), danach in den unteren landesherrlichen Gerichten hervor. Im 19. Jh. führt der Liberalismus wieder zum K. (→Schwurgericht). Aus Kostengesichtspunkten wird seit 1924 dagegen die Zuständigkeit des Einzelrichters erneut erweitert. Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954 |
3505 | Kollegiatkirche (Kollegiatstift) ist eine mit Pfründen für Kanoniker (Kollegiatkapitel) ausgestattete, nichtbischöfliche Kirche. Sie erscheint bereits im ausgehenden Altertum. Im 12. Jh. ist die K. voll ausgebildet. In der Neuzeit verringert sich ihre Bedeutung. Lit.: Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Gampl, I., Adelige Damenstifte, 1960; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Studien zum weltlichen Kollegiatstift in Deutschland, hg. v. Crusius, I., 1995 |
3506 | kollektiv (gemeinschaftlich) |
3507 | Kollisionsrecht ist das für das Verhältnis mehrerer nationaler Rechtsordnungen zueinander geltende nationale Recht (z. B. →internationales Privatrecht Deutschlands). Es entsteht in Oberitalien seit dem 12. Jh. Es gewinnt mit der zunehmenden Internationalisierung wachsende Bedeutung. Lit.: Gamillscheg, F., Der Einfluss Dumoulins auf die Entwicklung des Kollisionsrechts, 1955; Merzyn, G., Der Beitrag Benedikt Carpzovs zur Entwicklung des Kollisionsrechts, 1963; Behn, M., Die Entstehungsgeschichte der einseitigen Kollisionsnormen des EGBGB, 1980; Schröder, R., Die Entwicklung des Kartellrechts und des kollektiven Arbeitsrechts, 1988 |
3508 | Köln am Rhein geht auf eine römische Stadt (50 v. Chr. [lat.] oppidum [N.] Ubiorum, 50 n. Chr. Colonia Agrippinensium) zurück, in der seit dem Anfang des 4. Jh.s ein Bischof wirkt, der 794/795 zum Erzbischof erhoben wird (seit dem 13. Jh. Kurfürst). Zur Sicherung des Grundstücksverkehrs werden in K. bereits seit etwa 1130 in einem Schrein (Reliquienschrein) verwahrte Karten (→Schreinskarten) erstellt. Seit 1288 ist K. weitgehend unabhängig und reichsunmittelbar. 1388/1389 erhält K. die bis 1798 bestehende, unter Besetzung Frankreichs geschlossene erste deutsche städtische Universität. Zu ihren Fächern zählt das römische Recht. 1437 werden die Statuten der Stadt in einer Zwischenstufe zwischen mittelalterlichen Stadtrechten und frühneuzeitlichen Reformationen aufgezeichnet, wobei eindeutig römischen Ursprungs nur das Inventarrecht in Art. 14 und die dem senatusconsultum Macedonianum entsprechende Regelung in Art. 75 sind. 1919 wird die Universität erneuert. Am 3. 3. 2009 stürzt das bedeutendste Kommu-nalarchiv nördlich der Alpen (in K.) in sich zusammen. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gottfried Hagen Reimchronik der Stadt Köln, hg. v. Gärtner, K. u. a., 2008; Kruse, E., Die Kölner Richerzeche, ZRG GA 9 (1888), 152; Liesegang, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Köln, ZRG GA 11 (1890), 1; Kohler, J./Liesegang, E., Das römische Recht am Niederrhein, Bd. 1f. 1896ff.; Tille, A., Instanzenzug des kurkölnischen Gerichts im 17. Jahrhundert, ZRG 21 (1900), 222; Heldmann, K., Der Kölngau und die civitas Köln, 1900; Wrede, A., Die Kölner Bauerbänke, 1905; Loesch, H. v., Die Kölner Zunfturkunden, 1907; Beyerle, K., Die Entstehung der Stadtgemeinde Köln, ZRG GA 31 (1910), 1; Keussen, H., Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, 1910; Mayer-Homberg, E., Anklänge an die Lex Ribuaria im mittelalterlichen Kölner Recht, ZRG GA 33 (1912), 483; Gothein, E., Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Köln vom Untergange der Reichsfreiheit bis zur Errichtung des deutschen Reiches, 1916; Schmidt, A., Die Kölner Apotheken, 1918; Kober, A., Grundbuch des Kölner Judenviertels 1135-1425, 1920; Ratjen, F., Verfassung und Sitz der Gerichte in Köln, 1921; Koebner, R., Die Anfänge des Gemeinwesens der Stadt Köln, 1922; Quellen zur Geschichte des Kölner Handels und Verkehrs, hg. v. Kuske, B., Bd. 1ff. 1917ff.; Braubach, M., Max Franz von Österreich, letzter Kurfürst von Köln, 1925; Loesch, H. v., Das Recht des Niederichs, ZRG GA 52 (1932), 323; Aders, G., Das Testamentsrecht der Stadt Köln, 1932; Loesch, H. v., Die Grundlagen der ältesten Kölner Gemeindeverfassung, ZRG GA 53 (1933), 89; Planitz, H., Das Grundpfandrecht in den Köner Schreinskarten, ZRG GA 54 (1934), 1; Keussen, H., Die alte Universität Köln, 1934; Planitz, H., Das Kölner Recht und seine Verbreitung in der späteren Kaiserzeit, ZRG GA 35 (1955), 131; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln, 1935; Die Amtleutebücher der kölnischen Sondergemeinden, hg. v. Buyken, T. u. a., 1936; Die Kölner Schreinsurkunden des 13. und 14. Jahrhunderts, hg. v. Planitz, H. u. a., 1937; Die Kölner Schreinsbücher, hg. v. Planitz, H. u. a., 1937; Festschrift zur Erinnerung an die Gründung der alten Universität Köln im Jahre 1388, 1938 (S. 109-238 Bohne, G., Die juristische Fakultät der alten Universität Köln in den beiden ersten Jahrhunderten der Kölner Juristenfakultät); Buyken, T./Conrad, H., Ein frühes Statut der Amtleutegenossenschaft, ZRG GA 58 (1938), 808; Buyken, T./Conrad, H., Das älteste Amtleutebuch der kölnischen Sondergemeinde St. Severin, ZRG GA 59 (1939), 263; Fischer, K., Die Erbleihe in Köln 1939; Jungbluth, T., Die donatio post obitum und die donatio reservato usufructu in den Kölner Schreinsurkunden, 1939; Korsch, H., Das materielle Strafrecht der Stadt Köln, 1958; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln, 1957; Eisenhardt, U., Aufgabenbereich und Bedeutung des kurkölnischen Hofrates, 1965; Pötter, W., Die Ministerialität der Erzbischöfe von Köln, (um 1969); Strait, P., Cologne in the twelfth century, 1974; Köln 1475, hg. v. historischen Archiv der Stadt Köln, 1975; Herborn, W., Die politische Führungsschicht der Stadt Köln, 1977; Wensky, M., Die Stellung der Frau in der stadtkölnischen Wirtschaft, 1980; Steinwascher, G., Die Zisterzienserstadthöfe in Köln, 1981; Iustitia Coloniensis, 1981; Strauch, D., Iuris-prudentia Coloniensis, JuS 1985, 421; Langen, T., Zur Geschichte der Zivilrechtspflege in Köln 1780 bis 1877, Diss. jur. Köln 1987; Deeters, J., Das Bürgerrecht der Reichsstadt Köln, ZRG GA 104 (1987), 1; Bolten, J., Hochschulstudium für kommunale und soziale Verwaltung in Köln 1912-1929, 1987; Chmurzinski, B., Die Kurkölnische Rechtsreformation von 1538, Diss. jur. Köln 1988; Beschlüsse des Rates der Stadt Köln, hg. v. Groten, M., Bd. 1ff. 1988ff.; Festschrift der rechtswissenschaftlichen Fakultät zur 600-Jahr-Feier der Universität Köln, 1989; Aus der Geschichte der Universität zu Köln, hg. v. Binding, G., 1990; Bergerhausen, H., Die Stadt Köln und die Reichsversammlungen, 1990; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Rheinische Justiz, 175 Jahre Oberlandesgericht Köln, hg. v. Laum, D. u. a., 1994; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2, hg. v. Deeters, J. u. a., 1996; Groten, M., Köln im 13. Jahrhundert, 1998; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, U., Die Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v. Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Strauch, D./Arntz, J./Schmidt-Troje, J., Der Appellhof zu Köln, 2002; Rügemer, W., Colonia corrupta, 2002, 6. A. 2010, 7. A. 2012; Herbers, W., Der Verlust der Hegemonie, 2003; Beuckers, K., Der Kölner Dom, 2004; Berchem, V., Das Oberlandesgericht Köln in der Weimarer Republik, 2004; Luig, K., … weil er nicht arischer Abstammung ist, 2004; Daniels, H., Kurkölnisches Landrecht, hg. v. Becker, C., 2005; Dirr, K. Hoheitsrechtliche Streitigkeiten zwischen den Kölner Erzbischöfen und der Stadt Köln auf Grundlage reichskammergerichtlicher Verfahren des 16. und 17. Jahrhunderts, 2005; Schlüter, T., Flug- und Streitschriften zur Kölner Reformation, 2005; Doktorgrad entzogen, hg. v. Szöllösi-Janze, M., 2005; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg, 2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Haupts, L., Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 162; Strauch, D., Der Große Schied von 1258, 2008; Landau, P., Die Kölner Kanonistik des 12. Jahrhunderts, 2008; Haupts, L., Die Universität Köln am Übergang, 2007; Die Protokolle des Kölner Domkapitels, Bd. 1ff., hg. v. Militzer, K., 2009ff.; Regesten zu den Urkunden des Amtleutearchivs St. Columba in Köln, bearb. v. Diederich, T., 2009; Matzerath, H., Köln in der Zeit des Nationalsozialismus, 2009; Gedächtnisort, hg. v. Schmidt-Czaia, B. u. a., 2010; O felix Agrippina nobilis Romanorum Colonia, hg. v. Rutz, A. u. a., 2010; Herbers, >M., Organisationen im Krieg, 2012; Kölner Juristen im 20. Jahrhundert, hg. v. Augsberg, S. u. a., 2013 |
3509 | Kolonat →colonus |
3510 | Kolonialismus ist die Bildung von Kolonien durch europäische Staaten auf den anderen Erdteilen seit der frühen Neuzeit. Der K. unterliegt dem Frei-heitsstreben der Betroffenen nach dem zweiten Weltkrieg, so dass bis zum Ende des 20. Jh.s die Kolonien wietgehend aufgehoben sind. Obwohl der K. den Kolonien auch die Vorteile der europäischen Zivilisation vermittelt, wird er insgesamt eher als nachteilig eingestuft. Lit.: Burke, R., Decolonization and the Evolution of International Human Rights, 2010; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde - Kolonialismuskritik, 2010; Kleinschmidt, H., Diskriminierung durch Vertrag und Krieg, 2013 |
3511 | Kolonie ist die Niederlassung von Angehörigen eines Volkes oder Staates in fremder Umgebung. Sie ist dem Altertum (Griechen, Römer) ebenso bekannt wie dem Mittelalter (Ostsiedlung). In der Neuzeit entstehen ausgedehnte Kolonien europäischer Staaten (England, Frankreich, Portugal, Spanien, Niederlande, Belgien, seit 1884 auch Deutsches Reich [Schutzgebiet] u. a. April 1884 Deutsch-Südwestafrika [Adolf Lüderitz, 1913 fast 15000 Weiße im Land], Togo, 1899 Westsamoa) in den neu entdeckten Erdteilen. Sie gehen im 20. Jh. weitgehend wieder verloren (für Deutschland 1918 als Folge des ersten Weltkriegs, im Übrigen meist nach verlustreichen Freiheitskämpfen der zweiten Hälfte des 20. Jh.s). Ihre rechtliche Einordnung in der Zwischenzeit ist nicht einheitlich (neues Volk, Teil des Mutterlands). Lit.: Köbler, DRG 172; Deutsches Koloniallexikon, hg. v. Schnee, H., 1920; Ansprenger, F., Auflösung der Kolonialreiche, 1966, 4. A. 1981; Kunst, A., Recht, commercie en kolonialisme in West-Indië, 1981; Walz, G., Imperialismus und Kolonialmission, hg. v. Bade, K., 1983; Reinhard, W., Geschichte der europäischen Expansion, 1983ff.; Gründer, H., Geschichte der deutschen Kolonien, 2. A. 1991; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Osterhammel, J., Kolonialismus, 1995; Coloniser au Moyen Age, 1995; Wolter, U./Kaller, P., Deutsches Kolonialrecht, ZNR 1995; Aas, N u. a., Koloniale Konflikte im Alltag, 2. A. 1997; Albertini, R. v., Europäische Kolonialherrschaft, 4. unv. A. 1997; Schubert, W., Das imaginäre Kolonialreich, ZRG 115 (1998), 86; Wesseling, H., Teile und herrsche, 1999; Oloukpona-Yinnon, A., Unter deutschen Palmen, 1999; Schwarz, M., Je weniger Afrika, desto besser, 1999; Huber, H., Koloniale Selbst-verwaltung in Deutsch-Südwestafrika, 2000; Richter, K., Deutsches Kolonialrecht in Ostafrika, 2001; Grosse, P., Kolonialismus, 2000; Kolonialisierung des Rechts, hg. v. Voigt, R., 2001; Zimmerer, J., Deutsche Herrschaft über Afrikaner, 2001; Die deutsche Südsee 1884-1914, hg. v. Hiery, H., 2. A. 2002; Fischer, H., Die deutschen Kolonien, 2001; Kaulich, U., Die Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1884-1914), 2. A. 2003; Fichtner, A., Die völker- und staatsrechtliche Stellung der deutschen Kolonialgesellschaften des 19. Jahrhunderts, 2002; Wagner, N., Die deutschen Schutzgebiete, 2002; Kundrus, B., Moderne Imperialisten, 2003; Hasian, M., Colonial Legacies in Postcolonial Contexts, 2002; Martone, L., Giustizia coloniale, 2002; Völkermord in Deutsch-Südwestafrika, hg. v. Zimmerer, J. u. a., 2003; Wesseling, H., The European Colonial Empires 1815-1919, 2004; Fuhrmann, M., Der Traum vom deutschen Orient, 2006; Kolonialkriege, hg. v. Klein, T. u. a., 2006; Zeller, B., Ex facto ius oritur, 2006; Schlottau, R., Deutsche Kolonialrechtspflege, 2007; Tiebel, A., Die Entstehung der Schutztruppengesetze, 2008; Ein Platz an der Sonne, hg. v. Aldrich, R., 2008; Klose, F., Menschenrecht im Schatten kolonialer Gewalt, 2009; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde, 2009; Eicker, S., Der Deutsch-Herero-Kreig und das Völkerrecht, 2009; Nagl, D. u. a., Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europäischen Expansion, 2009; Kraus, J. u. a., Die deutschen Kolonial- und Schutztruppen von 1889 bis 1918, 2009; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde, 2010; Kolonialgeschichten, hg. v. Kraft, C. u. a., 2010; Kuß, S., Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen, 2010; Bismarck und der deutsche Kolonialerwerb 1883-1885, hg. v. Baumgart, W., 2011; Habermas, R., Die deutschen Großforschungsprojekte zum „Eingeborenenrecht“ um 1900, ZRG GA 129 (2012), 150; Schaper, U., Koloniale Verhandlungen, 2012 (Kamerun 1884-1916); Von Käfern, Märkten und Menschen hg. v. Habermas, R. u. a. 2013; Hespanha, A., Uncommon laws, ZRG GA 130 (2013), 180; Cooper, F., Out of Empire, 2013 |
3512 | Kolonisation ist die Erschließung neuen Wirtschaftslands (vor allem am Ende des Frühmittelalters im Osten des Deutschen Reiches, Ostsiedlung). Lit.: Die mittelalterliche Kolonisaation, hg. v. Brauer, M. u. a., 2009 |
3513 | Kommanditgesellschaft ist die Gesellschaft, deren Zweck auf den Betrieb eines Handelsgewerbes unter gemeinschaftlicher Firma gerichtet ist und bei der bei mindestens einem Gesellschafter die Haftung gegenüber den Gesellschaftsgläubigern auf den Betrag einer bestimmten Vermögenseinlage be-schränkt (Kommanditist) sowie bei mindestens einem anderen Gesellschafter unbeschränkt (Komplementär) ist. Sie entwickelt sich in der frühen Neuzeit (16. Jh.) allmählich aus der im Hochmittelalter und Spätmittelalter entstandenen →Handelsgesellschaft. Im 19. Jh. wird die im preußischen Entwurf des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs noch als →stille Gesellschaft bezeichnete K. gesetzlich geregelt (Code de commerce [1807], Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch [1861]). In Österreich ist die K. seit 2007 rechtsfähig (Unternehmensgesetzbuch). Lit.: Köbler, DRG 167, 217; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Engler, C., Die Kommanditgesellschaft (KG) und die stille Gesellschaft im Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch, 1999; Zur Geschichte des Gesellschaftsrechts in Europa, hg. v. Kalss, S. u. a., 2003 |
3514 | Kommendation ist die übergebende Anvertrauung insbesondere innerhalb des Lehnsrechtes. Lit.: Ehrenberg, V., Commendation und Huldigung nach fränkischem Recht, 1877; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Kienast, W., Die fränkische Vasallität, 1990 |
3515 | Kommentar ist die Erklärung oder die Erläuterungsschrift (zu einem Gesetz). Der K. findet sich bereits im Altertum. In der rechtswissenschaftlichen Literatur tritt der K. seit dem 14. Jh. hervor. Er ist auch in der Gegenwart noch sehr bedeutsam. →Kommentator Lit.: Les Commentaires, hg. v. Mathieu-Castellani, G. u. a., 1990; Mohnhaupt, H., Die Kommentare zum BGB, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 495; Der Kommentar in Antike und Mittelalter, hg. v. Geerling, W. u. a., 2002 |
3516 | Kommentator ist der Verfasser eines Kommentars. Als K. werden die führenden rechtswissenschaftlichen Schriftsteller des Spätmittelalters (1250-1500) (z. B. für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts Jacobus de Arena, Dinus de Rossonis Mugellanus, Johannes de Blanoso, Albertus Gandinus, Guilelmus Duranti, Raimundus Lullus, in Neapel Benedictus de Isernia, Marinus de Caramanico, Bartholomäus de Capua, Andreas Bonellus de Barulo, Andreas de Isernia, Blasius de Morcone, in Frankreich →Jacobus de Ravanis, →Petrus de Bellapertica, Guilelmus de Cuneo und Johannes Faber, für das 14. Jahrhundert Ricardus Malumbra, Oldradus de Ponte, Jacobus de Belvisio, Jacobus Butrigarius, →Cinus de Pistoia, Johannes Andreae, Albericus de Rosate, der berühmte →Bartolus de Saxoferrato, Rainerius de Forlivio, Lucas de Penna, der ebenfalls berühmte →Baldus de Ubaldis sowie für das fünfzehnte Jahrhundert Bartholomäus Salicetus, Raphael Fulgosius, Johannes de Imola, Paul de Castro, Antonius Minuccius de Prato Veteri, Alexander Tartagnus, Bartholomaeus Caepolla, Johannes Baptista Caccialupus, Franciscus de Accoltis, Bartholomaeus Socinus, Ludovicus Bologninus, Philippus Decius und →Jason de Mayno) bezeichnet. Lit.: Söllner §§ 3, 25; Köbler, DRG 107; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht des Mittelalters, ZRG RA 77 (1960), 182; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörungen bei Glossatoren, Kom-mentatoren und Kanonisten, 1960; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Horn, N., Die juristische Literatur der Kommentatorenzeit, Ius commune 2 (1969), 84; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007 |
3517 | Kommentierverbot ist das Verbot, ein Gesetz mit Erklärungen zu versehen. Es findet sich bereits bei Kaiser Justinian (527-565) in Bezug auf die Digesten. Hieran erinnern Erklärungen Friedrichs I. Barbarossa von 1182, Innozenz’ III. von 1200 oder Friedrichs II. in den Konstitutionen von Melfi (1231). Tatsächliche Kommentierverbote beginnen aber erst wieder in der Neuzeit (Spanien 1567, Frankreich 1667, Sachsen 1729, Preußen 1794). Das 19. Jh. kehrt sich hiervon ab. Lit.: Maridakis, G., Justinians Verbot der Gesetzeskommentierung, ZRG RA 73 (1956), 396; Vanderlinden, J., Le concept de code en Europe, 1967 |
3518 | Kommissar ist der Beauftragte, der im Bedarfsfall zur Verwirklichung von Aufsichtsbefugnissen eingesetzt werden kann. In der frühen Neuzeit unterscheidet Jean →Bodin (1529/1530-1596) 1576 zwischen dem regelmäßigen Amtsträger und dem außerordentlichen K. Sachlich finden sich Kommissare bereits im römischen Prinzipat und in der mittelalterlichen kirchlichen Gerichtsbarkeit. In der Gegenwart ist der K. ein staatlicher Beamter, der die Aufsicht des Staates über bestimmte Einrichtungen ausübt oder die zeitweise Verwaltung einer Selbstverwaltungskörperschaft durchführt. Lit.: Hintze, O., Der Commissarius, FS K. Zeumer 1910, 493; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff. |
3519 | Kommission ist einerseits der Ausschuss, andererseits ein schuldrechtliches Handelsgeschäft, bei dem es eine Person (Kommissionär) übernimmt, gegen Entgelt Waren oder Wertpapiere für Rechnung einer anderen Person (Kommittenten) in eigenem Namen zu kaufen oder zu verkaufen. Nach älteren Ansätzen gewinnt die K. seit dem 11. Jh. in Südeuropa und seit dem 13. Jh. in Mitteleuropa tatsächliche Bedeutung. Seit dem Ende des 16. Jh.s ist die K. von der →Gesellschaft sicher abgegrenzt. Gesetzliche Regelungen finden sich seit den Statuten von Genua 1588/1589, dem Codex Maximilianus Bavaricus civilis von 1756 und dem Code de commerce 1807. Lit.: Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Schmidt-Rimpler, W., Geschichte des Kommis-sionsgeschäftes in Deutschland, Bd. 1 1915; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971; Landwehr, T., Das Kommissionsgeschäft, 2003 |
3520 | kommunal (gemeindlich) |