Köbler, Gerhard, Zielwörterbuch europäischer Rechtsgeschichte, 8. Auflage 2019. 80 20210622. Fassung

(15900 Absätze, 826500 Wörter, 5904800 Zeichen) 2022-04-25

A

A. A. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Google digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) ist die Abkürzung für den abstrakt Aulus Agerius genannten Kläger des römischen →Formularprozesses.

Lit.: Söllner § 9

Aachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 - ausgenommen Zusammensetzungen - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der ohne nachweisbare Kon­tinuität zu einer nachgewiesenen römischen Siedlung an den Ausläufern des Hohen Venn 765/766 als fränkische königliche →Pfalz erscheinende, nicht an einem Fluss oder einer größeren Straße gelegene, als einzige Pfarrkirche bis 1803 das Marienmünster führende Ort, der nach der Reichsteilung 843/877 in ein frankophones Westreich und ein deutsches Ostreich in eine Randlage gerät. Von 936 (Otto I.) bzw. 1028 bis 1531 (Ferdinand I.) ist es Krönungsstätte der deutschen Könige (mit Thronsetzung auf einen Marmorthron). 1071 wird Aachen (lat. [N.]) oppidum genannt, 1087 werden [lat. M.Pl.) cives erwähnt. In den 1120er Jahren kommt ein Stadtsiegel auf. 1166 erhält Aachen durch Friedrich I. Barbarossa besondere Rechte. Die 1192 neben der Gesamtheit der Bürger nachweisbaren →Schöffen ent­wickeln sich seit 1134 (?) zu einem bedeutenden →Oberhof für teilweise bis zu 200 meist aus Reichsgut stammende Gerichte. Bis 1254 wird Aachen freie →Reichsstadt (Reichslandstadt) bis zu der Besetzung durch Frankreich (1794). Über Preußen (1815), in dem es 1816 Sitz eines Regierungspräsidenten und 1930 Sitz eines Bischofs wird, gelangt es 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Google

Lit.: Loersch, H., Achener Rechtsdenkmäler, 1871; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, 1924; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, (in) Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 47 (1925), 48/49 (1926/1927); Brecher, A., Die kirchliche Reform in Stadt und Reich Aachen, 1957; Herkens, R., Der Anspruch Aachens auf Krönung der deutschen Könige nach 1531, Diss. jur. Bonn 1959; Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1959; Regesten der Reichsstadt Aachen, bearb. v. Mummenhoff, W. u. a., 1961ff.; Falkenstein, L., Der „Lateran“ der karolingischen Pfalz zu Aachen, 1966; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsgutes, 1976; Aachener Urkunden, bearb. v. Meuthen, E., 1979; Schmitz, W., Verfassung und Bekenntnis, 1983; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1988; Kraus, T., Auf dem Weg in die Moderne, 1994; Falkenstein, L., Otto III. und Aachen, 1998; Die Aachener Stadtrechnungen des 15. Jahrhunderts, bearb. v. Kraus, T., 2004; Herrmann, T., Anfänge kommunaler Schriftlichkeit, 2006; Tschacher, W., Königtum als lokale Praxis, 2010; Aachen, hg. v. Kraus, T., Bd. 1f. 2011ff.; Duchhardt, H., Der Aachener Kongress 1818, 2018

Aargau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das um die Aare gelegene Land, das als Aargau 763 erstmals erscheint. 1415 erobert die Eidgenossenschaft der →Schweiz Teile des Gebiets. 1798/1803 wird daraus der Kanton Aargau, der 1831 eine liberale Verfassung erhält. S. Google Wehrbauten des Kantons Aargau, 1906; Nabholz, H., Der Aargau nach dem habsburgischen Urbar, Argovia 33 (1909); Dubler, H., Der Kanton Aargau und das Bistum Basel, 1921; Merz, W., Die Jahrzeitbücher der Stadt

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Merz, W. u. a., Die Rechtsquellen des Kantons Aargau, Teil 1ff. 1898ff.; Merz, W., Mittelalterliche Burganlagen und Aarau, Teil 1f. 1924ff.; Merz, W., Geschichte der Stadt Aarau im Mittelalter, 1925; Aargauer Urkunden, Teil 1f. 1931ff.; Strebel, K., Die Verwaltung der freien Ämter im 18. Jahrhundert, 1940; Werder, M., Die Gerichtsverfassung des aargauischen Eigenamtes, 1941; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,440; Geissmann, H., Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (1847-1855), 1991

ab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 830 [Tatian] bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) weg, herab

Abandon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die wohl in dem spätmittelalterlichen italienisch-französischen Seerecht entstehende Möglichkeit der Aufgabe der Rechte an einem Gegenstand, um Haftungsfreiheit bzw. später Versicherungsleistung zu erlangen. Der Abandon erscheint erstmals in einem Statut der Stadt Kampen von dem 14. 2. 1372. In dem 19. Jahrhundert findet der Abandon zwecks Freiheit von einer Nachschusspflicht Eingang in das Recht der juristischen Personen des Gesellschaftsrechts.

Lit.: Hantke, G., Der Abandon, 1912; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Helberg, O., Der Abandon in der Seeversicherung, 1925; Arnould, J., On the law of marine insurance and average, 1954; Martin, L., L’abandon, 1957; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 595; Aschenheim, W., Der Abandon in der Seeversicherung, 2021

abandonnieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1489 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, V.) aufgeben

abbas, abbās, lat., M., Vater, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aram. abbā, M., Vater, →Abt

abbatia, lat., F., Abtei, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abbās, Abtei

abbatissa, lat., F., Äbtissin, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abbās, Äbtissin

Abding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 nach 1590 – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1590 [ÖW. X 48] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Übereinkunft, Vertrag, Verhandlung

abdingbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb abdingen um 1300) durch Vereinbarung (Abdingen) abänderbar

Lit.: Kähler, L., Begriff und Rechtfertigung abdingbaren Rechts, 2012

abdingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht und in DW2 um 1300 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jh. [NÖsterr./ÖW. VII 358] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erlangen, verschaffen, vereinbaren

abecedarium, abecedārium, lat., N., Abece, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abecedārius

Abecedarium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie vielleicht in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, [bzw. auch Promptuarium, Remissorium, Vocabularium,] N.) ist das auf Grund antiker Gedankengänge seit dem 13. Jahrhundert entstehen­de alphabetisch geordnete, unterschiedlich ausführliche Sammelwerk eines Rechtsgebiets (römisches Recht, kirchliches Recht, in Greifswald um 1400 Greifswalder Abecedarium für →Sachsenspiegel und Sachsenspiegelglosse mit 7 Handschriften, 1402 inhaltsgleiches Preetzer Abecedarium, bei Hildesheim u. a. 1414ff. Abecedasrium von Achte bis Wunden (Sachsenspiegel und Glosse), vor 1421ff. Schlüssel des Landrechts (Sachsenspiegel Landrecht, Landrechtsglosse, Schwabenspiegel), 1. H. 15. Jahrhundert Rechtsabecedarium der 2200 Artikel (Sachsenspiegel Landrecht, Glosse, Schwabenspiegel Landrecht, Meißener Rechtsbuch, Exzerpte aus der Rechtssumme Bruder Bertholds und aus dem Buch der Tugenden, E. 15. Jahrhundert niederdeutsches Erlanger Promptuarium mit etwa 1400 Artikeln aus Sachsenspiegel mit Glosse, Schwabenspiegel, Magdeburger Weichbildrecht, römischem Recht und kanonischem Recht, 1490-1493 Remissorium des Breslauer Ratsherrn Kaspar Popplau).

Lit.: Steffenhagen, E., Das Preetzer Abecedarium mit dem Richtsteig Landrechts, Z. d. Ges. f. Schleswig-Holstein-Lauen­burgische Gesch. 22 (1892), 297; Die Rechtssumme Bruder Bertholds, hg. v. Hamm, M. u. a., 1980, 143ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 77

abecedarius, abecedārius, lat., Adj., das Abece betreffend, zu dem Abece gehörig, Aug. (354-430 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄλφα (álpha), N., Alpha; phöniz. āleph; gr. βῆτα (bēta), N., Beta; gr. γάμμα (gámma), N., Gamma (Buchstabenname), aus dem Semitischen, in Google belegt

Abend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 [Tatian] bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (aus der Sicht des Menschen mit dem aus der Drehung der Erde um ihre eigene Achse scheinbar entstehenden Sonnenuntergang verbundener) späterer Teil eines Tages oder einer Achsumdrehung auf der Erde

Abendmahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1325 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen, aber doch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Abendessen, eine christliche Feier

Lit.: Andersen, A., Das Abendmahl in den zwei ersten Jahrhunderten nach Christus, 2020

Abendmahlsprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an das christliche Abendmahl anknüpfende Form des →Gottesurteils.

Lit.: Hilse, B., Das Gottes-Urtheil der Abendmahlsprobe, 1867, Neudruck 2006; Erchinger J., Bahrprobe, Rasengang und Abendmahlsprobe, 2008

Aberacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1221 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221 [WienStR. Art. 9/Keutgen, Urk. S. 206 [Hs. 13. Jh.], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem Hochmittelalter bezeugte, nach fruchtlosem Verstreichenlassen einer Frist von →Jahr und Tag eintretende Verstärkung der →Acht.

Lit.: Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Mußgnug, D., Acht und Bann im 16. Jahrhundert, 2016

Aberdeen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1  nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Don in Schottland wird um 1130 Sitz eines Bischofs und 1494/1495 Ort einer Universität.

Lit.: Keith, A., A thousand Years of Aberdeen, 1972; The Aberdeen Stylebook 1722, hg. v. Meston, M./Forte, A., 2000

Aberglaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1300] bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von einem herrschenden Glauben als abwegig verwor­fene Glaube (lat. [F.] superstitio). Mit ihm haben sich beispielsweise Augustinus (354-430), Albertus Magnus (1200-1280) und Thomas von Aquino (1225/1226-1278) ausführlich auseinandergesetzt. Nach vielen Weiterungen kann die moderne Wissenschaft mit dem Aberglauben nichts mehr anfangen.

Lit.: Feine, J., Der Aberglaube und die katholische Kirche des Mittelalters, 1857; Löwenstimm, A., Aberglaube und Strafrecht, 1897; Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902; Schefold, K. u. a., Der Aberglaube im Rechtsleben, 1912; Vordemfelde, H., Die germanische Religion in den deutschen Volksrechten, 1923; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hg. v. Bächtold-Stäubli, H., Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1987, digitalisierte Fassung 2006, 3. A. 2000; Pfister, F., Deutsches Volkstum in Glauben und Aberglauben, 1936; Harmening, D., Superstitio, 1979; Baumann, K., Aberglaube für Laien, 1989; Harmening, D., Zauberei im Abendland, 1991; Daxelmüller, C., Aberglaube, Hexenzauber, Höllenängste, 1996; Zeddies, N., Religio et sacrilegium, 1999; Kauertz, C., Wissenschaft und Hexenglaube, 2001; Freytag, N., Aberglauben im 19. Jahrhundert, 2003; Hersperger, P., Kirche, Magie und Aberglaube, 2010

Abfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in anderer Bedeutung [um 1415] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. 28,5) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googleund in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist inder Gegenwart hauptsächlich der nach Nutzung einer Sache verbleibende, nicht mehr genutzte oder nutz­bare Rest (beispielsweise Knochen, Verpackung, Altöl). In der vormenschlichen Natur zerfällt er durch natürliche Vorgänge grundsätzlich zu in der Natur genutzten Stoffen. Nach der Entstehung des Menschen muss er zu dem Wohle der Gesellschaft vor allem in den Städten gesammelt und zunächst gelagert (deponiert), nach seiner großen Vermehrung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Überlegungen aber vor allem auch wiederverwertet werden, wobei seit 2020 die Masse der von Menschen hergestellten Gegenstände mit 30000000000 Tonnen erstmals die Masse aller Lebewesen der Erde übertrifft, nachdem die landwirtschaftliche Nutzung von Böden und die Entwaldung der Erde seit der ersten landwirtschaftlichen Revolution die pflanzliche Biomasse von rund zwei Terratonnen (2000000000000) auf etwa eine Terratonne (1000000000000) verringerte, wobei die anthropogene Masse bis 2040 auf 2000000000000 bis 3000000000000 Tonnen anwachsen kann.

Lit.: Abfall, hg. v. Rusterholz, P./Moser, R., 2004; Evans, D., Verschwendung – Wie aus Nahrung Abfall wird, 2017

abfallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1147] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1324 [HHildeshUB. IV 431 Nr. 792] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herabfallen, wegfallen, zufallen

Abgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1687] bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1687 [Hasse, LeipzMesse 471] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung von Gegenständen an die Allgemeinheit, an eine besondere Ein­richtung oder an besondere Einzelne. Die rechtliche Grundlage der Abgabe ist verschieden. Meist beruht die Abgabe auf einer Pflicht zu der Unterstützung als Gegenleistung für einen Schutz oder eine Gebrauchsmöglichkeit. In der Naturalwirtschaft besteht die Abgabe in Sachen, in der Geldwirtschaft in Geld. 1919 fasst das Deutsche Reich das Recht der Abgaben in der Reichsabgabenordnung (Enno Becker u. a., Beginn der Überführung des Steuerstrafrechts aus dem Verwaltungs­straf­recht in das Kriminalstrafrecht) zusammen, die 1976 im Sinne eines Mantelgesetzes für die Abgaben erneuert wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Pöhlmann, C., Was ist Seltertum, ZRG GA 55 (1935), 243; Becker, A., Was ist Seltertum, ZRG GA 56 (1936), 398; Löning, G., Muntepenninge, ZRG GA 59 (1939), 273; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei St. Gallen, 1961; Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Giese, F., Abgabenordnung im Dritten Reich, 1998; Gehm, M., Die steuerstrafrechtlichen Bestimmungen in der Reichsabgabenordnung vom 13. Dezember 1919, 2010; Waldhoff, C., Die Reichsabgabenordnung 1919 – Historischer Kontext, Entstehung, Vorbildfunktion, StuW 2020, 147

abgeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1303] bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und 1303 [CalenbergUB. XI 45] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weggeben

abgeordnet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.)

Abgeordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 [1610] bezeugt – 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der durch eine Anordnung mit einer Aufgabe an eine Stelle Gesetzte, insbeson­dere der Volksvertreter in dem Parlament wie beispielsweise der Nationalversammlung in Frankfurt am Main 1848. Er ist nach dem vorzugswürdigen Grundsatz des freien Mandats nicht an den Willen der ihn Abordnenden oder Entsendenden gebunden (so aber in der Deutschen Demokratischen Republik 1968), sondern in seiner Entscheidung nur seinem Gewissen und der Verantwortung für die Gesamtheit unterworfen. In Österreich führt die Februarverfassung des Jahres 1861 (Februarpatent von dem 26. 2. 1861) ein von den Landtagen besetztes Abgeordneten­haus als zweite Kammer des Reichsrats neben dem Herrenhaus ein (1873 direkte Wahl, wegen des Nationalitäten­konflikts zeitweise handlungsunfähig, 12. 11. 1918 letzte Sitzung).

Lit.: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, bearb. v. Best, H. u. a., 1996

abkürzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1431] bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1487 [RigaLibr.red. III 102] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Abkürzung

Abkürzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1452] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1367 [GroningenUB. I 404 Nr. 551] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abkürzen 1431) ist die aus Zweckmäßigkeits­gründen gekürzte Form einer Gegebenheit in Gegensatz zu einer vollständigen Form (beispielsweise eines Wortes oder einer Verbindung).

Lit.: Kirchner, H., Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 1957, 6. A. 2008, 9. A. 2018; Schuler, P., Abkürzungs­lexikon, 2007 (von dem Verlag selbst zurückgezogen); Frenz, T., Abkürzungen. Die Abbreviaturen der lateinischen Schrift, 2010; Froesch, H., Lexikon lateinischer Abkürzungen, 2014

Ablass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 850] bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 384 gotisch und in verschiedenen Bedeutungen ab 1432 [JbKunsthistKaiserh. 20 1899 S. 143] in 28 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vor allem die in Nordspanien und Südfrankreich in dem 11. Jahrhundert (u. a. Clermont 1095 Ablass Papst Urbans II. für die Teilnahme an dem ersten Kreuzzug, 1187 Papst Gregors VII. für geldliche Förderung eines Kreuzzugs, um 1300 durch Papst Bonifatius VIII. von der Verbindung zu Kreuzzügen gelöst) in der christlichen →Kirche aus der Bitte um Vergebung und Nachlass einer Folge (Buße) entstehende, auch vor Gott verbindliche Befreiung von zeitlichen Sündenfolgen. Die ältesten Ablässe begnügen sich mit einem Erlass von 20 oder 40 Tagen Buße. Die zahlenmäßige und artmäßige Erweiterung führt bereits in dem 13. Jahrhundert zu scharf gerügten Missständen. Der Kauf von Ablass (auch für Verstorbene) wird ein wichtiger Anlass für die reformatorischen Ziele (John Wyclifs, Johannes Hus’ und) Martin →Luthers, der dem in dem Glauben wahrhaft Reue empfindenden Christen Vergebung auch ohne Ablassbrief zuspricht. Nach gegenwärtigem Verständnis der katholischen Kirche ist Ablass Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld bereits getilgt ist (can. 992 CodIurCan 1983).

Lit.: Köhler, W., Dokumente zum Ablassstreit von 1517, 1902, 2. A. 1934; Paulus, N., Geschichte des Ablasses im Mittelalter, Bd. 1ff. 1922f.; Poschmann, B., Der Ablass, 1948; Bornkamm, H., Thesen und Thesenanschlag Luthers, 1967; Ehlers, A., Die Ablasspraxis des Deutschen Ordens im Mittelalter, 2007; Hamm, B., Ablass und Reformation, 2016; Laudage, C., Das Geschäft mit der Sünde, 2016; Doublier, E., Ablass, Papsttum und Bettelorden im 13. Jahrhundert, 2017

ablassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 790] bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und nach gotisch in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weglassen, erlassen (V.)

ablösen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1050 bezeugt] – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [ZürichStB. I 100] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufheben, einlösen, befreien

Ablösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1314] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II Nr. 714 S. 770] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abtrennung, Einlösung, Befreiung

Ablösungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [ab 1832] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ablösung betreffendes Gesetz

Ablösungsgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesetz­gebung des 19. Jahrhunderts zu der Beseitigung grundherrschaftlicher Rechte bzw. aufgespalteten Eigentums mit oder ohne Entschädigung zwecks Förderung wirtschaftlicher Entwick­lung und aufgeklärter Gedanken. Dazu erlässt nach der Aufhebung aller Frondienste, Zehnten und anderen Feudalrechte durch die Nationalversammlung Frankreichs an dem 4. 8. 1789 der Staat →Preußen an dem 9. 10. 1807 das Edikt betreffend den erleichterten Besitz des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner, das die persönliche Ab­hängigkeit der →Bauern von den →Grund­herren entschädigungslos auf­hebt. Dem fol­gen an dem 14. 9. 1811 zwecks Aufhebung der auf privatrechtlichen Titeln beruhenden dinglichen Abhängigkeit das Edikt, die Rechte der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse betreffend (Regulierungsedikt) und das Edikt zu der Beförderung der Landeskultur (Landeskulturedikt), nach denen der Bauer auf Antrag eines Beteiligten Eigentum an dem von ihm bewirtschafteten Hof erhält, wofür er als erblicher Besitzer ein Drittel, als nicht­erblicher Besitzer die Hälfte des Grundes dem Grundherrn überlassen oder eine dauernde Rente zahlen muss. Dadurch werden viele Bauern überfordert, so dass sie ihr neues Eigentum aufgeben müssen. Um dies zu vermeiden, richten Sachsen und Kurhessen (1832) öffentliche →Renten­banken ein, die dem Grundherrn den Ablösungsbetrag in Rentenbriefen entrichten und dadurch den Bauern die Tilgung der Ablöseschuld in 40 bis 60 Jahren ermöglichen. Abgelöst werden auf Grund wirtschaftlicher Überlegungen auch die Nutzungsrechte der Bauern in staatlichen oder grundherrschaftlichen Wäldern (Hessen 1814, Preußen 1821).

Lit.: Danckelmann, B., Die Ablösung der Waldgrundgerechtigkeiten, Bd. 1f. 1880ff; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Baer, E., Die Ablösungsgesetzgebung im Königreich Sachsen bis 1889, 1892

Abmeiern Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1,585,57 [ab 1584] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1584 [Gesenius, Meierrecht I Beil. 19] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ist das (vorzeitige) Beendigen des grundherrschaftlichen →Meierrechts durch den Grundherrn in Niedersachsen und Ost­westfalen seit dem 14. Jahrhundert. Seit 1597 (Salzduhmscher Landtagsabschied) wird das Abmeiern vor allem aus fiskalischen Überlegungen verrechtlicht (Meierordnungen, beispielsweise Calen­berg 1772), mit der →Bauernbefreiung durch Ersetzung des Meierrechts durch Eigentum beseitigt.

Lit.: Pfeiffer, B., Das deutsche Meierrecht, 1855; Niemeyer, F., Das Meierrecht in der Grafschaft Hoya, 1862; Frank, G., Über das Recht der Nachfolge in Meiergüter, 1862; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwest­deutsch­land, 1896; Mohr, W., Die Abmeierung, 1942; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1961

abordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1512] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [AppenzUB. II 2 S. 466 Nr. 64] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entsenden, →Abgeordneter

Abort 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1549] bezeugt – 16./18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Frommh. Rüg.L.R. 108] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) abgelegener Ort, Schindanger

Lit.: Orte der Erleichterung – Zur Geschichte von Abort und Wasserklosett, hg. v. Carstensen, J. u, a., 2016

Abort 2 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 [um 1695] bezeugt – um 1695 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über abortus, lat., M., Frühgeburt, Fehlgeburt, Abort, [190-159 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), Abort, Fehlgeburt, Missgeburt

Lit.: Koppelmann, R., Vertrauen nah Fehlgeburt, 2020

abortus, lat., M., Frühgeburt, Fehlgeburt, Abort, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aborīrī, s. Google

abschichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1436] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Stobbe, Beitr. 118] in 3 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Geenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) abteilen, verselbständigen

Abschichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1698] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1698 [Wigand, Minden II 59 Nr. 9] in 6 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abschichten 1436) ist die (dem römischen Recht unbekannte) vermögensrechtliche Verselb­ständigung eines Kindes bei (tatsächlichem) Ausscheiden aus dem Hausverband. Sie betrifft in dem Mittelalter fast nur Söhne. Der Sohn kann Abschichtung verlangen, sobald er „zu seinen Jahren kommt“ (d. h. mündig wird). Regelmäßig wird der Sohn abgeschichtet, wenn er bei Eheschließung einen selb­ständigen Haushalt gründet. Mit der Abschichtung erlischt die väterliche Herrschaftsgewalt und Schutzgewalt. Die Teilungs­quote ist unterschiedlich (beispielsweise Kopfteil von dem Ganzen, Sohneskopfteil von der Hälfte). Die Abschichtung wird in Österreich durch (den Codex Theresianus von 1766 und) das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811 (vollständig 1919), in dem Deutschen Reich durch das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896/1900 und in dem Schweizer Recht durch das Zivilgesetzbuch von 1907/1911 durch das Erreichen der Vogtbarkeit bzw. der Großjährigkeit bzw. der Volljährigkeit ersetzt

Lit.: Hübner 702; Adler, S., Eheliches Güterrecht und Abschichtungsrecht, 1893; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minderjährigen, 1980; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999

absehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1225] bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576 [JaunLR. 41] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegsehen, besichtigen, auskundschaften

absetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1170] bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen gotisch und ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegsetzen

Absetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1385] bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen gotisch und ab 1385 [BremUB. IV S. 63] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb absetzen um 1170) ist die Entfernung eines Menschen aus einer Tätigkeit und eines Wertes aus einem Vermögen (beispielsweise Absetzung für Abnutzung). Die Absetzung eines Amtsträgers begegnet sachlich schon früh (beispielsweise Vertreibung des römischen Königs). Sie wird in der Neuzeit verrechtlicht.

Lit.: Bund, K., Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, 1979; Krah, A., Absetzungsverfahren, 1987; Rexroth, F., Tyrannen und Taugenichtse, (in) HZ 278 (2004), 27; Wallner, M., Zwischen Königsabsetzung und Erbreichsplan, 2004; Schubert, E., Königsabsetzung im deutschen Mittelalter, 2005

Absicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1609] bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Tirol/ÖW. II 70] bzw. 1753 [Nieremberger 22] in unterschiedlichen Bedeutungen von Aufsicht und Absehen in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist sachlich der unmittelbar auf den Erfolg als Ziel gerichtete Wille des Täters. Das römische Recht kennt sachlich den (lat. [M.]) dolus als Bezeichnung eines Verschuldens. In dem Mittelalter wird der auf den Erfolg als Ziel gerichtete Wille oft durch (lat.) animo deliberato, cum deliberato consilio, contumaciter, dolose und (mhd.) geverlich oder mutwillig beschrieben. Folgen zieht in erster Linie das im Bewusstsein der Rechts­widrigkeit gewollte Unrecht nach sich. In dem 20. Jahrhundert wird die für den deliktischen Vorsatz das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit verlangen­de Vorsatztheorie (Binding 1877) im Straf­recht durch die als subjektive Voraussetzung der Rechtswidrigkeit bereits die Möglichkeit der Einsicht in das Verbotensein der Tat ge­nügen lassende Schuldtheorie (Kohlrausch 1903, Carl Schmitt 1910) verdrängt.

Lit.: Klein, E., Grundsätze des gemeinen deutschen und preußischen peinlichen Rechts, 1796; Abegg, J., Lehrbuch der Strafrechtswissenschaft, 1836; Merkel, A., Lehrbuch des deutschen Strafrechts, 1889; Mayer, M., Die schuldhafte Handlung und ihre Arten im Strafrecht, 1901; Schmitt, C., Über Schuld und Schuldarten, 1910; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964, 68ff.; Mezger, E., Deutsches Strafrecht, 1936; Caraterra, A., Dolus bonus, dolus malus – Esegesi di D. 4,3,1.3-3, 1970; Beul, C., Si mensor falsum modum dixerit, 1998; Absichten, Pläne, Strategien, hg. v. Boer, J. de u. a., 2018

absolut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [um 1520] bezeugt – in EDEL 15.? Jh. - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie aus absolūtus, lat., Adj., abgeschlossen, vollständig, vollkommen, (81-43 v. Chr.) aufgenommen und über dieses mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. bzw. Adv.), vollständig, unbe­dingt, uneinge­schränkt, gegen jedermann wirkend (Ge­gensatz relativ)

absolutio, absolūtio, lat., F., Loslösen, Trennung, Scheidung, Befreiung, Lossprechen, Freisprechung, Absolution, Entscheidung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. absolvere, s. Google

absolutio (F.) ab instantia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Instanzentbindung, Abweisung als unzulässig

Absolutismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1775] bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich die in Einzelheiten sehr vielfältige Herrschaftsform, bei welcher der Inhaber der Herrschaftsgewalt (Monarch) dem Untertanen gegenüber grundsätzlich unbe­dingte (absolute, unbeschränkte) Macht hat. Der frühe Absolutismus entwickelt sich in Spanien, Frankreich und England bis zu dem Ende des 15. Jahrhunderts. Unterstützt wird der Absolutismus durch theoretische Ansichten, welche die Ent­theologisierung der Herrschaft und die Unteilbarkeit der Staatsgewalt fordern (→Machiavelli, Nicolò [1469-1527], Il principe, 1513, →Bodin, Jean [1529-1596], Les six livres de la République, 1576, I 8 [lat.] maiestas est summa in cives ac subditos legibusque soluta potestas, die maiestas ist die [zeitlich unbegrenzt] gegenüber den Bürgern und Untertanen bestehende höchste und von den Gesetzen [nicht aber von göttlichem Recht, Naturrecht, Fundamentalgesetzen] losgelöste Gewalt). Begünstigt wird der Absolutismus dadurch, dass die Stände vielfach konfessionell gespalten sind und deswegen den Frieden in einem Land nicht sichern können, was als Schwäche verstanden wird. Mittel zu der Durchsetzung der absoluten Herrschaft werden die Aufstellung eines stehenden Heeres, der Aufbau einer allein von dem Herrscher abhängigen Beamtenschaft und die Einführung eines Staatswirtschaftssystems mit Subventionierung von Manufakturen und Grenzöffnung für Einwanderer. Voraussetzung des Absolutismus ist die Entmachtung des →Adels hinsichtlich der Mitwirkung (bzw. formaler Mitspracherechte [Ersetzung durch informale Verständigung]) bei der →Landes­herrschaft (in der Regel ohne Änderung der förmlichen Rechtsgrundlage der Herrschaft, beispielsweise Habsburg bzw. Österreich seit 1620). Der Höhepunkt des Absolutismus wird unter Ludwig XIV. (1643-1715) in →Frankreich erreicht. In dem Heiligen römischen Reich eifern dem viele Landesfürsten nach (beispielsweise Friedrich Wilhelm [1620-1688] von Brandenburg bzw. Preußen, August der Starke [1670-1733] von Sachsen bzw. Polen, Maria Theresia in Österreich). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts (Friedrich II. in Preußen, Joseph II. in Österreich, Anna Amalia und Carl August in Sachsen-Weimar, Peter Leopold in Toskana, Gustav III. in Schweden, Katharina II. in Russland) setzt in dem aufgeklärten Absolutismus (Reformabsolutismus) der Fürst als erster sich durch Pflichterfüllung rechtfertigender Diener des Staates wohlfahrtsstaatliche Änderungen in Gang (Bildungspolitik, Bauernbefreiung, Gerichts­organisation). In Frankreich beendet die Revolution des Jahres 1789 den als Anspruch bedeutsamen, als Wirklichkeit kaum tatsächlich durchgesetzten Absolutismus.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Bodin, J., Les six livres de la république, 1576, http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/BodinJeanLesSixLivresDeLaRepublique1576.pdf; Hobbes, T., Leviathan 1651; Feine, H., Einwirkungen des absoluten Staats­gedankens auf das deutsche Kaisertum, ZRG GA 42 (1921), 474; Fehr, H., Der Absolutismus in der Schweiz, ZRG GA 69 (1952), 182; Sturmberger, H., Kaiser Ferdinand II. und das Problem des Absolutismus, 1957; Carsten, F., Princes and parliament in Germany, 1959; Conrad, H., Rechtsstaatliche Bestrebungen, 1961; Schnur, R., Individualismus und Absolutismus, 1962; Oestreich, G., Geist und Gestalt des frühmodernen Staates, 1969; Conrad, H., Staatsgedanke und Staatspraxis, 1971; Dreitzel, H., Protestantischer Aristotelismus und absoluter Staat, 1970; Absolutismus, hg. v. Hubatsch, E., 1973, 2. A. 1988; Der aufgeklärte Absolutismus, hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1974; Anderson, P., Lineages of the Absolutist State, 1974; Aufklärung, hg. v. Hinrichs, E., 1985; Hubatsch, W., Das Zeitalter des Absolutismus 1600-1789, 4. A. 1975; Anderson, P., Die Entstehung des absolutistischen Staates, 1979; Aspekte des europäischen Absolutismus, hg. v. Patze, H., 1979; Reinalter, H., Aufgeklärter Absolutismus und Revolution, 1979; Mousnier, R., La monarchie absolue en Europe, 1982; Meyer, J., Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1990; Henshall, N., The Myth of Absolutism, 1992; Dreitzel, H., Absolutismus und ständische Verfassung in Deutschland, 1992; Cornette, J., Absolutisme et Lumières, 1993, 2. A. 2000, 3. A. 2003, 4. A. 2005, 5. A. 2008; Der Absolutismus – ein Mythos?, hg. v. Duchhardt, H., 1996; Vec, M., Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat, 1998; Reformabsolutismus und ständige Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G. u. a., 1998; Duchhardt, H., Das Zeitalter des Absolutismus, 3. A. 1998 (mit rund 1400 Literaturnachweisen); Hinrichs, E., Fürsten und Mächte, 2000; Der aufgeklärte Absolutismus im europäischen Vergleich, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2002; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003, (Müßig, U., Recht und Justizhoheit,) 2. A. 2009; Reinalter, H., Lexikon zum aufgeklärten Absolutismus, 2005; Absolutismus, ein unersetzliches Forschungskonzept?, hg. v. Schilling, L., 2008; Feist, D., Absolutismus, 2008; Blänkner, R., „Absolutismus“, 2011 (= Dissertation von 1990); Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellungen hg. v. Neuhaus, H., Band 5 Zeitalter des Absolutismus 1648-1789, 2020

absolutus, absolūtus, lat., Adj., abgeschlossen, vollständig, vollkommen, vollendet, für sich bestehend, ohne Einschränkung seiend, uneingeschränkt, absolut, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. absolvere, Google

abstimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1468] bezeugt – EDEL 17. Jahrhundert] und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Stimme abgeben, vereinbaren

Abstimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1691] bezeugt – nicht in EDEL - und –in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb abstimmen 1468) ist sachlich auch das durch Abgabe einzelner Stimmen oder Entscheidungen (Zustimmung, Ablehnung, Enthaltung) erfolgende Verfahren zu der Ermittelung des Willens (Gemeinwillens) einer Gesamtheit von zu einer Entscheidung zugelassenen Menschen oder Personen hinsichtlich einer bestimmten Frage. Als eine besondere Form der Abstimmung ist bereits in dem antiken Athen der Ostrazismus bekannt, bei dem der Angehörige des Volkes mittels je eines Tonscherbens (griech. ostrakon) darüber abstimmen kann, ob ein Bürger, der die politische Ordnung gefährdet, für 10 Jahre ohne Verlust des Vermögens und seiner sonstigen Rechts­stellung verbannt werden soll. In dem Einzelnen erfolgen dann Abstimmungen nach ziemlich unterschiedlichen Regeln (beispielsweise Stimm­zählung und Mehrheitsentscheidung in der Goldenen Bulle 1356, Willensbildung nach Kurien in dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches), bis in der Mitte des 19. Jahrhunderts sich die Einheitlichkeit des Abstimmungskörpers mit grundsätzlich gleichem Stimmrecht (Verfas­sung des deutschen Reiches von 1848) durchzusetzen beginnt. In dem 20. Jahrhundert ist die Abstimmung des Volkes über eine politische Frage ein Entscheidungs­verfahren unmittelbarer Demo­kratie. Eine Sonderform der Abstimmung stellt die →Wahl dar.

Lit.: Gierke, O. v. Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 3 1881; Stutz, U., Die Abstimmungsordnung der Goldenen Bulle, ZRG GA 43 (1922), 217; Stutz, U., Der Jüngste stimmt zuerst, ZRG GA 49 (1929), 435; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Scheuner, U., Das Mehrheitsprinzip, 1973; Schlaich, K., Mehrheitsabstimmung im Reichstag zwischen 1495 und 1613, 1983; Heun, W., Das Mehrheitsprinzip, 1983; Falter, J., Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik, 1986; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 2000

abstractus, abstrāctus, lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. abgezogen, Boëth. (1. Viertel 6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. abstrahere, s. Google

abstractio, abstrāctio, lat., F.: Fortschleppen, Entführen, Abstraktion, Dict. (4. Jh. n. Chr.?), s. latein_a_z.docx,s. abstrahere, s. Google

abstrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1477] bezeugt – 1477 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über abstrāctus, lat., Adj., abgezogen, [1. Viertel 6. Jh. n. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein, verallgemeinert

Abstraktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1571] bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über abstrāctio, lat., F., Fortschleppen, Entführen, Wegnahme, Abstraktion, [4. Jh. n. Chr.?] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv abstrakt 1477) ist sachlich die Lösung eines all­gemeine Merkmale enthaltenden Umstands von einzelnen Erscheinungsformen. In dem 19. Jahrhundert setzt die →Pandektistik auf der Grundlage einer Entscheidung des römischen Rechtskundigen Julian/Iulianus (Hadrumetum um 100-um 170) in dem deutschen Recht die Trennung des →Verfügungsge­schäfts (→Übereignung, →Abtretung) von dem ihm als Grund (lat. [F.] causa) zugehörigen →Verpflichtungsgeschäft (wie Kauf, Schenkung) und die Trennung des Innenverhältnisses (Auftrag) von dem Außenverhältnis (Vollmacht) mit Hilfe des Prinzips der Abstraktion durch (Abstraktionsprinzip).

Lit.: Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Landwehr, G., Abstrakte Rechtsgeschäfte, (in) Rechtsdogmatik und Rechtspolitik, 1990, 173; Eisenhardt, U., Die Entwicklung des Abstraktionsprinzips, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Ferrari, F., Vom Abstraktionsprinzip und Konsensualprinzip zum Traditionsprinzip, (in) ZEuP 1993, 52; Rodríguez-Rosado, B., Abstraktionsprinzip und redlicher Erwerb als Mittel zum Schutze des Rechtsverkehrs, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Laborenz, M., Solutio als causa – Die Frage des Abstraktionsprinzips im römischen Recht, 2014; Stadler, A., Gestaltungsfreiheit und Verkehrsschutz durch Abstraktion, 2020

Abt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 800] bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und aus älteren deutschen Rechtsquellen ohne Stellenangaben nur als aus lat. abbas, abbatem [Akk.], lat., M. 4. Jahrhundert, „Abt, Vater“, Lehnwort gr. ábba, aram. abba, „Vater“, Lallwort bestimmt aufgenommen und – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt) ist sachlich seit dem 4. Jahrhundert der Leiter (M.) einer rechtlich selbständigen Nieder­lassung eines christlichen →Ordens des weströmischen Gebiets. Er wird als geist­licher Vater (lat. pater [M.] spiritualis) verstanden. Die auf den Kirchenvater Augustinus (354-430) zurückgehende Ordensregel Benedikts von Nursia (480-547) legt Einzelheiten der Stellung genauer fest. Demnach erfordert die Weihe zu dem anfangs von dem Bischof eingesetzten, nach den Novellen Justinians von sämtlichen Mönchen gewählten Abt vorbild­liche Lebensführung und Weisheit. Der Abt hat gegenüber den Mönchen Rechte wie ein Vater gegenüber Kindern. Deshalb schulden die Mönche Gehorsam und Ehrerbietung. In dem fränkischen Reich tritt neben das freie Wahlrecht der Mönche das Einsetzungsrecht eines jeweiligen Herrn (einer Gründerfamilie). Seit karolingischer Zeit wird der Abt auch mit weltlichen Aufgaben betraut. Synoden von Rom (826) und Poitiers (1078) sowie das Konzil von Vienne (1311/1312) legen die Voraussetzung der Weihe zu dem Priester für den Abt fest. In dem 11. und 12. Jahrhundert dringt der Grundsatz der freien Wahl für kurze Zeit wieder vor.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hegglin, B., Der benediktinische Abt, 1961; Salmon, P., L’abbé dans la tradition monastique, 1963; Seibert, H., Abtserhebungen, 1995; Wiech, M., Das Amt des Abtes im Konflikt, 1999

Abtei (lat. [F.] abbatia, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1160] als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [LübUB. II 561] in 7 Stellen mit etwas verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über abbatia, lat., F., Abtei, Kloster und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen verbindbar) ist seit der frühen Neuzeit die von der Stellung und Tätigkeit eines Abtes übernommene Bezeichnung für die von einem →Abt geleitete, rechtlich selbständige Niederlassung eines christlichen Ordens, die seit dem Hochmittelalter als (lat. [F.] persona ficta verstanden werden kann. Die Abtei kann →Reichsabtei, landsässige Abtei oder unmittelbar der römischen Kirche unterstellte freie Abtei sein.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schreiber, G., Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert, 1910; Blume, K., Abbatia, 1919; Wehlt, H., Reichsabtei und König, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Brandstetter, A., Die Abtei, 1999

Äbtissin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1200] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Griechischen und Aramäischen verbindbar, Äbtisse um 1150, F.) ist die Leiterin einer rechtlich selb­ständigen Nieder­lassung eines christlichen Frauenordens (des weströmischen Gebiets). →Abt

Lit.: Klapp, S., Das Äbtissinnenamt in den unterelsässischen Frauenstiften, 2012; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015

abtreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1150] bezeugt – 12./16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1262 [Schöpflin, AlsDipl. I 438] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegtreiben

Abtreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1509] bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507/1532 in verschiedenen Bedeutungen in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb abtreiben um 1150) ist sachlich auch der vielleicht seit den Hochkulturen des Altertums von Menschen künstlich herbeigeführte vorzeitige Abgang der (beseelten) menschlichen Leibesfrucht aus dem Mutterleib, der wegen der dabei betroffenen Interessen unterschiedlich bewertet werden kann. Die Abtreibung ist nach römischem Recht zeitweise zulässig. Die →Kirche wertet sie zunächst in jedem Fall als →Mord, Gratian (um 1140) beurteilt aber die Abtreibung vor dem 40. Tag der Schwangerschaft auf Grund von Exodus 21,22-23 milder. Die Aufklärung lehnt die kirchliche Lehre ab. Seit etwa 1970 (beispielsweise Österreich 1974) wird die kirchliche Auffassung in dem weltlichen Recht weltweit zunehmend eingeschränkt und der medizinisch einfach gewordene Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft als (nach einer Beratung in Deutschland seit 1995 zwar rechtswidrig, aber) straffrei zugelassen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Lewin, L., Die Fruchtabtreibung, 1899, 4. A. 1925; Huser, R., The Crime of Abortion, Diss. Washington 1942; Noonan, J., The Morality of Abortion, 1970; Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn. Kulturgeschichte des Abtreibungsverbots, 1988; Gante, M., § 218 in der Diskussion, 1991; Geschichte der Abtreibung, hg. v. Jütte, R., 1993; Onstein, H., Die Entwicklung der Straftatbestände der Abtreibung, Diss. jur. Münster 1996; Müller, W., Die Abtreibung, 2000 (2012 englisch); Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn, 2. A. 2002; Bett, J., Die Beurteilung der embryopathischen Indikation zum Schwangerschaftsabbruch, Diss. jur. Tübingen 2003; Putzke, S., Die Strafbarkeit der Abtreibung in der Kaiserzeit, 2003; Koch, C., Schwangerschaftsabbruch, 2004; Behren, D. v., Die Geschichte des § 218 StGB, 2004; Usborne, C., Cultures of Abortion in Weimar Germany, 2007; Müller, W., The Criminalization of Abortion in the West, 2012; Laarmann, M., Die Bewertung der Abtreibung in der Antike, (in) ZfL 2018, 122

abtreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1200] bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [LivlRChr. V. 8295] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weggehen, verlassen (V.), übertragen (V.)

Abtretung (lat. [F.] cessio) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1360] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [LeipzUnivUB. 54] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Übertragung einer Forderung von einem bisherigen →Gläubiger (Zedenten) auf einen anderen Berechtigten (Zessionar), der damit neuer Gläubiger wird, unter Aufrechterhaltung des Inhalts. Sie ist in dem römischen Recht ausgeschlossen, weil die Verbindlichkeit als höchstpersönliches Band zwischen Gläubiger und Schuldner betrachtet wird. Erst spät lässt das römische Recht mit Hilfe der Einrichtung des Prozessmandats (Geltendmachung der Forderung des Gläubigers durch einen Beauftragten) und der Novation in Form einer Stipulation zwischen Schuldner und Neugläubiger wenigstens die Übertragung eines selbstän­digen Rechtes zu, eine fremde Forderung auszuüben. In Gegensatz hierzu entwickelt sich wohl in den mittelalterlichen Städten die rechtsgeschäftliche Übertragung von Forderungen, die zunächst grundsätzlich der Mitwirkung des Schuldners durch Einwilligung gegenüber dem bisherigen Gläubiger oder durch Gelöbnis gegenüber dem neuen Gläubiger be­darf (ausgenommen gerichtlich festgestellte Forderungen). Ver­einzelt bestehen auch Verbote von Ab­tretungen. Das Zustim­mungser­fordernis ent­fällt seit dem Spätmittel­alter (letztlich) unter dem Einfluss des ge­mei­nen Rechtes, in dem das deutschrechtliche Ge­dankengut die Übertragung der Forderung auch der Substanz nach eröffnet, so dass be­reits der →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis von 1756 (II 3 § 8) die Abtretung aufnimmt (ALR I 11 §§ 376ff., Code civil Art. 1689ff., ABGB §§ 1392ff.). In dem 19. Jahrhundert unterliegt die einschränkende Lehre Christian Mühlen­bruchs (1817) der durch Windscheid und Bähr geprägten Vorstellung von der Abtre­tung als einem abstrakten Verfügungsgeschäft (§§ 398ff. BGB, Art. 183ff. bzw. 164ff. Obligationen­recht der Schweiz). In England gilt die Forderung als solche bis 1873 als nicht übertragbar.

Lit.: Kaser § 55; Köbler, DRG 127, 165, 214; Mühlenbruch, C., Die Lehre von der Zession, 1817, 3. A. 1836; Buch, G., Die Übertragbarkeit von Forderungen im deutschen mittelalterlichen Recht, 1912; Schumann, H., Die Forderungsabtretung im deutschen, fran­zösischen und englischen Recht, 1924; Luig, K., Zur Geschichte der Zessionslehre, 1966; Huwiler, B., Der Begriff der Zession in der Gesetzgebung seit dem Vernunftrecht, 1975; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Hoop, G., Kodifi­                                                                       kationsgeschichtliche Zusammenhänge des Ab­tre­tungsverbotes, 1992; Köbler, U., Werden, Wandel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Scheffzek, S., Der Einfluss der Mühlenbruch’schen Zessionslehre auf ausgewählte Gerichte, 2011; Ebinger, B., Die Forderungsübertragung nach Code civil und badischem Landrecht, Diss. jur. Mannheim 2011

Abtrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1461] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [Altenhaslau, Wetterau/GrW. III 216] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Abtreiben, Näherrecht

Abtriebsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1700 [Neuwied/Scotti, Wied 36] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Angehörigen einer Siedlungsgemeinschaft, den Zuzug eines Fremden zu verhindern. Es ist sachlich in dem Titel XLV (De migrantibus, kat. Von Wandernden) des fränkischen Volks­rechts (lst. [M.] Pactus legis Salicae, 507-511) bezeugt und besteht bis in das 19. Jahrhundert. Allerdings kann ein Herr einem Fremden ein Niederlassungsprivileg ge­währen.

Lit.: Zangen, K., Praktische Bemerkungen zu der Lehre vom Abtriebsrechte, 1800; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968

abzahlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1313] bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [MGConst. IV 1290] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegzahlen, begleichen, tilgen

Abzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1530] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [ BeitrSteirG. 26 1894 39] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abzahlen 1313) ist die planmäßig in (kleineren) Raten oder Teilbeträgen erfolgende Zahlung einer Schuld.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Abzahlungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist das Gesetz des Deutschen Reiches von dem 16. 5. 1894, das außerhalb des 1896/1900 geschaffenenen Bürgerlichen Gesetzbuchs die nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika seit etwa 1835 von dem Handel durch das Zugeständnis der Möglichkeit der Abzahlung des Gesamtpreises in einzelnen Raten umworbenen und verführten mittellosen Käufer beweglicher Sachen, die aus wirtschaftlichen Gründen etwa Nähmaschinen, Möbel oder Kleidung nur gegen Zahlung des Preises in Raten kaufen können, aber die Waren ohne vollständige Bezahlung des Preies sofort nutzen wollen, vor Benachteiligung (beispielsweise durch Verfall d. h. Rücknahme der Kaufsache bei Zahlungs­versäumnis, Einbehalt der bereits erhaltenen Raten und gleichzeitigem Fortbestehen der gesamten Zahlungspflicht) schützen will. Es wird mit Wirkung von dem 1. 1. 1991 durch das Verbraucherkreditgesetz abgelöst, das zu dem 1. 1. 2002 in das Bürgerliche Gesetzbuch eingearbeitet wird. In Österreich wird 1896 ein Raten­gesetz, 1979 ein Konsumentenschutz­ge­setz erlassen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Benöhr, H., Konsumenten­schutz vor 80 Jahren, ZHR 138 (1974), 492; Schubert, W., Das Abzahlungsgesetz von 1894, ZRG GA 102 (1985), 130; Fendel, R., Der Berliner Möbelleihvertrag, 1991; Lieck, M., Die wirtschaftliche Entwicklung des Abzahlungshandels und seine Regelung in Vertrag, Gesetz und Rechtsprechung von 1850 bis 1945, 1995; Bott, M., Das Abzahlungsgesetz (1894-1990) – Entstehung – Anwendung – Reformen - Abschaffung, 2019

Abzahlungskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Vereinigung des gemeinrechtlichen Eigentumsvorbehalts mit dem Ratenkaufgeschäft geschaffene Kauf unter ratenweiser Abzahlung des Preises. →Abzahlungsgesetz

abziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 850] bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Leobschütz/Tzschoppe-Stenzel 380] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegziehen, entfernen

Abzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1309] bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Zürich/JbSchweizG. 34 1909 8 Anm. 1] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verminderung, Nachlass, Wegzug

Abzugsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1566] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 [MurtenStR. 442] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht zu dem Abzug des Einzelnen aus bisherigen unfreien Rechtsverhältnissen wie beispielsweise einer Grundherrschaft, gegebenenfalls unter einer Geldleistung. Der Abzug findet sich in vielen spätmittelalterlichen Weistümern mit unter­schiedlichen Einzelregelungen. Mit der allgemeinen Bauernbefreiung des frühen 19. Jahrhunderts wird das Abzugsrecht überflüssig.

L.: Möhlenbruch, R., Freier Zug, ius emigrandi, Auswanderungsfreiheit, Diss. jur. Bonn 1977; Spieß, K., Zur Landflucht im Mittelalter, in: Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983, 157ff.

Academia, Acadēmīa, lat., F., Akademie, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Ἀκαδήμεια (Akadḗmīa), F., Gymnasion am Kephissos nordwestlich von Athen in dem Plato lehrte; vielleicht von dem Heros Ἀκάδημος (Akádēmos), M.=PN, Akademos, s. Google

Academicus, Acadēmicus, lat., Adj.: akademisch, zur Akademie gehörig, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Acadēmīa

acceptare, acceptāre, lat., V., empfangen (V.), annehmen, in Empfang nehmen, bekommen (V.), (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, vgl. lat. accipere, V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, s. Google

acceptatio, acceptātio, lat., F.: nhd. Annahme, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. acceptāre, s. Google

acceptilatio, acceptīlātio, acceptī lātio, lat., F., mündliche Quittung (iur.), Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. acceptāre; →stipulatio, s. Google

accessio, lat., F.: nhd. Hinzutreten, Herantreten, Annäherung; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,accēdere, s. Google

accessio cedit principali (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Zuwachs­ folgt rechtlich der Hauptsache. Verbindung

accessor, lat., M., Hinzutretender, s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Gerhold, S., Die Akzessorietät der Teilnahme an Mord und Totschlag, 2014

accessorius, accessōrius, mlat., Adj., zusätzlich, hinzukommend, s. accessus (1), accēdere, →akzessorisch, s. Google

accipere, lat., V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, entgegennehmen, erfahren (V.), abnehmen, gutschreiben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, capere, s. Google

acclamare, acclāmāre, lat., V., zurufen, zuschreien, zujauchzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. ad, clāmāre, s. Google

acclamatio, acclāmātio, lat., F., Zurufen, Zuruf, Zuschreien, Zujauchzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. acclāmāre, s. Google; W.: nhd. Akklamation, F., Akklamation, Abstimmung durch Zuruf, Beifall; L.: Georges 1, 65, TLL, Kluge s. u. Akklamation, Kytzler/Redemund 19

accrescere, accrēscere, adcrēscere, lat., V., hinzuwachsen, zuwachsen, heranwachsen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, crēscere, s. Google

Accursius, Franciscus (Bagnolo [Certaldo] bei Florenz 1182 oder 1185-Bologna 1260 oder 1263) wird in einer bäuerlichen Familie geboren und lehrt nach dem Studium des römischen Rechtes in Bologna (Azo, Jacobus Balduinus) und der Promotion (nach 1213) seit etwa 1215. Bis kurz nach 1230 legt er (in Bearbeitung eines unvollendeten Werkes Azos?) fünfbändige, durch etwa 1200 Handschriften überlieferte und in einer zweiten Redaktion überarbeitete Erklärungen (Glossierungen) zu allen Teilen der justinianischen Kompilation in Form von Glossenapparaten (lat. glossa [F.] ordinaria) mit insgesamt 96940 Einzelglossen an dem Textrand (22365 zu dem Digestum vetus, 17969 zu dem Infortiatum, 22243 zu dem Digestum novum, 17814 zu dem Codex, 4737 zu den Institutionen, 7013 zu dem Authenticum und 680 zu den libri feudorum, Summe dieser Zahlen 92811) vor, in denen er Problemlösungen unter umfangreicher Verwertung der vorangehenden Literatur bietet. Außerdem sind 8 seiner Gutachten (Konsilien) erhalten, während eine bezeugte Summe nicht überliefert ist. Zu seinen Schülern zählen Odofredus und Papst Innozenz IV. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Köbler, DRG 106; Genzmer, E., Zur Lebensgeschichte des Accursius, (in) FS L. Wenger, Bd. 2 1945, 223; Atti del convegno internazionale di studi accursiani, ed. Rossi, G., Bd. 1ff. 1968; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 335; Jakobs, H., Magna Glossa, 2006 Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2017

accusare, accūsāre, lat., V., anklagen, beschuldigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, causa, s. Google

accusatio, accūsātio, lat., F., Anschuldigung, Anklage, Beschwerde, Anklageschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. accūsāre →Akkusation, s. Google

achilleisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1792] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Achilles betreffend) →Dispositio (lat. [F.]) Achillea

Achilleisches Hausgesetz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Dispositio (lat. [F.]) Achillea, Verfügung des Achilles

Achramire (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk., V., adchramire) ist die frühmittelalterliche Bezeichnung für das Versprechen (Geloben), einen Gerichtstag wahrzuneh­men, einen Eid zu leisten oder einen Bürgen oder Zeugen zu stellen (Lex Salica [507-511] 62 u. ö.). Das achramire erfolgt unter Übergeben oder Zuwerfen eines (gekerbten) Stäbchens (lat. [F.] →festuca, vielleicht ursprünglich mit der ([lat., F.] framea) Lanze.

Lit.: Köbler, LAW; Daberkow, M., Adhramire und die germanische framea, (in) Z. f. d. P. 49 (1923), 229

acht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1308 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard.) ist die in dem Recht häufiger verwendete Grundzahl zwischen sieben und neun.

Acht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 2. Viertel 11. Jh. bzw. um 1050 bezeugt – 2. Viertel 11. Jahrhundert [Notkerglossator] und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.] proscriptio) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die als Unrechtsfolge (Strafmittel oder Verfahrensmittel) mögliche allgemeine Verfolgung. Die Acht folgt auf verschiedene Taten, die eine niedrige Gesinnung widerspiegeln (beispielsweise Mord, Treubruch). Wird der Täter in der Tat ergriffen, so kann er folgenlos getötet werden. Ansonsten bedarf es eines besonderen Verfahrens, in dem die Acht erklärt wird. Der Geächtete steht außerhalb des Rechtes, ist Feind aller und kann von jedem folgenlos getötet werden. Das beweg­liche Vermögen des Geächteten wird verteilt, die Liegenschaft verwüstet. Mindere Formen der Acht sind zeitlich (beispielsweise auf ein Jahr) befristet. Bei fruchtlosem Ablauf einer damit verbundenen Gestellungsfrist (Ungehorsams­acht) verfällt der Betreffende in →Aberacht. Die von dem König oder seinem Gericht verhängte Acht gilt als →Reichsacht in dem ge­samten Reich. Lösung aus der Acht ist möglich. In dem Laufe des Mittelalters entwickelt sich die Acht zu einer differenzierten Rechts­figur, die mit Erstarkung der staatlichen Gerichts­herrschaft verschwindet (wegen der Vollstreckungsschwäche des Reiches infolge Fehlens einer eigenen Polizei des Kaisers von dem Reichskammergericht zuletzt noch 1698, von dem Reichshofrat zuletzt noch 1709 ausgespro­chen).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Künßberg, E. Frhr. v., Acht, 1910; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Poetsch, J., Die Reichsacht, 1911; Ruf, F., Acht und Ortsverweis im alten Land- und Stadtgericht Nürnberg, Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 46 (1955), 1; Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Landes, D., Das Achtverfahren vor dem Reichshofrat, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Jacoby, M., Wargus, 1974; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1986; Kampmann, C., Reichsrebellion und kaiserliche Acht, 1992; Weber, M., Zur Bedeutung der Reichsacht in der frühen Neuzeit, ZHF Beiheft 19 (1997), 55; Mußgnug, D., Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, 2016

Achtbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 [1298] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1298 [MGConst. IV 30] und 1313 [MGConst. IV 1112] und in Google belegt aber nicht in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das über die von einem Gericht ausgesprochene →Acht (und dadurch die Geächteten) geführte Buch (Register), wie es anscheinend erstmals der Reichslandfriede des Jahres 1235 ohne erhaltene Überreste vorsieht (beispielsweise Lübeck 1243, Iglau 1249, Rostock 1258, Rothenburg ob der Tauber 1274, Nürnberg 1285, erhaltenes Achtbuch der Reichshofgerichtsschreiber Petrus Wacker und Johann Geisler zwischen 1417 und 1445 mit fast 600 Einträgen u. a.).

Lit.: Schultheiß, W., Nürnberger Rechtsquellen, Bd. 1f. 1960, 16; Battenberg, F., Das Achtbuch der Könige Sigmund und Friedrich III., 1986

Achtklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in mittelalterlichen Verträgen enthaltene Vereinbarung, sich als Schuldner für den Fall der Vertragsverletzung der Acht zu unterwerfen.

Lit.: Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1986, 288

acta (lat. [N.Pl.]) →Akten, s. Google

acta municipalia (lat. [N.Pl.]) Gemeinde­ak­ten, s. Google

actio, āctio, lat., F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, Geschäft, Vortrag, Geste, Amtshandlung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. agere, s. Google

Actio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Möglichkeit, vor Gericht zu verlangen, was einem zusteht (Klaganspruch). In dem →For­mularprozess trägt der Kläger in Gegenwart des Beklagten das Begehren vor dem Gerichtsmagistrat vor und beantragt die Er­teilung einer bestimmten actio. Ergibt sich, dass der von dem Kläger vorgetragene Sachverhalt keine bereits anerkannte actio rechtfertigt, ent­fällt der Antrag. Allerdings kann der Gerichts­magistrat dann, wenn er das Begehren des Klägers gleichwohl als rechtsschutzbedürftig erachtet, eine actio in factum in Aussicht stellen. Die zugelassenen actiones, von denen jede ihre eigene Formel hat, werden vor allem in dem vierten Buch der Institutionen Justinians (von 533) in dem Titel (lat.) De actionibus (Von den Klagan­sprüchen) zusammengestellt. In dem Hochmittel­alter anerkennt beispielsweise Johannes Bassianus 169 verschiedene actiones. In dem 19. Jahrhundert (Windscheid 1856) wird aus der römischrechtlichen actio der materiellrechtliche →Anspruch.

Lit.: Kaser § 82; Söllner § 9; Köbler, LAW; Windscheid, B., Die actio des römischen Civilrechts, 1856; Bethmann Hollweg, C. v., Der Civilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 6 1874, 16; Peter, H., Actio und writ, 1957; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte des Verhältnisses von formellem und materiellem Recht, 1996; Gröschler, P., Actiones in factum, 2002; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002

Actio (F.) ad exhibendum (lat.), Klaganspruch auf Vorlegung, Vorweisung (vor dem Prätor), Herausgabe, Exhibi­tionsklage (vgl. § 809 BGB, Klage auf Besichtigung) ist eine (lat.) actio in personam, durch die der bei einer (lat.) actio in rem feh­lende Einlassungszwang umgangen werden kann. S. Google

Lit.: Kaser §§ 26 III 3, 27 I 5, 34 II 3; Harke, J., Actio ad exhibendum – Vorlegungsklage im römischen Recht, 2019

actio (F.) adiecticiae qualitatis (lat.) Klag­anspruch aus Haftung für Gewaltunterworfene, s. Google

Lit.: Kaser §§ 11, 15, 49, 60, 83; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280

actio (F.) aestimatoria (lat.) Klaganspruch zu der Schätzung (aus Trödelvertrag), s. Google

Lit.: Köbler, DRG 48

actio (F.) arbitraria (lat.) Klaganspruch zu der Schätzung bzw. zu dem Ermessen, s. Google

Lit.: Kaser §§ 8 IV, 83 II, 87 II

Actio (F.) auctoritatis (lat.), Klaganspruch wegen Eviktion (Entwerung) gegen den Verkäufer, Gewährschaftsklage, ist in dem rö­mischen Recht der in den Digesten getilgte Klaganspruch eines wegen einer durch Manzipation erworbenen Sache von einem Dritten angegriffenenen und von dem Veräußerer nicht geschützten oder unter­liegenden Käufers auf den doppelten Kauf­preis. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7, 27, 32, 51; Söllner § 8; Brägger, R., Actio auctoritatis, 2012

Actio (F.) certae creditae pecuniae (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch auf eine bestimmte Gelddarlehensschuld. S. Google

Lit.: Kaser §§ 39, 83

actio (F.) civilis (lat.) Klaganspruch nach dem Zivilrecht, s. Google

actio (F.) commodati (lat.) Klaganspruch aus Leihvertrag, s. Google

Lit.: Kaser § 39 II

Actio (F.) communi dividundo (lat.) ist in dem römischen Recht der wohl in dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. durch eine (lat.) lex (F.) Licinia geschaffene Teilungs­klaganspruch mindestens eines Angehörigen einer Vermögensgemeinschaft. S. Google

Lit.: Kaser §§ 23 IV 83

actio (F.) conducti (lat.) Klaganspruch des Mieters u. s. w., s. Google

Lit.: Kaser §§ 42, 83

actio (F.) confessoria (lat.) Servitutenklag­anspruch, Nießbrauchsklaganspruch, s. § 523 ABGB, s. Google

Lit.: Kaser §§ 28, 29

actio (F.) contraria (lat.) Gegenklaganspruch (bei unvollkommen zweiseitig verpflich­ten­den Verträgen beispielsweise Aufwandsersatzkla­gean­spruch des Entleihers, Verwahrers, Beauf­trag­ten oder Pfandgläubigers), s. Google

Lit.: Kaser § 38 IV 2

Actio (F.) de deiectis vel effusis (lat.), Klaganspruch wegen hinausgeworfener oder ausgegossener (Sachen), ist in dem römischen Recht der gegen den Inhaber von Räumen wegen eines durch Hinauswerfen oder Ausgießen von Sachen aus den Räumen entstandenen Schadens gerichtete, verschul­densunabhängige Scha­dens­ersatzanspruch ei­nes durch Hinauswerfen oder Ausgießen von Sachen Verletzten auf das Doppelte des Schadens (Quasidelikt, Erfolgshaftung?). S. Google

Lit.: Hoeck, J. van, Übersetzungsfragen im Bereich der actio de deiectis vel effusis als Popularklage, 2000

Actio (F.) de dolo (lat.), Klaganspruch wegen Arglist, ist in dem römischen Recht der auf Anregung des Gaius Aquilius Gallus in dem 1. Jahrhundert v. Chr. von dem Prätor bei Fehlen einer anderweitigen actio gewährte, binnen Jahresfrist geltend zu machende Klag­anspruch des durch einen Betrug Ge­schädigten gegen den Täter auf Ersatz des Schadens, der durch Wiedergutmachung abgewendet werden kann oder andernfalls Infamie nach sich zieht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 8, 83; Söllner § 9; Näf-Hofmann, M., Zur objektiven Ausweitung der actio de dolo im römischen und gemeinen Recht, 1962; Harke, J., Actio de dolo – Arglistklage im römischen Recht, 2020

Actio (F.) de in rem verso (lat.), Klage wegen des auf eine Sache Verwendeten, Klaganspruch wegen eingetretener Bereicherung, ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen einen Gewalthaber auf Herausgabe des Wertes, den ein Gewalt­unterworfener aus einem Ver­pflich­tungs­geschäft erlangt und zu einer Bereicherung des Vermögens des Gewalt­habers verwendet. Das nachklassische römi­sche Recht erweitert den Anwen­dungsbereich auf Geschäftsfüh­rung durch Freie, das gemeine Recht entwickelt die actio de in rem verso zu einem allgemeinen Bereiche­rungs­anspruch wegen nützlicher Verwendung. S. Google

Lit.: Kaser § 49; Söllner § 12; Chiusi, T., Die actio de in rem verso, 2001; Strauß, P., Die actio de in rem versoin Gegenüberstellungzum Verwendungsanspruch der §§ 1041ff. ABGB, 2011; Palma Arias, T., La Actio in rem verso en la jurisdicción contenciosa administrativa, 2019

actio (F.) de pauperie (lat.), Klaganspruch wegen Minderung durch Schaden seitens eines vierfüßigen Nutztiers, den der Ei­gen­tümer durch Herausgabe des Tieres ab­wenden kann, s. Google

Lit.: Kaser § 50 II 4

actio (F.) de peculio (lat.) Klaganspruch über das Sondergut eines Gewaltunterworfenen gegen den Gewalthaber wegen von dem Gewaltunterworfenen begründeter Geschäfts­verbindlichkeiten bis zu der Höhe des Wertes des Sonderguts in dem Verurteilungszeitpunkt, s. Google

Lit.: Kaser §§ 49 II, 83 II; Söllner § 12

Actio (F.) depositi (lat.), Klaganspruch aus Hinterlegung, ist in dem römischen Recht der Klaganspruch des Hinterlegers auf Rückgabe der hinterlegten Sache gegen den Verwahrer. S. Google

Lit.: Kaser §§ 39, 83; Walter, T., Die Funktionen der actio depositi, 2012

actio (F.) de recepto (lat.) Klaganspruch aus Garantieerklärung, s. Google

Lit.: Kaser § 46 III 3

actio (F.) de tigno iuncto (lat.) (schon in dem Zwölftafelgesetz enthaltener) Klaganspruch des römischen Rechtes über den bei einem Hausbau rechtswidrig verwendeten Balken oder später einen anderen Gegenstand eines anderen, den der Verwender nicht aus der mit seiner Hilfe geschaffenen Verbindung lostrennen, sondern nur mit dem doppelten Wert ersetzen muss, s. Google

Lit.: Kaser § 26 III 3; Köbler, DRG 25; Hinker, H., Tignum iunctum, ZRG RA 108 (1991), 41

actio (F.) empti (lat.) Kaufklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 51, 83 II; Söllner § 9

actio (F.) exercitoria (lat.) Klaganspruch gegen den Reeder für Geschäfte des Kapitäns bei dem Betrieb eines Schiffes, s. Google

Lit.: Kaser § 49 II 3; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280

Actio (F.) ex stipulatu (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch des Gläubigers gegen den Schuldner, der in der einseitig verpflicht­enden Stipulation eine unbestimmte Leistung versprochen hat. S. Google

Lit.: Kaser §§ 40, 83; Söllner §§ 9, 24

actio (F.) ex testamento (lat.) Klaganspruch aus Testament, s. Google

Lit.: Kaser §§ 32 II 4, 76 II

actio (F.) familiae erciscundae (lat.) Erbteilungsklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 65, 66, 73, 81; Söllner §§ 8, 9

actio (F.) fiduciae (lat.) Klaganspruch aus Sicherungsübereignung, s. Google

Lit.: Kaser §§ 24, 31, 38, 83; Söllner § 9

actio (F.) finium regundorum (lat.) Grenz­feststellungsklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser § 23

Actio (F.) furti non manifesti (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen den nicht handhaften Dieb auf das Doppelte des Wertes der entzogenen Sache, während die actio furti manifesti gegen den handhaften Dieb auf das Vierfache des Sachwerts gerichtet ist. S. Google

Lit.: Kaser § 83; Kaser, M., Die actio furti, ZRG RA 96 (1979), 89

actio (F.) honoraria (lat.) prätorischer Klag­anspruch, s. Google

Lit.: Kaser § 4 II 1

actio (F.) in factum (lat.) auf den Sachverhalt zugeschnittener Klaganspruch des Prätors bei Fehlen einer actio in dem Edikt und Anerkennung eines Rechtsschutzbedürfnisses (beispielsweise bei von der lex Aquilia nicht erfassten mittelbaren Schädigungen), s. Google

Lit.: Söllner § 15; Gröschler, P., Actiones in factum, 2002

actio (F.) iniuriarum (lat.) Schadensersatz­klaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 35, 83; Söllner § 8; Moosheimer, T., Die actio iniuriarum aestimatoria, 1998; Balthasar, S., Der Schutz der Privatsphäre im Zivilrecht, 2006

actio (F.) in personam (lat.) persönlicher Klaganspruch (wegen Forderungen aus einem Schuldverhältnis auf Leistung, wobei Ein­lassungszwang des Gegners besteht), s. Google

Lit.: Kaser § 4 I, II, 82 II; Söllner § 9

actio (F.) in rem (lat.) sachverfolgender Klaganspruch (zu der Durchsetzung von absoluten Rechten auf eine [ursprünglich in der Gerichtsstätte vorhandene] Sache ge­genüber einem sich in Widerspruch zu den Rechten des Klägers Setzenden, wobei kein Einlassungszwang des Gegners besteht), s. Google

Lit.: Kaser §§ 4, 83 II; Söllner § 9

Actio (F.) institoria (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen einen Unter­nehmer aus einer von seinem Angestellten ein­ge­gangenen Verbind­lichkeit. S. Google

Lit.: Kaser § 49; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280; Hamza, G., Bemerkungen zur actio ad exemplum institoriae im römischen Recht, (in) Seminarios Complutenses de derecho Romano, 25 (2012), 175

actio (F.) iudicati (lat.) Vollstreckungs­klag­anspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 32, 85

actio (F.) legis Aquiliae (lat.) Schadensersatzklaganspruch aus der (lat. [F.]) lex Aquilia, s. Google

Lit.: Kaser § 51; Söllner § 8; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958

actio (F.) locati (lat.) Klaganspruch des Ver­mieters, Verpächters und Werkunternehmers, s. Google

Lit.: Kaser §§ 42, 83 II

actio (F.) mandati (lat.) Klaganspruch aus Auftrag, s. Google

Lit.: Kaser §§ 56, 57, 83

actio (F.) mixta (lat.) gemischter Klag­anspruch (zugleich sachverfolgender Klaganspruch und pönaler Klaganspruch), s. Google

Actio (F.) negatoria (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch, mit dem der zivile Eigentümer sich dagegen wehren kann, dass ein anderer sich ein nicht bestehendes Recht zu der Einwirkung auf die Sache (beispielsweise Dienstbarkeit, Recht auf Immission) anmaßt. S. § 523 ABGB, Google

Lit.: Kaser § 27 II; Ogorek. R., Actio negatoria und industrielle Beeinträchtigung des Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 40; Thier, A., Zwischen actio negatoria und Aufopferungsanspruch, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 407; Kawasumi, Y., Von der römischen actio negatoria zum negatorischen Beseitigungsanspruch, 2001

actio (F.) negotiorum gestorum (lat.) Klaganspruch aus Geschäftsführung, s. Google

Lit.: Kaser §§ 38, 44, 56, 64, 83

actio (F.) noxalis (lat.) auf das Zwölftafelgesetz zurückgehender Schadensersatz­klaganspruch wegen Noxalhaftung des Ge­walt­habers (Noxalklaganspruch), s. Google

Lit.: Köbler, DRG 27

Actio (F.) nullitatis (lat.) ist der mittel­alter­liche Nichtigkeitsklaganspruch. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 117

actio (F.) operarum (lat.) Klaganspruch auf ver­sprochene Dienste, s. Google

Lit.: Kaser §§ 16 II, 39 II

Actio (F.) Pauliana (lat.) ist die unter Justinian (527-565) die (lat.) restitutio in integrum und das (lat.) interdictum frau­datorium aufnehmende Gläubigeranfech­tungs­­klage gegen den unentgeltlichen oder wis­sen­den Erwerber aus gläubigerbenach­teiligenden Rechtsgeschäften des Schuldners. S. Google

Lit.: Willems, C., Actio Pauliana und fraudulent conveyances, 2012

actio (F.) pigneraticia (lat.) Pfandklag­anspruch (in rem oder in personam, auf die Sache oder gegen eine Person), s. Google

Lit.: Kaser §§ 31, 39

actio (F.) poenalis (lat.) Strafklaganspruch, s. Google

actio (F.) popularis (lat.) Popularklagan­spruch, von jedermann aus dem Volk erhebbarer Klaganspruch (beispielsweise actio de de­iectis vel effusis), bei dem die Buße an den Kläger, die Gemeindekasse bzw. Staatskasse oder an beide fällt, s. Google

Lit.: Kaser § 50 I 1

actio (F.) praescriptis verbis (lat.) Klagan­spruch der (von dem Prätor in der Klaganspruchsformel genau) vorgeschrie­be­nen Worte (beispielsweise bei Innominatkontrakt); s. Google

Lit.: Kaser § 45 II; Kranjc, J., Die actio praescriptis verbis, ZRG RA 106 (1989), 434; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002

actio (F.) praetoria (lat.) prätorischer Klag­an­spruch, s. Google

Lit.: Kaser § 4 II

actio (F.) pro socio (lat.) Klaganspruch gegen den Gesellschafter, s. Google

Lit.: Kaser § 43 I

Actio (F.) Publiciana (lat.) ist in dem römischen Recht der wohl in dem letzten vorchristlichen Jahrhundert von dem Prätor geschaffene sachverfolgende Klag­anspruch des besseren Besitzers (beispielsweise Ersitzungsbesitzers, bo­nitarischen Eigentümers) gegen den schlech­teren Besitzer (also nicht gegen den zivilen Eigentümer) auf Herausgabe der Sache (vgl. § 1007 BGB, § 372 ABGB). S. Google

Lit.: Kaser §§ 27, 83; Söllner § 9; Apathy, P., Die publizianische Klage, 1981

actio (F.) quanti minoris (lat.) Minderungs­klaganspruch bei Mangel einer Kaufsache (binnen einem Jahr geltend zu machen), s. Google

Lit.: Kaser § 41 VI 4; Söllner § 9

Actio (F.) quod iussu (lat.) (Geheißklage) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen den durch Geheiß (lat. [N.] iussum, Ablativ iussu) zu Rechtsgeschäften ermächtigenden Hausvater bzw. Gewalthaber wegen des Geschäfts eines Haussohns bzw. Gewaltunterworfenen. S. Google

Lit.: Kaser §§ 49, 83; Schleppinghoff, A., Actio quod iussu, Diss. jur. Köln 1996

actio (F.) redhibitoria Wandelungsklag­an­spruch bei Mangel einer Kaufsache (binnen sechs Monaten geltend zu machen), s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 41; Söllner § 9

actio (F.) rei uxoriae (lat.) Klaganspruch auf Herausgabe des Heiratsguts der Ehefrau, s. Google

Lit.: Kaser §§ 33, 34, 36; Söllner §§ 9, 24; Söllner, A., Zur Vorgeschichte und Funktion der actio rei uxoriae, 1969

actio (F.) Serviana (lat.) Pfandklaganspruch des Pfandgläubigers (anfangs nur des Verpachtenden) auf Herausgabe der Pfandsache von jedem Besitzer, s. Google

Lit.: Kaser § 31 III

actio (F.) stricti iuris (lat.) Klaganspruch strengen Rechtes, strengrechtlicher Klaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 33 IV, 36 III, 37 I

actio (F.) tutelae (lat.) Klaganspruch gegen den Vormund, Klaganspruch aus Vormundschaft, s. Google

Lit.: Kaser §§ 62 IV 4, 83 II 3

actio (F.) utilis (lat.) (von dem Präter in dem Einzelfall) brauchbar (anwendbar) gemachter allgemeiner Klaganspruch (beispielsweise Anwendbarmachung der actio legis Aquiliae des Eigentümers auf andere dinglich Berechtigte oder auf den Hausvater eines verletzten Hauskinds), s. Google

Lit.: Kaser § 55 II 3; Stolmar, R., Die Genesis der actio utilis, 1988; Stolmar, R., Die formula der actio utilis, 1992

actio (F.) venditi (lat.) Kaufpreisklag­anspruch des Verkäufers, s. Google

Lit.: Kaser §§ 41 III 2, 83 II 3

actus, āctus (1), lat., M., Sich-Bewegen, Bewegung, Treiben, Akt, Abschnitt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. agere, Trift, →Dienstbarkeit bzw. Servitut, Handlung, s. Google

actus (M.) iuridicus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) →Rechtsgeschäft, s. Google

Lit.: Köbler, DRG 164

actus (M.) legitimus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) bedingungsfeindliches Rechtsgeschäft, s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 41

ad, ar, lat., Präp., zu, bei, an, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, s. latein_a_z.docx, s. Google

addere, adduere, lat., V., beitun, beigeben, hinzufügen, beibringen, einflößen, XII tab. (um 450 v. Chr.); E.: s. ad, dare, s. latein_a_z.docx, s. Google

additio, lat., F., Hinzufügen, Beisetzen, Varro (116-27 v. Chr.), s. addere, s. latein_a_z.docx, s. Google

Additio (F.) sapientium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die innerhalb der →Lex Frisionum überlieferte Niederschrift über Rechtsmitteilungen zweier weiser Männer namens Wlemarus und Saxmundus. S. Google

Lit.: Heck, P., Die Entstehung der Lex Frisionum, 1927; Siems, H., Studien zur Lex Frisionum, 1980

Adel 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und. ab dem Althochdeutschen ohne Zeitangabe [AhdGl. I 231, 12] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische wohl erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, s. Google) ist die Gesamtheit der erblich bevor­rechtigten Familien einer Gesellschaft. Derar­tige Erscheinungen treten örtlich in ver­schiedenen Kulturen auf. Sie sind zeitlich Wand­lungen unterwor­fen. Die Herkunft des mit­telalterlichen deutschen Adels ist un­geklärt. Neben wirtschaftlichen Gesichts­punkten (ererbter Boden?) spielt wohl auch die Herrschaft über Menschen eine Rolle. Nicht sicher feststellbar ist die Bedeutung charismatischer Elemente (Heil, Behaup­tung göttlicher Abkunft). Die germani­schen (lat. [M.Pl.]) principes (Ersten, Anführer) lassen sich nicht als Adel sichern. Das salfränkische Volksrecht (507-511?) kennt noch keine rechtliche Aussonderung erblich bevorrechtigter Familien, doch ist es nicht ausgeschlossen, dass der aus der spät­römischen Reichsbeamtenschaft her­vor­­ge­­gangene römische Senatorenadel vergleich­bare fränkische Strukturen als Gegenstück findet. Mit den fränkischen Königen steigen viele ihrer Anhänger über die Zuteilung von wichtigen Aufgaben auf. Infolge von Heirats­ver­bindungen und militärischen Erfolgen ent­wickelt sich ein engerer Kreis bedeutender Familien, denen zunehmend die höchsten Ämter des fränkischen Reiches vorbehalten werden (Reichsadel). Weil ihre Lehen seit dem Ende des 9. Jahrhunderts erblich werden, festigt sich ihre örtliche Bindung zu bestimmten Gebieten. Diese oberste Schicht des bereits in den karolingischen Volksrechten durch ein beson­deres →Wergeld sowie ansonsten durch →Ebenburt (Ebenbürtigkeit) und spä­ter →Pairsgericht gekennzeichneten Adels wird seit dem Hochmittelalter zu den →Landesherren bzw. →Reichsfürsten. Demgegenüber tritt der vielfach der Unfreiheit entstammende, durch Herren­dienst entstandene →niedere Adel in den Dienst der Landesherren ein. Vielleicht ist seit dem 14. Jahrhundert die Ausbildung des eigentlichen Adels (geborenen Adels) in dem Wesentlichen abgeschlossen, wobei zu dem Altadel oder Uradel alle Familien zählen, deren Geschlecht nachweislich spätestens um 1400 dem ritterbürtigen geborenen Adel angehört. Seit 1346 kann (dementsprechend) der Adel (von dem König) durch Urkunde an Bürger verliehen werden (Briefadel, gekorener Adel). Mit dem Absolutismus wird die politische Bedeutung des Adels in dem Land beschnitten. Durch Säkularisation, Me­diatisierung, Be­seitigung der Grundherrschaft und Ein­führung des 1789 in Frankreich revo­lutionär verwirklichten Gleichheits­grund­satzes wird der rechtliche Vorrang des Adels (in dem deutschen Gebiet) in der jüngeren Neuzeit (bis 1918) beseitigt (Österreich 3. 4. 1919 Gesetz über die Auf­he­bung des Adels, eigene Führung eines Adelstitels verwaltungs­strafbar). Mit der Bo­denreform in der sowjetischen Besatzungs­zone (1945-1949) werden den Eigentümern umfangreicheren Grundvermögens dort die wirtschaft­lichen Grundlagen des Großgrundeigentums entzogen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 78, 87, 98, 111, 120, 132, 135, 149, 206, 225; Guilhiermoz, P., Essai sur l’origine de la noblesse en France, 1902; Wittich, W., Altfreiheit und Dienstbarkeit des Uradels in Niedersachsen, Vjschr. für Sozial- und Wirtschafts­geschichte 1906; Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche, 1910; Mayer, E., Der germanische Uradel, ZRG GA 32 (1911), 1; Mayer, E., Zur Lehre vom germanischen Uradel, ZRG GA 37 (1916), 93; Ernst, V., Die Entstehung des niederen Adels, 1916; Lintzel, M., Die Stände der deutschen Volksrechte, 1933; Dungern, O. v., Adelsherrschaft im Mittelalter, 1927, Neudruck 1967; Otto, E., Adel und Freiheit, 1937; Stutz, U., Zum Ursprung und Wesen des niederen Adels, 1937; Bader, K., Zur Lage und Haltung des schwäbischen Adels am Ende des alten Reiches, Zs. f. württ. LG. 5 (1941), 335; Tellenbach, G., Vom karolingischen Reichsadel zum deutschen Reichsfürstenstand, 1943; Hiesel, R., Die staats­rechtliche und soziologische Stellung des Stadtadels, 1952; Sprandel, R., Der merovingische Adel, 1957; Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau, 1960; Deutscher Adel 1430-1555, hg. v. Rößler, H., 1965; Deutscher Adel 1555-1740, hg. v. Rößler, H., 1965; Störmer, W., Früher Adel, 1973; La noblesse, hg. v. Contamine, P., 1976; Fleckenstein, J., Die Entstehung des niederen Adels und das Rittertum, 1977; Sablonier, R., Adel im Wandel, 1979; Lemmel, H., Die genetische Kontinuität des mittelalterlichen Adels, 1980; Werner, M., Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger, 1982; Barbero, A., L’aristocrazia, 1987; Europäischer Adel 1750-1950, hg. v. Wehler, H. u. a., 1990; Althoff, G., Verwandte, Freunde und Getreue, 1990; Ritter­orden und Adels­gesellschaft im spätmittel­alterlichen Deutschland, hg. v. Kruse, H. u. a., 1991; Hoyningen-Huene, I. Frfr. v., Adel in der Weimarer Republik, 1992; Adel in der frühen Neuzeit, hg. v. Endres, W., 1993; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993, 2. A. 2015; Ranft, A., Adelsgesellschaften, 1994; Fehrenbach, E., Adel und Bürgertum im deutschen Vormärz, HZ-258 (1994), 1; Jackman, D., Das Eherecht und der frühdeutsche Adel, ZRG GA 112 (1995), 158; Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Rösener, W., 1995; The European Nobilities in the Seventeenth and Eighteenth Centuries, Bd. 2 1995, 2. A. 2007; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Contamine, P., La noblesse au royaume de France, 1997; Nobilitas, hg. v. Oexle, G. u. a., 1997; Dumoulin, K., Die Adelsbezeichnung im deutschen und ausländischen Recht, 1997; Rösener, W., Adelsherrschaft als kultur­historisches Phänomen, (in) HZ 268 (1998), 1; Werner, K., Naissance de la noblesse, 1998; Peters, U., Dynastiegeschichte und Verwandtschaftsbilder, 1999; Reif, H., Adel im 19. und 20. Jahrhundert, 1999; Baudisch, S., Lokaler Adel in Nordwestsachsen, 1999; Binder-Krieglstein, R., Österreichisches Adelsrecht 1868-1918/19, 2000; Nobles and Nobility in Medieval Europe, hg. v. Duggan, A., 2000; La noblesse dans les territoires angevins, hg. v. Coulet, N. u. a., 2000; Conze, E., Vom deutschen Adel – Die Grafen von Bernstorff im zwanzigsten Jahrhundert, 2000; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Der europäische Adel im Ancien Régime, hg. v. Asch, R., 2001; Schmilewski, U., Der schlesische Adel, 2001; Janse, A., Ridderschap in Holland, 2001; Zwischen Nicht-Adel und Adel, hg. v. Andermann, K. u. a., 2001; Mauerer, E., Südwest­deutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001; Pečar, A., Die Ökonomie der Ehre. Der höfische Adel am Kaiserhof Karls VI. (1711-1740), 2003; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003; Malinowski, S., Vom König zum Führer, 2003; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel, 2004; Adel und Moderne, hg. v. Conze, E./Wienfort, M., 2004; Schneider, J., Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, 2003; Theilemann, W., Adel im grünen Rock, 2004; Funck, J., Feudales Kriegertum und militärische Professionalität, 2004; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005; Crouch, D., The Birth of Nobility, 2005; Kleines Lexikon des Adels, hg. v. Conze, E., 2005; Dendorfer, J., Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2005; Barth, T., Adelige Lebens­wege im alten Reich, 2005; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1; Hoch­mit­telalterliche Adels­familien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Hengerer, M. u. a., 2006; Ruppel, S., Verbündete Rivalen, 2006; Matzerath, J., Adelsprobe an der Moderne – sächsischer Adel 1763 bis 1866, 2006; Adel in Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2007; Votypka, V., Böhmischer Adel, 2007; Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten, hg. v. Haus der Geschichte u. a., 2007; Adel in Bayern, hg. v. Haus der bayerischen Geschichte, 2008; Sikora, M., Der Adel in der frühen Neuzeit, 2009; Adel im „langen“ 18. Jahrhundert, hg. v. Haug-Moritz, G. u. a., 2009; Adel in Schlesien, hg. v. Harasimowicz, J. u. a., 2010; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Risch, H., Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010; Adel verbindet, hg. v. Van Driel, M. u. a., 2010; Adel und Bauern in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. Fey, C. u. a., 2012; Groß, O., Die Debatten über den Adel im Spiegel der Grund­rechtsberatungen in den deutschen Parlamenten 1848/1849, 2013; Adel in Südwestdeutschland und Böhmen 1450-1850, hg. v. Asch, R. u. a., 2013; Lyon, J., Princely Brothers and Sisters, 2013; Ansitz – Freihaus – corte franca, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2013; Adelsbilder von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Scholz, P. u. a., 2013; Weckenbrock, O., Adel auf dem Prüfstand, 2014; Demel, W./Schraut, S.; Der deutsche Adel, 2014; Adel, Recht und Gericht im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Baumann, A., 2014; Gothaisches Genealogisches Handbuch, Fürstliche Häuser, Bd. 1, bearb. v. Fink von Finkenstein, G. u. a., 2015; Raasch, M., Der Adel auf dem Feld der Politik, 2015 (Zentrumspartei); Seelig, M., Alltagsadel – Der ehemalige ostelbische Adel, 2015; Singer, J., Arme adelige Frauen im deutschen Kaiserreich, 2016; Wunder, D., Der Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, 2016; Europäischer Adel als Unternehmer, hg. v. Rasch, M. u. a., 2017; Begass, C., Armer Adel in Preußen 1770-1830, 2020

Adelberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (Prämonstratenserstift)

Lit.: Albus-Kötz, S., Von Krautgärten, Äckern, Gülten und Hühnern, 2014

adiecticius, adiectīcius, lat., Adj., noch hinzugefügt, Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adicere; s. latein_a_z.docx, s. Google, adjektizisch

Ädil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht zunächst einer der beiden Vorsteher des plebejischen Sonderheiligtums (lat. [F.] aedes [sacra], heiliges [Haus] bzw. Tempel), die auch die Aufsicht über die dort stattfindenden Märkte haben. In dem Jahre 367 v. Chr. wird diesen beiden Ädilen die allgemeine Polizeigewalt übertragen. Ihnen werden zwei weitere Ädile hinzugefügt, die abwechselnd aus Patriziern und Plebejern gewählt werden sollen. Sie erhalten die Marktgerichtsbarkeit, in deren Rahmen sie ein eigenes Edikt aufstellen. Außer in Rom gibt es Ädile später auch in anderen Gemeinden. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 8, 15; Söllner §§ 6, 8; Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Daguet-Fagey, A., Splendor aedilitatum, 2015; Becker, M., „Suntoque aediles curatores urbis …“ – Die Entwicklung der stadtrömischen Aedilität in republikanischer Zeit, 2017

adire, adīre, lat., V., „gehen zu“, an jemanden herankommen, herangehen, sich nähern, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, īre, s. Google

aditio, lat., F., Hinzugehen, Hingehen, Antreten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adīre

adiudicare, adiūdicāre, lat., V., zuerkennen, zusprechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, iūdicāre, s. Google

adiudicatio, adiūdicātio, lat., F.: nhd. Zuerkennung, Inschr. s. latein_a_z.docx, s. adiūdicāre, s. Google

adjektizisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., hinzukommend, erstreckend) beispielsweise in dem römischen Recht Klagansprüche gegen den Gewalthaber auf Grund von Geschäften Gewaltunterworfener (beispielsweise actio de in rem verso, actio de peculio, actio quod iussu, actio tributoria) oder gegen den Geschäftsherrn auf Grund von Geschäften von Geschäftsführern (beispielsweise actio institutoria, actio exercitoria), die keine selbständigen Verbindlichkeiten be­grün­den, sondern die Ver­bindlichkeiten des Schuldners (Gewaltun­terworfenen, Geschäfts­führers) nur auf einen anderen (beispielsweise Gewalthaber, Geschäftsherrn) erstrecken

Adler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1338 [Böhmer-Ficker 528] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Althochdeutsche und in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vogel, der (in Europa) als König der Vögel bereits in dem Altertum als Begleitzeichen des höchsten Gottes (Zeus, Jupiter) erscheint und bald als Zeichen der römischen Weltherr­schaft verwendet wird. Diese Symbolik übernimmt anscheinend bei den Franken König Karl (der Große). Unter Friedrich I. Barbarossa wird der goldene Adler auf farblosem Grund zu dem Reichs­wappen, das in dem 13. Jahrhundert schwarz auf goldenem Grund gestaltet wird. An dem Ende des 12. Jahrhunderts tritt der ebenfalls schon antike Doppeladler in Siegeln von Reichsstädten neben den einfachen Adler. Um 1230 geben die Reichs­fürsten den bis dahin wegen ihrer königlichen Lehen geführten Adler fast durchweg auf. Unter Kaiser Sigismund wird 1433 der schwarze Doppeladler in dem goldenen Feld Reichswappen, neben dem der König bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) den einfachen Adler führt. 1848 erklärt die Bundesversammlung den Doppeladler zu dem Wappen des geplanten Deutschen Reiches, 1871 das (zweite) Deutsche Reich den einköpfigen schwarzen Adler in Gold mit aufgelegtem preu­ßischem Adlerschild, 1919 den einköpfigen schwarzen Adler in Gold, der 1950 von der Bundesrepublik Deutschland über­nommen wird. Österreich verwendet 1804 den Doppel­adler als Reichswappen, versieht ihn aber mit je einer Krone und führt 1919 den ein­köpfigen schwarzen Adler mit Hammer und Sichel in den Fängen ein, der von 1934 bis 1945 durch einen Doppeladler ersetzt, 1945 aber mit einer zusätzlichen gesprengten Eisenkette wiederaufgenommen wird. Preu­ßen führt seit 1320 zusätzlich den kaiserlichen Adler, der 1525 als schwarzer Adler in Silber ge­staltet und mit einer goldenen Krone um den Hals und einem silbernen S(igismund) auf der Brust versehen wird. 1701 wird der gekrönte schwarze Adler in Silber Wappen des König­reichs.

Lit.: Gritzner, E., Symbole und Wappen des alten deutschen Reiches, 1902; Korn, H., Adler und Doppeladler, Diss. phil. Göttingen 1969, Neudruck 1976; Hattenhauer, H., Deutsche Nationalsymbole, 1984; Hattenhauer, H., Geschichte der deutschen Nationalsymbole, 2. A. 1990; Hattenhauer, H., Deutsche Nationalsymbole, 3. A. 1998; Reichel, P., Schwarz Rot Gold, 2005

admallare, admallāre, mlat.?, V.: nhd. vor Gericht rufen; Q.: Lex Sal., PLSal (507-511 n. Chr.?); E.: s. mallus (2)

admallatio (mlat.?, [F.]) Ladung

administrare, administrāre, lat., V., Handreichung tun, hilfreich zur Hand gehen, hilfreich beistehen, darreichen, handhaben, leiten, besorgen, verwalten; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, ministrāre

administratio, administrātio (lat., [F.]) Handreichung, Dienstleistung, Hilfe, Hilfeleistung, Verwaltung, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, administrāre

Lit.: Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 42; Busch, J., Vom Amtswalten zum Königsdienst, 2007

administrativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1807 – als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verwaltungsmäßig, Verwaltung betreffend, behördlich

Administrativjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) durch die Verwaltung wahrgenommene Gerichtsbarkeit in Verwaltungsangelegenheiten (in dem 19. Jahrhundert)

Lit.: Pahlow, L., Administrativjustiz versus Justizstaat, (in) ZNR 2000, 11

administrativus, administrātīvus, lat., Adj., praktisch, hilfreich, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. administrāre

administrator, administrātor, lat., M., Verwalter, Leiter (M.), Statthalter; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. administrāre

Administrator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1371 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 2. Hälfte 14. Jahrhundert in EDEL - und nicht – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aberin Google belegt sowie in den Bestandteilen über administrātor, lat, M., Verwalter, Leiter (M.), Statthalter, Amtsverweser, Beamter, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich beispielsweise seit dem Ende des 13. Jahrhunderts der Verwalter eines Bistums.

Lit.: Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 43

admonitio, lat., F., Mahnen, Erinnerung, Ermahnung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. admonēre; (beispielsweise ungewöhnlich gut bezeugtes Kapitular [lat., F.] admonitio generalis (allgemeine Ermahnung) von dem 23. 3. 789 mit 80 bzw. 82 Kapiteln, Eigenbenennung legationis edictum und carta)

Lit.: Buck, T., Admonitio und Praedicatio, 1997; Die Admonitio generalis Karls des Großen, hg. v. Mordek, H. u. a., 2012

Admont (Benediktinerstift in der Steiermark, gegründet 1074) Engelbert (Poetsch bzw. Pötsch) von Admont (Steiermark um 1250-Admont 16.? 5. 1331), s. Google

adoptare, adoptāre, lat., V.: nhd. ausersehen (V.), hinzuerwählen, annehmen, an Kindes Statt annehmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, optāre

adoptio, lat., F.: nhd. Annahme an Kindes Statt, Adoption, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adoptāre →Adoption

Adoption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1511 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL - und nicht – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über adoptio, lat., F., Annahme an Kindes Statt, Adoption, Cic. [81-43 v. Chr.], mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Annahme eines Menschen als Kind unabhängig von der tatsächlichen oder genetischen Verwandtschaft. Das römische Recht kennt in diesem Zusammenhang neben der (lat. [F.]) adrogatio eines Menschen sui iuris und verschiedenen testamentarischen Geschäften in Anknüpfung an die Zwölftafelgesetzge­bung die (lat. [F.]) adoptio eines Menschen alieni iuris, bei der ein Vater seinen Sohn dreimal (bzw. eine Tochter oder einen Enkel einmal) dem künftigen Adoptivvater zu treuen Händen durch →Manzipation (lat. [F.] →mancipatio) überträgt, dieser ihn dreimal (bzw. einmal) freilässt, der Adoptierende vor dem Gerichtsmagistrat behauptet, dass das Kind das seine sei, der Vater nicht widerspricht und der Magistrat den Menschen dem Adoptivvater zuteilt. In dem frühmittel­alterlichen Recht wird mit ähnlicher Ziel­setzung die →Affatomie bzw. das Speergedinge vorgenommen. Zu Beginn der Neuzeit wird die römischrechtliche Adoption in einge­schränkter Form an einzelnen Stellen aufgenommen (Freiburg im Breisgau 1520) und findet erst danach allgemein (entweder als adoptio plena d. h. volle Verwandtschaft oder als adoptio minus plena Erbberechtigung des Adoptierten nach dem Adoptierenden) Eingang in die ver­nunftrechtlichen Kodifikationen (CMBC 1756 I, 4, § 5; I, 5 § 12, ABGB 1811 §§ 181ff., Code civil Art. 343ff., Bad LR Art. 343ff.). Wie schon in dem römischen Recht, so sollte auch in dem Allgemeinen Landrecht (II 2 §§ 666ff. Preußens die Adoption vor allem Kinderlosen einen Erben verschaffen. In Deutschland wird sie 1896/1900 in das Bürgerliche Gesetzbuch übernommen und 1976 neu gefasst, in Großbritannien 1926 eingeführt. Sie dient zunehmend der Kinderfürsorge und der Befriedigung ideeller Wünsche.

Lit.: Kaser § 60; Söllner §§ 8, 25; Hübner; Köbler, DRG 21, 268; Pappenheim, M., Über künstliche Ver­wandtschaft im germanischen Rechte, ZRG GA 29 (1908), 304; Pitzorno, B., L’adozione privata, 1914; Eich­mann, E., Die Adoption des deutschen Königs durch den Papst, ZRG GA 37 (1916), 291; Kuhn, H., Phi­lologisches zur Adoption bei den Germanen, ZRG GA 56 (1947), 1; Wackernagel, W., Die rechtliche Stellung der Nachkommen des Adoptivkindes, Diss. jur. Basel 1953; Diederichsen, U., Wandlungen des Adop­tionsrechts, StAZ 1977, 301; Coing, H., Euro­päisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik zur Reform des Nicht­ehelichen-, des Adoptions- und des Ehe­scheidungs­rechts, 1986; Haibach, U., Familienrecht in der Rechts­sprache, 1991; Jussen, B., Patenschaft und Adoption, 1991; Knütel, R., Zur Adoption im römischen Recht, (in) Familienrecht in Geschichte und Gegenwart, 1992, 3; Schoenenberger, M., Histoire du droit de l’adoption, (Diss. jur. Freiburg i. Ü.) 1995; Sturm, F., Die Auf­nahme der Adoption in den Code civil, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 1305ff.; L’adoption dans le droit savant, hg. v. Roumy, F. u. a., 1998; Neukirchen, C. Die rechtshistorische Entwicklung der Adop­tion, 2004; Kurtz, D., Das Institut der Adoption im preußischen Allgemeinen Landrecht und im franzö­sischen Code civil, 2006; Wesener, G., Adoptio, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 699; Schott, C., Kindesannahme - Adoption - Wahlkindschaft, 2009; Warnecke, M., Zwangs-Adoptionen in der DDR, 2009

advocare, advocāre, arvocāre, lat., V.: nhd. herbeirufen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, vocāre

advocatio, advocatio, advocātio, lat., F., Herbeirufen, Berufen, Berufung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. advocāre, advocatus

advocatus, advocātus, lat., M., Herbeigerufener, Rechtsvertreter, Rechtsbeistand, Advokat, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. advocāre, →Advokat, (mlat.) →Vogt

Advokat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Gegenadvokat, Kammeradvokat, Schadvokat?, Winkeladvokat, Zauberadvokat – nicht und in DW2 1392 - als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google  belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] advocatus) ist sachlich seit dem 5. Jahrhundert in der christlichen Kirche ein Funktionsträger. In dem 8. Jahrhundert schreibt die Kirche die Zuziehung solcher (lat.) advocati (M.Pl.) in weltlichen Streitigkeiten der Geistlichen vor. Bis 1340 wird ihr Aufgabenkreis durch päpstliche Dekrete näher bestimmt. Um 1340 bzw. an dem Ende des 14. Jahrhunderts (1392) findet das Wort als Fremdwort Eingang in das Deutsche. In dem Prozess verfasst der Advokat als Bera­ter und Vertreter einer Partei Klageschriften und andere Stellungnahmen und trägt sie in seinem Plädoyer vor Gericht mündlich vor. Mit der Rezeption übernimmt zeitweise (KGO 1421, RKGO 1495) der →Prokurator den Vortrag vor Gericht. In Preußen wird 1793 kurzfristig die Advokatur abgeschafft. 1877/1879 wird der Ausdruck Advokat durch die Reichsjustizgesetze in dem Deutschen Reich durch →Rechtsanwalt ersetzt.

Lit.: Söllner §§ 9, 11; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 56, 86, 117, 153; Fournier, P., Les officialités au Moyen Age, 1880; Hogan, J., Judicial Advocates and Procurators, 1941; Hermesdorf, B., Licht en schaduw in de advocatuur der Lage Landen, 1951; Gänßlen, G., Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten der Reichsstadt Ulm, 1966; Grahl, C., Die Abschaffung der Advokatur, 1993; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Scherner, K., Advokaten, Revolutionäre, Anwälte, 1997; Neschwara, C., Die Entwicklung der Advokatur in Cisleithanien, ZRG GA 115 (1998), 441; Officium advocati, hg. v. Mayali, L., 2000; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006; 200 jaar orde van Advocaten te Antwerpen, hg. v. Bogaerts, P. u. a., 2012

aedes, aedēs, aedis, lat., F., Gemach, Zimmer, häuslicher Herd, Gotteshaus, Tempel, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx

aedilis, aedīlis, aidilis, lat., M., Ädil, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aedēs, →Ädil

Aegyptus, lat., M., Ägypter (M. Sg.), Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, Lw. gr. Αἴγυπτος (Aígyptos), s. gr. Αἴγυπτος (Aígyptos), M.=ON, Ägypten, aus dem Ägyptischen, abgeleitet von dem Gott Ptah

AEIOU ist die von dem der Buchstabenmagie zugetanen Kaiser Friedrich III. (1440-1493) von Habsburg schon seit 1437 verwendete Zeichenfolge, deren vielfältige lateinische und deutsche Erklärungen (beispielsweise [lat.] Austriae est imperare orbi universo, Alles Erdreich ist Österreich untertan, [lat.] Austria est inter omnes universa, Österreich ist unter allen das vielseitigste) erst später erscheinen.

aequitas, aequitās, lat., F.: nhd. Gleichheit, ebene Beschaffenheit, Gleichmaß, Ebenmaß, Gleichmut, Zufriedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aequus; Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Lit.: Rühl, P., Das aequitatis iudicium im fränkischen Königsgericht, ZRG GA 20 (1899), 207; Kirn, P., Aequitatis iudicium, ZRG GA 52 (1932), 53; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, 2009

Aequitas (F.) canonica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die aus den Umständen des Einzelfalls eine Abweichung von dem geltenden Recht begründende kano­nische Billigkeit. Auf Grund antiker Vorläufer (griech. epicheia, lat. supraiustitia) und kir­chenrechtlicher Sammlungen des 10. und 11. Jahrhunderts wird sie von Gratian (1140) verwendet. Ziel ist die praktische Verwirk­lichung des Ge­rech­tig­keits­ideals. Hauptsäch­lich dient die a. c. der Auslegung und Er­gänzung rechtlicher Regeln.

Lit.: Wohlhaupter, E., Aequitas canonica, 1931; Maitland, F., Equity, 1936; Hering, C., Die aequitas bei Gratian, (in) Studia Gratiana Bd. 2 1954, 96; Horn, N., Aequitas in den Lehren des Baldus, 1968; Caroni, P., „Aequitas“ romana, „misericordia“ patristica ed „epicheia“ aristotelica nella dottrina dell’ „aequitas canonica“, 1971; Equity in the World’s Legal Systems, hg. v. Newman, A., 1973; Maifeld, J., Die aequitas bei L. Neratius Priscus, 1991; Landau, P., Der Einfluss des kanonischen Rechtes, (in) Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, hg. v. Schulze, R., 1991, 39; Wesener, G., Aequitas naturalis, (in) Der Gerechtig­keits­anspruch des Rechts, 1996, 82

aequivalens, aequivalēns, mlat., M., entsprechender Wert, Ersatz, Äquivalent, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google bezeugt; vgl. lat. aequivalēre, V., gleichwertig sein (V.), an Bedeutung entsprechen; lat. aequus, Adj., gleich, eben, flach, glatt; Etymologie unklar, vielleicht von einem idg. *āi kᵘ̯e, Adj., in der Lage befindlich, gleich?, s. Walde/Hofmann 1, 17; lat. valēre, V., bei Kräften sein (V.), kräftig sein (V.), stark sein (V.), Kraft haben, vermögen, gelten; idg. *u̯al-, V., stark sein, Pokorny 1111 (1936/12) (RB. idg. aus ital., kelt., germ., balt., slaw., toch.) →Äquivalent

aequus (1), aecus, aiquus, lat., Adj., gleich, eben, gerade (Adj.) (2), waagrecht, horizontal, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, Etymologie unklar, vielleicht von einem idg. *āi kᵘ̯e, Adj., in der Lage befindlich, gleich?) eben, gleich, billig, ge­recht

aerarium, aerārium, lat., N., Schatzkammer, Staatskasse, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, s. aes

aes, lat., N., Erz, Kupfer, Bronze; Q.: XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ai̯os-, *ai̯es-, *hai̯es-, Sb., Metall, Kupfer, Bronze, Pokorny 15; vgl. idg. *ā̆i- (4), *hai-, *hai-, V., brennen, leuchten, Pokorny 11, latein_a_z.docx, Google

aestimare, aestimāre, aestumāre, ēstimāre, lat., V., abschätzen, anschlagen, beurteilen; s. latein_a_z.docx, s. idg. *aistemos, M., der das Erz zerschneidet; vgl. idg. *ai̯os-, *ai̯es-, *hai̯es-, Sb., Metall, Kupfer, Bronze, Pokorny 15; idg. *ā̆i- (4), *hai-, *hai-, V., brennen, leuchten

aestimatum, aestimātum (lat.? [N.]) Trödelvertrag, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google

Affatomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, [F.] „Indenschoßsetzung“) ist das förmliche Verfahren des altfränkischen Rechtes (fränkische Volksrechte, Kapi­tu­larien, Formeln) des Frühmittelalters, durch das Güter eines kinderlosen Erblassers in drei zeitlich ge­trennten Handlungen in dem Ding, in dem Haus des Verfügenden und in dem Königsding Dritten zugewendet werden können.

Lit.: Hübner; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, Tit. 46, §§ 1-6, Tit. 105, § 1; Schmidt, R., Die Affatomie der lex Salica, 1891; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 162; Schmidt-Recla, A., Mancipatio familiae und Affatomie, (in) Leges – Gentes – Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006, 461; Brückner, T., Lehnsauftragung, 2011

affectio, lat., F., Einwirkung, Eindruck, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, s. afficere

Affektion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1533 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuneigung, Liebhaberei

Affektionsinteresse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache– als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1533) Liebhaberwert

Lit.: Kindler, M., Vom Ursprung des Affektionsinteresses im römischen Recht und seiner Rezeption, 2012

afficere, adficere, lat., V., hinzutun, in Verbindung bringen, einwirken, Eindruck machen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, facere

Afghane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt (M.), Bewohner Afghanistans, etymologisch nicht erklärt

Afghanistan (N.) Land der Afghanen

Lit.: Grötzbach, E., Kulturgeographischer Wandel in Nordost-Afghanistan seit dem 19. Jahrhundert, 1972; Buske, R., Kunduz. Ein Erlebnisbericht, 2015; Bellew, H. An Inquiry into the Ethnography of Afghanistan, 2021

Africa, Άfrica, lat., F., Afrika, Varro (116-27 v. Chr.), Herkunft ungeklärt, s. latein_a_z.docx, s. Google

Άfricanus (Sextus Caecilius Africanus) ist der als Schüler des →Julian bekannte hochklassische römische Rechtskundige des 2. Jahrhunderts n. Chr. († 175?), von dem Epistulae (Briefe) und Quae­stiones (Untersuchungen) bezeugt sind (insgesamt 35 Spalten in Otto Lenels Palingenesie).

Lit.: Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Africani quaestiones. Studien zur Geschichte und Dogmatik des Privatrechts, hg. v. Harke, J., 2011

Afrika (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., Land der Punier?, Herkunft ungeklärt?) ist der zweitgrößte, südlich Europas gelegene Kontinent, dessen günstige klimatische Gegebenheiten die Entwicklung des modernen Menschen ermöglichen, dessen Nordrand schon dem römischen Reich an­gehört, dessen südliche Teile aber erst mit dem Beginn der Neuzeit in das europäische Gesichtsfeld treten und dann als Kolonien durch Portugal, England, Frankreich, Belgien und Deutschland in Besitz genommen werden, bis sie sich spätestens nach der Mitte des 20. Jahrhunderts zu verhältnismäßig selbständigen Staaten befreien können.

Lit.: Davidson, B., Old Africa rediscovered, 1959; Davidson, B., Urzeit und Geschichte Afrikas, 1961; Strauch, H., Afrikas Weg zur Einheit, Diss. jur. Zürich (um 1965); Zimmermann, R., Der Einfluss Pothiers auf das römisch-holländische Recht in Südafrika, ZRG GA 102 (1985), 168; Davidson, B., The Black Man’s Burden, 1992; Iliffe, J., Geschichte Afrikas, 2. A. 2003; Harding, L., Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert, 1999, 2. A. 2010; Hazdra, P., Afri­kanisches Gewohnheitsrecht, 1999; Wesseling, H., Teile und herrsche, 1999; Afrika, hg. v. Grau, I. u. a., 2000; Das Afrika-Lexikon, hg. v. Mabe, J., 2001; Ansprenger, F., Geschichte Afrikas, 2002; Fage, J./Oliver, R., Kurze Geschichte Afrikas, 2002; Giliomee, H., The Afrikaners, 2003; Kleines Afrika-Lexikon, hg. v. Hofmeier, R. u. a., 2004; Marx, C., Geschichte Afrikas, 2004; Guérivière, J. de la, Die Entdeckung Afrikas, 2004; Koloniale und postkoloniale Konstruktionen von Afrika und Menschen afrikanischer Herkunft in der deutschen Alltagskultur, hg. v. Bechhaus-Gerst, M. u. a., 2006; Schuerkens, U., Geschichte Afrikas, 2009; Schicho, W., Geschichte Afrikas, 2010; Harding, L., Das Königreich Benin, 2010; Weckner, F., Strafrecht und Strafrechtspflege für Afrikaner und ihnen gleichgestellte Farbige in Deutsch-Ostafrika, 2010; The Cambridge History of South Africa, Bd. 1f., hg. v. Hamilton, C. u. a., 2010f.; Wallace, M., History of Namibia, 2011; Thornton, J., A Cultural History of the Atlantic World 1250-1820, 2012; 50 Jahre Unabhängigkeit in Afrika, hg. v. Bierschenk, T. u. a., 2012; Brett, M., Approaching African History, 2013; Marx, C., Südafrika, 2012; Stamm, V., Schriftquellen zur westafrikanischen Geschichte, (in) HZ 298 (2013), 326 (sehr umfangreich, aber nur teilweise aufgefunden und kaum erschlossen); Brauner, C., Kompanien, Könige und cabocers – interkulturelle Diplomatie an Gold- und Sklavenküste im 17. und 18. Jahrhundert, 2015; Van der Linden, M., The acquisition of Africa (1870-1914), 2016; Jones, A., Afrika bis 1850, 2016; Kwame Nkrumah 1909-1972, hg. v. Lundt, B. u. a., 2016; Marx, C., Mugabe – ein afrikanischer Tyrann, 2017; Stamm, V., Die Ökonomie der Ackerbauer, Viehhalter und Fischer, 2018 (westafrikanische Savannenregion ca. 1000-ca. 1900); Welz, M., Afrika seit der Dekolonisation, 2020; Sprute, S., Weltzeit im Kolonialstaat, 2020 (Senegal); Mali und westlicher Sahel, hg. v. Heß, J. u. a., 2021

after (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 belegt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Präp.) hinter, nach, zurück, unter

Afterlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1346 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [MGConst. VIII 76] in elf Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts entstandene Bezeichnung für das von einem Lehnsmann in einem weiteren, von ihm begründeten Lehnsverhältnis an einen (Unter-)Lehnsmann (Aftervassallen) weitergegebene Lehen. In dem Gegensatz zu England und der Normandie ist in Deutschland und Frankreich der Empfänger des Afterlehens dem (Ober-)Lehnsherrn nicht zu Dienst und Treue verpflichtet.

Lit.: Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafen von Katzenelnbogen, 1969

agere, lat., V., treiben, betreiben, machen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ag̑-, *heg̑-, *hag̑-, *hog̑-, V., treiben, schwingen, bewegen, führen, s. latein_a_z.docx, s. Google

aggredi, aggredī, lat., V., heranschreiten, zugehen, zukommen, sich nähern, sich begeben, gr. μεταχειροῦν (metacheirun) Gl, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), Gl, s. latein_a_z.docx, s. ad, gradī, s. Google

aggressio, adgressio, lat., F., Anfall, Angriff, Syllogismus, Cic. (81-43 v. Chr.), s. aggredī; s. latein_a_z.docx, s. Google

Aggression (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1728 bezeugt – 1728 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über aggressio, lat., F., Anfall, Angriff, Syllogismus, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. aggredī, V., heranschreiten, zugehen, zukommen, sich nähern, des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Angriff

Lit.: Weisbord, N., The Crime of Aggression – The Quest for Justice in an Age of Drones, Cyberattacks, Insurgents and Autocrats, 2019

Agnat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1496 bezeugt – 1496 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über agnātus, lat., M., nachgeborener Sohn, (um 450 v. Chr.) des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Hinzugeborener) ist der über Männer verwandte Mensch. In dem römischen Recht sind adgnati (M.Pl.) alle freien Menschen, die in demselben Haus­verband (oder in manus) stehen oder noch ständen, wenn ihr gemeinsamer Stammvater noch lebte. In dem germanisch-deutschen Sprachbereich sind die Agnaten die Verwandten, die sich in rein männlicher Linie auf einen gemeinsamen Stammvater zurückführen lassen (→Schwert­magen). Der verschiedentlich behauptete Vor­rang des agnatischen Prinzips vor dem kognatischen Prinzip ist nicht sicher nachweisbar.

Lit.: Kaser § 12; Kroeschell, DRG 1; Schücking, W., Der Staat und die Agnaten, 1902; Schmid, K., Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie, ZGO 105 (1957), 1; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Schmitz, C., Grundformen der Verwandtschaft, 1964; Eckhardt, A., Fuldaer Vasallengeschlechter im Mittelalter – die von der Tann und ihre Agnaten, 1968; Bretone, M., Geschichte des römischen Rechts, 1992

agnatus, agnātus, adnātus, lat., M.: nhd. nachgeborener Sohn, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. ad; vgl. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

agrar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1902 bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie wohl schon während des 19. Jahrhunderts aus agrārius, lat., Adj., zu den Äckern gehörig, zu den Feldern gehörig, Acker..., Feld..., (81-43 v. Chr.), vgl. lat. ager, M., Acker, Feld, Flur (F.), Grundstück, Stück, aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel) Acker betreffend

agrarius, agrārius, lat., Adj., zu den Äckern gehörig, zu den Feldern gehörig, Acker..., Feld..., Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ager, s. Google

Agrarverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1829 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (rechtliche) Grundordnung der landwirtschaftlich ge­nutzten Grundstücke einer Allgemeinheit. Die römische Agrrverfassung ist zunächst durch klein­bäuerliche naturale Hauswirtschaft gekenn­zeichnet, doch bewirkt die Entwicklung Roms zu einer Weltmacht den Übergang der römischen Kleinbauern in das Proletariat, während die Patrizier durch Sklaven Plantagenwirtschaft betreiben können. Die Agrarverfassung der Germanen ist umstritten. Eher un­wahrscheinlich ist die durch Berichte Caesars und Tacitus’ nahegelegte urkommunistische Agrarverfassung mit jährlicher Ackerverlosung. Vielmehr dürften Haus und umliegendes Ackerland oder Weideland nach erstmaliger Zuteilung bereits familienmäßig zuge­ordnet gewesen sein. Vielleicht als Folge der Landnahme in der Völkerwanderung und der Begegnung mit provinzialrömischen Zustän­den entsteht die →Grundherrschaft als überwiegende Form des Betriebs der →Landwirtschaft. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft in dem Hochmittelalter werden Naturalabgaben der abhängigen bäuerlichen Hintersassen in Geldleistungen umgewandelt. Östlich von Elbe und Saale setzt sich vor allem seit der frühen Neuzeit die Gutsherr­schaft durch, die abhängige Bauern zu Tagelöhnern macht. An die Stelle von Ren­tengrund­herrschaft und Gutsherrschaft tritt nach der von der Aufklärung verursachten franzö­sischen Revolution von 1789 in dem 19. Jahrhundert (1807-1848) das →Eigentum des einzelnen (befreiten, aber zugleich neu belasteten) Bauern. In dem 20. Jahrhundert führt die politische, wirtschaftliche und technische Entwicklung zu der Zerschlagung des Großgrundeigentums einerseits und zu der Not­wendigkeit der Bildung größerer Wirt­schaftseinheiten (landwirtschaftliche Produk­tionsgenossenschaf­ten in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR, Landpacht) andererseits. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Agrarverfassung von Maschinisierung, Industrialisierung, Europäi­sierung und Globalisierung geprägt, die das Ende des kleinbäuerlichen Familienbetriebs zu Gunsten größerer Bewirtschaftungseinheiten einleiten. Gleichwohl gilt noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Sonderrecht für das landwirtschaft­liche Grundeigentum.

Lit.: Köbler, DRG 133, 174; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland, 1896; We­ber, M., Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik - Vorlesungen 1894-1899, hg. v. Aldenhoff-Hübinger, R., 2007; Dopsch, A., Die Wirtschaftsentwicklung der Karolin­gerzeit, 2. A. 1921; Weber, M., Wirtschaftsge­schich­te, 1923; Kötzschke, R., Allgemeine Wirtschaftsge­schichte des Mittelalters, 1924; Wührer, K., Beiträge zur ältesten Agrargeschichte des germanischen Nordens, 1935; Lütge, F., Die Agrarverfassung des frühen Mittelalters im mitteldeutschen Raum, 1937, 2. A. = Neudruck 1966; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Lütge, F., Geschichte der deutschen Agrarverfassung, 1963; Blaschke, K., Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsge­schichte, ZRG GA 82 (1965), 223; Wege und Forschungen der Agrargeschichte (FS Günther Franz), hg. v. Haushofer, H. u. a., 1967; Groß, R., Die bürgerliche Agrarreform in Sachsen, 1968; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, 1978f.; Jamin, R., Aufbau, Tätigkeit und Verfahren der Auseinandersetzungsbehörden bei der Durchführung der preußischen Agrarreformen, 1985; Brakensiek, S., Agrarreform und ländliche Gesellschaft, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Achilles, W., Deutsche Agrargeschichte im Zeitalter der Reformen und der Industrialisierung, 1993; Corni, G. u. a., Blut und Boden, 1996; Agrargeschichte, hg. v. Troßbach, W. u. a., 1998; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Kluge, U., Agrarwirtschaft und ländliche Gesellschaft im 20. Jahrhundert, 2005; Agrarreformen und ethnodemographische Veränderungen - Süd­ost­eu­ro­pa vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Ge­gen­wart, hg. v. Krauss, K., 2008; Oberkrone, W., Ordnung und Autarkie, 2009; Grundzüge der Agrargeschichte, hg. v. Brakensiek, S. u. a., Bd. 1-3, 2016; Bracht, J./Pfister, U., Landpacht, Marktgesellschaft und agrarische Entwicklung – Fünf Adelsgüter zwischen Rhein und Weser, 2020

Agustín, Antonio (Saragossa 1516-Rom 1586) schafft nach Studien in Alcala, Salamanca, Padua und Bologna (Alciat) in dem päpstlichen Dienst die Grundlage für die geschichtliche Bearbeitung der Quellen des kirchlichen Rechtes.

Lit.: Bernal Palacios, A., Antonio Agustín y su „Recollecta in iure canonico“, (in) Revista española de derecho canonico 45 (1988), 487, s. Google

Ägypten (Wort aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 sowie in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht als Sitz der Seele des – Gottes - Ptah in einem Tempel in Memphis erklärbar, N., altägyptischer Landesname Kemet, Sb. schwarzes Land – des Nildeltas) ist das sich längs des unteren Niles erstreckende, überwiegend ziemlich trockene Gebiet Nordostafrikas, in dem seit dem Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. eine Hochkultur erkennbar ist, deren Rechtssätze trotz der guten Haltbarkeit des Schreibmaterials Papyrus nur wenig bekannt sind. 30 v. Chr. fällt Ägypten (nach mehr als 330 Königen oder Pharaonen aus 30 Dynastien) an die Römer, seit dem 7. Jh. wird es rasch von dem →Islam erfasst. Aus dem Erbe des osmanischen Reiches wird es 1882 von Großbritannien besetzt, zwischen 1922 und 1946 aber schrittweise verselbständigt.

Lit.: Grünau, W. v., Die staats- und völkerrechtliche Stellung Ägyptens, 1903, Neudruck 2013; Friedell, E., Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients, 1936, Neudruck 1998; Seidl, E., Einführung in die ägyptische Rechtsgeschichte, 2. A. 1951; Otto, E., Ägypten, 1953, 5. A. 1959; Seidl, E., Ägyptische Rechtsgeschichte 2. A. 1968; Goedicke, H., Die privaten Rechtsinschriften, 1970; Lurje, M., Studien zum altägyptischen Recht, 1971; Seidl, E., Rechtsgeschichte Ägyptens als römischer Provinz, 1973; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, Bd. 2 1978; Vercoutter, J., L´Egypte, Bd. 1 1992; Hölbl, G., Geschichte des Ptolemäerreiches, 1994; Assmann, J., Ägypten, 1996; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Reclams Lexikon des alten Ägypten, hg. v. Shaw, I. u. a., 1998; Boochs, W., Altägyptisches Zivilrecht, 1998; Huß, W., Ägypten in hellenistischer Zeit, 2001; Clauss, M., Das alte Ägypten, 2001; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, hg. v. Rupprecht, H., Bd. 1 2002; Hölbl, G., Altägypten im römischen Reich, 2005; Capponi, L., Augustan Egypt, 2005; Langner, U., Forschungsarbeiten zur frühen Kultur der Menschheit, 2007; Bingen, J., Hellenistic Egypt, 2007; Ägypten unter fremden Herrschern, hg. v. Pfeiffer, S., 2007; Hornung, E., Einführung in die Ägyptologie, 6. A. 2008, 7. unv. A. 2010; Lippert, S., Einführung in die altägyptische Rechtsgeschichte, 2008; Booth, C., Das alte Ägypten, 2009; Cities and Urbanism in Ancient Egypt, hg. v. Bietak, M. u. a., 2010; Kubisch, S. u. a., Kleopatra, 2011; Clauss, M., Der Pharao, 2011; Rupprecht, H., Recht und Rechtsleben im ptolemäischen und römischen Ägypten, 2011; Huß, W., Die Verwaltung des ptolemäischen Reichs, 2011; Monson, A., From the Ptolemies to the Romans, 2012; Huß, W., Die Wirtschaft Ägyptens in hellenistischer Zeit, 2012; The Oxford Handbook of Roman Egypt, hg. v. Riggs, C., 2012; Wilkinson, T., Aufstieg und Fall des Alten Ägypten, 2012; Bauschtz, J., Law and Enforcement in Ptolemaic Egypt, 2013; Jin, S., Richten und Schlichten, 2014; History and Society during the Mamluk Period (1250-1517), hg. v. Conerman, S., 2014; Beckh, T. u. a., Die Entdeckung Ägyptens, 2014; Pink, J., Geschichte Ägyptens, 2014; Cline, E., 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation, 2015; Pharao – Leben im alten Ägypten, hg. v. Tietze, C., 2017; Blumenthal, V., Das ägyptische Alte Reich – Diskussionen zur „Ereignisgeschichte“ der 3. bis 6. Dynastie, 2019; Nagel, S., Isis im römischen Reich, 2019; Raue, D., Reise zum Ursprung der Welt – Die Ausgrabungen im Tempel von Heliopolis, 2020; Laatsch, K., Häuser für die Ewigkeit – Gräber und Mythologie im alten Ägypten, 2020; REinard, P., Geschichte auf Scherben – Das Leben in der östlichen Wüste Ägyptens, 2020

Ahne, Ahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1210/1220 [Wolfram von Eschenb., Willehalm 157, 26] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. F.) Großvater, Großmutter, Vorfahre

Ahnengrab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in anderer Bedeutung in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, N.) Grab von Vorfahren

Lit.: Meier, J., Ahnengrab und Brautstein, 1944; Meier, J., Ahnengrab und Rechtsstein, 1950

Ahnenprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1712 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Schreuer, Stiftsm. 67] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der bei Fehlen schriftlicher Quellen durch Schwur sachlich von dem 12. bis 19. Jahrhundert erbringbare Nachweis (Probe) der (adeligen) Abkunft eines Menschen von (adeligen) Vorfahren zwecks Teilhabe an Vorrechten des Adels.

Lit.: Langer, C., Die Ahnen- und Adelsprobe, 1862; Klocke, F. v., Westdeutsche Ahnenproben, 1940; Medien der Kommunikation im Mittelalter, hg. v. Spieß, K., 2003, 139ff.

Ahrweiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Krahforst, P., Stadtverfassung und Gerichtswesen im mittelalterlichen Ahrweiler, Diss. jur. Bonn 1962; Inventar des Archivs der Stadt Ahrweiler 1228-1795, bearb. v. Zimmer, T., 1965

Akademie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 – ausgenommen Gänseakademie, Gewerbeakademie, Kunstakademie, Ritterakademie, Seeakademie, Singakademie, Sprachakademie, Volksakademie, Zechakademie, Zeichenakademie?, Zeichnungsakademie – nicht, aber in DW2 1541 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Acadēmīa, lat., F., Akademie, [81-43 v. Chr.], gr. Ἀκαδήμεια (Akadḗmīa), F., Gymnasion an dem Kephissos nordwestlich von Athen, in dem Plato lehrte, und damit das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bei dem Hain des griechischen Helden Akademos in Athen von Plato (428/427-348/347 v. Chr.) gegründete, griechische, 529 n. Chr. von dem oströmischen Kaiser Justinian verbotene Philosophen­schule, deren Grundgedanke 1454 in Italien (Terranuova/Florenz) wieder­belebt wird. Seitdem versammeln sich nach dem Kooptationsprinzip bedeutende univer­sitäre Gelehrte in außeruniversitären Aka­demien (Accademia dei Lincei 1603, Accademia del Cimento 1657, Leopoldina Schweinfurt 1652) vor allem zwecks vielach verdeckter gegenseitiger Förderung unter Ausschluss Dritter dienender Netzwerkbildung. Der entscheidende Anteil an der Entwicklung der modernen Welt kann aber eher den Uni­ver­sitäten (beispielsweise Halle 1694, Göttingen 1737, Berlin 1810) als den Akademien (Preußen 1700, Österreich 1847) als Wis­senschafts­netzwerken zugesprochen wer­den.

Lit.: Electoralis academiae scientiarum Boicae primordia, Briefe aus der Gründungszeit, 1959; Lepper, H., Die Einheit der Wissenschaften, 1987; Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin, hg. v. Kocka, J., 1999; Die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1914-1945, hg. v. Fischer, W., 2000; Göttinger Gelehrte, hg. v. Arndt, K. u. a., 2001; Hammerstein, N., Innovation und Tradition, (in) HZ 278 (2004), 591; Kopetz, H., Die österreichische Akademie der Wissenschaften, 2006; Die Gründung der Leopoldina, hg. v. Toellner, R. u. a., 2008; Bolewski, H., Die Idee der Akademie, hg. v. Bolewski, M., 2009; Denker, Forscher und Entdecker, hg. v. Willoweit, D., 2009 (22 Lebensbilder); Joos, K., Gelehrsamkeit und Machtanspruch um 1700, 2012

Akademie für deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 26. Juni 1933 auf Einladung des Staats­ministers Hans Frank in dem Justizministerium Bayerns von Wilhelm Kisch, Otto von Zwie­dineck-Südenhorst, Wilhelm Heuber, August von Finck, Wilhelm Arendts, Wilhelm Kißkalt, Karl Lasch und Hans Frank vorbereitete, durch bayerisches Gesetz von dem 22. September 1933 als Körperschaft des öffentlichen Rechtes anerkannte außer­universitäre wissenschaft­liche Einrich­tung der nationalsozialis­tischen Zeit (1933-1945) zu der weltanschaulichen Umgestaltung des Rechtes (mit anfangs 95 Mitgliedern). Die Akademie für deutsches Recht wird mit ver­schiedenen Gesetzesvorhaben befasst (u. a. Volks­gesetzbuch). Ihr wissenschaft­licher Er­trag bleibt vor allem aus zeitlichen Gründen wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs notwendigerweise eher gering. Mitglieder sind (nach Pichinot) Albert, Anders, Arendts Carl, Arendts Wilhelm, Becker, Belitz, Berck­emeyer, Bertram, Bilfinger, Bilke, Blomberg, Böhringer, Bohne, Bormann, Bosch, Bouhler, Brand, Brandt, Braunmühl, Breska, Bruns, Buch, Buchner, Bühler, Bürckel, Bumke, Bussmann, Buttmann, Buzengeiger, Calker, Correll, Dahm, Darré, Denzler, Dersch, Dierig, Dietrich, Ditten, Dorpmüller, Droege, Duisberg, Ebbecke, Eckhardt, Emge, Engert, Epp, Eschstruth, Exner, Fabian, Feder, Feise, Fiehler, Finck, Firle, Fischer, Flick, Florian, Forster, Freisler Oswald, Freisler Roland, Freytagh-Loringhoven, Frick, Fritzsche, Frowein, Frundt, Gaertner, Gaus, Geffroy, Geldmacher, Gelpcke, Gerdes, Gleispach, Glück, Goebbels, Goerdeler, Göring, Goltz, Gonella, Gottl-Ottilienfeld, Grau, Grauert, Grimm, Grohé, Gürtner, Haushofer, Heckel, Hedemann, Helfferich, Hellmuth, Henkel, Herle, Heß, Heuber, Heymann, Hierl, Hildebrandt, Hilgard, Hilland, Himmler, Huber, Hueck, Huecking, Hühnlein, Jessen, Jordan, Jung, Kaufmann, Keppler, Kerrl, Kilpper, Kisch, Kißkalt, Klagges, Klausing, Klauer, Kleiner, Kleinmann, Klitzsch, Kluge, Koch, Koellreutter, Kohlrausch, Krämer, Krohn, Krupp von Bohlen und Halbach, Kyser, Lammers Clemens, Lammers Hans-Heinrich, Lange Heinrich, Lange Karl, Lechner, Lehmann, Lehnich, Lent, Lenz, Ley, Linde, Linz, Lippert, Lohse, Luetgebrune, Lüer, Lutze, Madaus, Mansfeld, Meerwald, Meißner, Menge, Merck, Meyer Alfred, Meyer Herbert, Meyer Karl, Mezger, Mikorey, Minoux, Mitteis, Mönckmeier, Mößmer, Moritz, Müller-Erzbach, Mutsch­mann, Nagler, Neef, Neubert, Neurath, Nicolai, Niemczyk, Nipperdey, Noack, Noell, Noetzel, Oberlindober, Oboussier, Oertel, Oetker, Olscher, Opel, Oppikofer, Palandt, Papen, Pfundtner, Poensgen, Popitz, Popp, Pschorr, Racke, Ranz, Reemtsma, Reinhardt, Reinhart, Reusch, Ribbentrop, Rienhardt, Röhm, Rohde, Römer, Rößner, Roselius, Rosenberg, Rothenberger, Röver, Rühle, Rust, Sack, Sahm, San Nicolo, Sauckel, Saure, Schacht, Schaeffer, Schaffstein, Scheurl-Defersdorf, Schieck, Schippert, Schirach, Schlegel, Schlegelberger Franz, Schlegelberger Paul, Schmidt, Schmitt Carl, Schmitt Kurt, Schmitz, Schnauß, Schoetensack, Schraut, Schreyer, Schröder, Schroer, Schüßler, Schuhmann, Schultze, Schwarz F. X., Schwarz Otto, Schwarz, Schwede, Schwerin, Schwerin von Krosigk, Selchow, Seldte, Sellier, Sibeth, Siebert Ludwig, Siebert Wolfgang, Siemens, Simon Gustav, Simon H. A., Simons, Singer, Specht, Spiethoff, Sprenger, Springorum, Stauß, Steinaecker, Steyrer, Stock, Stoll, Stolleis, Streicher, Stuckart, Stutz, Teichler, Telschow, Terboven, Tewaag, Thierack, Thyssen, Tiemessen, Tischbein, Todt, Töwe, Tribius, Ullrich Arthur, Ullrich Hans, Ulrich, Vögler, Volkmar, Wagner Adolf, Wagner Josef, Wagner Robert, Wahl, Waldeck und Pyrmont, Waldmann, Walz, Weidemann, Wein, Weinrich, Weiß, Wirth, Witte, Wolpers, Wolff, Würdinger, Wüstendörfer, Zangen, Zarnack, Zwiedineck-Südenhorst, als kor­respondierende Mitglieder u. a. Fehr, als Ausschußvorsitzende u. a. Dersch, Kunkel, Felgentraeger, Schmidt-Rimpler, Lehnich, Ulmer, Blomeyer, Wieacker, Scheuner, in Arbeitsgemeinschaften u. a. Lang, Predöhl, Boesler, Moeller, Schmölders, Gerhardt, Helander, Beckenrath, Brink­mann und Lam­pe.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Pichinot, H., Die Akademie für deutsches Recht, 1981; Akademie für Deutsches Recht, 1933-1945, Protokolle der Ausschüsse, hg. v. Schubert, W., Bd. 1ff. 1986ff.; Anderson, D., The Academy for German Law 1933-1944, 1987; Wacker, G., Der Erbrechtsausschuss, 1997; Schubert, W., Weitere Nachträge (1934-1939) – Ausschüsse für Rechtsphilosophie, für die Überprüfung der rechtswissenschaftlichen Studienordnung und für Seeversicherungsrecht, 2019

akademisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in der Zusammensetzung unakademisch und in DW2 um 1000 bzw. vor 1022 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Akademie oder Universität betreffend (beispielsweise vielfältige, eigenständige akademische Gerichtsbarkeit der Universität über Pro­fes­soren, Studenten, Angehöri­ge, Bedien­stete hinsichtlich Disziplin, Privatrecht und Strafrecht von dem 12. bis zu dem 19. Jahrhundert bzw. § 15 Gerichtsverfassungsgesetz von 1877/1879, oder akademische Freiheit oder akademischer Grad wie lat. [M.] baccalarius, [M.] licentiatus [M.] magister, [M.] doctor)

Lit.: Pieper, J., Was heißt akademisch?, 1952, 2. A. 1864; Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit und akademische Freiheit – die sog. „Demagogenverfolgung“, 1979 (Kiel); Woeste, P., Akademische Väter als Richter, 1987 (Marburg); Brüdermann, S., Göttinger Studenten und akademische Freiheit im 18. Jahrhundert, 1990; Alenfelder, K., Akademische Gerichtsbarkeit, 2002; Bubach, B., Richten, Strafen und Vertragen – Rechtspflege der Universität Freiburg im 16. Jahrhundert, 2004

Akklamation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1531 bezeugt – 1531 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google aber doch belegt sowie in Bestandteilen über acclāmātio, lat., F., Zurufen, Zuruf, Zuschreien, Zujauchzen, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. acclāmāre, V., zurufen, zuschreien, zujauchzen und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuruf, Zustimmung, Wahl

Akkreszenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (accrescere, accrēscere, adcrēscere, lat., V., hinzuwachsen, zuwachsen, heranwachsen, Cato [234-149 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Anwachsung

Akkusation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbnuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über accūsātio, lat., F., Anschuldigung, Anklage, Beschwerde, Anklageschrift [Cic. 81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anklage

Akkusationsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich durch Akku­sation (Anklage) seitens eines (privaten) Anklägers begründete, seit dem 4. Jahrhundert (Konstantin) aus dem römischen Recht in das kirchliche Recht (6./7. Jahrhundert) übernommene Prozess. Er erfordert eine (Klage bzw.) →Anklage (lat. [F.] accusatio). Kenn­zeichnend sind die dem Ankla­geschriftsatz beizufügende Verpflich­tung des Anklägers zu dem→Talion für den Fall der Falschanklage und der →Kalum­nieneid. Der Strafprozess des Hochmittelalters ist Akkusationsprozess. Die Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Gerichts­ordnung Kaiser Karls V.) von 1532 behandelt den Akkusationsprozess in Art. 6 noch, doch hat er bereits zu dieser Zeit keine wirkliche Bedeutung mehr. Ein Gegensatz zu dem Akkusationsprozess ist der →Inquisitionsprozess. Seit dem 19. Jahrhundert (1848) ist öffentlicher Ankläger der Staats­anwalt. Der Zivilprozess erfordert stets eine Klage einer Partei. →Anklagepro­zess

Lit.: Köbler, DRG 156; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1955; Herde, P., Audientia litte­rarum contradictarum, Bd. 1 1970; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage, 1971; Jerouschek, G., Ne crimina remaneant impunita, ZRG KA 120(2003), 323ff.

Aksum (in dem Norden Äthiopiens)

Lit.: Breyer, F., Das Königreich Aksum – Geschichte und Archäologie Abessiniens in der Spätantike, 2012, s. Google

Akten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Tranksteuerakten, Verwaltungsakten – nicht und in DW2 ab 1423 bezeugt – 1423 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Akte als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Und in Googledoch belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., Singular Akte F.) Bezeichnung der Gesamtheit der in Gericht und Verwaltung in einer einzelnen Ange­legenheit entstehenden Schriftstücke. Solche Akten kennt sachlich schon die Antike (59 v. Chr. [lat. N. Pl.] acta senatus). Nach dem frühmittel­alterlichen Rückgang des Schriftwesens wer­den sie erst in dem 14. Jahrhundert wieder bedeutsamer.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 3, 5, 105, 145; Neuss, E., Aktenkunde der Wirtschaft, 1954; Dülfer, K., Urkunden, Akten und Schreiben in Mittelalter und Neuzeit, Archival. Z. 53 (1957), 11; Schellenberg, T., Akten- und Archivwesen in der Gegenwart, 1961; Weitzel, J., Das Inventar der Akten des Reichs­kammergerichts, (in) ZNR 1999, 408; Prozessakten als Quellen, hg. v. Baumann, A. u. a., 2001; Zala, S., Geschichte unter der Schere politischer Zensur, 2001; Als die Welt in die Akten kam, hg. v. Lepsius, S. u. a., 2007; Hochedlinger, M., Aktenkunde, 2009; Zwischen Aufarbeitung und Geheimhaltung – Justiz- und Behördenakten in der Zeitgeschichtsforschung, hg. v. Deiseroth, D. u. a., 2021

Aktenversendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. transmissio [F.] actorum) ist sachlich die in Mitteleuropa in der frühen Neuzeit ver­breitete Übung der Gerichte, in einem anhängigen Verfahren (auf Antrag oder von Amts wegen) die Akten mit der Bitte um ein(en) Urteil(svorschlag) an eine rechts­kundige Stelle zu versenden, um danach die Antwort als eigenes Urteil zu verkünden. Sie baut auf dem mittelalterlichen →Oberhof auf, bezieht aber nach itali­enischem Vorbild Juristen und deren →Fakultäten immer stärker ein (vgl. Art. 219 CCC). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts schränken staatliche Gesetze die Aktenversendung ein (Preußen 1746, Bayern 1753) oder verbieten sie später (Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Lübeck). Mit den Reichsjustizgesetzen der Jahre 1877/1879 (§ 16 GVG) endet die der Unmittelbarkeit des Richters widersprechende Aktenversendung in dem Deutschen Reich, doch lebt sie in den Vorabentscheidungen des Europäischen Gerichtshofs/Gerichtshofs der Europäischen Union in europarechtlichen Zweifelsfragen in europarechtlicher Gestalt wieder auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 155, 201; Bülow, O., Das Ende des Aktenversendungsrechts, 1881; Löning, G., Spätes Lob der Aktenversendung, ZRG GA 63 (1943), 333; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch des 16. Jahrhunderts, 1961; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, 1962; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur, 1974; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003; Knecht, B., Rat als Rechtmäßigkeitsmerkmal, 2015 (Diss. jur. München)

Aktenwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1850 bezeugt und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Akten

Aktie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen in Zusammensetzungen - nicht und in DW2 1472 bezeugt – 1472 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 als action [CartEstapleBruges I 642] über das Niederländische mittelbar aus (actio bzw.) āctio, lat. F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen und damit aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist vor allem der Anteil des einzelnen Aktionärs an der →Aktien­gesellschaft. In dem 15. Jahrhundert ist Aktie in Amsterdam und Brügge der klagbare Anspruch und das den klagbaren Anspruch verbriefende Papier, in Zeugnissen von 1606/1607 (niederländisch-ostindische Han­delscompagnie, VOC) vielleicht der Anspruch auf Dividende (aus dem Anteilsschein des Kapitalgebers) und in dem Code de commerce Frankreichs von 1807 ein Teil des Kapitals einer Handelsgesellschaft.

Lit.: North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995; Aktienrecht im Wandel, hg. v. Bayer, W. u. a., Bd. 1f. 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Aktiengesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 1828 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ge­sellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit (juristische Person), die ein in Aktien zer­legtes Grundkapital hat und für deren Verbindlichkeiten den Gläubigern (nur) das (gesamte) Gesellschaftsvermögen (unbe­schränkt) haftet (nicht dasgegen auch der Gesellschafter oder Aktionär mit seinem von der Aktie verschiedenen sonstigen Ver­mögen). Auf der Grundlage erster Durch­brechungen des Grundsatzes der persönlichen Haftung des handelnden Kaufmanns infolge des wachsenden Kapitalbedarfs in Bergbau und Fernhandel in dem 15. Jahrhundert entsteht (auf römischen Grundlagen) nach Vorläufern (Genua 1407 St. Georgsbank) die Aktiengesellschaft aus den Bedürfnissen der Beschaffung umfangreichen Kapitals und der Streuung großen Risikos durch Piraten und Unwetter in dem Kolonialhandel über die Weltmeere an dem Beginn des 17. Jahrhunderts (English East India Company 1600 zunächst als Rahmen für auf einzelne Unternehmungen beschränkte terminated stock companies, Vereinigte [Niederl­ändische] ostindische Handelscom­pagnie VOC 20. 3. 1602, Schwe­den 1615, Dänemark 1616, Branden­burgisch-Ostin­di­sche Com­pagnie 1651, Nieder­lande Öster­reichs 1719). Sie wird mehr und mehr als Zusam­menschluss mit eigenem Vermögen angesehen. Sie beruht zunächst auf einem einzelnen Privileg (Oktroisystem). Gesetz­lich wird die Aktiengesellschaft in dem französischen Code de commerce (1807, 14 Artikel, „anonyme Gesellschaft“), (in dem Eisenbahngesetz Preußens von 1838,) in dem Gesetz über die Aktien­gesellschaften für die königlich preußischen Staaten von dem 9. November 1843 (Konzession als Verwaltungsakt auf der Grundlage eines Ge­s­etzes [Konzes­sionssystem], Vorstand und Ge­neralver­sammlung, Verwaltungsrats­mo­dell) und in dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetz­buch (1861, Kombinations­mo­­dell aus Aufsichtsrat und Verwaltungs­rat, Kon­zessionssys­tem 1870 durch System der Normativbestimmungen mit Anspruch auf Erteilung der Konzession bei Vorliegen der gesetzlichen Voraus­setzungen ersetzt), danach in Deutschland (nach zwei Notverordnungen von 1930 und 1931) 1937 in einem eigenen, 1938 auf Österreich erstreckten, 1945 geringfügig entnazifizierten, 1965 und 1994 novellierten Aktiengesetz (ab 1931 Ab­schluss­prüfermodell, 1937 Aufsichts­rat als [nachträgliches] Kon­trollor­gan, 1998 ex-ante-Überwachung) gere­gelt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 167, 217, 242, 272; Gesetz über die Aktiengesellschaften für die königlich preußischen Staaten vom 9. November 1843, hg. v. Baums, T., 1981; Lehmann, K., Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts, 1895; Cohn, G., Die Aktiengesellschaft, Bd. 1 1921; http://www.­koeblergerhard.de/Fontes/Aktiengesetz1937.pdf; Schu­macher, H., Die Entwickelung der inneren Organisation der Aktien­gesellschaft, 1937; Lévy-Bruhl, H., Histoire juridique des sociétés de commerce en France, 1938; Bösselmann, K., Die Entwicklung des deutschen Aktien­wesens, 1939; Rauch, K., Die Aktienvereine in der geschichtlichen Entwicklung des Aktienrechts, ZRG GA 69 (1952), 238; Reich, N., Die Entwicklung des deutschen Aktienrechts, Ius commune 2 (1969), 239; Gmür, R., Die Emder Handelscompagnien, (in) FS H. Westermann 1974, 167; Großfeld, B., Die rechts­politische Bedeutung der Aktiengesellschaft im 19. Jahrhundert, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v., Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 236ff.; Baums-Stammberger, B., Der Ver­such einer Aktiengesetzgebung in Sachsen 1836/37, 1989; Landwehr, G., Die Organisationsstruktur der Aktienunternehmen, (in) Vom Gewerbe zum Unternehmen, 1982, 251; Land­wehr, G., Die Verfassung der Aktiengesellschaft, ZRG GA 99 (1982), 1; 100 Jahre modernes Aktienrecht, hg. v. Schubert, W. u. a., 1984; Schubert, W., Die Entwürfe der Weimarer Republik zur Reform des Aktienrechts, ZRG GA 103 (1986), 140; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Protokolle der Ausschüsse 1 Ausschuss für Aktienrecht, hg. v. Schubert, W., 1986; Die Aktienrechtsreform am Ende der Weimarer Republik. Die Protokolle der Verhandlungen im Aktienrechtsausschuss des vorläufigen Reichswirt­schaftsrats, hg. v. Schubert, W. u. a., 1987; Gaastra, F., De geschiedenis van de VOC, 1991; Nörr, K., Zur Entwicklung des Aktien- und Konzernrechts, ZHR 150 (1986), 155; Frey, M., Die spanische Aktien­gesellschaft, 1999; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, 2000 (East-India-Company, VOC, Seehandlung Preußens); Bahrenfuss, D., Die Entstehung des Aktiengesetzes von 1965, 2001; Kalss, S./Burger, C./Eckert, G., Die Entwicklung des österreichischen Aktienrechts. Geschichte und Materialien, 2003; Söhnchen, M., Die historische Entwicklung der rechtlichen Gründungs­voraussetzungen, 2005; VOC 1602-2002 400 Years of Company Law, hg. v. Gepken-Jager, E. u. a., 2005; Thiäner, F., Das Verhältnis von Aufsichtsrat und Abschlussprüfern, 2007; Aktienrecht im Wandel, hg. v. Bayer, W. u. a., Bd. 1f. 2007; Velte, P., Das aktienrechtliche Verwaltungs- und Aufsichtsrats­mo­dell, ZRG GA 127 (2010), 188; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fleckner, A. Antike Kapitalvereinigungen - ein Beitrag zu den konzeptionellen und historischen Grundlagen der Aktiengesellschaft, 2010; Ellenberg, S., Herrschaft und Reform, 2012; Sicken, B., Privates Kapital für öffentliche Aufgaben, (in) HZ 302 (2016), 645

Aktiengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1878 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Aktie bzw. Aktiengesellschaft betreffende Gesetz (beispielsweise Deutsches Reich 1937).

Lit. Quellen zum Aktiengesetz vom 18. Juli 1884, hg. v. Schubert, W., 2017

Aktienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1873 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Aktie (und die →Aktiengesellschaft) betreffende Recht.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Borgers, T., Das Oberappellationsgericht zu Lübeck und seine Rechtsprechung zum Aktienrecht, 2012; Christian, K., Aktienrecht und Aktienbanken in Schleswig-Holstein 1840-1870, 2015; Sauter, M., Die Ausprägung des Gläubigerschutzes in der geschichtlichen Entwicklung des Aktienrechts, 2017

Aktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Gruppenaktion, Hauptaktion, Staatsaktion, Stützungsaktion - nicht und in DW2 1474 bezeugt – 1474 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über āctio, lat., F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen, und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Handlung, Tätigkeit

Aktionär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht und in DW2 1750 bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Gesellschafter der Aktiengesellschaft.

Lit.: Lutter, M., Der Aktionär in der Marktwirtschaft, 1973; Der Staat als Aktionär, hg. v. Kalss, S., 2018

Aktionensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf die (lat. [F.]) actio (beispielsweise in dem römischen Recht die Rechtsschutzverheißung in dem edictum perpe­tuum) als Klaganspruch ausgerichtete Rechts­system, das den Sachverhalt nicht unter einen Tatbestand subsumiert, sondern auf seine verfahrensmäßige Klagbarkeit untersucht. Bernhard Windscheid (1817-1892) trennt den materiellen Anspruch von der verfahrensrechtlichen (lat.) actio (Die actio des römischen Civilrechts vom Standpuncte des heutigen Rechts, 1856). Mit der allmählichen allgemeinen Durchsetzung dieser Vorstellung endet in dem deutschen Recht das in dem Zuge der Rezeption aus dem römischen Recht aufgenommene Aktionensystem.

Lit.: Kehrberger, R., Die Materialisierung des Zivilprozessrechts, 2019

aktiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen unaktiv - nicht und in DW2 1541 bezeugt – 1541 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über āctīvus, lat., Adj., tätig, aktiv, wirksam, tunlich, [um 35-95/96 n. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen, und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) tätig, handelnd

Aktivlegitimation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1837 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Klagebefugnis

Akzept (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1699 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Annahme, Annahmeerklärung, Anerkennung, Verb akzeptieren 1403)

Akzeptation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1605 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Annahme, Anerkennung, Verb akzeptieren 1403) ist in einer Bedeutung die meist durch den König oder Landesherrn verfügte, durch Überleitungsgesetz umge­setzte weltliche Anerkennung (Trans­formation) kirchlichen Rechtes in dem Spätmittelalter (beispielsweise Pragmatische Sanktion von Bourges 1438, Mainzer Akzeptation 1439).

Lit.: Hürten, H., Die Mainzer Akzeptation, 1955; Rücker, N., Die Rechtsnatur der Mainzer Akzeptation, 1965

akzeptieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1403 bezeugt – 1403 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über acceptāre, lat., V., empfangen (V.), annehmen, in Empfang nehmen, bekommen (V.), (um 250-184 v. Chr.); vgl. lat. accipere, V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) annehmen

Akzessorietät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abhängigkeit eines rechtlichen Umstands von einem anderen, zu accessor, lat., M., Hinzutretender, accedere, lat., V., hinzutreten

Lit.: Gerhold, S., Die Akzessorietät der Teilnahme an Mord und Totschlag, 2014

akzessorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1799 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinzutretend, →accessorius, mlat., Adj. hinzukommend, zusätzlich

Akzise (Wort in Grimm Deutsches Rechtswörterbuch1 nicht und in DW2 1262 bezeugt – 1262 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [OstfriesUB. I 719] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., zu accidere, lat. [V.] auferlegen, cisa, lat. [F.] Einschnitt [auf dem Kerbholz]) ist die in dem 11. Jahrhundert in Spanien (1001) und Venedig, in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen Reich (Köln 1206, Stendal 1314 Bierziese) bezeugte, ursprünglich städtische, meist an dem Stadttor erhobene →Verbrauch­steuer (auf beispielsweise Wein, Bier, ausgedehnt auf Salz, Getreide, Fleisch). In den zusätzliche Einkünfte besonders benötigenden Ländern wird die auf die reine Warenbewegung abstellende Akzise nach niederländischem Vorbild in dem 17. Jahrhundert bedeutsam (Württemberg 1633/1638, Sachsen 1641/1682, Brandenburg 1641, Kurpfalz 1699), deren Einführung die Landstände noch bewilligen. In dem 19. Jahrhundert tritt die Akzise gegenüber der Einkommensteuer zurück (abgeschafft in Bayern 1808, in Preußen 1820 [dafür Mahlsteuer und Schlachtsteuer], in Sachsen 1834), wird aber in der Form der über den Verbrauch hinaus alle Bereiche des Warenumsatzes erfassenden Umsatzsteuer (oder später der auf den jeweils erzielten Mehrwert beschränkten Mehrwertsteuer) in dem 20. Jahrhundert (1916 bzw. 1918) wiederbelebt.

Lit.: Köbler, DRG 113; Der Akzisenstreit – Schriften zur finanztheoretischen Kontroverse deutscher Frühkameralisten – Nachdruck von Flugschriften 1685-1719), hg. v. Blesgen, D. u. a., 2006; Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen des Mittelalters, 1897; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 1986, 3. A. 1992; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005; Akzisestädte im preußischen Westfalen, hg. v. Altenberend, J. u. a., 2020

Alarich II. König der Westgoten (484-507), s. Google, Breviarium (lat. {N.) Alarici (Kurzfassung Alarichs, Lex [F.] Romana Visigothorum, römisches Recht der Westgoten)

Albanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der südosteuropäische, nördlich Griechenlands an der Adria gelegene Staat mit einer Fläche von 28748 qkm und rund 3,1 Millionen überwiegend muslimischer, daneben auch orthodoxer und katholischer Einwohner (Skipetaren oder Albaner), deren seit dem 15. Jahrhundert schriftlich bezeugte Sprache zu dem besonderen albanischen Zweig der indo­germanischen Sprachenfamilie zählt. Das von Menschen streitiger Herkunft bewohnte Gebiet wird in dem 1. Jahrtausend v. Chr. griechisch beeinflusst und gerät 168 v. Chr. unter römische Herrschaft, unter der es 395 n. Chr. Ostrom zugeteilt wird. An dem Ende des Mittel­alters (1466) wird das von 1392 bis 1479 Venedig unterstehende Albanien von den Osmanen erobert. An dem 28. 11. 1912 erklärt sich Albanien für unab­hängig, 1928 zu einem von 1939 bis September 1943 in Personalunion mit Italien ver­bundenen Königreich. An dem 11. 1. 1946 ent­steht die Volks­republik Albanien, die sich zu­nehmend abschließt. In dem Dezember 1990 endet die kommunistische Einparteien­herrschaft. Seit freien Wahlen von dem März 1991 bemüht sich Albanien um eine Öffnung. Das albanische Recht ist dementsprechend in dem Wandel der Zeiten griechisch, römisch, osmanisch (Geltung der →Megelle [1869-1876] bis 1928), westlich, sozialistisch und demokratisch geprägt. Das mehrheitlich von Albanern bewohnte kleine Gebiet Kosovo kann sich 2008 mit eigentlich kaum zu erwartender internationaler Hilfe von Serbien zu einem eigenen Staat verselbständigen.

Lit.: Frasheri, K., The History of Albania, 1964; Skendi, S., The Albanian National Awakening, 1967; Ruß, W., Der Entwicklungsweg Albaniens, 1979; Lendvai, P., Das einsame Albanien, 1985; Albanien im Umbruch, hg. v. Altmann, F., 1990; Albanien, hg. v. Neuwirth, H. u. a., 1995; Mustafaj, B., Albanien, 1997; Kohl-Libal, C. v., Albanien, 1998; Schmitt, O., Das venezianische Albanien, 2001; Kohl, C. v., Albanien, 2. A. 2003; Albanien, hg. v. Jordan, P. u. a., 2003; Schubert, P., Albanische Identitätssuche, 2005; Köbler, G., Rechtsalbanisch, 2008 (Internet); Ordolli, S., Histoire constitutionelle de l’Albanie, 2008; Albanische Geschichte, hg. v. Schmitt, O., 2009; Löhr, H., Die Gründung Albaniens, 2010; Schmitt, O., Die Albaner, 2012; Morscher, L., Albanien 2013; Konflikt und Koexistenz – Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1 (Rumänien, Bulgarien, Greichenland), hg. v. Stolleis, M., 2015, Bd. 2 (Bosnien, Serbien, Albanien) hg. v. Simon, T., 2017; Dornfeldt, M. u. a., Kontinuitäten und Brüche – Albanien und die deutschen Staaten 1912-2019, 2019

Albericus (de porta Ravennate) ist ein zwischen 1165 und 1194 bezeugter Glossator in Bologna (Glossen zu dem Codex, Summula de testibus, Sümmchen von Zeugen). S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 200

Albericus de Rosate ist ein in Rosciate bei Bergamo aus vornehmer Familie um 1290 geborener, in Padua ausgebildeter, praktisch tätiger, in dem September 1360 verstorbener Jurist (Kom­mentare zu Codex und Digesten, alphabetum bzw. dictionarium utriusque iuris, Wörterbuch beider Rechte, opus statutorum, Werk der Statuten, kleinere Schriften). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 665; Albericus de Rosate, Dictionarium, per Decianum, F., 1581, Neudruck 2008 (372 Blätter)

Albertiner →Wettin, s. Google

Albertus Gandinus s. Gandinus, Albertus (Crema/Lombardei um 1245-nach [?] 1311), s. Google

Albigenser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der nach Albi in Südfrankreich benannte Angehörige einer religiös-sozialen Bewegung des Mittelalters.

Lit.: La Croisade albigeoise, hg. v. Roquebert, M., 2004

Albrecht, Wilhelm Eduard (Elbing 4. 3. 1800-Leipzig 22. 5. 1876 [kinderlos]) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Königs­berg und Göttingen und der Promotion (1822) und Habilitation (1824) in Königsberg 1829 Professor für deutsches Recht mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung der Methode des juristischen Denkens. 1830 wird er Nachfolger seines Lehrers Karl Friedrich Eichhorn in Göttingen, wo er in einer Rezension zu Maurenbrecher, R., Grundsätze des heutigen deutschen Staatsrechts in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 2 (1837), 1489-1504, 1508-1515 den Staat als juristische Person erklärt und 1837 (als einer der Göttinger Sieben) entlassen wird. Ab 1838 wirkt er in Leipzig (1840 ordentlicher Professor), ist Vertreter Oldenburgs, Schwarz­burgs und Anhalts in dem Bundestag des Deut­schen Bundes, nimmt für Harburg an der deutschen Nationalversammlung von 1848 teil, wird 1850 Opfer eines Verfassungskonflikts in Sachsen und 1869 Mitglied der Ersten Kammer Sachsens. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AlbrechtWi­lhelmEduard-DieGewerealsGrundlagedesaelterendeut­schenSachenrechts1828.pdf ; Albrecht, W., Die Gewere als Grundlage des älteren deutschen Sachenrechts, 1828; Kück, H., Die Göttinger Sieben, 1935; Borsdorff, A., W. E. Albrecht, 1993; Schnapp, F., Wilhelm Eduard Albrecht, (in) NJW 1998, 1541

Alcalá (arab. „Burg“) de Henares ist die an dem Fluss Henares östlich Madrids in Spanien gelegene Stadt, die als Complutum auf römische Grundlagen des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zurückgeht und 1118 den Mauren wieder abgewonnen wird. 1348 wird dort durch die Cortes ein bedeutendes Rechtsbuch verkündet. Vermutlich wird 1547 in der Stadt Miguel de Cervantes geboren. 1498/1499/1508 wird eine 1836 nach Madrid verlegte, seit 1970 als Universität Complutense Madrid bezeichnete Universität gegründet. S. Google

Alciat, Andreas (Alzate bei Como 1492-Pavia 1550), Kaufmannssohn, wird nach dem Studium (Latein, Griechisch, 1507 Rechts­wissenschaft) in Pavia und Bologna (, 1516 Promotion Universität Ferrara, Advokat Mailand,) 1518 nach Avignon berufen, (1522 Advokat Mailand, 1527 an die Universität Avignon zurückgekehrt,) und 1529 nach Bourges sowie 1533 nach Pavia berufen, (1541-1546 Ferrara). Er begründet mit Budé und Zasius die von dem →Humanismus geprägte Rechtswissenschaft ([lat.] Paradoxa [N.Pl.] iuris civilis, Paradoxien des Zivilrechts 1518, De verborum significatione, Über die Bedeutung der Wörter 1530), die in dem (lat.) →mos (M.) Gallicus mündet. Zeitlebens ist er auch ein geschätzter Gutachter. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Omnia … opera, 1557, Neudruck 2004; Moeller, E. v., Andreas Alciat, 1907; Viard, P., André Alciat, 1926; Osler, D., Development in the text of Alciatus’ Dispunctiones, (in) Ius commune 19 (1992), 219; Troje, H., Humanistische Jurisprudenz, 1993; Belloni, A., L’amministrazione della giustizia a Milano, (in) Cunabula iuris, 2002, 1ff.

Alderman, Aldermann (ae. ealdorman, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1225 bezeugt - 13. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht - als Ansatz -, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Mittelalter an verschiedenen Stellen (beispielsweise Hamburg 1266, London 13. Jahrhundert) ein vor allem durch Alter und Erfahrung ausgewiesener Amtsträger mit unterschiedlichen Befug­nissen.

Lit.: Dollinger, P., Die Hanse, 1976, 5. A. 1998; Wormald, P., The making of English law, Bd. 1 1999

Aldricus ist ein zwischen 1154 und 1177 bezeugter Glossator, von dem vielleicht eine Schrift über anwendbares Ortsrecht stammt. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 202

Alemanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines wohl an dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. vor allem aus elbgermanischen Sueben gebildeten, in dem 3. Jahrhundert erstmals erwähnten germa­nischen Stammes, der 259/260 den römischen Limes durchbricht und das Gebiet an dem oberen Rhein besiedelt (am Anfang des 4. Jahrhunderts in dem Breisgau). 496/497 unterliegen die von einem König geführten Alemannen den →Franken. Etwa zu dieser Zeit setzt ihre sich über Jahrhunderte hinziehende Christianisierung ein. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts zeichnen die Alemannen ihr Recht in dem →Pactus Alamannorum und zu Beginn des 8. Jahrhunderts in der →Lex Alamannorum auf. 746 wird ihr Herzogtum von dem fränkischen König endgültig beseitigt. In dem fränkisch-deutschen Reich lebt das Volk der Alemannen in den Ländern Schwaben (Baden, Würt­temberg), Elsass, Kantonen der Schweiz, Liechtenstein und Vorarlberg fort. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Cramer, J., Die Geschichte der Alamannen, 1899; Grundfragen der alemannischen Geschichte, hg. vom Institut für geschichtliche Landesforschung, 1955; Die Alemannen in der Frühzeit, hg. v. Hübener, W., 1974; Zur Frühgeschichte der Alemannen, hg. v. Müller, W., 1975; Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978; Borgolte, M., Die Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Geuenich, D., Geschichte der Alemannen, 1997, 2. A. 2004; Die Alamannen, hg. v. archäologischen Landesmuseum, 1997; Hellmuth, D., Frau und Besitz, 1998; Franks and Alamanni, hg. v. Wood, I., 1998; Bücker, C., Frühe Alemannen im Breisgau, 1999; Siegmund, F., Alemannen und Franken, 2000; Hartung, W., Die Alamannen, 2003; Die Alemannen und das Christentum, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Krapp, K., Die Alamannen, 2007; Drinkwater, J., The Alamanni and Rome 213-496, 2007; Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau, hg. v. Ade, D. u. a., 2008; Tarodunum/Zarten - Brigobanis/Hüfingen, hg. v. Kleiber, W., 2009; Alemannische Dialektologie, hg. v. Huck, D., 2014; Eckhardt, O., Alemannisch im Churer Rheintal, 2016 (fast alle ortstypisch besonderen Dialektmerkmale sind durch einen allgemeineren Regionaldialekt ersetzt)

Alemannien →Alemanne, →Schwabe, s. Google

Alexander III., der in Siena (um 1120?) als Roland (Bandinelli?) geboren wird und in Bologna (bereits vor 1142) Theologie und die Rechte lehrt (sowie wohl verschieden von dem Dekretisten magister Rolandus ist), veranlasst als Papst (1159-1181) und Gegner Friedrichs I. Barbarossa bedeutsame →Dekretalen (insge­samt mehr als 700, davon 470 in dem (lat. [N.] Corpus iuris canonici, u. a. zu der Papstwahl [Zweidrittelmehrheit der wäh­lenden Kardi­näle] und zu der Eheschließung). Nach der Vertreibung aus Rom stirbt er in Cività Castellana an dem 30. 8. 1181. S. Google

Lit.: Pacaut, M., Alexandre III, 1956; Baldwin, M., Alexandre III and the XIIth century, 1968; Somerville, R., Pope Alexander and the Council of Tours, 1977; Weigand, R., Magister Rolandus und Papst Alexander III., AKKR 149 (1980), 3; Laudage, J., Alexander III. und Friedrich Barbarossa, 1997; Pope Alexander III (1159-1181), hg. v. Clarke, P. u. a., 2012

Alexander (der Große) (Pella/Makedonien 20. 7. 356 v. Chr.-Babylon 10. 6. 323 v. Chr.) ist der das von seinem Vater geerbte Reich Makedonien durch Eroberung zeitweise bis Ägypten und Indien ausdehnende König, mit dem die Zeit des Hellenismus beginnt. S. Google

Lit.: Barceló, P., Alexander der Große, 2007; Demandt, A., Alexander der Große, 2009; Romm, J., Der Tod Alexanders des Großen und der mörderische Kampf um sein Erbe, 2016; Romm, J., Der Geist auf dem Thron, 2016; The Historiography of Alexander the Great, hg. v. Nawotka, K. u. a., 2018; Müller, S., Alexander der Große – Eroberungen – Politik – Rezeption, 2019

Alexander von Roes (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, um 1225-vor 1300) ist Kanoniker in Köln und weilt nach 1280 mehrfach in Italien. Er verfasst dort drei Werke. In ihnen setzt er sich zugunsten des deutschen Königs gegen Ansprüche des französischen Königs ein ([lat.] Memoriale [N.] de prerogativa Romani imperii, 1281, Denkschrift über den Vorrang des römischen Reiches). S. Google

Lit.: Schraub, W., Jordan von Osnabrück und Alexander von Roes, 1910; Alexander von Roes, Schriften, hg. v. Grundmann, H. u. a., 1958; Horst, H., Weltamt und Weltende bei Alexander von Roes, 2002

Alfenus Varus (Publius Alfenus Varus, um 39 v. Chr.) ist ein römischer Rechtskundiger. S. Google

Lit.: Liebs, D., P. Alfenus Varus, ZRG GA 127 (2010), 32

Aller guten Dinge sind drei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) d. h. der Kläger muss dem Beklagten in drei Gerichtsterminen die Möglichkeit zu einer Gegenwehr geben). S. Google

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 76 (Henisch 1616)

Allgäu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gebiet zwischen unterer Donau und Österreich mit dem Hauptort Kempten

Lit.: Wiedemann, R., Der „Allgäuische Gebrauch“ einer Gerichtsbarkeit nach Personalitätsprinzip, 1932; Zinsrodel des Klosters Mehrerau 1290-1505, bearb. v. Bilgeri, B., 1940

allgemein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [MühlhsnUB. 303] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) allen gemein. gemeinsam, üblich

Allgemeine Deutsche Civilprozessord­nung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das 1866 wegen der Auflösung des Deutschen Bundes auf Grund des Zerwürfnisses zwischen Österreich und Preußen um die Verwaltung Schleswig-Holsteins bloßer Entwurf gebliebene zivilprozessuale Gesetzgebungsprojekt des Deutschen Bundes, dem die Bürgerliche Prozessordnung (1850) Hannovers des Ministerialbeamten Adolf Leonhardt zugrun­de liegt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProtokollederCommissionzurBeratungeinerAllgemeinenCivilprozessordnungfuerdiebundesdeutschenBundesstaaten1865.pdf Protocolle der Com-mission zur Beratung einer allgemeinen Civilprozessordnung, 1862ff., Neudruck 1985

Allgemeine Deutsche Wechselordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das auf Grund eines 1847 von allen Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes ausgearbeiteten Entwurfs von der Frankfurter verfassungsgebenden National­versammlung angenom­mene, an dem 27. 11. 1848 verkündete Gesetz zu der Vereinheitlichung des (bis dahin partikularen) Wechsel­rechts, das nach Schei­tern der Einigungs­bestrebungen des Jahres 1848 in den einzelnen Mitgliedstaaten durch Landesgesetz (als gleichlautendes allgemeines deutsches Recht) in Kraft gesetzt und durch das auf internationalen Abkommen ab 7. 6.1930 beruhende Wechselgesetz von dem 21. 6. 1933 abgelöst wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Protocolle der zur Beratung einer Allgemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung in der Zeit vom 20. October bis zum 9. December in Leipzig abgehaltenen Conferenz, 1848; Huter, U., Das Reichsgesetz über die Einführung einer allgemeinen Wechselordnung, JZ 1978, 77ff.; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ZHR 144 (1980), 484; Pannwitz, K. v., Die Entstehung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung, 1998; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AllgemeineDeutscheWechselordnung1848.pdf

Allgemeine Gerichtsordnung (Österreichs) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (nach ersten Ansätzen der Jahre 1709 und 1753 vor allem von April 1774 bis September 1775 von Joseph Hyazinth Froidevo [Arlesheim 1735-Weidling 15. 8. 1811] in Fortschreibung des von dem gemeinen Recht stark geprägten Prozessrechts Böhmens ausgearbeitete,) 1781 in Österreich zwecks Rechtsvereinheitlichung kompilatorisch ge­schaffene Gesetz (Publikation 1. Mai 1781, JGS 13, Einführung mit Patent von dem 9. 4. 1782) zu der Regelung des gemeinrechtlichen Zivilpro­zesses (geheimes Aktenverfahren mit Ver­­handlungsmaxime, Eventualmaxime, grund­­sätzlicher An­waltszwang, mittelbarer Beweis­aufnahme und gebundener Beweis­regel), das 1796 abgeändert in Westgalizien (Westga­lizische Gerichtsord­nung), später in Ostgali­zien, der Bukowina, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Dalmatien und Istrien in Kraft tritt und erst durch die ältere Allgemeine Ge­richtsordnung und erweiterte Westgali­zische Gerichtsordnung vereinheitli­chende öster­reich­ische Zivilprozess­ordnung von 1895 abgelöst wird.

Lit.: Köbler, DRG 155; Baltl/Kocher; Loschelder, M., Die österreichische Allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978

Allgemeine Gerichtsordnung (Preußens) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die 1793 (Sanktionierung, Ende 1794/Anfang 1795 Druckfassung) bzw. 1795 für Preußen auf der Grundlage (des Projects des Codicis Fridericiani Marchici von 1748 mit Anhängen von 1761 und 1769) und) des (lat.) Corpus Juris Fridericianum Erstes Buch von der Prozessordnung von 1781 (Patent von dem 26. 4. 1781) in Anpassung an das Allgemeine Landrecht geschaffene Zivilprozessordnung (1822 gegenüber der ursprünglichen Fassung unverändert, aber um Anhang von 1815 erweitert), die in vernunftrechtlicher Prägung (Erforschung der Wahrheit) eine Abkehr von dem gemein­rechtlichen, als zu langwierig empfun­denen Zivilprozess versucht, ohne ihre Ziele wirk­lich erreichen zu können.

Lit.: Köbler, DRG 141, 155; Nörr, K., Reinhardt und die Revision der Allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1975; Eckert, J., Die Entstehung der Allgemeinen Gerichtsordnung, (in) Das Preußische Allgemeine Landrecht, hg. v. Wolff, J., 1995; Busch, S., Die Entstehung der Allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1999

Allgemeine Geschäftsbedingung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., verwendet bei Hinrichs, ZHR 20 [1875], 391) ist die (von mindestens einem verwendenden Unternehmer) all­gemein für eine unbestimmte Zahl von Geschäften benützte Geschäftsbeding­ung. Allgemeine Geschäftsbedingungen entstehen (nach Vorläufern in [mit­telalterlichen For­melsammlungen und] Policen von Versi­cherungen in dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts) als Folge der Massengeschäfte nach der indus­triellen Revolution an dem Ende des 19. Jahrhunderts (Ei­senbahnbetriebsreglements, Postordnungen, 1919 Berliner Spedi­teurbe­dingungen), werden trotz der bewussten und erkennbaren Vor­teilssiche­rung der Verwender (etwa mittels Haftungsbe­schrän­kungen, Beweislast-um­keh­rungen, Ge­richts­standsklauseln, Rück­trittsvorbehalten und Verfallklauseln) zunächst nur vorsichtig in dem Einzelfall gerichtlich kontrolliert, an dem 9. 12. 1976 in Deutschland aber in einem eigenen Gesetz über das Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen gesetzlich geregelt, das 2002 als §§ 305ff. in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Raiser, L., Das Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen, 1935, 2. A. 1961; Pohlhausen, R., Zum Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen, 1978; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Helm, J., AGB-Regelungen im Transportrecht des ADHGB, (in) FS E. Brandner, 1996, 219; Prang, T., Der Schutz der Versicherungsnehmer, 2003; Röder, T., Rechtsbildung im wirtschaftlichen Weltverkehr, 2006; Hellwege, P, Allgemeine Geschäftsbe­dingungen, 2010; Webersberger, M., Freizeich­nungsklauseln in allgemeinen Konossementsbe­dingungen, 2014

Allgemeine Gütergemeinschaft →Gütergemeinschaft, s. Google

Allgemeiner Teil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Heise 1807) ist der die allge­mei­nen Erscheinungen besonderer Teile beispielsweise eines Rechtstexts zusammenfassende (und voranstellende) Teil einer jeweiligen Gesamtheit. Eine Unterscheidung zwischen Gattung ([lat.] genus, N., Geburt, Geschlecht, Gattung) und Art ([lat.] species, F., Sehen, Anblick, Gestalt, Bild, Stück) sowie zwischen (lat.) generalis (zu dem Geschlecht gehörig, zu der Gattung gehörig, allgemein) und (lat.) specialis (besondere) ist bereits dem (lateinischen) Altertum bekannt. Allgemeine Einführungen in das Recht werden in den Versuchen des Franciscus Connanus (1508-1551) und Hugo Donellus (1527-1591), sich von der wenig sys­tematischen Reihenfolge der Bestimmun­gen der justinianischen Kom­pilation(en) zu lösen, sichtbar. Johannes Althusius (Diedenshausen 1557-Emden 1638) überschreibt in dem Index capitum seiner Dicaelogicae (1618) den ersten Teil des ersten Buches mit (lat.) agit de generalibus (handelt von den allgemeinen [Angelegen­heiten]), doch wird dies nicht weiter beachtet. In dem Gefolge naturrechtlicher Sys­te­matisierungs­ansätze (Erhard →Weigel [1625-1699], Samuel →Pufen­dorf [1632-1694], allgemeine Einleitung in das Recht und seine Anwendung sowie Auslegung in Jean Domats [1625-1695] Loix civiles dans leur ordre naturel [1689-1695], Christian Wolff [1679-1754] 1711 [Jus naturae, Band 1 De obligatione et iure hominum universali]) veröffentlicht Christian Wolffs Schüler Georg Darjes 1740 (lat.) Institutiones jurisprudentiae universalis (Einrichtungen der universellen Jurisprudenz), in denen er in einer (lat. [F.]) pars generalis (einem allgemeinen Teil) de iurium atque obligationum objecto (von der Rechte und Verbindlichkeiten Gegenstand), de iurium atque obligationum diversitate (von der Rechte und Verbindlichkeiten Ver­schiedenheit) und de acquisitione iurium et obligationum generatim (von dem Erwerb der Rechte und Verbindlichkeiten in dem Allge­meinen) handelt. 1749 legt Christian Wolffs weiterer Schüler Daniel Nettelbladt (Rostock 1719-Halle 1791) ohnvorgreifliche Gedan­cken, den heutigen Zustand der bürgerlichen und natürlichen Rechtsgelehrtheit in Teutschland, deren nöthige Verbesserung und dazu dienliche Mittel betreffend vor, in denen er eine von dem Demonstrieren der Rechtssätze nach Gründen ausgehende straffe Defini­tionen verwendende Darstellung des positiven Rechtes verlangt, in der alles systematisch so geordnet werden soll, dass das Allgemeine vor dem Besonderen und das Zusammen­gehörige beieinander steht. Nach erfolg­reichen Elementarsystemen des gleichen Jahres verfasst er 1761 eine (lat.) Introductio (F.) in jurisprudentiam positivam Germa­norum com­munem (Einleitung in die allgemeine positive Jurisprudenz der Deutschen), die neben einem allgemeinen Teil eine kurze Enzyklopädie und Methodologie sowie eine straffe Rechts- und Lite­rärgeschichte enthält. 1767 entsteht Johann Stephan Pütters Versuch einer juristischen Enzyklopädie und Methodologie, die eine systematische, durch einen allge­meinen Teil grundgelegte Darstellung des römischen Rechtes verlangt. 1772 bietet Daniel Net­telbladt in seiner (lat.) Nova introductio (F.) in jurisprudentiam positivam Germanorum com­munem (Neuen Einführung in die positive allgemeine Rechtswissenschaft der Deutschen wohl erstmals einen ausgeführten allgemeinen Teil in zwei Büchern mit 7 bzw. 5 Sektionen über allgemeine rechtliche Fach­wörter, Personen, Tat­sachen, Sachen, Rechts­handlungen, Be­grün­den, Auflösen, Bestätigen von Verbind­lichkeiten, Stellver­tretung, An­fech­tung, Erwerb, Verlust und Bewahrung von Rech­ten, Eigentum, Schadensersatz, Sicherheits­leistung, Arrest, Sequestration, Protest, Besitz und Rechtsmittel. Nach weiteren ähnlichen Werken (Hofacker 1773, Habernickel 1776) ordnet (der Hallenser Schüler Daniel Nettelbladts) Gustav →Hugo in seinen (lat.) Institutionen des heutigen römischen Rechtes 1789 das Privatrecht noch klarer ([Einleitung in 7 Paragraphen über Gegenstand der bürgerlichen Rechts­pflege, Entscheidungs­grund­lagen des Rich­ters, Un­möglichkeit der Vorausbestimmtheit der Entscheidung, römi­sches Recht in Deutsch­land, Justinians Leistung, teilweise Un­brauchbarkeit durch Änderung der Verhält­nisse, Vereinfachung durch Vorausschickung des Allgemeinen,] Realrechte, persönliche Obliga­tionen, Familienrechte, Verlassen­schaften, Prozess, d. h. Sachenrecht, Schuldrecht, Familienrecht, Erbrecht, Prozessrecht). Christoph Christian Dabelow (Neu-Buckow 1767-Dorpat 1830), ebenfalls Schüler Net­telbladts in Halle, bietet 1793 eine Einleitung in die deutsche positive Rechtswissenschaft und 1794 ein System der heutigen Civilrechtsgelahrtheit, die beide 1796 eine zweite Auflage erfahren, wobei das System des gesamten heutigen Zivilrechts von 1796 in seinem allgemeinen Teil Personen, Sachen, Handlungen, Zeit, rechtliche Geschäfte, Eide, Wahrheit, Rechte, Verbind­lichkeiten, Si­cherheiten, Besitz, Verjährung, Rechtsmit­tel, Schaden, Schadensersatz, Ver­waltung frem­der Sachen und Wieder­einsetzung in den vorigen Stand erfasst. Hugos Erkenntnisse vertieft sein Göttinger Schüler Georg Arnold Heise in seinem Grundriss eines Systems des gemeinen Zivilrechts zum Behuf von Pandekten­vorlesungen (1807, allgemeine Lehren [Von den Quellen des Rechtes, Von den Rechten im Allgemeinen, Von Verfolgung und Schützung der Rechte, Von den Subjecten und Objecten des Rechtes], dingliche Rechte, Obligationen-Recht, jura potestatis, das gesamte Erbrecht, Restitutio in integrum) zu einem allgemeinen Teil des Privatrechts. Durch →Savigny erlangt diese Vorstellung allgemeine Verbreitung und erfasst später über das Privatrecht hinaus auch Strafrecht und Verwaltungsrecht und andere Rechtsge­biete.

Lit.: Köbler, DRG 158, 199, 206, 213, 237; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Jakobs, H./Schubert, W., Materialien zur Entstehungs­geschichte des BGB - Allgemeiner Teil, 1985; Lehmann, A., Nettelbladt und Dabelow als die eigentlichen Begründer eines allgemeinen Teiles, (in) FS G. Maier, 1994, 39; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Hollstein, T., Die Verfassung als „Allgemeiner Teil“, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Der Allgemeine Teil des Privatrechts, hg. v. Baldus, C. u. a., 2013; Der Allgemeine Teil des Privatrechts – Historische Wurzeln – Leistungsfähigkeit im 21. Jahrhundert, hg. v. Baldus, C./Dajczak, W., 2018

Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ABGB) ist die 1753 unter Maria Theresia begonnene →Kodifikation des Privat­rechts in →Österreich. Sie wird mit dem Ziel der Rechtsvereinheitlichung der verschie­denen habsburgischen Herrschaftsge­biete schon von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) als Codex Leopoldinus (Kaiser) Leopolds I. (1640-1705) ohne Erfolg angeregt. 1709 setzt Joseph I. (erfolglos) Kompilationskom­missi­onen in Prag und Brünn ein, (nach der 1749 die österreichische Monarchie mit Ausnahme der ungarischen Länder von einer Länderu­nion in eine Einheit umwandelnden Reform Maria Theresias) 1753 Maria Theresia eine Kommission (Kompilations­kommission [Jo­seph von Azzoni], 1756 Aufgabe auf die 1755 gebildete Revisions­kommission übertragen) zu der Abfas­sung ([einer allgemeinen Gerichts­ord­nung und] eines gleichen Landrechts in al­len benachbarten österreichisch-deutschen Erb­landen bzw.) eines (lat.) →Codex (M.) The­resianus (Theresianisches Gesetzbuch), der (die) Provin­zialrechte, das gemeine Recht, die Gesetze anderer Staaten und das all­gemeine Recht der Vernunft berücksich­tigen soll. Der umfangreiche, in drei Teilen mit insgesamt 538860 Wörtern 1766 fertiggestellte, vor allem auf dem gemeinen Recht beruhende Entwurf des Codex Theresianus (ein vierter Teil sollte das Zivilprozessrecht enthalten) wird aber le­diglich als brauchbare Materialsammlung angesehen (und deswegen 1770 von Maria Theresia nicht sanktioniert und 1772/1773 von der anfangs geplanten Verbindung mit dem dann 1781 in der Allgemeinen Gerichtsordnung selbständig gesetzlich geregelten Zivil­prozessrecht gelöst). Der bis 1774 ohne wesentlichen Inhaltsverlust auf etwa die Hälfte gekürzte Entwurf Johann Bernhard Hortens (Entwurf Horten) wird 1776 nicht weiter beraten, (nach Ehepatenten von dem 16. 1. 1783 und 3. 5. 1786) in seinem die ge­setz­liche Erbfolge betreffenden Teil 1786 aber als Erbfolge­patent von dem 11. 5. 1786 und in seinem personenrechtlichen Teil an dem 1. 11. 1786 zu dem 1. 1. 1787 als Allgemeines Bür­gerliches Ge­setz­buch, ErsterTeil (bzw. [später so ge­nann­tes] →Josephi­nisches Gesetzbuch) Josephs II. in den deutschen Erblanden (Österreichs bzw. Habsburgs) in Kraft gesetzt, doch ver­zögern sich die Arbeiten an den übrigen Teilen durch die nunmehr geplante Einbe­ziehung Ungarns und unterbricht der Tod Josephs II. (20. 2. 1790) den weiteren Fort­gang. Ab 1793 bzw. 1794 arbeitet Karl Anton von →Martini an Hand der Benützung des Ent­wurfs Hortens und des (1794) in Kraft gesetzten Allgemeinen Landrechts Preußens einen neuen, etwas stärker naturrechtlich ge­prägten Entwurf (1796 Entwurf Martini mit 8859 Wortformen) aus, der (nach Inkraftsetzung der Zivil­prozess­ordnung und des Strafgesetzes 1796 und ge­ringer Umarbeitung) durch Patent von dem 13. 2. 1797 als Bürgerliches Gesetzbuch für West­ga­lizien (so genanntes →Westgalizisches Gesetz­buch) für das von den Habsburgern aus der dritten Teilung Polens 1795 erworbene Erbland West­galizien und durch Patent von dem 18. 9. 1797 auch für das bereits 1772 erlangte Ost­galizien kundgemacht wird (Bürgerliches Gesetzbuch für Galizien [und Bukowina] 1. 1. 1798). Dieses Bür­gerliche Gesetzbuch für Ga­lizien, das in Gegensatz zu dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 auf das bürgerliche Recht beschränkt ist, wird als sog. Urentwurf unter der Lei­tung Franz von →Zeillers zwischen 1801 und 1810 in drei Lesungen (unter Abbau der naturrechtlichen Prägung wegen der fran­zö­si­schen Revolution) beraten und nach kaiser­licher Sanktion von dem 7. Juli 1810 (wegen der laufenden Inflation zunächst ohne Dar­le­hensbestimmungen) bzw. 29. 4. 1811 (Darle­hensbestimmungen) als Anlage zu dem kaiser­lichen Patent von dem 1. 6. 1811 (JGS 94) kund gemacht und zu dem1. 1. 1812 (mit 7344 Wortformen und 4313 Lemmata) unter Aufhebung des gemeinen Rechtes und grundsätzlich der Privatrechtsgesetze (als allgemeines, d. h. einheitlich für alle Einwohner ohne örtliche und ständische Unterschiede bzw. für den ge­samten Bereich der Rechtsver­einheitlichung gel­tendes, als neuständisches Gesetzbuch stän­dische Unter­schiede nur formal nicht be­rück­sichtigendes und damit verdeckendes) für die gesamten deutschen Erblande des ös­terrei­chischen Kaisers (Resolution von dem 18. 8. 1810) (zunächst nur in Nieder­österreich, Ober­österreich [ohne Innkreis und Teile des Hausruckkreises], Böh­men [ein­schließlich Marktredwitz und sog. Fraisch­bezirk in der Oberpfalz, in Gel­tung bis 31. 12. 1899], Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien [z. T., ohne Bezirke Wieliczka, Podgorze und Tarnopoler Landschaft], Bukowina, Teile des Haus­ruck­kreises, Steiermark, Kärnten [ohne Oberkärnten], Militär­grenze [17. 7. 1811] [mit Warasdiner, slavonischer, siebenbür­gischer und banatischer Militärgrenze], nicht aber in Ungarn, Kroatien-Slawo­nien, Sieben­bürgen) als reines, aber nicht voll­ständiges Pri­vat­rechtsgesetzbuch (mit drei Teilen und 1512 Paragraphen sowie 73190 Wörtern, deutscher Text authen­tisch, 7344 Wortformen von 4313 ver­wendeten Wörtern) in Kraft gesetzt und zwi­schen 1815 und 1820 nach und nach auch in den Gebieten eingeführt, die durch den Frieden von Paris oder die Akte des Wiener Kongresses an die Monarchie zurückfielen oder von ihr erworben wurden (beispielsweise 1815 bzw. 1816 Lombardo-Venetien, [Lombardei 1816-1865, Venetien 1816-1871], 1815 Tirol mit Vorarlberg, 1817 Salzburg, Brixental, Zillertal, Innviertel, Hausruckviertel, 1820 Karlstädter Kreis, 1878 par­tiell-subsidär Bos­nien-Herzegowina). Der (nicht eindeutig be­kann­te, vielleicht durch Ab­stände des Wappens auf dem Titelblatt in dem Ausmaß von 47 bzw. 7. bzw. 9 Millimetern er­kennbare, an­schei­nend in § 591 die Zei­chen­folge … Or­dens; Jünglinge unter 18 Jahren, Frauens­personen, Sinnlose, Blinde, Taube, oder Stum­me … aufweisende) Erst­druck wird dem Kaiser an dem 24. Juni 1811 über­reicht (amtlich publizierter Text in Justiz­ge­setzsammlung 1817, Nr. 946). Inhaltlich beruht dieses dogmatisch nur wenig neuernde Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch auf dem römisch-ge­meinen Recht bzw. dem jün­geren (lat.) usus (M.) modernus pandec­tarum (Schuldrecht, ge­willkürtes Erbrecht, Besitz), (wenigen Einschüben aus dem) einheimischen Recht (Sachenrecht mit Grundbuch, Ehegüterrecht mit Gütergemeinschaft, naturrechtlich eingeschränkt Erbvertrag), kirchlichen (kanonischen), durch die Grundsätze des spä­ten Vernunftrechts gefilterten Recht (Eherecht für Katholiken) und dem Naturrecht (Syste­matik mit Ein­teilung nach Person und Sache, angeborene, schon durch die Vernunft ein­leuchtende Rechte des Menschen in § 16, Auslegungsre­geln beispielsweise § 7, angeborene Frei­heit der In­besitznahme freistehender Sachen § 381, Parentelenordnung der gesetzlichen Erbfolge). Von Savigny wird es 1814 in seiner die Kodifikation grundsätzlich ablehnenden Schrift vom Beruf als miss­lun­gen bewertet. Durch Patent von dem 29. 11. 1812 bzw. 1846 (Erbrecht) wird es von Liechten­stein übernommen (, wo der Text um zwei Fünftel gekürzt und seit dem 20. Jahrhundert an das Recht der Schweiz angeglichen wird, so dass um 2010 dort nur noch etwa 40 Prozent der ursprünglichen Paragraphen gelten). In Mol­dau wird es 1817 in dem Wesentlichen in den Codex Callimachus übersetzt. 1852 wird es (mit Anpassungen vor allem in dem Eherecht und ohne tatsächliche öffentliche Anwen­dung) in Ungarn (in dem Neoabsolutismus gegen den Willen der Ungarn 1853-23. 6.1861, danach aber freiwillige Kryptore­zeption), Kroatien und Slawonien (bis 1918, ohne Novel­lierungen), in der Woi­wod­schaft Serbien und in dem Temescher Banat, durch Patent von dem 29. 5. 1853 in Siebenbürgen und 1855 in Krakau eingeführt. Bern (1824/­1830, Luzern (1831/­1839), Solothurn (1841/­1847) und Aargau (1847/1855), Bayern (Ent­wür­fe von 1832/­1834), Sachsen (Entwurf 1852), Serbien (1844) und Montenegro (1888 Code Bogišić) dient es als Vorbild, Bosnien und Herze­gowina seit 1878 als subsidiäre Rechtsquelle nach dem einheimischen (beispielsweise ottoma­ni­schen bzw. osmanischen) Recht. Nach verschiedenen Verän­derungen bereits durch Hofdekrete vor 1848 wird das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1855 Ehegesetz für Ka­tho­liken mit Geltung nur von 1856 bis 1868,) 1912 (Baurechtsgesetz), 1914 (Personenrecht, Familienrecht, Vor­mund­schaftsrecht, gesetzli­ches Erbrecht), 1915 (Grenzberichti­gung), 1916 (Eigentums­vor­be­halt, Belastungsverbot, Schuldüber­nah­me, Auslobung, Schadenser­satz, Verjährung) unter dem vor allem durch Joseph Unger (1818-1913) vermittelten Ein­fluss der deut­schen historischen Rechts­schule in den drei durch kai­ser­liche Notverordnung in Kraft gesetzten Teilnovellen pandektistisch no­vel­liert (rund 15 Prozent der nun 1511 Pa­ra­graphen, 51 Pa­ra­graphen neu geschaffen, von dem alten Bestand 199 mehr oder weniger stark verändert). Berücksichtigt werden dabei außer dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 die Vorarbeiten des Obli­gationenrechts (1881) und des Zivil­ge­setzbuchs (1907/1911) der Schweiz, das All­gemeine Deutsche Handelsgesetzbuch (1861) und das deutsche Handelsgesetzbuch (1897) sowie der Entwurf eines Zivil­gesetz­buchs Ungarns (1900/1913). Erfasst werden ver­schiedene Sachgegenstände (Verkürzung der Verschollenheitsfristen bei der Todeser­klä­rung, Verbesserung der Rechts­stellung der Frau und des unehelichen Kindes und der un­ehe­lichen Mutter, Begrenzung der gesetz­li­chen Erbfolge der ehelichen Verwandten, Ehegattenerbrecht zu Eigentum statt zu Nieß­brauch, Nachbarrecht, Eigentumsvor­behalt an Maschinen, Realver­kehr, Realkredit, Angebot und Annahme von Verträgen, unerlaubte Verträge, Verträge zu Gunsten Dritter, Gewährleistung, Schadens­ersatz, Auslobung, Gastaufnahme, Anwei­sung, Schuldübernahme bei Übernahme eines Vermögens oder Geschäfts, Lohnzah­lungs­zeitpunkt, Lohnfort­zahlung bei unver­schuldeter Verhinderung des Arbeitnehmers, Kündigungsfristen und Fürsorgepflichten des Arbeitgebers. Seit 15. 6. 1922 gilt es in dem Burgenland (zunächst ohne Eherecht). Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wird das Eherecht durch das (vereinheitlichende) Ehegesetz (Gesetz zu der Ver­ein­heitlichung des Rechtes der Ehe­schließung und der Eheschei­dung), das Personenrecht durch das Personen­stands­ge­setz und vorübergehend bis 1947 das Tes­tamentsrecht durch das Testa­mentsgesetz (Gesetz über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen von dem 31. 7. 1938) des Deut­schen Reiches geändert, seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts durch mehrfache Novellierung das gesamte Familienrecht. Seit 1896 (Raten­ge­setz, Mietengesetz 1923, Konsumen­ten­schutz­gesetz 1979) wird es durch Nebenge­setze ergänzt. Nach 1945 ist es in dem sozialistischen Rechtskreis außer Kraft ge­setzt. Das Familienrecht wird auf Grund des Gleichheitsgrundsatzes vollständig ver­ändert. 1984 wird die Sachwalterschaft aufge­nommen. In Nebengesetzen sind etwa das Recht des Wohnens, der Ver­brau­cherschutz, das internationale Privatrecht, die Haftpflicht, die Patientenverfügung (2006) und die ein­getragene Partnerschaft (2010) geordnet. Vielleicht steht bzw. stehen in der Gegenwart noch die Hälfte oder drei Fünftel (Ogris) oder zwei Drittel (Brauneder) der ursprünglichen Paragraphen in Geltung (an dem 14. 2. 2011 861 von einst 1502 Paragraphen [1-3, 5-20, 22-23, 26-28, 33, 38-42, 44-46, 162, 286-299, 302-309, 311-356, 361-363, 365-366, 369-385, 387, 398, 400-421, 423-430, 438-450, 452-455, 457-468, 473-480, 482-484, 486-539, 542, 544-550, 552-565, 567, 570-573, 575-578, 580, 582-583, 588-589, 594-596, 601-614, 617, 647-668, 672-699, 701-715, 717, 719-721, 723-729, 733-737, 738-740, 750, 761, 763-764, 766, 770-778, 782, 786, 790-791, 793-795, 797-798, 802-804, 808-809, 812-814, 816-818, 820-821, 823-827, 829-843, 846, 854-858, 867, 869, 872, 874, 877, 880, 883, 888-901, 904, 907-913, 915, 923, 929-930, 934, 936-950, 952-969, 971-982, 1002-1020, 1023, 1025-1028, 1030-1033, 1035-1046, 1048-1051, 1053-1058, 1060-1069, 1071-1079, 1083-1095, 1099, 1103, 1106, 1108, 1110-1116, 1118-1120, 1176-1195, 1197-1209, 1211-1216, 1234-1236, 1246-1254, 1262, 1267-1277, 1279-1294, 1296-1297, 1299-1304, 1306, 1309-1313, 1317-1318, 1321-1326, 1331-1332, 1337-1338, 1340-1345, 1347-1355, 1357, 1359-1373, 1375-1399, 1411-1419, 1424-1438, 1441-1445, 1447-1457, 1459-1466, 1468, 1470-1473, 1475-1477, 1479, 1481-1484, 1488, 1491-1493, 1496-1502,] entfernt sind etwa Erbzinsvertrag, Widerlage, Morgengabe oder Obereigentum und Untereigentum).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 141, 185, 205; Banniza, J. Gründliche Anleitung zu dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuche, Bd. 1 1787; Wildner von Maithstein, I., Lexikon sämtlicher Worte des österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetz­buches, 1843; Harras von Harrasowsky, P., Geschichte der Kodifikation des österreichischen Civilrechtes, 1868; Pfaff, L., Über die Materialien des öster­reichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetz­buches, Grünhuts Zs. 2 (1875), 254; Ofner, J., Der Ur-Entwurf, Bd. 1f. 1889; Festschrift zur Jahrhundertfeier des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches, 1911; Slapnicka, H., Österreichs Recht außerhalb Österreichs, 1973; Dölemeyer, B., Die Revision des ABGB durch die drei Teilnovellen von 1914, 1915 und 1916, Ius commune 6 (1977), 274; Ogris, W., 175 Jahre ABGB, 1986/7; Caroni, P., Der unverstandene Meister, (in) FS H. Baltl, 1978, 107; Seemann, O., Die mit „1811“ datierten Drucke des ABGB, 1995; Neschwara, C., Die Geltung des österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches in Ungarn und seinen Nebenländern von 1853 bis 1861, ZRG GA 113 (1996), 362; Wesener, G., Die Rolle des Usus modernus pandectarum im Entwurf des Codex Theresianus, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 1363ff.; Naturrecht und Privatrechtskodifikation, hg. v. Barta, H. u. a., 1999; Frohnecke, E., Die Rolle des ABGB in Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, 2001; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/ABGB1811.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ABGB/ABGB_WFL_Zeitverlauf_20140712.doc; Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, Bd. 3 hg. v. Berger, E., 2010; Festschrift 200 Jahre AGBG, hg. v. Fischer-Czermak u. a., 2011; 200 Jahre ABGB - Ausstrahlungen, hg. v. Geistlinger u. a., 2011 (u. a. besonders Ogris, W., Das ABGB innerhalb und außerhalb Österreich, 2011); 200 Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, B./Mohnhaupt, H., 2012; Deutsch, A., Billig streitet die Vermuthung - Zu Wortwahl und Gesetzessprache im ABGB, (in) 200 Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, B./Mohnhaupt, H., 2012, 367; 200 Jahre ABGB - Richterinnenwoche, 2012; 200 Jahre ABGB 1811-2011, hg. v. Barta, H., 2012; Mattiangeli, D., Die Anwendung des ABGB in Italien im 19. Jahrhundert und seine historischen Aspekte, 2012; 200 Jahre ABGB, hg. v. Fenyves, A. u. a., 2012; Zweihundert (200) Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB) und europäisches Vertragsrecht, hg. v. Kodek, G., 2012; Vom ABGB zum europäischen Privatrecht, hg. v. Welser, R., 2012; Die ältesten Quellen zur Kodifikationsgeschichte des österreichischen ABGB, hg. v. Neschwara, C., 2012; Das ABGB in den „vaterländischen Blättern“, hg. v. Kohl, G. u. a., 2012; Brauneder, W., Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB), Band 1 Entstehung und Entwicklung des ABGB bis 1900, 2014

Allgemeines Deutsches Gesetz über Schuldverhältnisse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 1863 von den Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes zwecks Rechtsvereinheitlichung bzw. Rechts­angleichung in einem infolge der Industrialisierung und der damit verknüpften weiteren Ersetzung der Hauswirtschaft durch die Marktwirtschaft wirtschaftlich besonders bedeutsamen Rechtsgebiet beratene (allgemeine deutsche) Gesetz, dessen (→Dresdener) Ent­wurf in dem Jahre 1866 gerade der Bundes­versammlung zugeleitet ist, als der Deutsche Bund an dem Gegensatz zwischen Österreich und Preußen in dem Streit um die Verwaltung Schleswig-Holsteins zerbricht, so dass der Entwurf dieses Gesetzes nicht weiter behandelt wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Hedemann, J., Der Dresdener Entwurf von 1866, 1935; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dresdener Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866, hg. v. Francke, B., 1973; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, 1866, 1984

Allgemeines Deutsches Handelsgesetz­buch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf Grund des Vorbilds des französischen →Code de commerce (1808) nach Scheitern eines 1848 auf Anregung der deutschen Nationalversammlung (Frankfurter Paulskirchenversammlung) eingesetzten Ge­setz­gebungsausschusses seit 1856 von einer Kommission des Deutschen Bundes vorbe­reitete, nach preußischer Vorlage (1850-1856) und österreichischen Vorlagen (1842, 1853, 1857) 1861 in dem so genannten Nürnberger Entwurf entstandene Handelsgesetzbuch, das die Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes auf Empfehlung der Bundesversammlung von dem 31. 5. 1861 durch überein­stimmende Ein­zel­staatsgesetze (u. a. Preußen 1. 3. 1862, Öster­reich 1. 7. 1863 Allgemeines Handelsgesetz­buch, Anlage zu dem Gesetz 17. 12. 1862 RGBl. 1863, 1, [ohne Seerecht] in Geltung bis 23. 12. 1938, Württemberg 15. 12. 1865, Schaumburg-Lippe 1. 1. 1870) ab 1862 als allgemeines deutsches Recht in Kraft setzen. An seine Stelle tritt in dem (zweiten) Deutschen Reich 1897 nach Umarbeitung das →Handelsgesetzbuch (in Österreich 24. 12. 1938 übernommen und später in Unternehmensgesetzbuch umgearbeitet).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Protokolle der Kommission zur Beratung eines allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches, hg. v. Lutz, J., Bd. 1ff. 1958ff., Neudruck 1984; Thöl, H., Zur Geschichte des Entwurfes eines allgemeinen deutschen Handels­gesetzbuches, 1861; Goldschmidt, L., Der Abschluss und die Einführung des allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ZHR 5 (1862), 204ff.; Lindau, L., Register zu dem Allgemeinen Deutschen Handels­gesetzbuch, 1867; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, (in) ZHR 144 (1980), 484; Wild, P., Der Einfluss des All­gemein­en deutschen Handelsgesetzbuchs auf die Privatrechtsdogmatik, Diss. jur. Saarbrücken 1966; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/AllgemeinesDeutschesHandelsgesetzbuch1861.htm; Das ADHGB von 1861 als gemeinsames Obligationenrecht in Mitteleuropa, hg. v. Löhnig, M./Wagner, S., 2018

Allgemeines deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Hempel 1770) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Verhandlungen und danach Parallelgesetzgebung der Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes entstandene Recht. →Allgemeine Deutsche Wechselordnung, →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch, (Dresdener) Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1863ff.

Lit.: Köbler, DRG 182

Allgemeines Gesetzbuch für die preußischen Staaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (1791) ist eine älteren gescheiterten Versuchen (1714 Auftrag Friedrich Wilhelms I. an die Juristenfakultät Halles zu einer Ausfertigung einiger Konstitutionen zu dem Landrecht der Kurmark Brandenburg, 1746ff. dreiteiliges Projekt eines Corporis Juris Fridericiani) folgende Vorstufe für die Kodifikation →Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten (1794). Vorausgeht als Folge des sog. →Müller-Arnold-Prozesses (1. 1. 1780) eine Kabinettsordre des Königs von dem 14. 4. 1780 für ein deutsches allgemeines Landrecht, nach der „alle Gesetze für unsere Staaten und Untertanen in ihrer eigenen Sprache abgefasst, genau bestimmt und vollständig gesammelt werden“, „nur das Wesentliche mit dem Natur-Gesetz und der heutigen Verfassung Übereinstimmende aus dem römischen Recht abstrahirt, das Unnütze weggelassen, Unsere eigene Landes-Gesetze an dem gehörigen Ort eingeschaltet und solcher­gestalt ein subsidiarisches Gesetz-Buch, zu welchem der Richter bei dem Mangel der Provinzial-Gesetze recurriren kann, ange­fertigt“ werden soll. Eine Kabinettsordre von dem 27. 7. 1780 konkretisiert den Auftrag, dem das Corpus iuris civilis Justinians zu Grund gelegt werden soll. Der unter Leitung Johann Casimir von Carmers hauptsächlich von Carl Gottlieb Svarez und Ernst Ferdinand Klein auf der Grundlage von Auszügen aus dem Corpus iuris civilis Justinians nach einer systematischen natürlichen Ordnung erar­beitete Entwurf eines allgemeinen Gesetz­buchs für die preußischen Staaten wird seit 1784 in sechs Abteilungen gedruckt (Erster Teil Personenrecht, erste Abteilung von dem Hausstand 1784, zweite Abteilung von den Rechten und Pflichten der verschiedenen Stände des Staates 1785, dritte Abteilung Rechte und Pflichten des Staates gegen die Bürger 1786, zweiter Teil Sa­chenrecht, erste Abteilung Titel 1-6 1787, zweite Abteilung Titel 7-13 1787, dritte Abteilung Titel 14-22 1788). Die nach der Veröffentlichung eingereichten Vorschläge (Monita) werden verwertet und in einer Svarezschen Revision 1790/1791 genutzt. An dem 20. 3. 1791 reicht von Carmer das Publi­kationspatent für das Allgemeine Gesetzbuch für die preußischen Staaten ein, dessen Inkrafttreten zu dem 1. 6. 1792 geplant wird. An dem 18. 4. 1792 verschiebt der König die Geltung aus politischen Gründen bis auf Weiteres. Wegen des Gebietsgewinns Preußens aus der zweiten Teilung Polens (1793) wird dann das in dem Privat­recht einem abgewandelten Instituti­onen­system folgende Werk doch an dem 1. 6. 1794 als Allgemeines Landrecht für alle preußischen Staaten in Kraft gesetzt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Entwurf­einesallgemeinenGesetzbuchesfuerdiepreussischenStaaten1Theil1Abtheilung1784.pdf u. a. Svarez, Carl Gott­lieb, Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die preußischen Staaten, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Register zum allgemeinen Gesetzbuch für die preußischen Staaten (1792), hg. v. Krause, P., 2004; Finkenauer, T., Vom Allgemeinen Gesetzbuch zum Allgemeinen Landrecht, ZRG 113 (1995), 40; Barzen, C., Die Entstehung des „Entwurf(s) eines allgemeinen Gesetzbuchs für die Preußischen Staaten“, 2000

Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und derselben Bestrafung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das unter Joseph II. gewisse aufgeklärte Grundsätze verwirklichende und auch Josephina genannte Strafgesetzbuch Österreichs von 1787, das noch von dem Strafzweck der Abschreckung ausgeht.

Lit.: Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­Strafgesetz1787.pdf

Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ALR) ist das als →Kodifikation zu dem 1. 6. 1794 in Kraft gesetzte umfassende Vernunftrechtsgesetzbuch →Preußens. Ihm gehen als ältere, in dem Ergebnis erfolglose Ver­suche der Rechtsvereinheitlichung der recht­lich ganz verschieden geordneten Teile Brandenburg-Preußens ein Ersuchen Friedrich Wilhelms I. von Preußen an die juristische Fakultät der Universität Halle an der Saale (1714) und das in einem Auftrag Friedrichs des Großen seit 1746 von dem Großkanzler Samuel von →Cocceji bearbeitete Projekt eines Corpus juris Fridericiani Friedrichs des Großen (Teilentwürfe 1749, 1751, dritter Teil auf dem Postweg verloren und schon deswegen insgesamt gescheitert) voraus. Als Folge des so genannten →Müller-Arnold-Prozesses (1. 1. 1780) erarbeiten nach einer Kabinettsorder Friedrichs des Großen (14. 4. 1780 betreffend die Verbesserung des Justizwesens bezüglich der Gerichtsverfassung, des Prozessrechts und des materiellen Rechtes) der neu berufene Großkanzler Johann Heinrich Casimir von →Carmer und Carl Gottlieb →Svarez (außer dem die Amtsermittlung einführende und die Advokatur abschaffenden [lat. [N.] Corpus juris Fridericianum, friderizianisches Korpus des Rechtes von 1781 für das Verfahrensrecht und einer Hypotheken­ordnung von 1783) an Hand des römischen Rechtes nach natürlicher Ordnung und der Sonderrechte der einzelnen Provinzen einen von dem König (1785) als zu weitläufig zurückgewiesenen Entwurf (es ist aber Sehr Dicke, und gesetze müssen Kurtz und nicht Weitläuftig seindt) eines allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten aus (1783-1788, zwischen 1784 und 1788 in sechs Bänden veröffentlicht). Nach Überarbeitung an Hand zahlreicher eingegangener Monita und Denk­schriften wird 1791 ein Entwurf eines →allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten vorgelegt, (nach Einreichen des Publikationspatents an dem 20. 3. 1791) sein Inkrafttreten zu dem 1. 6. 1792 verfügt, aber nach nicht mehr vollständig aufklärbaren Vorgängen ständischer Gegenerschaft an dem 18. 4. 1792 auf (zunächst) unbestimmte Zeit suspendiert. 1794 wird das Gesetzbuch nach dem 1793 bei der zweiten Teilung Polens erfolgten Erwerb umfangreicher Gebiete (Südpreußen, Neu-Ostpreußen) unter geringer Umarbeitung (Aufhebung des Verbots der Machtsprüche und einiger Bestimmungen über die Ehe zu der linken Hand) aber dann doch als Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten. erlassen (Anlage zu dem königlich preußischen Patent von dem 5. 2. 1794). Das Gesetz umfasst in zwei Teilen („Eigentum“, „Gesellschaft“) mit 23 und 20 Titeln sowie 19194 Paragraphen und 603365 Wörtern (über das Privatrecht hinausreichend fast) das gesamte private und öffentliche Recht (Privatrecht, Gemeinde­recht, Beamten­recht, Staatsrecht, Kirchen­recht, Lehnrecht, Strafrecht), das es ziemlich fürsorglich und kasuistisch abhandelt. Sein von dem Einzelnen (über Ehe, Familie und Stände) zu dem Staat fortschreit­ender Aufbau ist vernunftrechtlich. Anknüpf­ungspunkt ist (noch) nicht der Mensch als ohne weiteres rechtsfähiges Wesen, sondern der Mensch, soweit er nach Geburt, per­sönlichen Verhältnissen und Stand Rechte und Pflichten hat. Inhaltlich stellt es in seiner Ausrichtung auf das gemeine Wohl einen Ausgleich zwischen altständischer Gesell­schaft und aufgeklärter Freiheit dar, der die fortschrittlichen Ideen des Bürgertums nur eingeschränkt verwirklicht. In dem Privatrecht folgt es einem abgewandelten Institu­tionensystem. Von Savigny wird es abgelehnt (1816 „Sudeley“), aber ab 1819 in Vorlesungen an der Universität vorgetra­gen. In den 1815 auf dem Wiener Kongress gewonnenen Rheinlanden, in denen Frankreich 1806/1807 seinen 1804 geschaf­fenen Code civil in Kraft setzt, und in den 1866 bei Auflösung des Deutschen Bundes erlangten Gebieten wird es nicht eingeführt. Durch das Strafgesetzbuch von 1851, das Allgemeine Deutsche Handels­gesetzbuch von 1861 und schließlich durch das →Bürgerliche Gesetz­buch (1896/1. 1. 1900) wird es Stück für Stück abgelöst.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140, 184, 151, 160, 198; Eggers, C. v., Lehrbuch des Natur- und allgemeinen Privatrechts und gemeinen preußischen Rechts, 1797; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 355; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Conrad, H., Die geistigen Grundlagen des ALR, 1958; Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, hg. v. Hattenhauer, H., 1970, 2. A. 1994, 3. A. 1996; Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, Register 1973; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1975; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1988; Mühleisen, H., Zur Ord­nung der Akten und Materialien des Allgemeinen Land­rechts, ZRG GA 108 (1991), 194; Schwennicke, A., Die Entstehung der Einleitung des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 1993; Friedrich Carl von Savigny, Landrechtsvorlesung 1824, hg. v. Wollschläger, C. u. a., 1994ff.; Gemeinwohl - Freiheit - Vernunft - Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Das Preußische Allgemeine Landrecht, hg. v. Wolff, J., 1995; 200 Jahre allgemeines Landrecht, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1995; Kodifikation gestern und heute, hg. v. Merten, D. u. a., 1995; Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die Preußischen Staaten, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Finkenauer, T., Vom Allgemeinen Gesetzbuch zum Allgemeinen Landrecht, ZRG GA 113 (1996), 40; Benthaus, R., Eine „Sudeley“?, Diss. jur. Kiel 1996; Reformabsolutismus und ständische Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G., 1998; Zur Ideen- und Rezeptionsgeschichte des preußischen Allgemeinen Landrechts, hg. v. Gose, W. u. a., 1999; Dilcher, G., Forschungen zum ALR-Jubiläum, (in) ZNR 2001, 285; Steinbeck, J., Die Anwendung des allgemeinen Landrechts in der richterlichen Praxis, 2004; Benöhr, H., Die Urheber des ALR, ZRG GA 121 (2004), 493; Register zum allgemeinen Gesetzbuch, hg. v. Krause, P., 2004; Albrecht, M., Die Methode der preußischen Richter, 2005; http://www.­koeb­lergerhard.de/Fontes/ALR1fuerdiepreussischenStaaten1794teil1.htm;http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ALR2fuerdiepreussischenStaaten1794Teil2.htm; Hilgen­stock, C., Die Anwendung des Allgemeinen Landrechts in der richterlichen Praxis, 2009; Bitter, A. v., Das Strafrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 2013; Stegmaier, W., Das preußische Allgemeine Land­recht und seine staatsrechtlichen Normen, 2013; Sturm, F., Das preußische Allgemeine Landrecht, 2014; Schroth, F., Praxistest für das ALR, 2016; Röhrmann, K., Das Ehescheidungsrecht des ALR und die Reformvorschläge im 19. Jahrhundert, 2017

Allgemeines Persönlichkeitsrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einer Person an ihrer Persönlichkeit insgesamt zustehende Recht. Erste Ansätze hierfür finden sich bei Donellus (Doneau 1527-1591), Pufendorf, Thomasius und Wolff (vgl. § 83 Einl. ALR, § 16 ABGB), doch lehnt Friedrich Carl von Savigny ein allgemeines Persönlichkeitsrecht ab, weil Inju­rienstrafenklage und Strafrecht genü­genden Schutz bieten. Demgegenüber treten später Otto von Gierke und Josef Kohler für ein allgemeines Persönlichkeitsrecht ein. Bei der Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) wird auf ein allgemeines Persönlichkeitsrecht bewusst verzichtet, nur der Namens­schutz in § 12 geregelt und der Schadensersatz bei imma­teriellen Schäden eingeschränkt (§ 253 BGB, anders Art. 28 ZGB Schweiz 1907/­1911). Seit 1954 wird ein allgemeines Persönlichkeitsrecht in Deutschland durch die Rechtsprechung (BGHZ 13, 334, 1958, BGHZ 26, 349, 1974 BVerfGE 34, 269, vgl. 1956 BGHZ 20, 345 pönale Geldentschä­digung) anerkannt. Als Rechtsgrund wird Art. 2 Iff. GG angesehen (vgl. BGHZ 128,1). Beachte auch § 201a StGB.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 1 1910, 58; Irmscher, K., Der privatrechtliche Schutz der Persönlichkeit in der Praxis des gemeinen und partikularen Rechts, 1953; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Persönlichkeitsrechts im 19. Jahrhundert, AcP 158 (1959/1960), 503; Leuze, D., Die Entwicklung des Persönlichkeitsrechts im 19. Jahrhundert 1962; Simon, J., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht und seine gewerb­lichen Erscheinungsformen, 1981; Gottwald, S., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 1996; Goebel, J., Allgemeines Persönlichkeitsrecht, 2004; Ebert, I., Pönale Elemente im Privatrecht, 2004; Kastl, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2004; Martin, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2007

Allgemeines Vermögensgesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) für das Fürstentum Montenegro ist das vor allem unter Mitarbeit Baltazar →Bogišićs (1834-1908) 1888 in Kraft gesetzte Privatrechtsgesetzbuch Montenegros (ohne Familienrecht und Erbrecht).

Lit.: Zimmermann, W., Valtazar Bogišić (1834-1908), 1962; Hamza, G., Bemerkungen zur Privatrechts­entwicklung in Montenegro, (in) Spomenica Valtazara Bogišića, 2008, 315

Allgemeinverfügung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandene, lange als zwischen Ver­ordnung und Verwaltungsakt stehend angesehene, zuletzt dem Verwaltungsakt zugeordnete Einrichtung des allgemeinen Verwaltungsrechts.

Lit.: Wandschneider, S., Die Allgemeinverfügung, 2009

alliiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht als eigener Ansatz in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Verb alliieren in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1628 aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) verbündet

Alliierte hohe Kommandantur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Berlin ist das gemeinsame Organ der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs für Berlin seit Juli 1945. Nach dem Auszug des sowjetischen Stadtkom­mandanten aus der Alliierten Hohen Kommandatur an dem 16. Juni 1948 tagen die drei westlichen Stadt­kommandanten allein. Die Hoheitsge­walt über →Berlin (West) wird bis zu der Ver­einigung Berlins in dem Zuge der Herstellung deutscher Einheit (1990) von den drei Westalliierten ausgeübt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schiedermair, H., Der völkerrechtliche Status Berlins, 1975; Grant, H., Die Alliierten und die Teilung Deutschlands, 1985

Alliierte Hohe Kommission (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das oberste Organ der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreichs für die Bundesrepublik Deutschland einschließlich der westlichen Sektoren Berlins von dem 21. 9. 1949 bis zu dem 5. 5. 1955. Die Alliierte Hohe Kommission hat ihren Sitz auf dem Petersberg bei Königswinter. Sie besteht aus den 3 Hohen Kommissaren der beteiligten westlichen Besatzungsmächte Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich.

Lit.: Vogt, H., Wächter der Bonner Republik, 2004

Alliierter Kontrollrat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an dem 30. 7. 1945 errichtete Organ der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich für die Ausübung der obersten Gewalt in Deutschland, insbesondere die Entscheidung aller Deutschland als Ganzes betreffenden Fragen. Der Alliierte Kontrollrat erlässt auch Gesetze. An dem 20. 3. 1948 stellt er wegen der gegensätzlichen Ansichten der westlichen Mächte einerseits und der Sowjetunion andererseits seine Tätigkeit ein. In Österreich werden nach dem ersten alliierten Kontrollabkommen von dem 4. 7. 1945 ein aus den vier militärischen Kom­missaren der vier Besatzungsmächte ge­bildeter Alliierter Rat und ein Exeku­tivkomitee mit Stäben (insgesamt als Alliierte Kommission bezeichnet) einge­richtet, deren oberste Gewalt durch das zweite alliierte Kontrollabkommen von dem 28. 6. 1946 abge­schwächt wird. →Kontrolle

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245; Jaenicke, G., Der Abbau der Kontrollratsgesetzgebung, 1952; Etzel, M., Die Aufhebung von nationalsozialistischen Gesetzen, 1992; Schmoeckel, M., Die Aufhebung von nationalsozialistischen Gesetzen, ZRG 112 (1994), 431; Mai, G., Der Alliierte Kontrollrat in Deutschland, 1995

Alliiertes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von den alliierten Besatzungsmächten (in Deutschland) in fünf Abschnitten (vor dem 5. 6. 1945, ab der Berliner Erklärung von dem 5. 6. 1945, ab 1947, ab 1951 und ab 1955) geschaffene oder veranlasste Besat­zungsrecht.

Lit.: Handbuch des Besatzungsrechts, hg. v. Schmoller, G. v. u. a., 1957; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, D., 1990; Deutschland unter alliierter Besatzung, hg. v. Benz, W., 1999; Rensmann, M., Besatzungsrecht im wiedervereinigten Deutschland, 2002

Allmende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1133 bezeugt – 1125 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab dem Althochdeutschen [ohne Zeitangabe AhdGl. III 407] und 1125 [Schöpflin, AlsDipl. I 203] bzw. 1149 [WirtUB. II 49] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., mhd. almende) ist die mehreren Berechtigten zu allgemeiner Nutzung zustehende Wirtschaftsfläche (einer Gemeinde oder eines ähnlichen Verbands). Es ist sehr zweifelhaft, ob die Anfänge der vor allem in dem Hochmittelalter bezeugten Allmende in die germanische Landnahme zurückreichen. Inhaltlich besteht die Allmende aus Wäldern, Weide und Ödland. Nutzungsberechtigt sind regel­mäßig die Inhaber mehrerer (nahe beieinander liegender) Hofstellen bestimmter Größe (Markgenossen). Schon früh versucht der König und später auch der Landesherr, ein Allmendregal durchzusetzen. Das durch den Liberalismus geprägte 19. Jahrhundert strebt nach Beseitigung der Allmende zugunsten von Alleineigentum. →Alm

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96, 121; Möser, J., Osnabrückische Geschichte, 1768ff.; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Weiss, J., Die Hackwaldallmende der Stadt Eberbach, ZRG GA 17 (1896), 77; Schiff, W., Grundriss des Agrarrechts, 1903; Rüttimann, K., Die zugerischen Allmendkorporationen, 1904; Rennefahrt, H., Die Allmend im Berner Jura, 1905; Wopfner, H., Das Almendregal des Tiroler Landesfürsten, 1906; Omlin, H., Die Allmendkorporationen der Gemeinde Sarnen, 1913; Litscher, M., Die Alpkorporationen des Bezirkes Werdenberg, 1919; Meyer, E., Die Nutzungs­korpora­tionen im Freiamt, 1919; Haff, K., Überbleibsel strenger Feldgemeinschaft auf friesischen und skandinavischen Inseln, ZRG GA 46 (1926), 378; Haff, K., Die alten Feld- und Wiesengemeinschaften der Insel Föhr und ihre Erbbücher, ZRG GA 47 (1927), 673; Bergdolt, W., Badische Allmenden, ZRG GA 48 (1928), 466; Weber, K., Zur Rechtsgeschichte der Wiesengemeinschaften der Hallig Hooge, 1931; Plett, E., Zur Rechtsgeschichte des Spätlandes auf Oster­landföhr, 1931; Kirchner, R., Die Allmende und ihre Schicksale in Unterfranken, Diss. jur. Würzburg 1931; Mantel, K., Der Gemeindewald in Bayern, Diss. jur. Würzburg 1933; Rynning, L., Bidrag til norsk almenningsrett I, 1934; Brinkmann, O., Die Bedeutung der Allmende im neuen Deutschland, 1935; Scherzer, G., Die Allmenden in Baden, 1940; Grass, N., Beiträge zur Rechts­geschichte der Alpwirtschaft, 1948; Fischer, H., Zum Gebietsrecht der Stadtallmende, ZRG GA 71 (1954), 209; Sidler, R., Die schwyzerische Unterallmeind­korporation, Diss. jur. Zürich 1956; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Golkowsky, R., Die Gemeinheitsteilungen im nordwestdeutschen Raum, 1965; Wehrenberg, D., Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Allmendrechten und Gemeinfronverpflichtungen, 1969; Wörlen, R., Waldeigentümergemeinschaften, 1981; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Below, S. v. u. a., Wald, 1998; Zückert, H., Allmende und Allmendaufhebung, 2003; Schmidt-Wiegand, R., Allmende, (in) Worte des Rechts, 2007, 347; Von der Allmende zur Share Economy, hg. v. Schläppi, D. u. a., 2018

Allod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Lex Salica-Fragment] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab der Lex Salica [507-511], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das keinen zusätzlichen Beschrän­kungen unterliegende Familiengut (19. Jahrhundert, vgl. Lex Salica 59). Es steht insbesondere in einem Gegensatz zu →Lehen. In dem deutschen Sprachraum gibt es wohl schon früh Allod, während in Frankreich (wegen der Vermutung nulle terre sans seigneur) Allod eher selten und in England Allod seit 1066 (Domesdaybook) verschwunden ist. Allod kann von dem Berechtigten zu Lehen gemacht werden und Lehen kann bei Mitwirkung aller Berechtigter in Allod verwandelt werden. Mit dem 19. Jahrhundert geht Allod allgemein in →Eigentum auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Chenon, E., Étude sur l’histoire des alleux en France, 1888; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Ebner, H., Das freie Eigen, 1969; Spieß, K., Das Lehnswesen, 2002, 2. A. 2009

Allodifikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1738 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (ausdrückliche oder stillschweigende) Umwandlung von Lehen in →Allod. Tatsächlich findet in der Neuzeit eine allmähliche Allodifikation der deutschen Landesfürstentümer zu Lasten des Reiches oder Königs statt (bis 1806). Innerhalb der Landesfürstentümer erfolgt (nicht zuletzt aus steuerlichen Überlegungen) eine Allodifikation der Lehen von 1702 (Preußen) bis 1919 (Mecklenburg).

Lit.: Köbler, DRG 211; Loewe, V., Die Allodifikation der Lehen unter Friedrich Wilhelm I., (in) Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 11 1898; Deter, G., Allodifikation, ZRG GA 130 (2013), 205

Allthing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1808) ist die vielleicht 930 eingerichtete politische Versammlung der seit der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts vor allem von Westnorwegen aus besiedelten Insel →Island. Das Allthing wird in der zweiten Junihälfte jedes Jahres in dem Südwesten abgehalten. Teilnahmeberechtigt ist jeder thingsteuerfähige Freie, teilnahmeverpflichtet jeder Häuptling (Gode) und jeder neunte Mann. Auf dem Allthing hat der Gesetzessprecher oder Rechtssprecher (lögsögumadr) das Recht vorzutragen, ist Recht zu setzen und zu klären und müssen Urteile gefällt werden. 1271/1281 endet diese ältere Gestaltung. 1798 wird das Allthing insgesamt aufgelöst.

Lit.: Kuhn, H., Das alte Island, 1971; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500 – eine Quellenkunde, 2011, 2. A. 2016 (Wort 1808

Alm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1808 bezeugt – Hinweis auf Alpe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über Alpe und das erschließbare Germanische sowie das Keltische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bergweide, →Almrecht

Almrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht [aber Alprecht 1385] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – Alprecht ab 1385 in 25 Stellen – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Alp oder (aus alben kontrahiert) Alm als der hochgelegenen, vielleicht seit 3000 Jahren in den Sommermonaten bewirtschafteten Weideflä­che (vor allem des Alpenraums). Diese gehört teils Genossen­schaften, teils Grundherren. Das Eigentum an den Grundstücken ist oft durch besondere Rechte und Dienstbarkeiten eingeschränkt (beispielsweise Schneefluchtrecht auf niedriger gelegenen und damit eher schneefreien Almen).

Lit.: Hibler, I., Die Grundlagen von Almwirtschaft und Almrecht in Bayern, 1923; Weiß, R., Das Alpwesen Graubündens, 1941; Grass, N., Beiträge zur Rechtsgeschichte der Alpwirtschaft, 1948; Moritz, A., Die Almwirtschaft im Stanzertal, 1956; Grass, N., Forschungen zur Alpwirt­schaft, ZRG GA 81 (1964), 368; Ramseyer, R., Das altbernische Küherwesen, 1961; Gietzen, H., Die Almen des Stubaitales, 1964; Schweizerischer Alpkataster, hg. v. d. Abteilung für Landwirtschaft des eidgenössischen Volkswirtschaftsde­partements in Bern, 1962ff.; Hägele, E., Die Hinterriss, Diss. staatswiss. Innsbruck 1967; Edelmann, M., Die Almen im Tegernseer Tal, 1966; Werner, K., Die Almwirtschaft des Schnalstales, 1969; Starz, R., Die Almwirtschaft in der Wildschönau, Diss. staatswiss. Innsbruck 1970; Carlen, L., Das Recht der Hirten, 1970; Schenk, P., Die Almwirtschaft im Alpbachtal (Tirol), 1974; Zwittkovits, F., Die Almen Österreichs, 1974; Grass, N., Oswald von Wolkenstein und die Almwirtschaft, ZRG GA 92 (1975), 105; Tremel, F., Zur Rechtsgeschichte des Almwesens, (in) FS N. Grass Bd. 2 1975, 3; Untersuchungen zur eiszeitlichen und frühmittelalterlichen Flur, hg. v. Beck, H., 1980; Arnold, G., Die Korporation Ursern, 1990; Grass, N., Alm und Wein, 1990 (Aufsätze)

alodis (lat.-afränk. [F.]) →Allod, s. Google

Alp →Alm, s. Google

Alpen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1741 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) ist der Name des Italien von Frankreich und Deutschland trennenden, infolge der Pattenverschiebungen des Erdmantels entstandenen Gebirges Europas.

Lit.: Die Alpen in der europäischen Geschichte des Mittelalters, 1965; Die Alpen, hg. v. Mathieu, J. u. a., 2005; Wege über die Alpen, hg. v. Oster, U., 2006; Le Alpi porta d’Europa, hg. v. Pani, L. u. a., 2009; Winckler, K., Die Alpen im Frühmittelalter, 2012; Bätzing, W., Die Alpen, 2018

Alsfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Oberhessen übernimmt nach 1556 weitgehend wörtlich das Frankenberger Stadtrechtsbuch.

Lit.: Gerhardt, H., Das Alsfelder Stadtrechtsbuch, Diss. Freiburg im Breisgau 1993; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 82; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. f. hess. Gesch. 110 (2005), 21ff.; Das Frankenberger Stadtrechtsbuch, bearb. v. Eckhardt, W., 2014; Das Augustinerkloster Alsfeld, hg. v. Schneider, H., 2019

alt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221/1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) betagt, bejahrt, reif

Altar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem 13. Jahrhundert [HohenfurtBened. 267] sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der christlichen Kirche für geistliche Handlungen verwendete Tisch, mit dem auch Rechtshandlungen (beispielsweise Stif­tungen, Eide, Gottesurteile) verbunden werden können.

Lit.: Carlen, L., Orte, Gegenstände, Symbole kirchlichen Rechtslebens, 1999; Viek, S., Der mittelalterliche Altar als Rechts­stätte, (in) Mediävistik 17 (2004)

Altdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) bei Nürnberg, 1504 von der Pfalz an die Reichsstadt Nürnberg gelangt, 1553 sehr zerstört, ist von 1575 an Sitz des 1526 nach Vorschlägen Melanchthons in dem Egidienkloster Nürnbergs eingerichteten Gymnasiums und von 1622 bis 1809 Sitz einer Universität (Donellus, Rittershusius, 1599 Wallenstein, 1667 Leibniz). 1806 kommt Altdorf zu Bayern.

Lit.: Will, G., Geschichte und Beschreibung der nürn­bergischen Universität Altdorf 1796, Neudruck 1975; Die Matrikel der Universität Altdorf, hg. v. Steinmeyer, E. v., 1812, Neudruck 1980; Mummen­hoff, G., Die Juristenfakultät Altdorf in den ersten fünf Jahrzehnten ihres Bestehens, Diss. jur. Erlangen 1957; Loiermann, H., Die Altdorfer Juristen, (in) FS K. S. Bader 1965, 267; Mährle, W., Academia Norica (1575-1623), 2000; Nürnbergs Hochschule in Altdorf, hg. v. Marti, H. u. a., 2014

alte Kulm →Kulm

Altena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Lappe, J., Die Freiheit Altena, 1929

Altenteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1710 [BremPolO. 1732 741] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) ist die einem Bauern und seinem überlebenden Ehegatten nach Übergabe seines Hofes an seinen Nachfolger zustehende Versorgung. Das seit der Mitte des 14. Jahrhundert nachweisbare Altenteil wird bei freien Bauern durch (seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren) Vertrag vereinbart (und in neuerer Zeit in dem Grundbuch dinglich gesichert), bei grundherrschaftlichen Bauern auch in Hofrechten festgelegt. Es haftet an dem Hofgrundstück. Die Anerbengesetz­gebung des 19. Jahrhunderts kennt eine gesetzliche Regelung, deren genaue Ausgestaltung der Vereinbarung überlassen ist. Art. 96 EGBGB verweist für den schuldrechtlichen Vertrag auf das Landesrecht.

Lit.: Runde, C., Die Rechtslehre von der Leibzucht oder dem Altenteile auf deutschen Bauerngütern, 1805; Schmidt, K., Gutsübergabe und Ausgedinge, 1920; Piepenbrock, J., Die Entwicklung des Altenteils oder der Leibzucht, 1925 (Diss. Münster); Weiland, H., Die geschichtliche Entwicklung des bäuerlichen Altenteils, 1940; Weber, H., Der deutsche bäuerliche Übergabevertrag, 1941; Czerannowski, B., Das bäuerliche Altenteil in Holstein, Lauenburg und Angeln 1650-1850, 1988; Schäfer, A., Übernahme und Altenteil, Diss. jur. Bonn 1994

Alter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine für das Recht in verschiedener Hinsicht bedeutsame, durch die dem Universum wie dem Menschen vorgegebene Dimension Zeit bedingte Erscheinung des Seins wie des menschlichen Lebens. Schon das römische Recht unterscheidet zwischen Kleinkindern (lat. [M.Pl.] infantes), Nochnichtgeschlechts­rei­fen (lat. [M.Pl.] impuberes) und Geschlechtsreifen (lat. [M.Pl.] puberes), wobei der Eintritt der Reife bei Männern mit vollendetem 14., bei Frauen mit vollendetem 12. Lebensjahr angenommen wird und volle Geschäftsfähigkeit bedeutet. Allerdings besteht (wohl schon früh) bis zu der Vollendung des 25. Lebensjahrs ein besonderer Schutz bei Rechtsgeschäften. Nach den frühmittelalter­lichen Volksrechten tritt Mündigkeit zunächst nach der jeweiligen einzelnen Geschlechts­reife ein, später mit der Vollendung des 10. Lebensjahrs (angel­sächsisches Recht vor 1000) oder 12. Lebensjahrs (Edictus Rothari [643] 155, Leges Liutprandi [721] 18). Der Unmündige kann bestimmte Handlungen nicht vornehmen, andere nach Erreichen der Mündigkeit widerrufen. Die väterliche Gewalt dauert aber bis zu der →Abschichtung fort. Nach dem Sachsenspiegel kann diese Rechtsstellung des Unmündigen freiwillig bis zu dem Ablauf des 21. Lebensjahrs und nach dem 60. Lebensjahr fortgeführt werden. Mit der Rezeption des römischen Rechtes seit dem späteren Mittelalter dringt die römische Regelung der (lat. [F.]) infantia (Kindheit) ein (Geschäftsunfähig­keit). Wer älter als sieben Jahre alt ist, kann zwar Rechte erwerben, aber bis zu der Geschlechtsreife keine Pflichten begründen bzw. bis zu der Volljährigkeit (meist 25 Jahre) das Vermögen nicht ohne Zustimmung eines Kurators verringern, allerdings auf Antrag diese Rechtsstellung bereits mit 20 bzw. für Frauen mit 18 Jahren erreichen (lat. sog. [F.] venia aetatis, Erlaubnis des Alters). Nach dem österreichischen Codex Theresianus von 1766 (V § IV 98), dem preußischen Allgemeinen Landrecht von 1794 (II 18 § 696) und dem österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811/1812 (§ 21) tritt die Volljährigkeit mit 24 Jahren ein, in dem Deutschen Reich seit 1875 mit 21 Jahren, in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland (1975) mit 18, in Österreich (1919) mit 21, dann (1973) mit 19 und danach (2001) auch mit 18 Jahren. Daneben gibt es die Schulpflicht mit 6 Jahren, die Religionsmün­digkeit mit 14 Jahren, die beschränkte Ehe­mündigkeit, Testierfähigkeit und Eidesfähig­keit mit 16 Jahren und den Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren in dem Strafrecht bzw. Ju­gendstrafrecht.

Lit.: Kaser § 14; Hübner 63ff.; Wackernagel, W., Die Lebensalter, 1862; Eckhardt, K., Die Volljährig­keits­grenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 1; Helfen­stein, U., Beiträge zur Problematik des Lebensalters in der mittleren Geschichte, 1952; Luther, G., Ehemündigkeit, Volljährigkeit, Strafmündigkeit, 1961; Cromberg, H., Die Knabenschaftsstatuten der Schweiz, 1970; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Aging and the Ages, hg. v. Sheehan, M., 1990; Alter und Gesellschaft, hg. v. Borscheid, P., 1995; Schäfer, D., Alter und Krankheit in der frühen Neuzeit, 2004; Schlegel-Voß, L., Alter in der Volksgemein­schaft, 2005; Generationengerechtigkeit?, hg. v. Bra­kensiek, S. u. a., 2006; Timmer, J., Alters­grenzen politischer Partizipation in antiken Gesellschaften, 2008; Youth and Age in the Medieval North, hg. v. Lewis-Simpson, S., 2008; Lebensalter und Recht, hg. v. Ruppert, S., 2010; Brunozzi, K., Das vierte Alter im Recht, 2012; Wagner-Hasel, B., Alter in der Antike, 2012; Torp, C., Gerechtigkeit im Wohlfahrtsstaat, 2015; Kohler-Gehrig, E., Leben im Alter vom 16. bis 19. Jahrhundert, 2022

Alteri stipulari nemo potest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.). Für einen anderen kann man sich nichts versprechen (bzw. sich versprechen lassen).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian 170-223)

alternativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1488 als aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1488 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht – als Ansatz –, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj./Adv.) wechselweise, →alternativus

Alternativentwurf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) zu der Strafrechtsreform ist der 1966 von reformfreudigen deutschen Professoren vorgelegte Entwurf für eine Änderung des Strafrechts, der die Liberalisierung des deutschen Straf­rechts in der anschließenden Novellierung maßgeblich mitbestimmt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

alternativus, alternātīvus, lat., Adj., zweideutig, Änderung bewirkend,  s. latein_a_z.docx,, vgl. lat. alternāre, V., abwechseln lassen, abwechseln, wechseln, (43 v. Chr.-18 n. Chr.) →alternativ, s. Google

Altershilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) für Landwirte ist eine durch Gesetz von dem 27. 7. 1957 (zu dem 1. 10. 1957) in Deutschland errichtete Abteilung der Sozialversicherung, die von Alterskassen bei den landwirtschaftlichen Berufsgenossen­schaften betrieben wird.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Zöllner, D., Die Altershilfe für Landwirte, 1961; Breyer, M., Auswirkung des demographischen Wandels auf die gesetzliche Alterssicherung in Deutschland, 2020

Altersversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1882 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Sozialversicherung

Altertum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1507 vielleicht als Lehnübertragung aus dem Lateinischen des Altertums bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1495 [Stallaert II 318] in 7 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der mit den ersten schriftlichen Aufzeichnungen (3000-2800 v. Chr.) bzw. dem 11. Jahrhundert v. Chr. beginnende, vor allem die Völker der Gegend um das Mittelmeer (Griechen, Römer) bis zu dem Zweistromland und Ägypten erfassende und mit der Völkerwanderung (zwischen 375 und 568, 476 Eroberung Westroms durch Germanen) allmählich endende geschichtliche Abschnitt der Kulturent­wick­lung des Menschen. →Antike

Lit.: The Oxford Classical Dictionary, 1949ff., 2. A. 1970, 3. A. 1996, 4. A., hg. v. Hornblower, S. u. a., 2012 (mehr als 6000 Einträge); Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1ff. 1975ff.; Buchwald, W. u. a., Tusculum-Lexikon grie­chischer und lateinischer Autoren, 3. A. 1982; Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissen­schaft, Gesamtregister I, II, 1997ff. (mit CD-ROM); Ott, M., Die Entdeckung des Altertums, 2002; Piepenbrink, K., Das Altertum, 2006; Porter, A., Mobile Pastoralism and the Formation of Near Eastern Civilizations, 2012; Assmann, J., Exodus – Die Revolution der Alten Welt, 2015, 2. A. 2015, 3. A. 2015; Isaac, B., Empire and Ideology in the Graeco-Roman World, 2019; Sessa, K., Daily Life in Late Antiquity, 2018

Althochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1819 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.und substantiviert N.) ist die normalisierende wissenschaftliche Bezeichnung der zwischen (500 bzw.) 750 und etwa 1050 (1067) als der alten deutschen Sprachperiode in dem südlichen (hochgelegenen) Deutschland (vor allem von Alemannen, Bayern und dem südlichen Teil der Franken) gesprochenen, dem Germanischen folgenden und dem →Mittelhochdeutschen voraus­gehenden Sprachen (beispielsweise althochdeutsches Lex-Salica-Bruchstück), deren Wortschatz sich auf wohl mehr als 30000 (30191) Ansätze und Verweise berechnen lässt.

Lit.: Althochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Frings, T./Karg-Gasterstädt, E., Bd. 1ff. 1952ff. (2030 soll es in 10 Bänden fertig sein, 750000 Zettel, 13 Mitarbeiter [derzeit], durchschnittlich sieben Zettel je Tag bearbeitet, ein Drittel Glossen); Baesecke, G., Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums (2, 1), 1950; Schützeichel, R., Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen, 1961; Schützeichel, R., Althochdeutsches Wörterbuch 1969, 2. A. 1974, 3. A. 1981, 4. A. 1989. 5. A. 1995, 6. A. 2004, 7. A. 2012; Sonderegger, S., Althochdeutsch als Anfang, 1977; Köbler, G., Wörterbuch des althoch­deutschen Sprachschatzes, 1993; Köbler, G., Taschen­wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1994; Meinecke, E./Schwerdt, J., Einführung in das Althochdeutsche, 2001; http://www.koeblergerhard­.de/­ahdwbhin.html; Nievergelt, A., Althochdeutsch in Runenschrift, 2009

Althusius (Althaus), Johannes (Diedens­hau­sen bei Berleburg in der Grafschaft Wittgenstein 1557 [oder um 1563]-Emden 12. 8. 1638), Hof­pre­digerssohn, wird nach dem Studium in Marburg (Pädagogium, 1577), Köln (1581), Basel (Amerbach, 1586 Promotion über Intestaterbfolge) und Genf (D. Gothofredus) 1588 nach Herborn an die dort 1584 gegründete Hohe Schule berufen (1592-1596 Steinfurt). Von 1604 bis 1638 wirkt er in Emden als Ratssyndikus. Sein Hauptwerk (lat. [F.] Politica methodice digesta, Politik methodisch behandelt, 1603, 3. A. 1614, Neudruck 1961, 1981) ist der erste deutsche Versuch einer systematischen Staatslehre, den Althusius zu einer allgemeinen, mit noch mittelalterlicher Naturrechtsvorstellung behafteten Rechtslehre ausbaut, der aber in dem beginnenden Absolutismus letztlich von beschränkter Wirkung bleibt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 148; Gierke, O. v., Johannes Althusius, 1880, 2. A. 102, 3. A. 1913, 4. A. 1929, 5. A. 1958, 6. A. 1968, Neudruck 1980, 7. A. 1981; Reibstein, E., Johannes Althusius als Fortsetzer der Schule von Salamanca, 1955; Winters, P., Die „Politik“ des Johannes Althusius und ihre zeitgenössischen Quellen, 1961; Althusius-Bibliographie, hg. v. Scupin, H. u. a., Bd. 1f. 1973; Friedrich, C., Johannes Althusius und sein Werk, 1975; Politische Theorie des Johannes Althusius, hg. v. Dahm, G. u. a., 1988; Wyduckel, D., J. Althusius - Die deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620, 1991; Politische Begriffe und historisches Umfeld in der Politica methodice digesta, hg. v. Bonfatti, E. u. a., 2002; Althusius, J., Politik, übers. v. Janssen, H., hg. v. Wyduckel, D., 2003; Jurisprudenz, politische Theorie und politische Theologie. Beiträge des Herborner Symposions zum 400. Jahrestag der Politica des Johannes Althusisus 1603-2003, hg. v. Carney, F. u. a., 2004; Bianchin, L., Diritto, teologica e politica nella prima età moderna – Johannes Althusius (1563-1638), 2017

Altmark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Rohrlach, P., Historisches Ortslexikon für die Altmark, 2 Bände, 2018 XXXVII, 1-1299, XI, 1301-2903 S.

altmärkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Adj.) Altmark betreffend

Altmärkische Glosse zu dem Sachsenspiegel →Stendaler Glosse, s. Google

Altniederfränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die in dem Nordwesten des fränkischen Reiches in der altdeutschen Zeit des Frühmittelalters gesprochene Sprache, aus der sich das Mittel­nieder­ländische und das Niederländische ent­wick­eln.

Lit.: Köbler, G., Sammlung altniederfränkischer Tradition – Texte – Glossen, 2002

Altona (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Maertens, R., Das Landgericht Altona (1879-1937) und die Anfänge des Landgerichts Itzehoe (1937-1945), 2011

Altsächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1733 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die in dem Nordosten des fränkisch/deutschen Reiches zwischen (500 bzw.) 750 und 1200 als der alten deutschen Sprach­periode von den Sachsen gesprochene, dem Mittelniederdeutschen vorausgehende Spra­che (beispielsweise →Heliand).

Lit.: Köbler, G., Altsächsisches Wörterbuch, 5. A. 2014 Altsächsisches Wörterbuch (koeblergerhard.de)

Altzelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, Teil 1 1162-1249, bearb. v. Graber, T., 2006; Die Zisterzienser und ihre Bibliotheken, hg. v. Graber, T. u. a., 2008

Alzey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: 1750 Jahre Alzey, hg. v. Becker, K., 1973

Amalfi (Kleinstadt mit rund 5000 Einwohnern an dem Golf von Salerno in Kampanien in Italien) s. Google

Lit.: Morrissey, J., Amalfi – Moderne im Mittelalter, 2020

Amberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in der Oberpfalz wird erstmals 1034 in einer Gabe Konrads II. an das Hochstift Bamberg erwähnt. Spätestens 1242 ist es Stadt. Die älteste erhaltene (deutsche) Bestätigung des Stadtrechts stammt von 1294.

Lit.: Denkmäler des Amberger Stadtrechts, hg. v. Laschinger, J., Bd. 1ff. 1994ff.

Amerbach, Bonifacius (Basel 1495-1562), Schüler Zasius‘ und Alciats, Freund und Erbe des Erasmus von Rotterdam, durch Aristoteles geprägter Professor der Pandekten in Basel und Advokat (Anwalt, Familie aus Amorbach, ursprünglicher Name Welcker). S. Google

Lit.: Die Amerbachkorrespondenz, hg. v. Hartmann, A. u. a., Bd. 1ff. 1942ff.; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Hagemann, H., Die Rechts­gut­achten des Bonifacius Amerbach, 1997; Hagemann, H., Die Rechtsgutachten des Basilius Amerbach, 2001; Burckhardt-Biedermann, T., Bonifacius Amerbach und die Reformation, 2017

Amerika (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist der spät wohl frühgeschichtlich (um 13000 v. Chr., Prä-clovis-Funde bei Austin in Texas oder vielleicht nach anderen etwas älteren Funden auch schon etwas früher ) von Sibirien aus (von Asiaten/­In­di­a­nern über eine während einer Eiszeit bestehenden Landbrücke von Sibirien nach Alaska) be­siedel­te, um die erste Jahrtau­send­wende von Wikingern (Leif Eriksson aus Grönland mit 35 Männern in Helluland, Markland und Vinland = Weinland?, überliefert in isländischen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960 Funde von Überresten einer wikingerzeitlichen Siedlung in L’Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands in Kanada mit Eisenschlackeresten) und 1492 von Kolumbus auf der von Europa aus nach Westen gerichteten Suche (nach Gewürzen wie Pfeffer) nach Indien (nochmals) entdeckte, von Amerigo Vespucci (Florenz? 9. 3. 1454-Sevilla 11. 2. 1512, von 1492 bis 1495 mit Kolumbus vergesellschaftet, Vorname italienisiert aus Amalrik bzw. Emmerich) in dem Gefolge der Entdeckung der Amazonasmündung (1502) als verschieden von Indien erkannte, an dem 25. 4. 1507 von Martin Waldseemüller und Matthias Ringmann in der (lat.) Cosmographiae Introductio (F., Einleitung in die Weltbe­schreibung) nach Amerigo (Vespucci) als Amerika benannte, in dem Süden von Spanien (unter Ausnutzung einheimischer Zerstrittenheit) und Portugal und in dem Norden vor allem von England (und Frankreich) in Besitz genommene Kontinent, dessen verschiedene Kolonien bzw. Staaten sich seit dem 18. Jahrhundert von den Kolonial­mächten lösen, aber in dem 20. Jahrhundert von den 1776 von Großbritannien verselbständigten →Ver­einigten Staaten von A. stark geprägt werden.

Lit.: Bravo Lira, B., Beziehungen zwischen den europäischen und ibero-amerikanischen Kodifi­kationen, ZRG GA 103 (1986), 294; Die neue Welt, hg. v. Edelmayer, F. u. a., 2001; Semper, F., Die Rechte der indigenen Völker in Kolumbien, 2003; Weber, K., Deutsche Kaufleute im Atlantikhandel 1680-1830, 2004; Arens, W./Braun; H., Die Indianer Nordamerikas, 2004; Depkat, V., Geschichte Nord­amerikas, 2004; König, H., Kleine Geschichte Lateinamerikas, 2006; Gemegah, H., Die Suche nach den ersten Amerikanern, 2007; Klemke, U., Die deutsche politische Emigration nach Amerika 1815-1848, 2007; Taladoire, E./Courau, J., Die Maya, 2007; Winfield, A., Eugenics and Education in America, 2007; Place and Native American Indian History and Culture, hg. v. Porter, J., 2007; Borge, F., A New World for a New Nation, 2007; Gemegah, H., Die Suche nach den ersten Amerikanern, 2007; Amerika, hg. v. Lehmkuhl, U. u. a., 2008; The Cambridge History of Law in America, hg. v. Grossberg, M. u. a., Bd. 1ff. 2008; Rinke, S., Revolutionen in Lateinamerika, 2010; Lerg, C., Amerika als Argument, 2011; The Oxford Encyclopedia of American Political and Legal History, hg. v. Critchlow, D., 2012; Campbell, J., Crime and Punishment in African American History, 2012; Rinke, S., Lateinamerika und die USA, 2012; Bernhard, R., Geschichtsmythen über Hispanoamerika, 2013; Saldern, A., v., Amerikanismus, 2013; Duve, T., Salamanca in Amerika, ZRG GA 132 (2015), 116; Loock, K., Kolumbus in den USA, 2014; Derecho privado y modernización, hg. v. Rosario Polotto, M. u. a., 2015; Rinke, S., Im Sog der Katastrophe – Lateinamerika und der erste Weltkrieg, 2015; Simek, R., Vinland! Wie die Wikinger Amerika entdeckten, 2016; Murrin, J., Rethinking America - From Empire to Republic, 2018 (Sammelband); Rinke, S., Conquistadoren und Azteken – Cortés und die Eroberung Mexikos, 2019; Huber, V., Die Konquistadoren – Cortés, Pizarro - und die Eroberung Amerikas, 2019; Werz, N., Lateinamerika, 2020

amerikanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1855 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) →Amerika betreffend

Amerikanische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Amerikanische Besatzungszone) ist die 1945 an dem Ende des Zweiten Weltkriegs der alliierten Siegermacht Vereinigte Staaten von Amerika zugeteilte →Besatzungszone des besiegten Deutschen Reiches. Sie geht an dem 1. 1. 1947 in der →Bizone und mit ihr an dem 23. 5. 1949 in der Bundesrepublik Deutschland auf.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

amicus, amīcus (1), amēcus, ameicus, lat., Adj., befreundet, freundlich gesinnt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *amma, *ama, *amī̆, F., Mutter (F.) (1)

amicus, amīcus (2), amēcus, ameicus, lat., M., Freund, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. idg. *amma, *ama, *amī̆, F., Mutter (F.) (1)

Amira, Karl von (Aschaffenburg 8. 3. 1848-München 22. 6. 1930), Richterssohn, wird nach dem Abitur und Studium in München (Konrad Maurer, Bernhard Windscheid, Julius Wilhelm von Planck, Paul von Roth und Alois von Brinz), der Promotion über das altnorwegische Vollstreckungsverfahren (1872) und der Habilitation über Erbenfolge und Verwandtschaftsgliederung nach den altniederdeutschen Rechten (1874) 1875 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau und 1892 in München. Seine Hauptwerke betreffen Nordgermani­sches Obligationenrecht (1882ff., unvollen­det), die Dresdener Sachsenspiegelbilderhand­schrift (1902, 1925/1926) und die germanischen Todesstrafen (1922). Der Name Amira wird aus dem Arabischen und Persischen hergeleitet und mit den Bedeutungen Befehlshaberin, Prinzessin verbunden. S. Google

Lit.: Amira, K., Über Zweck und Mittel der germanischen Rechtsgeschichte, 1876; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/AmiraKarlvonGrundrissdesgermanischenRechts3A1913.pdf ; Amira, K. v., Grundriss des germanischen Rechts, 1890, 2. A. 1897, 3. A. 1913; Puntschart, P., Karl von Amira und sein Werk, 1932; Karl von Amira zum Gedächtnis, hg. v. Landau, P. u. a., 1999; Hein, O., Vom Rohen zum Hohen – Öffentliches Strafrecht im Spiegel der Strafrechtsgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, 2001, 313ff.

amnestia, amnēstia, lat., F., Vergessen, Vergeben, Amnestie, Val. Max. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. gr. ἀμνηστία (amnēstía), F., Vergessen, Vergesslichkeit, Amnestie

Amnestie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1561 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1561 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über amnēstia, lat., F., Vergessen, Vergeben, Amnestie, [1. Jh. n. Chr.], s. gr. ἀμνηστία (amnēstía), F., Vergessen, Vergesslichkeit, Amnestie und damit das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Nicht­erinnerung, Straferlass) ist in dem Strafrecht die Begnadigung einer Mehrheit von Straftätern (in Griechen­land seit dem 6. Jahrhundert belegt, Athen 403 v. Chr., erstmals 196 v. Chr. als amnestia, Amnestie benannt). In dem 16./17. Jahrhundert wird die Bezeichnung in das Deutsche allgemeiner aufgenommen. In dem 19. Jahrhundert wird in dem deutschen Sprachraum für eine Amnestie ein formelles Gesetz erforderlich. Amnestie kann Rechtssicherheit und Rechtsstaat gefährden.

Lit.: Usteri, P., Ächtung und Verbannung im griechischen Recht, 1903; Waldstein, W., Untersu­chungen zum römischen Begnadigungsrecht, 1964; Hammel, F., Innerstaatliche Amnestien, 1993; Süß, F., Studien zur Amnestiegesetzgebung, 2001

Amortisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1717 als aus dem Französischen gebildet bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb amortisieren 1769) Tilgung

Amortisationsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das weltliche Gesetz, das die Freiheit des kirchlichen (oder auch jüdischen) Grunderwerbs und die Zunahme des abgabenfreien Kirchenguts einschränkt (beispielsweise Lübeck 1220/1226, Judenburg 1269, Österreich 1303, vgl. Ssp LR I 25 § 1, ALR II 11 § 1199) (, weil die tote Hand das einmal Ergriffene nicht mehr hergibt). Das österreichische Konkordat von 1855 und Art. 137 III WRV beseitigen diese wenig wirksamen Beschränkungen endgültig.

Lit.: Moshamm, F. v., Über die Amortisationsgesetze überhaupt, 1798; Kahl, W., Die deutschen Amortisationsgesetze, 1879; Lea, H., The Dead Hand, 1900; Borries, A. v., Die Erwerbsbeschränkungen der manus mortua in Preußen, Diss. jur. Leipzig 1904; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 2. A. 1951, 483f.; Haegele, K., Die Beschränkungen des Grundstücksverkehrs, 3. A. 1970; Schmidt, P., Die Privatisierung des Besitzes der toten Hand in Spanien, 1990

amortisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1769 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1769 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Frühromanische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tilgen

Amsterdam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mündung der Amstel in das Ijsselmeer entsteht um 1270 und erhält um 1300 Stadtrecht. 1632 wird eine Universität eingerichtet.

Lit.: Koning, H., Amsterdam 1977; Beuys, B., Leben mit dem Feind, 2012 (1940-1945)

Amt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 und 765 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltisch-Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Aufgabe oder der Dienst. In dem römischen Recht hat sachlich nach dem Sturz des Königs (510 v. Chr.) der Höchst­magistrat (lat. consules [M.Pl.] Berater) das höchste Amt der Republik. Hieraus entwickelt sich durch Schaffung weiterer Magistraturen ein nach Zuständigkeiten gegliedertes System der Träger herrschaft­licher Gewalt (mit einem vielleicht seit dem 2. Jahrhundert. v. Chr. regelmäßigen [lat.] cursus [M.] honorum, Ämterlaufbahn). Dieses wird durch die Einführung des Prinzipats abgeändert (Res­sortbezogenheit, auf den Kaiser ausgerichtete Hierarchie, Rangklassen, Qualifikationskri­terien, Besol­dung). Zu den leitenden Ämtern treten zahlreiche nachgeordnete Dienststellen hinzu. Bereits bei Caesar ist dabei keltisch-lat. (M.) ambactus als Bezeichnung für die gallische Adelige umgebenden Männer bezeugt (Commentarii de bello Gallico VI, 15). In der fränkischen Zeit wird das System der Römer zwar grundsätzlich übernommen, aber erheblich vereinfacht. Hinzu kommt eine verstärkte personelle Bindung durch die Belehnung. Insbesondere das Amt (Dienst, Dienstverhältnis, Herrschaft, lat. [N.] ministerium) des Grafen wird als Lehen übertragen. Bald danach werden die dem Adel verliehenen Ämter vielfach durch ihre Inhaber dem König entzogen und zu eigenem Recht behauptet. In den seit dem 12. Jahrhundert dementsprechend entstandenen Ländern ersetzt der Landesherr die Lehnsmannen allmählich durch festbesoldete absetzbare Amtsträger und macht das Amt wieder zu einer staatlichen Einrichtung. Das örtliche Tätigkeitsgebiet wird zu dem Amt in dem räumlichen Sinn. Wer mit einem Amt betraut ist, ist Beamteter und wird zu dem →Beamten. Seit dem 17. Jahrhundert entstehen Verzeichnisse der Ämter (Amtskalender beispielsweise in England, Frankreich, dem Kirchenstaat um 1670, in Österreich um 1690 [1692], in Kursachsen 1702, in Preußen 1704 oder in Nürnberg 1705). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist das öffentliche Amt ein Kernbegriff der Verwaltung. Das Amt in dem öffentlichen Dienst wird bestimmt durch seine Bezeichnung, die Laufbahn und die damit verbundene Besol­dung.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 111, 197, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 30 (1909), 326; Keutgen, F., Ämter und Zünfte, 1903; Lappe, J., Geschichte des Amtes Waltrop, 1938; Beyerle, D., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; Grube, W., Vogteien, Ämter, Landkreise, 1960; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Banngewalt, 1960; Richardson, H./Sayles, G., The Governance of Medieval England, 1963; Forsthoff, E., Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 10. A. 1973; Bauer, V., Repertorium territorialer Amtskalender, Bd. 1f. 1997ff.; Brommer, P., Die Ämter Kurtriers, 2003; Beck, H., Karriere und Hierarchie, 2005; Löffler, U., Dörfliche Amtsträger im Staatswerdungsprozess, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ämtertraktat (Wort in Grimm DeutschesWörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Decurio de gradus

Lit.: Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 30 (1909), 326

Amtmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 und um 830 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [AhdGl. I 89] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Bestandteilen über das Keltische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Inhaber eines Amtes. In dem Mittelalter ist Amtmann (ahd. ambahtman als Wiedergabe von lat. villicus, officialis, procurator) vor allem der Verwalter eines grundherrlichen Hofverbands (in dem Südwesten auch der Dorfvorsteher) und danach der Leiter eines landesherrlichen Amtsbezirks. Seit 1921 ist Amtmann (unter Lösung von einem bestimmten Amtsgebiet) ein Beamter des gehobenen Dienstes.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 113, 151; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Agena, K., Der Amtmann im 17. und 18. Jahrhundert, 1972; Eibach, J., Der Staat vor Ort – Amtmänner und Bürger im 19. Jahrhundert am Beispiel Badens, 1994; Kroeschell, K., Der Amtmann, http://www.rewi.hu-berlin.de/FHI/zitat/0201­kroeschell.htm; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002

Amtsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1737 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1737 [Scheidt, Bierbr. 22] und 1877 [GerichtsverfG. 143] in 2 Stellen, und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch in Google belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Keltische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach dem Gerichtsverfassungsgesetz des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879) der Vertreter des Staates vor dem Amtsgericht.

Lit.: Rüping, H., Polizeianwalt - Amtsanwalt - Staatsanwalt. Zur Geschichte der Amtsanwaltschaft in Deutschland, (in) FS Wolfgang Sellert, 2000, 537

Amtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1454 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [ZGO2 13 1898 259] in 23 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das aus Lagen zusammengesetzte Buch (oder die Rolle), das (bzw. die) zu der Ausübung eines →Amtes gehörige Eintragungen enthält. Solche Amtsbücher sind sachlich seit dem Ende der römischen Republik die (lat. [M.Pl.]) commentarii der Magistrate und Priester sowie später des Kaisers. In dem Mittelalter entsteht in dem 9. Jahrhundert das Traditionsbuch und werden seit dem 12. Jahrhundert viele Amtsbücher (Grundbuch, Lagerbuch, Schreinsbuch, Stadt­buch, Kopialbuch, Register, Imbreviaturbuch) eingerichtet. →Stadtbuch

Lit.: Der kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1 1986, 1257ff.; Reetz, J., Hamburgs mittelalterliche Stadtbücher, (in) Z. d. Ver. f. hamburg. Gesch. 44 (1958), 95; Pätzold, S., Amtsbücher des Mittelalters, Archivali­sche Zeitschrift 81 (1998), 87; Kreter, K., Stadtbücher und Register 1289-1533, (in) Hannoversche Geschichts­blätter 48 (1994), 47; Verwaltung und Schriftlichkeit in den Hansestädten, hg. v. Sarnowski, J., 2006

Amtsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [ActaTir. III 159] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit der frühen Neuzeit partikular für den Umfang eines →Amtes (Verwaltungsbezirks) eingerichtete, bei­spielsweise in Baden durch Verordnung von dem 22. Juli 1857 zu dem 1. September 1857 an die Stelle der Ämter gesetzte →Gericht, das durch das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz 1877/1879 zu dem einheitlichen Eingangsgericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit bestimmt wird (1893 in dem - zweiten - Deutschen Reich 1924 Amtsgerichte mit 4409 Richtern, 42% Einmannamtsge­richte, 2000 in der Bundesrepublik Deutschland 638 Amtsgerichte).

Lit.: Köbler, DRG 200, 261; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Steinbach, E./Kniffka, R., Strukturen des amtsgerichtlichen Zivilprozesses, 1982; 150 Jahre Amtsgericht Diepholz, hg. v. Kruthaup, E. u. a., 2002; 150 Jahre Amtsgericht Soltau, hg. v. Rundt, S., 2002; 150 Jahre Amtsgerichte im Bereich des ehemaligen Königreichs Hannover, 2002; 125 Jahre rheinische Amtsgerichte, hg. v. Lünterbusch, A. u. a., 2003; Fischer, D., 150 Jahre badische Amtsgerichte, 2007; Die Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; 100 Jahre Amtsgericht Elmshorn, 2010; Brenner, T./Florian, C., 200 Jahre Amtsgericht Böblingen, 2019

Amtshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die neben den Ersatzan­sprüchen des Einzelnen für die Aufopferung seiner Rechtsgüter für das allgemeine Wohl stehende Art der →Staatshaftung für Dritte schädigendes Verhalten von Amtsträgern. Ihr geht vor allem die spätmittelalter­liche Syndikats­klage gegen einen absichtlich oder grob fahrlässig ein unrichtiges Urteil fällenden Richter voraus. In dem späten 18. und in dem 19. Jahrhundert wird allgemeiner eine Haftung jedes Beamten für eine Verletzung seiner Amtspflichten anerkannt (II 10 § 89 ALR für jede Fahr­lässigkeit), wobei jede den Dienstvertrag verletzende Handlung dem Herrscher bzw. dem Staat nicht zugerechnet werden kann und deshalb eine private Ersatzpflicht des Beamten auslösen muss. Seit 1831 wird vereinzelt eine Ersatzpflicht des Staates geschaffen (Sachsen-Altenburg, 1852 Sach­sen-Coburg-Gotha). Das Bürgerliche Gesetz­buch des deutschen Reiches von 1896/1900 hat für eine öffentlichrechtliche Ersatzpflicht des Staates keine Zuständigkeit und bestimmt deshalb in § 839 nur eine deliktische Ersatzpflicht des Beamten. Demgegenüber sehen Bayern 1899, Preußen 1909 und § 1 des Reichsbeamtenhaftungsgesetzes von dem 22. 5. 1910 eine zwar mittelbare, aber primäre Haf­tung des Staates vor. Art. 131 WRV leitet die Haftung reichseinheitlich von dem Beamten auf den Staat über. Dem schließt sich Art. 34 GG an. Das eine unmittelbare, verschuldens­unab­hängige Staatshaftung für Amtspflicht­verletzung festlegende Staatshaftungsgesetz der Bundesrepublik Deutschland von dem 26. 6. 1981 ist wegen (seinerzeit) fehlender (, inzwischen in Art. 74 I Nr. 25 GG geschaffener) Zuständigkeit nach einem Urteil des Bundesverfassungs­gerichts von dem 19. 10. 1982 nichtig. Die 1969 in dem Staatshaftungsgesetz der ehemaligen Deut­schen Demokratischen Republik geschaffene un­mittelbare, von dem Verschulden unabhängige Staats­haftung für rechtswidriges hoheitliches Handeln ist zwar in dem Einigungsvertrag von 1990 aufrechterhalten, aber inzwischen durch Landesgesetz abgeschafft oder eingeschränkt. Das Recht Österreichs kennt eine ver­gleichbare Amtshaftung, das Recht der Schweiz eine mittelbare, meist verschuldensunabhängige Haftung des Staates.

Lit.: Loening, E., Die Haftung des Staates aus rechtswidrigen Handlungen seiner Beamten, 1879; Heidenhain, M., Amtshaftung und Entschädigung aus enteignungsgleichem Eingriff, 1965; Kohl, J., Die Lehre von der Unrechtsunfähigkeit des Staates, 1977; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat, 1995; Haaf, T., Das Tonabbau-Urteil des Reichsgerichts (1912), 2012

Amtsherzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und älteren deutschen Rechtsquellen sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das als königliches Amt vergebene →Herzogtum (9. Jahrhundert) in Gegensatz zu dem aus der Heerführerschaft eines Volkes erwachsenden →Herzogtum.

Lit.: Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1974; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart – vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 1989, 2. A. 2004; Köglmeier, G., Vom jüngeren Stammesherzogtum der Luitpoldinger zum ottonischen Amtsherzogtum, 2012

Amtshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1629 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1629 [Echzell/Diefenb.-Wülcker 53] in 5 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Ersuchen einer Behörde von einer anderen Behörde geleistete ergänzende Hilfe. Sie entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert und wird von der Rechtshilfe durch Gerichte erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgegrenzt. Sie beruht anfangs auf Übung, Vertrag oder Einzelgesetz. In dem späteren 20. Jahrhundert ist sie durch Verwaltungsverfahrensgesetze allgemein geregelt.

Lit.: Dreher, M., Die Amtshilfe, 1959; Schlink, B., Die Amtshilfe, 1982; Simon, J., Amtshilfe, 1991

Amtskalender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das seit dem 17. Jahrhundert allgemein entwickelte Verzeichnis von Amtsträgerrn eines Staates. →Amt

Amtspflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu amtspflichtig nicht und in DW2 1499 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [Baden/Kern HofO. II 113] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die dienstliche Pflicht eines Amtsträgers.

Lit.: Hüssener, A., Die civilrechtliche Verantwortlichkeit der Beamten wegen Verletzung der Amtspflicht, 1901; Reimer, A., Die Amtspflicht der Reichs- und Staatsbeamten, 1919; Otto, M., Die Ausweitung des „Begriffes „Amtspflicht gegenüber Driitten“ durch die Einbeziehung allgemeiner Sorgfaltspflichten in der Rechtsprechung zu § 839 BGB, 1956; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Amtspflichtverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., 1896) ist die Verletzung einer einem Amtsträger gegenüber einem Dritten obliegenden Pflicht. Sie begründet nach § 839 BGB (1896/1900) einen Schadens­ersatzanspruch (Amtshaftung, Staatshaftung).

Lit.: Köbler, DRG 217; Grunau, M., Die Amtspflichtverletzung in der neuen Rechtsprechung, 1933; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Lang, D., Die Sanktionierung von Amtspflichtverletzungen in der öffentlichen Verwaltung, 2017

Amtsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1414 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1205/1216 [WestfUB. IV 1 S. 13] in 14 Stellen in verschiedenen Bedeutungen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich in dem römischen Recht das von dem Amtsträger geschaffene Recht (lat. →ius [N.] honorarium).

Lit.: Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Amtsrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1550 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1612 [CAug. I 1355] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Richter an dem Amtsgericht

Amtssasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1313 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Argovia 9 1876 5] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Gerichtsstand erster Instanz dem örtlichen Amt zugeordnete →Landsasse.

Amtsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1847 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1626 [RevalStR. II 210] in 1 Stelle als Verletzung einer Zunftordnung, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das in einem →Amt in Ausübung amtlicher Tätigkeit begangene Verbrechen. Als gedankliche Einheit werden die Amtsverbrechen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erkannt. Noch das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) behandelt in dem Abschnitt Verbrechen der Diener des Staates (II 20 §§ 323ff.) straf­rechtliche und disziplinare Sanktionen nebeneinander. Unter Einfluss Frankreichs wird danach das Standesdisziplinarrecht der Beamten von dem Strafrecht geschieden (in Preußen 1849 zwei Verordnungen über das Disziplinarrecht). In dem Strafgesetzbuch Preußens von 1851 werden Verbrechen und Vergehen in dem Amt als Sonderdeliktsgruppe zusammengefasst (§§ 309-331).

Lit.: Stock, U., Entwicklung und Wesen der Amtsverbrechen, 1932; Sturm, W., Die Entwicklung der Sonderverbrechen in Wissenschaft und Rechtsprechung seit dem 19. Jahrhundert, 1939; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962; Lüpkes, H., Die Verbrechen der Diener des Staats, 2004

Amtsverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verfolgung eines Unrechtserfolgs durch die Allgemeinheit bzw. den Staat von Amts wegen ohne Antrag des Verletzten. Sie findet sich sachlich bereits in Rom in dem Altertum und erscheint erneut seit dem Frühmittelalter. →Offizialmaxime

Amtsvergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem →Amt in Ausübung amtlicher Tätigkeit begangene Vergehen. Als gedankliche Einheit werden die Amtsvergehen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erkannt. Noch das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) behandelt in dem Abschnitt Verbrechen der Diener des Staates (II 20 §§ 323ff.) straf­rechtliche und disziplinare Sanktionen nebeneinander. Unter französischem Einfluss wird danach das Standesdisziplinarrecht der Beamten von dem Strafrecht geschieden (in Preußen 1849 zwei Verordnungen über das Disziplinarrecht). In dem preußischen Strafge­setzbuch von 1851 werden Verbrechen und Vergehen in dem Amt als Sonderdeliktsgruppe zusammengefasst (§§ 309-331).

Lit.: Sturm, W., Die Entwicklung der Sonderverbrechen in Wissenschaft und Rechtsprechung seit dem 19. Jahrhundert, 1939; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962

Amtsvormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere, bei Bedarf durch den Staat von Amts wegen und durch ein Amt (Jugendamt) übernommene →Vormundschaft für einen Minderjährigen.

Lit.: Schwanhäußer, W., Die Amtsvormundschaft des Jugendamtes, 1927; Häusler, C., Das Vormundschaftsrecht im Wandel der Zeit – die rechtliche Entwicklung der Amtsvormundschaft 2012 (Bachelorarbeit)

analog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1762 bezeugt – 1762 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) gleich, ähnlich, entsprechend, →analogos

Analogie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1527 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über die Bestandteile mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv analog 1762) ist der bereits der griechischen Philosophie bekannte, wohl der Methodenlehre zuordenbare Schluss von der (eigentlichen) Gleichheit mindestens zweier zunächst (nach dem Wortlaut des Gesetzes oder der rechtlichen Bestimmung) rechtlich verschieden behandelter Tatbestände auf die (wegen der Gleichheit gerechterweise notwendige) Ausdehnung der Rechtsfolge eines (ersten) Tatbestands auf einen zweiten oder weiteren Tatbestand. Der Begriff analogisch taucht in der juristischen Literatur in dem 16./17. Jahrhundert auf, wobei man unter analogischer Interpretation die Beseitigung von Widersprüchen versteht. In dem frühen 19. Jahrhundert wird auf Grund von Immanuel Kants Überlegungen zu der Systematisierbarkeit des empirischen Wissens die alte Verbindung von ausdehnender Auslegung und Ähnlich­keits­schluss aufgelöst und die Analogie als „rein logische“ (wissenschaftliche bzw. gerichtliche) Ergänzung des Rechtes aus dem – nur noch positiven und in sich geschlossenen – Rechtssystem verstanden (Feuerbach, Hufe­land, Savigny). Zwischen Gesetzesanlogie und Rechtsanalogie wird seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts unterschieden.

Lit.: Falk, J., Die Analogie im Recht. Eine Studie zur neueren Rechtsgeschichte, Diss. jur. Gießen, 1906; Diedenhofen, P., Die Artikel 104/105 der peinlichen Gerichtsordnung, 1938; Steinwenter, A., Prolegomena zu einer Geschichte der Analogie, (in) FS F. Schulz 2 (1951), 345; Langhein, A., Das Prinzip der Analogie als juristische Methode, 1992; Chanos, A., Begriff und Geltungsgrundlagen der Rechtsanalogie, 1994; Raisch, P., Juristische Methoden, 1995, 78; Schröder, J., Zur Analogie, ZRG GA 114 (1997), 1; Höltl, J., Die Lückenfüllung der klassisch europäischen Kodi­fikationen - Zur Analogie im ALR, Code civil und ABGB, 2006; Hofstadter, D./Sander, E., Die Analogie - das Herz des Denkens, 2014; Analogie – als Quelle der Erkenntnis, hg. v. Bender, O., 2021

Analogieverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot für alle in dem Strafverfahren beteiligten staatlichen Stellen, →Analogie eines Strafgesetzes zu Ungunsten des Handelnden (Angeschuldigten) vorzu­nehmen, und damit die strenge Bindung des Richters an den Wortlaut des Gesetzes. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird Analogie zu Ungunsten Handelnder verboten (Österreich 1787). In dem (zweiten) Deutschen Reich wird an dem 28. 6. 1935 das Analogieverbot aufgehoben, indem auch bestraft wird, „wer eine Tat begeht, die nach dem Grundgedanken eines Strafgesetzes und nach gesundem Volksempfinden Strafe verdient“, nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft (1945) aber wieder hergestellt. →Nullum crimen, nulla poena sine lege. § 1 StGB, Art. 103 II GG. Für andere Rechtsgebiete besteht grundsätzlich kein Analogieverbot.

Lit.: Köbler, DRG; Schottlaender, A., Die geschichtliche Entwicklung des Satzes Nulla poena sine lege, 1911; Kleinheyer, G., Vom Wesen der Strafgesetze, 1968; Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Weber, W., Analogie- und Rückwirkungsverbot, Diss. jur. Bonn 1998; Fitting, C., Analogieverbot und Kontinuität – Entwicklungslinien des strafrechtlien Analogieverbots seit 1871, 2016

analogos, lat.-gr., Adj., gleiches Verhältnis habend, analog, entsprechend, ähnlich; gr. ἀνάλογος (análogos), Adj., verhältnismäßig, angemessen, →analog

Analytical jurisprudence (ne. [N.]) ist die von John →Austin (1790-1859) begründete Strömung der englischen Rechtswissenschaft.

Lit.: Hearn, W., The Theory of Legal Duties and Rights – an introduction to analytical jurisprudence, 2017

anarchia, mlat., F., Gesetzlosigkeit, Chaos, Anarchie, s. gr. ἀναρχία (anarchía), F., Mangel eines Herrn, gesetzloser Zustand; vgl. gr. ἄναρχος (ánarchos), Adj., führerlos, zügellos, Anarchie

Anarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1637 als aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische teils mit dem Indogermanischen verbindbar und teils in der Herkunft ungeklärt, F.) Herrschaftslosigkeit

Lit.: Der Anarchismus, hg. v. Oberländer, E, 1972; Lösche, P., Anarchismus 1977; Anarchismus, hg. v. Diefenbacher, H., 1996; Stowasser, A., Anarchie! – Geschichte, Perspektiven, 2020

anbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Diemer 138] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ein Angebot erklären

Ancien régime (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, frz. [M.], dt. [N.]) ist die Bezeichnung für die monarchisch-feudale Regierungsform (in Frankreich vor der französischen Revolution des Jahres 1789 bzw. allgemein) zwischen etwa 1650 und 1800.

Lit.: Köbler, DRG 129, 132; Fehrenbach, E., Vom ancien régime zum Wiener Kongress, 1981, 5. A. 2008

Andelang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 713 [Pardessus II 438] in 9 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt M.) ist der bei der Übertragung von Grundstücken in dem fränkisch-alemannischen Gebiet bis zu dem Ende des 11. Jahrhunderts verwendete, nicht sicher bekannte Gegenstand, Hand­schuh?).

Lit.: Goldmann, E., Der andelang, 1912; Frommhold, G., Das andelang-Rätsel, ZRG GA 35 (1914), 426; Balon, J., L’andelangus, ZRG GA 79 (1962), 32

Andernach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Rhein führt von 1173 bis 1256 einen den Schreinskarten in Köln ähnlichen Rotulus (→Grundbuch). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Inventar des Archivs der Stadt Andernach, Bd. 1ff., bearb. v. Heyen, F., 1965ff.

Andlau, Peter von (Andlau? in dem Elsass um 1420-Basel 5. 3. 1480) wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes in Heidelberg (1439) und des Rechtes in Pavia (1443) nach der Promotion zu dem doctor decretorum 1444 Kaplan in Basel und Leiter juristischer Disputationen (1450) sowie 1460 Professor (1471 Rektor). Mit dem 1460 erschienenen (lat.) Libellus (M.) de Cae­sarea monarchia (De imperio Romano, Büchlein über die kaiserliche Monarchie bzw. Über das römi­sche Reich) verfasst er unter kurialistischer Sicht die erste zusammen­hängende Dar­stellung des deutschen Staatsrechts (Entste­hung und Funktion von Herrschaft und Regierung, Reiche des Altertums, Übergang der Herrschaft, Kurfürsten, Adel, Reichstag, Kriegswesen, Pflich­ten des Kaisers, Pflichten gegenüber dem Kai­ser, Ende des römischen Reiches). Auf der Grundlage der Bibel, des gelehrten Rechtes, der Schriften Jordanus von Osnabrücks, Thomas von Aquins, Felix Hemmerlins und Enea Silvio Piccolominis sowie der Goldenen Bulle schlägt er Aufnahme des römischen Rechtes durch engen Anschluss der Fürsten an den Kaiser und durch gelehrte Richter vor. S. Google

Lit.: Hürbin, J., Eine Ergänzung des „Libellus de Caesarea monarchia“ Peters von Andlau, ZRG GA 16 (1895), 41; Hürbin, J., Peter von Andlau, 1897; Hürbin, H., Die Quellen des „Libellus de Cesarea monarchia“, ZRG GA 18 (1897), 1; Scheffels, G., Peter von Andlau, Diss. phil. Berlin 1955; Schubert, H., Die deutschen Reichstage, 1966; Peter von Andlau, Kaiser und Reich, hg. v. Müller, R., 1998

Andorra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die aus sechs Tälern zu politischer Einheit (Principat d’Andorra) zusammengefasste Tallandschaft in dem Südosten der ibero-baskisch besiedelten Pyrenäen. Seit dem späten 9. Jahrhundert lassen sich dort Abgabenrechte der Grafen von Urgel und der Bischöfe von Urgel feststellen. In dem 11. Jahrhundert treten die verschiedenen Täler zu einer Einheit zusammen. An dem 8. 9. 1278 werden durch Schiedsspruch (Paréage) Unklarheiten beseitigt. Die Rechte der Grafen fallen über Zwischenstufen 1607 bzw. 1620 an Frankreich. Das ursprüngliche Recht Andorras nimmt römische und katalanische Sätze auf. 1748 wird das Gewohnheitsrecht aufgezeichnet. In der Gegenwart ist Andorra ein Fürstentum, dessen von den Souveränen (Staatspräsident Frankreichs, Bischof von [La Seu d’] Urgel) delegierte Rechte durch einen französischen Departementspräfekten und einen spanischen Provinzzivilgouverneur bzw. ihre Vikare (Viguier, Viguer) wahr­genommen werden (Kondominium). Die Verfassung von dem 14. 3. 1993 schafft einen Consell General (Generalrat, Parlament) mit je 7 Abgeordneten aus jeder der vier Gemeinden, dem der Ministerpräsident verantwortlich ist, dem gegenüber aber die beiden coprínceps noch Einspruchsrechte haben. Seit 1. 7. 1991 besteht ein Han­delsabkommen mit der Europäischen Ge­meinschaft bzw. der Europäischen Union, seit 28. 7. 1993 ist Andorra Mitglied der Vereinten Nationen und seit November 1994 Mitglied des Europarats. Amtssprache ist katalanisch. S. Google

Lit.: Guilera, J., Una història d’Andorra, 1960; Engels, O., Schutzgedanke und Landesherrschaft, 1970; Belinguier, B., La condition juridique des vallées d’Andorre, 1970; Ourliac, P., La juris­prudence civile d’Andorre, 1972; Valls Taberner, F., Privilegis i ordinacions de les valls d’Andorra, 1990; Gergen, T., Sprachengesetzgebung in Katalonien, 2000; Consell General, Die Verfassung des Fürstentums Andorra, 2002

Andreas de Isernia ist ein in Isernia in dem Süden der Apenninen wohl nach 1220 geborener, in Neapel ausgebildeter und lehrender, vielleicht 1316 verstorbener Jurist ([lat.] commentaria [N. Pl.] in usus feudorum, lectura [F.) zu den sizilianischen Konstitutionen, ritus [M.] regiae summariae regni Neapolitani bzw. de iure Dohanarum). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 507

Anefang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das rechtsförmliche Anfassen einer abhandengekommenen und von dem Verfolger wiedergefundenen beweglichen (, durch Kennzeichen erkennbaren) Sache unter der Behauptung des besseren Rechtes an ihr (lat. [F.] intertiatio). Der (beispielsweise in der Lex Ribvaria 37, 1 [7. Jahrhundert] schon und in dem Sachsenspiegel, Landrecht II, 36 [1221-1224] noch belegte) Anefang bedeutet eine Klageerhebung gegen den Besitzer, der sich in dem nachfolgenden Verfahren verteidigen muss. Vor Gericht kann der Besitzer sich insbesondere dadurch vor dem Diebstahls­vorwurf befreien, dass er die Sache dem übergibt, von dem er sie erhalten hat. Führt dies zu der Entdeckung des Diebes, so muss dieser die Sache herausgeben und Diebstahlsbuße leisten. Kann der Ange­griffene sein besseres Recht darlegen, muss der Angreifer eine Buße wegen unrechten Anefangs leisten. Seit dem Hochmittelalter geht der Anefang allmählich in die Herausgabeklage (bzw. den →Herausgabeanspruch) bzw. für alle auf freiem Markt erworbene Sachen in einen Lösungsanspruch über.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 91; Köbler, WAS; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, 824ff.; Meyer, H., Entwerung und Eigentum, 1902; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; Goldmann, E., Tertia manus und Intertertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Rauch, K., Spurfolge und Dritthandverfahren, ZRG GA 68 (1951), 1; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971

ane geværde (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mhd.) ohne Gefährdung, aufrichtig

Lit.: Siegel, H., Gefahr im Gericht und im Rechtsgang, 1865

aneignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [MnlWB. I 93, UtrechtRBr. Gl. 2] in 2 Stellen ohne Zeitangaben und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache undin Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Eigentum durch Aneignung erwerben

Aneignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1795 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aneignen 1531) ist der in der Entstehungszeit des Rechtes vielleicht allein mögliche (originäre) Erwerb des Eigentums an einer herrenlosen (eigentümerlosen) Sache durch Inbesitznah­me (lat. [F.) occupatio]), da die ersten Aneignungen vermutlich in die Anfangszeit des Rechtes überhaupt fallen. In dem römischen Recht wird an aufgegebenen (lat. [F. Pl.]) res mancipi (handgreifbaren Sachen) mit Inbesitznahme nur bonitarisches Eigentum erworben, während der zivile Eigentums­erwerb stets Ersitzung und damit Zeitablauf verlangt. In dem Verlauf der Geschichte wird die Aneignung von dem abgeleiteten Eigentumserwerb (→Übereignung) zurück­gedrängt, so dass Aneignung außer an eher wertlosen Sachen wie Abfall ziemlich selten wird.

Lit.: Kaser § 26 I 1; Köbler, DRG 24, 40, 73, 90, 124; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Anerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1279 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [WestfUB. III 555] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch das →Anerbenrecht begünstigte vorrangige →Erbe oder Erbanwärter.

Lit.: Köbler, DRG 123, 162, 175, 210; Tolle, A., Der Anerbe des Reichserbhofgesetzes und die Erben nach allgemeinem Recht, 1934

Anerbenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Anerbrecht und in DW2 1884 als Anerbenrecht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz Anerbenrecht - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen belegt [Anerbrecht ab 1753 Hellfeld I 201 in 5 Stellen] – nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google - sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das wirtschaftlich begründbare Recht des Übergangs eines landwirtschaftlichen Betriebs auf einen einzelnen von mehreren an sich vorhandenen Erben. Eine derartige Gestaltung fehlt noch in den frühmittelalterlichen Volksrechten, bildet sich aber spätestens in dem spätmittelalterlichen deutschen Reich aus, wobei grundherr­schaftlicher Einfluss (Interesse an einem einzigen Ver­pflichteten) gestaltend oder zumindest bedeutsam gewesen sein kann. Daneben ist aber auch (freiere) Real­teilung in Mitteldeutschland und Süd­deutsch­land verbreitet. Der Liberalismus lehnt das Anerbenrecht als freiheitsfeindlich ab, weshalb die Verfassung Preußens die Teilbarkeit des Grundeigentums sichert. Aus wirt­schaft­lichen Gründen sehen partikulare Gesetze aber seit dem späteren 19. Jahrhundert Anerbenrecht vor, das dann angewendet wird, wenn der Hofinhaber (bestimmter großer oder eingetragener Höfe) nicht durch letztwillige Verfügung einen Hoferben auswählt (Österreich 1. 4. 1889, Tirol Höfegesetz 12. 6. 1900, Kärnten Erbhofgesetz). Das Reichserbhofgesetz des Jahres 1933 verallgemeinert die Anerbenrechtsregelung des Höfegesetzes Hannovers (1909). 1947 treten in der französischen und ameri­kanischen Be­satzungs­­zone die alten Anerben­gesetze wieder in Kraft. In der britischen Besatzungszone wird eine Höfeordnung erlassen, die das Bundesver­fassungs­gericht wegen der Bevorzugung der Söhne 1963 als verfassungswidrig ansieht, worauf eine verfassungsgemäße gesetzliche Regelung an dem 24. 8. 1964 erfolgt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Miaskowski, A. v., Das Erbrecht und die Grundeigentumsverteilung im Deutschen Reiche, 1882ff.; Dultzig, E. v., Das deutsche Grunderbrecht, 1899; Klaus, B., Geschichte, gegenwärtige Ausgestaltung und Zukunft des Anerbenrechts an Bauerngütern in Braunschweig, 1931; Weibel, E., Das Anerbenrecht in Württemberg, Diss. jur. 1931; Gebb, I., Über den Ursprung des deutschen Anerbenrechts, 1935 (Diss. jur. Greifswald); Hagmeister Meyer zu Rahden, G., Die Entwicklung des ravensbergischen Anerbenrechts, 1936; Mauß, H., Anerbenrecht im niederrheinisch-westfälischen Grenzgebiet, 1938; Mayer-Edenhauser, T., Untersuchungen über Anerben­recht und Güterschluss in Kurhessen, 1942; Schardey, G.,Gleichberechtigungsgrundsatz und Vorrang des männlichen Geschlechts bei der Hofeserbfolge, 1961; Wöhrmann, H., Das Landwirtschaftserbrecht, 2. A. 1966, 3. A. 1977, 10. A. 2012, 11. A. 2019; Bischoff, W., Die Geschichte des Anerbenrechts in Hannover, Diss. jur. Göttingen 1966; Kroeschell, K., Geschichtliche Grundlagen des Aner­ben­rechts, (in) Agrarrecht 6 (1978), 147; Deutsches Agrarrecht, hg. v. Kroeschell, K., 1983; Brauneder, W., Studien II 1994, 357ff.; Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht, 2004

anerkennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – EDEL 16. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [ErnestLTA. 172] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) für gültig erklären, bestätigen

Anerkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1522 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F./N., Verb anerkennen 1525) Bestätigung →Schuldanerkenntnis

Anerkennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1522 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1810 [Weber, Lehnr. III 104] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bestätigung

Anerkennungszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wegen seiner geringen Höhe wirtschaftlich bedeutungslose, aber als erkennbares Zeichen eines be­stehenden Abhängigkeitsverhältnisses recht­­lich bedeutsame Zins (beispielsweise Freigelassen­er, Erbbauberechtigter u. s. w.).

Lit.: Schröder, R., Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte, 1884, 7. A. 1932, Neudruck 1966; Le Roy Ladurie, E., Die Bauern des Languedoc, 2983

anfechten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – in EDEL 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Sprachquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) angreifen, bestreiten

Anfechtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [DresdUB. 26] in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Angriff, Verb anfechten um 950) ist die nachträgliche Beseitigung einer eingetretenen Rechtswir­kung durch Willenserklärung und bzw. oder Verfahrens­handlung des durch die Rechtswirkung Be­troffenen. In diesem Sinne ermöglicht bereits die →(lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde wegen pflichtwidrigen Testaments) des klassischen römischen Rechtes die Entkräftung eines Testaments, das bestimmte nahe Angehörige des Erblassers übergeht. In dem spätantiken Recht werden auch die Fälle der (lat.) →in integrum restitutio (F.) (Wiederherstellung der Unversehrtheit, Wiedereinsetzung in das Unversehrte, Wiederherstellung des früheren Rechtszustands) so verstanden. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ordnet die Anfechtung in dem allgemeinen Teil ein.

Lit.: Kaser § 9 I 1; Hübner; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 209; Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschränkungen des Schuldners nach deutschem Stadtrecht des Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 210; Harder, M., Die historische Entwicklung der Anfechtbarkeit von Willenserklärungen, AcP 173 (1973), 209; Düwel, L., Die Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Menges, M., Die Anfechtung von Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, 2012

Anfechtungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1877/1879 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Klage, die auf die nachträgliche Beseitigung bestimmter Rechtsfolgen durch Urteil gerichtet ist. In dem 19. Jahrhundert gibt es eine Anfechtungsklage gegen den Beschluss auf Eröffnung des Konkurses oder gegen polizeiliche Verfügungen. In der Bundesrepublik Deutschland ist seit der Verwaltungsgerichtsordnung von 1960 eine Anfechtungsklage gegen einen (rechts­widrigen) Verwaltungsakt statthaft.

Lit.: Köbler, DRG 263; Feltkamp, H., Anfechtungsklage und Vergleich im Aktienrecht, 2020

angaria, angarīa, lat., F., Spanndienst, Fronfuhre, Fronfuhrwerk, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀγγαρεία (angareía)

angariae (lat. [F.Pl.], Abgaben an reisende Boten des Königs Persiens) Handdienste und Spanndienste, Beherbergungspflich­ten in Antike und Frühmittelalter, aus dem Persischen, seit 1789 weitgehend abgeschafft

Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 2. A. Bd. 2 1928, 308, s. latein_a_z.docx

Angebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1738 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1738 [Hayme] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vielfach die auf den Abschluss eines →Vertrags gerichtete →Willenserklärung (Antrag, Anerbieten, Offerte). Das wesentlich in dem Naturrecht seit Hugo Grotius als allgemeine Erscheinung herausgearbeitete Angebot ist in dem älteren gemeinen Recht und in dem angloame­rikanischen Recht (für den Erklärenden und den Empfänger) nicht bindend, nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aber während einer Frist für die Annahme verbindlich. Wird das Angebot von dem Empfänger (durch die Willenserklärung Annahme) angenommen, so entsteht ein Vertrag unter den Beteiligten. Ein Angebot der Leistung ist in dem Schuldrecht dem Schuldner gegenüber dem Gläubiger möglich.

Lit.: Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Angelsachse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige der in dem 5./6. Jahrhundert unter den sagenhaften Führern Hengist und Horsa von Norddeutschland auf die britischen Inseln mit Ausnahme Wales‘, Cornwalls und Schottlands auswandernden, seit etwa 775 (Beda, Paulus Diaconus) mit der Sammelbezeichnung Angelsachsen (lat. [M.Pl.] Angli Saxones, 8. Jh., Paulus Diaconus) benannten →Sachsen, Angeln (aus Schleswig) und Jüten. Die Angelsachsen bilden unter Verdrängung der einheimischen →Kelten mehrere Klein­königreiche (Kent, Sussex, Wessex, Essex, East Anglia, Mercia, Northumbria), in denen sie von römischen und von schottischen Missionaren zu dem Christentum bekehrt wer­den und ihr (angelsächsisches) Recht in Rechtsbüchern in der Volkssprache aufzeichnen. Den Königen von Wessex gelingt in dem 9. Jahrhundert die Einigung, doch werden die Angel­sachsen 1016-1042 von den Dänen beherrscht und 1066 bei Hastings von dem →Normannen Wilhelm dem Eroberer unterworfen. Aus der Zeit bis 1066 ist neben den Volksrechten mit insgesamt rund 1500-1800 Urkunden zu rechnen, von denen mehr als 1150 von dem Herrscher ausgestellt sind (von etwa 670 bis 900 rund 450 Urkunden, davon 2-3 Originale aus dem 7. Jahrhundert, 17-18 aus dem 8. Jahrhundert und etwa 55 aus dem 9. Jahrhundert). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 81; Schmid, R., Die Gesetze der Angelsachsen, 1858; Liebermann, F., Die Gesetze der Angelsachsen, Bd. 1ff. 1898ff., Neudruck 1960; Attenborugh, F., Laws of the Earliest English Kings, 1922; Robertson, A., Laws of the Kings of England, 1925; Braude, J., Die Familiengemeinschaften der Angelsachsen, 1932; Wilson, D., The Anglo-Saxons, 1960, 2. A. 1970; Vollrath-Reichelt, H., Königsgedanke und Königtum bei den Angelsachsen, 1971; Wallace-Hadrill, J., Early Germanic Kingship, 1971; Torkar, R., Eine altenglische Übersetzung von Alcuins de virtute et vitiis Kap. 20, 1981; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The Anglo-Saxons, hg. v. Hines, J., 1997; Dunn, M., The Christianization of the Anglo-Saxons c. 597-c. 700, 2009; Kleinschmidt, H., Die Angelsachsen, 2011; Bihrer, A., Die Angelsachsen, 2014; Kuhn, D., Der lateinisch-altenglische libellus precum, 2014

angelsächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Angelsachsen betreffend

Angelsächsisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der →Angelsachsen (zwischen der Mitte des 5. Jahrhunderts und etwa 1066). Es ist überliefert durch Rechtsbücher (lat. [F.Pl.] leges, Gesetz­bücher, Volksrechte) der angelsächsischen Kö­nige des 7. bis 11. Jahrhunderts, durch allgemeine Rechtsauf­zeichnungen unbekannter Ver­fasser und durch Urkunden und allgemeine Geschichtsquellen. Den Beginn bilden die in der Volkssprache niedergeschriebenen Rechtssätze Aethel­berhts von Kent (597-616) und in jüngerer Überlieferung Ines von Wessex (688-694). Von Alfred dem Großen von Wessex stammt ein (ae.) domboc (887-899), von König Knut eine weitere umfangreiche Sammlung (1018-1023). Nichtoffizielle Kompilationen stellen der →Quadripartitus, die Leis Willelme (Anfang 12. Jahrhundert), die Consiliatio Cnuti (12. Jahrhundert) und die →Leges Henrici Primi (1114-1118) dar, mit denen das angelsächsische Recht noch weit in die normannische Zeit Englands reicht. Die Überlieferung ist auf wenige Handschriften beschränkt, so dass mit deutlichen Verlusten zu rechnen ist. Christlicher Einfluss ist unübersehbar. Die Abgrenzung von aufge­zeich­netem Gewohnheitsrecht und neuem, ge­mein­sam mit Bischöfen und Adel gesetztem Recht (beispielsweise Todesstrafe für Diebstahl 925-939) bereitet Schwierigkeiten. Hauptgegen­stand der Rechtsbücher („Ge­setzbücher“) ist zunächst der Ausgleich von Unrechtserfolgen durch Buße an den Verletzten. Unter König Alfred nehmen kirchlicher Einfluss und königliche Anordnung zu. Ein Bezug auf geschriebenes Recht findet sich in den überlieferten Rechtsfällen, die vor dem von dem reeve, ealdorman oder scirman des Königs geleiteten örtlichen Gericht verhandelt werden, nicht.

Lit.: Schmid, R., Die Gesetze der Angelsachsen, 1858; Liebermann, F., Zu den Gesetzen der Angelsachsen, ZRG GA 5 (1884), 198; Liebermann, F., Die Gesetze der Angelsachsen, Bd. 1f. 1998ff., Neudruck 1960; Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen im Grundriss, 1909; Liebermann, F., The national assembly in the Anglo-Saxon period, 1913; Attenborough, F., Laws of the Earliest English Kings, 1922; Bechert, R., Die Einleitung des Rechtsgangs nach angelsächsischem Recht, ZRG GA 47 (1927), 1; Würdinger, H., Einwirkungen des Christentums auf das angelsächsische Recht, ZRG GA 55 (1935), 105; Goebel, J., Felony and Misdemeanour, 1937; English Historical Documents I, hg. v. Whitelock, D., 1955; Sawyer, P., Anglo-Saxon Charters, 1968; Harding, A., Law Courts of medieval England, 1973; Korte, D., Untersuchungen zu Inhalt, Stil und Technik angel­sächsischer Gesetze und Rechtsbücher des 6.-12. Jahr­hunderts, 1974; Rivers, T., A Reevaluation of Aethelberht 31, ZRG GA 93 (1976), 315; Scharer, A., Untersuchungen zu den angelsächsischen Königs­urkunden des 7. und 8. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien 1978 (masch.schr.); Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Wormald, P., The Making of English Law, 1999; Scharer, A., Herrschaft und Repräsentation, 2000; Oliver, L., The Beginnings of English Law, 2002; Palmer, J., Anglo-Saxons in a Frankish World, 690-900, 2009; Fruscione, D., Neue Forschungen zum angelsächsischen Recht, ZRG GA 133 (2016), 474

Anger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt - um 765 in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 765 [Ahd.Gl. II 497] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Grasland

Lit.: Brednich, R., Tie und Anger, 2008

Angers (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort in Frankreich, mit dem eine Formelsammlung verbunden ist

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 138

angestellt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) bedienstet, beschäftigt

Angestellter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1812 [Angestellte 1874] bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und - als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb anstellen Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt) ist der Arbeitnehmer, der vor­wiegend geistige Arbeit leistet. Die Gruppe der Angestellten wird in dem 19. Jahrhundert als be­sonderer Teil der Arbeitnehmer erkannt.

Lit.: Dittrich, M., Die Entstehung der Angestelltenschaft in Deutschland, 1939; Hromadka, W., Das Recht der leitenden Angestellten, 1979; Kocka, J., Die Angesgtellten in der deutschen Geschicht, 1850-1980, vom Privatbeamten zum angestellten Arbeinehmer, 1981; Rupieper, H., Arbeiter und Angestellte im Zeitalter der Industrialisierung, 1982; Bichler, B., Die Formierung der Angestelltenbewegung, 1997; Schulz, G., Die deutschen Angestellten, 2000; Schulz, G., Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert, 2000

Anhalt (N.) über dem Selketal in dem Harz ist die vielleicht um 1050 errichtete Burg (in der Gegenwart Ruine), nach der sich ein seit etwa 1000 erkennbares Geschlecht (→Askanier) mit Gütern um Ballenstedt, Köthen oder bzw. und Aschersleben benennt (1215 [lat.] princeps [Fürst] in Anahalt), dessen Angehörige als einzige Grafen seit 1218 dem Reichs­fürstenstand angehören. Nach vielen Teilungen der seit 1356 zu Herzögen von Sachsen aufgestiegenen Anhaltiner kommen die Güter 1863 in dem Herzogtum Anhalt (1807) der Linie Anhalt-Dessau wieder zusammen, das an dem 12. 11. 1918 Freistaat wird (Verfassung 18. 7. 1919). An dem 9. 7. 1945 wird Anhalt innerhalb der sowjetischen Besatzungs­zone mit der Provinz Sachsen →Preußens ver­einigt und 1947 dem neugebildeten Land →Sachsen-Anhalt (1947-1952) eingegliedert (1990 wiederbegründet, 1990-2003 Regie­rungs­bezirk Dessau).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schrecker, U., Das landesfürstliche Beamtentum in Anhalt, 1906; Schröder, A., Grundzüge der Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2 (1926); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2895; Marcus, P., Herzog Bernhard von Anhalt, 1993; Die Fürsten von Anhalt, hg. v. Freitag, W. u. a., 2003; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012; Deinet, K., Christian I. von Anhalt-Bernburg (1568-1630), 2020

animo (lat.[M.] Ablativ) durch Willen, durch Beherrschungswillen, →possessio, →animus

animus, lat., M., Seele, Geist, Aufmerksamkeit, Gemüt, Gesinnung, Mut, Übermut, Absicht; Q.: Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *anə-, *an- (3), *henh-, V., atmen, hauchen →Wille

animus (M.) domini (lat.) Eigentümerwille

animus (M.) donandi (lat.) Schenkungswille →Schenkung

animus (M.) novandi (lat.) Abänderungswille →Novation

Anjou (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, N.) ist die Seitenlinie der →Kapetinger (erstes Haus begründet von [lat.] vicecomes [M., Vizegraf] Fulco dem Roten um 898, Verlust der Grafschaft 1214/1259 an den König von Frankreich, daneben 1154 Königtum in England mindestens bis 1399, 1499 Hinrichtung des letzten männ­lichen Plantagenet Earl Eduard von Warwick, zweites Haus 1246-1328/1351 als Apanage nach Übernahme der Grafschaft durch den König von Frankreich, drittes Haus 1351-1480), welche die Grafschaft Provence, Sizilien (1265-1282, Sizilien-Trinakria), Neapel (1265-1435, Sizilien-Neapel), Ungarn (1308-1386) und Polen (1370-1386) sowie in einer jüngeren Linie Lothringen (1431-1473) beherrscht. Die Landschaft Anjou (der keltischen Andekaver) um Angers zählt von 1154 bis 1204 unter dem Haus →Plantagenet zu →England. 1480/1481 fallen Anjou und Provence an den König von →Frankreich.

Lit.: Guillot, O., Le comte d’Anjou et son entourage au 11e siècle, 1972; Gillingham, J., The Angevin Empire, 1984; Michalsky, T., Memoria und Repräsentation, 1999; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295), 1999; Berg, D., Die Anjou-Plantagenets, 2003; La justice temporelle dans les territoires angevins, hg. v. Boyer, J. u. a., 2005

Anklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1295 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [FürstenbUB. I 324] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache uns in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anklagen 1276) ist die vor Gericht gegen einen bestimmten Menschen wegen einer bestimmten Straftat erhobene Anschuldigung. Sie tritt erst mit der Entstehung allgemeiner Streitbeendigungseinrichtungen auf. In Rom erfolgt der Übergang zu einer allgemeinen staatlichen Strafverfolgung seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert. Danach erscheint eine Popularanklage bei Verfolgung gemeiner Verbrechen. Jeder Bür­ger kann durch Anzeige die Anklage vorbringen und erhält bei Erfolg einen Lohn. In dem deutschen Mittelalter bildet die Anklage die Voraussetzung für den besonderen, seit dem 14. Jahrhundert sichtbaren →Anklageprozess, bei dem der Betreiber Sicherheit stellen und in dem Falle des Unterliegens die Kosten tragen und den Angeklagten entschädigen muss. In dem mehr und mehr vorherrschenden Inquisitionspro­zess erfolgt die Anklage durch den Richter auf dem endlichen Rechtstag. In dem 19. Jahrhundert wird nach dem Vorbild Frankreichs die öffentliche Anklage durch eine neu eingeichtete, von dem Gericht unabhängige Behörde eingeführt (Baden 1832 und Württemberg 1843 für Pressevergehen, Preußen 1846 für Kammergericht, 1849 allgemein). Seitdem gibt es eine private Anklage nur noch bei (wenigen gesetzlich bestimmten) Privatklagedelikten.

Lit.: Köbler, DRG 156, 202, 118; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879; His, R., Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Grossmann, S., Masken des Anklägers – Geschichte des Anklägers im amerikanischen Strafprozess, Diss. jur. Frankfurt am Main 2000

Anklagegrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Grundsatz, dass ein Strafverfahren nur auf Grund einer →Anklage betrieben werden kann.

anklagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1276 bezeugt – um 1275 [Deutschenspiegel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1275 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegen einer Straftat vor Gericht beschuldigen

Anklageprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Strafprozess, der eine →Anklage (insbesondere seit dem 19. Jahrhundert eine Anklage durch eine besondere öffentliche Anklagebehörde) (→Staatsan­walt­schaft) vor­aussetzt. Er ist in Frankreich eine unmittelbare Folge der französischen Revo­lution von 1789. In Deutschland setzt Baden 1832 erstmals Staatsanwälte ein. 1848 wird der Anklageprozess zuerst von der (gescheiterten) Verfassung der Frankfurter Paulskirche vorgesehen. →Akkusations­prozess

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Seiler, S., Die Stellung des Beschuldigten im Anklageprozess, 1996

Anklam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die in Vorpommern an dem Unterlauf der Peene vor 1243 von deutschen Siedlern angelegte Stadt, die vor 1283 der Hanse beitritt und spätestens 1292 Stadtrecht Lübecks übernimmt. Sie überliefert ein bedeutsames →Stadtbuch.

Lit.: Das Stadtbuch von Anklam, bearb. v. Bruinier, J., Bd. 1ff. 1960ff.

Anlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 15./19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [Annweiler/ZGO. 1 1850 421] mit unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb anlassen um 750) Grund, Ausgangspunkt, Ereignis

Lit.: Osenbrüggen, E., Der Urhab oder Anlass, (in) Zs. f. dt. Recht 20 (1859) 88

anlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [MemmingenStR. 280] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Anlass geben, anbehalten (V.)

Anleite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter in dem deutschen Recht die Einweisung in ein fremdes Gut, insbesondere die Einweisung des Klä­gers in die Güter eines wegen Prozess­ungehorsams geächteten Beklagten in einem sich über rund 10 Termine erstreckenden Verfahren vor dem Reichshofgericht (Reichskammergericht und Reichshofrat bis 1654) oder einem kaiserlichen Landgericht vor 1784 bzw. bis 1806 (Rottweil). Sachlich wird die Anleite durch das Versäumnisverfahren ersetzt.

Lit.: Kohler, J., Das Verfahren des Hofgerichts Rottweil, 1904; Kohler, J., Acht und Anleite des königlichen Hofgerichts, (in) FS G. Cohn, 1915, 1; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1984; Schillinger, U., Die Neuordnung des Prozesses am Hofgericht Rottweil 1572, 2016

anleiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1230 [MühlhsnRb. 118] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) heranführen

Annahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1521 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1794 [PreußALR. II 8 § 1508 und öfter] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb annehmen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 bezeugt) ist beispielsweise der Empfang, die Vorstellung, die Aufnahme, die Entgegennahme, die ein Angebot uneingeschränkt bejahende Willenser­klä­rung des Angebotsadressaten sowie die Entge­gennahme der Leistung des Schuld­ners durch den Gläubiger in dem Zeitpunkt der Leistung (andernfalls Annahmeverzug, Gläu­bigerver­zug). Eine besondere Einrichtung des Familienrechts ist die Annahme eines Menschen an Kindes Statt durch einen anderen Menschen. →Vertrag

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Menges, M., Die Anfechtung von Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, 2012

Annahmeverzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gläubigerverzug, Verzug des Gläubigers mit der Annahme der Leistung des Schuldners

Annalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Theaterannale bezeugt und in DW2 um 1170 – 16./ 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl., Wort um 1170 aus lat. liber [M.] annalis, jährliches Buch, Jahrbuch aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb. Pl.) sind in möglicher Parallele zu spätantiken Konsullisten seit dem 8. Jahrhundert erscheinende, chronologisch geordnete Aufzeichnungen über denkwürdige Begeben­heiten zwischen einem zeitlichen Ausgangspunkt und meist der jeweiligen Gegenwart des Aufzeichnenden (beispielsweise Quedlinburger Annalen Sankt Servatiusstift Quedlinburg 1008-1030 [ab Schöpfung]).

Lit.: Poole, R., Chronicles and Annals, 1926; Caenegem, R. van/Ganshof, F., Kurze Quellenkunde des westeuropäischen Mittelalters, 1964; Mc Cormick, M., Les annales, 1975; Hay, D., Annalists and Historians, 1977; Die Annales Quedlinburgenses, hg. v. Giese, M., 2004

Annaten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1474 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Pl., Wort 1474 aus dem Lateinischen aufgenommen und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb. Pl.) sind sachlich gewohnheitsmäßig entwickelte, seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bei der Verleihung freier nichtkonsistorialer niederer Benefizien allgemein an den Papst geleistete Abgaben in Höhe eines ganzen oder halben Jahresertrags, die seit dem Konzil von Basel (1435) abkommen und seit 1917 grundsätzlich untersagt sind.

Lit.: Kirsch, J., Die päpstlichen Annaten, 1903; Hoberg, H., Die Einnahmen der apostolischen Kammer, Bd. 1f. 1955ff.; Denzel, M., Kurialer Zahlungsverkehr, 1991; Camera apostolica, hg. v. Ansani, M., 1994

annehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 bezeugt – um 1065 [Williram von Ebersberg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entgegennehmen →Annahme

Annweiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) N.

Lit.: Seebach, H., Kleine Geschichte des Trifels und der Stadt Annweiler, 2009

anordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1490 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [Ensisheim/FreibDiözArch. 16 1883 207] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festsetzen, bestimmen, befehlen

Anordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [NÖster./ÖW. VIII 372] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Festsetzung, Bestimmung, Befehl, →einstweilige Anordnung

anschließen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1593 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme 12] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzuschließen, verpflichten, →Anschluss

Anschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb anschließen 1593) ist vor allem die schon 1918 von den Österreichern mehrheitlich gewollte, von dem in Braunau an dem 20. 4. 1889 geborenen Österreicher Adolf →Hitler 1938 nach mehrjähriger Vorbereitung durch poli­tischen Druck herbeigeführte Vereinigung →Österreichs mit dem (zweiten) Deutschen Reich. Dem Anschluss geht 1918 der von den alliierten Sieger­mächten des ersten Weltkriegs verhinderte Versuch der aus den meisten deutsch­sprachigen Gebieten Österreich-Ungarns ge­bildeten Republik →Deutschösterreich vor­aus, sich mit dem →Deutschen Reich zu ver­einigen, wofür sich in Tirol 98,8 und in Salz­burg 99,1 Prozent der Abstimmungsbe­rechtig­ten aussprechen. Nach seiner Bestellung zu dem Reichskanzler in dem Deutschen Reich an dem 30. 1. 1933 will Hitler dieses Ziel politisch erreichen. An dem 12. 2. 1938 zwingt er den österreichischen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (in dem Berchtesgadener Abkom­men), den national­sozialistischen Sym­pa­thisanten Seyß-Inquart als Sicherheits­minister zu bestellen, die freie Betätigung der Nationalsozi­alistischen Deutschen Arbeiter­partei innerhalb der vaterländischen Front zuzulassen und alle Nationalsozialisten zu amnestieren. Eine für den 12. 3. 1938 durch Bundeskanzler Schuschnigg angesetzte Volksab­stimmung für ein „freies und deutsches, unabhängiges und soziales, christliches und einiges Österreich“ unterbleibt wegen des an dem 11. 3. 1938 von Hitler erzwun­genen Rück­tritts des Bundeskanzlers Schuschnigg. Auf An­forderung (Bitte um „Hilfe“) des Sicherheitsministers Seyß-Inquart an Hitler kommen deutsche Truppen. Danach bestellt der Bundes­präsident Österreichs (Miklas) Seyß-Inquart zu dem Bundeskanz­ler und tritt an dem 13. 3. 1938 zurück. Die Bundesregierung Österreichs beschließt auf der Grundlage des Ermächtigungsgesetzes von 1934 ein Bundesverfas­sungsgesetz über die Wieder­vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich (BGBl. 1938, 75), auf Grund dessen Österreich ein Land des Deutschen Reiches wird. Eine Volksab­stimmung von dem 10. 4. 1938 bejaht den Anschluss zu 99,73 Prozent, doch wird dies nach 1945 in dem Bewusstsein der Allgemeinheit verdrängt. Die internationale Staatengemeinschaft bleibt bis auf einen anscheinend aus privatwaffenwirtschaftlichem Grund erfolgten Protest Mexikos bei dem Völkerbund weitgehend stumm.

Lit.: Köbler, DRG 223; Baltl/Kocher; Kleinwächter, F./Paller, H., Die Anschlussfrage, 1930; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T. u. a., 1988; Botz, G., Die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, 1972, 3. A. 1988; Jung, O., Plebiszit und Diktatur, 1995; Roesler, J., Der Anschluss von Staaten, 1999; Krämer, K., Die Bestrebungen für einen Zusammenschluss zwischen Österreich und Deutschland 1918 bis 1921, Diss. phil. Hannover 2003; 1938 – Der „Anschluss“ im internationalen Kontext, hg. v. Karner, Stefan/Ruggenthaler, Peter, 2020, 2. A. 2021; Wieland, L., Die nationalsozialistische Propaganda zur Volksabstimmung am 10. April 1938 in Österreich, 2020

Anschütz, Gerhard (Halle an der Saale 10. 1. 1867-Heidelberg 14. 4. 1948) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Tübingen (1899), Heidelberg (1900), Berlin (1908) und Heidel­berg (1916) und 1933 mit 66 Jahren auf Antrag emeritiert, weil er das nationalsozialistische Staatsrecht mangels innerlicher Verbundenheit nicht lehren kann. Er ist Verfechter des demokratischen Gedankens und verfasst auf gesetzespositiv­istischer Grundlage den mit 14 Auflagen erfolgreichsten Kommentar zu der von ihm lose mitgestalteten Verfassung der →Weimarer Republik. S. Google

Lit.: Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 1921, 2. A. 1921, 8. A. 1925, 14. A. 1933; Handbuch des deutschen Staatsrechts, hg. v. Anschütz, G./Thoma, R., 1930ff.; Forsthoff, E., Gerhard Anschütz, (in) Der Staat 6 (1967), 139; Gerhard Anschütz, Aus meinem Leben, hg. v. Pauly, W., 1993, 2. A. 2008; Dreier, H., Ein Staatsrechtslehrer, (in) ZNR 20 (1998)

Ansegis (bei Saint Rambert bei Lyon um 770-Saint Wandrille/Fontenelle 20. 7. 833) ist der fränkische Benediktinerabt (823) von Saint Wandrille bzw. Fontenelle in der Erzdiözese Rouen, der 827 in seinem vier Bücher (Karl der Große, Ludwig der Fromme, Weltliches, Kirchliches) umfassenden (lat.) Legiloquus liber (M., Recht aufzeigendes Buch) in einfacher Ordnung und nicht fehlerfrei 29 (von etwa 90 heute bekannten) →Kapitularien Karls des Großen und Ludwigs des Frommen zusammenstellt, deren zwei Redaktionen (?) durch mehr als 60 (63), in vier Gruppen nach Herkunft und Inhalt einteilbare Hand­schriften überliefert werden. S. Google

Lit.: Ganshof, F., Was sind die Kapitularien?, 1961; Die Kapitulariensammlung des Ansegis, hg. v. Schmitz, G., 1996

Anselm von Lucca verfasst zwischen 1081 und 1083 eine Sammlung (lat. [F.] Collectio) von Papstbriefen, Canones, patristischen Texten und römischen Rechtsquellen. S. Google

Lit.: Szuromi, S., Anselm von Lucca as Canonist, 2006

ansprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 1050 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 176] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) anreden → Anspruch

Anspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1292 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [SalemUB. II 407] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ansprechen um 1050) ist sachlich das Recht, von einem anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen (§ 194 BGB) bzw. die von einem Kläger an einen Beklagten gerichtete Behauptung eines Rechtes mit einem bestimmten Inhalt. In dem römischen Recht ist beides in der (lat. [F.]) actio (Klaganspruch) enthalten, wobei in dem Legisaktionenverfahren die Beachtung eines genauen Wortlauts erforderlich ist und in dem Formularverfahren nur verfahrensrechtlich durch­setzbare Rechte anerkannt werden (ak­tionenrechtliches Denken), wovon sich das spätantike Verfahren je nach Zweckmäßigkeit löst. In dem Spätmittelalter werden die Anforde­rungen an die Geltendmachung von Ansprü­chen eher abgeschwächt. Der neuzeitliche (lat.) usus (M.) modernus (moderne Gebrauch) begnügt sich mit der Erkennbarkeit einer (lat.) actio. Savigny versteht die (lat.) actio als Klagerecht, das aus der Verletzung eines subjektiven Rechtes erwächst, als ein Recht in dem Zustand der Verteidigung. Nach Bernhard Windscheid (1856) ist dagegen der Anspruch unabhängig von der jeweiligen Ent­scheidung eines Gerichts ein Recht eines Rechtssubjekts gegenüber einem anderen Rechtssubjekt.

Lit.: Windscheid, B., Die actio des römischen Civilrechts, 1856; Nörr, K., Das Aktionrenrecht bei Savigny, (in) Ius commune 8 (1879), 110; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht seit Savigny, 1965; Vossius, O., Zu den dogmengeschichtlichen Grundlagen der Rechtsschutzlehre, 1985; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium, 1996; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte des Verhältnisses von formellem und materiellem Recht, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Anstalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1630 [FreibDiözArch. 23 1893 240] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb anstellen um 1300) ist vor allem die von einem Träger öffentlicher Verwaltung seit dem 18. Jahrhundert zu der Erfüllung einer besonderen Verwaltungsauf­gabe er­richtete, verwaltungsorganisatorisch oder recht­lich ver­selbständigte Verwaltungs­ein­heit von persön­lichen oder sachlichen Mitteln.

Lit.: Gerstlacher, C., Sammlung aller Baden-Durlachischen Anstalten und Verordnungen, Bd. 1ff. 1772f.; Weber, W., Die Entwicklung der Sparkassen, 1985; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Alexander, L., Anstalten und Stiftungen. Verselbständigte Vermögensmassen im römischen Recht, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Brink, C., Grenzen der Anstalt – Psychiatrie und Gesellschaft in Deutschland 1860-1980, 2010

anstellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Weichb. Dan. 403 Art. 88] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einreihen, erheben

anstiften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1469 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Frauenstädt, MalefB 273] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) veranlassen, vorsätzlich bestimmen, →Anstifter um 1533, Anstiftung 1414

Anstifter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1533 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Ellissen, Einbeck 22] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) zu einer Straftat Anstiftender

Anstiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1414 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1554 [Offenburg/FreibDiözArch. 16 1883 203] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anstiften 1469, Maskulinum Anstifter um 1533) ist die vorsätzliche Bestimmung eines anderen zu einer vorsätzlich begangenen rechtswidrigen Tat (Versuch genügt). Als allgemeine Grundfigur des →Strafrechts wird die Anstiftung unter Herauslösung aus der Urheberschaft (intellektuelle Urheberschaft, so noch Feuerbach 1801) des (lat. [M.]) auctor erst in dem 19. Jahrhundert ausgebildet (§ 34 I StGB Preußens 1851).

Lit.: Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmeformen im 19. Jahrhundert, 2006

Anthropologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1711 bezeugt – in EDEL 18. Jahrhundert - als aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in der Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) Menschenkunde

Lit.: Dülmen, R. van, Historische Anthropologie, 2000, 2. A. 2001; Hoßfeld, U., Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland, 2005

anti (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DRW2 1763 bezeugt – in EDEL 8. Jh.? - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums wohl seit der Neuzeit um 1500 aufgenommen, als Präfix verwendete Partikel), gegen

anti, lat., Präp., vorn, vor, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀντί (antí), Adv., Präp., angesichts, gegenüber, vor, idg. *anti, *hánti, Adv., im Angesicht, gegenüber

Antichrese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Gegengebrauch, Nutzungspfand, § 1213 I BGB) ist das aus dem hellenistischen Bereich in das klassische römische Recht eingeführte Nutzpfand, bei dem der Pfandgläubiger mit Erlaubnis des verpfändenden Schuldners nicht nur die Pfandsache als Sicherheit besitzen, sondern auch die Früchte der Pfandsache ziehen darf, wobei das Wort vermutlich aus dem Griechischen des Altertums über den Code Napoleon in die deutsche Rechtssprache des 19. Jahrhunderts gelangt, aber letztlich nicht heimisch geworden ist.

Lit.: Kaser § 31; Hübner; Kupiszewswki, H., Antichrese und Nutzpfand in den Papyri, 1986

antik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – 1691 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über antīquus, lat., Adj., alt, altehrwürdig, einstig, wichtig, [um 250-184 v. Chr.]), vgl. ante, lat., Präp., vorn, vor, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) alt

Antike (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1696 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv antik 1691, [3000/2800 v. Chr. bzw.] 11. Jahrhundert v. Chr.-4./6. Jahrhundert n. Chr.) ist der vor allem durch die Kultur der (Sumerer, Assyrer, Ägypter, Juden,) Griechen und Römer gekenn­zeichnete, durch die Eroberung Westroms durch Germanen in dem Jahre 476 abgeschlossene geschichtliche Abschnitt der menschlichen Kulturentwicklung nach der Vorgeschichte und vor dem Mittelalter und der Neuzeit. →Altertum

Lit.: Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1ff. 1986; Selb, W., Antike Rechte im Mittelmeerraum, 1993; The Cambridge Ancient History, 2. A. Bd. 6, hg. v. Lewis, D., 1994; Dahlheim, W., Die Antike, 6. A. 2002; Löwe, G./Stoll, H, Lexikon der Antike, 1997; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Gehrke, H., Kleine Geschichte der Antike, 1999; Metzler Lexikon Antike, hg. v. Brodersen, K./Zimmermann, B., 1999; Lexikon der christlichen Antike, hg. v. Brauer, J./Hutter, M., 1999; Nickel, R., Lexikon der antiken Literatur, 1999; Geschichte der Antike, hg. v. Gehrke, H. u. a., 2000; Brandt, H., Das Ende der Antike, 2001; Grziwotz, H./Döbertin, W., Spaziergang durch die Antike, 2002; Die Rechtskulturen der Antike, hg. v. Manthe, U., 2003; Lexikon der antiken Gestalten in den deutschen Texten des Mittelalters, hg. v. Kern, M. u. a., 2003; Pöhlmann, E., Einführung in die Über­lieferungsgeschichte und in die Textkritik der antiken Literatur, Bd. 1 2. A. 2003; Personen der Antike, hg. v. Brodersen, K. u. a., 2004; Herrscherchronologien der antiken Welt, 2004; Höhepunkte der Antike, hg. v. Brodersen, K., 2006; Erinnerungsorte der Antike, hg. v. Stein-Hölkeskamp, E. u. a., 2006; Troianer sind wir gewesen, hg. v. Olshausen, E. u. a., 2006; Sonnabend, H., Die Grenzen der Welt, 2007; Geschichte der Antike – Quellenband, hg. v. Gehrke, H. u. a., 2007; Geschichte der antiken Texte – Autoren- und Werklexikon, hg. v. Egger, B., 2007; Historischer Atlas der antiken Welt, hg. v. Wittke, A. u. a., 2007; Baltrusch, E., Außenpolitik, Bünde und Reichsbildung in der Antike, 2008; Mann, C., Antike, 2008; Stangl, G., Antike Populationen in Zahlen, 2008; Die Ideale der Alten, hg. v. Rosenberger, V., 2008; Antike - Recht - Geschichte, hg. v. Benke, N. u. a., 2009; Antike Oldenburg Geschichte Lehrbuch hg. v. Wir­belauer, E., 2009, 3. A. 2010; Leppin, H., Das Erbe der Antike, 2010; Kitchen, K. u. a., Treaty, Law and Covenant in the Ancient Near East, 2012; Hartz, C., Tatort Antike Berühmte Kriminalfälle des Altertums, 2012, 2. A. 2021; Antike im Mittelalter, hg. v. Brather, S. u. a., 2014; Barceló, P., Die alte Welt, 2019; Kloft, H., Studien zur Wirtschafts-, Sozial- und Rezeptionsgeschichte der Antike, 2020; Meister, J., Antike und moderne Propaganda, (in) HZ 312 (2021), 587 (Italien); Rebenich, S., Die Deutschen und ihre Antike – Eine wechselvolle Beziehung, 2021; Burstein, S., Antike Global – die Welt von 1000 v. Chr. bis 300 n. Chr., 2022

Antiochia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ein Kreuzfahrerfürstentum

Lit.: Mayer, H., Varia Antiochena, 1993; Buck, A., The Principality of Antioch and its frontiers in the tweltfth Century, 2017

antīquus, lat., Adj., alt, einstig, wichtig, altehrwürdig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ante

Antisemit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1880 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen verbindbar, M., Adjektiv antisemitisch 1865) Judenfeind

antisemitisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1865 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen teilweise verbindbar, Adj.) judenfeindlich

Antisemitismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1883 bezeugt - 1888 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen verbindbar, M.) ist die Juden (Semiten) ablehnende Haltung von Menschen (Judenfeindschaft). Sie entsteht nach antiken, mittelalterlichen und frühneu­zeitlichen Vorläufern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (in Preußen Sozialkonservative wie Hermann Wagener seit der liberalen neuen Ära von 1858, in Österreich um 1885) neu. In dieser Zeit gelten Juden als Modernisie­rungs­gewinner des Libe­ralismus, wobei auch die katholische Kirche ihr Unbehagen über die gesellschaftlichen Veränderungen an dem steigen­den Einfluss der Juden zu einem Ausdruck bringt. Der zunehmende Antisemitismus begünstigt den politischen Aufstieg Adolf Hitlers ab 1919 zu dem Reichskanzler des (zweiten) Deutschen Reiches an dem 30. 1. 1933. →Jude

Lit.: Badinter, R., Un antisémitisme ordinaire, 1997; Scheil, S., Die Entwicklung des politischen Antisemitismus in Deutschland zwischen 1881 und 1912, 1999; Walter, D., Antisemitische Kriminalität, 1999; Katholischer Antisemitismus, hg. v. Blaschke, A. u. a., 2000; Kertzer, D., Die Päpste gegen die Juden, 2001; Bergmann, W., Geschichte des Antisemitismus, 2002; Ferrari Zumbini, M., Die Wurzeln des Bösen - Gründerjahre des Antisemitismus, 2002; Haury, T., Antisemitismus von links, 2002; El olivo y la espada, hg. v. Joan i Tous, P. u. a., 2003; Ley, M., Kleine Geschichte des Antisemitismus, 2003; Der Berliner Antisemitismusstreit 1879-1881, bearb. v. Krieger, K., 2003; Benz, W., Was ist Antisemitismus?, 2004; Wladika, M., Hitlers Vätergeneration, 2005; Terwey, S., Moderner Antisemitismus in Großbritannien 1899-1919, 2006; Mittmann, T., Vom Günstling zum Urfeind der Juden, 2006; Volkov, S., Germans, Jews and Antisemites, 2006; Sieg, U., Deutschlands Prophet - Paul de Lagarde und die Ursprünge des modernen Antisemitismus, 2007; Nonn, C., Antisemitismus, 2008; Brügmann, C., Flucht in den Zivilprozess, 2009; Herholt, v., Antisemitismus in der Antike, 2009: Antisemitische Geschichtsbilder, hg. v. Bergmann, W. u. a., 2009; Herbeck, U., Das Feindbild vom „jüdischen Bolschewiken“, 2009; Handbuch des Antisemitismus, hg. v. Benz, W., Bd. 1ff. 2008ff.; Albrecht, H., Antiliberalismus und Antisemi­tis­mus, 2010; Antisemitism in Eastern Europe, hg. v. Petersen, H. u. a., 2010; Imperien in der Antike, hg. v. Harrison, T., 2010; Bergmann, W. u. a., Antisemitismus in Zentraleuropa, 2011; Hofer, S., Richter zwischen den Fronten, 2011; Jahr, C., Antisemitismus vor Gericht, 2011; Imhoff, M., Antisemitismus in der Linken, 2011; Nicosia, F., Zionismus und Antisemitismus, 2012; Wein, S., Antisemitismus im Reichstag, 2014; Alma mater antisemitica, hg. v. Fritz, R. u. a., 2015; Antisemitismus in deutschen Parteien, hg. v. Ionescu/Salzborn, 2014; Schwarz-Friesel, M., Gebildeter Antisemitismus, 2015; Antisemitismus in der DDR und die Folgen, hg. v. Apelt, A. u. a., 2016; Arnold, S., Das unsichtbare Vorurteil – Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken nach 9/11, 2016, Zur Mühlem, B. v. zur, Gustav Freytag -Biographie, 2016; Wyrwa, U., Gesellschaftliche Konfliktfelder und die Entstehung des Antisemitismus, 2016; Hagemeister, M., Die „Protokolle der Weisen von Zion“ vor Gericht - Der Berner Prozess 1933-1937 und die „antisemitische Internationale“, 2017 (Text in Sankt Petersburg 1903 erstmals erschienen); Jüdische Identitäten und antisemitische Politiken im österreichischen Parlament 1861-1933, hg. v. Kreisky, E. u. a., 2017; Scharnberg, H., Die „Judenfrage“ im Bild – Der Antisemitismus in nationalsozialistischen Fotoreportagen, 2018 (5 schwache Abbildungen), Modern Antisemitisms in the Peripheries, hg. v. Kovács, E. u. a., 2019; Eriksen, T. u. a., Judenhass, 2019; Christlicher Antisemitismus im 20. Jahrhundert – Der Tübinger Theologe und „Judenforscher“ Gerhard Kittel, hg. v. Gailus, M. u. a., 2019 (Sammelband); Antisemitismus im 19. Jahrhundert aus internationaler Perspektive, hg. v. König, M. u. a., 2019; Embacher, H. u. a., Antisemitismus in Europa, 2019; Antisemitismus heute – Michael Wolffsohn im Gespräch, 2020; Stegemann, E. u. a., Vom Antijudaismus zum Antiisraelismus, 2020; Longerich, P., Antisemitismus – eine deutsche Geschichte, 2021; Schäfer, P., Kurze Geschichte des Antisemitismus, 2020

Antitribonianus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das 1603 posthum erschienene Werk François →Hotmans, das in einem Angriff auf →Tribonian die Anwendbarkeit des (lat. [N.]) Corpus iuris civilis in der Neuzeit bestreitet und die Schaffung eigener Gesetzbücher empfiehlt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HotmanFranz(HotomanusFranciscus)Antitribonian1603.pdf ; Baron, J., Franz Hotmans Antitribonian, 1888; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003

Antrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1325 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 227] und ab 1430 [HamelnUB. II 106] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb antragen 8. Jahrhundert bzw. um 850) ist ein Angebot auf Abschluss eines →Vertrags sowie eine Erklärung hinsichtlich eines sonstigen Zieles.

Lit.: Kratz, D., Der Antrag im Verwaltungsprozess, 1969; Schnell, M., Der Antrag im Verwaltungsverfahren, 1986; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Hürtggen, R., Ausreise per Antrag, 2014

antragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 850 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [DietrFlucht 2214] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herantragen, vorbringen, →Antrag

Antrustio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Cap. I S. 8, 9, 10] in 9 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.], zu afrk. druht, lat.-afrk. trustis, M., bewaffnete Schar) ist der in dem Volksrecht der →Franken durch dreifaches Wergeld des Freien ausgezeichnete, auch in Kapitularien und Formeln erwähnte freie Königsmann.

Lit.: Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Olberg, G. v., Die Bezeich­nungen für soziale Stände, 1991

Antwerpen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Schelde wird 726 erstmals urkundlich erwähnt. 1291 erhält es Stadtrecht. 1852 wird in der aus den Niederlanden an Belgien gelangten Stadt eine Universität eingerichtet.

Lit.: Blondé, B., Antwerp in the Renaissance, 2020

anwachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [OstfriesUB. II 438] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinzuwachsen, durch Wuchs vermehren

Anwachsung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1453 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1453 [OstfriesUB. I 578] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Anwachsungsrecht 1721, Verb anwachsen um 800) ist die Vermehrung durch Wuchs einschließlich der Erhöhung der Anteile anderer Berechtigter an einer (gesamt­händerischen) Gesamtheit in dem Wege der Gesamtnachfolge bei Wegfall eines Mitberechtigten. Sie hat wohl in alten gesamt­händerischen Gesamtheiten (beispielsweise Hausge­mein­schaft, Akkreszenz in dem klassisch­en römischen Erbrecht) Bedeutung und wird später eher zurückgedrängt (beispielsweise durch Eintrittsrechte, Realteilung). Durch das Bürgerliche Gesetzbuch (1900) ge­winnt sie mit dem Gesamthandsprinzip an Gewicht.

Lit.: Kaser §§ 73 III, 76 III 1 154ff.; Hübner; Breuel, F., Geschichte des Anwachsrechts in Ostfriesland, 1954; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Lohsse, S., Ius adcrescenndi – die Anwachsung im römischen Vermächtnirecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Pichler, M., Das Prinzip der Anwachsung, 2014

Anwachsungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1732 [Zedler I 284 lat. ius accrescendi] in 1 Stelle und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1721) Recht auf Anwachsung eines erledigten Miterbenteils

Anwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [?iure anauualt AhdGl. I 194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (Mensch als) Vertreter eines anderen (Menschen in dem Recht). In dem römischen Recht ist sachlich Vertretung grundsätzlich ausgeschlossen und wegen der vorhandenen Sklaven auch tatsächlich nicht besonders nötig. In dem deutschen Bereich begegnen die ersten Anfänge in dem fränkischen Reich. Zu dem Hochmittelalter hin erscheinen Vertreter für Bischöfe (Vögte), Äbte, Gemeinden oder Genossenschaften. Bis zu der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts setzt sich neben dem Fürsprecher als Vertreter in dem (bloßen) Wort (Mund der Partei) die inhaltliche Vertretung der Partei in der Sache in dem bürgerlichen Rechtsstreit durch. Mit der Rezeption des römisch-kanonischen Prozessrechts wird an dem Ende des 15. Jahrhunderts der meist rechtsgelehrte, praktisch geschulte →Prokurator zu dem Vertreter der Partei vor Gericht, der rechtsgelehrte →Advokat zu dem außer­gericht­lichen Berater (1495 an dem Reichskammergericht acht Prokuratoren, zwei Advokaten, seit 1500 bzw. 1530 Prüfungen), doch verwischen sich in Deutschland die Unter­schiede trotz Fortführung der verschiedenen Benennungen schon seit dem 16. Jahrhundert wieder. Bedeutung hat der Anwalt vor allem in dem Zivilprozess. In Preußen wird 1725 die Prokuratur abgeschafft und 1780 die Advokatur als freier Beruf beseitigt (Assistenzrat, Justizkommissar). In dem 19. Jahrhundert werden auch in Preußen wieder frei wählbare Prozessvertreter zugelassen, die seit 1849 (1878 in dem Deutschen Reich) Rechtsanwälte heißen (Österreich Advokatenordnungen von 1849 und 1868). Neben ihnen dürfen in Deutschland seit 2008 (Rechtsdienstleis­tungsgesetz) auch Nichtjuristen eingeschränkt Rechtsberatung durchführen.

Lit.: Kaser § 87 II IV; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155, 202; Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905; Kübl, F., Geschichte der österreichischen Advokatur, 1925; Bader, K., Vorsprecher und Anwalt in den fürstenbergischen Gerichtsordnungen, 1931; Böhm, O., Die nürnbergische Anwaltschaft um 1500 bis 1806, 1949; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Schlosser, H., Spätmittel­alterlicher Zivilprozess, 1971; Failenschmid, H., Anwalt und Fürsprech, 1981; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der deutschen Rechtsanwälte, 1989; Krach, T., Jüdische Rechtsanwälte in Preußen, 1991; Grahl, C., Die Abschaffung der Advokatur unter Friedrich dem Großen, 1994; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Krug, G., Die Advokat-Anwälte, Diss. jur. Mannheim 1996; Die Geschichte des Deutschen Anwaltvereins, hg. v. Deutschen Anwaltverein, 1997; Nirk, R., 50 Jahre NJW. Die Entwicklung der Anwalt­schaft, NJW 1997, 2625; Scherner, K., Advokaten, Revolutionäre, Anwälte, 1997; Klas, A., Standes- oder Leistungselite?, 2002; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Reichspersonal, hg. v. Baumann, A., 2003; Advokatenordnung 1648, hg. v. Neschwara, C. u. a., 2013

Anwaltszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielfach vor höheren Gerichten der Neuzeit bestehende, (tatsächliche oder) rechtliche Verpflichtung von Parteien, in einem →Prozess einen →Anwalt (Rechtsanwalt) zu verwenden.

anwarten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) →Anwartschaft

Anwartschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1599 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1599 [WürtLTA.2 II 3] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anwarten um 796), ist allgemein die einer bestimmten Person zustehende rein tatsächliche Aussicht auf ein später zu erwartendes Amt oder Recht. In dem deutschen Mittelalter hat der nahe Verwandte ein Anrecht auf den Nachlass (→Erbenwartrecht). In dem 20. Jahrhundert setzt sich die Anwartschaft als werdendes und dem Vollrecht wesensgleiches Recht bei dem Kauf unter Eigen­tumsvorbehalt durch, bei dem mit Zahlung der letzten Kaufpreisrate die (bloße) Anwartschaft zu (vollem) Eigentum erstarkt.

Lit.: Kaser § 10 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 269; Würdinger, H., Die privatrechtliche Anwartschaft als Rechtsbegriff, 1928; Letzgus, E., Die Anwartschaft des Käufers unter Eigentumsvorbehalt, 1938; Berger, W., Eigentumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, 1984; Grüttner, W., Die sozialversicherungsrechtliche Anwartschaft, 1990

anweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1261 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1319 [Dortmund/Schiller-Lübben I 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch Weisung veranlassen, →Anweisung

Anweisender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Anweisung Erteilender

Anweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1278 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anweisen um 1261) ist innerhalb der Veranlassung auch die schriftliche Aufforderung eines Teiles (Anweisender, Wort 1863) an einen anderen Teil (Angewiesener) (Deckungsverhältnis), Geld, Wertpapiere oder andere Sachen an einen die Anweisung dem Angewiesenen vorlegenden Dritten (Anweisungs­empfänger, Wort 1809) zu leisten (lat. [F.] delegatio zwischen Delegant, Delegat und Delegatar, Verhältnis zwischen Angewiesenem und Anweisungs­empfänger Valutaverhältnis). Sie hat sachlich römische Grundlagen. Sie gehört in die Frühzeit des →Wertpapiers (13./14. Jahrhundert). Die pandektenwissenschaftliche Erörterung des 19. Jahrhunderts bereitet die Gestaltung in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 vor. Die Anweisung kann Zahlungsanweisung oder Verpflich­tungsan­weisung sein.

Lit.: Eisenried, U., Die bürgerlich-rechtliche Anwei­sung und ihre Entstehung, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Anwende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anwenden um 867) Stelle der Wendung

anwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umkehren, →Anwende, Anwenderecht

Anwenderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und auch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich wohl in die Anfänge des häufigeren und damit dichteren Ackerbaus zurückreichende, seit dem 13. Jahrhundert vielfach schriftlich bezeugte Recht, zu der Bestellung des eigenen Feldes kurzzeitig für das Umwenden des Pfluges an dem Ende des Feldes ein Nachbargrundstück zu betreten und dadurch zu benutzen. Das Bürger­liche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) lässt das landesrecht­lich vorhandene Anwenderecht als Teil des Nachbarrechts bestehen.

Lit.: Hübner 281; Götz, A., Das Anwenderecht, 1925; Schmidt-Wiegand, R., Anwende, Text und Sprachbezug in der Rechtssprachgeographie, 1985, 146

Anzeige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1449 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [Füetrer 95 bzw. FreibDiözArch. 18 1886 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anzeigen um 1160) ist die Mitteilung eines rechtlich erheblichen Vorgangs oder Zustands. Sie ist sachlich in verschiedenen Formen schon dem römischen Recht bekannt. Eine Verpflichtung zu einer Anzeige bestimmter Handlungen stellt die Rüge­pflicht dar. Der hochmittelalterliche kano­nische Prozess unterscheidet in dem 12. Jahrhundert die Anzeige von der (lat. [F.]) accusatio (Anklage). In der frühen Neuzeit genügt in dem Strafverfahren statt der Klage eines einzelnen Klägers die Anzeige bei dem Richter zu der Ingangsetzung des Verfahrens.

Lit.: Köbler, DRG 157; Kisker, S., Die Nichtanzeige geplanter Straftaten - §§ 138, 139 StGB, 2002

anzeigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [BeitrSteirG. 13 1876 104] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mitteilen, hinweisen →Anzeige

Aostatal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die kleinste Region Italiens (Hauptstadt Aosta) mit rund 125000 Einwohnern zwischen Schweiz, Frankreich und Piemont.

Lit.: Roddi, G., Il Coutumier Valdostano (1588), 1994 (Diss. jur. Freiburg im Üchtland)

Apanage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1469 als aus dem Französischen und mittelbar dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1469 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ausstattung eines nachge­borenen Sohnes, Bruders oder sonstigen Mitglieds eines landesherrlichen Hauses zu der Sicherung seines standesgemäßen Unterhalts. Sie entwickelt sich sachlich nach älteren Vorläufern (Bretagne 990?, Dreux 1137?) in dem 13. Jahrhundert in Frankreich. Einen Rechtsanspruch auf Apanage gibt es nur bei Vorliegen eines entsprechenden Hausgesetzes. Die meist bei Eintritt der Volljährigkeit fällige Apanage kann auf einen Menschen oder auf eine Linie bezogen sein. S. Google

Lit.: Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Wood, C., The French Apanages, 1966

Apel, Johann (Nürnberg 1486-27. 4. 1536) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg 1524 Rechtslehrer, 1530 Kanzler in Preußen und 1534 Rechtsberater in Nürnberg. 1535 schlägt er eine dialektische Lehrmethode für die Rechtswissenschaft vor. Außerdem bietet er erste systematische Ansätze. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144; Muther, T., Doctor Johann Apell, 1861; Wieacker, F., Einflüsse des Humanismus auf die Rezeption, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 100 (1940), 423

apocalypsis, lat., F., Offenbarung, Apokalypse, Tert. (um 160-220 n. Chr), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀποκάλυψις (apokálypsis), F., Enthüllung, Offenbarung, Apokalypse; gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *hepo, *hepu, Präp., Adv., ab, weg, Pokorny 53; gr. καλύπτειν (kalýptein), V., verhüllen, bedecken; gr. καλιά (kaliá), F., Hütte, Scheune, Nest; idg. *k̑el- (4), V., bergen, verhüllen

Apokalypse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1122 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1277/1278 [Die Goldene Schmiede des Konrad von Würzburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische [apocalypsis, lat., F., Offenbarung, Apokalypse, um 160-220 n. Chr., s. ἀποκάλυψις apokálypsis, gr., F., Enthüllung, Offenbarung, Apokalypse] des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Untergang, Weltende

Lit.: Fried, J., Aufstieg aus dem Untergang, 2001

Apostasie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1524 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht [ausgenommen Apostat 1508/1516] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., in DW2 Maskulinum Apostat um 1512, Verb apostatieren 1418) ist sachlich der kirchlich von der Spätantike bis zu der Aufklärung geahndete Abfall von dem (christlichen) Glau­ben.

Lit.: Hinschius, P., System des katholischen Kirchenrechts, 1888ff.; Schauf, H., Einführung in das kirchliche Strafrecht, 1952

Apostat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1512 bezeugt – 1508/1516 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abtrünniger

apostata, lat., M., Abtrünniger, (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, gr. ἀποστάτης (apostatḗs), M., Abtrünniger, entlaufener Sklave; vgl. gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, Pokorny 53 (94/94) (RB. idg. aus ind., iran., arm., phryg./dak., gr., alb., ital., kelt., germ., balt., slaw., heth.?); idg. *stā-, *stə-, *steh₂-, *stah₂-, V., stehen, stellen

Apostel 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8 Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bote, Gesandter

Apostel 2 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1453 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [QStBayreuth 101] in 13 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der in dem gelehrten Recht entwickelte Bericht des unteren Richters an den oberen Richter. →Apostelbrief

Apostelbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1688 [Beckmann, Idea 29 und 104] in fünf Stellen aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem gelehrten Verfahrensrecht des Mittelalters der Bericht, den der untere Richter (lat. iudex [M.] a quo, Richter, von dem) auf die Bitte einer Partei, die →Appellation gegen seine Entscheidung erhebt, an den oberen Richter (lat. iudex [M.] ad quem, Richter, zu dem) sendet. Er enthält eine Schilderung des bisherigen Verfahrens­ablaufs und eine Beurteilung der Berechtig­ung der Appellation sowie später auch die bereits entstandenen Prozessakten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Sägmüller, J., Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts, Bd. 2 3. A. 1914, 342; Ebner, M., Leidenslisten und Apostelbrief, 1991

apostolus, lat., M., Bote, s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀπόστολος (apóstolos), M., Abgesandter, Bote; vgl. gr. ἀπόστελλειν (apóstellein), V., abschicken, ausschicken, entsenden; gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer, Pfosten, Stamm, Stiel, Stängel

apotheca, apothēca, lat, F., Speicher, Vorratskammer, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, gr. ἀποθήκη (apothḗkē), F., Aufbewahrungsort, Speicher; vgl. gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, gr. θήκη (thḗkē), F., Kasten (M.), Behältnis, Gestell, Abstellplatz; idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen, →Apotheke

Apotheke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 13. Jahrhundert [Steinmar] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Aufbewahrungsort für Heilmittel zunächst in Klöstern, um 1241 verbietet Kaiser Friedrich II. in dem Edikt von Salerno das Betreiben von Apotheken durch Ärzte, 1241 Löwenapotheke in Trier bezeugt) ist das Unternehmen des wissenschaftlich ausgebildeten, staatlich zu Herstellung und Verkauf von Arzneimitteln Berechtigten (Apothekers, Wort 1275). Seit etwa 1850 gründen Apotheker Drogerien mit einem breiten Warenangebot, darunter auch Arznei­mittel. 1935 wird eine deutsche Apothe­ker­schaft geschaffen, 1937 eine Reichsapothe­ken­kammer eingerichtet. 1961 ergeht ein Arznei­mit­telgesetz.

Lit.: Schröder, G., NS-Pharmazie - Gleichschaltung des deutschen Apothekerwesens im Dritten Reich, 1988; Schlick, C., Apotheken im totalitären Staat, 2008; Schäfer, C., Apotheker und Drogist, 2009

Apothekenurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist das in drei Stufen nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit die Einschränkung von Grundrechten (beispielsweise Berufsfreiheit) ordnende Urteil des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands von dem 11. 6. 1958 über die Zulassung eines Apo­thekers (in Traunreut).

Lit.: Ameln, R., Die Bedeutung des „Apothekenurteils“ für die verfassungsgerichtliche Rechtsprechung zur Berufsfreiheit, 1973; Henne, T., Das Lüth-Urteil, hg. v. Henne, T. u. a., 2004; Michl, F., Das Sondervotum zum Apothekenurteil – Edition aus den Akten des Bundesverfassungsgerichts, 2020

Apotheker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1275 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) wissenschaftlich ausgebildeter und zu Herstellung und Verkauf von Heilmitteln Berechtigter

appellare, appellāre, adpellāre, lat., V.: nhd. ansprechen, anreden, aufrufen, anflehen,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, pellere, appellieren

appellatio, appellātio lat., F., Antönen, Ansprechen, Anreden (N.), Ansprache, Anflehen, Anrufung, Berufung, 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, vgl. lat. appellāre, V., ansprechen, anreden, aufrufen, anflehen; vgl. lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, Pokorny 33 (6/6) (RB. idg. aus ind., phryg./dak., ital., kelt., germ.); lat. pellere, V., stoßen, schlagen, treiben; idg. *pel- (2a), *pelə-, *plā-, *pl̥h₂i-, V., stoßen, bewegen, treiben, →Appellation

Appellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1265 [aus dem lateinischen →appellatio des Altertums aufgenommen] bezeugt – 1265 [Urkunde] in EDEL - und - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb appellieren um 1300) ist in dem spätrömischen Verfah­rensrecht das aufschiebend wirkende Rechtsmittel zu der Überprüfung der Ent­scheidung eines unteren Richters durch einen höheren Richter, das mit einem Urteil endet (Berufung). Die Appellation ist bei dem unteren Richter mündlich oder binnen 10 Tagen schriftlich einzubringen. Die Appellation wird in dem frühen Mittelalter in vereinfachter Form in der Kirche und in Oberitalien bewahrt. In dem hohen Mittelalter wird die Appellation (mittels →Apostelbriefs), die seit dem 12. Jahrhundert in dem kirchlichen Prozessrecht erscheint, aus dem oberitalienisch-kano­nischen Prozessrecht in Deutschland zuerst in geistlichen Gerichten aufgenommen. In Italien und Frankreich dringt sie rascher vor. In dem Heiligen römischen Reich, in dem zwischen 1200 und 1450 (lat. [F.]) appellatio sehr unterschiedliche Einrichtungen benennen kann, ersetzt die Appellation, die sich vor 1451 nur in einzelnen besonderen Fällen vor dem um 1450 grundsätzlich noch unmittelbar angerufenen, aber auch in dem älteren Rechtszugverfahren kaum eine nennenswerte Rolle spielenden König findet, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts allmählich die ältere Urteilsschelte in weltlichen Verfahren. Die Appellations­verfahren verdrängen bald die erstinstanzlichen Rechtszugverfahren. Das 1495 eingerichtete Reichskammergericht ist vielfach Appellationsgericht (an dem Ende des 15. Jahrhunderts zu 80%). Zu der Eindämmung der Appellation wird dort 1521 eine Appellationssumme von 50 Gulden festgelegt, die über 150 (1570) und 300 (1600) Gulden bis 1654 auf 600 Gulden bzw. 400 Reichs­taler steigt, und wird 1530 dem Reichskammer­gericht die Annahme einer Appellation in Strafsachen verboten. In die gleiche Richtung wirken die Nichtappellations­privilegien (21. 3. 1470 Reichsstadt Nürnberg, 7. 10. 10. 7. 1480 Bayern Herzog, 8. 5. 1482 Augsburg Reichsstadt, 5. 11. 1485 Augsburg Reichsstadt, 27. 4. 1493 Köln Stadt, 24. 8. 1495 Nürnberg Reichs­stadt, 21. 5. 1499 Windsheim, Nassau 28. 6. 1804, ins­gesamt (77) Aachen, Augsburg, Baden, Bayern, Biberach, Brandenburg, Brandenburg-Ansbach-Bayreuth, Braunschweig-Lüne­burg, Bremen Stadt, Bremen Erzstift, Brixen, Dinkelsbühl, Donauwörth, Ess­lingen, Frankfurt am Main, Giengen, Hamburg, Hanau-Münzenberg, Herford Stadt, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rheinfels, Hil­des­heim Bischof, Holstein, Ingelheim Freiherr, Jülich-Kleve Berg, Kaufbeuren, Kempten Stadt, Köln Kurfürst, Köln Stadt, Lindau, Lippe Graf, Lübeck Stadt, Lüttich Bischof, Magdeburg Erzbischof, Mainz Kurfürst, Manderscheid Graf, Meck­len­burg Herzöge, Memmingen Stadt, Merseburg Bischof, Münster Stadt, Nas­sau, Neuenahr und Moers Graf, Nördlingen, Nürnberg Stadt, Öttingen (Oettingen) Graf, Oldenburg und Delmenhorst Graf, Passau Bischof, Paumgarten Freiherr, Pfalz Kurfürst, Pommern, Rantzau, Regensburg Stadt, Reußen von Plauen Graf, Reutlingen, Rosheim Stadt, Rothenburg ob der Tauber, Rügen, Sachsen Kurfürst, Salzburg Erzbischof, Schwäbisch Hall, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Schweden König, Schwein­furt, Speyer Stadt, Straßburg Stadt, Trient Bischof, Trier Kurfürst, Ulm, Verden Bischof, Vorpommern, Waldeck Graf, Windsheim, Wismar, Worms Stadt, Württemberg, Würzburg Bischof). An dem Reichshofrat ist die Appellation vor allem wegen der Appellationsprivilegien nicht sehr häufig. 1879 wird die teuere und schwierige Appellation in dem (zweiten) Deutschen Reich durch die →Berufung ersetzt, in England erst 1875 wirklich zugelassen. →Konzil

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 34, 56, 114, 117, 152; Köbler, LAW; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Branden­burg-Preußen, 1908; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hof­gericht und Räte, 1912; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Blaschke, K., Das kur­sächsische Appellations­gericht 1559-1835 und sein Archiv, ZRG GA 84 (1967), 329; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Weitzel, J., Zur Zuständigkeit des Reichs­kammergerichts als Appellationsgericht, ZRG GA 90 (1973), 213; Broß, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammerge­richts­­ord­nung von 1495, 1973; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskam­mergericht, 1976; Die kaiserlichen privilegia de non appellando, hg. v. Eisenhardt, U., 1980; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981; Battenberg, F., Beiträge zur höchsten Gerichtsbarkeit im Reich im 15. Jahrhundert, 1981; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige bis zum Jahre 1451, 1983; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985; Becker, H., Die Appellation vom Papst an ein allgemeines Konzil, 1988; Kern, B., Die Appellation in Kurpfälzer und verwandten Rechts­quellen des 15. Jahrhunderts, ZRG GA 106 (1989), 115; Seeger, T., Die Extrajudizialappellation, 1993; Morhard, A., Die gerichtliche Berufung, 1995; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation, 1998; Szidzek, C., Das frühneuzeitliche Verbot der Appellation in Strafsachen, 2002; Strauch, D./Arntz, J./Schmidt-Troje, J., Der Appellhof zu Köln, 2002; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG 123 (2006), 110; Hugo, L., Vom Missbrauch der Appellation, hg. v. Oestmann, P., 2012; Appellation und Revision im Europa des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Auer, L. u. a., 2013; Ranieri, F., Gemeines und partikulares Recht in der Rechtsprechung des Reichskammergerichts, ZRG GA 131 (2014), 89

Appellationsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1529 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Berufungsgericht (beispielsweise Österreich 1782 Erhebung der von den Gubernien getrennten Justizsenaten zu Ap­pellationsgerichten durch Joseph II., 1852 Oberlandesgerichte)

Appellationsprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Privileg des deutschen Königs an Landesherren, das eine →Appellation aus dem jeweiligen Gebiet an den König ausschließt (Nichtappellations­privileg). Es betrifft anfangs wohl nur den Rechtszug nach einer Urteilsschelte und erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die eigentliche Appellation. 1356 verleiht die →Goldene Bulle den Kurfürsten ein unbe­schränktes Appellationsprivileg, dessen Bedeutung aber deswegen umstritten ist, weil die Appellation 1356 noch nicht allgemein aufgenommen worden war (beispielsweise in Sachsen erst seit dem 16. Jahrhundert).

Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsver­fassungsrechts, 1954; Bross, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammer­gerichts­ordnung von 1495, 1972; Eisenhardt, U., Die kaierlichen privilegia de non appellando, 1980

appellieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 1300 aus dem Lateinischen des Altertums übernommen bezeugt – Ende 13.? Jahrhundert [Das altePassional] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Passional Hahn 43] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsundsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) anrufen, berufen →Appellation

Appenzell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) erscheint 1071 erstmals als Abba­cella. Das zunächst unter der Herrschaft der Abtei Sankt Gallen stehende Gebiet gewinnt zwischen 1377 und 1429 Selbständigkeit. Seit 1411 ist Appenzell zugewandter Ort der Eidgenos­senschaft der →Schweiz, seit 17. 12. 1513 dreizehntes Mitglied. Appenzell besteht aus einem evangelischen Halbkanton (Außer­rhoden) und einem katholischen Halbkanton (Inner­rhoden).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Benz, R., Die rechtlichen Zustände im Lande Appenzell, (in) Appenzellische Jahrbücher 46 (1918), 1; Wirz, H., Die Grundlagen der Appenzeller Freiheit, (in) Appenzellische Jahrbücher 56 (1929); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Die Land- und Alpwirtschaft in Außerrhoden, 1974; Blickle, P., Verfassung und Religion – Voraussetzungen und Folgen der Landteilung des Appenzell 1597, ZRG GA 115 (1998), 339; Die Appenzellerkriege, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006

approbare, approbāre, lat., V., Beifall geben, zustimmen, billigen, um 250-184 v. Chr., lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben; lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →approbieren

approbatio, approbātio, lat., F., Zustimmung, Billigung, Genehmigung, Bekräftigung, Androhung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. approbāre, V., Beifall geben, zustimmen, billigen, (um 250-184 v. Chr.), lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben, lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →Approbation

Approbation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1411 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1411 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb approbieren 1418), Billigung, Bestätigung (beispielsweise einer klösterlichen Genossenschaft, einer Verehrung oder einer Königswahl [ab 1558 bloße feierliche kuriale Notifizierung des Regierungsantritts des Kaisers durch den Papst ohne rechtliche und politische Bedeutung]), wobei zwischen der Zeit vor 1917 und nach 1917 zu unterscheiden ist und die Einzelheiten vielfach streitig waren

Lit.: Deußen, W., Die Approbation der deutschen Königswahl, 1879; Hugelmann, K., Die deutsche Königswahl im corpus iuris canonici, 1909; Reckow, J. v. Grundlagen zur Geschichte der deutschen zahnärztlichen Approbation bis 1913, 1927; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1944, Neudruck 1969; Unverhau, D., Approbatio - Reprobatio, 1973;

approbieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1418 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1418 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [OstfriesUB. I 216] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über approbāre, lat., V., Beifall geben, zustimmen, billigen, [um 250-184 v. Chr.], lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an; lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben, lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, mit dem Indogermanischen verbindbar, V. billigen, bestätigen →Approbation

April (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 12. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch belegt sowie über Aprilis, Aprīlis, lat., M., April, [116-27 v. Chr.], vgl. idg. *apero-, Adj., hintere, idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Monat zwischen März und Mai

Aprilverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem 25. 4. 1848 von Kaiser Ferdinand I. erteilte, von dem Innen­minister Franz Xaver von →Pillersdorf (Pillersdorff) geformte, nach dem 15. 5. 1848 zurückgezogene, erste formelle Verfassung Österreichs mit Gewaltenteilung, Reichstag und Grundrechten, aber ohne praktische Bedeutung.

Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfOeAprilverfassung1848.doc ; Hugelmann, K., Die Entwicklung der Aprilverfasssung von 1848, 1918; Die Habsburgermonarchie 1848-1918, hg. v. Wandruszka, A. u. a., 2000

apud iudicem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) vor dem Richter, →Prozess, Verfahren

Apulien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) in dem Süden Italiens gerät seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. unter den Einfluss der Griechen, wird 317 v. Chr. von Rom erobert und gehört nach dem Untergang Westroms – 476 n. Chr. - über die Herrschaft von Ostgoten und Oströmern in dem Norden seit 570 zu dem Herzogtum Benevent der Lango­barden. In der Mitte des 11. Jahrhunderts fällt es an die Normannen (1130 Sizilien), 1282 an das Königreich Neapel und mit diesem 1860 an Sardinien-Piemont (1861 Italien).

Lit.: Palumbo, P., Medio evo méridionale, 1978; Burkhardt, N., Apulien, 2017

aquae ductus (Wortfolge in s. latein_a_z.docx nicht und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Wasserleitung(srecht), →Dienstbarkeit

aquae haustus (Wortfolge in latein_a_z.docx und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartzssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Wasserschöpf­ung(srecht), →Dienstbarkeit

Aquileia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) nahe der Adria wird 181 v. Chr. als römische Kolonie (lat. [F.] colonia) gegrün­det. Der seit spätestens 314 nachweisbare Bischof bean­sprucht seit 558/568 den Titel eines Patriar­chen. 1077 wird der Patriarch Reichsfürst. Seit 1418 gelangt Aquileia an Venedig, in dem 16. Jahrhundert an Österreich und mit Venetien (1866) an Italien.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja, 1987; Härtel, R., Die älteren Urkunden des Klosters S. Maria zu Aquileja (1036-1250), 2005; Stella, A., Aquileia tardoantica, 2019

Aquilius →lex (lat. [F.]) Aquilia, aquilisches Gesetz in Rom

Aquitanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wasserland) ist das Gebiet nördlich der Pyrenäen und östlich des Atlantiks. Es wird seit 71 v. Chr. römisch, 418 westgotisch und 507 fränkisch. In dem 7. Jahrhundert entsteht ein fast selbständiges Herzogtum (bis 768), das in dem 9. Jahrhundert erneuert wird. Durch Heirat der Erbtochter mit Heinrich II. →Plantagenet (1152) gelangt Aquitanien bei dem Thronantritt Heinrichs II. in England in eine Personalunion mit →England. An dem Ende des hundertjährigen Krieges (1453/1475) fällt Aquitanien von England an →Frankreich.

Lit.: Histoire de l’Aquitaine, hg. v. Higounet, C., 1971; Trabut-Cussac, J., L’administration anglaise en Gascogne, 1972; Bouet, A., Aquitanien in römischer Zeit, 2015 (Bildband); Boyer, J., Pouvoirs et territoires en Aquitaine du VIIe au Xe siècle, 2018

Äquivalent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1641 als aus dem mittellateinischen aequivalens aufgenommen bezeugt – 1641 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., gleichwertiger Gegenstand) →Äquivalenz

Äquivalenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 1789 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Neutrum Äquivalent 1641 aus dem Mittellateinischen aufgenommen, F.) Gleichwertigkeit, →Äquivalent

Lit.: Debald, M., Das Dritte des Vergleichs – Wissenschaft und Kultur zwischen Äquivalenz und Differenz, 2020

Äquivalenzprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem 20. Jahrhundert ausgebildete Grundsatz, dass zwischen dem Wert einer einzelnen Leistung der öffentlichen Verwaltung und der für diese Leistung geforderten Gebühr ein ausgewogenes Verhältnis bestehen muss.

Lit.: Ostendorff, P., Die Entwicklung der Rechtsprechung zur patentrechtlichen Äquivalenzlehre, 2021

Araber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als Ansatz - nicht und in DW2 nur in anderer Bedeutung bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) vielleicht wie Hebräer von abara, V., umherwandern) ist der Angehörige des in den mittelalterlichen lateinischen Quellen meist als (lat. [M.Pl.]) Saraceni bezeichneten semitischen Volkes, das zunächst auf der arabischen Halbinsel siedelt (853 v. Chr. in mesopotamischen Keilschriftzeugnissen erstmals er­wähnt) und schon in dem Altertum mit den Lehren Zarathustras, dem Christentum und dem Judentum in Berührung kommt. Die Araber erobern nach der Bekeh­rung zu dem →Islam des Propheten Mohammed in dem frühen Kalifat (632-692) Ägypten, (638 Jerusalem,) Syrien, Irak und Persien. 711 wird Gibraltar erreicht, 716/717 Konstantinopel belagert und 732 ein Spanien einnehmender Vorstoß erst bei Tours und Poitiers von den Franken unter dem merowingischen Hausmeier Karl Martell zurückgeschlagen. In dem 9. Jahrhundert, in dem griechische und indische Schriften in die arabische Sprache übertragen werden, setzt der Zerfall des bald auf Bagdad (762, um 1000 Kalifenbibliotheken mit vielleicht 100000 Bänden, seit dem 12. Jahrhundert Übersetzungen aus dem Arabischen und Griechischen in die lateinische Sprache) ausgerichteten Reiches in mehrere Einzelherrschaften ein. 1260 können die Mongolen abgewehrt werden. Das in dem 15. Jahrhundert unter muslimisch gewordenen Osmanen gebildete osmanische Reich fasst die Araber nochmals zusammen, doch geht 1492 mit Granada die letzte Herrschaft in Spanien verloren und werden in dem 19. Jahrhundert die arabischen Länder mit dem Zerfall des osmanischen Reiches Gegenstand der Kolonialpolitik euro­päischer Staaten. Ein unmittelbarer Einfluss der Araber auf das Recht Europas ist nicht nachweisbar, doch finden sich ausgehend von den wichtigsten Berührungsorten gewisse, Handel und Verwaltung betreffende mittelbare Auswirkungen (Kaufhöfe in Venedig, Seezoll in Pisa, Gesundheitsrecht in Sizilien, lat. contractus [M.] mohatrae). Allgemein geben die Araber auch antikes Gedankengut und eigene Gelehrsamkeit fruchtbringend an das europäische Mittelalter weiter.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Amari, M., Storia dei Musulmani di Sicilia, Bd. 1ff. 1854ff.; Geschichte der arabischen Welt, hg. v. Haarmann, U./Halm, H., 1944, 4. A. 2001; Crespi, G., Die Araber in Europa, 1992; Halm, H., Die Araber, 2004; Walther, W., Kleine Geschichte der arabischen Literatur, 2004; Steinberg, G., Saudi-Arabien, 2004; Katzer, A., Araber in deutschen Augen, 2008; Schlicht, A., Die Araber und Europa, 2008; Ambrosetti, N., L’eredità arabo-islamica nelle scienze e nelle arti del calcolo dell’Europa medievale, 2008; Burnett, C., Arabic into Latin in the Middle Ages, 2009; Thorau, P., Lawrence von Arabien, 2010; Schlicht, A., Geschichte der arabischen Welt, 2013; Steinbach, U., Die arabische Welt im 20. Jahrhundert, 2015, 2. A. 2017; Wehr, H./Kropfitsch, L., Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart – Arabisch-Deutsch, 6. A. 2020; Mackintosh-Smith, T., Arab – 3000 Jahre arabische Geschichte, 2021

Aragonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Aragón) in dem Nordosten Spaniens gelangt an dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. von den Puniern an die Römer, in dem 5. Jahrhundert n. Chr. an die Westgoten und 713 an die Araber. Kurz nach 800 wird es eine Grafschaft der Franken, die eine eigene (lat. [F.]) convenientia (958) hat und sich in dem Zuge der Rückeroberung der von den Arabern beherrschten Gebiete 1035 und 1134 zu einem Königreich entwickelt, in dem der →Fuero von →Jaca (1064) besondere Bedeutung hat. Dieses Aragonien wird 1137 mit Katalonien und 1238 mit Valencia verbunden. Seit dem 13. Jahrhundert dringt römisches Recht ein. 1247 werden die in 8, später in 12 Bücher gegliederten, vielleicht auf Vidal de Cañellas zurückgehenden, ausschließliche Geltung be­an­spruchenden Fueros de Aragón (Fori Aragonum) in Huesca verkündet. Unter die Herrschaft Aragoniens gelangen auch Sizilien (1282), Sardinien (1323) und Neapel (1442). Seit 1469 tritt Aragonien hinter →Kastilien (1474 Personalunion) zurück und verliert die 1707 zunächst noch gewahrten Sonderrechte. Der Verlust der selbständigen Verwaltung (1833) wird erst 1982 wieder aufgehoben. Das überlieferte besondere Privatrecht gilt seit 1889 in dem Rahmen des Código Civil Español (spanischen Bürgerlichen Gesetzbuchs) fort.

Lit.: Fori Aragonum 1476/1477, Neudruck 1979; Schwarz, K., Aragonische Hofordnungen, 1914; Klüpfel, L., Verwaltungsgeschichte des Königreichs Aragon, 1915; Vidal mayor, hg. v. Tilander, G., 1956; Lalinde Abadía, J., Virreyes y lugartenientes, Cuadernos de historia de España 1960, 98; Lalinde Abadía, J., La gobernación general en la corona de Aragón, 1963; Molho, M., El Fuero de Jaca, 1964; Lalinde Abadia, J./Fairen Guillen, V., Die aragonesischen Verfassungsprozesse, ZRG GA 91 (1974), 116; Los Fueros de Aragón, 1976; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,258; Neumann, C., Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280-1410) 2017

Arba ‘at ha-Turim →Jakob Ben Ascher

Arbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die auf Schaffung von Werten gerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit des Menschen (für andere). Steht ursprünglich die damit verbundene Mühe in dem Mittelpunkt, so verlagert sich der Bedeutungskern besonders seit dem 19. Jahrhundert auf die Unselbständigkeit und Fremd­be­stimmt­heit des Tuns. Hinsicht­lich der Arbeit treten deshalb, obwohl bereits in dem Mittelalter das dauernde Vorkommen vertraglich verein­barter Arbeitsverhältnisse in Stadt und Land und die beständige Sorge der Obrigkeit für Reglementierung der Entlohnung bezeugt sind, erst seit etwa 1840 Arbeitgeber und Arbeitnehmer einander gegenüber. Bezüglich der Arbeit schließen sie den →Arbeitsvertrag, dessen Gestaltung Teil des →Arbeitsrechts ist, für das sich das besondere →Arbeits­gericht ausbildet. Bereits in dem 19. Jahrhundert wird auch die Sicherung eines Rechtes des Einzelnen auf Arbeit verlangt, aber aus tatsächlichen Gründen bisher nicht durchgesetzt.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Arbeit und Rhythmus im Rechtsleben, ZRG GA 41 (1920), 370; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 154; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Le travail au Moyen Age, hg. v. Hamesse, J. u. a., 1990; Jansen, R., Die Arbeitsverhältnisse an den deutschen Porzellanmanufakturen, 1990; Benöhr, H., Das Recht auf Arbeit in Frankreich 1848, ZRG GA 109 (1992), 179; Ritter, G., Arbeiter, Arbeiterbewegung und soziale Idee in Deutschland, 1996; Sellier, U., Die Arbeiter­schaftgesetzgebung, 1998; Brückner, W., Arbeit macht frei, 1998; Brandt, P., Geschichtliche Entwicklung und heutige Bedeutung des Begriffs der gefahrgeneigten Arbeit, 1998; Geschichte und Zukunft der Arbeit, hg. v. Kocka, J. u. a., 2000; Fossier, R., Le travail au moyen âge, 2000; Schaller, K., Einmal kommt die Zeit, 2001; Guinand, C., Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), 2003; Postel, V., Arbeit im Mittelalter, 2006; Steinfeld, R., Free Wage Labor and the Suffrage in Nineteenth Century England, ZRG GA 123 (2006), 267; Postel, V., Arbeit und Willensfreiheit im Mittelalter, 2009; Rijkers, F., Arbeit - ein Weg zum Heil, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Meskill, D., Optimizing the German Workforce, 2010; Humann, D., „Arbeitsschlacht“ Arbeitsbeschaffung und Propaganda in der NS-Zeit 1933-1939, 2011; Keiser, T., Vertragszwang und Vertragsfreiheit im Recht der Arbeit von der frühen Neuzeit bis in die Moderne, 2013; Viehweger, L., Die Internationale Arbeitsorganisation und Deutschland 1919-1933, Diss. phil. Düsseldorf 2013. Online-Ress.; Arbeit im Nationalsozialismus, hg. v. Buggeln, M. u. a., 2014; Handbook Global History of Work, hg. v. Hofmeester, K. u. a., 2017; Intensivierung der Arbeit – Perspektiven auf Arbeitszeit und technologischen Wandel, hg. v. Griesbacher, M. u. a., 2020

arbeiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tun, sich mühen, sich anstrengen →Arbeit, Arbeiter

Arbeiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1261 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 372 und 393] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Arbeit mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der körper­liche Arbeit für andere verrichtende Mensch (Handwerker, Bergmann, Tagelöhner, Markthelfer und 1794 der Fabrikarbeiter). Eine eigene Arbeiterbewegung entsteht in dem deutschen Sprachraum in dem zweiten Drittel und dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts.

Lit.: Kulemann, W., Der Arbeiterschutz, 1893, Neudruck 2013; Bödiker, T., Die Arbeiterversicherung, 1895, Neudruck 2013; Zierholz, H., Arbeiterschaft und Recht in Branndenburg-Preußen 1648-1800, 1985; Kocka, J., Arbeitsverhältnisse und Arbeiterexistenzen – Grundlage der Klassenbildung im 19. Jahrhundert, 1990; Schneider, M., Unterm Hakenkreuz – Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939, 1999; Lorenz, A., Kleine Geschichte der Arbeiter­bewegung in Deutschland von 1848 bis heute, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Schneider, M., In der Kriegsgesellschaft – Arbeiter und Arbeiterbewegung 1939 bis 1945, 2014; Kocka, J. u. a., Arbeiterleben und Arbeiterkultur, 2015

Arbeiterkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Österreich ab 1872 geplante, mit Gesetz von dem 26. 2. 1920 eingerichtete, 1938 aufgelöste, durch Gesetz von dem 20. 7. 1945 wiedererrichtete Vertretung der Arbeitnehmer (Arbeiter und Ange­stellten), die maßgeblich bei der Entwicklung des kollektiven Arbeitsrechts mitgewirkt hat.

Lit.: Niederwieser, E., 100 Jahre Kampf um Gerechtigkeit – Die Geschichte der Arbeiterkammer Tirol, 2021

Arbeitgeber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1847 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Arbeitsverhältnis die Arbeit bereitstellende Beteiligte in Gegensatz zu dem die Arbeit ausführenden Arbeitnehmer (Wort 1848)

Arbeitnehmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der in dem Arbeitsverhältnis die Arbeit ausführende Beteiligte in Gegensatz zu dem die Arbeit bereitstellenden Arbeitgeber (Wort 1847).

Lit.: Pflaume, H., Organisation und Vertretung der Arbeitnehmer in der Bewegung von 1848/1849, 1934; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Arbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Deutschen Reich 1926 für die erste Instanz (RGBl. 1926, 507, Inkrafttreten an dem 23. 12. 1926 bzw. 1. 7. 1927) geschaffene Eingangsgericht der vor allem auf Wunsch der Arbeit­nehmer für Streitigkeiten aus Arbeits­verträgen zu­ständigen, 1946/1953 gänzlich von der ordentlichen Gerichtsbarkeit verselbstän­digten Arbeitsgerichtsbarkeit (1927 Reichsar­beitsgericht). Vorläufer des Arbeitsgerichts ist ein besonderes, mit Arbeitgeberbeisitzern und Arbeitnehmer­bei­sitzern besetztes Gewerbege­richt (1890, Österreich 1898). Es geht seinerseits auf den in Frankreich (Lyon 1806) von Na­po­leon auf Wunsch der Arbeitnehmer errichteten Conseil de prud’hommes zu­rück, der linksrheinisch nachgebildet (1808 Aachen-Burtscheid) und später in Gewerbeordnungen in Preußen (1845) und in dem Norddeutschen Bund (1869) beibehalten wird. Noch früher gibt es in Preußen in dem 18. Jahrhundert Fa­brikdeputationen und in dem Mittelalter allge­mein auch Entschei­dungen innerhalb der Zünfte. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 108 Arbeitsgerichte.

Lit.: Köbler, DRG 234, 261; Kaskel, W., Die Arbeitsgerichtsbarkeit, 1929; Globig, K., Gerichts­barkeit als Mittel sozialer Befriedung, 1985; Linder, M., The Supreme Labor Court, 1987; Moritz, K., Das französische Arbeitsgericht, 1987; Brand, J., Untersuchungen zur Entstehung der Arbeitsgerichts­barkeit, Bd. 1 1990; Schöttler, P., Zur Mikrogeschichte der Arbeits­gerichtsbarkeit, (in) Rechtshistorisches Journal 9 (1990), 127; Weiß, J., Arbeitsgerichtsbarkeit, 1994; 50 Jahre saarländische Arbeitsgerichtsbarkeit, hg. v. Präsidenten des Landesarbeitsgerichts, 1997; 50 Jahre Arbeitsgerichtsbarkeit des Landes Schleswig-Holstein, 1997; Brand, J., Untersuchungen zur Entstehung der Arbeits­gerichtsbarkeit in Deutschland, Bd. 1 1990, Bd. 2 2002, Bd. 3 2008; Bachem-Rehm, M., Die katholischen Arbeitervereine im Ruhrgebiet 1870-1914, 2004; Zimmermann, U., Die Entwicklung der Gewerbege­richts­barkeit in Deutschland, 2005

Arbeitsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Arbeitsgesetzbuch - nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein die Arbeit betreffendes Gesetz.

Arbeitsgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für das →Arbeitsrecht geschaffene Gesetzbuch (beispielsweise Deutsche Demokratische Republik 12. 4. 1961, 23. 11. 1966, 1977).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bohle, T. Einheitliches Arbeitsrecht in der Weimarer Republik, 1990; Das Arbeitsgesetzbuch der DDR 1977-1990, hg. v. Rockstuhl, H., 2015

Arbeitskampf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1907 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Ringen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern um allgemeine Arbeitsbedingungen mit kampfähnlichen Mitteln wie →Aussperrung und →Streik (nach Kittner sachlich erster be­kann­ter Arbeitskampf auf deutschem Bo­den Breslau 1329).

Lit.: Die Entwicklung des Arbeitskampfrechts, hg. v. Pohl, H., 1980; Sieg’l, C., Arbeitskämpfe seit dem Spätmittelalter, 1993; Schröder, R., Der ge­werb­liche Kampf, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 533; Dallmann, C., Die An­fänge des französischen Arbeitskampfrechts, Diss. jur. Würzburg 2002; Kittner, M., Arbeits­kampf, 2005 (61 Fallschilderungen zwischen 1155 v. Chr. und 2003 n. Chr.); Weber, P., Gescheiterte Sozialpartnerschaft - Gefährdete Republik, 2010; Arbeitskämpfe im Zeichen der Selbstermächtigung, hg. v. Leder, A., 2012

arbeitslos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1522 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) arbeitsfrei, untätig, erwerbslos

Arbeitslosenversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1910 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bescheidenen gemeindlichen Anfängen (1913 in 13 deutschen Gemeinden eine Arbeits­losen­unterstützung vorhanden) folgend von 1918 an geschaffene, 1927 einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes zu Selbstverwaltung übertragene, 1969 aufgabenerweiternd in dem Ar­beitsförde­rungsgesetz geregelte und zu dem1. 1. 1998 in das Sozialgesetzbuch (III) überführte →Sozialversicherung gegen die wirtschaft­lichen Folgen des Mangels einer entgeltlichen Erwerbs­tätigkeit eines Arbeitnehmers bei einem Arbeitgeber.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 233, 241; Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, hg. v. Benöhr, H., 1991; Führer, K., Arbeitslosigkeit und die Entstehung der Arbeitslosenversicherung, 1990; Lewek, P., Arbeitslosigkeit und Arbeitslosen­ver­sich­erung, 1992; Dorn, U., Arbeitslosigkeit, (in) ZNR 1993, 12; Fukuzawa, N., Staatliche Arbeitslosenunter­stützung in der Weimarer Republik, 1995; Raithel, T. u. a., Die Rück­kehr der Arbeitslosigkeit, 2009

Arbeitslosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1797 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) →Arbeitslosenversicherung

arbeitsmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google zumindest in Arbeitsmündigkeit belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) für den Abschluss von Arbeitsverträgen mündig

Arbeitsmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., auch Adjektiv →arbeitsmündig nicht belegt) Mündigkeit für den Abschluss von Arbeitsverträgen, →Mündigkeit

Lit.: Gefaeller, W., Entstehung und Bedeutung der Arbeitsmündigkeit, 1968

Arbeitsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1890 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Arbeit be­treffende Recht. Es wird trotz der bereits in dem Hochmittelalter vorhandenen und seit dem 16. Jahrhundert auch von den Landesherren ge­ordneten Tätigkeiten als Gesinde, See­mann, Bergmann, Kaufmannsdiener oder Handwerksgeselle als Rechtsgebiet erst an dem Übergang des 19. Jahrhunderts in das 20. Jahrhunderts verselbständigt (Stadthagen 1895 Arbeiterrecht, Sinz­heimer 1907f./1914, Potthoff 1925), nach­dem sich in dem 19. Jahrhundert die obrigkeitlichen und genossenschaftlichen Bindungen infolge des Liberalismus lösen (beispielsweise Bauernbe­frei­ung) und beispielsweise nach § 105 GewO des Norddeutschen Bundes →Arbeit zu einem Gegenstand frei­er vertraglicher Vereinbarung wird. Als erste gesetzliche Regelungen erscheinen Ar­beits­schutzbestimmungen (Eng­land 1802, Preußen Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken von dem 9. 3. 1839, Truckverbot 1849/­1869, Frauenschutz 1878, Gewerbe­aufsicht 1878), die das deut­sche Ar­bei­ter­schutz­ge­setz von 1891 verall­gemeinert. Flankierend wirkt seit 1881 die (Idee der) →Sozialver­siche­rung. 1896/1900 wird der (individuelle) Dienstvertrag allgemein in die §§ 611ff. BGB aufgenommen, die allerdings dem abhängigen Arbeitnehmer wenig Schutz gegenüber der wirtschaftlichen Übermacht der Arbeitgeber bieten. Die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich entwickelte Kollekti­vierung des Arbeits­rechts (1891 Arbeiterausschüsse, 1916 Hilfs­dienstge­setz) findet einen ersten Ab­schluss in der →Tarifvertragsver­ordnung (1918), dem Betriebsrätegesetz (1920) und der zu­gehörigen Schlichtungs­ver­ordnung (1923). Durch die nationalso­zia­listische Regie­rung wird dann das kollek­tive Arbeitsrecht durch eine autoritäre Arbeits­verfassung (1934 Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit) ersetzt, die nach 1945 wieder beseitigt wird. 1949 wird das Ta­rif­vertragsrecht neu gestaltet, 1951 die Mitbestimmung in der Montanindustrie ausgedehnt, in den Folgejahren eine Reihe weiterer Gesetze erlassen bzw. neu gefasst. Wo der Gesetzgeber nicht tätig zu werden vermag, tritt ersatzweise die Arbeitsge­richts­barkeit mit Richterrecht ein. In der Deutschen Demokratischen Republik wird 1961 ein Gesetzbuch der Arbeit erlassen und 1978 ein Arbeitsgesetzbuch, doch wird ab 1990 das Recht der Bundesrepublik Deutschland übernommen. In der Euro­pä­ischen Wirt­schaftsgemeinschaft, Europä­ischen Gemein­schaft bzw. Europäischen Union gewinnt das europäische Recht an Bedeutung (beispielsweise Rechtsprechung des Europäischen Gerichts­hofs, Europäische Sozialcharta 1961). Erste Dar­stellungen des Arbeitsrechts stammen von Philipp Lotmar (1902/1908) und Hugo Sinzheimer (1907f./­1914). Als eine Besonderheit des Arbeitsrechts wird lange Zeit die Haftungs­einschränkung zugunsten von Arbeitnehmern bei →gefahrge­neig­ter Tä­tigkeit angesehen.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 215, 227, 241; Sinzheimer, H., Über den Grundgedanken und die Möglichkeit eines einheitlichen Arbeitsrechts in Deutschland, 1914; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im Mittelalter, 1934; Schmieder, E., Geschichte des Arbeitsrechts im deutschen Mittelalter, 1939; Siebert, W., Die Entwicklung der staatlichen Arbeitsverwaltung, 1943; Anton, G., Geschichte der preußischen Fabrikgesetzgebung, 1953; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Teuteberg, H., Geschichte der industriellen Mitbestimmung, 1961; Ebel, W., Quellen zur Geschichte des deutschen Arbeitsrechts bis 1849, 1964; Mampel, S., Arbeitsverfassung und Arbeitsrecht in Mittel­deutschland, 1966; Wedderburn, K., Cases and materials on labour law, 1967; Weidmann, P., Die soziale Entwicklung des zürcherischen Arbeitsrechts von 1815-1870, Diss. jur. Zürich 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3635; Ramm, T., Die Arbeitsverfassung des Kaiserreichs, (in) FS W. Mallmann, 1978; Ramm, T., Die Arbeitsverfassung der Weimarer Republik, (in) In memoriam Sir Kahn-Freund, 1980; Umlauf, J., Die deutsche Arbeiterschutzgesetzgebung 1880-1980, 1980; Wege zur Arbeitsrechtsgeschichte, hg. v. Steindl, H., 1984; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Tschudi, H., Geschichte des schweizerischen Arbeitsrechts, 1987; Lewisch, P., Der Wandel von Arbeitsethos und Arbeitsrecht in Österreich in der Zeit von Maria Theresia bis zum ABGB, 1988; Bohle, T., Einheitliches Arbeitsrecht in der Weimarer Republik, 1990; Wahsner, R., Arbeitsrecht unter‘m Hakenkreuz, 1994; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis in Deutschland, 1995; Rückert, J., Beschreibende Bibliographie zur Geschichte des Arbeitsrechts, 1996; Kim, Y., Die Entwicklung des Rechts der Arbeitnehmerhaftung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1996; Benöhr, H., Fast vier Tropfen sozialen Öls, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Sellier, U., Die Arbeiter­schutzgesetz­gebung im 19. Jahrhundert, 1998; Die Entstehung des Arbeitsrechts in Deutschland, hg. v. Nutzinger, H., 1998; Rudischhauser, S., Vertrag, Tarif, Gesetz. Der politische Liberalismus und die Anfänge des Arbeitsrechts in Frankreich 1890-1902, 1999; Thiele, M., Die Auflösung von Arbeitsverhältnissen, 1999; Steinmetz, W., Begegnungen vor Gericht, 2001; Bornheim, S., Die arbeitsrechtliche Normsetzung des Reichskommissariats in den Niederlanden, 2002; Böhm, A., Arthur Philipp Nikisch, 2003; Hermel, M., Karl Flesch, 2004; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Däumichen, N., Erich Molitor - Mitbegründer der neueren Arbeitsrechtswissenschaft, 2012; Pierson, T., Die juristische Implementation und (De-)Regulierung des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses nach 1949, ZRG GA 129 (2013), 305; Hoefling, S., Vom Tropfen sozialen Öls zum Hebel des Fortschritts, 2015; Ludyga, H., Otto Kahn-Freund, 2016; Unertl, N., Walter Kaskel (1882-1928), 2018; Richardi, R., Arbeitsrecht im Wandel der Zeit – Chronik des deutschen Arbeitsrechts, 2019

Arbeitsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verfassung der Arbeit bzw. des Arbeitsrechts, für die in Österreich 1974 ein Arbeitsverfassungsgessetz als Zusammenfassung des Arbeitsrechts geschaffen wird.  →Arbeitsrecht

Lit.: Siebert, W., Die deutsche Arbeitsverfassung, 1942; Rödl, F., Europäische Arbeitsverfassung, 2009

Arbeitsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1820 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1793) ist der zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die entgeltliche Leistung von →Arbeit geschlossene →Ver­trag. Anfangs individuell ausgehandelt, wird sein Inhalt unter Einschränkung der individuellen Vertragsfreiheit zunehmend kollektiv gestaltet (Tarifvertrag). Seit 1995 wird grundsätzlich die Schriftform angestrebt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Lotmar, P., Der Arbeitsvertrag, 1902, 2. A. hg. v. Rehbinder, M., 2001; Europäisches Arbeitsvertragsrecht, hg. v. Molitor, E. u. a., 1928ff.; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertrags­recht im deutschen Mittelalter, 1934; Schmieder, E., Geschichte des Arbeitsrechts im deutschen Mittelalter, 1939; Gellbach, H., Arbeitsvertragsrecht der Fabrikar­beiter im 18. Jahrhundert, 1939; Kaiser, A., Zum Verhältnis von Vertragsfreiheit und Gesellschafts­ordnung während des 19. Jahrhunderts, ins­bes­on­dere in den Auseinandersetzungen über den Arbeitsvertrag, 1972; Söllner, A., Der industrielle Arbeitsvertrag in der deutschen Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, (in) Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 1972, 288; Vietinghoff-Scheel, E. v., Gewerbliche Arbeits­verhältnisse in Preußen, Diss. jur. Göttingen 1972; Ebert, K., Der industrielle Arbeits­vertrag in der österreichischen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 92 (1975), 143; Söllner, A., Entwicklungslinien im Recht des Arbeitsver­hältnisses, (in) NS-Recht in historischer Perspektive, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, 1981, 135; Alonso Olea, M., Von der Hörigkeit zum Arbeitsvertrag, 1981; Wild, T., Die Entwicklung des Gesamtarbeitsver­tragsrechts, 1984; Klippel, D., Der Lohnarbeitsvertrag in Naturrecht und Rechtsphi­losophie, (in) Geschicht­liche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990; Entwürfe zu einem deutschen Arbeitsver­trags­gesetz mit dem Arbeitsgesetzbuch der DDR von 1990 und dem österreichischen Entwurf einer Teilkodifi­kation des Arbeitsrechts von 1960, hg. v. Ramm, T, 1992; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsver­hältnis, 1995; Thiele, A., Die Auflösung von Arbeitsver­hältnissen, 2000; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsver­hältnis während der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus, 2005; Bausback, M., Der Bestandsschutz des Arbeitsverhältnisses, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Totseva, M., Grundlagen der Arbeitsvertragstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland und England, 2013

Arbeitszeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1534 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1580 [NÖsterr./ÖW. XI 200] und 1599 [NÖLREntw. V 160 § 33] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für →Arbeit aufzu­wendende Zeit des Arbeitnehmers. Ihre Be­stimmung ist Ausfluss der Verrechtlichung des Arbeitsverhältnisses. In dem Zug der Indus­triali­sierung verlängert sich die Arbeitszeit durch Wegfall von Feiertagen erkennbar (um 20 Prozent?). 1900 wird ein Arbeitstag zu zehn Stunden an sechs Tagen in der Woche festgelegt. An dem 23. 11. 1918 wird in dem →Deutschen Reich der Achtstundentag ange­ordnet und an dem 21. 12. 1923 die Arbeitszeit durch die Arbeitszeitordnung sowie 1994 durch das Arbeitszeitrechtsgesetz allgemein geregelt. Die Fünftagewoche setzt sich in der Bundesrepublik Deutschland durch, die Vierzigstundenwoche 1965. Als Folge von Rationalisierung, Digitalisierung und Automatisierung wird voraussichtlich die Arbeitszeit unter Lohnausgleich zu Lasten der Verbraucher weiter verkürzt und der Mensch in kostenpflichtige oder von Politikern subventionierte Freizeitgestaltungen gelenkt werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Mehrtens, M., Die Audlösung traditioneller Arbeitszeitmuster, 1986; Bischoff, S., Arbeitszeitrecht in der Weimarer Republik, 1987; Grabherr, S., Das Washingtoner Arbeitszeitübereinkommen von 1919, 1992; Voth, H., Time and Work in England 1750-1830, 2000

arbiter, lat., M., Zeuge, Augenzeuge, Gewährsmann, Mitwisser, s. lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. baetere, V., schreiten, gehen; weitere Herkunft unklar; s. latein_a_z.docx) Schiedsrichter, →Schiedsgericht

Lit.: Kampmann, C., Arbiter und Friedensstiftung, 2001

arbiträr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1624 bezeugt – 1682 in EDEL aus arbitraire, frz., Adj., willkürlich, arbitrārius, lat., Adj., schiedsrichterlich, auf Willkür beruhend, willkürlich, [um 250-184 v. Chr.], aufgenommen bezeugt - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Adj.) willkürlich, nach Ermessen erfolgend (beispielsweise Strafe [lat. poena arbitraria], möglich nach der Constitutio Criminalis Carolina 1532, ausgedehnt durch Benedikt Carpzov 1595-1666, eingeschränkt durch das Straf­gesetzbuch Josephs II. von 1787 bzw. das Strafgesetzbuch Bayerns von 1813).

arbitrarius, arbitrārius, lat., Adj., schiedsrichterlich, auf Willkür beruhend, willkürlich, (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. lat. arbiter, M., Zeuge, Augenzeuge, Gewährsmann, Mitwisser; lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, s. lat. baetere, V., schreiten, gehen, weitere Herkunft unklar, Walde/Hofmann 1, 92, latein_a_z.docx

arbitrium, arbiterium, lat., N., Dabeisein, Gegenwart, Ausspruch des Schiedsrichters, Ermessen, freie Entscheidung, Schiedsgericht, Gutachten, Entscheid, Schiedsspruch, Urteil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. arbiter, s. latein_a_z.docx

Lit.: Meccarelli, M., Arbitrium iudicis und officialis im ius commune, ZRG GA 115 (1998), 552

archaicus, spätlat., Adj., altertümlich, (um 500 n. Chr.), s. gr. ἀρχαίκος (archaíkos), Adj., altertümlich, vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, anfänglich, gr. ἀρχή (archḗ), F., Anfang, Beginn, gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.); weitere Herkunft unklar, →archaisch

archaisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, aus archaicus, lat. Adj., altertümlich, (um 500 n. Chr.), s. gr. ἀρχαίκος (archaíkos), Adj., altertümlich; vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, anfänglich; gr. ἀρχή (archḗ), F., Anfang, Beginn; gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.), weitere Herkunft unklar, Adj.) altertümlich, anschaulich, einfach, mündlich

Archäologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1767 bezeugt – 1772 [Goethe] in EDEL, s. gr. ἀρχαιολογία (archaiología), F., Erzählung aus der alten Geschichte, vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, ehemalig, anfänglich, gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, anfangen, Erster sein (V.), gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Maß, Berechnung, Vernunft, gr. λέγειν (légein), V., zählen, berechnen, idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt, F., Altertumskunde) ist die Wissenschaft von den gegenständlichen Hinterlassenschaften (beispielsweise Bauwerke, Abbildungen, Geräte, Münzen, Knochen) von Menschen, die bei günstigen Voraussetzungen auch ethnische Unterschiede (beispielsweise in dem Frühmittelalter) wahr­scheinlich machen kann. In Gegensatz zu der vor allem durch die schriftliche Überlieferung bestimmten allgemeinen Geschichtswissenschaft erbringt sie durch weitere Ausgrabung immer noch eine ständig wachsende Befundmenge.

Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Niemeyer, H., Einführung in die Archäologie, 1968, 3. A. 1983; Fehring, G., Die Archäologie des Mittelalters, 1987, 3. A. 2000; Enzyklopädie der Archäologie, hg. v. Daniel, G., 1996; Sinn, U., Einführung in die klassische Archäologie, 2000; Halle, U., Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch!, 2002; Hölscher, T., Klassische Archäologie – Grundwissen, 2002, 2. A. 2006, 3. A. 2008, 4. A. 2015; Martini, W., Sachwörterbuch der klassischen Archäologie, 2003; Bäbler, B., Archäologie und Chronologie, 2004; Die Aktualität des Archäo­logischen, hg. v. Ebeling, K. u. a., 2004; Frommer, S., Historische Archäologie, 2007; Eberhardt, G., Spuren­suche in der Vergangenheit, 2010; Ickerodt, U., Einführung in das Grundproblem des archäologisch-kulturhistorischen Vergleichens und Deutens, 2010; Große Enzyklopädie der Archäologie, hg. v. Aedeen, C., 2013; Graben für Germanien, hg. v. Gocke-Mueseum u. a., 2013; Militärische Schichten der Kulturlandschaft, hg. v. Konold, W. u. a., 2014; Theune, C., Archäologie an Tatorten des 20. Jahrhunderts, 2014; Solnhofen – Ein Fenster in die Jurazeit, hg. v. Arratia, G. u. a., 2015; Cline, E., Biblische Archäologie, 2016; Parzinger, H., Abenteuer Archäologie, 2016; Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, hg. v. Scholkmann, B. u. a., 2016; Hoff, R. v. d., Einführung in die klassische Archäologie, 2019; Im Feld – Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht, 2020; The Oxford Handbook of the Archaeology of Roman Germany, 2020; Gletscherarchäologie – Kulturerbe in Zeiten des Klimawandels, hg. v. Reitmaier, T., 2021

archi. gr., Adj., ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste

archiater, lat., M., Arzt, (538/539-594 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχίατρος (archíatros), M., Erzarzt, vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberster, gr. ιᾶτρός (iātrós), M., Arzt; vgl. idg. *eis- (1), V., bewegen, antreiben, schleudern,  Pokorny 299? (442/23) (RB. idg. aus ind., iran., gr., ill., ital., kelt., germ., balt., slaw.) →Arzt

archiatrus, archiatros, lat., M., erster Arzt, Oberarzt, Leibarzt, s. latein_a_z.docx, s. archiater, Aug. (354-430 n. Chr.), latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχίατρος (archíatros), M., Erzarzt; vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste, gr. ιᾶτρός (iātrós), M., Arzt, vgl. idg. *eis- (1), V., bewegen, antreiben, schleudern

Archidiakon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1290 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich seit etwa 365 der Leiter der →Diakone einer Bischofskirche, der sich zu dem Stellvertreter des →Bischofs entwickelt, ehe er bis zu dem 19. Jahrhundert weitgehend verschwindet.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Reinhardt, R., Das Archidiakonat auf dem Konzil von Trient, ZRG KA 61 (1975), 84; Heim, M., Bischof und Archidiakon – geistliche Kompetenzen im Bistum Chiemsee (1215-1817), 1992

Archipresbyter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der seit Anfang des 5. Jahrhunderts nachweisbare Stellvertreter des →Bischofs bei Messfeier und Spendung der Sakramente, in dem frühen Mittelalter der Leiter der Priester einer Taufkirche.

Lit.: Faure, J., L’archiprêtre, 1911; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

archium, archīum, archivum, archīvum lat., N., Archiv, (43/44 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχεῖον (archeion), N., Amtsgebäude, Amtslokal, vgl. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.); weitere Herkunft unklar, s. Frisk 1, 159, →Archiv

Archiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Zusammensetzungen wie Gemeindearchiv, Gerichtsarchiv, Gewerbearchiv, Kammerarchiv, Kirchenarchiv, Kreisarchiv, Kriegsarchiv, Reichsarchiv, Schofelarchiv, Staatsarchiv, Stadtarchiv, Stempelarchiv und in DW2 1465 bezeugt – 1465 in EDEL - und – als Ansatz –in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar s. archīum, lat., N., Archiv, (43/44 n. Chr.), s. gr. ἀρχεῖον (archeion), N., Amtsgebäude, Amtslokal; vgl. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.), weitere Herkunft unklar, N.) ist die Einrichtung zu der (geordneten) Sammlung und Aufbewahrung sowie Verwertung des für den laufenden Geschäftsverkehr nicht mehr benötigten Schriftguts und ähnlichen Gutes (beispielsweise Akten, Urkunden, Karten, Pläne, Bilder, Dateien, Programme). Archive sind bereits in der Antike dort vorhanden, wo (umfangreiches) Schriftgut anfällt. Hieran schließt sich seit dem 3. Jahrhundert die christliche Kirche an, deren frühmittelalterliches Schriftgut wegen der Gefährdetheit der Beschreibstoffe gleichwohl zu großen Teilen verloren ist. In dem weltlichen Bereich werden Archive mit dem 12. Jahrhundert sichtbar. Für das Heilige römische Reich setzt eine dauerhafte zentrale Archivierung erst mit König bzw. Kaiser Maximilian an dem Übergang zu der Neuzeit ein. Allgemeiner für die Forschung geöffnet wird das Archiv alsd Folge der Aufklärung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Hauptproblem der Gegenwart ist die große Menge des Schriftguts, das nach dem Grundsatz der Archivwürdigkeit von wissenschaftlich ausge­bildeten Archivaren (München 1821, Marburg 1894) gesichtet werden muss. Zu beachten seit der beginnenden, verstärkte Sicherungsmöglichkeiten erfordernden Digitalisierung des menschlichen Lebens ist wegen den dadurch eröffneten vielfältigen Möglichkeiten auch der dadurch verstärkt erforderliche Datenschutz.

Lit.: Köbler, DRG 105, 145; Goldinger, W., Geschichte des österreichischen Archivwesens, 1957; Schellenberg, T., Akten- und Archivwesen, 1961; Kleinau, H., Übersicht über die Bestände des niedersächsischen Staatsarchivs in Wolfenbüttel, 1963; Meisner, H., Archivalienkunde, 1969; Papritz, J., Archivwissenschaft, 1976; Gesamtarchiv Schenk von Stauffenberg, Herrschaft Wilflingen, hg. v. Becker, O., 1981; Archiv der Freiherren von Woellwarth. Urkundenregesten 1359-1840, bearb. v. Hofmann, N., 1991; Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 7 Spezialakten der badischen Ortschaften (229), bearb. v. Rupp, R., 1992; Franz, E., Einführung in die Archivkunde, 4. A. 1993, 5. A. 1999, 8. unv. A. 2010; Gaisberg-Schöckingensches Archiv, bearb. v. Müller, P., 1993; Füchtner, J., Quellen rheinischer Archive zur neuzeit­lichen Personen- und Familiengeschichte, 1995; Bayerisches Hauptstaats­archiv, red. Liess, A., 1996; Musial, T., Staatsarchive im Dritten Reich, 1996; Strauch, D., Das Archivalieneigentum, 1998, 2. A. 2014; Weiser, J., Geschichte der preußischen Archivverwaltung, 2000; Handbuch der bayerischen Archive, hg. v. bayerischen Archivtag, 2001; Die archivalischen Quellen, hg. v. Beck, F. u. a., 2002, 4. A. 2004, 5. A. 2012; Fitschen, T., Das rechtliche Schicksal von Akten und Archiven bei einem Wechsel der Herrschaft über Staatsgebiete, 2004; Eckert. A., Kampf um die Akten der Westalliierten und die Rückgabe von deutschem Kulturgut nach dem Zweiten Weltkrieg, 2004; Brenner-Wilczek, S. u. a., Einführung in die moderne Archivarbeit, 2006; Schoch, F. u. a., Archivgesetz, 2007; Schenk, D., Kleine Theorie des Archivs, 2008, 2. A. 2014; Schreyer, H., Das staatliche Archivwesen der DDR, 2008; Les archives dans l’université, hg. v. Robert, O., 2009; Staatliche Archive als landeskundliche Kompetenzzentren, hg. v. Kretzschmar, R., 2010; Archivische Informa­tions­­systeme, hg. v. Maier, G. u. a., 2010; Rechts­fragen der Nutzung von Archivgut, hg. v. Rehm, C. u. a., 2010; Archivpflege und Archiva­lien­schutz. Das Beispiel der Familienarchive und „Nachlässe“, hg. v. d. Generaldirektion, 2011; Gewalt der Archi­ve, hg. v. Weitin, T., 2012; Wimmer, M., Archivkörper, 2012; Vogt, A., Archivführer zur Wissenschaftsgeschichte, 2013; Stadtgedächntis Stadtgewissen Stadtgeschichte, 2013; Friedrich, M., Die Geburt des Archivs, 2013; Hochedlinger, M., Österreichische Archivgeschichte, 2013; Henning, E., Archivalien und Archivare Preußens, 2013; Adelsarchive in der historischen Forschung, hg. v. Franke, C. 2014; Müller, P., Die neue Geschichte aus dem alten Archiv, (in) HZ 299 (2014), 36; Massenakten – Massendaten. Rationalisierung und Automatisierung im Archiv, hg. v. Deecke, K. u. a., 2018; Archive und Archivare in Franken im Nationalsozialismus, hg. v. Fleischmann, P. u. a., 2019; Winter, T., Die deutsche Archivwissenschaft und das Dritte Reich, 2018; Haas, P./Schürrer, M., Was von Preußen blieb, 2020

archīvum, lat., N., s. archīum, Archiv

Arco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Waldstein-Wartenberg, B., Geschichte der Grafen von Arco, 1971

arcticus, lat., Adj., nördlich; Q.: Hyg. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρκτικός (arktikós), Adj., nördlich, zum Sternbild des Bären gehörig, vgl. gr. ἄρκτος (árktos), M., Bär (M.) (1), Sternbild des Bären, vgl. idg. *r̥k̑sos-?, *h₂r̥k̑sos-?, M., Bär (M.) (1), s. latein_a_z.docx, →arktisch

Arelat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Gebiet bzw. Reich um Arles in Burgund in dem Mittelalter

Arenga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt, F.) (feierliche Ansprache, zu *hriggs, got., M., Ring) ist in der Urkundenlehre (Diplomatik) die sachlich der spätrömischen Rhetorik entstammende Einleitungsformel mittelalterli­cher Urkunden, die mit meist sehr allge­meinem Inhalt von dem Protokoll (Urheber, Empfänger u. s. w.) der Urkunde zu dem Text (Inhalt) überleitet.

Lit.: Fichtenau, H., Arenga, 1957; Zwierlein, S., Studien zu den Arengen in den Urkunden Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840), 2016 (etwa drei Viertel der Urkunden haben Arengen, große Variationsbreite auf Grund souveräner Sprachfertigkeit)

arg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um 750 und in dem Langobardischen belegt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Langobardischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, Adj.) böse, schlimm, schlecht

argentārius (1), lat., Adj., Silber betreffend, zu dem Silber gehörig, Silber..., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. argentum; L.: Georges 1, 560, TLL, Walde/Hofmann 1, 66

argentārius (2), lat., M., Silberarbeiter, Bankier, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. argentum; →receptum (argentarii)

ärgere (Adj., Komparativ von →arg), bösere, schlimmere, schlechtere

Ärgere Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. conditio [F.] vilior) ist die Kurzfassung des aus dem Grundsatz der Ebenburt (→Ebenbürtigkeit) an manchen Stellen (beispielsweise L. Rib. 58 § 11, Ssp. LR III, 73 § 1, Reichsspruch von dem 13. 2. 1282) folgenden mittelalterlichen Rechts­satzes, dass Kinder aus Ehen von Ange­hörigen unterschiedlicher Stände dem Stand des schlechter geborenen Elternteils ange­hören. Dieser Grundsatz nimmt vielleicht seinen Ausgang bei Ehen zwischen Unfreien und Freien. Mit der Durchsetzung der Gleichheitsidee (1789) verliert er vor allem mit dem Ende des Privatfürstenrechts 1918 seine Bedeutung.

Lit.: Hübner 104; Kroeschell, DRG 1; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau und der Kinder, 1912; Binder-Krieglstein, R., Österreichisches Adelsrecht, 2000

Arglist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [OÖUB. III 545] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv arglistig um 1300) ist die hinterhältige Gesinnung. In dem klassischen römischen Schuldrecht verletzt sachlich jedes auf Arglist (lat. dolus [M.] malus) beruhende Verhalten ohne weiteres die Vertragstreue, so dass die Einrede (lat. [F.] exceptio) der Arglist auch ohne besondere Vereinbarung offensteht. In der Neuzeit bewirkt Arglist bei Täuschung die Anfechtbarkeit der dadurch beeinflussten Willenserklärung und kann arglistige Täuschung bei vorsätzlicher Vermögensbeschädigung Strafbarkeit wegen Betrugs nach sich ziehen.

Lit.: Kaser § 8 V; Köbler, DRG 42, 49; Braun, F., Ohne Arglist, ZRG GA 54 (1934), 246; Raschke, M., Der Betrug im Zivilrecht, 1900; Wismer, W., Das Tatbestandselement der Arglist beim Betrug, 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Harke, J., Actio de dolo – Arglistklage im römischen Recht, 2020

arglistig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt - EDEL 13. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [EiderstedtLR./Mensing] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinterhältig →Arglist

Arianer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1415 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige der 325 auf dem Konzil von Nizäa verworfenen Lehre des alexandrinischen Priesters Arius, nach der Christus Gott nicht wesensgleich ist. Goten, Vandalen und Langobarden sind bis in das 6. Jahrhundert Arianer, die Franken dagegen von Anfang an Athanasianer.

Lit.: Courtois, C., Les Vandales et L’Afrique, 1955; Meslin, M., Les Ariens, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Arianism, hg. v. Berndt, G. u. a., 2014

Arier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist in einer Selbstbezeichnung der Angehörige eines arisch (indoiranisch) sprechenden, seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. geschichtlich nachweisbaren, auf die →Indogermanen zurückführbaren Vol­kes (arya, sanskr., M., Gastfreund, Edler). Seit dem 19. Jahrhundert wird zunächst Arier mit Indogermane gleichgesetzt und dann allmählich Arier als Angehöriger der nordischen →Rasse verstanden. In dem unter Adolf Hitler nationalsozialistisch geprägten (zweiten) Deutschen Reich bedeutet Arier in antijüdischer Veränderung den Nichtjuden.

Lit.: Bajohr, F., „Arisierung“ in Hamburg, 1997

Arimanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und –als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Heermann, lat. [M.] exercitalis) ist bei den Langobarden in dem Frühmittelalter der vollfreie Krieger, insbesondere möglicherweise der auf Königsland angesiedelte, dem König ver­pflichtete Krieger. Unklar sind die Bezüge zu einer von dem 10. bis zu dem 13. Jahrhundert belegten Abgabe ari­mannia.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Cavanna, A., Fara sala arimannia, 1967; Jarnut, J., Beobachtungen zu den langobardischen arimanni und exercitales, ZRG GA 88 (1971), 1; Jarnut, J., Prosopographische und sozialgeschichtliche Studien zum Langobardenreich in Italien, 1972; Castagnetti, A., Arimanni, 1996; Strukturen und Wandlungen der ländlichen Herrschaftsformen vom 10. zum 13. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2000; Houghton, R., The vocabulary of groups in eleventh-century Mantua, 2016

arisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1898 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, V.) arisch machen →Arisierung

Arisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Verb arisieren 1898) ist in dem unter Adolf →Hitler nationalsozialistisch geprägten (zweiten) Deutschen Reich die überwiegend rechtswidrige Verdrängung der →Juden aus dem Berufsleben und der Wirtschaftstätigkeit des (zweiten) Deutschen Reiches zugunsten Deutscher (u. a. Verordnungen von dem 26. 4. 1938, 25. 11. 1941), die nach 1945 teilweise durch Wiedergutmachung ausgeglichen wird.

Lit.: Bajohr, F., „Arisierung“ in Hamburg, 1997; Elsner von der Malsburg, M., „Arisierung“ von Privatbanken am Beispiel des Bankhauses E. J. Meyer in Berlin, 2015

aristocratia, lat., F., Aristokratie, Herrschaft der Vornehmen, Adelsherrschaft, Heges. (um 110-um 180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀριστοκρατία (aristokratía), F., Herrschaft der Edelsten, Aristokratie, vgl. gr. ἄριστος (áristos), M., Tüchtigster, Edelster, idg. *ar- (1), *her-, V., fügen, passen, gr. κράτος (krátos), N., Stärke, Kraft, Macht, Gewalt; idg. *kart-, Adj., hart, idg. *kar- (3), Adj., hart, Pokorny

Aristokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Geistesaristokrat, Stockfischaristokrat – nicht und in DW2 1774 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Adeliger, s. Google

Aristokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Geistesaristokratie, Geldaristokratie, Grundaristokratie nicht und in DW2 als um 1432 aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1432/1433 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Adelsherrschaft, Adel (in Gegensatz zu Monarchie und Demokratie sowie auch zu Oligarchie), s. Google

Aristoteles (Stageira 384 v. Chr.-Chalkis/Euböa 322 v. Chr., Sohn des Leibarzts des Königs von Makedonien) Schüler Platos und einer der bekanntesten und einflussreichsten Denker der Geschichte, 343/342 Lehrer Alexanders (des Großen), s. Google

Lit.: Jaeger, W., Aristoteles, 1923; Düring, I., Aristoteles, 1966; Christian Readings of Aristotle, hg. v. Bianchi, L., 2011; Flashar, H., Aristoteles. Lehrer des Abendlandes 2013; The Cambridge Companion to Aristotle’s Politics, 2013

Arktis (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1894 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., Adjektiv arktisch um 1300 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar) weitgehend menschenleeres Gebiet um den Nordpol

Lit.: Saxinger, G. u. a., Arktis und Subarktis. Vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert, 2017

arktisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1300 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1300 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über arcticus, lat., Adj., nördlich, [2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.], s. latein_a_z.docx, gr. ἀρκτικός (arktikós), Adj., nördlich, zu dem Sternbild des Bären gehörig; gr. ἄρκτος (árktos), M., Bär (M.) (1), Sternbild des Bären, mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Arktis betreffend, nördlich, eisig

arm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und vielleicht über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermögenslos, unbemittelt, elend

Armenier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie etymologisch nicht sicher erklärbar, M.) ist der Angehörige des armenisch sprechenden, seit möglicherweise 3500 Jahren zwischen Ostanatolien und Südkaukasus lebenden, sich selbst als Hajer bezeichnenden indogermanischen Volkes (10,4 Millionen), das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Türken bekämpft wird.

Lit.: Der Genozid an den Armeniern, hg. v. Kieser, H. u. a., 2006; Hosfeld, R., Tod in der Wüste, 2015

Armenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1697 [BrandenbSchSt. II 746] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die einstweilige Befreiung einer armen (unbemittelten) Partei von den Kosten eines Rechtsstreits. Sie ist eine besondere Ausprägung der Bevorzugung wegen Armut, wie sie aus einsichtigen Gründen bereits von der mittelalterlichen Kirche gefordert wird. Sie findet sich sachlich etwa in der Kammerge­richts­ordnung bzw. Reichskam­mer­ge­richts­ordnungen von 1471 (§ 7), 1495 (§ 27), 1555 (1, 41) oder in der Constitutio Criminalis Carolina (Art. 47 CCC). In Deutschland wird 1980 das Armenrecht durch die (euphemistische) →Prozesskostenhilfe (1981 §§ 114ff. ZPO) ersetzt.

Lit.: Köbler, DRG 155, 263; Schott, C., Armenfürsorge, Bettelwesen und Vagantenbe­kämpf­ung in der Reichsabtei Salem, 1978; Mollat du Jourdin, M., Die Armen in dem Mittelalter, 1984, 2. A. 1987; Sachße, C. u. a., Ge­schichte der Armenfürsorge in Deutschland, 1988, 2. A. 1998; Scherner, K., Arme und Bettler, (in) ZNR 1988, 129; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Krauß, M., Armenwesen und Gesundheitsfürsorge in Mannheim vor der Industrialisierung, 1993; Tierney, B., Medieval poor law, 1995; Hippel, W. v., Armut, Unterschichten, Randgruppen in der frühen Neuzeit, 1995, 2. A. 2013; Eser, S., Verwaltet und verwahrt, 1996; Hudemann-Simon, C., L’État et les pauvres, 1997; Hartlief, E., Die Düsseldorfer Armenversor­gungsanstalt, Diss. jur. Köln 1998; Wohlrab, K., Armut und Staatszweck im deutschen Naturrecht, 1998; Humborg, M., Das Armenrecht, Diss. jur. Münster 1999; Rosenbaum, U., Liebestätigkeit und Armenpflege in der Stadt Zwickau, 1999; Jütte, R., Arme, Bettler, Beutelschneider, 2000; Humborg, M., Das Armenrecht von der Zeit der Kammergerichtsordnungen bis heute, Diss. jur. Münster 2000; Gerhold, W., Armut und Armenfürsorge im mittelalterlichen Island, 2002; Armut im Mittelalter, hg. v. Oexle, O., 2004; Armut und Armenfürsorge in der italienischen Stadtkultur, hg. v. Helas, P. u. a., 2006; Being poor in modern Europe, hg. v. Gestrich, A. u. a., 2006; Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Schmidt, S. u. a., 2006; Armenfürsorge und Wohltätigkeit - Ländliche Gesell­schaften in Europa 1850-1930, hg. v. Brandes, I. u. a., 2008; Ludyga, H., Obrigkeitliche Armenfürsorge im deutschen Reich, 2010; Wagner, A., Gleicherweiß als wasser, 2011; Formen der Armenfürsorge, hg. v. Clemens, L u. a., 2011; Multrus, D., Armuts- und Fremdheitsdarstellungen, 2011; Schallmann, J., Arme und Armut in Göttingen 1860-1914, 2014; Schneider, B., Christliche Armenfürsorge, 2017

Armesünder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als Ansatz nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt und wohl unter kirchlichem Einfluss vor 1737 gebildet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ursprünglich der in der Kirche bemitleidenswerte Sünder (lat. miser [M.] peccator), in der frühen Neuzeit der dem peinlichen Gericht überantwortete Täter, insbesondere wenn er bereits (zu dem Tode) verurteilt ist.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Rechtliche Volkskunde, 1936; Radbruch, G., Elegantiae iuris criminalis, 1938, 2. A. 1950, 163

armieren 1519

armiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als vor 1510 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt -, Adj., Verb armieren 1519 [Volkslied] in EDEL, Femininum Armierung 1621) und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewehrt, bewaffnet

Armierung 1621

Armut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – um 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Nowgorod 28] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (verhältnismäßige) Fehlen durchschnittlicher bzw. zureichender Mittel mancher Menschen (beispielsweise haben 2017 800 Millionen Menschen keine genügende Ernährung, etwa 880 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser, etwa 920 Millionen Menschen keine ausreichende Unterkunft, etwa 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und etwa 775 Millionen Menschen keine Lesefähigkeit).

Lit.: Gelobte Armut, hg. v. Heimann, H. u. a., 2012; Gründler, J., Armut und Wahnsinn, 2013; Schallmann, J., Arme und Armut in Göttingen 1860-1914, 2014; Wimmer, F., Die völkische Ordnung von Armut, 2014; Althammer, B., Vagabunden, 2017; Bettler und Vaganten in der Neuzeit (1500-1933), hg. v. Althammer, B. u. a., 2017 (257 Dokumente aus dem deutschen Raum); Beck, V., Eine Theorie der globalen Verantwortung – Was wir Menschen in extremer Armut schulden, 2016 (ohne überzeugenden Änderungsvorschlag)

Arnsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kloster bei Lich in der Wetterau

Lit.: Das Arnsburger Urbar, bearb. v. Eckhardt, W., 2017

Arnstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961

Arnulfinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige der nach Bischof Arnulf von Metz (Lay-Saint-Christophe bei Nancy 13. 8. 582?-bei Remiremeont 18. 7. 640?) benannten Familie der Pippiniden oder später nach Karl (dem Großen) benannten Karolinger. Von den Arnulfingern sind (ab etwa 650) 34 Urkunden und ein Brief überliefert (davon elf Fälschungen oder starke Verfälschungen), zu denen 56 verlorene Urkunden hinzuzurechnen sind (90 Privaturkunden) (2011 23 echte Urkunden, ein Brief, 12 mittelalterliche Fälschungen, [vier moderne Fälschungen,] 56 verlorene Urkunden?).

Lit.: Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich, I., 2001, vgl. http://www.igh.histsem.uni-bonn.de; Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich, I., 2011

arra, arrha, lat., F., Unterpfand, Kaufgeld, Kaufschilling, Laber. (106-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, →arrha

Arras (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) Stadt in Nordfrankreich mit knapp 42000 Einwohnern

Lit.: Kéry, L., Die Errichtung des Bistums Arras 1093/1094, 1994

Arrest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1463 aus dem Niederländischen und mittelbar dem Französischen sowie dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 2. Hälfte 15. Jahrhundert [Stadtrecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Feststellung) ist die Verhaftung (eines Menschen) oder Beschlag­nahme (einer Sache) und insbesondere das Eilverfahren des Zivil­prozesses zu der Sicherung der Zwangsvoll­streckung wegen einer Geldforderung oder wegen eines Anspruchs, der in eine Geldforderung übergeht. In dem römischen Recht fehlt sachlich eine solche Einrichtung. Die Bezeich­nung Arrest erscheint seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts in französischen Quellen und wenig später auch in lateinischen Texten (arrestare, arrestum, Frankfurt am Main 1297, Liber Sextus 1298, Sachsenspiegelvulgatfassung um 1340, wissenschaftlich erörtert von Andreas Gaill 1586, David Mevius 1674). Seit dem 17. Jahrhundert verdrängen arrestieren und Arrest allmählich die ältere deutsche Bezeichnung Kummer für ein wohl schon seit dem frühen Mittelalter bekanntes, (nach Hans Planitz aus einem Handhaftverfahren erwachsenes,) seit dem späteren 12. Jahrhundert (Köln 1178, Hagenau 1164) durch Privilegien und Verträge urkundlich bezeugtes Verfahren, bei dem vielleicht anfangs der Personalarrest als außergerichtliche Selbsthilfemaßnahme des Gläubigers in dem Vordergrund steht, aber schon seit dem 13. Jahrhundert von dem Sacharrest zurückgedrängt wird. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts macht der Gläubiger bei Gericht seinen Anspruch glaubhaft und der Richter ordnet die Anlegung des Arrests (meist bei Gericht) an., wobei erst nach Durchführung eines ordentlichen Verfahrens eine Zwangsvoll­streckung erfolgen kann.

Lit.: Köbler, DRG 116, 202; Briegleb, H., Arrest und Kummer - Vermischte Abhandlungen I 1868, 1; Wach, A., Der italienische Arrestprozess, 1868, Neudruck 1973; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879; Rudorff, H., Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess, 1907; Planitz, H., Studien zur Geschichte des deutschen Arrestprozesses, ZRG GA 34 (1913), 49; Kisch, G., Der deutsche Arrestprozess, 1914; Planitz, H., Studien zur Geschichte des deutschen Arrestprozesses – Der Fremdenarrest, ZRG GA 39 (1918), 223, 40 (1919), 87; Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922; Mahnke, H., Das Arrestverfahren in den Lübecker Ratsurteilen, Diss. jur. Kiel 1961; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main, 1996; Rymaszewski, Z., Areszt rzeczy jako zabezpieczenie wierzytelności w miastach Polski średniowiecznej (Der Sacharrest), 2015; Hammer-Luza, E., Im Arrest. Zucht-, Arbeits- und Strafhäuser in Graz (1700-1850), 2019

Arrha (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, arra, F., lat. [F.] arra, arrabon) ist die nach semitischem Vorbild („altorientalischer Arrhalvertrag“) in dem hellenistischen Recht bekannte, in dem entwickelten römischen Recht entbehrliche Draufgabe (Angeld) bei einem Vertragsschluss. Wer abredeuntreu wird, verwirkt in dem spätantiken Recht als Geber die arrha an den Gegner und muss sie als Nehmer in doppelter Höhe zurückgeben. In dem Früh­mittelalter (Codex Euricianus 297, Lex Baiwariorum 16, 10, Lex Visigothorum 3, 1, 3-4 [für Verlobung]) soll mit der Hingabe einer Teil­leistung ein Vertrag geschlossen worden sein, der vielleicht anfangs nur den Empfänger verpflichtet. Vielfach wird die arrha nur als Symbol gegeben, das von den Beteiligten sofort verschenkt oder vertrunken wird. Seit dem Spätmittelalter verliert die auch als Weinkauf (Worms 1498), Angeld (ABGB § 908 [1811]) oder Draufgabe (ALR I 5 § 207 [1794], BGB § 337 [1896/1900]) bezeichnete arrha außerhalb des Gesinderechts (Handgeld) ihre schuldbegründende Bedeutung und nähert sich dem →Reugeld. In jedem Fall hat die arrha eine gewisse Beweisfunktion. →arra

Lit.: Kaser § 41; Hübner 535ff.; Köbler, DRG 64, 91, 127; Köbler, LAW; Stobbe, O., Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910; Calogirou, G., Die Arrha im Vermögensrecht, 1911, Neudruck 2013; Gastreich, F., Die Draufgabe, 1933; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992

Arrhalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus dem Orient in das spätrömische Recht eindringende, unter notwendiger Verwendung einer →arrha (Hingabe unter An­rechnung auf die Ge­samtleistung oder auch oh­ne Anrechnung) entstehende, von dem Formalver­trag und von dem Realvertrag zu trennende →Vertrag.

Lit.: Köbler, DRG 91, 126, 164

arrogare, arrogāre, adrogāre, lat., V., aneignen, in Anspruch nehmen, zuschreiben, anmaßen, dazu wählen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, rogāre

arrogatio, arrogātio, lat., F., feierliche Annahme an Kindes statt, Gaius (140-180 n. Chr.), s. arrogāre, s. latein_a_z.docx

Arrogation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Annahme

Lit.: Seelentag, A., Ius pontificium cum iure civili coniunctum - Das Recht der Arrogation in klassischer Zeit, 2014

ars, lat., F., Kunst, Handwerk, Fertigkeit, Geschicklichkeit, Gewerbe, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *r̥t-, *art-, Adj., zusammengefügt, s. latein-a_z.docx

Ars (F.) dictandi (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Kunst des Diktierens, Kunst des Schreibens) ist die seit dem 12. Jahrhundert auftretende Bezeichnung für die Lehre von dem Abfassen von Briefen und Urkunden, die auf Grund der antiken Rhetorik und Grammatik in dem Gefolge der Kirchenreform an dem Anfang des 12. Jahrhunderts in Oberitalien ausgebildet wird ([lat.] Praecepta [N.Pl.] dictamina 1111?).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Rockinger, L., Über Briefsteller und Formelbücher, 1861; Schmale, F., Die Bologneser Schule der ars dictandi, (in) DA 13 (1967); Schaller, D., Baldwin von Viktring, (in) DA 35 (1979); Hartmann, F., Ars dictaminis, 2013

Ars (F.) notaria (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Notarkunst) ist die auf Grund antiker Vorläufer an dem Beginn des 13. Jahrhunderts (ars notaria 1221) in Oberitalien (Bologna) ver­selbständigte Lehre von der Beurkundung von Rechtshandlungen ([lat.] Formularium [N.] tabellionum 1200/1205, Rainerius Perusinus 1226-1233, Rolandus Passagerii [Summa Rolandina, 1255ff.]).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Anselmi, A., Le scuole di notariato in Italia, 1926

Artes (F.Pl.) liberales (lat., Sg. ars liberalis, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, freie Künste) sind die in der römischen Antike auf der Grundlage der griechischen Philosophie von Bürgern gepflegten Wissensfächer (Grammatik, Rhetorik, Dialektik als so genanntes Trivium [Dreiweg], Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik als sogenanntes Quadrivium [Vierweg]), die in dem Mittelalter ab dem 12. Jahrhundert den Gegenstand der artistischen Fakultät der Universität bilden (schätzungs­weise 200000 Studierende in dem Heiligen römischen Reich in dem Mittelalter ohne späteren Übertritt in eine der drei höheren Fakultäten, 50-70 Prozent ohne Graduierung).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Meyer, G., Die sieben freien Künste im Mittelalter, 1886; Glorieux, P., La faculté des arts et ses maîtres aux XIIIe siècle, 1971; Curtius, E., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 9. A. 1978; Lindgren, U., Die artes liberales in Antike und Mittelalter, 1992; Englisch, B., Die artes liberales im frühen Mittelalter, 1994; Artisten und Philosophen, hg. v. Schwinges, R., 1999; Haage, B./Wegner, W., Deutsche Fachliteratur der artes in Mittelalter und früher Neuzeit, 2007; Hilder, G., Der scholastische Wortschatz bei Jean de Meun – Die artes liberales, 2018

Articuli (M.Pl.) reprobati (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Sg. articulus reprobatus, zurückgewiesener Artikel) sind die von Papst Gregor XI. an dem 8. 4. 1374 auf Betreiben des Augustinermönchs Johannes →Klenkok ([erweitertes] Dekadikon, Magdeburg 1369) ohne wesentliche tatsächliche Auswirkung für zurückgewiesen, weil nichtig erklärten (13 bzw.) 14 Artikel des →Sachsenspiegels, die kirchliches Verfassungsrecht (Landrecht I 3 § 3, III 57 § 1, III 63 § 2), Verfahrens­recht (Landrecht I 18 §§ 2, 3, I 39, I 63 § 3, I 64, II 12 § 10) und Privatrecht (Landrecht I 6 § 2, I 37, I 52 §§ 1, 2) betreffen.

Lit.: Köbler, DRG 117; Homeyer, C., Johannes Klenkok wider den Sachsenspiegel, (in) Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin, phil.-hist. Kl. 1855, 1856, 377; Böhlau, H., Zur Chronologie der Angriffe Klenkoks, ZRG GA 4 (1883), 118; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der articuli reprobati im Ermlande, ZRG GA 31 (1910), 426; Kirche und Staat, hg. v. Eichmann, E., Bd. 2 1914, Neudruck 1968, 159ff.; Kullmann, J., Klenkok und die „articuli reprobati“ des Sachsenspiegels, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Oppitz, K., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 28; Der Sachsenspiegel als Buch, hg. v. Schmidt-Wiegand, R. u. a., 1991; Ocker, C., Johannes Klenkok, 1993; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009

articulus (lat. [M.], Gelenk, Glied, Abschnitt, [um 250-184 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. lat. artus (2), M., Gelenk, Glied) Artikel, Gliedchen, Abschnitt

Artikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1275 als aus dem Lateinischen des Altertums - articulus, M., Gelenk, Glied, Abschnitt, [um 250-184 v. Chr.], vgl. lat. artus (2), M., Gelenk, Glied - aufgenommen bezeugt – 1276 [Stadtrecht Augsburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [ HohenloheRB. 24] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gliedchen, Abschnittchen, Abschnitt

Lit.: Pelz, S., Die preußischen und reichsdeutschen Kriegsartikel, Diss. jur. Hamburg 1979; Seebass, G., Bundesordnung und Verfassungsentwurf, 1988; Augustin, H., Verschmelzung von Präposition und Artikel, 2018

Artikelbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1520 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [Lünig, CJMilit.5] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Artikel oder Abschnitte gegliederte Brief (beispielsweise Dienstvertrag für Söldner, Kriegsartikel, Zunftbrief, Forderungen der Bauern 1525).

Artikelprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Spätmittelalter entwickelte römisch-kanonische Zivilprozess, bei dem der Kläger nach der Erhebung der Klage und nach Durchführung der Streit­befestigung seinen Vortrag in scharf abge­grenzte Behauptungen einzelner Tatsachen ([lat. F.Pl.] positiones [bzw. articuli]) zerlegen (wahr, dass) und der Beklagte dazu einzeln Antworten ([lat. F.Pl.] responsiones, glaubt wahr bzw. glaubt nicht wahr) geben muss, so dass sich (aus diesen auch als Artikel bezeichneten Positionen und Responsionen) leicht(er) das Bestrittene und von dem Kläger zu Beweisende ermitteln lässt. Der Artikelprozess wird sachlich bereits von (dem Entwurf) der Reichskammergerichts­ordnung des Jahres 1496 (Art. 12, ähnlich 1555, 1570) übernommen, wegen seiner Schwerfälligkeit unter dem Einfluss des sächsischen Prozesses durch den jüngsten Reichsabschied von 1654 aber bis auf die noch in dem 19. Jahrhundert erlaubten Beweisartikel wieder aufgegeben (vgl. aber Obliegenheit der Darlegung der Bestrittenheit oder Nichtbestrittenheit von Tatsachen für den Beklagten der Gegenwart in § 138 III ZPO).

Lit.: Linde, v., Lehrbuch des deutschen gemeinen Zivilprozesses, 7. A. 1850; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. A. 1878; Budischin, J., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003

Artus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) sagenhafter britischer, gegen eindringende Angeln, Jüten und Sachsen kämpfender König (um 500) in Chroniken des späten 9. Jahrhunderts

Artushof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von dem sagenhaften britischen König Artus (um 500) abgeleitete gesellschaftliche Bürgernetzwerk in Hanse­städten (beispielsweise Danzig 1350) bzw. das ihm dienende Gebäude. S. Google

Lit.: Simson, P., Der Artushof in Danzig, 1900, Neudruck 1969; Selzer, S., Artushöfe im Ostseeraum, 1996; Daumer, M., Artushof und Artusliteratur, 2010; Rossi, G., Artushof und Gralsfamilie, 2019

Arumaeus (van Arum), Dominikus (Leeuwarden 1579-Jena 24. 2. 1637) wird nach Studien in Franeker, Oxford, Rostock und Jena dort 1600 promoviert und 1602 zu einem außerordentlichen Professor (1605 ordent­licher Professor) ernannt. Er begründet die sich an deutschen Quellen ausrichtende, methodisch gemeinrechtlich arbeitende Reichsstaatsrechtslehre, innerhalb deren er das Reich als eine ständisch mitbestimmte Monarchie ansieht. S. Google

Lit.: Arumaeus, D., Commentarius de comitiis Romano-Germanici Imperii, 1630; Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988; Friedrich, M., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997; Schmoeckel, M., Dominik Arumaeus und die Entstehung des öffentlichen Rechts als wissenschaftliches Lehrfach in Jena, (in) Recht, Konfession und Verfassung im 17. Jahrhundert, 2015, 85ff.

Arzt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 867 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt - 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [AugsbStR. Art. 49 § 1 Nachtr.] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über archiatrus bzw. archiater, lat., M., Arzt, gr. ἀρχιατρός (archiatrós), M., Erzarzt, vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste, gr. ιατρός (iatrós), M., Arzt; teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besonders, seit dem 12. Jahrhundert vor allem durch ein wissenschaftliches Studium vorgebildete Heilkundige.

Lit.: Niederhellmann, A., Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges, 1983; Täterschaft, Straf­verfolgung, Schuldentlastung, hg. v. Böhm, B. 2007; Laufs, A./Katzenmeier, C./Lipp, V., Arzt­recht, 6. A. 2009, 8. A. 2021; Tascher, G., Staat, Macht und ärztliche Berufsausbildung 1920-1956, 2010; Höftmann, D., Der Vergütungsanspruch des Kassenarztes, 2013; Polianski, I., Das Schweigen der Ärzte, 2015; Häberlein, M. u. a., Adalbert Friedrich Marcus (1753-1816) – ein Bamberger Arzt, 2016; McGrath, C., The Development of Medical Liability in Germany 1800-1945, 2019; Wenger, S., Arzt – ein krank-machender Beruf, 2020

As (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 als aus as, lat., M., As, Münzeinheit, Einheit; Herkunft, s. assis als „viereckiges Metalltäfelchen“aufgenommen bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als kleinstes Edelmetallgewicht ohne Zeitangabe [SchweizId. I 503] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, lat. [N.]) (Ganzes) ist vor der Einführung des Denars um 211 v. Chr. eine römische, in Unzen oder Zwölftel teilbare Geldeinheit, die gegossen eine (lat. [F.]) libra (Pfund) wiegt und vielleicht etwa 289 v. Chr. erscheint.

ascendens, ascendēns, lat., (Part. Präs.=)M., (Aufsteigender,) Verwandter in aufsteigender Linie, (1260), s. lat. ascendere, V., heransteigen, hinaufsteigen, aufsteigen, emporsteigen, Liv.Andr. (289/260-vor 200 v. Chr.), latein_a_z.docx, s.  lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. scandere, V., steigen, besteigen, emporsteigen, sich erheben, →Aszendent

Asega (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz [dort Ansatz Ehesage] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist ein in den (hoch)mittelalterlichen altfriesischen (Hunsigoer, Emsigoer, Fivel­goer, Rüstringer und Westerlauwerschen) Rechtsquellen (17 Küren und 24 Landrechte) bezeugter Handelnder, dessen Alter (vorfränkisch?, nachkarolingisch?) und Bedeutung (Rechtsager?, Gesetzessprecher?, Urteilsfinder?, Rechtskenner) umstritten sind. Es ist fraglich, ob der Asega mit dem zweimal in der frühmittelalterlichen (lat. [F.]) Lex Frisionum erwähnten iudex gleichgesetzt werden kann. Nach der dritten gemeinfriesischen Küre soll der Asega urteilen und alle Rechte wissen.

Lit.: Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Gerbenzon, P., Der altfriesische asega, der altsächsische eosago und der althochdeutsche esago, (in) TRG 41 (1973), 75; Köbler, G., Zu Alter und Herkunft des friesischen asega, (in) TRG 41 (1973), 93; Rolf, C., Vom „asega“ zum „redjeven“ – zur Verfassungsgeschichte Frieslands im Mittelalter, 2010; Bremer, H., De trettjinde asega, 2018

Asien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht aus assyrisch assu, Sb., Sonnenaufgang, Osten?, N.) ist der von Europa (Ural?) bis zu dem Pazifik reichende, u. a. Indogermanen, Mongolen, Chinesen und Japaner beherbergende Konti­nent.

Lit.: Nissen, H., Geschichte Altvorderasiens, 1999, 2. A. 2013; Krieger, M., Geschichte Asiens, 2003; Mann, M., Geschichte Südasiens 1500 bis heute, 2010; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Reid, A., A History of Southeast Asia, 2015; Cunliffe, B., 10000 Jahre. Geburt und Geschichte Eurasiens, 2016; Goscha, C., Vietnam – A New History, 2016; Gilbert, M., South East Asia in World History, 2017; Thomsen, C., Burchards Bericht über den Orient – Reiseerfahrungen eines staufischen Gesandten im Reich Saladins 1175/7776, 2018; Schulte Nordholt, H., Südostasien, 2018; Afghanistan endlos, hg. v. Pilar, D., 2019 (Bildband); Mark, R., Händler, Forscher, Invasoren – Russland und Zentralasien 1000-1900, 2020

Askanier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines ursprünglich alemannisch-fränkischen Ge­schlechts, das um 1000 an dem Harz erscheint. Unter Albrecht dem Bären († 1170) betreibt es Ostsiedlung und erwirbt 1180 das Herzogtum Sachsen (Gebiet um Wittenberg). Die brandenburgischen Güter der Askanier fallen 1319 an die →Wittelsbacher, die wittenbergischen 1422 (mit der 1356 in der Goldenen Bulle gesicherten Kurfürstenwürde) an die →Wettiner und die lauenburgischen 1689 an die →Welfen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, (in) VuG 28 (1938); Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Marcus, P., Herzog Bernhard von Anhalt, 1993; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001

assecurantia (lat. [F.], s. assicurare, ital., V. versichern) →Versicherung

Assekuranz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1611 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mittelbar aus dem Lateinischen aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die wohl in dem 17. Jahrhundert aus Italien übernommene, in dem 19. Jahrhundert verdrängte Bezeichnung für die →Versicherung.

Lit.: Assekuranz im Wandel, 1989 (Festschrift 1864-1989)

Assessor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Gerichtsassessor, Gewerbeassessor, Gewerksassessor, Kammergerichtsassessor, Stuhlassessor - nicht und in DW2 um 1488 bezeugt – um 1488 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über assessor, lat., M., Beisitzer, Gehilfe, [81-43 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. assidere, assidēre, lat. V., bei jemanden sitzen, dabeisitzen, danebensitzen, lat. ad, Präp., zu, bei, an, lat. sedere, sedēre, V., sitzen, Sitzung halten, zu Gericht sitzen; mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Spätantike der Rechtsberater und hohe Amtsträger, seit dem 15. (?) Jahrhundert der rechtsgelehrte Beisitzer eines Gerichts (beispielsweise des königlichen Kammerge­richts oder seit 1495 des Reichskammer­gerichts), seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Anwärter auf eine feste Anstellung in dem höheren Staatsdienst.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 153; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, Bd. 1f. 2003ff.; Mader, E., Die letzten Priester der Gerechtigkeit, 2005

Assise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 durch Verweis auf Akzise bezeugt – 1262 [Akzise] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] assisa) ist die Rechtssätze beschließende Versammlung und die Gesamtheit der dort beschlossenen Rechtssätze vor allem in Frankreich und England (beispielsweise Assise regum regni Sicilie [von Ariano] 1140, Assise sur la ligece um 1165, Assize of Clarendon 1166 Assize of novel disseisin, Assize of Northampton 1176, Grand Assize 1179, Assize of Woodstock 1184). In England entwickelt sich daraus die Laienjury, die in Frankreich nach 1789 übernommen wird. Demgegenüber sind die Assisen von Jerusalem private Sammlungen von Abhandlungen über das Recht des Königreichs Jerusalem und Zyperns in französischer Sprache des 13. Jahrhunderts.

Lit.: Köbler, DRG 108; Stenton, D., The Earliest Northamptonshire Assize Rolls, 1940; Grandclaude, M., Étude critique sur les livres des Assizes de Jérusalem, 1923; Dilcher, H., Normannische Assisen und römisches Recht, 1966; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Jenks, S., Die Assisen von Clarendon (1166) und Northampton (1176), (in) Ius commune 21 (1994), 149; Görgen, A., Das Ringen um die Macht zwischen Adel und Krone im Königreich Jerusalem, 2020

Asso y del Río, Ignacio (Saragossa 1742-Saragossa 1804) begründet 1771 mit den (span.) Instituciones (F.Pl.) del derecho civil de Castilla ein aus partikularer Rechtssatzung schöpfendes, neben das römische Recht tretendes gemeines spanisches (kastilisches) Privatrecht, das be­grifflich und systematisch noch rö­misch­recht­lich geprägt ist. S. Google

Lit.: Mora, C., Vida y obra de Don Ignacio de Asso y del Río, 1972

Assyrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige des sumerisch beeinflussten, in dem Vorderen Orient (mittleres und nördliches Zwei­stromland - an dem mittleren Tigris archäologisch nachweisbar- bzw. Irak) von dem 2. Jahrtausend v. Chr. an bedeutenden, das semitische Akka­dische sprechenden, in dem späten 7. Jahrhundert v. Chr. den Medern und Persern unterliegenden Volkes mit einem Hauptgott Assur.

Lit.: Chicago assyrian Dictionary, Bd. 1ff. 1921ff. (21 Bände mit 10000 S.); Cancik-Kirschbaum, E., Die Assyrer, 2003

Asyl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Schmerzasyl, Winterasyl – nicht und in DW2 1525 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL aus asȳlum, lat., N., Freistätte, Asyl, [81-43 v. Chr.], gr. ἄσυλον (ásylon), N., Freistätte, Asyl, vgl. gr. ἄσυλος (ásylos), Adj., unberaubt, unverletzt, unverletzlich, sicher und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) unverletzlich(er Ort), Zuflucht →Asylrecht

Lit.: Roschauer, O., Asyl und Auslieferung – Entwicklung von Strafanspruch und Auslieferungsrecht, 2021; Kasten, B., Kirchliche Zufluchtsorte im Frühmittelalter, ZRG GA 138 (2021), 29; Poutrus, P., Umkämpftes Asyl, 2019

Asylrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1804 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der geschützten Zuflucht (politisch) Verfolgter. In griechischer und späterer römischer Zeit besteht das sakral-magisch geprägte Recht, einem Täter an einem heiligen Ort vorübergehend Schutz zu gewähren, für Tempel und wird von dort in dem 5. Jahrhundert auf christliche →Kirchen übertragen. Ob eine ähnliche Einrichtung auch den Germanen bekannt ist, lässt sich nicht feststellen. Die wohl durch römisch-christliches Vorbild geprägte karolingische Zeit schränkt das Asylrecht auf noch nicht verurteilte Täter und auf bestimmte Fristen ein. Örtlich wird später die Möglichkeit des Asylrechts auf Friedhof, Kloster, Pfarrhaus, Richterhaus u. s. w. erweitert. Der neuzeitliche Staat schafft das Asylrecht bis zu dem Ende des 18. Jahrhunderts als geordneter Rechtspflege entbehrlich bzw. entgegenste­hend ab (Frankreich 1539, England 1625, Österreich 1787, Preußen 1794). Danach gewährt er aber später selbst politisch Verfolgten Schutz vor Verfolgung in einem Verfolgerstaat (Art. 16 GG 1949). Das Asylrecht kann missbraucht werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 259; Bindschedler, R., Kirchliches Asylrecht (Immunitas ecclesiarum localis) und Freistätten in der Schweiz, 1906; Mittermaier, H., Die geschichtliche Entwicklung des Asylrechts, Diss. jur. München 1950; Henßler, O., Formen des Asylrechts, 1954; Kimminich, O., Die Geschichte des Asylrechts, 1978; Siems, H., Zur Entwicklung des Kirchenasyls, (in) Libertas, 1991, 139; Reiter, H., Politisches Asyl im 19. Jahrhundert, 1992; Theler, J., Asyl in der Schweiz, 1995; Gamauf, R., Ad statuam licet confugere, 1999; Backsmann, K., Das Asylrecht in Preußen, Diss. jur. Bonn 2000; Tießler-Marenda, E., Einwanderung und Asyl bei Hugo Grotius, 2002; Fruscione, D., Das Asyl bei den germanischen Stämmen im frühen Mittelalter, 2003; Bammann, K., Im Bannkreis des Heiligen, 2002; Das antike Asyl, hg. v. Dreher, M., 2003; Derlien, J., Die religiöse und rechtliche Begründung der Flucht zu sakralen Orten, 2003; Traulsen, C., Das sakrale Asyl in der alten Welt, 2004; Shoemaker, K., Sanctuary and Crime, 2011; Manssen, G., Der Rechtsstaat und sein Missbrauch, 2020

asylum, asȳlum, lat., N., Freistätte, Asyl, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄσυλον (ásylon), N., Freistätte, Asyl; vgl. gr. ἄσυλος (ásylos), Adj., unberaubt, unverletzt, unverletzlich, sicher, Asyl

Aszendent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als um 1520 [Paracelsus] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1520 [Paracelsus] in EDEL - und - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über ascendēns, lat., (Part. Präs.=)M., Verwandter in aufsteigender Linie, (1260), s. latein_a_z.docx, s. lat. ascendere, V., heransteigen, hinaufsteigen, aufsteigen, emporsteigen, s. latein_a_z.docx,; lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, Pokorny 33 (6/6) (RB. idg. aus ind., phryg./dak., ital., kelt., germ.), lat. scandere, V., steigen, besteigen, emporsteigen, sich erheben, in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Aufsteigender, Verwandter in aufsteigender Linie (beispielsweise Vater, Großmutter, Urgroßtante), Gegensatz Deszendent

Lit.: Gál, A., Der Ausschluß der Ascendenten von der Erbfolge, 1904

Atheismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1581 als aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1581 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gottlosigkeit bzw. „Ungöttigkeit“

Lit.: Welteke, D., Der Narr spricht: Es ist kein Gott. Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel, 2011; Der neue Atheismus, hg. v. Zager, W., 2017

Athen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist der griechische, geschichtlich möglicherweise bis zu 7500 Jahre zurückreichende, seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. erkennbare, aber in seinem Namen nicht sicher deutbare Stadtstaat in Attika, in dem Drakon (624) und Solon (594) ge­setzgeberisch tätig werden. 508/507 geht Athen zu der →Demokratie über. In dem 4. vorchristlichen Jahrhundert könnte Athen rund 30000 erwachsene Bürger gehabt haben. In den Gerichten geht es we­niger um Recht und mehr um Öffent­lichkeit für Streit um Ehre. 338 wird Athen von Makedonien besiegt. 86 v. Chr. fällt es unter Sulla an die Römer, 1456 an die Osmanen (Türken). Nach dem griechi­schen Befreiungskampf wird es 1834 Hauptstadt Griechenlands und erhält 1837 eine Universität.

Lit.: Lipsius, J., Das attische Recht, Bd. 1ff. 1905ff., Neudruck 1984; Meyer-Laurin, H., Gesetz und Billigkeit im attischen Prozess, 1965; Wolff, H., „Normenkontrolle“ und Gesetzesbegriff, 1970; Mac Dowell, D., The Law in Classical Athens, 1978, 4. A. 1995; Bötig, K., Athen, 3. A. 1981; Rhodes, P., The Athenian Boule, 2. A. 1985; Welwei, K., Athen, 1992; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 2. A. 1994; Die athenische Demokratie, hg. v. Eder, W., 1995; Hansen, M., Die athenische Demokratie, 1995; Habicht, C., Athen, 1995; Cohen, D., Democracy and individual rights in Athens, ZRG RA 114 (1997), 27; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Lehmann, G., Oligarchische Herrschaft im klassischen Athen, 1997; Figueira, T., The Power of Money, 1998; Hurwit, J., The Athenian Acropolis, 1999; Welwei, K., Das klassische Athen, 1999; Funke, P., Athen in klassischer Zeit, 1999; Dreyer, B., Untersuchungen zur Geschichte des spätklassischen Athen, 1999; Knell, H., Athen im 4. Jahrhundert, 2000; Große Prozesse im antiken Athen, hg. v. Burckhardt, L./Ungern-Sternberg, J. v., 2000; Law and Social Status in Classical Athens, hg. v. Hunter, V. u. a., 2000; Cohen, E., The Athenian Nation, 2000; Dreher, M., Athen und Sparta, 2001; Wilson, P., The Athenian Institution of the Khoregia, 2002; Demokratie, Recht und soziale Kontrolle im klassischen Athen, hg. v. Cohen, D., 2002; Schulz, R., Athen und Sparta, 2003, 5. A. 2015; Pabst, A., Die athenische Demokratie, 2003; Schubert, C., Athen und Sparta, 2003; Goette, H./Hammerstaedt, J., Das antike Athen, 2004; Sinn, U., Athen, 2004; Flaig, E., Der verlorene Gründungsmythos der athenischen Demokratie, (in) HZ 279 (2004), 36; Lanni, A., Law and Justice in the Courts of Classical Athens, 2006; Karakostas, I., König Otto, die Otto-Universität von Athen und ihre juristische Fakultät, 2007; Ober, J., Democracy and Knowledge, 2008; Lehmann, G., Perikles, 2008; Osborne, R., Athens and the Athenian Democracy, 2010; Stability and Crisis in the Athenian Democracy, hg. v. Herman, G., 2011; Lambert, S., Inscribed Athenian Laws and Decrees 352/2-322/1 BC, 2012, 1; Crowley, J., The Psychology of the Atheniean Hoplite, 2012; Worthington, I., Demosthenes of Athens and the Fall of Classical Greece, 2013; Coşkun, A., Perikles und die Definition des Bürgerrechts im klassischen Athen, (in) HZ 299 (2014), 1; Pritchard, D., Sport, Democracy and War in Classical Athens, 2013; Oetjen, R., Athen im dritten Jahrhundert, 2014; Die athenische Demokratie im 4. Jahrhundert, hg. v. Tiersch, D., 2015; Blok, J., Citizenship in Classical Athens, 2017; Räuchle, V., Die Mütter Athens und ihre Kinder, 2017; The Athenian Constitution written in the school of Aristotle, hg. v. Rhodes, P., 2017; The Oxford Handbook of Thucydides, hg. v. Blot, R. u. a., 2017; Taylor, C., Poverty, Wealth, and Well Being, 2017; Anderson, G., The Realness of Things Past –Ancient Greek ad Ontological History, 2018; Feindbild und Vorbild – Die athenische Demokratie und ihre intellektuellen Gegner, hg. v. Jordović, 2018; Der alte Orient und die Entstehung der athenischen Demokratie, hg. v. Horst, C., 2019; Pritchard, D., Athenian Democracy at War, 2019; Carugati, F., Creating a Constitution – Law, Democracy and Growth in Ancient Athens, 2019; Hölscher, T., Mythenbilder und Mentalität in Athen von Kleisthenes zu den Perserkriegen, 2019; Akrigg, B., Population and Economy in Classical Athens, 2019; Barbato, M., The Ideology of Democratic Athens, 2020

Äthiopien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt als gr. „Land der gebrannten Gesichter“) ist ein von mehr als achtzig Volksgruppen mit zahlreichen Sprachen besiedelter, landwirtschaftlich geprägter Binnenstaat in dem Osten Afrikas, in dem 1974 eine mehr als achthundert Jahre währende Monarchie durch einen Putsch beendet wird. 1974 wird dort von Donald Johnson ein Skelett einer etwa einen Meter großen, vielleicht 30 Kilo schweren Frau „Lucy“ (benannt nach dem gerade in dem Tranistorradio gepielten Beatleslied Lucy in the Sky with Diamonds) bzw. Dinkenesh (Wundersame) gefunden.

Lit.: Dornisch, K., Sagenhaftes Äthiopien, 2015; Schlicht, A., Das Horn von Afrika, 2021

Atlantik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Wort 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet, M., Atlas um 1350 belegt) Ozean zwischen Europa und Amerika, der als zweitgrößter Ozean der Erde etwa ein Fünftel der Erdoberfläche einnimmt

Lit.: Studies in the Medieval Atlantic, hg. v. Hudson, B., 2012; Zeuske, M., Atlantik und „Atlantic Slavery“, (in) HZ 309 (2019), 411

Atlantikcharta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 14. 8. 1941 von dem amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson und dem britischen Premierminister Winston Churchill auf einem Schiff in dem Atlantik vereinbarte Erklärung über Grundsätze der Politik (Verzicht auf Aggression, Entwaffnung von Aggressions­staaten, Selbstbestimmungsrecht der Völker, Gleichberechtigung in dem Welt­handel, Freiheit der Meere), die von den Vereinten Nationen übernommen wird.

atlantisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1473 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den Atlantik betreffend

Atlas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – 1595 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Lateinischen und Griechischen des Altertums in der weiteren antiken Herkunft ungeklärt, M.) Träger?

Atom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1531 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL, s. atomus, lat., M., Atom, kleinstes Teilchen, kleinster Bestandteil, unteilbares Ding, [81-43 v. Chr.], s. s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), F., unteilbares Ding, vgl. gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar, und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Unteilbares

Lit.: Romberg, D., Atomgeschäfte, 2020

Atomrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Atome besonders betreffenden Rechtssätze (beispielsweise Deutschland 23. 12. 1959 Atomgesetz).

Lit.: Winters, K., Atom- und Strahlenschutzrecht, 1978; Geier, S., Schwellenmacht, 2013; Göppner, N., Vorgeschichte und Entstehung des Atomgesetzes vom 23. 12. 1959, 2013; Hohmuth, T., Die atomrechtspolitische Entwicklung in Deutschland seit 1980, 2014; Wehner, C., Die Versicherung der Atomgefahr, 2017; Higginbotham, A., Mitternacht in Tschernobyl – Die geheime Geschichte der größten Atomkatastrophe aller Zeiten, 2019; Bilhöfer, P., 26. April 1986 – Tschernobyl, 2021

atomus (1), lat., Adj., unzerteilbar, unteilbar, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar, vgl. gr. - (a), Präf., un..., ...los, ...leer; gr. δαμνειν (damnein), V., bezwingen, bändigen; gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden; idg. *nē̆ (1), Konj., Negationspartikel, nicht, Pokorny 757; idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden

atomus (2), lat., F., Atom, kleinstes Teilchen, unteilbares Ding, s. atomus (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), F., unteilbares Ding, gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar; gr. ἀ- (a), Präf., un..., ...los, ...leer; idg. *nē̆ (1), Konj., Negationspartikel, nicht, s. gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden, idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden, Atom

Attentat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1469 [Urkunde] aus attentātum, mlat., N., Versuch, [1237], vgl. lat. attentāre, V., antasten, versuchen, s. latein_a_z.docx,, aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der gewaltsame Angriff Einzelner auf einen Staat oder Staatsführer aus politischen Gründen.

Lit.: Kellerhoff, S., Attentäter, 2003; Mühlnikel, M., Fürst, sind Sie unverletzt?, 2014

Aubry, Charles (1803-1883) übersetzt 1838 als Professor in Straßburg zusammen mit Frédéric Charles Rau die vierte Auflage von Karl-Salomon Zachariäs Handbuch des französischen Zivilrechts (1837) aus dem Deutschen in das Französische und entwickelt hieraus in der Folge die führende Darstellung des französischen Privatrechts des 19. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Beudant, C./Gaudemet, E., Inauguration d’un moment à la mémoire de Aubry et Rau, 1923

auctio, lat., F., Vermehren, Versteigerung, (Plautus um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *au̯eg-, *u̯ōg-, *aug-, *ug-, *h₂eu̯g-, *h₂aug-, *h₂ug-, V., vermehren, zunehmen, →Auktion

auctor, author, autor, lat., M., Förderer, Urheber, Stifter, Gewährsmann, Bürge, Zeuge, Ratgeber, s. augēre, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *au̯eg-, *u̯ōg-, *aug-, *ug-, *heu̯g-, *haug-, *hug-, V., vermehren, zunehmen

Auctor ist in dem römischen Recht der Vormann eines Gewalthabers einer Sache, auf den sich dieser berufen kann, wenn ein anderer als Eigentümer von ihm die Sache verlangt. Scheitert die Verteidigung durch den auctor, kann der angegriffene Gewalthaber von dem auctor den doppelten Kaufpreis verlangen.

Lit.: Kaser § 25; Söllner § 8; Köbler, DRG 24; Köbler, LAW

auctoritas (lat. [F.]) Ansehen, Zustimmung, (beispielsweise eines [lat., M.] tutor zu einem Geschäft eines [lat., M.] pupillus bei Vornahme des Geschäfts), XII tab. um 450 v. Chr., s. latein_a_z.docx

Auctor (M.) vetus de beneficiis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, alter Urheber über die Lehen) ist das in lateinischer Reimprosa abgefasste, vielleicht zwischen 1221 und 1224 geschaffene Rechtsbuch mit Grundsätzen des Lehnrechts, das (in wortgetreuer Übersetzung) in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um 1300?) die Grundlage des Lehnrechtsteils des mitteldeutschen →Görlitzer Rechtsbuchs bildet. Es ist streitig, ob der Auctor vetus die Urfassung des Lehnrechts des Sachsenspiegels (oder eine in dem frühen 14. Jahrhundert aus einer mittelniederdeutschen Fassung entstandene lateinische Übersetzung) darstellt oder auf sie unmit­telbar zurückgeht. Handschriften sind verschollen. Die Überlieferung besteht in Drucken von 1569 (Havichorst), 1692 (Aus­züge, Freher) und 1708 (Thomasius). Möglicherweise enthält der Auctor vetus ursprünglich auch Landrecht in lateinischer Fassung. Der Auctor vetus kennt (wie das Görlitzer Rechtsbuch in Art. 18, 47 § 17) ein Volljährigkeitsalter von 24 Jahren (I 65), während der Sachsenspiegel in dem Landrecht ein Volljährigkeitsalter von 21 Jahren aufweist (I 42 § 1). Ihm fehlen Sätze späterer Ergänzungen des Sachsenspiegels in jüngeren Bearbeitungsstufen.

Lit.: Köbler, DRG 103; Moeller, R., Noch einmal der Vetus auctor de beneficiis und der Sachsenspiegel, ZRG GA 38 (1917), 309; Eckhardt, K., Die Volljährig­keitsgrenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 4; Auctor vetus de beneficiis, hg. v. Eckhardt, K., 1964; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittel­alters, Bd. 1 1990, 27; Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1 1998, 68ff.; Olberg, G. v. Die Textsorte Rechtsbücher, 2017

Audiatur et altera pars (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Auch die andere Seite muss (gerechterweise stets) gehört werden (vorrömisch, belegt 1580, s. Art. 103 GG, Art. 6 EMRK).

Lit.: Rüping, H., Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs, 1976; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007; Coenraad, L., Het beginsel van hoor en wederhoor in het Romeinse procesrecht, 2000; Zur Erhaltung guter Ordnung, hg. v. Hausmann, J. u. a., 2000, 69ff.

audire, audīre, lat., V., hören, wahrnehmen, erfahren (V.), Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. idg. *au̯- (8), *au̯ēi-, V., sinnlich wahrnehmen, auffassen,

auditor, audītor, lat., M., Hörer, Zuhörer, Schüler, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. audīre

Auditor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und und in DW2 als 1415 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in vielleicht abgewandelter Bedeutung in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Zuhörer, Hörer

Lit.: Hülle, W., Das Auditoriat in Brandenburg-Preußen, 1971

auditorium, audītōrium, lat., N., Anhörung, Schule, Hörsaal, Gerichtssaal, Zuhörerschaft, Quint. um 35-95/96 n. Chr., s. latein_a_z.docx, vgl. lat. audīre, V., hören, wahrnehmen, vernehmen, anhören

Auditorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Zusammensetzung Winterauditorium - nicht und in DW2 1490 bezeugt – 1490 in EDEL, s. audītōrium, lat., N., Anhörung, Schule, Hörsaal, Gerichtssaal, Zuhörerschaft, [um 35-95/96 n. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. lat. audīre, V., hören, wahrnehmen, vernehmen, anhören – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zuhörerschaft, Hörsaal

auf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) bei, zu

aufbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) darbieten, vorladen

Aufgebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1466 bezeugt -15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1325 [Iglau/Zycha, BöhmBgr. II 450] in 15 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb aufbieten um 1147) ist allgemein die öffentliche Aufforderung zu einem Verhalten (beispielsweise Aufgebot zu dem Heeresdienst), insbesondere die (mehr­fache) öffentliche, vielfach gerichtliche Aufforderung an unbekannte oder an unbe­kanntem Ort weilende Beteiligte, zwecks Verhinderung eines Rechtsverlusts vor einer beabsichtigten Änderung der Rechtslage Tatsachen anzugeben oder Rechte geltend zu machen. Ähnliche Vorgangsweisen erschei­nen bereits in fränkischer Zeit (beispielsweise bei Vollstreckung in Grundstücke). In dem Mittelalter finden sie vermehrt Anwendung (beispielsweise bei Aneignung gefundener beweglicher Sachen oder bei der Suche nach unbekannten Erben). Ein Aufgebot vor einer Eheschließung fordert nach älteren Ansätzen das vierte Laterankonzil 1215. Mit der Rezeption römischrechtlicher Regelungen entwickelt sich die →Edik­talzitation, bei der jemand binnen einer Frist Klage zu erheben hat, wenn er sein Recht nicht verlieren will. Allgemein geordnet wird das Aufgebot in der preußischen →Allgemeinen Gerichtsordnung (1793) und in der Zivilprozess­ordnung des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879). Das Aufgebot vor einer weltlichen Eheschließung wird in Deutschland und Österreich an dem Ende des 20. Jahrhunderts beseitigt bzw. eingeschränkt, doch muss das Standesamt in einer mündlichen Verhandlung bei grundsätzlich gleichzeitiger Anwesenheit die Ehefähigkeit der Betroffenen auf Grund der vorgelegten Urkunden ermitteln, worüber eine Niederschrift angefertigt wird.

Lit.: Haase, E., Über Ediktalladungen und Ediktal­prozess, 1871; Daude, E., Das Aufgebotsverfahren, 1881, 5. A. 1930, VIII

aufklären (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1626 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) klar machen

Aufklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufklären 1626) ist allgemein die Aufhellung eines dunkleren Zustands. Unter Bezugnahme auf einen auf Befreiung von nicht vernunftgemäß zu begründenden Ansichten gerichteten Erkenntnisvorgang durch selb­ständiges unvoreingenommenes Denken wird die gesellschaftskritische Geistesbewegung des 17./18. Jahrhunderts Aufklärung genannt (frühe Anfänge in dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts). Längerfristig vorbereitend hierfür wirken Renaissance, Humanismus und Reformation. Als Denkverfahren werden →Empirismus und →Rationalismus verwendet. Bewusst wird die Einbeziehung immer breiterer Kreise (des Publikums) gesucht. In dem Recht entsprechen dem Gedankengang der Aufklärung die Anerkennung eines weltlichen →Naturrechts (→Ver­nunftrechts), das in die Kodifikationen des →Allgemeinen Land­rechts Preußens (1794), des →Code civil Frankreichs (1804) und des →Allgemeinen Bürgerlichen Ge­setzbuchs Österreichs (1811/­1812) Eingang findet, und die Ab­lehnung von Folter, Hexenprozess, Leibes­strafen einerseits sowie das Verlangen nach Gewaltenteilung, Teilhabe an der Macht, Grundrechten, Verfassung und Volkssouverä­nität ande­rerseits. In der Verwaltung entsteht aus der Aufklärung die Funktionalität anstrebende Kameral­wissen­schaft. In der Wirtschaft geht es in der Aufklärung um größtmöglichen Wohlstand. Politisch führt die Aufklärung zu dem aufgeklärten →Absolutismus (Friedrich der Große in Preußen, Joseph II. in Österreich, Großherzog Leopold in Toskana) bzw. zu der Revolution in Frankreich von dem 14. 7. 1789. Die vollständige Umsetzung aller hoch gesteckten Ziele in politische Handlung gelingt nicht.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 136, 157, 161, 206; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 243; Bayle, P., Dictionnaire historique et critique (Historisches und kritisches Wörterbuch), 1697; Valjavec, F., Geschichte der abendländischen Aufklärung, 1961; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Schulze, R., Policey und Gesetz­gebungslehre im 18. Jahrhundert, 1982; Bosshard, H., Pestalozzis Staats- und Rechtsverständnis und seine Stellung in der Aufklärung, 1983; Aufklärung, hg. v. Hinrichs, E., 1985; Aufklärung als Politisierung - Politisierung der Aufklärung, hg. v. Bödeker, H. u. a., 1987; Aufklärung und Geheimgesellschaften, hg. v. Reinalter, H., 1989; Im Hof, U., Das Europa der Aufklärung, 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Lexikon der Aufklärung, hg. v. Schneiders, W., 1995; Vierhaus, R., Was war Aufklärung?, 1995; Universitäten der Aufklärung, hg. v. Hammerstein, N., 1996; Schneiders, W., Das Zeitalter der Aufklärung, 1997; Der Illuminatenorden (1776-1785/87), hg. v. Reinalter, H., 1997; Cattaneo, M., Aufklärung und Strafrecht, hg. v. Vormbaum, T., 1998; Sweetman, J., The Enlightenment and the Age of Revolution, 1998; The Enlightenment, hg. v. Williams, D., 1999; Toleration in Enlightenment Europe, hg. v. Grell, O. u. a., 1999; Aufklärung – Vormärz – Revolution, hg. v. Reinalter, H., 2000; Böning, H./Siegert, R., Volksaufklärung, Bd. 2 2000; Alt, P., Aufklärung, 2. A. 2001; Lexikon der Aufklärung, hg. v. Schneiders, W., 2001; Hunter, I., Rival enlightenments, 2001; Mulsow, M., Moderne aus dem Untergrund, 2002; The Enlightenment in Europe, hg. v. Schneiders, W., 2003; Bürgerliche Freiheit und christliche Verantwortung, hg. v. De Wall, H., 2003; Les Lumières et leur combat, hg. v. Mondot, J., 2004; Borgstedt, A., Das Zeitalter der Aufklärung, 2004; Goldenbaum, U., Appell an das Publikum, 2004; Asbach, O., Staat und Politik zwischen Absolutismus und Aufklärung, 2005; Fichte und die Aufklärung, hg. v. De Pascale, C., 2005; Körber, E., Die Zeit der Aufklärung, 2006; Israel, J., Enlightenment Contested, 2006; Feiner, S., Haskala - Jüdische Aufklärung, 2007; Sorkin, D., The Religious Enlightenment, 2008; Lauer, G., Die Rückseite der Haskala, 2008; Strukturen der deutschen Frühaufklärung (1680-1720), hg. v. Bödeker, H., 2008; Meyer, A., Die Epoche der Aufklärung, 2010; Schenk, T., Wegbereiter der Emanzipation? Studien zur Judenpolitik des aufgeklärten Absolutismus, 2010; Schippan, M., Die Aufklärung in Russland im 18. Jahrhundert, 2012; Krünes, A., Die Volksaufklärung in Thüringen im Vormärz (1815-1848), 2013; Kléber Monod, P., Solomon’s Secret Arts, 2013; Aufklärung der Öffentlichkeit – Medien der Aufklärung, hg. v. Stöber, R. u. a., 2015; Religion und Aufklärung, hg. v. Beutel, A. u. a., 2016; Schmitt, A., Wie aufgeklärt ist die Vernunft der Aufklärung?, 2016; Reinalter, H., Der aufgeklärte Mensch, 2016; Bechler, K. u. a., Aufklärung in Oberschwaben, 2016; Lehner, U., Die katholische Aufklärung, 2017; Kampf um die Aufklärung? Institutionelle Konkurrenzen und intellektuelle Vielfalt im Halle des 18. Jahrhunderts, hg. v. Geffarth, R. u. a., 2018 (Sammelband); Mulsow, M., Radikale Frühaufklärung in Deutschland 1680-1720, 2018; Katholische Aufklärung in Europa und Nordamerika, hg. v. Overhoff, J. u. a., 2019

auflassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1195 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) offen lassen

Auflassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1279 mittelniederdeutsch bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [Hach, LübR. 258] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb auflassen um 1195 bezeugt und ab 1221-1224 in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist rechtlich die Öffnung eines Grund­stücks für einen Erwerber. Sie erfolgt zunächst durch tatsächliches, möglicherweise rechtsförm­liches Eröffnen des Grundstücks, später durch eine Erklärung vielleicht unter notwendiger Wahrung bestimmter Formen (außerhalb des Grundstücks, wissenschaftlich als zweiter Teil der Investitur eingeordnet, Besitzaufgabe). Seit dem 13. Jahrhundert wird Auflassung zu der Bezeichnung für die Grund­stücksübereignung insgesamt. Häufig erfolgt sie gerichtlich. Während der Aufnahme des römischen Rechtes in der frühen Neuzeit wird die Auflassung zurückgedrängt. In dem 19. Jahrhundert dringt sie wieder vor. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist sie die Bezeichnung für den von Savigny (1779-1861) ent­wickelten dinglichen Vertrag über den Eigen­tumsübergang an Grundstücken, zu dem die Eintragung der Eigentumsän­derung in das Grundbuch hinzukommen muss, wobei die gesamte Übereignung bei Fehlen eines Grundgeschäfts (Verpflichtungsgeschäfts) als ungerechtfertigte Berei­cherung rückgängig gemacht werden kann.

Lit.: Hübner 205, 259f., 262; Kroeschell, DRG 1, 2; Stobbe, O., Die Auflassung des deutschen Rechtes, (in) Jh. Jb. 22 (1873), 137; Lehmann, K., Die altnordische (altnorwegisch-altisländische) Auflassung, ZRG GA 5 (1884), 84; Lehmann, K., Zur nordgermanischen Auflassung, ZRG GA 11 (1890), 255; Schmidt, W., Die Auflassung im Mittelalter, Diss. jur. München 1932; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsüber­eignung, 1952; Köbler, G., Verzicht und Renuntiation, ZRG GA 85 (1968); Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Steppan, M., Das bäuerliche Recht an der Liegenschaft, 1995; Wieling, H., Wie Kaiser Konstantin die germanische Auflassung erfand, ZRG GA 124 (2007), 287; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Aufnehmen (Zeitwort aufnehmen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1270 [HambStR. I 19] bzw. um 1275 [Schwsp. L. Lehnr. Art. 6 und öfter] bzw. 1278 [CDPruss. I 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, substantiviert N.) des Kindes (in die Familie) ist der in frühmittelalterlichen Volksrechten er­kennbare, nach der Geburt vielleicht notwen­dige förmliche Rechtsakt, durch den ein neugeborenes Kind Mitglied der Rechtsge­meinschaft wird und deshalb danach nicht mehr ausgesetzt werden kann. Unter dem Einfluss des Christentums verschwindet dieses besondere (gewillkürte) Aufnehmen des Kindes zugunsten des Erwerbs der Rechtsfähigkeit mit der (bloßen tatsächlichen Vollendung der) Geburt.

Lit.: Hübner 52f., 699; Coulin, A., Der nasciturus, ZRG GA 31 (1910), 131

aufopfern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1452 [Indersdorf I 328 Nr. 814] und 1459 [Indersdorf I 356 Nr. 878] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufgeben

Aufopferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1493 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufopfern allgemein um 1200 und 1452 und 1459 in älteren deutschen Rechtsquellen in 2 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Beseitigung eines einzelnen Rechtes zugunsten der Allgemeinheit oder eines begünstigten Dritten, für die seit der Aufklärung Ersatz zu leisten ist (vgl. § 75 Einl. ALR).

Lit.: Köbler, DRG 259; Niesler, A., Aufopferung und Enteignung vom ALR bis zur WRV, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2007), 128ff.; Menninger, L., Die Inanspruchnahme Privater durch den Staat, 2014

aufrechnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um 1325 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [BreslUB. 133] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gegenrechnen

Aufrechnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1451 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [SchlesDorfU. 32] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufrechnen ab um 1325) ist sachlich die schon der römischen klassischen Jurisprudenz als prozessual geltend zu machende (lat. [F.]) →compensatio bekannte, wechselseitige Til­gung zweier sich gegenüberstehender gleich­artiger Forderungen durch Verrechnung (Verurteilung nur auf einen vorhandenen Überschuss bzw. [lat.] exceptio [F.] doli zu der Überprüfung der Gegenforderung). Das ältere deutsche Recht kennt anscheinend einen besonderen Aufrechnungsvertrag. Eine Aufrechnung durch ein­seit­ige Erklärung entsteht wohl unter römisch­rechtlichem Einfluss in dem Spätmittel­alter. Später genügt auf Grund eines Ansatzes des Glossators Martinus eine bloße Aufrech­nungslage für das Erlöschen der gegen­überstehenden Ansprüche (ALR I 16 § 301, Cc 1290, ABGB § 1348). Seit dem späteren 19. Jahrhundert wird die Aufrechnung als einseitiges Rechts­geschäft eingeordnet und wieder eine Auf­rechnungserklä­rung verlangt.

Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 125; Dernburg, H., Geschichte und Theorie der Compensation, 2. A. 1868, Neudruck 1965; Prausnitz, O., Die Geschichte der Forderungsverrechnung, 1928; Pielemeier, K., Das Aufrechnungsverbot des § 393 BGB, 1988; Halbwachs, V., Ipso iure compensatur, hg. v. Thier, A. u. a., 1999; Pichonnaz, P., La compensation, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

aufsehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1397 [Gengler, CIM. 458] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nach oben sehen, beaufsichtigen

Aufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1483 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [RügenLR. Kap 97 § 2] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufsehen 9. Jahrhundert) ist allgemein der übergeordnete Blick auf eine Angelegenheit, der Rechte und Pflichten begründen kann.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Auftrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [CoutLuxemb. I 192] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb auftragen um 1165) ist sachlich in dem römischen Recht die als (lat. [N.]) →mandatum (Auftrag, Befehl) bezeichnete Übernahme der unentgeltlichen Besorgung eines fremden Geschäfts (eines Auftraggebers oder Man­danten durch einen Auftragnehmer oder Mandatar), die wohl auf sittliche Pflichten zu dem Tätigwerden für einen Nachbarn zurückgeht, wobei diesem Auftrag mangels der Möglichkeit unmittelbarer Stellvertretung keine Vollmacht entspricht (höchstper­sönlicher Konsensualkontrakt). In dem deutschen Recht scheint der Auftrag zunächst keine besondere Rolle gespielt zu haben. Nach der Rezeption des römisch­rechtlichen Mandats wird an dem Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Auftrag als Innenverhältnis und Vollmacht als Rechts­macht gegenüber Dritten (Außenverhältnis) unterschieden (§ 788 SächsBGB 1863, § 662 BGB 1896).

Lit.: Kaser § 4; Söllner §§ 9, 17, 18; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Albrecht, G., Vollmacht und Auftrag, 1970; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Amann, P., Abgrenzung und Anwendungsbereich von Dienstvertrag, Werkver­trag und Auftrag in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuches, Diss. jur. Bielefeld 1987; Grau, U., Historische Entwicklung und Perspektiven des Rechts der öffentlichen Aufträge, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Principles of European Law Mandate Contracts, prepared by Loos, M., 2013

auftragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1165 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [Grafenthal UB. 99] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinauftragen, befehlen

aufwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 900 belegt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1539 [Bergwb. Einl.] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinaufwenden

Aufwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1542 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1726 [LeiningenErbfO. 4 § 12] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufwenden in Grimm Deutsches Wörterbuch um 900) ist sachlich der Einsatz von Mitteln zu der Erlangung eines Wertes.

Lit.: Kotterheidt, H., Der Begriff der Aufwendung im Bürgerlichen Gesetzbuch beim Auftrag und bei der Geschäftsführung ohne Auftrag, 1935; Sievert, W., Der Aufwendungsbegriff in Geschichte und Gegenwart des deutschen Einkommensteuerrechts, 1984; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

aufwerten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1926 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Wert erhöhen

Aufwertung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb aufwerten 1926) ist die Erhöhung eines Wechselkurses einer Währung in dem Verhältnis zu dem Goldwert oder zu anderen Währungen. Daneben wird auch die Erhöhung des Nennbetrags einer Geldschuld, die in Einheiten einer entwerteten Währung aus­gedrückt ist, entsprechend der Kaufkraft bei der Begründung des Schuldverhältnisses als Aufwertung bezeichnet (beispielsweise Aufwertungs­ent­schei­dung des Reichsgerichts von dem 28. 11. 1923, 3. Steuernotverordnung von dem Februar 1924 auf Grund der Inflation, Aufwertungs­gesetz von dem Juli 1925 in dem Deutschen Reich). Wird der Gesetzgeber bei starker Geldentwertung nicht tätig, kann sich die Gerichtsbarkeit zu richterlicher Aufwertung aus Gründen der Sachgerechtigkeit gezwungen sehen.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert 50; Mügel, O., Die Entwicklung der Aufwertungslehre des Reichsgerichts, (in) DJZ 1928, 29ff.; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit in den Entscheidungen des Reichs­gerichts in Zivilsachen, 1996; Scholz, R., Analyse der Entstehungsbedingungen der reichsgerichtlichen Auf­wertungsrechtsprechung, 2001; Chlosta, C., Nur dem Gesetz unterworfen?, 2005; Wille, S., Aufwertung und Obligationensteuer, 2021

aufzeichnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1486 [Indersdorf II 132 Nr. 1416] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zeichnen, schreiben, schriftlich festhalten

Aufzeichnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1490 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [NrhAnn. 48 109] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufzeichnen um 1400) ist die Umwandlung von Gedachtem oder Gesprochenem in Schrift oder andere weniger schnell vergängliche Mittel, die (in dem deutschen Sprachraum) seit der Begegnung zwischen weitgehend schriftlosen Germanen und schriftkundiger Antike über die Kirche seit der Christianisierung in dem Frühmittelalter beginnt. →Schriftlichkeit

Lit.: Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Kannowski, B., Bürgerkämpfe und Friedebriefe, 2001

Auge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 765 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1150 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Sehen dienende Sinnesorgan von Tieren und Menschen, das auch als Zeichen der alles sehenden Gerechtigkeit verwendet werden kann.

Lit.: Deonna, W., Le symbolisme de l’oeil, 1965; Jaeger, W., Augenvotive, 1979; Schleusener-Eichholz, G., Das Auge im Mittelalter, 1980; Geissmar, C., Das Auge Gottes, 1993; Stolleis, M., Das Auge des Gesetzes, 2004

Augenschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1235 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [FreiburgDiözArch. 18 1886 147] in 43 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die unmittelbare sinnliche Wahrnehmung vor allem mittels des Auges. Der Augenschein ist sachlich als Beweismittel be­reits dem römischen Prozessrecht bekannt und findet auch in dem mittelalterlichen deutschen Prozess (insbesondere in dem Inquisitionsprozess) Verwendung (mhd. blickender schin, lat. evidentia [F.] ocularis). Seit dem 17. Jahrhundert wird der Augenschein wissenschaftlich erörtert.

Lit.: Kaser § 84; Hänel, A., Das Beweissystem des Sachsenspiegels, 1858; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1879; Holde­fleiß, E., Der Augenscheinbeweis im mittelalterlichen deutschen Strafverfahren, 1933; Drehsen, M., Der gerichtliche Augenschein im Zivilprozess, 2017

Auge um Auge, Zahn um Zahn (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 39 (2. Moses 21, 22-25, Körte 1837)

Augen auf, Kauf ist Kauf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist ein wohl erst in dem 19. Jahrhundert geschaffenes Rechtssprichwort, das wie ähnliche Wendungen (beispielsweise Wer die Augen nicht auftut, der muss den Beutel auftun, Petri, F., 1605) der Begründung des Ausschlusses der (römischen) Sach­mangelhaftung in dem deutschen Recht dient.

Lit.: Hamilton, W., The ancient maxim caveat emptor, (in) Yale Law Journal 40 (1931/1932, 1133; vgl. Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 2002, 38f.

Augsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) geht auf den nach einem Militärkastell der Zeitenwende 45 n. Chr. auf einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach gegründeten Vorort Augusta Vindelicum der römischen Provinz Rätien zurück (um 121 n. Chr. [lat. N.] municipium). Vielleicht ist es seit dem 4. Jahrhundert (oder 5. Jahrhundert) trotz Zerstörung durch Germanen (5. Jahrhundert Alemannen) Sitz eines seit dem 7. Jahrhundert bzw. 738 nachweisbaren Bischofs. 1156 grenzt eine Urkunde Kaiser Friedrichs I. Barbarossa die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger voneinander ab. 1167/1168 lässt sich der Kaiser die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in Augsburg übertragen. 1273 kommt die Vogtei an das Reich. 1276 zeichnet die Stadt ein eigenes, von dem König bestätigtes Stadtrecht in mittelhochdeutscher Sprache auf. Zu dieser Zeit entsteht wohl in Augsburg eine mittelhochdeutsche Fassung des Sachsenspiegels, die bald zu Deutschenspiegel und so genanntem Schwabenspiegel weiterbearbeitet wird. 1294 erhält Augsburg ein Nichtevokationsprivileg König Adolfs von Nassau. An der Wende des Mittelalters zu Neuzeit wirkt von Augsburg aus die Kaufmannsfamilie Fugger. 1555 wird in Augsburg der Augsburger Religionsfriede geschlossen. Bis 1805 bleibt das zu einem europäischen Handelsmittelpunkt aufsteigende Augsburg danach Reichsstadt, bis es an dem 26. 12. 1805 durch den Vertrag von Pressburg an Bayern fällt. 1970 wird Augsburg Sitz einer Universität.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StadtrechtAugsburg1276pdf.pdf; Köbler, Historisches Lexikon; Das Stadtbuch von Augsburg, hg. v. Meyer, C., 1872; Urkundenbuch der Stadt Augsburg, hg. v. Meyer, C., 1874ff.; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Augsburg, 1876; Hellmann, F., Das Konkursrecht der Reichsstadt Augsburg, 1905; Wolff, A., Gerichtsverfassung und Prozess im Hochstift Augsburg in der Rezeptionszeit, (in) Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 4 (1913), 129; Steiger, H., Geschichte der Stadt Augsburg, 1941; Zorn, W., Augsburg, 1955, 2. A. 1972, 4. A. 2001; Augusta 955-1955, 1955; Liedl, E., Gerichtsverfassung und Zivilprozess der freien Reichsstadt Augsburg, 1958; Batori, J., Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg 1975; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 2. A. 1985; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, P., Eine Stadt in Krieg und Frieden, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs in den bayerischen Staat, 1993; Hecker, H., Das Recht der Reichsstadt Augsburg, ZRG GA 113 (1996), 391; Augsburger Buchdruck und Verlagswesen, hg. v. Gier, H. u. a., 1997; Künast, H., Getruckt zu Augspurg, 1997; Müller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg, 2001; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Haberstock, E., Der Augsburger Stadtwerkmeister Elias Holl (1573-1646), 2016; Timpener, E., Diplomatische Strategien der Reichsstadt Augsburg, 2017

Augsburger Konfession (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Augsburger Bekenntnis) ist die von Philipp Melanchthon für den Reichstag zu Augsburg verfasste, an dem 25. 6. 1530 verlesene Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche mit zwei Teilen zu 21 und 7 Artikeln, lat. confessio (F.) Augustana (in Gegensatz zu dem Helvetischen Bekenntnis der durch Ulrich Zwingli und Johannes Calvin geschaffenen reformierten Kirchen).

Lit.: Hoffmann, G., Entstehungsgeschichte der Augustana, (in) Z. f. systemat. Theologie 15 (1938), 419

Augsburger Religionsfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem Reichsabschied des Heiligen römischen Reiches von dem 25. 9. 1555 zwischen König Ferdinand I. (für Karl V.) und den deutschen Reichsständen in Bezug auf die Religion nach dem Stand von dem 2. 8. 1552 ge­schlossene Friede, der die freie Reli­gionsausübung für Katholiken und Lutheraner gewährleistet. Er sichert den Reichsständen (nicht aber ihren Untertanen) die Freiheit der Bekenntniswahl zu ([lat.] →cuius regio, eius religio, wessen Gebiet, dessen Religion). Gibt ein geistlicher Reichsstand den katholischen Glauben auf, verliert er Gebiet und Kirchenamt ([lat.] →reservatum [N.] ecclesiasticum). Das Auswanderungsrecht von Untertanen bereitet die Religionsfreiheit vor. Der lückenhafte, widersprüchliche und auch mehrdeutige Augsburger Religionsfriede kann weder die geistliche Einheit herstellen noch den Frieden dauerhaft sichern, bildet aber die Grundlage des paritätischen Reichskirchenrechts bis 1806.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Brandi, K., Der Augsburger Religionsfriede, 2. A. 1927; Simon, M., Der Augsburger Religionsfriede, 1955; Walder, E., Religionsvergleiche des 16. Jahrhunderts, 3. A. 1974; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfriede und das Reichskammer­gericht 1550-1600, 1976; Heckel, M., Deutschland im konfessionellen Zeitalter, 2. A. 2001; Gotthard, A., Der Augsburger Religionsfrieden, 2004; Heckel, M., Konfessionalisierung in Koexistenznöten, (in) HZ 280 (2005), 647; Heckel, M., Politischer Friede, (in) HZ 282 (2006), 391; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Schilling, H. u. a., 2007

Augsburger Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl auch in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Augsburger Transaktion, 1548) →Niederlande

Augustiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1271 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und auch vielleicht in Google nicht belegt, M.) ist der Anhänger des nach der in dem 8. Jahrhundert entstandenen sog. Regel Augustins (354-430, Gehorsam, Keuschheit, Armut) lebenden kirchlichen Ordens. Zu den Augustinern gehören die Augustiner-Eremiten (Orden zwischen 1244 und 1256), während Augustinerchor­herren (11. Jahrhundert), Prämonstratenser und Dominikaner nur auch nach der Regel Augustins leben.

Lit.: Verheijen, L., La règle de St. Augustin, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gutiérrez, D. u. a., Geschichte des Augustinerordens, 1975ff.; Cremona, C., Augustinus, 2. A. 1995; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2003

Augustinus (Thagaste 13. 11. 354-Hippo Regius bzw. Annaba in Algerien 28. 8. 430) einer der vier (von Papst Bonifaz VIII. 1295 anerkannten großen) Kirchenlehrer der Spätantike (Ambrosius, Augustinus, Gregor[ius], Hieronymus, insgesamt aber 36 Heilige bzw. katholische Kirchenlehrer) und von Plato beeinflusster Philosoph, s. Google

Lit.: Fuhrer, T., Augustinus, 2004; Augustin Handbuch, hg. v. Drecoll, V., 2007; Chadwick, H., Augustine of Hippo, 2009; Drecoll, V. u. a., Augustin und der Manichäismus, 2011; A Companion to Augustine, hg. v. Vessey, M., 2012; Rosen, K., Augustinus, 2015, 2. A. 2017

Augustus (Rom 23. 9. 63 v. Chr.–Nola bei Neapel 19. 8. 14 n. Chr.) Sohn einer Nichte Caesars, 44 v. Chr. Adoptivsohn Caesars (ursprünglich Gaius Octavius, seit Adoption Gaius Iulius Caesar, Ehrenname griech. sebastos, lat. augustus, Erhabener, Mehrer, der von dem Beginn seines Aufstiegs an lernen muss, zu lügen und zu betrügen, wo immer es ihm nützlich erscheint,) verfolgt die Mörder Caesars und wird 36 v. Chr. Herrscher in dem westlichen und 30 v. Chr. Herrscher auch in dem östlichen Teil des römischen Reiches. Äußer­lich stellt er die republikanischen Zustände wieder her. Tatsächlich leitet er (27 v. Chr.) mit seinem Prinzipat den zentrierenden und dadurch stabilisierenden Übergang von der jährlich zwei Konsuln wählenden Republik zu dem Kaisertum ein. Seine Herrschaft wird an dem Ende auf Grund weitreichender Zustimmung als (lat.) pax (F.) Augusta (augustische Friedenszeit) erklärt. Für die Ehe erlässt er gesetzliche Ge­bote und Verbote.

Lit.: Kienast, D., Augustus, 1982, 2. A. 1992, 3. A. 1999, 4. A. 2009, 5. A. 2014; Eck, W., Augustus und seine Zeit, 1998; Bleicken, J., Augustus, 1998; Bringmann, K./Schäfer, T., Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums, 2002; Schlange-Schöningen, H., Augustus, 2005; Bringmann, K., Augustus, 2007, 2. A. 2012; Augustus, Schriften, Reden und Aussprüche, hg. v. Bringmann, K. u. a., 2008; Dahlheim, W., Augustus, 2010; Cooley, A., Res Gestae Divi Augusti, 2009; Pabst, A., Kaiser Augustus, 2014; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014; Havener, W., Imperator Augustus, 2016; Williams, J., Augustus – Roman, 2016; Wiseman, T., The house of Augustus, 2019

Auktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1571 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über auctio, lat., F., Vermehren, Versteigerung [Plautus um 250-184 v. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die sachlich schon der Antike bekannte, dort rechtlich nicht besonders beachtete Veräußerung einer (beweglichen) Sache an den Meistbietenden durch öffentlichen Aufruf. Sie erhält sich in der Form der Vergabe von Steuern, Ämtern und Nutzungen an den Meistbietenden in den romanischen Ländern. In dem 13. Jahrhundert dringt die Auktion gepfändeter Güter eines nichtzahlenden Schuldners nach Mitteleuropa ein. Daneben findet sich seit dem 14. Jahrhundert die Auktion von Waren durch Groß­händler, seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die Auktion fremdländischer Waren durch Kolonialge­sellschaften. Wegen der damit möglichen Missstände entstehen Ordnungsvorschriften, die mit Einführung der Gewerbefreiheit in dem 19. Jahrhundert wieder aufgegeben werden. Aufgrund der damit erneut möglichen Missstände greift der Gesetzgeber seit 1883 ein (in der Bundesrepublik Deutsch­land u. a. 1960 § 34b GewO). Eine neuere technische Entwicklung ist die Auktion in dem Internet.

Lit.: Süßheim, M., Das moderne Auktionsgewerbe, 1900; Durach, H., Die deutschen Großhandelsauktionen, 1960; Thielmann, G., Die römische Privatauktion, 1961; Marx, H./Arens, H., Der Auktionator, 1992; Schneider, A., Auktionsrecht, 1999; Spindler, G./Wiebe, A., Internet-Auktion, 2001

Aurich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Conring, W., Die Stadt- und Gerichtsverfassung der ostfriesischen Residenzstadt Aurich, Diss. jur. Göttingen 1965

aus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., Adv.) heraus, hervor

ausbilden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – vor 1326 [Meister Eckhart] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erziehen

Ausbildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1507 bezeugt – in EDEL 1. Hälfte 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausbilden um 1300) Erziehung in einem besonderen Fähigkeitsbereich

Lit.: Elementarbildung und Berufsbildung zwischen 1450 und 1750, hg. v. Hanschmidt, A. u. a., 2005; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018; Würfel, M., Das Reichsjustizprüfungsamt, 2019

Ausbildungsförderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort nach 1957 belegt?) ist die von der Politik aus verständlichen Überlegungen aufgenommene Förderung der allgemeinen und beruflichen Bildung durch Geldleistungen seitens der Allgemeinheit. Sie ist eine Folge des Sozialstaatsgrundsatzes. Sie ist auf Herstellung der Chancengleichheit in dem Ausbildungsbereich gerichtet (in Deutschland 1957-1971 Honnefer Modell, 1971ff. Bundes­ausbildungsförderungsgesetz).

Lit.: Köbler, DRG 261; Deres, R., Ausbildungsförderungsrecht, 40. A. 2020

Ausbluten(lassen) (Zeitwort ausbluten in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und doch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., auch substantiviert als N.) durch Öffnen eines Blutgefäßes Blut aus dem Körper bis zu dem Tode laufen lassen

Lit.: Rau, K., Augsburger Kinderhexenprozesse, Diss. jur. Zürich 2003

Ausbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Waldkirch/Schreiber, UB. I 158] in 35 Stellen – und auch als Bürge – und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb der (Mauer der) →Stadt lebende →Bürger (Pfahlbürger).

Lit.: Domsta, H., Die Kölner Außenbürger, 1973; Bahnschulte, B., Pfahlbürger und Stadtbürger, 2013

Auschwitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist der Ort eines Konzentrationslagers in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft des Deutschen Reiches (in Polen), in dem unter der Kommandantur Rudolf Höß‘ mehr als 500000 Menschen getötet werden (Höß an dem 16. April 1947 auf dem Lagergelände erhängt). Ab 1963 werden in der Bundesrepublik Deutschland Strafverfahren wegen dort verübter Verbrechen durchgeführt. Dabei werden 22 Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt, 3 freigesprochen.

Lit.: Langbein, H., Der Auschwitzprozess, 1995; Werle, G./Wandres, T., Auschwitz vor Gericht, 1995; Der Auschwitz-Prozess, hg. v. Fritz-Bauer-Institut, 2004 (DVD); Meyer, A., Das Wissen um Auschwitz, 2010; Klee, E., Auschwitz, 2013, Pilecki, W., Freiwillig nach Auschwitz, 2013; Pendas, D., Der Auschwitz-Prozess, 2013 (amerikanisches Original 2013); Steinke, R., Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht, 2013, Warnke, M., Zeitgenossenschaft, 2014 (Zeitungsberichte von 1963); Koop, V., Rudolf Höß, 2014; Crippa, L. u. a., Wihelm Brasse – Der Fotograf von Auschwitz, 2014; Hansen, I., Nie wieder Auschwitz, 2015; Greif, G. u. a., Aufstand in Auschwitz, 2015; Brewing, D., Im Schatten von Auschwitz. Deutsche Massaker an polnischen Zivilisten 1939-1945, 2016 (nach dem Blutsonntag von Bromberg an dem 3./4. September 1939 mit etwa 400 toten Volksdeutschen und rund 150000 Zivilisten als Opfer während der 2078 Tage dauernden Besatzungsherrschaft); Renz, W., Auschwitz vor Gericht, 2018; Turner, M., Historians at the Frankfurt Auschwitz Trial, 2018; Bruttman, T. u. a., Die fotografische Inszenierung des Verbrechens – Ein Album aus Auschwitz, 2019; Polian, P., Briefe aus der Hölle, 2019; DeWind, E., Ich blieb in Auschwitz – Aufzeichnungen eines Überlebenden 1943-45, 2020; Kuchler, C., Lernort Auschwitz, 2021

Ausdärmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 Zeitwort bezeugt und nicht in DW2 – nicht in EDEL –und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ist das gelegentlich angedrohte, aber wohl kaum jemals tatsächlich ausgeführte Töten eines Menschen durch Herausziehen des Darmes aus dem Körper als Strafe.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920ff.; Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsge­schichte, 1942

Ausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausgleichen um 1450) ist die 1867 unter maßgeblicher Beteiligung Franz Deáks (Söjtör 17. 10. 1803-Budapest 28. 1. 1876) für die Selbständig­keitsbestrebungen →Ungarns innerhalb der österreichisch-ungarischen Doppel­monarchie gefundene Lösung (ungarischer Gesetzesartikel XII:1867, österreichisches Delegationsgesetz von dem 21. 12. 1867, RGBl. 1867, 146, betreffend die allen Ländern der österreichischen Monarchie gemeinsamen Angelegenheiten und die Art ihrer Be­handlung, Umwandlung des Kaisertums Österreich in die österreichisch-ungarische Monarchie). Auf der Grundlage der kaiserlichen Anerkennung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit Ungarns und der ungarischen Anerkennung der →Prag­matischen Sanktion (1723) wird dort festgelegt, dass den österreichischen und ungarischen Ländern der Herrscher, die auswärtigen Ange­legenheiten, die Armee und das Finanzwesen (mit gewissen Einschränkungen) unter einem einheitlichen Ministerium gemeinsam sein sollen (gemeinsame pragmatische Angelegenheiten und dualistische Angelegenheiten, Trennung in kaiserliche und königliche k. u. k., kaiserlich-königliche k. k. und königlich ungarische k. ung. Organe). Das daraus erwachsende staatsrecht­liche Verhältnis Ungarns zu →Österreich wird teils als Gesamtreich oder Personalunion, teils als Realunion erklärt. 1918 wird Ungarn an dem Ende des Ersten Weltkriegs souverän.

Lit.: Köbler, DRG 265; Baltl/Kocher; Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1867, 1967; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreich-ungarischen Monarchie, 2001

ausgleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1694 [Stieda-Mettig 350 Nr. 45, 8] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., gleichmachen, wettmachen

ausheben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [LSchrP. 155] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., herausheben, auswählen

Aushebung (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW1 1734 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Knapp, BeitrRWG. 458] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausheben um 800) Auswahl von Soldaten bei Wehrpflicht seit dem 16. Jahrhundert

Lit.: Schulze, W., Landesdefension und Staatsbildung, 1973

ausheischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 22 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausverlangen, verlangen, dass ein Streit von einem Gericht vor einem Oberhof (beispielsweise Ingelheim) behandelt wird

Lit.: Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation an das Reichskammergericht, 1976

Ausland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – um 1700 in EDEL - und in älteren deutsche Rechtsquellen in teilweise engerer Bedeutung ab 1290 [Cout Furnes III 71] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) außerhalb (des eigenen Landes) gelegenes Land

Ausländer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – in EDEL 14. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MCarinth. IV 227] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Ausland in Grimm Deutsches Wörterbuch2 um 1300 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen in engerer Bedeutung 1290 belegt) ist der aus einem anderen Land kommende und deswegen eigentlich einem anderen Land angehörige →Fremde. Der Ausländer erscheint als Folge der Bildung besonderer Länder (in dem Deutschen Reich seit 1156) in dem 13. Jahrhundert. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (um 1960) erweisen sich besondere Gesetze für Ausländer (18. 4. 1965) als erforderlich (1991 Schengener Abkommen der Europäischen Gemein­schaften). Als Folge der günstigen wirtschaftlichen Lage in den entwickelten Staaten drängen immer mehr Menschen aus dem Ausland dorthin.

Lit.: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Herbert, U., Geschichte der Ausländerbeschäftigung in Deutschland 1880 bis 1980, 1986; Kanein, W./Renner, G., Ausländerrecht, 5. A. 1992; Herbert, U., Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland, 2001

auslegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1062 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herauslegen, ermitteln, erläutern

Auslegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1175 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [SsGl./WSB. 98 1881 66] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb auslegen um 1062 bezeugt) ist die Ermittlung und Klarlegung des Bedeutungsgehalts eines Umstands, insbesondere einer Erklärung oder eines Wortes. Sie ist sachlich bereits Bestandteil des Wissens der römischen Rechtskundigen (lat. [M.Pl.] iurisperiti), die das Zwölftafelgesetz ebenso auslegen wie einzelne Verträge oder Erklärungen. Justinian verbietet 529/530/­533 die Auslegung seiner Kompilation (Const. 1, 14, 12, Deo auctore 12, Const. Tanta 21). Nach der vorkritischen Hermeneutik der Aufklärung und des Ver­nunftrechts ist Verstehen die Regel und Missverstehen die Ausnahme, weswegen die Auslegung klarer und eindeutiger Rechtssätze ausge­schlossen ist. Zulässig ist vor allem die erklärende Aus­legung, während ausdehnende und ein­schränkende Auslegung ausgeschlossen sein können (beispielsweise Forster, V., Interpres, 1613, 2, 4). In der Neuzeit, vor allem seit dem 18. Jahrhundert erscheinen vermehrt Verbote der Auslegung (Stadtrechts­re­formation Nürnberg 1479/1484, Land­rechts­reformation Bayern 1518, Papst Pius IV. Benedictus Deus 1654, Ordonnance Frankreichs 1667, Preußen 1746, 1794, ähnlich Österreich Codex Theresianus 1758 fertiggestellter Teil, Frankreich Gesetze von 1790/1793). Nach der modernen Hermeneutik ist dagegen Missverstehen die Regel, so dass auch scheinbar klare und eindeutige Rechtssätze der Auslegung bedürfen können. In seinen methodologischen Darlegungen unterscheidet an dem Beginn des 19. Jahrhunderts Savigny vier Arten von Auslegung (grammatisch, historisch, systematisch und teleologisch).

Lit.: Kaser §§ 2 II 2, 3 V 1, 8 I; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 2, 17, 146, 229; Müller, H., Zur Geschichte der bindenden Gesetzesauslegung, 1939; Rüthers, B., Die unbegrenzte Auslegung, 1968, 6. A. 2005, 7. A. 2012; Schumacher, D., Das rheinische Recht in der Gerichtspraxis des 19. Jahrhunderts, 1970; Conrad, H., Richter und Gesetz, 1971; Schott, C., Rechtsgrundsätze und Gesetzeskorrektur, 1975; Hübner, H., Kodifikation und Entscheidungsfreiheit des Richters, 1980; Schröder, J., Gesetzesauslegung und Gesetzesum­gehung, 1985; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986, Neudruck 2007; Savignyana, Bd. 2 Vorlesungen über juristische Methodologie 1802-1842, hg. v. Mazzacane, A., 1993; Baldus, C., Regelhafte Vertragsauslegung, 1998; Bergfeld, C., Entscheidungen des Reichsober­handelsgerichts und des Reichsgerichts zur Auslegung von Rechtsgeschäften, (in) Das Bürgerliche Gesetz­buch und seine Richter, 2000, 625; Miersch, M., Der sog. référé législatif, 2000; Vogenauer, S., Die Auslegung von Gesetzen in England und auf dem Kontinent, 2001; Meder, S., Missverstehen und Verstehen, 2004; Haspl, R., Die Kontrolle der tatrichterlichen Auslegung von individuellen Willenserklärungen durch die Rechtsmittelinstanz, 2008; Baldus, C., Historische Auslegung in Rom?, (in) Seminarium Complutense 20/21 (2007/2008), 85; Kosche, K., Contra proferentem und das Transparenzgebot im Common Law und Civil Law, 2011; Interpretation of Law in the Age of Enlightenment, hg. v. Morigiwa, Y. u. a., 2011; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018

ausliefern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1449 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [Fruin, Dordrecht I 46 Art. 140] an 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), ausgeben, herausgeben

Auslieferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1621 bezeugt – in EDEL 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [HanseRez.3 IV 641] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausliefern 1449) ist die Beförderung von Sachen oder Menschen von einem Ort an einen anderen Ort oder die Überlassung an andere, meist gefährlichere Gegebenheiten. Das römische Recht kennt sachlich die Auslieferung von Tieren oder Sklaven in der Form der Preisgabe zwecks Haftungsfreiheit des Berechtigten oder Herren ([lat.] noxae datio [F.], Gabe des Schädigers). In der Neuzeit ist vor allem die Auslieferung eines Straftäters von einem Staat an einen anderen Staat zwecks Strafverfolgung oder Strafvollzug bedeutsam.

Lit.: His, R., Das Strafrecht im deutschen Mittelalter, 1920; Stüdemann, A., Die Entwicklung der zwischen­staatlichen Rechtshilfe in Strafsachen im nationalsozi­alistischen Deutschland, 2009; Roschauer, O., Asyl und Auslieferung – Entwicklung von Strafanspruch und Auslieferungsrecht, 2021

ausloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1593 [JütLow.3 II 28 § 3] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Belohnung aussetzen

Auslobung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1767 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1767 [Hesse, AgrVerh. 196] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausloben um 1450) ist das durch öffent­liche Be­kanntmachung erfolgende (seit dem 18. Jahrhundert) einseitige Ver­sprech­en einer Be­lohnung für die Vornahme einer Handlung, das in dem 18. Jahrhundert so benannt wird. Ursprünglich wird die Erklärung des Auslobens als Angebot an unbestimmte Dritte angesehen.

Lit.: Dreiocker, K., Zur Dogmengeschichte der Auslo­bung, Diss. jur. Kiel 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausmärker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1353 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [GrW. VI 748] in 7 Stellen aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der außerhalb einer →Mark Wohnende, der nur ausnahmsweise an einer Mark berechtigt ist. Seit dem Spätmittelalter wird eine Verfügung über Allmendrechte ohne Zustimmung der anderen Berechtigten möglich. Dadurch wird die Allmendberech­tigung verkehrsfähig.

Lit.: Hübner 137f.; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Bader, K., Das mittelalterliche Dorf, 1957ff.

Ausnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1585 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1696 [Büeler 66] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausnehmen um 805) Herausnahme, Abweichung, Sonderfall

Ausnahmegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besonders gebildete und zu der Entscheidung besonderer Fälle be­stimmte Gericht. Es findet sich beispielsweise als Star Chamber oder Court of High Com­mission in England, als Justizkom­mission in dem Absolutismus in Frankreich oder als Zentral­untersuchungskommission in dem Deutschen Bund. Ausgehend von England (Bill of Rights 1689) wird das Ausnahmegericht als Folge der Anerkennung des Gleichheitsgrundsatzes in den Verfassungen verboten (Frankreich 1791, Deutsches Reich 1849).

Lit.: Pollard, A., Council, Star Chamber and Privy Council under the Tudors, (in) EHR 37 (1922), 516; Menzel, W., Ausnahmegericht und gesetzlicher Richter, 1925; Schmidt, J., Rechtssprüche und Machtsprüche der preußischen Könige des 18. Jahrhunderts, 1943; Andrieux, C., Les Commissions Extraordinaires, 1955 (Diss. Paris); Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003

Ausnahmezustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Mitte des 19. Jahrhunderts als solcher erkannte Zustand des Staates in einer außergewöhnlichen Notlage, in der grundsätzlich die Regel gilt Not kennt kein Gebot. Nach rechtsstaatlichem Ver­ständnis bedarf auch der Ausnahmezustand einer (vorherigen gesetzlichen) Regelung (beispielsweise Gesetz über den Belagerungszustand von dem 4. 6. 1851 Preußen, Reichstagsbrandverordnung von dem 28. 2. 1933 Deutsches Reich, Art. 87a, 91, 115aff. GG). Bei Zweifeln entscheidet der souveräne Staat über das anzuwendende Mittel.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 343; Schneider, P., Ausnahmezustand und Norm, 1957; Boldt, H., Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 1967; Trotter, M., Der Ausnahmezustand, Diss. jur. Hei­delberg, 1997; Ausnahmezustand - Carl Schmitts Lehre von der kommissarischen Diktatur, hg. v. Voigt, R., 2013, 2. A. 2019; Kaiser, A., Ausnahmeverfassungsrecht, 2020

ausnehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausnehmen

Aussatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen mit unterschiedlichen Bedeutungen ab 1327 [InvNichtstaatlArchWestfal. Beibd. I 447] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lepra, Verb aussetzen um 1222, Femininum Aussetzung 1348) ist vor allem auch eine bereits dem Altertum bekannte, durch ein Bakterium ausgelöste mit Veränderungen an Haut, Schleimhaut, Nervengewebe und Knochen verbundene dauerhafte Infektionskrankeit, die anfangs nur durch Aussonderung (Hinaussetzen) der Betroffenen in besondere Siedlungen oder Unterkünften bekämpft werden konnte.

ausschießen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [MGConst. V 315] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausschießen, wegschießen

Ausschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1289 [KölnReg. III 2 S. 180] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausgang

ausschlagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – in EDEL 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 287] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausschlagen, ablehnen

Ausschlagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1445 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Mittelhochdeutschen [Lexer III Nachtr. 389] und 1445 [SchweizId. IX 430] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. Verb ausschlagen um 850) ist rechtlich vor allem die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Willenser­klärung des vorläufigen Erben, die Erbschaft nicht anzu­neh­men (lat. repudiare).

Lit.: Kaser § 71 II 3; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1376 bezeugt – EDEL 15. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1376/1445 [UlmRotB. Art. 244] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausschießen um 850) ist allgemein das aus einer Gesamtheit Ausgesonderte wie beispielsweise eine Untergliederung einer Einrichtung zu der einfacheren Erfüllung einer Aufgabe (beispielsweise Untersuchungsausschuss).

Lit.: Schmitt, C., Verfassungslehre 1928; Schönberger, C., Parlament im Anstaltsstaat, 1997; Linke, T., Entstehung und Fortbildung des Enquête- und Untersuchungsrechts in Deutschland. Rechtsentwicklungen aus 200 Jahren, 2015

außen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur als Verb und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Adverb belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) außerhalb, an der äußeren Seite

Außenerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. heres [M.] extraneus) ist sachlich in dem altrömischen Recht der bei Fehlen von Haus­erben (lat. sui heredes [M.Pl.]) eintretende Erbe (Agnat, Gentile, Patron, beliebiger Haus­fremder), der die Vermögensrechte des Erblassers durch eine besondere Handlung ergreifen muss.

Lit.: Kaser § 65

Außenminister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1916 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Minister (für auswärtige Angelegenheiten)

Lit.: Hampe, K., Das Auswärtige Amt in wilhelmini­scher Zeit, 2001; Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich, hg. v. Auswärtigen Amt, 2012; Das Auswärtige Amt und seine umstrittene Vergangenheit, hg. v. Sabrow, M. u. a., 2014

außer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [ZürichUB. VII 190] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) ausgenommen

Außerstreitverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →freiwillige Ge­richtsbarkeit

aussetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegbringen

Aussetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1348 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [ZWestpreuß. 23 1888 166] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aussetzen um 1222) ist in einer Bedeutung die bewusste Verbringung eines Menschen in eine Lage, in der ihm eine besondere Gefahr für das Leben droht. Nach dem römischen Zwölftafelgesetz ist die Aussetzung einer Missgeburt geboten, nach späterem römischem Recht und nach einzelnen frühmittelalterlichen Volksrechten ist die Aussetzung eines neugeborenen Kindes anscheinend erlaubt, doch lehnt die christliche Kirche die Aussetzung ab. Ob es Aussetzung als Strafe gegeben hat, ist streitig und eher fraglich. Davon abgesehen ist Aussetzung eine Straftat und eine Verfahrensmöglichkeit.

Lit.: Kaser § 60; Hübner 52; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Schwarz, H., Der Schutz des Kindes im Recht des frühen Mittelalters, 1993; Chilecki, S., Zur Dogmatik der Aussetzung (§ 221 StGB), 2010

aussperren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausschließen, an Arbeit nicht teilnehmen lassen

Aussperrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausssperren um 1250) ist in dem Arbeitsrecht die von Arbeitgeberseite seit dem 19. Jahrhundert unter Verweigerung der Lohn­zahlung planmäßig vorgenommene Nichtzu­lassung einer Gruppe von Arbeitnehmern zu der Dienstleistung. Sie ist ein Mittel des Arbeits­kampfs. Ihre Zulässigkeit ist nicht unbe­stritten.

Lit.: Wege zur Arbeitsrechtsgeschichte, hg. v. Steindl, H., 1984; Kalbitz, R., Die Arbeitskämpfe in der Bundesrepublik Deutschland, Diss. phil. Bochum 1972

ausstatten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1458 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1458 [HanseRez.2 IV 431] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), geben

Ausstattung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1543 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [Sachsse, MecklUrk 233] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb 1458) ist die über den gewöhnlichen Unterhalt hinausgehende, mit Rücksicht auf die Verheiratung oder die Erlangung einer selbständigen Lebensstellung erfolgende Zuwendung von Eltern an ein Kind. Sie geschieht wesentlich als →Ab­schichtung bei Verheiratung oder sonstiger Verselbständigung. Einen eindeutigen Rechts­anspruch auf Ausstattung gewähren in Preußen das Allgemeine Landrecht von 1794 (II 2 §§ 232ff.) und in Österreich das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812 (§§ 1220, 1231).

Lit.: Hübner; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000

Ausstäupen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1540 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [ZerbstFemb. 67] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das mittels Rute, Stock oder Peitsche erfolgende Schlagen (an einem Pfahl [Staupe]?). Es findet sich sachlich als Rechtsfolge einer Tat früh für Unfreie, seit dem Hoch­mittelalter als Strafe des Diebstahls von geringerem Wert. Die Aufklärung erreicht bis 1848 die Beseitigung des Ausstäupens.

Lit.: Breithaupt, W., Die Strafe des Staupenschlags, 1938

Ausstäupung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [Zerbst I 984] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) mittels Rute, Stock oder Peitsche erfolgendes Schlagen (an einem Pfahle [Staupe]?), →Ausstäupen

ausstellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1391 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [HanseRez.2 III 194] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinausstellen, schreiben

Aussteller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1719 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme 26] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausstellen 1391, Femininum Ausstellung 1437) Ausstellender

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deut­schen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausstellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1437 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [HanseRez.2 II 128] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausfertigung, Herstellung

Aussteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1494 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1494 [SchlesLehnsUrk. I 249] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aussteuern ab 1276) ist die früher in weitem Umfang übliche Zuwendung der zu der angemessenen Einrichtung eines Haushalts gehörenden Gegen­stände (an eine Tochter durch Eltern oder nähere Verwandte), die auch als Heim­steuer, Brautschatz und vielleicht Mitgift bezeichnet wer­den kann. Sie ist wohl nur ausnahmsweise rechtlich notwendig (beispielsweise § 1220 ABGB, §§ 1620ff. BGB [1957 aufgehoben], nicht II 2 §§ 231ff. ALR). In der Gegenwart wird die Aussteuer vor allem durch die Gewährung einer Ausbildung verdrängt und ersetzt.

Lit.: Hübner 664; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000

aussteuern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 73 § 1] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) geben

Austin, John (1790-1859), von 1826 bis 1832 Professor in London, ist als Begründer der englischen analytischen Jurisprudenz (Recht als eine Form des Befehls) einer der bedeutendsten englischen Rechtstheoretiker (The Province of Jurisprudence, 1832). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Austin JohnTheprovinceofjurisprudencedetermined1832.pdf, Austin, John, The Province of Jurisprudence determined, 1832, Löwenhaupt, W., Politischer Utilitarismus und bürgerliches Rechtsdenken, 1972; Morison, W., John Austin, 1982

Austrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1327 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Ennen, QKöln I 182] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb austragen um 950) Durchführung, Abschluss, Entscheidung

Austrägalinstanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Austrägalgericht 1751, Austrägal latinisiert aus Austrag) ist seit dem 13./14. Jahrhundert ein zunächst einzeln vereinbartes und durch die Reichs­kammergerichtsordnung von 1495 für Gefürs­tete, seit 1521 auch für den übrigen reichsun­mittelbaren Adel anerkanntes Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen Reichsfürsten. Gegen die Entscheidungen der bis 1806 bestehenden Austrägalinstnz ist die Appellation an das →Reichs­kammergericht zulässig. Der Deutsche Bund kennt nach Art. XI der Deutschen Bundesakte bzw. Art. XXII der Wiener Schlussakte ebenfalls eine Austrägalinstanz für die Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Bundesstaaten bzw. Streit­sachen der Bundesglieder. Für die Vollstreckung der Urteile dieser mit dem Deutschen Bund 1866 endenden Austrägalinstanz ist die Bundesversammlung zuständig. Vergleichba­re Einrichtungen in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871-1918) und in Österreich (bis 1918) sind von geringer Bedeutung.

Lit.: Köbler, DRG 153, 200; Leonhardi, P. v., Das Austrägalverfahren des Deutschen Bundes, Bd. 1f. 1838ff.; Stein, A., Die Austragsgerichtsbarkeit des deutschen Bundes, 1950; Frühauf, G., Die Austrä­galgerichtsbarkeit im Deutschen Reich und im Deutschen Bund, Diss. jur. Mainz 1976; Meurer, N., Die Entwicklung der Austrägalgerichtsbarkeit bis zur Reichskammerge­richtsordnung von 1495, (in) Prozesspraxis im alten Reich, hg. v. Baumann, A. u. a., 2005

austragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [BremgartenStR. 10] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinaustragen, durchführen

Australien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachenicht und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., zu lat. australis, Adj., südlich) ist der in dem Südosten Asiens (südlich Indonesiens) gelegene, vor etwa 50000 Jahren erstmals von Menschen besiedelte, vermutlich bereits in dem 16. Jahrhundert auch von Europäern entdeckte, in der Gegenwart von 25 Millionen Menschen bewohnte Kontinent, der den sechstgrößten Staat der Gegenwart beherbergt.

Lit.: Voigt, J., Geschichte Australiens, 1988; Hughes, R., Australien, 1992; Babeck, W., Einführung in das australische Recht, 2011; Voigt, J., Geschichte Australiens und Ozeaniens, 2011; Gleeson, J. u. a., Historical Foundations of Australian Law, Bd. 1f. 2013; Bramston, T., The Whitlam Legacy, 2014

austrālis, lat., Adj., südlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *au̯es-, *ā̆us-, *u̯es-, *us-, *heu̯s-, *hau̯s-, V., leuchten

Austrasien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) ist zeitweise ein besonderer (östlicher) Teil des fränkischen Reiches.

Lit.: Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990

Austria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist die an dem Ende des Frühmittelalters in Parallele zu →Austrien erscheinende Bezeichnung für ein Gebiet in dem Osten (des fränkischen oder deutschen Reiches oder eines sonstigen Standpunkts beispielsweise 996 →ostarrihhi, 1156 marchia Austrie, woraus sich →Österreich entwickelt).

Lit.: Köbler, DRG 76; Baltl/Kocher; Floßmann, U., Regnum Austriae, ZRG GA 89 (1972), 78; Krasa-Florian, S., Die Allegorie der Austria, 2007

Austrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist von dem 6. bis 8. Jahrhundert eine Bezeichnung für östliche Teile des Reiches der Franken.

Lit.: Lugge, M., Gallia und Francia im Mittelalter, 1960; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990

Austrofaschismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist eine Bezeichnung für das Herrschaftssystem Österreichs zwischen 1933/1934 und 1938.

auswandern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinauswandern, ausziehen

Auswanderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1482 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1783 [Sonnenfels, GesSchr. III 310] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar F., Verb auswandern um 1300) ist das Verlassen eines Landes auf Dauer (durch einen Freien). 1555 erlaubt der →Augsburger Religionsfriede die Auswanderung (lat. [F.] emigratio) bei Religionswechsel des Landesherrn. Der absolute Staat schränkt die Freiheit der Auswanderung aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Überlegungen ein. Nach dem Vorbild Frankreichs (1789) lassen die Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes 1815 die Auswanderung in einen anderen Mitgliedstaat und um 1848 die Auswanderung überhaupt zu (Auswanderungsfreiheit, § 136 der gescheiterten Reichsverfassung von dem 22. 3. 1849), wobei zwischen 1816 und 1914 5,5 Millionen Deutsche vor allem nach Amerika auswandern (9. 6. 1897 gesetzliche Regelung). Teilweise wird bei Auswanderung eine →Steuer verlangt (u. a. 1931 Reichsfluchtsteuer, 1953 aufgehoben).

Lit.: Scheuner, U., Die Auswanderungsfreiheit, (in) FS R. Thoma, 1950, 199ff.; Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt, 1989; Mußgnug, D., Die Reichsfluchtsteuer 1931-1953, 1993; Straten, A. v. d., Die Rechtsordnung des zweiten Kaiserreiches und die deutsche Auswanderung nach Übersee 1871-1914, 1997; Migration in der euro­päischen Geschichte, hg. v. Bade, K., 2002; Migration steuern, hg. v. Oltmer, J., 2003; Sternberg, J., Auswanderungsland Bundesrepublik, 2012; Keeling, D., The Business of Transatlantic Migration between Europe and the United States 1900-1914, 2012 (11 Millionen Auswanderer)

Ausweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1396 bezeugt – um 1600 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe für Schwaben [SchwäbWB. I 536] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Pass

ausweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zeigen, beweisen

Ausweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1347 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [DortmStat. 143] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausweisen um 1147) ist die Anordnung zu dem Verlassen eines Gebiets (Landes, Stadt). Wegen ihrer geringen Kosten und ihrer befreienden Wirkung verbreitet sich die Ausweisung seit dem späten Mittelalter rasch. Von der Aufklärung wird die Ausweisung von Straftätern seit dem 17. Jahrhundert zugunsten des Zuchthauses zu­rückgedrängt. Danach erlangt die Gewährung von Asyl erhebliche Bedeutung.

Lit.: Grenzen und Raumvorstellungen, hg. v. Marchal, G., 1996; Schnabel-Schüle, H., Überwachen und Strafen im Territorialstaat, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Reiter, I., Ausgewiesen, abgeschoben, 2000

Authenticae (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, zu authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch; vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber; gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein seiend, alleinig, derselbe, lat. [F.Pl.]) sind die vielleicht von oder seit →Irnerius (1060?-1125?) wahrscheinlich unter Verwendung der Epitome Juliani geschaffenen, in dem 13. Jahrhundert in den ersten neun Büchern des →Codex →Justinians eingefügten (362 bzw. 212) Auszüge aus der →Authenticum genannten Sammlung der →Novellen sowie (seit dem 14. Jahrhundert) die (2) Konstitutionen Sacramenta puberum (nach C 2. 27 bzw. 28. 1) und Habita (nach C 4. 13. 5) Friedrichs I. Barbarossa und die (durch Aufteilung eines umfang­reichen Gesetzes entstehenden 11) Konsti­tutionen (Navigia, Omnes peregrini, Agricultores u. s. w.) Friedrichs II. (Ad decus), die bis zu →Accursius (um 1230) in den Codex aufge­nommen werden. Eine Konstitution Heinrichs VII. von 1312 (Ad reprimendum) und der Friede von Konstanz sind nicht in den Codex, sondern als Extravaganten hinter die (lat. [M.Pl.]) libri feudorum (Lehnbücher) eingefügt. Nicht glossiert werden die Authenticae zu den letzten drei Büchern des Codex. Erst an dem Beginn der Neuzeit werden alle Novellen wieder zu einer Einheit verbunden.

Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3f. 1834ff.; Wesenberg, G., Die Privatrechtsgesetzgebung des Heiligen römischen Reiches, Studi P. Koschaker Bd. 1 1954, 187; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Bellomo, M., Europäische Rechtseinhit, 2005

authenticum, lat., N., Urschrift, Original, Eccl., Inschr., s. latein_a_z.docx, s. authenticus

Authenticum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, zu authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, s. latein_a_z.docx, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch; vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber; gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein seiend, alleinig, derselbe, lat. [N.]) ist die Bezeichnung für eine um 1100 in Bologna erscheinende, 134 in das Lateinische übersetzte Stücke umfassende, in neun (lat. [F. Pl.]) collationes geteilte Sammlung unbekannter Herkunft der seit 535 n. Chr. unter dem oströmischen Kaiser →Justinian ergangenen (168 griechisch gehaltenen) →Novellen, die der Zeit als authentische Fassung gilt. →Authenticae

Lit.: Söllner § 22; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3f. 1834ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, Pelagon. (360 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch, vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber, gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein

auto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 bezeugt – 16.? Jh.in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., als Präfix verwendete Partikel) selbst

Auto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1904 bezeugt – 1904 [Die Fackel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1904 als Abkürzung für Automobil belegt, wobei griech. auto ab dem 16. Jahrhundert als Präfix verwendet wird für selbst) Kraftfahrzeug

Autobahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1931 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nur für den Automobil­verkehr zugelassene, vierspurige, kreuz­ungsfrei ausgebaute Straße. In Berlin wird 1921 die später in die Autobahn eingefügte Avus (AutomobilVerkehrs- und Übungsstraße) eröffnet, der Autobahnen in Oberitalien und in dem August 1932 die Strecke Köln-Bonn folgen. Nach Plänen Fritz Todts (1891-1942) entscheidet sich ab 1933 Adolf Hitler für Reichsautobahnen, von denen mittels gewag­ter Kredit­aufnahmen (viereinhalb Milliarden Reichsmark Schulden) zwischen 1933 und 1945 rund 3860 Kilo­meter errichtet werden.

Lit.: Hitzer, H., Die Straße – vom Trampelpfad zur Autobahn, 1971; Lay, M., Die Geschichte der Straße – vom Trampelpfad zur Autobahn, 1994; Hartmannsgruber, F., …ungeachtet der noch ungeklärten Finanzierung, (in) HZ 278 (2004), 625; Reitsam, C., Reichsautobahn-Landschaften, 2009

Autograph (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1628 bezeugt als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) von dem Autor selbst ge­schriebenes Schriftstück (kein Werk der an­tiken Literatur als Autograph erhalten)

Lit.: Hoffmann, H., Autographa im früheren Mittelalter, (in) DA 57 (2001), 1

Automat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1575 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1575 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die mechanische, nach Aufheben einer Hemmung einen Vorgang in Verwirklichung eines Willens von Menschen selbsttätig ausführende Einrichtung. Größere tatsächliche Bedeutung gewinnt der Automat mit dem Vor­dringen der elektronischen Datenver­arbeitung vor allem an dem Ende des 20. Jahrhunderts. Für Rechts­folgen wird dessenungeachtet auf das hinter dem Automaten stehende, ihn steuernde menschliche Verhalten abgestellt.

Lit.: Steinbuch, K., Automat und Mensch, 1963; Maurice, K., Von Uhren und Automaten – das Messen der Zeit, 1968; Heckmann, H., Die andere Schöpfung – Geschichte der frühen Automaten, 1982; Gerhardt, M., Das digitale Universum – zelluläre Automaten als Modelle der Natur, 1995

Automobil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1893 [Wörterbuch] bezeugt – 1893 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., abgekürzt Auto) ist das seit der Erfindung durch Carl Benz in Mannheim um 1885 (1876 N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmo­tor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahr­zeug, 1886 G. Daimler) mit fossilen Brennstoffen und ab 2015 wegen der dadurch entstehenden Umweltschäden zunehmend mit elektrischem Strom betriebene Kraftfahrzeug.

Lit.: Automobilindustrie 1945-2000, hg. v. Tilly, S. u. a., 2013; Raith, N., Das vernetzte Automobil, 2019

autonom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1839 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1839 [Feuerbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) selbständig

Autonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1780 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1780 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv autonom 1839) ist das (von dem Staat einem anderen Rechtssubjekt gewährte) Recht zu der Selbstgesetzgebung innerhalb einer anderweitigen – staatlichen - Gesetzgebungshoheit. Die Autonomie gewinnt mit der Entstehung des staatlichen Gesetzgebungsmonopols in dem Absolutismus an Bedeutung. Autonomie haben beispielsweise Städte, Universitäten, Religionsgemeinschaften, Sozialversicherungsträger, Vereine u. s. w.

Lit.: Wicki, A., Zur Dogmengeschichte der Partei­autonomie im internationalen Privatrecht, 1965; Steffen, W., Die studentische Autonomie im hochmittelalterlichen Bologna, 1981; Mizia, R., Der Rechtsbegriff der Autonomie und die Begründung des Privatfürstenrechts, 1995; Lim, M., Der Begriff der Autonomie und des Menschenrechts bei Kant, 2002; Autonomie im Recht, hg. v. Grundmann, S. u. a., 2016; Autonomie im Recht, hg. v. Bumke, C. u. a., 2017; Autonomie des Rechts nach 1945, hg. v. Rückert, J. u. a., 2020

Autor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1430 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1430 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – →auctor - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Urheber

Lit.: Metzler Lexikon Autoren hg. v. Lutz, B., 2010 (600 deutschsprachige Autoren)

Auvergne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die durch Cäsar (Rom 13. 7. 100–Rom 15. 3. 44 v. Chr.) in das römische Reich gelangte Landschaft um das Zentralmassiv in Frankreich. Sie wird 507 fränkisch (Mitte 8. Jahrhundert [lat.] Formulae [F.Pl.] Arvernenses, Formeln der Auvergne) und kommt 955 an Poitou. Seit 1189 geht sie von dem König zu Lehen. Ein Teil fällt 1527/1531 an den König, der gräfliche Rest 1609. Der Advokat Jean Masuer († 1450) zeichnet in seiner (lat.) Practica (F.) forensis (Gerichtliche Praxis) das zuvor ganz zersplitterte Recht erstmals umfassender auf. 1510 wird die Coutume d’Auvergne wirksam. S. Google

Lit.: Massé, E., La coutume d’Auvergne, Diss. jur. Toulouse 1913; Histoire d’Auvergne, hg. v. Manry, A., 1974

Averani, Giuseppe (1662-1738), seit 1685 Professor des römischen Rechtes in Pisa, übernimmt die humanistischen Gedanken des (lat.) →mos (M.) Gallicus in die Rechts­wissenschaft Italiens und bereitet dadurch den Boden für die Aufklärung (in der Toskana) vor ([lat.] Interpretationum iuris libri [M.Pl.] duo u. s. w., Zwei Bücher über die Auslegung des Rechtes, 1713). S. Google

Lit.: Dizionario Biographico degli Italiani, 1960ff., 4, 658f.

Avignon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) in Südfrankreich ist von 1309 bis 1378 Sitz des von Frankreich gefangen gehaltenen Papstes und von 1378 bis 1417 Sitz eines Gegenpapsts.

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 149

Aware (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt), Avare ist der Angehörige eines um 460 aus Zentralasien nach Westen vor­stoßenden, um 566 an Donau und Theiß siedelnden, 822 aus der Überlieferung verschwindenden türkisch-mongolischen Steppenvolks, das sich selbst als Bergvolk bezeichnet. 2010 werden in Russland rund 960000 Menschen awarischer oder verwandter Sprachen gezählt, zu denen noch einige Tausend Awaren in Aserbeidschan uns in der Türkei hinzuzufügen sind.

Lit.: Pohl, W., Die Awaren, 1988, 2. A. 2002, 3. A. 2015

Aymar du Rivail (Aymarus Rivallius) (1490?-1560), Sohn eines (lat.) legum doctor (M.) und Richters, wird nach dem Rechtsstudium in Avignon und Pavia (Mayno, Alciat?) 1521 königlicher Rat in dem Parlament von Grenoble. Mit Druckerprivileg von dem 8. 8. 1515 veröffentlicht er in Valence das Werk  (lat.) Libri (M.Pl.) de historia iuris civilis et pontificii, Bücher über die Geschichte des Zivilrechts und des Kirchenrechts mit 129 numerierten und 19 unnumerierten Blättern, welche die erste umfassende Rechtsgeschichte (des römischen und kirchlichen Rechtes) darstellen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AymarduRivailLibridehistoriaiuriscivilisetpontificii1515.pdf, Aymar du Rivail, Libri de historia iuris civilis et pontificii, 1515, Moeller, E. v., Aymar du Rivail, 1907; Köbler, G., Zur Geschichte der römischen Rechtsgeschichte, (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990, 220

Aytta, Wigle (Viglius) van (Barrahuis bei Leeuwarden 19. 10. 1507-Brüssel 5. 5. 1577) wird nach dem Studium in Löwen, Dôle und Valence Schüler →Alciats in Bourges und 1532 Professor des römischen Rechtes in Padua, 1537-1542 in Ingolstadt. Er verwertet in seinen Veröffentlichungen auch byzantinische Rechts­quellen. S. Google

Lit.: Postma, F., Viglius van Aytta als humanist en diplomaat 1507-1549, 1983; Sprenger, R., Viglius von Aytta, 1988

Azo (Porcius) (Bologna? 1150?-1220 [vor 1190-1220/1230]) lehrt nach dem Studium des Rechtes in Bologna (u. a. Johannes Bassianus) spätestens seit 1190 dort weltliches Recht. Seine bedeutendsten Leistungen bestehen in der Herstellung von (weitgehend ungedruckten) Glossenapparaten zu allen Teilen der Gesetzgebung Justinians vor allem von 528 bis 534 (die glossa ordinaria verweist auf ihn etwa 3600mal) sowie in (lat.) Summae (F.Pl.) Codicis (1208-1210), Lectura (F.) Codicis (durch Vorlesungsnachschrift erhalten), Summae (F. Pl.) Institutionum und Summae Digestorum (str.) (daneben Quästionen, Distinktionen, Brocardica, Consilia und Definitionen). Insbesondere in dem 16. Jahrhundert erfahren seine Werke weiteste Verbreitung. Er ist Lehrer beispielsweise des →Accursius, Jacobus Balduini, (Martinus de Fano,) Roffredus Epiphanii, Jacobus de Ardizone, (Goffredus de Trano,) und Johannes Teutonicus. Seine Arbeiten werden u. a. verwendet von Henry de Bracton (vielleicht nach 1230), von dem Klagspiegel ([Conrad Heyden] um 1436) und wohl auch von dem (lat. [M.]) Vocabularius utriusque iuris (Wörterbuch beider Rechte) des Jodocus aus Erfurt (1452). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Belloni, A., Le questioni civilistiche del secolo XII, 1989; Jakobs, H., De similibus ad similia bei Bracton und Azo, 1996; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 255; Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2017; Cavallar, O., Jurists and jurisprudence in medieval Italy, 2020

B

Baar ist die (in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 sowie EDEL nicht bezeugte und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegte,) in Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts verwendete, bisher nicht sicher erklärte Bezeichnung des Gebiets an der obersten Donau bei Donaueschingen (beispielsweise Adal­hartespara, Perahtoldespara). Nach den Herzögen von Zähringen erscheint 1264 Konrad von War­tenberg als Landgraf in der Baar, 1304 eine Landgrafschaft Baar, die denen von Fürstenberg zukommt.

Lit.: Bader, K., Zur politischen und rechtlichen Entwicklung der Baar, 1937; Bader, K., Kloster Amtenhausen in der Baar, 1940; Beyerle, F., Zum Problem der alamannischen Baaren, ZRG GA 62 (1942), 305; Bohnenberger, K., Zu den Baaren, ZRG GA 63 (1943), 319; Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, 1960; Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1969; Banse, H., Ein neuer Ansatz, (in) Alemann. Jb. 1997/1998, 27

Babelsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Babelsberger Konferenz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mlat. cōnferentia, F., Konferenz?, Vereinigung, Schenkung, Zuwendung, (2. Hälfte 9. Jh.); vgl. lat. cōnferre, V., zusammentragen, zusammenbringen, beschaffen (V.), aufhäufen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Babels­berg an dem 2./3. 4. 1958 tagende Konferenz, in der Walter Ulbricht von der Rechts­wissen­schaft der →Deutschen Demo­kratischen Republik eine stärkere marxistisch-lenin­istische Durch­dringung sowie eine bessere Verbindung mit der Praxis des sozialistischen Aufbaus fordert.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mollnau, K., Imple­mentationsmechanismen der Babelsberger Konferenz, (in) Staat und Recht in den neuen Bundesländern, Sonderheft Oktober 1991, 175; Die Babelsberger Konferenz, hg. v. Eckert, J., 1993; Güpping, S., Die Bedeutung der „Babelsberger Konferenz“, 1997

Babenberger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines in der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) an dem Main benannten, vor allem in Ost­franken begüterten, 945 letztmalig bezeugten Adelsgeschlechts (Popponen, Adalbert von Bamberg bei Haßfeld an dem 9. 9. 906 enthauptet). Als erster, wohl mit ihnen (oder nach Scheibelreiter vielleicht mit den Liutpoldingern) verwandter jüngerer Babenberger erscheint 976 ein Markgraf Liutpald der Mark an der Donau. 1156 erreichen die Babenberger (Leopold I. 976-994, Heinrich I. 994-1018, Adalbert 1018-1055, Ernst 1055-1075, Leopold II. 1075-1095, Leopold III 1095-1136, Leopold IV. 1136-1141, Heinrich II. Jasomirgott 1141-1177) in dem sog. (lat. [N.]) privilegium minus (kleinerer Urkunde) als Ausgleich für die Rückgabe des 1138 von den Staufern nach Gewinnung der Königswürde den Welfen als Herzogen entzogenen und danach 1139 den Babenbergern übertragenen Herzogtums →Bayern die Erhebung ihrer Mark zu dem selbständigen, von Bayern gelösten Herzog­tum →Österreich des deutschen Reiches. Die (nach Leopold V. 1177-1194, Friedrich I. 1195-1198, Leopold VI. 1198-1230 und Friedrich II. 1230-1246) zunächst an Baden (1248-1251) und dann an Böhmen gelangten Güter des 1246 in dem Mannesstamm erloschenen Geschlechts verlehnt der zwecks Beendigung des →Interregnums neu gewählte König Rudolf von Habsburg (1282) innerfamiliär an seine Söhne (→Habsburger). Die Benennung des Geschlechts als Babenberger wird erst in dem 15. Jahrhundert allgemein üblich.

Lit.: Köbler, DRG 76, 94; Rauch, K., Die Erwerbung des Herzogtums Steiermark durch die Babenberger, ZRG GA 38 (1917), 269; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, Bd. 1ff. 1950ff.; Appelt, H., Privilegium minus, 1973, 2. A. 1977; Lechner, K., Die Babenberger, 1976, 4. A. 1985, 6. A. 1996; Tausend Jahre Babenberger in Österreich, 1976; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Dienst, H., Die Babenberger 976-1246, 2005; Brunner, K., Leopold der Heilige, 2009; Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010; Hanko, H., Herzog Heinrich II. Jasomirgott, 2012; Lohrmann, K., Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020

Babylon ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt N.) Stadtstaat an dem mittleren Euphrat südlich des gegenwärtigen Ortes Bagdad ab etwa 1884 v. Chr., Bedeutung nicht sicher bekannt, s. Google

Lit.: Jursa, M., Die Babylonier, 2004

Baccalaureus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 9. Jahrhundert baccalarius, [lat., M.], Knecht, Lehrling) ist unter Hinwendung zu (lat. baca [F.] laureus [M.] bzw. Beere, Lorbeer) seit dem 13. Jahrhundert (1231) der unterste akademische Grad (vgl. angloam. bachelor).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Leff, G., Paris and Oxford in the 13th and 14th Centuries, 1968; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht in dem Mittelalter, Bd. 2 2007, 63

Bacharach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort an dem mittleren Rhein

Lit.: Wagner, F., Stadt Bacharach und Samtgemeinde der Viertäler, 1956

Bachofen, Johann Jakob (Basel 22. 12. 1815-Basel 25. 11. 1887), Seidenband­fabrikanten­sohn, wird nach dem Studium von Philologie, Geschichte und Recht in Basel, Berlin (Savigny) und Göttingen 1841-1844 Professor für römisches Recht in Basel und 1842 Richter (1844 Appellationsrat, danach Privatgelehrter). Auf rechts­ethnologischer Grundlage entwickelt er die Vorstellung eines ursprünglichen Mutter­rechts (Über das Weiberrecht, 1856, Das Mutter­recht, 1861). Bei seinen Zeitgenossen findet er hierfür kein Verständnis. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bach-ofenJohannJakobDasMutterrecht1861.pdf ; Bachofen, J., Eine Selbstbiographie, (in) Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 34 (1917); Bernoulli, C., Johann Jakob Bachofen und das Natursymbol, 1924; Müllenbuch, B., Johann Jakob Bachofen als Rechtshistoriker, ZRG GA 105 (1988), 17

Bacon, Francis (London 22. 1. 1561-Highgate bei London 9. 4. 1626), Sohn des engli­schen Lordsiegelbewahrers, wird nach dem Studium in Cambridge und der Berufsaus­bildung in Gray’s Inn 1583 Anwalt, 1607 Kronanwalt, 1613 Justizminister, 1617 Lord­siegelbewahrer und 1618 Lordkanzler. Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit verliert er 1621 alle öffentlichen Ämter. Als Jurist bemüht er sich besonders um Klarheit und Wissenschaftlichkeit. Außerrechtliche Be­kanntheit gewinnt er durch die Forderung, dass die Wissenschaft nur aus einzelnen Erfahrungen (induktiv) allgemeine Folgerungen ziehen dürfe (→Empirismus, →Locke). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 136; Bock, H., Staat und Gesellschaft bei Francis Bacon, 1937; Anderson, F., Francis Bacon, 1962; Krohn, W., Francis Bacon, 1988; Wormald, B., Francis Bacon, 1993; Zagorin, P., Francis Bacon, 1998; Keller, S., Experiment versus Dogma, 2005

Baculus (M.) iudicii secularis (bzw. saecularis)  (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat., Stab des weltlichen Rechtes) in Frankenford ist das in 88 Artikel gegliederte Werk über Gerichtsverfassung und Verfahren um Eigen und Erbe sowie Frevel in Frankfurt am Main, das zwischen 1400 und 1430 von einem unbekannten Stadtschreiber ohne oder vor Aufnahme gelehrten Rechtes verfasst und von verschiedenen Schreibern aufgezeichnet worden sein könnte.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Baculusiudicii14001430.htm; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939, 15

Bad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 750 bzw. 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1361 [BreslUB. 202] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb baden 800) Ort für das Baden von Menschen in Wasser und die Tätigkeit des Badens

Lit.: Martin, A., Deutsches Badewesen, 1906; Gail, W., Die Rechtsverfassung der öffentlichen Badstuben, 1940; Büchner, R., Im städtischen Bad vor 500 Jahren, 2014; Die Taunusbäder, hg. v. Vanja, C. u. a., 2019; Maréchal, S., Public Baths and Bathing Habits in Late Antiquity, 2020

baden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 800 bzw. 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1455 [KahlaUB. 90] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Wasser liegen, schwimmen

Baden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Oostal erscheint nach einem römischen Aquae Aureliae 987. Nach ihm benennt sich seit 1112 eine mit Markgraf Hermann († 1074) erkennbare, von den Herzögen von →Zähringen abstammende, den Titel Markgraf anfangs auf Verona und seit dem 11. Jahrhundert auf die Burg Hohenbaden bei Baden-Baden beziehende Familie. Sie gewinnt umfangreiche Güter um Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim sowie um Emmendingen und in dem Breisgau, die nach Vervierfachung unter Napoleon an dem Beginn des 19. Jahrhunderts (1806) bis zu der Abdankung an dem 22. 11. 1918 gehalten werden können. 1951/1952 (25. 4. 1952) geht Baden (Südbaden) unter Zusammenschluss mit Württemberg-Baden (Nordbaden, Nordwürttemberg), und Württemberg-Hohenzol­lern (Südwürttem­berg, Hohenzollern) in Baden-Württemberg auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 186, 192, 201, 156; Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, E., Badisches Volksleben im neunzehnten Jahrhundert, 1900; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte Bd. 1f. 1906ff.; Andreas, W., Die Einführung des Code Napoléon in Baden, ZRG GA 31 (1910), 182; Lenel, P., Badens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung unter Markgraf Karl Friedrich (1738-1803), 1913; Andreas, W., Geschichte der badischen Verwaltungs­organisation und Verfassung in den Jahren 1802-1818, 1913; Windelband, W., Die Verwaltung der Markgrafschaft Baden zur Zeit Karl Friedrichs, 1916; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Strobel, E., Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft Baden-Durlach, 1935; Hofmann, K., Die germanische Besiedelung Nordbadens, 1937; Wahle, E., Vorzeit am Oberrhein, 1937; Beinert, B., Geheimer Rat und Kabinett in Baden, 1937; Badisches Wörterbuch, bearb. v. Ochs, E. u. a., Bd. 1ff. 1940 ff.(2011 bis Lieferung 82/83, Band 4 umfasst N, O, R, Sa, Sch auf 806 S., 2009, Abschluss in 5 Bänden geplant für 2015, bis 2022 nicht abgeschlossen); Baden im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 1948ff.; Rheinbaben, G. v., Die erste Kammer in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1949; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950; Armbruster, F., Die Freiburger Talvogtei, 1950; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum groß­herzoglichen Verfassungsstaat Baden, Diss. jur. Freiburg 1952 = ZGO 101 (1953), 157, 436; Haebler, R., Badische Geschichte, 1951, Neudruck 1987; Wielandt, F., Badische Münz- und Geldgeschichte, 1955; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961; Rummer, J., Die Pforzheimer Prob, 1963; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Gut, J., Die Landschaft auf den Landtagen der markgräflich badischen Gebiete, 1970; Blickle, P., Landschaften im alten Reich, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2626, 3,3,2855,3696; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit im Großherzogtum Baden-Baden, 1974; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg 1, 2, hg. v. Landkreistag, 1975; Theil, B., Das älteste Lehnbuch der Markgrafen von Baden, 1974; Krimm, K., Baden und Habsburg, 1976; Stiefel, K., Baden 1648-1952, 1978; Gall, L., Badische Geschichte, 1979; Boelcke, W., Handbuch Baden-Württemberg, 1982; Badische Biographien, neue Folge, Bd. 1ff. 1982ff.; Real, W., Die Revolution in Baden 1848/49, 1983; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Pforzheim in der frühen Neuzeit, hg. v. Becht, H., 1989; Gross, N., Der Code civil in Baden, 1993; Muscheler, K., Die Rolle Badens in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 1993; Die badische Verfassung von 1818, hg. v. Bräunche, E. u. a., 1996; Hug, W., Geschichte Badens, 1998; Handbuch der baden-württem­bergischen Geschichte, hg. v. Schwarzmaier, H. u. a., Bd. 1ff. 1998ff.; Baldes, A., Die Entstehung des Strafgesetzbuches, 1999; Quellen zur Entstehung der Verfassung des Landes Baden, bearb. v. Feuchte, P., 1999; Kißener, M., Richter zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Holenstein, A., Gute Policey und lokale Gesellschaft, 2003; Festschrift 200 Jahre Badisches Oberhofgericht – Oberlandesgericht Karlsruhe, hg. v. Münchbach, W., 2003; Würtz, C., Johann Niklas Friedrich Brauer (1754-1813), 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1ff. bearb. v. Hochstuhl, K., 2006ff.; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2007; Pätzold, S., Kleine Geschichte der Stadt Pforzheim, 2007; Laufs, A. u. a. Das Eigentum an badischen Kulturgütern, 2008; Becht, H., Badischer Parla­men­tarismus 1819 bis 1870, 2009; Maciejewski, J., Amtmannsvertreibungen in Baden im März und April 1848, 2010; Leschhorn, K., Die Städte der Markgrafen von Baden, 2010; Engehausen, F., Kleine Geschichte der Revolution 1848/49 in Baden, 2010; Borgstedt, A., Badische Anwaltschaft und sozioprofessionelles Milieu in Monarchie, Republik und totalitärer Diktatur, 2012; Weinacht, P., Politische Kultur am Oberrhein, 2012; Gräbener, R., Verfassungsinterdependenzen in der Republik Baden, 2014; Kitzing, M., Für den christlichen und sozialen Volksstaat, 2014; Die Lebenserinnerungen des ersten badischen Staatspräsidenten Anton Geiß (1858-1944), hg. v. Furtwängler, M., 2014; Hug, W., Die Geschichte Badens, 2. A. 2016; Selgert, F., Baden and the Modern State, 2018; Mußgnug, D./Mußgnug, R., Seine königliche Hoheit von Gottes Gnaden Großherzog von Baden 1818-1918, 2018; Verfassungen und Verfassungsjubiläen in Baden und Württemberg 1818/19 – 1919 – 2019, hg. v. Furtwängler, M. u. a., 2020; Sievert, M., System im Umbruch – Gestaltung der Grundpfandrechte in der badischen Praxis im Übergang zum BGB, 2021

Baden-Württemberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1951/1952 (25. 4. 1952) aus Württemberg-Baden (Nordbaden, Nordwürttemberg), Baden (Südbaden) und Württemberg-Hohenzol­lern (Südwürttem­berg, Hohenzollern) gebildete Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Deutsches Städtebuch, Baden-Württemberg 1959; Landes­geschichtliche Vereinigungen in Baden-Württemberg, bearb. v. Gönner, E., 1987; Boelcke, W., Handbuch Baden-Württemberg, 1982; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württem­berg, Bd. 1ff. 1990ff.; Weber, R./Wehling, H., Geschichte Baden-Württembergs, 2007; Wilhelm, B., Das Land Baden-Württemberg, 2007; Meier-Braun, K. u. a., Kleine Geschichte der Ein- und Auswanderung in Baden-Württemberg, 2008; Waßner, M., Kleine Geschichte Baden-Württembergs, 3. A. 2017

Bader (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1100 bezeugt – 1255 [Frauendienst des Ulrich von Liechtenstein] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [QKulmbach 171] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Bad mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Betreiber eines Bades, Heilkundiger

Lit.: Gail, W., Rechtsverfassung der öffentlichen Badestuben im 12.-17. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 1940; Stolz, S., Die Handwerke des Körpers, 1992

Bader, Karl Siegfried (Waldau/­Schwarzwald 27. 8. 1907-Zürich 13. 9. 1998, Vater Haupt­lehrer) wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen, Wien, Heidelberg und Freiburg im Breisgau 1931 in Notariat und Staatsanwalt­schaft in Freiburg im Breisgau tätig, aber zu dem1. 10. 1933 trotz Beitritts zu der NSDAP wegen nicht vollarischer Abstammung seiner in Wien getroffenen Ehefrau (Grete Weiss) entlassen und deswegen Rechts­anwalt und Leiter des fürstenbergischen Archivs in Do­naueschingen. 1945 wird er Generalstaats­anwalt und außerordentlicher Professor für Rechtsgeschichte und Kirchenrecht in Frei­burg in Breisgau, 1951 ordentlicher Professor in Mainz und 1953 als Nachfolger Heinrich Mitteis‘ in Zürich (1975 emeritiert). Sein bekanntestes Werk seiner rund 1200 Ver­öffentlichungen sind dreibändige Studien zu der Rechtsge­schichte des mittelalterlichen Dorfes (1957-1973).

Lit.: Zwei Jahrzehnte Rechtsgeschichte an der Universität Zürich, 1975 (mit Schriftenverzeichnis); Bader, K., Ausgewählte Schriften, 1983; Schott, C., Karl Siegfried Bader, ZRG GA 119 (2002), 1

badisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) das Gebiet Baden betreffend

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht belegt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1588 ist das von Markgraf Philipp II. an dem 2. 1. 1588 erlassene, 1805 erstmals gedruckte, bis Ende 1809 bzw. bis 1810 geltende Landrecht für die Markgrafschaft Baden-Baden (Landesord­nung), das in seinen drei ersten Teilen (Untergerichtsordnung, Kontrakte, Testamen­te) auf dem württem­bergischen Landrecht von 1567 beruht, in dem vierten Teil das Intestat­erbrecht selbständig behandelt und in seinem fünften Teil (Strafrecht) (über das Kurpfälzer Landrecht von 1580 bzw. 1582) auf die kursächsischen Konstitutionen (1572) zurück­geht.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961, 86

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1654 ist das seit 1604 vorbereitete, für 1619 geplante, 1622 (und 1710, 1715 sowie 1773) gedruckte, ursprünglich für ganz Baden (Baden-Baden und Baden-Durlach) gedachte, aber wegen der (bis 1771 dauernden) Landesteilung nur in Baden-Durlach von 1654 bis 1810 gültige Landrecht, das auf der Grundlage älterer Einzelgesetze sowie des kurpfälzischen Landrechts und des württembergischen Land­rechts in sieben Teilen (Untergerichtsord­nung, Hofgerichtsordnung, Ehe- und Ehege­richtsordnung, Verträge, Testamente, Intes­taterbrecht, Strafrecht und Strafprozessrecht) fast das gesamte Recht ordnet (ausgenommen das Verwaltungsrecht).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1906ff., 2, 20

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1809 ist der zu dem1. 1. 1810 als Landrecht für das Großherzog­tum Baden eingeführte, durch Johann Nikolaus Friedrich Brauer unter Ausschluss von Fremdwörtern wortnah in die deutsche Sprache übersetzte Code Napoléon (→Code civil, 2281 Artikel) Frankreichs mit (270) Zusätzen und Handelsgesetzen, dessen Geltung (revidierte Fassungen von 1846, 1874 und 1899) durch die Inkraftsetzung des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1896 an dem 1. 1. 1900 endet.

Lit.: Brauer, J., Erläuterungen über den Code Napoléon, 1809ff.; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte, Bd. 2 1909; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 3. A. 1983; Gross, N., Der Code Napoléon in Baden und sein Verleger C. F: Müller, 1997; Code Napoleon - Badisches Landrecht, (hg. v. Müller-Wirth, C.,) 1997; http://www.koeblergerhard.­de­/Fon­tes/CodeNapoleonBaden1809.pdf; Schroeder, K., Hier ist eine baldige aber Radicale Kur nothwendig, (in) NJW 2010, 731; Rabaa, A., Die Ehe als Rechtsinstitut im Badischen Landrecht von 1810, 2011; 200 Jahre Badisches Landrecht von 1809/1810, hg. v. Hattenhauer, C./Schroeder, K., 2011; Sturm, F., 200 Jahre Badisches Landrecht, 2011

Bagarottus ist ein zwischen 1170 und 1180 geborener, wohl in Piacenza anässiger Jurist. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 297

bagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 800 [2,61,6] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1250 [Reinmar v. Zweter Nr. 305 V. 4] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) streiten

Bagstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jh. [MühldorfStR 5 1858 297] in 17 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Streitstein

Bahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1185 bezeugt – 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1565 [ArchRefG. 8 1910/11 307 in einer Redewendung] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft jenseits des Mittelhochdeutschen und des Mittelniederdeutschen vielleicht ungeklärt, F.) Weg, Pfad, Eisenbahn

Bähr, Otto (Fulda 2. 6. 1817-Kassel 17. 2. 1895), Sohn eines Regimentsarzts, wird nach dem Rechtsstudium in Marburg (Vangerow), Göttingen und Heidelberg Richter in Kassel (1849), (1851 strafversetzt in) Fulda, Kassel und nach der Annexion Hessen-Kassels durch Preußen (1866) Berlin (1879-1881 Reichsgericht, Aufgabe des Amtes wegen Nervenleidens). Als natio­nalliberaler Rechtspolitiker setzt er sich für die gerichtliche Überprüfbarkeit des Verwal­tungshandelns ein (Der Rechtsstaat, 1864). In der Untersuchung Die Anerkennung als Verpflichtungsgrund (1855) entwickelt er den selbständig (abstrakt) verpflichtenden Schuld­vertrag. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BaehrOttoDerRechtsstaat1864.pdf; Bähr, Otto, Der Rechtsstaat, 1864, Weber, D., Die Lehre von dem Rechtsstaat, Diss. jur. Köln 1968; Binder, B., Otto Bähr, 1983

Bahre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1301 [GrW. I 681] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Traggestell

Bahrprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das wohl erst seit dem 12./13. Jahrhundert in literarischen Texten (Nibelungenlied) bezeugte, zunächst außergerichtliche, in dem Rechtsbuch Ruprechts von Freising von 1328 (Art. 278) auch für gerichtliche Verwendung nachgewiesene Verfahren, bei dem bei Fehlen anderer Beweismöglichkeiten ein einer Tötung Be­schuldigter an die Totenbahre des Getöteten treten und seine Unschuld beschwören muss oder auch darf. Verän­derungen der Leiche (beispielsweise Bluten) werden als Hinweis auf die Täterschaft des Beschuldigten angesehen. Herkunft (vgl. 1. Moses 4,10 [lat.] vox sanguinis fratris tui clamat ad me de terra, die Stimme des Blutes deines Bruders ruft zu mir von der Erde) und Wesen des Verfahrens sind unklar. Mit der Aufklärung verschwindet die in der Neuzeit als Indiz für die Anwendbarkeit der Folter gebrauchte Bahrprobe, mit dem 19. Jahrhundert der Glaube an sie.

Lit.: Christensen, C., Båreprøven, 1900; Kolb, F., Das alte Bahrrecht in Tirol, (in) Tiroler Heimat 13/14 (1949/1950), 7; Ewers, H., Die Bahrprobe, Diss. jur. Bonn 1951; Fehr, H., Das Bahrrecht, (in) Dt. Jb. f. Volkskunde 6 (1960), 85

Balduinus →Baudoin

Baldus (de Ubaldis) (Perugia 2. 10. 1327-Pavia 28. 4. 1400), Sohn eines adeligen Professors der Medizin, wird nach dem Studium in Perugia (Bartolus) Professor des römischen Rechtes in Perugia (1347-1357), Pisa (1357/1358), Florenz (1358-1364), Perugia (1364-1376), Padua (1376-1379), Perugia (1379-1390) und Pavia (1390-1400). Auf Grund der vollständigen Beherrschung des gesamten geltenden Rechtes gelingt ihm die selbständige Wei­terbildung vieler Einzel­heiten (Wechsel­recht, Gesellschaftsrecht, interna­tio­nales Privatrecht, Prozessrecht, Staats­recht, Strafrecht, Privatrecht) in rund 2800 (d. h. fast 70 je Jahr) Gutachten (lat. [N.Pl.] consilia) und verschiedenen (lücken­haften) Kommentaren (lectura Codicis, Kommentar zu dem digestum vetus, lectura trium librorum Codicis, lectura super usibus feudorum, Kommentar zu acta pacis Constantiae, Kommentar zu dem liber extra) und Traktaten. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Horn, N., Aequitas in den Lehren des Baldus, 1968; Lange, H., Die Consilien des Baldus, 1974; Maffei, D., Giuristi medievali, 1979; Danusso, C., Ricerche sulla lectura feudorum di Baldo, 1991; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 749

Balkan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) aus dem Türkischen kommende, zusammenfassende Bezeichnung für ein bis zu 2376 Meter hohes Gebirge in Bulgarien und die südosteuropäische Halbinsel, auf der das römische Recht nach dem Ende der Antike in Form des byzantinisch-römischen Rechtes fortwirkt, seit dem 14. Jahrhundert aber durch den Nomokanon des Pseudo-Phótios von dem Ende des 9. Jahrhunderts, das Syntagma tón theión kai hierón nomón des Mönches Matthaios Blastarés (1335) und den Hexabiblos des Konstantinos Harmenopoulos (1345) bereichert wird. →Griechenland, Albanien, Bulga­rien, Jugoslawien. S. Google

Lit.: Weithmann, M., Balkan-Chronik, 1995; Hösch, E., Geschichte der Balkanländer, 4. A. 2002; Der Balkan, hg. v. Elvert, J., 1997; Der Balkan, hg. v. Heuberger, V. u. a., 1998; Südosteuropa, hg. v. Hatschikjan, M. u. a., 1999; Der Balkankrieg, hg. v. Hofbauer, H., 1999; Mennel, R., Der Balkan, 1999; Razumovsky, D. Gräfin, Der Balkan, 1999; Pavlowitsch, S., A History of the Balkans 1804-1945, 1999; Todorova, M., Die Erfindung des Balkans, 1999; Hösch, E., Geschichte des Balkans, 2004; Europe and the Historical Legacies in the Balkans, hg. v. Detrez, R. u. a., 2008; Am Rande Europas?, hg. v. Chiari, B. u. a., 2009; Zimmermann, T., Der Balkan zwischen Ost und West, 2014; Jezernik, B., Das wilde Europa, 2015; Foteva, A., Do the Balkans Begin in Vienna?, 2015; Ruzicic-Kessler, K., Italiener auf dem Balkan – Besatzungspolitik in Jugoslawien 1941-1943, 2017; Schmitt, O., Der Balkan im 20. Jahrhundert, 2019; Mulligan, W., Die Balkankriege, die Veränderung diplomatischer Normen und der Weg in den Weltkrieg, (in) HZ 312 (2021), 687

Ballei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1274 bezeugt – 1240-1250 [Lanzelot Karrenritter Episode] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1248 [MnlWB. I 536] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, zu mlat. [M.] ballivus, F.) ist seit dem 14. Jahrhundert nach sizilianischem Vorbild die Be­zeichnung für die Provinz des →Deutschen Ordens (außerhalb des Preußenlands) mit dem Landkomtur (als Vertreter des Hochmeisters) an der Spitze (beispielsweise Utrecht, Alten-Biesen, Westfalen, Sachsen, Hessen, Thüringen, Franken, Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Lothringen, Österreich, An der Etsch und im Gebirge, Lamparten, Apulien, Sizilien, Böhmen, Armenien und Zypern, Romanien).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens, Bd. 1f. 1857ff.; Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im deutschen Reich, 2. A. 1981; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999

Ballivus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht belegt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., zu lat. baiulus [M.] Lastträger) ist ein herrschaftlicher Amtsträger in dem mittel­alterlichen Frankreich (um 1150) sowie später in Süd­italien und als bailiff in dem hochmittel­alterlichen England mit meist auch nieder­gerichtlichen Aufgaben.

Lit.: Nowé, H., Les baillis comtaux de Flandre, 1929; Rompaey, J. v., Het grafelijk baljuwsambt in vlaanderen, 1967

Balte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines ursprünglich aus Asien kommenden baltisch sprechenden indogermanischen Volkes (Preußen, Kuren, Letten, Litauer).

Baltikum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die neuzeitliche Sam­melbezeichnung (seit dem 16. Jahrhundert sind baltische Länder Estland, Livland mit Lett­gallen in dem Südosten, Semgallen und Kurland, während Litauen erst seit dem 19. Jahrhundert zu dem Baltikum gezählt wird) für die spätestens seit dem ausgehenden Früh­mittelalter von ugro-finnischen und balto-slawischen Stämmen (Esten, Liven, Kuren, Lettgaller, Selen, Semgaller) besiedelten Gebiete an dem östlichen Rand der südlichen Ostsee. Das Baltikum wird seit dem Ende des 12. Jahrhunderts von Deutschen (Riga 1201) und Dänen (Reval 1219) erheblich beeinflusst. Die Bischöfe von Riga (1255 Erzbistum), Dorpat, Ösel, Kurland und Reval sowie der Deutschordensmeister von Livland erlangen die Stellung von Fürsten des Heiligen römischen Reiches. Sie finden sich in dem 15. Jahrhundert in einer altlivländischen Konföderation mit alljährlichen Landtagen zusammen. Das aufgezeichnete, neben ungeschriebenen Gewohnheitsrechten der Bauern bestehende Recht ist (von Dänemark und) von dem Heiligen römischen Reich beeinflusst (1315 waldemar-erichsches Lehnrecht [beeinflusst von dem Dienstrecht des Hochstifts Hildesheim], ältestes livländisches Ritterrecht, livlän­discher Spiegel [als Über­arbeitung des →Sachsenspiegels], [kompiliert als] wiek-öselsches Lehnrecht, mittleres livländisches Ritterrecht [15. Jahrhundert], umgearbeitetes Ritter­recht [systematisiert], Bauernrechte [mit Bußbestimmungen], lübisches Stadtrecht [Reval] und hamburgisches Stadtrecht [Riga, Dorpat, Libau]). Das römische Recht wirkt sich nur wenig aus. 1561 kommt das Gebiet an Polen (Livland, Kurland) und Schweden (Estland, 1621 auch Livland), 1710 fallen Estland und (mittleres) Livland (sowie das seit 1559 dänische Ösel), 1772 bei der ersten Teilung Polens Lettgallen und 1795 bei der dritten Teilung Polens Kurland an Russland, wobei augsburgische Konfession, deutsches Recht, deutsche Verwaltung und Amtssprache zugesichert bleiben. 1816/1819 erfolgt (innerhalb Russlands) die Bauernbefreiung, danach die Festlegung des Provinzialrechts (1864 Zivilgesetzbuch [mit etwa 4600 Artikeln], liv-, est- und kurländisches Privatrecht, wobei der Kern des inhaltlichen baltischen Privatrechts als aus deutschen [40 Prozent livländisches, estländisches, lübi­sches, russisches Recht, kurländische Sta­tu­ten, baltische Bauernverordnungen, Gewohn­heitsrecht] und römischen Wurzeln [57% römisch-rechtlichen Ursprungs] er­wach­senen gemeinen Rechtes örtlicher Prä­gung erhalten bleibt), 1877 die Einführung der Städte­ordnung Russlands von 1870, 1889 die Einführung des russischen Gerichtsver­fassungsrechts und Prozessrechts. 1918 werden Estland (24. 2. 1918) und Lettland von Russland bzw. der Sowjetunion unabhängig und selbständig, an dem 6. 8. 1940 bzw. 5. 8. 1940 der Sowjetunion unter Aussiedlung der Deutschen auf Grund des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 gewaltsam eingegliedert und an dem 6. 9. 1991 wieder unabhängig. 2004 werden Estland, Lettland und Litauen Mitglieder der Europäischen Union. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ziegenhorn, C. v., Staatsrecht der Herzogtümer Curland und Semgallen, 1772, Neudruck 1973; Bunge, F. v., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Bunge, T. v., Der baltische Civilprozess nach der Justizreform vom Jahre 1889, 1890f.; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Schilling, C., Die lehn- und erbrechtlichen Satzungen des waldemar-erich’schen Rechtes, (o. J.); Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Blaese, H., Einflüsse des römischen Rechtes in den baltischen Gebieten, 1964; Von den baltischen Provinzen zu den baltischen Staaten, hg. v. Hehn, J. v. u. a., 1977; Hehn, J. v., Die Umsiedlung der baltischen Deutschen, 1984; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Schmidt, A., Geschichte des Baltikums, 1992; Baltische Länder, hg. v. Pistohlkors, G. v., 1994; Die baltischen Sprachen, hg. v. Eckert, R., 1994; Der Aufbau der freiheitlich-demokratischen Ordnung in den baltischen Staaten, hg. v. Meissner, C. u. a., 1995; Norgaard, O. u. a., The Baltic States after Independence, 1996; Die baltischen Staaten, hg. v. Scholz, F. u. a., 1997; Baltistik, hg. v. Bammesberger, A., 1998; Handbuch Baltikum heute, hg. v. Graf, H. u. a., 1998; Die Deutschbalten und der National­sozialismus, Bd. 1, hg. v. Garleff, M., 2000; Roth, M., Der Einfluss des Europarats auf die demokratische und menschenrechtliche Transformation der baltischen Staaten, 2004; Tuchtenhagen, R., Geschichte der baltischen Länder, 2005; Garber, K., Schatzhäuser des Geistes, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 982; Tuchtenhagen, R., Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa, 2008; Baltisch-europäische Rechtsgeschichte und Lexikographie, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Aufklärer im Baltikum, hg. v. Kronauer, U., 2011; Plath, T., Zwischen Schonung und Menschenjagden, 2012; Die baltischen Länder und Europa in der frühen Neuzeit, hg. v. Angermann, N. u. a., 2015; Luts-Sootak, M., Carl Erdmann – ein deutschbaltischer Provinzialrechtler mit Idealen, ZRG GA 138 (2021), 155

Baluze, Etienne (Tulle 24. 11. 1630-Paris 28. 7. 1718) veröffentlicht nach dem Rechts­studium in Toulouse als Bibliothekar Jean-Baptiste Colberts (1619-1683) 1677 die erste große Ausgabe der früh­mittel­alterlichen →Kapitularien (ein­schließlich der Volksrechte) des fränkischen Reiches (Capitularia regum Francorum). S. Google

Lit.: Ganshof, F., Was waren die Kapitularien?, 1961

Bamberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der als Burg Babenberg (→Babenberger) erstmals zu dem Jahre 902 genannte Ort an dem oberen Main, der 973 von Kaiser Otto II. an den verwandten Herzog von Bayern gegeben und 1007 unter dessen Erben König Heinrich II. Sitz eines Bistums wird. Um 1060 erfolgt eine Aufzeichnung des Dienstrechts der Dienstmannen. 1507 „bringt“ nach der anonymen Vorrede zu der erst nach dem Tode Schwarzenbergs veröffentlichten Übersetzung von Ciceros Offizien der bischöfliche Hofmeister Johann von →Schwarzenberg ohne rechtswissenschaftliches Studium die Bamberger Halsgerichts­ordnung (Constitutio Criminalis Bamber­gensis) „nach Rat der Gelehrten und anderer Verständiger zusammen“, der dann 1532 in dem Heiligen römischen Reich (subsidiär) die (lat. [F.]) Constitutio Criminalis Carolina Karls V. – peinliche Gerichtsordnung Karl - folgt. 1735 wird für kurze Zeit eine juristische Fakultät (Gönner) an der von 1648 bis 1803 bestehenden Universität eingerichtet. 1769 wird ein Landrecht erlassen (nur Teil 1 Civil- oder bürgerliche Sachen betreffend). 1803 fällt das Fürstbistum Bamberg an Bayern. Kirchlich wird das seit dem 13. Jahrhundert von Mainz exemte Bistum 1818/1821 Erzbistum mit den Bistümern Eichstätt, Speyer und Würzburg. Seit 1923 besteht eine philosophisch-theologische Hochschule mit (1946) rechts­wissenschaftlichem Studiengang, seit 1972 eine Gesamthochschule (1979 Universität) mit einer wirtschaftswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fakultät. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 94, 138; Köbler, Historisches Lexikon; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BambergischeHalsgerichtsordnung1507.pdf; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Jaffé, P., Monumenta Bambergensia, 1869; Güterbock, C., Zur Redaktion der Bambergensis, 1910; Ament, W., Bamberg, 1929; Das (exemte) Bistum Bamberg, hg. v. Guttenberg, E. v. u. a., 1937ff.; Weiß, H., Stadt- und Landkreis Bamberg, 1974; Hoffmann, H., Bamberger Handschriften, 1995; Moser, P., Bamberg, 1998; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006; Festschrift 200 Jahre Appel­lations­gericht/Oberlandesgericht Bamberg, hg. v. Meisenberg, M., 2009; Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2007; Siewert, U., Das Bamberger Kollegiatstift St. Stephan, 2007; Staudenmaier, J., Gute Policey in Hochstift und Stadt Bamberg, 2012; Handel, Händler und Märkte in Bamberg, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2015; Bambergische Peinliche Halsgerichtsordnung Constitutio Criminalis Bambergensis, 2015

Bamberger Halsgerichtsordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Bamberg

Bande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 - 1390? oder - 1400 bezeugt – in EDEL1390? [Pilgerfahrt des träumenden Mönchs] - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [Tirol/ÖW. V 342] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verbindung oder der Zusammenschluss mehrerer Menschen zu der grundsätzlich gemeinsamen Begehung von Straftaten. Bekannte geschicht­liche Beispiele sind etwa die Bande Robin Hoods, des Schinderhannes oder der Roten Armee Fraktion.

Lit.: Die Entwicklung der Strafpraxis bei Bandenkri­minalität, 2010; Gerstenmayer, C., Spitzbuben und Erzbösewichter, 2012; Sundermeyer, O., Bandenland – Deutschland im Visier von organisierten Kriminellen, 2017

Bank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [vor 1022/Notker] bezeugt - 9. Jh. [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die breite Sitzgelegenheit und rechtlich das Unternehmen, dessen Inhaber mindestens eine Art von Bankgeschäften in einem Umfang betreibt, der einen in kaufmännischer Weise einge­richteten Geschäftsbetrieb erfordert. Nach antiken Vorläufern in Ägypten, Griechenland und Rom (lat. [M.Pl.] argentarii, mensarii) entwickeln sich seit dem 12. Jahrhundert berufs­mäßige, jeweils auf oder an einer hölzernen oder steinernen Bank tätige Geldwechsler zuerst in Italien (Lombarden), wobei wegen der Nähe von Geldwechsel und Darlehen auf Grund des kanonischen Zinsverbots Juden geschäftliche Vorteile erwachsen. Seit dem 15. Jahrhundert entstehen halböffentliche Banken und danach öffentliche Banken (Barcelona 1401, Genua 1409, Amsterdam 1609, Hamburg 1619, Nürnberg 1621, Bank of England 1694). 1798 fand der erste Banküberfall (in Philadelphia/Vereinigte Staaten von Amerika) statt. Seit etwa 1835 beginnen die Banken mit der Finanzierung industrieller Unternehmen, die bereit sind, Fremdkapital aufzunehmen (Paris 1852 Aktienbank). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden die (zu etwa der Hälfte von jüdischen Inhabern betriebenen rund 1000 deutschen) Privatbanken (wie Sal. Oppenheim in Köln, M. Warburg in Hamburg) von den von ihnen zu der Gefahrenverringerung entwickelten Aktien­ban­ken allmählich zurückgedrängt, zwischen 1933 und 1945 auch geschlossen oder durch Arisierung enteignet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden die Banken zu bedeutenden Dienst­leistungsunternehmen, deren Recht zuneh­mend europäisiert und zusätzlich globalisiert wird. In dem Herbst 2008 entsteht auf Grund ungesicherter Darlehens­vergabe weltweit eine Bankenkrise, wenig später wird wegen politisch zugunsten der vielfach staatlichen Schuldner gewollten Zinsverfalls Geld so billig, dass Negativzinsen für Kapital erhoben werden.

Lit.: Köbler, DRG 176; Günther, K., Die städtischen Wechselbanken Deutschlands, Diss. jur. Münster 1932; Trusen, W., Die Anfänge öffentlicher Banken und das Zinsproblem, (in) FS J. Bärmann, 1975, 113; Born, K., Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert, 1976; Pöschel, H., Die Statuten der Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften in Hamburg und Altona von 1710-1889, 1978; Wissenschaft und Kodifikation Bd. 5 1980; Klein, E., Deutsche Bankengeschichte, 1982; L’alba della banca, 1982; Gabler Banklexikon, hg. v. Grill, W. u. a., 11. A. 1995, 13. A. 2002, 15. A. 2020; Lane, F./Mueller, R., Money and Banking, 1985; Ruland, A., Zur Entwicklung des Bankaufsichtsrechts, Diss. jur. Münster 1987; Kluge, A., Zur Geschichte der deutschen Bankgenossenschaften, 1991; Wandel, E., Banken und Versicher­ungen, 1997; Europäische Bankgeschichte, hg. v. Pohl, H., 1997; Banking, Trade and Industry, hg. v. Teichova, A., 1997; Fuchs, R., Die Wiener Stadtbank, 1998; North, M., Kommunikation, Handel, Geld und Banken, 2000; A History of European Banking, hg. v. Kurgan, G. u. a., 2000; James, H., Verbandspolitik im National­sozialismus, 2001; Kahmann, H., Die Bankiers von Jacquier & Securius 1933-1945, 2002; Distel, J., Die Errichtung des westdeutschen Zentralbanksystems mit der Bank deutscher Länder, 2003; Der Privatbankier, hg. v. Institut für bankhistorische Forschung, 2003; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Die Commerzbank und die Juden, hg. v. Herbst, L. u. a., 2004; Linder, N., Die Berner Bankenkrise von 1720, 2004; Liedtke, R., N M Rothschild & Sons, 2006; Deutsche Bankiers des 20. Jahrhunderts, hg. v. Pohl, H., 2008; Scholtyseck, J., Die Geschichte der National-Bank, 2011; Rosenberg, H. u. a., Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. A. 2011, 19. A. 2014, 20. A. 2016; Denzel, M., Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621-1827), 2012; Backhaus, F., Mayer Amschel Rothschild, 2012; Lampe, W., Der Bankbetrieb in Krieg und Inflation, 2012; Schlüsselereignisse der deutschen Bankengeschichte, hg. v. Lindenlaub, D. u. a., 2013; Jungmann-Stadler, F. u. a., Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1955-2002, 2014; Graber, R. u. a., Akte Hypo Alpe Adria, 2014; Hetzer, W., Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?, 2015; 100 Jahre Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands 1916-2017, hg. v. Institut für Bank- und Finanzgeschichte e. V., 2016; Knake, S., Unternehmensfinanzierung im Wettbewerb – Die Braunschweiger Staatsbank von 1919 bis 1969, 2020

Bankert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – 1350-1365 [Heinrich der Teichner] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [FRBern. V 314] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise oder ganz mit dem Indogermanischen verbindbar, mhd. Banchart [M.] auf der Bank Gezeugter) ist die ältere deutsche Bezeich­nung für das seit dem 8. Jahrhundert von der Kirche abgelehnte uneheliche Kind (oder →nichteheliche Kind).

Lit.: Bückling, G., Die Rechtsstellung der unehelichen Kinder im Mittelalter, 1920; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes zu seinem Erzeuger in der Geschichte des Privatrechts, 1978; Illegitimität im Spätmittelalter, hg. v. Schmugge, L., 1994

Bankrott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen die Zusammensetzung Staatsbankrott – nicht - und in DW2 bezeugt – 1457 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [CoutSPierreGand 124 § 73] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das vollständige Scheitern des Unternehmers, das in dem Spätmittelalter bei den Bankinhabern zu dem Zerstören ihrer Bank (ital. banca rotta [F.] zerbrochene Bank) führt, wobei die Bezeichnung über das Nieder­ländische und das Französische in dem 15. Jahrhundert in das Mittelhochdeutsche eindringt. Für die Abwicklung des Bankrotts setzt sich gegenüber der älteren Gant seit dem späteren 16. Jahrhundert das Verfahren des Konkurses und in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 1. 1999 das Verfahren der Insolvenz durch. Der betrügerische Bankrott ist Straftat­be­stand.

Lit.: Meier, A., Die Geschichte des deutschen Konkursrechts, 2003; Schmitt, C., Säuberlich banquerott gemacht – Konkursverfahren aus Frankfurt am Main vor dem Reichskammergericht, 2016

Bann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 594 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 779 [Cap. I 1 S. 51, lateinisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Möglichkeit eines Amtsträgers, Gebote und Verbote unter Anordnung gewichtiger Rechtsfolgen für den Fall der Nichtbeachtung auszusprechen (mlat. bannus Gregor von Tours [538/539-594], Historiae 5, 26). In diesem Sinn kann bereits der jüdische Rabbi den uneinsichtigen Sünder zu einem Heiden erklären (vgl. Matthäus 18,15-17). Dementsprechend schließt das Christentum (Elvira 306) Sünder in bestimmten Fällen aus der kirchlichen Gemeinschaft (lat. [F.] excommunicatio Ausschluss aus der Gemein­schaft in dem 4./5. Jahrhundert gebildet) aus (nicht auch aus der Kirche insgesamt). In Fällen geringerer Sünde wer­den nur der Empfang der Sakramente und das kirchliche Amt abgesprochen. Von dem kirch­lichen Bann kann der Papst lösen. In dem weltlichen Bereich kennt das fränkische Recht den Bann des Königs oder Grafen. Wer dagegen verstößt, muss 60 bzw. 15 Schilling leisten. Seit dem Hochmittelalter gehen die Bann­rechte des Königs auf den Landesherrn über und werden dann durch das Hoheitsrecht des Landesherrn bzw. später des Staates ersetzt. Der kirchliche Bann wird unter dem Einfluss der Aufklärung in dem 18. Jahrhundert vielfach verboten, in dem 19. Jahrhundert aber häufig wieder eingeführt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 83, 130; Sickel, W., Zur Geschichte des Bannes, 1886; Koehne, C., Studien über die Entstehung der Zwangs- und Bannrechte, ZRG GA 25 (1904), 172; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Eichholzer, E., Über Zwangs- und Bannrechte, 1914; Voltelini, H. v., Königsbann­leihe und Blutbannleihe, ZRG GA 36 (1915), 290; Heck, P., Die Bannleihe im Sachsenspiegel, ZRG GA 37 (1916), 260; Ganahl, K., Der Fürbann im bayerischen Rechtsgebiet, ZRG GA 54 (1934), 257; Fehr, H., Zur Geschichte des Bannes, ZRG GA 55 (1935), 237; Wießner, H., Twing und Bann, 1935; Stutz, U., Zur Herkunft von Zwing und Bann, ZRG GA 57 (1937), 289; Siuts, H., Bann und Acht, 1959 (Diss. phil. Kiel 1956); Doskucil, W., Der Bann in der Urkirche, 1958; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973; Vodola, E., Excom­munication in the Middle Ages, 1986; Schneider, J./Erb, T., Bannus, (in) Archivum latinitatis medii aevi 64 (2006), 57; Mußgnug, D., Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, 2016

Banner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1185 bezeugt – 1170 [Rolandslied des Pfaffen Konrad] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264/1269 [BaselUB. I 430, 1270 HambStR. 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Französische und das Fränkische mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielleicht schon in germanischer Zeit als Zeichen möglicherweise auch für Mitteilungen dienende Fahne (Heerfahne, Gerichtsfahne). Seit dem 11. Jahrhundert werden Fahnen mit einem Fahnen­wagen in die Schlacht gefahren. Seit Friedrich I. Barbarossa (1122-1190, König 1152) führt der König ein Banner mit schwarzem Adler auf gelbem Grund mit sich.

Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943, 34; 75 (Fünfundsiebzig) Jahre Reichsbanner Schwarz - Rot - Gold, red. v. Grimm, U., 1999

bannitio (mlat. [F.]) öffentliche Ladung (nicht in latein_a-z.docx)

Bannleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vergabe (Leihe) eines Bannes durch den König. Sie wird 1149 zu Gunsten der Kirche sichtbar. In dem Sachsen­spiegel ist die Bannleihe eine grundlegende Er­scheinung der Gerichtsbarkeit, doch verliert die königliche Bannleihe mit dem Übergang der Gerichtsbarkeit auf die Landesherren ihre Bedeutung.

Lit.: Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994

Bannmeile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1237 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [MGConst. II 276] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die örtlich auf eine (oder auch mehrere) Meilen festgelegte Reichweite eines →Bannes oder einer Herrschaftsgewalt. Seit dem Hochmittelalter werden insbesondere Burgen, Städte (beispielsweise Lechenich 1279 banmile sive bivanc), Märkte, Mühlen oder Brauhäuser mit einer Bannmeile ausgestattet, in deren Bereich Wettbewerb ausgeschlossen ist. In der Gegenwart beschreibt die Bannmeile eines Staats­organs den räumlichen Bereich, in dem zu seinem Schutz keine Versammlungen abgehalten werden dürfen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hirsch, H., Die Klosterimmu­nität seit dem Investiturstreit, 1913; Küchler, W., Das Bannmeilenrecht, 1964

Bannwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1351 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 [GrW. V 357] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch Bann des Königs oder sonstigen Herren der allgemeinen Nutzung entzogene Wald (7. Jahrhundert lat. [F.] silva regis, forestis, 1251 banholz, 1280 banforst).

Lit.: Mantel, K., Wald und Forst in der Geschichte, 1990; Dasler, C., Forst und Wildbann, 2001

Bannwein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber nicht in DW2 – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1111 [SpeyerUB. 19] in 32 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) durch Bann in Wettbewerb geschützter Wein einer Herrschaft

barbarus, barbaros, barbar, lat., Adj., barbarisch, ausländisch, fremd, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. βάρβαρος (bárbaros), Adj., nicht griechisch, unverständliche Sprache sprechend, barbarisch; vgl. idg. *baba-, V., undeutlich reden, lallen

barbarus, lat., M., Barbar, plappernder (Nichtrömer), Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx

Lit.: Köbler, LAW; Rugullis, S., Die Barbaren in den spätrömischen Gesetzen, 1992

Barbeyrac, Jean de (1674-1744), 1697-1710 Professor für alte Sprachen in Berlin, 1711-1717 für Geschichte und Naturrecht in Lausanne, 1717-1744 für öffentliches und privates Recht in Groningen, verbreitet natur­rechtliches Gedankengut durch fran­zösische Übersetzungen von Werken Pufendorfs, Grotius’ und Cumberlands. S. Google

Lit.: Othmer, S., Berlin und die Verbreitung des Naturrechts in Europa, 1970

barfuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1100 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [Veluwe Deichbrief/ZRG2 Germ. 28 1907 292] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), bloßfüßig, vgl. 2. Samuel 15, 30, ältester vollständig erhaltener Lederschuh von dem Schnidejoch in den Alpen Berns auf 4300 v. Chr. datiert

Bargilde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 789-814 [Cap. I 1 S. 185] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Biergelde

Barock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen barockisch – nicht und in DW2 1876 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Französischen und Portugiesischen in der weiteren Herkunft ungeklärt, M./N., Adjektiv barock 1759 aus dem Französischen und Portugiesischen aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) ist in der Kunstgeschichte die Zeit zwischen der Renaissance an dem Ende des 16. Jahrhunderts und dem Klassizismus ab etwa 1760/1770.

Lit.: Methoden und Probleme der Alltagsforschung im Zeitalter des Barock, hg. v. Pickl, O. u. a., 1992

Baron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1210 bezeugt – ab 643 [Leges Langobardorum] und 1200-1210 [Parzival des Wolfram von Eschenbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Mittellateinische und Mittelfranzösische von ahd. baro (M.) Mann abgeleitet und mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar sowie in der weiteren Herkunft vielleicht ungeklärt, M.) Bezeichnung für Angehörigen einer Gruppe Adeliger (1595 für Freiherr)

Barrister (M.) ist der vor Gericht (engl. [N.] bar) auftretende Anwalt des englischen Rechtes. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000

Barschalk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 804 [Freising Trad. I 184] in 18 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für bestimmte Halbfreie in dem frühmittelalterlichen Bayern (8./9. Jahrhundert, auch 13. Jahrhundert).

Lit.: Köbler, WAS; Janda, A., Die Barschalken, 1926; Mayer, T., Baar und Barschalken, (in) FS I. Zibermayr, 1954, 143

Bartholomäus de Capua ist ein in Capua an dem 12. 8. 1248 als Sohn eines Juristen geborener, in Neapel ausgebildeter und 1278 promovierter, 1328 verstorbener neapoli­tanisch­er Jurist (Glossen, Quästionen, Reden). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 499

Bartholomäusnacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nacht (von dem 23. August) zu dem 24. August (1572), in der nach der Hochzeit (Bluthochzeit) des Protestanten Heinrich von Navarra mit Margareta von Valois in Paris und Umgebung mehr als 3000 Menschen (meistens Hugenotten) getötet werden.

Bartolus de Saxoferrato (aus bäuerlicher Familie, Venatura bei Sassoferrato/Saxofer­rato nahe Ancona in Umbrien 1313? oder 1314?-Perugia 13. 7. 1357, lat. [F.] lucerna iuris, Leuchte des Rechtes) lehrt nach dem in Perugia (1327 mit etwa vierzehn Jahren, Cinus de Sighibuldis) und Bologna (1330?, 1333?) betriebenen Rechtsstudium und der nach der Disputation von 1333 (baccalaureus) an dem 10. 11. 1334 in Bologna erlangten Promo­tion zu einem (lat.) doctor (M.) iuris civilis (Lehrer des weltlichen Rechtes) und einer Tätigkeit als Assessor des Podestà in Todi, Cagli und Pisa seit Winter 1338/1339 in Pisa und Perugia (1342) weltliches Recht. Neben vielleicht mehr als 400 gedruckten und weiteren rund 200 ungedruckten Gutachten (etwa vierundzwanzig je Jahr oder zwei je Monat) verfasst er bedeutende Kommentare zu Digesten und Codex Justinians sowie Glossen, additiones, 22 gedruckte quaestiones und etwa 45 (28 gedruckte) wichtige Traktate (beispielsweise zu dem Markenrecht und Wappenrecht) in klarer, aber trotz freierer Auslegung noch an der Scholastik ausgerichteter Denkweise. Seine Werke bilden neben der Glosse des Accursius an vielen Orten die Grundlage des juristischen Studiums bis weit in die Neuzeit ([lat.] Nemo bonus iurista, nisi Bartolista, niemand ist guter Jurist, wenn er nicht Bartolist ist). Sein wohl bekanntester Schüler ist →Baldus de Ubaldis. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Bartolus, Opera omnia, Drucke seit 1525; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3ff. 1834ff.; Woolf, C., Bartolus of Sassoferrato, 1913. Neudruck 2012; Bartolo da Sassoferrato, Bd. 1f. 1962; Merzbacher, F., Bartolo de Sassoferrato, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 559; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Cavallar, O. u. a., A Grammar of Signs, 1994; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 682; Bartolo de Sassoferrato nel VII centenario della nascità – diritto, politica, società, 2014

Basel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Rhein (Basilia 374 n. Chr.) wird auf keltisch-römischer Siedlungsgrundlage (kelti­sche Rauriker 1. Jahrhundert v. Chr., römisches Kastell auf dem Hügel des späteren Münsters um 15 v. Chr.) nach dem Übergang an die Alemannen (6./7. Jahrhundert) vielleicht in dem 7. Jahrhundert Sitz eines Bischofs (zunächst von Augst und Basel). 1185/1190 ist ein Rat urkundlich bezeugt. Seit 1362 zählt es sich nach dem Kauf wichtiger Rechte des Bischofs zu den freien Städten in dem Heiligen römischen Reich und erwirbt Gebiete zu dem Jura hin. 1431-1437 ist es Tagungsort eines Konzils. 1459 (4. 4. 1460) erlangt es eine (bald verbaselte) Universität (mit rund 2200 Promotionen zwischen 1558 und 1818 d. h. jährlich etwa 9). An dem 13. 7. 1501 schließt sich Basel als neunter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz an und löst sich 1648 förmlich von dem Heiligen römischen Reich. Die Stadtgerichtsordnung von 1719 schöpft hauptsächlich aus dem württembergischen Landrecht von 1555. 1821 wird ein Kriminalgesetzbuch für den Kanton Basel erlassen. 1832/1833 trennt sich Basel-Land von Basel-Stadt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, 1860; Concilium Basiliense, hg. v. Haller, J., Bd. 1ff. 1896ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel, Bd. 1ff. 1907ff.; Bruder, H., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Basel, 1909; Mulsow, H., Maß und Gewicht der Stadt Basel, 1910; Festschrift zur Feier des 450jährigen Bestehens der Universität Basel, 1910; His, E., Geschichte des Basler Grundbuchs, 1915; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel, Bd. 1f. 1907ff.; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 1917; Ribeaud, A., Le moulin féodal, 1920; Heusler, A., Basels Gerichtswesen im Mittelalter, 1922; His, E., Zur Geschichte des Basler Notariats, (in) Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 20 (1922), 1; Saxer, E., Das Zollwesen der Stadt Basel, 1923; Roth, P., Die Organisation der Basler Landvogteien, 1922; His, E., Eine historische Staatsteilung, (in) FG (Festgabe) Fritz Fleiner 1927; Membrez, A., Die Burgvogtei Binzen, 1928; Metzger, K., Die Verbrechen und ihre Straffolgen im Basler Recht des späteren Mittelalters, 1931; Koelner, P., Die Safranzunft zu Basel, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Zur Territorial­bildung der Bischöfe von Basel, (in) ZGO 52 (1938), 226; Die Matrikel der Universität Basel, hg. v. Wackernagel, H., Bd. 1f. 1951ff.; Staehelin, A., Geschichte der Universität Basel 1632 bis 1818, 1957; Hagemann, H., Rechtswissenschaft und Basler Buchdruck, ZRG GA 77 (1960), 241; Hagemann, H., Basler Stadtrecht im Spätmittelalter, ZRG GA 78 (1961), 140; Professoren der Universität Basel, 1960; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel 1459-1529, 1962; Baerlocher, R., Das Rechtsmittelsystem des baselstädtischen Zivilprozess­rechts, 1964; Bühler, T., Andreas Heusler und die Revision der Basler Stadtgerichtsordnung 1860-1870, 1963; Staehelin, A., Sittenzucht und Sittengerichtsbarkeit in Basel, ZRG GA 85 (1968), 78; Christ, B., Die Basler Stadtgerichtsordnung von 1719, 1969; Abplanalp, F., Zur Wirtschaftspolitik des Fürstbistums Basel, 1971; Bühler, T., Gewohnheits­recht und Landesherrschaft im ehemal­igen Fürstbistum Basel, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,443, 3,2,1958; Mommsen, K., Katalog der Basler juristischen Disputationen 1558-1818, 1978; Simon, C., Untertanenverhalten und obrigkeitliche Moral­politik, 1981; Hagemann, H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Kern, B., Die juristische Gesellschaft zu Basel, ZRG GA 100 (1983), 145; Röthlin, N., Die Basler Handelspolitik, 1986; Münch, P., Aus der Geschichte des Basler Privatrechts im 19. Jahrhundert, 1991; Basel, hg. v. Kreis, G. u. a., 2000; Hirsch, V., Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen, 2004; Hagemann, H., Laiengericht und gelehrtes Recht am Beispiel des Basler Stadtgerichts, (in) ZNR 27 (2005), 1; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Suter, S., Die strafrechtlichen Bedenckhen, 2006; Immenhauser, B., Bildungswege – Lebenswege, 2007; Steinbrink, M., Ulrich Meltinger, 2008; Berner, H. u. a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2008; Hagemann, Hans-Rudolf, Vielschichtiges Recht - Zivilrechtspflege im neuzeitlichen Basel, 2009; Kunz, R., Geschichte der Basler juristischen Fakultät 1835-2010, hg. v. Hafner, F. u. a., 2011; Gelehrte zwischen Humanismus und Reformation, hg. v. Wallraff, M., 2011; Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann (gest. 1518), hg. v. Signori, G., 2014; Heuss, R., Basler Polizei 1816-2016, 2016; Christ-von Wedel, C., Glaubensgewissheit und Gewissensfreiheit – die frühe Reformationszeit in Basel, 2017

Basiliken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, griech. [ta] basilika [nomima], kaiserliche [Bücher bzw. Gesetze], Pl.) ist der Name für die (von Kaiser Basilius I. 867-886 geplanten) 60 Bücher, in denen unter Kaiser Leon VI. (886-912) in →Byzanz die la­teinischen Rechtstexte (Codex und Di­gesten) Kaiser →Justinians (528-534) auf der Grundlage wohl alter griechischer Para­phra­sen in das Griechische übersetzt, gestrafft und vereinfacht werden (Digesten­para­phrase des Anonymus, Codex­paraphrase des Thaleleios). Später kommen Randbemer­kungen (Scholien) hinzu. Um 1345 bearbeitet →Harmenopulos die Basiliken in dem →Hexabiblos. Die unmittelbare Geltung der Basiliken endet mit der Einnahme Ostroms durch die Türken 1453 n. Chr., doch bleiben die Basiliken in Zusammen­fassungen und Auszügen für Griechenland bis zu dem Zivilgesetzbuch des Jahres 1946 bedeutsam.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 44 I 6; Basilicorum libri LX, hg. v. Scheltema, J., u. a., Bd. 1ff. 1953ff.

Baske (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen in Baskenmütze - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Baskenmütze – nicht, aber in Google belegt, M., damit sprachlich verbindbare Eigenbezeichnung Euskaldunak [Baskischsprecher] oder Euskal Herritar [Volk des Baskenlands]) ist der Angehörige eines vorindogermanischen, um die Pyrenäen in Spanien und Frankreich siedelnden Volkes (vielleicht insgesamt 650000 Baskischsprecher). In dem 10. Jahrhundert deckt sich das Land der Basken mit dem Königreich →Navarra. 1939 beseitigt der spanische Diktator Franco die Vorrechte der ihm ablehnend gegenüberstehenden Basken. 1979 erhalten die Basken (wieder) Autonomie. Hinweise auf eine frühere Besiedelung ihres Gebietes durch andere Sprachgruppen bestehen nicht.

Lit.: Ortots, H., Die Basken, 1979; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,247; Kasper, M., Baskische Geschichte, 1997, 2. A. 2008; Kurlansky, M., Die Basken, 2000

Baudoin (Balduinus), François (Arras 1520-Paris 1573), Fiskaladvokatensohn, lehrt nach dem Studium in Löwen (Mudaeus), kurz in Paris (Du Moulin), seit 1548 in Bourges, seit 1555 in Straßburg, seit 1556 in Heidelberg, nach einiger Unterbrechung seit 1566 in Besançon und seit 1569 in Angers. Innerhalb der französischen Humanisten bemüht er sich um die von der einfachen Überlieferung gelöste zusammenfassende Behandlung verschiedener Textschichten (beispielsweise der Codex­fragmente Konstantins). S. Google

Lit.: Erbe, M., François Baudoin, 1978

bauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [800 - bzw. 3. Viertel 8. Jh.] - bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – beispielsweise - ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wohnen, errichten, bestellen

Bauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [750] bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 645, 646] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bauen 800) ist der Angehörige des die Landwirtschaft betreibenden Berufsstands. Sachlich entsteht der Bauer mit der vor zehntausend Jahren in dem Gebiet des so genannten silbernen Halbmonds in Kleinasien beginnenden Sesshaft­werdung des vorher auf der Suche nach Nahrung wandernden Menschen, mit welcher der Ackerbau neben die Viehzucht tritt. In dem Frühmittelalter gerät der ursprünglich vielleicht freie Bauer vielfach in grundherrschaftliche Abhängig­keit. Seit der Aussonderung der Bürger und Ritter etwa in dem 11. Jahrhundert bilden die ver­bleibenden Mitglieder der Gesellschaft den Berufsstand der Bauern. Namengebend wird das bloße Nebeneinanderwohnen (ahd. būan) der Nachbarn. Möglich ist unter bestimmten Umständen der Erwerb von Freiheit (beispielsweise Rodungsfreiheit). Zu Beginn des 16. Jahrhunderts lehnen sich die Bauern erfolglos gegen ihre Herren auf (→Bauernkrieg). In dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wird vielleicht die Hälfte der Bauern getötet. In dem 19. Jahrhundert erlangen die Bauern Freiheit und Eigentum (→Bauernbefreiung) und werden den (anderen) Bürgern grundsätzlich gleichgestellt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Bauern wegen der günstigeren Lebensbedin­gungen in anderen Erwerbszweigen und der Maschinisierung der Landwirtschaft sehr stark ab (in Deutschland 2016 noch rund 280000 landwirtschaftliche Betriebe, 2020 rund 263500 mit durchschnittlich 63 Hektar Wirtschaftsfläche – durch Überproduktion und Preisverfall viele gefährdet -) und verliert die Landwirtschaft überhaupt ihre wesentliche wirtschaftliche Bedeutung an die Dienst­leistung, selbst wenn die Menschheit ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse bisher nicht überleben kann.

Lit.: Köbler, DRG 79, 98, 111, 135; Heusler, A., Der Bauer als Fürstengenoss, ZRG GA 7 (1886), 235; Wittich, W., Die Frage der Freibauern, ZRG GA 22 (1901), 245; Fehr, H., Das Waffenrecht der Bauern im Mittelalter, ZRG GA 35 (1914), 111; Urkunden zur deutschen Agrar­geschichte, hg. v. Wopfner, H., 1925; Barth, F., Der baaremer Bauer, (in) Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 17 (1928); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG GA 54 (1934), 178; Bader, K., Die freien Bauern im Breisgau, 1936; Mayer, T., Die Entstehung des „modernen“ Staates im Mittelalter und die freien Bauern, ZRG GA 57 (1937), 210; Bader, K., Das Freiamt im Breisgau und die freien Bauern am Oberrhein, 1936; Veltzke, G., Der gebundene bäuerliche Besitz, 1938; Arbusow, L., Das Bauernrecht des sog. budberg-schraderschen Landrechtsentwurfs von 1740, (in) Mitteilungen aus der livländischen Geschichte 25 (1937), 377; Huppertz, B., Räume und Schichten bäuerlicher Kulturformen in Deutschland, 1939; Höffner, J., Bauer und Kirche 1939; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer, 1939; Deutsches Bauerntum, Bd. 1f. hg. v. Franz, G., 1939f.; Möller, K., Das Vierländer Bauernrecht, 1940; Lütge, F., Die landesherrlichen Urbarsbauern in Ober- und Niederbayern, 1943; Adel und Bauern im Staat des deutschen Mittelalters, hg. v. Mayer, T., 1943; Martini, F., Das Bauerntum im deutschen Schrifttum, 1944; Grass, N., Zur Kontinuität im bäuerlichen Rechte der Alpenländer, ZRG GA 66 (1948), 516; Haff, K., Der freie Bergbauer als Staatsgründer, ZRG GA 67 (1950), 394; Dollinger, P., L’évolution des classes rurales en Bavière, 1949; Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte, 1955; Niederer, A., Gemeinwerk im Wallis, 1956; Lehmann, R., Die Verhältnisse der niederlausitzischen Herrschafts- und Gutsbauern, 1956; Hofmann, H., Freibauern, Freidörfer, (in) Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 23 (1960), 195; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Achilles, W., Vermögensverhältnisse braunschweigi­scher Bauern­höfe im 17. und 18. Jahrhundert, 1965; Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Grüll, G., Der Bauer im Lande ob der Enns, 1969; Bauer, Wort und Begriff, hg. v. Wenskus, R. u. a., 1975; Deutsches Bauerntum im Mittelalter, hg. v. Franz, G., 1976; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesell­schaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Dollinger, P., Der bayerische Bauernstand vom 9. bis zum 13. Jahrhundert, 1982 (franz. 1949); Fossier, R., Paysans d’Occident, 1984; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985, 4. A. 1987; Blickle, P., Studien zur geschichtlichen Bedeutung des deutschen Bauernstandes, 1989; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Trossbach, W., Bauern 1648–1806, 1993; Rösener, W., Die Bauern in der europäischen Geschichte, 1993; Wopfner, H., Tiroler Bergbauernbuch, hg. v. Grass, N., Bd. 1ff., 1995ff.; Epperlein, S., Bäuerliches Leben im Mittelalter, 2003; Reinle, C., Bauernfehden, 2003; Bauernleben, hg. v. Bauer, K., 2005, 2. A. 2005, 3. A. 2007, 4. A. 2014; Wiese, M., Leibeigene Bauern und römisches Recht im 17. Jahrhundert, 2006; Kissling, P., Freie Bauern und bäuerliche Bürger, 2006; Kofler, A., Bauernleben in Südtirol, 2010; Krauß, J., Ländlicher Alltag und Konflikt in der späten frühen Neuzeit, 2012

Bauerbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14./15. Jh. [StaverenStR. 189] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Dorfordnung

Bauergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1258 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Ennen, QKöln II 392] in 18 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist unter verschiedenen Namen das unter häufigem Vorsitz eines Bauermeisters in Flursachen tagende Gericht des mittel­alterlich-frühneuzeitlichen Dorfes.

Lit.: Wiemann, H., Der Heimbürge in Thüringen und Sachsen, 1962

Bauermeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1159 [LübChr. I 249] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt [mnd. burmester] sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist von dem Hochmittelalter (bis zu dem Ausgang der frühen Neuzeit) der (gebietlich auch anders bezeich­nete) Leiter (M.) örtlicher, meist bäuerlicher Gemeinden mit auch gerichtlichen Aufgaben.

Lit.: Schildt, B., Bauer Gemeinde Nachbarschaft, 1996

Bauernbefreiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1863 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Knapp, G. 1887, F.) ist die Befreiung der gebietsmäßig durchaus verschieden gestellten Bauern aus der grundherrlichen Abhängigkeit an der Wende des 18. Jahrhunderts zu dem 19. Jahrhundert, die von Staatsmännern, Wirtschaftsdenkern und aufgeklärten Bürgern mit dem Ziel der Modernisierung der Landwirtschaft nach dem Vorbild Englands auch zwecks Ertragssteigerung angeregt wird. Sie beginnt nach Verbesserungen des Bauernschutzes in Preußen (1749) und Österreich (1751) in Savoyen (1761, 1771). Reformen Josephs II. in Österreich werden abgesehen von der Aufhebung der Erbuntertänigkeit nach 1789 wieder abgeschafft. In Baden wird 1787 die Leibeigenschaft aufgehoben. In Preußen erhalten von 1799 bis 1805 50000 Domänen­bauern persönliche Freiheit und freies Eigentum. In dem Oktober 1807 verschafft ein preußisches Edikt bis zu dem Martinitag 1810 allen Bauern persönliche Freiheit, das Regulierungsedikt von 1811 auch Eigentum gegen Entschädigung. In dem Laufe des 19. Jahrhunderts dringt die Bauernbefreiung vor allem seit 1848 (Österreich Aufhebung der Robot, Grundentlastung) allgemein durch (beispielsweise Russland 1861). Entgegen den geäußerten Zielsetzungen bewirkt die Bauernbefreiung allerdings keine allge­meine Verbesserung der Lage der Bauern.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 174; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung in Böhmen, Mähren und Schlesien, Bd. 1f. 1893, Neudruck 2013; Darmstädter, P., Die Befreiung der Leibeigenen (Mainmortables) in Savoyen, 1897; Vogt, G., Die Bauernbefreiung in Mecklenburg, 1937; Conze, W., Die liberalen Agrarreformen Hannovers im 19. Jahrhundert, 1947; Conze, W., Quellen zur Geschichte der Bauernbefreiung, 1957; Engels, W., Ablösungen und Gemeinheitsteilungen in der Rheinprovinz, 1957; Schremmer, E., Die Bauern­befreiung in Hohenlohe, 1963; Winkel, H., Die Ablösungskapitalien aus der Bauernbefreiung in West- und Süddeutschland, 1968; Hippel, W. v., Die Bauernbefreiung im Königreich Württemberg, Bd. 1f. 1977; Dipper, C., Die Bauernbefreiung in Deutschland 1790-1850, 1980; Kreutzkamp, F., Bauernbefreiung auf Cappenberg, 2003; Schneider, K., Geschichte der Bauernbefreiung, 2010

Bauernkrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1526 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als ab 1524 mit einem Hinweis auf Stolze, D., Bedeutung Würtemb. f. d. Bauernkrieg und die Bezeichnung Bauernkrieg/HistVjschr. 33 [1931] 398ff. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (zwischen 1300 und 1800) von den →Bauern gegen die →Grundherrn geführte (einzelne) Krieg. Der Bauernkrieg von 1525 gründet sich auf eine als Folge der Pest an dem Ende des Mittelalters entstandene Agrarkrise und auf die von Martin Luther (Von der Freiheit eines Christenmenschen) genährte Hoffnung auf Besserung der Lage der Unterdrückten. Nicht zuletzt wegen Luthers Anfang Mai 1525 erfolgender Stellung­nahme gegen die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern enden die Bauernkriege mit Niederlagen (bei Fran­kenhausen, Zabern, Böblingen und Würz­burg) der Bauern (etwa 100000 Tote), ohne dass diese sich jedoch vollständig entrechten lassen.

Lit.: Zimmermann, W., Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges, 1841ff.; Franz, G., Der deutsche Bauernkrieg, 1933, Aktenband 1935, 14. A. 1984; Blickle, P., Die Revolution von 1525, 1975; Struck, W., Der Bauernkrieg am Mittelrhein und in Hessen, 1975; Waas, A., Der Bauernkrieg, 1995; Blickle, P., Der Bauernkrieg, 1998, 2. A. 2002; Blickle, P., Unruhen in der ständischen Gesellschaft, 1988, 2. A. 2010, 3. A. 2012; Goertz, H., Thomas Müntzer, 1989; Strunz-Happe, A., Wandel der Agrarverfassung, 2003; Fink, B., Die Böhmenkircher Bauernrevolte 1580-1582/83, 2004; Hohn, M., Die rechtlichen Folgen des Bauernkrieges von 1525, 2004; Bundschuh, hg. v. Blickle, P. u. a., 2004; Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald, hg. v. Vogler, G., 2008; Der Oberrheinische Revolu­tionär, bearb. v. Lauterbach, K., 2009; Die Zwölf Artikel von 1525 und das „göttliche Recht“ der Bauern, hg. v. Hasselhoff, G. u. a., 2012; Blickle, P., Der Bauernjörg – Feldherr im Bauernkrieg, 2015; Goertz, H., Thomas Müntzer, 2015; Bauernkrieg in Franken, hg. v. Fuchs, F. u. a., 2016; „Armer Konrad“ und Tübinger Vertrag im interregionalen Vergleich, hg. v. Hirbodian, S. u. a., 2016; Bräuer, S./Vogler, G. Thomas Müntzer, 2016; Mayenburg, D. v., Gemeiner Mann und gemeines Recht – Die zwölf Artikel und das Recht des ländlichen Raums im Zeitalter des Bauernkriegs, 2018 (März 1525); Heidenreich, B., Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des Bauernkrieges von 1525 in den Schrften der Aufständischen, 2019

Bauernlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1807 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Hochmittelalter bei Orden (beispielsweise Zisterziensern) und dann in England in dem 15. Jahrhundert beginnende Einziehen wüst liegender Bauernhöfe und Aufkaufen freier Bauernhöfe durch Grundherren zwecks Vergrößerung von Grundherrschaften (beispielsweise Rittergütern in Mecklenburg und Vorpommern), das seit 1709 bzw. 1749 in Preußen verboten wird.

Lit.: Nichtweiß, J., Das Bauernlegen in Mecklenburg, 1954; Zientara, B., Die Agrarkrise in der Uckermark, (in) Feudalstruktur, Lehnbürgertum und Fernhandel 1967, 221ff.

Bauernlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das vereinzelt an einen Bauern gelangte kleine Lehen, das zwischen Lehen und Leihe steht und in das Lehensrecht nur in einzelnen Hinsichten einbezogen wird.

Bauerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 unter Bauerschaft um 800 und unter Bauernschaft 1699 bezeugt – nicht in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen unter Bauernschaft – als Ansatz – nicht und unter Bauerschaft ab 1180 [OsnabrUB. I 310] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – unter Bauernschaft – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als Einheit verstandene Nachbarschaft, vor allem auf dem Land, aber zeitweise auch in niederdeutschen Städten.

Lit.: Lappe, J., Die Bauerschaften der Stadt Geseke, 1908; Lappe, J., Eine „untergegangene“ Bauerschaft, ZRG GA 32 (1911), 229; Lappe, J., Die Bauerschaften und Huden der Stadt Salzkotten, 1912

Bauersprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, nicht in DW2 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. Anh. 9] belegt [mnd. bursprake], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versammlung der Nachbarn in Stadt und Dorf, in der das geltende Recht verkündet wird und bei Bedarf allgemeine Angelegenheiten beraten werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Baulast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur durch einen Hinweis auf Stutz, Kirchenrecht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem späten 20. Jahrhundert in Deutschland das sich nicht bereits aus öffentlichrechtlichen Vorschriften ergebende, also freiwillig gegen­über der Bauaufsichtsbehörde über­nommene, ein Grundstück betreffende Tun, Dulden oder Unterlassen eines Eigentümers. →Kirchen­baulast

Lit.: Döring, C., Die öffentliche Baulast, 1994; Grahm, N., Kommunale Kirchenbaulasten im Gebiet des ehemaligen Großherzogtums Baden, 2012

Baum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 belegt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft ungeklärt, M.) ist die verholzte, aus Wurzel, Stamm und Krone bestehende und auf dem Land wachsende große Pflanze

Lit.: Demandt, A., Über allen Wipfeln – Der Baum in der Kulturgeschichte, 2002; Demandt, A., Der Baum, 2. A., 2014

Bauordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1564 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1579 [WürtLTA.2 II 101] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit der frühen Neuzeit zunächst in Städten sichtbare rechtliche Ordung für das Errichten von Bauwerken.

Lit.: Bauer, C., Anspruch und Wirklichkeit landesherrlicher Baugesetzgebung, Diss. jur. Marburg 1991; 100 Jahre Allgemeines Baugesetz Sachsen, hg. v. Bauer, H. u. a., 2000; Bauen nach Vorschrift?, hg. v. Spohn, T., 2002; Sokull, J., Baurecht und kommunale Selbst­verwaltung im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 2010 (gedruckt 2012); Feldmann, E., Bauordnungen und Baupolizei, 2011; Quellen zum Bau- und Enteignungsrecht (1940-1958), hg. v. Schubert, W., 2016

Baurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1120 [GenesisM. 87, 9], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der Rechtssätze, die sich auf die Zulässigkeit und die Grenzen bzw. die Ordnung und die Förderung der Errichtung und wesentlichen Veränderung von baulichen Anlagen sowie auf deren bestimmungsgemäße Nutzung beziehen. Ursprünglich gilt für das Baurecht der Grundsatz der Baufreiheit des Grundstücks­berechtigten (so noch das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794 in I 8 § 65). Seit dem Hochmittelalter finden sich erste Ein­schränkungen in den verdichtet besiedelten Städten. Dem folgen allmählich zahlreiche einzelne Polizeiverordnungen, Erlässe und Entschließungen der Landesherren. Sie werden in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch allgemeine Regelungen ersetzt (München 1863, Bayern 1864, Baden 1868, Sachsen 1868/1869, Preußen 1871, Württemberg 1872, Sachsen Baugesetz 1900, Bayern Bauordnung 1901, Preußen Woh­nungsgesetz 1918, Deutsches Reich Bau­gestaltungsverordnung 1936), die mit zuneh­mender Besied­lungsdichte immer stär­kere Beschränkungen aufnehmen, so dass der Grundsatz der Baufreiheit in erheblichem Umfang zu einem bloßen Grundsatz eingeengt wird (Bundesbaugesetz 1960, Baunutzungs­ver­ordnung 1962, Städtebauför­derungsgesetz 1971, Baugesetzbuch 1986, Arbeitsstättenver­ordnung 2004). Als Baurecht wird in Österreich das →Erbbaurecht bezeichnet.

Lit.: Köbler, DRG 152, 198, 259, 269; Grein, F., Baurecht nach den Vorschriften des allgemeinen Landrechts, 1863; Urschlechter, A., Das Baurecht der Stadt Nürnberg, Diss. jur. Erlangen 1940; Gönnenwein, O., Die Anfänge des kommunalen Baurechts, (in) FG H. Fehr, 1948, 71; Pirson, D., Das Baurecht des fürstlichen Absolutismus im hohenzollerischen Franken, 1961; Buff, A., Die bestimmenden Faktoren der deutschen Bauordnungen, 1970; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Ries, P., Bauverträge im römischen Recht, Diss. jur. München 1989; Bauer, C., Anspruch und Wirklichkeit landesherrlicher Baugesetzgebung, Diss. jur. Marburg 1991; 100 Jahre Allgemeines Baugesetz Sachsen, hg. v. Bauer, H. u. a., 2000; Binding, G./Linscheid-Burdich, S., Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter, 2002; Bauen nach Vorschrift?, hg. v. Spohn, T., 2002; Kocken, E., Van bouwen, 2004; Untermann, M., Architektur im frühen Mittelalter, 2006; Sokull, J., Baurecht und kommunale Selbst­verwaltung im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 2010 (gedruckt 2012); Feldmann, E., Bauordnungen und Baupolizei, 2011; Quellen zum Bau- und Enteignungsrecht (1940-1958), hg. v. Schubert, W., 2016

Bausparkasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1885?, F.) ist die vorchristlichen Anfängen in China folgende genossenschaftlich organisierte →Sparkasse, die meist nach einer Ansparzeit Darlehen zu Bauzwecken an Genossen vergibt. Die erste Bausparkasse wird 1775 in Birmingham gegründet (Ketley’s Building Society, 1831 Oxford Provident Building Association in Frankfort/­Pennsylvania). In Deutschland stammt die älteste Bausparkasse von 1885 (Bielefeld, Bausparkasse für jedermann, 1924 Bausparkasse Wüstenrot).

Lit.: Köbler, DRG 241; Lehmann, W., Die Bausparkasse, 5. A. 1977

Bautzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Eide, Statuten und Prozesse, hg. v. Schwerhoff, G. u. a., 2002

Bayer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch – ausgenommen Saubayer – und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar - 6. Jh. -, M.) ist der Angehörige des aus streitigen Grundlagen (Bojern, Ale­man­nen, Walchen) erwachsenden, zu dem 6. Jahrhundert (Jordanes) erstmals genannten, zwischen Alpen und Donau siedelnden Volkes. Die Bayern geraten schon früh unter die Herrschaft der →Franken. Um 740 werden für die Bayern von Bonifatius Bistümer eingerichtet (Passau, Salzburg, Freising, Regensburg, Eichstätt). Wohl vor 743 zeichnen die Bayern nach dem Vorbild der Alemannen ihr Recht auf (→Lex Baiwariorum). Ihr dem bereits in dem 6. Jahrhundert nachweisbaren Geschlecht der Agilolfinger angehörender König Tassilo III. wird 788 von Karl dem Großen abgesetzt. Später gelangen die Bayern (bzw. gelangt das um 950 seine weiteste Ausdehnung findende Gebiet der Bayern als Herzogtum) nacheinander an die Luitpoldinger (Anfang 10. Jahrhundert), das 976 unter Kaiser Otto II. Kärnten und die Ostmark abtrennende säch­sische (bzw. ottonische) sowie danach das salische Königshaus, die Welfen (1070-1138), die Babenberger (1139-1156), die Welfen (1156) und nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180, ohne die verselbständigte Steiermark) an die →Wittelsbacher.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 75, 131, 139, 192, 256; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 1f. 1889ff.; Gutmann, F., Die soziale Gliederung der Bayern zur Zeit des Volksrechtes, 1906; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Stowasser, O., Das Land und der Herzog in Bayern und Österreich, 1925; Spindler, M., Die Anfänge des bayrischen Landesfürstentums, 1937; Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, 1970ff. (2012 -eig); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1472,2634, 3,3,3697; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 2. A. 1981, z. T. 3. A.ff. 1995ff.; Schmid, A., Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937), 1976; Conversio Bagoariorum et Carantanorum, hg. v. Wolfram, H., 1979, 2. A. 2012; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 1983, 3. A. 2004; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum, 1989; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 1989, 2. A. 1992; Wolf, G., Bemerk­ungen zur Geschichte Herzog Tassilos III. von Bayern (748-788), ZRG GA 109 (1992), 353; Prinz, F., Die Geschichte Bayerns, 1997; Liebhart, W., Bayerns Könige, 1997, 2. A. 1997; Fait, B., Demokratische Erneuerung, 1998; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzog­tum Bayern, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Störmer, W., Die Baiuwaren, 2002; Bayerische Verfassungsurkunden, bearb. v. Wenzel, A., 4. A. 2002; Schauplätze der Geschichte der Bayern, hg. v. Schmid, A. u. a., 2003; Holzfurtner, L., Gloriosus dux, 2003; Freund, S., Von den Agilolfingern zu den Karolingern, 2004; Lackner, I., Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450-1479), 2011; The Baiuvarii and Thuringi, hg. v. Fries-Knoblach, J. u. a., 2014; Wolfram, H., Tassilo III., 2016

bayerisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Bayern betreffend

Bayerisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1616 ist das von Herzog Maximilian (1597-1651) seinem Land →Bayern gegebene einheitliche →Landrecht.

Lit.: Schuppenies, P., Die Bürgschaft im bayerischen Landrecht, Diss. jur. Mannheim 1975

Bayerisches Oberstes Landesgericht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in Wahrung der Erinnerung an Bayern als unabhängigen deutschen Staat (1806-1871) beibehaltene, über mehreren bayerischen Oberlandesgerichten (München, Nürnberg, Bamberg) stehende oberste Gericht (Ober­appellationsgericht) der ordentlichen Ge­richts­barkeit in Bayern. Es geht auf das auf Grund eines kaiserlichen, von dem Reichs­kammer­gericht befreienden Privilegs an dem 17. 4. 1625 verfügte Revisorium (Revisions­gericht) Bayerns zurück, das 1809 durch das Oberappellationsgericht in München abgelöst wird. Eingerichtet wird es durch das bayerische Ausführungsgesetz zu dem Gerichtsverfassungs­gesetz von dem 23. 2. 1879. Von dem 1. 4. 1935 bis 1. 1. 1948 war es auf­gehoben. Ab 1. 1. 2005 ist es auf Verlangen des seinerzeitigen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber für Neu­eingänge durch die Oberlandesgerichte München, Nürnberg und Bamberg ersetzt, zu dem 30. 6. 2006 auch für anhängige Sachen aufgehoben, auf Betreiben des Ministerpräsidenten Markus Söder aber in dem Juli 2018 zu dem 15. 9. 2018 mit verschiedenen Zuständigkeiten wieder errichtet.

Lit.: Merzbacher, F., 350 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 509; Das Bayerische Oberste Landesgericht, hg. v. Herbst, G., 1993; Demharter, J., 375 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht, (in) NJW 2000, 1154; Hettler, F., Das bayerische oberste Landesgericht, (in ) Bayern und Europa, 2005; Hirsch, G., Die Auflösung des bayerischen obersten Landesgerichts, (in) NJW 2006, 3255

Bayerisches Strafgesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1813 ist das von →Feuerbach erarbeitete Straf­gesetzbuch →Bayerns, das unter der Theorie des psychologischen Zwanges die wechsel­seitige Freiheit aller Bürger dadurch schützen will, dass es den Straftatbestand möglichst genau festlegt.

Lit.: Feuerbach, P., Lehrbuch des gemeinen, in Deutschland geltenden peinlichen Rechts, 1801, 14. A. 1847; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern, 1978

Bayerische Zivilprozessordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) von dem 29. 4. 1869 ist das an dem 1. 7. 1870 den älteren (lat.) →Codex (M.) iuris Bavarici iudiciarii (von 1753) ablösende, bis 1879 geltende Zivilprozessgesetz →Bayerns.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ZPOBayern1869.pdf, Bayerische Zivilprozessordnung, 1869

Bayern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von den Bayern (→Bayer) bewohnte Gebiet. Seit 1255 wird das mit dem (lat. [N.]) privilegium minus (kleineren Privileg) von 1156 bei der Abteilung Österreichs als eigenes Territorialherzogtum erkennbare, 1180 an die Grafen von Wittelsbach (Wittelsbacher, Otto I.) verlehnte, 1214 um die Pfalzgrafschaft bei Rhein erweiterte, durch die Ausbildung der Hochstifte Augsburg, Passau, Freising, Regensburg und Salzburg aber geschmälerte Land Bayern mehrfach geteilt (1255 Oberbayern mit Pfalzgrafschaft, Nie­derbayern, bis 1346). 1329 werden in dem Haus­ver­trag von Pavia (aus Oberbayern) Oberpfalz (in dem Nordgau) und Pfalz einer eigenen Linie überantwortet (mit Kurwürde seit 1356). 1335/1346 gibt Kaiser Ludwig der Bayer dem Teil Oberbayern ein Landrecht. Nach seinem Tode (1347) wird das um Holland und Brandenburg vergrößerte Land erneut geteilt. Durch die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von 1356 wird die Kurwürde der Pfalzgrafschaft bei Rhein zugeteilt. 1474 gibt Herzog Ludwig der Reiche, der Gründer der Universität Ingolstadt (1472, 1800 Landshut, 1826 München), Nieder­bayern eine Lan­desord­nung, die 1501 ergänzt wird (vgl. auch das Landgebot von Bayern-München von 1500). Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg wird nach Schaffung des Fürstentums Pfalz-Neuburg (junge Pfalz) 1506 die Unteilbarkeit des wiederver­einigten Landes festgelegt, 1516 eine Landesfrei­heitserklärung, 1516/1520 eine (vielleicht von Augustin Köllner endredi­gierte, 1520 um 20 Seiten gekürzte) Landes­ordnung, 1518 eine Landrechts­reformation (zu dem Landrecht von 1335/1346), 1520 eine Gerichtsordnung, 1553 eine Landesordnung und 1616 durch den die Landstände weiter zurück­drängenden, aber nicht entmachtenden Herzog Maximilian (1598-1651) ein einheit­liches Landrecht geschaffen. 1623 wird Bayern Kurfürstentum. 1669 findet der zunächst letzte Landtag in Bayern statt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wird das Recht unter Wiguläus von Kreittmayr in dem (lat.) →Codex (M.) iuris Bavarici criminalis (1751, Bayerisches Strafgesetzbuch), in dem →Codex iuris Bavarici iudiciarii (1753, Bayerisches Gerichtsverfahrensgesetzbuch) und in dem →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis (1756, Maximilianisches Bayerisches Zivilgesetzbuch) zusammengefasst und 1768 durch ein (lat. [N.]) Compendium Codicis Bavarici Civilis, Judiciarii, Criminalis et Annotationum – oder Grundriss der gemein- und bayerischen Privatrechtsgelehrsamkeit (Kreittmayrs) 1768 ergänzt. 1777 kom­men Pfalz (abgesehen von der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken) und Bayern in der Pfälzer Linie (Carl Theodor aus der Nebenlinie Sulzbach-Hilpoltstein, der 1742 Jülich und Berg erhei­ratet und zudem Bergen op Zoom, Pfalz-Sulzbach, Neuburg und die Kurpfalz erbt) wieder zusammen. 1779 geht das Innviertel an Österreich verloren. 1799 erbt die Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (Max Joseph) alle Güter. Zwischen 1803 und 1816 gewinnt das zu dem 1. 1. 1806 zu einem Königreich aufge­stiegene, auch wegen der Bedrohung durch Habsburg/Österreich dem Rheinbund bzw. Napoleon angeschlos­sene und zu dem 6. 8. 1806 souverän gewordene Bayern große ursprünglich schwäbische und fränkische Gebiete (Würz­burg, Bamberg, Augsburg, Freising, Teile von Eichstätt und Passau, 1806 Ansbach, Bay­reuth). An dem 1. 5. 1808 entsteht zwecks Verhinderung einer zentralistischen Gestaltung des Rhein­bundstatuts und einer Einmischung Napoleons in die inneren Angelegenheiten Bayerns eine Verwaltung und Gerichts­barkeit umfassend modernisieren­de, von 23 Edikten und Verordnungen ergänzte Konsti­tution (Verfassung) und 1813 durch Feuerbach ein moderneres Strafgesetzbuch. Als Ersatz für die Gebiete der rechtsrheinischen Pfalz um Heidelberg und Mannheim (1803 an Baden) wird in dem Münchener Vertrag von 1816 für Bayern die auf linksrheinische Gebiete beschränkte Rheinpfalz geschaffen. An dem 26. 5. 1818 erhält Bayern eine Verfassung (mit Kammer der Reichsräte und Kammer der Abgeordneten). 1871 wird Bayern Teil des Deutschen Reiches. 1918 wird das Königreich zu einem Freistaat mit einer Verfassung von dem 14. August 1919, an den 1920 Coburg angegliedert wird, der aber 1945 alle linksrheinischen Gebiete (Pfalz) an das neue (Land) Rheinland-Pfalz verliert. An dem 1. 12. 1946 wird innerhalb der Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika eine neue Verfassung für Bayern, das einen besonderen Verfassungsgerichtshof erhält, angenommen. 1949 wird Bayern mit seinen (noch) sieben Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern, Schwaben, Oberpfalz. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken ein Teil der Bundesrepublik Deutschland, in dem die Christlich Soziale Union (CSU) lange Zeit den Ministerpräsidenten stellt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LandesordnungBayern1516.htm; Kreittmayr, W., Anmerkungen über den Codicem Maximilianeum Bavaricum Civilem, Bd. 1ff. 1791ff.; Schreiber, F., Maximilian der Gute, 1863 (1727-1777); Riezler, S. v. Geschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1964; Gengler, H., Beiträge zur Rechts­geschichte Bayerns, 1889; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsver­fassung Bayerns, 1929; Wüstendörfer, M., Das baierische Strafrecht des 13. und 14. Jahrhunderts, 1942; Historischer Atlas von Bayern, hg. v. d. Kom­mission für bayerische Landesgeschichte, Teil Alt­bayern Heft 1ff. 1950ff., Teil Franken 1951ff., Teil Schwaben 1952ff.; Rall, H., Kurbayern in der letzten Epoche der alten Reichsverfassung, 1952; Lieberich, H., Zur Feudalisierung der Gerichtsbarkeit in Bayern, ZRG GA 71 (1954), 243; Wilhelm, R., Rechtspflege und Dorfverfassung nach niederbayrischen Ehe­hafts­ordnungen, 1954; Fried, P., Herrschaftsge­schichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg, 1962; Schöll, W., Der Codex Juris Bavarici Judiciarii im Vergleich mit den prozessrechtlichen Bestimmungen der Bayerischen Gesetzgebung von 1616, Diss. jur. München 1965; Grasser, W., Johann Freiherr von Lutz 1826-1890, 1967; Hofmann, S., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294, 1967; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1967ff.; Dollinger, H., Studien zur Finanzreform Maximilians I. von Bayern in den Jah­ren 1598-1618, 1968; Peitzsch, Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Ostadal, H., Die Kammer der Reichsräte in Bayern von 1819-1848, 1968; Hüttl, L., Caspar von Schmid (1622-1693), 1971; Weis, E., Montgelas, 1971; Mößle, W., Bayern auf den Dresdener Konferenzen 1850/51, 1972; Repräsentation und Parlamentarismus in Bayern, Bd. 1 1974; Dokumente zur Geschichte von Staat und Gesellschaft in Bayern, hg. v. Bosl, K. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Rankl, H., Staatshaushalt, Stände und „gemeiner Nutzen“ in Bayern 1500 bis 1516, 1976; Was früher in Bayern alles Recht war, hg. v. Eberle, R., 1976; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 1983, 3. A. 2004; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W. u. a., 1983; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/1808-1817, 1983; Kraus, A., Grundzüge der Geschichte Bayerns, 1984; Sandberger, A., Altbayerische Studien zur Geschichte von Siedlung, Recht und Landwirtschaft, 1985; Junkelmann, M., Napoleon und Bayern, 1985; Christoffer af Bayerns breve 1440-1448, hg. v. Olesen, J., 1986; Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Bayern von 1811, hg. v. Demel, W. u. a., 1986; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkun­denwesen der Pfalzgrafen, 1986; Weiß, J., Die Integration der Gemeinden in den modernen baye­rischen Staat, 1986; Schmid, A., Maximilian III. und die europäischen Mächte, 1987; Fischer, S., Der geheime Rat und die geheime Konferenz unter Kurfürst Karl Albrecht von Bayern 1726-1745, 1987; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 1989, 2. A. 2004; Kraus, A., Maximilian – Bayerns großer Kurfürst, 1990; Burgmair, W., Die zentralen Regierungsstellen des Kurfürsten Maximilian (1745-1777), 1992; Rall, H., Kurfürst Karl Theodor, 1993; Treml, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994, 2. A. 2000; Bayerisches Wörterbuch, hg. v. d. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1ff. 1995ff. (rund 25000 Stichwörter, 2011 von a bis bowidl/powidl); Der bayerische Landtag, hg. v. Ziegler, W. u. a., 1995; Leeb, J., Wahlrecht und Wahlen zur zweiten Kammer, 1996; Regierungsakten des Kurfürstentums und Königreichs Bayern 1799-1815, bearb. v. Schimke, M., 1996; Albrecht, D., Maximilian von Bayern 1573-1651, 1998; Heydenreuter, R., Kriminalgeschichte Bayerns, 2003; Biebl, G., Bayerns Justizminister v(on) Fäustle und die Reichsjustiz­gesetze, 2003; Franz, M., Die Landesordnung von 1516/1520, 2003; Die Protokolle des bayerischen Ministerrates, hg. v. d. historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1ff. 2003ff.; Fiedler, B., Der rheinbayerische Kassations­gerichtshof, 2004; Schlosser, H., Agnes Bernauerin (1410-1435), ZRG GA 122 (2005), 263; Weis, E., Montgelas, 2005; Bayern mitten in Europa, hg. v. Schmid, A. u. a., 2005; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und Landschafts­verordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Tassilo III. von Bayern, hg. v. Kolmer, L., 2005; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten, 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, 2. A. neubearb. v. Wild, J. u. a., 2006; Schwertmann, M., Gesetz­gebung und Repräsentation im frühkonstitutionellen Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., Bd. 1f., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 3. A. 2007; Bayern – Böh­men – 1500 Jahre Nachbarschaft, 2007; Rhein­bündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Weiß, D., Kronprinz Rupprecht von Bayern, 2007; Deutsches Verfassungsrecht, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2 2007 (rund 340 Dokumente); Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008; Häfner, H., Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern, 2008; Die bayerische Konstitution von 1808, hg. v. Schmid, A., 2009; Glasauer, B., Herzog Heinrich XVI. (1393-1450), 2009; Rumschöttel, H., Ludwig II. von Bayern, 2011; Bibliographie zur Geschichte des bairischen Baierns, hg. v. Müller, M., Bd. 1ff. 2011ff.; Gahlen, G., Das bayerische Offizierskorps 1815-1866, 2011; Die Anfänge Bayerns, hg. v. Fehr, H. u. a., 2012; Faußner, H., Die römische general­stabs­mäßige Ansiedlung der Bajuwaren, 2013; Immler, G., Die Wittelsbacher, 2013; Hilmes, O., Ludwig II. - Der unzeitgemäße König, 2013; Tauber, C., Ludwig II., 2013; Ehberger, W., Bayerns Weg zur parlamentarischen Demokratie, 2013; Die Regesten der Herzöge von Bayern 1180-1231, bearb. v. Schlütter-Schindler, G., 2013 (49 für Otto I., 626 für Ludwig I.); Faußner, H., Die bayerische Herzogsdynastie der Agilolfinger (578-788), 2014; Flurschütz, B., Die bayerische Popularklage, 2014; Junkelmann, M., Napoleon und Bayern, 2014; März, S., Ludwig III. Bayerns letzter König, 2014; Paulus, C., Machtfelder, 2015; Ruf, C., Die bayerische Verfassung vom 14. 8. 1919, 2015; Möller, H., Franz Josef Strauß, 2015; Die bayerischen Kommerzienräte, hg. v. Krauss, M., 2016 (Sammelband); Ruppert, K., Die Pfalz im Königreich Bayern, 2017; Handbuch der bayerischen Geschichte, begründet v. Spindler, M., neu hg. v. Schmid, A., Bd. 1 2017; Bäuml, M., Kulturpolitik gegen die Krise der Demokratie, 2018; Hille, M., Revolutionen und Weltkriege – Bayern 1914 bis 1945, 2018; Krauss, M., „Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen“ – Das Leben der Lola Montez, 2020

be (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google besonders belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel) bei, zu

Beamte →Beamter

Beamtenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die sich als Rechtsgebiet seit dem 19. Jahrhundert entwickelnde Gesamtheit der den →Beamten betreffenden Rechtssätze (Ansätze in dem 17. Jahrhundert und in einem Reichs­hofratsprozess von 1776, in dem der Reichshofrat seinen Schutz einem ohne gerichtliches Urteil entschädigungslos und unehrenhaft entlassenen Beamten gewährt).

Lit.: Bader, K., Die Rechtsprechung des Reichshofrats und die Anfänge des territorialen Beamtenrechts, ZRG GA 65 (1947), 363; Dold, I., Die Entwicklung des Beamtenverhältnisses im Fürstentum Fürstenberg, 1961; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue im preußischen Beamtenrecht, 1973

Beamter, Beamte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1336 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Beamte 1552 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, aus Beamteter, M.) in dem beamtenrechtlichen Sinn ist, wer unter Aushändigung einer Urkunde bei einer juristischen Person des öffentlichen Rechtes in das Beamtenverhältnis als ein öffentliches Dienstverhältnis und Treueverhältnis berufen worden ist. Insofern gibt es vor dem in dem Mittelalter entstehenden Territorialstaat keine eigentlichen Beamten, sondern nur Amtsträger. Für diese setzt sich in dem fränkischen Reich das Lehnsprinzip durch. Vielleicht seit dem 13. Jahrhundert (bzw. der ausgehenden Stauferzeit) wird der belehnte Adelige durch den festbesoldeten, absetzbaren und zunehmend fachlich geschulten Beamten ersetzt. Schon in dem 17. Jahrhundert kann dieser wegen seiner wohlerworbenen Rechte nicht mehr ohne gerichtliches Urteil entschädigungslos seines Amtes enthoben werden. In dem 18. Jahrhundert werden Beamte in Preußen unter den Königen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. zu Pflichtbe­wusstsein, Sachkenntnis, Pünktlichkeit und Unbestechlichkeit erzogen. Allgemeine Re­geln über die als Zivilbediente bezeichneten Beamten enthält das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794 (II 10 §§ 68ff.). Dort ist der Beamte nicht länger Fürstendiener, sondern Staatsdiener. 1850 schreibt die preußische Verfassungsurkunde in den Arti­keln 87ff. für die richterlichen Beamten mo­derne Grundsätze fest, welche die Weimarer Reichsverfassung in den Artikeln 128ff. auf alle Beamten erweitert. In Österreich wird die dienstrechtliche Stellung allgemein durch die Dienstpragmatik von dem 25. 1. 1914 geregelt (RGBl. 1914, 15). In dem Deut­schen Reich werden die Beamten ab dem 30. 1. 1933 auf die national­sozialistische Ideologie Adolf Hitlers ausge­richtet (Gesetz zu der Wiederherstellung des Berufsbeam­ten­tums von dem 7. 4. 1933, maßregelt durch­schnittlich 6-8% der Beamten). 1949 werden die hergebrachten Grundsätze des (wieder­hergestellten) Beam­ten­tums in Art. 33 GG aufgenommen., während die Deutsche Demokratische Repu­blik den Beamten zu einem öffentlichen Arbeit­nehmer macht. Wichtigste Beamtengesetze in der Bundesrepublik Deutsch­land sind das Bundesbeamtengesetz und das Beamten­rechts­rahmengesetz sowie die Landesbeamtengesetze. Österreich schafft an dem 2. 6. 1977 ein Beamtendienst­rechtsgesetz. Wegen der hohen Personal­kosten ist in der Gegenwart streitig, welche Staatstätigkeit von Beamten ausgeübt werden muss. Das Beamtenrechtsrahmengesetz der Bundesrepublik Deutschland wird mit Wirkung von dem 1. 4. 2009 durch das an dem 19. 6. 2008 verkündete Beamtenstatusgesetz ersetzt.

Lit.: Köbler, DRG 151, 197, 217, 225, 233, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Gönner, T., Der Staatsdienst, 1808; Kamptz, K. u. a., Über die Entschädigungsberechtigung der Staatsdiener bei Aufhebung ihrer Stellen, 1808; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums, Bd. 1ff. 1874ff., Neudruck 1962; Cohn, W., Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien, 1925; Bader, K., Die Rechtsprechung des Reichshofrates und die Anfänge des territorialen Beamtenrechts, ZRG GA 65 (1947), 363; Wyluda, E., Lehnrecht und Beamtentum, 1969; Rejewski, H., Die Pflicht der politischen Treue im preußischen Beamtenrecht (1850-1918), 1973; Wunder, B., Privilegierung und Disziplinierung, 1978; Hattenhauer, H., Geschichte des Beamtentums, 1980, 2. A. 1993; Schimetschek, B., Der österreichische Beamte, 1984; Megner, K., Beamte, 1985; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum, 1986; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Heindl, W., Gehorsame Rebellen, 1991; Kittel, E., From Ad Hoc to Routine, 1991; Mühl-Benninghaus, S., Das Beamtentum in der NS-Diktatur, 1996; Wunder, B., Die badische Beamtenschaft, 1998; Heyen, E., Pastorale Beamtenethik 1650-1700, (in) HZ 280 (2005) 345; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005 (7468 Kurz­bio­graphien); Krause, F., Die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums, 2008; Herlemann, H., Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 (BBG), ZRG GA 126 (2009), 296; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Forgács, P., Der ausgelieferte Beamte, 2015

Beati possidentes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.Pl.]) die glücklichen Besitzenden (sind in einem Rechtsstreit auf Grund der bloßen Tatsache des Besitzes gegenüber einem nicht besitzenden Kläger bereits in einem tatsächlichen Vorteil).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Euripides 485/480-406 v. Chr.)

Beaumanoir, Philippe de Rémi, Herr (Seigneur) von (um 1247-7. 1. 1296), nachgeborener Sohn des bailli (Amtmanns) des Gâtinais, wird nach dem Studium des Rechtes in Orléans und vielleicht Bologna 1279 bis 1283 bailli der Grafschaft Clermont in Beauvaisis in der Île-de-France Frankreichs bei Paris. Zwischen 1280 und 1283 verfasst er (rund sechzig Jahre nach dem Sachsenspiegel Eikes von Repgow) Li livres des coustumes et des usages de Beauvoisins (Coutumes de Beauvaisis, Gewohnheitsrecht, Rechtsbuch), die teils das Bestehende be­wahren, teils aber auch verändern. Später erhält er hohe königliche Ämter. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 103; Philippe de Beaumanoir, Coutumes de Beauvaisis, hg. v. Salmon, A., Bd. 1f. 1899, Neudruck 1970; Bordier, H., Philippe de Remi, sire de Beaumanoir – jurisconsulte et poète national du Beauvaisis, 1246-1996, 1980; Actes du colloque international Philippe de Beaumanoir et les coutumes de Beauvaisis, 1283-1983, hg. v. Bonnet-Laborderie, P., 1983

Beaumont-en-Argonne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) bei Reims ist die 1182 von dem Erzbischof von Reims geförderte neue freie Siedlung, mit deren Recht viele Orte in dem Westen des deutschen Reiches bewidmet werden. S. Google, →Loi de Beaumont

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 221; Bonvalot, E., Le tiers état d’après la charte de Beaumont, 1884

Bebenhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Das Bebenhäuser Urbar von 1356, bearb. v. Wille, W. 2015

Bebenburg → Lupold von Bebenburg, s. Google

Beccaria, Cesare Graf von, eigentlich Bonesana (Mailand 15. 3. 1738-Mailand 28. 11. 1794), nach dem Rechtsstudium in Parma (1754-1758) 1768-1771 Professor der Kameralistik in Mailand, danach in dem Dienst der Lombardei Österreichs, verfasst 1764 zunächst anonym das Werk (it.) Dei delitti e delle pene (Von den Verbrechen und den Strafen). Darin verlangt er in übertreibender Abgrenzung von dem zeitgenössischen Strafrecht die Durchsetzung des Grundsatzes (lat.) nulla poena sine lege (keine Strafe ohne Gesetz), die regelmäßige Ersetzung der Todesstrafe durch lebenslängliche Zwangsar­beit, die Abschaffung der Folter, die Öffentlichkeit der Strafgerichtsverhandlung, das Verbot der Willkür bei Strafverfolgung, die Beachtung der Nützlichkeit gegenüber der bloßen Vergeltung sowie die Bekämpfung des Verbrechens durch aufgeklärte Bildung. Dies hat Auswirkungen auf das Erzherzogtum Toskana des Habsburgers Leopolds II. Gegner Beccarias ist Immanuel Kant. S. Google

Lit.: http://koeblergerhard.de/Fontes/BeccariaCe­sareDeiDelittiEDellePene1764.htm; Köbler, DRG 158; Beccaria, Gesamtausgabe in 16 Bänden, Bd. 1ff. 1984ff; Cesare Beccaria, hg. v. Deimling, G., 1989; Weis, E., Cesare Beccaria (1738-1794), 1992; Beccaria et la culture juridique des lumières, hg. v. Porret, M., 1998; Edizione nazionale delle opere di Cesare Beccaria, Bd. 3 Scritti economici, hg. v. Gaspari, G., 2014; Di Renzo Villata, G., Beccaria und die Anderen – Zur Strafrechtswissenschaft der frühen Neuzeit, 2016

Bedarf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bedürfnis, Notwendigkeit

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Bede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über bitten und Bitte über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem deutschen Mittelalter die in dem Hinblick auf eine bestimmte Notlage von einem Herrn (durch Bitte) erbetene und von den Betroffenen durch Zustimmung bewilligte, in ihrer Höhe vermögensab­hängige →Abgabe in Geld seit etwa dem 11. Jahrhundert. Innerhalb der als Einheit bedepflichtigen Stadt trifft die Bede als Umlage den Bürger. Später wird die (erbetene) Bede von der (angeordneten) Steuer verdrängt (beispielsweise Bayern 1292, 1295, 1304, 1309).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 113; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Waas, A., Vogtei und Bede, 1919; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im Mittelalter, 1996

bedingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt –13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Judith 128] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einschränken, vereinbaren

Bedingung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1302 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [ArnstadtUB. 36] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bedingen ab 11. Jahrhundert bzw. um 1250) ist das zukünftige ungewisse Ereignis, von dessen Eintritt die Folgen einer menschlichen Erklärung abhängig gemacht werden. Die Bedingung ist aufschiebend oder auflösend bereits dem frühen römischen Privatrecht bekannt (lat. [F.] →condicio). Mit diesem wird sie in weiten Teilen Europas seit dem Mittelalter aufgenommen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) folgt dem von Windscheid (Die Wirkung der erfüllten Bedingung, 1851) eingenommenen Stand­punkt, dass die erfüllte aufschiebende Be­dingung regelmäßig keine rückwirkende Kraft hat und während der Schwebezeit eine Gebundenheit des bedingt Verpflichteten zu Gunsten des bedingt Berechtigten für den Fall des Eintritts der Bedingung besteht.

Lit.: Kaser § 10; Schiemann, G., Pendenz und Rückwirkung der Bedingung, 1973; Scheltema, A., De goederechtelijke werking van de ontbindende voorwarde, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

bedürfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) benötigen, brauchen

beerben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.), Erbe (M.) sein (V.), erben, vererben

beerbt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nur in dem Zeitwort beerben bezeugt – 13. Jahrhundert als beerben in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Verb beerben in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar), mit einem (Abkömmling als) Erben versehen (Adj.)

Beeskow (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt). S. Google

Lit.: Urkunden der Stadt Beeskow, bearb. v. Beck, F., 2003

befangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Verb um 800 und als Part. Prät. um 1120/1130 bezeugt – 8./18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 94] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fangen

Befangenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1075 bezeugt - 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv befangen um 1120/1130, Verb befangen um 800) ist die Voreingenommenheit oder das Fehlen der Unvorein­genommenheit bzw. der sachlichen Ein­stellung unabhängig von persönlichen Nei­gungen. Insbesondere von Richtern wird schon früh verlangt, dass sie unparteilich vorgehen. Allgemein wird die Befangenheit erst in dem 18. Jahrhundert erfasst.

befestigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1302 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [MansfeldKlUB. 430] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fest machen

Befestigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1435 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1332 [Lünig, RA. XIII 1287] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb befestigen 1302) ist vor allem die künstliche menschliche Schutzvor­richtung (beispielsweise durch Mauern) eines Ortes gegenüber Gefahren.

Lit.: Isenburg, G., Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, 1997; vmbringt mit starcken turnen, murn. Ortsbefestigungen im Mittelalter, hg. v. Wagener, O., 2010

Befestigungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich über die Tatsache einer Befestigung hinaureichend das bei den Franken (lat. [N.] Edictum Pistense 864) von dem König beanspruchte Recht, einen Ort mit einer künstlichen Schutzvorrichtung (beispielsweise Mauer) zu sichern. Mit der Entstehung des →Landes (ab 1156) geht das Befestigungsrecht von dem König auf den Landesherrn über (1220 bzw. 1231). Danach erwerben auch die Städte ein Befestigungsrecht. Mit der Entwicklung moderner Waffen wie Geschütze und Flugzeuge verliert das Befestigungsrecht weitgehend seine ursprüngliche Bedeutung.

Lit.: Schrader, E., Das Befestigungsrecht in Deutschland, 1909; Coulin, A., Befestigungshoheit und Befestigungsrecht, 1911; Isenburg, G., Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, 1997; Mintzker, Y., The Defortification of the German City, 1689-1866, 2012

begnadigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1392 bezeugt – EDEL 16. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [SiegenUB. I 202f.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) begaben, Strafe erlassen →Gnade

Begnadigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1373 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [Lünig, RA. XIII 185] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begnadigen 1392 bzw. 1350) ist der auf Gnade beruhende teilweise oder völlige Erlass der Strafe eines einzelnen Täters nach Eintritt der Rechtskraft eines Strafurteils durch einen Herrn. Sie ist vermutlich ähnlich alt wie die Strafe, weil, wer Strafe verhängen kann, auch von Strafe absehen kann. In dem 20. Jahrhundert wird sie durch Gnadenordnungen zuneh­mend verrecht­licht. →begnadigen, →Gnade

Lit.: Lueder, C., Das Souveränitätsrecht der Begnadigung, 1860; Beyerle, K., Von der Gnade im deutschen Recht, 1910; Köstler, R., Huldentzug als Strafe, 1919, Neudruck 1965; Grewe, W., Recht und Gnade, 1936; Klees, K., Das Wesen der Gnade, 1953; Hupe, I., Das Gnadenrecht, 1954; Waldstein, W., Untersuchungen zum römischen Begnadigungsrecht, 1964; Schätzler, J., Handbuch des Gnadenrechts, 1976; Merten, D., Rechtsstaatlichkeit und Gnade, 1978; Mickisch, C., Die Gnade im Rechtsstaat, 1996; Bauer, A., Das Gnadenbitten in der Strafrechtspflege, 1996; Dimoulis, D., Die Begnadigung in vergleichender Perspektive, 1996; Vrolijk, M., Recht door gratie, 2004; Rehse, B., Die Supplikations- und Gnadenpraxis in Brandenburg-Preußen, 2008

begraben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Bayerischer Landfriede/MGConst. II 600] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vergraben

Begräbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [Bergmann, München Urk. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb begraben um 790) ist vor allem das Verbringen eines Toten unter die Erdoberfläche durch überlebende Mitmenschen. Es ist wegen der von Leichen ausgehenden Gesundheitsgefahren schon in frühen Zeiten an vielen Orten üblich. Vielfach werden dabei dem Begrabenen Beigaben für ein als möglich gedachtes anderweitiges Fortwirken mitgegeben. In dem Anschluss an die jüdische Bibel begraben die Christen ihre Toten in Hinblick auf die künftige Auferstehung des verklärten Leibes (1. Moses 38,24, 1. Korinther 15,42), wobei allmählich der Kirchhof als Friedhof zu dem wichtigsten Begräbnisplatz wird. Mit der zunehmenden Verdichtung der Gesellschaft wird das Begräbnis verrechtlicht. Die von Juden und dem Christentum abgelehnte Verbrennung der Leiche wird seit dem Ende des 18. Jahrhunderts auch aus wirtschaftlichen Überlegungen (wieder) bedeutsamer.

Lit.: Körner, A., Das kirchliche Beerdigungsrecht, 1906; Gaedke, J., Handbuch des Friedhofs- und Bestattungsrechts, 1963, 6. A. 1992, 9. A. 2004, 10. A. 2010, 13. A. 2022; Ili, M., Wohin die Toten gingen, 1992; Fischer, N., Vom Gottesacker zum Krematorium, 1996; Bestattungs­befunde in ethnoarchäologischer Perspektive, hg. v. Noll, E. u. a., (in) Ethnograph.-archäolog. Zs. 38 (1997), 287ff.; Engels, J., Funerorum sepulcrorumque magni­ficentia, 1998; Hassenpflug, E., Das Laienbegräbnis in der Kirche, 1999

begreifen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erfassen

Begriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250? [Langewold 1250 R. 366 Hs. 1532] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb begreifen um 800) ist die von der begriffenen Sache und dem begreifenden Wort zu trennende Vorstellung oder gedankliche Erfassung einer Gegebenheit durch den Menschen zwecks gemeinsamen Verständnisses der Welt.

Lit.: Begriffsgeschichte, hg. v. Bödeker, H., 2002; Koselleck, R., Begriffsgeschichten, 2006; Wehrheim, L. u. a., Diskurs, Narrativ, Sonderweg, Hitler, Turn – Konjunkturen geschichtswissenschaftlicher Begriffe im „Clio Viewer“, (in) HZ 313 (2021), 129 (Durchsuchen umfangreicher digitaler Textbestände nach Schlagwörtern etwa in dem Ngram Viewer von Google, in dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) oder in dem deutschestextarchiv.de)

Begriffsjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Ihering/Jhering 1884, F.) ist die Richtung der Rechtswissenschaft, die davon ausgeht, dass die Rechtsordnung nicht eine zusammenhanglose Anhäufung einzelner Vorschriften ist, sondern ein sinnvolles, zusammenhängendes Ganzes und damit aus einem (lückenlos geschlossenen) System von Begriffen (Begriffspyramide) besteht, aus dem vor allem unter Ausschluss aller außer­rechtlichen politischen und gesellschaft­lichen Wertungen durch einen logischen Denk­vorgang eine Lösung (auch) des gesetzlich nicht ein­deutig geregelten Einzelfalls ermittelt werden könne und Lücken durch Begriffe und Grundsätze geschlossen werden, die aus dem Gesetz oder Gewohnheitsrecht (beispielsweise aus den Regeln des römischen Rechtes über den Irrtum bei dem Kauf) durch Abstraktion gewonnen werden (beispielsweise der Grundsatz, dass ein Irrtum eine Willenserklärung nichtig macht). Sie beruht geschichtlich auf der →historischen Rechtsschule (Savigny) und methodisch auf dem →Naturrecht (Christian Wolff). Wichtigster Vertreter ist Georg Friedrich →Puchta (1798-1846), der den Juristen auf ein hierarchisches System von (rein) juristischen, positiven und von der gesell­schaftlichen Wirklichkeit (wie der Ge­schichte) gelösten Begriffen verpflichtet, aus dem nach vorgegebener, den Naturwis­senschaften verwandter geometrischer Art für jede Frage konstruktiv die zutreffende Lösung gewonnen werden kann, ohne dass freilich auf der Suche nach Gerechtigkeit andere Gesichtspunkte völlig ausgeschlossen sind. Die Begriffsjurisprudenz wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem von Rudolf von Ihering angezweifelt und danach allmählich von der →Interessenjurisprudenz und der Wertungsjurisprudenz verdrängt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 188; Savigny, F. v., Vorlesungen über juristische Methodo­logie 1802-1842, hg. v. Mazzacane, A., 1993; Puchta, G., Cursus der Institutionen, 1841, Bd. 1, 9 A. 1881; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhun­dert, 1958; Krawietz, W., Theorie und Technik der Begriffsjurisprudenz, 1976; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 10. A. 2005, § 4; Bohnert, J., Über die Rechtslehre Georg Friedrich Puchtas, 1975; Herberger, M., Dogmatik, 1980; Falk, U., Ein Gelehrter wie Windscheid, 1989; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Haferkamp, H., Georg Friedrich Puchta und die Begriffsjurisprudenz, 2004; Henkel, T., Begriffsjurisprudenz und Billigkeit, 2004

begründen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1298 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1589 [Tirol/ÖW. V 68] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Grund angeben

Begründung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1533 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1603 [Frauenstädt, MalefB. 273] und 1604 [ZRhWestfVk. 4 1907 258] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begründen vor 1298) Angabe eines Grundes oder mehrerer Gründe für ein Geschehen oder eine sonstige Gegebenheit →Urteilsbegründung

Lit.: Gudian, G., Die Begründung in Schöffensprüchen des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960; Horak, F., Rationes decidendi, 1969; Begründungen des Rechts, hg. v. Nembach, U. u. a., 1979; Köbler, G., Die Begründung von Rechtssätzen im Hoch- und Spätmittelalter, (in) Archival. Z. 75 (1979), 86; Köbler, G., Die Begründungen der Lex Baiwariorum, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 69; Hensche, M., Teleologische Begründungen, 1998; Die Begründung des Rechts als historisches Problem, hg. v. Willoweit, D., 2000; Hocks, S., Gerichtsgeheimnis und Begründungszwang, 2002; Ratio decidendi. Guiding Principles of Judicial Decisions, hg. v. Bryson, W. u. a., 2006; Wunderlich, S., Über die Begründung von Urteilen am Reichs­kam­mergericht im frühen 16. Jahrhundert, 2010; Von der religiösen zur säkularen Begründung staatlicher Normen, hg. v. Siep, L. u. a. 2012; Harke, J., Argumenta Iuventiana - Argumenta Salviana - Entscheidungsbegründungen bei Celsus und Julian, 2012; Mysterium „Gesetzesmaterialien“, hg. v. Fleischer, H., 2013; Günzl, C., Eine andere Geschichte der Begründungspflicht – Sichtweisen des frühen 19. Jahrhunderts, 2021

begünstigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1475 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [CCC. 150] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fördern, begnadigen, bevorzugen

Begünstigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1527 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [Stieda-Mettig 391 Nr. 66, 9] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begünstigen 1475) ist allgemein die Vergünstigung oder Erlaubnis sowie insbesondere rechtlich die Hilfeleistung an einen anderen, der eine rechtswidrige Tat begangen hat, in der Absicht, ihm die Vorteile der Tat zu sichern. Sie wird erst in der Neuzeit als solche verselbständigt.

Lit.: Dersch, G., Begünstigung, Hehlerei und unterlassene Verbrechensanzeige, 1980; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 6. A. 2011; Wolff, B., Begünstigung, Strafvereitelung und Hehlerei, 2002

behindern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1374 bezeugt – 15. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1406 [BremUB. IV 455] in 8 hauptsächlich friesischen Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beeinträchtigen

Behinderter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Beeinträchtigter, Gestörter

Behinderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1551 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1450 [OstfriesUB. I 551] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb behindern 1374, Maskulinum Behinderter 1933) Beeinträchtigung, Störung

Lit.: Stoll, J., Behinderte Anerkennung? Interessenorganisationen von Menschen mit Behinderung in Westdeutschland seit 1945, 2017

Behörde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1670 bezeugt – 1670 [Grimmelshausen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1693 [BremPolO. 181] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Zugehöriges) ist rechtlich die nicht selbst rechtsfähige, aber organisatorisch selbständige Stelle, die (als unselbständiges Organ des Staates oder sonstigen selbständigen Verwaltungsträgers) Aufgaben öffentlicher →Verwaltung wahrnimmt. Dementsprechend entstehen ausgehend von einem herrschaftlichen Hof Behörden, sobald die Verwaltung eine gewisse Größe überschreitet. Dies ist insbesondere seit der Entwicklung des modernen Staates in dem Spätmittelalter der Fall. Frühe Ansatzpunkte sind Kanzlei, Hofgericht und Raitkammer. In dem 19. Jahrhundert erfolgt ein rati­o­nal-bürokratischer Aufbau aller Behörden, wobei monokratische und kolle­giale Behörden möglich sind. →Bürokratie

Lit.: Köbler, DRG 150, 197, 233, 258; Biedermann, H., Geschichte der landesfürstlichen Behörden in und für Tirol, (in) Archiv f. Gesch. Tirols 2 (1866); Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Wintterlin, F., Geschichte der Behördenor­ganisation in Württemberg, 1904; Walther, A., Die Ursprünge der deutschen Behörden­organisation im Zeitalter Maximilians I., 1913; Bär, M., Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Freitag, D., Das schlesische Behördenwesen, Diss. jur. Breslau 1937; Ohnsorge, W., Die Verwaltungsreform unter Christian, (in) Neues Archiv f. sächs. Gesch. 63 (1943), 26ff.; Bernhard, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg und ihre Beamten 1520-1629, Bd. 1f. 1973; Histoire comparée de l’administration, hg. v. Paravicini, W. u. a., 1980; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K., Bd. 1ff. 1983ff.

bei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt– 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., als Präfix verwendet) in der Nähe von

Beichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [althochdeutscher Isidor] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11. Jahrhundert in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bekenntnis, Geständnis

Beichtstuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1430 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe nachreformatorisch für Siebenbürgen [SiebbWB. I 478] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Stuhl für die Beichte

Beichtstuhljurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Beichtstuhl um 1430, Beichte um 796) ist die sich auf die spätantike Ohrenbeichte (lat. [F.] paenitentia privata, private Beichte) gründende, in Westeuropa seit dem 6. Jahrhundert (Toledo 589, Irland Ende 6. Jahrhundert, Châlon-sur-Saône 644-656) sichtbare, seit dem 12. Jahrhundert an Gewicht gewinnende Lehre von dem Verhalten des christlichen Beichtvaters ge­genüber einem Sünder hinsichtlich der Entscheidung für und gegen die Los­sprechung. Hierzu entstehen in dem Frühmittelalter besondere Bußbücher (Colum­ban, Liber paenitentiarum mensura taxanda [Luxeuil oder Bobbio um 573], Iudicia Theodori Cantuariensis [Canterbury? Ende 7. Jahrhundert]) und in dem Hochmittelalter Beichtsummen (lat. Sum­mae [F.Pl.] confessorum) wie beispielsweise die Summa de poenitentia (Summe über die Reue) des Raymund von Peñafort (vor 1238) oder die Summa confessorum (Summe der Bekenner) des Johannes (Runsic) von Freiberg (vor 1290?). Die auftretenden Rechtsprobleme des sog. (lat.) →forum (N.) internum (inneren Bereichs) werden dabei nach den Regeln des Rechtes bzw. der gelehrten Rechte behandelt. An dem päpstlichen Hof entwickelt sich die apostolische Poe­nitentiarie als für Gewissenssachen und Gnadensachen zuständige Behörde. Während die Reformation dem Beichtvater die Ent­scheidungsgewalt abspricht, stellt die katholische Kirche die Entscheidung der Beichtväter (1551) einem Urteil gleich. Nach 1558 wird das Beichtverfahren in die geistliche Gerichtsbarkeit überführt.

Lit.: Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechtes in Deutschland, 1867, Neudruck 1959, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StintzingRoderichGeschichteDerPopulaerenLiteratur­DesRoemisch-kanonischenRechtesInDeutschland1867.pdf; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Michaud-Quantin, P., Sommes de casuistique et manuels de confession au moyen âge, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,999; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen forum internum und externum für die spätmittelalterliche Gesellschaft, ZRG KA 76 (1991), 254ff.; Prosperi, A., Tribunali della coscienza, 1996; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Reinhard, W., 2001; Alle origini del pensiero giuridico moderno, hg. v. Cavina, M., 2004

Beichtsumme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zusammenfassende gelehrte Betrachtunmg über die Beichte und das zugehörige Verfahren. →Beichtstuhljurisprudenz

Lit.: Michaud-Quantin, P., Sommes de casuistique, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,1828

beigeordnet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) hinzugeordnet, zugewiesen

Beigeordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beiordnen 1597, zuweisen) ist in Bundesländern Deutschlands wie Hessen oder Nordrhein-Westfalen der von dem zuständigen Organ einer kommunalen Körperschaft auf Zeit gewählte, dem Bürgermeister oder Landrat beigeordnete führende →Beamte.

Lit.: Wolter, H., Der Beigeordnete, 1978

beihelfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) helfen, unterstützen, →Beihilfe

Beihilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1439 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [ArchSchweizG. 3 1844 320] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beihelfen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in Google belegt) ist die Unterstützung eines Menschen insbesondere bei einer Straftat (Teilnahme) oder hinsichtlich einer Entlohnung für eine Tätigkeit. Zwischen Tätern und Gehilfen wird erst in dem Spät­mittelalter gelegentlich unter­schieden. Danach wird die Beihilfe als allgemeine Erscheinung von Straftaten erfasst. Die finanzielle Beihilfe entwickelt sich mit dem Ausbau des Rechtes der →Beamten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 119; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Deutsche Verwaltungs­geschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.

Beil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt - um 817? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen wohl ab 1221-1224 in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) ist das zunächst aus Feuerstein und seit dem sechsten vorchristlichen Jahrtausend aus metallener Klinge (Kupfer, Bronze, Eisen) und höl­zernem Griff zusammengesetzte, hauptsäch­lich einhändig dem Zerkleinern von Holz dienende, aber auch als Waffe verwendbare Gerät. Es ist daneben in Altertum und Mit­telalter ein Kennzeichen für herr­schaftliche Gewalt und wird zu dem Vollzug von Todesstrafen und Lei­besstrafen verwendet. Seit dem 14. Jahrhundert erscheint das Fallbeil, das in Frankreich 1792 nach Vorschlag des Arztes Joseph Ignace Guillotin (1738-1814) zu der Guillotine weiterentwickelt wird.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Maisel, W., Rechtsarchäologie Europas, 1992

Beilager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1319 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [MittOsterland 4 1858 366] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb beilagern nicht belegt, Verb beiliegen nach 1180) ist der Beischlaf bzw. die öffentliche Beschreitung des Ehebetts als Voraussetzung für die vollzogene →Eheschließung hauptsächlich in dem Mittelalter, deren rechtliche Notwendigkeit in der germanischen Zeit in der Wissenschaft streitig ist.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Eckhardt, K., Beilager und Muntübergang zur Rechtsbücherzeit, ZRG GA 47 (1927), 174; Carlsson, L., Das Beilager im altschwedischen Recht, ZRG GA 75 (1958), 348; Hemmer, R., Über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 76 (1959), 292; Carlsson, L., Vom Alter und Ursprung des Beilagers im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 310; Hemmer, R., Nochmals über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 78 (1961), 298

beiordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1597 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1654 [SchlettStR. 524] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beigeben, zuordnen

Beirut →Berytos

Beisasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 1400 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1374 [PaulinzelleUB. 258] belegt, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (vor allem in der mittelalterlichen Stadt) der nicht vollberechtigte und deswegen von dem voll Berechtigten wie beispielsweise dem Bürger zu trennende Bewohner einer Siedlung, wobei die Einzelheiten örtlich einigermaßen verschieden sein können.

Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 275ff.; Vits, B., Hüfner, Kötter und Beisassen, 1993; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung im europäischen Mittelalter, 1996, 144f.

Beisitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1452 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1452 [Herrgott. MAustr. IV 2 S. 118] in 26 Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisitzen vor 1150) ist eine mindere Form einer Beteiligung oder Berechtigung. In dem mittelalterlichen Recht bleibt nach dem Tode eines Hausvaters die Witwe mit den Kindern in ungeteilter (gesamthänderischer) Vermögens­gemeinschaft auf dem (bisherigen) Gut der Familie sitzen. Sie erzieht die Kinder und nutzt deren Vermögen durch den Beisitz, bis dieser Zustand durch Abschichtung, Wieder­verheiratung oder Tod beendet wird. Mit der Entwicklung des →Ehegattenerbrechts schwindet der noch in dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 (II 1 § 645) enthaltene Beisitz.

Lit.: Hübner 693; Köbler, DRG 89; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973

beisitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [HanseRez. VI 327] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur als Partizip Präsens beisitzend belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) dabei sitzen, teilnehmen

Beisitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1348 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1348 [ZürichStB. I 173] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisitzen vor 1150) Beisitzender, Urteiler an dem spätestens 1415 nachweisbaren königlichen Kammergericht und an dem Reichskammergericht →Assessor

Lit.: Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, Teil 1 2011, Teil 2 2003; Mader, E., Die letzten „Priester der Gerechtigkeit“, 2005

beisprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) dabei sprechen

Beispruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1613 [Stolp/Kamptz, PreußProvR. II 116] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisprechen in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht, aber in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt) ist in dem älteren deutschen Recht die Zustimmung des nächsten Erben des Veräußerers eines Gutes zu einer Veräußerung (Erbenlaub). Das Beispruchsrecht beruht auf der aus der Sesshaftwerdung entspringenden ur­sprünglichen Familiengebundenheit von Grund und Boden. Es ist zunächst ein vollständiges Recht auf Herausgabe der veräußerten Sache (Rück­rufsrecht), schwindet in dem Laufe des Mittelalters aber in regionaler Verschiedenheit über ein Vorkaufsrecht allmählich gegenüber der Verfügungsfreiheit des Eigentümers.

Lit.: Hübner 332; Fipper, C., Das Beispruchsrecht nach altsächsischem Recht, 1879; Freytagh-Loringhoven, A. v., Beispruchsrecht und Erbenhaftung, ZRG GA 28 (1907), 69; Agena, G., Grundbesitz, Beispruch und Anerbenrecht in Ostfriesland, 1938; Forster, G., Mitwirkungsrechte, 1952

Beispruchsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1746? [CCHolsat. I 111] in 2 Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Beispruch

belagern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1388 bezeugt – 14./15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [Moser, KreisAbsch. I 19] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umringen, belästigen

Belagerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1476 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [HoyerUB. I 389] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb belagern 1388) Umringung, Belästigung

Belagerungszustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1793 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der seit dem 19. Jahrhundert verrechtlichte Zustand der (ursprünglich tatsächlichen) Belagerung (beispielsweise einer Stadt) durch einen Feind, in dem bestimmte Rechte eingeschränkt und die Zuständigkeit von Ge­richten abgeändert werden kann.

Lit.: Schudnagies, C., Der Kriegs- oder Belagerungs­zu­stand während des ersten Weltkriegs, 1994

beleidigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1349 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1419 [SchwyzLB. 49] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) kränken, herabsetzen

Beleidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1359 bezeugt – 10.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. XIV 5] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beleidigen um 1349) ist die nach außen dringende Kundgabe der Missachtung oder Nichtachtung eines anderen. Sie ist sachlich in dem altrömischen Recht in der (lat. [F.]) iniuria (Unrecht) des Zwölftafelgesetzes mit der Folge der Leistung von 25 Pfund Kupfer enthalten, die in dem klassischen römischen Recht zu einem Tatbestand erweitert wird, der jede bewusste Missachtung der Persönlichkeit eines anderen in Wort und Tat umfasst. In dem Mittelalter hat die Beleidigung eher tatsächliche als rechtliche Folgen. Die peinliche Gerichts­ordnung Karls V. von 1532 erfasst nur einzelne Sonderfälle. Bei Thomasius (1655-1728) werden Körperverletzung und tätliche Beleidigung voneinander geschieden. In dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) wird die Beleidigung als Straftatbestand angesehen. Das frühe 19. Jahrhundert sondert die Verleumdung von der Beleidigung, das Reichsstrafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches des Jahres 1871 sieht Beleidigung, Verleumdung und üble Nachrede als Beleidigung in weiterem Sinne an.

Lit.: Köbler, DRG; Landsberg, E., Injuria und Beleidigung, 1886; Thieme, K., Iniuria und Beleidigung, 1905; Die Gesetze der Langobarden, hg. v. Beyerle, F., 1947, 444; Bartels, K., Die Dogmatik der Ehrverletzung in der Wissenschaft des gemeinen Rechts, Diss. jur. Göttingen 1959; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 1981, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Fuchs, R., Um die Ehre, 1998; Müller, M., Verletzende Worte – Beleidigung und Verleumdung in Rechtstexten aus dem Mittelalter und aus dem 16. Jahrhundert, 2017

Belgien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist das Gebiet zwischen der kontinentalen Ärmelkanalküste und den Ardennen. Sein Name geht auf ab 57 bzw. 51 v. Chr. von Caesar unterworfene keltisch-germanische Mischstämme zurück, die zusammenfassend als (lat. [M.Pl.]) Belgae bezeichnet werden. Sie geraten in der Völkerwanderung unter den Einfluss der von dem Niederrhein einströmenden →Franken, die den nördlichen Teil sprach­lich assimilieren (altniederfränkisch, flä­misch). 843/877 gelangt ein Teil an den Westen (Frankreich), der übrige Teil (Brabant, Luxemburg, Hennegau, Namur, Hochstift Lüttich) an den Osten (deutsches Reich, Heiliges römisches Reich), 1384 das gesamte Gebiet an →Burgund und über Maria von Burgund 1477 an Habsburg, für das Karl V. 1531 die Aufzeichnung aller örtlichen Gewohnheits­rechte (coutumes) binnen sechs Monaten anordnet ([1750] 691). Bei der Teilung in dem Hause Habsburg (1521/1522/1526) fällt der Raum an →Spanien, ohne in dem Freiheitskampf der →Niederlande mit diesen sich (tat­sächlich 1571-1581 und rechtlich 1648) aus der Herrschaft Spaniens lösen zu können (spanische Niederlande). Nach dem spanischen Erbfolgekrieg (1713) wird das Gebiet an das habsburgische →Österreich gegeben (österreichische Niederlande), nach der Be­setzung durch das bald seine Kodi­fika­tionen von 1804ff. unter Aufhebung älterer Gewohnheitsrechte und Gesetze einführende Frankreich (1793, 1795 Batavische Republik, 1797 Teil Frankreichs) 1815 aber Österreich auch rechtlich entzogen und mit den Niederlanden zu dem Königreich der Nieder­lande vereint. Unter der Ein­wirkung der französischen Revolution des Jahres 1830 erklärt das teils wallonische (romanische) Gebiet (in dem Südosten um [Brüssel,] Charleroi, Namur, Bastogne, 40 Prozent), teils flämische (niederländisch­sprachige) Gebiet (in dem Nordwesten um Ostende, Brügge, Gent, Antwerpen, Mechelen, 60 Prozent) nach einem Aufstand an dem 18. 11. 1830 seine Unabhängigkeit. Die Verfassung von dem 7. 2. 1831 legt eine konstitutionelle Monarchie fest (Einheits­staat). Das Recht ist deutlich von Frankreich geprägt. Die 1831/1839 garantierte Neutralität ist seit 1914/1919 beendet bzw. aufgehoben. Seit 1951/1952 ist Belgien, in dem die sog. flä­mische Revolution oder flämische Bewegung die Vorherrschaft französischer Kultur mehr und mehr durchbricht, Kernland europäischer Einigung (1951/1952 Montan­union, 1957 Euratom, Europäische Wirt­schafts­ge­meinschaft) und entwickelt sich als Folge des inneren sprach­lichen Gegensatzes ab 1993 zu einem Bundesstaat. →Europäische Union

Lit.: Recueil des anciennes ordonnances de la Belgique; Recueil des anciennes coutumes de la Belgique; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1899ff., Neudruck 1975; Errera, P., Das Staatsrecht des Königreichs Belgien, 1909; Niemeyer, T., Belgien und seine Neutralisierung, 1917, Neudruck 2013; Marez, G. des, Le droit privé à Ypres, 1927; Vercauteren, F., Étude sur les civitates de la Belgique seconde, (in) Mémoires publiés par l’académie royale de Belgique 1934; Niermeyer, J., Onderzoekingen over Luikse en Maastrichtse oorkonden, 1935; Dievoet, E. van, Het burgerlijk recht, 1943; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, 1949ff.; Standen en Landen, Bd. 1ff. 1950ff.; Génicot, L., L’économie rurale Namuroise, 1960; Verhulst, A./Gysseling, M., Le compte général de 1187, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff. 3,1,1069, 3,2,2581, 3,3,3726­3794,3892,3973,4091; Ordonnances et autres actes juridiques concernant le duché de Bouillon, Bd. 2 1977; Gilissen, J., Introduction historique au droit, 1979; Smidt, J. de u. a., Chronologische Lijsten van de geentendeerde sententien, 1979; Gilissen, J., Historische Inleiding tot het recht, 1981; Liber sentenciarum van de officialiteit van Brussel 1448-1459, hg. v. Vleeschouwers, C. u. a., 1982; Cossart, A. v., Belgien, 1985; Dumont, G., Histoire de la Belgique, 1985; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux, 1987; Costumen van de stad en van de kasselrij Kortrijk, hg. v. Monballyu, J., Bd. 2 1989; Schilling, J./Täubrich, R., Belgien, 1990; Holthöfer, E., Beiträge zur Justizgeschichte der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs im 19. und 20. Jahrhundert, 1993; Hermsdörfer, W., Geschichte und Gegenwartsgestalt des Verhältnisses von Staat und Kirche in Belgien, 1998; Cook, B., Belgium, 3. A. 2002ff.; Delpérée, F., Le droit constitutionnel de la Belgique, 2000; Zedinger, R., Die Verwaltung der österreichischen Niederlande in Wien (1714-1795), 2000; Uyttendaele, M., Précis de droit constitutionnel belge, 2001; Geschiedenis van de Belgische Kamer van Volksvertegenwoordigers, red. v. Gerard, E. u. a., 2003; Koll, J., Die belgische Nation, 2003; Politieke en sociale geschiedenis van justitie in Belgie, hg. v. Heirbaut, D. u. a., 2004; La Belgique, les petits États et la construction européenne, hg. v. Dumoulin, M. u. a., 2003; Napoleons nalatenschap, hg. v. Heirbaut, D. u. a., 2005; Heirbaut, D., Hadden/hebben de Belgische ministers van Justitie een civielrechtelijk beleid?, 2005; Schaepdrijver, S. de, La Belgique et la première guerre mondiale, 2005; Heirbaut, D., Privaatrechts­geschiedenis van de Romeinen tot heden, 2005; Vesentini, F., Pratiques pénales et structures sociales, 2005; Lejeune, C., Die Säuberung, Bd. 1ff. 2005ff.; Monballyu, J., Zes eeuwen strafrecht, 2006; Dupont-Bouchat, M. u. a., La Belgique criminelle, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 971; Deferme, J., Uit de ketens van de vrijheid, 2007; Verfassungs­doku­mente Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande 1789-1848, hg. v. Stevens, F., 2008; Heirbaut, D., Een beknopte geschiedenis van het sociaal, het economisch en het fiscaal recht in Belgie, 2009; Horvat, S., De vervolging van militairrechtelijke delicten tijdens Wereldoorlog I, 2009; Meinen, I., Die Shoah in Belgien, 2009; Monballyu, J., De jacht op de flaminganten, 2010; Kakoschke, A., Die Personen­namen in der römischen Provinz Gallia Belgica, 2010; Debaenst, B., Een Proces van Bloed, Zweet en Tranen!, 2011; Stevens, W., Het leenhof van Dendermonde, 2013; Vandenbogaerde, S., Vectoren van het recht – Geschiedenis van de Belgische juridische tijdschriften, Diss. jur. Gent 2014; Grenzerfahrungen - Eine Geschichte der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, hg. v. Lejeune, C. u. a., Bd. 1ff. 2014ff.; De Belle Epoque van het Belgische recht (1870-1914), hg. v. Debaenst, B., 2016; Wampach, C., Der Rechtsstreit um die Verletzung der belgischen Neutralität im ersten Weltkrieg, ZRG GA 133 (2016), 404; Witte, E. u. a., Politieke geschiedenis van België, 2016; Spraul, G., Der Franktireurkrieg 1914, 2016; Driessen, C., Geschichte Belgiens, 2018; The Belgian Constitution of 1831 - History, Ideologies, Sovereignty, hg. v. Maes, C. u. a., 2018; Cauchies, J., Es plantar un mundo nuevo. Académie Royale de Belgique, Brüssel 2019

Belial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als nach 1474 über das Lateinische und Griechische des Altertums aus dem Hebräischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., hebr., Bosheit, Widersacher Christi) ist in der Bibel (2. Kor. 6, 15) ein Teufel und in dem Spätmittelalter eine Lehrschrift ([lat.] Processus [M.] Luciferi contra Jesum coram iudice Salomone, Prozess Luzifers gegen Jesus vor dem Richter Salomo) des kanonistisch geschulten Archidiakons Jacobus (Paladinus) de Theramo (Teramo, 1382 Archidiakon in Aversa, 1391 Bischof von Monopoli, später von Florenz) von 1382. Ihre frühe deutsche Übersetzung ist ein Fall populärer, die Rezeption der gelehrten Rechte beschleunigender Literatur.

Lit.: Hagemann, H., Der Processus Belial, (in) FG M. Gerwig, 1960, 55; Ott, N., Rechtspraxis und Heilsgeschichte, 1983

belieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1235 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [Mensing] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gutheißen, wertschätzen

Belieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – 16./17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1606/1740 [DOrdStat.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ermessen, Wunsch, Gefallen

Beliebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [Anklam/PommMbl. 28 1914 119] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb belieben um 1235) Einwilligung, Neigung, →Dorfordnung, Siebenharden­be­liebung

Bellapertica →Petrus de Bellapertica

Bello, Andrés (Caracas/Venezuela 1781-Santiago/Chile 1865), der in London von 1810 an ein jahrelanges Rechtsstudium betreibt, ist der Verfasser des auf dem europäischen Kodifikationsgedanken und dem spanisch-römischen Sachmaterial eigen­ständig aufgebauten (span.) Codigo civil (Bürgerliches Gesetzbuch) de la república de Chile von 1855. S. Google

Lit.: Nelle, D., Entstehung und Ausstrahlungswirkung des chilenischen Zivilgesetzbuches von Andrés Bello, 1988

Bellot, Pierre François (1776-1836), seit 1819 bzw. 1823 Professor in Genf, ist der Redaktor des Zivilgesetzbuchs und Schöpfer des Prozessrechts in →Genf. S. Google

Lit.: Elsener, W., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975, 446

bellum, duellum, lat., N., Krieg, Naev. (um 235-200 v. Chr., s. idg. *dāu-, V., Adj., brennen, verletzen, vernichten, feindselig, latein_a_z.docx

benedeien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1210 bezeugt - um 1210 [Tristan] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über benedīcere, lat., V., nhd. Gutes reden, loben, Plaut. um 250-184 v. Chr., s. bene, bonus, dīcere und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) lobpreisen, segnen

benedīcere, lat., V., Gutes reden, loben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bene, bonus, dīcere

benedictio, lat., F., Lobpreisen, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. bene, bonus, dīcere

Benedictus de Isernia ist ein in Benevent kurz vor 1200 geborener, 1252 in Neapel noch bezeugter Jurist (Glossen, Summen). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 496

Benedictus Levita (Benedikt der Levit) ist der selbstgewählte Name des (unbekannten) Verfassers einer in drei Bücher mit 405, 436 und 478 (bzw. insgesamt 1719 bzw. nach Seckel 1721) Kapiteln gegliederten, um 850 (vor 852?) wohl in der Erzdiözese Reims (nach eigenen Angaben in dem Archiv der Kirche von Mainz) entstandenen, teilweise (mehr als drei Viertel?) gefälschten oder verfälschten, zu einem beträchtlichen Teil aber echten, auf sehr guten Vorlagen beruhenden, vollständig nur durch zwei in Paris liegende Handschriften überlieferten, nur mäßig erfolgreichen Rechts­sammlung, die Kapitu­larien aus der Sammlung des →Ansegis, Bibeltexte, Kirchenväter, Kanones und andere Quellen kirchlichen wie weltlichen Rechtes (von den Volksrechten nur die [lat.] Lex Baiwariorum, Volksrecht der Bayern) ohne jede erkennbare Ordnung aneinander­reiht. S. Google

Lit.: Ganshof, F., Was waren die Kapitularien? 1961; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1988ff.; Schmitz, G., Die Reformkonzilien von 813 und die Sammlung des Benedictus Levita, (in) DA 56 (2000), 1; Fortschritt durch Fälschungen?, 2002; Lukas, V., Eine Sammlung von Kapitularien Karls des Großen bei Benedictus Levita, ZRG KA 90 (2004), 1

Benedikt XIV. (Prospero Lambertini, Bologna 1694-1754), seit 1740 Papst, ist auf Grund seines Werkes (lat.) De synodo dioecesana (Über die Diözesansynode) der früheste Vertreter einer geschichtlichen Kirchenrechtswissenschaft. S. Google

Lit.: Haynes, R., Philosopher King. The Humanist Pope Benedict XIV, 1970

Benediktiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des von Benedikt von Nursia (Nursia bei Spoleto um 480-Montecassino 547) zunächst in Subiaco und nach 529 in Montecassino (bei Neapel) geleiteten ältesten abendländischen Mönchtums, der nach der von Benedikt für Montecassino verfassten, sich in dem fränkischen Reich durchsetzenden Klosterregel lebt. Bedeutende Klöster der Benediktiner sind neben Montecassino vor allem Luxeuil, Cluny, Corbie, Fontenelle, Stablo, Malmédy, Bobbio, Farfa, Echternach, Prüm, Hirsau, Reichenau, Sankt Gallen, Weißenburg in dem Elsass, Lorsch, Maria Laach, Fulda, Corvey, Benediktbeuern, Wessobrunn, Beuron, Ettal, Tegernsee, Mondsee, Gorze, Melk, Bursfeld, Sankt Blasien, Weingarten, Sankt Emmeram und Göttweig. Als Zweig­orden der Benediktiner lassen sich Kamaldulenser, Vallumbrosaner, Zisterzienser, Silvestriner, Cölestiner und Olivetaner verstehen. In Frankreich werden alle Klöster der Benediktiner 1789 aufgehoben, in dem Heiligen römischen Reich alle Klöster 1803 säkularisiert, doch werden in dem 19. Jahrhundert viele wiederbegründet. Seit 1893 gibt es einen weltweiten Zusammenschluss (benediktinische Konföderation) mit derzeit 21 Kongregationen und rund 200 Klöstern. →regula Benedicti (Regel Benedikts)

Lit.: Hilpisch, S., Geschichte des benediktinischen Mönchtums, 1929; Schmitz, P., Geschichte des Benediktinerordens, Bd. 1ff. 1947ff.; Holtz, L., Geschichte des christlichen Ordenslebens, 1986; Engelbert, P., Geschichte des Benediktinerkollegs Sankt Anselm in Rom, 1988; Clark, J., The Benedictines in the Middle Ages, 2011; Dartmann, C., Die Benediktiner, 2014; Miegel, A., Kooperation, Vernetzung, Erneuerung, 2014; Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Bayern, red. v. Hildebrandt, M., 2014 (149 Beiträge); Dartmann, C., Die Benediktiner, 2017; Jenal, G., Sub Regula S. Benedicti – Eine Geschichte der Söhne und Töchter Benedikts von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2019

Benediktinerregel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Regel Benedikts von Nursia →regula Benedicti (Regel Benedikts)

Benediktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als um 1500 aus dem lateinischen benedictio des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb benedeien um 1210) Benedeiung, Segnung

Lit.: Franz, A., Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter, 1909

beneficium, lat., N., Guttat, Verdienst, Wohltat, Begünstigung, Vergünstigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bonus, facere

Beneficium (lat. [N.] Wohltat, gute Tat, Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht jede (, vor allem kaiserliche) Gunst (beispielsweise Übertragung des Rechtes an einer Sache [u. a. beneficium excussionis si­ve ordinis, beneficium divisionis, beneficium cedendarum actio­num, beneficium dationis in solutum, beneficium abstinendi, beneficium inventarii, beneficium separationis bonorum, beneficium cessionis bonorum, beneficium competentiae]), in dem Frühmittelalter unter anderem die besonders vorteilhafte →Leihe. Als solche gilt jedenfalls seit 743/744 auch die Leihe (beispielsweise säkularisierten Kirchenguts) gegen Leistung von Kriegsdienst. Später werden als beneficium auch Ämter und vielleicht in Nutzung spätrömischer Vorbilder sogar Kirchen oder Pfründengüter (Amts­pfründen) verliehen. In dem Süden Frankreichs spricht man seit dem Ende des 9. Jahrhunderts auch von fevum, feodum, feudum, später allgemein volkssprachig von →Lehen. In dem 13. Jahrhundert tritt in dem deutschen Sprachraum das Wort beneficium mit dem Vordringen der Volkssprache ebenfalls zurück. In dem Rahmen des römischen Rechtes wird es mit dessen allmählicher Aufnahme (Rezption) seit dem Spätmittelalter wieder häufiger verwendet.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Stutz, U., Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens, 1895, Neudruck 1972; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsge­walt, 1933; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, 7. A. 1989; Wesener, G., Rechtswohltat, HRG Bd. 4 1986, 423; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Mönchtum - Kirche - Herrschaft, hg. v. Bauer, D. u. a., 1998; Erdmann, J., Quod non est in actis, 2007; Wolkenhauer, J., Senecas Schrift De beneficiis und der Wandel im römischen Benefizienwesen, 2014

beneficium (N.) cedendarum actionum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Wohltat der abzutretenden Ansprüche

Beneficium (N.) competentiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wohltat des Notbedarfs) heißt seit dem 16. Jahrhundert die schon in dem klassischen römischen Recht vorhandene Möglichkeit, gewisse nahe Angehörige oder Mitgesellschafter nur zu dem Geldwert eines zu der Urteilszeit vorhandenen Vermögens zu verurteilen, um die mit der Vollstreckung verbundenen Nachteile nicht eintreten zu lassen. Ein gewohnheitsrechtlich entstandenes, auf Liber extra 3,23,3 (1234) gestütztes beneficium competentiae hat auch der Klerus, dem das zu dem standesgemäßen Unterhalt Notwendige zu belassen ist.

Lit.: Kaser §§ 32 III, 85; Wünsch, O., Zur Lehre vom beneficium competentiae, Diss. jur. Leipzig 1897; Zipperling, O., Das Wesen des beneficium competentiae, 1907; Gildemeister, J., Das beneficium competentiae im klassischen römischen Recht, 1986

beneficium (N.) divisionis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Wohltat der Teilhaftung

Beneficium (N.) emigrationis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (Wohltat der Auswanderung) ist die nach der Reformation Martin →Luthers (1517) von Lan­desherren und durch den Augsburger Reli­gionsfrieden von dem 25. 9. 1555 reichsrechtlich gewährte Freiheit, in ein Land auszuwandern, in dem die von dem eigenen Landesherrn nicht geteilte Religion eines auswanderungs­willigen Untertanen gilt. Voraussetzung ist der Verkauf der Güter und die Entrichtung einer Nachsteuer sowie einer möglichen Be­freiungsabgabe.

Lit.: Zycha, A., Deutsche Rechtsgeschichte der Neuzeit, 2. unv. A. 1949, 55

beneficium (N.) excussionis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. ) Wohltat (Einrede) der Vorausklage

Lit.: Wurch, N., David Mevius und das lübische Recht – dargestellt am Beispiel des „beneficium excussionis“, 2015

beneficium (N.) inventarii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Wohltat der Inventarerrichtung

Beneš, Edvard (28. 5. 1884-3. 9. 1948) Präsident der zweiten tschechoslowakischen Republik, s. Google

Beneš-Dekrete (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sind die von Edvard Beneš (28. 5. 1884-3. 9. 1948) als dem Präsidenten der zweiten tschechoslowa­kischen Republik verfügten (insgesamt 143) Dekrete (Dekret des Prä­sidenten von dem 19. Mai 1945 über die nationale Verwaltung [Enteignung) der Vermögenswerte von Deutschen und Madjaren, Verrätern und Kollaborateuren, Dekret von dem 19. Juni 1945 über die Bestrafung der nazistischen Verbrecher, Verräter und ihrer Helfershelfer durch außer­ordentliche Volksgerichte, Dekret von dem 21. Juni 1945 über die Konfiskation und Aufteilung des landwirtschaftlichen Ver­mögens der Deutschen, Madjaren u. s. w., [Bekannt­­machung des Finanzministers von dem 22. Juni 1945 über die Sicherstellung des deutschen Vermögens,] Dekret von dem 20. Juli 1945 über die Besiedelung des landwirtschaftlichen Bodens der Deutschen, Madjaren und anderen Staatsfeinde durch Tschechen und Slowaken, Verfassungsdekret von dem 2. August 1945 über den Verlust der Staatsbürgerschaft der Deutschen und Madjaren, Dekret von dem 19. September 1945 über die Arbeitspflicht der ausgebürgerten Menschen (ohne Entlohnung und Lebensmittel), Dekret von dem 18. Oktober 1945 über die Auflösung der deutschen Universität Prag und der deutschen technischen Hochschulen von Prag und Brünn, Dekret von dem 25. Oktober 1945 über die Konfiskation des feindlichen Vermögens, Dekret von dem 27. Oktober 1945 über die Einrichtung von Zwangsarbeitssonderabtei­lungen und Verfas­sungsdekret von dem 27. Oktober 1945 über die Sicherstellung der als unzuverlässig ange­sehenen Menschen (sowie Erlass des Innenministeriums von dem 26. November 1945 über die Aussiedlung der deutschen Antif­aschisten in die sowjetische Besatzungs­zone Deutschlands und Gesetz von dem 6. Mai 1946 über die Rechtmäßigkeit aller mit dem Kampf um die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zusammen­hängenden Handlungen [oder Straftaten]). Die Beneš-Dekrete entfalten noch in der Gegenwart Wirksamkeit.

Lit.: Dokumente zur Diskussion über die Beneš-Dekrete, hg. v. Slapnicka, H., 1999; Beneš, E., Benesovy dekrety, 2002; Mandler, E., Benesovy dekrety, 2002; Die Deutschen und Magyaren in den Dekreten des Präsidenten der Republik. Studien und Dokumente 1940-1945, hg. v. Jech, K., 2003; Perzi, N., Die Beneš-Dekrete, 2003; Bühler, K./Schusterschitz, G./Wimmer, M., The Beneš-Decrees, (in) Austrian Review of International and European Law 9 (2004), 1

Benin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt

Lit.: Harding, L., Das Königreich Benin, 2010 (Nigeria um 1200, 1898 von Großbritannien erobert)

Bentham, Jeremy (London 15. 2. 1748-6. 6. 1832), Anwaltssohn, wird nach dem Studium in Oxford und der Ausbildung in Lincoln’s Inn (1763) für kurze Zeit Anwalt. 1789 veröffentlicht er als Privatgelehrter (engl.) The Introduction of the Principles of Morals and Legislation (Einführung in die Grundsätze von Moral und Gesetzgebung), welcher der Gedanke zugrunde liegt, dass eine Handlung dann richtig und ein Gesetz dann gerecht ist, wenn es das größte Glück der größten Zahl von Menschen fördere (→Utilitarismus). Dazu strebt er eine Kodifikation an und verwendet dafür das Wort als erster. 1817 tritt er in (engl.) A Catechism on Parliamentary Reform (Bekenntnis zu der Reform des Parlaments) für jährliche Wahlen, einheitliche Wahlbezirke, Ausdehnung des Wahlrechts und Geheimheit der Wahl ein. Er beeinflusst John →Austins analytische Rechtswissenschaft. Die histo­rische Rechtsschule nimmt ihn nicht zu allgemeiner Kenntnis, doch gibt es einzelne Auswir­kungen seiner Vorstellungen in dem Prozess, Gefängniswesen und bei den Zinsen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bent-hamJeremyMoralsandLegislation1789.pdf Köbler, DRG 139, 179; Bentham, J., A Comment on the Commentaries, hg. v. Everett, C., 1928; Vanderlinden, J., Code et codification dans la pensée de J. Bentham, (in) TRG 32 (1974); Campos Boralevi, L., Bentham and the oppressed, 1984; Postema, G., Bentham and the Common Law Tradition, 1986; Luik, S., Die Rezeption Jeremy Benthams, 2003; Kramer-McInnis, G., Der „Gesetzgeber der Welt“, 2008

Bentheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Köbler, G., Historisches Lexikon der deutschen Länder, 7. A. 2007; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967; Veddeler, P., Die territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006

benutzen, benützen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1480/1481 [JurFris. II 14) in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gebrauchen, verwenden

Benutzung, Benützung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1616 [[Tirol/ÖW. III 44] in 1 Stelle und als Benützung – als Ansatz – nicht belegt und als Benutzung und Benützung in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb benutzen um 1300) Gebrauch, Verwendung

Benutzungszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der öffentlichrechtliche Zwang zu der Benutzung einer öffentlich­rechtlichen Einrichtung, wie er in dem 19. Jahrhundert durch die →Leistungsverwaltung gegenüber dem Bürger durchge­setzt wird (beispielsweise Preußen 1868 bezüglich der öffentlichen Schlachthäuser).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Deutsche Verwal­tungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983f.

beraten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beratschlagen, bereden

Beratung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [GarzStB.! 108 als Aussteuer] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beraten um 800), Beratschlagung, Beredung

Beratungshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Deutschland zusammen mit der Prozesskostenhilfe das →Armenrecht 1980 ablösende Hilfe für die Wahrnehmung von Rechten außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens durch Rechtsanwälte.

Lit.: Köbler, DRG 263; Engels, C., Beratungs­hilfegesetz/Prozesskostenhilfe, 1990; Kawamura, H., Die Geschichte der Rechtsberatungshilfe in Deutschland, 2014

Berber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und – ausgenommen Berberlöwe - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines eine Berbersprache sprechenden Volkes in Nordafrika (beispielsweise Tuareg, Kabyle, Wort vielleicht von gr. barbaros?, M., Radebrechender?)

Lit.: Brandes, J., Geschichte der Berber, 2004

bereichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach EDEL um 1600 als Lehnübertragung aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) reicher machen, vermehren

Bereicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen Formbereicherung in DW2 Wortarchiv - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie unter Einfluss des Lateinischen des Altertums 1785 bezeugt, Maskulinum Bereicherungs­anspruch 1893, Verb bereichern in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt) ist die Ver­mehrung eines Ver­mögens. Sie ist dann herauszugeben, wenn sie nicht rechtlich begründet ist. In diesem Sinn kann bereits in dem klassischen römischen Recht eine nichtgeschuldete Leistung (lat. indebitum [N.] solutum) wohl wegen der Ähnlichkeit mit einem Darlehen mit der besonderen Begehrensform der →Kondiktion (lat. [F.] condictio) zurück­verlangt werden. Über die Nichtschuld hinaus gilt diese Folge auch für Fälle nicht eingetretener Erwartung oder sittenwidrigen Leistungszwecks. Herauszu­geben ist grundsätzlich der erlangte bestimmte Gegenstand. In nachklassischer Zeit wird in dem Osten die Herausgabe aus grundloser Vorenthaltung mit der allgemein phi­losophisch-christlichen Überlegung ge­recht­fertigt, dass niemand aus dem Nachteil eines anderen reicher (lat. locupletior) werden dürfe. In dem Mittelalter versuchen die Glos­satoren erstmals, die Kondiktion mit dem Grundsatz der Beschränkung der Heraus­gabepflicht auf die noch vorhandene Bereicherung zu verbinden. Dem folgt →Duaren (1509-1559). Von Hugo →Grotius wird der allgemeine Grundsatz aufgestellt, dass jemand, der aus der Sache eines anderen, der sie nicht mehr hat, reicher geworden ist, herauszugeben hat, worum er reicher geworden ist. Er wird aber nicht in die vernunftrechtlichen Kodifi­kationen aufge­nommen. In dem 19. Jahrhundert setzt sich wohl auf Grund der von Glück übernommen­en Vorstellung die Ansicht durch, dass nur die noch vorhandene Bereicherung herauszugeben ist. Otto von Gierke bewirkt, dass in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) die Grundlosig­keit des Habens als Leitgedanke der Ansprüche auf Herausgabe der Bereicherung vorangestellt wird.

Lit.: Kaser § 48; Söllner § 9; Köbler, DRG 166, 215, 271; Coing, H., Zur Lehre von der ungerechtfertigten Bereicherung bei Accursius, ZRG RA 80 (1963), 396; Schmitt, R., Die Subsidiarität der Bereicherungs­ansprüche, 1969; Feenstra, R., Die ungerechtfertigte Bereicherung in dogmenge­schichtlicher Sicht, (in) Ankara Universitesi Hukuk Fakültesi Dergise 29 (1972), 289; Misera, K., Der Bereicherungsgedanke bei der Schenkung unter Ehegatten, 1974; Schubert, W., Windscheid und das Bereicherungsrecht des ersten Entwurfs des BGB, ZRG RA 92 (1995), 186; Bauer, K., Ersitzung und Bereicherung im klassischen römischen Recht, 1988; Schartl, R., Ungerechtfertigte Bereicherung nach deutschen Rechtsquellen des Mittelalters, (in) TRG 60 (1992), 109; Jakobs, H., Lucrum ex negotiatione, 1993; Unjust Enrichment, ed. by Schrage, E., 1995; Hallebeek, J., The Concept of unjust enrichment, 1995; Schäfer, F., Das Bereicherungsrecht in Europa, 2001; Wernecke, F., Abwehr und Ausgleich aufgedrängter Bereicherungen, 2004; Grundstrukturen eines europäischen Bereicherungsrechts, hg. v. Zimmermann, R., 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Bereicherungsanspruch (M.) 1893

Berg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW um 800 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, M.) ist die größere Erhöhung oder Anhöhe in einem aus festem Stoff bestehenden Gelände beispielsweise der Erde.

Berg an der Dhün an dem Niederrhein ist in dem 11. Jahrhundert der Sitz eines Geschlechts von Grafen, deren Land 1614/1666 an Pfalz-Neuburg und 1777 mit der Pfalz an Bayern gelangt. 1805/1806 formt Napoleon hieraus und aus anderen Gebieten das Großherzogtum Berg mit Verfassung und Verwaltung nach fran­zösischem Vorbild. 1813/1814 werden nach den Siegen Alliierter über Napoleon die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 fällt Berg an Preußen, über das sein Gebiet (1946) zu →Nordrhein-Westfalen kommt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte, 3. A. 1985; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg, 1981; Francksen, M., Staatsrat und Gesetzgebung im Großherzogtum Berg 1806-1813, 1982; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte, 1995; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutschland, 2005; Modell und Wirklichkeit, hg. v. Dethlefs, G. u. a., 2008; Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Hentsch, C., Die Bergischen Stahlgesetze, 2011; Berner, A., Kreuzzug und regionale Herrschaft, 2014; Geschichte des Bergischen Landes, hg. v. Gorißen, S. u. a., Bd. 1f. 2014ff.; Brendler, A., Auf dem Weg zum Territorium – Verwaltungsgefüge und Amtsträger der Grafschaft Berg 1225-1390, 2020

Berg, Günther Heinrich von (Schwaigern bei Heilbronn 27. 11. 1765-Oldenburg 9. 9. 1843), Amt­mannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen 1793 außerordentlicher Professor in Göttingen und danach Hofrat (1800), Regie­rungspräsident, Bundestagsgesandter, Ober­ap­pellations­gerichtspräsident und Staatsminis­ter. Sein bekanntestes Werk ist ein sieben­bändiges Handbuch des deutschen →Polizeirechts (1799ff.). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 152

Bergbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1532 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1624 [Sachsen/Span, Bergsp. 167] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bergarbeit, Abbau von Bodenschätzen unter der ErdoberflächeBergrecht

Lit: Bader, K., Zur Geschichte des Eisenerzabbaues und des Hüttenwerks zu Blumberg, 1938; Schmidtill, E., Zur Geschichte des Eisenerzbergbaues im südlichen Fichtelgebirge, 1963; Valentinitsch, H., Das landesfürstliche Quecksilberbergwerk Idria 1575-1659, 1981; Europäisches Montanwesen im Hochmittelalter. Das Trienter Bergrecht 1185-1214, hg. v. Hägermann, D. u. a., 1986; Paul, R., Vorstudien für ein Wörterbuch zur Bergmannssprache in den sieben niederungarischen Bergstädten, 1987; Wiesemann, J., Steinkohlenbergbau in den Territorien um Aachen 1334-1794, 1995; Krenz, H., Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, 2000; Geschichte des deutschen Bergbaus, hg. v. Tenfelde, K. u. a., Bd. 1ff. 2012ff.; Unter uns – Die Faszination des Steinkohlebergbaus in Deutschland, hg. v. Müller, B., Bd. 1f. 2015f.; Jung, Y., Strukturwandel im sozialen Feld – Bergarbeiterfamilien im Ruhrgebiet 1945 bis 2000, 2015; Perspektiven des Bergbauerbes, hg. v. Farrenkopf, M. u. a., 2020; Bergbausammlungen in Deutschland, hg. v. Farrenkopf, M. u. a., 2020

Bergelohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412 [HanseRez. VI 71] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bergen um 800 bzw. 6./7. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL) ist die bei der Bergung eines in Seenot und zugleich aus der Verfügungsgewalt der Schiffsbesatzung geratenen Schiffes geschuldete Vergütung. Ursprünglich herrscht hier der Grundsatz des Strandraubs, dem der Grundsatz des Strandregals des Landesherrn folgt. Seit dem frühen Mittelalter (Rhodos 600-800 n. Chr., Hamburg 1270, Ordonnance de la Marine 1681) wird dem Bergenden ein Anteil zugesprochen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird für den Bergenden wie den Hilfeleistenden ein gemäß den Umständen nach billigem Ermessen zu bestimmender Bergelohn für richtig gehalten (Strandungsordnung 1874, §§ 740ff. HGB, Brüsseler Übereinkommen 1910).

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957

bergen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - 6./7. Jh. [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Hamburg/Kluge, SeemSpr. 86] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) retten, in Sicherheit bringen

Bergen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, „Bergweide“, N.) an dem Byfjord wird 1070 gegründet. Es ist seit dem 12. Jahrhundert →Norwegens Krönungsstadt. Um 1343 eröffnet dort die →Hanse eine Niederlassung.

Lit.: Bruns, F., Die Lübecker Bergenfahrer, 1900; Bergen, hg., v. Friedland, K., 1971; Archiv der Bergenfahrerkompagnie zu Lübeck, bearb. v. Asmussen, G. u. a., 2002; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts, 2008

Berggericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Zycha, BöhmBgr. II 38] bzw. 1364 [MansfeldBergbUB. 3] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Angelegenheiten der Berge und des Bergbaus betreffende besondere Gericht.

Lit.: Huffmann, F., Über die sächsische Berggerichts­bar­keit, 1935

Bergrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1189 [MBoica VI 501] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des Berge betreffendeen Rechtes, insbesondere das Recht des Bergbaus und damit der Gewinnung von Bodenschätzen zunächst vor allem aus Bergen. Der dem antiken Bergbau folgende mittelalterliche Bergbau beginnt um Goslar (Silber) in dem 9. Jahrhundert, an der Südseite des Erzgebirges um 1140 und in dem Mansfelder Gebiet (Kupfer) um 1190. Ausgangspunkt ist die Bergbaufreiheit des Grundeigentümers. Wohl bereits in dem Früh­mittelalter beansprucht aber der König die Herrschaft über den Bergbau, durch welche die Stellung des Grundeigentümers be­schränkt wird. 1158 verkündet Friedrich I. Barbarossa zunächst für Italien in Roncaglia ([lat.] Constitutio [F.] de regalibus, Gesetz über die königlichen Rechte) das Silberregal und das Salzregal des Königs ([lat.] argentariae … et salinarum reditus, Abgaben aus Silber­werken? und Salinen). Wenig später wird das Bergrecht erstmals ausführlicher festgehalten (Trient 1185/1208, Iglau 1249, Goslar 1271, Freiberg 14. Jahrhundert, Schladming Bergbrief 1408). In der Folge darf auch gegen den Willen des Grundeigentümers an jedem geeigneten Ort Bergbau betrieben werden (Bergfreiheit, Bergbaufreiheit, Goldberg 1342), wobei der Finder Anspruch (Finderrecht) auf Verleihung der Schürfrechte hat (Kulmer Handfeste 1233). 1356 geht das Bergregal des Königs urkundlich auf die Kurfürsten und danach bis 1648 auf andere Reichsfürsten über. Die Landesherren erlassen Berg­ordnung­en (Kuttenberg 1300-1305 als Vorläuferin, Schneeberg 1492, Annaberg 1509, Joachimsthal bzw. Joachimstal 1518, Jülich-Berg 1542, Henneberg 1566). Die Berg­bauunternehmer arbeiten als bergrechtliche Gewerkschaft (Genossenschaft) mit Kuxen als Anteilen. Arbeitgeber ist zunächst der einzelne Gewerke für seine allmählich in verschieden­en Hinsichten geschützten Arbei­ter (Knappen). In der Mitte des 18. Jahrhunderts wandelt sich der Bergbau zu einer Industrie. Der Staat greift durch Gesetze ein (Frankreich Loi relative aux mines 28. 7. 1791, Code des mines 1810, Österreich 1854, Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten 24. 6. 1865, Sachsen 16. 6. 1868), wobei an die Stelle des fürstlichen Bergregals die staatliche Bergho­heit tritt. Das Bundesberggesetz der Bundes­republik Deutschland von dem 13. 8. 1980 hebt die Ge­werk­schaften alten Rechtes und die Gewerkschaften neuen Rechtes auf und verlangt eine Um­wandlung zu dem 1. 1. 1986.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Allge-meinesBerggesetzfuerdiepreussischenStaaten1865.pdf ; Köbler, DRG 90, 97, 113, 167, 205, 218; Agricola, G. v., De re metallica libri XII, 1556; Die Henneberger Bergordnung von 1566, hg. v. Lingelbach, G., 2002; Achenbach, H., Das gemeine deutsche Bergrecht, 1871; Ermisch, H., Das sächsische Bergrecht des Mittelalters, 1887; Abignente, G., La proprietà del sottosuolo, 1888; Zycha, A., Das Recht des ältesten deutschen Bergbaues, 1899; Zycha, A., Das böhmische Bergrecht des Mittelalters, 1900; Arndt, A., Noch einmal der Sachsenspiegel und das Bergregal, ZRG GA 23 (1902), 112; Arndt, A., Einige Bemerkungen zur Geschichte des Bergregals, ZRG GA 24 (1903), 59; Zycha, A., Über den Ursprung der deutschen Bergbaufreiheit, ZRG GA 24 (1903), 338; Arndt, A., Zur Frage des Bergregals, ZRG GA 24 (1903), 465; Arndt, A., Zur Geschichte und Theorie des Bergregals und der Bergbaufreiheit, 2. A. 1916; Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine Geschichte, 1914; Müller-Erzbach, R., Das Bergrecht, 1916f.; Stolz, O., Die Anfänge des Bergbaues und Bergrechtes in Tirol, ZRG GA 48 (1928), 207; Schönbauer, E., Beiträge zur Geschichte des Bergbaurechts, 1929; Weizsäcker, W., Das alte Zinnbergrecht von Graupen im Erzgebirge, ZRG GA 50 (1930), 233; Weizsäcker, W., Sächsisches Bergrecht in Böhmen, 1929; Sehm, J., Der Silberbergbau zu Annaberg, (1934); Silberschmidt, W., Zur Geschichte der Bergfreiheiten, (in) Zeitschrift für Bergrecht 75 (1935), 260; Silberschmidt, W., Das schwedische Bergrecht, (in) Zeitschrift für Bergrecht 75 (1935), 442, Krzyżanowski, J., Die Bergbaufreiheit in Polen, 1935 (polnisch); Sehm, J., Die Schreckenberger Berg­ordnung 1499/1500, 1936; Büchsel, H., Rechts- und Sozialgeschichte des oberschlesischen Berg- und Hüttenwesens 1750 bis 1806, 1941, Thieme, H., Die Funktion der Regalien im Mittelalter, ZRG GA 62 (1942), 57; Löscher, H., Die erste Annaberger Bergordnung vom 11. Februar 1493, ZRG GA 68 (1951), 435; Isay, R., Vereinheitlichung des deutschen Bergrechts, 1952; Schneider, H., Zur Geschichte des Bergrechts und der Bergverfassung im Siegerland, Diss. jur. Bonn 1954; Schmelzeisen, G., Die Arbeitsordnung in den jüngeren Berggesetzen, ZRG GA 72 (1955), 111; Schneider, H., Das ältere Siegerländer Bergrecht, 1956; Clauss, H./Kube, S., Freier Berg und vermessenes Erbe, 1957; Schrader, E., Zum Bergrecht und zum Schatzrecht im Sachsenspiegel I, 35, ZRG GA 74 (1957), 178; Löscher, H., Vom Bergregal im sächsischen Erzgebirge, (in) Freiberger Forschungshefte D 22, 1957; Willecke, R., Grundriss des Bergrechts, 1958; Ebel, W., Über das landesherrliche Bergregal, (in) Zs. f. Bergrecht 109 (1968), 146; Löscher, H., Zur Frühgeschichte des Freiberger Bergrechts, ZRG GA 76 (1959), 343; Willecke, R./Turner, G., Grundriss des Bergrechts, 2. A. 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1767; Strätz, H., Bergmännisches Abbaurecht, (in) FS N. Grass, 1974, 533; Willecke, R., Die deutsche Berggesetzgebung, 1977; Boldt, G./Weller, H., Kommentar zum Bundesberggesetz, 1984; Europäisches Montanwesen im Hochmittelalter. Das Trienter Bergrecht 1185-1214, hg. v. Hägermann, D. u. a., 1986; Tubbesing, G., Vögte, Froner, Silberberge, 1996; Steuer, H./Zettler, A., Der mittelalterliche Bergbau und seine Bedeutung für Freiburg, 1996; Ecker, F., Die Entwicklung des Bergrechts im Saarbrücker Steinkohlenrevier, 1997; Soestwöhner, M., Bergschadensrecht im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bochum 1997; Kranz, H., Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, 2000; Pfeifer, G., Ius regale montanorum, 2002; Thür, G., Gedanken zu Bergregal und Bergbaufreiheit in der griechisch-römischen Antike, (in) Festschrift für G. Kocher, 2002, 317ff.; Löscher, H., Das erzgebirgische Bergrecht des 15. und 16. Jahrhunderts, Bd. 1f. 2003ff.; Stadt und Bergbau, hg. v. Kaufhold, K. u. a., 2004; Bergrecht im Wandel der Zeit, hg. v. Pielow, J., 2020

Bergregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [Kleve-MarkBO. 73 § 4/Wagner, CJMet. 1225f. Anm. 1] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) königliches und später landesherrliches Recht zu der Aneigung von Bodenschätzen durch Bergbau →Bergrecht

Berlich(ius), Matthias (Schkölen bei Weißen­fels 9. 10. 1586-Leipzig 8. 8. 1638), Bürgermeisterssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Jena und Marburg (Promotion 1610) 1611 in Leipzig Anwalt. In seinen (lat.) Conclusiones (F.Pl.) practicabiles (Praktische Schlüsse) (1615ff.) stellt er das gemeine Recht nach der Ordnung der kursächsischen Konstitutionen von 1572 dar. Auf seinem in dem Strafrecht eine genauere Beschreibung der Straftatbestände anstrebenden Werk baut Benedikt Carpzov auf. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Berlich­MatthiasConclusionumpracticabilium.liber4A1644Bd1.pdf; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1 1880, Neudruck 1957, 1978, 640, 736

Berlin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) erwächst aus zwei älteren (um 1200 geplanten?), beiderseits eines Übergangs über die untere Spree liegenden (gewerblichen) Siedlungen (Cölln [dendrologische Daten um oder nach 1171, Ersterwähnung 1237, Pfarrkirche Sankt Petri, Verbindung zu Köln?], Berlin [Sumpfort], slawische Besiedlung Berlins bis in das 10. Jahrhundert nachweisbar?, Pfarrkirche Sankt Nikolai, Ersterwähnung 1244), die um 1235 (Berlin um 1230?, 1253 an Frankfurt an der Oder übertragen) Stadtrecht (Brandenburgs an der Havel) erhalten und 1307 organisatorisch nach außen (zu einer Union mit einem gemeinsamen Rat aber getrennter innerer Verwaltung) vereinigt werden. An dem Ende des 14. Jahrhunderts (1397) entsteht das Berliner Stadtbuch (Berlin, Stadtarchiv, ohne Signatur), dessen Schöffenrecht hauptsächlich auf dem →Sachsenspiegel aufbaut und durch die Glosse Johanns von Buch, durch den Richtsteig Landrechts und durch das Sächsische Weichbildrecht beeinflusst ist, aber auch brandenburgische Gewohnheiten und gelegentlich gelehrtes Recht erkennen lässt. Unter den 1442/1448 den Widerstand der Stadt Berlin brechenden Hohenzollern (1415) wird Berlin 1470 Residenz der Markgrafen von Brandenburg, die hier 1516 das →Kam­mergericht einrichten und sich wegen des ranghöheren Titels seit 1701 Könige in Preußen nennen. 1709 wird aus Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheen­stadt, Fried­richstadt und einigen Vorstädten die einheitliche Königsstadt Berlin mit einem Magistrat gebildet. 1810 erhält Berlin eine modernisierende Universität. 1871 wird Berlin Hauptstadt des (zweiten) Deutschen Reiches. 1878 findet dort ein internationaler Kongress über die Staatsver­hältnisse auf dem Balkan statt. 1912 wird der Zweck­verband Groß-Berlin geschaffen. An dem 27. 4. 1920 wird aus 8 Städten, 59 Land­gemeinden und 27 Gutsbezirken die zwei­stufig ge­gliederte, in 20 Bezirke geteilte Einheits­gemeinde Berlin gebildet. 1945 wird Berlin in vier Sektoren der Besatzungsmächte aufgeteilt, 1948 in Westberlin und Ostberlin gespalten, von 13. 8. 1961 bis 1989 durch eine Mauer mit Schießbefehl getrennt, 1990 aber wieder vereinigt und 1991 (mit rund 890 Quadratkilometern Fläche und etwa 3,5 Millionen Einwohnern) statt Bonn zu der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland bestimmt. Der Versuch der Vereinigung des Landes Berlin mit Brandenburg scheitert bei einer Volksabstimmung an dem 5. 5. 1996 an der fehlenden Zustimmung Brandenburgs.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 181, 245; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­StadtbuchBerlin1397.pdf; Berlinisches Stadtbuch, hg. v. Clauswitz, P., 1883; Das Stadtbuch des alten Köln an der Spree, hg.v. Clauswitz, P., 1921; Gebhardt, P. v., Das älteste Berliner Bürgerbuch 1453-1700, 1927; Seeboth, J., Das Privatrecht des Berliner Stadtbuches, 1928; Die Bürgerbücher von Cölln an der Spree, hg. v. Gebhardt, P. v., 1930; Latendorf, O., Die Entwicklung der städtischen Kassenorganisation Berlins, 1931; Berliner Häuserbuch, bearb. v. Lüdicke, R., Bd. 1 1933; Steffen, K., Das Berliner Stadtverfassungsrecht, 1936; Asen, J., Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin, Bd. 1 (1810-1945), 1955; Berlin-Bibliographie, Bd. 1ff. 1965ff.; Schiedermair, H., Der völkerrechtliche Status Berlins, 1975; Scholz, F., Berlin und seine Justiz, 1982; Festschrift zum 125jährigen Bestehen der juristischen Gesellschaft zu Berlin, hg. v. Wilke, D., 1984; Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987, 3. A. 2002; Rechtsentwicklungen in Berlin, hg. v. Ebel, F. u. a., 1988; Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1ff. 1988ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 61; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992; Fijal, A., Die Geschichte der juristischen Gesellschaft zu Berlin in den Jahren 1859 bis 1933, 1991; Schubert, W., Die Vorträge von Reinhold Johow in der Berliner Mittwochs-Gesellschaft (1881-1897), ZRG GA 110 (1993), 458; Schröder, R./Bär, F., Zur Geschichte der juridischen Fakultät, (in) Kritische Justiz 1996, 447; Spree-Insel, hg. v. Haspel, J. u. a., 1998; Raiser, T., Schicksalsjahre einer Universität, 1998; Lösch, A. Gräfin v., Der nackte Geist, 1999; Berlin. Die Hauptstadt, hg. v. Süß, W., 2000; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000; Städtebuch Brandenburg und Berlin, hg. v. Engel, E. u. a., 2000; Ribbe, W., Die historische Kommission zu Berlin, 2000; Berlin, hg. v. Schoeps, J., 2001; Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Large, D., Berlin, 2002; Engler, H., Die Finanzierung der Reichshauptstadt, 2004; Die Berliner Universität in der NS-Zeit, hg. v. Bruch, R. vom u. a., 2005; Thies, R., Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499)., bearb. v. Huch, G. u. a., 2008; Winter, A., Das Gelehrten­schul­wesen der Residenzstadt Berlin, 2008; Geschichte der Universität Unter den Linden 1810-2010, hg. v. Bruch, R. vom u. a., Bd. 1ff. 2010; Die Matrikel der Universität Berlin (1810-1850), hg. v. Bahl, P. u. a., 2010; Die Berliner Universität im Kontext, hg. v. Bruch, R. vom, 2010; Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810-1834, hg. v. Virmond, W., 2010; Festschrift 200 Jahre juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, hg. v. Grundmann, S., 2010; Kleibert, K., Die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin im Umbruch, 2010; Pawliczek, A., Akademischer Alltag zwischen Ausgrenzung und Erfolg, 2011; Die Berliner juristische Fakultät und ihre Wissenschaftsgeschichte von 1810 bis 2010, hg. v. Schröder, R. u. a. 2011 (mit CD-ROM, 334 Dissertationen zwischen 1933 und 1945, 478 Dissertationen zwischen 1949 und 1989; Markovits, I., Juristen - böse Sozialisten?, ZRG GA 129 (2012), 267; Berlin 1933-1945, hg. v. Wildt, M. u. a., 2012; Haase, S., Die Berliner Universität und die nationale Bewegung 1800-1848, 2012; Geraubte Mitte - Die „Arisierung“ des jüdischen Grund­eigentums, hg. v. Nentwig, F., 2013; Reuss, E., Millionäre fahren nicht Fahrrad, 2013; Kraushaar, F., Aufbruch zu neuen Ufern - Die privatrechtlichen und rechtshistorischen Dissertationen der Berliner Universität im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, 2014; Rudolph, H., Berlin, 2014; Beachy, R., Das andere Berlin, 2015; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Schenk, D., Als Berlin leuchtete – Kunst und Leben in den zwanziger Jahren, 2015; Ryan, C., Der letzte Kampf, 2015; Das rote Berlin, hg. v. Schumann, F., 2015; Mauer, V., Brückenbauer – Großbritannien, die deutsche Frage und die Blockade Berlins 1948-1949, 2018; Stangl, P., Risen from Ruins – The Cultural Politics of Rebuilding East Berlin, 2018 (wenig neue Einsichten)

Bern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) wird wohl unter Bezugnahme auf Verona 1191 von dem Herzog von Zähringen auf ursprünglichem Königsgut gegründet. 1218 gelangt es an das Reich zurück (Berner Handfeste Kaiser Friedrichs II., in ihrer Echtheit umstritten) und wird 1274 Reichsstadt. Danach erwirbt Bern umfangreiche Güter, verbindet sich 1353 mit der →Eidgenossenschaft der Schweiz und entwickelt sich (1458 4500 Einwohner) zu dem größten Stadtstaat nördlich der Alpen, der mit 130000 Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz umfasst (etwa 100000 Untertanen). Seit 1848 ist Bern Hauptstadt der Schweiz. An dem 9. 9. 1886 wird in Bern die völkerrechtliche Berner Übereinkunft des Urheberrechts geschlossen, die alle Verbandsstaaten (nicht beispielsweise Vereinigte Staaten von Amerika) zu der Gleichbehandlung der Urheber aus Mitgliedstaaten mit Inländern verpflichtet.

Lit.: Mutach, A. v., Revolutionsgeschichte der Republik Bern 1789-1815, hg. v. Wirz, H., 1934; Die Rechtsquellen des Kantons Bern (Teil 1 Stadtrechte, Teil 2 Rechte der Landschaft), hg. v. Welti, E. u. a. 1902ff.; Welti, F. u. a., Das Stadrecht von Bern, Bd. 1ff. 1902ff., Bd. 1f. 2. A. bearb. v. Rennefahrt, H., 1971; Stürler, R. v., Die vier Berner Landgerichte Seftigen, Sternenberg, Konolfingen und Zollikofen, Diss. jur. Bern 1920; Die historische Entwicklung der Leinwandweberei im Kanton Bern, Diss. staatswiss. Bern 1920; Audétat, E., Verkehrsstraßen und Handelsbeziehungen Berns (Diss. phil. Bern), 1921; Rennefahrt, H., Freiheiten für Bern aus der Zeit Friedrichs II., (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht N. F. 46 (1927); Rennefahrt, H., Grundzüge der bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1-4 1928ff.; Däppen, O., Verfassungsgeschichte der Berner Landstädte, (in) Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern 30 (1929), 1; Strahm, H., Studien zur Gründungs­geschichte der Stadt Bern, 1935; Die Rechtsquellen des Kantons Bern, Teil 2, Bd. 2 1937; Schmid, B., War Bern in staufischer Zeit Reichsstadt?, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 20 (1940), 161; Feller, R., Geschichte Berns, 1946; Roth, U., Samuel Ludwig Schnell und das Zivilgesetzbuch für den Kanton Bern von 1824-1830, 1948; Bader, K., Um Echtheit oder Fälschung der Berner Handfeste, ZRG GA 72 (1955), 194; Sechshundert Jahre Inselspital (1354-1954), verf. v. Rennefahrt, H. u. a., 1954; Dübi, A., Die Geschichte der bernischen Anwaltschaft, 1955; Rennefahrt, H., Nochmals um die Echtheit der Berner Handfeste, (in) Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 6 (1956), 145; Häusler, F., Das Emmental im Staate Bern bis 1798, Bd. 1f. 1958ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,444, 3,2,1925; Soliva, C., Zur Berner Stadtrechts­reformation von 1614, ZRG GA 92 (1975), 117; Bierbrauer, P., Freiheit und Gemeinde im Berner Oberland 1300-1700, 1991; Gmür, R., Der alte bernische Stadtstaat (1191-1798), ZRG GA 112 (1995), 366; Gerber, R., Gott ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R. 2003; Repertorium der Policeyordnungen 7, hg. v. Schott-Volm, C., 2006; Studer Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006; Rieder, K., Netzwerke des Konser­va­tivis­mus, 2008; 100 Jahre bernisches Obergericht in der vorderen Länggasse, hg. v. Obergericht Bern, 2009; Cottier, M., Fatale Gewalt, 2017

Bernardus Dorna ist ein aus der Provence stammender, zeitweise in Bologna tätiger, 1222-1234 in Montpellier nachweisbarer Jurist ([lat.] Summula [F.] de libellis et eorum compositione). S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 302

Bernardus Papiensis (Pavia vor 1150-1213) wird nach dem Studium in Bologna Lehrer des geistlichen Rechtes und 1187 Propst sowie 1198 Bischof von Pavia. Seine in fünf Bücher geteilte systematische Dekretalensammlung (lat.) Breviarium (N.) extravagantium (Kurzfassung der zusätzlichen [Dekretalen]) (1188/1190) wird (als [lat.] compilatio [F.] prima, erste Sammlung) zu dem Vorbild aller späteren Gesetzessammlungen (Dekretalen­sammlungen) des kanonischen Rechtes, das seit dem späten 12. Jahrhundert als sich ständig erneuernde Rechtsordnung in ihrem jeweils neuesten Stand auf den Universitäten gelehrt wird. S. Google

Lit.: Landau, P., Die Entstehung der systematischen Dekretalensammlungen, ZRG KA 65 (1979), 120

Berner, Albert Friedrich (Straßburg/­Uckermark 30. 11. 1818-Berlin 13. 1. 1907), Justizratssohn, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Berlin (Savigny, Gans) 1848 außerordentlicher Professor und 1861 ordentlicher Professor in Berlin. Sein von dem Vergeltungszweck geprägtes Lehrbuch des →Strafrechts erfährt 18 Auflagen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BernerAlbertFriedrichLehrbuchdesdeutschenStrafrechtes1857.pdf; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965

Bernstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1578 [Nostitz, Haushaltb. 153] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erhärtetes Harz vor allem von Föhren

Lit.: Die Bernsteinstraße, hg. v. Quast, D. u. a., 2013

Berthold von Henneberg (1441/1442-1504) →Henneberg

Beruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1416 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1428 [AktStPr. I 349] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb berufen um 950) ist die auf Dauer angelegte, die Arbeitskraft und Arbeitszeit überwiegend in Anspruch nehmende Betätigung, die meist mit dem Ziel betrieben wird, daraus den Lebensunterhalt zu gewinnen, und die zugleich einen Beitrag zu der gesell­schaftlichen Gesamtleistung erbringt (bloße gelegentliche Betrauung eines ausnahmsweise als ao. Prof. titulierten Privatgelehrten mit einer gutachter­lichen Tätigkeit ist kein Beruf). Der Beruf entwickelt sich auf der Suche nach günstigeren Lebensbedingungen mit der Entstehung besonderer Tätigkeitsfelder durch Arbeitsdifferenzierung, die sachlich schon in den Hochkulturen der Antike beginnt. Bedeutsam ist er bereits in den Handwerken der mittelalterlichen Stadt. Verfassungs­rechtlich geschützt wird der Beruf in dem späteren 20. Jahrhundert.

Lit.: Lange, H., Das Verbot der Berufsausübung im Mittelalter, 1940; Richarz, M., Der Eintritt der Juden in die akademischen Berufe, 1974; Henning, H., Die deutsche Beamtenschaft, 1984; Knörr, M., Die Berufszulassung zum Handwerk, Diss. jur. Erlangen 1996; Eisenbach, U., Duale Berufsausbildung in Hessen, 2010; Professionen, Eigentum und Staat, hg. v. Müller, D. u. a., 2014; Sailmann, G., Der Beruf, 2018

berufen (Wort als Zeitwort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) rufen, Berufung einlegen

Berufsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googledoch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit der Berufswahl und der Berufsausübung, die unter dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts grundrechtliche Bedeutung erlangt.

Lit.: Hege, H., Das Grundrecht der Berufsfreiheit, 1977

Berufsgenosse (Wort Berufsgenoss in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und Berufsgenosse in DW2 1749 bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) denselben Beruf ausübender Mensch

Berufsgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1861 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Genossenschaft der denselben Beruf ausübenden Menschen

Berufsrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Richter, der seine Tätigkeit als Beruf ausübt. Er tritt nach ersten Ansätzen in der Antike als gelehrter Offizial des Bischofs vereinzelt seit dem späten 12. Jahrhundert (Reims, Mainz), allge­meiner seit 1246 als ständiger, ordentlicher und selbst entscheidender Einzelrichter der kirchlichen Gerichtsbarkeit auf. Bis zu dem 19. Jahrhundert setzt er sich unter Verdrängung des ungelehrten, ehrenamtlich tätigen Schöffen auch in dem weltlichen Gericht durch, ehe ihm dann durch den Liberalismus nach englischem (bzw. französischem) Vorbild erneut ehren­amtliche Laienrichter vor allem in Strafsachen zu der Seite gestellt werden.

Lit.: Köbler, DRG 154, 234; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Müller-Volbehr, J., Die geistlichen Gerichte in den braunschweig-wolfenbüttelschen Landen, 1972; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess in der Praxis geistlicher Gerichte, 1974; Horn, N., Bologneser doctores und iudices im 12. Jahrhundert, (in) ZHF 3 (1976), 221

Berufsschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1877 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Deutschland in dem 19. Jahrhundert zu der Verbesserung der beruflichen Ausbil­dung entwickelte öffentliche Schule.

Lit.: Fischbach, R., Von der Sonntags- und Fortbildungsschule zur Berufsschule, 2004

Berufsverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1939 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot, einen bestimmten Beruf auszuüben. Ihm geht die nach Einführung der Gewerbefreiheit in dem 19. Jahrhundert geschaffene Möglichkeit voraus, ein aufgenommenes Gewerbe nachträglich zu untersagen (Preußen Gewerbeordnung 1845, Norddeutscher Bund 1869, Deutsches Reich 1872). Das Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsver­brecher von dem 24. 11. 1933 führt daneben als Maßregel der Sicherung und Besserung eine Untersagung einer Gewerbeausübung in dem Rah­men eines Strafverfahrens bei Begehung einer Straftat unter Missbrauch des Berufs ein (§ 42l StGB). Sie wird bald als Berufsverbot bezeichnet. Seit etwa 1970 wird auch das ablehnende Ergebnis einer politischen Überprüfung von Bewerbern für die Einstellung in den öffentlichen Dienst in einem politischen Sinne Berufsverbot genannt.

Lit.: Reinhard, E., Die Entwicklung der Untersagung gewerblicher Unternehmen seit 1869, Diss. jur. Heidel­berg 1940

Berufung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [MGroning. I 57] in 36 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb berufen um 950) ist das seit 1877/1879 grund­sätz­lich gegen Urteile des ersten Rechtzugs in dem (zweiten) Deutschen Reich gegebene Rechtsmittel. Es kommt sachlich mit der Aufnahme des rö­misch-­kanonischen Prozessrechts in dem Spätmit­telalter als →Appellation an einen höheren Richter in das Heilige römische Reich und verdrängt dort die ältere einheimische Urteilsschelte, die seit dem Ende des 13. Jahrhunderts aber schon in einem ziemlich allgemeinen Sinn (auch) Berufung genannt werden kann. Gleichzeitig wird Berufung allmählich das allgemeine deutsche Wort für die bis 1877/1879 als Rechtsmittel auch für Tatfragen verwendete Appellation, die von der nur die Rechtsfrage erfassenden →Revision unterschieden wird.

Lit.: Kaser § 65 IV; Köbler, DRG 116, 202, 235; Planck, W., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, 268; Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274ff.; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976

Berytos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Beirut an der Ostküste des Mittelmeers) ist der Sitz einer bereits vor 238 n. Chr. berühmten Rechtsschule. Hier wie später in Konstantinopel lehren besoldete Professoren (lat. [M.Pl.] antecessores, Vorgänger) in einem festen Studienplan in fünf Jahreskursen den Rechtsstoff. In dem ersten Jahr beginnt man (als lat. [M.] dupondius) mit den Institutionen des Gaius (Privatrecht bzw. personae und res [Menschen und Sachen], Prozessrecht bzw. actiones). Es folgen vier Teile (lat. libri [M.Pl.] singulares, einzelne Bücher) zivilrechtlicher Schriften ([vielleicht aus Ulpians - lat. - Ad Sabinum libri, Bücher zu Sabinus, Mitgiftrecht, Vormundschaftsrecht, Tes­tamentsrecht, Vermächtnisrecht). In dem zweiten und dritten Jahr (edictalis, Papinianista) wird der Stoff des Jurisdiktionsedikts der römi­schen Privatrechtsmagistrate (Stadtprätor, Pro­vinz­gouverneur bzw. Legat) besprochen. In dem zweiten Jahr behandelt man wahrscheinlich nach Ulpians Ad edictum praetoris libri aus dem Edikt (Buch 1-14) das Gerichtsverfas­sungsrecht und Anfänge des Zivilprozess­rechts (Allgemeines, Zuständigkeiten, Einlei­tung des Verfahrens, Wiedereinsetzung, Haf­tung für Garantiezu­sagen, Sicherheits­leistung, danach in der zweiten Jahreshälfte (Buch 15-25) Prozesseid, parteiliche Richter, wichtige dingliche Ansprüche, einige delik­tische An­sprüche), in dem dritten Jahr (Ediktsstoff Buch 26-32) Kreditverträge, Leihe, Verpfändung, Gehilfenge­schäftehaftung, Verwahrung, Treu­hand, Auftrag, Gesellschaft, Kauf, Miete, Pacht, Dienstvertrag, Werkvertrag), in der zwei­ten Hälfte des dritten Jahres die (ersten 8 der 19) Responsen (Rechtsbescheide) Papi­nians. In dem vierten Jahr (lytes) und fünften Jahr (prolytes) beschäftigt man sich in dem Selbst­studium mit den Responsen des Paulus und den Konstitutionen der Kaiser (ein­schließlich des Strafrechts und des sonstigen öffentlichen Rechtes), wobei bewusst die klassischen Traditionen aufgegriffen werden. Erzeugnisse der Arbeit der Lehrer sind nur vereinzelt überliefert. Justinian setzt 533 n. Chr. in erster Linie an die Stelle der bisherigen Studientexte seine Institutiones und Digesten sowie seinen Codex (in dem ersten Jahr Institutionen, Digesten 1-4 mit Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte, Rechts­quellen, Grundbegriffen, Staatsrecht, Ver­wal­tungsrecht, Zivilprozessrecht, in dem zwei­ten Jahr Digesten 5-11 oder 12-19, Mitgift D. 23-29, Vormundschaft D. 26-27, Testament D. 28-29, Vermächtnis D. 30-36, in dem dritten Jahr vertragliches Schuldrecht D. 12-19 oder Gerichtsverfassung, Einleitung eines Zivil­prozesses, Sachenrecht aus Buch 5-11 der Digesten, dann Hypotheken D. 20, Sach- und Rechtsmängel bei Marktkauf D. 21, Ver­zinsung, Seedarlehen, Beweis und Irrtum D. 22, in dem vierten Jahr Mitgift, Vor­mundschaft, Testament, Vermächtnis aus D. 24, 25, 27, 29 und 31-36 und in dem fünften Jahr den Codex einschließlich von Wirtschaft, Verwaltung und Kirche). S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 53; Wieacker, F., Antecessores, (in) FS H. Niederländer, 1991, 215

Besançon (mhd. Bisanz) an dem Doubs nördlich des Jura wird 1691 Sitz einer Universität (bis 1793). S. Google

Besatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1235 [Dreyer, Neb. 429] und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb besetzen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 belegt) ist die zeitweise Übernahme der Herrschaftsgewalt in einem fremden Gebiet durch einen an sich dafür nicht zuständigen Staat beispielsweise als Ergebnis eines Krieges (etwa nach 1945 insgesamt 15 Millionen Sol­daten und Angehörige der Vereinigten Staaten von Amerika in dem Gebiet der späteren Bundesrepublik Deutschland).

Lit.: Marx, T., Zwischen Schwert und Schild, 2004; Die besetzte res publica, hg. v. Meumann, M. u. a., 2006; Löhnig, M., Zwischenzeit, 2011

Besatzungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Besatzungszone

Lit.: Handbuch des Besatzungsrechts, hg. v. Schmoller, G. v. u. a., 1957; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, D., 1990; Zwischen Kontinuität und Fremdbestimmung, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1996; Waibel, D., Von der wohlwollenden Despotie zur Herrschaft des Rechts, 1996; Die volle Macht eines souveränen Staates, hg. v. Haftendorn, H. u. a., 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999; Walton-Jordan, U., Die britische Gerichtsbarkeit in Nordwestdeutschland 1945-1949, ZRG GA 117 (2000), 362; Rensmann, M., Besatzungsrecht im wiedervereinigten Deutschland, 2002; Zentz, F., Das amerikanische Strafverfahren als Element der Besatzungspolitik, 2005

Besatzungsstatut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die 1949 von den drei westlichen Besatzungsmächten Deutschlands einseitig erlassene Grundregelung des Ver­hältnisses ihrer Hoheitsgewalt zu jener der Bundesrepublik Deutschland, die dieser grundsätzlich die volle gesetzgebende, voll­ziehende und rechtsprechende Gewalt über­trägt. 1951 überarbeitet, wird es an dem 5. 5. 1955 mit Inkrafttreten der Pariser Verträge beseitigt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Pollock, J., Besatzung und Staatsaufbau nach 1945, hg. v. Krüger-Bulcke, I., 1994; Waibel, D., Von der wohlwollenden Despotie zur Herrschaft des Rechts, 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999

Besatzungszone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und (das Französische und mittelbar) das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gebiet (Zone), das einer von mehreren Besatzungsmächten zugeteilt ist. 1945 werden das →Deutsche Reich (und das davon nach dem Anschluss des Jahres 1938 wieder verselbständigte →Österreich) in je eine Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs aufgeteilt (Potsdamer Abkommen von dem 2. 8. 1945). Jedem Einwohner werden von Frankreich täglich 900 Kalorien, von Großbritannien 1050, von der Sowjetunion 1080 und von den Vereinigten Staaten von Amerika 1330 Kalorien zugebilligt (in Berlin 900). An dem 5. 5. 1955 erklären die westlichen Besatzungsmächte die Bundesrepublik Deutschland für souverän, an dem 25. 3. 1954/20. 9. 1955 die Sowjetunion die Deutsche Demokratische Republik. Das in den Besatzungszonen von den alliierten Stellen unmittelbar oder durch deutsche Stellen mittelbar gemeinsam oder einzeln in fünf unterscheidbaren Phasen (1941-8. 5. 1945, 5. 6. 1945-30. 3. 1948, 30. 3. 1948-1951, 1951-1955, 1955-1990ff., ab­schließende Regelung in Bezug auf Deutschland 12. 9. 1990) erlassene (deutsche) Recht (Besatzungsrecht zu der Sicherung der Interessen der Besatzungs­mächte, zu der Ent­militarisierung, Entnazifi­zierung und Bestra­fung von Kriegsverbre­chern sowie zu dem allmählichen Wiederaufbau) gilt auch über die Beendigung des Besatzungsregimes hinaus bis zu seiner Aufhebung oder Abänderung.

Lit.: Kroeschell, 20. Jh; Köbler, DRG 244, 245; Blomeyer, A., Die Entwicklung des Zivilrechts, 1950; Overesch, M., Das besetzte Deutschland, 1986, Neudruck 1992; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, 1990; Zwischen Kontinuität und Fremdbestimmung, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999; Lehmann, A., Der Marshall-Plan und das neue Deutschland, 2000; Mußgnug, D., Alliierte Militärmissionen in Deutschland 1946-1900, 2001; Kriegsende und Neubeginn, hg. v. Hoser, P. u. a., 2003; Behling, K., Spione in Uniform, 2004; Groß, J., Die deutsche Justiz unter französischer Besatzung 1945-1949, 2007; Zwischenzeit, hg. v. Löhnig, M., 2011

Bescheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mitteilung, Wissen, Entscheidung

Lit.: Gemeine Bescheide, Teil 1 Reichskammergericht 1497-1805, hg. v. Oestmann, P., 2013, Teil 2 Reichshofrat, 2015

Beschlagnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1753 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beschlagnahmen 1832) ist die zwangsweise Sicherstellung von Gegenständen zu der Sicherung öffentlicher oder privater Belange. Unterschiedliche Einzelfälle dieser Art sind bereits in älteren Zeiten bekannt (beispielsweise römische [lat.] missio [F.] in bona, Gütereinweisung). In dem Rechtsstaat des 19. Jahrhunderts wird die Beschlagnahme an gesetzlich geregelte Voraussetzungen gebunden.

Lit.: Kaser §§ 85, 86; Mothes, R., Die Beschlagnahme nach Wesen, Arten und Wirkungen, 1903; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Freyberg, R., Über die Beschlagnahme, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971

beschlagnahmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1832 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sicherstellen, wegnehmen

beschreien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 175] bzw. 1300 [DortmStat. 123] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schreien, anschreien

Beschreien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als N. -nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen als Verb ab 1299 bzw. ab 1300 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Verb belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist als Beschreien der Wände die wahrnehmbare Lautgebung eines neugeborenen Menschen. Das Beschreien ist von dem Sachsenspiegel (1221-1224) bis zu dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) bezeugt. In vielen Rechtsquellen ist es ausreichende Voraussetzung der Rechts­fähigkeit.

Lit.: Brunner, H., Die Geburt eines lebenden Kindes, ZRG GA 16 (1896), 63; Kuyk, I. van, Het schreiend Kind, (in) TRG 2 (1920/1921), 63ff.

Beschwerde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und - ausgenommen Alltagsbeschwerde, Altersbeschwerde, Amtsbeschwerde, Atembeschwerde, Darmbeschwerde, Dienstbeschwerde, - Erdenbeschwerde, Erkältungsbeschwerde, Erstbeschwerde -, Föhnbeschwerde, Frauenbeschwerde, - Fußbeschwerde - nicht in DW2 (!) – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [ArnstadtUB. 36] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [N.] gravamen, Verb beschweren in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Salem] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist die Belastung, aus der sich ein verfahrensmäßiger Rechtsbehelf entwickelt (beispielsweise Italien 12. Jahrhundert). In dem Verhältnis zu Rechtsmitteln wie Appellation oder Revision bezieht sich die Beschwerde in der jüngeren Vergangenheit auf Beschlüsse und Verfügungen in Gegensatz zu Urteilen. Eine neue Sonderform ist die →Verfassungsbeschwerde zu Verfassungsgerrichten in der Bundesrepublik Deutschland. →Nichtigkeitsbeschwerde

Lit.: Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Kiefner, H., Zur Divergenzjudikatur des Reichsgerichts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 585; Suppliche e „gravamina“, hg. v. Nubola, C., 2002

beschweren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt - 8. Jahrhundert/14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [SalemUB. II 400] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schwer machen, sich als beschwert erklären

beseitigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1742 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [Badisches Landrecht] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auf die Seite bewegen, entfernen

Beseitigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Staubbeseitigung und Störungsbeseitigung – nicht bezeugt  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Verb beseitigen 1742) ist die Entfernung eines Umstands, insbesondere die Entfernung einer Störung. Auf sie kann ein Anspruch bestehen. Er ist von einem möglichen Schadens­ersatzanspruch unabhängig.

Lit.: Kawasumi, Y., Von der römischen actio negatoria zum negatorischen Beseitigungsanspruch, 2001

Beseler, Georg (Rödemis bei Husum 2. 11. 1809-Bad Harzburg 28. 8. 1888), Kammer­ratssohn, wird nach dem Studium in Kiel, München, Göttingen und Heidelberg mit der streng geschichtlich die Einrichtung von den Anfängen bis zu der Gegenwart verfolgenden, auch Urkunden berücksichtigenden Lehre von den Erbverträgen in Heidelberg 1835 habi­litiert und nach Basel, Rostock (1837), Greifswald (1842) und Berlin (1859) berufen. Sein System des gemeinen deutschen Privatrechts (1847ff.) versucht ein dem gemeinen römischen Recht gegenüber gleichwertiges deutsches System (allen nicht rein römischen Rechtes) zu entwickeln, in dem die Genossenschaft als juristische Person des deutschen Rechtes besonders bedeutsam ist. Vor 1831 bzw. ab 1848ff. wirkt er auch politisch (rechtsliberal). S. Google

Lit.: Beseler, G., System des gemeinen deutschen Privatrechts, Bd. 1 1847, Bd. 2 1853, Bd. 3 1855, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1847Bd1.pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1853Bd2.pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1855Bd3.pdf, Beseler, G., Erlebtes und Erstrebtes, 1884; Gierke, O., Georg Beseler, ZRG GA 10 (1889), 1; Kern, B., Georg Beseler, 1982 (mit Schriftenverzeichnis, 77 Titel); Kern, B., Georg Beselers Mitgliedschaft in der Berliner Mittwochs-Gesellschaft, ZRG GA 113 (1996), 279

besetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [BrschwStR. § 40] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in Besitz nehmen

Besitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [MarienrodeUB. 307] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb besitzen um 800 bezeugt und für das Germanische erschließbar sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die tatsächliche Gewalt einer Person über eine Sache. Das römische Recht bezeichnet dies als (lat. [F.]) possessio, die auf die tatsächliche Gewalt (lat. [M.] usus) und auf das Sitzen auf Land zurückgeht. Notwendig sind Gewalt über eine Sache ([lat.] corpus) und (nicht notwendig rechts­geschäftlicher) Wille zu der Herrschaft ([lat.] animus). Nach dem allgemeinen Recht (lat. ius [N.] civile) muss die tatsächliche Gewalt auf einem Rechtsgrund beruhen, nach dem Amtsrecht (lat. ius [N.] praetorium) wird der Besitz (Interdiktenbesitz) durch bestimmte Klagen gegen Entziehung oder Störung (lat. vi, clam, mit Gewalt, heimlich) geschützt (beispielsweise Eigenbesitzer [Besitzer mit <lat.> animus <M.> domini, Eigen­besitz­willen wie Eigentümer oder Ersitzungs­besitzer] und gewisse Fremdbesitzer [unter Anerkennung eines fremden Besitzrechts besitzende Besitzer] wie Erbpächter, Pre­karist, Pfandgläubiger oder Sequester). Nicht Besitz (in dem rechtlichen Sinne, sondern nur [lat.] possessio [F.] naturalis, natürlichen Besitz) hat der bloße Innehaber (beispielsweise nach römischem Recht Mieter). Von dem Besitz streng geschieden ist das Eigentum. Justinian schränkt den Besitz auf den rechtlichen Besitz mit Eigentümerbesitzwillen ein, nähert diesen Besitz aber einem Recht an. In dem deutschen Recht steht ursprünglich das schlichte Haben (ahd. haben, aigan) in dem Vordergrund. Später entwickelt sich vielleicht von der Kirche her die besondere Figur der →Gewere. Vielleicht aus dem kirchlichen Recht stammt die Anerkennung des Besitzes auch bestimmter Innehaber (beispielsweise Mieter, Pächter u. s. w.). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes verdrängt das Wort Besitz (als Lehn­übertragung?) das Wort Gewere. Sachlich kommt es zu einer gegenseitigen, ziemlich verwirrenden und auch vielfältigen Beein­flussung. In den natur­rechtlichen Kodifika­tionen ist Besitz grundsätz­lich der Eigenbesitz, doch gewährt das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) auch dem Mieter, Pächter oder Pfandgläubiger Besitzschutz (nicht dem Prekaristen). Savigny versteht (1803) den Besitz als Tatsache, stellt ihn dem Eigentum (Recht) gegenüber, ordnet ihn in das Deliktsrecht ein und verrätselt das Recht des Besitzes hinsichtlich der Folgen als das Recht eines Faktums. Das (tatsächliche Gewalt und in § 309 Eigenbesitzwillen verlangende, von einem sehr weiten Begriff der Sache ausgehende) Allge­mei­ne Bürgerliche Gesetz­buch Öster­reichs (1811/1812) kennt den Tabularbesitz des in dem Grundbuch Einge­tragenen. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist unter Bruch mit dem gemeinen Recht der un­mittelbare Besitz die tatsächliche Herrschaft über eine Sache (beispielsweise auch des Mieters [in Frankreich erst seit 1975] oder Diebes), neben welcher der durch ein Rechtsverhältnis (Besitzkonstitut) vermittelte mittelbare Besitz (beispielsweise des Vermieters) steht. Die Innehabung ist grundsätzlich beseitigt, der Gegensatz zu dem Eigentum betont.

Lit.: Kaser § 19; Hübner 221; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 25, 39, 60, 140, 162, 211; Savigny, F., Das Recht des Besitzes, 1803, 7. A. 1875, Neudruck 1990; Bruns, K., Das Recht des Besitzes, 1848; Randa, A., Der Besitz nach österreichischem Recht, 1865, 4. A. 1895; Pflüger, H., Die sogenannten Besitzklagen des römischen Rechts, 1890, Neudruck 2013; Kaser, M., Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht, 1943, 2. A. 1956; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Benöhr, H., Der Besitzerwerb durch Gewaltabhängige, 1972; Wacke, A., Das Besitzkonstitut, 1974; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbs, 1977; Diurni, G., Le situazioni possessorie nel Medioevo, età langobardo-franca, 1988; Schnatenberg, P., Die Entstehung der Regeln des BGB über den mittelbaren Besitz, Diss. jur. Köln 1994; Ernst, W., Eigenbesitz und Mobiliarerwerb, 1992; Link, M., Possession, possessio und das Schicksal des common law, 2003; Moriya, K., Savignys Gedanke im Recht des Besitzes, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Choi, Y., Der Besitzerwerb des Erben, 2013

Besitzdiener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der die tatsächliche Gewalt für einen anderen (d. h. einen Besitzer) in dessen Haushalt oder Erwerbsgeschäft oder in einem ähnlichen weisungsgeprägten Verhält­nis Ausübende (beispielsweise Chauffeur). Er ist nicht →Besitzer. Er dient der Überbrückung der Verschiedenheit von tatsächlichen Gegeben­heiten und rechtlicher Bewertung.

Besitzeinweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1696 [Tessin/ZSchweizR.2 29 1910 276] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google) ist die Einweisung eines Menschen oder einer anderen Person in den Besitz einer Sache.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

besitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), haben, in tatsächlicher Gewalt haben

Besitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Seibertz, UB. I 531] in 39 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Verb besitzen um 800 und für das Germanische erschließbar sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Besitz habende Person.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzerwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und - als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Erwerb des Besitzes. Er erfordert in dem römischen Recht die Begründung der tatsächlichen Gewalt über eine Sache und den Willen, diese für sich zu beherrschen. Er kann entweder ursprünglich (originär, erstmalig) oder (von einem anderen) abgeleitet (derivativ) erfolgen.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzkonstitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1888, Besitzmitte­lungsverhältnis, § 868 BGB) ist das Verhältnis zwischen einem unmittelbaren Besitzer (nach dem Bürger­lichen Gesetzbuch des – zweiten - Deutschen Reiches von 1896/1900 beispielsweise Mieter) und einem mittelbaren Besitzer (beispielsweise Vermieter), in dem bzw. durch das der ursprüngliche Besitzer (beispielsweise Vermieter) seinen Eigenbesitz­willen be­züg­lich einer Sache durch Fremdbesitzwillen (für den Erwerber) ersetzt und der neue Besitzer (beispielsweise Mieter) Eigen­besitzwillen begründet. →Besitz

Lit.: Becker, E., De constitutio possessionis?, 1644?; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur [FschrÖstABGB. I 608] in 1 Stelle zu dem frühen 20. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Besitz

Besitzschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1891, M.) ist der dem zunächst rein tatsächlichen Herrschafts­verhältnis (Besitz) zugeordnete Schutz der Rechtsordnung gegen unrechtmäßige Ent­ziehung oder Störung. Hierzu gewährt das römische Recht besondere →Interdikte gegen unerlaubte Eigenmacht (lat. vi [gewaltsam], clam [heimlich], precario [Zurückbehaltung bei bloßer Bittleihe]) zu Gunsten des verhältnismäßig rechtmäßigen Besitzers (Verbot der Gewaltanwendung und Gebot zu der richterlich überwachten Rück­stellung zu Guns­ten von Eigenbesitzer, Erb­pächter, Pre­karist, Faustpfandgläubiger und Seques­ter). Das kanonische Recht des Mittelalters entwickelt dies zu einem vorläufigen Besitzschutz weiter. Hierauf baut auch das Reichskammer­gericht (1495-1806) auf, das aber bereits bei der vor­läufigen Entscheidung nach einem bestands­kräftigen Ergebnis strebt. Die historische Rechtsschule erarbeitet einen rein pos­sessorischen Schutz der besonderen Be­sitzklagen, bei dem wie in Rom eine Einrede aus dem Recht zu dem Besitz (beispielsweise Eigentum) ausgeschlossen ist. Er ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) übernommen.

Lit.: Kaser § 21; Söllner §§ 9, 23; Hübner 221ff.; Kroeschell, DRG 1; Wieling, H., Grund und Umfang des Besitzschutzes, (in) FG U. v. Lübtow, 1980; Dedek, H., Der Besitzschutz, (in) ZEuP 1997, 342; Jacobi, J., Besitzschutz vor dem Reichskammergericht, 1998; Beermann, C., Besitzschutz, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1787 [Rostock/Gesenius, Meierrecht I 129] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der rechtlich in gewisser Weise geschützte tatsächliche Stand der Verhältnisse, insbesondere des Besitzes.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzstörung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1831) ist die rechts­widrige Störung des Besitzers in dem Besitz.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besold, Christoph (Tübingen 22. 9. 1577-Ingolstadt 15. 9. 1638), aus einer Juris­tenfamilie (Hofgerichtsadvokatensohn), nach dem Rechtsstudium (1599 Tübingen Promotion) 1610 Professor in Tübingen sowie nach Annahme des katholischen Glaubens 1636 in Ingolstadt, entwickelt als Reichspublizist innerhalb der politischen Wissenschaft eigene Vorstellungen in dem Bereich des neuen öffentlichen Rechtes (Vorbereitung der Lehre von dem Bundesstaat). S. Google

Lit.: Meyer, F., Christoph Besold als Staatsrechtler, Diss. jur. Erlangen 1957; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 120; Synopse der Politik, hg. v. Boehm, L., 2000, 291ff.

besondere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1339 [HeilbronnUB. I 68] in 28 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) eigen, ungewöhnlich, hervorgehoben

Besonderes Gewaltverhältnis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Verhältnis, das, in Gegensatz zu dem allgemeinen Verhältnis des Inhabers von Hoheits­gewalt über den Bürger, zusätzliche Einwirkungen ohne weitere Rechtsgrundlage ermöglicht (beispielsweise Staat - Strafgefangener). Diese in dem 19. Jahrhundert entwickelte Vorstellung wird in dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts mit dem Ziel der Verrechtlichung auch dieser Gegebenheiten als Sonderrechtsverhältnis zunehmend abgelehnt.

Lit.: Wenninger, L., Geschichte der Lehre vom besonderen Gewaltverhältnis, 1982

Bessarabien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N..) östlicher, zwischen 1806 und 1812 von Russland der Türkei abgerungener Teil der Moldau zwischen Pruth und Dnjestr, in dem ab 1814 von Zar Alexander I. Deutsche angesiedelt wurden, 1918 Rumänien, 1940 in das Deutsche Reich umgesiedelt, ansonsten 1945 vertrieben). →Rumänien, Sowjetunion, Moldawien

Lit.: King, C., The Moldovans, 2000; Schmidt, U., Die Deutschen aus Bessarabien, 2003, 2. A. 2004, 3. A. 2006; Schröder, O., Die Deutschen in Bessarabien 1914-1940, 2012

bessere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 796 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. Komparativ) vorteilhaftere

bessern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verbessern, besser machen

Besserung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 532, 545, 764, II 105, 125, 166, 186, 187, 297] Anfang 9. Jh. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1244, F., Verb bessern in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, Adjektiv bessere in Grimm Deutsches Wörterbuch um 796 belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist allgemein die Vermehrung der Güte eines Zustands. Hierzu kann auch die wertsteigernde Aufwendung auf zu Leihe überlassenem Land gezählt werden. Sie ist teilweise eigenständiges, veräußerliches Gut.

Lit.: Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums in den Städten, 1861; Wolf, M., Der Bau auf fremden Gut, 1900; Stingel, M., Die bäuerliche Leihe im Recht des Würzburger Benediktinerklosters Sankt Stephan in Würzburg, Diss. jur. Erlangen 1962; Promnitz, C., Besserung und Sicherung, 2016

Bestand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1272 [MGroning. III 548] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Zustand, Bestandkontrakt (1733, 1740) bzw. Be­standvertrag (1809) die deutsche Wiedergabe der (lat.) locatio conductio, Bestandteil (1811) der zu dem Bestand einer Sache gehörige Teil, Verb bestehen 10. Jahrhundert.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Bestandkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [Beck, Forstg. 36] in 2 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bestandvertrag

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Bestandteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Teil eines umfassenderen Bestands

Bestandvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [BadLR. 1809 Satz 1709] in 3 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bestandkontrakt

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

beste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Superlativ von gut) hervorragend

bestechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [FRAustr. 46 S. 120] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), mit einem Zeichen versehen (V.), einen Vorteil gewähren um eine Dienstpflichtverletzung zu erreichen

Bestechung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1740 [Klingner II 395] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bestechen in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 belegt) ist die Gewährung eines Vorteils an einen Amtsträger für eine Dienst­pflichtverletzung. Sie ist sachlich als Wahlbestechung bereits dem römischen Recht bekannt. Besondere Bedeutung erlangt sie mit der Entwicklung des Beamtentums, weil der Beamte durch sein Amt Gestaltungsmöglichkeiten hat, die für Betroffene einen Vorteil bewirken können.

Lit.: Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Kulesza, R., Die Bestechung im politischen Leben Athens, 1995

bestehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 94] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durchstehen, stehen bleiben

Besthaupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1232 [CoutFrancBruges II 49] in 45 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das bei dem Tode eines Bauern besonders in Grundherrschaften an einen Herrn abzuliefernde beste Stück Vieh. Das auch Hauptrecht oder Sterbfall genannte Besthaupt begegnet sachlich in Flandern und Lothringen in dem 9. Jahrhundert und ist in dem Hochmittelalter weit verbreitet. Bereits zu dieser Zeit schwindet es aber in den Städten, wird allgemein jedoch erst an dem Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegeben.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bodmann, F., Historisch-juristische Abhandlung vom Besthaupte, 1794; Schultze, A., Seelgerät und Besthaupt, ZRG GA 38 (1917), 301; Mayer, E., Seelgerät und Besthaupt, ZRG GA 38 (1917), 301; Stutz, U., Zweitbesthaupt, ZRG GA 40 (1919), 282; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei Sankt Gallen, 1961

bestimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagsp. Brant 5 ed. 1516] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Adjektiv bestimmt 15. Jh.) entscheiden, festsetzen

bestimmt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) festgesetzt, genau, entschieden

Bestimmtheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 – nicht in EDEL - und - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entschiedenheit, Klarheit, Vorhersehbarkeit

Bestimmtheitsgebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gebot (an den Gesetzgeber), einen Rechtssatz insbesondere in dem Strafrecht so bestimmt oder eindeutig zu fassen, dass jeder mögliche Betroffene Tragweite und Anwendungsbe­reich erkennen kann. Es erwächst aus der Aufklärung. Es setzt sich seit dem 19. Jahrhundert grundsätzlich durch, auch wenn das Allgemeine Landrecht Preußens 1794 wie auch das Strafgesetzbuch Bayerns Feuerbachs 1813 dieses Ziel nicht wirklich erreicht haben.

Lit.: Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983; Müller-Dietz, H., Abschied vom Bestimmtheitsgrundsatz im Strafrecht? (in) FS T. Lenckner, 1998, 179

Bet, Josef →Karo

betäuben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, nicht in DW2 – 10./11. Jahrhundert in EDEL - und– als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) taub machen

Betäubung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt, nicht in DW2 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Taubmachung, Umnebelung

Betäubungsmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das der Betäubung menschlicher Sinne dienende Mittel (beispielsweise natürliche Betäubungsmittel wie Opium, Morphium, Heroin, Kokain, Cannabis, Nikotin, Alkohol und synthetische Betäubungsmittel). Seit dem 16./17. Jahrhundert wird die Sucht nach Betäubungsmitteln als Krankheit erkannt, seit etwa 1850 breitet sich die Sucht allmählich, seit etwa 1965 rasch vor allem in westlichen Gesellschaften aus. Mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt die gesetzliche Bekämpfung (Preußen, kaiserliche Verordnung von dem 25. 3. 1872, Opiumkonferenz von Schanghai 1909, Den Haag, Ausführungsgesetz von 1921, Opium­gesetz von dem 1. 1. 1930, Betäubungs­mittel­gesetz 1972).

Lit.: Wriedt, J., Von den Anfängen der Drogengesetzge­bung bis zum Betäubungsmittelgesetz vom 1. 1. 1972, 2006

betreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1323 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1327 [Beekman, DijkR. I 130] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vorantreiben, machen

Betreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1604 [SolothurnStR. 70, bezogen auf Schuld] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb betreiben 1323) Vorantreibung, Machung, Vollstreckung

Lit.: Malamud, S. u. a., Die Betreibungs- oder Einge­winnungsverfahren der Stadt Zürich im Spätmittelalter, ZRG GA 116 (1999), 87

betreuen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1265 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Walther, Tract/ZRG.1 Germ. 23 1902 277] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) versorgen, erhärten, ausstatten

Betreuer (M.) nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt und nicht als Ansatz in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt

Betreuung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1492 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [TirolLO. 1532 III 1] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb betreuen um 1265, Maskulinum Betreuer nicht als Ansatz in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist allgemein die Versorgung und in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 1. 1992 die staatliche Fürsorge für die Person und das Vermögen eines volljährigen Menschen, soweit er infolge einer Krankheit oder Behinderung seine Angelegenheiten nicht selbst besorgen kann, durch einen von dem zuständigen Vormundschaftsgericht bestellten Betreuer. Die Betreuung ersetzt unter gewisser Abwandelung die frühere gerichtliche Entmündigung

Lit.: Köbler, DRG 268; Damrau, J./Zimmermann, W., Betreuungsgesetz, 1991; Müller, B., Rechtliche und gesellschaftliche Stellung von Menschen mit einer geistigen Behinderung, 2001

Betrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1600 bezeugt – 16. Jahrhundert/19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Sloet, OorkB. 854] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb betreiben in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1323 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) sind das Betreiben einer Tätigkeit und der dafür bestimmte Ort.

Lit.: Jakobi, C., Die vieldeutige Betriebsgemeinschaft, 2013

Betriebsrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1920 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das den Unternehmer beratende Organ der Arbeitnehmer eines Betriebs, das in bestimmten Angelegenheiten eines Betriebs mitwirkt und mitbestimmt. Der Betriebsrat entwickelt sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts (1905 Bergbau, 1916 Kriegs­wirtschaft). Nach dem Betriebsrätegesetz von dem 4. 2. 1920 ist in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten ein Betriebsrat zu bilden (Österreich 1919). Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus Adolf Hitlers wird der Betriebsrat beseitigt, 1946 (und in Österreich 1947) aber wieder eingeführt und danach gestärkt (11. 10. 1952, 15. 1. 1972).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 241, 273; Oertzen, P. v., Betriebsräte in der Novemberrevolution, 1963; Plumeyer, M., Die Betriebsrätegesetze, Diss. jur. Hannover, 1992; Schaub, G., Der Betriebsrat, 1973, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Raedel, C., Amtsenthebungen und Kündigungen von Betriebsräten, 1999

Betriebsrisiko (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Italienische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Arbeitsrecht die in dem 20. Jahrhundert zunehmend verrechtlichte Gefahr des Erliegens bzw. Stillstands eines Betriebs ohne Verschulden eines Beteiligten.

Lit.: Tamm, M., Die Entwicklung der Betriebs­risikolehre, 2001

Betriebsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der Regeln, welche die Rechte des Arbeitgebers, der Arbeitnehmer und ihrer Organe in dem Betrieb in Bezug auf das Betriebsgeschehen ordnen. Die Betriebsverfassung wird in Deutschland nach einzelnen Vorläufern des späten 19. Jahrhunderts durch das Betriebsrätegesetz von dem 4. 2. 1920 eingerichtet und (nach Beseitigung während der Herrschaft des Nationalsozialismus) durch Gesetz von dem 17. 4. 1946 wiederhergestellt.

Lit.: Köbler, DRG 273; Adelmann, G., Quellensammlung zur Geschichte der sozialen Betriebsverfassung, Bd. 1f. 1960ff.; Reichold, H., Betriebsverfassung als Sozialprivatrecht, 1995; Mitbestimmung und Betriebsverfassung, hg. v. Pohl, H., 1996; Däubler, W./Kittner, M., Geschichte der Betriebsverfassung, 2020

Betriebswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1928 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Absolvent des Studiums der Betriebswirtschaftslehre

Betriebswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1921 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wirtschaft des einzelnen Betriebs (Privatwirtschaftslehre in Gegensatz zu der Volkswirtschaftslehre der Wirtschaft des gesamten Volkes oder Staates), die seit 1898 (Leipzig, Aachen, Wien) wissenschaftlich gelehrt wird und nach steilem Aufstieg (1922 Tübingen Curt Eisfeld, 1923 23 Orte, 1924 43, 1939 70) an dem Ende des 20. Jahrhunderts jährlich mehr als 100000 Studierende für mehr als 1000 Professoren findet.

Lit.: Entwicklungen der Betriebswirtschaftslehre, hg. v. Gaugler, E./Köhler, R., 2002; Burr, W./Wagenhofer, A., Geschichte des VHB, 2011

Betrug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1050 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [MeppenUB. 217] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Betrüger vor 1259, Verb betrügen um 750) ist die durch Täuschung des einen verursachte Vermögensschädigung eines anderen (beispielsweise Universitätsassistent I. lässt sich in dem öffentlichen Dienst jahrelang krank schreiben und betreibt in dieser Zeit privatwirtschaftlich einen Verlag für Lügenbarone). Sachlich ist der Betrug mit der Entstehung des Vermögens des Menschen möglich, wobei der Entwicklung der Sprache und der Erfindung des Geldes in dem 7. vorchristlichen Jahrhundert besondere Bedeutung zukommt. In dem römischen Recht erfassen (lat. [N.]) falsum (Fälschung), stellionatus (M.) (Hinterhältigkeit) und (N.) furtum (Wegnahme) nur einzelne Fälle des nicht als solcher zusammengefassten Betrugs. Ähnlich verfährt auch das Mittelalter. Die durch Täuschung bewusst herbeigeführte Vermögens­schädigung findet sich als Straftatbestand seit dem 16. Jahrhundert, ohne dass sie aber von der Fälschung bereits eindeutig geschieden werden kann. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts bzw. 1871 gelingt unter dem Einfluss des Code pénal (1810) Frankreichs eine klare Abgrenzung der Sicherung des Vermögens und des Rechtsverkehrs. Rechtstatsächlich begründet nicht jede gewollte Vermögensbeschädigung eines anderen Menschen durch Täuschung beispielsweise durch Werbung auch wirklich eine Bestrafung.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 158; Köstlin, C., System des deutschen Strafrechts, Bd. 2 1858, Neudruck 1978, 124ff.; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1955; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 318ff.; Naucke, W., Zur Lehre vom strafbaren Betrug, 1964; Hupe, E., Falsum, fraus und stellionatus im römischen und germanischen Recht bis zur Rezeption, Diss. jur. Marburg 1967; Kausch, W., Die Entwicklung des falsum, Diss. jur. Göttingen 1971; Schütz, S., Die Entwicklung des Betrugsbegriffs, 1988; Roth, J./Sokolowsky, K., Lügner, Fälscher, Lumpenhunde, 2000; Lügen und Betrügen, hg. v. Hochadel, O. u. a., 2000; Freller, T., Die Welt will betrogen sein, 2001; Die Autobiographie des Betrügers Luer Meyer 1833-1855, 2010; Lehmann, J., Zwischen Betrug und Gier, 2019

betrügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 565, 5676, II 11, 33, 57] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch Täuschung schädigen

Betrüger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1259 bezeugt - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [Ostfries.UB. I 198] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) durch Täuschung eines anderen diesen Schädigender

Bettel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [NürnbPolO. 317] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bitten (N.) um Almosen, wertloses Zeug, Kleinigkeit

betteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11./12. Jahrhundert in 12 Stellen als Verb und substantiviertes Neutrum und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) um unentgeltliche Leistungen zu dem Lebensunterhalt bitten

Betteln (Verb in Grimm Deutsches Wörterbuch1 um 805 und nicht in DW2 als N. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11./12. Jahrhundert [Wessobrunner Glaube/MSD. 297] in 12 Stellen als Verb und substantiviertes Neutrum und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das Bitten um unentgeltliche Leistungen zu dem Lebensunterhalt. Es wird sachlich wohl bereits in frühen Hochkulturen und dann in den Städten seit dem Hochmittelalter sichtbar. Zeitweise wird es mit polizeilichen Mitteln entschieden bekämpft (Bettelordnungen Nürnbergs von 1370, 1478, Reichspolizeiordnungen von 1530, 1548 und 1577, s. a. beispielsweise Graz 1996), überwiegend aber bei unaufdringlicher Form allgemein geduldet.

Lit.: Stamm, R., Theodor Konrad Hartleben (1770-1827) und seine Allgemeine deutsche Justiz- und Polizey-Fama, (in) ZGO 113 (1965), 45; Goglin, J., Les miserables, 1976; Scherner, K., Arme und Bettler, (in) ZNR 1988, 129; Rudersdorf, M., Das Glück der Bettler, 1995; Bindzus, D./Lange, J., Ist Betteln rechtswidrig? (in) JuS 1996, 482; Bräuer, H., … und hat seit hero gebetlet, 1996; Bettler in der europäischen Stadt der Moderne, hg. v. Althammer, B., 2007; Wagner, A., Gleicherweiß als wasser, 2011; Bettler und Vaganten in der Neuzeit, hg. v. Althammer, B. u. a., 2013 (eine kommentierte Quellenedition)

Betti, Emilio (Camerino 1890-1968), nach juristischen Studien in Parma und philosophischen Studien in Bologna seit 1917 Professor für römisches Recht in Camerino und in Macerata, Messina, Parma, Florenz, Mailand und Rom, bemüht sich unter Verknüpfung von Dogmatik und Geschichte vor allem um ein neues Verständnis der →Auslegung und der Hermeneutik insgesamt. S. Google

Lit.: Betti, E., Die Hermeneutik als allgemeine Metho­dik der Geisteswissenschaften, 1962; L’ermeneutica giuridica di Emilio Betti, hg. v. Frosini, V./Riccobono, F., 1994

Beunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 797 [MGDiplKarol. I 246 ob hierher?] bzw. 963 [SalzbUB. I 172] in 64 Stellen belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 963 ahd. piunta für lat. [N.] pratum, Wiese) ist das vielleicht seit Entstehung der Grundherrschaft durch Einzäunung („Bewindung“?) aus der Allmende ausgeschiedene, dorfnahe landwirtschaftliche Grundstück.

Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, Bd. 3 1973

Beute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1250 bezeugt und in einem weiteren Ansatz um 850 – 13. Jahrhundert und 790 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [QKulmbach 187] in 12 Stellen als Bienenstock und Backtrog und ab 1378 [MWirzib. VII 260] als Anteil und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise unklar und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gewinn, Bienenstock Beuterecht

Beutel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [GoslarUB. II 218] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tasche, Sack

Beutellehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [KremsmünsterUB. 347] in 18 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das an einen Bürger oder Bauern gelangende →Lehen (Bayern Ende 13. Jahrhundert), bei dem statt Kriegsdienst bei Herrenfall und Mannfall eine erhöhte Abgabe in den Beutel des Herrn zu leisten ist. In dem 18. Jahrhundert gibt es auch ritterliche Beutellehen. Durch Gesetz von dem 17. 12. 1862 wird in Österreich das Beutellehen in Eigentum umgewandelt.

Lit.: Klein, H., Ritterlehen und Beutellehen, (in) Mitteil. d. Ges. f. Salzburger Landesk. 80 (1940), 87ff.; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011

Beuterecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [MecklUB. XVI 299 Nr. 9744] in 8 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht auf Aneignung feindlichen Gutes in einem Krieg. Es besteht ur­sprünglich gegenüber der gesamten gegnerischen Bevölkerung, wenn auch 1179 durch das dritte Laterankonzil unter Christen die Versklavung verboten wird. In dem 19. Jahrhundert setzt sich für den Landkrieg die Beschränkung auf das für Kriegszwecke verwendbare Staats­eigentum des Feindes durch (Haager Landkriegsordnung 1907).

Lit.: Redlich, F., De praeda militari, 1956; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Praeda, hg. v. Coudry, M. u. a., 2009

bewegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] st. V. und 12. Jahrhundert [Glosse] sw. V. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [HMeißenUB. II 298] in 17 Stellen und in 2 Ansätzen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) örtlich verändern, bewirken, veranlassen

beweglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1227 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Tomaschek, Trient 163] in 39 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewegbar, veränderbar

bewegliche Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv beweglich um 1227, Wortfolge 1784), Fahrnis, Fahrhabe →Sache

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Beweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1464 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren Rechtsquellen ab 1438 [HanseRez.2 II 188] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beweisen um 1125) ist die Darlegung der Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Vorstellung durch ein Ver­halten. Besondere Bedeutung hat der Beweis in einem Streit zweier Menschen oder Personen um die Richtigkeit ihrer sich widersprechenden Behauptungen. In dem alt­römischen und in dem klassischen römischen Recht würdigt dabei der (lat. [M.]) iudex (Richter) frei die mit beliebigen Mitteln vorgebrachten Beweisversuche. Demgegen­über dringt in dem spätantiken römischen Recht die Bindung an feste Beweisregeln und Beweislastregeln vor. Bei den Germanen erfolgt wahrscheinlich meist außerhalb einer Versammlung ein Beweis mit Eid, Zeugen oder Augenschein, wobei der Angegriffene ein Recht zu dem Beweis vor allem durch Eid (mit Eidhelfern) hat oder haben kann. In dem Frühmittelalter kann der in einem zweizüngigen Urteil auferlegte Beweis auch in dem Gericht erbracht werden, wobei der Beweis durch eine Urkunde mit zunehmender, durch die Kirche geförderter Schriftlichkeit vordringt. Wahr­schein­lich unter christlichem Einfluss gewinnt zeitweise auch das Gottesurteil dann Bedeutung, wenn ein anderer Beweis nicht möglich ist. Der Kläger kann allmählich das Beweisrecht dadurch an sich ziehen, dass er ein stärkeres Beweismittel als den Eid anbietet. Möglich wird der Gegen­beweis. In dem spätmittelalter­lichen Straf­verfah­ren bemüht sich der Richter von sich aus um die Ermittelung der Wahrheit. Als sicherstes Beweismittel gilt dabei das Geständnis (lat. [F.] confessio), weil ein Täter einen Tathergang besonders kennen kann. Zu seiner Erreichung wird die Folter zulässig, wobei seit der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V. (1532) ihre Anwendung nur bei Vorliegen bestimmter Indizien (beispielsweise Aufenthalt in Tatnähe) gestat­tet wird (Indizienlehre). Hinzukommen feste Beweisregeln. Das Gottesurteil verschwindet. Mit dem über die Kirche schon seit dem Spätmittelalter eindringenden gelehrten Zivilprozess gelten unbestrittene Tatsachen als zugestanden. Bestrittene Tatsachen sind von dem Kläger durch Zeugen, Parteieid, Urkun­den, Augenschein oder Sachverständige zu beweisen (Beweislast, s. [lat.] onus [N.] pro­bationis reo non incumbit, Die Beweislast trifft nicht den Beklagten, Gratian um 1140), wobei feste Beweisregeln gelten. Bereits der (lat.) usus (M.) modernus (Cocceji, Leyer) befasst sich vertieft mit den entsprechenden Fragen. Nach franzö­sischem Vorbild (1791) setzt sich in dem 19. Jahrhundert die freie richterliche Beweiswürdigung wieder allgemein durch (Berlin 1846, Preußen 1849), wobei es auf die Überzeugung des Richters ankommt. Die Beweis­last in dem Zivilprozess trägt grundsätzlich jede Partei für die ihr günstigen Tatsachen, doch kehrt die Rechtsprechung zu Gunsten schwacher Parteien verschiedentlich die Beweislast zu Lasten des Gegners um.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 116, 155, 167; Savigny, C., Über Schwurgerichte und Beweistheorie, (in) GA 6 (1858), 469; Hänel, A., Das Beweissystem des Sachsenspiegels, 1858; Kries, A. v., Der Beweis im Strafprozess des Mittelalters, 1878; Endemann, W., Die Entwicklung des Beweisverfahrens im deutschen Civilprozess seit 1495, 1895; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Mayer-Homberg, E., Beweis und Wahr­scheinlichkeit nach älterem deutschem Recht, 1921; Stutz, U., Die Beweisrolle im altdeutschen Rechtsgang, ZRG GA 49 (1929), 1; Bechert, R., Recht oder Pflicht zur Beweisführung?, ZRG GA 49 (1929), 26; La preuve, 1963; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 2. A. 1996; Nagel, H., Die Grundzüge des Beweisrechts im euopäischen Zivilprozess, 1967; Ziller, H., Private Bücher des Spätmittelalters und ihre rechtliche Funktion, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess nach bayerischen Quellen, 1971; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1972; Walter, G., Freie Beweiswürdigung, 1979; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555, 1981; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1986; Schmitt, B., Die richterliche Beweiswürdigung im Strafprozess, 1992; Subjektivierung des justiziellen Beweisverfah­rens, hg. v. Gouron, A. u. a., 1994; Allen, C., The Law of Evidence in Victorian England, 1997; Wißgott, V., Das Beweisantragsrecht im Strafverfahren, 1998; Macnair, M., The Law of Proof in Early Modern Equity, 1999; Stürner, R., Ge­schichtliche Grundlinien des europäischen Beweisrechts, (in) FS A. Söllner, 2000; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Nehlsen-von Stryk, K., Die Krise des irrationalen Beweises im Hoch- und Spätmittelalter, ZRG GA 117 (2000), 1; Sauer, M., Die Entwicklung des Ableh­nungsgrundes der Wahrunter­stellung, Diss. jur. Köln 2002; Perband, M., Der Grundsatz der freien Beweiswürdigung im Zivilprozess (§ 286 ZPO), 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung - Der Zeugenbeweis im gelehrten Recht, 2003; Deppenkemper, G., Beweiswürdigung als Mittel prozessualer Wahrheitserkenntnis, 2004; Bausteine ei­nes europäischen Beweisrechts, hg. v. Marauhn, T., 2007; Mentz, D., Die Beweislastumkehr in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2010; Repgen, T., Qui dicit probare debet, ZRG GA 129 (2012), 76

beweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 ab um 1125 bezeugt – 13. Jahrhundert/15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nachweisen, erweisen, zeigen

Beweisinterlokut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem gemeinen deutschen Zivilprozessrecht eine gerichtliche Zwischenentscheidung über Beweislast, Beweisthema und Beweisfrist. Das Beweisinterlokut trennt den Prozess in zwei Teile und bildet den Beginn des besonderen Beweisverfahrens. Dessen Ergebnis bindet den Richter. Besonders ausgestaltet ist das Beweisinterlokut in dem sog. sächsischen Prozess (so noch Hannover 1850). In dem 18. Jahrhundert dringt das Beweisinterlokut allgemein in den gemeinen Prozess ein. Die preußische allgemeine Gerichtsordnung von 1793 kennt aber schon kein Beweisinterlokut mehr, ebensowenig das französische Zivilprozess­recht (1806) und die davon beeinflusste Zivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879.

Lit.: Planck, J., Die Lehre vom Beweisurteil, 1848

Beweislast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1803 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Beweis

Beweismittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1700 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [PreußAssekuranz- u. HavereiO. § 62] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Beweis

Beweisurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das →Urteil über eine Beweisfrage. →Beweisinterlokut

Beyer, Georg (Leipzig 10. 9. 1665-Wittenberg 21. 8. 1714), Aktuarssohn, wird nach den Studien von Philosophie und Recht in Leipzig (Thomasius), Frankfurt an der Oder und Leipzig 1706 Professor in Wittenberg. Dort hält er als einer der ersten eine Vorlesung über deutsches Recht, die als Leitfaden des deutschen Rechtes ([lat.] Delineatio [F.] iuris Germanici, 1718) nach seinem Tod veröffentlicht wird. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Beyer­GeorgSpecimenIurisGermanici1718.pdf; Köbler, DRG 144, 186, 205; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978, III, 1 137f.

Beyerle, Franz (Konstanz 30. 1. 1885-Wangen 22. 10. 1977), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Austritt aus der katholischen Kirche und dem Studium des Rechtes in Freiburg im Breisgau, Breslau (Konrad Beyerle) und Göttingen (Promotion 1910, Frensdorff) sowie der Habilitation in Jena (1913, Rauch) 1918 Professor in Basel, 1929 Greifswald, 1930 in Frankfurt am Main, 1934 in Leipzig und 1938 in Freiburg im Breisgau (bis 1953). Seine Arbeiten betreffen das Stadtrecht Freiburgs, den Entwicklungs­gang in dem Recht, die Treuhand und Volksrech­te. S. Google

Lit.: Dürselen, F., Franz Beyerle, 2005; Schützenmeister, A., Franz Beyerle, 2008; Jocus regit actum, hg. v. Riosus, F., 2011 [Oppitz]

Beyerle, Konrad (Konstanz 14. 09. 1882-München 26. 4. 1933), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, der Promotion bei Richard Schröder (1895) und der Habilitation bei Ulrich Stutz (1899) Professor in Freiburg im Breisgau (1900), ordentlicher Professor Breslau (1903), Göttingen (1906) und Mün­chen (1918). Als Abgeordneter der bayeri­schen Volkspartei wirkt er in der verfassung­gebenden Nationalversammlung (1919) und in dem Reichstag. (bis 1924). Einzelne Arbeiten betreffen die Grundeigentumsver­hältnisse in Konstanz, die Lex Baiwariorum und die Kultur der Abtei Reichenau. S. Google

Lit.: Hense, T., Konrad Beyerle, 2002

Bezirk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1487 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [WestdZErg. 13 1906 15] in 40 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bezirken um 1350, zu lat. [M.] circus, Kreis) ist das abgegrenzte Gebiet. Preußen wird zwischen 1808 und 1816 in (Provinzen und) Regie­rungsbezirke geteilt. Mit österrei­chisch-kaiserlicher Entschließung von dem 26. 6. 1849 (RGBl. 295) wird die Einteilung der Kronländer in Kreise und darunter in Bezirke bestimmt, wobei an der Spitze des Bezirks ein Bezirkshauptmann steht (1852-1868 Vereini­gung der Bezirkshaupt­mann­schaften mit den Bezirksgerichten zu gemischten Bezirksäm­tern) und der Bezirk 1925 von einer Zentralstaats­behörde zu einer Landesbehörde umgestaltet wird. Die Deutsche Demokratische Republik ersetzt 1952 die Länder (bis 1990) durch 15 Bezirke.

bezirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umschließen, begrenzen

bi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Partikel als Präfix verwendet) zwei

Bibel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1252 bzw. 1254 bezeugt – um 1254 [Weltchronik des Rudolf von Ems] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1778 [ZVk. 5 1895 336 in abweichender Bedeutung als geistlicher Karzer in Stuttgart] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Phönizischen verbindbar, F., [griech.] Buch]) ist die Sammlung der für Juden und Christen das Wort (ihres) Gottes enthaltenden Schriften. Diese sind zwischen 1200 v. Chr. (10. Jahrhundert v. Chr.) und dem 2. Jahrhundert n. Chr. (50-120 n. Chr.) ent­standen. Die jüdische Bibel gliedert sich in Tora (Weisung), Propheten und Schriften, die christliche Bibel ergänzt dieses um die Zeitenwende in seinem Bestand abge­schlossene alte Testament um das nach­christliche, in dem 4. Jahrhundert weitgehend abge­schlos­sene neue Testament. Die Über­tragung der ursprünglich aramäischen bzw. hebräischen Texte in das Griechische erfolgt zwischen 250 v. Chr. und 100 n. Chr. (Septuaginta), die Übersetzung in das Latei­nische in dem 4. Jahrhundert n. Chr., die Über­setzung in germanistische Volks­sprachen seit dem ausgehenden 4. Jahrhundert n. Chr. (gotisch durch Bischof Wulfila, teilweise überliefert). Lateinisch enthält die von etwa 40 Verfassern hergestellte Bibel vielleicht 738765 Wörter, deutsch 800890 Wörter. Das älteste erhaltene Handschriften­bruchstück stammt von etwa 125 n. Chr. Die christliche Bibel ist das weitest verbreitete und häufigst gedruckte Buch der Welt und ist bisher in 704 Sprachen vollständig übersetzt (davon 66 Übersetzungsprojekte 2020 fertigestellt), während es in 1571 Sprachen eine vollständige Übersetzung des Neuen Testaments und in 3435 Sprachen die Übersetzung mindestens eines Buches der Bibel sowie in knapp 4000 weiteren Sprachen bisher noch keine Übersetzung eines Buches der Bibel gibt. Die Bibel enthält umfangreiches →biblisches Recht.

Lit.: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 1966ff., Neudruck 2019; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Hattenhauer, H., Das Recht der Heiligen, 1976; Thyen, J., Bibel und Koran, 1989, 2. A. 1993, 3. A. 2000, 4. A. 2015; Klauck, H., Die apokryphe Bibel, 2008; The Biblical Models of Power and Law, hg. v. Biliarsky, I. u. a., 2008; Bibel und Exegese der Abtei Saint Victor zu Paris, hg. v. Berndt, R., 2009; The Cambridge Companion to the Bible, 2. A. hg. v. Chilton, B. u. a., 2008; Der Pentateuch, hg. v. Dozeman, T. u. a., 2011; Schöpflin, K., Die Bibel in der Weltliteratur, 2011; Die Septuaginta und das frühe Christentum, hg. v. Scott Caulley, T. u. a., 2011; Die Septuaginta - Entstehung, Sprache, Geschichte, 2012; Jaroš, K., Die ältesten griechischen Handschriften des Neuen Testaments, 2014 (weit mehr als 5000 Handschriften bekannt, hier 104 ediert); The New Cambridge History of the Bible, hg. v. Paget, H. u. a., 2013; Bezzel, H., Saul, 2015; The Formation of the Pentateuch, hg. v. Gertz, J. u. a., 2016; Die Septuaginta – Orte und Intentionen, hg. v. Kreuzer, S. u. a., 2016; Mugridge, A., Copying Early Christian Texts, 2016; Cline, E., Warum die Arche nie gefunden wird – Biblische Geschichten archäologisch entschlüsselt, 2016; Tiwald, M., Die Logienquelle 2016 (Die in etwa 80 kurzen Bruchstücken erschließbare Logienquelle Q von etwa 60 n. Chr. lag als nur indirekt erhaltener Text den Evangelien nach Matthäus und Lukas als schriftliche Quelle vor, verbindet Frühjudentum und Anfänge der Jesusbewegung und bildet die Brücke zwischen dem geschichtlichen Jesus und dem späteren Christentum.); Westerholm, S., Law and Ethics in Early Judaism and the New Testament, 2017 (= Aufsatzsammlung); Billings, D., Acts of the Apostles and the Rhetoric of Roman Imperialism, 2017; Tiwald, M., The Sayings Source – A Commentary on Q, 2020; The Q Hypothesis Unveiled, hg. v. Tiwald, M., 2020 (Sammelband)

Biberach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Riotte, A., Diese so oft beseufzte Parität. Biberach 1649-1825, 2018

bibliothēca, lat., F., Bibliothek, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, gr. βιβλιοθήκη (bibliothḗkē), F., Büchersammlung, Bibliothek; vgl. gr. βιβλίον (biblíon), N., Büchlein, kleine Schrift; gr. βίβλος (bíblos), M., Bast aus der ägyptischen Papyrusstaude, Papier, Schrift, Buch; von der phönizischen Stadt Byblos, dem Hauptumschlagplatz von Papyrus; s. phön. Gebal, ON, Byblos; kanaan. Gubal, ON, Byblos; vgl. phön. bzw. kanaan. gb, Sb., Brunnen, Quelle, Ursprung; phön. Ēl, Sb., PN, El (höchster Gott, der Ugariter), göttliches Wesen; gr. θήκη (thḗkē), F., Kasten (M.), Behältnis, Gestell, Abstellplatz; vgl. idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen

Bibliothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht und in DW2 1511 bezeugt – 1511 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Gewerbebibliothek, Handbibliothek, Klosterbibliothek, Kriegsbibliothek, Leibibliothek, Lesebibliothek, Regimentsbibliothek, Reisebibliothek, Romanbibliothek, Staatsbibliothek, Stadtbibliothek, Stadtbibliothekar, Stiftsbibliothek, Sudelbibliothek, Tollhausbibliothekar, Übersetzerbibliothek, Unterhaltungsbibliothek, Volksbibliothek, Wunderbibliothek und Zauberbibliothek und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen über das Griechische teilweise mit dem Indogermanischen sowie teilweise vielleicht mit dem Phönizischen verbindbar, F.) ist die Sammlung von Büchern und das ihr dienende Gebäude. S. Google

Lit.: Otto, J., Bibliothek des Bundesgerichtshofs, 1996 (rund 475000 Bände); Portale zu Vergangenheit und Zukunft, hg. v. Seefeldt, J. u. a., 2003, 2. A. 2003, 3. A. 2007, 4. A. 2011; Rösch, H. u. a., Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland, 2006, 2. A. 2011, 3. A. 2019; Rekonstruktion und Erschließung mittelalterlicher Bibliotheken, hg. v. Rapp, A. u. a., 2008; Jochum, U., Geschichte der abendländischen Bibliotheken, 2009; Zur Erforschung mittelalterlicher Bibliotheken, hg. v. Rapp, A. u. a., 2009; Festschrift für Dietrich Pannier, hg. v. Fischer, D. u. a., 2010; Die Bibliothek des Mittelalters als dynamischer Prozess, hg. v. Embach, M. u. a., 2012; Huber-Frischeis, T. u. a., Die Privatbibliothek Kaiser Franz I. von Österreich 1784-1835, 2015; Jank, D., Bibliotheken von Frauen – Ein Lexikon, 2019 (770 Frauen zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert); Hoffmann, G./Lansky, R./Walter, R., Rechtsbibliothekarinnen und Rechtsbibliothekare im deutschsprachigen und im internationalen Bereich in Vergângenheit und Gegenwart, 2020; Lingnau, A., Lektürekanon eines Fürstendieners – Die Privatbibliothek des Friedrich Rudolf von Canitz (1654-1699), 2021

biblisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1521 bezeugt – 1521 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Phönizischen verbindbar, Adj.) Bibel betreffend

Biblisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv biblisch 1521 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt) ist das aus den in der jüdisch-christlichen →Bibel (vor allem in den Büchern Moses) enthaltenen zahl­reichen rechtlichen Sätzen gebildete Recht. Besonders bekannt hiervon sind die zehn Gebote des Alten Testaments. Noch wichtiger ist vielleicht die grundsätzliche Beschreibung des jüdisch-christlichen Gottes als eines Gottes des Rechtes, der die Einhaltung von Recht gebietet und die Verletzung von Recht verbietet und in dem so genannten Jüngsten Gericht den einzelnen Menschen nach Einhaltung der Gebote und Verbote beurteilt. Dieser Grundgedanke beeinflusst die europäischen Rechte und damit mittelbar wohl auch die übrige Welt in nachhaltiger Weise.

Lit.: Collatio legum Mosaicarum et Romanarum, (in) Fontes iuris Romani antejustiniani, Bd. 2 1940, 541; Hohenlohe-Schillingsfürst, C. v., Der Einfluss des Christentums auf das Corpus Juris, 1937; Kisch, G., Sachsenspiegel and Bible, 1941; Biondi, B., Il diritto Romano Cristiano, Bd. 1ff. 1952ff.; Verdam, P., Mosaic Law in Practice and Study throughout the Ages, 1959; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Hattenhauer, H., Das Recht der Heiligen, 1976; Welch, J., A biblical law bibliography, 1990; Bibel und Recht, hg. v. Eckert, J. u. a., 1994; Calvocoressi, P., Who‘s who in der Bibel, 1992, 5. A. 1994, 16. A. 2009; Brand, J., Bibel und altes Recht im Bauernkrieg, 1996; Campenhausen, H. v., Die Entstehung der christlichen Bibel, Neudruck 2003; Ohler, A., dtv-Atlas Bibel, 2004; Kaden, D., Matthew, Paul, and the Anthropology of Law, 2016

Bielefeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Urkundenbuch der Stadt und des Stiftes Bielefeld, hg. v. Vollmer, B., 1937; Flügel, A., Kaufleute und Manufakturen in Bielefeld, 1990; Meineke, B., Die Ortsnamen der Stadt Bielefeld, 2013; Bielefeld und die Welt, hg. v. Büschenfeld, J. u. a., 2014; Linde, R. u. a., unglaublich bodenständig, 2014

Biene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [CDPruss. I 174] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort Bien in Grimm Deutsches Wörterbuch um 800 bezeugt, M. sowie über das erschließbare Germanische in der weiteren Herkunft unklar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist grundsätzlich das aus Blütenstaub Honig erzeugende vormenschlich entwickelte Insekt.

Bienenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1682 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [BienenWB. 16] in 1 Stelle ohne Jahresangabe, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Bienen betreffende Recht. Dabei darf sachlich wohl seit der bewussten Pflege von Bienen durch Menschen der (unverzüglich) verfolgende Eigentümer (s)einen mit dem Schwärmen herrenlos werdenden Bienen­schwarm auch auf einem fremden Grundstück einfangen (Aneignungsrecht). In dem deutschen →Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) gelten für das Bienenrecht die §§ 961ff.

Lit.: Rieth, J., Das gesamte deutsche Bienenrecht, 1910; Schüßler, A., Deutsches Bienenrecht, 1934; Haff, K., Zum Bienenrecht in den schwedischen und dänischen Landschaftsgesetzen, ZRG GA 60 (1940), 253; Schulz, S., Die historische Entwicklung des Rechts an Bienen, 1990; Stripf, R., Honig für das Volk. Geschichte der Imkerei in Deutschland, 2019

Biener, Friedrich August (Leipzig 5. 2. 1787-Dresden 1861) wird nach Rechtsstudien in Leipzig und Göttingen 1810 Professor in Berlin. S. Google

Bier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – EDEL 1. Viertel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Förstemann, Nordhausen I 1 S. 58] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie etymologisch unklar und vielleicht über das erschließbare Germanische oder das Lateinische [bibere, V. trinken] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Menschen seit 13000 Jahren aus stärkehaltiger Substanz (beispielsweise Gerste, Weizen) durch alkoholische Gärung ge­wonnene (gebraute, Alkohol enthaltende) Getränk. In dem Früh­mittel­alter wird es von Frauen hergestellt, später entsteht in den Städten eine gewerbliche Produktion, die seit etwa 1300 Hopfen als die Haltbarkeit erhöhenden Zusatz verwendet. In der frühen Neuzeit setzt sich in Bayern ein auf das Jahr 1516 zurückgeführtes Reinheitsgebot (Malz, Hopfen, Hefe, Wasser) durch.

Lit.: Moldenhauer, G., Das Göttinger Braurecht, Diss. jur. Göttingen 1956; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981; Hackel-Stehr, K., Das Brauwesen in Bayern vom 14. bis 16. Jahrhundert, 1988; Unger, R., A History of Brewing in Holland 900-1900, 2001; Blanckenburg, C. v., Die Hanse und ihr Bier, 2001; Oliver, G., The Oxford Companion to Beer, 2011; Hirschfelder, G. u. a., Bier – Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute, 2016

Biergelde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) oder Bargilde (M.) ist der in dem 8./9. Jahrhundert erscheinende (freie, aber trotzdem pflichtige) Mensch, der von der Forschung teils mit Wehrsiedlung, teils mit Rodungssiedlung verbunden wird. Der Inhalt des Wortes ist nicht völlig klar („Ab­gabenleister“?), obgleich die Biergelden noch in dem →Sachsenspiegel (1221-1224) als besonderer Stand erfasst sind.

Lit.: Köbler, WAS; Metz, W., Zur Geschichte der Bargilden, ZRG GA 72 (1955), 185; Hagemann, H., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Springer, M., Die Sachsen, 2004

Bifang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 791 [CDFuld. 59] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (in dem Mittelalter) das von einem Berechtigten durch tatsächlichen Zugriff neu (stärker) genutzte, meist eingefriedete Grundstück.

Lit.: Köbler, WAS; Bethge, O., Über Bifänge, (in) VSWG 20 (1928), 139ff.; Sorhagen, I., Die karolingischen Kolonisationsprivilegien, 1976

bigamia, mlat., F., Doppelehe, 2. Hälfte 11. Jahrhundert, vgl. lat. bigamus, Adj., zweifach verheiratet, zweimal verheiratet, wieder verheiratet; lat. bis, Adv., zweimal, auf doppelte Weise, (um 250-184 v. Chr.); idg. *du̯is, Adv., zweimal, entzwei, vgl. idg. *du̯ōu, *du̯ai, Num. Kard. (M.), zwei, gr. γαμειν (gamein), V., heiraten; idg. *g̑eme-, *g̑em-, V., Sb., heiraten, Verwandter

Bigamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1525 als aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt - 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die weitere Eheschließung eines bereits verheirateten Menschen in einer nur die Einehe zulassenden Rechtsordnung. Das Christentum hält von Anfang an nur die Einehe für zulässig. Als Folge der Christianisierung der römischen Gesellschaft ist die Bigamie seit Diokletian strafbar und als Folge der Christianisierung der Germanen wird die bei ihnen erlaubte, aber aus wohl tatsächlichen Gründen seltene Mehrehe von der christlichen Kirche abgelehnt. In dem Früh­mittelalter ist die Bigamie eine zunächst rein kirchliche Frage, für die nur die kirchlichen Gerichte zuständig sind. Seit dem Hochmittelalter sehen aber vor allem die Stadtrechte Enthaupten und Ertränken als peinliche Strafe vor. Die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507, Art. 146) behandelt unter dem Einfluss der augustinischen Ehebruchsgesetzgebung eine Frau bei Bigamie strenger als einen Mann, die →Constitutio Criminalis Carolina (1532, Art. 121, Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) ordnet die Bigamie stets als qualifizierten Ehebruch ein. Strafe ist zunächst die Todesstrafe, nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 (II, 20 §§ 1066ff.) und nach dem Reichs­strafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871 mehrjähriges Zuchthaus (§ 171 StGB, 5 Jahre Zuchthaus). Privatrechtlich ist die Bigamie Ehehindernis.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 56; Hälschner, H., Die Lehre vom Ehebruch und der Bigamie, (in) Gerichtssaal 22 (1870), 401; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts, 1928, 150f.; Erle, M., Die Ehe im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, 1952; Buchholz, S., Der Landgraf und sein Professor, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Siebenhüner, K., Bigamie und Inquisition in Italien 1600-1750, 2006

Bilanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1549 als aus dem Italienischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bilanzieren 1668) ist die zusammengefasste Gegenüber­stellung der aktiven und passiven Vermögens­werte einer Person. Sie entwickelt sich in dem spätmittelalterlichen Handelsgeschäft. Be­sonders seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert werden die rechtlichen Vorschriften be­treffend eine Bilanz angesichts der wachsenden Größe der Unternehmen immer dichter (1937 Richtlinien zu der Vereinheitlichung des Buchhaltungswesens der Wirtschaft, § 266 HGB).

Lit.: Brönner, H., Die Bilanz nach Handels- und Steuerrecht, 1937, 2. A. 1940, 9. A. 1991, 10. A. 2011, 11. A. 2016

bilanzieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1688 – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Bilanz erstellen

Bild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [o. J. AhdGl. I 657] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, N., Verb bilden 9. Jahrhundert) ist die sichtbare Wiedergabe eines Umstands (durch menschliches Tun). Mittels der Augen und des Gehirns entstehen für den Menschen während seines Bewusstseins zahllose sehr flüchtige Bilder und in dem Schlaf Träume. Vielleicht zuerst in Höhlenmalereien (beispielsweise kurz vor 2019 in der Kalksteinhöhle Leang Bulu Sipong vier in dem Südwesten der Insel Sulawesi in Indonesien entdeckte, mindestens sieben Antilopen und mindestens drei Jäger mit Speeren wiedergebende, mindestens 43900 Jahre alte Darstellungen) versucht der Mensch die Vergänglichkeit dieser mit seinem Tode anscheinend endenden Eindrücke zu bekämpfen. Dem folgen viele Malereien und andere Abbildungen auf weiteren Stoffen. Zwischen 1835 und 1839 entwickelt der Maler Louis Jacques Mandé Daguerre in Frankreich die Möglichkeit unter Nutzung des Lichtes seitenverkehrte Abbildungen von körperlichen Gegebenheiten auf spiegelglatt polierten Metalloberflächen herzustellen. Die Rechte an dem Verfahren werden von Frankreich erworben. Aus der Daguerrotypie entwickelt sich die modernere Fotografie.

Lit.: Goerlitz, T., Die rechtliche Behandlung der gewerblichen Bildzeichen in Deutschland seit dem 14. Jahrhundert, ZRG GA 55 (1935), 216; Historische Bildkunde 2, 1935; Beyerle, F., Sinnbild und Bildgewalt im älteren deutschen Recht, ZRG GA 58 (1938), 788; Troescher, G., Weltgerichtsbilder, (in) Westdt. Jb. f. Kunstgeschichte 11 (1939), 139; Kisch, G., Recht und Gerechtigkeit in der Medaillenkunst, 1955; Brückner, W., Bildnis und Brauch, 1966; Ebel, F. u. a., Römisches Rechtsleben im Mittelalter, 1988; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Bild und Abbild, hg. v. Vavra, E., 1999; Schmoeckel, M., Auf der Suche nach der verlorenen Ordnung, 2004; Zitzlsperger, P., Dürers Pelz und das Recht im Bild, 2008; Poeschel, S., Handbuch der Ikonographie, 2005, 2. A. 2008, 3. A. 2009, 4. A. 2011, 5. A. 2014; Boehme-Neßler, V., BilderRecht, 2010; Hayduk, H., Rechtsidee und Bild, 2011; Elkins, J., What Photography is, 2011; Steinhauer, F., Das eigene Bild, 2013; Rechtsikonographie geistlicher und weltlicher Macht, hg. v. Gulczyński, A., 2012; Bild und Konfession im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Deiters, M. u. a., 2013; Büttner, N., Einführung in die frühneuzeitliche Ikonographie, 2014; Poeschel, S., Starke Männer – schöne Frauen – Die Geschichte des Aktes, 2014; Cleaver, L., Illuminated History Books, in the Anlo-Norman World 1066-1272, 2018; Illuminierte Urkunden, hg. v. Bartz, G. u. a., 2018; Dreier, T., Bild und Recht, 2019

bilden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 867 – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schaffen, machen, gestalten

Bilderhandschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit sachlich auf den Text bezogenen Bildern ausgestattete Handschrift. Die umfänglichsten rechtlichen Bilderhandschriften sind mit bis zu 924 Bildstreifen zu dem Sachsenspiegel überliefert (Vorbild eine bebilderte Willehalmhand­schrift? [1300 Miniaturen], 1270?/vor E. 13. Jahrhundert Harzvor­land?, Stammhandschrift verloren, Anfang 14. Jahrhundert/um 1300 Heidelberger B. [nur zu einem Drittel erhalten, Druck 1971], vielleicht Meißen wohl 1347-1363/Mitte 14. Jahrhundert Dresdener Bilderhandschrift [Druck 1902, 2002], drittes Viertel 14. Jahrhundert Wolfenbütteler Bilderhandschrift [Tochterhandschrift der Dresdener Bilderhandschrift?, Druck 1993], 1336 Oldenburger Bilderhandschrift [mittelniederdeutsch, nur Landrecht bebildert, vielfach nur Vorzeichnungen, Druck 1995], insgesamt mindestens sieben Bilderhandschriften anzu­neh­men). Die Bedeutung der Bilder ist streitig. Mehr Bilderhandschriften als zu dem Sachsenspiegel gibt es zu dem Decretum Gratiani.

Lit.: Köbler, DRG 103; Amira, K. v., Die Dresdener Bilderhandschrift, Bd. 1ff. 1902ff.; Koschorreck, W., Die Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspie­gels, 1970; Text – Bild – Interpretation, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 24; Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, hg. v. Ott, N., 1991ff.; Got ist selber Recht. Die vier Bilderhandschriften des Sachsenspiegels Oldenburg, Heidelberg, Wolfenbüttel, Dresden, hg. durch Schmidt-Wiegand, R. u. a., 1992; Scheele, F., die sal man alle radebrechen, 1992; Eike von Repgow Sachsenspiegel Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1993; Bloh, U. v., Die illustrierten Historienbibeln, 1993; Der Oldenburger Sachsenspiegel, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1995; Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, 1995; Repgow, Eike von, Sachsenspiegel. Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1998; Die Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels als digitale Edition auf CD-ROM, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1999; Lück, H., Über den Sachsenspiegel, 1999, 2. A. 2005; Brunschwig, C., Visualisierung von Rechtsnormen, 2001; Die Dres­dener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels. Interimskommentar, hg. v. Lück, H., 2002; Der Dresdener Sachsenspiegel. Faksimile-Ausgabe, 2002; Schmidt-Wiegand, R., Rechtsbücher als Ausdruck pragmatischer Schriftlichkeit, (in) Frühmittelalterliche Studien 37 (2003), 435ff.; http://digi.ub.uni-heidel­berg.de/diglit/cpg164; http://­digi­tal.slub-dresden.­de/­pp­n­­272362328; http://www.sachsenspiegel-online.­de/­cms; Eike von Repgow, Sachsenspiegel. Die Heidelberger Bilderhandschrift Cod. Pal. Germ. 164, hg. v. Kocher, G., u. a., 2010; Rechtsikonographie geistlicher und weltlicher Macht, hg. v. Gulczyński, A., 2012

Bildnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als F. und in DW2 als N. um 1250 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [NÖLGO. 1656 II 87 § 4] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Gerrmanischen verbindbar, N.) Bild, Abbildung

Bildnisstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an einem Bild statt an einem Täter vollzogene Strafe (Strafe am Bildnis 1717). Sie findet sich sachlich für die Majestäts­beleidigung beispielsweise in Frankreich 1670, in Dänemark und Norwegen 1683 und 1687, in Brandenburg 1688 und 1717, in Sachsen 1712, in Preußen 1721 und 1794, in Österreich 1768 und in Baden 1809, wird aber nach 1848 beseitigt. Daneben bestehen verschiedene von der Bildnisstrafe in engerem Sinn verschiedene Einrich­tungen.

Lit.: Hentig, H. v., Die Strafe, Bd. 1 1954, 320

Bildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bilden in DW2 um 867 bezeugt) ist die wesentliche Gestaltung, Herstellung oder Erziehung.

Lit.: Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 5 1989, Bd. 2 18. Jahrhundert 2005; Nonn, U., Mönche, Schreiber und Gelehrte, 2012; Bosse, H., Bildungsrevolution 1770-1830, hg. v. Ghanbari, N., 2012; Lesch, H./Forstner, U., Wie Bildung gelingt, 2012; Gramsch-Stehfest, R., Bildung, Schule und Universität im Mittelalter, 2019; Fichtner, A., Bildung vom deutschen Kaiserreich zur Bundesrepublik Deutschland – Entwicklungslinien der Bildungspolitik im Bereich Hochschulzugang, 2019; Mayer, A., „Freie Bahn dem Tüchtigen“ und „Aufstieg durch Bildung“, (in) HZ 312 (1921), 649 (ab etwa 1830-1840)

Billerbeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Geschichte der Stadt Billerbeck, hg. v. Freitag, W., 2012

billig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 [bzw. 1065] bezeugt – um 1065 [Hoheliedkommentar des Williram von Ebersberg] in EDEL - und und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215/1216 [Thomasin 314] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Althochdeutschen nicht sicher mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) gerecht, günstig, angemessen

Billigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412 [Engelke, Gogericht Desum 75] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Althochdeutschen nicht sicher mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., Rechtmäßigkeit, Angemessenheit, Adjektiv billig in DW2 um 1060 bzw. in EDEL um 1065 bezeugt) ist die natürliche Gerechtigkeit vor allem in dem einzelnen Fall. Sie erscheint sachlich in der römischen Antike teils als (lat. [F.]) benevolentia des Kaisers, teils bei den nach der Billigkeit beurteilten Klagen oder Schuld­verhältnissen (lat. →bonae-fidei-iudicia [N.Pl.]). In dem frühen Mittelalter bewirkt die Kirche die Aufnahme des Gedankens der Billigkeit (lat. →aequitas [F.] canonica), wobei Streit darüber besteht, ob der König nach Billigkeit urteilen konnte. Danach greift insbesondere das Naturrecht verstärkt die Billigkeit auf. Die Billigkeit steht grundsätzlich in einem Spannungsverhältnis zu der Gleichheit und zu der Rechtssicherheit.

Lit.: Kaser §§ 3, 33; Köbler, DRG 86; Rühl, P., Das aequitatis iudicium im fränkischen Königsgericht, ZRG GA 20 (1899), 207; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Kirn, P., Über die angebliche Billigkeitsjustiz des fränkischen Königs, ZRG GA 47 (1927), 115; Wohlhaupter, E., Aequitas canonica, 1931; Kirn, P., Aequitatis iudicium, ZRG GA 53 (1932), 53; Lange, H., Ius aequum und ius strictum bei den Glossatoren, ZRG RA 71 (1954), 319; Erler, A., Aequitas in Sprüchen des Ingelheimer Oberhofes, (in) FS G. Kisch, 1955, 53; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Schott, C., Billigkeit und Subjektivismus, (in) FS M. Keller, 1989, 745; Wesener, G., Aequitas naturalis, natürliche Billigkeit, (in) Der Gerechtigkeitsanspruch des Rechts, 1996, 81ff.; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Schröder, J., Aequitas und rechtswissenschaftliches System, (in) ZNR 21 (1999), 29ff.; Schmidt, R., Zur Rechtsprechung Regensburger Gerichte im 14. Jahrhundert, ZRG GA 125 (2008), 82; Zwischen Formstrenge und Billigkeit, hg. v. Oestmann, P., 2009; Recht und Billigkeit – Zur Geschichte der Beurteilung ihres Verhältnisses, hg. v. Armgardt, M. u. a., 2021

Bill of Rights (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ne. [N.], Urkunde der Rechte) ist das englische Gesetz, das 1689 von dem König angenommen und von einem ordentlichen Parlament bestätigt wird. In 13 Artikeln verbietet es katholische Thronfolge, Steuererhebung, Gesetze und Heer ohne Zustimmung des Parlaments sowie geistliche Gerichte und gewährt Redefreiheit, Pe­titionsrecht und das grundsätzliche regel­mäßige Geschworenengericht. In den Ver­einig­ten Staaten von Amerika heißen Bill of Rights die zehn Artikel, die 1791 der Verfassung von 1787 hinzugefügt werden. →Virginia Bill of Rights

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The complete Bill of Rights, hg. v. Cogan, N., 1997

binden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und1190/1230 [WaltherVogelw. 85, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schnüren, fesseln, fest machen

Binding, Karl (Frankfurt am Main 4. 6. 1841-Freiburg im Breisgau 7. 4. 1920), aus einer Juristenfamilie, wird nach dem Studium in Göttingen (1860-1863) Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Staatsrecht in Heidelberg (1865), Basel, Freiburg im Breisgau, Straßburg und Leipzig (1913 emeritiert). Er vertritt auf liberaler Grundlage ein formales Vergeltungsstrafrecht zwecks Aufrechterhaltung staatlicher und gesetzlicher Autorität und bekämpft abweichende Auffassungen (beispielsweise Franz von Liszt) entschieden. Nach seiner Normentheorie geht der Rechtsregel eine Sozialnorm voraus, deren Befehlswirkung der Täter missachtet, so dass er durch Bestrafung unter die Macht des Staates gebeugt werden muss (Die Normen und ihre Übertretung, Bd. 1ff. 1872ff.). Er lässt Analogie zu und befürwortet die Vernichtung lebensunwerten Lebens (Binding, K./Hoche, A. Die Freigabe der Ver­nichtung lebensunwerten Lebens, 1920, posthum). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 204; Binding, K., Die Geschichte des burgundisch-romanischen Königreichs, 1868; Kaufmann, A., Lebendiges und Totes in Bindings Normentheorie, 1954; Westphalen, D., Karl Binding, 1989; Jerouschek, G., Carl Binding, (in) JZ 2005, 514; „Eine gewaltige Erscheinung des positiven Rechts“ – Karl Bindings Normen- und Strafrechtstheorie, hg. v. Kubiciel, M. u. a., 2020

binnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1100 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) innerhalb, innen

Binnenmarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische und teilweise über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der innere Markt, insbesondere der Markt innerhalb der sich aus der europäischen Wirtschaftsgemein­schaft (seit 1957) entwickelnden Europäischen Ge­mein­schaft und Euro­päischen Union (1992). In ihm gibt es (jedenfalls grundsätzlich) keine Grenzen und Binnenzölle, während der Außenhandel mit Drittstaaten gemeinsam geregelt wird. In der Euro­päischen Union gelten Warenver­kehrs­freiheit, Personenverkehrsfreiheit, Kapital­ver­kehrs­frei­heit und Dienstleis­tungs­verkehrsfrei­heit.

Binnenschifffahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1812 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schifffahrt auf den schiffbaren Binnenwasserstraßen (eines abgegrenzten Gebiets) in Gegensatz zu der Seeschifffahrt auf dem Meer. Sie geht sachlich bereits weit in die Zeit der alten Völker zurück, wobei nach römischem Recht alle größeren Flüsse als öffentliche Sachen (lat. [F.Pl.] res publicae) von jedem Bürger zu Schifffahrt benutzt werden dürfen. In dem Mittelalter ist die Binnenschifffahrt durch Zölle stark belastet. In dem 19. Jahrhundert sichern nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 und dem Wiener Kongress (1815) besondere Schifffahrtsakten die freie Schifffahrt (1821 Elbe, 1823 Weser, 1831/1868 Rhein, 1857/1948 Donau). In der Bundesrepublik Deutschland ist die Binnenschifffahrt in der Gegenwart in einem besonderen Gesetz (1896) geregelt.

Lit.: Eckert, C., Rheinschifffahrt im 19. Jahrhundert, 1900; Rörig, F., Zur Rechtsgeschichte der Territorialgewässer, 1949; Wettstein, L., Die Schifffahrtsfreiheit auf dem Rhein, Diss. jur. Mainz 1963; Gerber, S., Die Ordnung auf den Wasserwegen, Diss. jur. Würzburg 1975; Kischel, D., Die Geschichte der Rheinschifffahrtsgerichtsbarkeit, 1990; Vortisch, O., Binnenschifffahrtsrecht, 4. A. 1991; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Quellen, 1992; Scherner, K., Handel, Wirtschaft und Recht in Europa, 1999; Frank, J., Die Ausgestaltung des Frachtrechts durch Vertragsbedingungen in der Rheinschifffahrt, 1999

Biographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1709 bezeugt als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet – 1709 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Lebensbeschreibung eines Menschen. Aussagen über sich selbst (Autobiographien) begegnen sachlich in Griechenland schon seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. (Hesiod, Xenophon, Isokrates, Platon, Augustinus), wobei die Zeit um 300 v. Chr. für die griechische Biographie besonders wichtig ist. In dem deutschen Sprachraum entsteht seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine umfangreiche weltliche Auto­biographik (beispielsweise Ulman Stromer, Nikolaus Muffel, Anton Tucher, Elias Holl, Karl IV.).

Lit.: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Biographien enthielt an dem 21. Mai 2021 878148 deutschsprachige Biographien in vielen Teillisten; Berschin, W., Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter, Bd. 1ff. 1986ff.; Varnhagen von Ense, K., Denkwürdigkeiten des eignen Lebens, hg. v. Feilchefeldt, K., Bd. 1ff. 1987; Rüthers, B., Geschönte Geschichten – geschonte Biographien, 2001, 2. A. 2015; Biographisches Lexikon zur Weltgeschichte, hg. v. Danckelmann, O., 2001; Sonnabend, H., Geschichte der antiken Biographie, 2002; Meisterdenker der Welt, hg. v. Grabner-Haider, A. u. a., 2004; Biographisches Handbuch der deutschen Politik, bearb. v. Jahn, B., Bd. 1ff. 2004; Antike Autobio­gra­phien, hg. v. Reichel, M., 2005; Schmid, B., Schreiben für Status und Herrschaft, 2006; Hageneier, L., Jenseits der Topik, 2004; The Limits of Ancient Biography, hg. v. McGing, B. u. a., 2006; Handbuch Biographie, hg. v. Klein, C., 2009; Henning, E., Selbstzeugnisse, 2012; Etzemüller, T., Biographien, 2012; Life Writing and Political Memoir, hg. v. Brechtlen, M., 2012 (Sammelband)

Birkarecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) biaerkeraett, bjärköarätt) →Schonen, →Schweden

Bischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 in EDEL - und aufgenommen aus lat. episcopus, griech. episkopos [M.] und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 179 ohne Jahr] und ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische [episcopus] und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Aufseher) ist in der katholischen Kirche der Obere, der in einem bestimmten Teil der Kirche als Nachfolger der Apostel in Einheit mit dem Papst das höchste Amt ausübt. Er setzt sich als Leiter einer Gemeinde von Kleinasien aus allmählich durch und hat in dem 3. Jahrhundert auch das Amt als Richter inne, wobei zu innerge­meindlichen Aufgaben auch weltliche Aufga­ben kommen (lat. [F.] episcopalis audientia, bischöfliche Anhörung als Gericht). Sein Sitz innerhalb seines Bistums ist grundsätzlich eine Stadt (lat. [F.] civitas). Ausgewählt wird er an sich durch Klerus und Volk, tatsächlich aber in dem Einzelfall von dem Vorgänger, durch das Priesterkollegium der Bischofskirche, durch die Gemeinde oder durch den Erzbischof. Kennzeichen sind Ring und Stab. In dem fränkischen Früh­mittelalter wird der Bischof wichtiger Berater des Königs, wird deshalb das Interesse des Adels an dieser Stellung geweckt und beginnt der König allmählich mit der Einbeziehung der Bischöfe in sein Herrschaftssystem durch Beauftragung der Bischöfe mit weltlichen Aufgaben, weshalb neben die Wahl durch Klerus und Volk die Einsetzung durch den König tritt (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). In dem Investiturstreit (ab 1073) setzt die Kirche (1122) die Wahl durch Klerus und Volk durch. Bis 1215 wird das Domkapitel zu dem Wahlgremium. Danach tritt neben den Bischof der vor allem mit geistlichen Aufgaben betraute Weihbischof. In dem Reich, für dessen Gebiet sich zwischen 1198 und 2001 rund 5500 Diözesanbischöfe (und seit der frühen Neuzeit Weihbischöfe und Generalvikare) nachweisen lassen, wird der Bischof (seit dem Investiturstreit) geistlicher Reichsfürst (bis zu der Säkularisation 1803). In dem evangelischen Kirchenwesen verdrängt der Superintendent bis 1918 (teilweise) den Bischof. Seit dem 19. Jahrhundert sind Staat und Kirche grund­sätzlich getrennt, doch gewähren Konkordate (beispielsweise in Österreich 1855, 1933) der Kirche noch verschiedene Einflussmög­lichkeiten. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 56, 87, 115, 152; Friedberg, E., Der Staat und die Bischofswahlen in Deutschland, 1874, Neudruck 2013; Stutz, U., Der neuste Stand des deutschen Bischofswahlrechts, 1909; Feine, H., Die Besetzung der Reichsbistümer, 1921; Hofmeister, P., Bischof und Domkapitel, 1931; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Brühl, C., Königspfalz und Bischofsstadt in fränkischer Zei, 1958; Merzbacher, F., Die Bischofsstadt, 1961; Claude, D., Die Bestellung der Bischöfe im merowingischen Reiche, ZRG KA 80 (1963), 1; Vescovi e diocesi, 1964; Ganzer, K., Papsttum und Bischofsbesetzungen, 1968; Heinzelmann, M., Bischofsherrschaft in Gallien, 1976; Kaiser, R., Bischofsherrschaft, 1981; Scheibelreiter, G., Der Bischof in merowingischer Zeit, 1983; Stadt und Bischof, hg. v. Kirchgässner, B. u. a., 1988; Die Bischöfe des Heiligen römischen Reiches, hg. v. Gatz, E., 1990; Landau, P., Der Papst und die Besetzung der Bischofsstühle, (in) Z. f. ev. Kirchenrecht 37 (1992), 241; Bührer-Thierry, G., Évêques et pouvoir dans le royaume de Germanie, 1997; Die früh- und hochmittelalterliche Bischofserhebung im europäischen Vergleich, hg. v. Erkens, F., 1998; Die Bischöfe des Heiligen römischen Reiches, hg. v. Gatz, E., 2000; Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, hg. v. Gatz, E., 2002; Freund, S., Von den Agilolfingern zu den Karolingern, 2004; Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im heiligen römischen Reich 1648-1803, hg. v. Gatz, E., 2007; Norton, P., Episcopal Elections 250-600, 2007; Peltzer, J., Canon Law, Carrers and Conquest, 2008; Patzold, S., Episcopus - Wissen über Bischöfe, 2009; Christopher, P., L’élection des évêques, 2009; Thier, A., Hierarchie und Autonomie, 2011; Patterns of episcopal power, hg. v. Körntgen, L. u. a., 2011; Jégou, L., L’évêque, juge de paix, 2011; Hirschmann, F., Die Anfänge des Städtewesens in Mitteleuropa – Die Bischofssitze des Reiches bis ins 12. Jahrhundert, 2011; Braun, B., Princeps et episcopus, 2012; Bode, T., König und Bischof in ottonischer Zeit, 2015; Kritzinger, P., Ursprung und Ausgestaltung bischöflicher Repräsentation, 2016; Ideal und Praxis – Bischöfe und Bischofsamt im Heiligen römischen Reich 1570-1720, hg. c. Walter, P. u. a., 2019; Die Bischöfe der Donaumonarchie 1804 bis 1918, hg. v. Klieber, R., 2020

Bismarck, Otto von (Schönhausen/­Altmark/Brandenburg 1. 4. 1815-Friedrichsruh in Lauenburg an der Eisenbahnstrecke Berlin-Hamburg 30. 7. 1898) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft (1832-1835) in Göttingen und Berlin und Tätigkeit in dem Staatsdienst Landwirt (1839) und als Folge des Revolutionsversuchs von 1848 1849 für die Konservative Partei Mitglied der zweiten preußischen Kammer und des Erfurter Unionsparlaments (1850), Vertreter Preußens in dem Deutschen Bund (1851) in Frankfurt am Main, Gesandter in Sankt Petersburg (1859) und Paris (1862) und an dem 23. 9./8. 10. 1862 mit siebenundvierzig Jahren Ministerpräsident Preußens, als der er vier Jahre verfassungswidrig ohne förmliche Ausgabenermächtigung regiert. In dem Deutschen Bund setzt er sich für Preußen und damit gegen Österreich ein. Nach der Gründung des →Norddeutschen Bundes (1867) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1871) wird er unter Aufnahme eines Kulturkampfs mit liberalen Kräften gegen die katholische Kirche bis 20. 3. 1890 (Entlassung durch den seit 1888 regierenden Kaiser Wilhelm II.) Reichskanzler (meist gleich­zeitig Ministerpräsident und Außenminister Preußens) und betreibt eine Bündnispolitik (1879 Zweibund mit Österreich-Ungarn, 1882 zu dem Dreibund mit Italien erweitert, 1915 von Italien gekündigt). Besondere recht­liche Verdienste gewinnt er durch die grundsätzliche Herstellung der Rechtseinheit in dem Deutschen Reich und durch die Einführung der die Arbeiter sichernden und zugleich dauerhaft einbindenden →Sozialversicherung. In dem Mittelpunkt seines Denkens und Handelns steht der von einem Erbmonarchen mit starker Bürokratie gelenkte Staat, nicht die Idee der Nation. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 171, 177, 183, 194; Bismarck, O. v., Gesammelte Werke – Friedrichsruher Ausgabe – Bd. 1ff. 1924ff.; Meyer, A., Bismarcks Kampf mit Österreich, 1927; Kober, H., Studien zur Rechtsanschauung Bismarcks, 1961; Weh­ler, H., Bismarck und der Imperialismus, 1969; Gall, L., Bismarck, 1980; Engelberg, E., Bismarck, 1985; Pflanze, O., Bismarck, Bd. 1f. 1997f.; Krockow, C., Graf v., Bismarck, 1997; Thier, A., Steuer­gesetz­gebung und Verfassung in der konstitutionellen Monarchie, 1999; Otto von Bismarck und die Parteien, hg. v. Gall, L., 2001; Schmidt, R., Otto von Bismarck (1815-1898), 2004; Brunck, H., Bismarck und das preußische Staatsministerium 1862-1890, 2004; Otto von Bismarck im Spiegel Europas, hg. v. Hildebrand, K. u. a., 2006; Gall, L., Bismarck, Preußen und die nationale Einigung, (in) HZ 285 (2007), 355; Althammer, B., Das Bismarckreich 1871-1890, 2008; Bismarcks Mitarbeiter, hg. v. Gall, L. u. a., 2009; Kolb, E., Bismarck, 2009; Haffer, D., Europa in den Augen Bismarcks, 2010; Thies, J., Die Bismarcks, 2013; Otto von Bismarck und die Wirtschaft, hg. v. Epkenhans, M. u. a., 2013; Kretschmann, C., Bismarck, 2014; Kraus, H., Bismarck, 2015; Nonn, C., Bismack, 2015; Bismarck, hg. v. Mayer, T., 2015; Bremm, K., 1866 – Bismarcks Krieg gegen die Habsburger, 2016; Otto von Bismarck und das „lange 19. Jahrhundert“, hg. v. Lappenküper, U., 2017; Lappenküper, U., Bismarck und Frankreich 1815 bis 1898, 2019; Lappenküper, U./Morgenstern, Überzeugungen, Wandlungen und Zuschreibungen, 2019; Keudell, Robert von, Fürst und Fürstin Bismarck. Erinnerungen aus den Jahren 1846 – 1872, 2020, Lucius von Ballhausen, R., Bismarck-Erinnerungen, 2020; Haardt, O., Bismarcks ewiger Bund, 2020

Bistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1122 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 379] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich der bereits dem griechichen und römischen Altertum bekannte kirchliche Herrschaftsbezirk des →Bischofs. Seit dem 12. Jahrhundert tritt ihm in dem Deutschen Reich bzw. Heiligen römischen Reich das Hochstift als weltlicher Herrschaftsbereich bis 1803/1806 zu der Seite. Neben dem Bischof steht in dem Bistum der Kathedralklerus (mit Archidiakon, Archipresbyter, Propst, Offi­zial, Generalvikar).

Lit.: Hinschius, P., Das System des katholischen Kirchenrechts, 1878; Gatz, E., Die Bistümer des Heiligen römischen Reiches, 2003; Die Bistümer der deutschsprachigen Länder, hg. v. Gatz, E., 2005; Bistümer und Bistumsgrenzen, hg. v. Klueting, E. u. a., 2006

Bitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F, Verb bitten um 765) Anliegen, Wunsch, Aufforderung

bitten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 805 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [Rother 82] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erbitten, fragen, verlangen

Bittleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [N.] precarium) ist wissenschaftssprachlich in dem römischen Recht die unentgeltliche, wider­ruf­liche Gebrauchsüberlassung einer Sache. Sie ist kein Rechtsverhältnis und begründet keinen für eine Ersitzung ausreichenden Besitz, wohl aber Schutz gegenüber Dritten.

Bizone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bezeichnung für den Zusammenschluss von amerikanischer Besatzungszone und britischer Besatzungszone in Deutschland (1. 1. 1947-8. 4. 1949).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Pünder, T., Das bizonale Interregnum, 1966; Hubert, G., Die Diskussion um die rechtliche Natur der Bizone, 1996

Bjärköarätt (N.) →Birkarecht, →Schonen, →Schweden, s. Google

Blackstone, Sir William (London 10. 7. 1723-14. 2. 1780, aus Handwerkerfamilie und Kaufmannsfamilie) wird nach Studien in Oxford (als Fünfzehnjähriger 1738-1741) und einer Rechtsausbildung in Middle Temple in London 1746 Anwalt (barrister) in London, 1753 auf einen Rat des Solicitor General Murray Dozent mit Vorlesungen des englischen Rechtes (1754 Analysis of the Laws of England) und 1758 Professor für englisches Recht in Oxford, (eigenes Netz wichtiger Kontakte, 1759 The Great Charter, 1761-1770 Unterhaus, Anhänger des Hauses Hannover, Gegner der Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien), 1763 solicitor general to the Queen, 1766 Anwalt in London und 1770 Richter (Court of common pleas). Seine vier, ihn als überzeugten Reformer ausweisenden Bände Commentaries on the Laws of England (1765-1769, in dem letzten Kapitel eine Geschichte der Entwicklung des englischen Rechtes) bieten (beeinflusst von Matthew →Hale, Burlamaquis, Pufendorf, Locke und Montesquieu) in klarer ver­ständ­licher Sprache und übersichtlicher Gliederung eine umfas­sende knappe Dar­stellung des englischen Verfassungsrechts, Vermögens­rechts, Schuld­rechts und Straf­rechts bzw. Privatrechts, Staatsrechts, Pro­zessrechts und Strafrechts (common law und equity), die sich in Anlehnung an ein Werk Hales in Personen, Sachen, Delikte und Straftaten gliedert, früh in Göttingen und Frankreich bekannt wird und bis in das 21. Jahrhundert in dem angloamerikanischen Bereich von großer Bedeutung bleibt. S. Google

Lit.: http://koeblergerhard.de/Fontes/Blackstone­WilliamCommentariesOnTheLawsOfEnglandBand1.pdf; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 12 1938, 702ff.; Benser, R., Die Systematik des Privatrechts, 1938; Warden, L., The Life of Blackstone, 1938; Simmonds, N., Reason, History and Privilege – Blackstone’s Debt to Natural Law, ZRG GA 105 (1988), 200; Harman, C., Critical Commentaries on Blackstone, 2002; Blackstone and his Commentaries, hg. v. Prest, W., 2009; Prest, W., William Blackstone, 2009

Blasius de Morcono (in Morcone vielleicht zwischen 1283 und 1293 geboren, 1350 an Pest gestorben) ist der letzte Erläuterer des langobardischen Rechtes als eines lebenden Rechtes (lat. [M.] Tractatus de differentiis inter ius Longobardorum et Romanorum, Abhandlung über die Unterschiede zwischen dem Recht der Langobarden und Römer, vielleicht zwischen 1323 und 1332 entstanden). S. Google

Lit.: Dom. Blasii de Morcono de differentiis inter ius Longobardorum et ius Romanorum tractatus, cura Abignente, J., 1912; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 513

Blasphemie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1300 bezeugt - vor 1350 [Augsburger Bibelhandschrift] in EDEL - aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Lästerung des christlichen Gottes, die seit dem 13. Jahrhundert auch in weltlichen Strafrechtstexten erfasst wird. Kirchliche wie weltliche Folgen sind vielfältig. In dem 20. Jahrhundert schwindet als Folge der Aufklärung die Bedeutung, weshalb in der Bundesrepublik Deutschland 1969 die Strafbarkeit der Blasphemie auf den Schutz des öffentlichen Friedens stark eingeschränkt und 2012 in den Niederlanden sowie 2018 in Irland beseitigt wird.

Lit.: Volker, G., History of the Crime of Blasphemy, 1928; Schwerhoff, G., Blasphemie vor den Schranken der städtischen Justiz, (in) Ius commune 25 (1998), 39; Cabatous, A., Geschichte der Blasphemie, 1999 (übersetzt von Wilczek, B.); Schwerhoff, G., Zungen wie Schwerter, 2005; Saint Victor, J. de, Blasphemie – Geschichte eines „imaginären Verbrechens“, 2017; Schwerhoff, G., Verfluchte Götter. Die Geschichte der Blasphemie, 2021

blau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 49] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen zwischen 460 und 490 Nanometern vorherrschen

bleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1510 [NrhAnn. 5 1857 6] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb bleichen um 800) fahl, blass

bleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 800 – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bleich werden, bleich machen

Bleichgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ein spätmittelalterliches Gericht

Lit.: Das Chemnitzer Bleichgericht und die dortigen Bleichen vor 500 Jahren, ZRG GA 25 (1904), 345

blenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1311 [StraßbUB. IV 2 S. 24] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) blind machen

Blendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB. II 10 und Richthofen, WB. 653] in 2 Stellen ohne Zeitangabe und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb blenden um 850) ist das Ausstechen oder Ausbrennen eines Auges oder beider Augen. Blendung ist eine Leibesstrafe in Altertum und Mittelalter. Mit der Aufklärung wird sie be­seitigt.

Blick (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 9./10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb blicken um 850) Betrachtung, Aussicht

blicken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [KrakauStB. II 186] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Maskulinum Blick 9./10. Jh. bzw. vor 1022), schauen, sehen

blickender Schein →Augenschein, s. Google

Blijde Inkomst →Brabant, s. Google

blind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ohne Sehvermögen seiend, trübe

Blinder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275/1287 in 4 Stellen und in Zusammensetzungen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nicht sehen könnender Mensch

Lit.: Laske, W., Zur Stellung des Blinden im Recht des Mittelalters, ZRG GA 97 (1980), 27; Krüger, J., Blindheit und Königtum, 1992

Block (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 231] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Klotz, auch eine Vorrichtung für Verschließen und Bestrafen

Blockade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1639 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1677 [Kluge, SeemSpr. 105 und 1691 Weigand-Hirt I 255] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb blockieren 1615) ist die Absperrung eines Gebiets von anderen Gebieten vor allem in dem Seekrieg (aus it. [F.] bloccata). 1584 verwenden die Holländer die Blockade als Kriegsmittel in dem Freiheitskampf gegen Spanien. Die Pariser Seerechtsdeklaration von dem 16. 4. 1856 und die nicht ratifizierte Londoner Deklaration von dem 26. 2. 1909 legen das Recht der Blockade fest, die Charta der Vereinten Nationen lässt die Blockade nur als kollektive Zwangsmaßnahme zu.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hogan, A., Pacific blockade, 1908; Schenk, R., Seekrieg und Völkerrecht, 1958; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007, §§ 42, 48

blockieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1615 bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) versperren, abschließen

Blume (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - Ende 8.? Jh. [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [Geschfrd. der 5 Orte 1 1844 316] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine schon vormenschlich entwickelte und verhältnismäßig kleine Blüten hervorbringende Pflanze

Blume des Sachsenspiegels (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Di blume ubir der Sachsen spigel …) ist die in 8 bzw. 10 Handschriften überlieferte ungedruckte, ein Abecedar (Incipiunt regulae juris Ad decus …) enthaltende Bearbeitung der →Blume von Magdeburg durch Nikolaus →Wurm (um 1397).

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 67; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990

Blume von Magdeburg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das von Nikolaus →Wurm an dem Ende des 14. Jahrhunderts (um 1390) nach dem Vorbild des Richtsteig Landrechts unter Benutzung des Sachsenspiegels und des Magdeburger Weichbilds verfasste, in zwei Teile gegliederte, in einer Handschrift überlieferte Werk, das Sachsenrecht (Weichbildrecht) und gelehrtes gemeines Recht (lat. [F.Pl.] leges und canones) verbinden will.

Lit.: Böhlau, H., Die Blume von Magdeburg, 1868; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990

Bluntschli, Johann Kaspar (Zürich 7. 3. 1808-Karlsruhe 21. 10. 1881) wird nach dem Studium in Zürich, Berlin (1827-1829, Savigny) und Bonn (Hasse) Gerichtsschreiber in Zürich (1830) mit Lehre an dem politischen Institut, dann Professor in der 1833 gegründeten Universität Zürich (1836), München (1848) und Heidelberg (1861). Auf der Grundlage seiner Staats- und Rechtsge­schichte der Stadt und Landschaft →Zürich (1838/1839, 2. A. 1856) führt er das in Personenrecht, Sachenrecht, Obligationen­recht, Familienrecht und Erbrecht gegliederte Privatrechtliche Gesetzbuch für den Kanton Zürich zu einem Abschluss (1853-1855), das bis zu dem Zivilgesetzbuch von 1907/1911 (auch in Schaffhausen, Thurgau und Zug) gilt. S. Google

Lit.: Zürich, Privatrechtliches Gesetzbuch von Bluntschli, Johann Kaspar, Bd. 1ff. 1854ff., http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PrivatrechtlichesGesetzbuchfuerdenKantonZuerich1854Bd1.pdf Briefwechsel Johann Kaspar Bluntschlis mit Savigny, Niebuhr, Leopold Ranke, Jakob Grimm und Ferdinand Meyer, hg. v. Oechsli, W., 1915; Vontobel, J., Die liberal-konservative organische Rechts- und Staatslehre Joh(ann) Caspar Bluntschlis, Diss. jur. Zürich 1954; Schmidt, S., Die allgemeine Staatslehre Johann Caspar Bluntschlis, 1968 (Diss.); Elsener, F., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975; Affentranger, M., Besitz und Besitzschutz im Züricher Privatrechtlichen Gesetzbuch Johann Caspar Bluntschlis, 1987; Senn, M., Rassistische und antisemitische Elemente im Rechtsdenken von Johann Caspar Bluntschli, ZRG GA 110 (1993), 372; Röben, B., Johann Caspar Bluntschli, Francis Lieber und das moderne Völkerrecht 1861-1881, 2003; Cavallar, G., Johann Caspar Bluntschlis europäischer Staatenbund in seinem historischen Kontext, ZRG GA 121 (2004), 504; Metzner, C., Johann Caspar Bluntschli, 2009

Blut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - erste Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 [MecklUB. I 391] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die rote, das Leben von Wirbeltieren sichernde Körperflüssigkeit, auf die einzelne Rechtswörter (beispielsweise Blutbann, Blutrache, Blutschande) und Rechtsregeln (Das Gut fließt wie das Blut) Bezug nehmen.

Lit.: Strack, H., Das Blut im Glauben und Aberglauben, 7. A. 1900; Schenda, R., Gut bei Leibe, 1998; Schury, G., Lebensflut, 2001

Blutbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1474 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [JbMittelfrk. 1 1830 33] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Bezeichnung für die Zuständigkeit zu der Verhängung der Todesstrafe. →Hochgerichtsbarkeit

bluten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [RomForsch. 5 1889 224] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Blut aus dem Körper ausfließen lassen, Blut verlieren

Blutrache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1530 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in zwei Stellen ohne Jahreszahl mit Hinweisen auf Heerwagen, Bauernkr. 102 und Luther und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem älteren Recht in dem Rahmen rechtmäßiger Feindschaft erlaubte eigenmächtige Vergeltung einer Verletzung (Tötung) durch eine neue Verletzung (Tötung). Recht und Pflicht zu der Blutrache bzw. Fehde oder Selbsthilfe verschwinden bis zu der Neuzeit mit der Durchsetzung des Gewaltmonopols des Staates mittels des (ewigen) Landfriedens. Das Wort Bluträcher begegnet erstmals bei Martin Luther in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Lit.: Söllner § 8; Kroeschell, DRG 2; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Vlavianos, B., Zur Lehre der Blutrache, Diss. jur. München 1924; Zacharias, R., Die Blutrache im deutschen Mittelalter, Z. f. d. A. 91 (1962), 167 (Diss. phil. Kiel 1961); Miller, W., Bloodtaking and peacemaking, 1990; Diesselhorst, M., Die Fehde von Sichar und Chramnesind FS F. Wieacker, 1991, 187ff.; Het recht in eigen hand, Tijdschrift voor Geschiedenis 123 (2010), Nummer 2; Karauscheck, E., Fehde und Blutrache, 2011

Bluträcher (1. Hälfte 16. Jahrhhundert) →Blutrache

Blutschande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1510 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als erst neuhochdeutsch seit Luther mit zehn Stellen ab 1577 [MHungJurHist. IV 2 S. 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Geschlechtsverkehr zwischen nahen (leibli­chen) Verwandten (Inzest), der sachlich sowohl in dem Alten Testament wie auch bei den Römern verboten ist. Von dem christlichen Einfluss wird das Frühmittelalter erfasst, das als Folgen die Tötung, die Verknechtung, das Exil oder das Gefängnis kennt. Häufiger erscheint die Blutschande an dem Ende des Mittelalters wohl unter dem Einfluss des römischen Rechtes (1507 [Constitutio Criminalis Bambergensis] Ent­hauptung). Eine Ein­schränkung auf die Verwandten und Verschwägerten aufstei­gender und absteigender Linie bringt das Strafgesetzbuch Preußens von 1851.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 165f.; Siebert, M., Das Inzestverbot, Diss. jur. Berlin 1997

blutsverwandt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1560 [BrandenbSchSt. I 362] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) leiblich über mindestens eine Zeugung und eine Geburt miteinander verwandt

Blutsverwandter, Blutsverwandte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 1498 bezeugt– nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 [SchlesLehnsUrk. II 572] in 13 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) leiblicher Verwandter

Blutsverwandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1599 [NÖLREntw. II 2 § 9] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Blutsverwandter 1498, M., blutsverwandt 1531, Adj.) leibliche Verwandtschaft in Gegensatz zu bloßer rechtlicher Verwandtschaft

Bocksdorf, Dietrich (Theoderich) von (Zinnitz bei Calau um 1405 (bzw. um 1410)-Zeitz 9. 3. 1466, auch Bocksdorff) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig (1425, 1426 baccalaureus) und Perugia (1436/1437, Dr. iur. utr.) Professor des kirchlichen Rechtes in Leipzig (1443-1463) und 1463 Bischof von Naumburg. Er verfasst wissenschaft­liche Arbeiten zu dem →Sachsenspiegel (In­for­ma­ciones 1433, 1451, Sippschafts­regeln, Erbschaftsregeln, Remis­sorium, Weise des Lehnrechts), nicht dagegen die sog. Bocksdorfsche (Erweiterung der) Glos­se zu dem Sachsenspiegel. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 103; Distel, T., Eine Rechtsun­ter­weisung Dittrich von Bocksdorfs, ZRG GA 4 (1833), 234; Kisch, G., Zur sächsischen Rechts­literatur der Rezeptionszeit, Bd. 1 Dietrich von Bocks­dorfs „Informaciones“, 1923; Verfasser­lexi­kon, 2. A. Bd. 2 1980, 110 (Ulmschneider, H.); Wejwoda, M., Spätmit­telalterliche Jurisprudenz zwi­schen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere, 2012; Wejwoda, M., Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz, 2012; Wejwoda, M., Dietrich von Bocksdorf und seine Bücher, 2014

Bocksdorfsche Glosse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die wohl von Tammo von →Bocksdorf nur in einzelnen Besserungen veränderte Erweiterung der buchschen Glosse des Sachsenspiegels.

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74

Bocksdorf, Tammo von (um 1385-nach 1460, wohl Onkel Dietrich von Bocksdorfs), verfasst nach dem Rechtsstudium in Prag als Domherr in Magdeburg 1426 ein (lat.) [N.] →Remissorium zu dem Sachsenspiegel und vielleicht die Bocksdorfschen (lat. [F.Pl.]) additiones (Zusätze) zu der Sachsenspie­gel­glos­se. S. Google

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74; Wejwoda, M., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere, 2012

Böddeken (N., (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ein früheres Kloster bei Paderborn, s. Google

Lit. Probus, J., Cronica monasterii beati Meynulphi in Bodeken, hg. v. Rüthning, H., 2016

Boden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 825 bezeugt - 790 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 43, III 300] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erdreich, Grundfläche

Bodenreform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1885 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus sozialpolitischen Gründen erfolgende Umwandlung von Großgrundeigentum in bäuerliche Betriebe in dem Anschluss an staatliche Umwälzungen teils liberalistischer, teils sozialistischer Zielset­zung (beispielsweise Sowjetunion 1929, 1945 sowjetische Besatzungs­zone 3,2 Millionen Hektar).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert, 121; Damaschke, A., Die Bodenreform, 1902; Hedemann, J., Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 2 1930; Kippes, O., Die Bestrebungen der Bodenreform, 1933; Weißbuch über die „Demokratische Bodenreform“, hg. v. Kruse, J., 1988; Werner, J., Die Bodenreform, 1997; Oppenheimer, F., Großgrundeigentum und soziale Frage, 1998; Fikentscher, R./Schmuhl, B./Breitenborn, K., Die Bodenreform in Sachsen-Anhalt, 1999; Zahnert, D., Das Recht der Bodenreform der sowjetischen Besatzungszone, 2000; Kempen, B./Dorf, Y., Bodenreform 1945-1949, 2004; Die rechtsstaatliche Bewältigung der demokratischen Bodenreform, hg. v. Kempen, B., 2005; Küppers, J., Die wahre Wahrheit über die Bodenreform, 2014

Bodenregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in Google in anderer Bedeutung belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem König in dem Früh­mittelalter grundsätzlich geltend gemachte →Regal oder Recht an herrenlosem Grund und Boden, das sich in Frankreich erhalten (domaine public) und in Deutschland zu dem Aneignungsrecht des Staates (Fiskus) entwickelt hat.

Lit.: Köbler, DRG 90; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, § 27

Bodensee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) (zu dem Ortsnamen Bodman bzw. Bodungo 496/506)

Lit.: Stoffel, F., Die Fischereiverhältnisse des Bodensees, 1906; Münch, W., Das Fischereirecht des Bodensees im Mittelalter, Diss. jur. Graz 1943; Gönnenwein, O., Die Rechtsgeschichte des Bodensees, (in) Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 69 (1950); Der Bodensee, hg. v. Maurer, H., 1982

Bodin, Jean (Angers 1530?-Laon 1596), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechts­studium (1548) und einer Lehrtätigkeit in Toulouse 1561 Advokat an dem Parlament von Paris, 1571 Bediensteter des Herzogs von Alençon, 1576 Staatsanwalt in Laon und schließlich königlicher Prokurator. In seinem empirisch entwickelten, für die politische Festigung Frankreichs gedachten Hauptwerk (Les six livres de la République, 1576, Die sechs Bücher über die Republik) beschreibt er rationalistisch das auf der von Gott gegebenen Souveränität (Unteilbarkeit, Unbeschränkt­heit, Ständigkeit) aufbauende moderne Staats­wesen, in dem der Souverän zu dem Erlass des Gesetzes (lat. [F.] lex) befugt ist, aber den göttlichen und natürlichen Gesetzen (lat. [N.] ius) unterliegt. Die Monarchie kann für Bodin den Religionsfrieden und die Staatsordnung bestmöglich wieder herstellen. Hexerei ist Bodin das schwerste und damit streng zu bekämpfende Verbrechen (De la démonomanie des sorciers, 1580, später von Rom verboten). Streitig ist, inwieweit Bodin den →Absolutismus begründet. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bodin­JeanLesSixLivresDeLaRepublique1576.pdf; Köbler, DRG 148f.; Fickel, G., Der Staat bei Bodin, 1934; Schmitz, A., Staat und Kirche bei Jean Bodin, 1939; Bodin, Jean, hg. v. Denzer, H., 1973; Goyard-Fabre, S., Jean Bodin et le droit de la république, 1989; Spitz, J., Bodin et la souveraineté, 1998; Couzinet, M., Jean Bodin, 2001; Mayer-Tasch, P., Jean Bodin, 2. A. 2011; Lloyd, H., Jean Bodin, 2017 (Standardwerk)

Bodman → Bodensee

Lit.: Bodman. Dorf, Kaiserpfalz, Adel, hg. v. Berner, H., 1977

Bodmann, Franz Josef (Groß-Aura 3. 5. 1754-Mainz 21. 10. 1820) wird nach dem Studium des Rechtes in Würzburg und Göttingen (Schlözer, gefördert durch Johann Stephan Pütter) 1780 außerordentlicher und 1783 ordentlicher Professor in Mainz und von 1807 bis 1814 Konservator der ehemals kurfürstlichen Bi­bliothek und Archivar. Er fälscht Quellen durch Änderung von Ort, Zeit und Namen (beispielsweise so genanntes Rheingauer Landrecht). Wegen dieser seit 1903 aufgedeckten Fälschungen sind alle nur durch ihn überlieferten Quellen verdäch­tig. S. Google

Lit.: Erler, A., Ingelheimer Urteile als Quellen Franz Josef Bodmanns, ZRG GA 69 (1952), 74ff., 77 (1960), 345ff.; Büttner, H., Zum Bodmann-Problem, (in) HJB 74 (1955), 363ff.

bodmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1401 bzw. in engerer Bedeutung 1698 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [HanseRez. VI 545] in 9 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über Boden mit dem Germanischen und Indogermanischen verbindbar, V.) Schiff beleihen, Fußboden legen

Bodmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Lasch-Borchling I 305] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google wohl nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Beleiher eines Schiffes

Bodmerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1698 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1549 [PlacBFland, I 370] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über Boden über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. Schiffsbeleihung, Verb bodmen 1401 und enger 1698 ein Schiff beleihen) ist die hochverzinste Beleihung eines Schiffes in der Form, dass mit seinem Verlust die Zahlungspflicht entfällt und die Rückzahlung von der sicheren Ankunft des Schiffes abhängt (seerechtliches Darlehen mit Gefahrtragung durch den Darlehensgeber, reine Sachhaftung). Der Bodmerei geht das griechisch-römische Seedarlehen voraus (lat. fenus [N.] nauticum), das möglicherweise durch indische oder babylonische Vorläufer beeinflusst ist. In dem Hochmittelalter wird auf Grund unbekannter Entwicklung die Verpfändung des der Seegefahr ausgesetzten Schiffes oder Schiffsteils (bodeme, Boden) vorausgesetzt (Rôles d’Oléron 2. Hälfte 13. Jahrhundert, Lübeck 1387, 1418 Bodmereiverbot der Hanse, 1591 Zulassung). Später wird sie durch die Seeversicherung verdrängt und auf die Notbodmerei des Schiffes (durch den Kapitän in Notfällen) eingeschränkt (HGB 1897). Als Folge der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung wird die Bodmerei durch Gesetz von dem 21. 6. 1972 in dem Handelsgesetz­buch der Bundesrepublik Deutschland ganz aufgehoben.

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Mathiass, B., Das foenus nauticum und die geschichtliche Entwicklung der Bodmerei, 1881; Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005

Böhmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist das nach den keltischen Boiern (latinisiert Boiohaemum, Boierheim) benannte Land östlich des Bayerischen Waldes, in das seit dem 6. Jahrhundert Slawen eindringen. Seit 800 wird es christianisiert, wobei um 890 Herzog Boriwoi aus dem Geschlecht der →Przemysliden/Přemysliden getauft wird. Von dem ottonischen König Heinrich I. werden die Bewohner unterworfen. In dem 10. Jahrhundert wird der bisher nicht sicher gedeutete Name Čechy (Tschechen) und anscheinend auch Češi für die Bewohner erwähnt. 973 wird für das zunächst kirchlich Regensburg unterstellte Gebiet das Bistum Prag, 975 auch das Bistum Olmütz gegründet und Mainz unterstellt. Daneben entwickelt sich Böhmen zu einem Herzogtum (1002 Reichslehen, 1085 Königstitel, 1198/1212 dauerhaft für das Geschlecht gesichert) in dem Heiligen römischen Reich (1114 Schenk, Reichserzschenk, 1289/1290 bestätigt). Seit dem 12. Jahrhundert wandern deutsche Siedler in den Randgebieten und in den Städten ein. 1198/1212 wird Böhmen als Königreich ähnlich wie →Österreich in dem Reich verhältnismäßig verselbständigt. Der Sachsenspiegel (1221-1224) zählt den König von Böhmen zu den Kurfürsten, lässt ihn aber bei der Königswahl als Nicht­deutschen nicht wählen. Nach dem Aussterben der Baben­berger in männlicher Linie in Österreich (1246) wird Ottokar II. aus der Familie der Przemysliden/Přemisliden (um 1232-26. 8. 1278) 1251 mit Zustimmung der Stände Herzog von Öster­reich (1252 Heirat mit der mehr als 30 Jahre älteren Margarete von Babenberg, 1261 annulliert zwecks Heirat mit möglicher Erbin Ungarns) und 1253 als Nachfolger seines Vaters König von Böhmen. 1260 erzwingt er von Ungarn die Übergabe der Steiermark. 1269 erwirbt er nach einem Erbvertrag die Herzogtümer Kärnten und Krain. 1273 unterliegt er Rudolf von Habsburg bei der Wahl zu dem deutschen König. 1276 muss er auf seine Erwerbungen verzichten und Böhmen und Mähren von Rudolf von Habsburg als Reichslehen nehmen. An dem 26. 8. 1278 wird er bei dem Versuch der gewaltsamen Rückge­winnung dieser Güter in der Schlacht von Dürnkrut (auf dem Marchfeld) getötet, wodurch Österreich als Reichslehen wieder frei wird. 1306 sterben die Przemys­liden/Přemysliden aus (1307 Habsburg, 1311 Luxemburg, 1438-1457 Habsburg). 1314 erlangt Johann von Luxemburg als König von Böhmen das Nicht­ap­pellationsprivileg. Die Markgrafschaft Mäh­­ren und Fürstentümer in Schlesien wer­den angegliedert. 1344 wird Prag Erzbistum. 1348 erhält die Stadt eine Universität. Kaiser Karls IV. Plan eines böhmischen Landrechts (lat. [F.] →Maiestas Ca­rolina) scheitert 1355. 1356 betrifft die Goldene Bulle auch das Kurfürstentum Böhmen. 1415 wird der tschechische Religions­erneuerer Jan Hus durch Verbrennen hingerichtet. In dem 15. Jahrhundert wird Böhmen zu einer Adelsherrschaft. 1495 entsteht mit den Neun Büchern über die Rechtsordnung des Landes Böhmen das bedeutendste Werk der tschechischen spätmittelalterlichen Rechts­wissenschaft. 1526 ernennt der Adel Ferdinand I. von Österreich auf Grund von Erbansprüchen zu dem König. 1527 gründet Ferdinand I. auf Drängen der böhmischen Stände eine böhmische Hofkanzlei. 1547 wird das Königreich Böhmen für Habsburg erblich und verselbständigt sich danach mehr und mehr von dem Reich. 1564 wird eine Landesordnung erlassen, die nach Nie­derschlagung der mit dem Prager Fenstersturz (1618) verbundenen Reformationsbewegung (1620 Winterkrieg, 8. 11. 1620 Schlacht an dem Weißen Berg, Verlegung der böhmischen Hofkanzlei nach Wien) 1627 absolutisierend als (v)erneuerte Landesord­nung umgestaltet wird. In beachtlichem Umfang wird römisch-kanonisches Recht aufgenommen. In dem 17. Jahrhundert versucht Österreich eine Zentralisierung. 1707 wird Böhmen in die Halsgerichtsordnung Josephs I. von 1707 einbezogen. Böhmen erlangt eine Wiederzulassung (Readmission) in dem Kurfürstenkolleg. 1713 erfasst die Pragmatische Sanktion auch Böhmen. Maria Theresia hebt die böhmische Hofkanzlei 1748/1749 auf (lat. [N.] Directorium in publicis et cameralibus, Direktorium in Allgemeinsachen und Kameralsachen). 1761 entsteht die böhmisch-österreichische Hof­kanzlei für die innere Verwaltung der böhmischen und österreichischen Erbländer. Joseph II. 1781 beseitigt die Leibeigenschaft in Böhmen, Mähren und Schlesien. 1812 wird das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Öster­reichs auch in Böhmen in Kraft gesetzt. An dem 8. 4. 1848 verspricht der österreichische Kaiser Ferdinand I. eine eigene Verfassung (Böh­mische Charte, Böhmische Charta, internes Handschreiben des Kaisers mit dem Verfassungsversprechen an Minister Pillersdorf, das von tschechischer Seite in die Provinzialgesetzsammlung aufgenommen wird), löst dieses Versprechen aber nie ein und bezieht Böhmen tatsächlich in die Geltung der pillersdorfschen Aprilver­fassung von dem 25. 4. 1848 ein. Die böhmisch-österreichische Hofkanzlei wird zu dem Innenministerium. 1866 scheidet Böhmen mit Österreich-Ungarn aus dem Deutschen Bund durch dessen Beendigung aus. 1918 löst sich das Kronland (Cisleithaniens) Böhmen, wie politisch seit 1848 gefordert, in der →Tschechoslowakei von Österreich. An dem 15. 3. 1939 errichtet das Deutsche Reich ein mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) beseitigtes Protektorat Böhmen und Mähren. Zu dem 1. 1. 1993 teilt sich die in dem Zweiten Weltkrieg aufgeteilte, danach wiederher­gestellte Tschecho­slowakei in die Tschechische Republik (Tschechien) und in die Slowakei auf. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 95, 109, 129; Palacky, F., Geschichte Böhmens, Bd. 1ff. 1836ff.; Rössler, E., Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren, 1845ff.; Schmidt von Ber­genhold, J., Geschichte der Privatrechtsgesetzgebung und Gerichtsverfassung, 1866; Codex juris municipalis regni Bohemiae, 1886; Werunsky, E., Die Maiestas karolina, ZRG GA 9 (1888), 64; Werunsky, E., Der Ordo iudicii terre Boemie, ZRG GA 10 (1889), 98; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung in Böhmen, Bd. 1 1895; Lippert, J., Sozialgeschichte Böhmens in vorhus­sitischer Zeit, 1896ff.; Schreuer, H., Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte der böhmischen Sagenzeit, 1901; Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohe­miae, hg. v. Friedrich, G. u. a., Bd. 1ff. 1904ff.; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, 1912; Köster, A., Die staatlichen Beziehungen der böhmischen Herzöge und Könige zu den deutschen Kaisern, 1912; Stieber, M., Böhmische Staatsverträge, 1912; Zycha, A., Über den Ursprung der Städte in Böhmen, 1914; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Perels, E., Zur Geschichte der böhmischen Kur, ZRG GA 45 (1925), 83; Weizsäcker, W., Die Fremden im böhmischen Landrechte, ZRG GA 45 (1925), 206; Weizsäcker, W., Nárok und sok im böhmisch-mährischen Landrecht, ZRG GA 53 (1933), 300; Stanka, R., Die böhmischen Konföderationsakte von 1619, 1932; Diels, P./Koebner, R., Das Zaudengericht in Böhmen, Mähren und Schlesien, 1935; Schubart-Fikentscher, G., Die Ver­breitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942; Wegener, W., Die Přemysliden, 1957; Klabouch, J., (Die Rechtslehren des Aufklärungs­zeitalters in den böhmischen Ländern), 1958; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Das böhmische Staatsrecht in den deutsch-tschechischen Auseinandersetzungen des 19. und 20. Jahrhunderts, hg. v. Birke, E. u. a., 1960; Nový, R., Libri civitatum Bohemiae, 1963; Markov, J., Das landrechtliche Gerichtsverfahren in Böhmen und Mähren bis zum 17. Jahrhundert, ZRG GA 83 (1966), 144; Cultus pacis, hg. v. Vaněček, V., 1966; Siedlung und Verfassung Böhmens in der Frühzeit, hg. v. Graus, F./Ludat, H., 1967; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Russocki, S., Protoparlamentaryzm Czech do początku XV wieku (Der Protoparlamentarismus Böhmens bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts), 1973; Procházka, R. Frhr. v., Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,429; Hlavaček, I. u. a. Nichtbohemikale Originalur­kunden in den böhmischen Ländern, 1977; Eberhard, W., Konfessionsbildung und Stände in Böhmen 1478-1530, 1981; Sasse, B., Die Sozialstruktur Böhmens in der Frühzeit, 1982, Hassenpflug-Elzholz, E., Böhmen und die böhmischen Stände, 1982; Prinz, F., Böhmen im mittelalterlichen Europa, 1984; Eberhard, W., Monarchie und Widerstand, 1985; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A. 1997; Seltenreich, R., Das römische Recht in Böhmen, ZRG GA 110 (1993), 496; Čechura, J., Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen, 1994; Rentzow, L., Die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Vernewerten Landesordnung für das Königreich Böhmen von 1627, 1998; Kadlecová, M., Verneuerte Landesordnungen, ZRG GA 120 (2003), 150; Begert, A., Böhmen, die böhmische Kur und das Reich, 2003; Himl, P., Die armben Leüte und die Macht, 2003; Malý, K., Die böhmische Konföderationsakte und die verneuerte Landesordnung, ZRG GA 122 (2005), 285; Untertanen, Herrschaft und Staat in Böhmen und im alten Reich, hg. v. Cerman, M. u. a., 2005; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Votypka, V., Böhmischer Adel, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 973; Kejř, J., Die mittelalterlichen Städte in den böhmischen Ländern, 2010; Schelle, K., Recht und Verwaltung im Protektorat Böhmen und Mähren, 2009; Böhmen und das Deutsche Reich, hg. v. Schlotheuber, E. u. a., 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Höbelt, L., Böhmen, 2012; Religion und Politik im frühneuzeitlichen Böhmen - Der Majestätsbrief Kaiser Rudolfs II. von 1609, hg. v. Hausenblasová, J. u. a., 2014; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren, hg. v. Mund, G., 2014; Grant, J., For the Common Good. The Bohemian Land Law and the Beginning of the Hussite Revolution, 2015; Wewer, H., Postalische Zeugnisse zur deutschen Besatzungsherrschaft im Protektorat Böhmen und Mähren, 2018; Kalhous, D., Bohemi – Prozesse der Identitätsbildung in frühpřemyslidischen Ländern (bis 1200), 2018

Böhmer, Johann Friedrich (Frankfurt am Main 22. 4. 1795-Frankfurt am Main 22. 10. 1863), begüterter Kanzleidirek­tors­sohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Heidelberg und Göttingen und 1817 der Promotion Privatge­lehrter, Stadtarchivar und Stadtbibliothekar in Frankfurt am Main, als welcher er das Urkun­denbuch Frankfurts (lat. [M.] Codex Diplomaticus Moeno-Francofurtanus), deutsche Kaiser­urkunden und die (lat. [N.Pl.]) Regesta imperii (1831ff., Regesten des Reiches) herausgibt. S. Google

Lit.: Jansen, J., Böhmers Leben, 1863; Kleinstück, E., Johann Friedrich Böhmer, 1959; Frankfurter Biographie 1, 1994, 84ff.

Böhmer, Johann Samuel Friedrich (Halle 19. 10. 1704-Frankfurt an der Oder 20. 5. 1772), Sohn Justus Henning Böhmers, wird nach dem Studium des Rechtes in Halle (ab 1719) dort 1726 ordentlicher Professor und nach dem Wechsel nach Frankfurt an der Oder (1750) Direktor der Universität und (lat. [M.]) praesens ordinarius. Er veröffentlicht 1733 (lat. [M.Pl.) Elementa jurisprudentiae criminalis (Grundlagen des Strafrechts), 1759 Observationes selectae ad B. Carpzovii Practicam novam rerum criminalium (ausgewählte Beobachtungeen zu Benedikt Carpzovs neuer Praxis von Strafrechtssachen) und 1770 Meditationes in Constitutionem Criminalem Carolinam (Überlegungen zu der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V.). Trotz systematischer und ausgleichender Bemühungen verändert er die bestehende Strafrechtspraxis nicht grundsätzlich. S. Google

Lit.: Boldt, G., Hohann Samuel Friedrich von Böhmer und die gemeinrechtliche Strafrechtswissenschaft, 1936, Neudruck 1997

Böhmer, Justus Henning (Hannover 29. 1. 1674-Halle 23. 8. 1749) wird nach dem Studium in Jena (1693-1695) Anwalt in Hannover und Hofmeister, seit 1698 Li­zentiat in Halle, dann 1701 außerordentlicher und 1711 ordentlicher Professor. Hier verfasst er 1704 das beste Lehrbuch des römischen Rechtes in dem 18. Jahrhundert ([lat.] Introductio [F.] in ius digestorum, Einführung in das Recht der Digesten, 14. A. 1791), 1710 eine Ein­führung in das allgemeine öffentliche Recht bzw. Staatsrecht (lat. Introductio [F.] in ius publicum universale) und 1714-1737 eine umfassende geschichtlich-dogma­tische Ge­samtdarstellung des protes­tantischen Kirchen­rechts ([lat.] Ius [N.] ecclesiasticum protestantium, z. T. 5. A. 1756ff.). Er präsidiert 139 Disser­tationen, die mit der Einschränkung des Vorrangs protestantischer Bekennt­nis­schriften auch der Übertragung des (lat.) modernus usus (M.) pandectarum auf das Kirchenrecht dienen. Sein zivilrechtliches Werk umfasst 175 Titel in 50 Bänden. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boeh­merJustusHenningIntroductioInIusDigestorum1704.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boeh­merJustusHenningIntroductioInIusPublicumUniversale1710.pdf; Köbler, DRG 144, 159; Rütten, W., Das zivilrechtliche Werk Justus Henning Böhmers, 1981; Landau, P., Kanonistischer Pietismus bei Justus Henning Böhmer, (in) Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft, 1994, 317; Wall, H. de, Zum kirchenrechtlichen Werk Justus Henning Böhmers, ZRG KA 87 (2001), 455ff.; Schulze, R., Justus Henning Böhmer und die Dissertationen seiner Schüler, 2009

Boissonade de Fontarabie, Gustave Emile (1825-1910), nach dem Rechtsstudium seit 1864 Lehrer des römischen Rechtes in Grenoble und 1867 Paris, wechselt 1873 nach →Japan, wo er als Berater der Regierung französisches Recht lehrt und 1880 ein Strafgesetzbuch und eine Strafprozessordnung sowie 1890 einen nicht Gesetz gewordenen Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs erarbeitet. S. Google

Lit.: Carbonnier, J. u. a., Boissonade et la réception du droit français au Japon, (in) Revue internationale du droit comparé 43 (1991), 327

Bologna (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die auf etruskischen und römischen Grundlagen ruhende bedeutendste Stadt der oberitalienischen Landschaft Emilia an dem südöstlichen Rand der Ebene des Flusses Po, die sich seit 1115 von den von dem deutschen König eingesetzten Grafen von Bologna zu lösen vermag (und aus der für das elfte Jahrhundert 478 Urkunden und für die Zeit bis 1150 etwa 1300 städtische Urkunden erhalten sind). In Bologna wird vielleicht auf der Grundlage einer in dem 11. Jahrhundert bezeugten Artistenschule und wegen des Wissensbedarfs zahlreicher Notare und Investitoren (1057) als Rechtsschule (lat. [N.] studium) eine der ältesten Universitäten Europas gegründet. Ihr bekanntester Lehrer ist (nach Albertus [1067], Arianus, Geminianus und Pepo) zunächst →Irnerius mit der von ihm geprägten Schule der →Glossatoren (Bulgarus, Martinus, Jacobus, Hugo und viele andere bis Accursius). Um 1140 kommt auf der Grundlage des (lat. [N.]) Decretum Gratiani (Dekret Gratians, Concordia discordantium canonum) das Studium des kirchlichen Rechtes hinzu. Die fremden Studenten gründen an dem Ende des 12. Jahrhunderts als Mehrheit aus zwei (lat. [F.Pl.]) universitates (Einheiten, Universitäten) eine →universitas (Einheit, Universität). Ihre Zahl wird zu dieser Zeit auf etwa 1000 beziffert. Bruchstücke von Statuten der Universität sind aus dem Jahre 1252 überliefert. Zwischen 1265 und 1425 lassen sich rund 3600 deutsche, fast ausschließlich geistliche Rechtsstudenten in Bologna nachweisen (durch­schnitt­lich 23 Erstnennungen je Jahr mit rückläufiger Tendenz).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 106, 159; Fitting, H., Die Anfänge der Rechtsschule von Bologna, 1888; Dallari, U., I Rotuli dei lettori, legisti e artisti dello studio bolognese dal 1384 al 1799, 1888ff.; Knod, G., Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562), 1899; Schelb, W., Staatsverwaltung und Selbstverwaltung, 1911; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 39; Zanella, G., Bibliografia (in) Studi e memorie per la storia dell’università di Bologna N. S. 5, 1985; Wandruszka, N., Die Oberschichten Bolognas, 1993; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Schmutz, J., Juristen für das Reich, 2000; Le carte bolognesi del secolo XI, a cura di Feo, G., 2001; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Le carte bolognesi del secolo XI, Appendice hg. v. Modesti, M., 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 32; Bologna nel Medioevo, hg. v. Capitani, O., 2007; Behle, T., Der Magister Walfred von Bologna, 2008; Wray, S., Communities and Crisis, 2009; Blanshei, S., Politics and Justice in Late Medieval Bologna, 2010; I libri iurium del comune di Bologna, hg. v. Trombetti Budriesi, A. u. a., 2010; Bologna e il secolo XI, hg. v. Roversi Monaco, F., 2011

Bolschewik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1917 bezeugt – 1917 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Anhänger des Bolschewismus

Bolschewismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1919 bezeugt – 1. Viertel 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die bis etwa 1953 übliche Bezeichnung des Kommunismus in der Sowjetunion (zu Bolschewiki, russ., Mehr­heitler).

Lit.: Köbler, DRG 226; Lösche, P., Der Bolschewismus im Urteil der deutschen Sozialdemokratie, 1967; Rogalla von Bieberstein, J., Jüdischer Bolschewismus, (2. A.) 2010

Bonae-fidei-iudicium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.], Klage nach Treu und Glauben) ist in dem klassischen römischen Recht die nach der →Billigkeit beurteilte freiere Klage bzw. das freier beurteilte Schuldverhältnis (beispielsweise Kauf, Miete, Leihe, Pacht, Dienstvertrag, Werkvertrag, Gesellschaft, Auftrag, Geschäfts­führung ohne Auftrag, Verwahrung, Bruchteilsgemein­schaft [lat. fiducia], Vormundschaft bzw. Tutel, Treuhandschaft, Mitgiftrückgabe, Pfand, Innominatkontrakt). Bei einem bonae-fidei-iudicium ist zu leisten, was aus guter Treue (lat. ex fide bona) ge­schuldet wird. Für die diesbezügliche Feststellung hat der (lat.) iudex (Richter) auf Grund der Klagformel des Gerichtsmagistrats einen Ermessensspielraum. Er muss Neben­pflichten aus Abreden, Schutzpflichten und Treuepflichten beachten und Arglist auch ohne Einrede des Beklagten berücksichtigen. Der Gegensatz zu dem bonae-fidei-iudicium ist das (lat.) iudicium (N.) stricti iuris (strengrechtliche Klage, wie beispielsweise die →condictio).

Lit.: Kaser § 33; Wieacker, F., Zum Ursprung der bonae-fidei-iudicia, ZRG RA 80 (1963) 1; Honsell, H., Quod interest im bonae-fidei-iudicium, 1969; Platschek, J., Zur Rekonstruktion der bonae fidei iudicia, ZRG RA 127 (2010), 275

Bona fides ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] gute Treue) ist in dem klassischen römischen Recht zunächst die Pflicht zu dem Worthalten und danach ein Maßstab, nach dem der Richter das betreffende Rechtsverhältnis zu beurteilen hat. Für den Inhalt des Schuldverhältnisses findet dabei neben der formlosen Verein­barung auch die Verkehrssitte Anwen­dung. Bei der Ersitzung ist bona fides (Gutgläubigkeit hinsichtlich der Rechtmäßigkeit des Erwerbs) des Erwerbers ([lat.] bonae fidei possessor [M.] gutgläubiger Besitzer) in dem Zeitpunkt des Erwerbs nötig ([lat.] mala fides superveniens non nocet, nachträgliche Bösgläubigkeit schadet nicht).

Lit.: Kaser § 33; Söllner §§ 8, 9, 12, 18; Köbler, DRG 40, 42; Köbler, LAW; Lombardi, L., Dalla fides alla bona fides, 1961; Hausmaninger, H., Die bona fides des Ersitzungsbesitzers im klassischen römischen Recht, 1965

Bonaparte (Buonaparte) →Napoleon

Bonellus de Barulo, Andreas ist ein wohl vor 1250 in Barletta bei Bari geborener, vor oder nach 1291 verstorbener neapolitanischer Jurist ([lat., N. Pl.] Commentaria super pos­tremis libris codicis, Kommentare über die letzten Bücher des Codex, commentaria in leges Longobar­dorum, Kommentare über das Recht der Langobarden, Glossen zu den constitutiones Siculae, Glossen zu den sizilianischen Konstitutionen Friedrichs II.). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 502

Bönhase (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1508 bezeugt [bzw. 1547?], - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [RevalStR. II 33] in 14 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vielleicht seit dem 15. Jahrhundert die in dem Mittel­niederdeutschen entstandene Bezeichnung für den unzünftigen, bereits vereinzelt seit dem 14. Jahrhundert von den Zünften bekämpften Hand­werker (wie ein Hase auf dem Boden arbeitend?, heimlich auf dem Dachboden arbeitend?, außerhalb der „Hanse“ arbeitend?, weitere Benennungen sind anscheinend Dachhase, Fretter, Pfuscher, Sudeler, Störer oder Zaunhase).

Lit.: Wissell, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 1928, 2. A. 1981; Ennen, R., Zünfte und Wettbewerb, 1971

Boni homines ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. M.Pl., Sg. bonus homo) oder auch (lat.) probi homines (M.Pl., franz. prud’hommes, gute Leute, gute Männer) sind (in Frankreich, Spanien, Italien, dem Alpenraum und dem späteren Heiligen römischen Reich) in dem Frühmittelalter (seit Anfang des 7. Jahrhunderts) und bis in das 13. Jahrhundert Zeugen, Gerichtsbeisitzer, Schätzer oder Vermittler, die Freiheit, guten Leumund sowie meist Grundeigentum und Ansässigkeit als Voraussetzung ihrer jeweiligen Tätigkeit erfüllen, aber sich nicht einem bestimmten Stand zuweisen lassen und kein bestimmtes Amt haben. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts treten sie in oberitalienischen Städten als Vertreter der Konsuln auf. S. Google

Lit.: Köbler, LAW; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines des frühen Mittelalters, 1981

Bonifatius bzw. Wynfreth (Wessex 672/675-bei Dokkum 5. 6. 754), aus niederem Adel, in dem Kloster Exeter erzogen, wird zunächst Lehrer und 718 Missionar in dem fränkischen Reich. In Rom an dem 30. 11. 722 nach Umbenennung zu einem Bischof geweiht, missioniert er unter einem Schutzbrief des Hausmeiers Karl Martell von 723 bis 732 in Thüringen und Hessen (u. a. Fällung der Donareiche bei Geismar und Gründung der Zelle Fritzlar). 732 wird er Erzbischof ohne besonderen Sitz, 737/738 Legat für Ger­manien. 738/739 erneuert er die Bistümer Regensburg, Passau, Salzburg und Freising. 741/742 gründet er die Bistümer Würzburg, Büraburg und Erfurt (später Eichstätt), 744 das Kloster Fulda. An dem 5. 6. 754 wird er bei Dokkum in Friesland von Räubern erschlagen. S. Google

Lit.: Schieffer, T., Winfrid-Bonifatius, 2. A. 1972; Schipperges, S., Bonifatius ac socii sui, 1996; Padberg, L. v., Bonifatius, 2003; Heidrich, I., Fälschung aus gelehrtem Eifer, (in) DA 67 (2011), 625; Clay, J., In the Shadow of Death, 2010

Bonifatius VIII. (Benedetto Caetani, Anagni um 1235-Rom 11. 10. 1303) wird nach dem Studium vermutlich des kirchlichen Rechtes in Todi, Spoleto und Bologna an dem 23. 1. 1295 Papst. 1298 lässt er die päpstlichen Dekretalen ab 1234 in dem (lat.) Liber (M.) sextus decretalium (sechsten Buch der Dekretalen) zusammenfassen. In der Dekretale (lat.) Unam sanctam (eine heilige) von dem 18. 11. 1302 fordert er die Unterordnung der weltlichen Gewalt unter den Papst, wird aber auf Veranlassung Wilhelms von Nogaret in Anagni an dem 7. 9. 1303 verhaftet und stirbt wenig später. S. Google

Lit.: Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Schmidt, T., Der Bonifaz-Prozess, 1989; Politische Reflexion der Welt des späten Mittelalters, hg. v. Kaufhold, M., 2004, 129ff.

bonitarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) auf (lat.) in bonis esse, „in den Gütern sein“ beruhend, in Gegensatz zu zivil (beispielsweise die in dem römischen Recht durch bloße Übergabe einer mancipium-Sache statt Manzipation seitens des Eigentümers erlangte, von dem Prätor geschützte Stellung des Erwerbers)

Bonn (Bonna 12-9 v. Chr., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) an dem Rhein (drei Viertel der Stadtteile linksrheinisch) ge­genüber der Einmündung der Sieg ist ein auf keltisch-römischer Grundlage entstan­dener Ort, der in dem 11. Jahrhundert (von den Ezzonen) an das Erzstift →Köln gelangt. In dem 16. Jahrhundert wird er dessen Hauptort und erhält 1777/1786 eine 1797 aufgehobene, 1815/1816 jedoch wiedererrichtete Universität, in der 1928 die Staatswissenschaften fast vollständig aus der philosophischen Fakultät in die juristische Fakultät übergeführt werden. Von dem 1. 9. 1948 bis 23. 5. 1949 tagt in Bonn der Parlamentarische Rat zu der Vorbereitung der Bundesrepublik Deutschland, weshalb das →Grundgesetz auch als Bonner Grundgesetz bezeichnet wird. 1949 wird Bonn bis zu dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zu der Bundesrepublik Deutschland (1990) vorläu­fige Hauptstadt der Bundes­republik Deutsch­land, verliert diesen Rang aber 1990 an Berlin. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wiedemann, A., Geschichte Godesbergs und seiner Umgebung, 1920; Niessen, J./Ennen, E., Geschichte der Stadt Bonn, 1956ff.; Eisenhardt, U., Die weltliche Gerichtsbarkeit der Offizialate, 1966; Hübinger, P., Das historische Seminar, 1963; Schäfer, K., Verfassungsgeschichte der Universität Bonn 1818 bis 1960, 1969; Meier, J., Der Rechtsunterricht an den Universitäten Köln und Bonn, Diss. jur. Köln 1987; Geschichte der Stadt Bonn, hg. v. Höroldt, D. u. a., 1989ff.; 150 Jahre Landgericht Bonn, hg. v. Fassbender, H., 2000; Die Juristen der Universität Bonn im Dritten Reich, hg. v. Schmoeckel, M., 2004; 75-Jahr-Feier der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, 2004; Schmoeckel, M. u. a., Stätten des Rechts in Bonn, 2004; Schmoeckel, M., Das Juridicum, 2016; Schadow, S., Rechtswissenschaft und praktische Bedürfnisse – Johann Christian Hasse 1779-1830, 2016; Sachsse, R., Bonn, 2016 (Fotografien 1850-1970)

Bonorum possessio ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] Güterbesitz, Nachlassbesitz) ist in dem klassischen römischen Erbrecht die Stellung, die der →Prätor auf Antrag dem zuweist, den er in dem Fall des Todes eines Erblassers für wahrscheinlich berechtigt hält. Der damit erreichte Schutz und die damit gewonnene Zuständigkeit für den Bereich des prätorischen Rechtes können sich durch Ersitzung und damit durch Zeitablauf in Eigentum nach zivilem Recht wandeln.

Lit.: Kaser §§ 65, 71, 73; Söllner § 25; Köbler, DRG 38; Ankum, H. u. a., Die verschiedenen Bedeutungen des Ausdrucks in bonis alicuius esse, ZRG RA 107 (1990), 155

bonum (N.) commune ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (lat.) gemeines Wohl, Gemeinwohl, Allgemeinwohl

bonus homo (lat. [M.]) →boni homines

Boppard (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Heyen, F., Reichsgut im Rheinland, 1956

Borgarthingsbók (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein ostnorwegisches Rechtsbuch. →nordisches Recht

Lit.: Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, hg. v. Meißner, R., 1942

Borken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreises Borken, 2021; Fritsch, B., Die höheren Schulen in Borken von 1417 bis 1955, 2021

Börse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1585 als Handelsplatz und 1601 als Geldtasche bezeugt – 1603 als Geldtasche und nach 1531 als Handelsplatz in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 in acht Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in zwei Bedeutungen belegt sowie zu lat. [F.] bursa, Beutel, Kasse?, Wort 1566, 1585 (Handelsplatz), 1573, 1603 (Geldtasche) aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Etymologie unklar und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die regelmäßig an einem bestimmten Ort stattfindende, nur von Kaufleuten besuchte Veranstaltung (Vorformen in dem 15. Jahrhundert in Sevilla, Cadiz und Lissabon [16. Jahrhundert]) zu dem Zweck des Abschlusses von Gattungskäufen vertretbarer Sachen. Geldbörsen entstehen seit dem 12. Jahrhundert in Oberitalien und Südfrankreich, eine Wa­renbörse ohne anwesende Waren ist in Antwerpen um 1500 bezeugt. Wichtige Bör­sen bestehen in Antwerpen, Lyon, Amster­dam, Paris, London, Frankfurt am Main, Berlin und Wien, später auch in New York oder Tokio. 2012 untersagt die Europäische Kommission die Verbindung von Deutscher Börse und New York Stock Exchange.

Lit.: Deutsche Börsengeschichte, hg. v. Pohl, H., 1992; Blumentritt, J., Die privatrechtlich organisierte Börse, 2003; Buchner, M., Die Spielregeln der Börse – Institutionen, Kultur und die Grundlagen des Wertpapierhandels in Berlin und London, ca. 1860-1914, 2019 (die Ausführungen am Ende der Arbeit sind nicht belastbar)

Börsengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das an dem 22. 6. 1896 geschaffene, das Recht des Wertpapierhandels an der Börse regelnde Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boersengesetz1896.htm; Meier, J., Die Entstehung des Börsengesetzes, 1992; Schulz, W., Das deutsche Börsengesetz, 1994

böse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 (Notker) bezeugt – 4. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 19] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) schlecht, schädlich

bösgläubig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagsp. Brant 55 ed. 1516] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Wahrheit um einen rechtlich bedeutsamen Umstand kennend oder grobfahrlässig nicht kennend

Bösgläubigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv böse vor 1022, bösgläubig 1436) ist das Wissen oder grobfahrlässige Nichtwissen um einen rechtlich bedeutsamen Umstand. →guter Glaube

Bosnien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die östlich der mittleren Adria gelegene Landschaft, die 9 n. Chr. von den Römern erobert wird (Dalmatia) und bei der Reichsteilung des 4. Jahrhunderts an Ostrom gelangt. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts siedeln sich Südslawen an. Das dort entstehende Königreich (1377) gerät mit Herzegowina 1463/1482 durch Eroberung unter die Herrschaft der Osmanen. Seit 1878 erlebt Bosnien unter dem Einfluss (Besetzung und Verwaltung) Österreich-Ungarns (1883 HGB, ZPO, Wechsel­gesetz u. a.) einen Aufschwung. 1908 wird Bosnien von →Österreich-Ungarn unter Verletzung des Grundsatzes, dass keine europäische Großmacht einseitige Vertragsveränderungen vornehmen durfte, annektiert und als weitere pragmatische Angelegenheit von Österreich und Ungarn gemeinsam verwaltet (1909 von der Türkei anerkannt). Nach dem Attentat auf den Thronfolger Österreich-Ungarns in Sarajewo von dem 28. 6. 1914 und dem Ersten Weltkrieg 1914-1918 wird es mit Slowenien und Kroatien Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenien und damit 1929 →Jugoslawiens (1941-1945 Kroa­tiens). Nach der Erklärung der Souveränität (1992) und einem Bürgerkrieg wird es 1995/1996 als Bosnien-Herzegowina (zwi­schen Kroatien, Serbien, Monenegro und Adria, 4,3 Millionen muslimische, orthodoxe und katholische Einwohner, 51129 Quadratkilometer, bosniakisch-kroatische Fö­de­ration und serbische Republik) verselb­ständigt. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,332; Balic, S., Das unbekannte Bosnien, 1992; Dzaja, S., Bosnien-Herzegowina, 1994; Bär, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Babuna, A., Die nationale Entwicklung der bosnischen Muslime, 1996; Haselsteiner, H., Bosnien-Hercegovina, 1996; Malcolm, N., Geschichte Bosniens, 1996; Lovrenovic, I., Bosnien und Herzegowina, 1998; Jäger, F., Bosniaken, Kroaten, Serben, 2001; Gabriel, K., Bosnien-Herzegowina 1878, 2003; Classen, L., Der völkerrechtliche Status von Bosnien-Herzegowina, 2004; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Simon, T., 2017

Bote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 120, 251] bzw. 900 [MSD. 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] nuntius, Verb bieten 8. Jahrhundert) ist ein Mensch, der für einen anderen in Gegensatz zu einem Stellvertreter ohne eigene Willensbildung eine Erklärung (wie ein Brief) empfängt oder abgibt, also nicht schafft oder verändert, sondern nur befördert.

Lit.: Kaser § 11; Kroeschell, DRG 2

Botenwein ([bodewin] Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 unter Bodenwein 1420 als in Bodenurnen gemessener Wein bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Bodenwein ab 1225 [Kehrein, Samml. 33] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M., bodewyne) ist eine Leistung einer Partei in einem hochmittelalterlichen Gericht wie beispielsweise in Ingelheim an die Schöffen zwecks Festigung des Gedächtnisses, deren Annahme sie bei einer Unsicherheit aber auch ablehnen können.

Lit.: Loersch, H., der Ingelheimer Oberhof, 1885, Erler, A., Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 2 1958; Eigen, P., Die Verbotung in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1966

Bottrop (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Recklinghausen, der Stadt Bottrop und der Stadt Gelsenkirchen, 2021

Bourbone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der nach Bourbon-l’Archambault in dem französischen Departement Allier benannte Angehörige einer durch Graf Ludwig I. von Clermont (1270-1342, 1327 Herzog von Bourbon) begründeten Seitenlinie der →Kapetinger. Die jüngere Linie Bourbon-Vendôme erlangt von 1589 bis 1792 und von 1814 bis 1830 bzw. in der 1660 abgespaltenen Nebenlinie Orléans von 1830 bis 1848 das Königtum in →Frankreich. In Spanien wird die Linie Bourbon-Anjou 1700 Königsgeschlecht (ausgenommen 1808-1814, 1868-1875, 1931-1975). Sie herrscht auch von 1735 bis 1860 in Neapel-Sizilien sowie von 1748 bis 1802 und von 1847 bis 1859/1860 in Parma-Piacenza. S. Google

Lit.: Legual, A., Histoire du Bourbonnais, 1960; Malettke, K., Die Bourbonen 1589-1848, Bd. 1ff. 2008f.

Bourges (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die auf keltischen Grundlagen (Avaricum) beruhende zentralfranzösische Stadt an dem Zusammenfluss von Yèvre und Auron. Ihre Universität ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts Ausgangspunkt des gegenüber der hergebrachten Lehrweise des Rechtes moderneren →mos Gallicus (lat. [M.], gallische Art) der Rechtswissenschaft. →Budé, s. Google

Lit.: Devailly, G. u. a., Histoire du Berry, 1980

Boutillier, Jehan (Pernes/Pas-de-Calais vor 1350-Tournai [vor?] 24. 1. 1396) verfasst als Berater des Königs Frankreichs in Nordfrankreich (Tournai) wohl kurz vor 1396 das (französische) Rechtsbuch →Somme rural (ländliche Summe). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Dievoet, G. van, Jehan Boutillier en de Somme rural, 1951

Boykott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1891 bezeugt – 1891 [Hofmannsthal] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die nach dem englischen Gutsverwalter Charles Cunningham Boycott (Burgh Saint Peter/Norfolk/England 12. 3. 1832-Flixton/Suffolk 19. 6. 1897, Irland 1880) des Earl of Erne auf der Insel Achill benannte, mit dessen Verhalten begründete Ablehnung aller Rechtsbeziehungen aller Betroffenen zu einem möglichen Vertragspartner, dem dadurch die Möglichkeit der Teilnahme an dem Rechtsverkehr abgeschnitten wird.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ahlheim, H., Deutsche, kauft nicht bei Juden, 2011

Boyneburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.)

Lit.: Diehl, T., Adelsherrschaft im Werra­raum, 2010; Eckhardt, W., Reichsministerialen der Boyneburg, ZRG GA 129 (2012), 377

Bozen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Hauptort Südtirols

Lit.: Die Bozner Handelskammer vom Merkantil­magistrat bis zur Gegenwart, 1981; Das Urbar des Heilig-Geist-Spitals zu Bozen von 1420, bearb. v. Schneider, W., 2003; Obermair, H., Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung, Bd. 1 2005

Brabant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das aus dem fränkischen Gau Bracbantum in dem Nordwesten des Heiligen römischen Reiches (um Brüssel) unter den Grafen von Löwen (um 1188 Herzöge von Babant) entstandene, sich von dem Reich ver­selbständigende (1349 Goldene Bulle von Brabant), den Einwohnern in der Blijde Inkomst 1356 die Rechte des Fürsten begrenzende Herzogtum, das nach Johanna von Brabant (1355-1406) 1390/1430 an →Burgund und nach Maria von Burgund 1477 an →Habsburg (Spanien) kommt. Nach dem spanischen Erbfolgekrieg gelangt es 1723 an Österreich. Nach Ende der 1775 erfolgten Annexion durch Frankreich wird es 1815 Teil der →Niederlande, 1830 mit seinem südlichen Gebiet Teil →Belgiens. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Moll, W., De rechten van den Heer van Bergen op Zoom, 1915; Lousse, E., Les deux chartes romanes brabançonnes du 12 juillet 1314, (in) Bulletin de la Commission royale d’histoire 96 (1932), 1; Sturler, J. de, Les relations politiques et les échanges commerciaux entre le duché de Brabant et l’Angleterre, 1936; Willem van der Tanerijen, Boec van der loopender praktijken der raidtcameren van Brabant, hg. v. Strubbe, E., 1952; Ganshof, F., Brabant, 1938; Middeleeuwe rechtsbronnen van stad en heerlijkheid Breda, hg. v. Cerutti, F., Bd. 1f. 1956ff.; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Geschiedenis van Noord-Brabant, hg. v. Van den Eerenbeemt, H., Bd. 1ff. 1996f; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Geschiedenis van Brabant, hg. v. Van Uytven, R. u. a., 2004; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006

brachium (N.) saeculare (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) (der Staat als) weltlicher Arm (der Kirche) (kirchlicher Anspruch auf staatliche Unterstützung 1983 aufgegeben)

Bracton, Henry de (Bratton Fleming in Devon 1210-Exeter 1268) ist nach Aus­bildung als Priester unter William Raleigh (und dem Studium des weltlichen und kirchlichen Rechtes wohl an der Domschule von Exeter) seit etwa 1229 Schreiber (clerk, [lat.] clericus) eines Richters, seit 1245 reisender Richter, von 1247 bis 1257 Richter an dem Gericht Coram rege (Court of King’s Bench) und seit 1264 Domkanzler in Exeter. Sein vielleicht nach 1230 von ihm verfasstes oder auch von ihm nur überarbeitetes, durch 48 Handschriften überliefertes, unvollendetes Werk (lat.) →De legibus et consuetudinibus Angliae (Über Gesetze und Gewohnheiten Englands) bietet auf Grund einer Sammlung von etwa 2000 wahrscheinlich in die Jahre zwischen 1220 und 1240 gehörenden Urteilen (precedents) des Königsgerichts die beste Darstellung des englischen →common law des Mittelalters. Der Traktat gliedert sich (wie die Institutionen des Gaius von etwa 160 n. Chr.) nach Personen, Sachen und Klagansprüchen. In dem dritten Teil behandelt er an Hand der verschiedenen Klageformeln (writs) das Privatrecht, Strafrecht und Lehnrecht. Eine gezielte Romanisierung des englischen Rechtes durch den Verfasser ist nicht nachweisbar. S. Google

Lit.: Bractons Note Book, hg. v. Maitland, F., 1887; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 2 4. A. 1936, 230; Peter H., Actio and writ, 1957; Fesefeldt, W., Englische Staatstheorie des 13. Jahrhunderts, 1962; Richardson, H., Bracton, the problem of his text, 1965; Bracton, hg. v. Woodbine, G., übers. v. Thorne, S., 1968; Thorne, S., Henry de Bracton 1268-1968, 1970; Barton, J., The authorship of Bracton again, (in) Journal of Legal History 30 (2009), 117ff.

Brand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11./12. Jahrhundert [Wessobrunner Beichte] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb brennen um 796) Brennen, Feuer

Brand von Tzerstede (Lüneburg um 1400-Lüneburg 3. 10. 1451), Patrizierssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Leipzig (1414, 1417 baccalaureus) 1436 Ratsherr in Lüneburg. Er verfasst die in zwei Hand­schriften und einem Fragment überlieferte, 1442 abgeschlossene Glosse zu der Vorrede des Sachsenspiegels von der Herren Geburt und nach eigener Angabe weitere Glossierungen. S. Google

Lit.: Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht Buch’­sche Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2002, 124ff.

Brandbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1396 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [BairFreibf. 45] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Germanischen und dem Lateinischen des Altertums und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Brief gegen Brandstifter, Fehdebrief mit Branddrohung, Mahnbrief, Sammelgenehmigung für durch Brand Geschädigte

Brandenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach der slawischen Brennaburg an der Havel (928/929, 948 Bistum, 983 Slawenaufstand) benannte Mark ([3. 10.] 1157) östlich der Elbe. Nach den Askaniern (1134-1319, 1165 Wiederbegründung des Bistums), Wittelsbachern (1323-1373), Luxemburgern (1373-1411, unter Kaiser Karl IV. 1375 Landbuch der Mark Brandenburg) gelangt es als Kurfürstentum (1356) an die Hohenzollern (1411/1417). 1473 legt die (lat. [F.]) →Dispositio (Verfügung) Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles die Unteilbarkeit des Landes fest (1506 Universität Frankfurt an der Oder, 1516 Kammergericht in Berlin, 1535 zeitweise Teilung). 1614 fallen Kleve, Mark und Ravensberg an, 1618 →Preußen als Lehen Polens, 1648 Hinterpommern, Halberstadt, Minden, 1680 endgültig Magdeburg. Seit 1701 tritt Brandenburg hinter den Namen Preußen (wegen des dort möglichen Titels König in Preußen) zurück. 1815 wird die Provinz Brandenburg geschaffen. An dem 25. 2. 1947 wird Preußen aufgelöst. Der 1945 unter Verwaltung Polens gestellte Teil Brandenburgs östlich der Oder und Neiße wird 1990 Polen zugeteilt. 1952 wird das Land Brandenburg in der Deutschen Demokratischen Republik aufgelöst (Bezirke Potsdam, Frankfurt an der Oder, Cottbus), 1990 bei der Herstellung deutscher Einheit wieder begründet. Der Versuch der Vereinigung des Bundeslands Brandenburg mit Berlin scheitert bei einer Volksabstimmung an dem 5. 5. 1996 an Brandenburg. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Stölzel, H., Brandenburg-Preußens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Urkundliches Material aus den Brandenburger Schöppenstuhlsakten, hg. v. Stölzel, A., 1901; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, 1901f.; Spangenberg, H., Hof- und Zentralverwaltung der Mark Brandenburg im Mittelalter, 1908; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Brandenburg-Preußen, 1908; Altmann, W., Ausgewählte Urkunden zur brandenburgisch-preußischen Verfassungs- und Ver­waltungsgeschichte, 2. A. 1914; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 1915, Neudruck 1980; Caemmerer, H. v., Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg, 1915; Luck, W., Die Prignitz, 1917; Werminghoff, A., Ludwig von Eyb der Ältere (1417-1502), 1919; Gley, W., Die Besiedlung der Mittelmark, 1926; Acta Brandenburgica, Bd. 1ff. 1927ff.; Tschirch, O., Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel, 1928; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen, 1928; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1918, 1931; Erläuterungen zur brandenbur­gischen Kreiskarte von 1815, v. Schulze, B., 1933; Die alten und neuen brandenburgischen Kreise nach dem Stande von 1815, bearb. v. Curschmann, F. u. a., 1933; Brandenburgische Ämterkarte, bearb. v. Schulze, B., 1935; Schulze, B., Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte, 1935; Das Landregister der Herrschaft Sorau von 1381, hg. v. Schultze, J., 1936; Oestreich, G., Der bran­denburgisch-preußische geheime Rat, 1937; Ruppel-Kuhfuß, E., Das Generaldirektorium unter der Regierung Friedrich Wilhelms II., 1937; Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, hg. v. Schultze, J., 1940; Buchda, G., Über die verlorenen hallischen Konstitutionen zum Landrecht der Kurmark Brandenburg (1714), ZRG GA 69 (1952), 385; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1964 (Aufsätze); Hoppe, W., Die Mark Brandenburg, Wettin und Magdeburg, 1965 (Aufsätze); Engel, E./Zientara, B., Feudalstruktur, Lehnbürgertum und Fernhandel im spätmittelalterli­chen Brandenburg, 1967; Geschichte von Brandenburg und Berlin, Bd. 3, hg. v. Herzfeld, H., 1968; Harnisch, H., Die Herrschaft Boitzenburg, 1968; Schmidt, E., Markgraf Otto I. von Brandenburg, ZRG GA 90 (1973), 1; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973; Podehl, W., Burg und Herrschaft in der Mark Brandenburg, 1975; Ein sonderbares Licht in Teutschland, hg. v. Heinrich, G., 1990; Branden­burgische Geschichte, hg. v. Materna, I./Ribbe, W., 1995; Justiz in Stadt und Land Brandenburg, hg. v. Clavée, K., 1998; Geschichte der brandenburgischen Landtage, hg. v. Adamy, K. u. a., 1998; Pohl, D., Justiz in Brandenburg 1945-1955, 2001; Neugebauer, W., Brandenburg im absolutistischen Staat, 2001; Bahl, P., Der Hof des Großen Kurfürsten, 2001; Brandenburgisches Biographisches Lexikon, hg. v. Beck, F. u. a., 2002; Das Domstift Brandenburg und seine Archivbestände, bearb. v. Schößler, W., hg. v. Neitmann, K., 2005; Beck, F., Regesten der Urkunden Kurmärkische Stände (Rep. 23 A), 2006; Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Scheffczyk, F., Der Provinzialverband der preußischen Provinz Brandenburg 1933-1945, 2008; Baumgart, P., Brandenburg-Preußen unter dem Ancien régime, hg. v. Kroll, F., 2009; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller, J., 2009; Müller, M., Besiegelte Freundschaft - Die brandenburgischen Erbeinungen, 2010; Winkelmann, J., Die Mark Brandenburg des 14. Jahrhunderts, 2011; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Enders, L., Die Altmark, 2. A. 2016; Radtke, W., Brandenburg im 19. Jahrhundert (1815-1914/18), 2016; Andresen, S., In fürstlichem Auftrag – Die gelehrten Räte der Kurfürsten von Brandenburg, 2017; Wieland, R., Protestantischer König im Heiligen Reich – Brandenburg-preußische Reichs- und Konfessionspolitik im frühen 18. Jahrhundert, 2020

brandenburgischer Landrechtsentwurf →Köppen, s. Google

Brandileone, Francesco (Buonabitacolo 1858-Neapel 1929) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Neapel Professor für italienische Rechtsgeschichte in Macerata, Sassari, Parma, Bologna und Rom. S. Google

Brandmarken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1393 bezeugt – 14. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1633 [CStSlesv. III 1 S. 70] in 5 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Verb – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das sachlich schon den Römern (für Sklaven und Abhängige) bekannte Kennzeichnen eines Täters durch Brandzeichen der Haut (auf die Hand oder in das Gesicht oder Verstümmeln, Verbot des Brandmarkens in das Gesicht durch Kaiser Konstantin), das sich 726 bei den Langobarden (für rückfällige Diebe) und trotz Ablehnung durch die Aufklärung noch 1787 in Österreich, 1813 in Bayern und 1810 und 1832 in Frankreich findet (Verbot in England 1829, Frankreich 1834, Frankfurter Paulskirchenverfassung 1849 § 139). Möglicherweise hängt das Wort hirnverbrannt mit dem Brandmarken zusammen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 495; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 530, Neudruck 1964; Chen, Y., Probleme der Strafe der Brandmarkung, 1948; Hentig, H. v., Die Strafe, Bd. 1 1954; Cate, C. ten, Tot glorie der gerechtigheit, 1975; Hattenhauer, H., Die Brandmarkung in das Gesicht, 1994

Brandstiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1670 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1709 [Ulm/Lünig, CJMilit. 1263] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Inbrandsetzen einer (fremden) Sache. Die Brandstiftung ist in Rom eine Straftat, auf die der Feuertod steht. In dem Mittelalter wird sie vielleicht wegen ihrer Häufigkeit in der →Fehde eher gering gebüßt. Gottesfrieden (beispielsweise 1083) und Landfrieden lehnen sie ab (lat. [F.] Constitutio contra incendinarios 1187, Gesetz gegen Brandstifter). Der Sachsenspiegel (1221-1224) kennt Enthauptung oder (bei Mordbrand) Rädern als ihre Strafen (ähnlich so genannte Treuga He[i]nrici von 1224), die (lat.) Constitutio (F.) Criminalis Carolina (1532, Art. 126) Feuertod (bei boshaftiger Brandstiftung), das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) Enthauptung und Feuertod. Die fahrlässige Brandstiftung wird schon früh gesondert behandelt. Seit dem 19. Jahrhundert werden allgemein unterschied­liche Begehungsformen erfasst.

Lit.: Kaser §§ 36, 50; Kroeschell, DRG 1, 2; Osenbrüggen, E., Die Brandstiftung, 1854; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 348; Geerds, F., Die Brandstiftungsdelikte, 1962; Timcke, G., Der Straftatbestand der Brandstiftung, Diss. jur. Göttingen 1965; Spicker-Beck, M., Räuber, Mordbrenner, umschweifendes Gesind – zur Kriminalität im 16. Jahrhundert, 1995; Birklbauer, A. u. a., Die Entwicklung der Strafpraxis bei Brandkriminalität, 2010

Brant, Sebastian (Straßburg 1457/1458-Straßburg 10. 5. 1521), Gastwirtssohn und Ratsherrnsohn, wird nach dem Studium der (lat. [F. Pl.]) artes und des Rechtes (1477, 1480 [lat. M.] baccalaureus) in Basel Professor (1489 Dr. iur. utr.), lehrt seit 1483 römisches Recht, kirchliches Recht und Poetik, wechselt aber als Folge der Annäherung Basels an die Eidgenossen 1501 als Syndicus (bzw. 1503 Stadtschreiber) nach Straßburg. Neben (lat. [F.Pl.]) Expositiones [1490, Ausstellungen, ein Anfängerlehrbuch], 36 Auflagen) veröffentlicht er in dem Rahmen der populären Literatur eine Bearbeitung von Tenglers →Laienspiegel von 1495 (1509) und des →Klagspiegels (Conrad Heydens?, † 1443/1444) (Neuausgabe 1516) sowie die sehr erfolgreiche Moralsatire Narrenschiff (1494). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Staehelin, A., Sebastian Brant, (in) Professoren der Universität Basel, 1960, 18; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962, 127; Knape, J., Dichtung, Recht und Freiheit, 1992; Sebastian Brant, hg. v. Wilhelmi, T., 2002; Sebastian Brant (1457-1521), hg. v. Roloff, H., 2008; Knape, J./Wilhelmi, T., Sebastian Brant Bibliographie Werke und Überlieferungen, 2015; Knape, J./Wilhelmi, T., Sebastian Brant Bibliographie - Forschungsliteratur bis 2016, 2018

Brasilien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur mittelbar bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der einzige portugiesischsprachige und zugleich größte Staat Südamerikas. Sein Recht ist stark durch die Kodifikationen Frankreichs be­einflusst. 2002 wird ein neues Zivil­ge­setz­buch geschaffen, welches das Handelrecht einbezieht, das Verbraucher­schutzrecht aus­glie­dert und einen Allgemeinen Teil voranstellt.

Lit.: Schmidt, J., Zivilrechtskodifikation in Brasilien, 2009; Prutsch, U. u. a., Brasilien – Eine Kulturgeschichte, 2013; Blanc, J., Before the Flood – The Itaipu Dam and the Visibility of Rural Brazil, 2019; Reis, T., Die Brazilian civil code of 1916, ZRG GA 138 (2021), 178

Brauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – in EDEL um 1000 [Notker] - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 [Urkundio II 2 S. 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb brauchen um 800) Übung, Sitte, Gepflogenheit

brauchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 [MSD. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) benutzen, benötigen

Brauchtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1931 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der tatsächlich innerhalb einer Menschenmehr­heit geübten sozialverträg­lichen Verhal­tens­weisen, deren Gewicht aber angesichts des Vordringens zahlreicher rechtlicher Setzungen und Regelungen an Bedeutung verliert. Das Brauchtum weist viele Beziehungen zu dem Recht auf (beispielsweise Weistümer). Insbesondere kann dabei das Recht das Brauchtum beeinflussen.

Lit.: Köbler, DRG 5; Sartori, P., Sitte und Brauch, 1910; Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Künßberg, E. Frhr. v., Rechtsbrauch und Kinderspiel, 1920 (SB Heidelberg), 2. A. 1952; Künßberg, E. v., Rechtliche Volkskunde, 1936; Becker, A., Frühlingsbrauch und Sonnenkult, 1937; Fehrle, E., Deutsche Hochzeitsbräuche, 1937; Zipperer, F., Das Haberfeldtreiben, 1938; Lippert, E., Glockenläuten als Rechtsbrauch, 1939; Müller, G., Der Umritt, 1941; Dörrer, A., Brotspenden als Verlöbnis und Gemeinschaftsbrauch, ZRG GA 74 (1957), 266; Erler, A., Burschenbrauchtum vor den Schranken des Ingelheimer Oberhofes, ZRG GA 79 (1962), 254; Schädler, K., Die Lederhose in Bayern und Tirol, 1962; Brückner, W., Bildnis und Brauch, 1966; Cromberg, H., Die Knabenschaftsstatuten der Schweiz, (um 1976); Schieder, E., Das Haberfeldtreiben, 1983; Deimling, B., Ad rufam ianuam, ZRG GA 115 (1988), 498; Becker-Huberti, M., Lexikon der Bräuche und Feste, 2000; Althoff, G., Die Macht der Rituale, 2003; Rechtssymbole und Wertevermittlung, hg. v. Schulze, R., 2004; Investitur- und Krönungsritual – Herrschaftseinsetzung im kulturellen Vergleich, hg. v. Steinicke, M. u. a., 2005

brauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – um 1170 [Rolandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Nordhausen/Förstemann, Nordhausen I 1 S. 69] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Bier herstellen

Brauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – um 1170 [Rolandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Nordhausen/Förstemann, Nordhausen I 1 S. 69] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das Herstellen von Bier als beliebten einfachen Betäubungsmittels aus Getreide und Wasser(, 12. Jahrhundert Hopfen und in der Neuzeit Hefe). Es ist bereits dem Altertum bekannt und findet sich in den Grundherrschaften seit dem Frühmittelalter (1040 Bischof von Freising Braurecht für Weihen­stephan bei bzw. in Freising). In der hochmittelalterlichen Stadt entwickelt es sich zu einem verrechtlichten, vielfach von Frauen ausgeführten Gewerbe. Die Herzöge von Bayern be­schränken die Bierherstellung auf Gerste, Hopfen und Wasser (1493/1516, Reinheits­gebot, vgl. 1906 Biersteuergesetz § 9 I). Seit der Einführung der Gewerbefreiheit in dem frühen 19. Jahrhundert entstehen Bierfabriken, die als Groß­brauereien zunehmend die älteren Hausbrauereien ver­drängen.

Lit.: Brinkmann, H., Das Brauwesen der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar, 1925; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981; Hackel-Stehr, K., Brauwesen in Bayern, 1988; Blanckenburg, C. v., Die Hanse und ihr Bier, 2001

braun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Weichb. Dan. 345 Art. 38] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen zwischen den Farben gelb und rot vorherrschen

Braunschweig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Oker wird 1031 erstmals (spät) erwähnt und wächst aus fünf älteren Siedlungen (Altstadt, Neustadt Ende 12. Jahrhundert, Sack zweite Hälfte 13. Jahrhundert westlich der Oker zwischen Altstadt, Neustadt und Burg, Hagen um 1160, Altenwiek östlich der Oker) zusammen. Schon früh steht der Ort unter der Herrschaft der Welfen, deren Reichsfürstentum von 1235 nach Braunschweig und Lüneburg benannt wird. Die vielleicht der Hanse seit deren Anfängen bis in das 17. Jahrhundert angehörend zeitweise ziemlich selbständige Stadt, die auf älteren Grundlagen (um 1130?) aufbauend 1227 das Hagenrecht und das so genannte (lat. [N.]) Ottonianum (in Mittelniederdeutsch) aufzeichnet, 1402 den Rechtsstoff neu ordnet und 1532 ihre Statuten einer 1675 aufgehobenen Reformation unterzieht, geht 1671 aus dem Gesamtgut der Linien an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel über (1753 Residenz) und gelangt, wirtschaftlich mehr und mehr von Hannover und Magdeburg überholt, 1946 mit dem dabei aufgelösten Land Braunschweig an Niedersachsen.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, bearb. v. Dolle, J. u. a., Bd. 1ff. 1874ff. (Bd. 5 1994, Bd. 8 1388-1400 2008); Hanselmann, L., Die ältesten Stadtrechte Braun­schweigs, (in) Hans. Geschbll. 1892, 3; Frensdorff, F., Das braunschweigische Stadtrecht bis zur Rezeption, ZRG GA 26 (1905), 195; Merkel, J., Der Kampf des Fremdrechtes mit dem einheimischen Rechte in Braunschweig-Lüneburg, 1904; Fahlbusch, O., Die Finanzverwaltung der Stadt Braunschweig, 1913; Busch, F., Beiträge zum Urkunden- und Kanzleiwesen der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg, 1921; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen, 1927; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927; Meier, P., Der Streit Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel mit der Reichsstadt Goslar, 1928; Kleinau, H., Der Grundzins in der Stadt Braunschweig, 1929; Willecke, R., Das eheliche Güterrecht im Braunschweiger Stadtrecht, 1929; Timme, F., Die wirtschafts- und verfassungsgeschicht­lichen Anfänge der Stadt Braunschweig, 1931; Germer, H., Die Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig, 1937; Spieß, W., Die Heerstraßen auf Braunschweig, 1937; Spieß, W., Die Ratsherren der Hansestadt Braunschweig 1231-1671, 1940; Querfurth, H., Die Unterwerfung der Stadt Braunschweig im Jahre 1671, 1953; Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande Braunschweig, hg. v. Spieß, W., 1954; Piper, H., Testament und Vergabung von Todes wegen, 1960; Diestelkamp, B., Die Städteprivilegien Herzog Ottos des Kindes, 1961; Moderhack, R., Hundert Jahre Stadtarchiv und Stadtbibliothek, 1961; Spieß, W., Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter, 1966; Kleinau, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1967, 1968 (2425 Namen); Pitz, E., Landeskulturtechnik, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschich­te, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2903; Garzmann, M., Stadtherr und Gemeinde in Braunschweig, 1976; Lockert, M., Die nieder­sächsi­schen Stadtrechte, 1978; Petersen, W., Verzeichnis der Einblattdrucke und Handschriften, 1984; Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, 1986; Bringmann, W., Die braunschweigische Thronfolgefra­ge, 1988; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat, 1995; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg. v. Luckhardt, J. u. a., 1995; Hanse - Städte - Bünde, hg. v. Puhle, M., 1996; Hackel, C., Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000; Die braunschweigische Landesgeschichte, hg. v. Jarck, H. u. a., 2000; Ohm, M., Das Braunschweiger Altstadtrathaus, 2002; Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig, hg. v. Isermann, E. u. a., 2004; Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008; Weglage, S., Menschen und Vermächtnisse, 2011; Gudladt, K., Rechtswissenschaften an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, 2013

Braurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1748 [CCBrandenbCulmb. II 2 S. 764] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das das Brauen betreffende Recht.

Lit.: Peterka, O., Die bürgerlichen Braugerechtigkeiten in Böhmen, 1917; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981

Braut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 8.? Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [863-871 Otfrid II 13 § 9] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Zusammensetzungen 8. Jh.) ist zunächst die neuver­mählte junge Frau und in jüngerer Zeit die durch ein – nicht einklagbares - Heiratsversprechen erst zu der Eheschließung verpflichtete (verlobte) Frau.

Bräutigam (M.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 830 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 863-871 [Otfrid] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch ein – nicht einklagbares - Heiratsversprechen erst zu der Eheschließung verpflichtete (verlobte) Mann.

Brautkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1753 [Hellfeld I 708] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Kind einer (unverhei­rate­ten) Braut. Es ist unehelich, kann aber innerhalb der unehelichen Kinder eine bessere Rechtsstellung haben.

Brautlauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 160, MondseeFragm. 151] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen erloschene Bezeichnung für die Hochzeit.

Lit.: Krogmann, W., Brautlauf und Braut, (in) Wörter und Sachen 16 (1934), 81

Brautschatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [WestfUB. III 613] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Mitgift, Aussteuer

Bregenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Landeshauptstadt Vorarlbergs

Lit.: Helbok, A., Die Bevölkerung der Stadt Bregenz, 1912

Breisach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Beyerle, Franz, Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG GA 39 (1918), 318; Haselier, G., Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, 1969

Bremen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 782) südlich der Wesermündung in die Nordsee an einem Übergang an der höchsten Düne wird 787/789 Sitz eines Bischofs bzw. 845/864 eines Erzbischofs. In dem 13. Jahrhundert löst sich die Stadt weitgehend von der Herrschaft des Bischofs. Wahrzeichen wird der Roland. 1303/1304 wird das Recht aufgezeichnet. 1358 wird Bremen Mitglied der Hanse. 1541/1646 wird die Reichs­freiheit erlangt, die sich in der Stellung als Mitglied des Deutschen Bundes (1815, Gründung des Hafens Bremerhaven 1827) und als Land in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871) und in der Bundesrepublik Deutschland (1949, mit Bremerhaven) fortsetzt. 1970 entsteht in Bremen eine Universität. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StadtrechtBremen13031308.htm; Bremisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1873ff.; Kühtmann, A., Die Romanisierung des Zivilprozesses in der Stadt Bremen, 1891; Kühtmann, A., Geschichte der bremischen Stadtvogtei, 1900; Rehme, P., Über das älteste bremische Grundbuch (1438-1558), 1908; Gattjen, B., Der Rentenkauf in Bremen, 1928; Eckhardt, K., Die mittelalterlichen Rechtsquellen der Stadt Bremen, 1931; Das bremische Stadtrecht von 1303/08, hg. v. Eckhardt, K., 1931; Haase, C., Untersuchungen zur Geschichte des Bremer Stadtrechts, 1953; Hinte, P., Die hannoversche Gerichtsbarkeit in der Stadt Bremen von 1720-1803, Diss. jur. Göttingen 1957; Merker, O., Die Ritterschaft des Erzstifts Bremen im Spätmittelalter, 1969; 2; Lorenz, G., Das Erzstift Bremen und der Administrator Friedrich, 1969; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2905; Schwarzwälder, H., Geschichte der freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Barkhausen, W., Erzbischof Adaldag und König Harald Gormsson, ZRG GA 111 (1994), 363; Kessler, A., Die Entstehung der Landesverfassung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1996; Bremer Freiheiten, bearb. v. Gerstenberger, H., 1997; Schwarzwälder, H., Das große Bremen-Lexikon, 2000; 700 Jahre Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmshäuser, K., 2003; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Elmshäuser, K., Geschichte Bremens, 2007; Rehder, A., Die Verfassung der freien Hansestadt Bremen von 1920, 2016

Bremgarten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Bürgisser, E., Geschichte der Stadt Bremgarten, 1937

brennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190/1230 [WaltherVogelw. 85, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verbrennen, in Brand sein (V.)

Breslau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Oder erscheint in dem 10. Jahrhundert als befestigte Siedlung und wird bei seiner Ersterwähnung 1000 Sitz eines Bischofs auf der Dominsel in der Oder. Seit 1163 ist es in Niederschlesien Sitz eines Herzogs aus der Familie der Piasten. 1225 erhält es eine Marktsiedlung nach deutschem Recht, 1241 deutsches Recht (1261 Magdeburger Recht). 1335 gelangt Breslau an Böhmen. In der Mitte des 14. Jahrhundert wird ein zunächst unsystematisches, gegen 1370 sys­tematisiertes Stadtrechtsbuch zusammenge­stellt. An dem Ende des 15. Jahrhundert entstehen die Rechtsbücher Der rechte Weg und Remissorium. Breslau wird Oberhof für mindestens 65 Städte. 1505 missglückt eine Universitätsgründung. 1526 fällt Breslau mit Böhmen an Österreich. 1702 wird eine Uni­versität eingerichtet (1811 zu der Schlesischen Universität umgestaltet). 1741 wird Breslau von Preußen erobert. An dem Anfang des Jahres 1933 waren an der juristischen Fakultät tätig Eugen Rosenstock-Huessy, Ernst Cohn, Hans Albrecht Fischer, Theodor Süss, Walter Schmidt-Rimpler, Johannes Nagler, Arthur Wegner, Hans Helfritz, Heinrich Pohl, Ludwig Waldecker (Axel Freiherr von Freytagh-Loringhoven und Friedrich Schön­dorf). Über Preußen gelangt Breslau nach 1945/1990 an Polen. →Breslauer Landrecht

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Laband, P., Das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht, 1863; Breslauer Urkundenbuch, hg. v. Korn, G., 1870; Goerlitz, T., Die Übertragung liegenden Gutes, 1906; Rehme, P., Über die Breslauer Stadtbücher, 1909; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungs­geschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Pfeiffer, G., Das Bres­lauer Patriziat, 1929; Goerlitz, T., Die Breslauer Rechtsbücher des 14. Jahrhunderts, ZRG GA 59 (1939), 136; Lindgren, E., Die Breslauer Strafrechtspflege, 1939; Hermann, E., Das Abgabenrecht der Stadt Breslau, 1941, Goerlitz, T., Verfassung, Verwaltung und Recht der Stadt Breslau, 1962; Geschichte Schlesiens, hg. v. Petry, L. u. a., Bd. 1ff. 1988ff; Rabe, C., Alma mater Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wrocławia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v. Harasimowicz, J., 2000; Der rechte Weg, hg. v. Ebel, F., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Breslau 1702 bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Davies, N. u. a., Die Blume Europas, 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt Breslau, hg. v. Roth, G., 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Breslau 1702 bis 1811, hg. v. Conrads, N. u. a., 2004; Ditt, T., Die Stoßtruppfakultät Breslau, 2010; Garber, K., Das alte Breslau, 2014; Mühle, E., Breslau, 2015; Friedla, K., Juden in Breslau/Wrocław 1933-1949, 2015

Breslauer Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die durch den später blinden König Johann von Böhmen (1311-1346) veranlasste, in 351 Kapitel mit 13 Anhangskapiteln gegliederte, in dem Fürstentum Breslau und Teschen gebrauchte Bearbeitung des Landrechts des →Sachsenspiegels (1346/1356).

Lit.: Köbler, DRG 103; Gaupp, E., Das schlesische Landrecht, 1828, Neudruck 1966, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GauppErnstTheodorDasschlesischeLandrechtodereigentlichLandrecht­desFuerstentumsBreslauvon135618281966.pdf; Goerlitz, T., Die Breslauer Rechtsbücher, ZRG 59 (1934), 155; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 30

Bretagne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die schon früh von Kelten besiedelte westliche Halbinsel Mittelwesteuropas, die 56 v. Chr. von Caesar unter die Herrschaft der Römer gebracht wird. Von dem 5. Jahrhundert n. Chr. an wandern keltische Briten von Britannien aus ein, die unter die Herrschaft der Franken geraten. Um 845/846 wird die Bretagne von dem fränkischen Reich unabhängig, steht bald aber wieder unter französischer und seit 1113 englischer Lehnsherrschaft. Zwischen 1312 und 1325 wird die (franz.) Très ancienne coutume de Bretagne (Sehr alte Gewohnheit der Bretagne) aufgezeichnet. 1515 wird die Bretagne Krondomäne Frankreichs.

Lit.: La très ancienne coutume de Bretagne, hg. v. Planiol, M., 1896; Poisson, H., Histoire de la Bretagne, 1966; Fleuriot, L., Les origines de la Bretagne, 1980

Breviarium (N.) Alarici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Kurzbuch Alarichs) ist die von dem Westgotenkönig Alarich II. vor 507 geschaffene Kurzfassung des nachklassischen römischen Rechtes, die für die Romanen in dem westgotischen Reich gilt und bis in das Hochmittelalter Bedeutung behält. →Lex Romana Visigothorum

Lit.: Söllner § 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 53, 82; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953

brevis, lat., Adj., kurz, klein; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *mreg̑ʰu-, *mr̥g̑ʰu-, Adj., kurz, latein_a_z.docx

Brevium exempla (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.Pl.]) (ad describendas res ecclesiaticales et fiscales, kurze Auszüge über Kirchensachen und Herrensachen) ist die moderne Bezeichnung eines frühmittelalterlichen Güterverzeichnisses (825-850) für königliche Güter in Staffelsee, Weißenburg und bei Lille.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960, 18

Briand-Kellogg-Pakt →Kellogg-Pakt

Brief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., aufgenommen aus lat. breve, kurze [Mitteilung] sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (kurze) schriftliche, später durch einen Umschlag besonders verschlossene Mitteilung. In Hessen wird 1831 das Briefgeheimnis erstmals durch die Verfassung geschützt. Die unerlaubte Öffnung eines fremden Briefes ist seit dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) ein Straftatbestand.

Lit.: Die Tegernseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts, hg. v. Plechl, H., 2002; Schaller, H., Handschriftenverzeichnis zur Briefsammlung des Petrus de Vinea, 2002; Furger, C., Briefsteller, 2009; Garfield, S., Briefe, 2015; Codex Udalrici, hg. v. Naß, K., 2017 (113 Urkunden, 228 Briefe, 22 Gedichte, insgesamt 395 Dokumente, vielleicht die wichtigste Quelle für die deutsche Geschichte des Investiturstreits, Domkustos Udalrich von Bamberg?, Ende August bis Ende Dezember 1125); Briefe der Liebe, hg. v. Leuschner, I., 2018

Briefadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1760 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch Urkunde (Brief) erlangte Adelsstand und die Gesamtheit der durch Urkunde in den →Adel erhobenen Menschen. Briefadel ist (auch in dem deutschen Sprachraum) seit 1346 unter französischem Einfluss möglich (bis 1918), in Moarchien wie Großbritannien auch darüber hinaus.

Lit.: Köbler, DRG 98

Briefgeheimnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1838/1839 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Geheimheit der in einem Brief (Schriftstück) nieder­geschriebenen Gedanken eines Menschen. Bereits in dem römischen Recht (einer Lex Cornelia Sullas von 82-79 v. Chr.) ist sachlich das unbefugte Öffnen von Urkunden mit Strafe bedroht. Mittelalterliche Botenord­nungen und frühneuzeitliche Landesord­nungen (Tirol 1532) schützen Briefe. II 10 § 1370 ALR (1794) stellt für Preußen das unerlaubte Öffnen von Briefen überhaupt unter Strafe. Der verfassungsrechtliche Schutz des Briefgeheimnisses ist eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts (Verfassung Kurhessens von 1831 § 38).

Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 7. A. 2019; Geschichte der deutschen Post, hg. v. Sautter, K., Teil 1ff. 1928ff.; Krauß, M., Das kursächsische Postrecht, 1998; Vellusig, R., Geschichte des Briefes, 2000

Briefmarke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1858 bezeugt – 1860 [Gottfried Keller] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das als Quittung für vorausgezahlte Postbeförderungsgebühr verkaufte aufklebbare Wertzeichen. Die Briefmarke ist Inhaberpapier (Josef Kohler, § 807 BGB), wobei streitig ist, ob sie amtliches →Wertzeichen (§ 148 StGB) ist. Rechtstatsächlich werden an dem 21. 9. 1847 die ersten (blauen) Briefmarken der briti­schen Kronkolonie Mauritius ausgegeben, deren beide Exemplare für 1 Penny und 2 Pence 1993 für etwa 5 Millionen Euro versteigert werden.

Lit.: Weipert, S., Die Rechtsnatur der Briefmarke, Diss. jur. Kiel 1996; Bohnert, J., Briefmarkenfälschung, (in) NJW 1998, 2879; Gezähnte Geschichte – Die Briefmarke als historische Quelle, hg. v. Smolarski, P. u. a., 2019

bringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) befördern, tragen, herbeischaffen

Bringschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1873 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nach Vereinbarung oder nach den Umständen an dem Wohnsitz des Gläubigers zu erfüllende Schuld. Da Abgaben in der Regel bei dem Berechtigten abzuliefern sind, ist die Bringschuld schon vor dem Frühmittelalter weit verbreitet. Ihre Bedeutung wächst nach dem Aufkommen der Geldwirtschaft noch.

Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, § 28

Brinz, Alois Ritter von (Weiler in dem Allgäu 25. 2. 1820-München 13. 9. 1887), Sohn eines Landgerichtsaktuars, wird nach dem Studium von Sprachen und Recht in München und Berlin 1851 außerordentlicher Professor und 1854 ordentlicher Professor in Erlangen, Prag (1857), Tübingen (1866) und München (1871). Sein wichtigstes Werk ist ein Pandek­tenlehrbuch (1857ff.), in dem er die juristische Person als Zweckvermögen ver­steht. S. Google

Lit.: Rascher, J., Die Rechtslehre des Alois von Brinz, 1975

Britannien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Brite

Brite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv britisch um 1755) ist der Angehörige eines keltischen, schon in dem Altertum die so genannten britischen Inseln in der südlichen Nordsee bewohnenden Volkes, das 43 n. Chr. unter die Herrschaft der Römer gerät und 409 n. Chr. von dieser Herrschaft frei wird, aber wenig später aus nicht genau feststellbaren Gründen (Ausrottung bzw. Akkulturation?) gegenüber der Bedrohung durch aus dem späteren deutschen und dänischen Sprachraum kommenden Angeln, Sachsen und Jüten in die →Bretagne bzw. nach Wales, Cornwall und Schottland zurück­weicht. →England, Großbritannien, Kelte

Lit.: Ross, A., Pagan Celtic Britain, 2. A. 1974; Brodersen, K., Das römische Britannien, 1998; A Companion to Roman Britain, hg. v. Todd, M., 2004; Birley, A., The Roman Government of Britain, 2005; Creighton, J., Britannia, 2006; Britons in Anglo-Saxon England, hg. v. Higham, N., 2007; Kleinschmidt, H., Migration und Identität, 2009; Hobbs, R./Jackson, R., Das römische Britannien, 2011

britisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1755 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das Keltische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), Briten betreffend, Großbritannien betreffend

Britische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische und Germanische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Britische Besatzungszone) ist die 1945 an dem Ende des Zweiten Weltkriegs der alliierten Siegermacht Großbritannien zugeteilte →Besatzungszone des besiegten Deutschen Reiches. Sie geht an dem 1. 1. 1947 in der →Bizone und mit ihr an dem 23. 5. 1949 in der Bundesrepublik Deutschland auf. Von 1948 bis 1950 hat sie einen Obersten Gerichtshof.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Trittel, G., Die Bodenreform in der britischen Zone 1945-1949, 1975; Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, (in) ZNR 3 (1981), 158; Großekathöfer, S., Besatzungsherrschaft und Wiederaufbau – Staatliche Strukturen in der britischen Zone 1945-1949, 2016; Ohlenroth, J., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, 2020

Brixen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Fajkmajer, K., Studien zur Verwaltungsgeschichte des Hochstiftes Brixen im Mittelalter, (in) Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 6 (1909); Schwüppe, H., Das Bürger- und Inwohnerbuch der Stadt Brixen 1500-1709, Diss. phil. Innsbruck 1955 (masch.schr.); Kustatscher, E., Die Städte des Hochstifts Brixen im Spätmittelalter, 2007

Brocarda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische oder das Lateinische vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) oder Brocardica (lat. [F.], Herkunft streitig, zu Burchard?, zu pro - contra?, zu mlat. broccus, Adj., hervorstehend, roman. Spieß?) ist in dem Hochmittelalter seit den ältesten Glossenapparaten der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die in der Kompilation Justinians noch nicht enthaltene, gelehrte Rechtsregel, aus der man durch logisches Schließen Rechtsfolgen ableiten kann (Pilius, Damasus Boemus um 1215).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Meyer, E., Brocardica, ZRG KA 69 (1952), 453; Schwaibold, M., Brocarda „Dolum per subsequentia purgari“, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

Brücke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [SalzbUnpAbh. 268] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Dauer angelegte Verbindung zweier Landgebiete über ein Gewässer durch ein überirdisches Bauwerk. Sie ersetzt die natürliche, von der Bodenform ermöglichte Furt und die nach Bedarf von Menschen betriebene Fähre. Sachlich entwickeln bereits die Römer eine überzeugende Brückenbau­kunst.

brücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 10. Jahrhundert bezeugt - 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [NÖsterr./ÖW. VIII 836] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar. V.) Brücke bauen, überführen

Bruder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 881 bezeugt - drittes Viertel achtes Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) männliches Geschwister eines Menschen, übertragen auch für nicht verwandte Mitglieder von Gemeinschaften verwendet

Bruderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nur Brüderschaft 863 und Ehrenbruderschaft bezeugt – Brüderschaft, Bruderschaft 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [1066 MSD. 269] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stellung und Gesamtheit leiblicher und ihnen gedanklich nachgebildeter nichtleiblicher Brüder

Lit.: Hinojosa, E. de., La fraternidad artificial en España, (in) Revista de Archivos 1905; Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften 1906; Le mouvement confraternel, 1987; Einungen und Bruderschaften in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Johanek, P., 1993; Rosenplenter, K., Saeculum pium, 2003; Mittelalterliche Bruderschaften in europäischen Städten, hg. v. Escher-Apsner, M., 2009; Laqua, B., Bruderschaften und Hospitäler während des hohen Mittelalters, 2011

Brüderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der dem Verhältnis leiblicher Brüder nachgebildete Verband von Priestern oder Handwerkern.

Lit.: Hinojosa, E. de., La fraternidad artificial en España, (in) Revista de Archivos 1905; Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften 1906; Le mouvement confraternel, 1987; Rosenplenter, K., Saeculum pium, 2003

Brügge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in Flandern wird trotz römischer Vorläufersiedlung erst in dem 11. Jahrhundert als Sitz flämischer Grafen bedeutsam. 1127 erhält es Stadtrechte. In dem Hochmittelalter wird es durch Handel reich. Trotz wirtschaftlichen Nieder­gangs wird es 1559 Bischofssitz.

Lit.: Van Houtte, J., De geschiedenis van Brugge, 1982; Murray, J., Bruges, Cradle of Capitalism, 2005

Brünn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) in Südmähren ist der seit 800 erscheinende, in dem Hochmittelalter von Deutschen aufgesiedelte Ort, der 1243 das Stadtrecht →Iglaus erhält. Brünner Schöffenbuch ist ein nach Stadtrechten der Babenberger und einem Privileg König Wenzels I. (1243) von einem Stadtschreiber Johann(es) (von Gelnhausen) (urkundlich belegt 1343-1387) in Brünn um 1350 verfasstes, sachlich-alphabetisch von (lat. [F.Pl.]) actiones (Klagansprüche) bis vulnera (Wunden) geordnetes →Rechtsbuch in 730 Artikeln, das (etwa mit der lateinischen Wendung lex dicit, das Gesetz besagt) in das einheimische deutsche Recht einzelne römisch-rechtliche Zutaten beispielsweise aus der Glosse des Accursius von etwa 1215 bis 1230 einfügt. Ihm folgt in selbständiger Bearbeitung in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vielleicht um 1380 ein (lat. [M.]) Manipulus vel directorium iuris civilis (Handbuch des Zivilrechts) mit 1389 Artikeln.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bretholz, B., Geschichte der Stadt Brünn, 1911, Schubart-Fikentscher, G., Das Brünner Schöffenbuch, (in) DA 1 (1937), 457; Schubart-Fikentscher, G., Römisches Recht im Brünner Schöffenbuch, ZRG GA 65 (1947), 86; Weizsäcker, W., Wien und Brünn in der Stadtrechtsgeschichte, ZRG GA 70 (1953), 125; Flódr, M., Právni kniha města Brna z poloviny 14. století 1 (Das Rechtsbuch der Stadt Brünn aus der Mitte des 14. Jahrhunderts 1), 1990ff.; Der Brünner Todesmarsch 1945, hg. v. Hertl, H. u. a., 1998; Lexikon bedeutender Brünner Deutscher, hg. v. Fehige, C. u. a., 2000; Pfeifer, C., Jus regale Montanorum, 2002; Sulitková, L., Vyvoj mestskych knih v Brne, 2004; Flodr, M., Nálezy Brněnského městského práva, 2007; Jan z Gelnhausenu, Příručka práva městského (Manipulus vel directorium iuris civilis) K vydání připravil Flodr, M. [Johann von Gelnhausen, Handbuch des Stadtrechts „Manipulus vel directorium iuris civilis“, hg. v. Flodr, M., 2008

Brunnemann, Johann (Cölln bei Berlin 7. 4. 1608-Frankfurt an der Oder 15. 12. 1672), Pfarrerssohn wird nach dem Studium der Theologie in Wittenberg (1627) und in Frankfurt an der Oder (1632) dort 1636 ordentlicher Professor der Logik. 1638 promoviert er zu einem Dr. iur. utr. und wird 1640 Professor der Institutionen, dann der Pandekten, des Codex und der Dekretalen und 1653 Ordinarius. Bedeutsam ist sein Pan­dek­tenkommentar (1670). Kennzeichnend ist sein Übergang von der exegetischen zu der synthe­tisch-praktischen Stoffdarstellung. Nach­hal­tige Wirkung erzielt er mit seinem (lat.) Tractatus (M.) iuridicus de inquisitionis processu (Rechtlicher Traktat über den Inquisitionsprozess) von 1648. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BrunnemannJohannTractatusiuridicusdeinquisitionisprocessu1648­.pdf; Hornung-Grove, M., Beweisregeln im Inquisitionsprozess, Diss. jur. Göttingen 1974

Brunnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [BremgartenStR. 34] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die meist von Menschen schon seit den frühen Hochkulturen künstlich eingefasste Stelle zu der Entnahme möglichst reinen Wassers von der Erdoberfläche. An Brunnen können unterschiedliche Rechte und damit auch Brunnengemeinschaften bestehen. Seit dem 19. Jahrhundert sind die einzelnen Brunnen allmählich weitgehend durch öffentlich verwaltete und danach gebührenpflichtige Wasserleitungen ersetzt, doch bestehen in Mitteleuropa auch in der Gegenwart an verschiedenen Orten noch jedermann kostenlos zugängliche Brunnen.

Lit.: Spindler, H., Der Brunnen im Recht, Diss. jur. Heidelberg 1938; zum allgemeinen statt nutzen, hg. v. Rippmann, D. u. a., 2008

Brunner, Heinrich (Wels 21. 6. 1840-Bad Kissingen 11. 8. 1915) wird nach dem Rechts­studium in Wien (1864 Institutsprüfungsarbeit über das gerichtliche Exemtionsrecht der Babenberger, 1865 Habilitation über Zeugen und Inquisitionsbeweis der karolingischen Zeit) Professor in Lemberg (ao. 1866, o. 1868), Prag (1870), Straßburg (1872) und Berlin (1873, Nachfolge Homeyer). Unter genauer Quellenkenntnis durchdringt er den geschichtlichen Stoff betont juristisch und legt nach zahlreichen Einzelarbeiten (beispielsweise über Schwurgericht, Urkunde, Landschenkung) und einer Bearbeitung der Wertpapiere (1882) 1887 den ersten Band seiner (nur) die germanische und fränkische Zeit umfassenden deutschen Rechtsgeschichte vor. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 221; Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechtes, 1894; Festschrift Heinrich Brunner, 1910; Brunner, H., Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichte, 8. A. 1930; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, hg. v. Rauch, K., 1931; Stutz, U., Heinrich Brunner, ZRG GA 36 (1915), IX; Liebrecht, J., Brunners Wissenschaft, 2014

Brunner, Otto (Mödling/Niederösterreich 21. 4. 1898-Hamburg 12. 6. 1982) wird nach dem Studium der Geographie und Geschichte in Wien 1931 Professor und nach Erscheinen seines die Bedeutung des geltenden Staatsrechts für das Mittelalter zurück­drängenden, auf Quellenbegriffe setzenden Werkes Land und Herrschaft (1939, 5. A. 1965) von 1942 bis 1945 Leiter des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. 1954 wechselt er nach Hamburg. Gemeinsam mit W. Conze und R. Koselleck veröffentlicht er seit 1972 ein grundlegendes Sammelwerk über Geschichtliche Grundbegriffe. S. Google

Lit.: Algazi, G., Herrengewalt und Gewalt der Herren im späten Mittelalter, 1996; Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, hg. v. Schulze, W. u. a., 1999; Alteuropa oder frühe Moderne?, hg. v. Schorn-Schütte, L., 1999; Kortüm, H., Otto Brunner über Otto den Großen, (in) HZ 299 (2014) 297

Brüssel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Zenne erscheint an dem Ende des 7. Jahrhunderts. Es entwickelt sich zu dem Vorort der burgundischen Niederlande. 1830 wird es Hauptstadt des neuen Königreichs →Belgien. 1834 erhält es eine Universität. Innerhalb der europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Union ist die mehrheitlich frankophone Stadt Sitz der Europäischen Kommission.

Lit.: Favresse, F., Le conseil de Bruxelles 1282-1521, (in) Revue Belge de Philologie 9 (1930), 139; Godding, P., Le droit foncier á Bruxelles, 1960; Histoire de Bruxelles, hg. v. Martens, M., 2. A. 1979; Majerus, B., Occupations et logiques policières, 2008; Coppein, B. u. a., Histoire du barreau de Bruxelles - Geschiedenis von de balie van Brussel (1811-2011), 2012

buccellarius (lat. [M.]), Stationssoldat, „Bissennehmer“, freier grundsätzlich erblicher Anhänger eines Herrn (Codex Euricianus [um 475?] 310, Lex Visigothorum [7. Jahrhundert?] V, 3. 1), s. latein_a_z.docx

Lit.: Claude, D., Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich, 1971; Wolfram, H., Geschichte der Goten, 1979, 2. A. 1980; Wolfram, H., Die Goten, 3. A. 1990, 5. A. 2009

Buch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [Hach, LübR. 167] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (aus anfangs losen Teilen statt zu einer Rolle) zu einem Band zusammengefasste Schriftstück. Sein Inhalt kann alle Lebensbereiche des menschlichen Denkens erfassen. Rechtlich bedeutsam sind etwa Achtbuch, Gesetzbuch, Grundbuch, Lehrbuch, Rechtsbuch oder Stadtbuch. Bereits in der Antike entstehen Textsammlungen oder Bibliotheken mit bis zu einer halben Million katalogisierter Schriftrollen (Alexandria um 300 v. Chr., um 350 n. Chr. vielleicht 30 öffentliche Bibliotheken in Rom), wobei die Papyrusrolle seit der Zeitenwende durch den aus mehreren, zweiseitig fortlaufend beschriebenen, in der Mitte gefalteten und mit einem Faden aneinander befestigten und später mit einem festen Umschlag versehenen Lagen Pergament verdrängt wird und als Beschreibstoff dem Pergament seit dem 14. Jahrhundert auch in Europa das in China erfundene, billigere und einfacher herzustellende Papier folgt. Mit dem Übergang (von der vielfach in ausgeliehenen Lagen oder [lat.] peciis) abgeschriebenen Handschrift zu der Drucktechnik mit beweglichen Lettern (um 1250 in Korea vermutlich als Weiterentwicklung chinesischer Drucktechnik mit Lettern aus Ton (M.) (1), aber wenig genutzt, danach Johannes Gensfleisch genannt Gutenberg [Mainz um 1400-Mainz 3. Februar 1468] in Mainz zwischen 1440 und 1454, 1448?, Beginn mit Kalenderblättern und Sibyllen­weissagungen (lat. [N.Pl.] oracula Sibyllina], ab 1451 42zeilige Bibel mit 48 erhaltenen von ursprünglich 180 mit Hilfe zwanziger Mitarbeiter gedruckten Exemplaren zu je 1282 Seiten in Mons, Kopenhagen, Aschaffenburg, Berlin, Frankfurt am Main, Fulda, Göttingen, Kassel, Leipzig, Mainz, Mainz, München, Rendsburg, Schweinfurt, Stuttgart, Trier, Paris, Paris, Paris, Saint Omer, Cambridge, Edinburgh, Eton, London, London, London, Manchester, Oxford, Vatikan, Vatikan, Tokio, Wien, Pelplin/Polen, Lissabon, Moskau, Moskau, Cologny/­Schweiz, Burgos, Sevilla, Austin/­Texas, Cambridge/Massachusetts, New Haven/Con­necticut, New York, New York, New York, New York, Princeton, San Marino/Kalifornien, Washington D. C., nach einem Brief Enea Silvio Piccolominis von dem 12. März 1455 und dem Rubrikatorenvermerk in einem Pariser Exemplar der Gutenbergbibel Vollendung des ersten gedruckten Buches – Europas? - zwischen Frühjahr 1455 und Sommer 1456 oder nach Meuthen wohl auf Oktober 1454 anzusetzende Datierung des ältesten Bibeldrucks) wird es (nach Erstdrucken der Clementinae Mainz 1460, des Liber Sextus Mainz 1465, der Institutiones Mainz 1468, des Liber Extra Straßburg 1468/1471, des Decretum Gratiani Straß­burg 1471, des Sachsenspiegels Landrecht Basel 1474, des Codex Mainz 1475, des Digestum vetus Rom 1476 und des Infortiatum und des Digestum novum 1476) zu einer Massenware (um 1500 in dem deutschen Reich 62 Druckorte, rund 29000 Titel in Europa - davon 6000 lateinisch, mit vielleicht 17 Millionen Exemplaren, davon etwa 520000 erhalten -, darunter viele Nachdrucke und Neuauflagen), wobei seit 1473 Bücherverzeich­nisse ge­schaffen werden (Vocabularius juris utriusque [1473], Bertachinus, J., Repertori­um, 1481), seit etwa 1500 Auflagen sich in dem Inhalt unterscheiden (sog. Inkunabeln, Wiegen­drucke) und in dem 16. Jahrhundert (um 1525 Schwerpunktver­lagerung nach Lyon, Paris, 1550 Basel, 1570 Frankfurt am Main, Venedig) bereits 70 bis 90 Millionen einzelne Bücher (d. h. fast eine Million einzelne Bücher je Jahr) in dem deutschen Sprachraum (durch [in dem 16. und 17. Jahrhundert] mehr als 2662 Buchdrucker in 381 Druckorten mit rund 130000-150000 Drucken, seit 1530 Titelblatt mit Drucker und Druckort durch den Augsburger Reichstag vorgeschrieben, seit 1548 Angabe des Verfassers) hergestellt werden. Zur Sicherung gegen (billigere) Nachdrucke auf einem internationalen Markt ohne zünftischen Schutz erstreben die Drucker Privilegien von Landesherren mit strafbewehrten Verboten gegen den uner­laubten Nachdruck, deren Geltung aber grundsätzlich auf das jeweilige Territorium beschränkt ist. Der große Erfolg des Buches verstärkt seit der Reformation (1517) Martin Luthers (1521) die in dem 13. Jahrhundert beginnende Zensur (Vorzensur, in dem Heiligen römischen Reich durch einen Bücherkom­missar, in Frankfurt am Main 1579, ab etwa 1700 in Leipzig). Die Zahl der Drucke des 17. Jahrhunderts wird auf 250000 geschätzt, die des 18. Jahrhunderts auf 600000, die des 19. Jahrhunderts auf rund 1,5 Millionen, so dass man mit 17,5 Millionen deutschsprachigen Drucken seit dem 15. Jahrhundert (bis 2007) rechnet. 1871 werden in dem (zweiten) Deutschen Reich etwa 10750 Bücher und Karten verlegt. Von 1913 bis 2010 erscheinen rund 15 Millionen Drucke, wobei (in Deutschland) 1901 27998 Neuerscheinungen veröf­fent­licht werden, 1990 45000 und 2007 96479. Die Zahl der Einzelexemplare beträgt dabei in dem Jahr 2005 rund 981 Millionen. Die Zahl allein der rechtswissen­schaft­lichen Monographien steigt zwischen 1952 und 2002 von 667 auf 3634 pro Jahr. Die Zahl der Bücher schätzt der Internetkonzern Google in Abhängigkeit von der Definition weltweit 2010 auf rund 130 Millionen ein. Der 15. Dezember 1946 gilt als Geburtsstunde der Rowohlts-Rotations-Romane, durch die das bereits vor dem zweiten Weltkrieg durch die Verlage Penguin in England (1935, mit Vertrieb über Woolworth), Goldmann und Scherz verwendete Taschenbuch (handliches Format und Fächer-Klebebindung, aber niedriger Preis und dementsprechend geringe Gewinnspanne) zu Erfolg geführt wird (beispielsweise Dornenvögel, BGB-Text). Seit etwa 2000 erscheint das digitale und dementsprechend papierlose Buch auf einem eigenen Onlinemarkt.

Lit.: Reusch, F., Der Index der verbotenen Bücher, 1883ff., Neudruck 2019; Schottenloher, K., Bücher bewegten die Welt - Eine Kulturgeschichte des Buches, Bd. 1f., 1951f., 2. A. 1968; Bieber, H., Die Befugnisse und Konzessionierungen der Münchner Druckereien und Buchhandlungen, Diss. jur. München 1956; Hagemann, H., Rechtswissenschaft und Basler Buchdruck, ZRG GA 77 (1960), 241; Fischel, L., Bilderfolgen im frühen Buchdruck, 1963; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970; Holthöfer, E., Funktionsweisen gemeinrechtlicher Kommunika­tion, 1972; Presser, H., Buch und Druck, 1978; Eisenstein, E., The Printing Press as an Agent of Change, Bd. 1f. 1979; Röhring, H. Wie ein Buch entsteht, 1983, 8. A. 2008, 9. A. 2011, 10. A. 2019; Lexikon des gesamten Buchwesens, hg. v. Corsten, S., 2. A. 1987; Hoffmann, H., Buchkunst und Königtum, 1986; Bülow, M., Buchmarkt und Autoreneigentum, 1990; Giesecke, M., Der Buchdruck in der frühen Neuzeit, 1991; Rationalisierung der Buchherstellung im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, 1994; Gramlich, J., Rechtsordnungen des Buchgewerbes im Alten Reich, 1994; Janzin, M./Güntner, J., Das Buch vom Buch, 1995; Laienlektüre und Buchmarkt im späten Mittelalter, hg. v. Kock, T. u. a., 1997; Neddermeyer, U., Von der Handschrift zum gedruckten Buch, 1998; Geschichte der Buchkultur, Bd. 1ff., hg. v. Mazal, O. u. a., 1999; Füssel, S., Gutenberg und seine Wirkung, 1999; Zimmer, D., Die Bibliothek der Zukunft, 2000; Osler, D., Catalogue of Books printed, 2000; Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Jäger, G. u. a., 2001ff.; Haegen, P. van der, Der frühe Basler Buchdruck, 2001; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Casson, L., Bibliotheken in der Antike, 2002; Antike Bibliotheken, hg. v. Hoepfner, W., 2002; Hiller, H./Füssel, S., Wörterbuch des Buches, 6. A. 2002, 7. A. 2007; Juristische Buchproduktion im Mittelalter, hg. v. Colli, V., 2002; Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa, 1992ff., CD-ROM-Edition 2003; Agati, M., Il libro manoscritto, 2003; Darnton, R., Die Wissenschaft des Raubdrucks, 2003; Meyer, S., Bemühungen um ein Reichsgesetz gegen den Büchernachdruck, 2004; Wadle, E., Goethes Wünsche zum Nachdruckschutz, ZRG GA 122 (2005) 301; Reclams Sachlexikon des Buches, hg. v. Rautenberg, U., 2. A. 2003; Haus- und Familienbücher in der städtischen Gesellschaft, hg. v. Studt, B., 2006; Verbergen – Überschreiben – Zerreißen, hg. v. Körte, M. u. a., 2007; Reske, C., Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, 2007; Koppitz, H., Die kaiserlichen Druckprivilegien, 2007; Empell, H., Gutenberg vor Gericht, 2008; Osler, D., Bibliographica Iuridica Jurisprudence of the Baroque, Bd. 1ff. 2009; Löhr, I., Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte, 2010; Mintzel, A., Von der schwarzen Kunst zur Druckindustrie, 2011; Eichacker, T., Die rechtliche Behandlung des Bü­cher­nachdrucks im Nürnberg des 17. Jahrhunderts, 2013; Hauschild, S. Skriptorium - Die mittelalterliche Buchwerkstatt, 2013; Hoffmann, G. u. a., Neue juristische Bibliographien und andere Informationsmittel, 2013; A Companion to the Early Printed Book in Britain 1476-1558, hg. v. Gillespie, V. u. a., 2014; Ochs, H., Gutenberg und sine frunde, 2014; Völker, D., Das Buch für die Massen – Taschenbücher und ihre Verlage, 2014; Jochum, U., Bücher – Vom Papyrus zum Ebook, 2015; Adam, C., Der Traum vom Jahre Null – Autoren, Bestseller, Leser - Die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945, 2016; Textkünste, hg. v. Schneider U., 2016; Andersch, U., Die Diskussion über den Büchernachdruck in Deutschland um 1700 bis 1815, 2018; Flachowsky, S., Zeughaus für die Schwerter des Geistes – Die Deutsche Bücherei in Leipzig 1912-1945, 2018; Rau, C., Nationalbibliothek im geteilten Land – Die Deutsche Bücherei 1945-1990, 2018; Der Papst und das Buch im Spätmittelalter, hg. v. Berndt, R., 2018; Boardley, J., Die Erfindung des Buchs. Zwölf Innovationen der frühen Druckgeschichte, 2020; Bellingradt, D., Vernetzte Papiermärkte, 2020; Schmitz, C., Buchbesitz und Buchbewegungen im Mainz der frühen Neuzeit, 2020 (48 Buchsammler mit 1383 Bucheinheiten); Scholtyseck, J., Reinhard Mohn – Ein Jahrhundertunternehmer, 2021

Buch, Johann von (um 1290 oder vor 1305-nach oder um 1356), aus einer seit 1194 als Herren von Buch (bei Tangermünde) bezeugten altmärkischen ritterlichen Familie, ist nach dem Studium in Bologna (1305) Ratgeber und Richter des Markgrafen von Brandenburg (1332 Haupt­mann der Mark, 1336 [lat.] capitaneus [M.] generalis, Generalhauptmann, zwischen 1321 und 1356 in vielen Urkunden belegt). Er teilt das Landrecht des →Sachsenspiegels in drei Teile, versieht es mit einer die Übereinstimmung mit dem römischen und kirchlichen Recht darlegenden Glossierung (buchsche Glosse, Konkordanzliteratur) und verfasst um 1335 den →Richtsteig Landrechts. S. Google

Lit.: Steffenhagen, E., Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels, (in) SB. d. Akad. Wien 114 (1887), 309; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 29; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG 123 (2006), 110

Buchau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, bearb. v. Seigel, R. u. a., 2009

Buchda, Gerhard ([Stadt]Roda/Thüringen 22. 10. 1901-Stadtroda/Thüringen 20. 12. 1977), Verwaltungsamtmannssohn, wird nach kauf­männischer Lehre in Hannover und Studium der Rechts­wissenschaft in Jena (1923-1926) 1930 promoviert (Das Privatrecht Immanuel Kants) und 1934 habilitiert (Geschichte und Kritik der deutschen Gesamthandslehre, betreut von Rudolf Hübner). 1937 wird er zu einem außer­ordentlichen Professor an die Universität Halle-Wittenberg berufen und 1939 zu einem ordentlichen Professor ernannt, 1945 entlas­sen. 1949 wird er nach Jena berufen, wo er 1967 emeritiert wird. S. Google

Lit.: Lieberwirth, R., Nachruf, ZRG GA 95 (1978), 492; Gedächtnisschrift für Gerhard Buchda, hg. v. Krahner, L. u. a., 1997

Buchdruck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1530 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Buch

Bücherkommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1705 [Schudt, JüdMerw. III 2] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort büchercommissario um 1530, M.) ist der mit der Bücherzensur beauftragte Amtsträger (durch Papst Sixtus IV. für Universität Köln 1479), dem päpstliche Beauftragte seit dem 13. Jahrhundert (Paris 1323) vorausgehen. 1579 wird für das Reich ein ständiges Bücherkommissariat (Reichsfiskal­prokurator an dem Reichskammergericht) in Frankfurt am Main eingerichtet (um 1725 dem Reichshofrat angegliedert), das ohne geringe tatsächliche Bedeutung bis 1792 als Bücherschätzer wirkt.

Lit.: Widmann, F., Geschichte des Buchhandels, 1952; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970

Buchführer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [BernMand. XVII 17 P 49 und TirolLO. 1532 Privilegium] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Buchhändler, Führer eines Buches, Führer eines Geschäftsbuchs

Buchführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1805 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Buchhaltung

Buchhalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1536 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in verschiedenen Bedeutungen ab 1548 [Schmeltzl, Lobspruch 1075] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Führer eines Geschäftsbuchs

Buchhaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1693 [AbhSchweizR. 28 S. 164] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufzeichnung von Geschäftsvorfällen eines Unternehmers in Büchern zwecks Erlangung von Übersicht. Älteste Versuche in dieser Richtung finden sich bereits in dem dritten vorchristlichen Jahrtausend in dem Vorderen Orient. In dem Mittelalter erscheinen die ersten Anfänge unter byzantinisch-arabischem Einfluss in Venedig in dem 10. Jahrhundert (Genua 1157, Bologna, Lübeck 13. Jahrhundert, Regensburg 14. Jahrhundert). Das älteste erhaltene Kaufmannsbuch Oberdeutschlands ist das Schuldbuch der Familie Holzschuher (Nürnberg 1304). In dem 14. Jahrhundert entwickelt sich die doppelte Buchführung mit doppelter Eintragung unter Soll und Haben (Genua 1327). Lehrwerke der Buchhaltung erscheinen seit 1494 (Pacioli, L. [Borgo San Sepolcro/Toskana um 1445-Rom? 1514 oder 1517, Mathematiker] in Venedig). In Frankreich schreiben Ordonnance du commerce (1673) und Code de commerce (1807) Art und Weise der Buchhaltung vor. In dem 19. Jahrhundert führt die Industrialisierung zu der technischen Verfeinerung und greift der Staat ordnend ein. Hinter dem privaten Kaufmann bleibt dabei die öffentliche Verwaltung (kameralistische Buchhaltung, Österreich 18. Jahrhundert) je­weils deutlich zurück. Auf Grund Richtlinien der Europäischen Gemeinschaften wird in der Bundesrepublik Deutschland mit dem Bilanz­richtliniengesetz ein eigenes Buch des Han­delsgesetzbuchs für das Buchführungsrecht und Bilanzrecht geschaffen. Daneben finden internationale Grundsätze vielfache Anerkennung (Gene­rally accepted accounting principles, Inter­national Accounting Standards, International Financial Reporting Standards).

Lit.: Jäger, E., Beiträge zur Geschichte der Doppelbuchführung, 1874, Neudruck 1978; Penndorf, B., Geschichte der Buchhaltung in Deutschland, 1913; Sykora, G., System und Methoden der Buchführung, 1952; Melis, F., Aspetti della vita economica medievale, 1962; Thomson, H. u. a., Foreign Books in Bookkeeping and Accounts – 1494-1750 – A Bibliography, 1968; Chatfield, M., A History of Accounting Thought, 1977; Rehse, E., Der Bilanzbuchhalter, 1986; Edwards, J., A History of Financial Accounting, 1989; Weiss, S., Buchhaltung und Rechnungswesen des Avignoneser Papsttums (1316-1378), 2003; Gleeson-White, J., Soll und Haben – Die doppelte Buchführung und die Entstehung des modernen Kapitalismus, 2015

Bückeburg (Wort Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Sommer, R., Bückeburger Häuserbuch – Bürger gestalten ihre Stadt 1419-1918, 2021

Bückler, Johannes (1778? oder um 1780-1803) →Schinderhannes, s. Google

Budaeus →Budé, s. Google

Budapest an der Donau entsteht 1872 durch Zusammenlegung der auf antiken Grundlagen ruhenden, 1148 erstmals erwähnten Städte Buda (Ofen) und Pest (kurz nach 1230 deutsche Gründung), die 1526 bzw. 1541 von den Osmanen erobert werden (bis 1686). 1635 wird eine Universität eingerichtet. 1872 wird Budapest Hauptstadt der transleithanischen Reichs­hälfte Österreich-Ungarns, 1918 Hauptstadt Ungarns. S. Google

Lit.: Das Ofner Stadtrecht, hg. v. Mollay, K., 1959; Mesterházi, L., Tausendjähriges Budapest, 1970; Blazovich, L. u. a., Buda város jogkönyve, 2001; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum Ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007

Budé (Budaeus), Guillaume (Paris 26. 1. 1468-23. 8. 1540) tritt nach dem Rechts­studium in Orléans (1483-86) in den Dienst des Königs Frankreichs. Nach einer Plutarch­übersetzung aus dem Spanischen (1503) legt er 1508 (lat.) Annotationes (F.Pl.) in pandectas (Anmerkungen zu den Pandekten) vor, in denen er die Pandekten philologisch-historisch unter­sucht und das erste Beispiel des (lat.) →mos (M.) Gallicus (gallische Art) gibt. Die Anwendbarkeit der in sich uneinheitlichen Rechtssammlung auf seine Gegenwart verneint er. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Delaruelle, L., Guillaume Budé, 1970

Buer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) 1003 erstmals erwähnt, 1911 Stadtrecht, 1928 mit Horst in Gelsenkirchen eingemeindet, s. Google

Lit.: Buer 1911, hg. v. Goch, S. u. a. 2013

Budget (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt  und in DW2 1798 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1798 [Zeitung] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische aus dem Lateinischen des Altertums – zu lat. [F.] bulga, Tasche - und dem Gallischen kommend teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Haushalt, Gesamtheit verfügbarer Geldmittel

Budgetrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische, Lateinische des Altertums, das Gallische bzw. Keltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das Recht, Einnahmen und Ausgaben in dem Staatshaushalt (Budget, zu lat. [F.] bulga, Tasche) durch Gesetz festzulegen. Es geht in dem 19. Jahrhundert von dem Landesherrn auf das →Parlament über (Preußen 1850).

Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019

Büdingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.). S. Google

Lit.: Philippi, H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954

Bugenhagen, Johannes (Wollin/Pommern 24. 6. 1485-Wittenberg 19. 4. 1558) wird nach artistischem Studium in Greifswald 1504 Rektor der Ratsschule in Treptow an der Rega, der zu einem Priester geweiht wird und als Notar amtet. 1517/1518 verfasst er die erste auf Quellen gestützte Geschichte Pommerns. 1521 schließt er sich der Reformation Martin Luthers in Wittenberg an, wird 1523 Stadtpfarrer Wittenbergs und verfasst nach einem teilweisen Wechsel von Braunschweig (Mai 1528) aus Kirchenordnungen für Hamburg (1528/1529), Lübeck (1530/­1532), (nach der Promotion von 1533) Pommern (1534/1535), Dänemark (1537/1539), Holstein, Braunschweig-Wol­fen­­büttel und Hildesheim (1542). S. Google

Lit.: Sehling, E., Die evangelischen Kirchenordnungen, 1ff. 1911ff.; Johannes Bugen­hagen, hg. v. Leder, H., 1984; Leder, H., Johannes Bugenhagen, 2002; Lorentzen, T., Johannes Bugenhagen als Reformator der öffentlichen Fürsorge, 2008

Bukarest erscheint auf antiken Siedlungs­spuren in dem 13. Jahrhundert als Marktflecken. 1862 wird es Hauptstadt Rumäniens. 1864 erhält Bukarest eine Universität. S. Google

Bukowina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Buchenland) an dem Osthang der Karpaten ist in dem Altertum von Dakern und Bastarnen, seit dem 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Über das Reich von Kiew und das Fürstentum Halitsch-Wolhynien kommt das Gebiet seit dem 14. Jahrhundert zu dem Fürstentum Moldau, das ab 1512 unter den Einfluss des Osmanischen Reiches gerät. 1775 gelangt die Bukowina nach Besetzung (1774) durch Vertrag an →Österreich (Teil Galiziens), wo sie 1849 eigenes Kronland wird. 1919 fällt sie an →Rumänien, 1940 in dem Norden an die Sowjetunion, nach deren Auflösung 1991 an die Ukraine. Die unter der Herrschaft Österreichs zugezogenen, seit etwa 1780 dort lebenden rund 96000 Deutschen werden 1940 als Folge einer Vereinbarung Adolf Hitlers mit Josef Stalin in das Deutsche Reich umgesiedelt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Scharr, K., Die Bukowina, 2007; Scharr, K., Die Landschaft Bukowina, 2010; Der franziszeische Kataster im Kronland Bukowina, hg. v. Rumpler, H. u. a., 2015

Bulgarien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) südlich der unteren Donau ist anfangs von Thrakern besiedelt, die in dem 5. Jahrhundert v. Chr. unter die Herrschaft der Makedonier und in dem 2. Jahrhundert v. Chr. der Römer kommen. In dem 7. Jahrhundert entsteht aus Slawen, Thrakern, Awaren und Turkvölkern das Volk der Bulgaren, das 681 und 1185 zu einem eigenen Reich findet. 1393/1396 fällt Bulgarien an die Osmanen (Türken). 1877/1878 löst sich Bulgarien teilweise, 1908 als eigenes Zarenreich vollständig von der türkischen Herrschaft. 1892 wird eine juristische Fakultät in Sofia gegründet. 1945 wird Bulgarien kommunistisch. Sein Recht ist entsprechend dieser Entwicklung römisch, slawisch, osmanisch, westlich (französisch, deutsch, aber auch russisch), sozialistisch (1951 Außerkraftsetzung aller vor 1944 verabschiedeten Gesetze) und nach 1990 demokratisch geprägt. 2007 wird Bulgarien Mitglied der Europäischen Union.

Lit.: Angelov, D. u. a., Istorija na bulgarskata feodalna darzhava i pravo, 1972; Stefanov, I. u. a., Bulgarien, 1975; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,243; Revolution auf Raten – Bulgariens Weg zur Demokratie, hg. v. Höpken, W., 1996; Knaus, G., Bulgarien, 1997; Crampton, R., A Concise History of Bulgaria, 1997; Härtel, H. u. a., Bulgarien, 1998; 100 Jahre Handelsgesetzbuch, hg. v. Paschke, M. u. a., 1998; Manolova, M., Istorija na darzhvata i pravoto, 2001; Tokuschev, D., Istorija na novobulgarskata darzhava i pravo, 2001; Öffentlichkeit ohne Tradition, hg. v. Heppner, H., 2003; Ziemann, D., Vom Wandervolk zur Großmacht, 2006; Köbler, G., Rechtsbulgarisch, 2006; Brunnbauer, U., Die sozialistische Lebensweise, 2007; Ziemann, D., Vom Wandervolk zur Großmacht, 2007; Stepanov, C., The Bulgars, 2010; Draganova, V., Recht durch Transfer – Der Anfang des bulgarischen Rechtssystems 1878-1920, 2015; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2015

Bulgarus (Bologna? vor 1100?-1. 1. 1166?) ist ein Glossen zu allen Teilen der justinianischen Kompilation, einen Apparat zu (lat.) De regulis iuris (über die Rechtsregeln), einen (lat.) Tractatus de iudiciis (Traktat über Gerichte), Quaestiones (Fragen), Summulae (kleine Summen), Distink­tionen, Casus Codicis (Fälle aus dem Codex) und anderes verfassender Glossator. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 162

Bulle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um1000 bezeugt – um 1250 [Die Statuten des Deutschen Ordens] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250 [DOrdStat. 103] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die ein Siegel umschließende Kapsel, das (vorwiegend päpstliche) Siegel (meist aus Gold oder Blei) sowie die mit ihm versehene Urkunde (zwischen [lat. F.Pl.] litterae und [N.] privilegium oder einfachem Brief und feierlichem Privileg). Aus Byzanz kommt die Bleibulle in dem 6. Jahrhundert in die päpstliche Kanzlei und von dort an dem Ende des 8. Jahrhunderts an den fränkischen Hof (1226 Goldene Bulle von Rimini, 1356 →Goldene Bulle Karls IV.). In der Bulle (lat.) Unam sanctam (ecclesiam, eine heilige Kirche) von dem 18. 11. 1302 begründet (Papst) Bonifaz VIII. einen Anspruch des Papstes auf Universalherrschaft auch in weltlichen Angelegenheiten (Es ist zu dem Heile für jedes menschliche Wesen durchaus unerlässlich, dem römischen Papst unterworfen zu sein).

Lit.: Eitel, A., Über Blei- und Goldbullen im Mittelalter, 1912; Ewald, W., Siegelkunde, 1914; Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. 1356, bearb. v. Müller, K., 1970; Frenz, T., Papsturkunden, 1986, 2. A. 2000; Stieldorf, A., Basiswissen Siegelkunde, 2004

Bund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – um 1185 [Klagebüchlein des Hartmann von Aue] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert [NürnbPolO. 304] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb binden mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist die (gewollte) Verbindung (von Menschen) zu einer übergeordneten Einheit. Politisch bedeutsam sind beispielsweise der →Rheinbund von 1806 oder der →Deutsche Bund (1815-1866). In dem Bundesstaat kann auch der Gesamtstaat als Bund bezeichnet werden.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 582; Bünde - Städte - Gemeinden, hg. v. Freitag, W. u. a., 2009; Gellinek, C., Bundesordnung in der deutschen Geschichte, 2019

Bundesakte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz -und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie 1815 verwendet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Deutsche Bundesakte

Bundesarbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie 1953 verwendet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in arbeits­rechtlichen Streitigkeiten mit Sitz in Kassel bzw. Erfurt (1996).

Lit.: 25 Jahre Bundesarbeitsgericht, hg. v. Gamillscheg, F. u. a., 1975; Grunsky, W., Arbeitsgerichtsgesetz, 6. A. 1990; 50 Jahre Bundesarbeitsgericht, hg. v. Oetker, H. u. a., 2004; Dieterich, T., Ein Richterleben im Arbeits- und Verfassungsrecht, 2016

Bundesexekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Deutschen Bund (1815-1866) die Ausführung der Bundesakte, der Bundes­beschlüsse und gerichtlicher und gerichts­ähnlicher Entscheidungen durch den Deutschen Bund gegenüber einem Bundes­glied (beispielsweise 1830 gegen Braunschweig, 1834 gegen Frankfurt, 1864 gegen Dänemark sowie formlos 1866 gegen Preußen).

Bundesfinanzhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1950, M.) ist seit 1950 das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in Finanz­streitigkeiten mit Sitz in München. Der Bundesfinanzhof ist Nachfolger des zu dem 1. 10. 1918 eingerichteten Reichsfinanzhofs.

Lit.: Offerhaus, K., Der Bundesfinanzhof, 1985, 3. A. 1993, 7. A. 2009; 60 Jahre Bundesfinanzhof, hg. v. Bundesfinanzhof, 2010

Bundesgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gericht eines Bundes

Bundesgerichtshof (Wort [M.] in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1934 bzw. 1950) ist seit 1. 10. 1950 als Nachfolger des 1945 bei Ende des Zweiten Weltkriegs aufgelösten Reichsgerichts das oberste Gericht der ordentlichen Gerichtsbar­keit der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz (nicht wie von [der Regierung] Konrad Adenauer gewünscht in Köln, sondern) in Karlsruhe (Präsidenten 1950 Hermann Weinkauff, [zwischen 1954 und 1964 mehr als 70 Prozent aus der Zeit vor 1945 übernommene Richter und Staatsanwälte,] 1960 Bruno Heusinger, 1968 Robert Fischer, 1977 Gerd Pfeiffer, 1988 Walter Odersky 1996 Karlmann Geiß, 2000 Günther Hirsch, 2008 Klaus Tolksdorf, 2014 Bettina Limperg). Wichtige Ent­scheidungen betreffen die Strafbarkeit der Kuppelei, die Anerkennung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, die Anerkennung der finalen Handlungslehre in dem Strafrecht, die Anerkennung des Anwartschaftsrechts und des Sicherungsei­gentums oder die Anerkennung der Produ­zentenhaftung).

Lit.: Möhring, P., 25 Jahre Bundesgerichtshof, (in) NJW 1975, 1820; 25 Jahre Bundesgerichtshof, hg. v. Krüger-Nieland, G., 1975; Otto, J., Bibliothek des Bundes­gerichtshofs, 1996 (rund 475000 Bände); Pieper, K., Palais im Park, 1999; Medicus, D., Entscheidungen des BGH als Marksteine für die Entwicklung des allgemeinen Zivilrechts, (in) NJW 2000, 2921; Die Praxis des Bundesgerichtshofes im deutschen Rechtsleben, hg. v. Canaris, C. u. a., Bd. 1ff. 2000; Schubert, W./Glöckner, H., Vom Reichsgericht zu dem Bundesgerichtshof, (in) NJW 2000, 2971; Fortitudo temperantia - Die Rechtsanwälte am Reichsgericht und beim Bundesgerichtshof, hg. v. d. Verein der beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwälte, 2000; Geiß, K., Fünfzig Jahre Bundesgerichtshof, 2001; Ohe, A. v. d., Das Gesellschaftsbild des Bundesgerichtshofs, 2010

Bundesgerichtshof ([M.] in Österreich, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das ab 15. 7. 1934 den Verfassungsgerichtshof und den Verwaltungsgerichtshof ersetzende Ge­richt, das 1938 durch den Anschluss seine verfassungsgerichtliche Zuständigkeit verliert, durch Verordnung von dem 11. 1. 1940 in Ver­waltungsgerichtshof in Wien umbenannt wird und 1941 in dem Reichsverwaltungsgericht (bis 1945) auf­geht.

Bundesgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen in Bundesgesetzblatt – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gesetz eines Bundes

Bundesgesetzblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und 1867 verwendet, N.) ist das Gesetzblatt für Bundesgesetze (beispielsweise für den Norddeutschen Bund, in Deutschland oder in Österreich).

Bundesintervention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Deutschen Bund (1815-1866) die Möglichkeit des Eingreifens des Bundes in die inneren Angelegenheiten eines Mitgliedstaats zu der Wahrung der inneren Sicherheit auf Ersuchen oder bei Handlungs­unfähigkeit der Regierung.

Bundeskanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der politische Führer der Regierung in Deutschland (1949, Richtlinienkompetenz) und Österreich (1920, seit 1929 durch Bundespräsidenten ernannt) sowie die Amtsbezeichnung Otto von Bismarcks in dem Norddeutschen Bund (von 1867 bis 1870/1871).

Lit.: Die Bundeskanzler und ihre Ämter, hg. v. d. Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland u. a., 2006; Milde, G., Entscheidungsprozesse von Spitzenpolitikern, 2016

Bundeskartellamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar - 1957, N.) ist das 1957 in Deutschland gegründete Bundesamt für Kartellangelegenheiten.

Lit.: 50 Jahre Bundeskartellamt, 2007

Bundesoberhandelsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gengenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar - 1869, N.) ist das für Handelssachen durch Gesetz des Norddeutschen Bundes von dem 12. 6. 1869 gegründete und in Leipzig eingerichtete, nationalliberal besetzte Gericht (Präsident Heinrich Eduard Pape 1816-1888). 1871 wird es zu dem auch die süddeutschen Staaten erfassenden Reichsoberhandelsgericht des (zweiten) Deutschen Reiches, das 1879 in dem →Reichsgericht aufgeht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 195; Behrend, J., Das Bundesoberhandelsgericht, (in) Z. f. Gesetzgebung und Rechtspflege in Preußen, 3, 200; Müller, K., Der Hüter des Rechts, 1997; Weiss, A., Die Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts in Strafsachen, 1997; Winkler, S., Das Bundesoberhandelsgericht und das spätere Reichsoberhandelsgericht, 2001; Henne, T., Rechtsharmonisierung durch das „Reichsgericht“ in den 1870er Jahren, 2005

Bundespräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Staatsoberhaupt in der Bundesrepublik Deutschland (1949, Wahl durch besondere Bundesversammlung) und Österreich (1920, Wahl durch den Nationalrat, seit 1929 Wahl durch das Volk).

Bundesrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1504 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (von 1867 bis 1870/1871 in dem →Norddeutschen Bund [eigentlich eher ein Fürstenhaus] und) in dem Deutschen Reich von 1871 das die Mitwirkung der Einzelstaaten an dem Bundes­geschehen ermöglichende Organ, das als Träger der obersten Gewalt den Gesamtstaat als Einheit repräsentiert (Staatenhaus der gescheiterten Reichsver­fassung von 1848/1849). Von seinen 58 Stimmen entfallen 17 auf Preußen (Möglichkeit der Verhinderung jeder Ver­fassungsänderung), 24 auf 7 mittlere Staaten und je eine auf die übrigen 17 kleinen Länder. Mit dem →Reichstag erlässt der Bundesrat Gesetze, wobei ein komplexes Vertretungssystem unter den Kleinstaaten sicherstellt, dass ein Großteil der kleinen Fürstentümer stets mit Preußen stimmt und dadurch zuverlässige Mehrheiten für Preußen bereitstellt, so dass die Reichsleitung den Bundesrat fest in den Griff bekommt, was die Zentralisierung der föderalen Kompetenzstruktur ermöglicht. In dem Februar 1919 wird dieser Bundesrat durch den Staatenausschuss und nach der Verfassung des Deutschen Reiches an dem 14. 8. 1919 an durch den Reichsrat ersetzt, der 1934 aufgelöst wird. Auch die Bundesrepublik Deutschland kennt einen Bundesrat als (weisungsgebundene) Vertretung der (11 bzw. seit 1990) 16 Länder, ebenso Österreich (Art. 24 Bundes-Verfassungsgesetz, mindestens drei Mitglieder für jedes Bundesland, Abstim­mung regelmäßig nach Parteizugehörigkeit, bei Berührung von Länderinteressen absolutes Vetorecht gegenüber Beschlüssen des Natio­nalrats).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 174, 195, 220, 248, 257; Reincke, H., Der alte Reichstag und der neue Bundesrat, 1906; Maunz, T., Der Bundesrat in Vergangenheit und Gegenwart, (in) Hist. Jb. 74 (1955), 446; Ziller, G. u. a., Der Bundesrat, 10. A. 1998; Der Bundesrat, hg. v. Bundesrat, 1974; Scholl, Udo, Der Bundesrat in der deutschen Verfassungsentwicklung, 1982; Vierzig Jahre Bundesrat, hg. v. Bundesrat, 1989; Klein, E., Die Rolle des Bundesrates und der Länder, 1998; Lilla, J., Föderalismus in historisch-vergleichender Perspektive, 2014 (725 Kurzbiographien); Haardt, O., Innenansichten des Bundesrates im deutschen Kaiserreich 1871-1918, (in) HZ 310 (2020), 333

Bundesrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, vor 1841, N.) ist vor allem das von dem Bund der Bundesrepublik Deutschland geschaffene bzw. übernommene Recht, in einem weiteren Sinn das Recht jeden Bundes.

Lit.: Zachariä, H., Deutsches Staats- und Bundesrecht, Bd. 1f. 1841, 3. A. 1867; Bluntschli, J., Geschichte des schweizerischen Bundesrechts, 1875

Bundesregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die Regierung eines Bundesstaats.

Lit.: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, hg. v. Booms, H., 1953ff.; Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, hg. v. Bundesarchiv, Bd. 1ff. 1979ff. (http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0000/index/html ; Die Mitglieder der Bundesregierungen, hg. v. Kempf, U. u. a., 2000; Kanzler und Minister 1949-1998, hg. v. Kempf, U., 2001

Bundesrepublik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1949 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die föderalistische Republik (beispielsweise Österreich, Deutschland).

Bundesrepublik Deutschland (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der nach der Niederlage der Achsenmächte Deutsches Reich, Italien und Japan gegen die Alliierten (Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjet­union, Großbritannien und Frankreich) in dem Zweiten Weltkrieg (8. Mai 1945 Kapitulation des Deutschen Reiches), nach der Wieder­verselbständigung des sich 1938 an das Deutsche Reich anschließenden Österreich und nach der Einteilung des Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen aus diesen Besatzungszonen der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreichs über die Bizone der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens (1946 bzw. 1. 1. 1947) und die Trizone (einschließlich der Besatzungszone Frank­reichs 8. 4. 1948) auf Grund einer Londoner Konferenz zu dem 23. 5. 1949 gebildete deutsche Bundesstaat mit den Ländern Baden (bis 1951/1952), Württemberg (bis 1951/1952, dann Baden-Württemberg), Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Nie­dersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und (West-Berlin sowie ab dem 1. 1. 1957) Saarland und (ab 1990) (Berlin,) Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sach­sen-Anhalt sowie Thüringen. Seine Ver­fassung ist das auf Aufforderung der westlichen Besatzungs­mächte (über die Ministerpräsidenten der westlichen Länder) von einem Verfassungs­konvent in Herren­chiem­see (1948) und einem Parla­men­tarischen Rat (ab 1. 9. 1948) erar­beitete, an dem 23. 5. 1949 verkündete Grundgesetz, dem gegenüber ein Besatzungs­statut wichtige Bereiche den Besatzungs­mächten vorbehält (einge­schränkt durch Deutschlandvertrag von 1955, beendet 1990). Auf Grund des Gewichts des Ver­hältniswahlrechts in dem ge­mischten Wahl­rechtssystem stehen sich Bundesregierung und Koalitionsparteien einer­seits und Oppo­sitionsparteien ande­rerseits gegenüber. Jedes Gesetz kann von dem Bun­desverfassungsgericht auf seine Verfas­sungs­mäßigkeit überprüft werden. Seit 1951 verbindet sich die Bundesrepublik Deutschland mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg sowie später weiteren europäischen Staaten zu europäischen Ge­mein­schaften (für Kohle und Stahl, 1957 für Atom­wesen und für Wirtschaft), zu der Europäischen Gemein­schaft bzw. 1992 zu der Euro­päischen Union. Nach dem Grund­lagenvertrag von dem 21. 12. 1972 treten Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik 1973 den Vereinten Nationen bei. An dem 11. September 1989 kurz nach Mitternacht öffnen Ungarn und Österreich durch die Außenminister mit Drahtscheren den verrosteten Eisernen Vorhang zwischen Ostblock und westlichen Staaten, so dass etwa 7000 in Ungarn versammelte Staatsangehörige der Deutschen Demokratischen Republik nach Österreich gelangen können, womit die Herstellung einer deutschen Einheit einsetzen kann. An dem 3. 10 1990 tritt die Deutsche Demo­kratische Republik auf Grund (des Vertrags über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik von dem 18. 5. 1990 und) des Einigungsvertrags von dem 31. 8. 1990 der Bundesrepublik Deutschland bei. Die Übertragung des bundesdeutschen Sozialstaats auf die neuen Bundesländer ist politisch alternativlos, verschärft aber die latente Krise des Sozialstaats. Die Finanzierung belastet besonders die unteren und mittleren Bevölkerungsschichten. Die sozialpolitisch begründete Erhöhung der Entgelte verschlechtert die Wettbewerbsfä­hig­keit. Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland wird das Recht vielfach verändert. 2021 verlieren nach einer großen Koalition mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und kurzsichtiger Personalentscheidung die Christlich Demokratische Union und die Christlich Soziale Union die Stellung als stärkste Bundestagsfraktionsgemeinschaft an eine Mehrheit von Sozialdemokratischer Partei Deutschlands, Grüne und Freie Demokratische Partei Deutschlands, die angeblich Modernisierung, Ökologisierung und Digitalisierung anstrebt, vermutlich aber hauptsächlich den Bürger weiter belasten und deswegen auf Preissteigerungen zu Lasten des Bürgers setzen wird.

Lit.: Schwarz, H., Vom Reich zur Bundesrepublik, 1966; Akten zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 1ff. 1976ff.; Bewegt von der Hoffnung aller Deutschen, hg. v. Benz, W., 1979; Rupp, H., Politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 1979, 4. A. 2009; Roßnagel, A., Die Änderungen des Grundgesetzes, 1981; Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Bracher, K., Bd. 1ff. 1982ff.; Benz, W., Von der Besatzungsherrschaft zur Bundesrepublik, 1984; Morsey, R., Die Bundesrepublik Deutschland, 4. A. 2000; Schröder, J., 40 Jahre Rechtspolitik im freiheit­lichen Rechtsstaat, 1989; 40 Jahre Bundesrepublik, hg. v. Nörr, K, 1990; Thränhardt, D., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2. A. 1996; Kröger, K., Einführung in die Verfassungsgeschichte der Bundesrepublik Deutsch­land, 1993; Geschichte der deutschen Einheit, Bd. 1ff. 1997ff.; Birke, A., Die Bundesrepublik Deutsch­land, 1997, 2. A. 2011; Ritter, G., Über Deutschland, 1998; Schäfer, J., Deutsche Geschichte (CD-ROM), 1998; ZEIT-Geschichte der Bonner Republik, hg. v. Dönhoff, M. u. a., 1999; Görtemaker, M., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 1999; Nörr, K., Die Republik der Wirtschaft, Teil 1 1999, Teil 2 2007; Fünfzig Jahre Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Conze, E. u. a., 1999; Frei, N., Vergangenheitspolitik, 1999; Baring, A., Es lebe die Republik, 1999; Dippel, H., Die Konstitutionalisierung des Bundesstaats, (in) Der Staat, 1999, 221; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, Wolfgang, 1999; Rupp, K., Politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 3. A. 2000; Kielmannsegg, P. Graf, Nach der Katastrophe, 2000; Reichel, P., Vergangenheitsbewältigung in Deutschland, 2001; Recker, M., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2002; Utz, F., Preuße, Protestant, Pragmatiker - Der Staatssekretär Walter Strauß und sein Staat, 2003; Rödder, A., Die Bundesrepublik Deutschland 1969-1990, 2004; Die Bundesrepublik Deutschland. Staatshandbuch, 2003; Wolfrum, E., Die Bundesrepublik Deutschland (1949-1990), 2005; Book, A., Die Justizreform in der Frühzeit der Bundesrepublik, 2005; Lappenküper, U., Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990, 2008; Ipsen, J., Der Staat der Mitte, 2009; Bevers, J., Der Mann hinter Adenauer, 2009; Ritter, G., Wir sind das Volk, 2009; Weizsäcker, R., Der Weg zur Einheit, 2009; Benz, W., Auftrag Demokratie, 2009; Pierson, T., 1968 und das Recht, ZRG GA 128 (2011), 391; Gehler, M., Deutschland, 2010; Hesse, E., Systemwechsel in Deutschland, 2010; Rechtsentwicklungen im vereinten Deutschland, hg. v. Weiß, N., 2011; Staat und Recht in Teilung und Einheit, hg. v. Krüper, J. u. a., 2011; Fichtner, T. u. a., Dutschkes Deutschland, 2011; Reform und Revolte, hg. v. Löhnig, M. u. a., 2012; Hilpert, D., Wohlfahrtsstaat der Mittelschichten?, 2012; Schwarz, P., Helmut Kohl, 2012; Heumann, H., Hans-Dietrich Genscher, 2012; Imgrund, B. 101 deutsche Orte die man gesehen haben muss, 2012, 4. A. 2014; Herold, M., Die rechtliche Entstehung der Bundesländer, 2012; Rigoll, D., Staatsschutz in Westdeutschland, 2013; Michels, E., Guillaume, der Spion, 2013; Wolfrum, E., Rot-Grün an der Macht. Deutschland 1998-2005, 2013; Wiegeshoff, A., Wir müssen alle etwas umlernen, 2013; Die Rosenburg - Das Bundes­minis­terium der Justiz und die NS-Vergangenheit, hg. v. Görtemaker, M. u. a., 2013, 2. A. 2013; Koerfer, D., Diplomatenjagd, 2013; Ritter, G., Hans-Dietrich Genscher, 2013; Radkau, J., Theodor Heuss, 2013; Intellektuelle in der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Kroll, T. u. a., 2013; Buchna, K., Ein klerikales Jahrzehnt?, 2014; Gehler, M., Modellfall für Deutschland? Die Österreichlösung mit Staatsvertrag und Neutralität 1945-1955, 2014; Vogel, H. u. s. Was zusammengehört – Die SPD und die deutsche Einheit 1989/90, 2014; Creuzberger, S., Willy Brandt und Michail Gorbatschow, 2015; Schmidt, H., Was ich noch sagen wollte, 2015; Möller, H., Franz Josef Strauß, 2015; Die Einheit, hg. v. Möller, H. u. a., 2015; Rupps, M., Der Lotse. Helmut Schmidt, 2015; Der halbierte Rechtsstaat, hg. v. Begalke, S. u. a., 2015; Zick, A., Wut, Verachtung, Abwertung – Rechtspopulismus in Deutschland, 2015; Jaggi, S., The 1989 Revolution in East Germany and its Impact on Unified Germany’s Constitutional Law, 2016; Lambertz-Pollan, R., Auf dem Weg zu Souveränität und Westintegration (1948-1955) – Der Beitrag des Völkerrechtlers und Diplomaten Wilhelm Grewe, 2016; Deutschland einig Vaterland? Eine Bilanz nach 25 Jahren, hg. v. Müller, R., 2016; Spohr, K., Helmut Schmidt, 2016 (sieht einen Lenker einer Weltmacht, der tatsächlich aber nur ein bedeutender Bundeskanzler war); Sälter, G., Phantome des kalten Krieges – Die Organisation Gehlen, 2016; Nowack, S., Sicherheitsrisiko NS-Belastung, 2016; Keßelring, A., Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, 2017; Meifort, F., Ralf Dahrendorf – eine Biographie, 2017; Die Ämter und ihre Vergangenheit – Ministerien und Behörden im geteilten Deutschland 1949-1972, hg. v. Creuzberger, C. u. a., 2018; Recker, M., Parlamentarismus in der Bundesrepublik Deutschland, 2018; Jakob, K., Assu is gween, 2018; Vonyó, T., The Economic Consequences of the War, 2018; Mätzing, H., Georg Eckertz 1912-1974, 2018; Apostolow, M., Der „immerwährende Staatssekretär“ – Walter Strauß und die Personalpolitik im Bundesministerium der Justiz 1949-1963, 2018; Gassert, P., Bewegte Gesellschaft – Deutsche Protestgeschichte seit 1945, 2018; Bästlein, K., Der Fall Globke, 2018; Häberlen, J., The Emotional Politics of the Alternative Left, 2018; Schwarz, H., Von Adenauer bis Merkel - Lebenserinnerungen, 2018; Wolf, T., Die Entstehung des BND, 2018; Mehring, R., Die neue Bundesrepublik, 2019; Waigel, T., Ehrlichkeit ist eine Währung, 2019; Stanzel, V., Die ratlose Außenpolitik und warum sie den Rückhalt der Gesellschaft braucht, 2019; Hett, B. u. a., Otto John, 2019; Wesel, U., Rechtsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2019; Wambach, K., Rainer Barzel, 2019; Hammerich, H., „Stets am Feind!“ Der Militärische Abschirmdienst (MAD) 1956-1990, 2019; Bähr, J. u. a., Industrie, Politik und Gesellschaft – Der BDI und seine Vorgänger 1919-1990, 2019; Wintgens, B., Treibhaus Bonn, 2019; Adenauer – Rhöndorfer Ausgabe. Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und die soziale Marktwirtschaft, bearb. v. Löttel, H., hg. v. Geppert, D. u. a., 2019; Mödinger, D., Vom Freiheitskämpfer zum Friedenspolitiker – Willy Brandt als amtierender Bürgermeister von Berlin, 2019; Niedhart, G., Durch den Eisernen Vorhang – Die Ära Brandt und das Ende des Kalten Krieges, 2019; Biess, F., Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik, 2019; Romberg, D., Atomgeschäfte – Die Nuklearexportpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1970-1979, 2020; Ridley, H., Law in West German Democracy – Seventy Years of History as Seen Through German Courts, 2020; Weber, P., Getrennt und doch vereint – Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/1990, 2020; Trautsch, J., Vom „Abendland“ in „den Westen“? – Die Liberalisierung der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit in begriffsgeschichtlicher Sicht, (in) HZ 311 (2020), 633; Frey, M., Vor Achtundsechzig. Der Kalte Krieg und die Neue Linke in der Bundesrepublik und den USA, 2020; Entspannung im Kalten Krieg. Der Weg zum Moskauer Vertrag, hg. v. Borchard, M. u. a., 2020; Fritz Bauer und „Achtundsechzig, hg. v. Rauschenberger, K. u. a., 2020; Wolfrum, E., Der Aufsteiger – Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute, 2020; Goeke, S., „Wir sind alle Fremdarbeiter“, 2020

Bundessozialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1954) ist das an dem 11. 9. 1954 eröffnete oberste Gericht der Sozialge­richtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Kassel.

Lit.: Grundlagen und Herausforderungen des Sozialstaats – Denkschrift 60 Jahre Bundessozialgericht, hg. v. Masuch, P. u. a., 2014

Bundessozialhilfegesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1962) →Sozialhilfe

Bundesstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1808 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der Zusammenschluss (Bund) von Staaten zu einem neuen Staat (beispielsweise [Vorformen Städtebünde, Heiliges römisches Reich, holländische Generalstaaten, theo­retische Begründung durch Althusius [1563-1638], Leibniz [1646-1717], Vereinigte Staaten von Amerika 1787, Schweiz 1848, Norddeutscher Bund 1867, Deutsches Reich 1871, Österreich 1920, Russland). Die staatlichen Aufgaben, Rechte und Pflichten sind jeweils zwischen Gesamtstaat (Oberstaat) und Gliedstaaten (beispielsweise Bun­desland, Kanton, Land) aufgeteilt. Nach dem Subsidiaritäts­prinzip hat in der Zuständigkeit die kleinere Einheit grundsätzlich den Vorrang vor der größern Einheit. Die Gliedstaaten sind zwar Staaten, haben aber nur in den von der Verfassung eingeräumten Ausnahmefällen Souveränität. Gegen­satz des Bundesstaats ist der Ein­heitsstaat (beispielsweise Frankreich, Italien, Ungarn, Österreich 1862-1918, Deutsches Reich 1933-1945), doch nähern sich beide in der Wirklichkeit einander an (beispielsweise ist der Bundesstaat Österreich stärker zentralisiert und auf Wien ausgerichtet).

Lit.: Grzeszick, B., Vom Reich zur Bundesstaatsidee, 1996; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel (1867-1933), 2002; Baier, C., Bundesstaat und eu­ropä­ische Integration, 2006; Fassbender, B., Der offene Bundesstaat, 2007; Becker, M., Max von Seydel und die Bundesstaatstheorie des Kaiserreichs, 2009; Brandt, P., Mit anderen Augen, 2013

Bundestag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt – nicht in EDEL - und – in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein die Versammlung der Mitglieder eines Bundes (beispielsweise Deutscher Bund 1815-1866 in Frankfurt am Main), insbesondere das Parlament der Bundesrepublik Deutsch­land (1949ff.), aber auch Österreichs zwischen 1934 und 1938.

Lit.: Schäfer, W., Der Bundestag, 4. A. 1982; Vierzig Jahre Deutscher Bundestag, hg. v. Neske, G., 1989; Ismayr, W., Der deutsche Bundestag, 1992; Die Mitglieder des Deutschen Bundestages, 1998; Der Deutsche Bundestag 1949-1999, hg. v. Deutschen Bundestag, 1999; Schindler, P., Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages, 1949–1999, 1999; Reker, S., Der Deutsche Bundestag, 1999; M. d. B. Volksvertretung im Wiederaufbau 1946-1961, hg. v. Schumacher, M., 2000; Biographisches Handbuch der Mitglieder des deutschen Bundestages 1949-2002, hg. v. Vierhaus, R. u. a., 2002f.; Becker, M., Max von Seydel und die Bundesstaatstheorie des Kaiserreichs, 2009

Bundesverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1812 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verfassung eines Bundes

Bundesverfassungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1951) ist das nach dem vorangehenden Verfassungsge­richts­hof Bayerns an dem 7. 9. 1951 mit Sitz in Karlsruhe errichtete Verfassungsgericht (des Bundes) der Bundesrepublik Deutschland (, erste Entscheidungen 9. 9. 1951, bis 2001 132000 Verfahren, davon 127000 Verfassungsbeschwerden).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 257, 261; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­GesetzueberdasBundesverfassungsgericht1951.pdf; Schlaich, K./Korioth, S., Das Bundes­verfassungsgericht, 6. A. 2004, 7. A. 2007, 11. A. 2028; Häußler, R., Der Konflikt zwischen Bundesverfassungsgericht und politischer Führung, 1994, Neudruck 2014; Haltern, U., Verfassungsgerichtsbarkeit, Demokratie und Misstrauen, 1998; Das Bundesverfassungsgericht, hg. v. Limbach, J., 2000; Limbach, J., Das Bundesverfassungsgericht, 2001; Limbach, J., Das Bundesverfassungsgericht und der Grundrechtsschutz in Europa, (in) NJW 2001, 2913; Festschrift 50 Jahre Bundesverfassungsgericht, hg. v. Badura, P. u. a., 2001; Grigoleit, K., Bundesver­fassungsgericht und deutsche Frage, 2004; Wesel, U., Der Gang nach Karlsruhe, 2004; Das Bundesverfassungsgericht im politischen System, hg. v. Ooyen, R. van u. a., 2006; Lembcke, O., Hüter der Verfassung, 2007; Das entgrenzte Gericht. Eine kritische Bilanz nach sechzig Jahren Bundesverfassungsgericht, hg. v. Jestaedt, M. u. a., 2011; Rüthers, B., Die heimliche Revolution vom Rechtsstaat zum Richterstaat, 2014; Doering-Manteuffel, A. u. a., Der Brokdorf-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts 1985, 2015; Lübbe-Wolff, G., Wie funktioniert das Bundesverfassungsgericht?, 2015; Gehrig, S., Recht im Kalten Krieg, (in) HZ 303 (2016), 64; Verfassungsgerichtsbarkeit in der Bonner Republik, hg. v. Meinel, F., 2019; Darnstädt, T., Verschlusssache Karlsruhe – Die internen Akten des Bundesverfassungsgerichts, 2019, 2. A. 2019

Bundes-Verfassungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1920, N.) ist das von Hans Kelsen wesentlich geprägte, von der konstituierenden Nationalversammlung be­schlos­sene Gesetz zu der Einrichtung der Republik Österreich als Bundesstaat von dem 1. Oktober 1920 (B-VG, womit die Republik Österreich als Bundesstaat eingerichtet wird, Staatsgesetz­blatt 1920, 450, authentisch kundgemacht unter BGBl. 1920, 1, ohne Präambel, Staatszielbe­stim­mungen oder Grundrechte). 1925 wird die mittelbare Bundesverwaltung eingeführt und werden Zuständigkeiten des Bundes erweitert. 1929 wird die unmittelbare Volkswahl des Bundespräsidenten festgelegt. Danach wird das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 kundgemacht (BGBl. 1930, 1). 1934 wird es durch Verord­nung der Regierung Dollfuß außer Kraft gesetzt und eine neue Verfassung (Mai­verfassung) erlassen. Auf Grund des zweiten Ver­fassungs-Überleitungsgesetzes von 1945 (StGBl 1945, 232) tritt es nach dem Stand von dem 5. 3. 1933 wieder in Kraft. 1981 wird die Volksanwaltschaft eingefügt, 1988 der unabhängige Verwaltungssenat. 1994 wird das Bundes-Verfassungsgesetz neu gefasst.

Lit.: Die Bundesverfassung vom 1. Oktober 1920, hg. i. V. m. Froelich, G./Merkl, A. v. Kelsen H., 1922, hg. v. Walter, R., Neudruck 2010; Polaschek, M., Die Rechtsentwicklung in der ersten Republik, 1992

Bundesversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versammlung von Mitgliedern eines Bundes (beispielsweise Deutscher Bund 1815-1866 mit Sitz in Frankfurt am Main, Art. 38ff. Bundes-Verfassungsgesetz Österreich, Maiverfassung 1934 Österreich in jeweils besonderer Zusammensetzung mit jeweils besonderer Zuständigkeit). In der Bundesrepublik Deutschland wählt eine besondere Bundesversammlung (nur) den Bundespräsi­denten.

Lit.: Dublin-Honegger, J., Die Anfänge der schwei­zerischen Bundesversammlung, Diss. jur. Basel 1978; Moldenhauer, R., Aktenbestand und Geschäftsverfah­ren der deutschen Bundesversammlung, (in) Archival. Z. 1978, 35

Bundesverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verwaltung eines Bundes

Bundesverwaltungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache 1 nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1952, N.) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in Verwaltungsstreitigkeiten mit Sitz in (Berlin [1952] bzw. seit 1997) Leipzig sowie seit 2014 auch ein Gericht in Österreich.

Lit.: Festgabe 50 Jahre Bundesverwaltungsgericht, hg. v. Schmidt-Aßmann, E., 2003

Bundeswehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1958 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das (rund 13000 Offiziere der Wehrmacht des Deutschen Reiches übernehmende) Heer der Bundesrepublik Deutschland seit 1955 (1956).

Lit.: 50 Jahre Bundeswehr, hg. v. Clement, R. u. a., 2005; Die Bundeswehr 1955 bis 2005, hg. v. Nägler, Frank, 2007; Loch, T., Das Gesicht der Bundeswehr, 2008; Bundeswehr und Gedenkstätten des NS-Unrechts, hg. v. Wrochem, O. v. u. a., 2009; Pauli, F., Wehrmachtsoffiziere in der Bundeswehr, 2010; Militärische Aufbaugeneration der Bundeswehr 1955 bis 1970, hg. v. Hammerich, H. u. a., 2010; Auslandseinsätze der Bundeswehr, hg. v. Chiari, B. u. a., 2010; Streitkräfte im Nachkriegsdeutschland, hg. v. Bücking, H. u. a., 2011; 60 Jahre Bundeswehr (Auswahlbibliographie), erarb. v. Lehmann, C. u. a., 2015; Kilian, D., Generale und Admirale der Bundeswehr 1955-2015, 2015; Wanner, M., Das Ansehen der Bundeswehr, 2019; Hammouti-Reinke, N., Ich diene Deutschland, 2019; Einsatz ohne Krieg?, hg. v. Maurer, J. u. a., 2021

Bündnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1290 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [MZoll. I 110] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der politische Zusammenschluss zu einer größeren Einheit.

Lit.: Rauch, G., Die Bündnisse deutscher Herrscher mit Reichsangehörigen, 1966; Verosta, S., Theorie und Realität von Bündnissen, 1971; Frehland-Wildeboer, K., Treue Freunde? Das Bündnis in Europa 1714-1914, 2010 (114 früh veröffentlichte Vertragstexte)

Bündnisrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht, Bündnisse mit anderen einzugehen. Ursprünglich jedem Inhaber herrschaftlicher Gewalt offen, wird es in England und Frankreich durch den Staat beseitigt. In dem Heiligen römischen Reich eröffnen es die Goldene Bulle (1356) und der Westfälische Friede von Münster und Osnabrück (1648) für die Reichsstände, sofern es sich nicht gegen Kaiser und Reich richtet. In dem →Deutschen Bund ist es nur durch die Verpflichtung beschränkt, die Sicherheit des Bundes oder einzelner seiner Glieder nicht zu be­einträchtigen. Allmählich engt sich in der späteren Neuzeit das Bündnisrecht auf souveräne Staaten ein.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bezold, F. v., Das Bünd­nisrecht, 1904; Böckenförde, E., Der Westfälische Friede und das Bündnisrecht der Reichsstände, (in) Der Staat 8 (1969), 449

Bundschuh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1296/1298 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [ZGO 16 1864 244] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Bauernkrieg

Bunge, Friedrich Georg von (Kiew 13. 3.1802-Wiesbaden 9. 4. 1897) wird nach dem Studium des Rechtes in Dorpat (1818-1822) Lektor für die russische Sprache, 1823 Privatdozent für Provinzialrecht sowie 1825 Ratsherr und nach der Promotion als Dr. iur. in Heidelberg (1826) außerordentlicher Professor für Provinzialrecht in Dorpat (1831, 1832 ordentlicher Professor) sowie 1839 Bibliotheksdirektor. Nach einer Studienreise in deutsche Länder (1840) wird er 1842 entlassen und Stadtsyndikus Revals sowie von 1843 bis 1854 Bürgermeister. 1856 tritt er in die Kanzlei des Zaren in Sankt Petersburg ein, in der er bis 1864 das Provinzialrecht der Ostseegouvernements Dritter Teil, Privatrecht, Liv-, Est- und Curländisches Privatrecht verfasst, das in Lettland bis 1937 und in Estland bis 1945 als Zivilgesetzbuch gilt. 1865 wandert er nach Gotha aus, wo er Staatsrat wird. 1878 wechselt er nach Wiesbaden. Auf Grund seiner vielfältigen Arbeiten wird er als Begründer der baltischen Rechtsgeschichte angesehen. S. Google

Lit.: Recke, J./Napiersky, C., Allgemeines Schrift­steller- und Gelehrtenlexikon, 1827, 303, 1859, 112; Geschichte und Perspektiven des Rechts im Ostseeraum, hg. v. Eckert, J. u. a., 2002, 147ff.; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005

Burchard von Ursberg s. Google

Lit.: Wulz, W., Der spätstaufische Geschichtsschreiber Burchard von Ursberg, 1982

Burchard von Worms (965-Worms 20. 8. 1025), aus dem Hause der Grafen von Reichenbach-Ziegenhain (Güter bei Fritzlar und Frankenberg?), wird nach seiner Erziehung in Koblenz aus der Nähe Erzbischof Willigis‘ von Mainz durch Kaiser Otto III. 1000 Bischof von Worms. Sein wohl zwischen 1008 und 1012 (und damit vor 1022) verfasstes, eigenständige Ansätze enthaltendes Handbuch ([lat., N.] Decretum) in 20 Büchern und 1785 Kapiteln (davon 163 noch herkunftmäßig ungeklärt, 45 Prozent der Texte gegenüber den Vorlagen inhaltlich geändert, vor allem in den Rubriken) ist die wichtigste vor­gratianische Kanonessammlung. Sie beruht auf der (lat.) Collectio (F.) Anselmo dedicata (dem Anselm gewidmete Samm­lung), dem (lat.) Liber (M.) de synodalibus causis (Buch über Synodalsachen) des →Regino von Prüm und einzelnen Kanones und Dekretalen sowie Bußbüchern und Kirchenschriften. Sie stellt gegenüber den Vorgängerarbeiten einen erheblichen Fortschritt dar und erreicht mit dem Ziel einer durch Auswahl der Quellen (Bibel, Dekrete der Konzilien und Päpste, Schriften siebener Kirchenväter, drei Buß­bücher) in sich kon­sistenten wider­spruchs­freien Sammlung autoritativer Texte für die kirchenrechtliche Praxis die Schwelle zu wissenschaftlicher Kanonistik. Burchards (lat.) Lex (F.) familiae Sancti Petri, Recht der Angehörigen der Grundherrschaft der Kirche Sankt Peter (1023-1025) ist ein frühes Beispiel eines grundherrschaftlichen Hofrechts. S. Google

Lit.: Burchardi Wormatiensis episcopi Decretorum Libri XX, hg. v. Kölzer, T. u. a., 1992 Neudruck gegenüber 1983 und 1549; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DecretorumlibriXX1548.pdf; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/LexFamiliae1023-1025.pdf; Meyer, G., Überlieferung und Verbreitung des Dekrets des Bischofs Burchard von Worms, ZRG KA 55 (1935), 141; Theuerkauf, G., (in) Frühmittelalterliche Studien, Bd. 2, 1968; Metz, W., Zur Herkunft und Verwandtschaft, (in) Hess. Jb. f. Landesgeschichte 26 (1976), 27ff.; Kerner, M., Studien zum Dekret des Bischofs Burchard von Worms, Diss. phil. Aachen 1971; Hoffmann, H./Pokorny, R., Das Dekret, 1991; Bischof Burchard von Worms 1000-1025, hg. v. Hartmann, W., 2000; Corbet, P., Autour de Burchard de Worms, 2001; Bischof Burchard I, in seiner Zeit, hg. v. Müller, T. u. a., 2001; Austin, G., Law, Theology and „Forgery“ around the year 1000, 2005; Austin, G., Shaping Church Law around the Year 1000, 2009

Bure (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Nachbar, Bauer (M.) (1), Niederländer in Südafrika seit etwa dem Ende des 18. Jahrhunderts (rund drei Millionen)

Lit.: Bossenbroek, M., Tod am Kap. Geschichte des Burenkriegs, 2016

Burg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 800 bezeugt – 2. Hälfte 7. Jahrhundert [Fredegar] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Gotischen und dem Althochdeutschen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft unklar, F.) ist der befestigte Ort, der anfangs wohl nur der Zuflucht dient (Fluchtburg). In dem Frühmittelalter wird wegen ihrer Befestigung auch die antike Stadt oder das Kastell als Burg bezeichnet. Vielleicht nach deren Vorbild entstehen an vielen Stellen (vor allem in dem 12. und 13. Jahrhundert) Burgen, von denen nur ein Teil auch urkundlich belegt ist. Wohl seit dem 11. Jahrhundert sondern sich (wesentlich auf die Befestigung beschränkte) Burg (mit Graben, Wall, Ringmauer, Turm, Tor und untergeordneten Wohnbauten wie Kemenate oder Palas) und (außer Befestigungen überwiegend andere bauliche Anlagen aufweisende) Stadt. Seit dem 15. Jahrhundert beziehungsweise in der Neuzeit ersetzt der Adel die Burg durch das Schloss oder auch die Festung. In der Gegenwart sind fünfzig Prozent aller namentlich bekannten mitteleuropä­ischen Burgen durch Zerstörung oder Verfall verschwunden, von dem Restbestand drei Viertel nur noch Ruinen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 68, 79, 96; Merz, W., Mittelalterliche Burganlagen und Wehrbauten des Kantons Aargau, 1906; Koehne, C., Mühlenbann und Burgenbau, ZRG GA 28 (1907), 63; Fischer, H., Burgbezirk und Stadtgebiet im deutschen Süden, (1956); Burgen, Schlösser und Burgher­rengeschlechter der Ostschweiz, hg. v. Meili, H., 1970; Jäschke, K., Burgenbau und Landes­verteidigung um 900, 1975; Die Burgen im deutschen Sprachraum, hg. v. Patze, H., 1976; Binding, G. u. a., Burg, (in) Lexikon des Mittelalters, Bd. 2 1983, 927; Streich, G., Burg und Kirche, 1984; Allen Brown, R., Castles, Conquest & Charters, 1989; Biller, T., Die Adelsburg in Deutschland, 1993, 2. A. 1998; Burg – Burgstadt - Stadt, 1994; Burgen im Spiegel der Überlieferung, hg. v. Ehmer, H., 1998; Burgen in Mitteleuropa, hg. v. Böhme, H. u. a., 1999; Spazier, I., Mittelalterliche Burgen zwischen mittlerer Elbe und Bober, 1999; Pfälzisches Burgenlexikon, hg. v. Keddigkeit, J. u. a., Bd. 1 1999; Krahe, F., Burgen und Wohntürme, 2002; Böhme, H. u. a., Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen, 2004; Zur Sozial- und Kultur­geschich­te der mittelalterlichen Burg, hg. v. Clemens, L. u. a., 2009; Die Burg, hg. v. Großmann, G., 2010; Befestigungen und Burgen am Rhein, hg. v. Felten, F., 2011; Die Burg im 15. Jahrhundert, hg. v. Zeune, J., 2011; Burgen im Breisgau, hg. v. Beck, E. u. a., 2012; Burgen Perspektiven, hg. v. Südtiroler Burgeninstitut, 2013; Großmann, U., Die Welt der Burgen, 2013; Raumstrukturen und Raumausstattung auf Burgen in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Schmid, C. u. a., 2015

Burg (Stadt nordwestlich Magdeburgs, bäuerlich-ländliches Landrecht [burges lant­recht, Erbrecht, Ehegüterrecht, Sachenrecht, Friedensrecht, Verfahrens­recht] auf elf Seiten in einer mittelniederdeutsch-elbost­fälisch gehalte­nen Sammelhandschrift des frühen 15. Jahr­hunderts [1310-1330] über­liefert, vielleicht auf flämischen Siedlern des 12. Jahrhunderts beruhend), s. Google

Lit.: Das Burger Landrecht hg. v. Markmann F. u. a., 1938; Zimmer, K., Das Burger Landrecht, 2003; Das Burger Landrecht und sein rechtshistorisches Umfeld, hg. v. Pötschke, D. u. a., 2014

Bürge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 800 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen in dem 9. Jahrhundert und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bürgen um 1274 bzw. 1275) ist, wer sich durch Vertrag mit einem Gläubiger eines Dritten verpflichtet, dem Gläubiger gegenüber für die Erfüllung der Verbindlichkeit des Dritten einzustehen. Das Rechtssprichwort Bürgen muss man würgen, aber nicht an den Leib reden, will besagen, dass in Gegensatz beispielsweise zu schwäbischem Landrecht nach römischem Recht der Bürge zwar für den Schuldner einstehen muss, aber bei Nichtleistung von Strafen verschont bleiben soll. →Bürgschaft

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 44, 74, 128; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, 272; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010

bürgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1274 und 1275 bezeugt – 10./11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 37, AhdGl. II 685] und ab 1200 [KölnSchrUrk. I 324] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) für die Erfüllung der Schuld eines Schuldners einstehen

Burgenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 895 (862 bzw. 894-900) von dem aus Asien östlich des Urals in das Donaubecken (Karpatenbecken) vordrin­gen­den, finno-ugrisch sprechenden Volk (Reitervolk) der Ungarn beanspruchte, seit dem 11. Jahrhundert zunehmend von Deutschen besiedelte, durch viele Burgen gekennzeichnete Gebiet (Deutsch-Westungarn mit Pressburg, Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg) an der Grenze (zwischen dem gegenwärtigen Österreich und Ungarn), das 1919 (trotz Widerstands Ungarns) (ohne Ödenburg/­Sopron [Mehrheit von 64 Prozent für Verbleib]) →Österreich als Bundes­land zu­ge­­sprochen, in dem November 1921 von Ungarn besetzt, aber dann kampflos zurückgegeben wird (1939-1945 zwischen Nieder­do­nau/­Niederösterreich und Steiermark aufge­teilt, Hauptstadt die Freistadt Eisenstadt mit knapp 15000 Einwohnern).

Lit.: Urkundenbuch des Burgenlandes, Bd. 1ff. 1955ff.; Burgenland 1938, 1988; Ernst, A., Geschichte des Burgenlandes, 2. A. 1991; Baumgartner, G./Brettl, H., Einfach weg. Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland, 2020; 100 Jahre Burgenland, hg. v. Menasse, P./Wagner, W., 2021

Bürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 8. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Burg teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Bewohner der →Burg oder der →Stadt. Ihm entspricht lateinisch vor allem civis (M.), das ursprünglich hauptsächlich den Angehörigen des römischen Volkes (Quiriten) in Gegensatz zu dem Nichtrömer und zu dem Sklaven meint. Seit dem deutschen Frühmittelalter engt sich der anfangs weitere Begriff des ahd. burgari, Burgbe­wohner wohl seit dem 11. Jahrhundert mit der Neubelebung der bereits den antiken Hochkulturen bekannten Stadt auf den Bürger ein. Dieser Bürger hat →Bürgerrecht und ist trotz unter­schiedlicher ständischer Herkunft meist oder grundsätzlich frei (Stadtluft macht frei), wenn auch vielfach auf Grund eines besonderen Bürgereids (Wort 1474 und 1513/1514 belegt) seiner Stadt besonders verpflichtet. In der Neuzeit, für die beispielsweise auf Samuel Pufendorfs 1673 veröffentlichten Buchtitel (lat.) De officiis hominis et civis, Über die Aufgaben des Menschen und Bürgers oder die 1789 vorgelegte (franz.) Déclaration des droits de l’homme et du citoyen, Erklärung der Rechte des Menschen und Bürgers, hingewiesen werden kann, wird Bürger dagegen darüberhinaus in einem Staat jeder, der nicht zu dem Adel oder zu den Bauern gezählt wird (Preußen 1794, ALR II, 8, § 1). Er ist der Vorläufer des modernen Staatsbürgers.

Lit.: Maurer, G., Geschichte der Städteverfassung in Deutschland, Bd. 2 1879, 191ff.; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 (1936), 150; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 251ff.; Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Struck, W., Die Neubürger von Großalsleben 1604-1874, 1962; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 672; Felser, R., Herkunft und soziale Schichtung der Bürgerschaft obersteirischer Städte und Märkte, 1977; Über Bürger, Stadt und städtische Literatur im Spätmittelalter, hg. v. Fleckenstein, J. u. a., 1980; Res publica, Bürgerschaft in Stadt und Staat, hg. v. Dilcher, G., 1988; Schulz, K., Denn sie lieben die Freiheit so sehr?, 1992; Bürgertum im 19. Jahrhundert, hg. v. Kocka, J., 1995; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung, 1996; Bürgertum und bürgerlich-liberale Bewegung, hg. v. Gall, L., 1997; Ruppert, K., Bürgertum und staatliche Macht in Deutschland zwischen französischer und deutscher Revolution, 1997; Haupt, H./Crossick, G., Die Klein­bürger, 1998; Reidegeld, E., Bürgerschaftsre­gelungen, Freizügigkeit, Gewerbe­ordnung und Armen­pflege, ZRG 116 (1999), 87; Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums, hg. v. Lundgreen, P., 2001; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2002; Bürgertum in Thüringen, hg. v. Hahn, H. u. a., 2001; Lässig, S., Jüdische Wege ins Bürgertum, 2004; Schulz, A., Lebenswelt und Kultur des Bürgertums im 19. und 20. Jahrhundert, 2005; Roeck, B., Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der frühen Neuzeit, 2. A. 2010; Bürgertum nach dem bürgerlichen Zeitalter, hg. v. Budde, G. u. a., 2010; Breustadt, S., Inklusion und Exklusion – Die Rechtsstellung der Bürger und Beisassen, Einwohner und Auswärtigen im spätmittelalterlichen Frankfurt am Main, ZRG GA 133 (2016), 110; Bürgertum, hg. v. Hettling, M. u. a., 2019; The Global Bourgeoisie, hg. v. Dejung, C. u. a., 2019

Bürgerbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [ArchFrankfG. 2, 7 1855 129] in 8 Stellen belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Bürger der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt verzeichnende, älteren Listen (beispielsweise Köln 1130-1140, Rostock 1258, Lübeck 1259) folgende besondere Buch (beispielsweise Frankfurt am Main 1311, Cölln 1508, Hersfeld 1587, insgesamt 228 Bürgerbücher aus dem Heiligen römischen Reich bekannt, dazu 82 Bürgerlisten).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Andernacht, D./Stamm, O., Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt, 1955; Das älteste Bürgerbuch der Stadt Soest, hg. v. Rothert, H., 1958; Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung, hg. v. Ribbe, W., 12. A. 2001, 186ff.; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R., 2002; Morita, N., Wie wurde man Stadtbürger?, 2008

Bürgereid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1513/1514 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [Wiener Neustadt/JbKunsthistKaiserh. 14 1893 p. 235] in 11 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) von dem Bürger gegenüber seiner Stadt abgelegter Eid

Bürgerlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Zycha, BöhmBgr. II 21] in 5 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das →Lehen eines →Bürgers. Es entsteht meist durch Verkauf durch den Adel. Der älteste Beleg für das Bürgerlehen reicht bis in das 11. Jahrhundert (Regensburg 1072/1073). Bis in das 15. Jahrhundert nimmt die Zahl der Bürgerlehen zu, dann infolge des Widerstands des landständigen Adels ab. Zumindest in dem Nordosten des Heiligen römischen Reiches scheint das Bürgerlehen dem ritterlichen Lehen nicht völlig gleichwertig gestellt zu sein. Die in der Neuzeit noch bestehenden Bürgerlehen gleichen sich an Miete und Pacht an.

Lit.: Frensdorff, F., Die Lehnsfähigkeit der Bürger, 1895; Grabscheid, D., Die Bürgerlehen im altdeutschen Reichsgebiet, Diss. phil. Frankfurt am Main 1957; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979; Schwarz, U., Bürgerlehen und adelige Lehen der Herzöge von Braunschweig-Gruben­hagen, (in) Braunschweigisches Jahrbuch 66 (1985), 9ff.

bürgerlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 vor 1363 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1338 [Tomaschek, Trient Art. XLI] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Bürger betreffend

Bürgerlicher Tod (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der rechtliche Tod (zivile Tod, fingierte Tod, lat. mors ([F.] civilis, Johannes Teutonicus [vor 1245], Glosse mortuus zu C 16 q. 1 c. 8) in Gegensatz zu dem natürlichen Tod. Er bewirkt den Verlust der bürgerlichen Rechtsfähigkeit (Fähigkeit, Eigentümer zu sein, eine Ehe einzugehen oder aufrechtzuerhalten, zu schenken, zu testieren, Vormund zu sein, Zeuge zu sein u. s. w.). Er ist wohl aus unterschiedlichen Wurzeln (Acht, Exkommunikation, Infamie) entstanden (16. Jahrhundert [franz.] mort civile als Bezeichnung bestimmter Kapitalstrafen mit Bürgerrechtsver­lust). In dem 17. Jahrhundert ist er die Folge des Gerichts­ungehorsams, in dem 18. Jahrhundert die Folge jedes Urteils auf Todesstrafe und vieler lebenslänglicher Strafen (vgl. § 7 StGB Bayern 1813). In der Mitte des 19. Jahrhunderts tritt der bürgerliche Tod zurück (Bayern 1849, Preußen 1850, Frankreich 1854). Ähnliche Folgen wie der bürgerliche Tod zieht zeitweise auch die Ablegung des klösterlichen Armutsgelübdes (Klostertod) nach sich.

Lit.: Hübner 56; Weithase, F., Über den bürgerlichen Tod als Straffolge, Diss. jur. Berlin (FU) 1966; Borgmann, B., Mors civilis, 1969; Borgmann, B., Mors civilis, (in) Ius commune 4 (1972), 81; Hubmann, V., L’image de la mort, 1990

Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1786 belegt, Wortfolge bürgerliches Recht 1349, Adjektiv bürgerlich ab 1338) ist allgemein das von dem politischen Bürgertum in dem 18. Jahrhundert für die gesetzliche Regelung des Privatrechts geforderte Gesetzbuch. Es wird in Frankreich 1804 (Code civil), in Österreich 1811/1812 (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) und in Sachsen 1863 (Bürgerliches Gesetzbuch) verwirklicht, während es andernorts nur zu Entwürfen kommt (Preußen 1842, Hessen-Darmstadt 1842, Bayern 1861/1864). In Deutschland erreichen nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) und des Deutschen Bundes (1866) nach vergeblichen Gesetzgebungs­anträgen der Jahre zwischen 1867 und 1872 die nationalliberalen Abgeordneten Miquel und Lasker an dem 20. 12. 1873 (mittels der [lat.] lex [F.] Miquel-Lasker, RGBl. 1873, 379), dass die Gesetzgebungs­zuständigkeit des Deutschen Reiches von dem Schuldrecht auf das gesamte bürgerliche Recht (sowie das gerichtliche Verfahren) ausgedehnt wird. Auf ein Gutachten des Handelsrechtlers Levin Goldschmidt und den Vorschlag einer später so genannten Vorkommission (28. 2. 1874, Levin Goldschmidt, Franz Philipp von Kübel, Anton von Weber, Hermann von Schelling) von dem 15. 4. 1874 wird eine (erste) Kommission (17. 9. 1874) mit 11 Mitgliedern (Eduard Pape Vor­sitzender, Albert Gebhard Allgemeiner Teil, Franz von Kübel Schuldrecht, Reinhold Johow Sachenrecht, Gottfried Planck Familienrecht, Gottfried von Schmitt Erb­recht, Gustav Derscheid, Karl Kurlbaum, Anton von Weber, Paul von Roth, Bernhard Windscheid [bis 1883]) eingesetzt. Seit 1. 10. 1881 berät sie Teilentwürfe. Ihr an dem 27. 12. 1887 mit Motiven vorgelegter, 1888 veröffentlichter Entwurf wird von ver­schiedenen Seiten (u. a. Anton Menger, Otto von Gierke) vor allem als zu wenig volkstümlich und zu wenig sozial angegriffen (insgesamt rund 700 Stellungnahmen). Daraufhin wird nach Vorbereitung durch eine interne Vorkommission des Reichsjustizamts 1890 eine zweite Kom­mission (25 Juristen, u. a. Gottlieb Planck, Karl von Jacubezky, Alexander Achilles, Heinrich Börner, Hermann Struckmann, Arbeitsbeginn 1. 4. 1891) mit der Umar­beitung beauftragt, die nach einigen Veränderungen 1895 den zweiten Entwurf mit Protokollen dem Bundesrat vorlegt. Der nach Umarbeitung durch das Reichsjustizamt 1896 in dem Reichstag mit einer Denkschrift eingebrachte dritte Entwurf wird nach drei Lesungen an dem 1. 7. 1896 (u. a. mit 53 der 97 Stimmen der ihre gesell­schaftspolititsch relevanten Grundlagen wah­renden konservativen Parteien) beschlos­sen, an dem 14. 7. 1896 von dem Bundesrat gebilligt, an dem 18. 8. 1896 ausgefertigt, an dem 24. 8. 1896 verkündet und zu dem 1. 1. 1900 in Kraft gesetzt (2385 Paragraphen mit etwa 131023 Wörtern, 781988 Zeichen ohne Leerzeichen und 917947 Zeichen mit Leerzeichen, 2017 mit 201261 Wörtern, 1309113 Zeichen ohne Leerzeichen und 1533513 Zeichen), wobei neben einem besonderen Einführungsgesetz für Übergangsregeln, das internationale Privatrecht und die dem Landesrecht vorbehaltenen Gegenstände wie Gesinderecht, Bergrecht oder Familienfideikommisse sowie flankierend das Handelsge­setzbuch, die Reichsjustizgesetze, die Grund­buchordnung und das Zwangsverstei­gerungsgesetz angepasst bzw. erlassen werden. Das die Geltung des preußischen Allgemeinen Landrechts, des französischen Code civil und des gemeinen Rechtes in dem Deutschen Reich beendende Gesetzbuch ist ein für neue Anforderungen durchaus offenes, recht begriffliches, ziemlich abstraktes, nach den Erscheinungsformen des subjektiven Rechtes und von dem Allgemeinen zu dem Besonderen fortschreitend in fünf Bücher nach dem sog. Pandektensystem ge­gliedertes Erzeugnis technisch ge­schulter Juristen (ohne eine einzelne überragende schöpferische Persön­lichkeit). Inhaltlich überwiegen die den bürgerlichen Kreisen angemessenen und vorteilhaften liberalen Züge, zu denen patriarchalisch-konservative und soziale, dem Schutz des Schwächeren dienende Elemente hinzu­kom­men. Das Bürgerliche Gesetzbuch beeinflusst das Privatrecht verschiedener Länder (Japan 1898, Schweiz 1907, Österreich 1914, 1915, 1916, China 1912, Brasilien 1916, Thailand 1925, (Türkei 1926,) Peru 1936, Griechenland 1940/1946, Italien 1942, Frankreich, Portugal 1966), verliert aber als Folge der Niederlage des Deutschen Reiches in dem Ersten Weltkrieg an internationaler Bedeutung. Sein Inhalt ist inzwischen vor allem in dem Familienrecht er­heblich verändert (Erbbaurechtsverordnung von dem 15. 1. 1919, Ehegesetz von dem 6. 7. 1938, positive Vertrags­verletzung, Wegfall der Ge­schäftsgrundlage, Arbeitsrecht, Wohnungs­mietrecht, Verbraucherschutz, Schuldrechtsreform 2001/2002, allgemeines Persönlich­keits­recht, Verkehrssicherungs­pflichten, Wohnungseigentum, Gleichbe­rech­tigungs­ge­setz 18. 6. 1957, Mietrechtsänderungen, 1969 Dienstver­trags­recht, Nichtehelichen­gesetz 19. 8. 1969, Eherechtsreformgesetz von dem 14. 6. 1976 mit Zerrüttungsprinzip, allgemeine Geschäftsbedingungen, Reisever­trag, Betreu­ungs­recht, Namensrecht, Kind­schafts­rechts­reform, 1. 1. 2002 Aufnah­me des Gesetzes über die allgemeinen Geschäftsbedingungen, des Haustürge­schäftswiderrufsrechts, des Verbrau­cherkreditgesetzes, des Teilzeit-Wohn­rechte­gesetzes und des Fernabsatz­ge­setzes sowie Änderung des Leistungsstö­rungsrechts durch das von Richtlinien der Europäischen Union veranlasste Gesetz zu der Modernisierung des Schuldrechts 2001/­2002).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BGBDR­18­961900.htm; Söllner §§ 1, 16, 25; Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 181, 182, 207, 212; Motive zu dem Entwurfe eines Bürgerlichen Gesetzbuchs für das deutsche Reich, Bd. 1ff. 1888; Zusammenstellung der gutachtlichen Äußerungen zu dem Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches, gefertigt im Reichsjustizamt, Bd. 1ff., 1890f.; Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags, 1895/1996; Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Bd. 1ff. 1897ff.; Gradenwitz, O., Wörterverzeichnis zum bürgerlichen Gesetzbuche, 1902; Bürgerliches Gesetzbuch, hg. v. Palandt, O., 1939, 75. A. 2016, 76. A. 2017, 80. A. 2021, danach politisch motivierter Herausgeberwechsel; Wieacker, F., Das Sozialmodell der klassischen Privatrechtsgesetzbücher, 1953; Gmür, R., Das schweizerische Zivilgesetzbuch verglichen mit dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch, 1965; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Brandt, D., Die politischen Parteien und die Vorlage des Bürgerlichen Gesetzbuches im Reichstag, 1975 (Diss.); Die Beratung des BGB in systematischer Zusammenstellung der unveröffent­lichten Quellen, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1978ff.; Die Vorentwürfe der Redaktoren zum BGB, hg. v. Schubert, W., 1980ff.; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., 1981ff.; Behn, M., Der Generalbericht der badischen Kommission zur Begutachtung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das deutsche Reich, ZRG GA 99 (1982), 113; Caroni, P., Liberale Verfassung und bürgerliches Gesetzbuch im 19. Jahrhundert, 1988; John, M., Politics and the Law in the late nineteenth century Germany. The Origins of the Civil Code, 1989; Schroeder, K., Deutsches Recht und Bürgerliches Gesetzbuch, ZRG GA 109 (1992), 152; Muscheler, K., Die Rolle Badens in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuches, 1993; Schmoeckel, M., 100 Jahre BGB, (in) NJW 1996, 1697; Schulte-Nölke, H., Das Reichsjustizamt und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 1995; Schulte-Nölke, H., Die schwere Geburt des Bürgerlichen Gesetzbuches, (in) NJW 1996, 1784; Knieper, R., Gesetz und Geschichte, 1996; Die Sozialdemokratie und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Vormbaum, T., 1996; Bürgerliches Gesetzbuch 1896-1996, hg. v. Schlosser, H., 1997; Schubert, W., Das Bürgerliche Gesetzbuch im Urteil französischer Juristen bis zum ersten Weltkrieg, ZRG GA 114 (1997), 128; Das deutsche Zivilrecht 100 Jahre nach Verkündung des BGB, 1997; Kern, B., Der preußische BGB-Entwurf von 1842, 1998; BGB-Synopse 1896-1998, hg. v. Strätz, H., 1998; Eiffler, S., Die Feuertaufe des BGB, (in) ZNR 1998, 238; Horn, N., Ein Jahrhundert Bürgerliches Gesetzbuch, (in) NJW 2000, 40; Schwab, D., Das BGB und seine Kritiker, (in) ZNR 22 (2000), 325ff.; Gast, B., Der Allgemeine Teil und das Schuldrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches im Urteil von Raymond Saleilles, 2000; Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, hg. v. Falk, U. u. a., 2000; Kramer, E., Der Einfluss des BGB auf das schweizerische und österreichische Privatrecht, (in) AcP 200 (2000), 365; Wolters, M., Die Zentrumspartei und die Entstehung des BGB, 2000; Damnitz, M., Bürgerliches Recht zwischen Staat und Kirche. Mitwirkung der Zentrumspartei, 2001; Dittmann, M., Das Bürgerliche Gesetzbuch aus der Sicht des Common Law, 2001; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Depping, A., Das BGB als Durchgangspunkt. Privatrechtsmethode und Privatrechtsleitbilder bei Heinrich Lehmann (1876-1963), 2002; Das BGB im Wandel der Epochen, hg. v. Sellert, W. u. a., 2002; Historisch-kritischer Kommentar zum BGB, hg. v. Schmoeckel, M./Rückert, J./Zimmermann, R., Bd. 1 2003, Bd. 2 2007, Bd. 3 (§§ 433-853) 2013; Bd. 4 (§§ 1297-1921) 2018; Thiessen, J., Das unsoziale BGB, 2003; Die soziale Dimension des Zivilrechts, hg. v. Peer, G. u. a., 2004; Staudinger, J. v., Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch – Eckpfeiler des Zivilrechts, 2005, Neubearb. 2011; Symposion Hundert Jahre BGB, hg. v. Hamza, G., 2006; Hensel, R., Jurisprudenz und Nationalökonomie, 2006; Riedel, T., Gleiches Recht für Mann und Frau, 2008; Zrenner, P., Die konservativen Parteien und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 2008; Weller, A., Die Einführung des BGB im französischen Rechtsgebiet der preußischen Rheinprovinz, 2011; Boente, W., Nebeneinander und Einheit im Bürgerlichen Recht – Zur Gliederung des Rechtsstoffs im Bürgerlichen Gesetzbuch, (Diss. jur. Basel 2011,) 2013; Finkenauer, T., Karl Jacubezky und das BGB, ZRG GA 131 (2014), 325; Festschrift Palandt, 2015; Haferkamp, H., Das Bürgerliche Gesetzbuch während des Nationalsozialismus und in der DDR, (in) Festschrift 30 Jahre Kölner Juristische Gesellschaft, 2015; Kozielski, W., Der Kaiserparagraph - § 1588 BGB, 2020

Bürgerliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1349 belegt) ist das von den Bürgern in der Französischen Revolution (1789) als Recht einer egalitären Gesellschaft errungene Privatrecht. Es leitet sich sprachlich von (lat.) ius (N.) civile, bürgerliches Recht (eigentlich der römischen Bürger in Gegensatz zu dem prätorischen Recht), Zivilrecht, allgemeines Privatrecht ab. Neben ihm steht beispielsweise das Handelsrecht als Sonderprivatrecht (wie in Frankreich neben dem Code civil der Code de commerce).

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Schack, H. u. a., Das Bürgerliche Recht, 2011; Pokrovskij, J., Grundprobleme des bürgerlichen Rechts (1917), hg. v. Avenarius, M. u. a., 2015

Bürgermeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1258 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [RegensbStat. 90] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit der Mitte des 13. Jahrhunderts (Köln 1258, Basel 1261) der Vorsitzende des kollegialen Verwaltungsorgans und Reprä­sentant der Gemeinschaft zunächst in der →Stadt, später auch an anderen Orten, dem ein etwas älterer lateinischer →magister (M.) civium (Köln) bzw. magister civilis (Hildesheim-Dammstadt 1196) vorausgehen. Der Bürgermeister wird teils gewählt, teils eingesetzt. Er hat sowohl verwaltende wie auch richterliche Aufgaben und Befugnisse. An vielen Orten gelingt ihm ein allmählicher Ausbau seiner Stellung. Oft finden sich mehrere Bürgermeister nebeneinander. →Selbstverwal­tung

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 41; Köbler, DRG 111, 198; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 323; Rabus, K., Der Ulmer Bürgermeister bis 1548, Diss. jur. Tübingen 1952; Rörig, W., Die Entwicklung der rheinischen Bürgermeisterei­verfassung, Diss. jur. Mainz 1957; Stemmler, G., Die Amtskette des Bürgermeisters, 2002; Weil, F., Entmachtung im Amt, 2004

Bürgerrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1272 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Schsp. L. LR. Art. 44 und 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft der →Bürger. Schon in Rom vermittelt die in erster Linie durch Geburt erlangbare Stellung als civis (M.) Romanus ([lat.] römischer Bürger) ein Bündel von Rechten (Stimmrecht in der Volksver­sammlung, passives Wahlrecht für Ämter, Berufungsrecht gegen Todesstrafe, gültige Ehe, Rechtsgeschäfte nach Zivilrecht, Legisaktionenverfahren) und Pflichten (Steuer­pflicht, Wehrdienstpflicht), weil nur für den civis Romanus das römische (lat.) →ius (N.) civile gilt. In gleicher Weise sondert das Bürgerrecht den Bürger zunächst der →Stadt (seit dem Hochmittelalter) aus der Allge­meinheit aus. Der Erwerb des Bürgerrechts erfolgt dabei meist durch Geburt, daneben durch einen besonderen Akt der Aufnahme. In der späteren Neuzeit ist das Bürgerrecht das nur dem Staatsbürger zukommende Recht in Gegensatz zu dem für alle Menschen geltenden Recht. →Grundrecht, Menschen­recht

Lit.: Kaser §§ 3, 13, 58; Söllner § 12; Kroeschell, DRG 1, 2; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Hartung, F./Commichau, G., Die Entwicklung der Menschen- und Bürgerrechte, 5. A. 1985; Julen, T., Das Bürgerrecht im Oberwallis, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1978; Deeters, J., Das Bür­gerrecht der Reichsstadt Köln, ZRG GA 104 (1987), 1; Menschen- und Bürgerrechte, hg. v. Klug, U., 1988; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung, 1996; Migration und Bürgerrecht in der hellenistischen Welt, hg. v. Günther, L., 2012; Citizenship and Empire in Europe 200-1900 – the Antonine Constitution after 1800 years, hg. v. Ando, C., 2016

Burgfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1287 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M. [Burgfried um 1150]) ist in dem Hochmittelalter der in einer Burg zu wahrende Friede.

Lit.: Die Burgen im deutschen Sprachraum, hg. v. Patze, H., 1976

Burggraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 77] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine Burg (und damit anfangs auch eine Stadt) verwaltende Graf (beispielsweise Regensburg 970, Köln, Mainz, Trier, Straßburg, Worms, Speyer, Utrecht, Toul, Cambrai, Augsburg, Würzburg, Magdeburg, Burggraf von Nürnberg), der auch gerichtliche Aufgaben haben kann.

Lit.: Rietschel, S., Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit, 1905; Peterka, O., Das Burggrafentum in Böhmen, 1906; Brünneck, W. v., Das Burggrafenamt und Schultheißentum in Magdeburg und Halle, 1908; Sander, P., Stadtfestungen und Burggrafenamt im früheren Mittelalter, (in) HV 13 (1910), 70ff.; Eckhardt, K., Präfekt und Burggraf, ZRG GA 46 (1926), 163; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 204

Burghausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Leidl, G., Rechtsgeschichte der Stadt Burghausen an der Salzach, 1960

Burglehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1220 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220 belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das eine Burg betreffende Lehen, das den Burgmann zu der Burghut verpflichtet. Es findet sich von dem 12. bis zu dem 15. Jahrhundert Der sich festigende Territorialstaat drängt das Burglehen zurück.

Lit.: Klebel, E., Studien zum mittelalterlichen Lehnswesen, 1960; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, 1978

Burgrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022[Notker] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1022 und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) erscheint seit der ersten Jahrtausendwende bei Notker von Sankt Gallen als Lehnübersetzung (ahd. burgreht) des lateinischen ius (N.) civile (Recht der römischen Bürger). In Süddeutschland bezeichnet es seit 1167 eine Landleihe zu freiem Erbzins (und in Österreich auch den Rentenkauf). Daneben findet es sich etwas später als Benennung des →Stadtrechts und des →Bürgerrechts.

Lit.: Köbler, DRG 104; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich im Mittelalter, 1906; Fischer, H., Burgbezirk und Stadtgebiet im deutschen Süden, 1956; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Illichmann, E., Recht und Besitz der Bauern und Hintersassen des Mittelalters in Österreich, 1983; Speich, H., Burgrecht – Von der Einbürgerung zum politischen Bündnis im Spätmittelalter, 2019

Bürgschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Ahd.Gl. IV 325] in 45 Stellen (950) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bürgen 10./11. Jahrhundert bzw. um 1275) ist der einseitig verpflichtende Vertrag zwischen einem Gläubiger eines Dritten und einem →Bürgen, in dem sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger des Dritten (akzessorisch) verpflichtet, für die Erfüllung der Verbindlichkeit des Dritten einzustehen. Bei den Römern ist die Bürgschaft das wichtigste Mittel zu der Sicherung einer Forderung. Vermutlich verbürgen sich dabei (lat. [M.]) vas bzw. praes (Bürge) zunächst noch nicht für die Leistung des Schuldners, sondern übernehmen nur eine Haftung dafür, den Schuldner (oder eine Sache) zu bestimmter Zeit an bestimmtem Ort zu stellen (Gestellungsbürge). Erst aus der Verschmelzung dieser Einrichtung mit einem Leistungsversprechen (lat. [F.] sponsio) erwächst der (Leistungs-)Bürge (lat. [M.] adpromissor, sponsor, fidepromissor, fideiussor [1. Jahrhundert v. Chr.]). Die Verpflichtung des Bürgen als eines Nebenschuldners ist von dem Bestand der Hauptschuld abhängig (Akzessorietät). Für das deutsche Recht steht ebenfalls die Herkunft der Bürgschaft nicht sicher fest (Pfandrecht?, Gestellung zwecks Vermeidung der Festnahme des Schuldners?). In dem späten Mittelalter tritt die Bürgschaft gegenüber dinglichen Sicherheiten zurück. Teils haftet der Bürge dem Gläubiger ausschließlich, teils haftet auch der Schuldner. Verschiedentlich haften beide gesamt­schuldnerisch. Zuerst begegnet die heutige Gestaltung, dass der Schuldner primär und der Bürge grundsätzlich nur subsidiär haftet (Einrede der Vorausklage), in Nord­deutsch­land. Während nach dem Code civil Frankreichs von 1804 und dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811/1812 die Bürgschaftserklärung keiner Form bedarf, verlangen das All­gemeine Landrecht Preußens (1794), das Obligationenrecht der Schweiz (1881) und das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900, vgl. §§ 1346ff. ABGB) Schriftform der Bürgschaftserklärung. Aus dem Recht des leistenden Bürgen gegen den Gläubiger auf Abtretung der Hauptforderung in dem gemeinen Recht (lat. beneficium [N.] cedendarum ac­tionum, Wohltat der abzu­tretenden Klag­ansprüche) entsteht ein gesetzlicher For­derungsübergang (Legalzession).

Lit.: Kaser §§ 50, 57; Hübner 508; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 44, 74, 128; Beyerle, F., Der Ursprung der Bürgschaft, ZRG GA 47 (1927), 567; Kaufmann, E., Die Bürgschaft im Recht des Ingelheimer Oberhofes, ZRG GA 74 (1957), 199; Martin, R., Das Bürgschaftsrecht Nord- und Ostdeutschlands, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Eggert, R., Die Bürgschaft im süddeutschen Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1962; Mückenheim, U., Die Bürgschaft in den Lübecker Ratsurteilen, Diss. jur. Hamburg 1964; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140ff.; Reimer, K., Treuhandbürgschaft und Sicherungsbürgschaft, ZRG GA 85 (1968), 194; Les sûretés personelles, 1971; Walliser, P., Das Bürgschaftsrecht in historischer Sicht, 1974; Feenstra, R., Die Bürgschaft, (in) Rec. Soc. J. Bodin 28 (1974), 295; Walliser, P., Die Amtsbürgschaft im schweizerischen Recht, ZRG GA 96 (1979), 100; Maier, K., Die Bürgschaft in süddeutschen und schweizerischen Gesetzbüchern des 16.-18. Jahr­hunderts, 1980; Hoppe, C., Die Bürgschaft im Rechtsleben Hamburgs, 1997; Jenks, S., Die Bürgschaft im mittelalterlichen englischen Strafrecht, Diss. phil., Berlin 1998; Kowolik, Y., Interzessionen von Nahbereichspersonen, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Burgund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Burgunder und in DW2 nur in Burgunder bezeugt – nicht in EDEL, nur Burgunder – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., franz. Bourgogne) ist zunächst die von den ostgermanischen →Burgundern in der Völker­wanderung besiedelte Landschaft (zwischen 400 und 436 Mainz bis Worms, nach 436 [Niederlage gegen Römer oder Hunnen?] bzw. 443 um Genf und Lyon). 534 gelangt Burgund an die Franken und ist zweitweise ein fränkisches Teilreich. 843 wird das Gebiet entlang der Saône zwischen westfränkischem Reich und lotharischem Reich geteilt. 879 entsteht ein Königreich Burgund (Niederburgund), das von dem 888 errichteten Königreich Burgund (Hochburgund) um 931/933 bzw. 950 aufgesogen wird und mit diesem einschließlich der Grafschaft Burgund (Franche-Comté) 1032/1033 an das deutsche Reich fällt. Das westlich der Saône entwickelte, 963 an die →Kapetinger gelangte Herzogtum Burgund gewinnt in dem 14. und 15. Jahrhundert große Bedeutung (1363 Philipp der Kühne, Erweiterung um Flandern, Artois, Rethel, Nevers, Frei­grafschaft, Brabant, Limburg, Hennegau, Holland, See­land), bis es über die Erbtochter Maria von Burgund 1477/1482 großteils (Niederlande, Franche-Comté) an die →Habsburger kommt (und dort von 1512 bis 1806 den burgundischen Reichskreis bildet), in seinem Kern (Herzogtum Burgund und Pikardie) aber 1493 →Frankreich zugeschlagen wird. Das übrige Burgund wird zwischen 1674 und 1678 (Freigraf­schaft) von Frankreich erobert. 1459 werden die Coutumes générales du Comté de Bourgogne aufgezeichnet.

Lit.: Köbler, DRG 95, 76, 129; Köbler, Historisches Lexikon; Seignobos, C., Le régime féodal en Bourgogne, 1882; Stouff, L., Les origines de l’anne­xion de la Haute-Alsace à la Bourgogne en 1469, 1901; Poupardin, R., Le royaume de Bourgogne (888-1038), 1907; Walther, A., Die burgundischen Zentral­behörden, 1909; Chaume, M., Les origines du duché de Bourgogne, Bd. 1ff. 1925ff.; Richard, J., Les ducs de Bourgogne, 1954; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, ZRG GA 79 (1962), 106; Vaughan, R., Philip the Bold, 1962, 2. A. 1979, 3. A. 2002; Vaughan, R., Philip the Good, 1970, 2. A. 2002; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979 bzw. 1998; Vaughan, R., Charles the Bold, 1973, 2. A. 2002; Rompaey, J. van, De grote raad van de hertogen van Borgondië, 1973; Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, bearb. v. Schieffer, T., 1977; Jeanclos, Y., L’arbitrage en Bourgogne et en Champagne, 1977; Histoire de la Bourgogne, hg. v. Richard, J., 1978; Bart, J., La liberté ou la terre, 1984; Pridat, H., Nicolas Rolin, 1995; Esders, D., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997; Schnerb, B., L’état bourguignon 1363-1477, 1999; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIV et XVe siècles, 2004; Hofordnungen der Herzöge von Burgund, hg. v. Kruse, H. u. a., Bd. 1 2005; Godding, P., La législation ducale en Brabant sous le règne de Philippe le Bon, 2006; Oschema, K., Freundschaft und Nähe im spätmittelalterlichen Burgund, 2006; Kamp, H., Burgund, 2007; Kraume, H., Glanzvolles Burgund, 2010; Bourgondië vorbij – De Nederlanden 1250-1650, hg.v. Damen, M. u. a., 2010; Karl der Kühne von Burgund, hg. v. Oschema, K. u. a., 2012; Paravicini, W., Colleoni und Karl der Kühne, 2014; Berlin, A., Magie am Hofe der Herzöge von Burgund – Aufstieg und Fall der Grafen von Étampes, 2016; Zwischen Basel und Marseille – Das Burgund der Rudolfinger (9.-11. Jahrhundert), hg. v. Nowak, J. u. a., 2019

Burgunde Burgunder

Burgunder oder Burgunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 1751 in besonderer Bedeutung in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Angehörige eines (vielleicht) von der Ostsee (möglicherweise Bornholm) über die Oder und Weichsel (um 57 n. Chr. bei Plinius dem Älteren und um 150-170 n. Chr. bei Ptolemäus erwähnt) an den mittleren Rhein gelangten ostgermanischen Volkes. Das Recht der Burgunder ist in der (lat. [F.]) →Lex Burgundionum (Recht der Burgunder) bzw. →Lex Romana Burgundionum (römisches Recht der Burgunder) überliefert. Von der vielleicht in dem 7. oder 8. Jahrhundert unterge­gangenen Sprache ist anscheinend außer dem Namen nichts sicher bekannt. In der Neuzeit ist Burgunder vor allem der aus der Landschaft Burgund kommende Rotwein.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 57, 75, 86; Jahn, A., Geschichte der Burgundionen und Burgunder, 1874; Saleilles, R., De l’établissement des Burgundes, 1891; Kienast, W., Studien über die französischen Volksstämme des Frühmittelalters, 1968, 23; Perrin, O., Les Burgondes, 1968; Favrod, J., Les Burgondes, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004

Burgundio von Pisa ist ein seit 1136 erwähnter Übersetzer griechisch geschrie­bener Digestenstellen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 242

Burgus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) bezeichnet als lateinisches Lehnwort wohl aus dem Germanischen (str.) seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. ein kleines Kastell, danach (5. Jahrhundert) allgemeiner eine Siedlung. In dem frühen Mittelalter ist es teils die an eine (lat. [F.]) civitas, Stadt angelehnte, teils die davon unabhängige Siedlung. In dem Deutschen Reich erscheint burgus 1120 (Mühldorf an dem Inn). Der Bewohner heißt (lat. [M.]) burgensis (Frankreich 10. Jahrhundert, Spanien 11. Jahrhundert, Freiburg im Breisgau 1120). Streitig ist, inwieweit burgus oder burgum die besondere Marktsiedlung und burgensis eine besondere Art von →Bürger anzeigt. In dem 14. Jahrhundert schwindet burgus wieder.

Lit.: Beyerle, F., Zur Typenfrage in der Stadtver­fassung, ZRG GA 50 (1930), 1ff.; Ennen, E., Frühgeschichte der europäischen Stadt, 1953, 3. A. 1981; Schlesinger, W., Burg und Stadt, (in) Mittel­deutsche Beiträge zur deutschen Verfassungs­geschich­te, Bd. 2 1963, 124; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Werveke, H. van, Burgus, 1965

Burgward (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 946 [Havelberg/MGDipl. I 306] in 16 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, lat. burgwardium, burgwardum 961, M.) ist vor allem in der frühhochmittelalterlichen Zeit der Ostsiedlung das Gebiet um die befestigte Siedlung (→Burg) als Verteidigungsbereich und Verwaltungsbereich (beispielsweise Biederitz, Möckern, Magdeburg, Frohse, Barby, Calbe an der Saale, Haldensleben, Wanzleben, Unseburg, erste Hälfte 11. Jahrhundert Merseburg, Ritteburg, Wallhausen, Sulza).

Lit.: Knüll, B., Die Burgwarde, Diss. phil. Tübingen 1895; Schlesinger, W., Burgen und Burgbezirke, (in) Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungs­geschichte, 1961, 158; Billig, C., Die Burgwardorga­nisation im obersächsisch-meißnischen Raum, 1989

Burgwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1158 [MecklUB. I 58] in 23 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Frühmittelalter die beispielsweise in dem Edikt von Pîtres von 864 behandelte Verpflichtung von Umwohnern zu der Unterhaltung von Burgen und ähnlichen Befestigungsanlagen. In dem Hochmittelalter begegnet hauptsächlich die Befreiung hiervon.

Lit.: Schlesinger, W., Burgen und Burgbezirke, (in) Mit­teldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsge­schichte des Mittelalters, 1961, 158ff.

Büro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1741 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach EDEL über altfranzösisch bure, burel, lat. burra, F., zottiges Gewand vielleicht mit der idg. Wurzel *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben, verbindbar, N.) Arbeitszimmer, leitender Ausschuss

Bürokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1819 bezeugt – 1819 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) penibler fachlich gebildeter Büroangestellter

Bürokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt, aber um 1750 von Vincent de Gournay gebildet und in DW2 aus dem Französischen aufgenommen – 1790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die durch hauptberuflich tätiges, fachlich ausgebildetes Personal bzw. durch Trennung von Amt und Person bzw. durch Regelgebundenheit und durch Schriftlichkeit aller wesentlichen Amtsvor­gänge gekennzeichnete Verwaltungsgestal­tung. Sie wird gedanklich in der Mitte des 18. Jahrhunderts erfasst. Der frühe Liberalismus lehnt die Bürokratie ab, Max Weber versachlicht die Bedeutung des Wortes.

Lit.: Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, 5. A. 1986; Wunder, B., Geschichte der Bürokratie in Deutschland, 1986; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Heindl, W., Gehorsame Rebellen, 1991; Herrschaftsverdichtung, Staatsbildung, Bürokra­ti­sierung, hg. v. Hochedlinger, M. u. a., 2011; Kneucker, R., Bürokratische Demokratie – demokratische Bürokratie – Ein Kommentar zu Struktur, Gestalt und System der Bürokratie in Europa, 2019

Bursche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 bezeugt und in DW2 um 1450 bezeugt – 1454 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1510 [MittErfurt 5 1871 183] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit mlat. bursa, F. Geldbeutel, lat. byrsa, F., Fell und dem Griechischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Herkunft unklar und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) junger Mann

Burschenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1792 [1791?] bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das Lateinische und Griechische des Altertums und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der in dem frühen 19. Jahrhundert (1813/1815) neben die älteren Landsmannschaften tretende, national und liberal ausgerichtete Zusammenschluss (Ver­bindung) von Studenten (1811 von Jahn, F./Friesen, K., Ordnung zu der Einrichtung von Burschenschaften entworfen, in dem Gasthaus Grüne Tanne an der Saale in Jena an dem 12. 6. 1815 unter Niederlegung der landsmannschaftlichen Fahnen Urbur­schenschaft mit Einsatz für einen deutschen Einheitsstaat gegründet, 1819 Verbot der Burschen­schaften, aber geheime Wirksamkeit, 1848/1849 150 Abgeordnete der Frankfurter Nationalver­sammlung Burschenschaftler, 1935 erzwun­gene Selbstauflösung der Deutschen Burschenschaft, 1950 wie­der begründet, in dem Jahre 2015 rund 1000 studentische Verbindungen in dem deutschsprachigen Raum).

Lit.: Bayer, E., Die Entstehung der deutschen Burschenschaft, 1883; Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft, hg. v. Haupt, H., Bd. 1ff. 1910ff.; Brunck, H., Die deutsche Burschenschaft, 1999; Roeseling, S., Burschenehre und Bürgerrecht, 1999; ein großes Ganzes, hg. v. Brunck, H. u. a., 2011; Schermaul, S., Der Prozess gegen die Leipziger Burschenschaft 1835-38, 2015; Deutschland immer gedient zu haben ist unser höchstes Lob. Zweihundert Jahre deutsche Burschenschaften. Eine Festschrift, hg. v. Lönnecker, H., 2015; Rode, F., Die Universitätsburschenschaften im Kaiserreich (1871-1918), 2020

Bursprake (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und – in älteren deutschen Rechtsquellen - unter Bauersprache eingeordnet sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Hamburg 1270, F.) ist in Norddeutschland in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter (in dem Mittelniederdeutschen) die Versammlung der Nachbarn in Stadt und Land. Bursprake kann auch das dort verlesene oder geschaffene Recht bezeichnen (beispielsweise Lübeck, Wismar). Ver­schiedent­lich gewinnt die Bursprake gerichtliche Befugnisse.

Lit.: Bolland, J., Zur städtischen Bursprake im hansischen Raum, (in) ZLGA 36 (1956), 96

Bußbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [KölnZftUrk. II 490] in 3 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ein System kirchlicher →Bußen für Sünden enthaltende Buch ([→lat.] →Paenitentiale, liber paenitentialis). Es erscheint seit dem 6. Jahrhundert in Irland und England ([lat.] Iudicia [N.Pl.] Cummeani, Kolumban, (lat.) Liber [M.] de poenitentiarum mensura taxantium, Theodor von Canterbury, [lat.] Canones [M.Pl.]), bald danach mit der irischen Mission auf dem Festland (rund 400 Handschriften, u. a. Buch 19 von →Burchard von Worms, Decretum). In dem 13. Jahrhundert tritt an die Stelle des Bußbuchs die (lat.) Summa (F.) confessorum (Summe der Bekenner) der →Beichtstuhljurisprudenz.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Wasserschleben, E., Die Bußordnungen der abendländischen Kirche, 1851; Schmitz, H., Die Bußbücher und die Bußdisziplin der Kirche, 1888; Schmitz, H., Die Bußbücher und das kanonische Bußverfahren, 1898; Finsterwalder, P., Die Canones Theodori Cantuarienses, 1929; Spindler, E., Das altenglische Bußbuch, 1934; Bieler, L., The Irish Penitential, 1963; Vogel, C., Les libri poenitentiales, 1978; Kottje, R., Die Bußbücher Halitgars von Cambrai und des Hrabanus Maurus, 1980; Körntgen, L., Studien zu den Quellen der frühmittelalterlichen Bußbücher, 1993; Kottje, R., Bußbücher in mittelalterlichen Bibliotheksverzeichnissen, (in) Sacris erudiri 45 (2006), 305ff.; Meens, R., Penance in Medieval Europe 600-1200, 2014

Buße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 790/802 bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 [MSD. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich der Ausgleich eines einem anderen schadenden Unrechtserfolgs durch eine Leistung an den Verletzten oder seine Angehörigen zu dem Zweck der Besserung seiner Lage. Sie ist dem römischen Recht als die Geldsumme bekannt, mit der anfangs (in festen Sätzen) das vergeltende Racherecht des Verletzten etwa bei Körperverletzung oder Sachbeschädigung abgelöst wird (lat. [F.] poena). Die (lat. [F.]) lex Aquilia de damno (aquilisches Gesetz über den Schaden, [vielleicht] von 286 v. Chr.) stellt auf den Wert der beschädigten Sache ab. In der jüdisch-christlichen Kirche ist die Buße die Abwendung von einer sündhaften Vergangenheit. Tacitus bezeugt wohl die Buße für die Germanen, bei denen ein Teil der Buße auch an die Allgemeinheit fällt. In den →Volksrechten des Frühmittelalters wird ein ganzes System von mehreren Zielen dienenden Bußen (lat. [F.Pl.] compositiones) festgehalten (→Kompositionensystem), zu dem insbesondere auch das →Wergeld für den Fall einer Tötung eines Menschen gehört. Ihnen entsprechen die Bußen der →Bußbücher. Dieses Bußensystem wird seit dem Hochmittelalter durch die →Strafe zurückgedrängt, wobei die öffentliche Buße etwa in dem Bistum Konstanz noch in dem 15. und frühen 16. Jahrhundert erkennbar ist (, vgl. auch noch § 1497 Bürgerliches Gesetzbuch Sachsens von 1863). Die Leistung an den Verletzten wird mehr und mehr als →Schadensersatz verstanden. Buße wird aber teils als an den Verletzten, teils als an den Staat (für Ordnungswidrigkeiten) zu erbringende Geldleistung weiter fortgeführt, wobei eine an eine Gemeinschaft zu leistende Buße öfter gemeinsam vertrunken wird. Das Reichsstrafgesetzbuch des Deutschen Reiches von 1871 kennt (neben der Strafe) die Zahlung einer Buße für Beleidigungen und Körper­verletzungen in den §§ 188, 231 StGB (in der Deutschen Demokratischen Republik bis 1968, in der Bundesrepublik Deutschland bis 1974). Ähnliche Regeln enthalten das Urhe­bergesetz, das Patentgesetz und das Markenschutzgesetz bis 1965/1974.

Lit.: Kaser §§ 35, 50; Söllner § 8; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 43ff., 2, 207ff.; Waechter, C. v., Die Buße bei Beleidigungen und Körperverletzungen, 1874; Dochow, A., Die Buße im Strafrecht und Strafprozess, 1875; Dohna, A. zu, Die Stellung der Buße im reichsrechtlichen System des Immaterialgüterschutzes, 1902; Pappenheim, M., Scheinbuße und Selbsturteil, ZRG GA 29 (1908), 334; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 95; Weisweiler, J., Buße, ZRG GA 51 (1931), 541; Vogel, C., Le pécheur et la pénitence, 1969; Rüping, H., Geldstrafe und Buße, (in) Z. f. s. ges. StW 85 (1973), 672; Hattenhauer, H., Über Buße und Strafe, ZRG GA 100 (1983), 53; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995), 1ff.; Mansfield, M., The Humiliation of Sinners, 1995; Hamilton, S., The Practice of Penance, 2001; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, 2003 (ungedruckte Habilitationsschrift); Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Bauer, K., Frühmittelalterliche Bußkataloge – Bewertungen des menschlichen Körpers und seiner Teile – eine Untersuchung anhand der Lex Salica, des Edictum Rothari und der Lex Saxonum, 2019; Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021

büßen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 790/802 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bessern, ausgleichen, ersetzen

Bußgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1377 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1380 [JenaUB. I 377] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die an den Staat zu erbringende Geldleistung für eine an die Stelle der früheren Übertretung gesetzte Ordnungswidrigkeit.

Bussi, Emilio (Rovigo 13. 4. 1904-Rom 14. 11. 1997) wird nach dem Studium des Rechtes in Modena 1933 in Mailand für italienische Rechtsgeschichte habilitiert, 1940 Professor in Cagliari, 1958 in Modena und widmet sich zunächst dem gemeinen Recht (La formazione dei dogmi di diritto nel diritto comune, Bd. 1f. 1937ff.), danach dem Hei­ligen Römischen Reich der frühen Neuzeit (Il diritto pubblico del Sacro Romano Impero, Bd. 1f. 1957ff.). S. Bussi

Lit.: Dilcher, G., Nachruf ZRG GA 116 (1999), 707ff.

Buteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Bauteil ab 1111 [Inama, WG. II 287, Worms] in 11 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Frühmittelalter eine grundherrschaftliche Abgabe bei einem Erbfall. Sie besteht teils in der Hälfte des Viehes, teils in dem so genannten →Besthaupt. Sie schwindet schon an dem Ende des Frühmittelalters.

Lit.: Hübner 676; Kroeschell, DRG 1, 2

Büttel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1253 bezeugt – in EDEL 3. Viertel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 3. Viertel 9. Jahrhundert [AhdGl. I 297, 378, 404] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gebietende Mensch, ins­besondere der Gerichtsdiener. Er lädt, verhaftet, pfändet, urteilt gelegentlich und vollstreckt häufig eine Strafe. Wegen seines niedrigen Ansehens wird die Bezeichnung Büttel in dem 19. Jahrhundert (euphemistisch) aufgegeben. →Gerichtsvollzieher

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Angstmann, E., Der Henker in der Volksmeinung, 1928; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Peters, W., Bezeichnungen und Funktionen des Fronboten, 1991; Metzke, H., Zur lokalen und sozialen Mobilität der Amts- und Gerichtsdiener im 17./18. Jahrhundert, ZRG GA 113 (1996), 412; Pauser, J., Der Zwettler Gerichtsdiener, 2002

Butzbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Bachmann, B., Die Butzbacher Stadtrechnungen im Spätmittelalter, 2011

Bützow (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist von 1760 bis 1789 Sitz einer von Rostock abgeteilten Universität.

Lit.: Asche, M., Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule, 2000, 2. A. 2008

Buxtehude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Schindler, M., Buxtehude, 1959

Bynkershoek (Bijnkershoeck), Cornelis van (Middelburg/Seeland 29. 5. 1673-Den Haag 16. 4. 1743) wird nach dem Rechtsstudium in Franeker Anwalt in Den Haag und 1704 Richter des Hoge Raad van Holland en Zeeland (1723 Präsident). In seiner Dissertation (lat.) De dominio maris (1703, Über das Eigentum an dem Meer) begründet er für den Landesherrn das Eigentum vor der jeweiligen Küste, soweit es beispielsweise in einer Dreimeilenzone mit Waffen beherrscht wird. Seine (lat.) Observationes (F.Pl., Beobachtungen) zu vielen Verfahren sind seit 1923 veröffentlicht. S. Google

Lit.: Star Numan, O., Cornelis van Bynkershoek, 1869; Krikke, A./Faber, S., Cornelis van Bynkershoek, (in) Zestig juristen, 1987, 141; Bergh, C. van den, Der Präsident Cornelis van Bijnkershoek, (in) Zs. f. europ. Privatrecht 3 (1995), 423

byzantinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1845 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) Byzanz betreffend

Byzantinisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv byzantinisch in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1845 bezeugt) ist das in Ostrom (Byzanz, 326/330 Konstantinopel) gepflegte römische Recht in griechischer Sprache auf der Grundlage der Kompilationstätigkeit Kaiser Justinians (527-565). Wichtigste Werke sind Theophils Paraphrase der Institutionen, Nomos georgikos (Ende 9. Jahrhundert), Nomos nautikos (Ende 9. Jahrhundert), Eisagoge (um 900), Prochiron 907, eparchikon biblion (nach 907), Ekloge ton nomon (941), 113 Novellen Kaiser Leons VI., Basiliken (888?) mit Scholien (11. Jahrhundert) und Kurzfassungen (beispielsweise synopsis Basilicorum 10. Jahrhundert), Peira (Mitte 11. Jahrhundert), Nomokanones, Tipukitos (12. Jahrhundert), Hexabiblos (14. Jahrhundert, endgültig erst durch das Zivilgesetzbuch Griechenlands von 1946 abgelöst).

Lit.: Ius Graeco-Romanum, hg. v. Zachariae von Lingenthal, H. v., Bd. 1ff. 1856ff.; Zachariae von Lingenthal, H. v., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892; Jus Graeco-Romanum, hg. v. Zepos, J. u. a., Bd. 1ff. 1931ff.; Wenger. L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Simon, D., Rechtsfindung am byzantinischen Reichsgericht, 1973; Beck, H., Nomos, Kanon und Staatsräson in Byzanz, 1981; Van der Wal, N. u. a., Historiae iuris graeco-romani delineatio, 1985; Schminck, A., Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern, 1986; Simon, D., Die Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73ff.; Das Eparchenbuch Leons des Weisen, hg. v. Koder, J., 1991; Burgmann, L. u. a., Repertorium der Handschriften des byzantinischen Rechts, Bd. 1f. 1995ff.; Letsios, D., Nomos Rhodiôn nautikos, 1996; Burgmann, L., Das byzantinische Recht und seine Einwirkung auf die Rechtsvorstellung der Nachbarvölker, (in) Südosteuropa-Jahrbuch 26 (1996), 277ff.

Byzanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die nach einem sagenhaften Gründer Byzas benannte, 326/330 von dem römischen Kaiser Konstantin von Byzantion in Kon­stantinopel umbenannte Stadt an dem Bosporus als dem Ausfluss des Schwarzen Meeres in das Mittelmeer, die 395 Hauptstadt des östlichen Teiles des römischen Weltreichs wird und damit zugleich für das von hier aus beherrschte (oströmische) Reich. Der von Kaiser Justinian (527-565) unternommene Versuch, die weströmischen Gebiete zurückzugewinnen, bleibt ohne nachhaltige Wirkung in dem seit Herakleios (610-641) verstärkt griechisch geprägten Land. Vielmehr wird das byzantinische Reich, das um 800 etwa 10 Millionen Einwohner gehabt haben könnte, in der Folge von Persern, Arabern und Bulgaren nachhaltig bedroht und verliert nach der kirchlichen Trennung der griechisch-orthodoxen Kirche von der katholischen Kirche (1054) 1176 in dem Kampf gegen die Rum-Seldschuken seine Stellung als Großmacht. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1203/1204) wird das byzantinische Reich unter die Venezianer und die übrigen Kreuzfahrer aufgeteilt. Osmanen, Serben und Bulgaren bedrohen den verbleibenden Rest von mehreren Seiten. Mit der Eroberung Kon­stantinopels an dem 29. 5. 1453 durch die Osmanen gerät Byzanz bzw. das Byzantinische Reich an die Türken, die bis in die Gegenwart auch ein kleines Gebiet in dem Südosten Europas in ihrer vor allem in Kleinasien gelegenen Türkei halten können. S. Google

Lit.: Zachariae von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892; Neudruck 1955; Krumbacher, K., Geschichte der byzantinischen Literatur, 1897; Ball, H., Byzantinisches Christentum, hg. v. Wacker, B., 2011; Karajannis, C., Die Zentralverwaltung des mittelbyzantinischen Reiches, 1949; Ohnsorge, W., Das Zweikaiserproblem im früheren Mittelalter, 1947; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Pieler, P., Byzantinische Rechtsliteratur, (in) Handbuch der Altertumswissenschaft, XII, 5, 2, 1978, 343; Ohnsorge, W., Abendland und Byzanz, 1979 (Aufsätze); Beck, H., Das byzantinische Jahrtausend, 2. A. 1994; Winkemann, F., Byzantinische Rang- und Ämterstruktur, 1985; Simon, D., Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73; Schreiner, P., Byzanz, 2. A. 1994, 3. A. 2007, 4. A. 2011; Simon, D., Die Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73; Wirth, P., Grundzüge der byzantinischen Geschichte, 2. A. 1989; Ostrogorsky, G., Byzantinische Geschichte 324 bis 1453, 3. A. 1996; Cutler, A./Spieser, J., Das mittelalterliche Byzanz, 1997; Haldon, J., Byzantium in the Seventh Century, 1997; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Norwich, J., Byzanz, 1998; Lilie, R., Byzanz, 1999; Avenarius, A., Die byzantinische Kultur und die Slawen, 2000; Matschke, K./Tinnefeld, F., Die Gesellschaft im späten Byzanz, 2000; Matschke, K. u. a., Die Gesellschaft im späten Byzanz, 2001; Haldon, J., Das byzantinische Reich, 2002; Brandes, W., Finanzverwaltung in Krisenzeiten, 2002; Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565-1453, bearb. v. Dölger, F., 2. A. 2003; Lilie, R., Byzanz, 2003; Lilie, R., Byzanz und die Kreuzzüge, 2004; Der Beitrag der byzantinischen Gelehrten zur abendländischen Renaissance des 14. und 15. Jahrhunderts, hg. v. Konstantinou, E., 2006; Lilie, R., Einführung in die byzantinische Geschichte, 2007; Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilisation, hg. v. Savvides, A. u. a., 2007ff.; The Cambridge History of the Byzantine Empire, hg. v. Shepard, J., 2008; The Oxford Handbook of Byzantine Studies, hg. v. Jeffreys, 2008; Meier, N., Anastasios I. - Die Entstehung des byzantinischen Reiches, 2009; Sommer, A., Die Münzen des byzantinischen Reiches 491-1453, 2010; Schreiner, P., Byzanz zwischen Systematisierung und Atomisierung, (in) HZ 292 (2011), 425; Trade and Markets in Byzantium, hg. v. Morrion, C., 2012; Authority in Byzantium, hg. v. Armstrong, P., 2013; Byzanz, hg. v. Damals, 2014; Schreiner, P., Prosopographie und Gesellschaft, (in) HZ 300 (2015) 103; The Cambridge Intellectual History of Byzantium, hg. v. Kaldellis, A. u. a., 2017; Kaldellis, A., Streams of Gold, Rivers of Blood – The Rise and Fall of Byzantium, 955 A. D. to the First Crusade, 2017

C

Caccialupus, Johann Baptista ist ein in San Severino in der Mark Ancona um 1420 geborener, in Perugia ausgebildeter, seit 1452 in Siena lehrender Jurist (Tractatus de modo studendi in utroque iure, Traktat über die Art des Studierens in beiden Rechten, De modis arguendi, Über die Arten des Erörterns, consilia, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 849

Caemmerer, Ernst von (Berlin 17. 1. 1908-Freiburg im Breisgau 23. 6. 1985), Historikerssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in München und Berlin und der Promotion über gesetzliche Erbfolge (Berlin 1931, Martin Wolff) Assistent und Referent an dem Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und inter­nationales Privatrecht in Berlin (Ernst Rabel) sowie nach der Habilitation in Frankfurt am Main (1946 Walter Hallstein) 1947 Professor in Freiburg im Breisgau. Er wird sehr bedeutsam für die Rechtsvergleichung. S. Google

Lit.: Festschrift Ernst von Caemmerer, 1978

Caepolla, Bartholomäus ist ein in Verona um 1420 geborener, in Bologna und Padua ausgebildeter, 1445 promovierter, in Padua, Ferrara, Verona und Padua lehrender, 1475 oder 1477 verstorbener Jurist (De ser­vitutibus, Über Dienstbarkeiten, De contractibus emptionum et locationum, Über Kaufverträge und Lokationsverträge, consilia, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 843

Caesar (Cäsar), Gaius Iulius (Rom 13. 7. 100–Rom 15. 3. 44 v. Chr.), Neffe des Marius, wird nacheinander Quästor, Ädil, Prätor und Konsul. Zwischen 58 und 51 v. Chr. erobert er Gallien, wobei er kurz auch den Rhein überschreitet und außerdem auf die britischen Inseln übersetzt. Nach einem erfolgreichen Bürgerkrieg wird er in dem Februar 44 Diktator auf Lebenszeit. An den Iden des März (15. 3) 44 wird er ermordet. Durch ihn endet die 510 v. Chr. begonnene römische Republik. Literarisch bedeutsam sind seine Kommentare über den gallischen Krieg, die auch kurz über die Germanen berichten. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CaesarGaiusIuliusCommentariiDeBello­GallicoLiberI.htm; Köbler, DRG 32, 66; Caesar, Der gallische Krieg - Bellum Gallicum - lateinisch-deutsch 6. A. 2011; Caesar, Der Gallische Krieg, hg. v. Schönberger, O., 4. A. 2013; Gelzer, M., Caesar, 1921, Neudruck 1983, mit Einführung v. Baltrusch, E., 2008; Walser, G., Caesar und die Germanen, ZRG GA 57 (1974), 275; Meier, C., Caesar, 1982; Julius Caesar, 1992; Christ, K., Caesar, 1994; Jehne, M., Caesar, 1997; Etienne, R., Jules César, 1997; Canfora, L., Caesar, 2001; Zecchini, C., Cesare e il mos maiorum, 2001; Baltrusch, E., Caesar und Pompeius, 2004, 2. A. 2010; Dahlheim, W., Julius Cäsar, 2005, 3. A. 2011; Caesar, hg. v. Baltrusch, E., 2007; Will, W., Veni, vidi, vici. Caesar und die Kunst der Selbstdarstellung, 2008; Will, W., Caesar, 2009; Jehne, M., Der große Trend, 2009; Meier, M., Caesar und das Problem der Monarchie in Rom, 2014; Meier, C., Die Ohnmacht des allmächtigen Dictators Caesar, 2015; Strauss, B., Die Iden des März, 2016; Schauer, M., Der gallische Krieg, 2016; Girardet, K., Januar 49 v. Chr. – Caesars Militärputsch, 2017

cahier (franz., M.) Heft

Cahier (M.) de doléances (franz., M.) ist das vielleicht schon auf hochmittelalterliche Ansatzpunkte zurückgehende, seit 1427 in ersten Anfängen, 1484 in gedruckter Form erkennbare „Beschwerdeheft“ (Anweisungen der Wähler) der ständischen Dele­gierten der Generalstände (états généraux) in Frankreich (etwa 60000 erhalten).

Lit.: Marion, M., Dictionnaire des institutions de la France, 1923, 66

Calenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein sächsisch-welfisches Teilfürstentum Braunschweig-Lüneburgs, das in verwickelten Nachfolgen in dem Land →Hannover und damit über Preußen (1866) in Niedersachsen (1946) aufgeht.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1960; Das Calenberger Hausbuch von 1592, bearb. v. Lathwesen, H., 1980

Calonius →Turku

calumnia, lat., F., Ränke, Betrug, Verleumdung, Verdrehung, Fälschung, Lex repet. (123/122 v. Chr.), vgl. idg. *kēl-, *kōl-, *kəl-, V., betören, vorspiegeln, schmeicheln, betrügen, Kalumnie, Kalumnieneid

Calvin, Johannes (Jean) (Noyon 10. 7. 1509-Genf 27. 5. 1564) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans und Bourges (1528-1532) und dem Lizentiat in Paris Anhänger der Reformation Martin →Luthers (1533 Flucht aus Frankreich) und beeinflusst von Genf aus Europa von Schottland bis Siebenbürgen. Sein Hauptwerk ist die (lat.) Institutio (F.) religionis christianae (Einrichtung der christlichen Religion, 1536, Endfassung 1559). Der von ihm begründete Calvinismus wirkt sich vor allem wegen der Verbindungen mit dem Humanismus und der positiven Haltung gegenüber der humanis­tischen Ethik (über Hugo Donellus und Dionysius Gothofredus) auf die Entstehung des weltliche Machtansprüche der Kirche und die Unterscheidung von Klerikern und Laien ausschließenden öffentlichen Rechtes und auf Gedanken der →Demokratie und des →Widerstandsrechts sowie subjektiver Rechte auf Leben, kör­perliche Unversehrtheit, Frei­heit und Achtung der Menschenwürde bedeutsam aus. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 153; Schulthess-Rechberg, G. v., Luther, Zwingli und Calvin in ihren Ansichten über das Verhältnis von Staat und Kirche, 1909; Bohatec, J., Calvin und das Recht, 1934; Müller, W., Church and State in Luther and Calvin, 1954; Pfisterer, E., Calvins Wirken in Genf, 1957; Staedtke, J., Johannes Calvin, 1969; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Die Schüler Calvins in der Diaspora, hg. v. Lüthi, K. u. a., 1989; Territorialstaat und Calvinismus, hg. v. Schaab, M., 1993; Naphy, W., Calvin, 1994; Spijker, W. v., Calvin, 2001; Heise, V., Der calvinistische Einfluss auf das humanistische Rechtsdenken, 2004; Persecution and Pluralism, hg. v. Bonney, R. u. a., 2006; Strohm, C., Calvinismus und Recht, 2007; Calvin Handbuch, hg. v. Selderhuis, H., 2008; Plath, U., Der Fall Servet, 2014

Cambacérès, Jean-Jacques-Regis de (Mont­pellier 1753-1824), Bürgermeisterssohn, legt nach Tätigkeiten als Anwalt und Richter in dem Zuge seiner Mitgliedschaft in dem Konvent (1792) bzw. in dem Wohlfahrtsausschuss (1794) der französischen Revolution drei Entwürfe (1793, 1794, 1796/1797) für einen →Code civil vor, die sich auch wegen seiner engen Verbindung zu Napoleon maßgeblich auf den 1804 entstandenen Code civil Frankreichs auswirken. S. Google

Lit.: Papillard, F., Cambacérès, 1961

cambium (lat. [N.], nicht in latein_a_z.docx, dort nur cambiāre, lat., V., wechseln, tauschen, Apul. (um 125-175 n. Chr.), aus dem Gallischen, vgl. idg. *skamb-, *kamb-, V., krümmen, biegen, cambiātio, lat., F., Veränderung, Wechsel, Gl) →Wechsel

Cambrai (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Gemeinde in Nordfrankreich, früher deutsch Kamerich

Lit.: Meijers, E./Blécourt, A., Le droit coutumier de Cambrai, Bd. 1f. 1932ff.; Hüttebräuker, Cambrai, Deutschland und Frankreich 1308-1378, ZRG GA 59 (1939), 88

Cambridge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Fluss Cam ist seit 1066 Vorort einer Grafschaft. Seit 1209 erwächst in Cambridge aus der Abwanderung von Lehrern und Studenten aus →Oxford eine Universität. In ihr entstehen 1284 weltliche Studien. Kenn­zeichnend für den Grundsatz der Bildung durch persönlichen Umgang sind die zahlreichen Colleges (1997 27, ca. 12000 Studenten).

Lit.: Emden, A., A biographical register of the University of Cambridge, 1963; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; A History of the University of Cambridge, hg. v. Leader, D. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.; Sager, P., Oxford and Cambridge, 2003

camera, camara, lat., F., gewölbte Decke, Gewölbe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. idg. *kamer-, V., wölben, biegen, s. latein_a_z.docx

camerarius, camerārius (2), mlat., M., Kämmerer, Greg. Tur. (538/539-594 n. Chr.), s. camera, →Kämmerer

Canon (canōn, lat., M., Regel, Norm, Richtschnur, Vitr. [um 84-um 25 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, Lw. gr. κανών kanṓn, s. gr. κανών (kanṓn), N., Stange, Rohrstab; zu gr. κάννα (kánna), F., Rohr; vgl. hebr. kaneh, lat.-griech. [M.], Regel, Richtschnur, Norm) ist die einzelne Vorschrift in kirchlichen Rechtsquellen. Hiervon leitet sich neben Kanon die Bezeichnung →kanonisches Recht ab.

Lit.: Köbler, LAW; Zechiel-Eckes, K., Die Concordia canonum des Cresconius, 1992; Fowler-Magerl, L., Kanones. Ausgewählte Kanonessammlungen außerhalb Italiens zwischen 1000 und 1140, 1998 (CD)

Canossa s. Google, →Investiturstreit

Lit.: Weinfurter, S., Canossa, 2006; Canossa 1077, hg. v. Stiegemann, C., 2006; Fried, J. Canossa, 2012; Canossa, hg. v. Hasberg, W. u. a., 2012; Fried, J., Canossa - Entlarvung einer Legende, 2012 (Frieds Hypothese von Stefan Weinfurter und Wilfried Hartmann als völlig abwegig eingestuft); Hehl, E., Gregor VII. und Heinrich IV. in Canossa 1077, 2019

Cantiuncula (Chansonette), Claudius (Metz um 1490-Ensisheim 1549) wird nach dem Rechtsstudium in Löwen und Basel von 1518 bis 1524 in Basel Professor des weltlichen Rechtes und übernimmt danach verschiedene Verwaltungsaufgaben und Gerichtstätig­keiten. Seine Schrift (lat.) De ratione studii legalis paraenesis (1522, Abhandlung über den Grund des Rechtsstudiums) bietet erstmals einen Plan zu der Verbesserung des Rechtes in Deutschland nach den Grundsätzen des →Humanismus. S. Google

Lit.: Wieacker, F., Gründer und Bewahrer, 1959, 44; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel, 1962, 355; Kisch G., Claudius Cantiuncula, 1970

capella 2, lat., F., Heiligtum, kleines Gotteshaus, kleiner Mantel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cappa, lat. [F.]) Mäntelchen, Kapelle

Capella (F.) regia (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Hofkapelle, aber in Google) ist zunächst die seit etwa 650 den Merowinger­königen eigene Reliquie des Mantels des heiligen Martin, danach der Gebetsraum der Königspfalz und schließlich die Gesamtheit der mit dem König ziehenden Geistlichen (capellani [M.Pl.] Kapellane, bald auch bei anderen Großen). In dem ostfränkischen Teilreich wird 965 der Erzbischof von Mainz Erzkaplan und die Hofkapelle zu dem personalen Aus­gangspunkt des ottonisch-salischen →Reichs­kirchen­systems. Mit dem →Inves­titurstreit verliert die capella regia ihre darauf gegründete Bedeutung, bleibt aber als solche bis 1806 bestehen.

Lit.: Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, Bd. 1f. 1959ff.

capitaneus, capitāneus, lat., Adj.: nhd. durch Größe hervorstechend, Gromat., s. Latein_a_z.docx, s. caput

Capitaneus (lat. [M., Adj.], zu lat. [N.] caput, Haupt, schon um etwa 800) ist in dem Frühmittelalter allgemein eine Bezeichnung für einen hervorragenden Menschen, die beispielsweise in Oberitalien (Lombardei bis Toskana) an dem Beginn des Hochmittelalters (11. Jahrhundert) für höhere (städtische) Adelige Verwendung findet (daneben auch in Schwaben, Friesland oder Brandenburg).

Lit.: Köbler, LAW; Meyer, K., Die capitanei von Locarno im Mittelalter, 1916; Stahl, B., Adel und Volk im Florentiner Dugento, 1968; Kamp, N., Konsuln und Podestà, 1969; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien, 1979; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; La vassallità maggiore del Regno Italico, hg. v. Castagnetti, A., 2001

capitis deminutio, capitis dēminūtio, capitis dīminūtio, lat., F. (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx), Vermindern der Rechtspersönlichkeit, Verringern der Rechtspersönlichkeit, Schmälern der Rechtspersönlichkeit; s. dēminuere, abgestuft bezüglich der Freiheit, des römischen Bürgerrechts oder der Familienzugehörigkeit in dem römischen Recht

capitula (lat. [N.Pl.]) Kapitel (N.Pl.) →capitulum

Capitula (N.Pl.) Angilramni (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Angilrams Kapitel, aber in Google) sind die mit mehr als 230 Zitaten in zwei Dutzend der wichtigsten Kirchenrechtssammlungen zwi­schen etwa 850 und 1150 besonders stark rezipierte Fälschung Pseudoisidors und bilden eine wichtige Grundlage für das kirchliche Strafprozessrecht bis zu der Gegenwart.

Lit.: Schon, K., Die Capitula Angilramni. Eine prozessrechtliche Fälschung Pseudoisidors, 2006; Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors. Die Collectio Danieliana, 2006

Capitula (N.Pl.) Remedii (episcopii Curiensis) (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kapitel des Remedius, aber in Google) sind die in dem Südwesten des fränkischen Reiches um 800 erfolgte verkürzende Aufzeichnung des spätrömischen Rechtes.

Lit.: Köbler, DRG 81; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953

capitulare (lat. [N.]) →Kapitular, in Kapitel gegliederter Text des Frühmittelalters (erstmals in dem März 779 das Capitulare Haristallense so bezeichnet)

Capitulare (N.) de villis (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google), Kapitular über Höfe bzw. Königshöfe, ist das in einer in Wolfenbüttel aufbewahrten Handschrift des zweiten Viertels des 9. Jahrhunderts abschriftlich überlieferte, in 70 Kapitel eingeteilte (berühmteste) Kapitular König Karls (des Großen) aus dem letzten Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts, das zu der Beseitigung von Missständen die Verwaltung der Königshöfe des gesamten fränkischen Reiches ordnen will (Forst, Ackerbau, Viehzucht, Weinbau, Gärten, Handwerk, Haushaltung, Rechnungslegung).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Capitularedevillis795deutsch.htm; Dopsch, A., Westgotisches Recht im Capitulare de villis, ZRG GA 36 (1915), 1; Mayer, T., Das Capitulare de villis, ZRG GA 79 (1962), 1; Brühl, C., Capitulare de villis, 1971; Metz, W., Zur Erforschung des karolingischen Reichsgutes, 1971; Tautscher, A., Betriebsführung und Buchhaltung in den karolingischen Königsgütern, (in) Vierteljahrschrift f. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 61 (1974), 1ff.

Capitulare (N.) Haristallense (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kapitular von Herstal bei Lüttich, aber in Google) ist das in dem März 779 auf einer Reichsversammlung geschaffene, in vielen jüngeren Abschriften überlieferte, sich erstmals als (lat.) Capitulare (N.) bezeich­nende Kapitular. Es enthält kirchliche und weltliche Bestimmungen. Es versucht die Einschränkung der Fehde.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CapitulareHaristallense779latein.htm; Schneider, R., Zur rechtlichen Bedeutung der Kapitularientexte, (in) DA 23 (1967), 273; Mordek, H., Karls des Großen zweites Kapitular von Herstal, (in) DA 61 (2005), 1

Capitulare (N.) Saxonicum (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, sächsisches Kapitular, aber in Google) ist das nach streitiger Ansicht die (lat. [F.]) →Capitulatio de partibus Saxoniae mildernde, in zwei Handschriften überlieferte Kapitular Karls (des Großen) für Sachsen von dem 28. 10. 797.

L.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CapitulareSa­xonicum.htm; Theuerkauf, G., Lex, Speculum, Compendium iuris, 1968; Springer, M., Die Sachsen, 2004

Capitulatio (F.) de partibus Saxoniae (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, Festlegung über Teile Sachsens) ist die in einer Handschrift überlieferte, in Kapitel gegliederte, (nach?) 782 entstandene Anordnung Karls (des Großen) gegenüber den unterworfenen, noch heidnischen Bräuchen (Verbrennen der Hexe, Verbrennen der Leiche [archäologisch für das 8. Jahrhundert kaum nachgewiesen], Menschenopfer [nicht nachgewiesen]) anhängenden →Sachsen, die auffälligerweise statt sonstiger Bußen und Wergelder sehr häufig die →Todesstrafe androht. Vielleicht ist ihr zweiter Teil erst 803 entstanden.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Capitulatio­departibusSaxoniae.htm; Die Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich, hg. v. Lammers, W., 1970; Schubert, E., Die Capitulatio pro partibus Saxoniae (in) Geschichte in der Region, 1993, 3ff.; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Häßler, H., 1999; Springer, M., Die Sachsen, 2004

capitulum, capedulum, capiclum, lat., N., „Köpflein“, Köpfchen, Abschnitt, Kapitel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. caput

Cappenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Die Viten Gottfrieds von Cappenberg, hg. v. Niemeyer, G. u. a., 2005

Capua s. Google

Lit.: Le pergamene di Capua, hg. v. Mazzoleni, J, Bd. 1f. 1957ff.

caput (lat. [N.]) Haupt, Kopf, Kuppe, Quelle, Ursprung, s. anceps, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *kaput, *kapē̆lo-, *kaplo-, Sb., Schale (F.) (1), Kopf, Kniescheibe, s. latein_a_z.docx

Carbonaria silva (lat. [F.] Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kohlenwald, Erstbeleg 388 n. Chr. bei Sulpicius Alexander, belegt in Google) ist der in dem Frühmittelalter als Grenze bedeutsame Wald von südlich der Sambre bis etwa der Gegend von Löwen (zwischen Charleroi, Tournai und Cambrai oder vielleicht sogar zwiachen Arras in dem Westen und Lüttich in dem Osten). Aus den in dem (lat.) Pactus (M.) legis Salicae, Vertrag des salischen Rechtes (Tit. 47) genannten unterschiedlichen Fristen wird geschlossen, dass die Aufzeichnung erst nach 507 erfolgt ist, weil erst zu dieser Zeit das Gebiet jenseits der Loire Teil des Reiches der Franken wird. In dem 8. Jahrhundert verliert der Wald auch durch Rodungen seine frühere Bedeutung.

Lit.: Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1997

Cardiff an dem Taff in Wales ist 75 n. Chr. Sitz eines römischen Lagers. 1350 gewinnt es Stadtrecht. 1883 erhält es eine Universität. S. Google

Carl August (Weimar 3. 9. 1757-Graditz bei Torgau 14. 6. 1828) Herzog von Sachsen-Weimar(-Eisenach) in (dem späteren) Thüringen, Förderer Goethes, Schillers, Wielands und Herders, s. Google

Lit.: Ebersbach, V., Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach – Goethes Herzog und Freund, 1998; Ventzke, M., Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1883, 2004

Carl Theodor (Schloss Droogenbosch bei Brüssel 11. 12. 1724-München 16. 2. 1799) aus der Nebenlinie Sulzbach-Hilpoltstein nacheinander Erbe der Markgrafschaft Bergen op Zoom, Pfalz-Sulzbach, des Herzogtums Neuburg, der Kurpfalz und Bayerns (1777) sowie über die Heirat seiner Cousine Elisabeth Auguste (1742) Gewinner der Herzogrtümer Jülich und Berg. Ihm folgt 1799 Max Joseph von Pfalz-Zweibrücken, der unter Graf Maximilian Montgelas umfangreiche Reformen verwirklicht. S. Google

Lit.: Weber, H., Die Politik des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz während des österrreichischen Erbfolgekriegs (1742-1748), 1956; Rall, H., Kurfürst Karl Theodor – Regierender Herr in sieben Ländern 1993, Neudruck 1994

Carmer, Johann Heinrich Casimir von (Bad Kreuznach 29. 12. 1721-Gut Rützen in dem Kreis Guhrau in Schlesien 23. 5. 1801), reformierter Hofrats­sohn aus ursprünglich niederländischer Familie, wird nach dem Rechtsstudium in Jena und Halle 1749 Kammergerichtsreferendar in Preußen, 1763 Präsident der Oberamts­regierung Breslau, 1768 Chefpräsident sämtlicher Oberamtsregierungen in Schlesien und 1779 als Folge der Müller-Arnold-Prozesse Großkanzler und Erster Minister des Justizdepartements (bis 1795). Infolge seines Wirkens wird 1781 das Prozessrecht in dem (lat.) →Corpus (N.) iuris Fridericianum ([Friedrichsches Rechtskorpus,] Erstes Buch 1793 überarbeitet in der Form der Allgemeinen Gerichtsordnung) neu geordnet und vor allem durch Svarez die Entstehung des →Allgemeinen Landrechts entscheidend gefördert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 140; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 362; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Houwald, G. Frhr. v., Ahnen und Enkel des Johann Heinrich Casimir Graf von Carmer, 1977

Carolina (lat. [F.]) →Constitutio Criminalis Carolina, Peinliche Gerichtsordnung (Kaiser) Karls V. von 1532, s. Google

Carpzov, Benedikt (Wittenberg 27. 5. 1595-Leipzig 30./31. 8. 1666), Sohn eines gleich­namigen Professors der Rechte in Wittenberg, wird nach dem Rechtsstudium in Jena, Leipzig und Wittenberg (Wittenberg 1618 Promotion) 1620 Mitglied des Leipziger Schöffenstuhls, 1644 Hofrat in Dresden, 1644/1645 Professor in Leipzig und 1653 Geheimer Rat in Dresden. In seiner auf sächsische Urteile wie gemeinrechtliche Lehre gegründeten (lat.) Practica (F.) nova imperialis Saxonica rerum criminalium (1635, 9. A. 1695, 12. A. 1751, Neue kaiserlich-sächsische Praxis der Strafsachen) bietet er die erste systematische Darstellung des (deutschen) Strafrechts unter Bemühung um Abgrenzung der harten ordentlichen Strafen von den in dem Ermessen des Gerichts stehenden arbiträren Strafen. Seine (lat.) Iuris­prudentia (F.) Romano Saxonica secundum ordinem Constitutionum D. Augusti Electoris Saxoniae (1638, 8. A. 1721, Römisch-sächsi­sche Rechtswissen­schaft nach den kur­sächsischen Konsti­tutionen) erklärt die kursächsischen Konsti­tutionen an Hand der entschiedenen Fälle. Die (lat.) Iurisprudentia (F.) ecclesiastica consistorialis (1649, 8. A. 1721, konsistorial­kirchliche Rechtswissen­schaft) ordnet einheitlich erstmals das Recht der protestantischen Kirche. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Carp­zovBenediktIurisprudentiaEcclesiasticaConsistoralis1649(1652).pdf http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/CarpzovBenediktIurisprudentiaRomanoSaxonica1638(9A1703).pdf http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/CarpzovBenediktPracticaNovaImperialisSaxonicaRerumCriminalium1635(1684).pdf ; Köbler, DRG 144; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Köckritz, S. v., Die Bedeutung des Willens für den Verbrechensbegriff Carpzovs, 1955; Merzyn, G., Der Beitrag Benedikt Carpzovs zur Entwicklung des Kollisionsrechts, 1963; Schieckel, H., Benedict I. Carpzov (1565-1624) und die Juristen unter seinen Nachkommen, ZRG GA 83 (1966), 310; Schieckel, H., Alexander Graf zu Dohna als Nachkomme von Benedikt I. Carpzov, ZRG GA 89 (1972), 212; Benedikt Carpzov, hg. v. Schild, W., 1997; Benedict Carpzov, hg. v. Jerouschek, G. u. a., 2000; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003

Carta, charta (lat. [F.] Blatt, Urkunde, Wort bei Cicero (81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, aus gr. χάρτης (chártēs) ist die Urkunde, vor allem die (von dem Veräußerer) subjektiv gefasste (und unterschriebene) Geschäftsurkunde (Verfügungsurkunde) des frühmittelalterli­chen Rechtsverkehrs (beispielsweise des Klosters Sankt Gallen) in Gegensatz zu der (lat. [F.] notitia) Beweisurkunde. Seit dem 9. Jahrhundert schwindet die carta. Ihre Aufgabe übernimmt in dem 12. Jahrhundert die Siegelurkunde. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, LAW; Brunner, H., Zur Rechtsgeschichte der römischen und germanischen Urkunde, Bd. 1 1880, Neudruck 1961; Zeumer, K., Cartam levare, ZRG GA 4 (1883), 113; Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911; Steinacker, H., Die antiken Grundlagen der frühmittelalterlichen Privaturkunde, 1951; Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977, 190; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977

cartularius, chartularius (lat. [M.] Wort Cod. Iust. 528-534 n. Chr.), Archivar, mittels Urkunde (lat. carta, charta) Freigelassener

Lit.: Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991

case law, case-law (engl. [N.]) →Fallrecht, s. Google

Cassiodor, Flavius Magnus Aurelius Senator (Bruttium vor 490-nach 580), aus in Kalabrien begüterter Familie senatorischen Ranges, 507 (lat.) quaestor, 514 (lat.) consul, 523-527 (lat.) magister officiorum, 533-537 (lat.) praefectus praetorio, ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der Spätantike, der auf Grund seiner vorangehenden Verwaltungstätigkeit in seinen Variae (lat. [F.Pl.] [epistulae] verschiedene [Briefe]) die ostgotische Herrschaftspraxis in Italien bis 537 erkennen lässt (um 555 Rückzug in das von ihm gegründete Kloster Vivarium). S. Google

Lit.: O‘Donnell, J., Cassiodor, 1979; Krautschick, S., Cassiodor und die Politik seiner Zeit, 1983; Meyer-Flügel, B., Das Bild der ostgotisch-römischen Gesellschaft bei Cassiodor, 1992; Stüven, A., Rechtliche Ausprägungen der civilitas im Ostgotenreich, 1995; Kakridi, C., Cassiodors Variae – Literatur und Politik im ostgotischen Italien, 2005

Cassius, Longinus (1. Jahrhundert n. Chr.), aus alter senatorischer Familie, wird als Schüler des →Sabinus Haupt der römischen Rechtsschule der Sabinianer oder Cassianer. Seine (mindestens 10 Bücher umfassenden) Libri (M.Pl.) iuris civilis (Bücher des römischen Zivilrechts) sind nur mittelbar durch Auszüge überliefert. Gleichnmig und verwandt ist der an der Ermordung Caesars beteiligte Gaius Cassius Longinus. S. Google

Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 130

casum sentit dominus (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, lat., aber in Google). Den (Fall bzw.) Zufall fühlt der Herr oder der Eigentümer (d. h. seinen Schaden trägt – schon nach dem römischen Recht - grundsätzlich jeder [als Herr der Sache] selbst, sofern nicht ausnahmsweise ein einzelner Rechtssatz den Schaden aus einem besonderen Rechtsgrund auf einen anderen Menschen überwälzt).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

casus, cāsus, cāssus, lat., M., Fallen, Fall, Herabfallen, Einfallen, Sturz, Kasus, Acc. (170-um 90 v. Chr.), auch Zufall, s. latein_a_z.docx

caupo, cōpo, cūpo, lat., M., Krämer, Schankwirt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.); I.: Lw. gr. κάπηλος (kápēlos), s. latein_a_z.docx, s. Google, s. Kauf

causa, caussa, cūsa, lat., F., Grund, Ursache, Fall, Quelle, Schuld, XII tab. (um 450 v. Chr.), Etymologie ungeklärt, vielleicht zu cūdere, s. latein_a_x.docx

Lit.: Kaser §§ 19, 24, 25, 27, 33, 40, 48; Söllner § 8; Köbler, DRG 44, 61; Fuchs, J., Justa causa traditionis, 1952; Bremkamp, T., Causa. Der Zweck als Grundpfeiler des Privatrechts, 2008; Fu, G., Das Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht, 2010

causae (F.Pl.) civiles (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) bürgerliche Sachen, Zivilsachen

causae (F.Pl.) criminales (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) Strafsachen, Kriminalsachen

causae (F.Pl.) maiores (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) wichtigere Angelegenheiten

causae (F.Pl.) minores (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) mindere Angelegenheiten

cautela, cautēla, lat., F., Behutsamkeit, Sicherstellung, Schutz, Schutzmittel, Kaution, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. cavēre, s. latein_a_z.docx, s. Google

Cautela (lat. [F.], Behutsamkeit) ist die von dem magdeburgischen Bürger Hermann von Oesfeld um 1350 deutsch (mit lateinischen Zitaten) verfasste, handschriftlich seit 1382 (8 Handschriften bis 1483) belegte kleine Sammlung von Anweisungen zu dem vorsichtigen Verhalten vor Gericht (14 Zeilen Vorrede, 97 Zeilen Text, 11 Zeilen Nachrede). →Premis

Lit.: Unger, F., Des Richtes Stig, 1847; Homeyer, C., Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis, 1857, http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/RichtsteigLandrechtnebstCautelaundPremis1857.pdf; Die Cautela, hg. v. Ovesfelde, H. v., 1939 (2 Blätter); Oppitz, U., Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66

cautio, cavitio, lat., F., Behutsamkeit, Vorsicht, Sicherheit, Gewährleistung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z. docx, s. cavēre (lat. [F.], Sicherheitsleistung bzw. das als Stipulation für den Fall eines künftigen Schadens aus einem bestimmten Umstand (beispielsweise Einsturz eines Gebäudes) abgegebene Leistungsversprechen des römischen Rechtes

Lit.: Kaser § 7; Söllner § 9; Köbler, DRG 29; Köbler, LAW; Salmen-Everinghoff, C., Zur cautio damni infecti, 2009

cautio (F.) Muciana (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) mucianische →Sicherheitsleistung, →Mucius Scaevola (um 140-82 v. Chr.)

cedere, cēdere, lat., V., gehen, treten, passieren, schreiten, einhergehen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. Google, s. idg. *sed- (B), V., gehen

Celle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) wird nach Erhebung des Fürstentums Calenberg-Grubenhagen zu einem Kurfürs­ten­tum 1692 wegen dadurch entstehender Notwendigkeit eines Oberap­pel­la­tionsgerichts 1711 dessen Sitz als Ausgleich für den Verlust der Residenz eines Teilherzogtums

Lit.: Figge, R., Altes Recht in Celle, 1938; Jessen, P., Der Einfluss von Reichshofrat und Reichskammergericht auf die Entstehung und Entwicklung des Oberappellationsgerichts Celle, 1986; Rüping, H., Rechtsanwälte im Bezirk Celle, 2006; Stodolkowitz, S., Das Oberappellations­ge­richt Celle, 2011; Dreihundert Jahre Oberlandes­gericht Celle, 2011; Rohde, R. u. a., Celle im Nationalsozialismus, 2012; Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften der Stiftungsbibliothek am Oberlandesgericht Celle, bearb. v. Kümper, H., 2018 (rund 150 Handschriften, Grundstock die Bibliothek Ulrich Grupens)

Celsus, Iuventius (pater) (1. Jahrhundert n. Chr.) ist der als ein Haupt der Prokulianer und als Vater des →Celsus (filius) bekannte klassisch-römische Rechtskundige. S. Google

Lit.: Söllner § 16; Köbler, DRG 30; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 137

Celsus, Iuventius Publius (filius) (2. Jahrhundert), Sohn des Iuventius Celsus (pater), ist der bedeutende Vertreter des hochklassischen römischen Rechtes (u. a. [lat.] Libri [M.Pl.] digestorum, Bücher der Digesten) der Zeit Kaiser Hadrians (117-138 n. Chr.), von dem etwa die lateinischen Wendungen Ius est ars boni et aequi (Das Recht ist die Kunst des Guten und Gerechten) und Scire leges non hoc est verba earum tenere, sed vim ac potestatem (Gesetze kennen bedeutet nicht, ihre Worte zu wahren, sondern ihren Sinn und Zweck) und das (lat.) Senatusconsultum (N.) Iuventianum (129, Senatsratschlag des Iuventius) mit einer Bevorzugung des gutgläubigen Bereicherungsschuldners in dem Erbrecht stammen. S. Google

Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 146; Hausmaninger, H., Publius Iuventus Celsus, (in) Prescriptive formality, 1994

Centena (lat. [F.], Hundertschaft, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) ist bei den frühmittelalterlichen Franken und Alemannen eine Verwal­tungseinheit streitigen Inhalts (Erstbeleg 511/558).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Dannenbauer, H., Hundertschaft, centena und huntari,(in)  Hist. Jb. 62-69 (1949), 155; Metz, W., Zur Geschichte der fränkischen centena, ZRG GA 74 (1957), 234; Schulze, K., Die Grafschaftsverfassung in den Gebieten östlich des Rheins, 1974; Murray, A., From Roman to Frankish Gaul, (in) Traditio 44 (1988), 59ff.

centenarius, centēnārius, lat., Adj., hundert enthaltend, aus hundert bestehend, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. centum

Centenarius (lat. [M.], Hunderter, Hundertführer, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) ist in der römischen Spätantike der kaiserliche Beamte mit 100000 Sesterzen Jahresgehalt, in dem Frühmittelalter bei Westgoten, Langobarden, Bayern, Franken und Alemannen ein niederer königlicher Amtsträger.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Krug, H., Untersuchungen zum Amt des centenarius - Schultheiß, ZRG GA 87 (1970), 1, 88 (1971), 29 (Diss. phil. Wien 1968); Murray, A., From Roman to Frankish Gaul, Traditio 33 (1988), 59ff.

Cessante ratione legis cessat ipsa lex (lat., Wortfolge nicht in latein_a-z.docx, aber in Google). Fällt der Sinn eines Gesetzes weg, fällt das Gesetz selbst weg.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Glosse zu Digesten 35, 1, 72, § 6); Krause, H., Cessante causa cessat lex, ZRG KA 46 (1960), 81

cessio (lat. [F.] Abtreten, Übergeben, Cic. 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. Google, s. cedere, cēdere) Abtretung (einer Forderung) →Zession

Chamave, s. Google, →Ewa Chamavorum

Chambéry in den Voralpen in dem Südosten Frankreichs gelangt 1232 an Savoyen. 1761 erhält es eine Universität. 1860 kommt es zu Frankreich. S. Google

Champagne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Frankreich südwestlich vor den Ardennen liegende Landschaft. Sie fällt 486 n. Chr. von den Römern an die Franken und wird 814 Grafschaft. Diese wird 1314/1361 Krondomäne Frankreichs. Unter Rückgriff auf eine um 1253 entstandene Sammlung der Usages de Champagne und Einfügung verschiedener höchstgerichtlicher Urteile der Jahre 1270 bis 1295 verfasst wahrscheinlich Guillaume de Châtelet zwischen 1295 und 1300 den Ancien coutumier de Champagne. S. Google

Lit.: Portejoie, P., L’ancien coutumier de Champagne, 1956; Bur, M., La formation du comté de Champagne, 1977

Chance (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Glückschance nicht und in DW2 1831 bezeugt – 1831 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische (cadere) des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gelegenheit, Erfolgsaussicht

Chancengleichheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Gleichheits­grundsatz entwickelte Vorstellung, dass in bestimmten Wettbewerbslagen Chancengleichheit für Interessenten bestehen oder notfalls hergestellt werden müsse.

Lit.: Bender, R./Schumacher, R., Erfolgsbarrieren vor Gericht, 1980

charavaricum, chalvaricum, lat.?, N., Tohuwabohu, Wirrwarr, Lärm, nicht in latein_a_z.docx, s. Google

charisma, lat., N., Geschenk, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. gr. χάρισμα (chárisma), N., göttliche Gabe; vgl. gr. χαρίζεσθαι (charízesthai), V., schenken, sich freundlich zeigen; gr. χάρις (cháris), F., Anmut, Gunst, Gnade, Freude; vgl. idg. *g̑ʰer- (1), *g̑ʰerh₁-, V., begehren, gern haben, s. latein_a_z.docx, s. Google

Charisma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1666 aus dem Lateinisch-Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1666 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gnadengabe, Heil, Ausstrahlungskraft

Lit.: Das Charisma, hg. v. Rychterova, P., 2008

Charivari (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1800 bezeugt – 1800 in EDEL als über das Französische vielleicht aus dem etymologisch ungeklärten charavaricum, chalvaricum, lat., N., Tohuwabohu, Wirrwarr, Lärm, aufgenommen – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Tohuwabohu, Durcheinander, Wirrwarr, Katzenmusik

Lit.: Kramer, K., Grundriss einer rechtlichen Volkskunde, 1974

Charta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1819 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16.? Jahrhundert als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) Urkunde

Charta (F.) der Grundrechte der Europäischen Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 in ihrer überarbeiteten Fassung von dem 12. 12. 2007 den Gemeinschaftsverträgen der europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Uni­on rechtlich gleichgestellte und damit rechts­verbindliche, neben den ungeschriebe­nen, als allgemeine Rechtsgrundsätze des Unions­rechts fortgeltenden Unionsgrund­rechten gel­tende Charta der Grundrechte in der Europäischen Union in dem Sinne eines formellen Systems europäischer Wertnormen. Diese objektive europäische Werteordnung nimmt an dem Anwendungsvorrang des Gemein­schafts­rechts Teil. Die letzverbind­liche Kon­trollzuständigkeit hat der Europä­ische Ge­richtshof bzw. der Gerichtshof der Europäischen Union.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Charta­derGrundrechtederEU2010.pdf

Charta (F.) der Vereinten Nationen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Vereinte Nationen

Charte (F.) constitutionelle (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, franz. [F.] Verfassungsurkunde) ist die oktroyierte(, bis Juli 1830 geltende) Verfassung des Jahres 1814 in Frankreich.

Chartepartie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google  belegt sowie aus [lat.] carta [F.] partita, geteilte Urkunde, F., gebildet) ist in dem Seehandelsrecht seit dem Hochmittelalter die in zwei Hälften teilbare Urkunde über die (teilweise) Befrachtung eines Schiffes (vgl. ab 1375 franz. [F.] charte de fret ou endenture, ADHGB von 1861).

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Lewis, W., Das deutsche Seerecht, 1883; Wattenbach, W., Das Schiffswesen im Mittelalter, 1896, Neudruck 1958; Scrutton, T., The contract of affreightment, 1939; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine von 1681, 1996; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse (1365-1614), 2003

chartern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 1863 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mieten, durch entgeltlichen Vertrag nutzen

chartularius, chartulārius, cartulārius, lat., M.: nhd. Archivar; Hw.: s. chartula; Q.: Cod. Iust. (528-534 n. Chr., s. latein_a_z.docx, s. charta

checks and balances (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl..) Kontrollen und Aus­gleiche durch Gewaltenteilung in der Verfassung

chemeía, chēmeía, χημεία (chēmeía), χυμεία (chymeía), griech., F., Kunst der Metallverarbeitung; weitere Herkunft ungeklärt, s. Google

Chemie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Steinchemie – nicht und in DW2 1586 bezeugt – 1586 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) Lehre von dem Aufbau, den Eigenschaften und der Umwandlung der (chemischen) aus Atomen, Molekülen und Ionen bestehenden Stoffe

Lit.: Priesner, C., Chemie – Eine illustrierte Geschichte, 2015

Chemnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., Steinbach) →Hippolithus a Lapide (Chemnitz, Bogislaus Philipp von, Stettin 1605-Gut Halstaed in Vestmanland/Schweden 1678)

Lit.: Das Chemnitzer Bleichgericht und die dortigen Bleichen vor 500 Jahren, ZRG GA 25 (1904), 345; Schlesinger, W., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952

China (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Sina und in DW2 - ausgenommen Chinarinde und chinesisch – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.). Der Name China – Reich der Mitte – für eine mindestens 5000 Jahre geschichtliche Entwicklung aufweisende Gesellschaft in Ostasien erscheint 1537 auf einer spanischen Weltkarte. Unter anderem wurden 1983/1984 in Zhangjiashan in dem Grab M 247 mehr als 1000 Bambusleisten aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. entdeckt mit 70 Prozent Rechtstexten und 227 Bambusleisten mit einem Textkorpus Zouyanshu. 1271-1291 erfolgte ein Aufenthalt Marco Polos aus Venedig in dem mongolischen China. Uum 1900 starker Ein­fluss des deutschen Rechtes. 1978 offizielle Übernahme westlichen bzw. westeuropäischen Rechtes begonnen, anfangs angloamerikanisch, später auch deutsch)

Lit.: Senger, H. v., Kaufverträge im traditionellen China, Diss. jur. Zürich 1970; Köbler, G., Rechtschinesisch, 2001; Recht und Rechtsgeschichte Chinas, 2002; Lexikon der chinesischen Literatur, hg. v. Klöpsch, V. u. a., 2004; Seyock, B., Auf den Spuren der Ostbarbaren, 2004; Kim, C., Deutscher Kulturimperialismus in China, 2004; Yangwen, Z., The Social Life of Opium in China, 2005; Falkenhausen, L. v., Chinese Society in the Age of Confucius, 2006; Dabringhaus, S., Geschichte Chinas 1279-1949, 2. A. 2009; Schoettli, U., China, 2007; China, hg. v. Staiger, B. u. a., 2006; Schmidt-Glintzer, H., Kleine Geschichte Chinas, 2008; Höllmann, T., Das alte China, 2008; Schmieder, F., Marco Polo (1254-1324), 2009; Weiers, M., Geschichte Chinas, 2009; Lei, Y., Auf der Suche nach dem modernen Staat, 2010; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Kangying, L., The Ming Maritime Policy in Transition. 2010; Kroll, S., Normgenese durch Re-Inter­pretation. China und das europäische Völkerrecht, 2012; Zhang, Q., The Constitution of China, 2012; Simon, K., Civil Society in China, 2013; Pantsov, A. u. a., Mao, 2014; Yang, R., Die Rezeption der europäischen Privatrechte in China und die konfuzianische Tradition – Das Beispiel des Deliktsrechts, 2015; Brook, T., Wie China nach Europa kam – Die unerhörte Karte des Mr. Selden, 2015; Leese, D., Die chinesische Kulturrevolution 1966-1976, 2016; Glahn, R. v., The Economic History of China, 2016; Dikötter, F., Mao und seine verlorenen Kinder – Chinas Kulturrevolution, 2017; Hecheng, T., The Killing Wind, 2017; Mühlhahn, K., Die Volksrepublik China, 2017 (1949-1956, 1957-1976, 1977-1990, ab 1990 Aufstieg zu einer Weltmacht); Lee, K., AI Superpowers - China, Silicon Valley and the New World Order, 2018; Brown, K., Die Welt des Xi Jinping, 2018; Forster, E., 1919 – The Year that changed China, 2018; Frankopan, P., Die neuen Seidenstraßen, 2019; Irvinc, T., Listening to China. Sound and the Sino-Western Encounter 1770-1839, 2020; Mitter, R., China’s Good War, 2020

chirographum, chīrographum, chīrografum, cȳrografum, lat., N., Handschrift, eigenhändige Schrift, Wechsel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. χειρόγραφον (cheirógraphon), N., Handschrift, Schuldbrief; vgl. gr. χείρ (cheír), F., Hand, Faust, Arm, Seite; idg. *g̑ʰesor-, *g̑ʰesr-, Sb., Hand, gr. γράφειν (gráphein), V., einritzen, schreiben; idg. *gribʰ‑, V., ritzen, kribbeln, s. latein_a_z.docx, s. Google

Chirographum (lat.-gr. [N.] Handgeschriebenes, Wort bei Cicero 81-43 v. Chr.) ist in der römischen Antike die (eigenhändig geschriebene, subjektiv gefasste) Papyrusurkunde. Von England (Mitte 9. Jahrhundert) aus wird chirographum später zu der Bezeichnung für die in zwei Ausfertigungen auf einem danach zer­schnittenen Blatt hergestellte Urkunde über ein mehrseitiges Rechtsgeschäft (854/855?, Saint Bertin 944, Trier 967). Seit dem 14. Jahrhundert wird das chirographum bei siegelführenden Beteiligten durch die Siegelurkunde, ansonsten durch die Urkunde öffentlicher Notare zurückgedrängt, bleibt aber bis zu dem 18. Jahrhundert in Gebrauch. →Chartepartie, s. Google

Lit.: Kaser §§ 7, 40; Köbler, DRG 43; Köbler, LAW; Redlich, O., Die Privaturkunde des Mittelalters, 1911; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1, 2. A. 1912, 699; Trusen, W., Chirographum und Teilurkunde im Mittelalter, (in) Archival. Z. 75 (1979), 233; Parisse, M., Remarques sur les chirographes, (in) AD 32 (1986), 546ff.; Anglo-Saxon Manuscripts and their Heritage, hg. v. Pulsiano, P. u. a., 1998, 161ff.

Chlodwig (Chlodowech, 466-511), merowingischer König der Franken (482-511), „Ludwig“, s. Google

Lit.: Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988, 3. A. 1997; Chlodwigs Welt, hg. v. Meier, M. u. a., 2014

Chor (M.) Land →Chorbischof

chora, chōra (1), lat., F., Distrikt, Inschr, s. gr. χώρα (chṓra), F., Land, Gegend, Ort, Platz, Heimatland; vgl. idg. *g̑ʰē- (1), *g̑ʰēi-, *g̑ʰeh₁-, V., leer sein (V.), fehlen, verlassen (V.), gehen, s. latein_a_z.docx, s. Google

Chorbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 1150 aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 378] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Landbischof) ist in dem oströmischen Reichsteil der ursprünglich gleichberechtigte Gehilfe des städtischen Bischofs für das Landgebiet der Diözese. Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts erscheint unter angelsächsischem Einfluss ein Chorbischof in dem Westen, der seit dem 9. Jahrhundert aber wieder schwindet (Konzil von Metz 888).

Lit.: Gottlob, T., Der abendländische Chorepiskopat, 1928, Neudruck 1963; Müller, J., Gedanken zum Institut der Chorbischöfe, (in) FS K. Pennington, 2006, 77ff.

Chorherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1253 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 13 § 3] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (Kanoniker bzw.) Kleriker, der Mitglied eines an einer Kirche bestehenden Kapitels (mit Sitz in dem Chor) ist. Ansätze zu einer solchen Gemeinschaft zeigen sich schon bei Bischof Eusebius von Vercelli (um 283-371). Das Frühmittelalter entwickelt hierfür besondere Regeln bzw. canones (beispielsweise Chrodegang von Metz um 755 [lat.] F. regula canonicorum, Regel der Kanoniker, Konzil von Aachen 816). Die frühhochmittelalterliche Kirchenreform führt zu der stärkeren Regulierung (grego­rianische Reform). In dem 12. Jahrhundert werden Empfehlungen des heiligen Augustinus besonders aufgegriffen (Augustinerchorherr).

Lit.: Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland, 1976; Lawrence, C., Medieval Monasticism, 2. A. 1989, 163; Crusius, I., Studien zum weltlichen Kollegiatstift in Deutschland, 1985; Die Stiftskirche in Südwestdeutschland, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003

Chrenecruda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Lex Salica/Hessels-Kern Tit. 58 Cod. 1 Sp. 370 Hs. Anf. 9. Jh. in 3 Stellen], aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, afrk., Sb., „reine Erde“?) ist die zuerst in Titel 58 des salfränkischen Volksrechts (Pactus legis Salicae, 507-511?) erwähnte, den leistungsunfähigen Wergeldschuldner betref­fende →malbergische Glosse, die sich auf ein vielleicht neu geschaffenes, nur kurze Zeit bezeugtes oder vielleicht auch aus einer magischen Zauberhandlung übernommenes Formalverhalten bezieht.

Lit.: Gierke, J., Chrene cruda und Spatenrecht, ZRG GA 28 (1907), 290; Goldmann, E., Chrenecruda-Studien zum Titel 58 der Lex Salica, 1931; Schmidt-Wiegand, R., Chrenecruda, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 252

Christ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DRW2 nach 1100 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] und 1060-1065 [Williram von Ebersberg] in EDEL in 2 Ansätzen bzw. Bedeutungen - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab 1276 [AugsbStR. Art. 57 § 1] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Religionsstifter Jesus Christus und an den Religionsstifter Jesus Christus glaubender Mensch

Christentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des christlichen Glaubens und seiner (in der Gegenwart etwa 2,2 Milliarden) Anhänger. Unter Fortführung jüdischer Vorstellungen des so genannten Alten Testaments geht das Christentum davon aus, dass sein Stifter Jesus Christus (um 4 v. Chr. – um 30 n. Chr.) als Sohn (eines einzigen) Gottes durch seinen Tod an dem Kreuz die Menschen von ihrer Sündigkeit erlöst hat. Die daran anknüpfenden Gedanken (Urchristentum 30-150 n. Chr.) breiten sich in dem römischen Reich wegen ihrer Anziehungskraft vor allem auf ärmere Gesellschaftssschichten so rasch aus, dass der Staat seit dem zweiten Jahrhundert und entschieden seit der Mitte des dritten Jahrhunderts das Christentum verfolgt, ohne den gewollten Erfolg zu erreichen. Durch das Toleranzedikt Kaiser Konstantins (311) wird das Christentum gleich­berechtigter Kult, durch Kaiser Theodosius I. 380 Staatsreligion. Seit dem Ausgang des Altertums greift das Christentum vor allem auf die germanischen Völker über (in dem 5. und 6. Jahrhundert Bischofskirchen in den Bischofsstädten, während beispielsweise in dem Rheinland die Zeugnisse für die ländlichen Gebiete noch spärlich bleiben, beispielsweise Flonheim nordwestlich Alzeys) und Belege für Heidentum noch reichlich zu finden sind. Spaltungen (1054 und 1517) führen zu den besonderen Bekenntnissen der Katholiken, Orthodoxen und Protestanten (Lutheraner, Evangelischen). In der Neuzeit verbreitet sich das Christentum mit der Entdeckung neuer Länder und der Gewinnung von Kolonien durch Mächte Europas über die ganze Erde, doch bedeutet die französische Revolution von 1789 eine Wende hin zu einer Säkularisierung. Bereits kurz nach seiner Entstehung entwickelt das Christentum in Anlehnung an römisches Recht ausgeprägte rechtliche Regeln (→kirchliches Recht), die danach wiederum in vielen Hinsichten das weltliche Recht mitgestalten.

Lit.: Söllner §§ 19, 20, 21; Köbler, DRG 51, 68, 99, 146; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 772; Bultmann, R., Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen, 1949, 4. A. 1976, 6. A. 1998; Moeller, B., Geschichte des Christentums in Grundzügen, 1965, 10. A. 2011, 8. A. 2004; Biondi, B., Il diritto romano cristiano, 1952ff.; Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff., 2. A. 1960ff.; Christentum, Säkularisation und modernes Recht, hg. v. Lombardi-Vallauri, L. u. a., 1981; Deschner, K., Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1988ff., (Band 10 2013); Die Geschichte des Christentums, hg. v. Mayeur, J. u. a., Bd. 8 1992, Bd. 10 1999; Geschichte des Christentums, hg. v. McManners, J., 1993; Andresen, C./Ritter, A., Geschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1993ff.; Crossan, J., Der historische Jesus, 1994; Drobner, H., Lehrbuch der Patrologie, 1994, 2. A. 2004, 3. A. 2011; Fontes christiani, hg. v. Brox, N. u. a., 1995ff.; Winkelmann, F., Geschichte des frühen Christentums, 1996; Glaser, F., Frühes Christentum im Alpenraum, 1997; Barton, P., Geschichte des Christentums in Österreich und Südostmitteleuropa, 1997; Padberg, L. v., Die Christianisierung Europas, 1998; Lang, B., Heiliges Spiel, 1998; Gnilka, J., Die frühen Orden, 1999; Lexikon der christlichen Antike, hg. v. Bauer, J. u. a., 1999; Metzler Lexikon christlicher Denker, hg. v. Vinzent, M., 2000; Die Geschichte des Christentums, hg. v. Pietri, L., Bd. 3 2000; Lee, A., Pagans and Christians in Late Antiquity, 2000; Mission und Christianisierung am Hoch- und Oberrhein, hg. v. Berschin, W. u. a., 2000; Lüdemann, G., Das Urchristentum, 2002; Jensen, A., Frauen im frühen Christentum, 2002; Die Alemannen und das Christentum, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Koch, S., Rechtliche Regelung von Konflikten im frühen Christentum, 2003; Tamcke, M., Das orthodoxe Christentum, 2004; Hasenfratz, H., Die antike Welt und das Christentum, 2004; Zschoch, H., Die Christenheit im Hoch- und Spätmittelalter, 2004; Bonifatius, hg. v. Felten, F., 2004; The Spread of Christianity in the first four Centuries, hg. v. Harris, W., 2005; Angenendt, A., Toleranz und Gewalt, 2006; Markschies, C., Das antike Christentum, 2006; Seebaß, G., Geschichte des Christentums, Bd. 3 2006; Engberg, J., Impulsore Chresto, 2007; Terrien, M., La christianisation de la région rhénane du IVe au milieu du VIIIe siècle, 2007; Fonti per la storia della cristianizzazione dei Germani, hg. v. Mico, N. de u. a., 2007; Judge, E., The First Christians in the Roman World, 2008 (Aufsätze); Habermas, R., Mission im 19. Jahrhundert, (in) HZ 287 (2008), 629; Gender and Christianity in Medieval Europe, hg. v. Bitel, L., 2008; The Oxford Handbook of Early Christian Studies, hg. v. Ashbrook, S. u. a., 2008; Koch, D., Bilder aus der Welt des Urchristentums, 2009; Cook, J., Roman Attitudes Toward the Christians, 2010; Erinnerungsorte des Christentums, hg. v. Markschies, C. u. a., 2010; Athanasius Handbuch, hg. v. Gemeinhardt, P., 2011; Hume, D., The Early Christian Community, 2011; Wendt, H., Die missionarische Gesellschaft, 2011; Lange, C., Eine kleine Geschichte des Christentums, 2012; Leppin, V., Geschichte des mittelalterlichen Christentums, 2012; Brunner, K., In Freiheit glauben, 2013; Schwertmission, hg. v. Kamp, H. u. a., 2013; Koch, D., Geschichte des Urchristentums, 2013 (ca. 30 n. Chr.-150 n. Chr.), 2. A. 2014; Schlögl, R., Alter Glaube und moderne Welt - Europäisches Christentum im Umbruch 1750-1850, 2013; Schieffer, R., Christianisierung und Reichsbildungen – Europa 700-1200, 2013; Credo – Christianisierung Europas im Mittelalter, Bd. 1f. hg. v. Stiegemann, C. u. a., 2013; Lauster, J., Die Verzauberung der Welt – Eine Kulturgeschichte des Christentums, 2014, 3. A. 2015; Tiwald, M., Das Frühjudentum und die ersten Christen, 2015; Schnelle U., Die ersten 100 Jahre des Christentums, 2015; Kermani, D., Ungläubiges Staunen, 2015, 2. A. 2015; Holzem, A., Christentum in Deutschland (1550-1850), 2015; Geelhaar, T., Christianitas, 2015; The Routledge History of Medieval Christianity, hg. v. Swanson, R., 2015; Wolter, M., Theologie und Ethos im frühen Christentum, 2016; Barnes, T., Early Christian Hagiography and Roman History, 2016; Öhler, M., Geschichte des frühen Christentums, 2017; Pilhofer, P., Das frühe Christentum im kilikisch-isaurischen Bergland, 2018; Andrade, N., The Journey of Christianity to India in Late Antiquity, 2018; Windler, C., Missionare in Persien, 2018; McKechnie, P., Christianizing Asia Minor, 2019; Kraemer, R., The Mediterranean Diaspora in Late Antiquity. What Christianity Cost the Jews, 2020; Neu, R., Willibrord und die Christianisierung Europas im Frühmittelalter, 2021

Christus, Chrīstus, lat.-gr., PN, nhd. „Gesalbter“, Christus, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. gr. χρίειν (chríein), V., bestreichen, salben, färben; s. idg. *gʰrēi-, *gʰrei-, *gʰrəi-, *gʰrī-, V., streichen, streifen, beschmieren, s. latein_a_z.docx, s. Google

chronicus, lat., Adj., Zeit betreffend, zu der Zeit gehörig, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. gr. χρονικός (chronikós), Adj., die Zeit betreffend; vgl. gr. χρόνος (chrónos), M., Zeit, Zeitdauer; weitere Etymologie unklar, s. latein_a_z.docx, s. Google

Chronik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Etymologie unklar, F.) zeitlich geordnete Aufzeichnung (beispielsweise Eusebius [um 325], Hieronymus [um 378], Paulus Orosius [417], Isidor von Sevilla [um 627], Regino von Prüm (907), Frutolf von Michelsberg (1099?), Kaiserchronik [1140/1150], Otto von Freising (1132-1157), sächsische Weltchronik [um 1230?], Magdeburger Weichbildchronik [1235-1250], Martin von Troppau [vor 1278], Hartmann Schedel, Weltchronik, 1493)

Lit.: Schmidt, H., Die deutschen Städtechroniken, 1958; Krüger, K., Die Universalchronik, 1976ff.; Schwäbische Chroniken der Stauferzeit, 1978; Schmale, F., Funktion und Formen mittelalterlicher Geschichtsschreibung, 1985; Sprandel, R., Chronisten als Zeitzeugen, 1994; Van Houts, E., Local and Regional Chronicles, 1995; Naß, K., Die Reichschronik des Annalista Saxo, 1996; Hauptwerke der Geschichtsschreibung, hg. v. Reinhardt, V., 1997; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichts­bewusstsein im hohen Mittelalter, 1999; Städtische Geschichtsschreibung im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, 2000; Die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds von Konstanz 1054-1100, hg. v. Robinson, I., 2003; Hessische Chroniken zur Landes- und Stadtgeschichte, hg. v. Menk, G., 2003; Ebendorfer, Thomas, Chronica regum Romanorum, hg. v. Zimmermann, H., 2003; Von Fakten und Fiktionen, hg. v. Laudage, J., 2003; Die Reichschronik des Anna­lista Saxo, hg. v. Naß, K., 2006; Gutmann, A., Die Schwabenkriegschronik des Kaspar Frey, 2010; Encyclopedia of the Medieval Chronicle, hg. v. Dunphy, G., Bd. 1f. 2010; Nuhn (von Hersfeld), J., Die „Wallensteiner Chronik“, hg. v. Krafft, O., 2013; Posselt, B., Konzeption und Kompilation der Schedelschen Weltchronik, 2015; Chronik der Pfarrei und Kirchengemeinde Meerholz, geführt v. Pfarrer Lorenz Kohlenbusch, bearb v. Lapp, M., 2019

Chronologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1568 bezeugt – 1568 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie chronologia nicht in latein_a_z.docx und aus dem Griechischen des Altertums gebildet und teilweise in der weiteren Herkunft unklar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das geordnete Wissen um die Zeit (Zeitkunde). In der Chronologie wird die Zeit der Jahre vielfach von einem mythischen Beginn an gezählt (beispielsweise von der angeblichen, zeitlich unbekannten Schöpfung an oder von dem angeblichen Gründungsdatum Roms [753 v. Chr.]). Julius Caesar geht dabei (46 v. Chr.) von drei Jahren zu 365 Tagen und einem Jahr von 366 Tagen, einem Jahresbeginn an dem ersten Januar und 12 Monaten aus. Die Rechnung der Jahre nach Christi Geburt leitet sich von Eusebius von Caesarea (frühes 4. Jahrhundert) oder von den Ostertafeln des Dionysius Exiguus (525) her, setzt sich zu Beginn des 8. Jahrhunderts in England (Beda) durch und greift von dort aus auf das Reich der Franken über. Regino von Prüm datiert ab Christi Geburt und wendet damit als erster in der Weltgeschichtsschreibung die durch­gehende Zählung nach Inkarnationsjahren an. Wegen der 11 Minuten und 14 Sekunden das Sonnenjahr überschreitenden tropischen Jahres des julianischen Kalenders (ein Tag in 128 Jahren), folgt in der Reform des Jahres 1582 (gregorianische Kalenderreform mit einer fehlerhaften Abweichung von einem Tag in 3323 Jahren) auf den 4. Oktober der 15. Oktober (10 Tage fehlen). Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts werden auch die vorchristlichen Jahre (ohne ein Jahr 0) nach dem Zeitpunkt Christi Geburt gezählt. Eine internationale Standardiserung geht in der Gegenwart von der Schreibweise Jahr, Monat, Tag (beispielsweise 1983-10-08 oder 2007-09-30 oder 2018.01-20) aus.

Lit.: Grotefend, H., Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 1891ff., Neudruck 1970; Grotefend, H., Taschenbuch der Zeitrechnung, 1898, 14. A. 2007; Rühl, F., Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit, 1897; Mahler, E., Handbuch der jüdischen Chronologie, 1919, Neudruck 1967; Sonntag, R., Studien zur Bewertung von Zahlenangaben in der Geschichtsschreibung des frühen Mittelalters, 1987; Brincken, A. v. d., Historische Chronologie des Abendlandes, 2000; Bäbler, B., Archäologie und Chronologie, 2004

Chur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Hauptort des Kantons Graubündens in der Schweiz

Lit.: Casparis, H., Der Bischof von Chur als Grundherr, 1910; Jecklin, F., Die Churer Waisenpflege, 1920; Deplazes, L., Reichsdienste und Kaiserprivilegien, 1973

Cicero, Marcus Tullius (Arpinum 3. 1. 106-bei Formiae 7. 12. 43 v. Chr.), aus der Ritterschicht (eques) seines Geburtsorts stammender, 104 v. Chr. nach Rom gelangender und dort römisch-griechisch erzogener Schüler des Mucius augur und des Mucius Scae­vola, ist nicht nur ein macht­bewusster und ehrgeiziger, beweglicher, aber mit Vorsicht zu benutzender und kaum an die tatsächliche Macht gelangter Politiker (63 v. Chr. Konsul), sondern in erster Linie der be­deutendste Gerichtsredner und politische Schriftsteller der römischen Antike, der vor allem das griechische Rechtsdenken aufgreift und weitergibt. Insbesondere mit der Schrift De officiis (Von Pflichten) gelingt Cicero die Vermittlung der Natur­rechtsidee an die spätere Zeit. S. Google

Lit.: Söllner §§ 7, 9, 11, 12; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Cicero als Advokat, 1965; Gelzer, M., Cicero, 1969, 2. A. 2014; Mitchell, T., Cicero, 1991; Fuhrmann, M., Cicero und die römische Republik, 1989, 4. A. 1997; Marcus Tullius Cicero, Die Prozessreden, hg. v. Fuhrmann, M., 1997; Kurczyk, S., Cicero und die Inszenierung der eigenen Vergangenheit, 2006; Res publica und Demokratie, hg. v. Richter, E. u. a., 2007; Fox, M., Cicero’s Philosophy of History, 2007; Lintott, A., Cicero as Evidence, 2008; Bringmann, K., Cicero, 2010, 2. A. 2014; Pina Polo, F., Rom, das bin ich, 2010; Pflüger, H., Ciceros Rede pro Q. Roscio comoedo, 2013; Schermann, E., Cicero und das Geld, 2015; Cicero’s Law, hg. v. du Plessis, P., 2016 (ordnet Cicero als Rechtskenner ein)

Cinus (de Sighibuldis) da Pistoia (Pistoia 1270-1336/1337), Sohn eines Notars, wird nach dem Studium des weltlichen Rechtes in Bologna Anhänger des deutschen Königs Heinrich VII. Nach der Promotion (1314) schließt er sich der päpstlichen Partei an und wird Professor in Siena (1321-1323, 1324-1326), Perugia (1326-1330, 1332-1333), Neapel (1330-1331) und Bologna (1333-1334). Sein Hauptwerk ist der um 1312 bis 1314 verfasste Kommentar zu dem Codex, neben dem Glossen, quaestiones, consilia und ein Traktat De successione ab intestato stehen. S. Google

Lit.: Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. 1834ff., 6, 7; Chiapelli, L., Vita e opere, 1881; Libertini, V., Cino da Pistoia, 1974; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 633

Cisleithanien, Zisleithanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die nichtamtliche Be­zeichnung der Länder Österreichs diesseits des Flusses Leitha (Niederösterreich, Ober­österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Küstenland, Dalmatien, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Bukowina [in Gegensatz zu Transleithanien]), die bis 1915 als die in dem Reichsrate vertretenen Königreiche und Län­der umschrieben und dann als Kaisertum Österreich benannt werden.

Lit.: Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988

Civilian ist in dem englischen Recht die Bezeichnung für den in dem römischen Recht (civil law) ausgebildeten Juristen. S. Google

Lit.: The Civilian Tradition and Scots Law, hg. v. Carey Millar, D. u. a., 1997

civis, cīvis, ceivis, cīs, cīves, lat., M., F., Bürger, Bürgerin, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *k̑ei- (1), V., Sb., Adj., liegen, Lager, vertraut lat. [M.]) Bürger

Lit.: Kaser; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964

civis (M.) Romanus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) römischer →Bürger

civitas, cīvitās, ceivitās, lat., F., Zustand eines Bürgers, Bürgerrecht, Bürgerschaft, Staat, Gemeinde, Volk, Stadt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. Google, s. cīvis, lat., M.

Lit.: Rietschel, S., Die civitas auf deutschem Boden, 1894, Neudruck 1978; Brühl, C., Palatium und civitas, 1975

civitas (F.) imperii (mlat.) Reichsstadt

clam, calim, callim, lat., Adv., verhohlen, heimlich, insgeheim, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑el- (4), V., bergen, verhüllen

clausula, lat., F., Schluss, Ende, Schlusssatz, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. claudere (1), Klausel

clausula (lat. [F.]) arbitraria (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Ermessensklausel des römischen Rechtes (beispielsweise auf Herausgabe einer Sache) in der Klageformel, s. Google

Clausula (F.) rebus sic stantibus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist die für Einzelfälle bereits in dem Altertum ange­sprochene, in dem Hochmittelalter auf dieser Grundlage gebrauchte Vorbe­haltsklausel der unveränderten Sachlage (Augustin von Leyser [1683-1752] omne pactum rebus sic stantibus intelligendum est, jeder Vertrag muss unter gleichbleibenden Voraussetzungen betrachtet werden). Sie geht in dem 20. Jahrhundert in der Lehre von dem Fehlen bzw. Wegfall der Geschäftsgrundlage auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Dießelhorst, M., Die Geschäftsgrundlage, (in) Rechtswissenschaft und Rechtsentwicklung, 1980, 153; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsge­schichte, 4. A. 1985; Köbler, R., Die clausula rebus sic stantibus, 1991; Gieg, C., De tacita conditione rebus sic stantibus, Diss. jur. Würzburg 1991; Rummel, M., Die clausula rebus sic stantibus, 1991

Clementinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., [lat.] F.Pl. Clementinae) sind die von dem namengebenden Papst Clemens V. (1305-1314) unter Verzicht auf Ausschließ­lichkeit gesammelten, meist auch von ihm erlassenen, von Papst Johannes XXII. (1316-1334) an dem 23. 10. 1317 (Bulle [lat.] Quoniam nulla, Weil keine) in 106 Kapiteln herausgegebenen →Dekretalen, die den letzten Teil des (lat.) →corpus (N.) iuris canonici, Gesamtheit des kanonischen Rechtes bilden (Zitierweise Clem. 2. 11. 2). Die 1326 abgeschlossene Bearbeitung durch Johannes Andreae wird zu der (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentlichen Glosse).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Clemen­ti­nae­1314.pdf; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 102; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Tarrant, J., Constitutiones Clementinae, ZRG KA 70 (1984), 67ff., 71 (1985), 76ff.

cliens, cliēns, cluēns, lat., M., Höriger, Klient, sich des Schutzes halber an jemanden Anlehnender, Schutzgenosse, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑lei-, V., neigen, lehnen (V.) (1), s. Google

clientes, clientēs (lat. [M.Pl.]) Klientel, geschützte Abhängige, Anhänger, Dienstleute, s. cliēns, s. Google

Lit.: Herrschaft und Staat im Mittelalter, hg. v. Kämpf, H. 1956, 66f.; Patronage in Ancient Society, hg. v. Wallace-Hadrill, A., 1990

Cluny (nordwestlich Mâcons) in Burgund ist die von dem Herzog von Aquitanien an dem 11. 9. 910 gegründete Benediktinerabtei, die in dem 10. Jahrhundert zu dem Mittelpunkt einer kirchlichen Reformbewegung (kluniazensische Kirchen­reform) mit rund 300 angeschlossenen Männerklöstern und Frauenklöstern in Frankreich, dem Heiligen römischen Reich, Italien, Spanien, Portugal und England wird. Mit der Umformung zu einem Orden und der Einführung von Generalkapiteln verliert Cluny um 1200 seine besondere Stellung. Das Kloster wird 1790 in dem Zuge der französischen Revolution aufgehoben. Die Kirche wird anschließend bis auf einen Querhausarm abgerissen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hallinger, K., Gorze-Kluny, Bd. 1f. 1950, Neudruck 1971; Cluny im 10. und 11. Jahrhundert, hg. v. Wollasch, J., 1970; Kohnle, A., Abt Hugo von Cluny (1049-1100), 1993; Wollasch, J., Cluny, 1996; Les plus anciens documents originaux, hg. v. Atsma, H. u. a., 1997ff.; Racinet, P., Crises et renouveau, 1997; Poeck, D., Cluniacensis ecclesia, 1998; Die Cluniazenser in ihrem politisch-sozialen Umfeld, hg. v. Constable, G. u. a., 1998; Prat, D., Études clunisiennes, 2002; Baud, A., Cluny, 2003; Barret, S., La mémoire et l’écrit, 2004; Rosé, I., Construire une société seigneuriale, 2008; Lamke, F., Cluniacenser am Oberrhein, 2009; Hurel, O./Riche, D., Cluny, 2010; Die Geschichte von Cluny in den fünf großen Abtbiographien, eingeleitet v. Klüppel, T., 2018

co-, lat., Präf., mit…, s. con, cum, auch col, com, cor

Coburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Das älteste Coburger Stadtbuch 1388-1453, bearb. v. Andrian-Werburg, K. Frhr. v., 1977

Cocceji, Samuel von (Heidelberg 20. 10. 1679-Berlin 4. 10. 1755, Name von dem Ratsherrn Gerhard Coch in Bremen 1532-1589), Sohn des Völker­rechtsprofessors Heinrich von Cocceji (Bremen 25. 3. 1644-Frankfurt an der Oder 18. 8. 1719), wird nach dem Rechtsstudium in Frankfurt an der Oder dort (1702) Professor, tritt aber wenig später in den Justiz- und Verwaltungsdienst Preußens (1711-1713 Delegierter Preußens an dem Reichskammer­gericht in Wetzlar, 1713 Präsident des Kammergerichts in Brandenburg, 1727 Etatminister, 1731 Präsident des Oberap­pellationsgerichts, 1. Juni 1738 chef de justice, Justizminister), wo er 1747 Großkanzler wird. Auf ihn gehen die 1747/1748 erschienenen Gerichtsordnungen (Projekt des Codicis Fridericiani Pomeranici, Projekt des Codicis Fridericiani Marchici) zurück (1746 Abschaffung der Aktenversendung), während der Versuch einer Neuordnung des materiellen Rechtes auf der Grundlage der dem römischen Recht entnommenen naturrechtlichen Grundsätze (Projekt des Corpus juris Fridericiani, Personenrecht 1749, Sachenrecht 1751, Obligationenrecht 1753 bei Versendung verloren) in dem Ergebnis scheitert. Von beachtlichem Erfolg gekrönt ist die praktische Vereinheitlichung der bestehenden Gerichts­verfassung (u. a. feste Richterbesoldung, 1755 Justizprüfungskommission, Verbot der Aktenversendung, geordneter dreistufiger Instanzenzug). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 140; Neufeld, H., Die fridericianische Justizreform, Diss. jur. Göttingen 1910; Springer, M., Die Coccejische Justizreform, 1914; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Weill, H., Frederick the Great and Samuel von Cocceji, 1961; Trendelenburg, F., Friedrich der Große und sein Großkanzler Samuel von Cocceji, 1964; Sellert, W., Samuel von Cocceji, (in) JuS 1979, 770ff.; Codex Fridericianus Marchicus, 2000 (Einführung durch Mohnhaupt, H.)

code (franz. {M.]) Gesetzbuch →codex

Code civil (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bürgerliches Gesetzbuch) ist das (an dem 24. 3.) 1804 in Kraft gesetzte Bürgerliche Gesetzbuch Frankreichs. Nach ersten vergeblichen Versuchen unter König Heinrich III. (1574-1589), das hinsichtlich einer Linie Bordeaux-Lyon-Genf südliche (franz. [M.]) droit écrit (Schriftrecht römischer bzw. westgotischer bzw. bur­gundischer Herkunft) mit dem nördlichen (franz. [M.]) droit coutumier (Gewohnheitsrecht über­wiegend fränkischer Herkunft) zu verbinden, greift die französische Revolutionsbewegung trotz Fehlens von Vorarbeiten auch die Forderung nach bürgerlicher Neuordnung des Rechtes auf und bestimmt in der Verfassung des Jahres 1791, dass ein Code des lois civiles communes à tout le royaume (Buch der dem gesamten Königreich gemeinsamen bürger­lichen Gesetze) geschaffen werden soll (il sera fait). Nach erfolglosen Entwürfen (1793 [719 Artikel, Gleichberechtigung der Ehegatten, einfache Scheidung, Zersplitterung der Erbschaft durch gesetzliche Erbfolgeteilung, Adoption], 1794 [297 Artikel] und 1796 [Projet de Code civil] durch Cambacérès, 1798-1799 privat durch Target) wird nach dem Beginn des Konsulats Napoleon Bonapartes in dem November 1799 von ihm hierfür an dem 12. 8. 1800 eine von der Regierung und damit nicht von dem Parlament abhängige Kommission (vier ehemalige Rechtsanwälte Tronchet, Portalis [römisches Recht], Bigot de Préameneu, Maleville [römisches Recht, traditionell]) eingesetzt, die in fünf Monaten einen Entwurf anfertigt. Napoleon selbst nimmt an 59 bzw. 55 von 102 bzw. 107 Sitzungen des Staatsrats Teil, bezieht zu 89 Themenbereichen Stellung und setzt sich in 59 Fragen durch. Die nach Beratung seit 1803 erscheinenden 36 Einzelgesetze (Ver­ordnungen) fasst ein Gesetz von dem 21. 3. 1804 (unter Abschaffung des alten Rechtes) als Code civil des Français (Zivilgesetzbuch der Franzosen) zusammen (1807 Code Napoléon, 1816 Code civil, 1852 Code Napoléon, 1870 Code civil). Der Code civil umfasst 2281 Artikel ([2010] 2285), die in (einen Titre préliminaire und ausgehend von dem Institutionensystem in) drei Bücher (Personen [keine Bestimmungen über juristische Personen], Güter und Eigen­tums­ab­wand­lungen, Eigentumserwerbs­gründe (u. a. Erbrecht, Schuldrecht]) geteilt sind. Die Bestimmungen verwirklichen antifeuda­listische, egalitäre und zentra­listische Grundsätze der Revolution, bewahren aber auch in gewissem Umfang fränkisches bzw. germanisches/germanistisches/einheimisches Gedankengut (Grundwerte Rechtseinheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Laizität, kennzeichnend sind Säkularisierung des Zivilstands und der Ehe, beschränkte Scheidungsfreiheit, starke väter­liche Gewalt, ungleiche Stellung unehelicher Kinder, Verbot der Vaterschaftsuntersuchung, Eigen­tum, Vertragsfreiheit, Deliktshaftungs­generalklausel, Gleichheit der Erbschaft, großer Pflichtteil). Sie treten außer in Belgien, Genf, Piemont, Italien (bis 1813) und Holland sowie in dem Großherzogtum Warschau (später Königreich Polen) und kurzfristig in dem Villacher Kreis und in Osttirol auch in den links­rheinischen deutschsprachigen Annexionsgebieten in Kraft, sowie überwiegend nur kurzzeitig 1810 (13. 12. 1810/29. 5. 1811-1. 10. 1814 [Oldenburg], 27. 5. 1814 [Hamburg], 4. 5. 1814 [Lübeck], 13. 8. 1814 [Bremen]) in dem Lippe-Departement und in dem Hansischen Departement, 1808 in dem Königreich Westphalen (1. 1. 1808-9. 9. 1814), 1810 in dem Großherzogtum Berg (1. 1. 1810), 1808 in Aremberg (1. 7. 1808-11. 9. 1814), 1810 in Baden (1. 1. 1810), 1811 in Frankfurt am Main (1. 10. 1811-1. 2. 1814) und Anhalt-Köthen (1. 3. 1811-1. 1. 1812), 1812 in Nassau (1. 1. 1812-1. 1. 1814) und 1808 in Danzig (21. 7. 1808-1815). Bis zu dem 31. 12. 1899 bleibt der Code civil in Geltung (linksrheinisch) in der preußischen Rheinprovinz, in Rheinhessen, Birkenfeld, Rheinbayern, (rechts­rheinisch) in Berg und in Baden (ein Sechstel des Reichsgebiets mit ca. 8 Millionen Einwohnern). Darüber hinaus beeinflusst der Code civil mehr oder weniger stark die gesamte spätere privatrechtliche Gesetz­gebung vieler Länder (Luxemburg, Belgien 1830, Niederlande bis 1838, Italien 1865-1940, Schweiz, Spanien 1889, Portugal 1867, Südamerika und Mittelamerika [Haiti 1825, Mexiko-Oaxaca 1828, Bolivien 1830, Costa Rica 1841, Peru 1852, Chile 1855, Mexiko 1870, Argentinien 1871, Brasilien 1916, Peru 1936], Louisiana 1808, 1825, Rumänien 1863/1865, Ägypten 1865, Quebec 1866, französische Kolonien in Afrika). Wichtige Kommentare stammen von Charles-Bona­venture Toullier und Alexandre Duranton. In dem Vordergrund steht in dem 19. Jahrhundert die Exegese des Gesetzeswortlauts mit Hilfe der Gerichts­praxis. Durch Novellen ist der Code civil an geänderte Vorstellungen angepasst (beispielsweise 1807 Majorat, 1816 Verzicht auf die Scheidung, 1819 Streichung des Erbverbots für Ausländer, dann Aufhebung des bürgerlichen Todes und des körperlichen Zwanges, 1884 Ehe­scheidung, 1896 und 1912 Verbesserung der Rechtsstellung unehelicher Kinder, 1907 Recht der Ehefrau auf Arbeitslohn, 1938 Geschäftsfähigkeit und Prozessfähigkeit der Ehefrau, Familienrecht, Gleichheitsgrundsatz, 1999 pacte civil de solidarité, 200 Jahre nach Inkrafttreten noch etwa die Hälfte des ursprünglichen Textes in manchmal destruk­turierter Fassung in Kraft), durch neue Codes (beispielsweise Code de la propriété intellectuelle, Code de consommation, Code de assurances) in seiner Bedeutung geschwächt. 2002 wird ein viertes Buch für das Überseegebiet Mayotte angefügt, das 2006 nach Schaffung eines vierten Buches über Sicherheit zu dem fünften Buch wird. S. Google

Lit.: Söllner §§ 1, 16; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 141, 180, 184, 205; Zachariae von Lingenthal, K., Handbuch des französischen Civilrechts, 1808, 8. A. 1894; Fenet, P., Recueil complet des travaux préparatoires du Code civil, 1827; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechts, ZRG GA 69 (1943), 137; Böhmer, G., Der Einfluss des Code civil auf die Rechtsentwicklung in Deutschland, (in) AcP 151 (1950/1951), 289; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wilhelm, W., Gesetzgebung und Kodifikation in Frankreich, (in) Ius commune 1 (1967), 241; Arnaud, A., Les origines doctrinales du Code civil français, 1969; Arnaud, A., Essai d’analyse structurale du Code civil français, 1973; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 1974; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, 1977; Theewen, E., Napoleons Anteil am Code civil, 1991; Bürge, A., Das französische Privatrecht im 19. Jahrhundert, 1991, 2. A. 1995; Gross, N., Der Code Civil in Baden, 1993; Halpérin, J., Le Code civil, 1996, 2. A. 2003; Code Napoléon. Badisches Landrecht, bearb. v. Müller-Wirth, C. u. a., 1997; Caroni, P., Saggi sulla storia della codificazione, 1998; Bürge, A., Zweihundert Jahre Code civil des Français, (in) ZeuP 2004, 5; Le Code civil 1804-2004. Livre du bicentenaire, 2004; Le code civil 1804-2004. Un passé, un présent, un avenir, hg. v. Lequette, Y., 2004; Les Français et leur Code civil. Bicentenaire du Code civil 1804-2004, 2004; Code civil (Text imprimé). Les défis d’un nouveau siècle, 2004; Witz, C. u. a., Der französische Code civil, (in) NJW 2004, 3757; Le Code Napoléon, hg. v. Beauthier, R., 2004; Richterliche Anwendung des Code civil in seinen europäischen Geltungsbereichen außerhalb Frankreichs, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 2006 (S. 21 Angabe der Übersetzungen in das Deutsche); Zweihundert (200) Jahre Code civil, hg. v. Schubert, W. u. a., 2006; Le Bicentenaire du Code civil, hg. v. Witz, C., 2006; Geyer, S., Den Code civil richtiger auslegen, 2008; Peters, V., Der „germanische“ Code civil, 2018

Code de commerce (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das den Code Savary (Ordonnance) von 1673 und die Ordonnance de la marine von 1681 verwendende, von Gorneau, Vital Roux und Morgues redigierte, 1807 geschaffene Handelsgesetzbuch Frankreichs. S. Google

Code de procédure civile (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das die ersten den gemeinsamen römisch-kanonischen Pro­zess seit 1667 durch mündliche Verfahren und integriertes Beweisverfahren reform­ierenden königlichen Gesetze (ordon­nances) verstärkende Zivilprozess­gesetzbuch Frank­reichs von 1806 (öffentliches, mündliches Verfahren, Verhandlungsmaxime, passive Rolle des Richters, unmittelbare Beweis­aufnahme, Anwaltszwang, Prinzip zweier Instanzen, obligatorischer Vergleichs­versuch, Notwendigkeit der Urteilsbegrün­dung, in Kraft 1807), das 1958 tiefgreifend verändert und 1976/1981 durch einen Nouveau Code de procédure civile (Neues Zivilptozesgesetzbuch) mit erheblichen Erwei­terungen der richterlichen Befugnisse ersetzt wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 141; Boncenne, P., Théorie de la procédure civile 1828; Endres, P., Die französische Prozessrechtslehre, 1985; Conod, P., Le Code de procedure civile vaudois, Diss. jur. Lausanne 1986; 1806 - 1976 – 2006; De la commémoration d’un code à l’autre, hg. v. Cadiet, L. u. a., 2006

Code d’instruction criminelle (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar]) ist das seit 1801 geplante Straf­prozessgesetzbuch Napo­leons für Frankreich von dem 16. 11. 1808 (in Kraft getreten an dem 1. 1. 1811), das 1958 durch den (franz. [M.]) Code de procédure pénale (Strafprozessgesetzbuch) ersetzt wird. S. Google

Lit.: 200 Jahre Code d’instruction criminelle, hg. v. Jung, H. u. a., 2010

Code Napoléon (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, napoleonisches Gesetzbuch) ist der zu Ehren Napoleons vergebene, kurzzeitig (1807-1811, 1852-1870) gültige, danach aber wieder aufgegebene Name des →Code civil (Bürgerlichen Gesetzbuchs [Frankreichs]). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 141; Andreas, W., Die Einführung des Code Napoléon in Baden, ZRG GA 31 (1910), 182; Astuti, G., Il „Code Napoléon“ in Italia, (in) ASD 14-17 (1970-3), 1; Fehrenbach, E., Der Kampf um die Einführung des Code Napoléon in den Rheinbundstaaten, 1973; Cabanis, A./Cabanis, D., Code Napoléon et Code Civil vaudois, (in) Mélanges dédiés à Marty, G., 1978; Gross, N., Der Code Napoléon in Baden, 1997

Code pénal (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Strafgesetzbuch) ist das (einem Code pénal von 1791 und des Jahres IV der revolutionären Jahreszählung sowie einem Entwurf eines Code criminel, Kriminalgesetzbuchs, von 1804 folgende) Strafgesetzbuch Frank­reichs von 1810 (in Kraft getreten zu dem 1. 1. 1811), das seit 1989 erneuert wird (neuer Code pénal 1992/1994). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 141; Brandt, C., Die Entstehung des Code pénal von 1810 und sein Einfluss, 2002

codex, cōdex (lat. [M.]) Klotz, Scheit Holz, von Holzbrettchen umschlossener Beschreib­stoff, Beschriftungstafel für Schriftrollen, Tafel, verbundene Mehrheit von Tafeln oder Pergamentstücken, Buch (Wort Cato [234-149 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, sachlich als günstige Alternative zu der Schriftrolle, bereits in dem 2. Jahrhundert n. Chr. in der christlichen Literatur ziemlich verbreitet, für Texte von Rechtskundigen vielleicht seit Anfang des 4. Jahrhunderts, etwa seit dieser Zeit weitgehend durchgesetzt).

Lit.: Codex im Diskurs, hg. v. Haye, T. u. a., 2014

Codex (lat. [M.]) ist allgemein das umfassende Buch besonders von Gesetzen bzw. Konstitutionen (Gesetzbuch) in Gegensatz zu dem Einzelgesetz (lat. [F.] constitutio). Insbesondere ist Codex das kompilatorische, (römischrechtliche) Buch der Gesetze (Konstitutionen) (Gesetzbuch) des oströ­mischen Kaisers →Justinian (527-565). Dieser lässt ab 13. 2. 528 (Konstitution [lat.] De novo codice componendo, Über den neu zusammenzustellenden Codex) von einer zehnköpfigen Kommission unter der Leitung Tribonians aus dem Codex Gregorianus, dem Codex Hermogenianus und dem Codex Theodosianus die als noch brauchbar angesehenen Konstitutionen (Gesetze) der römischen Kaiser (ab Hadrian) unter Tilgung von Widersprüchen in einem nur in dem Index der Titelrubriken und Inskriptionen von Buch 1, 11-16 (in dem Papyrus Oxyrhynchus [aus der bei Oxyrhchus in Ägypten ausgegrabenen Textsammlung] 15, 1814) und ansonsten nicht erhaltenen Codex (Iustinianeus) (vetus) (veröffentlicht unter dem 7. 4. 529) zusammenstellen und 534 durch Tribonian, Dorotheus und drei Anwälte überarbeiten (Codex repetitae praelectionis, Gesetzbuch der wiederholten Vorlesung, 16. 11. 534). Dieser durch Bruchstücke eines Palimpsests des 6. oder 7. Jahrhunderts und jüngere, ebenfalls jeweils unvollständige Handschriften (Ende 11. Jahrhundert) fast vollständig handschriftlich überlieferte Codex enthält, eingeteilt in 12 Bücher (Buch 1 Kirche, Staat, Verfahren, Bücher 2-8 Privatrecht, Buch 9 Strafe, Bücher 10-12 Verwaltung) und (insgesamt 763 bzw. 765) Titel (zitiert als C. nach Buch, Titel [in Ediktsordnung] und Konstitution sowie gegebenenfalls Paragraph, beispielsweise C. 6, 30, 1) in chronologischer Reihenfolge ungefähr 4600 Konstitutionen hauptsächlich Diokletians (284-305, 1200, der Severerkaiser 880, Konstantins 200, Theodosius‘ I. und Theodosius‘ II. 550, Justinians 400) mit insgesamt etwa 400000 (407860?) Wörtern. In dem Mittelalter werden als Codex nur die ersten neun Bücher gezählt, während die übrigen drei Bücher zu dem (besonderen) →Volumen (parvum) (kleinen Band) gerechnet werden, was später aber aufgegeben wird. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Söllner § 15; Dolezalek, G., Repertorium manuscriptorum veterum Codicis Iustiniani, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Codex und Geltung, hg. v. Heinzer, F. u. a., 2015; The Codex of Justinian, a new annotated translation, hg. v. Frier, B., 2016

Codex (M.) Austriacus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., österreichisches Gesetzbuch, 1704, 1748, 1752, 1777) ist die erste noch private und unvollständige Gesetzessammlung für →Österreich (unter und ob der Enns).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/codex­austriacus1704bd1.pdf http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/codexaustriacus1704bd2.pdf ; Köbler, DRG 145; Baltl/Kocher; Guarient, F. v., Codex Austriacus, Bd. 1f. 1704

Codex (M.) Euricianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lasteinische des Altertums [und das erschließbare Germanische] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Eurichs, Bezeichnung seit etwa 1900 üblich) ist das möglicherweise nach älteren Einzelgesetzen vielleicht um 475/476 unter dem westgotischen König Eurich entstandene, in einer Palim­psesthandschrift wohl des siebten Jahrhunderts (Paris, Bibliothèque Nationale, Cod. Lat. 12161) teilweise in 63 Kapiteln (zwischen dem nummerierten Kapitel 274 und dem nummerierten Kapitel 336) erhaltene Gesetzbuch (eines namentlich nicht sicher bekannten Königs) der Westgoten, das formal wie inhaltlich von dem römischen Recht beeinflusst ist. →Lex Visigothorum, s. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Gaudenzi, A., Nuovi frammenti, (in) Rivista italiana per le scienze giuridiche 6 (1888); Schiller, F., Das erste Fragment des Codex Euricianus, ZRG GA 30 (1909), 18; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; El codigo del Eurico, hg. v. Ors, A. d’, 1960

Codex (M.) Fridericianus Marchicus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Friedrichs für die Mark) s. Project des Codicis Fridericiani Marchici, s. Google

Codex (M.) Gregorianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Gregorius‘) ist die vermutlich von einem Amtsträger Gregorius (Leiter der Kanzlei a libellis von 284 bis 287 und von 289 bis 290?) privat erstellte, in Bücher und Titel gegliederte, dort chronologisch gereihte, nur bruchstückweise - in den fragmenta Vaticana, vatikanischen Fragmenten, und in Auszügen in der Lex Romana Visigothorum, römisches Recht der Westgoten) erhaltene - bis Mai 291 reichende Sammlung von Konstitutionen (Gesetzen) der römischen Kaiser von Hadrian (117-138) bis Diokletian (284-305). Der Codex Gregorianus ist in späteren Werken (u. a. →Codex bzw. Gesetzbuch [Justinians]) verwertet. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 22; Köbler, DRG 52, 80

Codex (M.) Hammurapi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Hammurapis, s. Google) →Hammurapi

Codex (M.) Hermogenianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gersetzbuch Hermogenians) ist die vermutlich von einem Amtsträger (Leiter der Kanzlei a libellis in dem Osten von 293 bis 295 und vielleicht auch in dem Westen 291 und von 295 bis 298) und bekannten Rechtskundigen namens →Hermogenian privat erstellte, in Titel gegliederte, später ergänzte, nur bruch­stückweise erhaltene, die Jahre 293 und 294 erfassende Sammlung von Konstitutionen (Gesetzen) des römischen Kaisers Diokletian (284-305). Der Codex Hermogenianus ist in späteren Werken (u. a. →Codex) verwertet. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 22; Köbler, DRG 52, 80

Codex (M.) iuris Bavarici criminalis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des bayerischen Strafrechts) ist das von →Kreittmayr in deutscher Sprache geschaffene, an dem 7. 10. 1751 für →Bayern veröffentlichte Gesetzbuch des Strafrechts (Teil 1) und Strafprozessrechts (Teil 2). Der Codex iuris Bavarici criminalis beseitigt zwar die Rechtszersplitterung in Bayern, hält aber an Ketzerei, Zauberei, Hexerei und Aberglauben als Straftaten, an grausamen Strafen und an der Folter fest. Er gilt bis zu Feuerbachs Strafgesetzbuch Bayerns von 1813. S. Google

Lit.: Pfeitzsch, W., Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Schütz, S., Die Entwicklung des Betrugsbegriffs, 1988

Codex (M.) iuris Bavarici iudiciarii (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des bayerischen Prozessrechts) ist das von →Kreittmayr in deutscher Sprache aus bayerischem Recht (meist von 1616) und gemeinem Recht (beispielsweise über Klage, Provokationsprozess, Wirkungen der Ladung, Urheberbenennung, Rechtskraft, Restitution, Syndikatsklage, Immission) ge­schaffene, gegenüber einem Entwurf deutlich veränderte, 1753 in Kraft gesetzte, klare und fast lückenlose, Prozesse erfolgreich abkür­zende Zivilprozessgesetzbuch →Bayerns, das sich um eine Abkürzung des gemeinen Zivilprozesses bemüht und bis 1. 7. 1870 (Ersetzung durch Zivilprozessordnung Bayerns) gilt. S. Google

Lit.: Schwartz, J., 400 Jahre deutsche Civilprozessgesetzgebung, 1898, 254; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schöll, W., Der Codex iuris bavarici iudiciarii, Diss. jur. München 1965; Codex iuris Bavarici judiciarii, hg. v. Schubert, W., 1993; Seuffert, J. u. a., Kommentar über die bayerische Gerichtsordnung, Bd. 1ff. 2. A. 1853ff., Neudruck 1993

Codex (M.) iuris canonici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des Kirchenrechts) ist das in dem 20. Jahrhundert geschaffene Gesetzbuch der katholischen Kirche. Nach seit 1869/1870 vorgetragenen Wünschen von Papst Pius X. 1904 durch Pietro →Gasparri in die Wege geleitet und von einer Kommission ausgearbeitet, wird es an dem 27. 5. 1917 zu dem 18./19. 5. 1918 in fünf Büchern (allgemeiner Teil, Personenrecht, Sachen­recht, Prozessrecht, Strafrecht) in Kraft gesetzt. Hieran schließt sich (25. 1. 1983 promulgiert, 27. 11. 1983 in Kraft) 1983 eine seit 1959 vorbereitete Neufassung an (allgemeine Normen, Kirchenverfassung, Verkündigungsdienst der Kirche, Sakramente, Kirchenvermögen, Strafen, Prozess). Daneben steht für 29 katholische Ostkirchen der an dem 18. 10. 1990 promulgierte und an dem 1. 10. 1991 in Kraft getretene (lat.) Codex (M.) canonum ecclesiarum orientalium (Gesetzbuch der Bestimmungen der östlichen Kirchen). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/codex­iuriscanonici1917.htm Söllner § 16; Köbler, DRG 205, 266; Codex iuris canonici, hg. v. Gasparri, P., 1917; Stutz, U., Der Geist des Codex iuris canonici, 1918; Codicis iuris canonici fontes, cura Gasparri, P., Bd. 1ff. 1923ff.; Le droit et les institutions de l’église catholique latine de la fin du XVIIIe siècle a 1878, 1981; Codex des kanonischen Rechtes, hg. im Auftrag der deutschen und Berliner Bischofskonferenz, 1983, 2. A. 1984; Zapp, H., Codex iuris canonici, Stichwortverzeichnis, 1986

Codex (M.) Iustinianeus →Codex (Justinians)

Codex (M.) Maximilianeus Bavaricus civilis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Bayerisches Zivilgesetzbuch Maximilians) ist das von →Kreittmayr auf der Grundlage des vorangehenden Landrechts Bayerns von 1616 und des gemeinen Rechtes in Zusammenwirken mit der Ständevertretung und den Justizbehörden in München, Lands­hut, Burghausen, Straubing und Amberg in deutscher Sprache geschaffene, an dem 2. 1. 1756 ver­öffentlichte, alle zu der bürger­lichen Rechts­gelehrsamkeit gehörigen Ma­terien samt Jagdrecht, Fischereirecht, Forstrecht und Gewerberecht nach gemeinrechtlichen und statutarischen Rechts­grundsätzen zusammen­fassende Gesetzbuch („neu verbessertes und ergänztes kurbayerisches Landrecht“, Kompilation). Der Codex Maximilianeus Bavaricus civilis gliedert sich nach Personen, Sachen und Ansprüchen in vier Teile (Personenrecht, Sachenrecht, Erbrecht, Vertragsrecht). Er löst das bayerische Landrecht von 1616 ab, lässt das gemeine Recht subsidiär fortgelten, wird auf die 1815 erworbenen Gebiete (außer Rheinpfalz) erstreckt und wird zu dem 31. 12. 1899/1. 1. 1900 durch das →Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches abgelöst. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; (Kreittmayr, W. Frhr. v.,) Anmerkungen zum Codex civilis Maximilianeus Bavaricus, Bd. 1ff. 1758ff., Neudruck; Friedl, H., Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, Diss. jur. Erlangen 1934; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Pöppel, P., Quellen und System des Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, 1967; Zimmermann, K., Die Monita zum Entwurf des Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, 2008

Codex (M.) Theodosianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Theodosius‘) ist das 429 in einem umfassenden, nur teilweise verwirklichten Plan (eines Codex Theodosianus aus einerseits kaiserlichen Kon­stitutionen und andererseits Schriften Rechts­kun­diger) in Angriff genommene, 435 begonnene, an dem 15. 2. 438 veröffentlichte und an dem 1. 1. 439 in der östlichen Hälfte des römischen Reiches in Kraft gesetzte sowie von Kaiser Valentinian an dem 25. 12. 439 auch für die westliche Hälfte verkündete (amtliche) Buch der Gesetze (Gesetzbuch) Kaiser Theodosius‘ II. (408-450) mit vielleicht 294054 Wörtern. Der dem Vorbild des (lat.) Codex (M.) Gregorianus (Gesetzbuch Gregorius‘) und Codex Hermoge­nianus (Gesetzbuch Hermogenians) folgende Codex Theodosianus enthält ungefähr 2500 kaiserliche Konstitutionen (Gesetze) von 313 (Konstantin) bis 437 (Theodosius II.) aufgeteilt in etwa 3250 Stücke. Er gliedert sich in der Ordnung des Edikts in 16 Bücher (1,1-1,4 Rechts­quellen, 1,5-1,35 Staatsverfassung Gerichtsver­fassung, 1,1-18a Verfahren, 1,19-5 Privat­recht, 6 Standesrecht, 7 Militärrecht, 8,1-11 Subalternbeamte, 8,12-19 unentgelt­licher Erwerb, 9 Strafrecht mit Strafverfahren und Strafvollstreckung, 10 Fiskalrecht, 11,1-28 Steuerrecht, 11,29-39 Verfahren, 12 Gemeinderecht, 13 Berufskörper­schaften, 14 Sozialleistungen in großen Städten, 15 Lust­barkeiten, 16 Kirchenrecht bzw. 1, 6-8,11, 10-15 Verwaltung, 2-5 und 8,12-19 Privatrecht, 9 Strafe, 16 Kirche) sowie insgesamt rund 450 (systematisch angeordnete?) Titel und ist innerhalb dieser Titeleinteilung (nicht sachlich, sondern nur) zeitlich geordnet. Die Bücher 1 bis 5 sind mit etwa 400 Konstitutionen hauptsächlich durch das (lat.) →Breviarium (M.) Alaricianum (506, „Kurzbuch“ Alarichs) auszugsweise über­liefert (ein Drittel?), die Bücher 6-16 durch zwei frühe Handschriften (Rom, Biblioteca Vaticana, Vat. reg. 886, Paris, Bibliothèque Nationale Cod. 9643) und Papyri (P. Oxy 15, 1913 u. a.). Der Codex Theodosianus wird in Ostrom ab 527-534 von den Kompilationen Kaiser Justinians (Codex) verdrängt, in den westgotischen Gebieten durch das Breviar Alarichs II. (lat. [N.] Breviarium Alaricianum). S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 21, 22; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 52, 80; Theodosiani libri XVI, ed. Mommsen, T., 1905; Krüger, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechtes, 1888, 2. A. 1912; Seeck, O., Regesten der Kaiser und Päpste für die Jahre 311 bis 476 n. Chr., 1919; Codex Theodosianus, hg. v. Krüger, P., 1923 (etwas vollständiger durch in dem Codex Justinians übernommene, veränderte Stellen); Gradenwitz, O., Heidelberger Index zum Theodosianus, 1925, Ergänzungsband 1929; The Theodosian Code and novels, and the Sirmondian constitutions, übers. v. Pharr, C., 1952; Gaudemet, J., La formation du droit séculier et du droit de l’Église aux IVe et Ve siècles, 2. A. 1979; Dilger, A., Herkunft und Rechtsnatur einer Handschrift aus dem theodosianischen Gesetzbuch, ZRG GA 94 (1977), 184; Archi, G., Theodosio II e il suo tempo, 1978; Dilger, A., Die Stuttgartensis und ihre Bedeutung, ZRG GA 99 (1982), 298; Voß, W., Recht und Rhetorik in den Kaisergesetzen der Spätantike, 1982; Moscati, L., Nuovi studi sul codice teodosiano, 1983; The Theodosian Code, hg. v. Harries, J. u. a., 1993; Dovere, E., Ius principale e catholica lex, 1995; Matthews, J., Laying down the law, 2000; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Sirks, A., The Theodosian code, 2007; Atzeri, L., Gesta senatus Romani de Theodosiano publicando, 2008

Codex (M.) Theresianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Theresianisches Gesetzbuch) ist der Entwurf eines einheitlichen österreichischen Gesetzbuchs (Privatrecht, Zivilprozessrecht, ohne Strafrecht) unter Maria Theresia (von dem 25. 11. 1766 mit mehr als 8000 Bestimmungen, 115114 Wörtern, 23145 Wortformen, 10682 Lemmata). Er beruht auf der Arbeit einer zu dem 14. 2. 1753 eingesetzten Kompilations­kom­mission, die ein auf natürliche Billigkeit gegründetes volkstümliches Recht schaffen und dabei die einzelnen Provinzialrechte, das gemeine Recht und die Gesetze anderer Staaten heranziehen soll. Das von Josef Azzoni (1712-1760) und Johann Bernhard von Zencker geförderte, hauptsächlich seit 1766 in Brünn tätige Unternehmen endet 1776 wegen seiner Dickleibigkeit, erleichtert aber als wertvolle Vorarbeit das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812. S. Google

Lit.: Codex Theresianus, hg. v. Harras von Harrasowsky, P., Bd. 1ff. 1883ff.; Höslinger, R., Die gemeinrechtlichen Quellen des Codex Theresianus, (in) Österreich. Archiv f. Kirchenrecht 1 (1950), 72; Wesener, G., Die Rolle des usus modernus pandectarum im Entwurf des Codex Theresianus, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodexTheresianus.htm, dazu Wortformenliste und Lemmaliste

Codex (M.) Urnammu (Wortfolge  in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugtund in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Urnammus) ist der 1948 entdeckte sumerische Rechtstext des Königs Urnammu von Lagusch (Ur) (um 2100 v. Chr.), von dem wenigstens 40 Bestimmungen (über Mord, Raub, falsche Anschuldigung, Ehebruch, Ver­gewaltigung, Ehe, Scheidung, Hexerei, Kör­perverletzung, Miete, Arztbehandlung, Darle­hen, Erbe, Sklaven, Wasserdiebstahl und Vernachlässigung von Land) in fünf Ab­schriften in Nippur, Ur und Sippar erhalten sind. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodexUrNa­mu­.pdf; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013

Codice civile (ital. [M.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italieniesche und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) bürgerliches Gesetzbuch →Italienisches Recht

codicillus, cōdicillus, cōdicellus, lat., M., kleiner Stamm, Schreibtafel, Handschreiben, Brief, Brieflein, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōdex

Codicillus, cōdicillus,  (Wort Cato 234-149 v. Chr., lat. [M.] Büchlein, grundsätzlich Plural codicilli verwendet) ist in dem klassischen römischen Recht die letztwillige Verfügung, die entweder als Bestandteil eines →Testaments zählt oder (außerhalb eines Testaments) nur Fideikommisse und fidei­kommissarische Freilassungen (nicht dage­gen Erbeinsetzungen und Enterbungen) ent­halten darf. Durch die so genannte Kodizillarklausel eines Testaments kann der Erblasser bestim­men, dass eine als Testament unwirksame Erklärung wenigstens als codicillus gelten soll. S. Google

Lit.: Kaser § 68; Söllner §§ 15, 17; Köbler, DRG 38

código (span. [M.]) Gesetzbuch

Código (M.) civil (span., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das spanische Zivilgesetzbuch von 1888/1889, das maßgeblich von Manuel Alonso Martínez (1827-1891) geprägt ist. Es vereinheitlicht das Privatrecht, belässt aber mit dem Mittel seiner Subsidiarität landschaftliche, auf den Foralrechten (fueros) beruhende Unterschiede in dem Verhältnis zu →Kastilien.

Código (M.) de comercio (span., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und das Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Handels­gesetzbuch

Código (M.) do processo civil (portug., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Portugiesische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F) ist das portugiesische Zivilprozessgesetzbuch des Jahres 1939, das maßgeblich von José Alberto dos Reis geprägt ist. S. Google

coemere, coimere, lat., V., zusammenkaufen, aufkaufen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, emere coemptio

coemptio, coēmptio, cōmptio, lat., F., Zusammenkaufen, Aufkauf, Kaufehe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. coemere

Coemptio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]), Zukauf, ist in dem römischen Recht eine der (lat. [F.]) mancipatio, Manzipation nachgeformte Handlung zu der Begründung der Hausgewalt (lat. [F.] manus) des Hausvaters über die Frau unter Zahlung eines symbolischen Kaufpreises zwecks Eheschließung.

coercere, coercēre, cohercēre, comercēre, lat., V., völlig einschließen, zusammenhalten, einschränken, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, arcēre

coercitio, coërctio, cohercitio, lat., F., Einschließung, Einschränkung, Beschränkung, Zwangsmaßregel, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. coercēre

Coercitio (Wort Livius 59 v. Chr.-17 n. Chr., lat. [F.] Einschließung, Einschränkung, Beschränkung, Zwangsmaßregel) ist in dem altrömischen Recht die allgemeine, Unrechtstaten verfolgende magistratische Zuchtgewalt.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner § 6; Köbler, DRG 18, 20

cognatus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr.), lat. [M.]) Blutsverwandte, →Verwandter, Verwandte, s. latein_a_z.docx

cognitio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Erkenntnis, s. latein_a_z.docx, →cognitio (F.) extra ordinem

Cognitio (lat. [F.]) extra ordinem (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Erkenntnis außer der Ordnung) ist in dem klassischen römischen Recht das – anfangs - außerordentliche Verfahren, das durch allmähliche behördliche Verfestigung die altrömische Gerichtsver­fassung und das zugehörige Formular­ver­fah­ren ersetzt. →Kognitionsverfahren, s. Google

Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 14, 15, 16; Köbler, DRG 34; Köbler, LAW

cognitor (Wort Cicero 81-43 v. Chr, lat. [M.], s. latein_a_z.docx) Prozessvertreter →Stellvertreter

Coimbra an dem Mondego in Portugal beruht auf römischer Grundlage (Conimbriga bzw. Aeminium). 878/1064 wird es den Mauren entzogen (in dem 12./13. Jahrhundert Hauptstadt →Portugals). Die 1290 in Lissabon gegründete Universität wird 1308 nach Coimbra verlegt (1338-1354, 1377-1537 nochmals Lissabon). S. Google

Lit.: Almeida, A./Brandao, M., A Universidade de Coimbra, 1937; Merêa, P., Sôbre as origens do concelho de Coimbra, (in) Revista Portuguesa de história 1 (1940), 49

Coing, Helmut (Celle 28. 02. 1912-Kronberg im Taunus 15. 08. 2000) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Kiel, München, Göttingen und Lille in Göttingen 1935 promoviert (Wolfgang Kunkel) und in Frankfurt am Main 1938 habilitiert (Erich Genzmer). 1940 wird er außerordentlicher Professor in Frankfurt am Main, nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft 1948 ordentlicher Professor. Von 1964 bis 1980 ist er Direktor des von Erich Genzmer (für das Mittelalter) geplanten Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. S. Google

Lit.: Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939; Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Wilhelm, W., 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­ge­schicht, hg. v. Coing, H., 1973ff.; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Luig, K., Helmut Coing, (in) Juristen im Portrait, 1988, 215ff.; Simon, D., Zwischen Wissenschaft und Wissenschaftspolitik, (in) NJW 2001, 1029ff.; Coing, H., Für Wissenschaften und Künste – Lebensbericht eines europäischen Rechtsgelehrten, hg. v. Feldkamp, M., 2014

Coke, Sir Edward (Mileham/Norfolk 1. 2. 1552-Stoke Poges 3. 9. 1634), Norfolker Landadeligensohn, wird nach dem Rechts­studium in Cambridge (Trinity College) und der praktischen Ausbildung in Clifford’s Inn und Inner Temple in London 1578 Anwalt, 1589 Parlamentsmitglied, 1592 Kronanwalt und 1594 Justizminister (Attorney General, Generalstaatsanwalt). Zunächst entschiedener Anhänger des Königs, behauptet er seit 1606 als Chief Justice of the Court of Common Pleas (1613 Privy Councillor, Vorsitzender von King’s Bench) die Unterordnung des Monarchen (bzw. dessen Chancery, Star Chamber und High Commission) unter das (von der Vernunftkonzeption geprägte) common law und wird deswegen schließlich 1616 entlassen. Seit 1620 verstärkt er aus dem Parlament heraus den Widerstand gegen den König (1622/1623 in Haft, an dem 7. 6. 1628 An­nahme der Beschwerden des Parlaments we­gen rechtswidriger Besteuerungen, Zwangs­anleihen und Verhaftungen durch den König). Daneben veröffentlicht er nach einer umfas­senden Sammlung von Entscheidungen (Reports, 1600-1615, Ausgangspunkt der doctrine of precedent) und einer Sammlung von Einträgen (A Book of Entries, 1614) seit 1628 seine vierbändigen Institutes, die das erste Lehrbuch des neuzeitlichen →common law bilden. Davon stellt das als Commentary upon Littleton‘s Tenures gestaltete erste Buch (Coke upon Littleton) eine Rechts­grund­legung (Enzyklopädie) dar. Die wei­teren drei Bücher (1641) begründen ver­fassungsmäßig den Vorrang von Parlament und Recht in dem Staat (in dem Wege der Politisierung des Rechtes und der Verrechtlichung der Politik). In dem Ergebnis verdrängen Cokes Reports und Institutes, in denen er das Recht politisert und die Politik verrechtlicht, in kurzer Zeit die in Law French abgefassten älteren Year Books (Jahrbücher) und Rechtsdarstellungen. S. Google

Lit.: Johnson, C., Life of Sir Edward Coke, 1837; Block, H., Edward Coke, 1929, Neudruck 1992; Mosse, G., The Struggle for Sovereignty in England, 1950; Thorne, S., Sir Edward Coke, 1957; Bowen, C., The Lion and the Throne, 1957; Beauté, J., Un grande juriste anglais, 1975; Hostettler, J., Sir E. Coke, 1997; Boyer, A., Sir E. Coke and the Elizabethan Age, 2003

collatio, collātio, lat., F., Zusammenbringen, zusammenbringung, Vereinigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnferre, →Vergleich

Collatio (F.) bonorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar [Wort collatio Cicero (81-43 v. Chr.,] lat., Zusammenbringen der Güter) ist in dem klassischen römischen Recht die Verrechnung des Vorausempfangs (Abfin­dung, Mitgift) eines Hauserben mit seinem Erbteil vor dem Prätor.

Lit.: Kaser § 65, 73; Köbler, DRG 37, 59

Collatio (F.) legum Mosaicarum et Romanarum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Benennung in dem 16. Jahrhundert, Vergleich der mosaischen und römischen Gesetze) ist die spätantike, unter dem Titel (lat.) lex (F.) Dei quam praecepit Dominus ad Moysen (Gesetz Gottes, das der Herr Moses gebot,) in drei Handschriften überlieferte Schrift eines unbekannten Verfassers (des späten 4. Jahrhunderts?), die Stellen der Bibel mit Stücken des →Gaius, der Spätklassiker, des →Codex Gregorianus (Gesetzbuch Gregorius‘) und des →Codex Hermogenianus (Gesetzbuch Hermogenians) mit dem Ziel des Nachweises der Übereinstimmung vergleicht.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CollatiolegumMosaicarumetRomanorum390.htm; Dulckeit/­Schwarz/Waldstein § 39; Söllner §§ 5, 16; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswis­senschaft, 1961, 394; Frakes, R., Compiling the Collatio Legum Mosaicarum et Romanorum, 2011

collectio, collēctio, lat., F., Zusammenlesen, Aufsammeln, kurze Wiederholung, Vernunftschluss, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colligere, auch Sammlung

Collectio (F.) Anselmo dedicata (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., dem Anselm gewidmete Sammlung) ist die vielleicht in Mailand (oder Reims) um 900 von einem unbekannten Verfasser geschaf­fene, fast 2000 Kapitel (vor allem aus den pseudoisidorischen Dekretalen) enthaltende, systematische Sammlung von Kirchenrecht.

Lit.: Zechiel-Eckes, K., Quellenkritische Anmerkungen zur Collectio Anselmo deidicata, (in) Recht und Gericht in der Kirche und Welt, hg. v. Hartmann, W., 2007

Collectio (F.) Danieliana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Sammlung Daniels) ist eine in einer Berner, früher François Daniel gehörigen Handschrift überlieferte Kirchenrechtssamm­lung, die eine Frühform der Capitula Angilramni (Kapitel Angilrams) enthält.

Lit.: Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors. Die Collectio Danieliana, 2006

Collectio (F.) Francofurtana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Frankfurter Sammlung) ist eine wohl an dem Ende des 12. Jahrhunderts in dem nördlichen Frankreich (Champagne) entstandene, mehr als 700 Kap­itel umfassende, in vier Handschriften bezeug­te Dekretalensammlung.

Lit.: Die Collectio Francofurtana, hg. v. Landau, P./Drossbach, G., 2008 (Edition hat ziemliche Mängel)

Collectio (F.) vetus Gallica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., alte gallische Sammlung) ist eine in Lyon um 600 entstandene kirchenrechtliche Sammlung, die bis in die Zeit um 800 auf Einteilung und Themen kirchenrechtlicher Werke einwirkt.

Lit.: Mordek, H., Kirchenrecht und Reform im Frankenreich, 1975

collegantia (Wort 976, lat. [F.) Teilhaberschaft, nicht in latein_a_z.docx)

Lit.: Condanari-Michler, S., Zur frühvenezianischen collegantia, 1937

colligere, lat., V., sammeln, zusammenlesen, zusammensammeln, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, legere

colonia, colōnia, quolōnia, lat., F., Länderei, Ansiedlung, Kolonie, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colere, gegründete, später auch erhobene römische Stadt außerhalb Roms (beispielsweise colonia Agrippinensis, Köln)

colonus, colōnus, lat., M., Bebauer, Landwirt, Bauer (M.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colere

Colonus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [M.]) ist in dem spätantiken römischen Recht der erblich an die Scholle gebundene Landpächter.

Lit.: Kaser § 16; Söllner § 19; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 50, 57; Köbler, LAW; Schipp, O., Der weströmische Kolonat, 2010

Comecon (engl. Abkürzung für Council for Mutual Economic Assistance) ist die an dem 25. 1. 1949 in Moskau von der Union der sozialistischen Sowjetrepu­bliken/Sowjetunion, Polen, der Tschecho­slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien gegründete, mehrfach erweiterte Organisation zu der wirtschaftlichen Verei­nigung Osteuropas innerhalb der inter­nationalen sozialistischen Arbeitsteilung(, N., Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe). S. Google

Lit.: Ribi, R., Das Comecon, 1970; Uschakow, A., Integration im RGW, 1983

comenda (lat. [F.]) →commenda

comes, lat., M., F., Begleiter, Begleiterin, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, īre

Comes (Wort bei Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [M.]) ist in der Spätantike der Begleiter und Amtsträger des Kaisers und in dem Frühmittelalter der →Graf als Amtsträger des Königs.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 84; Köbler, LAW; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Ebling, H., Prosopographie der Amtsträger, 1974; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Scharf, R., Comites, 1994; Comitatus, hg. v. Winterling, A., 1998

Comitia (lat. [N.Pl.]) ist in dem altrömischen Recht die unterschiedlich gegliederte Volksversammlung. →comitium

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 18

Comitia (N.Pl.) curiata (lat.) ist die nach Kurien gegliederte römische Volksver­sammlung. →comitium

Comitatus (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [M.]) Begleitung, s. latein_a_z.docx, →comes, (mlat.) Grafschaft

Lit.: Wagner, G., Comitate um den Harz, (in) Harzzeitschrift 1 (1948), 1; Wagner, G., Comitate im karolingischen Reich, 1952; Wagner, G., Comitate in Franken, (in) Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 6 (1954), 3; Wagner, G., Comitate im Bistum Paderborn, (in) Westfälische Zeitschrift 103/104 (1954), 221; Wagner, G., Comitate zwischen Rhein, Main und Neckar, (in) ZGO 103 (1955), 1; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz, 1957; Claude, D., Untersuchungen zum frühfränkischen Comitat, ZRG GA 81 (1964), 1; Sprandel, R., Bemerkungen zum frühfränkischen Comitat, ZRG GA 82 (1965), 288; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994

comitium, lat., N., Komitium, Versammlungsplatz, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, īre

Commenda (Wort 910-927, lat. [F.], nicht in latein_a_z.docx), comenda, ist eine mittelalterliche Vorform der Kommanditgesellschaft.

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Silberschmidt, W., Die italienische Commendaforschung der jüngsten Zeit, (in) Studi in memoria di Aldo Ekbertoni 3, 1936; Pryor, J., The Origins of the commenda contract, (in) Speculum 52 (1977), 5

commendare, commendāre (1), lat., V., anvertrauen, aufzugehen geben, übergeben (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, mandāre

commendatio, commendātio, lat., F., Empfehlung, Vermittlung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. commendāre (1)

Commendatio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], Empfehlung, Vermittlung) ist in dem Mittelalter die Handlung (Kommendation), mit der sich der Lehnsmann dem Lehnsherrn anvertraut.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 63; Köbler, LAW

commentarium, commentārium, lat., N., Notiz, Entwurf, Abriss, Skizze, Heft (N.) (1), Nachricht, Papier, Tagebuch, Crass. (Ende 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. comminiscī

commentary (engl. [N.]), Kommentar, Erklärung

Commentaries on the Laws of England (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, engl., N.Pl., Kommentare über die Gesetze Englands, 1765ff.) ist die auch naturrechtlich beeinflusste Zusammenfassung des →englischen Rechtes durch →Blackstone (1723-1780).

Commercium (Wort bei Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.], Verkehr, Handelsverkehr, Handel, s. latein_a_z.docx,) ist in dem altrömischen Recht die dem Fremden durch Verleihung zu eröffnende Teilrechtsfähigkeit in dem Verkehrsrecht.

Lit.: Kaser § 3, 68; Söllner § 12; Köbler, DRG 21

comminisci, comminiscī, lat., V., sich etwas ins Gedächtnis zurückrufen, sich auf etwas besinnen, ersinnen, App. Claud., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, meminisse

commixtio (Wort bei Apuleius um 125-175 n. Chr., lat. [F.], Vermischung, Mischung) Vermengungs. latein_a_z.docx

commodare, commodāre, lat., V., gehörig einrichten, zurecht machen, herrichten, sich gefällig erweisen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. commodus (1)

commodastum, commodātum, lat., N., Darlehen, Geliehenes, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. commodāre

Commodatum (lat. [N.], in Inschrift belegt, Darlehen, Geliehenes, s. commodare) ist die in dem jüngeren klassischen römischen Recht anerkannte →Leihe (Realkontrakt).

Lit.: Kaser § 39 II; Köbler, DRG 45, 63; Berndt, B., Das commodatum, 2005

common (engl. [Adj.]) gemein, allgemein

Common law (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., engl., gemeines Recht) ist in England das für alle einheitlich geltende Recht in Gegensatz zu dem örtlich oder persönlich unterschiedlichen Recht bzw. das in England seit dem Hochmittelalter ent­wickelte Recht in Gegensatz zu dem aus dem römischen Recht entwickelten Recht bzw. das von Gerichten in England geschaffene Recht in Gegensatz zu dem gesetzten Recht.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988; Simpson, A., Biographical Dictionary of the Common Law, 1984; The Reception of Continental Ideas in the Common Law World, hg. v. Reimann, M., 1993; Martinez-Torron, J., Anglo-American Law and Canon Law, 1998; Baker, J., The Common Law Tradition. Lawyers, Books and the Law. 2000; Rudolph, J., Common Law and Enlightenment in England, 2013; Potter, H., Law, Liberty and the Constitution, 2015

Commonwealth (1926, engl., N.) gemeinsamer Reichtum, Weltreich. 1649 wird König Karl I. hingerichtet, die Monarchie abge­schafft und England zu dem Commonwealth (bis 1660) erklärt. Später ist das (British) Commonwealth of Nations eine lose Staatenverbindung Großbritanniens mit vielen früheren Kolonien

communio, commūnio, lat., F., Gemeinschaft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. commūnis

Communio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die →Gemeinschaft (beispielsweise mehrerer Erben), in der jeder Gemeinschafter einen rechnerischen Anteil hat, über den er verfügen kann.

Lit.: Kaser § 23; Kroeschell, DRG 1

communis, commūnis, commoenis, commoinis, comoinis, comūnis, lat., Adj., gemeinsam, allen gemeinsam, gemeinschaftlich, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kommoini-, Adj., gemeinsam, s. Google

communis opinio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) gemeinsame Meinung, öffentliche Meinung (beispielsweise communis opinio doctorum [der Rechtslehrer] vor allem von dem 16.-18. Jahrhundert als Argument für die Wahr­scheinlichkeit der Richtigkeit einer Auffas­sung)

Lit.: Schröder, J., Communis opinio, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 404

Como (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) Ort in Norditalien an dem Comer See

Lit.: Campiche, C., Die Comunalverfassung von Como, 1929

compendere, lat., V., zusammen wägen, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pendere

compendium, lat., N., Ersparnis, Gewinn, Vorteil, Profit, Richtweg, Abkürzung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compendere

compendium (N.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Rechtshandbuch

Lit.: Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium juris, 1968

Compensatio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die in dem klassischen römischen Recht grundsätzlich nur in dem Verfahren oder bei Einverständnis wirksame Verrechnung mit einer Gegenforderung. →Aufrechnung

Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 62; Dernburg, H., Die Compensation nach römischem Rechte, 1854; Dernburg, H., Geschichte und Theorie der Compensation, 2. A. 1868, Neudruck 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Compilación de Leyes (Sammlung der Gesetze, F., Ordenanzas reales de Castilla) ist die erste, 1480 von Alonso Díaz de Montalvo (1405-1499) zusammengestellte Sammlung kas­tilischer Vorschriften in 8 Büchern (ordenamiento von 1484). Ihr folgen Sammlungen von (1485,) 1567 und 1805. →Libro do Leyes

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,558,674

compilare, compīlāre, lat., V., enthaaren, ausplündern, berauben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pīlāre

compilatio, compīlātio, lat., F.: Plünderung, Ausbeute, Kompilation, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compīlāre

Compilatio (F.) maior (Wort compilatio Cic. 81-43 v. Chr., Plünderung, Ausbeute, Kompilation, lat., größere Sammlung) ist die nach justinianischem Vorbild (des Codex) in neun Bücher ge­gliederte Sammlung des aragonesischen Rechtes durch Vidal de Canellas († 1252) in aragonesischer Sprache.

Lit.: Pérez Martìn, A., Einleitung zu Fori Aragonum, 1979, 1

componere, compōnere, lat., V., zusammenlegen, zusammensetzen, vergleichen, gestalten, verfassen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pōnere

compositio, lat., F., Zusammenstellung, Zusammensetzung, Vergleich, Komposition, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compōnere

Compositio (Wort bei Rhet. Her. 86/82 v. Chr., lat. [F.], Zusammenstellung, Zusammensetzung, Vergleich, Komposition) ist in den lateinischen Texten des Frühmittelalters die →Buße. →Kompositionensystem

Lit.: Köbler, DRG 65, 91; Köbler, LAW; Jaekel, H., Weregildus, ZRG GA 28 (1907), 107

Computer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1955 aus dem Neuenglischen aufgenommen bezeugt – 1955 [Spiegel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Rechner

Lit.: Bösch, F., Wege in die digitale Gesellschaft – Computernutzung in der Bundesrepublik 1955-1990, 2018; Rankin, J., A People’s History of Computing in the United States, 2018

Conchyleus →Coquille

concilium (Wort Lucr. 96-55 v. Chr., lat. [N.]) Zusammenrufung?, Vereinigung, Versammlung (beispielsweise der Plebejer in Rom),Konzil

concludere, conclūdere, lat., V., verschließen, einschließen, einsperren, absperren, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, claudere

conclusio, conclūsio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]), Verschließung, Einschließung, Abschließung, Schluss, Folgerung, s. latein_a_z.docx, s. conclūdere

conclusum, conclūsum, lat., N.: nhd. Zusammenschluss?, Verschluss?, s. conclūdere

Conclusum (N.) imperii (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Reichsschluss) ist seit dem Spätmittelalter das von dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches angenommene Reichsgutachten der Reichsstände, das (nur) noch der Verkündung bedarf, um Gesetz zu werden.

Lit.: Rauch, K., Traktat über den Reichstag im 16. Jahrhundert, 1905

concordia, lat., F., Eintracht, Einträchtigkeit, gutes Einvernehmen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. concors

Concordia (F.) discordantium canonum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Einheit widersprüchlicher Bestimmungen) ist der Titel des →Decretum Gratiani (Dekret Gratians) von etwa 1140.

concors, lat., Adj., einträchtig, einig (Adj.), Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, cor

concussio (Wort Colum. 1. Jh. n. Chr., lat. [F.]) s. latein_a_z.docx, →Erpressung

condemnare, condemnāre, lat., V., schuldig sprechen, verurteilen, verdammen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, damnāre

condemnatio, condemnātio, lat., F., Verurteilung, Strafgeld, Cic. (81-43 v. Chr.), Inschr., s. latein_a_z.docx, s. condemnāre

condemnatio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Verurteilung (in dem römischen Recht grundsätzlich auf Leistung von Geld, bei der Noxalhaftung wahlweise auf Geld oder Preisgabe des Schädigers)

condicere, condīcere, lat., V., gemeinschaftlich verabreden, sich verständigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, dīcere

Condicio (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx,) ist in dem römischen Recht die →Bedingung.

Lit.: Kaser § 10; Willvonseder, R., Die Verwendung der Denkfigur der condicio sine qua non, 1984; Effer-Uhe, D., Die Wirkung der condicio im römischen Recht, 2008

condictio, lat., F., Ankündigung, Kündigung, Zurückforderung, Serv. (um 400 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. condīcere

Condictio (Wort Servius um 400 n. Chr., lat. [F.]) ist in dem Formularverfahren des klassischen römischen Rechtes die strengrechtliche Klagformel (lat. actio in personam) auf Übereignung einer bestimmten Sache oder Geldsumme (beispielsweise aus Darlehen, Litteralkontrakt, Diebstahl), die in dem spät­antiken römischen Recht besonders mit dem Fall grundloser Vorenthaltung (beispielsweise des auf eine Nichtschuld Geleisteten) verbunden wird. →Kondiktion

Lit.: Kaser §§ 32, 33, 38, 39, 40, 48, 83; Söllner § 9; Köbler, DRG 33, 45, 67; Koschembahr-Lyskowsky, I. v., Die condictio als Bereicherungsklage, Bd. 1f. 1903ff.; Schwarz, F., Die Grundlage der condictio, 1952

condictio (F.) causa data causa non secuta (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen nicht (geschuldeter, erwarteter und nicht) erbrachter Gegenleistung, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) ex lege (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Berei­cherungsanspruch aus gesetzlicher Obli­gation, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) furtiva (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereiche­rungsanspruch gegen den Dieb auf einfachen Sachwert, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) indebiti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Berei­cherungsanspruch wegen irrtümlicher Zahlung einer Nichtschuld, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) ob causam datorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Be­reicherungsanspruch wegen nicht entstandenen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) ob causam finitam (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Be­reicherungsanspruch wegen weggefallenen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) ob turpem vel iniustam causam (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen eines sittenwidrigen oder unzulässigen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) sine causa (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Be­reicherungsanspruch wegen rechtsgrundloser Leistung, →Bereicherung, s. Google

conditio (Wort Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [F.]) Bedingung, s. latein_a_z.docx, [beispielsweise conditio sine qua – non -], Bedingung ohne die - nicht - wie beispielsweise Schaden für Schadensersatzanspruch)

condominium (Wort 1289, mlat. [N.] Miteigentum, Mit­herrschaft - beispielsweise condominium plurium in so­lidum [17. Jahrhundert] ohne ideellen Anteil an dem Gesamtgut, Verfügung nur durch Gesamtheit -)

conductio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Mietvertrag, Pachtvertrag, Dienstvertrag und Werkvertrag, s. latein_a_z.docx,, s. locatio conductio

Lit.: Mayer-Maly, T., Locatio conductio, 1956

Confarreatio (Wort Plinius (23/24-79 n. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) ist die altrömische Eheschließung unter Speltbrotopferung (für Patrizier?). S. con, cum, far, s. Google

Confessio est regina probationum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht. aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Das Geständnis ist die Königin der Beweise (als Grundsatz des Beweisrechts des Inquisitionsprozesses in den Quellen wörtlich anscheinend nicht wirklich belegt).

Lit.: Foth, A., Gelehrtes römisch-kanonisches Recht in deutschen Rechtssprichwörtern, 1971; Kleinheyer, G., Zur Rolle des Geständnisses (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 367ff.; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

confin →Militärgrenze

Confoederatio (lat. [F.]) cum principibus ecclesiasticis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bündnis mit den geistlichen Fürsten) ist die in dem 19. Jahrhundert aufgekommene lateinische Bezeichnung für das in einem Original und fünf Abschriften überlieferte, elf Artikel umfassende, wohl nur die bereits eingetretene Rechtswirklichkeit anerkennende Privileg König Friedrichs II. für die geist­lichen Reichsfürsten von dem 26. 4. 1220 als Gegen­leistung für die Wahl Heinrichs (VII.) zu dem König an dem 23. 4. 1220 (beispielsweise Verzicht auf den Nachlass bzw. das Spolienrecht und Regalien bei den geistlichen Reichsfürsten, Ver­zicht auf neue Zollstätten und Münzstätten, Testierfreiheit, Verfügungsfrei­heit über Kirchenlehen, Ver­stär­­kung des Kirchen­banns durch Reichs­­acht). An dem 12. 3. 1275 und an dem 9. 11. 1292 wird die Confoederatio cum principibus ecclesiaticis erneuert.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Confoede­ratiocumprincipibusecclesiasticis1220.htm; Kroeschell, DRG 1; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 1966, 2. A. 1982, 420; Eickels, K. v./Brüsch, T., Kaiser Friedrich II., 200

confusio, cōnfūsio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Zusammengießung, Ver­mischung beispielsweise zweier gleichartiger Flüssig­keiten verschiedener Eigentümer, von Gläubi­gerstellung und Schuldnerstellung in einem Menschen oder von Eigentum und Inhaber­schaft an einem beschränkten dinglichen Recht in einem Menschen, s. Google

Lit.: Kiess, P., Die confusio im klassischen römischen Recht, 1995

coniunctio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Verbindung (beispielsweise von dem Erblasser durch testamentarische Verfügung geschaffene Verbindung einzelner Erben oder Vermächtnisnehmer), s. latein_a_z.docx, s. Google, s. con, cum, iungere, s. Google

Lit.: Lösch, S., Die coniunctio in testamentarischen Verfügungen des klassischen römischen Rechts, 2013

coniuratio, coniūrātio, lat., F., Zusammenschwörung, Verschwörung, allgemeines Aufgebot, eidliche Verbindung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx

coniuratio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) gemeinschaftlicher Schwur, Verschwörung) ist in dem Mittelalter die Schwurgemeinschaft und usurpatorische Verbrüderung (beispielsweise Cambrai 1076, Köln 1114)

Lit.: Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Körner, T., Juramentum und frühe Friedensbewegung, 1977; Kolmer, L., Promissorische Eide im Mittelalter, 1989; Distler, E., Städtebünde, 2006

Connan, François (Paris 1508-Paris 1. 9. 1551), Sohn eines maître des comptes, wird nach dem Studium in Paris und dem Rechtsstudium (1529) in Orléans und Bourges (mit Bekanntschaft zu Calvin) um 1533 Parlamentsadvokat und 1539 königlicher Rat. In einer Gesamtdarstellung des geltenden Rechtes in zehn Büchern ([lat.] Commentariorum iuris civilis libri [M.Pl.] X, 1553ff. Zehn Bücher Kommentare des weltlichen Rechtes) versucht er die tatsächliche Ordnung der römischen Rechtsquellen durch ein wissenschaftliches System (lat. [F.] ars, Kunst) zu ersetzen. Bei diesem wenig erfolgreichen Bemühen deutet er die römischrechtliche (lat. [F.]) →actio (Klaganspruch) als ein rechtserhebliches Verhalten und legt damit einen ersten Grund für den Gedanken der →Willenserklärung. S. Google

Lit.: Bergfeld, C., Franciscus Connanus, 1968

Conrad, Hermann (Köln 21. 10. 1904-Bonn 18. 3. 1972 nach Operation), katholisch, Oberlandesgerichtsratsenkel, Verwaltungsbeamtensohn, wird nach dem Abitur (1925) und dem Studium des Rechtes in Köln 1930 über die (lat.) iurisdictio [F.] delegata im römischen und kanonischen Recht promoviert (Franz Gescher, Kanonist) und 1935 mit einer Untersuchung über Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln während des Mittelalters habilitiert (Hans Planitz). Nach Lehraufträgen in Rostock, Köln, Freiburg im Breisgau, Lausanne, Genf und Breslau und einer Darstellung der Geschichte der deutschen Wehrverfassung (1939) wird er 1941 nach Marburg und 1948 nach Bonn berufen. Er versucht eine in Bezug auf die Privatrechtsgeschichte der Neuzeit und das neunzehnte Jahrhundert unvollendet geblie­bene Gesamtdarstellung deutscher Rechtsge­schichte. S. Google

Lit.: Kleinheyer, G., In memoriam, ZRG GA 90 (1973), 487ff.; Gedächtnisschrift Hermann Conrad, hg. v. Kleinheyer, G. u. a., 1979 (Schriftenverzeichnis 621-634)

Conring, Hermann (Norden 9. 11. 1606-Helmstedt 12. 12. 1681), aus gelehrter ostfriesischer Familie, geboren und aufgewachsen in einem Pfarrhaus, wird nach dem 1620 begonnenen Studium von Medizin und Politik in Helmstedt und Leiden (seit 1625) 1632 Professor für Naturphilosophie (Physik und Rhetorik) bzw. Medizin (1637) und Politik (1650) in Helmstedt. Er hält auch juristische Vorlesungen und erstattet Rechtsgutachten. In seinem in dem Ergebnis bereits 1635 fest­stehenden Buch (lat.) De origine iuris Germanici (1643, Von dem Ursprung des deutschen Rechtes) widerlegt er die Ansicht, dass das römische Recht in Deutschland 1135 durch ein Gesetz Kaiser Lothars III. von Süpplingenburg/Supplinburg in Kraft gesetzt worden sei (sog. →lotharische Legen­de) und erfasst im Blick auf Erkenntnis der eigenen Gegenwart damit deutsche Rechtsgeschichte von den frühmittelalterlichen Volksrechten über den Sachsenspiegel bis zu einem Plan einer zeitgenössischen Gesetzgebung. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Conring­HermannDeorigineiurisGermanici1643.pdf; Köbler, DRG 139, 142, 186; Dahl, F., Zu den Beziehungen Conrings zu Dänemark, ZRG GA 37 (1916), 507; Hermann Conring, hg. v. Stolleis, M., 1983; Conring, H., De origine iuris germanici (deutsche Übersetzung), hg. v. Stolleis, M., 1994; Oestmann, P., Kontinuität oder Zäsur, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 191; Arnswaldt, A. v., De vicariatus controversia, 2004; Jori, A., Hermann Conring (1606-1681), 2006

consensus, cōnsēnsus, lat., M., Übereinstimmung, Einstimmigkeit, Einhelligkeit, übereinstimmendes Urteil, Zeugnis, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Konsens

Consensus (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [M.] Zustimmung, Willens­übereinstimmung) ist seit dem klassischen römischen Recht Voraussetzung des Konsensualvertrags. S. Google

Lit.: Kaser §§ 8, 38, 58; Köbler, LAW; Hannig, J., Consensu fidelium, 1982

Consensus (M.) facit nuptias (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Willensübereinstimmung bewirkt die Eheschließung) gilt als Grundsatz bereits in dem römischen Recht (Ulpian), kann aber gegenüber den von dem Vertrag zwischen Brautvater und Bräutigam aus­ge­henden Vorstellungen der Germanen und germanistischen Nachfolgevölker erst in dem Frühmittelalter von der Kirche durchgesetzt werden, wobei bei Be­schränkung auf die bloße Willensübereinstimmung von Bräutigam und Braut Beweispro­bleme bestehen, denen die katho­lische Kirche 1563 auf dem Konzil von Trient [Decretum Tametsi] mit Formvorschriften in Gestalt der notwendigen Mitwirkung eines Geist­lichen und zweier Zeugen begegnet).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Julian um 100-um 170 n. Chr.); Freisen, J., Geschichte des kanonischen Eherechts, 2. A. 1893, Neudruck 1963; Schwab, D., Grund­lagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society in Medieval Europe, 1987; Weigand, R., Liebe und Ehe im Mittelalter, 1993; Weber, I., Consensus facit nuptias, ZRG KA 118 (2001), 31

consilium (Wort Ennius 204-169 v. Chr., lat. [N.]) Rat, Gutachten, s. latein_a_z.docx, span. consejo, it. consiglio, als consilium principis (Rat des Prinzeps‘) fallweise beratendes Gremium in Rom seit Kaiser Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.)

Lit.: Kaser § 2; Söllner §§ 6, 9, 12, 15; Köbler, DRG 18, 106; Kisch, G., Consilium, 1970; Consilia im späten Mittelalter, hg. v. Baumgärtner, I., 1995; Falk, U., Consilia. Studien zur Praxis der Rechtsgutachten in der frühen Neuzeit, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 395; Lange, H., Recht und Macht, 2010

consilium, cōnsilium, lat., N., Rat, Ratschlag, Beratschlagung, Versammlung, Gerichtshof, Staatsrat, Kriegsrat, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsulere

consistorium, cōnsistōrium (Wort Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [N.]) Versammlungsort, Bedientenzimmer, Versammlung, s. latein_a_z.docx

Consolat del Mar (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google, F.,  Llibre del Consolat del Mar, Buch über das Seekonsulat) ist die nach dem Seekonsulat von Barcelona (1282 consules del mar) benannte, mittelalterliche, in Barcelona zwischen 1266 und 1268 begonnene, später andernorts erweiterte und 1348 von dem Seekonsulat in Barcelona eingeführte Zusammenfassung des mittel­meerischen Seege­wohnheitsrechts. →See­recht, s. Google

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Wag­ner, R., Beiträge zur Geschichte des Seerechts, (in) ZHR 29 (1884), 413; Valls i Taberner, F., Consolat de Mar, 1930ff.; García, A., Llibre del Consolat, Bd. 1ff. 1981ff.; Hernández Izal, S., Els costums marítims de Barcelona, Bd. 1f. 1986ff.; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007

consors, cōnsors, lat., M.: nhd. Teilhaber, Mitgenosse, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, sors, s. Google

consortium, cōnsortium, lat., N., Teilhaberschaft, Mitgenossenschaft, Gemeinschaft, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsors, s. Google

Consortium (Wort cōnsortium Livius (59 v. Chr.-17 n. Chr., lat. [N.] Gemeinschaft) ist in dem altrömischen Recht der Zusammenschluss von Erben nach der Nachlassteilung zu einer vereinbarten →Gemeinschaft. S. Google

Lit.: Kaser § 66; Söllner § 8; Köbler, DRG 22, 47

constituere, cōnstituere, cōstituere, lat., V., hinstellen, hinsetzen, aufstellen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, statuere

constitutio, cōnstitūtio  (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Hinstellung, Einrichtung, Beschaffenheit, Beschluss, Gesetz, s. latein_a_z.docx, s. constituere, cōnstituere, cōstituere

Lit.: Les constitutions des Sévères, hg. v. Coriat, J., 2014 (nicht problemlos)

Constitutio (F.) Antoniniana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Antoninische Festsetzung) ist das in einem stark zerstörten, nach einem Erwerb in Eschmunen in Ägypten seit 1901 in Gießen aufbewahrten Papyrus von etwa 215 n. Chr. überlieferte Gesetz (constitutio) Kaiser (Marcus Aurelius Severus) Antoninus‘ genannt Caracalla (Lugdunum/Lyon 4. 4. 188 [als Lucius Septimus Bassianus]-Mesopotamien 8. 4. 217, Kaiser ab 211) aus dem Jahre 212, in dem er zwecks Ausdehnung der Steuerpflicht allen freien Bewohnern des römischen Reiches das römische Bürgerrecht gibt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ConstitutioAntoniniana212(FragmentGiessen).htm; http://www.­koeblergerhard.de/Fontes/ConstitutioAntoniniana212(deutsch).htm; Kaser § 3; Söllner §§ 14, 18; Köbler, DRG 35; Sasse, C., Die Constitutio Antoniniana, 1958; Wolff, H., Die Constitutio Antoniniana und Papyrus Gissensis 40 I, Diss. jur. Köln 1976; Citizenship and Empire in Europe, hg. v. Ando, C., 2016; Besson, A., Constitutio Antoniniana, 2020

Constitutio (F.) Criminalis Bambergensis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Bamberger Strafgesetz[buch]) →Bamberger Halsgerichtsordnung (1507)

Constitutio (F.) Criminalis Carolina (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Des Kaisers Karl V. und des Heiligen Römischen Reiches Gerichtsordnung, Straf­gesetz[buch] Karls V.) ist die (frühneuhochdeutsch verfasste) reichseinheitliche Peinliche Ge­richtsordnung Kaiser Karls V. von 1532 (27. 7. 1532). Sie geht auf in einem Gutachten des 1495 errichteten Reichskammergerichts festgehaltene Missstände und Beschwerden über die sich häu­fenden ungerechten Strafverfahren, die ihrerseits die Antwort auf die in dem Mittelalter vor allem infolge des Bevölkerungswachs­tums, der Urbanisierung und Emanzipierung von der herkömmlichen Ordnung sowie wohl auch der Verstärkung der Staatlichkeit anschwellende Kriminalität sind, vor dem Reichstag (von Lindau 1496/1497) zurück. In Freiburg im Breisgau wird 1497/1498 vorgeschlagen, eine gemeine Reformation und Ordnung in dem Reiche vorzunehmen, wie man in Criminalibus prozedieren solle (Reichsabschied § 34). Der Reichstag in Augsburg überträgt die Aufgabe dem neu geschaffenen Reichsregiment, das mit dem Reichskammergericht zusammenarbeiten soll, doch enden die Arbeiten wegen der Auflösung des Reichsregiments 1502. Ab 1521 legt eine Kommission Entwürfe vor (Worms 1521, Nürnberg 1524, Speyer 1529, Augsburg 1530). Dabei wird we­sentlich der Inhalt der von dem Vorsitzenden des Hofgerichts des Bischofs von Bamberg, Johann Freiherr von →Schwarzenberg, der bis zu seinem Tode 1528 als Mitglied des 1521 wieder errichteten Reichsregiments an den Arbeiten mitwirkt, auf Grund seiner Kenntnisse der praktischen Probleme und unter Einarbeitung des aus Oberitalien kommenden römisch-kanonischen Strafprozessrechts ge­schaffenen (lat.) Consti­tutio (F.) Criminalis Bambergensis (→Bamberger Halsgerichts­ordnung) von 1507 in 219 Artikeln aufgenommen. Nach Bernd Mertens kommt dem rechtsgelehrten Sebastian von Rotenhan (Rentweinsdorf um 1478-Rentweinsdorf 1543), der wahrscheinlich bereits an dem ersten Entwurf und sicher an dem zweiten Entwurf beteiligt war, erhebliche Bedeutung zu. Die schließlich in Regensburg von dem Reichstag 1532 geschaffene Constitutio Criminalis Carolina will wegen des Widerstands einzelner Reichs­glieder (beispielsweise Sachsen, Brandenburg, Pfalz) grundsätzlich nur subsidiär gegenüber den alten wohlhergebrachten, rechtmäßigen und billi­gen Gebräuchen gelten (sog. salvatorische Klausel), wird aber tatsächlich allgemein angewendet. Sie beherrscht das gesamte Strafverfahrensrecht und Strafrecht (Art. 104-180) des Heiligen römischen Reiches bis in das von der Aufklärung bestimmte 18. Jahrhundert, in dem noch die (lat.) Constitutio (F.) criminalis Theresiana (theresianisches Strafgesetz) Maria Theresias für die deutschen (d. h. nichtungarischen) Erbländer Österreichs einschließlich Böhmens (1768) von der Constitutio Criminalis Carolina beeinflusst ist. Die Constitutio Criminalis Carolina geht von dem Anklage­prozess (Akku­sationsprozess) aus (Art. 11ff.), demgegenüber der Inquisitions­prozess (Art. 6ff.) die Aus­nahme darstellt, doch setzt sich wegen der abschreckenden hohen Belastungen des möglichen Anklägers tatsächlich der In­quisitionsprozess durch, in dem der Richter Ankläger und Entscheider (Art. 81) zugleich ist. Der geheimen In­quisition (Untersuchung) folgt der endliche Rechtstag als öffentliche, aber inhaltlich fast bedeutungslose Formal­handlung. Besonders bedeutsam sind die Lehre von den für die Anwendung der →Folter von nun an gegenüber einem Tatverdächtigen erfor­derlichen →Indizien (Anzeichen, beispielsweise blutige Kleider, sog. Indizienlehre) und die Ansätze zu allgemeinen Lehren (Schuld, Teilnahmefor­men, Notwehr, Versuch).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Peinliche­Ge­richts­ordnungKarlsV.pdf; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 136, 156; Güterbock, Die Entstehungsgeschichte der Carolina, 1878; Dargun, L., Die Rezeption der peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. in Polen, ZRG GA 10 (1889), 168; Die Carolina und ihre Vorgängerinnen, hg. v. Kohler, J. u. a., Bd. 1ff. 1900ff., Neudruck 1968; Schoetensack, A., Der Strafprozess der Carolina, Diss. jur. Heidelberg, 1904; Kantorowicz, H., Goblers Karolinen-Kommentar, 1904; Saueracker, K., Wortschatz der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V., 1929; Schmidt, E., Die Carolina, ZRG GA 53 (1933), 1; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288; Kusch, G., Der Indizienbeweis des Vorsatzes im gemeinen Strafverfahrensrecht, Diss. jur. Hamburg 1963; Schmidt, G., Sinn und Bedeutung der Constitutio Criminalis Carolina, ZRG GA 83 (1966), 239; Dreisbach, H., Der Einfluss der Carolina auf die Rechtsprechung norddeutscher Oberhöfe, Diss. jur. Marburg 1969; Kleinheyer, G., Zur Rolle des Geständnisses im Strafverfahren, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1969, 367ff.; Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a. 1984; Mertens, B., Gesetzgeber und Verfasser der Carolina, ZRG GA 138 (2021), 120

Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das unter Maria Theresia an dem 31. 12. 1768 (zu dem 1. 7. 1770) zwecks Vereinheitlichung für die österreichischen Erbländer (außer Ungarn) erlassene, 1082 Paragraphen umfas­sende (deutsch gefasste) Strafgesetz­buch (und Strafverfahrensgesetz­buch) (Allge­meine peinliche Gerichtsord­nung) mit etwas verbesserter Stellung des Beschuldigten, Inquisitionsverbot, freier richterlicher Be­weiswürdigung, festen Tatbestandsbeschrei­bungen (u. a. Zauberei, Hexerei), Möglichkeit der Analogie von Straftat­beständen und Folter (bis 1796), das aber bereits an dem 13. 1. 1787 durch ein Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und derselben Bestrafung ersetzt wird (für das Militärstrafrecht 1855). Die auch als (lat.-griech.) nemesis Theresiana (Rache Maria Theresias) bezeichnete Constitutio Criminalis Theresiana beruht wesentlich auf einer von der →Constitutio Criminalis Carolina von 1532 geprägten Halsgerichtsordnung Josephs I. von 1707.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Constitutio%20Criminalis%20Theresiana1768_komplett.pdf; Kroe­schell, DRG 3; Köbler, DRG 142, 157; Baltl/Kocher; Maasburg, M. v., Zur Entstehungsgeschichte der theresianischen Halsgerichtsordnung, 1880; Kwiatkowski, E. v., Constitutio Criminalis Theresiana, 1903; Moos, R., Der Verbrechensbegriff in Österreich, 1968; Hartl, F., Das Wiener Kriminalgericht, 1973; Grundlegende Strafrechtsquellen, hg. v. Reiter, I., 1996; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

Constitutio (F.) de expeditione Romana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetz über den Romzug) ist eine um 1158 als Gesetz (König) Karls (des Großen) von 790 ausgegebene, auf der Reichenau entstan­dene Fälschung (Privatarbeit). Sie beschreibt Rechte und Pflichten von Reichsfürsten auf dem Romzug des Königs. Sie begünstigt die Reichsfürsten gegenüber dem König.

Lit.: Constitutiones, Bd. 1, hg. v. Weiland, L., 1893, 661, Nr. 447 (MGH); Klapeer, G., Zur Überlieferung der Constitutio de expeditione Romana, (in) MIÖG 35 (1914), 725ff.

Constitutio (F.) Joachimica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Joachimi­sches Gesetz) ist die verhältnismäßig kurze, auf Erbrecht beschränkte, römisches Recht zu Lasten sächsischen Rechtes übernehmende „Constitution, Wilkoer und Ordnung der Erbfelle und anderer Sachen“ des Markgrafen Joachim I. von Brandenburg (1499-1535) von dem 9. 10. 1527 (Reformation des Landrechts, Erstdruck Frankfurt an der Oder 1528).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Constitu­tio­Joachimica1527.htm; Heydemann, L., Die Elemente der Joachimischen Konstitution von 1527, 1841, Neudruck 1972; Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973

Constitution (N., zu lat. [F.] constitutio, Festsetzung, Gesetz) wird in England seit dem 17. Jahrhundert zu der Bezeichnung des Zustands eines Staates (bodie politique), in dem 18. Jahrhundert zu der Be­zeichnung der Bestimmungen, die diesen Zustand herstellen oder festlegen (Verfassung).

Constitution, Wilkoer und Ordnung der Erbfelle und anderer Sachen (1527) s. Constitutio Joachimica

constitutum (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [N.], s. latein_a_z.docx) →Beschluss, Fest­setzung, s. Google

constitutum (N.) debiti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Schuldzusage, s. Google

constitutum (N.) possessorium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Besitz­konstitut, s. Google

consuescere, cōnsuēscere, lat., V., die Gewohnheit annehmen, sich daran gewöhnen, gewohnt sein (V.); Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, suēscere

consuetudo, cōnsuētūdo, lat., F., Gewöhnung, Gewohnheit, Brauch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsuēscere

Consuetudo (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) ist die Gewohnheit. In der römischen Spätantike wird sie zu einer Rechtsquelle erklärt. Die gute consuetudo ist auch in dem späten ius commune Italiens eine beliebte und praktisch-relevante Rechtsquelle. S. Google, →Gewohnheitsrecht

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 22; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 52; Köbler, LAW; Garré, R., Consuetudo, 2005

consul, cōnsul, cōnsol, cōsol, cōsul, lat., M., Konsul, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum; vgl. idg. *sel- (3), V., nehmen, ergreifen

Consul (Wort Varro 116-27 v. Chr., lat. [M.]) ist in dem altrömischen Recht der Republik der Höchstmagistrat. Zwei gleichzeitige Konsuln (consules, Kolle­gialität) erlangen seit dem Übergang von dem Königtum zu der Republik (510 v. Chr.) die Führung des Gemeinwesens durch eine Wahl auf Vorschlag ihrer Vorgänger hin für jeweils ein Jahr (Annuität), wobei seit 367 v. Chr. (lex Licinia) auch Plebejer consul werden können. Einzelne Aufgaben (beispielsweise Gerichtsbarkeit) sind anderen Magistraten (beispielsweise Prätoren) zugeteilt. Mit dem Ende der Republik (27 v. Chr.) gehen die Aufgaben der Konsuln auf den Prinzeps bzw. Kaiser über, doch werden consules bis 534 in dem Westen und bis 541 in dem Osten fortgeführt. Seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert (1090) ist consul der städtische Ratsherr.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner §§ 6, 11, 14, 23; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 111; Köbler, LAW; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Keller, H., Mailand im 11. Jahrhundert, (in) Die Frühgeschichte der europäischen Stadt, hg. v. Jarnut, J., 1998, 81; Consuls and Res Publica, hg. v. Beck, H. u. a., 2011; Squaitamatti, L., Der spätantike Konsulat, 2012

consulere, cōnsulere, cōnsulēre, cōsulere, lat., V., zu Rate gehen, beratschlagen, sich beraten (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum; s. idg. *sel- (3), V., nehmen, ergreifen

consultatio, cōnsultātio, lat., F., Begutachtung, Beratung, Beratschlagung, Konsultation, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsulere

Consultatio (F.) cuiusdam veteris iuris consulti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Begutachtung eines gewissen alten Rechtskundigen) ist die an dem Ende des 5. Jahrhunderts oder in dem 6. Jahrhundert vermutlich in Gallien entstandene, durch einen Druck des 16. Jahrhunderts überlieferte Sammlung von Rechtsgutachten mit Zitaten aus den Paulussentenzen, dem →Codex Gregorianus, dem →Codex Hermogenianus und dem →Codex Theodosianus.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 408

contempt (engl. [N.]) Missachtung, Verachtung

Contempt of court (engl. [N.], Missachtung des Gerichts) ist in dem angloamerikanischen Recht die gewohnheitsrechtlich als rechtswidrig (crime bzw. tort) anerkannte Störung der Gerichtstätigkeit. S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Contius s. Google, →Le Conte

Contractus (Wort Varro 116-27 v. Chr., lat. [M.], Zusammengezogenes, Zusammenziehen, Eingehen, s. latein_a_z.docx,) ist in dem klassischen römischen Recht der Vertrag, aus dem eine Obligation (Schuld) entsteht. Er kann Realkontrakt, Verbalkon­trakt, Litteralkontrakt oder Konsensualkon­trakt sein. Demgegenüber ist das für sich allein unverbindliche (lat. [N.]) pactum kein contractus. Seit dem Hochmittelalter wird in der Kirche auch das bloße (lat. [N.]) pactum klagbar (pacta sunt servanda), so dass sich allmählich ein allgemeiner Begriff des (Kontrakts oder) Vertrags entwickelt.

Lit.: Kaser §§ 5, 38; Kroeschell, DRG 1; Wunner, S., Contractus, 1964; Wieacker, F., Contractus und obligatio im Naturrecht zwischen Spätscholastik und Aufklärung, (in) Scholastica 1973, 223; Feenstra, R./Ahsmann, M., Contract, 1980; Pacte, convention, contrat, hg. v. Dufour, A., 1998

Contractus (M.) mohatrae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] Wagnisvertrag, zu arab. muchâtarah, Gefahr, Wagnis) ist der Vertrag, bei dem eine (meist unvertretbare) Sache zu dem Verkauf übergeben wird und der Empfänger bei Verkauf den erhaltenen Preis als Darlehen haben soll. Der contractus mohatrae dient in dem Mittelalter der Umgehung des kanonischen Zinsverbots.

contrarius consensus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.], gegenteilige Übereinstimmung) Aufhebungs­vertrag

Lit.: Knütel, R., Contrarius consensus, 1968

contrat (M.) social (franz.) Gesellschaftsver­trag

Contumacia, contumācia (Wort Cicero (81-43 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) ist in dem klassisch­römischen Kognitionsverfahren die Prozess­weigerung (Ladungsungehorsam, Kontumaz), die in einem Versäumnis­verfahren dazu führen kann, dass der Geladene gemäß dem Klagebegehren verur­teilt wird.

Lit.: Kaser § 87; Kroeschell, DRG 1, 2

conubium, cōnūbium, cōnnūbium, lat., N., Vermählung, Eheverbindung, Licin., Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. cum, nūbere

Conubium (Wort Licin., Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [N.]) ist in dem altrömischen Recht die (allen Römern untereinander zuste­hende,) dem Fremden (Nichtrömer) durch Verleihung zu eröffnende Teilrechtsfähigkeit in dem Eherecht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 3, 58, 60

conventio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Zusammenkunft, Verein­barung, Willensübereinstimmung, Einigung über den Zweck einer Sachhingabe, stillschweigend (tacitus) möglich

copula, cōpula, cōpla, cūpla, cūpula, lat., F.: nhd. Band (N.), Riemen (M.) (1), Fessel (F.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ap- (1), *əp-, *ēp-, *h₁ep-, V., fassen, nehmen, erreichen, auch Verbindung, Band, Ver­einigung (beispielsweise copula carnalis, fleischliche bzw. körperliche Vereinigung der Ehegatten)

copy right (engl. [N.]) →Urheberrecht

Coquille (Conchyleus), Guy (Decize 1523-1603), Sohn eines adeligen Salzrichters, wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1539) und Orléans (Du Moulin) Anwalt. In posthum veröffentlichten Schriften stellt er das Ge­wohn­heitsrecht (franz. droit coutumier) nach dem Vorbild der Institutionen Justinians dar (Institutions au droit des François, 1607). S. Google

Lit.: Maumigny, J., Étude sur Guy Coquille, 1910, Neudruck 1971

Cork in dem Südosten Irlands wird in dem 9. Jahrhundert von Normannen bei einem Kloster des 6. Jahrhunderts gegründet. 1172 wird es unter der Herrschaft Englands Stadt. 1845 erhält es eine Universität. S. Google

Cornberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.). S. Google

Lit.: Urkunden und Regesten des Klosters Cornberg, hg. v. Burkardt, J., 2010

corpore (lat. [N., Ablativ) durch tatsächliche Sachherrschaft, →Besitz, →corpus, →possessio

corpus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.], s. latein_a_z.docx) Körper, s. Google

Lit.: Groten, A., corpus und universitas, 2015

Corpus (N.) catholicorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F), Körper der katholischen (Reichsstände), ist in der frühen Neuzeit die Gesamtheit der katho­li­schen →Reichsstände. S. Google, →corpus evangelico­rum

Corpus (N.) delicti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist der Gegenstand der Straftat, mit dem sich die gemeine Prozessrechtswissenschaft allgemein befasst.

Lit.: Hall, A., Die Lehre vom corpus delicti, 1933

Corpus (N.) evangelicorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F), Körper der evangelischen (Reichsstände), ist in der frühen Neuzeit die Gesamtheit der evangelischen →Reichsstände. S. Google, →corpus ca­tholicorum

Lit.: Schauroth, E., Vollständige Sammlung aller conclusorum des corpus evangelicorum, Bd. 1ff. 1751ff.; Belstler, U., Die Stellung des corpus evangelicorum, Diss. jur. Tübingen 1968; Kalipke, A., Verfahren im Konflikt, 2015 (nichts wirklich Neues)

Corpus (N.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Körper des Rechtes, Gesamtheit der Rechtsordnung, s. Codex Justinians 5. 13. 1 pr.)

Corpus (N.) iuris canonici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des kanonischen Rechtes) ist die um 1500 von dem Pariser Kirchenrechtler Jean Chappuis erstmals benützte und von Papst Gregor XIII. (1572-1585) an dem 1. 7. 1580 ([Breve] Cum pro munere pastorali, weil für das Hirtenamt) amtlich verwendete Bezeichnung für die seit etwa 1140 allmählich geschaffenen und anerkannten, 1582 ge­meinsam herausgegebenen vier (bzw. sechs) Rechts­quellen der (katholischen) Kirche. Das corpus iuris canonici besteht aus dem Decretum Gratiani (Dekret Gratians, Concordantia discordantium cano­num, um 1140), den auf Antrag Papst Gregors IX. von seinem Kaplan Raymundus de Penyafort von 1230 bis 1234 in 5 Büchern gesammelten, alle nicht aufgenommenen Stücke ausschließenden päpstlichen →Dekretalen (→Liber [decretalium] extra [decretum]), den auf Veranlassung Papst Bonifaz’ VIII. 1298 zusammengestellten Dekretalen (→Liber sextus [sechstes Buch in Bezug auf die fünf Bücher des Liber extra]) und den →Clementinen (Texte Papst Clemens V., vorgelegt 1317) (sowie privat gesammelten Extravaganten Papst Johannes XXII. und Extravagantes com­munes). Es gilt - in der 1582 veröffentlichten Gestalt der sog. (lat.) editio (F.) Romana (römischen Ausgabe) - bis zu dem Inkrafttreten des →Codex iuris canonici an dem 19. 5. 1918.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102; Corpus iuris canonici, ed. Friedberg, E., Bd. 1f. 1879ff., Neudruck 1955, 1959, 2. A. 1995; Stickler, A., Historia iuris canonici latini, 1950; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973; Gaudemet, J., Les sources du droit canonique, 1993; Bellomo, M., The Common Legal Past of Europe, 1995; Brundage, J., Medieval canon law, 1995; Dickehof-Borello, E., Ein Liber septimus für das corpus iuris canonici, 2002; Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2006

Corpus (N.) iuris civilis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des zivilen Rechtes) ist die Gesamtheit der von dem oströmischen Kaiser Justinian (527-565) zwischen 527 und 534 mittels Kompilation aus älteren Konstitutionen seiner kaiserlichen Vorgänger und Schriften Rechtskundiger in Kraft gesetzten Rechtsquellen einschließlich seiner nachfolgenden Novellen. Er besteht aus dem die Konstitutionen aufnehmenden →Codex (repetitae praelectionis, wiederholter Vorlesung oder Erarbeitung) von 534, den die Schriften Rechtskundiger verwertenden (lat.) →Digesten oder (griech.) →Pandekten (533) und zusätzlich den dem Rechtskundigen Gaius folgenden →Institutionen von 533 sowie den (nach 534) privat gesammelten →Novellen (Justinians selbst). In Byzanz wird um 900 n. Chr. die Hauptmasse dieser Texte in die griechische Sprache übersetzt (Basilika, Basiliken), wobei seit dem 11. Jahrhundert Handschriften hergestellt werden, die an dem Rand Ausschnitte aus Lehrbüchern und Vorlesungsschriften (Scholien) enthalten. Die Bezeichnung corpus iuris civilis entspricht dem Namen (lat.) →corpus (N.) iuris canonici für die kirchlichen Rechtsquellen. Sie wird seit der Gesamtausgabe der justinianischen Gesetz­gebungswerke durch Dionysius Gothofredus (1583) üblich. Auf dem sachlich bereits vor dieser Benennung seit dem 12. Jahrhundert in Bologna und danach auch in allen anderen Rechtsfakultäten Europas gelehrten (Teilen des) corpus iuris civilis beruhen der Universitätsunterricht in dem römischen Recht und die Rezeption des römischen Rechtes, wobei sich in der Neuzeit allmählich ein (lat. [M.]) usus modernus (moderner Gebrauch) pandectarum (der Pandekten) durchsetzt. Mit den Kodifikati­onen Allgemeines Landrecht (Preußen 1794), Code civil (Frankreich 1804) und Allgemei­nes Bürgerliches Gesetzbuch (Österreich 1811/1812) sowie Bürgerliches Gesetzbuch (Deutsches Reich 1896/1900) wird das corpus iuris civilis als geltendes Recht grundsätzlich abgelöst.

Lit.: Kaser § 1; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 137, 142; Corpus iuris civilis, hg. v. Krüger, P. u. a., Bd. 1ff. z. T. 22. A. 1973; Corpus iuris civilis Iustinianei, hg. v. Fehus, J., Bd. 1ff. 1672ff., Neudruck 1966 (mit Glosse); Spangenberg, E., Einleitung in das römisch-justinianische Rechtsbuch, 1817, Neudruck 1970 (mit Bibliographie der älteren Ausgaben); Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3 2. A. 1834; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953, 562; Ochoa, X./Diez, A., Indices titulorum et legum corporis iuris civilis, 1965; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Thilo, R., Drucke des Corpus iuris civilis im deutschen Sprachraum, (in) Gutenberg-Jahrbuch 59 (1984), 52

Corpus (N.) iuris feudalis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des Lehnrechts) ist die Bezeichnung für private Sammlungen des Lehnsrechts in dem 18. Jahrhundert.

Lit.: Lünig, J., Corpus iuris feudalis Germanici, Bd. 1ff. 3. A. 1727

Corpus (N.) juris Fridericiani (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des friderizianischen Rechtes) ist der gescheiterte Versuch einer materiellrecht­lichen Gesetzgebung Preußens (Kabinettsor­dre von dem 31. Dezember 1746 für ein Teutsches Allgemeines Landrecht) unter Samuel von Cocceji. Der König will ein Werk, das sich „bloß auf die Vernunft und Landesver­fassungen gründet, damit einmal ein gewisses Recht in dem Lande etabliret und die unzähligen Edikte aufgehoben werden mögen“. 1749 erscheint ein Entwurf des Personenrechts, 1751 ein Entwurf des Sachenrechts. Das Manuskript des dritten Teils (Obligationen­recht) geht (1753) in dem Postversand verloren, woraufhin das Vorhaben insgesamt gefährdet ist. Der Tod Samuel von →Coccejis (1755) und die Wirren des sieben­jährigen Krieges beenden die Arbeiten. Das zweite und dritte Buch des ersten Teiles über das Eherecht und das Vormundschaftsrecht erlangen in einigen Landesteilen Gesetzes­kraft, obwohl sie sehr dem römischen Recht verhaftet sind. S. Google

Lit.: Wenzel, A., Das Gewährleistungsrecht in der Spruchpraxis des preußischen Kammergerichts von 1784-1810, 2006; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProjectdesCorporisJurisFridericiani1-1749.pdf

Corpus (N.) iuris Fridericianum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, friderizianischer Körper des Rechtes ), Erstes Buch, ist das nach dem Müller-Arnold-Prozess (1779) und einer Kabinettsordre von dem 14. 4. 1780 an dem 26. April 1781 in Preußen in Kraft gesetzte Prozess­rechts­gesetzbuch Friedrichs des Großen bzw. seines Groß­kanzlers Johann Casimir von →Carmer, das den Unter­suchungs­grundsatz in den Zivilprozess ein­führt, die Advokaten durch Assistenzräte ersetzt und die Beendigung aller Prozesse innerhalb eines Jahres anstrebt. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Corpus­IurisFridericianum1781.pdf, Kroeschell, DRG 3; Ebel, F., 200 Jahre preußischer Zivilprozess, 1982

Corpus (N.) iuris militaris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des Militärrechts) ist die Bezeichnung für private Sammlungen militärrechtlicher Vorschriften zwischen 1632 und 1723. S. Google

Lit.: Dangelmaier, E., Geschichte des Militärstrafrechts, 1891; Handbuch zur deutschen Militärgeschichte, hg. v. militärgeschichtlichen For­schungsamt, Bd. 1 1979

Corpus (N.) iuris publici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des öffentlichen Rechtes) ist die Bezeichnung für private Sammlungen des öffentlichen Rechtes des Heiligen römischen Reiches in dem 18. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Schmauss, J., Corpus iuris publici Sancti Romani imperii academicum, 1722

Corpus (N.) iuris Saxonici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des sächsischen Rechtes) ist die Bezeichnung für eine private Sammlung des sächsischen Rechtes. S. Google

Lit.: Lünig, J., Codex Augusteus oder neuvermehrtes corpus iuris Saxonici, Bd. 1f. 1724

corpus (lat. [N.]) possidendi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Herrschafts­gewalt über eine Sache durch Übergabe einer beweglichen Sache oder Betreten einer unbe­weglichen Sache oder bei originärem Erwerb durch deutliche Kundgabe

Corrigere (Wort Cato 234-149 v. Chr., lat., [V.] zurecht richten, gerade richten, gerade machen, in Ordnung bringen, bestrafen, verbessern, s. latein_a_z.docx, s. cum, regere) ist ein Ausdruck, der unter Kaiser Trajan (98-117) in das römische Strafverfahren eindringt. Danach geht es dort darum, Unrecht wieder recht zu machen. Diese Vorstellung steckt wohl auch hinter dem germanistischen „richten“.

Lit.: Köbler, DRG 34, 46; Köbler, G., Richten, Richter und Gericht, ZRG GA 87 (1970), 59

Cortes (span. [Pl.], Höfe) ist die den König beratende Ver­sammlung der Geistlichen, Adeligen und Städtevertreter in Kastilien, León, Portugal, Aragón und Navarra seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Lit.: Gonzáles Antón, L., Las Cortes de Aragón, 1978; Procter, E., Curia and cortes, 1980

Corvey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Krüger, H., Höxter und Corvey, 1931; Prinz, J., Die Corveyer Annalen, 1982; Hoffmann, H., Bücher und Urkunden aus Helmarshausen und Corvey, 1992

court (engl. [N.]) Hof, Gericht, s. Google

Court of Chancery (engl., [N.] Gericht der Kanzlei) ist das Gericht des Kanzlers (chancellor) des →englischen Rechtes. Es geht darauf zurück, dass der zunächst geistliche Kanzler schon in dem 13. Jahrhundert Bitten hilfesuchender Engländer an den König hinsichtlich der Möglichkeit der Bildung neuer Klageformeln begutachtet und in dem 15. Jahrhundert in Einzelfällen Rechtsschutz gewährt, wenn das →common law zu unan­gemessenen Ergeb­nissen führt. Die seit 1529 tätigen weltlichen Kanzler führen dieses Verhalten fort und begründen bald ein System anerkannter Sätze des positiven Rechtes, das an der Billigkeit (→equity) ausgerichtet ist. S. Google

Lit.: Jones, W., The Elizabethan Court of Chancery, 1967; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Harbecke, D., Modernisation through Process – The Rise of the Court of Chancery in the European Perspective, 2018

Court of Common Pleas (engl., [N.] Gericht der allgemeinen Bitten) ist das seit 1234 sicher belegte, für Zivilsachen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster mit einem Oberrichter und 3 nachgeordneten Richtern. S. Google

Lit.: Hastings, M., The Court of Common Pleas, 1947

Court of Exchequer (engl., [N.] Gericht des Schatzkanzlers) ist das für Verwaltungsangelegenheiten und Finanzsachen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster. S. Google.

Court of King‘s Bench (engl., [N.] Gericht der Königsbank) ist das für Strafsachen und Appellationen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster. S. Google

Cousin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1598 bezeugt – 1598 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Sohn eines Geschwisters eines Elters, Vetter

Cousine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1663 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kusine (F.)

Coutume (franz. [F.] Gewohnheit) ist die rechtlich bedeutsame Gewohnheit (lat. [F.] consuetudo, Gewohnheit), die auch in einer Abgabe oder Leistung bestehen kann. Die coutume(s) als eine Mehrheit (solcher) rechtlich bedeutsamer Gewohnheiten erlangt in Frankreich seit dem 10./11. Jahrhundert Gewicht und wird in dem Norden seit Beginn des 13. Jahrhunderts mit örtlichen Bezügen auf Grund der Aussagen von Sachkennern in Rechtsbüchern (nichtamtliche coutume, amtliche coutumiers) schriftlich aufgezeich­net, wobei sich eine grundsätzliche, nicht immer in jeder Hinsicht durchgehaltene Trennung in das nördliche Gebiet des droit (M.) coutumier (Nordfrankreich, Belgien, Niederlande, Genf, Waadt, Neuenburg, Fürstbistum Basel) und das südliche Gebiet des (römischen) droit (M.) écrit (geschriebenen Rechtes, Südfrankreich) bildet und wobei Entscheidungen, Gesetze (Ordonnanzen) und teilweise auch römisches Recht und kirchliches Recht in die coutumiers einbezogen werden ([ursprünglich lateinisch] Très ancien coutume [bzw. coutumier] de Normandie [lat. Statuta et consuetudines Normanniae] 1199/1200 bzw. 1220 bzw. 1200/1204 [nach 1220 in das Französische übersetzt], Grand coutumier de Normandie 1254-1258 [Summa de legibus Normanniae in curia laicali], Conseil à un ami [in dem Vermandois] des Pierre de Fontaine für Philipp III. 1253 bzw. 1254-1258, Livre de justice et de plet [um] 1260 [Gegend von Orléans], Facet von Saint Armand-en-Prévèlet/Belgien 1265, Etablisse­ments de Saint Louis um 1270 [Tourraine-Anjou, Orléanais], Coutumes de Beauvaisis [nördlich von Paris] 1283 des Philippe de Beaumanoir [Philippe de Rémi Beaumanoir], Ancien coutumier de Champagne des Guillaume du Châtelet 1295-1300 [auf der Grundlage von Usages de Champagne von etwa 1253], Recht von Uccle/Brüssel/Belgien 1300, Très ancienne coutume de Bretagne 1312/1316-1325, Stilus curie Parlamenti des Guillaume du Breuil um 1330, Grand coutumier [de France bzw. Île de France] des Jacques d’Ableiges um 1388, Somme rural des Jehan Boutillier vor 1395, Vieux coutumier de Poitou/Poictou 1417, insgesamt schätzungs­weise 360 verschiedene coutumes). 1454 befiehlt König Karl VII. wegen zahlreicher Streitigkeiten hinsichtlich des Bestehens behaupteter Rechtssätze in der Ordonnance von Montils-les-Tours die amtliche Aufzeichnung aller coutumes jeder bailliage mit anschließender Inkraftsetzung, was bis 1545 zu 20 redigierten coutumes und bis 1750 zu 681 coutumes, von denen 88 von dem König gebilligt sind, führt. Auf der Grundlage der Coutume de Paris (1510 bzw. 1580) entwickelt sich (hieraus) mit Hilfe der von dem König dem Parlement de Paris übertragenen Prüfungszuständigkeit ein gemeines Gewohn­heitsrecht (franz. droit commun coutumier).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Nouveau coutumier général, hg. v. Bourdot de Richebourg, C., Bd. 1ff. 1724ff.; Brunner, H., Die coutumiers der Hamiltonsammlung, ZRG GA 4 (1883), 232; Favey, J., Le coutumier de Moudon de 1577, 1924; Declareuil, J., Histoire générale du droit français, 1925, 851; Filhol, R., Le premier président Christoffe de Thou et la réformation des coutumes, 1937; Olivier-Martin, F., Le roi de France et les mauvaises coutumes au moyen âge, ZRG GA 58 (1938), 108; La rédaction des coutumes, 1962; Poudret, J., Enquêtes sur la coutume du pays de Vaud, 1967; La coutume de Vaudémont, hg. v. Centre Lorrain, 1970; Le style de Vaudémont, hg. v. Centre Lorrain, 1972; Gräfe, R., Das Eherecht in den coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,633,2,2,200; Gouron, A./Terrin, O., Bibliographie des coutumes de France, 1975; Les coutumes de l’Agenais, hg. v. Ourliac, P./Gilles, M., 1976; La coutume, hg. v. Gilissen, J., 1982; Walkens, L., La théorie de la coutume chez Jacques de Révigny, 1984; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 1992; Gouron, A., Droit et coutume en France aux XIIe et Xiiie siècles, 1993; Poudret, J., Coutumes et coutumiers, 1998

Coutumes de Beauvaisis (franz. [F.Pl.] Gewohnheiten von Beauvaisis) sind das bedeutendste Rechtsbuch des mittelalterlichen Frankreich. Die Coutumes de Beauvaisis. stammen von Philippe de →Beaumanoir. Er bemüht sich um eine Darstellung des Gewohnheitsrechts in Beauvaisis, verwendet dazu aber auch Sätze der Coutumes von Champagne, Vermandois, Artois, Normandie und Paris, die Rechtsprechung des Parlaments de Paris, königliche Verordnungen, römisches Recht und kirchliches Recht. Die systematisierende, vor eigenen Lösungen nicht zurück­schreckende Privatarbeit, die der Rechts­wirklich­keit nicht vollständig entspricht, bleibt trotz hohen gedanklichen Wertes von geringem tatsächlichem Einfluss auf die Rechtspraxis.

Lit.: Coutumes de Beauvaisis, hg. v. Salmon, A., Bd. 1f. 1899f., Neudruck 1970, Bd. 3; Commentaire historique, hg. v. Hubrecht, G., 1974; Actes du colloque international Philippe de Beaumanoir et les coutumes de Beauvaisis 1283-1293, hg. v. Bonnet-Laborderie, P., 1983

Coutumier (franz. [M.]) ist die private Aufzeichnung der →coutume in dem mittelalterlichen Frankreich.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Le vieux coustumier (!) de Poictou, hg. v. Filhol, R., 1956; Petitjean, M. u. a., Le coutumier bourguignon glosé, 1982; Poudret, J., Coutumes et coutumiers, 1998

Covarubias y Leyva, Diego de (1512-1577) wird nach dem Rechtsstudium 1533 Professor für kirchliches Recht in Salamanca, 1565 Bischof von Segovia und 1574 Präsident des Staatsrats. Auf ihn geht die strafrechtliche Vorstellung des bedingten Vorsatzes oder indirekten Vorsatzes (lat. dolus [M.] indirectus) zurück. S. Google

Lit.: Merzbacher, F., Azpilcueta und Covarruvias, (in) Merzbacher, F., Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 275; Peressa, V., Diego de Covarubias, 1957

Cowell, John (1554-1611), nach dem Studium des römischen Rechtes in Cambridge 1594 Professor in Cambridge, versucht 1605 eine erfolglose Darstellung des englischen Rechtes nach dem Aufbau der Institutionen Justinians ([lat.] Institutiones [F.Pl.] iuris Anglicani, Einrichtungen des englischen Rechtes) und muss wegen seiner in seinem erfolgreichen Wörterbuch The Interpreter (1607) vertretenen absolutismusfreundlichen und parlamentsfeind­lichen Haltung 1611 seine Professur aufgeben. S. Google

Lit.: Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1903ff., Bd. 5, 20

credere, crēdere, crēduere, lat., V.: nhd. glauben, vertrauen auf, meinen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑redʰē-, V., glauben, vertrauen, s. idg. *k̑ered-, *k̑erd-, *k̑ērd-, *k̑r̥d-, *k̑red-, N., Herz

creditor, crēditor, lat., M. (Wort Zwölftafelgesetz 451/450 v. Chr.), s. credere →Gläubiger

crimen, crīmen, lat., N., Beschuldigung, Anklage, Verleumdung, Verbrechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vielleicht von cernere oder von idg. *ker- (1), *kor-, *kr-, V., krächzen, krähen

Crimen (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.]) ist in dem römischen Recht das Verbrechen in Gegensatz zu (lat.) delictum (N.), Delikt. Für die crimina (N.Pl.) entwickelt sich das besondere Strafrecht und Strafprozess­recht. Schon früh wird dabei das crimen (publicum, öffentliche [Verbrechen]) mit der von der Allgemeinheit (mit dem Beil) vollstreckten Todesstrafe geahndet. Zu den lange noch durch den Verletzten mittels Strafe zu vergeltenden crimina zählen Mord (lat. [N.] parricidium), Brandstiftung, handhafter Dieb­stahl, nächtliches Abweiden eines fremden Feldes und falsches Zeugnis.

Lit.: Kaser §§ 32, 41, 50; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 12; Köbler, DRG 65; Köbler, LAW

Crimen (N.) laesae maiestatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Verbrechen der Majestätsbeleidigung) ist in dem älteren römischen Recht die Verletzung des Ansehens zunächst der plebejischen Magistrate. Seit Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.) geht die (lat. [F.]) maiestas von dem römischen Volk und seinen Magistraten auf den Prinzeps und damit später den Kaiser über. Seit den Kaisern Arcadius und Honorius kann zu dem Schutz des Kaisers und seiner Günstlinge jeder politische Vorwurf mit der Todesstrafe und der Vermögensentziehung verfolgt werden. Diese Vorstellung übernimmt das Frühmittel­alter allmählich mit gewissen Abwandlungen. In dem weiteren Verlauf findet das crimen laesae maiestatis Eingang in den →Mainzer Reichslandfrieden von 1235, die →Goldene Bulle (1356), die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507) und die →Constitutio Criminalis Carolina (1532). Erst Carpzov (1635) schränkt differenzierend ein. Danach wird Inhalt des crimen laesae maiestatis die Beleidigung des Monarchen als Regenten, die 1918 ihren Bezugspunkt verliert.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 20; His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967 113; Kellner, O., Das Majestätsverbrechen, Diss. phil. Halle 1911; Tietz, K., Perduellio und maiestas, Diss. jur. Halle 1935; Hageneder, O., Das crimen maiestatis, (in) FS F. Kempf, 1983

Crimen (N.) magiae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in der frühen Neuzeit das Verbrechen der Zauberei. →Hexerei

Lit.: Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902

criminal (engl. [Adj.]) kriminell, Straf…

Criminal Code (engl. [N.], 1879) ist der an dem 1860 verfassten indischen Strafgesetzbuch (Indian Penal Code) ausgerichtete Entwurf eines englischen Strafgesetzbuchs, der aber von dem Parlament nicht angenommen wird.

Criminal Law Consolidation Acts (engl. [Pl.] 1861) ist die das Strafrecht betreffende Zusammen­fassung verstreuter gesetzlicher Vorschriften in dem →englischen Recht.

Cui bono? (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Wem zu dem Guten? Wem nützte die Tat? ist ein von Cicero (106-43 v. Chr.) geprägtes lateinisches Rechtssprichwort.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Cuius regio eius religio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., wessen Gebiet, dessen Religion) ist die von dem Greifswalder protestantischen Kirchenrechtler J. Stephani (1544-1623) (in seinen [lat.] Institutiones [F.Pl.] iuris canonici, Institutionen des Kirchenrechts von 1599 mit dem Satz [lat.] ut cuius sit regio, hoc est ducatus, principatus seu ius territorii, eius etiam sit religio, hoc est ius episcopale seu iurisdictio spiritualis) geschaffene Formulierung für die der Sache nach bereits in dem →Augsburger Religionsfrieden von 1555 angewandte geistliche Gerichtsbarkeit des reichsun­mittelbaren Landesherrn in dem Heiligen römischen Reich ([lat.] ubi unus dominus, ibi una religio, wo ein Herr, da eine Religion). Der ihr zugrundeliegende Gedanke wird danach von den protestantischen Reichsständen bean­sprucht, in der Gegenreformation auch von den katholischen Reichsständen. Insgesamt fördert und ermöglicht der dann auf das Normaljahr 1624 abstellende Satz zu Lasten der Untertanen die Wahrung der Reichseinheit und der monarchisch-aristokratischen Verfassung sowie die Ausbildung des Territorialstaatskirchenrechts und damit des →Absolutismus und der →Souveränität.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Heckel, M., Staat und Kirche nach den Lehren der evangelischen Juristen Deutschlands, ZRG KA 42 (1956), 117, 43 (1957), 202; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, 8. A. 2019; Schneider, B., Der Westfälische Friede in der Deutung der Aufklärung, 1989; Schneider, B., Ius reformandi, 2001

Cujas, Jacques (Toulouse 1522?-Bourges 4. 10. 1590) wird nach dem Rechtsstudium in Toulouse zunächst dort Rechtslehrer (1547-1554), danach in Cahors, Bourges (1555-1557, 1559-1566, 1575-1590), Valence (1567-1575) und Turin (1566-1567). Er vertieft die Verwendung humanistischer Methoden in dem Recht in seinen Textausgaben (J. Pauli receptae sententiae, 1559, Institutiones Justiniani, 1585) und seinen zahlreichen exegetischen Einzelarbeiten. In seinen (lat.) Paratitla (N.Pl.) in libros digestorum (1570, kurze Erklärungen zu den Büchern der Digesten) stellt er eine gegliederte Ordnung von Klagen und Rechtsbehelfen dar. S. Google

Lit.: Spangenberg, E., Jacob Cujas und seine Zeitgenossen, 1822, Neudruck 1967; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Troje, H., Graeca leguntur, 1971, 108

culpa, colpa (ält.), lat., F., Schuld, Verschulden, Verschuldung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Etymologie unklar

Culpa (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Schuld oder Nachlässigkeit, die vorsätzliches wie fahrlässiges Handeln erfasst. Culpa ist ausgeschlossen bei Geisteskran­ken (furiosi) oder Kindern (infantes). Bei culpa auch des Geschädigten wird die culpa des Schädigers aufgehoben (Kulpakompensation).

Lit.: Kaser § 36; Söllner §§ 8, 15; Köbler, DRG 44, 49, 61, 216; Köbler, LAW

culpa (F.) in concreto (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Verletzung der Sorgfalt, die in eigenen Angelegenheiten beachtet würde, durch den Schuldner

Culpa (F.) in contrahendo (lat., Wortfolge 1857 bei Brinz) ist das von Rudolf von Ihering (Jhering, 1818-1892) 1861 als Haf­tungsgrund herausgearbeitete, in dem Bürger­lichen Gesetz­buch des Deutschen Reiches (1896/1900) (noch) nicht besonders berücksichtigte Verschulden bei Vertragsschluss (2002 § 311 II BGB).

Lit.: Ihering, R., Culpa in contrahendo, (in) Jb. f. d. Dog­ma­tik 4 (1861) 1; Medicus, D., Zur Entdeckungs­ge­schichte der culpa in contrahendo, (in) FS M. Kaser 1986, 189; Choe, B., Culpa in contrahendo bei Rudolf von Ihering, 1988; Giaro, T., Culpa in contrahendo, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 113; Keller, M., Schuldverhältnis und Rechtskreisöffnung, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Benedict, J., Culpa in Contrahendo, Bd. 1 2018

culpa (F.) in eligendo (lat.) Auswahlverschulden, s. Google

culpa (F.) lata (lat.) grobe →Fahrlässigkeit, s. Google

culpa (F.) levis (lat.) leichte →Fahrlässigkeit, s. Google

culpa (F.) levissima (lat.) leichteste →Fahrlässigkeit, s. Google

Lit.: Hoffmann, H., Die Abstufung der Fahrlässigkeit in der Rechtsgeschichte, 1968

cura, cūra, coera, lat., F., nhd. Sorge, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kois-?, V., sorgen?

Cura (Wort Ennius 204-169 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die bei Geisteskranken ([lat., M.Pl.] furiosi), Verschwendern ([lat., M.Pl.] prodigi), Tauben, Stummen, Alters­schwa­chen, (Leibesfrüchten bzw. nascituri) sowie gegebenenfalls Unmündigen und Frauen, auf Antrag auch bei Mündigen unter 25 Jahren ([lat., M.Pl.] minores XXV annis), mög­liche →Pflegschaft, bei welcher der Pflegling für die rechtliche Wirksamkeit eigener Handlungen der Zustimmung des Pflegers (lat. [M.] curator) bedarf.

Lit.: Kaser §§ 4, 11, 44, 58, 62, 64, 82; Söllner § 8; Köbler, DRG 36, 57; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014

curare, cūrāre, coerāre, coirāre, cōrāre, courāre, lat., V., sich angelegen sein lassen, sich kümmern, sich sorgen, s. latein_a_z.docx, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *kois-?, V., sorgen?

curator, cūrātor, coerātor, lat., M., Fürsorger, Pfleger, Wärter, Aufseher, Bevollmächtigter, Cicero 81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, Pfleger →cura

curia, curia, lat., F., Kurie, Kuriengebäude, Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.]) Hof, Herrscherhof, Hofrat

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1965; Lalinde Abadía, J., El curia o cort, Anuario de estudios medievales 4 (1967), 169; Bournazel, E., Le gouvernement capétien, 1975; Loyn, H., The Governance of Anglo-Saxon-England, 1984; Hillen, C., Curia regis, 1999

cursus (M.) honorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Lauf der Ehren, Stufenfolge der Ämterlaufbahn der römischen Republik (Quästor, Ädil, Prätor, Konsul)

curtis (Wort nicht in latein_a_z.docx) Gregor von Tours. (538/539-594 n. Chr.), mlat. [F.]) Hof, Herrenhof, s. Google

Lit.: Althessen im Frankenreich, hg. v. Schlesinger, W., Nd. 2 1975; Villa, curtis, grangia, hg. v. Janssen, W. u. a., 1983

curtis (F.) dominica (mlat.) Herrenhof

curtis (F.) indominicata (mlat.) Herrenhof

curtis (F.) salica (mlat.) Herrenhof

Cusanus →Nikolaus von Kues

custodia, cūstōdia, lat., F., Wache, Hut (F.), Bewachung, Überwachung, Obhut, Aufsicht, Beaufsichtigung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cūstōs

Custodia (Wort Naev., um 235-200 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Aufsicht. Wer eine Sache eines Gläubigers in Händen hat (beispielsweise Verwahrer, Entleiher, Mieter, Werkunter­nehmer, Pfandgläubiger, möglicherweise Verkäufer), muss danach für das Abhandenkommen der Sache (beispielsweise durch Diebstahl) und solche Schäden, die gerade bei unzureichender Aufsicht üblicherweise entstehen können, einstehen. Nur in bestimmten Sonderfällen (höhere Gewalt) wird er frei. →Garantie

Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 45, 63; Köbler, LAW

custos, cūstōs, lat., M., Wächter, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *skeus-, *keus-, V., bedecken, umhüllen, s. idg. *skeu- (2), *keu- (4), *skeu̯ə-, *keu̯ə-, *skū-, *kū-, *skeuH-, *keuH-, V., bedecken, umhüllen

Cyprianus ist ein in Florenz geborener, an dem Ende des 12. Jahrhunderts verstorbener Glossator mit Glossen zu allen Teilen der justinianischen Kompilation. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 236

Czernowitz an dem Pruth wird 1408 als Zollstätte des Fürstentums Moldau erstmals erwähnt. Über die Osmanen gelangt es 1774/1775 an Österreich (Galizien, Bukowina), wo es 1875 eine Universität erhält (u. a. Eugen Ehrlich). 1918 fällt es an Rumänien, 1940 an die Sowjetunion bzw. danach an die Ukraine. S. Google

Lit.: Jüdisches Städtebild Czernowitz, hg. v. Corbea-Hoisie, A., 1998; Czernowitz, hg. v. Heppner, H., 2000; Yavetz, Z., Erinnerungen an Czernowitz, 2007

D

Da mihi factum, dabo tibi ius (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Gib mir das Geschehene (bzw. den Tatbestand), ich werde dir das (daraus folgende) Recht (bzw. die Rechtsfolge des darauf anwendbaren Rechtssatzes) geben.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Alexander III. 1100-1181, Dekretalen 2, 1, 6)

Dabelow, Christoph Christian Frhr. v. (Neubuckow bei Wismar 19. 7. 1768–Dorpat 27. 4. 1830), Justizratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Rostock und Jena 1787 Advokat, 1791 außerordentlicher Professor, 1792 ordentlicher Professor in Halle (bis 1806 bzw. 1809), 1811 Staatsrat in Anhalt-Köthen (bis 1813) und 1819 Hofrat und Professor in Dorpat. S. Google

Lit.: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 4 685

Dacheriana (lat. collectio [F.] Dacheriana) ist die nach ihrem ersten Herausgeber ([Jean-Luc] d’Achery 1609-1685) benannte, um 800 in Lyon entstandene und in mehr als 50 Handschriften überlieferte systematische Kirchenrechtssammlung mit etwa 400 canones. S. Google

Lit.: Mordek, H., Kirchenrecht und Reform, 1975, 259

Dahn, Felix (Hamburg 9. 2. 1834-Breslau 3. 1.1912), Sohn eines deutsch-franzö­sischen Schauspielerehepaars, wird nach dem Studium der Philosophie und des Rechtes in München und Berlin 1857 mit Studien zu der Geschichte der germanischen Gottesurteile in München habilitiert. 1863 wird er Professor in Würzburg, 1872 in Königsberg und 1888 in Breslau. Sein größter literarischer Erfolg ist der in 30 Auflagen (1900) veröffentliche Roman Ein Kampf um Rom (1876ff.), während das zwölfbändige wissenschaftliche Hauptwerk Die Könige der Germanen (1861ff.) weniger Anerkennung findet. S. Google

Lit.: Meyer, H., Friedrich Dahn, 1913; Wohlhaupter, E., Dichterjuristen, Bd. 3 1957, 285; Osterkamp, E., Felix Dahn oder Der Professor als Held, 2019

Dalberg, Karl Theodor Reichsfreiherr von (Herrnsheim bei Worms 10. 2. 1744-Regensburg 8. 2. 1817) wird nach dem Stu­dium des Rechtes in Heidelberg 1768 als Priester geweiht, 1772 Statthalter des Erzbischofs von Mainz in Erfurt, 1780 Rektor der Universität Würzburg, 1787 Koadjutor in Mainz, 1788 Koadjutor in Konstanz, 1800 Bischof von Konstanz, 1802 Erzbischof von Mainz und 1806 Fürstprimas von Deutschland (in dem Rheinbund). In dem Reichsdeputationshaupt­schluss erhält er 1803 Regensburg, Aschaf­fenburg und Wetzlar, dann 1806 Frankfurt am Main und 1810 Fulda und Hanau für das an Bayern gelangte Regensburg. 1813 muss er nach der Niederlage Napoleons zwar abdanken, bleibt aber Erzbischof von Regensburg. S. Google

Lit.: Färber, K., Kaiser und Erzkanzler, 1988; Carl von Dalberg, hg. v. Färber, K. u. a., 1994; Carl von Dal­berg, hg. v. Hausberger, K., 1995; Hein, N., Der Staat Karl Theodor von Dalbergs, Diss. phil. Frankfurt am Main 1996; Hömig, H., Karl-Theodor von Dalberg, 2011

Dalloz, Désiré (1795-1869) wird nach dem Rechtsstudium Anwalt und 1814 Mitarbeiter an dem (franz.) Journal des audiences de la cour de cassation et des cours d’‘appel (1824 Jurisprudence générale du royaume). Danach veröffentlicht er bis 1832 in einem Répertoire de jurisprudence générale (allgemeinen rechtswissenschaftlichen Repertorium) nach Materien geordnet in alphabetischer Reihen­folge wichtige Entscheidungen mit Anmerkungen. Dieses Werk legt er von 1845 bis 1870 in verbesserter und erweiterter Fassung neu auf. Sein Name lebt in dem Verlagshaus fort, das als den „Dalloz“ eine fortlaufende Sammlung von Entscheidungen, Gesetzen und wissenschaftlichen Stellung­nahmen vertreibt. S. Google

Lit.: Papillard, F., Désiré Dalloz (1795-1869), 1964

Dalmatien ist das zunächst von illyrischen Dalmatern besiedelte Ostufer der Adria mit den davorliegenden Inseln, das 9 n. Chr. zu der römischen Provinz Dalmatia wird. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts dringen Slawen und Awaren ein, seit dem 11. Jahrhundert bemüht sich Venedig um die 1420 tatsächlich erreichte Herrschaft. In dem 16. Jahrhundert fällt ein Teil Dalmatiens an die Türken. Über Venedig (Auflösung der Republik 1797) bzw. (nach Auflösung der illyrischen Provinzen Napoleons) über den Wiener Kongress (1815) erlangt →Österreich das 1816 zu einem Königreich erhobene Dalmatien. 1920 wird es →Jugoslawien zugeteilt, aus dem es 1991 vor allem an →Kroatien fällt. In der Gegenwart bekannteste Städte dieses Gebiets sind Split und Dubrovnik. S. Google

Lit.: Mayer, E., Die dalmatisch-istrische Munizipalverfassung im Mittelalter und ihre römischen Grundlagen, ZRG GA 24 (1903), 211; Stanic, M., Dalmatien, 1984; Steindorf, L., Die dalmatischen Städte, 1984; Clewing, C., Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung, 2000; Cetnarowicz, A., Die Nationalbewegung in Dalmatien im 19. Jahrhundert, 2008

Damasus ist ein um 1210 bis 1220 in Bologna wirkender Lehrer des kirchlichen Rechtes. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 300

Damme (Stadt in Westflandern/Belgien, in dem Mittelalter zeitweise der Vorhafen für das versandete und damit für Schiffe unzugängliche Brügge), s. Google,  Vonnisse von Damme

damnare, damnāre, dampnāre, lat., V.: nhd. büßen, büßen lassen, XII tab. (um 450 v. Chr.)?, Plaut.?, s. latein_a_z.docx, s. damnum

damnatio, damnātio, lat., F., Schuldigsprechung, Verdammung, Verurteilung, Zahlpflicht, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. damnāre

Damnation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verdammung, Verurteilung

Damnationslegat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das sachlich bereits dem jüngeren altrömischen Recht bekannte Vermächtnis, bei dem vielleicht der treu­händerische Vermö­genskäufer (lat. familiae emptor [M.]) dem oder den Bedachten für eine bestimmte Geldsumme, später auch für andere Leistungen einstehen soll. Gegensatz hierzu ist das Vindikationslegat.

Lit.: Kaser §§ 32, 33, 76; Köbler, DRG 23

damnum, dampnum, lat., N., Einbuße, Verlust, Schade, Schaden (M.), Nachteil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dāp-, *dəp-, Sb., Opfermahl

Damnum (lat. [N.], Wort teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) (iniuria datum) ist in dem klassischen römischen Recht der rechtswidrig zugefügte Schaden, zu dessen Ausgleich bereits 286 v. Chr. die (lat.) lex (F.) Aquilia de damno (aquilisches Gesetz über den Schaden) ergeht. S. Google

Lit.: Kaser § 51; Köbler, DRG 65

Danelaw (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Bezeichnung für das von dem späten 9. Jahrhundert bis 1066 von dem Recht der Dänen beherrschte Gebiet →Englands (beispielsweise Northumbria, Ostanglien).

Lit.: Loyn, H., The Vikings in Britain, 1977

Däne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und – als Ansatz - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Dänemark

Dänemark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in dem Norden an Deutschland grenzende skandinavische Staat. Die Festi­gung einer eigenständigen Herrschaft über die Dänen (6. Jahrhundert) durch einen König gelingt in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts unter Gorm dem Alten (ab etwa 940 ununterbrochene Königsreihe). Wenig später setzt sich das Christentum in Dänemark durch. Zeitweise herrschen die Könige Dänemarks über große Teile Englands (Knut der Große 1018-1035), der Ostsee (Waldemar der Große 1157-1182) und →Norwegen, →Schweden sowie →Finnland (Margarete I. 1387/1389-1412). Um 1200 wird erstmals das Recht (für Schonen [kurz nach 1200, dänisch, lateinisch als Liber legis Scaniae, Rechtsbuch Schonens Erzbischof Andreas Sunesens], Seeland [Waldemar, Erik] und Jütland [März 1241 unter König Waldemar II.] erhalten) schriftlich aufgezeichnet, wobei kirchlicher Einfluss nachweisbar ist. Dementsprechend wird bereits in dem 13. Jahrhundert inhaltlich ergänzend gelehrtes Recht erkennbar. 1479 wird in Kopenhagen eine Universität gegründet. Seit dem 16. Jahrhundert wird in Einzelfällen die Folter verwendet. 1536 wird unter dem Hause Oldenburg (1448-1863) die lutherische Reformation durchge­führt. Von dem Einfluss der katholischen Kirche befreit beherrscht der König zusammen mit dem Adel das Land. In dem Gefolge des Dreißigjährigen Kriegs wird Dänemark von Schweden zurückgedrängt (Ostge­biete Schonen, Halland, Blekinge sowie Südschleswig). 1660 erzwingen Bürger und Bauern gegen den Adel die Umwandlung Dänemarks in eine Erb­monarchie (mit einem 1661 eingerichteten Höchstgericht), die sich 1665 (durch lat. [F.] lex regia, königliches Gesetz) dem Grundsatz des Absolutismus zuwendet und 1683 unter Christian V. das dänische Recht (Danske Lov 15. 4. 1683, Prozessrecht, Kirchenrecht, Stän­derecht mit Eherecht und Unmündigen­recht, Seerecht, Schuldrecht, und Sachenrecht, Strafrecht, 6 Bücher, ersetzen jütisches, see­ländisches und schonisches Recht, in dem 19. Jahrhundert weitgehend aufgehoben, eine Reihe von Grundnormen aber noch in Kraft, ähnlich 1687 für das von 1380 bis 1814 mit Dänemark verbundene Norwegen) in einem Buch (Gesetzbuch?) zusammenfasst. In dem 18. Jahrhundert, in dem 1736 eine juristische Prüfung eingeführt und innerhalb der erwachsenden Rechtswissenschaft die Rechtsgeschichte erfasst wird (Peder Kofod Ancher, En Dansk Lov-Histoire 1789ff.), dringt mit Aufklärung und Naturrecht die Lehre von der Gewaltenteilung ein und wird das Strafrecht gesetzlich geändert. 1788 beginnt die Befrei­ung der Bauern. 1814 gelangt Norwegen an Schweden. 1849 wird die absolute Monarchie unter Einführung einer Verfassung (Entwurf einer Verfassungsurkunde für das Königreich Dänemark und die Herzogtümer Schles­wig und Holstein von Anfang 1848, Danmarks Riges Grundlov 5. Juni 1849) nach dem Vorbild Belgiens bis 1866 durch eine konstitutionelle Monarchie abgelöst. 1864 gehen Schleswig, Holstein und Lauenburg an den →Deutschen Bund beziehungsweise 1866 nach der Auseinandersetzung mit Österreich-Ungarn an Preußen verloren (ein Drittel der Einwohner, zwei Fünftel des Gebiets). 1866 wird die Verfassung verändert. Seit 1872 arbeitet Dänemark mit den anderen nordischen Ländern trotz sprachlicher Sonderung des Westnordischen von dem Ostnordischen verein­heitlichend zusam­men. 1866/1930 wird das Strafrecht, 1916/1919 das Prozessrecht geändert. Ab 1891 wird die Sozial­versicherung eingeführt. 1901 setzt sich der Gedanke der parlamentarischen Kontrolle durch. 1915 wird erneut die Verfassung verändert. 1920 kehrt als Folge des Ersten Weltkriegs nach einer Volks­abstimmung Nordschleswig zu Dänemark zurück. Nach der Besatzung durch das Deutsche Reich Adolf Hitlers werden rund 14000 Kollaborateure zu Haft und 46 zu dem Tode verurteilt. 1953 ermöglicht ein Thronfolgegesetz die weibliche Erbfolge in der Erbmonarchie mit demokratisch-parlamentarischer Regie­rungs­form, die sich zu einem Sozialstaat wandelt. Das Einkammersystem wird eingeführt. 1960 tritt Dänemark der Europäischen Freihandels­zone bei, 1973 der Europäischen Gemein­schaft (bzw. 1993 Europäischen Union). 1979 erhält →Grönland Autonomie. S. Google

Lit.: Hasse, P., Die Quellen des Ripener Stadtrechts, 1883; Repertorium diplomaticum regni Danici mediaevalis, hg. v. Christensen, W. u. a., 1894ff.; Haandværksskik i Danmark, hg. v. Nyrop, C., 1903; Danske vider og vegtægter eller gamle landsbylove, hg. v. Bjerge, P. u. a., 1904ff.; Haff, K., Die Theorie des dänischen Grundregals, ZRG GA 30 (1909), 290; Haff, K., Die dänischen Gemeinderechte, 1909; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Scriptores minores historiae danicae medii aevi, rec. Gertz, M., 1917ff.; Dahl, F., Juridiske profiler, 1920; Danemarks gamle lanskabslove med kirkelovene, hg. v. Brøndum-Nielsen, J., 1920f.; Annales Danici medii aevi, neu hg. v. Jørgensen, E., 1920; Dahl, F., Frederik VI og Anders Sandøe Ørsted, 1929; Dahl, F., Hovedpunkter af den danske retsvidenskabs historie, 1937; Dänische Rechte, übers. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1938; Juul, S., Fællig og hovedlod, 1940; Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechtswissenschaft, 1940; Jørgensen, P., Dansk Retshistorie, 1940, 2. A. 1947; Fussing, H., Herremand og Fæstebonde, 1942; Olsen, G., Traehesten, hundehullet og den spanske kappe, 1960; Højesteret 1661-1961, 1961; Imhof, A., Grundzüge der nordischen Geschichte, 1970; Fenger, O., Fejde og mandebod, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,991, 2,2,506,1005, 3,4,21; Hoffmann, E., Königserhebung und Thronfolge­ordnung in Dänemark, 1976; Sprandel-Krafft, L., Rechtsverhältnisse in spätmittelalterlichen Städten am Beispiel Viborgs (Dänemark), ZRG GA 93 (1976), 257, 94 (1977), 20; Tamm, D., Fran lovkyndighed til retsvidenskab, 1976; Kroman, E., Dänemarks alte Rechte – Ihr Alter und ihre Verwandtschaft, ZRG GA 94 (1977), 1; Riis, T., Les Institutions Politiques Centrales du Danemark 1100-1332, 1977; Danmarks historie, Bd. 1ff. 1977ff.; Dübeck, I., Købekoner og konkurrence, 1978; Ekbom, C., Ledung och tidig jordtaxering i Danmark, 1979; Danske og Norske Lov i 300 år, hg. v. Tamm, D., 1983; Tamm, D., Retsopgøret efter besættelsen, 1984; Thygesen, F., Das Verhältnis zwischen dänischem und deutschem Recht, ZRG GA 105 (1988), 289; Den Danske rigslovgivning 1397-1513, hg. v. Andersen, A., 1989; Tamm, D., Laerebog i Dansk retshistorie, 1989; Tamm, D., Retshistorie 1 Dansk retshistorie, 1990; Tamm, D., Med lov skal land bygges, 1990 (Aufsätze); Den Danske rigslovgivning 1513-1523, hg. v. Andersen A., 1991, Jyske Lov i 750 år, 1991; Tamm, D., Retsvidenskaben i Danmark, 1992; Danmark i senmiddelalderen, hg. v. Ingesman, P. u. a., 1994; Stevnsborg, H., Besaßen die dänischen Könige der vorchristlichen Zeit Gesetzgebungsgewalt, ZRG GA 112 (1995), 423; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Bohn, R., Dänische Geschichte, 2001; Hammerslev, O., Danish judges in the 20th century, 2003; Andersen, S., Danmark i det tyske storrum, 2003; Dänemark, Norwegen und Schweden im Zeitalter der Reformation, hg. v. Asche, M. u. a., 2003; Geiger, T., Die dänische Intelligenz von der Reformationszeit bis zur Gegenwart, 2005; Tamm, D., Retshistorie, 2005; Bellamy, M., Christian IV and his Navy, 2006; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Quellen zur dänischen Rechts- und Verfassungsgeschichte (12.-20. Jahrhundert), hg. v. Tamm, D. u. a., 2008; Zwischen Grenzkonflikt und Grenzfrieden, hg. v. Henningsen, L., 2011; Andersen, P., Legal Procedure and Practice in Medieval Denmark, 2011; Loebert, S. u. a., Die Entstehung der Verfassungen der dänischen Monarchie (1848-1849)., 2012; Greßhake, F., Deutschland als Problem Dänemarks, 2013; Liedegaard, B., Die Ausnahme - Oktober 1943 - Wie die dänischen Juden, 2013; Findeisen, J., Christian IV., 2014; Bohn, R., Werner Best und die deutsche Besatzungsherrschaft in Dänemark 1940-1945, (in) HZ 300 (2015), 416; Jahnke, C., Geschichte Dänemarks, 2017; Riis, T., Kongen og hans mænd. Danmarks politiske rigsinstitutioner ca. 1100-1332, 2018; Neustadt, C., Kommunikation im Konflikt – König Erik VII. von Dänemark und die Städte im südlichen Ostseeraum (1423-1435), 2018

Daniels, Heinrich Gottfried Wilhelm (Köln 25. 12. 1754-Köln 28. 3. 1827), wird nach dem Studium der Mathematik und des Rechtes in Köln 1770 in der Philosophie und 1775 in der Rechtswissenschaft promoviert. 1776 wird er Advokat bei dem Hofrat des Erzbischofs von Köln, 1783 ordentlicher Professor der Universität Bonn und 1792 Richter an dem kurkölnischen Appellationsge­richtshof in Bonn. Nach dem Verlust aller Ämter infolge des Einmarschs Frankreichs lehrt er seit 1798 Gesetzgebung an der neuen Zentralschule in Köln, wird aber 1804 Substitut des Procureur Général an dem Kas­sationshof in Paris, 1813 Generalprokura­tor an dem Appellationshof in Brüssel, 1817 geheimer Staatsrat in Berlin und 1819 erster Präsident des rheinischen Appellationsge­richtshofs in Köln. S. Google

Lit.: Weisweiler, W., Geschichte des rheinpreußischen Notariats, Bd. 2 1925; Recht und Rechtspflege in den Rheinlanden, hg. v. Wolffram, J. u. a., 1969; Reisinger-Selk, N., Heinrich Gottfried Daniels, 2008; Daniels, H., Vorlesungen, hg. v. Becker, C., 2009

Dank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 822/840 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Anerkennung, Dankbarkeit

Lit.: His, R., Dank, ZRG GA 57 (1937), 474

danken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863/871 bezeugt – 790 [Weißenburger Katechismus] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [FreibergStR. XIX § 14] bzw. 1360 [BremGQ. L. 102] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Dank über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Dank aussprechen, Dank sagen

Dante (eigentlich Durante mit verkürzter Aussprache, Beiname Alighieri nach dem Vater Alighiero) (Florenz zwischen 14. 5. 1265 und 13. 6.1265-Ravena 13./14. 9. 1321) wird nach einer Ausbildung bei dem Redner Brunetto Latini und vielleicht Studien des Rechtes in Siena oder Bologna sowie (nach 1290) Unterricht in Florenz in den Schulen der Franziskaner und Dominikaner durch Werke wie die wohl zwischen 1307 und 1320 in Abkehr von der lateinischen Sprache auf Toskanisch oder Altitalienisch verfasste (ital.) Commedia (F., Komödie, später durch Giovanni Boccaccio um das Adjektiv divina, lat., göttlich erweitert) mit der Schilderung seiner Reise durch die Hölle über den Läuterungsberg bis in das Paradies einer der Begründer der Literatur des Italienischen und einer der bekanntesten Dichter des europäischen Mittelalters, der so oft, umfangreich und gelehrt wie kaum ein anderer kommentiert wird. S. Google

Lit.: Padoan, G., Introduzione a Dante, 2. A. 1995; Wittschier, H., Dantes Divina Commedia, 2004

Danzig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Westrand der Mündung der Weichsel in die Ostsee wird an dem Ende des 10. Jahrhunderts (997) als (pommerellische) Burg (Gyddanyze) genannt. Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert bringen deutsche Zuwanderer, die sich hauptsächlich beider­seits der Langgasse niederlassen, in den 1236 (lat. civitas) Danczik genannten Ort →lübisches Recht (1263) mit. Nach Zerstörung der Stadt durch den Deutschen Orden in Kämpfen um die Erbfolge in dem Herzogtum Pommerellen in dem Jahre 1308 erhält Danzig von dem Hochmeister des Deutschen Ordens 1342/1343 →Kulmer Recht. 1454 löst sich das in vier Teile (Rechtsstadt mit Johannesviertel, Altstadt um Sankt Katharina, Hakelwerk, Jungstadt des Deutschen Ordens) gegliederte Danzig von dem Deutschen Orden und unterstellt sich Polen, wofür es verschiedene Vorrechte erhält. 1792 kommt Danzig bei der zweiten Teilung Polens an Preußen. Nach dem Versailler Vertrag von dem 20. 6. 1919 wird es, um Polen einen Ostseehafen zu sichern, an dem 15. 11. 1920 Freie Stadt (400000 Einwohner, 5 Prozent Polen, 1966 Quadratkilometer), in der weiter deutsche Gesetze gelten. Diese freie Stadt Danzig ist ein Staatsgebilde mit beschränkter Souveränität ohne Staatsoberhaupt, aber mit Regierungs­oberhaupt. An dem 1. 9. 1939 wird Danzig in das Deutsche Reich Adolf Hitlers eingegliedert. 1945/1990 fällt es an Polen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Simson, P., Geschichte der Danziger Willkür, 1904; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1921, 2. A. 1928; Keyser, E., Die Entstehung von Danzig, 1924; Loening, O., Untersuchungen zum ältesten Recht von Danzig, ZRG GA 46 (1926), 206; Keyser, E., Der Streit um ein Danziger Aufwertungsgesetz am Ende des 18. Jahrhunderts, ZRG GA 46 (1926), 383; Keyser, E., Das älteste Danziger Stadtrecht, ZRG GA 48 (1928), 194; Methner, A., Zwei alte Danziger Rechtssymbole, ZRG GA 57 (1937) 456; Hahlweg, W., Das Kriegswesen der Stadt Danzig, 1937; Gierke, J. v., Danzigs deutsches Recht, (in) ZHR 107 (1940), 161; Samsonowicz, H., Untersuchungen über das Danziger Bürgerkapital in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, 1969; Ruhnau, R., Danzig, 1971; Lingenberg, H., Die Anfänge des Klosters Oliva und die Entstehung der deutschen Stadt Danzig, 1982; Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig, 1979, 2. A. 1988; Wittreck, F., Die Anfänge der verfassungsge­richtlichen Normenkontrolle in Deutschland, ZRG GA 121 (2004), 415; Das Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012; Hagemann, A., Hermann Rauschning, 2018; Brämer, B., Das Obergericht der freien Stadt Danzig und seine Rechtsprechung als Verfassungsgerichtshof, 2019

dar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv. als Präfix verwendet) hin

darauf →drauf

dare, lat., V., geben, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *dō-, *də-, *deh-, V., geben, s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Ehmig, U., Donum dedit, 2017

Darjes, Joachim Georg (1714-1791), Schüler Christian Wolffs, bemüht sich in Jena und Frankfurt an der Oder um eine systematische Gliederung des Privatrechts und entwickelt auf römischrechtlicher Grundlage systema­tisch (1740) das erbrechtliche, für die Reihenfolge innerhalb der Verwandtschaft eines Erblassers bestimmende Parentelen­system der Elternschaften oder Familienschaften. S. Google, →Parentel

Lit.: Köbler, DRG 159, 162; Gärtner, F., Joachim Georg Darjes und die preußische Gesetzesreform, 2007; Lötzsch, U., Joachim Georg Darjes (1714-1791), 2016

darlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als darleihen und in DW2 1518 bezeugt [ält.] – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinleihen

Darlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1581 bezeugt – 15./16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [NÖLTfl. II 8 § 17] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1507) ist ein je nach Gestaltung entweder einseitig verpflichtender Vertrag oder ein gegenseitiger Vertrag, in dem sich der eine Teil (Darlehensnehmer) verpflichtet, Geld oder andere vertretbare Sachen in gleicher Art, Güte und Menge, wie er sie von dem anderen Teil (Darleiher, Darlehensgeber) (in Gegensatz zu der Leihe zu Eigentum) erhält, zurückzuerstatten. Das (von dem →Lehen klar zu trennende) Darlehen ist in der Form des (lat. [N.]) →nexum wohl bereits dem altrömischen Recht bekannt (Selbstver­pfändung für ein Darlehen). Daneben besteht das formfreie, grundsätzlich un­ent­geltliche →mutuum (lat. [N.]) als →Real­kontrakt, aus dem der Gläubiger die (lat. [F.]) →condictio als abstrakte Klage erhält, wobei Zinsen besonders vereinbart werden müssen. In dem weitgehend geldlosen frühmittel­alterlichen Recht ist Darlehen nur ein Fall der allgemeineren →Leihe. Gegen das Nehmen eines Entgelts für das Darlehen wendet sich schon in karolingischer Zeit die christliche Kirche (Lukas 6,35 [lat.] mutuum date nihil inde sperantes, gebt Darlehen ohne etwas davon zu erhoffen). Gegen den Widerstand der Kirche setzt sich aber mit der Geldwirtschaft wohl wegen ihrer tatsächlichen Vorteile das Darlehen durch. Es wird zunächst für Juden, dann auch für andere insofern bevorrechtigte Menschen, schließlich 1654 durch den jüngsten Rechtsabschied sogar allgemein erlaubt, wobei römisches Recht des Darlehens (lat. [N.] mutuum) unter Abänderung aufgenommen wird. Allerdings werden Höchstzinssätze (oft sechs Prozent) festgesetzt und wird die Berechnung von Zinseszinsen verboten. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) trennt das Darlehen eindeutig von der Leihe (lat. [N.] commodatum). Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) versteht das Darlehen als Realvertrag, doch entwickelt sich daneben auch ein konsensualer Darlehensvertrag. In dem Gefolge des Liberalismus fallen in dem 19. Jahrhundert die Zinsschranken (ADHGB, 1861), doch bewirkt ein wuchermäßiges Verhalten Unwirksamkeit einer entsprechenden Vereinbarung. 2002 wird in der Bundesrepublik Deutschland das Darlehen (Gelddarlehen, 488 BGB) von dem Darlehen anderer vertretbarer Sachen (Sachdarlehen) getrennt. Seit etwa 2015 verlangen die infolge von Wahlgeschenken für Wiederwahl besonders stark verschuldeten Mitgliedstaaten der Europäischen Union wie Italien und Spanien aus kurzfristigen Überlegungen und ohne wirklichen Widerstand der (nur) etwas weniger starkverschuldeten Mitgliedstaaten wie die Bundesrepublik Deutschland die Verringerung oder Beseitigung von Zinsen für Gelddarlehen, so dass Gelddarlehen in Hülle und Fülle für jedermann verfügbar werden und Geld an Bedeutung verliert, so dass eine Flucht in Sachwerte mit erheblichen Inflationsgefahren an Bedeutung gewinnt.

Lit.: Kaser §§ 6, 31, 32, 38, 39; Söllner §§ 9, 16, 18; Hübner 591; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 27, 45, 125, 127, 166, 213, 120, 241; Schulz, H., Darlehen und Leihe, Diss. jur. Göttingen 1922; Lübtow, U. v., Die Entwicklung des Darlehensbegriffs, 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Dehesselles, T., Policey, Handel und Kredit im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, 1999; Sturm, B., wat ich schuldich war - Privatkredit im frühneuzeitlichen Hannover (1550-1750), 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

dasein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nach 1172 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vorhanden sein

Dasein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 zweite Hälfte 15. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb dasein nach 1172) Bestand, Vorhandensein

Daseinsvorsorge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1965 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist als Vorsorge für das weitere Dasein die vorausplanende Ge­staltung menschlichen Seines. Sie wird sachlich schon spätestens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend Gegenstand der öffentlichen, ihrerseits auch von dieser Aufgabe zehrenden Verwaltung. →Leistungsverwaltung

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 197, 259; Forsthoff, E., Der totale Staat, 1833; Forsthoff, E., Die Verwaltung als Leistungsträger, 1938; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Stolleis, M., Die Entstehung des Inverentionsstaates und das öffentliche Recht, (in) ZNR 1989, 129ff.; Scheidemann, E., Der Begriff Daseinsvorsorge, 1991; Hermes, G., Staatliche Infrastrukturverantwortung, 1998; Laak, D. van, Der Begriff Infrastruktur, (in) Archiv für Begriffs­geschichte 41 (1999), 280; Kersten, J., Die Entwicklung des Konzepts Daseinsvorsorge im Werk von Ernst Forsthoff, (in) Der Staat 44 (2005); Jellinghaus, L., Zwischen Daseinsvorsorge und Infrastruktur, 2006; Ringwald. R., Daseinsvorsorge als Rechtsbegriff, 2008

Daten (Wort [Pl. von Datum, N.] als Ansatz in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - in EDEL 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Datenverarbeitung – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie seit Beginn des 19. Jahrhunderts verbreitet und über dare, lat., V., geben, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) Gegebenheiten

Datenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und ab etwa 1970 aus dem Angloamerikanischen als Lehnübersetzung aufgenommen) ist der Schutz der Daten einer Per­son vor Missbrauch durch eine andere Per­son. Er entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Folge der Verbrei­tung der elektronischen Datenverarbeitung, wobei das weltweit erste Datenschutzgesetz 1970 in Hessen erlassen wird. Zu seiner Ausführung sind besondere staat­liche Daten­schutzbeauftragte bestellt (Hessen 18. 6. 1975-22. 10 1991 Spiros Simitis).

Lit.: Köbler, DRG 260; Vierzig Jahre Datenschutz in Hessen, hg. v. Kartmann, N. u. a., 2012

datio (lat., Wort Cic. (81-43 v. Chr.), [F.]) Gabe, Hingabe (beispielsweise bei Leihe, Verwahrung, Pfand), s. dare, lat., V., geben, s. Google

Datio (F.) in solutum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat.) ist die Leistung (etwas anderen als des eigentlich Geschuldeten) an Erfüllungs Statt (statt der Erfüllung durch Leistung des an sich Geschuldeten). Bei ihr wird schon in dem klassischen römischen Recht sachlich der Schuldner nur befreit, wenn sie der Gläubiger als Erfüllung anerkennt.

Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 62

datum, lat., N.: nhd. Gegebenes; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. dare

Dauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1230 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1709 [Kock, Schwansen 205] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. und von dem Verb dauern abgeleitet sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bestand

Lit.: Krause, H., Dauer und Vergänglichkeit im mittelalterlichen Recht, ZRG GA 75 (1958), 206

dauern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1150 bezeugt – in EDEL 1140-1160 [Vom Glauben, der arme Hartmann] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1387 [Aachen/NrhAnn. 28/29 1876 89] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über dūrāre, lat., V., hart machen, härten, abhärten, dauern (V.) (1), währen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *deu- (3), *deu̯ə-, *du̯ā-, *dū-, V., bewegen, vordringen, sich entfernen, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) währen, fortbestehen

DDR (Wort [Abkürzung] in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 – als Ansatz – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Deutsche Demokratische Republik ([auch abwertend verstehbare] Abkürzung für die vollständige Wortfolge Deutsche Demokratische Republik von etwa 1949

de,, lat., Präp., von, ab, weg, vielfach als Vorsilbe verwendet, s. latein_a_z.docx, s. idg. *de-, *do-, Partikel, dies hier, dann, hierzu

decalogus, lat., M., Dekalog, die zehn Gebote, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. δεκάλογος (dekálogos), s. gr. δεκάλογος (dekálogos), M., Dekalog, die zehn Gebote, vgl. gr. δέκα (déka), Num. Kard., zehn; idg. *dek̑m̥, *dek̑m̥t, *dek̑u-, Num. Kard., zehn, Pokorny 191; gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Erzählung, Ausspruch; idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen

decanus, decānus, lat., M., Dekan, Vorsteher von zehn, Veg. (um 400 n. Chr.), s. decem

decem (Wort Plaut. um 250-184 v. Chr., für das Indogermanische erschließbar, lat. [Num. Kard.]) zehn, s. latein_a_z.docx, s. Google

December, lat., M., Dezember, zehnter Monat, Inschr. (1. Jh. v. Chr.), s. decem, s. Google

Decemviri (Wort decemvir Cic., 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. decem, s. vir, lat. [M.Pl.]) ist in dem altrömischen Recht ein Ausschuss von 10 Männern zu der Erledigung allgemeiner Angelegenheiten (beispielsweise →Zwölftafelgesetz).

Lit.: Kaser § 82; Köbler, DRG 17, 19

decennalis, decennālis (1), lat., Adj., zehnjährig, Amm. (um 390 n. Chr.), s. latein_a_z.doc, s. decem, annus

decennalis, decennālis (2), lat., M., Dauer von zehn Jahren, Prob. (4. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. decem, annus

decernere, dēcernere, lat., V., entscheiden, entscheidend bestimmen, beschließen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, cernere

De Chasseneuz, Bartholomaeus (1480-1541) veröffentlicht nach dem Rechtsstudium in Dôle, Poitiers, Turin (1497) und Pavia (1499-1502) als Kronanwalt in Autun 1517 (lat.) Commentaria (N.Pl.) in consuetudines ducatus Burgundiae, den ersten großen Kommentar zu dem partikularen Gewohn­heitsrecht (franz. droit coutumier) in Frankreich. S. Google

Lit.: Pignot, J., Bartholomaeus de Chasseneuz, 1880, Neudruck 1970; Dugas della Boissony, C., Bartholomaeus de Chasseneuz, Diss. jur. Dijon 1977

Deciani, Tiberio (Udine 1509-Padua 1582), Patrizierssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1523-1529) Anwalt in Udine und Venedig (1544). In seinem posthum veröffentlichten (lat.) Tractatus (M.) criminalis (1590, Straftraktat) entwickelt er ansatzweise einen allgemeinen Teil des Strafrechts mit einem allgemeinen Straftatbestand. S. Google

Lit.: Schaffstein, F., Tiberio Deciani, (in) Dt. Recht 3 (1938), 121

decisio, dēcīsio, lat., F., Verminderung, Abkommen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcīdere

decidere, dēcidere, dēcadere, lat., V., herabfallen, herunterfallen, niederfallen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, cadere

Decius, Philippus ist ein in Mailand 1454 geborener, in Pavia und Pisa ausgebildeter, 1475 promovierter, dort, 1484 in Pisa, 1487 in Siena, 1487 in Pisa, 1502 in Padua und später in Pavia und Pisa lehrender, vielleicht in Siena 1536 verstorbener Jurist (lectura zu Digesten 50, 17, commentaria zu den Digesten, consilia, Gutachten). S. Google

L.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 875

declarare, dēclārāre, lat., V., deutlich an den Tag geben, deutlich kundgeben, deutlich offenbaren, öffentlich verkündigen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, clārāre, clārus

declaratio, dēclārātio, lat., F., Kundgebung, Offenbarung, Erklärung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēclārāre

déclaration (franz. [F.]) Erklärung, s. declaratio

Déclaration (F.) des droits de l‘homme et du citoyen (franz., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die von der Nationalversammlung in Frankreich an dem 26. 8. 1789 angenommene Erklärung der Menschenrechte bzw. Bürgerrechte, die 1791 der Verfassung vorangestellt wird. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Erklaer­ungderMenschenundBuergerrechte1789.pdf; Zur Geschichte der Erklärung der Menschen­rechte, hg. v. Schnur, R., 1964

Declaratio (F.) voluntatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die in der frühen Neuzeit (seit Connan 1508-1551) allmählich ausgebildete allgemeine Grundfigur der →Willenserklärung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 164; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Declaration (N.) of Rights (England 1689), s. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­of­Rights­1689.­htm

decreta (lat. [N.Pl.]) (beispielsweise sog. decreta Tassi­lonis oder decretum Tassilonis von 756?-772?, 45 bayerische Synodal­bestimmungen aus Aschheim 756? [15], Dingolfing vor 771 [12] und Neuching 771 oder 772 [18]), Entscheidungen →Dekret, decre­tum

Lit.: Hartmann, W., Die Synoden der Karolingerzeit, 1989

decretio, dēcrētio, lat., F., Entscheidung, Beschluss, Mart. Cap. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcernere

Decretio (F.) Childeberti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat., auch decretus, decretum) ist ein spätestens an dem 1. 3. 596 verkündetes, vielleicht in verschiedenen Teilen aus verschiedenen Jahren stammendes, in 24 Textzeugen durch 21 noch greifbare Handschriften überliefertes Dekret (Kapitular) des fränkischen Königs Childebert II. für Austrasien mit gemischten Inhalten (beispielsweise Eintrittsrecht der Enkel, mehrfach Todesstrafe), das überwiegend mit der für Neustrien bezeugten Lex Salica überliefert ist.

Lit.: Eckhardt, W., Die Decretio Childeberti und ihre Überlieferung, ZRG GA 83 (1966), 1; Woll, I., Untersuchungen zu Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995; Mordek, H., Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta, 1995; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Kölzer, T., Die merowingischen Kapitularien in diplomatischer Sicht, (in) Scientia veritatis, 2004, 16ff.

decretum, dēcrētum, lat., N., Entscheidung, Beschluss, Dekret, Bescheid, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcernere

Decretum (lat. [N.]) ist in dem römischen Prinzipat die Entscheidung (Urteil) des Prinzeps, mit der er unmittelbar Recht setzt. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32

Decretum (N.) Burchardi (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Dekret Burchards) ist die wohl zwischen 1008 und 1012 verfasste Kanonessammlung →Burchards von Worms.

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Decretum (N.) Gratiani (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die zwischen 1125 und 1140 (erste, durch vier bzw. fünf Handschriften überlieferte, eher lehrbuchartige Fassung, um 1140 [1139?] mit 1860 canones, zweite, stärker quellen­sammelnde und rechtlich argumentierende, aber keine Texte aus bisher nicht verwendeten Sammlungen aufnehmende oder Ergänzungen aus schon benutzten Quellen einfügende Fassung um 1144/1145?, erste gesicherte Benutzung 1158, insgesamt mehr als 600 mittelalterliche Handschriften, noch ältere Vorstufe „Rohfassung“ möglicherweise in Handschrift Sankt Gallen, Stiftsbibliothek MS 673) in Bologna von dem nicht näher bekannten Mönch →Gratian auf Grund zahlreicher älterer Sammlungen zusammen­­gestellte (lat.) Concordia (F.) dis­cordantium canonum (Übereinstimmung widersprüch­licher Regeln). Das in seinen rund 450000 Wörtern Quellen­samm­lung und Lehrbuch in sich vereinende Decretum Gratiani stellt als Ergebnis einer bereits in dem vierten nachchristlichen Jahrhundert beginnenden Sammlungstätigkeit ohne strenge Systematik bzw. in schwer verständlicher Systematik die bis zu dem dritten lateranischen Konzil (1139) entstandenen kirchlichen Rechtssätze (Konzilscanones, päpstliche Dekretalen, Texte von Kirchen­vätern [etwa 25%?], Auszüge aus Bußbüchern, römische Rechtssätze sowie biblische Sätze, insgesamt 3945 [lat. M.Pl.] canones, Regeln, oder [lat. N.Pl.] capitula, Kapitel) zusammen. Sein erster Teil enthält 101 in Kapitel (c.) geteilte Distinktionen (D.) oder allgemeine Bestimmungen über allgemeine Rechtslehre und Kleriker. Der zweite Teil befasst sich mit 36 in Untersuchungen (lat. [F.Pl.] quaes­tiones) und Kapitel (lat. [N.Pl.] capitula) gegliederten (fiktiven) Fällen oder (lat.) causae (C.), die beispielsweise das Prozessrecht, Strafrecht, kirchliche Vermö­gens­recht, Recht der Mönche, Eherecht (C. 27ff.) oder die Buße (C. 33, quaestio 3 als Traktat ausgestaltet) betreffen. Der dritte, wohl erst in der zweiten Fassung eingefügte Teil stellt in 5 Distinktionen (und Kapiteln) unter der Überschrift (lat.) De consecratione (Von der Weihe) das Recht der Weihe und anderer Sakramente dar. Kommentiert wird die Konzilskanones und päpstliche Dekre­talen bereits aus dem 4. Jahrhundert enthaltende Sammlung durch die Dicta Gratiani. Ma­terielle Quellen sind Konzils­kanones (davon rund 400 Kapitel aus den pseudoisidorischen Fälschungen), päpstliche Dekretalen, etwa 1200 Texte der Kirchenväter, vielleicht erst spät eingefügtes weltliches, vor allem römisches Recht (aus der justinianischen Kompilation) und Texte der (lat.) Glossa (F.) ordinaria des 12. Jahrhunderts zu der Bibel. Eine wichtige unmittelbare Quelle sind die Sammlungen des Ivo von Chartres (Panormia, nach 1095, Tripartita um 1100), ein bedeutsames Vorbild Alger von Lüttichs (lat.) De misericordia et iustitia (Von Barm­herzigkeit und Gerechtigkeit, um 1100). Hinzu kommen Anselm von Lucca (um 1083), Sententiae magistri A. (um 1110), Sammlung Polycarpus (um 1111) und Drei-Bücher-Sammlung (um 1120). Um 1150 beginnt die europäische Verbreitung, die bis 1160 das gesamte damals bekannte Abendland umfasst. An das Decretum Gratiani schließt sich bald (in Bologna um 1145? [Paucapalea], vor 1150?) eine wissen­schaft­liche Behandlung (Dekretistik in der Form von Glossen und Summen beispielsweise Huguccios von Pisa) an, deren Glossen →Johannes Teutonicus um 1215 zu einer (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentlichen Glosse) zu dem Decretum Gratiani zusammenfasst (um 1245 von Bartholomaeus Brixiensis überarbeitet). Später bildet das Decretum Gratiani den ersten Teil des (lat.) →corpus (N.) iuris canonici (Körper des kanonischen Rechtes). Vielleicht stammt die Gliederung in Distinktionen von dem auch Zusätze verfassenden Schüler Paucapalea. Zitier­weisen sind seit der Nummerierung der Kapitel in der Ausgabe Charles Dumoulins von 1553/1554 (nicht mehr die lateinischen Textanfänge der Stellen, sondern) beispielsweise für den ersten Teil D. (Distinktion) 20. C. (Kapitel) 2, für den zweiten Teil C. (Causa) 9 q. (quaestio) 3 c. (capitulum) 11 und für den dritten Teil De cons(ecratione) D. (Distinktion) 1 c. (Kapitel) 5.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102; Studia Gratiana, Bd. 1ff. 1953ff.; Gaudemet, J., Das römische Recht in Gratians Dekret, (in) Österreich. Archiv f. Kirchenrecht 12 (1961), 177; Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983; Landau, P., Forschungen zu vorgratianischen Kanonessammlungen und den Quellen des gratianischen Dekrets, (in) Ius commune 11 (1984), 81; Winroth, A., The Two Recensions of Gratian’s Decretum, ZRG KA 83 (1997); Weigand, R., Das kirchliche Wahlrecht im Dekret Gratians, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997, 1331; Landau, P., Kanones und Dekretalen, 1997; Beyer, A., Lokale Abbreviationen des Decretum Gratiani, 1998; Larrainzar, C., El borrador de la „Concordia“ de Graciano – Sankt Gallen Stiftsbibliothek MS 673, (in) Ius Ecclesiae 11 (1999), 593; Winroth, A., The Making of Gratian’s Decretum, 2000; Larrainzar, C., La for­macion del Decreto de Graciano par etapas, ZRG KA 87 (2001), 67; Winroth, A., Recent Work on the Making of Gratian’s Decretum, (in) Bulletin of Medieval Canon Law 26 (2004-2006), 2; Décret de Gratien. Causes 27 à 36 Le mariage, hg. v. Werckmeister, J., 2011

decretum (lat. [N.]) principis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Entscheidung des (römischen) Kaisers (in Zivilprozessen und Strafprozessen)

Decretum (N.) Tassilonis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) (oder Decreta Tassilonis) ist die zusammenfassende Bezeichnung für die 15, 12 und 18 Beschlüsse der Synoden (Versammlungen) von Aschheim, Dingolfing und Neuching, die unter Herzog Tassilo III. von Bayern (748-788) um 756, um 770 und 771/772 zu der Regelung kirchenrechtlicher Fragen getroffen werden.

Lit.: Barion, H., Die Verfassung der bayerischen Synoden des 8. Jahrhunderts, (in) Röm. Quartalschrift 38 (1930), 90; Hartmann, W., Die Synoden der Karolingerzeit, 1989; Landau, P., Kanonessammlungen in Bayern, (in) FS K. Reindel, 1995, 137

Decurio (M.) de gradus (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine spätantike (6./7. Jahrhundert?), systematische, an unbekanntem Ort geschaffene, relativ reich und erheblich unterschiedlich überlieferte, etwa eine Seite umfassende Übersicht über ein staatliches Ämterwesen (Kommandos, Staatsämter und Herrscher, Hofämter und städtische Ämter, soziale Klassen und grundherrliche Amtsträger [Ämtertraktat]), die vielleicht nur Lehrzwecken dient und keiner bekannten Wirklichkeit vollständig entspricht.

Lit.: Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Beyerle, F., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; Barnwell, P., Epistula Hieronimi de gradus Romanorum, (in) Historical Research 64 (1991), 77; Baumann, A., Freiheitsbeschränkungen der Dekurionen in der Spätantike, 2014

dediticius, dēditīcius, dēditītius, lat., Adj. und substantiviert M., der Gnade ergeben (Adj.), unterworfen, Caes. (um 50 v. Chr.), s. dēditio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der gewaltunterworfene Reichsangehörige (str.), s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Kaser §§ 3, 13, 16; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 30; Köbler, DRG 35, 57

defendere, dēfendere, lat., V., nhd. fernhalten, abhalten, abwehren, abweisen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, *fendere

defensor, dēfēnsor, lat., M., Abwehrer, Verteidiger, Besatzung, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēfendere

Defensor (M.) pacis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Verteidiger des Friedens) (1324) ist die wichtigste staatsrechtliche Schrift des →Marsilius von Padua, in der er von der Herrschaft des Kaisers über die christliche Kirche ausgeht.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Defen­sorpacis1324(1522).pdf; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 109; Segall, H., Der „Defensor pacis“ des Marsilius von Padua, 1959; Marsilius von Padua, Defensor pacis, übers. v. Kunzmann, W., eingel. v. Miethke, J., 2017 (1339 S.)

definieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1301 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und 1521 bzw. 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums (definire) aufgenommen sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) begrenzen, bestimmen

definire, dēfīnīre, diffinīre, lat., V., abgrenzen, begrenzen, Cic. (81-43 v. Chr.), Gl, Lüs. gr. ὁρίζειν (horízein), s. latein_a_z.docx, s. dē, fīnīre

definitio, dēfīnītio, diffīnītio, lat., F., Abgrenzung, Bestimmung, Erörterung, Erläuterung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēfīnīre

Definition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht bezeugt und nur in Grunddefinition und in DW2 1522 bezeugt – 1464 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google, F., Verb definieren 1301, ist die Inhaltsbestimmung eines (zu bestimmenden und insofern als ver­hältnismäßig unbekannt angesehenen) Begriffs. Sie erfolgt tatsächlich meist durch (als bekannt angesehene bestimmende) Angabe einerseits des übergeordneten Gattungsbegriffs und andererseits des innerhalb der Gattung aussondernden oder kennzeichnenden Einzelmerkmals (beispielsweise Frau ist [innerhalb] der [Gattung] Mensch, der [Mensch, welcher der Art nach] weiblich ist, F = Mw). Insbesondere seit dem 18. Jahrhundert werden diese Anforderungen präzisiert und sind in den Einzelheiten auch einigermaßen umstritten.

Lit.: Schröder, J., Definition und Deskription, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Forgó, N., Omnis definitio in iure civili periculosa est, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 23

Dei gratia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] durch Gnade Gottes) ist eine von dem König Karl (dem Großen) der Franken 768 nach biblischem und auch kirchlichem Vorbild (6. Jahrhundert) aufgegriffene, zunächst nur religiös zu verstehende Wendung, mit welcher der irdische Herrscher sagen will, dass seine Stellung von Gottes Gnade herrührt. Ob die Vermittlung durch den Papst erfolgen muss, ist zeitweise streitig.

Lit.: Köbler, DRG 83; Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im frühen Mittelalter, 1912, 7. A. 1980; Schmitz, K., Ursprung und Geschichte der Devotionsformeln, 1913; Körntgen, L., Königsherrschaft und Gottes Gnade, hg. v. Goetz, H. u. a., Bd. 2 2000

Deich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [MGroning. I 57] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Damm, Erdaufschüttung gegen Wasser

Deichrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1455 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1245 [CartMichielAntwerp. 349] in 19 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der den Deich (als die Land gegen Wasser schützende Erd­aufschüttung) betreffenden Rechtssätze, wie sie sich seit dem 10. oder 11. Jahrhundert vor allem an der Nordsee entwickeln. Dazu bildet sich zunächst teils freiwillig, teils herrschaftlich ein Deichverband als Zwangsgenossenschaft der durch den Deich unmittelbar geschützten Grund­stücksbe­rechtigten. Der Deichverband ist Eigentümer des Deiches und verwaltet ihn durch eigene Organe (Deichgraf, Deich­schöffe, Deichgericht), sofern hierfür nicht die Gesamtheit zuständig ist. Der Deich ist in Teile (Kabeln, Pfänder, Lose) gegliedert, für die ein jeweiliges Grundstück (beziehungsweise sein Nutzer oder Eigentümer) zu sorgen hat (Deichlast als eine Art Reallast). Wer sein Kabel nicht ord­nungsgemäß unterhält, muss mit dem Verlust seines Grundeigentums rechnen (Wer nicht kann deichen, muss weichen bzw. wer nicht will deichen, darf weichen). Seit dem 16. Jahrhundert wird der Deichverband zu einer Staatsanstalt, die Deichbaupflicht zu einer öffentlichen Last gegen­über dem Deichregalträger. Es werden Deichordnungen aufgezeichnet oder auch erlassen (Kleve 1448, Eiderstedt 1592, Hamburg 1639, Wursten 1661, Braun­schweig-Lüneburg 1664, Bremen 1693). Das 19. Jahrhundert kehrt zu der Selbstverwaltung der Deichverbände zurück (Preußen Deich­gesetz 1848). Bei der Schaffung der deutschen Rechtseinheit durch das Bürgerliche Gesetzbuch (1896/1900) wird das Deichrecht dem Landesgesetzgeber überlassen. Seit dem preußischen Wassergesetz des Jahres 1913 werden die Deichverbände als Wassergenos­senschaften behandelt.

Lit.: Schrader, C., Systematische Übersicht über das Deichrecht, 1805; Harnisch, R., Deichgesetzgebung, 1886; Gierke, J. v., Die Geschichte des deutschen Deichrechts, Teil 1f. 1901ff., Neudruck 1967; Beckmann, A., Dijk- en Waterschapsrecht, Bd. 1f. 1905ff.; Gierke, J., Chrene cruda und Spatenrecht, ZRG GA 28 (1907), 290; Bochalli, A., Wassergenossenschafts- und Deichrecht nach dem preußischen Wassergesetz, 2. A. 1925; Fockema Andreae, S., Het hoogheemraadschap van Rijnland, 1934; Felkes, E., Die geschichtliche Entwicklung der Deichlast in Nordfriesland, 1937; Albers, E., Das Deichrecht im Amt Ritzebüttel, 1938; Römer, H., Die Rechtsgeschichte der Koogs- und Deichverbände, 1938; Winsemius, J., De historische ontwikkeling van het waterstaatsrecht in Friesland, 1947; Linden, H. van der, De Cope, 1955; Obreen, H., Dijkplicht en Waterschappen aan Frieslands Westkust, (1956); Buijtenen, M. u. a., Westergo’s Ysselmeerdijken, 1956; Djuren, H., Das Deichrecht im Lande Wursten, Diss. jur. Göttingen (um 1960); Ostfriesland im Schutze des Deiches, hg. v. Ohling, J., 1969; Blok, D., Wie alt sind die ältesten niederländischen Deiche, (in) Probleme der Küstenforschung 15 (1984), 1; Gottschalck, M., Deich- und Wasserbau, 1985; Petersen, S., Deutsches Küstenrecht, 1989; Ehrhardt, M., Ein guldten Bandt des Landes, 2003; Fischer, N., Wassersnot und Marschengesellschaft, 2003; Nawotki, K., Die schleswigsche Deichstavengerechtigkeit, 2004

Dekalog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1842 bezeugt – 1525 als aus lateinisch decalogus aufgenommen in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) sind die zehn Gebote, die nach den Aussagen der Bibel Moses auf dem Berg Sinai (von Gott) empfängt (2. Moses 20,2-17, 5. Moses 5,6-21). Der Dekalog enthält klare Regeln für wichtige Stö­rungen des Zusammenlebens jüdischer Menschen. Die zugehörigen, den Nichtjuden durch das Christentum vermittelten Lösungen beeinflussen das weltliche Recht großer Teile der gesamten Menschheit bis in die Gegenwart.

Lit.: Weber, H. v., Der Dekalog als Grundlage der Verbrechenssystematik, (in) FS W. Sauer, 1949, 44; Hossfeld, F., Der Dekalog, 1982

Dekan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in zwei Ansätzen teilweise ohne Zeitangabe bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 378] und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus lat. decanus, M. aufgenommen, M., zu lat. decem, Num. Kard., zehn sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ein kirchlicher wie weltlicher Amtsträger.

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

Dekret (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – 2. Hälfte 12. Jahrhundert [Die Kindheit Jesu des Konrad von Fussesbrunnen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist allgemein die obrigkeitliche Entscheidung. In dem Kirchenrecht ist Dekret (grundsätzlich) das (lat.) →Decretum (N.) Gratiani.

Lit.: Söllner § 15; Köbler, DRG 102; Dekrete der ökumenischen Konzilien, hg. v. Wohlmuth, J., Bd. 1ff. 1997ff.

Dekretale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 als Dekretal um 1280 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über dēcrētālis, lat., Adj., ein Dekret enthaltend, durch ein Dekret bewilligt, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. dēcrētum, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. (385 n. Chr. [lat.] Directa ad decessorem, Papst Siricius an Bischof Himerius von Tarragona) sichtbare, vor allem in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit rund 1100 erhaltenen Zeugnissen zahlenmäßig sehr häufige Entscheidung des Papstes in einem einzelnen Fall sowie später der sie verkündende feier­li­che Erlass. Sammlungen von Dekretalen sind beispielsweise die Sammlung des Dionysius Exiguus, die pseudo­isi­dorischen Fälschungen, die (lat.) Collectio (F.) Wigorniensis (um 1173/1174, noch unsystematisch), der (lat.) Appendix (M.) concilii Lateranensis III (England um 1183, bereits systematisch nach Titeln geordnet und teilweise auch in einzelne Blöcke zerlegt), die Collectio Britannica oder die zwischen 1187 und 1226 (bzw. 1188/1190 und 1226) entstandenen 5 sog. compilationes antiquae (lat. [F.Pl.] alte Sammlungen, später sog. compilatio prima, erste Kompilation [= Breviarium extravagantium, geteilt in fünf Bücher iudex, iudicium, clerus, conubia, crimen h. h. Richter, Gericht, Klerus, Ehe, Verbrechen] 1188-1191 bzw. um 1188/1190 Bernardus Balbi von Pavia bzw. Bernardus Papiensis [vor allem Dekretalen Alexanders III.] in 5 Büchern, compilatio secunda, zweite Kompilation, des Johannes Galensis 1210-1212 [Dekretalen zwischen 1191 und 1198], compilatio tertia, dritte Kompilation, 1209/1210 [Papst Innozenz III. durch] Petrus Beneventanus bzw. Petrus Collivaccinus [erste authentische Sammlung, Dekretalen Papst Innozenz’ III.], compilatio quarta, vierte Kompilation, 1216 Johannes Teutonicus (mit Texten insbesondere des vierten Laterankonzils, von Papst Innozenz III. zurückgewiesen), compilatio quinta, fünfte Kompilation, 1226 [Papst Honorius III. 1216-1227 durch] Tancred bzw. Tancredus Bononiensis). Sie werden auf Grund eines von Papst Gregor IX. (1227-1241) 1230 erteilten Auftrags von dem spanischen Kirchenrechtler →Raymundus de Penyafort (1180-1275) zu einer neuen ergänzten Dekretalen­samm­lung (mit 2139 Kapiteln zwischen 1140 und 1234) vereinigt, die an dem 5. 9. 1234 als (lat.) Liber (M.) (decretalium) extra (Decretum Gratiani, Buch der Dekretalen außerhalb des Dekrets Gratians) veröffentlicht wird. Sie gliedert sich in fünf Bücher (Richter, Gericht, Klerus, Ehe, Verbrechen). Sie ersetzt alle älteren Sammlungen der Dekretalen. Eine zugehörige (lat.) glossa (F.) ordinaria stammt von Bernardus Parmensis († 1266) beziehungsweise →Johannes Andreae († 1348). Die bedeutendste Summe ist die 1253 abgeschlossene, seit 1477 so bezeichnete (lat. [F.]) Summa aurea (goldene Summe), die wichtigste Kommentierung die zwischen 1262 und 1265 entstandene (lat.) Lectura (F.), Lesung, des Hostiensis (Heinrich von Segusia, Susa vor 1200-Lyon 1270). Zitiert wird dieser Liber extra beispielsweise als X 1. 2. 13.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102, 108; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Landau, P., Die Entstehung der systematischen Dekretalensammlungen, ZRG KA 66 (1979), 120; Kuttner, S., Medieval Councils, Decretals and Collections, 1980; Landau, P., Kanones und Dekretalen, 1997; Landau, P., Rechtsfortbildung im Dekretalenrecht, ZRG KA 117 (2000), 86; Jasper, D./Fuhrmann, H., Papal letters in the early middle ages, 2001; Zechiel-Eckes, K., Die erste Dekretale - Der Brief Papst Siricius’ an Bischof Himerius von Tarragona vom Jahr 385 (JK 255), 2013

Dekretalist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der die →Dekretalen (1234 nach Erscheinen des Liber extra) bearbeitende Kirchenrechtslehrer (beispielsweise Johannes Andreae, Tancred, Innozenz IV., Hostiensis [Summa aurea, goldene Summe], Durantis, Baldus, Zabarella, Nikolaus de Tudeschis [Panormitanus]). Die Gesamtheit der Dekretalisten wie die Tätigkeiten der Dekretalisten werden als Dekretalistik bezeichnet.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983

Dekretist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1480 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das →Dekret Gratians bearbeitende Kirchenrechtslehrer (beispielsweise Pau­capalea, Rufinus, Stephan von Tournai, Huguccio, Johannes Teutonicus).

Lit.: Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983

delatura (lat. [F.], Anzeigelohn?) →dilatura

delatura, dēlātūra, lat., F., Anklage, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēferre

De laudibus legum Angliae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Über die Vorzüge des englischen Rechtes) ist eine 1470 von dem Richter Sir John →Fortescue verfasste Darstellung des →englischen Rechtes in dem Vergleich zu dem festländischen Recht.

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

delegare, dēlēgāre, lat., V., gesetzlich verfügen, überweisen, verweisen, beauftragen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, lēgāre, delegieren

delegatio, dēlēgātio, lat., F., Beauftragung, Anweisung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēlēgāre

Delegation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1544 bezeugt – 1532 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb delegieren 1516) ist die Übertragung einer Aufgabe oder Zuständigkeit auf einen anderen oder auf mehrere andere sowie die Gesamtheit der damit betrauten Menschen. Sie ist bereits der römischen Kaiserzeit bekannt. In dem Mittelalter erfolgt die Delegation weltlicher oder geistlicher Gerichtsbarkeit seit dem 11./12. Jahrhundert (lat. iurisdictio [F.] delegata). In dem Heiligen römischen Reich wird die Delegation wegen des damit verbundenen Zuständigkeitsverlusts des Delegierenden seit der Errichtung des Reichs­kammergerichts eingeschränkt, in der Kirche seit den Konzilen von Konstanz (1414-1418), Basel (1431-1437) und Trient (1545-1563) sowie in den deutschen Ländern seit dem 18. Jahrhundert. Trotzdem ist die Delegation als Übertragung einer Zuständigkeit eines staatlichen Organs auf ein anderes, das danach die Zuständigkeit neben dem oder statt des Delegierenden ausübt, möglich. In Österreich sind die Delegationen 1867 ein 120 Mitglieder umfassendes Gesetzgebungs­organ für die pragmatischen Angelegenheiten der österreichisch-ungarischen Monarchie, das rechtstatsächlich auf die Erstellung des entsprechenden Haushaltsplans beschränkt ist.

Lit.: Kaempfe, W., Die Begriffe der Jurisdictio Ordinaria, Quasiordinaria, Mandata und Delegata, 1876; Canstein, R. v., Jurisdictio delegata und mandata im justinianischen und kanonischen Rechte, ZRG 13 (1878), 491; Kümpel, J., Begriff und Abstufung der iurisdictio ordinaria und delegata, 1922; Triepel, H., Delegation und Mandat im öffentlichen Recht, 1942, Neudruck 1995; Endemann, W., Der Begriff der delegatio, 1959; Müller, H., Päpstliche Delegationsgerichtsbarkeit in der Normandie, 1997; Reichard, I., Delegation und Novation im klassischen römischen Recht, 1998; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreich-ungarischen Monarchie, 2001; Pfeiffer, U., Untersuchungen zu den Anfängen der päpstlichen Delegationsgerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert, 2011

De legibus et consuetudinibus regni Angliae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (Treatise on the Laws and Customs of England, Über die Gesetze und Gewohnheiten des Königreichs England) ist eine kurze, in lateinischer Sprache abgefasste Darstellung des englischen Rechtes (common law) des 12. Jahrhunderts (1187-1189?) auf der Grundlage der Rechtsprechung der königlichen Gerichte (aus­genommen das siebente, Erbrecht behandelnde Buch). Als Verfasser gilt Ranulf de →Glanvill. Ein Einfluss des römischen Rechtes ist nur in terminologischer Hinsicht zweifelsfrei.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

delegieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1516 bezeugt – 1532 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abgeben, übertragen (V.)

Delegierter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1630 – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abgeordneter

delere, dēlēre,  lat., V., zerstören, zugrunde richten, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, lēvāre

delictum, dēlictum, lat., N., Gefehltes, Fehler, Versehen, Vergehen, Übertretung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēlinquere

Delictum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die den Einzelnen, seine Familie oder sein Vermögen verletzende Tat (zu lat. delinquere, V., zurücklassen, ausgehen, fehlen, sich verge­hen, beispielsweise Diebstahl, Sachbeschädigung, Persönlichkeitsverletzung) – in Gegensatz zu dem Verbrechen. Voraussetzung ist Rechtswidrigkeit und regelmäßig Vorsatz. Rechtsfolge ist anfangs die Vergeltung an dem Täter selbst (beispielsweise Tötung, Körperverletzung), später die an die Stelle des Racherechts tretende Buße in Geld (lat. [F.] poena), die entweder in einem bestimmten Metallwert oder in einem Vielfachen des Wertes des betroffenen Gegenstands bestehen kann. Hinzukommen können sachverfolgende Klagen. In der Spätantike wird in dem Westen seit dem 4. Jahrhundert zwischen Verbrechen und →Delikt (begrifflich) nicht mehr unterschieden und das Ziel des nichtkriminellen Verfahrens mehr und mehr als Schadensersatz verstanden. Justinian (527-565) hält demgegenüber strenger an dem klassischen Gedankengut fest, setzt aber je nach Nützlichkeit der Angelegenheit für den Handelnden für die Ersatzpflicht meist einen der verschiedenen Grade von Schuld voraus.

Lit.: Kaser § 50; Köbler, DRG 26, 48, 65; Köbler, LAW; Jentsch, H., Die Entwicklung von den Einzeltatbeständen des Deliktsrechts zur Generalnorm, 1939; Caemmerer, E. v., Wandlungen des Delikts­rechts, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Juristentages, 1964, 49

Delikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Pressdelikt und Unzuchtsdelikt - nicht und in DW2 1559 – als Lehnwort zu [lat., N.] delictum - bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die rechtswidrige schuldhafte Tat. Ihr folgt teils →Strafe, teils Buße. Dabei wird mit der Aufnahme des römischen Rechtes auch die Figur des (lat. [N.]) →delictum übernommen. In dem Strafrecht ist Delikt die mit öffentlicher Strafe bedrohte Handlung, in dem Privatrecht die unerlaubte, zu Schadensersatz verpflichtende Handlung (§§ 823ff. BGB).

Lit.: Köbler, DRG 48, 65, 166, 264; Jentsch, H., Die Entwicklung von den Einzeltatbeständen des Deliktsrechts zur Generalnorm, 1939; Caemmerer, E. v., Wandlungen des Deliktsrechts, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Juristentages, 1964, 49; Kötz, H., Deliktsrecht, 1976, 9. A. 2001, 10. A. 2006, 14. A: 2021; Bar, C. v., Gemein­europäisches Deliktsrecht, 1996; Zimmermann, R./Verse, D., Die Reaktion des Reichsgerichts auf die Kodifikation des deutschen Deliktsrechts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 319; Mohnhaupt-Wolf, U., Deliktsrecht und Rechtspolitik, 2004; Immenhauser, M., Das Dogma von Vertrag und Delikt, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; La faute et sa punition dans les sociétés orientales, hg. v. Furand, J. u. a., 2012

deliktsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1877 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu einer unerlaubten Handlung oder zu einer Straftat fähig

Deliktsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv deliktsfähig 1877 bezeugt) ist die Fähigkeit, für eine unerlaubte Handlung zu Verantwortung gezogen werden zu können. Sie fehlt schon in dem römischen Recht den Geisteskranken (lat., M.Pl., furiosi) und Kindern (lat., M.Pl., infantes). Für das ältere deutsche Recht ist die tatsächliche Hand­habung in dem Einzelfall eher unklar. Mit der Rezeption wird die Mündigkeit (Vollendung des 14. Lebensjahrs) maßgeblich für die Deliktsfähigkeit.

Lit.: Loheit, S., Die Deliktsfähigkeit Minderjähriger, 2008

Delinquent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1559 – 1559 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Straftäter

delinquere, dēlinquere, lat., V., zurücklassen, bleiben, hinterlassen (V.), aufgeben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, linquere

Demagoge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1765 bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Volksführer, Volksverführer

Demagogenverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1916 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die staatliche Verfolgung „revolutionärer Umtriebe und demagogischer Verbindungen“ durch den →Deutschen Bund auf Grund der an dem 20. 9. 1819 von dem Deutschen Bundestag einstimmig angenommenen →Karlsbader Beschlüsse mit Hilfe einer in Mainz eingesetzten Zentral­untersuchungskommission. Die Demagogenverfolgung besteht beispielsweise in der Aufhebung der Zensurfreiheit von Universitätsprofessoren, in der Beseitigung von Rechtshindernissen für die Entlassung von Geistlichen und in der Schaffung von Rechtsgrundlagen für die Entfernung von Studenten von der Universität. In diesem Zusammenhang werden etwa in Preußen 1836 192 Studenten verurteilt, davon einige zu der Todesstrafe. Bekannte Verfolgte sind Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt, Joseph von Görres, Karl Friedrich Eichhorn, Friedrich Schlei­er­macher oder E. T. A. Hoffmann.

Lit.: Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit und akademische Freiheit, 1979; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 30; Brümmer, M., Staat kontra Universität, 1991; Mann, C., Die Demagogen und das Volk, 2007

Demokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1760 bezeugt – 1760 [Klopstock] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Demokratie

Demokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1592 als Lehnwort zu demokratia, griech., F., Volksherr­schaft bezeugt – 1592 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Maskulinum Demokrat 1760, Adjektiv demokratisch 1592) ist die erstmals in →Athen unter Kleisthenes (508 v. Chr.) in gewisser Weise verwirklichte Herrschaft des Volkes in einem Gemeinwesen, die von Aristoteles als Entar­tung der Herr­schaftsform Politie (griech., F., politeia) angesehen wird. Nach der Antike gewinnt die Demokratie trotz Erwähnung bei Martin Luther (1539 für Schweiz und Dithmarschen), Samuel Pufendorf (1667 als Gegensatz zu dem Reichstag) oder Johann Stephan Pütter (1787 für Reichsstädte) erst wieder seit der französischen Revolution des Jahres 1789 tatsächliche Bedeutung. Dabei wird teils auf die vollständige Gleichheit und Beteiligung aller an der Herrschaft abgestellt, teils auf die Volks­souveränität, teils auf Gewaltenteilung, Grund­rechte, Rechtsstaatlichkeit und Re­prä­sentativsystem. In dem Einzelnen sind die Formen der verwirklichten Demokratie dement­sprechend verschieden (beispielsweise 1919 in dem Deutschen Reich eine mit plebiszitären Merkmalen angereicherte parlamentarische Demokratie mit von dem Volk gewähltem Reichs­präsidenten, 1949 Volksdemokratie der Deutschen Demo­kratischen Republik, 1990 beseitigt).

Lit.: Köbler, DRG 256; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 821; Blumer, J., Staats- und Rechts­geschichte der schweizerischen Demokratien, 1850ff.; Schmitt, C., Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, 2. A. 1926; Kelsen, H., Von dem Wesen und Wert der Demokratie, 2. A. 1929; Schefold, D., Volkssouveränität und reprä­sentative Demokratie, 1966; Boldt, W., Konstitutionelle Monarchie oder parlamentarische Demokratie, (in) HZ 216 (1973), 553; Tormen, W., Zwischen Rätediktatur und sozialer Demokratie, 1951; Schiffers, R., Elemente direkter Demokratie im Weimarer Regierungssystem, 1971; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 1986, 4. A. 1995; Biographisches Lexikon zur Geschichte der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa, hg. v. Reinalter, H. u. a., Bd. 1 1992; Kurz, A., Demokratische Diktatur?, 1992; Lepsius, M., Demokratie in Deutschland, 1993; Die athenische Demokratie, hg. v. Eder, W., 1995; Hansen, M., Die athenische Demokratie, 1995; Demokratie in Rom?, hg. v. Jehne, M., 1995; Rudolph, K., Bibliographie zur Geschichte der Demokratiebewegung, 1997; Kirchgässner, G. u. a., Die direkte Demokratie, 1999; Backes, U., Liberalismus und Demokratie, 2000; Riethmüller, J., Die Anfänge des demokratischen Denkens in Deutschland, 2001; Die Anfänge des Liberalismus und der Demokratie in Deutschland und Österreich 1830-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2002; Fisahn, A., Demokratie und Öffentlichkeitsbeteiligung, 2002; Lamprecht, O., Das Streben nach Demokratie, Volkssouveränität und Menschenrechten in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts, 2002; Wegbereiter der Demokratie, hg. v. Asendorf, M., 2006; Canfora, L., Eine kurze Geschichte der Demokratie, 2006; Raaflaub, K. u. a., Origins of Democracy, 2007; Verachtet, verfolgt, verdrängt - Deutsche Demokraten, hg. v. Bockhofer, R., 2007; Nippel, H., Antike oder moderne Freiheit?, 2008; Robinson, E., Democracy beyond Athens, 2011; Nolte, P., Was ist Demokratie?, 2012; Braunschweig, C., Die demokratische Krankheit, 2012; Gesichter der Demokratie, hg. v. Hein, B., 2012; Postnationale Demokratie, Postdemokratie, Neoetatismus, hg. v. Heinig, H. u. a., 2013; Kämper, H., Wörterbuch zum Demokratiediskurs 1967/68, 2013; Talmon, J., Die Geschichte der totalitären Demokratie, hg. v. Backes, U., 2013; Biographisches Lexikon der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa 1770 bis 1848/49, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2015; Alexis de Tocqueville – Analytiker der Demokratie, hg. v. Bluhm, H. u. a., 2015; Die Wiedergewinnung des Menschen als demokratisches Projekt, hg. v. Rixen, S., 2015; Ober, J., Demopolis oder was ist Demokratie?, 2017; Thalainen, P., The Springs of Democracy, 2017; Vertrauensfragen - Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918-1924, 2018; Hacke, J., Existenzkrise der Demokratie – zur politischen Theorie des Liberalismus in der Zwischenkriegszeit, 2018; Reinalter, H., Die Geschichte der frühen Demokratie in Europa – Ideengeschichtliche Studien und Biografien, 2018; Re-Imagining Democracy in the Mediterranean, 1780-1860, hg. v. Innes, J. u. a., 2018; Politik des Zusammenhalts – Über Demokratie und Bürokratie, hg. v. Kersten, J. u. a., 2019; Bringmann, Klaus, Das Volk regiert sich selbst – eine Geschichte der Demokratie, 2019; Sobiella, J., Weimar 1919 – Der lange Weg zur Demokratie, 2019; Demokratie und Gesellschaft, hg. v. Brechtken, M. u. a., 2019; Gatzka, C., Die Demokratie der Wähler, 2019; Neumann, V., Volkswille – Das demokratische Prinzip in der Staatsrechtslehre vom Vormärz bis heute, 2020; Richter, H., Demokratie – Eine deutsche Affäre, 2020?, 3. A. 2020; Demokratisierung der Deutschen. Errungenschaften und Anfechtungen eines Projekts, hg. v. Schanetzky, T. u. a., 2020; Wie Demokratien enden, hg. v. Nonn, C., 2020

Demolombe, Jean Charles Florent (1804-1887) verfasst als Zivilrechtslehrer in Caen einen eindunddreißig Bände umfassenden, unvollendeten Kommentar (Cours) zu dem →Code civil (1845ff.). S. Google

Lit.: Jouen, L., Demolombe et ses œuvres, 1888

Demonstrant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1910 und 1876 in 2 Bedeutungen bezeugt – 1769 [Herder] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Demonstrierender

Lit.: Dostal, C., 1968 – Demonstranten vor Gericht, 2006

Demonstration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1531 bezeugt – 1573 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende lateinische demonstratio, dēmōnstrātio, F., Hinweisen, Hinzeigen, Zeigen, Veranschaulichung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. demonstrare, dēmōnstrāre, des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Maskulinum Demonstrant 1876, Verb demonstrieren 1525) Aufzeigung, Protestzug

Lit.: Dostal, C., 1968 – Demonstranten vor Gericht, 2006

demonstrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1525 bezeugt – 1525 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende lateinische demonstrare, dēmōnstrāre, V., nachweisen, hinweisen, hinzeigen, kennzeichnen, kenntlich machen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, mōnstrāre des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., zeigen, vorzeigen

Demoskopie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1953 bezeugt – 1953 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Volksbefragung, Meinungs­forschung

Lit.: Kruke, A., Demoskopie in der Bundesrepublik Deutschland, 2007

Denar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – 11.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [OÖUB. VIII 562] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (dēnārius (2), dīnārius, lat., M., Denar, Cic. [81-43 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, s. dēnī, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zehner

Denarius, dēnārius (lat. [M.] Zehner, zehn As) ist eine römische, in dem Mittelalter (Denar 11. Jh.) sprachlich weiter­geführte Münze. S. latein_a_z.docx

Lit.: Luschin von Ebengreuth, A., Der Denar der Lex Salica, 1910; Reverchon, A., Metzer Denare, 2006

denegare, dēnegāre, lat., V., durchaus verneinen, völlig ableugnen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, negāre (1)

denegatio, dēnegātio, lat., F., Verweigerung, Entziehung, Serv. (um 400 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēnegāre

denegatio (F.) actionis (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Verneinung des Klaganspruchs

denken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1429 [Hamburg] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gesinnt sein (V.), überlegen (V.), beabsichtigen

Denkmal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 bezeugt – 1523 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Mal oder Zeichen des Denkens oder Erinnerns

Denkmalsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber als Denkmalrecht in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die über­lieferten Zeugnisse eines Vorgangs oder einer Erscheinung betreffenden Rechtssätze. Vorformen des modernen Denkmalrechts gibt es vereinzelt bereits in dem Altertum und in dem Mittelalter. Die eigentliche Denkmalpflege beginnt aber wohl erst mit der Einsetzung Raffaels (1483-1520) als Leiter der Ausgrabungen Roms durch Papst Leo X. (1513-1521) 1516, wobei umfassende gesetzliche Regelungen erst der jüngeren Neuzeit angehören.

Lit.: Hammer, F., Die geschichtliche Entwicklung des Denkmalrechts in Deutschland, 1995; Wolf Di Cecca, C., Belege für denkmalpflegerische Gesetze und Maßnahmen in Antike und Mittelalter, ZRG GA 112 (1995), 440; Denkmalpflege, hg. v. Huse, N., 1996; Speitkamp, W., Die Verwaltung der Geschichte, 1996; Mieth, S., Die Entwicklung des Denkmalrechts in Preußen, 2005

denuntiare, dēnūntiāre, dēnōntiāre, lat., V., ankündigen, kundtun, anzeigen, Meldung machen, erklären, Lex Bant., s. latein_a_z.docx, s. dē, nūntiāre

denuntiatio, dēnūntiātio, lat., F., Ankündigung, Anzeige, Ansinnen, Erklärung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēnūntiāre

Denuntiatio (F.) evangelica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die lateinische Bezeichnung des auf das Evangelium Matthäus 18,15-17 zurückgehenden kirchlichen Anzeigeverfahrens über ein Fehlverhalten. Dieses setzt seit Innozenz III. (1160/1161-1216, 1199/1209) ein Verhalten gegen die Interessen der Kirche voraus, das der Vorgesetzte nach vergeblichen Ermahnungen anzeigen darf, wobei der Anzeigende weder nachweisen noch Kosten tragen muss. Die Auferlegung einer Buße erfolgt in einem freien Verfahren. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verliert die denuntiatio evangelica als besonderes Verfahren ihre Bedeutung wieder.

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 439; Sauerland, K., 30 (Dreißig) Silberlinge, 2000

Denunziation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1522 bezeugt – nicht in EDEL ausgenommen Denunziant 1542 [evangelische Kirchenordnungen] und denunzieren 1509 [Laienspiegel] - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die Mitteilung oder Anzeige. Ausgehend von der (lat.) denuntiatio (F.) evangelica wird in dem gemeinen Strafrecht (Clarus, Practica criminalis, 1578) darunter die Strafanzeige mit dem Ziel der Wahrheitsermittlung verstanden, wobei Vorteile und Gefahren der Denunziation durchaus gesehen und erörtert werden. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, verstärkt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, entwickelt sich unter dem Einfluss der Aufklärung und des Liberalismus die Bedeutung der böswilligen, hinterlistigen und verräterischen Anzeige an die Polizei.

Lit.: Denunziation, hg. v. Jerouschek, G. u. a., 1997; Sauerland, K., 30 Silberlinge, 2000; Koch, A., Denunciatio, 2006; Nolte, J., Demagogen und Denunzianten, 2007; Böske, S., Denunziationen in der Zeit des Nationalsozialismus, Diss. jur. Bielefeld 2008; Hornung, E., Denunziation als soziale Praxis, 2010; Sauerland, K., Dreißig Silberlinge - Das Phänomen Denunziation, 2012; Hinter vorgehaltener Hand – Studien zur historischen Denunziationsforschung, hg. v. Krätzner, A., 2015; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019

deponere, dēpōnere, dīpōnere, lat., V., abstellen, niederstellen, absetzen, ablegen, gebären, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, pōnere

deponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1491 und 1572 in zwei Bedeutungen bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abstellen, aufbewahren

depositio, dēpositio, dēpossio, lat., F., Niederlegen, Ablegen, Einreißen, Absetzung, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēpōnere

Depositio (lat. [F.]) ist die →Hinterlegung an einer bestimmten öffentlichen Stelle, die bereits in dem klassischen römischen Recht bei Gläubigerverzug dem Schuldner bestimmte Erleichterungen verschafft. S. latein_a_z.docx

Lit.: Kaser § 53 I; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

depositum, dēpositum, lat., N., Niederlegung, s. latein_a_z.docx, s. dēpōnere

Depositum (lat. [N.] Verwahrung, s. latein_a_z.docx,) ist in dem römischen Recht die →Hinterlegung (Besitzübertragung) einer beweglichen Sache, die der Verwahrer zurückzugeben hat, sobald es der Hinterleger verlangt. Gibt der Ver­wahrer nicht zurück, so hat nach dem Zwölftafelgesetz der Hinterleger eine Klage wegen Unter­schlagung auf das Doppelte. Später entwickelt sich hieraus eine Klage aus Vertrag auf grundsätzlich nur den einfachen Wert. Depositum irregulare (unregelmäßige Ver­wahrung) ist die Verwahrung, bei welcher der Verwahrer das verwahrte Geld gebrauchen darf, aber zu der Rückzahlung desselben Betrags und gegebenenfalls vereinbarter Zinsen ver­pflichtet ist.

Lit.: Kaser § 39 III; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 45

Depot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1756 bezeugt – 1756 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb deponieren 1572, aber – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) Verwahrung, Verwahrungsort

Depotgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für das Deutsche Reich 1896 geschaffene Gesetz über die Verwahrung von Wertpapieren.

Lit.: Buxbaum, C., Anlegerschutz zwischen Bankbedingungen und Rechtsnormen, 2002

deputare, dēputāre, lat., V., genau abschätzen, entschieden halten, bestimmen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, putare (2)

Deputat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb deputieren 1479, aber in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) Zugeschriebenes, Arbeitsentgelt in Sachleistung

deputatum, dēputātum, lat., N., Bestimmtes, Zugeteiltes, s. latein_a_z.docx, s. dēputāre

deputieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1479 bezeugt – 1479 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) abordnen

Derby (ae. Northworthige) an dem Derwent geht auf das römische Lager Derventio zurück. 1204 erlangt es Stadtrecht. 1841 wird es Sitz einer Universität. S. Google

Lit.: Wright, S., The Derbyshire Gentry, 1983

Der Ältere teilt, der Jüngere wählt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist ein bereits bei Seneca (1-65 n. Chr.), Controv. 6, 3 ([lat.] maior frater dividat patrimonium, minor eligat, der größere Bruder soll das Vatergut teilen, der kleinere aus den Teilen auswählen), Augustinus (354-430), De civitate Dei cap. 20 ([lat.] quando terrenorum aliquid partiendum est, maior dividat, minor eligat, wenn etwas Irdisches zu teilen ist, soll der Größere bzw. Ältere teilen und der Kleinere bzw. Jüngere wählen) und in dem Sachsenspiegel Eike von Repgows (1221-1224, Wo zwei zu der Erbschaft kommen, soll der Ältere teilen und der Jüngere wählen) belegter Satz. Hinter ihm steht die Einsicht, dass der Teilende nur dann so gut wie möglich teilen wird, wenn er befürchten muss, dass eine ungleiche Teilung durch das Wahlrecht des anderen sich gegen ihn selbst wenden kann. Dementsprechend wird nur ein hinterhältiger, skrupelloser Betrüger (beispielsweise ein E. in einem Lügenreich) als Jüngerer beispielsweise eine Zahl von Prüflingen absichtlich (beispielsweise nach den Anfangs­buch­staben der ungleich auf das Alphabet verteilten Familiennamen der Prüflinge) un­gleich teilen, wahrheitswidrig die Gleichheit der offen­sichtlich grob ungleichen Teile behaupten und sich selbst den größeren Teil nehmen.

Lit.: Voltelini, H. v., Der Ältere teilt, der Jüngere wählt, ZRG GA 36 (1915), 478; Krenz, U., Modelle der Nachlassteilung, 1994

Der Hehler ist nicht besser als der Stehler (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 170 (Graf/Dietherr 1864)

Der König ist gemeiner Richter überall (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 211 (Sachsenspie­gel, 1221-1224, Landrecht III 26 § 1)

Der rechte Weg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber abgewandelt in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Der rechte Weg. Ein Breslauer Rechtsbuch des 15. Jahrhunderts, hg. v. Ebel, F., 2000

Der Schlüssel des sächsischen Landrechts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine (in 17 Handschriften und Fragmenten überlieferte), 1421 vorliegende Gesamtverar­beitung des in Sachsenspiegel, Sachsen­spiegel­­glosse und Schwabenspiegel enthalten­en Rechtes in alphabetischer Reihenfolge durch einen unbekannten Verfasser. S. Google

Lit.: Sinauer, E., Der Schlüssel des sächsischen Landrechts, 1928

derelictio, dērelictio, lat., F., Hintansetzung, Zurücklassung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dērelinquere

Derelictio (lat. [F.], Hintansetzung, Zurücklassung, Cic. 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. dērelinquere) ist in dem römischen Recht die Aufgabe von →Eigentum und →Besitz durch einen bisherigen Eigentümer ohne Zuwendung an einen neuen Eigentümer. Das Eigentum erlischt nach den Sabinianern mit der Preisgabe, nach den Prokulianern mit der Aneignung durch einen anderen. Nach­fol­gender ursprünglicher Erwerb von Eigentum und Besitz durch jedermann (als ersten) sind grund­sätzlich rechtmäßig.

Lit.: Kaser § 26; Meyer-Collings, J., Derelictio, 1932; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985; Hoyer, H., Die Dereliktion von Liegenschaften, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 181

Dereliktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1774 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb derelinquieren 1756, aber in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Eigentum aufgeben) ist die bewusste und gewollte Aufgabe des Eigentums und Besitzes einer Person an seiner Sache (ohne abgestimmten Erwerb des Eigentums und Besitzes durch einen anderen).

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

derelinquieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1756 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zurücklassen, Eigentum aufgeben

Derivat (Wort ín Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1912 bezeugt – in EDEL Ende 19. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb derivieren 1580, ableiten) Abgeleitetes

Lit. Derivate und Finanzstabilität - Erfahrungen aus 4 Jahrhunderten, hg. v. Institut für bankhistorische Forschung e. V., 2013

derivativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) abgeleitet

derivativer Erwerb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), abgeleiteter →Eigentumserwerb (in dem römischen Recht beispielsweise durch (lat.) mancipatio, in iure cessio oder traditio möglich, in der Gegenwart durch Übereignung)

Dernburg, Heinrich (Mainz 3. 3. 1829-Berlin 23. 11. 1907), Sohn eines jüdischen, 1841 getauften Gießener Rechtsprofessors, wird nach dem Studium in Gießen und der Habilitation in Heidelberg (1852, Vangerow) Professor in Zürich, Halle (1862) und Berlin (1872) und Mitglied des Herrenhauses Preußens. 1871 veröffentlicht er ein dreibändiges Lehrbuch des preußischen Privatrechts, 1884 ein dreibändiges Lehrbuch des Pandekten­rechts und 1898 ein dreibändiges Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes des Deutschen Reiches und Preußens. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DernburgHeinrichPandekten1884Band1.pdf; http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/DernburgHeinrichDasbuergerlicheRechtdesDeutschenReichsundPreussensBand13A1906.pdf; Süss, W., Heinrich Dernburg, 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 231

Descartes (Cartesius), René (La Haye 31. 3. 1596–Stockholm 11. 2. 1650), wird nach dem Besuch der Jesuitenschule La Flèche Mathe­matiker und Philosoph, mit dessen (lat.) Meditationes (Betrachtungen) eine neue Epoche der Philosophie beginnt. Als einzige Gewissheit gilt ihm die Selbstgewissheit in dem Denken (lat. cogito, ergo sum, ich denke, also bin ich). Hieraus entwickelt er durch vernunftbezogene Ableitung (deduktiv) das systematische Gedankengebäude des Rationalismus, der die Aufklärung fördert. S. Google

Lit.: Röd, W., Die Genese des Cartesianischen Rationalismus, 3. A. 1995; Schütt, H., Die Adoption des Vaters der modernen Philosophie, 1998; Descartes im Diskurs der Neuzeit, hg. v. Niebel, W. u. a., 1999; Schultz, U., Descartes, 2001; Descartes und Deutschland, hg. v. Ferrari, J. u. a., 2009; Herrmann, F., Descartes’ Meditationen, 2011; Kellerer, S., Zerrissene Moderne, 2012

descendens, dēscendēns, lat., (Part. Präs.=)M., Herabsteigender“, Anverwandter in absteigender Linie, Paul. (1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēscendere, Deszendent

descendere, dēscendere, lat., V., herabsteigen, herabkommen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, scandere

desertieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1702 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) überlaufen

Desertion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1531 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb desertieren 1702, weglaufen) Fahnenflucht (zwischen 1939 und 1945 in der deutschen Wehrmacht etwa 30000 Todesurteile wegen Desertion, Wehrkraftzersetzung u. s. w., davon rund 20000 vollstreckt)

Lit.: Fritsche, M., Entziehungen, 2004; Salisch, M. v., Treue Deserteure, 2008; Wolff, C., Deserteurs et transfuges dans l’armée romaine, 2009; Deserteure, Wehrkraftzersetzer und ihre Richter, hg. v. Kirschner, A., 2010

Design (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in DW2 1963 bezeugt – 1962 [SPIEGEL] in EDEL als aus dem Neuenglischen aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über die Bestandteile des Neuenglischen und mittelbar des Lateinischen des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Gestaltgebung

Lit.: Schmelzer-Ziringer, B., Mode Design Theorie, 2015; Zentek, S., Geschichte des Designschutzes, 2016

designare, dēsīgnāre, lat., V., bezeichnen, abgrenzen, angeben, bestimmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, sīgnāre

designatio, dēsīgnātio, dēsīnātio, lat., F., Bezeichnung, Abgrenzung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēsīgnāre

Designation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1569 bezeugt – 1569 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Bezeichnung, Verb designieren 1569, bestimmen) ist die (während einer Amtszeit erfolgende) Berufung eines Menschen in ein Amt oder eine Herrschaft (als Nachfolger). Sie kann dort stattfinden, wo Erblichkeit nicht gilt oder grundsätzlich mehrere Erben nebeneinander berechtigt sind. Bedeutung erlangt die Designation in der Form der Einigung des Königs mit den Großen insbesondere für das Königtum in dem fränkisch-deutschen Reich zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert (beispielsweise Bestimmung Ludwigs des Frommen zu dem Mitkaiser Karls des Großen 813, Bestimmung Lothars I. zu dem Mitkaiser Ludwigs des Frommen 817).

Lit.: Heinze, O., Designation, Diss. phil. Göttingen 1913; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981, 36; Schreyer, B., Zum Begriff der Designation bei Widukind, ZRG GA 67 (1950), 407; Wolf, G., Designation und designare bei Widukind von Corvey, ZRG GA 73 (1956), 372; Wolf, G., Über die Wort- und Rechtsbedeutung von „designare“, ZRG GA 75 (1958), 367; Giese, W., Zu den Designationen, ZRG GA 92 (1975), 174; Giese, W., Designative Nachfolgeregelungen in germanischen Reichen der Völkerwanderungszeit, ZRG GA 117 (2000), 39; Giese, W., Untersuchungen zur Herr­schaftsnachfolge in langobardischen Herzogtümern und Fürstentümern, ZRG GA 119 (2002), 44; Giese, W., Die designativen Nachfolgeregelungen der Karolinger, (in) DA 64 (2008), 437; Giese, W., Ein zweiter Versuch, ZRG GA 131 (2014), 1

designieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1569 bezeugt – 1569 [Wittgensteiner Landrecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums - dēsīgnāre, lat., V., bezeichnen, abgrenzen, angeben, bestimmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, sīgnāre - in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bezeichnen, bestimmen, auswählen

Deszendent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1541 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das lateinische descendens des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Abkömmling, Verwand­ter in absteigender Linie wie beispielsweise Tochter, Enkel, Urenkelin, Gegensatz Aszendent

detentio, dētentio, lat., F., Zurückbehalten, Aufhalten, Behalten, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dētinēre, →Innehabung

detentor, dētentor, lat., M., Zurückbehaltender, Avell. (367-553 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dētinēre, Inhaber, Innehaber, →Innehabung

detinere, dētinēre, dētenēre, lat., V., festhalten, aufhalten, zurückhalten, Bell. Afr. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?), s. latein_a_z.docx, s. dē, tenēre

Detmold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: 50 Jahre „neue“ Stadt Detmold, hg. v. Brakemeier, F. u. a., 2020

Deutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – EDEL drittes Drittel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das zu ahd. diot, F., Volk -bzw. vielleicht schon in der Völkerwanderungszeit zu germ. *theuda, F., Volk, idg. *teuto, F., Volk - gebildete Adjektiv – diotisk -, das zunächst in seinen ältesten Belegen - 8. Jahrhundert - den sprachlichen Gegensatz der Volkssprache zu dem Lateinischen auszudrücken scheint und erst gegen Ende des Früh­mittelalters auf ein neues, aus Alemannen, Bayern, Franken, Sachsen, Thüringern und Friesen entstandenes, einheitliches Volk - der Deutschen - bezogen wird, mit dem Indogermanischen verbindbar). Die deutsche Sprache gliedert sich in hochdeutsch in dem (in Vergleich zu dem Meeresspiegel hohen) Süden und nieder­deutsch in dem (niederen) Norden und in die zeitlichen Abschnitte Altdeutsch (Althochdeutsch 500- etwa 1065, daneben Altsächsisch, Altnieder­fränkisch), Mitteldeutsch (Mittel­hochdeutsch ab etwa 1065-1500, - daneben - Mittelniederdeutsch) und Neu­deutsch (Neuhochdeutsch ab 1500 bzw. 1350, Neuniederdeutsch als Schriftsprache nicht mehr wirklich entwickelt). Seit dem 18. Jahrhundert löst es in seinem Bereich Latein als Wissen­schafts­sprache ab. Nach dem Ersten Weltkrieg (1918) wird Deutsch als internationale Wissen­schafts­sprache auf Betreiben der alliierten Siegermächte boykottiert, nach dem Zweiten Weltkrieg verliert es sein bisheriges Einflussgebiet nahezu vollständig an das Angloame­rikanische. Die aus anderen Sprachen in das Deutsche aufgenommenen Wörter (Fremdwörter, Lehnwörter) verzeichnet das 1913 von Hans Schulz begonnene, später von Otto Basler fortgeführte, 1988 abgeschlossene und seit 1990 für die Buchstaben von A bis O neu in Bearbeitung genommene, bis 2010 bis hysterisch vorangekommene Deutsche Fremdwörterbuch (http://www.­ids-­mann­heim.de/Lexik/fremdwort/). Ein den Wortschatz des Deutschen der Gegen­wart korpusgestützt dokumentieren­des On­line-­Informationssystem (Wörter­buch) ­ist elexiko (http://www.ids-mannheim.de/­le­xik/­elexiko).

Lit.: Köbler, DRG 76; Köbler, WAS; Schmidt, E., Geschichte des Deutschtums im Lande Posen unter polnischer Herrschaft, 1904; Kaindl, R., Geschichte der Deutschen in Galizien bis 1772, 1907; Aubin, H., Von Raum und Grenzen des deutschen Volkes, 1938; Deutsch als Wissenschaftssprache, hg. v. Kal­verkämper, H. u. a., 1986; Thomas, H., Der Ursprung des Wortes theodiscus, (in) HZ 247 (1988), 295; Ammon, U., Die internationale Stellung der deutschen Sprache, 1991; Jarnut, J., Teotischiis homines (a. 816), (in) MIÖG 104 (1996), 26; Jacobs, H., Theodisk im Frankenreich, 1998; Bein,T., Germanistische Medävistik, 1998, 2. A. 2005; Bein, T./Goblirsch, K., Laut­verschiebungen in den germanischen Sprachen, 2005; Schmidt, W., Geschichte der deutschen Sprache, 10. A. 2006; Rein­bothe, R., Deutsch als internationale Wissenschafts­sprache, 2006; Schneider, R., Die Anfänge der deutschen Geschichte, ZRG GA 124 (2007), 1; Casemir, K. u. a., Deutsch, 2013; Vogel, R., Einführung in die Morphologie des Deutschen, 2013; Hill, E., Einführung in die historische Sprachwissenschaft des Deutschen, 2013; Paronymwörterbuch Projekt elexiko, (in) Sprachreport 2014, 1ff. (Institut für deutsche Sprache); Die Wörterbücher des Deutschen, hg. v. Calañas Continente, J. u. a., 2015; Pichler, I., Bundesdeutsches Wortgut in der österreichischen Pressesprache – Von Abitur bis Zicken-Zoff, 2015; Kaehlbrandt, R., Logbuch Deutsch, 2015; Khider, A., Deutsch für alle, 2019 (wegen Simplifizierung kaum weiterführend); Bein, T., Deutsche Literatur des Mittelalters, 2020

Deutschböhmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Böhmen

Deutsche Arbeiterpartei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf der Grundlage des 1918 von dem Münchener Werkzeugschlosser Anton Drexler gegründeten Freien Arbeiterausschusses für einen guten Frieden in München in dem Fürstenfelder Hof an dem 5. 1. 1919 u. a. von Anton Drexler (Drechsler) aus den Eisenbahnwerken München mit wenigen Gleichgesinnten (Sportjournalist Karl Harrer, Dietrich Eckart, Gottfried Feder, Alfred Rosenberg sowie 19 weiteren Anwesenden, meist Arbeitskollegen Drexlers aus den Eisenbahnwerken München) geschaffene Partei, die nach dem Eintritt des österreichischen berufslosen Gefreiten Adolf →Hitler wohl an dem 19. September 1919 an dem 24. 2. 1920 in 25 Punkten ihr politisches Programm veröffentlicht und zu der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei umbenannt wird.

Lit.: Broszat, M., Die Machtergreifung, 1994; Maser, W., Der Sturm auf die Republik – Frühgeschichte der NSDAP, 1994; Kershaw, I., Hitler, 1998; Pätzold, K. u. a., Geschichte der NSDAP 1920-1945, 2002; Seligmann, R., Hitler, die Deutschen und ihr Führer, 2006

Deutsche Arbeitsfront (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., DAF) der Unternehmer und Lohnabhängigen ist die in der nationalsozialistisch geprägten Zeit ab 10. 5. 1933 die Gewerkschaft(en) ersetzende national­sozialistische Einrichtung des Arbeitswesens, die 1936 rund 20 000 000 (freiwillige) Mit­glie­der hat.

Lit.: Köbler, DRG 242

Deutsche Bank (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die führende, 1870 gegründete Ak­tiengesellschaft des Bankwesens in Deutsch­land ohne besondere Bedeutung für die Weltwirtschaft.

Lit.: Gall, L. u. a., Die Deutsche Bank 1870-1995, 1995; James, H., Die Deutsche Bank und die Arisierung, 2001; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Bakrai, A., Oscar Wassermann und die Deutsche Bank, 2005; Hetzer, W., Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?, 2015 (ohne überzeugende Antwort)

Deutsche Bundesakte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 8. 6. 1815) ist die auf völkerrechtlicher Vereinbarung beruhende Grundlage (Verfassung) des →Deutschen Bundes, deren Grundrechte aber nur die Staaten und ihre Regierungen zu Beachtung verpflichten.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­DeutscheBundesakte1815.htm

Deutsche Demokratische Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., DDR) ist der an dem 7. 10. 1949 durch Beschluss des Volkskongresses aus der sowjetisch besetzten Ostzone des Deutschen Reiches als Volksrepublik nach sowjetischem Muster entstandene, von der Sowjetunion gegen einen Volksaufstand von dem 17. 6. 1953 gewaltsam gesicherte, mit der Deklaration der Regierung der Sowjetunion von dem 25. 3. 1954 formell aus dem Besatzungsstatus in die Souveränität entlassene, vertraglich und tatsächlich aber an die Sowjetunion gebundene, nach dem Mauerbau in Berlin seit 13. 8. 1961 künstlich abgeschlossene, mit einer reinen Binnen­währung wirtschaftende und dadurch von dem Weltmarkt abgeschottete, aber wegen der Einfuhr wettbewerbs­fähi­ger westlicher Industrieanlagen 1981/1982 mit rund 23 Milliarden D-Mark (1985 15,5 Milliarden) in dem Westen verschuldete, nach Protesten des Volkes durch Öffnung der Mauer an dem 9. 11. 1989 wieder frei zugängliche, (nach Einigungsvertrag von dem 31. 8. 1990) zu dem 3. 10. 1990 durch Beitritt in der Bundes­republik Deutschland aufge­gangene deutsche Staat. Die Deutsche Demokratische Republik ist von der 1946 aus Kommunistischer Partei und Sozialdemo­kratischer Partei hervorgegan­genen Sozia­listischen Einheitspartei Deutschlands (SED) beherrscht (24. 1. 1950 Beschluss zu der Gründung eines eigenen Kabinettsressorts für Staatssicherheit, 1989 91000 Mitarbeiter, 173000 informelle Mitarbeiter, 110000 politische Häftlinge). Die Wirtschaft ist (anfangs noch nicht vollständig) zentralistische Planwirtschaft (1970 noch 15 Prozent mittlere und kleinere Privat­unternehmen, 1972 noch 11400 zumindest teilweise private Betriebe), die Gesell­schaft egalitär und die Geisteshaltung materialistisch ausgerichtet. Die äußerlich konservative, an die →Weimarer Reichsverfassung von 1919 angelehnte, gesamtdeutsch geplante, aber weder Gewaltenteilung (stattdessen Gewal­teneinheit) noch Opposition (stattdessen Blocksystem der Parteien) kennende, einen Einparteienstaat ohne freie Wahlen be­wirkende Verfassung von dem 7. 10. 1949 wird durch eine zweite, die sozialistischen Errungenschaften absich­ernde, an dem 7. 10. 1974 die Vorstellung einer deutschen Nation preisgebende Verfassung abgelöst. Wichtigste Staatsorgane sind (seit 1960) Staatsrat (9 Mitglieder), Ministerrat (7 Mitglieder), Volkskammer (sowie Sekretariat des Zen­tralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutsch­lands und Politbüro des Zentral­komitees der Sozialistischen Einheits­partei Deutschlands (mit den zusätzlichen Ein­richtungen Natio­naler Verteidigungsrat, Frei­er Deutscher Gewerkschaftsbund, Ge­sellschaft für deutsch-sowjetische Freund­schaft und Präsidium des Nationalrats der Nationalen Front). Die Verwaltung kennt weder Föderalismus noch kommunale Selbst­verwaltung noch Berufsbeamtentum. Die in das Oberste Gericht, Bezirksgerichte und Kreisgerichte geglie­derte Gerichtsbarkeit ent­behrt einer Verfassungsgerichtsbarkeit und einer Verwaltungsgerichtsbarkeit, ist aber von besonderen gesellschaftlichen Gerichten er­gänzt. In den ersten zehn Jahren des Bestands des Staates fliehen 2,7 Millionen Einwohner in den Westen. Zwischen 1963 und 1989 werden 31755 Menschen für rund 2,5 Milliarden Deutsche Mark von der Bundesrepublik Deutschland freige­kauft. Das Reichs­strafgesetzbuch des Jahres 1871 wird von einem eigenen Strafgesetzbuch (12. 1. 1968) abgelöst, das bis 1987 an der 1981 letzmals vollstreckten Todesstrafe festhält. Das Bürgerliche Ge­setzbuch, dessen Bedeutung durch die Aussonderung des Vertragsrechts und des Wirtschaftsrechts ver­ringert wird, wird zu dem 1. 1. 1976 durch ein verein­fachendes, nur 480 Paragraphen umfassendes Zivilgesetzbuch (19. 6. 1975, ohne allgemeinen Teil und ohne Abstrak­tionsprinzip) ersetzt, in dem Vertrag, Eigentum und Erbrecht von geringer Bedeutung sind (Versorgungsrecht für die Bürger). Das Familienrecht ist durch ein Familien­gesetzbuch von dem 20. 12. 1965 geordnet, das Arbeitsrecht durch ein Arbeitsgesetzbuch (12. 4. 1961). Für den Zivilprozess wird 1975 eine neue Zivilpro­zessordnung geschaffen (Amtsermitt­lungs­grund­satz). Aus rechtsstaatlicher Sicht­weise wird die Deutsche Demokratische Republik insgesamt sehr kritisch, wenn auch günstiger als die national­so­zialistisch beherrschte Zeit zwischen 1933 und 1945 beurteilt. Dem wohl noch in dem Sommer 1989 trotz teuerer Nachrichtendienste von niemandem tatsächlich vorhergesehenen Ende der Deutschen Demokratischen Republik, die - nach dem nachträglichen Wissen des Jahres 2014 - ineffizient und nicht konkurrenzfähig herstellte, zunehmend von der Substanz und westlichen Krediten lebte und bereits ab etwa 1980 praktisch zahlungsunfähig war und allmählich vor dem unausweichlichen Zusammenbruch stand, geht seit Mai 1989 der von Ungarn aus Kostengründen vorgenommene Abbau der Grenzsicherungsanlagen zu Jugoslawien und Österreich voraus, während dessen die Außenminister Österreichs (Mock) und Ungarns (Horn) an dem 27. Juni 1989 vor Kameras dramatisierend den Stacheldraht mit Eisenscheren durchschneiden und an dem 19. August 1989 in dem Rahmen eines Europapicknicks nordwestlich Ödenburgs bzw. Soprons fast 700 kaum zufällig dorthin gelangte Urlauber aus der Deutschen Demokratischen Republik wenig behindert aus Ungarn nach Österreich wechseln. Seit dem 11. September 1989 kommen vor allem junge und gut ausgebildete Bürger über Ungarn nach Österreich und damit in den Westen. In dem Herst 1989 läuft die Sanduhr des Getriebes ab, obwohl trotz des Verfalls der Häuser und der Schwäche der Wirtschaft die greise Führung den lähmenden Stillstand noch immer als Erfolg preist. Unter dem Eindruck der Veränderungen in Polen, in Ungarn und in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow gründen – auch Wendehälse bergende - Oppositionelle einige Vereinigungen wie Neues Forum, Demokratie Jetzt, Vereinigte Linke, Demokratischer Aufbruch oder Sozialdemokratische Partei. Während noch an dem 7. Oktober Erich Mielke Staatssicherheit und Polizei auf erst Hunderte und dann Tausende Demonstranten auf den Straßen hetzt und viele Festgenommene entwürdigenden Behandlungen unterziehen lässt, wagen er und seine Genossen wegen des schnell um sich greifenden Schwundes der Loyalität der Bevölkerung an dem 9. Oktober gegen 70000 Demonstranten in Leipzig trotz 11000 bestens ausgerüsteter Soldaten des Wachregiments und 91000 hauptamtlicher Mitarbeiter der Staatssicherheit keine Gewalt mehr, so dass an dem 17. Oktober 1989 Erich Honecker gehen muss, an dem 7. November 1989 Politbüro und Regierung mit Erich Mielke zurücktreten, in Berlin an dem 9. November 1989 die Mauer fällt, an dem 1. Dezember 1989 die Volkskammer die führende Rolle der Sozialistischen Partei aus der Verfassung tilgt, das seinen Namen in Amt für nationale Sicherheit ändernde Ministerium für Staatssicherheit mit der hektischen Vernichtung von Beweisen seiner Verbrechen beginnt, bis mutige Bürger zwecks Sicherung der Dokumente die Dienststellen besetzen und an dem 18. März 1990 die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik nach 40 Jahren Diktatur ihre erste freie Volksvertretung wählen. Strafrechtlich werden nach rund 75000 Ermittlungsverfahren gegen rund 100000 Beschuldigte an dem Ende 753 Angeklagte als Täter zu verhältnismäßig geringen Strafen verurteilt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245, 250, 261ff., 271ff.; Martin, M., Zivilrecht der DDR Sachenrecht, 1956; Wiedemann, H., Das sozialistische Eigentum in Mitteldeutschland, 1964; Geschichte der Rechtspflege der DDR, hg. v. Ben­jamin, H., Bd. 1f. 1968ff.; Markovits, I., Sozialismus und bürgerliches Zivilrechtsdenken, 1969; Reiland, W., Die gesellschaftlichen Gerichte der DDR, 1971; Suermann, W., Verwaltungsrechtsschutz in der DDR, Diss. jur. Göttingen 1971; Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 1975, 2. A. 1979; Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demokra­tische Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Schuller, W., Geschichte und Struktur des politischen Strafrechts in der DDR bis 1968, 1980; BRD und DDR. Die beiden deutschen Staaten im Vergleich, hg. v. Jesse, E., 1981; Staats- und Rechtsgeschichte der DDR, hg. v. d. 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Dreier, R. u. a., 1996; Amos, H., Justizverwaltung in der SBZ/DDR, 1996; Hauschild, I., Von der Sowjetzone zur DDR, 1996; Mampel, Die sozialistische Verfassung, 3. A. 1996; Wendel, E., Ulbricht als Richter und Henker, 1996; Amos, H., Justizverwaltung in der SBZ/DDR, 1996; Johmann, U., Die Entwicklung des Sozialrechts in der DDR, 1996; Lexikon des DDR-Sozialismus, hg. v. Eppelmann, R., 1996, 2. A. 1997; Liwinska, M., Die juristische Ausbildung in der DDR, 1997; Haerendel, H., Gesellschaftliche Gerichtsbarkeit, 1997; Rechtserfahrung DDR, hg. v. 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Wahlfälschung u. a., 2000ff.; Schroeder, F., Zehn Jahre strafrechtliche Aufarbeitung des DDR-Unrechts, (in) NJW 2000, 3017; Rummler, T., Die Gewalttaten an der deutsch-deutschen Grenze, 2000; Fahnenschmidt, W., DDR-Funktionäre vor Gericht, 2000; Thiemrodt, I., Strafjustiz und DDR-Spionage, 2000; Hohoff, U., An den Grenzen des Rechtsbeugungstatbestands, 2000; Mierau, J., Die juristischen Abschluss- und Diplomprüfungen in der SBZ/DDR, 2000; Die DDR – Recht und Justiz als politisches Instrument, hg. v. Timmermann, H., 2000; Die DDR und der Westen, hg. v. Pfeil, U., 2001; Mollnau, M., Die Boden­rechtsentwicklung in der SBZ/DDR, 2001; Gieseke, J., Mielke-Konzern, 2001; Eine Revolution und ihre Folgen, hg. v. Jesse, E., 2001; Raschka, J., Zwischen Überwachung und Repression, 2001; Wulf, M., Erich Honecker, 2001; Rüthers, B., Geschönte Geschichten, 2001; Wentker, H., Justiz in der SBZ/DDR 1945-1953, 2001; Zehn Jahre deutsche Rechtseinheit, hg. v. 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Niethammer, L. u. a., 2013; Hürtgen, R., Ausreise per Antrag, 2013; Bobsin, K., Das Presseamt der DDR, 2013; Schroeder, K., Der SED-Staat, 2013; Kowalczuk, I., 17. Juni 1953, 2013; Lapp, P., Grenzregime der DDR, 2013; Irmen, H., Stasi und DDR-Militärjustiz, 2014; Alisch, S., Strafvollzug im SED-Staat, 2013; Burdump, A., Sozialpolitik und Repression in der DDR, 2013; Weichers, B., Der deutsche Osten in der Schule, 2013; Wölbern, J., Der Häftlingsfreikauf aus der DDR 1962/63-1989, 2014; Hübner, P., Arbeit, Arbeiter und Technik in der DDR 1971 bis 1989, 2014; Krämer, J. u. a., Leben hinter Mauern. Arbeitsalltag und Privatleben hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, 2014; Wunschik, T., Knastware für den Klassenfeind. Häftlingsarbeit in der DDR, 2014; Feindwärts der Mauer, hg. v. Schroeder, K. u. a., 2014; Im „Wartesaal der Geschichte“. Der 17. Juni, hg. v. Mayer, T., 2014; Skiba, D./Stenzel, R., Im Namen des Volkes – Alle Ermittlungs- und Gerichtsverfahren in der DDR gegen Nazi- und Kriegsverbrecher, 2014; Martin, E., Ich habe mich nur an das geltende Recht gehalten, 2014; Wienhold, L., Arbeitsschutz in der DDR, 2014; Heß, P., Geschichte als Politikum, 2014; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Fasse Dich kurz!, hg. v. Kowalczuk, I., 2014; Wenzke, R., Nationale Volksarmee, 2014; Kwiatkowski-Celofiga, T., Verfolgte Schüler, 2014; Wunnicke, C., Die Blockparteien der DDR, 2014; Weil, F., Die runden Tische in der DDR 1989/1900, 2014; Rabenschlag, A., Völkerfreundschaft nach Bedarf, 2014; Muhle, S., Auftrag Menschenraub, 2015; Amos, H., Die SED-Deutschlandpolitik 1961 bis 1989, 2015; Huff, T., Natur und Industrie im Sozialismus, 2015; Gräßler, F., War die DDR totalitär?, 2015; Vormbaum, M., Das Strafrecht der Deutschen Demokratischen Republik, 2015; Böhme, L., Die gütliche Beilegung von Rechtsstreitigkeiten vor den gesellschaftlichen Gerichten der DDR, 2015; Hansack, R., Unrechtsstaat DDR, 2015; Das letzte Jahr der DDR, hg. v. Apelt, A. u. a., 2015; Staatssicherheit, hg. v. Münkel, D., 2015; Wenzel, S., Was war die DDR wert?, 2015; Die DDR im Blick der Stasi 1981, bearb. v. Braun, M. u. a., 2015; Spohr, J., In Haft bei der Staatssicherheit, 2015; Beyer, M., Außenpolitische Deutungsverwaltung im SED-Regime, 2015; Holtmann, E. u. a., Wiedervereinigung vor dem Mauerfall, 2015; Das Archiv der Stasi, hg. v. Lucht, R., 2015; Thoß, L., Aufstieg im Stasi-Schatten? Gregor Gysi, 2015; Das Politbüro der DDR vor Gericht, hg. v. Wolff, Friedrich, 2015 (Dokumentensammlung); Maurer, J., Halt – Staatsgrenze! Alltag, Dienst und Innenansichten der Grenztruppen der DDR, 2015; Lindner, S., Zwischen Öffnung und Abgrenzung – Die Geschichte des innerdeutschen Kulturabkommens 1973-1986, 2015; Alexis, P., Das Politbüro der DDR vor Gericht, 2015; Rick, S., Die Entwicklung der SED-Diktatur auf dem Lande, 2016; Sabrow, M., Erich Honecker – Das Leben davor 1912-1945, 2016 (zeigt, wie Honecker Brüche und Nebenwege seiner Entwicklung verdeckt); Gerland, K., Politische Jugend im Umbruch von 1988/1989, 2016; Wandel und Kontinuität, hg. v. Hirscher, G., 2016; Bispinck, H., Die DDR im Blick der Stasi 1956, 2016; Heidemeyer, H., „Akten-Einsichten“, 2016; Herbstritt, G., Entzweite Freunde – Rumänien, die Securitate und die DDR-Staatssicherheit, 2016; Bienert, M., Zwischen Opposition und Blockpolitik, 2016; Boeger, P. u. a., Stasi in Sachsen-Anhalt, 2016; Engelmann, R. u. a., Anatomie der Staatssicherheit, 2016; Kaminsky, A., Frauen in der DDR, 2016 (Ausbeutung ohne inhaltliche Gleichheit); Bange, O., Sicherheit und Staat – Die Bündnis- und Militärpolitik der DDR im internationalen Kontext 1969 bis 1990, 2017; Lüscher, C., Mauerschützen-Urteile des BGH, BVerfG und EGMR revisited, 2017; Schroeder, K. u. a., Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989, 2017, 2. A. 2018; Lenski, K., Geheime Kommunikationsräume? Die Staatssicherheit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2017; Gehler, M./Steininger, R., 17. Juni 1953 – Der unterdrückte Volksaufstand, 2018; Deutsche Diktatorische Rechtsgeschichten? Perspektiven auf die Rechtsgeschichte der DDR, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2018; Weichert, M., Kunst und Verfassung in der DDR, 2018; Dietze, F., Die Verfassung der DDR, 2018; Dürkop, O./Gehler, M., In Verantwortung - Hans Modrow und der deutsche Umbruch 1989/1990, 2018; Appelius, S., Die Spionin – Olga Raue, 2018; Wieczoreck, S., Der Generalstaatsanwalt der DDR in der Honecker-Ära, 2018; Die DDR im Blick der Stasi 1989, bearb. v. Schiefer, M. u. a., 2019 (bis dahin erschienen 1953, 1961, 1965, 1976, 1981, 1956, 1964, 1968, 1977, 1988 und 1989); Dietrich, G., Kulturgeschichte der DDR, Bd. 1ff. 2018; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2019; Die LDPD und das sozialistische „Mehrparteiensystem“ in der DDR, hg. v. Pohlmann, T., 2019; Leide, H., Auschwitz und Staatssicherheit, 2019; Bürgerkomitee des Landes Thüringen e. V., Lexikon der innerdeutschen Grenze, 2019 (fast 2000 Kilometer Absperrelemente, 716 Beobachtungstürme, 845 Kilometer Sperrgräben); Weber, G. u. a., Nun falten Sie den Zettel – Wahlen in der DDR in der Überlieferung der Staatssicherheit (1949-1961), 2019; Bahrmann, H. u. a., Finale – Das letzte Jahr der DDR, 2019; Hertle, H. u. a. Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961-1989, 3. A. 2019; Selvage, D./Süß, W., Staatssicherheit und KSZE-Prozess, 2019; Catrain, E., Stasi in Mecklenburg-Vorpommern, 2019; Schröter, A./Voigtländer, H., Ehe und Scheidung in der DDR, 2019; Stief, M., „Stellt die Bürger ruhig“, 2019; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2019; Keßler. M., Westimmigranten – Deutsche Kommunisten zwischen USA-Exil und DDR, 2019 (etwa 40); Wahl, M., Medical Memories and Experiences in Postwar East Germany – Treatments of the Past, 2019; Heyden, U. van der, Das gescheiterte Experiment – Vertragssarbeiter aus Mosambik, 2019; Maeke, L., Carl Steinhoff erster DDR-Innenminister, 2020; Markovits, I. Diener zweier Herren – DDR-Juristen zwischen Recht und Macht, 2020 (die DDR bewegte sich auf einen Rechtsstaat zu, wurde es aber nicht, weil die Partei die Macht lieber wollte als das Recht, unbekümmerter Glaube an die Trennung von Recht und Politik); Weber, P., Getrennt und doch vereint – Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/90, 2020; Schlosser, H., Notabene DDR – Ein historisch-kritisches Lexikon, 2020; Das Recht der DDR als Gegenstand der Rechtsgeschichte, hg. v. Schmidt-Recla, A./Seifert, A., 2020; Riege, I., Ambulante Interventionen der DDR - Jugendhilfe in die Familien, 2020; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2020; Volkseigene Gesundheit, hg. v. Wahl, M., 2020; Langelüddecke, I., Alter Adel – neues Land? Die Erben der Gutsbesitzer, 2020; Disziplinieren und Strafen, hg. v. Baberowski, J. u. a., 2021

Deutsche Nationalgesetzgebung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Kodi­fi­ka­ti­ons­streit, →Allgemeine Deutsche Wechselordnung, →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch, →Dresdener Entwurf

Deutschenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das durch eine einzige vollständige, aus dem frühen 14. Jahrhundert stammende, aus Neustift bei Brixen kommende Handschrift (Universitätsbibli­o­thek Innsbruck cod. 922) und einige verstreute Artikel (in 18 Handschriften des so genannten Schwabenspiegels) überlieferte, mittel­bayerische Rechtsbuch, das sich selbst als spiegel aller tiuscher liute benennt. Der (von Julius Ficker so genannte) Deutschenspiegel beruht wahrscheinlich auf einer mitteloberdeutschen Übersetzung einer Handschrift der Klasse Ib des →Sachsenspiegels (und vielleicht einer weiteren, wohl in dem mit Magdeburg eng verbundenen Minoritenkonvent in Augsburg erfolgten Bearbeitung des Sachsenspiegels), wobei die Artikel 1 bis 109 des Landrechts unter Verwendung der Kaiserchronik, des Buches der Könige und zweier Gedichte des Strickers, der (römischrechtlichen) Insti­tutionen, der (kirchenrechtlichen) Summa Raymundi (von Penyafort) und des Mainzer Reichsland­friedens, zweier Reichsgesetze von dem 19. 2. 1274 sowie vor allem Augsburger Gewohnheitsrechts umgestaltet sind, die Art. 110ff. und das Lehnrecht dagegen in dem Wesentlichen unbearbeitet ihre Vorlage(n) übernehmen, aber jeweils Sachsen durch deutsche Lande oder deutsche Leute ersetzen. Als Quelle werden statt der guten Vorfahren die Könige mit weiser Meister Lehre genannt. Vermutlich ist der Deutschenspiegel 1275/1276 in Augsburg als Privatarbeit (eines Minoriten) entstanden. Das Verhältnis zwischen Deutschenspiegel und Schwabenspiegel ist durch neuere Überlegungen streitig geworden. →Schwabenspiegel

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Spiegel­%20­Deutscher%20Leute_Ficker.pdf; http://www.­koebler­gerhard.­de/­Fontes/­Deutschenspiegel-Eckhardt-Huebner.pdf; Köbler, DRG 103; Der Spiegel deutscher Leute, hg. v. Ficker, J., 1859; Müller, E. Frhr. v., Der Deutschenspiegel, 1908; Pfalz, A., Die Überlieferung des Deutschenspiegels, 1919; Eckhardt, K., Heimat und Alter des Deutschenspiegels, ZRG GA 45 (1925), 13; Eckhardt, K., Der Deutschenspiegel, 1924; Eckhardt, K., Rechtsbücherstudien 1, 1927; Eckhardt, K., Zur Schulausgabe des Deutschenspiegels, ZRG GA 50 (1930), 115; Deutschenspiegel mit Augsburger Sachsenspiegel und ausgewählten Artikeln der oberdeutschen Sachsenspiegelübersetzung, hg. v. Eckhardt, K./Hübner, A., 1930; Schwerin, C. Frhr. v., Zum Problem des Deutschenspiegels, ZRG GA 53 (1932), 260; Hübner, A., Vorstudien zur Ausgabe des Buches der Könige, 1932 (in SB Göttingen); Deutschenspiegel, hg. v. Eckhardt, K., 1971; Trusen, W., Die Rechtsspiegel und das Kaiserrrecht, ZRG GA 102 (1985), 12ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 33ff.

Deutsche Rechtsgeschichte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die Geschichte des in Deutschland geltenden Rechtes einschließlich der Geschichte seiner Wurzeln (oder bei engerer Betrachtungsweise die Geschichte des aus germanistischer Wurzel stammenden Rechtes) (in Deutsch­land).

Lit.: Kroeschell, DRG; Köbler, DRG; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 19. A. 1992

Deutscher Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (6. 8. 1806) als unauflöslich geplante völkerrechtliche Zusammen­schluss (Verein, Staatenbund, aber mit einigen bundesstaatlichen Zügen) von (nach der Deutschen Bundesakte von dem 8. 6. 1815 38) souveränen deutschen Einzelstaaten (34 Fürstentümer, 4 freie Städte mit einem Gebiet von 630100 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von 29,2 Millionen, Österreich etwa 31 Prozent, Preußen etwa 26 Prozent) auf der Grundlage der →Deutschen Bundesakte (8. 6. 1815, Wiener Kongressakte 9. 6. 1815) und der Wiener Schlussakte (15. 5. 1820). Er folgt auf die Erkenntnis, dass mit der Niederlegung der Krone des →Heiligen römischen Reiches durch Kaiser Franz II. an dem 6. 8. 1806 das Reich auch rechtlich untergegangen ist und eine Restauration wegen der egoistischen Interessen der damit souverän gewordenen deutschen Fürsten (vor allem Österreich, Preußen, Sachsen, Hannover, Baden, Würt­temberg, Bayern) und der außerdeutschen Staaten Europas (Frankreich, England, Russland) ebensowenig Aussicht auf Erfolg hat wie das Streben der überwiegend bürgerlichen deutschen Nationalbewegung nach einem national-deutschen Einheitsstaat. Deswegen schließen sich 38 (1817 39 [Hessen-Homburg], dann 41, 1863 35, 1864 nur noch 34) weltliche Mitgliedstaaten (Österreich und Preußen mit ihren 1803 zu dem Reich gehörigen Gebieten, 1848 für Preußen geändert, Bayern, Sachsen, England wegen Hannover, Württemberg, Baden, Kurhessen, Großherzogtum Hessen, Dänemark wegen Holstein, Niederlande wegen Luxemburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Coburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Braun­schweig, Nassau, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Holstein-Oldenburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarz­burg-Rudolstadt, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Waldeck und die 4 selbständig gebliebenen Städte (Reichsstädte bzw. freien Städte) Lübeck, Frankfurt – am Main -, Bremen und Hamburg) in einer Art Zwischenstufe auf dem Weg zu einem möglichen, für Europa annehmbaren deutschen Bundesstaat (zumindest) zu dem Deutschen Bund als einem Staatenbund mit einigen bundesstaatlichen Merk­malen zusammen. Als seine Ziele sind festgelegt die Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutsch­lands und der Unabhängigkeit und Un­verletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten. Sein Organ ist der selbständige Bundestag (Bundesversamm­lung, Gesandten­kongress) in Frankfurt am Main (Palais Thurn und Taxis) (von dem 12. 7. 1848 bis September 1850 ohne Befugnisse). In dessen selten zusam­men­tretendem Plenum hat jeder Staat mindestens eine, höchstens aber vier Stimmen, in dem engeren Rat (mit 17 Stimmen) führen die elf größten Staaten je eine Stimme, die anderen 27 Staaten die übrigen 6 Stimmen. Den Vorsitz übt →Österreich aus. Der Deutsche Bund hat wegen seiner gewollten Gestaltung als bloßer Staatenbund (in Gegensatz zu seinen Mitgliedern in ihren jeweiligen Staatsgebieten) grundsätzlich nur sehr geringe gesetzgebende, vollziehende und richterliche Gewalt in seinem Gesamtbundesgebiet, doch wirken seine Mitglieder vereinzelt in Gesetzgebung (Urheberrecht, Wechselrecht, Handelsrecht, gescheitert in dem Schuldrecht, Patentrecht und Verfahrens­recht), Vollzug (beispielsweise Karlsbader Beschlüsse) und Rechtsprechung (Austrägalgerichtsbar­keit, Dreistufigkeit der Gerichtsbarkeit) bei Anerkennung eines Bedarfs zusammen. Nach den revolutionären Unruhen um 1848 geraten Österreich und Preußen 1850/1851 in verstärkten Gegensatz, doch einigt man sich auf den Dresdener Kon­ferenzen (23. 12. 1850-15. 5. 1851) auf eine Fortführung des Deutschen Bundes. An der Verwaltung des durch Bundesexekution von dem 1. 2.-1. 8. 1864 Dänemark abgewon­nenen Schleswig-Holsteins entzün­det sich dann wegen der Einberufung des holstei­nischen Landtags (an dem 8. 4. 1866) ein Streit, der damit endet, dass Preußen Holstein an dem 9. 6. 1866 besetzt, Österreich ohne förmliche Bundesexekution die Mobilmachung des Bundesheers gegen Preußen erwirkt, Preußen den Deutschen Bund für erloschen erklärt, Österreich nach militärischer Niederlage des Deutschen Bundes (oder tatsächlich Öster­reichs und Sachsens) gegen Preußen bei Königgrätz bzw. Sadowa (3. 7. 1866) an dem 26. 7. 1866 die Auflösung des Deutschen Bundes anerkennt und auf Holstein (und gegenüber Italien auf Venetien) verzichtet und die Bundesversammlung an dem 24. 8. 1866 letztmals tagt. Allgemein an­erkannt wird die friedensichernde Wirkung des Deutschen Bundes während der Zeit seines Bestands.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 169, 192, 196; Acten des Wiener Kongresses, hg. v. Klüber, J., Bd. 1ff., 1815ff.; Protocolle der deutschen Bundesversammlung, 1816-1848, 1850-1866; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 1ff. 1957ff.; Heßler, R., Das Durchzugsrecht innerhalb des Deutschen Bundes, Diss. jur. Berlin (FU) 1966; Darmstadt, R., Der Deutsche Bund in der zeitgenössischen Publizistik, 1971; Gruner, W., Der Deutsche Bund, 1982; Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Fehrenbach, E., Verfassungsstaat und Nationsbildung 1815-1871, 1992; Die Dresdener Konferenz und die Wiederherstellung des Deutschen Bundes 1850/1851, bearb. v. Müller, J., 1996; Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes, Bd. 1ff. 1996ff.; Der Deutsche Bund zwischen Reaktion und Reform 1851-1858, bearb. v. Müller, J., 1998; Die Entstehung des Deutschen Bundes 1813-1815, hg. v. Treichel, E., 2000; Kotulla, M., Die Entstehung der Kriegsverfassung des Deutschen Bundes, ZRG GA 117 (2000), 122; Steinmetz, C., Deutscher Bund und europäische Friedensordnung, 2002; Angelow, J., Der Deutsche Bund, 2003; Bieker, E., Die Interventionen Frankreichs und Groß­britanniens anlässlich des Frankfurter Wachensturms 1833, 2003; Ham, R., Bundesintervention und Verfassungsrevision, 2004; Müller, J., Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005; Müller, J., Der Deutsche Bund 1815-1866, 2006; Werner, E., Die Märzministerien, 2009; Doering-Manteuffel, A., Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815-1871, 3. A. 2010; Hahn, H. u. a., Reformen, Restauration und Revolution, 2010; Schmidt, S., Der Frankfurter Wachensturm, 2011 (3. 4. 1833); Gruner, W., Der Deutsche Bund 1815-1866), 2012; Jansen, S., Die Souveränität der Gliedstaaten im Deutschen Bund, 2014; Weber, C., Der Wiener Frieden von 1864, 2015; Treichel, E., Organisation und innere Ausgestaltung des Deutschen Bundes 1815-1819, 2016; 1866 – Von dem Deutschen Bund zum Deutschen Reich, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2017; Der preußisch-österreichische Krieg 1866, hg. v. Heinemann, W. u. a., 2018; Zimmermann, H., Ein deutscher Gotteskrieger? Der Attentäter Carl Ludwig Sand – Die Geschichte seiner Radikalisierung, 2020 (Wunsiedel 5. 10. 1795-Mannheim 20. 5. 1820, Ermordung des Dichters August von Kotzebue in Mannheim an dem 13. März 1819)

Deutscher Juristentag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1860 auf Vorschlag der juristischen Gesellschaft zu Berlin gegründete, früh Nationsbildung durch Rechtsvereinheitlichung und Rechtsverein­heit­li­chung durch Nationsbil­dung anstrebende Verein deutscher Juristen mit dem Zweck, auf wissenschaftlicher Grundlage die Notwen­digkeit von Ände­rungen und Ergänzungen der deutschen Rechtsordnung (bürgerliches Recht, Handels­recht, Wechselrecht, Straf­recht, Prozessrecht, 1906 Verwaltungs­recht, 1921 Verfassungs­recht) zu untersuchen beziehungsweise seit 1921 das Recht parteipolitisch unabhän­gig fortzubil­den. An seine Stelle tritt 1933 der 1928 gegründete Bund nationalsozialistischer deutscher Juristen, 1936 der nationalso­zialistische Rechtswahrerbund. 1949 wird der deutsche Juristentag wieder tätig. Seit 2001 führen deutscher Juristentag, österreichischer Juristentag und Schweizer Juristenverein einen europäischen Juristentag (in Nürnberg, Athen, Wien, Genf, Budapest, Luxemburg, Barcelona 2013) durch.

Lit.: Conrad, H., Der deutsche Juristentag 1860-1960, (in) Hundert Jahre deutsches Rechtsleben, Bd. 1 1960, 1; Dilcher, G., Der deutsche Juristentag 1960 bis 1980, 1980; Landau, P., Die deutschen Juristen und der nationalsozialistische Juristentag 1933, 1996; Conrad, H. u. a., Der Deutsche Juristentag 1860-1994, 1997; Hartwich, E., Der deutsche Juristentag, 2008; Festschrift 150 Jahre deutscher Juristentag, hg. v. Deutschen Juristentag, 2010

Deutscher Orden (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in dem Februar 1199 (durch Papst Innozenz III. unter Verleihung der Johanniterregel für die karitativen Aufgaben und der Templerregel für die militärischen Tätigkeiten) aus einer Lübeck-Bremer Spitalsbruderschaft (erster Ansatzpunkt Marienhospital in Jerusalem zwischen 1118 und 1127, [fortgeführt?] 1190 Hospital vor Akkon, September 1190 Privileg König Guidos von Jerusalem, Februar 1191 päpstlicher Schutz, Juli 1191 Hospital in der rückeroberten Stadt) zu einem geistlichen (Ritter-)Orden mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformte Vereinigung. Von 1211 bis 1225 wirkt der Deutsche Orden auf Anforderung König Andreas‘ II. von Ungarn in Siebenbürgen (Burzenland). 1225/1226 ruft Herzog Konrad von Masowien den Deutschen Orden gegen die heidnischen Pruzzen zu Hilfe und überlässt ihm dafür 1230 das Kulmer Land (zwischen 1228 und 1309 590 Brüder in Preußen nachweisbar). Der 1226 mit reichsfürstlichen Rechten begabte Deutsche Orden, der nach dem Verlust Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen und (nach der Niederlage gegen den König von Polen und den Großfürsten von Litauen bei Tannenberg/Grunwald 1410) 1457 nach Königsberg verlegt, erreicht durch umfangreiche Eroberungen zu Beginn des 15. Jahrhunderts die größte Ausdehnung, muss aber 1466 durch seinen Hochmeister die Schirm­herrschaft des Königs von →Polen anerkennen. Die Güter in dem Mittelmeerraum gehen verloren. 1525/1561 wird das Deutsch­ordensgebiet in Preußen in das Herzogtum Preußen und Kurland umgewandelt, das 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit wird. 1803 bleibt der Deutsche Orden in dem Reich, wo er durch zahlreiche einzelne Gaben zu beträchtlichen, von dem Deutschmeister (1494 Reichsfürst) verwalteten Gütern gekommen war, bestehen. 1809 wird das 1805 aus dem Deutschen Orden geschaffene Fürstentum Mergentheim von Napoleon beseitigt, so dass dem Deutschen Orden unter dem Hochmeister Anton Viktor von Österreich nur die Häuser in dem Habsburgerreich verbleiben. 1834 wird in Österreich der Deutsche Orden unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. Nach Ende der Herrschaft der Habsburger in Österreich (1918) wird 1923 der Ritterbruderzweig abgeschafft, während die geistliche und karitative Tätigkeit fort­geführt wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 93; Köbler, Historisches Lexikon; Müller, G., Die Ursachen der Vertreibung des deutschen Ordens aus dem Burzenlande und Kumanien, (in) Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 48 (1925), 41; Stengel, E., Hochmeister und Reich, ZRG GA 58 (1938), 178; Milthaler, F., Die Großgebietiger des deutschen Ritterordens bis 1440, 1940; Schmidt, G., Die Handhabung der Strafgewalt gegen Angehörige des deutschen Ordens, 1954; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1964; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Wunder, H., Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte der Komturei Christburg, 1968, Kisch, G., Forschungen und Quellen zur Rechts- und Sozialgeschichte des Deutschordenslandes, 1973; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1974, 4. A. 1986; Boockmann, H., Johannes Falkenberg, 1975; Sperling, F., Gerichtsorganisation und Prozesspraxis des Mergentheimer Stadtgerichts unter dem Deutschen Orden von 1780-1801, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981, 4. A. 1994; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, 1986; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden im Burzenland, 2000; Demel, B., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006; Sarnowsky, J., Der Deutsche Orden, 2007; Ehlers, A., Die Ablasspraxis des Deutschen Ordens im Mittelalter, 2007; Morton, N., The Teutonic Knights in the Holy Land, 2009; Salch, D., Vestis Alba et Crux Nigra, 2010; Demel, B., 1190-2010 - 820 Jahre Deutscher Orden, 2011; Radzimiński, A., Kirche und Geistlichkeit im Mittelalter – Polen und der Deutsche Orden in Preußen, 2011; Dorna, M., Die Brüder des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309. Eine prosopographische Studie, 2012 (590, dabei 456 Ritter, 116 Kleriker, 19 Sarianten, vor allem aus Thüringen, dem Südwesten und Westfalen, Werk 2004 polnisch erschienen); Generalprobe Burzenland, hg. v. Gündisch, K., 2013; Die Marienburg, hg. v. Hucker, B. u. a., 2013; Schaal, K., Zwischen geistlichem Auftrag und Politik – Der Deutsche Orden in Hessen 1207-1809, 2014; Crowley, R., Der Fall von Akkon, 2020

Deutscher Rechtshistorikertag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die auf eine Anregung Heinrich Mitteis‘ (Prag 26. 11. 1889-München 23. 7. 1952) in Heidelberg 1927 erstmals zusammengetretene Versamm­lung der deutschsprachigen oder an der Rechtsgeschichte Deutschlands interessierten Rechtshistoriker. Diesem Treffen folgen Tagungen in Göttingen 1929, Jena 1932, Köln 1934, Tübingen 1936, (Marburg 1947,) Heidelberg 1949, Wien 1951, Würzburg 1952, Hamburg 1954, Freiburg im Breisgau 1956, München 1958, Saarbrücken 1960, Mainz 1962, Wien 1964, Basel 1966, Münster 1968, Salzburg 1970, Nürnberg-Erlangen 1972, Tübingen 1974, Linz 1976, Berlin 1978, Augsburg 1980, Zürich 1982, Graz 1984, Frankfurt am Main 1986, Bielefeld 1988, Nimwegen/­Nijmegen 1990, Köln 1992, Bern 1994, Wien 1996, Regensburg 1998, Jena 2000, Würzburg 2002, Bonn 2004, Halle 2006, Passau 2008, Münster 2010, Luzern 2012, Tübingen 2014, Saarbrücken 2016, Trier 2018, Zürich 2022 (Coronakrise). Seit 1994 gibt es auch ein jährlich tagendes europaweites Forum junger Rechtshistoriker zwecks wissenschaft­lichen Austauschs.

Lit.: Geschichte – ein Grundkurs, hg. v. Goertz, H., 1998, 2. A. 2007

Deutscher Richterbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine privatrechtliche Vereinigung deutscher Richter.

Lit.: Wrobel, H., Der Deutsche Richterbund im Jahre 1933, (in) Krit. Justiz 1982, 323

Deutsches Privatrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das in dem deutschen Sprachraum geltende Privatrecht und herkömmlicherweise eingeengt das ältere aus germanistischer oder deutschrechtlicher, also nicht aus römischrecht­licher oder kirchenrechtlicher Wurzel stam­mende, vor Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900), des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs Österreichs (1811/1812) sowie des Zivilgesetzbuchs und des Obligationenrechts der Schweiz auch ohne gesetz­geberischen Akt unmittelbar geltende Privatrecht dieses Gebiets. In diesem engeren Sinn wird es als wissenschaftlich erfassbare Einheit vielleicht seit dem Spätmittelalter (beispielsweise Lüneburg 1401) gesehen, jedoch insgesamt erst anerkannt, als Hermann →Conring (1635/1643) den Ursprung des deutschen Rechtes ([lat.] De origine iuris Germanici, Über den Orsprung des deutschen Rechtes) erörtert und 1649 eine geschlossene Darstellung des gesamten tatsächlich in dem Heiligen römischen Reich geltenden Rechtes fordert, wie sie etwa Georg Adam Struves (lat. [F.] Iurisprudentia Romano-Germanica (Römisch-deutsche Rechtswissen­schaft, 1670) oder Joachim Hoppes (lat. [F.]) Commen­tatio succincta zu den Institutionen Justinians (1715) bieten. In Gegenüberstellung zu dem durch gewohnheitsrecht­lichen Vorgang aufge­nommenen gemeinen römischen (Privat-)­Recht wird das gemeine deutsche Privatrecht zuerst 1675 durch Johann →Schilter (1632-1705) erfasst und seit 1701 bzw. 1705 durch Christian →Thomasius (1655-1728), der in seinen 1713 erschienenen (lat. [F.Pl.]) Notae ad singulos Institutionum et Pandectarum titulos (Bemerkungen zu den einzelnen Titeln der Institutionen und Pandekten) alles nichtrezipierte römische Recht ausscheidet, auf Grund der Reichsgesetze und deutschen Gewohnheiten behandelt und vorgetragen (lat. [F.Pl.] Institutiones iuris Germanici, Ein­richtungen des deutschen Rechtes) und nach Vorlesungen seit 1707 erstmals von Georg →Beyer (1665-1714) in einem posthum von Michael Heinrich Gribner veröffentlichten Leitfaden (nach der romanistischen Syste­matik der Institutionen) dargestellt (beispielsweise Recht des Adels, der Kaufleute und Hand­werker, Leibeigene, morganati­sche Ehe, Einkindschaft, Hand muss Hand wahren, Erbvertrag, Gerade, Morgengabe, Musteil, Leibgedinge, Versicherungsvertrag, Retraktrecht, Verlobung, Ehe, Adoption, Emanzipation, Einlager, Majorat, Fideikom­miss, Ganerbschaft, Gesellschaft, Emphyteu­se [Erbpacht], Überbau, Schenkung). Danach wird es in dem 18. Jahrhundert teils antiquarisch, teils praktisch ausgerichtet (vgl. beispielsweise Heineccius, Johann Gottlieb [1681-1741], Elementa iuris Germanici 1735ff., Elemente des deutschen Rechtes, Pütter, Johann Stephan [1725-1807], Elementa iuris Germanici privati hodierni, Elemente des heutigen deutschen Privatrechts, 1756, Runde, Justius Friedrich [1741-1807] 1791, weiter später Eichhorn [1823], Mittermaier [1821] Reyscher [1837ff.], Beseler [1847ff.], Gerber [1848f.], Stobbe [1871], Gierke [1895ff.], Mitteis u. a.). Als wissen­schaftliches Prinzip des deutschen Privat­rechts gilt dabei zunächst die (unge­fähre) Übereinstimmung (unterschied­lichster) parti­kulärer Rechtssätze (beispielsweise Pütter), dann die aus den Rechtsverhältnissen vermöge der natürlichen Vernünftigkeit abstrahierte Regel (Natur der Sache, beispielsweise Runde) und danach die gemeinsame Nationaleigen­tümlichkeit und Volkssitte (beispielsweise Eichhorn). Der Ansicht Carl Friedrich →Gerbers (1846), dass das auf Freiheit und Fehderecht zu gründende deutsche Privatrecht nur eine wissenschaftlich gewonnene, nicht unmittelbar anwendbare Summe von Rechtssätzen sei, widersprechen Georg →Beseler (Volksrecht) und Otto von →Gierke (gemeindeutsche Gewohnheiten). Mit der Schaffung (des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs 1811/1812,) des Bürgerlichen Gesetz­buchs (1896/1900) (sowie des Obigationenrechts und des Zivilgesetzbuchs der Schweiz) hat diese, nicht durch einen überzeugenden Nachweis einer einheit­lichen Quelle eines gemeinen deutschen Privatrechts entschiedene Streitfrage ihre praktische Bedeutung verloren. Mehr und mehr wird das geschichtliche Privatrecht in seiner tatsäch­lichen Vielfalt sinnvollerweise insgesamt in die allgemeine Rechtsgeschichte eingefügt.

Lit.: Köbler, DRG 205; Gerber, C., Das wissenschaftliche Prinzip des gemeinen deutschen Privatrechts, 1846; Gierke, O. v., Deutsches Privatrecht, Bd. 1ff. 1895ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967(, 3. A. 2016); Luig, K., Die Anfänge der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, (in) Ius Commune 1 (1967), 195; Luig, K., Die Theorie der Gestaltung eines nationalen Privatrechtssystems aus römisch-deutschem Rechts­stoff, (in) Wissenschaft und Kodifikation, 1974, 217; Kroeschell, K., Zielsetzung und Arbeitsweise der Wissenschaft vom gemeinen deutschen Privatrecht, (in) Wissenschaft und Kodifikation 1974, 249; Rückert, J. A. L. Reyschers Leben und Rechtstheorie 1801-1880, 1974; Schlosser, H., Das wissenschaftliche Prinzip der germanistischen Privatrechtssysteme, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 491; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981; Kroeschell, K., Verfassungsgeschichte und Rechtsgeschichte, (in) Der Staat Beiheft 6 1983, 47; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts und die Fachtradition der deutschen Rechtsgeschichte, ZRG GA 101 (1984), 1; Luig, K., Die sozialethischen Werte des römischen und germanischen Rechts in der Privatrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, (in) Wege europäischer Rechts­geschichte, 1987, 281; Luig, K., Begriff und Aufgabe des deutschen Privatrechts in der Sicht von Heinrich Mitteis, (in) Heinrich Mitteis nach hundert Jahren, 1991, 91; Scherner, K., Das deutsche Privatrecht und seine Darstellbarkeit, ZRG GA 118 (2001), 346; Dannhorn, W., Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe, 2003; Christian Thomasius (1655-1728), hg. v. Lück, H., 2006; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008

Deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das in Deutschland geltende Recht (Gesetzesrecht, Richterrecht, Gewohnheitsrecht) und in einem engeren Sinn das aus germanistischer Wurzel stammende Recht in Deutschland (vor allem in Gegensatz zu dem aus römischer Wurzel stammenden Recht in Deutschland), wobei mit Savigny teilweise das rezipierte römische Recht nach seiner Rezeption (in dem Sinne eines entlehnten Rechtes) (auf Grund des natürlichen Rechtsgefühls und der analogen Heranzie­hung römischrechtlicher Quellen nach seiner Entlehnung und wegen seiner Entlehnung) als deutsches Recht angesehen wird. Wissenschafts­ge­schichtlich haben sich um deutsches Recht besonders Hermann Conring (1643), Johann Schilter (1672), Christian Thomasius (1701), Johann Heinrich Christian von Selchow und Johann Stephan Pütter (1770) verdient gemacht.

Lit.: Deutsches Recht, 1934; Halban, A. v., Zur Geschichte des deutschen Rechtes in den Gebieten von Tschernigow und Poltawa, ZRG GA 19 (1898), 1; Kaindl, R., Zur Geschichte des deutschen Rechtes im Osten, ZRG GA 40 (1919), 275; Merk, W., Von dem Werden und Wesen des deutschen Rechtes, 3. A. 1935; Jakowliw, A., Das deutsche Recht in der Ukraine, 1942; Kötzschke, R., Die Anfänge des deutschen Rechtes in der Siedlungsgeschichte des Ostens (Ius teutonicum), 1941 (SB Leipzig); Dahm, G., Deutsches Recht, 1951; Ebel, W., Deutsches Recht im Osten, 1952; Getz, H., Die deutsche Rechtseinheit im 19. Jahrhundert als rechtspolitisches Problem, 1966; Fließ, W., Die Begriffe germanisches Recht und deutsches Recht bei den Rechtshistorikern des 19. und 20. Jahrhunderts, Diss. Freiburg im Breisgau 1968 (masch.schr.); Krause, H., Der deutschrechtliche Anteil an der heutigen Privatrechtsordnung, (in) JuS 1970, 313; Gudian, G., Zur Situation der Germanistik, ZRG GA 89 (1972), 215; Keller, O., Forschungsbericht - deutsches Recht im Osten, ZRG GA 129 (2012), 376

Deutsches Rechtswörterbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1896 von einer Kommission der preußischen Akademie der Wissenschaften (Karl von Amira, Heinrich Brunner, Ferdinand Frensdorff, Otto Gierke, Richard Schröder, Ernst Dümmler, Karl Weinhold) vorgeschlagene, alphabetisch ge­ordnete Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache (der vor 1815 belegten Grundwörter und der vor 1700 belegten Zusammensetzungen), das von Heidelberg (Richard Schröder) aus seit 1914 erscheint, seit etwa 2000 (retro)digitalisiert ist und in 16 Bänden mit etwa 120000 Stichwörtern bis 2036 abge­schlossen sein soll (Band 1 Aachenfahrt - Bergkasten 11224 Artikel 1914-1932, Band 2 Bergkaue - entschulden 12314 Artikel 1932-1936, Band 3 entschuldigen – Geleitleute 9897 Artikel 1935-1938, Band 4 geleitlich – Handangelobung 7559 Artikel 1939-1951, Band 5 Handanlegen – Hufenweizen 9635 Artikel 1953-1960, Band 6 Hufenwirt – Kanzleizehnt 7368 Artikel 1961-1972, Band 7 Kanzlei – Krönung 5684 Artikel 1974-1983, Band 8 Krönungsakt – Mahlgenosse 5531 Artikel 1984-1991, Band 9 Mahlgericht – Notrust 6155 Artikel 1992-1996, Band 10 Notsache – Raeswa 5858 Artikel 1997-2001, Band 11 Rat – Satzzettel 5060 Artikel 2003-2007, Band 12 Sau – schwedisch 5299 Artikel 2009-2013, Band 13 Schwefel – Stegrecht 2014ff., bis 2019 insgesamt 97196 Artikel), Band 14 Heft 1/2 Stegreif – Stocherwort, Heft 3/4 (Stock-Subhypothek, 1293 Artikel, außerdem 2348 Wortbelegungen für die Internetfassung mit Ausweis des jeweils ältesten verfügbaren Belegs) 2020, so dass an dem Ende des Jahres 2020 das Deutsche Rechtswörterbuch von Aachenfahrt bis Stocherwort 98316 Artikel sowie annähernd 100000 Wortartikel von A bis Subhypothek und die Internetversion zusätzlich rund 54000 Wortbelegungen aufweist. Dabei umfasst das Quellenheft von 1912 vielleicht schätzungsweise 4386 Siglen, das Quellenergänzungsheft von 1930 vielleicht weitere 1012 Siglen, das Quellenergänzungsheft von 1953 697 und das Quellenergänzungsheft von 1970 zusätzliche 1692 Siglen, was zu einer Gesamtsumme von rund 7800 Siglen führt, die bis 2000 durch einzelne Änderungen und Neuaufteilungen von Sammelsiglen in Einzelsiglen zu einer Zahl von rund 8000 und bis 2018 zu einer geschätzten Gesamtzahl von 8500 Siglen bzw. einem Quellencorpus von 8500 Titeln führt, die aber nicht alle exzerpiert sind. Das vor allem durch externe Kräfte bis 1932 zu etwa 1209000 Belegzetteln führende Ausgangsmaterial hat sich trotz der grundsätzlichen Aufgabe des Exzerpierens in dem Jahre 1971 auf etwa zweieinhalb Millionen Belegzettel vermehrt. Von den bis 2018 gedruckten 97196 Artikeln haben anscheinend 7292 beziehungsweise siebeneinhalb Prozent keinen hochdeutschen Beleg, so dass für sie ein künstliches hochdeutsches Konstruktlemma gebildet ist und das deutsche Rechtswörterbuch vielleicht in etwa dieser Größenordnung um nichtdeutsche westgermanische Elemente bereichert sein könnte. info@metzlerverlag.de. In dem Internet bietet die Adresse https//drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige neben der wichtigsten Suchmöglichkeit (Recherchemöglichkeit) Wortartikel (nach Stichwörtern der Druckversion) (anscheinend ab etwa dem Buchstaben H) die weitere Suchmöglichkeit Wortartikel-PLUS (Suche nach Stichwörtern und zusätzlich nach Kurznachweisen zu in den verwendeten Quellen belegten, aber – wegen der nicht erfüllten Aufnahmevoraussetzungen [Belege vor den festgesetzten Zeitgrenzen, hinreichend feststellbare rechtliche Verwendung] – nicht in das Deutsche Rechtswörterbuch beziehungsweise seine Druckversion aufgenommenen Wörtern, die Suchmöglichkeit Schreibformen (Suche nach den in den Belegzitaten rot hervorgehobenen Schreibformen der Stichwörter), die Suchmöglichkeit Belegtexte (Volltextsuche in den Belegzitaten) und die Suchmöglichkeit Worterklärungen (Volltextsuche in den Erklärungen innerhalb der Wortartikel). Genaue aktuelle Zahlen über den Stand jeweils an dem Ende eines in dem Druck fertiggestellten Bandes, Heftes oder Doppelhefts bietet der Internetauftritt des Deutschen Rechtswörterbuchs in Gegensatz zu dem von Heino Speer für das Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte mit dem Stand des Bandes 10 (Notsache bis Ræswa) in dem Jahre 2001 verfassten Artikel Deutsches Rechtswörterbuch (wenigstens für alle bis dahin in dem Druck fertiggestellten zehn Bände Zahl der Wortartikel) bisher leider anscheinend noch nicht, so erwünscht dies aus der Sicht der Nutzer auch sein könnte.

Lit.: Wissenschaftliches Wörterbuch der deutschen Rechtssprache, ZRG GA 18 (1897), 211; Lemberg, I./Speer, H., Bericht über das deutsche Rechtswörter­buch, ZRG GA 114 (1997), 679; Speer, H., Rechts­sprachlexikographie und neue Medien, (in) Das Wort, 2002, 89; http;//www.deutsches-rechtswoerterbuch.de; Das Deutsche Rechtswörterbuch - Perspektiven, hg. v. Deutsch, A., 2010; https//drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige

Deutsches Reich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Bezeichnung für verschiedene verfassungsrechtliche Organisa­tionsformen der Deutschen. Dabei wird als (erstes) Deutsches Reich das aus dem fränkischen Reich in dem Laufe des 10. Jahrhunderts erwachsene ostfränkische Königreich verstanden, das gegen die Jahrtausendwende anscheinend von Italien (lat. [N.] Chronicon Venetum, Chronik der Veneter, Brixener Urkunde Heinrichs II. von 1020, [N.Pl.) Miracula Severi, Wunder des Severus) ausgehend (lat.) regnum (N.) Teutonicum (Deutsches Reich) genannt wird. Es wird seit der Mitte des 12. Jahrhunderts (Lothar III., Konrad III.) hauptsächlich als römisches Reich, alsbald auch als heiliges Reich und 1474 als →Heiliges römisches Reich bezeichnet und führt diesen Namen 1512 erstmals auch offiziell. Demgegenüber wird die frühere Benennung als Deutsches Reich erst wieder gegen sein Ende (1806) hin allgemeiner üblich. (Zweites) Deutsches Reich nennt sich danach ebenfalls der 1848/1849 vergeb­lich angestrebte, an dem Widerstand der partikularen Fürsten gescheiterte deutsche Nationalstaat. Für den Namen (zweites) Deutsches Reich entscheiden sich dann auch in dem Dezember 1870 die Staaten des Norddeutschen Bundes bei der Benennung des nach dem Sieg des Norddeutschen Bundes über Frankreich in dem deutsch-französischen Krieg von dem 19. 7. 1870 bis 26. 2. 1871 (Kriegserklärung Frankreichs an dem 19. 7. 1870 wegen der Ablehnung eines öffentlichen Verzichts auf eine Thronfolge in Spanien für die Zukunft durch Preußen bzw. Hohenzollern, etwa 200000 Tote) auf Betreiben Otto von Bismarcks an dem 15. 11. 1870, 23. 11. 1870 und 25. 11. 1870 mit Bayern, Württemberg, Baden und Hessen(-Darmstadt) auf neuen Grundlagen vereinbarten, an dem 1. 1. 1871 in das Leben tretenden bzw. erweiterten (str.) Bundesstaats (, dem Österreich, Luxemburg, Limburg und Liechtenstein fernbleiben). Dieses Deutsche Reich (540742 qkm, 56,37 Mill. Einwohner) umfasst (25 Bundesstaaten, darunter die 22 mo­narchischen Staaten) Preußen (65 Prozent oder fast zwei Drittel des Reichs­gebiets, 62 Prozent oder mehr als drei Fünftel der Reichsbevölkerung, tat­sächliche Vorrangstellung, seit etwa 1895 gegenüber der Reichsverwaltung allmählich schwindend), Bayern, Sachsen, Würt­temberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar-Eisenach, Oldenburg, Braunschweig, Anhalt, Schaumburg-Lippe, Lippe, Sachsen-Mei­ningen, Sach­sen-Altenburg, Sachsen-Co­burg-Gotha, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarz­burg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, (die drei Stadtrepubliken) Bremen, Hamburg, Lübeck sowie (das an dem 10. 5. 1871 von Frankreich gewonnene, durch Gesetz von dem 9. 6. 1871 vereinigte Reichsland) Elsass-Lothringen und seit 1884 als Nebenländer die überseeischen deutschen →Schutzge­biete (Kolonien) Südwest­afrika, Togo, Kamerun u. s. w. Nach seiner an dem 16. 4. 1871 in Kraft tretenden Verfassung ist (in dieser eingeschränkten Monarchie) der Kaiser (König von Preußen) der (erbliche) Inhaber der Präsidialrechte. Träger der Souveränität ist die Gesamtheit der Fürsten und freien Städte (Bundesrat), die ihre starke Stellung aber auf dem Wege zu einem unitarischen Bundesstaat infolge der Reichsgesetzgebung allmählich verliert. Der Kaiser regiert durch den von ihm frei ernannten und entlassenen Reichskanzler (1871-1890 Otto von Bismarck), der jedoch alle Anordnungen gegen­zeichnen muss und dadurch die Verantwor­tung übernimmt (und dem die obersten Reichsbehörden bzw. Reichsämter untergeordnet sind). (Nach Ländergröße gewichteter) Bundesrat und (in all­gemeiner, unmit­telbarer sowie geheimer Wahl wie in Frankreich und Griechenland und später auch anderen Staaten gewählter) Reichstag beschließen (gleichrangig) die Gesetze, die dann der Kaiser ausfertigt und verkündet. Höchstes Gericht ist das Reichsgericht in Leipzig. Dieses Deutsche Reich erklärt nach dem Attentat Gavrilo Princips von dem 28. 6. 1914 auf den Thronfolger Österreich-Ungarns in Sarajewo in Unterstützung Österreich-Ungarns an dem 1. 8. 1914 Russland und an dem 3. 8. 1914 Frankreich den Krieg, woraus der Erste Weltkrieg entsteht. Nach Entlassung des auf Ausgleich bedachten Reichskanzlers Bethmann Holl­weg an dem 13. 7. 1917 entsteht eine Art Kriegsdiktatur (Generalfeldmarschall Paul von Hinden­burg, Stellvertreter Erich Ludendorff), bis an dem Ende des Oktober 1918 General Erich Ludendorff gestürzt wird. An dem 9. 11. 1918 wird an dem Ende des Ersten Weltkriegs ein Verzicht des Kaisers auf den Thron bekanntgegeben und von Philipp Scheide­mann in dem Rahmen des bestehenbleibenden Deutschen Reiches die Republik (Weimarer Republik) ausgerufen, die Adolf Hitler nach seiner von dem Reichspräsidenten Hindenburg vorgenommenen Ernennung zu dem Reichskanzler (30. 1. 1933) rasch in das nationalsozialistische, totalitäre → „Dritte“ (Deutsche) Reich (zentra­listischer Einheits­staat, nach dem Anschluss Öster­reichs 1938 inoffiziell, 1943 offiziell Groß­deutsches Reich) umge­staltet. An dem 8. 5. 1945 bricht dieses Deutsche Reich mit der vollständigen Kapitulation gegenüber den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkriegs (Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien, Sowjetunion, Frankreich) zu­sammen. Nach herrschender Ansicht setzt die aus den Besatzungszonen der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich gebildete Bundesrepublik Deutschland (BRD) ab 1949 das (zweite) Deutsche Reich fort, ist also mit ihm rechtlich identisch und wird 1990 durch den in Herstellung einer deutschen Einheit erfolgenden Beitritt der in und aus der Besatzungszone der Sowjetunion 1949 gebildeten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nur vergrößert.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 76, 172, 196, 220, 256; Jahrbücher des deutschen Reiches, Bd. 1ff. 1862ff.; Acta imperii, hg. v. Kern, F., 1911; Laband, P., Das Staatsrecht des deutschen Reiches, 1887, 5. A. 1911ff.; Constitutiones et acta publica imperatorum et regum (MGH), Band 1ff. 1893ff. (2013 bis 1359 ediert); Brandenburg, E., Die Reichs­gründung, 2. A. 1924, Neudruck 2005; Handbuch des deutschen Staatsrechts, hg. v. Anschütz, G. u. a., 1930; Anschütz, G., Die Verfassung des deutschen Reiches vom 11. August 1919, 14. A. 1933; Herding, O., Das römisch-deutsche Reich in deutscher und italienischer Beurteilung, 1937; Tellenbach, G., Die Entstehung des deutschen Reiches, 1940, 2. A. 1942; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 3 1963; Müller-Mertens, E., Regnum Teutonicum, 1970; Brühl, C., Die Anfänge der deutschen Geschichte, 1972; Dokumente zur Geschichte des deutschen Reiches und seiner Verfassung 1349, hg. v. d. Akad. d. Wiss. d. DDR, 1974ff.; Eggert, W., Das ostfränkisch-deutsche Reich, 1975; Töpfer, B./Engel, E., Von dem staufischen Imperium zum Hausmacht­königtum, 1976; Bracher, K., Die deutsche Diktatur, 7. A. 1993; Hanisch, W., Als weit das Römische reiche in allen den egenanten Tewtschen landen begriffen ist, ZRG GA 101 (1984), 47; Schilling, Heinz, Höfe und Allianzen. Deutschland 1648-1763, 1989; Duchhardt, H., Altes Reich und europäische Staatenwelt, 1990; Ehlers, J., Die Ent­stehung des deutschen Reiches, 1994, 2. A. 1998, 3. A. 2010, 4. A. 2012; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Das Deutsche Reich im Urteil der großen Mächte, hg. v. Hildebrand, K., 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005; Reitemeier, A., Außenpolitik im Spätmittelalter, 1999; Berghahn, V., Das Kaiserreich 1871-1914, 2003; Frie, E., Das deutsche Kaiserreich, 2004; Frotscher, W./Pieroth, B., Verfassungsgeschichte, 10. A. 2011, 11. A. 2012, 13. A. 2014; Mertens, E., Römisches Reich im Besitz der Deutschen, (in) HZ 282 (2006), 1; Zachau, P., Die Kanzlerschaft des Fürsten Hohenlohe 1894-1900, 2007; Hildebrand, K., Das vergangene Reich, 2008; Röhl, W., Wilhelm II., Bd. 3 2008; Stalmann, v., Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst 1819-1901, 2009; Politische Versammlungen und ihre Rituale, hg. v. Peltzer, J. u. a., 2009; Wilhelm, U., Das deutsche Kaiserreich und seine Justiz, 2010; Obst, M., Einer nur ist Herr im Reiche - Kaiser Wilhelm II. als politischer Redner, 2010; Canis, C., Der Weg in den Abgrund, 2011; Winzen, P., Im Schatten Wilhelms II., 2011 (schwaches Werk); Kaiser Friedrich III. Tagebücher 1866-1888), hg. v. Baumgart, W., 2012 (sehr schwacher Herrscher); Hirschfeld, M., Die Bischofswahlen im Deutschen Reich 1887 bis 1914, 2012; Kroll, F., Geburt der Moderne, 2013; Conze, E., Das Auswärtige Amt, 2013; Machtan, L., Prinz Max von Baden – Der letzte Kanzler des Kaisers, 2013; Andriessen, H. u. a., Het proces tegen Wilhelm II., 2016; Friedrich Wilhelm von Loebell, Erinnerungen, hg. v. Winzen, P., 2016; 1866 – Von dem Deutschen Bund zum Deutschen Reich, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2017; Fuhrmann, B., Deutschland im Mittelalter, 2017; Fenske, H., Auf dem Weg zur Demokratie – Das Streben nach deutscher Einheit 1792-1871, 2018; Hewitson, M., Germany and the Modern World 1880-1914, 2018; Fröhlich, P., Der unterirdische Kampf – Das Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt 1924-1943, 2018; Machtan, L., Kaisersturz, 2018; Freytag, N., Das wilhelminische Kaiserreich 1890-1914, 2018; November 2018 – Revolution an der Ostsee und im Reich, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2019, 2019; Keyserlingk-Rehbein, L. v., Nur eine „ganz kleine Clique“? Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944, 2018 (Kontakte zwischen 132 Regimegegnern); Arand, T., 1870/71 – Die Geschichte des deutsch-französischen Krieges, 2019, 2. A. 2019; Bremm, K., 70/71. Preußens Triumph über Frankreich und die Folgen, 2019; Solem, E., Learning Empire, 2019; Heinemann, W., Unternehmen „Walküre“ – Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, 2019; Gendering Post - 1945 German History, Entanglements, hg. v. Hagemann, K. u. a., 2019; Haardt, O., Bismarcks ewiger Bund, 2020; Bauer, G./Protte, K./Wagner, A., Krieg Macht Nation – Wie das Deutsche Kaiserreich entstand, 2020, Fischer; R., Wilhelm I. Vom preußischen König zum ersten deutschen Kaiser, 2020; Epkenhans, M., Die Reichsgründung 1870/71, 2020; Conze, E., Schatten des Kaiserreichs, 2020

Deutschland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1347 [MGConst. VIII 299, HistZ. 132 1925 459ff., 1398 CDPruss. VI 69] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine durch Zusammenziehung aus (mhd.) daz diutsche lant entstandene, in dem 14. Jahrhundert allgemeiner verwendete Bezeichnung für das Gebiet des →Deutschen Reiches bzw. das von Deutschen überwiegend besiedelte Gebiet.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gebhardt, B., Handbuch der deutschen Geschichte, 1891f., 3. A. 1906, 4. A. 1910, 5. A. 1913, 6. A. 1922f., 7. A. 1930, 8. A. 1954ff., 9. A., hg. v. Grundmann, H., 1970; Andreas, W., Deutschland vor der Reformation, 1932; Keyser, E., Bevölkerungsgeschichte Deutschlands, 1938; Kienast, W., Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit (900-1270), 1974f.; Raumer, K. v. u. a., Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, 1980; Deutschlands Grenzen, hg. v. Demandt, A., 3. A. 1993; Haverkamp, A., Aufbruch und Gestaltung, Deutschland 1056-1273, 1984; Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung, 1985; Angermeier, H., Deutschland zwischen Reichstradition und Nationalstaat, ZRG GA 107 (1990), 19; Nipperdey, T., Deutsche Geschichte 1866-1918, Bd. 1f. 1990ff.; Brühl, C., Deutschland – Frankreich, 1990; Baum, W., Reichs- und Territorialgewalt, 1994; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Steininger, R., Deutsche Geschichte seit 1945, 1996ff.; Ritter, G., Über Deutschland, 1998; Schulze, H., Kleine deutsche Geschichte, 1998; Staatliche Vereinigung – fördernde und hemmende Elemente in der deutschen Geschichte, hg. v. Brauneder, W., 1998; Reich oder Nation?, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1998; Nationalatlas Bundes­republik Deutschland, hg. v. Institut für Länderkunde, Bd. 1ff. 1999ff.; Stürmer, M., Das Jahrhundert Deutschlands, 1999; Dirlmeier, U. u. a., Deutsche Geschichte, 1999; Laufs, A., Ein Jahrhundert wird besichtigt, (in) JuS 2000, 1; Winkler, H., Der lange Weg nach Westen, Bd. 1f. 2000; Seibt, F., Das alte böse Lied, 2000; Föderative Nation. Deutschlandkonzepte von der Reformation bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Langewiesche, D. u. a., 2000; Kielmannsegg, P. Graf, Nach der Katastrophe, 2000; Küsters, H., Der Integrationsfriede, 2000; Green, A., Fatherlands – State Building and Nationhood in Nineteenth Century Germany, 2001; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel (1867-1933), 2001; Laufs, A., Ein Jahrhundert wird besichtigt – Rechtsentwicklungen in Deutschland im 20. Jahrhundert, ZRG GA 118 (2001), 1; Kocka, J., Das lange 19. Jahrhundert, 2001; Köhler, H., Deutschland auf dem Weg zu sich selbst, 2002; Fenske, H., Deutsche Geschichte, 2002; Schabert, T., Wie Weltgeschichte gemacht wird. Frankreich und die deutsche Einheit, 2002; Plato, A. v., Die Vereinigung Deutschlands, 2002; Lexikon der deutschen Geschichte von 1945 bis 1990, hg. v. Behnen, M., 2002; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel, 2002; Deutschland 1949-1989, hg. v. Elvert, J. u. a., 2003; Wolfrum, E., Die Deutschen im 20. Jahrhundert, 2004; Goertz, H., Deutschland 1500-1648, 2004; Grigoleit, K., Bundesverfassungsgericht und deutsche Frage, 2004; Pagenkopf, O., Die Hauptstadt in der deutschen Rechtsgeschichte, 2004; Ehmer, J., Bevölkerungsge­schichte und historische Demographie 1800-2000, 2004; Weichlein, S., Nation und Region, 2004; Rexroth, F., Deutsche Geschichte im Mittelalter, 2005; Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, hg. v. Schildt, A., 2005; Helm, I. u. a., Die Geschichte Norddeutschlands, 2005; Weber-Fas, R., Epochen deutscher Staatlichkeit, 2006; Kühne, J., Zu Veränderungs­möglichkeiten der Oder-Neiße-Linie nach 1945, 2006, 2. A. 2008; Glaser, R. u. a., Geographie Deutschlands, 2007; Wagner, A., Die Entwicklung des Lebens­standards in Deutschland zwischen 1920 und 1960, 2008; Langewiesche, D., Reich, Nation, Föderation, 2008; Das Deutsche Kaiserreich in der Kontroverse, hg. v. Müller, S. u. a., 2009; Rödder, A., Deutschland einig Vaterland, 2009; Uhl, M., Die Teilung Deutschlands, 2009; Gehler, M., Deutschland, 2010; Staat und Recht in Teilung und Einheit, hg. v. Krüper, J. u. a., 2011; Müller, C., US-Truppen und Sowjetarmee in Deutschland, 2011; Mittler, G., Geschichte im Schatten der Mauer, 2011; Stangel, M., Die Neue Linke und die nationale Frage, 2013; Wien, B., Weichensteller und Totengräber – Ludendorff, von Hindenburg und Hitler 1914-1927, 2013; Herbert, U., Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, 2014; Möglich, M., Deutschland überall, 2015; Die physische Geographie Deutschlands, hg. v. Zöller, L., 2017; Brenner, W., Das deutsche Datum – Der neunte November, 2019; Weber, P., Getrennt und doch vereint. Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/90, 2020

Deutschlandvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das Besatzungsstatut der westlichen alliierten Siegermächte für ihre Besatzungszonen aufhebende Vertrag der Westmächte mit der Bundesrepublik Deutschland von dem 26. 5. 1952/5. 5. 1955. Er löst die →Alliierte Hohe Kommission auf und schreibt der Bundes­republik Deutschland die volle Macht eines souveränen Staates über ihre inneren und äußeren Angelegenheiten zu.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Die Rechtsstellung Deutschlands, hg. v. Rauschning, D., 1985; Kohl, H., Ich wollte Deutschlands Einheit, 1996

Deutschösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (in dem 19. Jahrhundert die inoffizielle Bezeichnung für die deutsch­sprachigen Gebiete Österreich-Ungarns und danach) die an dem 30. Oktober 1918 (str., Staatsgründungsbeschluss) ent­standene, an dem 12. 11. 1918 (Beschluss über die republi­kanische Regierungs- und Staatsform) von der provisorischen Nationalversammlung der deutschsprachigen Teile →Österreichs ausgerufene Republik, die ein Bestandteil der Deutschen Republik sein und nach dem Grundsatz der Selbstbestimmung das geschlossene Siedlungsgebiet der Deutschen innerhalb der bisher in dem Reichsrat Österreichs vertretenen Königreiche und Länder umfassen soll (einschließlich Deutschsüdmähren, Deutsch­südböhmen, Sudetenland, Brünn, Iglau, Olmütz). Der an dem 10. 9. 1919 zwischen Österreich und den alliierten Mächten geschlossene Vertrag von Saint Germain(-en-Laye) schließt dies auf Grund der Interessen der nichtdeutschen (Welt-)Mächte in Art. 88 aus beziehungsweise macht es von der nie erteilten Zustimmung des Völkerbunds abhängig. Das Deutsche Reich anerkennt in dem Vertrag von Versailles von dem 28. 6. 1919 notwendigerweise die Unabhängigkeit Öster­reichs. Mit Gesetz von dem 21. 10. 1919 ändert Österreich seinen Namen in Republik Österreich und lehnt (wegen des damit verbundenen Einstehenmüssens) die Rechtsnachfolge nach der Monarchie (nochmals) ab.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 220; Baltl/Kocher; Merkl, A., Die Verfassung der Republik Deutschösterreich, 1919; Brauneder, W., Eine Republik entsteht, 1999; Brauneder, W., Deutsch-Österreich 1918, 2000; Krämer, K., Die Bestrebungen für einen Zusammenschluss zwischen Österreich und Deutschland, Diss. phil. Hannover 2003

Deutschtirol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in Gegensatz zu Welschtirol der deutschsprachige Teil der ver­schiedensprachige Gebiete unter einer Herrschaft zusammenfassenden Grafen von Tirol bzw. Grafschaft Tirol. Deutschtirol reicht südlich in dem Tal der Etsch 1 bis zu der Salurner Klause.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter, 1903; Stolz, O., Deutschtirol, 1910; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 1983, 2. A. 1988, 3. A. 2001

devestieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar) entkleiden, Gewere entziehen

Devestierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., Verb devestieren) ist in dem kirchlichen Recht die das Gegenstück zu der sichtbar gemachten Bekleidung (Investierung oder Investitur) mit einem Amt bei dessen Übertragung bildende, ebenfalls sichtbar gemachte Entkleidung von dem Amt bei dessen Entzug (beispielsweise Papst Formosus 897, Petrus Leonis 1139, Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil 1414-1418, Alfred Dreyfus Frankreich 1894). In der Gegenwart wird die Devestierung wie die Investierung nicht mehr durchgeführt.

Lit.: Kober, F., Die Deposition und Degradation, 1867; Kantorowicz, E., The King’s Two Bodies, 1957

Devolution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1832 bezeugt – nicht in EDEL – und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist der Übergang eines Rechtes von einer Person auf eine andere, insbesondere in der Kirche der Übergang des Rechtes zu der Verleihung eines Amtes auf den nächsthöheren Oberen, wenn der an sich zuständige Berechtigte sein Recht nicht oder nicht rechtmäßig ausübt. Die Devolution findet sich sachlich bereits bei Justinian. Seit dem 13. Jahrhundert schränkt die Kirche den Anwendungsbereich ein.

Lit.: Ebers, G., Devolutionsrecht, 1906, Neudruck 1965; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 343

Dezember (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1290 bezeugt – um 1200 [Arzneibuch Ipocratis] in EDEL aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M.) zehnter Monat der Römer bzw. später zwölfter Monat

Dezemberverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in →Österreich eine Gesamtheit von sechs an dem 21. 12. 1867 erlassenen Gesetzen (Gesetz über die Ministerverantwortlichkeit, Staatsgrundgesetz über die Reichsvertretung [Novellierung des Grundgesetzes der Februarverfassung von 1861 mit Herrenhaus, Abgeordnetenhaus, kaiserlichem Vetorecht und Notverordnungs­recht], Staatsgrundgesetz über die allge­meinen Rechte der Staatsbürger [übernimmt Gesetz zu dem Schutze der persönlichen Freiheit und Gesetz zu dem Schutz des Hausrechts aus dem Jahr 1862], Staatsgrundsetz über die Einsetzung eines Reichsgerichts [verfas­sungsgerichtliche und verwaltungsgericht­liche Zuständigkeiten des Reichsgerichts], Staatsgrundgesetz über die richterliche Gewalt [Trennung von Rechtspflege und Verwaltung, Unabhän­gig­keit des Richters, Mündlichkeit, Öffent­lichkeit, Anklagever­fahren, Geschwo­re­nen­gerichte, Ankündigung eines Verwaltungsge­richtshofs], Staatsgrund­gesetz über die Ausü­bung der Regierungs- und Vollzugsgewalt [beispielsweise Bindung an die Gesetze], Delegationsgesetz über das Verhältnis zwischen der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte und deren Beziehung zu dem gemeinsamen Monarchen), die beispielsweise einen Reichsrat mit Herrenhaus und Abgeordnetenhaus, Grund­rechte in neunzehn Artikeln, ein Reichsgericht als Verfassungs­gerichtshof sowie Trennung von Ver­waltung und Justiz vorsehen.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­VerfOe­Dezem­ber1867.doc; Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; Haider, B., Die Protokolle des Verfassungsausschusses des Reichsrates von 1867, 1997

Dezennalrezess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zehn Jahre laufende Steuerbewilligungsbeschluss der Landstände, den Maria Theresia seit 1749 (außer in Kärn­ten) in ihren Ländern politisch erzwingt.

Dezision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entscheidung, Urteil

Diakon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in besonderer Bedeutung 1964 – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. 119, 1339 HHildeshUB. IV 821, Richofen, WB. 686] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lehnwort aus dem Griechischen, „Diener, Helfer“) ist in der Antike ein dem Bischof untergeordneter Diener oder Gehilfe, danach eine Vorbereitungsstufe (Weihegrad) auf dem Weg zu der Priesterschaft. In der protestan­tischen Kirche gewinnt der Diakon seit dem 19. Jahrhundert, in der katholischen Kirche seit dem zweiten Vatikanischen Konzil an Bedeutung. Hier ist der Diakon, der auch verheiratet sein kann, ermächtigt, viele liturgische Handlungen selbständig vorzunehmen (ausgenommen Eucharistie und Bußsakramenterteilung).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Reynolds, R., The Ordinals of Christ, 1978; Der Diakon, hg. v. Plöger, J. u. a., 1980; Landau, P., Officium und libertas christiana, 1991; Will, J., Die Rechtsverhältnisse zwischen Bischof und Klerus im Dekret des Bischofs Burchard von Worms, 1992; Handbuch Geschichte der deutschen evangelischen Diakonie, hg. v. Kaiser, J., 2000; Schmuhl, H. u. a., Diakonie in der Diaspora, 2015; Geschichte der Diakonie in Quellen, hg. v. Schäfer, G. u. a. 2019

Dialogus (M.) de scaccario (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,Gespräch über das Schatzamt) des Schatzmeisters Richard von Ely (um 1178) ist ein Lehrgespräch (Dialog) zwischen Lehrer und Schüler über die von dem Schatzamt (lat. [N.] scaccarium, engl. exchequer) in Finanz­angelegenheiten angewandten Rechtssätze des englischen Rechtes. S. Google

Lit.: Busz, H., Zur Entstehungsgeschichte des Scaccarium, ZRG GA 35 (1914), 437; Richard von Ely, Dialog über das Schatzamt, übers. v. Siegrist, M., 1963; Dialogus de Scaccario, hg. v. Carter, F. u. a., 1983

Diät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reisediät und Seelendiät - nicht bezeugt und in DW2 1230 als Lebensweise und 1647 als Taggeld bezeugt – um 1230 [Diu Crône von Heinrich von dem Türlin] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [CoutSPierreGand 319] in drei Stellen als Tagfahrt und Taggeld [1731 ÜberlingenStR. 676] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich die geregelte Lebens­weise oder der Aufenthaltsort. Diäten sind seit dem 20. Jahrhundert die (in leichter gesetzgeberischer Selbstbedienung zunehmend höhere) Entschädigung des Ab­geordneten für die von ihm anfangs ohne Entgelt für politische Arbeit aufgewandte Zeit (Gesetz des Deutschen Reiches von dem 21. 5. 1906).

Lit.: Butzer, H., Diäten und Freifahrt, 1999; Urban, N., Die Diätenfrage, 2003

dichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1790 bezeugt - 2. Hälfte 8. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [SächsWChr. 313] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schaffen, erfinden, in Wörtern ein Kunstwerk bilden

Dichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1160 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1421 [HildeshUB. III 432] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb dichten 2. Hälfte 8. Jh.) ist der Verfasser eines in Wörtern gefassten Kunstwerks wie beispielsweise des Hildbrandslieds.

Dichterkrönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1886 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich von 1315 (Albertino Mussato Universität Padua) bis 1804 (Karl Reinhard) nachweisbare Ehrung von Dichtern durch Krönung seitens der Päpste und Fürsten.

Lit.: Broadus, E., The Laureateship, 1921; Konrad Celtis und Nürnberg, hg. v. Fuchs, F., 2004

Dichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1386 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1890 [Badisches Landrecht] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das in Wörtern gebildete Kunstwerk, das auch vielfältige Bezüge zu dem Recht aufweisen kann.

dictare, dictāre, lat., V., wiederholt sagen, vorsagen, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *deik̑-, V., zeigen, weisen, sagen

dictator, dictātor, lat., M., Befehlshaber, Diktator, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre

dictatura, dictātūra, lat., F., Diktatur, Amt des Diktators, Geschäft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre

dictatus, dictātus, lat., M., Diktieren, gr. ὑπαγόρευσις (hypagóreusis) Gl, ὑπηγορία (hypēgoría) Gl, Gennad. (Ende 5. Jh. n. Chr.), Gl, s. dictāre

Dictatus (M.) papae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) sind fünf in dem ersten und zweiten Buch des Registers der Briefe Papst Gregors VII. als Dictatus papae bezeichnete Stücke bzw. genauer 27 undatierte Sätze Gregors VII. (1073-1085), die zwischen zwei Briefen von dem 3. und 4. 3. 1075 in das Register eingetragen sind und ohne erkennbare Ordnung Vorrang und Vorrechte der römischen Kirche und des Papstes betonen, jedoch keine zeitgenössische Wirk­sam­keit entfalten.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Dictatuspapae1073-1085(latein).htm; http://www.koeblergerhard.­de/Fontes/Dictatuspapae1073-1085(deutsch).htm; Kroeschell, DRG 1; Caspar, E., Das Register Gregors VII., (in) Monumenta Germaniae Historica, Epistolae selectae Bd. 2,1 1920, 201; Hofmann, K., Der Dictatus papae, 1933; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hoffmann, H., Zum Register und zu den Briefen Papst Gregors VII., DA 32 (1976), 86; Fuhrmann, H., Papst Gregor VII. und das Kirchenrecht, (in) Studi Gregoriani 13 (1898), 123

Dieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt - drittes Viertel 8. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 162, II 472, III 186, 382] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich wohl seit Entstehung von Besitz und Eigentum des Menschen mögliche Täter des →Diebstahls.

Lit.: Blauert, A./Wiebel, E., Gauner- und Diebslisten, 2001; Siciliano, D., Das Leben des fliehenden Diebes, 2003, 2. A. 2013; Gehrlach, A., Diebe, 2016

Diebstahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jh. bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [DspLR. Art. 110] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die (gewaltlose) Wegnahme einer fremden beweglichen Sache in der Absicht, sich (oder einem Dritten) dieselbe rechtswidrig zuzu­eignen (bzw. ganz allgemein eine Form der Vermögensschädigung). In dem altrömischen Recht hat die Sachentziehung (lat. [N.] furtum) grundsätzlich die Leistung des Doppelten des Wertes und die Infamie als Folgen. In der klassisch-römischrechtlichen Zeit wird der Diebstahl zunehmend öffentlich verfolgt und mit Strafe geahndet. Justinian betont daneben den Ausgleich mit dem Doppelten. In dem Mittelalter wird zunächst der Diebstahl, dessen Kennzeichen die Heimlichkeit ist, mit einer →Buße geahndet. Mit der Landfriedensgesetzgebung wird der große Diebstahl einer wertvolleren Sache mit der →Todesstrafe (Hängen), der kleine Diebstahl einer geringerwertigen Sache mit der →Leibesstrafe (Haut und Haar) bedroht, wobei die Grenze zwischen groß und klein an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten verschieden gesetzt wird. Die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) scheidet Diebstahl, Raub und Unterschla­gung, doch setzt sich dies nicht vollständig durch und werden Diebstahl und rezipiertes (lat. [N.]) furtum vielfach vermengt. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird der Diebstahl endgültig eingeengt und die Todesstrafe für Diebstahl allmählich beseitigt. 1851 wird in Preußen auch die Trennung von großem Diebstahl und kleinem Diebstahl aufgegeben.

Lit.: Kaser § 51 I; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 27, 48, 65, 86, 119, 158; Hälschner, H., System des preußischen Strafrechts, 1868, 2, 388ff.; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931, 459ff.; Fischer, H., Der Diebstahl in den Volksrechten, 1942; Janßen, H., Der Diebstahl, Diss. jur. Göttingen 1969; Hagemann, H., Von dem Diebstahl im altdeutschen Recht, (in) FS H. Krause 1975, 1; Wirtz, H., Versuch und Vollendung beim einfachen Diebstahl in Rechtsprechung und Dogmatik der Partikularrechte, Diss. jur. Kiel 1976; Stackmann, N., Die Recht­sprechung des preußischen Obertribunales zum Diebstahl, Diss. jur. München 1989; Schnyder, S., Tötung und Diebstahl, 2010; Gehrlach, A., Diebe, 2016

dienen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [Ahd.Gl. I 104, 206f., 207] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) folgen, unterstützen, für einen anderen tun

Dienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [Ahd.Gl. I 148] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb dienen 765) ist die Tätigkeit eines Menschen für einen anderen. Die Grundlage hierfür ist ver­schieden, kann aber auch in dem römischen Recht und ab dem Hochmittelalter in einem →Dienstvertrag bestehen.

Lit.: Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Biographisches Handbuch des deutschen auswärtigen Dienstes 1871-1945, hg. v. Auswärtigen Amt, Bd. 1ff. 1999ff.; Concepts and Patterns of Service in the Later Middle Ages, hg. v. Curry, A. u. a., 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Bartmann, C., Die Rückkehr der Diener, 2016

Dienstadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und ohne Zeitangabe in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB, II 1120, Gutzeit, Livl. I 187], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, M.) ist sachlich der durch Dienst für einen Herrn entstehende Adel beispielsweise der zunächst unfreien Dienstmannen aber auch ursprüng­lich Freier in dem ausgehenden Frühmit­telalter.

Lit.: Bosl, K., Die Reichsministerialität, 1950/1; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1989; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstiftes Konstanz, 1999; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005

dienstbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jh. [Mone, QS. III 482] bzw. 1369 [BadenArgStR. 18] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu Dienst pflichtig, zu Dienst bereit

Dienstbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 14. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Tomaschek, Trient 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Lehnübertragung von lat. [F.] servitus, Adjektiv dienstbar 1200) ist das beschränkte dingliche Recht an einer Sache, das den Eigentümer in einzelnen Beziehungen in der Benutzung der Sache oder in der Ausübung seiner Rechte zu Gunsten eines anderen oder des Berechtigten einer anderen Sache beschränkt. In dieser Beziehung kennt das altrömische Recht bereits (lat. [N.]) iter (Pfad), [M.] actus (Trift), [F.] via (Weg) und [M.] aquaeductus (Wasserleitung), die als handgreifbare Sachen (lat. [F.Pl.] res mancipi) behandelt werden. Dabei werden eine in einem Tun bestehende Dienstbarkeit, eine Dienstbarkeit an einer eigenen Sache und die Ersitzung einer Dienstbarkeit abgelehnt. Spätestens Justinian (527-565) lässt auch die Personalservitut zu. Nach diesen römischen (lat. [F.Pl.]) servitutes finden sich verschiedene beschränkte dingliche Nut­zungsrechte vor allem an Liegenschaften seit dem Hochmittelalter auf unterschiedlicher Grund­lage. Seit dem Spätmittelalter werden die römischen Regeln über Servituten in abgeänderter Form aufgenommen. Danach kann jede Nutzung beliebiger Art Gegenstand einer Dienstbarkeit sein, auch ein Tun (sog. deutschrechtliche Dienstbarkeit). Sie kann sogar dem Eigentümer der Sache zustehen. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Öster­reichs (1811/1812) folgt weitgehend dem römischen Recht.

Lit.: Kaser § 28; Hübner; Köbler, DRG 26, 125, 163; Naendrup, H., Zur Geschichte deutscher Grund­dienstbarkeiten, 1900; Birzer, B., Altrechtliche Dienstbarkeit in der Oberpfalz, Diss. jur. Regensburg 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Dienstleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1528 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1684 [Lünig, CJMilit. Anh 177] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung eines Dienstes für einen anderen durch einen Menschen.

Lit.: Dienstleistungen, hg. v. Gilomen, H. u. a., 2007

Dienstmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 402, 441, II 77, III 134, 183, 396] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der durch Dienst allmählich in den Adel aufsteigende Unfreie. Dies ist sowohl in dem Dienst des Königs (Reichsdienstmann) wie auch in dem Dienst eines anderen Herrn möglich. In dem 19. Jahrhundert ist Dienstmann die Bezeichnung eines amtlich angestellten Gepäckträgers.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Loesch, H. v., Das kürzere Kölner Dienstmannenrecht, ZRG GA 44 (1924), 298; Haendle, O., Die Dienstmannen Heinrichs des Löwen, 1930; Bumke, J., Studien zum Ritterbegriff, 1964, 2. A. 1977; Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2003

Dienstrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1310 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1310?, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für eine Diensttätigkeit geltende Recht. In dem Mittelalter gibt es für die Dienstmannen eines Herrn verschiedentlich ein besonderes, manchmal schriftlich nie­dergelegtes Recht (beispielsweise Limburg 1035, Bischof von Bamberg [1057-64], Sankt Maximin bei Trier, Grafen von Ahr, Erzbischof von Köln [um 1154], Bischof von Basel, Grafen von Tecklenburg), das mit dem Aufstieg der Dienstmannen in den niederen Adel in dem allgemeinen Lehnrecht aufgeht. In der jüngeren Neuzeit ist unter Dienstrecht vor allem das Recht des öffentlichen d. h. staatlichen Dienstes zu verstehen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 104; Loesch, H. v., Das kürzere Kölner Dienstmannenrecht, ZRG GA 44 (1924), 298; Stech, L., Die Dienstrechte von Magdeburg und Hildesheim, Diss. jur. Göttingen 1965

Dienstvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1832 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Gutzeit, Livl. I 188] in 1 Stelle belegt - nach U. Köbler 1794 – und in Google sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegen­seitige Vertrag, in dem sich der eine Teil (Dienstverpflichteter) zu der Leistung verein­barter Dienste irgendeiner Art, der andere Teil (Dienstberechtigter) zu der Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet. In dem klassischen römischen Recht gehört dieser Vertrag zu der Gruppe von Verhältnissen, die in dem in seiner Vorgeschichte unklaren Konsensualkontrakt (lat.) →locatio conductio ([F.] Hinstellung - Mitführung) zusam­mengefasst sind (→locatio conductio ope­rarum, locator ist Dienst­nehmer, conductor ist Dienstgeber, grundsätzlich auf bestimmte Zeit gegen Ent­gelt). Er hat deswegen aber nur einen geringen Anwendungsbereich, weil die sehr häufigen Dienste der Sklaven auf Grund ihres Status als Sklave und damit nicht auf Grund eines Vertrags erbracht und höhere Dienste (lat. artes [F.Pl.] liberales) nicht durch Entgelt entlohnt, sondern durch Ehrengaben (lat. [N.] honorarium) anerkannt werden. Auch in dem Frühmittelalter werden Dienste besonders auf Grund grundherrschaftlicher Abhängigkeit oder lehnsrechtlicher Verbin­dung geleistet. Diese personen­recht­lichen Abhängigkeitsver­hältnisse werden nur in der hochmittelalterlichen Stadt durch den Dienstvertrag ersetzt (Gesinde, Gesellen). In der frühen Neuzeit werden auch höhere Dienste entgeltlich. Das 19. Jahrhundert hebt die personen­rechtlichen Abhängigkeitsverhältnisse auf, regelt den Dienstvertrag in dem Wesentlichen römisch­rechtlich und erhofft sich von dem freien Spiel der Kräfte den gerechten Ausgleich (beispielsweise §§ 611ff. BGB). Da dieser wegen der ungleichen wirtschaftlichen Gewichtigkeit von Dienstgeber und Dienstnehmer ausbleibt, entwickelt sich der besondere →Arbeitsvertrag für das abhän­gige, fremdbestimmte Dienstverhältnis, so dass der Dienstvertrag sich auf wenige Anwen­dungs­fälle beschränkt.

Lit.: Kaser § 42; Söllner §§ 10, 17; Hübner; Köbler, DRG 45, 127, 166, 215, 240, 271; Gierke, O., Die Wurzeln des Dienstvertrags, (in) FS H. Brunner, 1914, 37; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im deutschen Mittelalter, 1934; Schmelzeisen, G., Die Ar­beitsordnungen in den jüngeren Berggesetzen, ZRG GA 72 (1955), 111; Schröder, R., Zur Arbeitsver­fassung des Spätmittelalters, 1984; Amann, P., Abgrenzung und Anwendungsbereich von Dienst­vertrag, Werkvertrag und Auftrag in der Ent­steh­ungs­­geschichte des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Diss. jur. Bielefeld 1987; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Stähler, M., Der freie Dienstvertrag in der Rechtspre­chung seit 1900, 2010; Pierson, T., Vom Vertrag zum Status – Das Dienstvertragsrecht der Frankfurter Dienstbriefe im alten Reich, 2019

Diepholz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Moormeyer, W., Die Grafschaft Diepholz, 1938

Dies interpellat pro homine (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., der Termin mahnt für den Menschen) ist eine Regel des Rechtes des Verzugs, die sich für das klassische römische Recht (noch) nicht nachweisen lässt. Nach mittelalterlichem deutschem Recht muss der Schuldner eine Verbindlichkeit, deren Fälligkeit durch eine Zeitangabe bestimmt ist, an diesem Zeitpunkt erfüllen. Hieraus bildet der (lat.) →usus (M.) modernus pandectarum (moderne Gebrauch der Pandekten) den Satz dies interpellat pro homine., der jedoch nicht überall anerkannt wird. Der Code civil (1804) lehnt ihn ab.

Lit.: Kaser § 37 II; Hübner 556ff.; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gregor IX. um 1170-1241, Dekretalen 3, 18, 4, an dem Ende)

Die Tat tötet den Mann (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) d. h. der äußere Erfolg – der Handlung – entscheidet -, nicht dagegen die innere Einstellung des Handelnden -).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 315 (Simrock 1846); Schildt, B., Die Tat tötet den Mann, ZRG GA 114 (1997), 380

Dietrich von Bern →Theoderich

Dietrich von Bocksdorf →Bocksdorf, Dietrich von

Dietrich von Nieheim (Nieheim/Brakel bei Paderborn um 1345-Maastricht 22. 3. 1418)

Lit.: Dietrich von Nieheim, Viridarium imperatorum et regum Romanorum, hg. v. Lhotsky, A. u. a., 1956

differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. differre

Differentien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 nicht, aber in DW2 Wortarchiv 1628 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. differre, des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) Unterschiede

Differentienliteratur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die ansatzweise schon in der Spätantike vorhandene, dann von den Glossatoren verbreitete Vergleichslitera­tur zwischen den unterschiedlichen, gleichen Gerechtigkeitsgehalt ermöglichenden Lösun­gen verschiedener Rechte. Dabei wird insbesondere das römisch-weltliche Recht mit dem kirchlichen Recht oder mit den einheimischen Partikularrechten verglichen (beispielsweise Berhard Walther 1516-1584, Johann Baptist Suttinger 1662 [lat. M.Pl. Consuetudines Austriacae, österreichische Gewohnheiten], Nikolaus Beckmann 1634-1689, Johann Weingärtler 1674, Benedikt Finsterwalder).

Lit.: Köbler, DRG 143; Fontana, A., Amphitheatrum legale, 1688, Neudruck 1961, Teil III, 13; Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur, 1867, Neudruck 1957; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,345

differieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1596 bezeugt – 1627 [Kepler] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das lateinische differrre des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) unterscheiden

Differenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Wertdifferenz und Werthöhendifferenz nicht und in DW2 um 1270 bezeugt – 3. Viertel 13. Jahrhundert [Der Jüngere Titurel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit; Cic. (81-43 v. Chr.), s. differre mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb differieren 1596 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) Unterschied

Differenzgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1880 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf der Preis­dif­ferenz zweier zu unterschiedlicher Zeit ge­schlossener Rechtsgeschäfte beruhende Rechtsgeschäft.

Lit.: Duderstadt, D., Spiel, Wette und Differenz­geschäft (§§ 762-764 BGB) in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007

differre, lat., V., auseinander tragen, nach verschiedenen Seiten tragen, ausbreiten, verbreiten, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, ferre

dīgerere, lat., V., auseinander tragen, zerteilen, verteilen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis‑, gerere

dīgesta, lat., N. Pl., Digesten, Bibel; Q.: Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. dīgestus (1), dīgerere

Digesten (Wort – Digest – in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 in dem 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb., Durchgearbeitetes) (oder griech. Pandek­ten) sind (allgemein Gesamtdar­stel­lungen [des römischen Rechtes] und besonders) die (9142 bzw. 9950 Fragmente) Auszüge aus (mehr als 200 von rund 2000 damals noch vorhandenen) Schriften bzw. 1528 Büchern (wahrscheinlich 39) klassischer Rechtskun­diger des römischen Rechtes, die (in einem Umfang von vielleicht 1000354 Wörtern) der oströmische Kaiser Justinian 530/533 unter Beseitigung der unmittelbaren Geltung aller nicht erfassten Texte zu einem als Kompilation entstandenen Gesetz erhebt (16. 12. 533 [lat. F. Constitutio Tanta Festsetzung so groß] bzw. 30. 12. 533). Sie werden von einer Kom­mission vorbereitet, welcher der Rechts­kundige und Justizminister Tribonian vorsitzt und welcher die vier Professoren Dorotheus und Anatolius aus Berytos (Beirut) sowie Theophilus und Cratinus aus Konstantinopel, der magister officiorum und elf Anwälte angehören (insgesamt siebzehn? Mitglieder mit unbekannt vielen Mitarbeitern). Über die erstaunlich rasche Arbeitsweise besteht keine völlige Klarheit, doch wird seit Bluhme (1820) davon ausgegangen, dass die Kommission in (4) Untergruppen einzelne Stoffmassen (Sabinusmasse aus den Kommentaren zu dem lat.[N.] ius civile, Zivilrecht, Ediktmasse aus den Edikts­kommen­taren, Papinianmasse aus den Werken der Spätklassiker, Appendix­masse) vielleicht auf Grund schon vorhandener vergleichender Literatur verwertet und dabei (rund 2000 Schriften mit 3000000 versus [Zeilen]) zumindest mittelbar berücksichtigt. In dem Vordergrund stehen Rechtskundige der klassischen Zeit (Ulpian [zwei Fünftel], Paulus [ein Fünftel], Papinianus, Gaius und Modestinus [zusammen ein Fünftel]). Vermutlich sind etwa fünf bis sieben Prozent (beziehungsweise fünf bis zehn Prozent) dessen aufgenommen, was zu der Zeit Justinians von den Schriften der Rechtskundigen noch vorhanden ist. Die Reihenfolge schließt sich an das prätorische Edikt an. Das Gesamtwerk ist in 50 Bücher (mit 432 Titeln und 150000 versus, Zeilen) gegliedert (Buch 1 Rechtsquellen, Bücher 2 bis 46 Privatrecht, Bücher 47, 48 Strafrecht, Buch 49 Appellation Buch 50 Verwaltungsrecht und Bedeutung von Wörtern). Die sachlichen, teilweise allerdings schon vor Justinian erfolgten Eingriffe in die Schriften werden in der Neu­zeit als →Interpolationen bezeichnet, deren Umfang streitig ist. Die wohl wegen ihrer Schwierigkeit oder schwereren Verständlichkeit zwischen 603 und 1076 (erste Wiedererwähnung) in dem Westen kaum genannten Digesten sind in (zwei) Handschriften des 6. oder frühen 7. Jahrhunderts (907 Blätter umfassende, in zwei Bände 1-29 und 30-50 getrennte, vermutlich in Kon­stanti­no­pel/Byzanz in dem 6. oder frühen 7. Jahrhundert zweispaltig geschriebene, spätestens in dem 9. oder 10. Jahrhundert in Italien liegende, in dem späteren 11. Jahrhundert in Süditalien wieder­entdeckte, wahrscheinlich 1155 von Amalfi nach Pisa – littera Pisana Schrift aus Pisa –, 1406 von Pisa nach Florenz gebrachte [Codex Florentinus, Florentiner Handschrift] und 1553 erstmals gedruckte Handschrift) und 11. Jahrhunderts (verlorene, von der Florentina abhängige, aber nach einer von dieser unabhängigen Vorlage durch­korrigierte, vielleicht in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts möglicherweise in Süd­italien geschaffene Stammform [lat. M. Codex Secundus, zweite Handschrift] der in drei Teile geteilten Vulgat­handschriften) sowie drei Fragmenten des 7./8. Jahrhunderts und zwei Fragmenten des 9. Jahrhunderts (insgesamt dreigeteilt in Digestum vetus, altes Durchgearbeitetes 1-24,2, Digestum infortiatum 24,3-38,2, gestärktes beziehungsweise geschwächtes Durchgearbeitetes und Digestum novum, neues Durchgearbeitetes 39-50) überliefert. Diese Quellen ermöglichen die Aufnahme (Rezep­tion) der Gedankenwelt der römischen Rechtskundigen in dem Mittelalter. Zitiert werden die Digesten nach Buch, (meist) Titel, Fragment (oder Gesetz) (lat. [F.] lex) und Anfang (lat. [N.] principium = eigentlich Paragraph 1) bzw. Paragraph (der zweite Abschnitt wird als § 1 gezählt) (beispielsweise D. 8,3,23,2, früher [als ff. für Digesten] nach Titelrubrik und Anfangsworten der Fragmente). Bekannte Drucke stammen von 1523, 1553 Lelio Torelli in Florenz und 1583. S. Google

Lit.: Kaser §§ 1, 2; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Söllner §§ 22, 23; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 50, 53, 105; Digestorum seu pandectarum libri quinquaginta, hg. v. Haloander, G., 1529, Neudruck 2004; Digestorum seu Pandectarum libri quinquaginta, 1553, Neudruck 2004; Digesta et Institutiones, rec. Gebauer, G./Spangenberg, G., 1776, Neudruck 2004; Spangenberg, E., Einleitung in das Römisch-Justinianeische Rechtsbuch, 1817, 650ff.; Bluhme, F., Die Ordnung der Fragmente in den Pandektentiteln, ZRG 4 (1818), 257; Kantorowicz, H., Über die Entstehung der Digestenvulgata, ZRG RA 30 (1909), 183ff., 31 (1910), 14ff.; Schulz, F., Einführung in das Studium der Digesten, 1916; Krüger, H., Die Herstellung der Digesten Justinians, 1922; Schindler, K., Justinians Haltung zur Klassik, 1966; Archi, G., Giustiniano legislatore, 1970; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Honoré, T., Tribonian, 1978; Kaser, M., Ein Jahrhundert Inter­polationenforschung, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 1979; Van de Wouw, H., Zur Textgeschichte des Infortitatum, (in) Ius Commune 11 (1984), 231ff.; Manrovani, D., Digesto e masse bluhmiane, 1987; Digesten 1-10, übersetzt v. Behrends, O. u. a., 1995, 11-20 1999, 21-27 2005, 28-34 2012; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Kaiser, W., Schreiber und Korrektoren des Cod. Florentinus, ZRG GRA 118 (2001), 133ff.; Radding, C., The Corpus Iuris Civilis in the Middle Ages – manuscripts and transmission from the sixth century to the juristic revival, 2007; Troje, H., Crisis digestorum. Studien zur historia pandectarum, 2011; Reinoso-Barbero, F., Modus allegandi textus qui in pandectis continentur, 2013; Martín Minguijón, A., Digesto, 2013

Digestum (N.) infortiatum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., gestärktes bzw. geschwächtes bzw. unter Verschluss gehaltenes bzw. in Kraft gesetztes Durchgearbeitetes) sind die Bücher 24,3 bis 38 der Vulgatafassung der →Digesten, wobei das in D. 38, 2, 82 beginnende Schlussstück tres partes (lat. [F.Pl.] drei Teile) heißt. S. Google

Lit.: Accursii Glossa in Digestum vetus, in Digestum infortiatum, in Digestum novum, in Codicem, in Volumen, 1487ff.; Wouw, H. van de, Zur Textgeschichte des Infortiatum, (in) Ius commune 11 (1984), 231; Whitman, J., A Note on the medival Division, (in) TRG 59 (1991), 269

Digestum (N.) novum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., neues Durchgearbeitetes) sind die Bücher 39-50 der Vulgatafassung der →Digesten. S. Google

Digestum (N.) vetus (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., altes Durchgearbeitetes) sind die Bücher 1-24,2 der Vulgatafassung der →Digesten. S. Google

Dijon ist als gallorömisches Divio in dem 2. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar. 1182 erlangt es unter den Herzögen von Burgund Stadtrecht. 1477 kommt es an Frankreich und erhält 1737 eine Universität. S. Google

Lit.: Humbert, F., Les finances municipales de Dijon, 1961; Didier, P., Les statuts de métier à Dijon aux 14e et 15e siècles, ZRG GA 94 (1977), 63; Histoire de Dijon, hg. v. Gras, P., 1981

Dikasterium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1693 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gerichtshof

Diktator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1490 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums - dictātor, lat., M., Befehlshaber, Diktator, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Diktatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1531 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums - dictatura, dictātūra, lat., F., Diktatur, Amt des Diktators, Geschäft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre - mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb diktieren 15. Jh.) ist in dem altrömischen Recht das Amt eines von einem →Konsul in einer Notlage für eine streng befristete Zeit ernannten außerordentlichen Magistrats (Diktators) (ohne kontrollierenden Kollegen, beispielsweise T. Larcius 501 v. Chr., von Sulla und Caesar ohne zeitliche Beschränkung ausgeübt, 44 v. Chr. abgeschafft). In dem Anschluss hieran entwickeln sich unter Wiederbelebung von Diktatur in der Renaissance verschiedene Formen unbeschränkter Herrschaft eines Einzelnen oder einer Gruppe, die vielfach totalitäre Züge zeigen (beispielsweise unter Josef Stalin, Adolf →Hitler, Diktatur des Proletariats). Von 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union weisen 17 Erfahrungen mit Diktaturen (u. a. 1919 Ungarn, 1922 Italien, 1923 Spanien, 1926 Portugal, Polen, 1933 Deutsches Reich, 1934 Estland, Lettland, Österreich, Bulgarien, 1936 Griechenland, 1938 Rumänien, 1939 Spanien, daneben 1917 Sowjetunion, 1925 Albanien, 1929 Jugoslawien) auf.

Lit.: Söllner §§ 6, 13; Köbler, DRG 222; Kautsky, Z., Die Diktatur des Proletariats, 1918; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 900; Schmitt, C., Die Diktatur, 1928, 6. A. 1994; Arendt, H., Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, 1957, 13. A. 2011; Bracher, K., Die deutsche Diktatur, 1973, 7. A. 1993; Korporativismus in den südosteuropäischen Diktaturen, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 2005; Diktaturüberwindung in Europa, hg. v. Hofmann, B. u. a., 2010; Erinnerung und Gesellschaft, hg. v. Assmann, W. u. a., 2011; Kellerhoff, S., Aus der Geschichte lernen, 2013; Diktaturen, hg. v. Hürter, J./Wentker, H., 2019

diktieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – dictieren – und in DW2 15. Jh. bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sagen, befehlen

Dilatura (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) lat. [F.], delatura, zu mlat. dilatura, F., Verzögerung, Aufschub) ist eine besondere frühmittelalterliche Buße bei Vermögensverletzung (Weigerungsbuße?).

Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H./Schwerin, C., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2 2. A. 1928, § 138; Goldmann, E., Zum Problem der dilatura, ZRG GA 53 (1932), 43

diligentia, dīligentia, lat., F., Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Umsicht, Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīligere

Diligentia (lat. [F.]) ist in dem spätrömischen Recht die dem sorgsamen Familienvater angemessene Sorgfalt, deren Einhaltung Schuld ausschließt, deren schuldhafte Verletzung aber eine Nachlässigkeit bedeutet.

Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 63; Köbler, LAW

diligentia quam in suis (rebus) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) (Beachtung der) Sorgfalt wie in eigenen (Angelegenheiten) (schließt Verschulden etwa bei unentgeltlicher Ver­wahrung, Gesellschaft oder Miteigentum aus).

Dillingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Donau ist von 1549/1554 bis 1804 Sitz einer Universität.

Ding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [AhdGl. I 64, 66, 248, 300, 354, 374, 415, 452 und öfter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen - *tenkos, Zeit – verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter und vielleicht schon vorher die (zu einer bestimmten Zeit stattfindende) Ver­sammlung (der erwachsenen freien Männer ursprünglich eines Stammes, in dem fränkischen Reich wegen dessen großer Ausdehnung wohl bald nur noch kleinerer Gruppen oder Gebiete), in der über verschiedene Angelegenheiten gesprochen und verhandelt werden kann. Dementsprechend ist Ding die wichtigste Bezeichnung für das Gericht. Unterschieden werden dabei (bei Franken und Sachsen) echtes (ungebotenes, an festen Zeitpunkten in einer Grafschaft alle sechs Wochen und damit an jeder der drei oder vier Gerichtsstätten einer Grafschaft zweimal oder dreimal je Jahr stattfindendes) Ding und (je nach Bedarf beson­ders) gebotenes Ding. Das jeweils durch die besondere Hegung eröffnete Ding wird (unter freiem Him­mel auf leicht sichtbaren und gut erkennbaren Hügeln oder Malbergen oder auch bei großen Bäumen oder Steinen an dem Tag) von dem König, Grafen oder von sonstigen (zunächst Thunginen, seit karolingischer Zeit) Richtern geleitet. Die inhaltlichen Entscheidungen werden von dem Umstand (Dinggenossenschaft, Genossenschaft der Dingangehörigen) oder be­sonderen Urteilern (Rachinburgen, Schöffen) gefällt. Diese Aufgabenteilung wird auch von den kirchlichen Sendgerichten übernommen. Dagegen erscheint seit dem 13. Jahrhundert in der Kirche der berufsmäßige Einzel­richter, der seit dem frühen 15. Jahrhundert die Laienurteiler verdrängt. In dem 16. Jahrhundert tritt dementsprechend die Verwendung von Ding in dem Sinne von Gericht zurück, hält sich aber in ländlichen Weistümern bis in das 18. Jahrhundert. In der Umgangssprache bleibt Ding in blasser, allgemeiner Bedeutung (Sache, Angelegenheit, Gegenstand, Gegebenheit) erhalten.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 85, 116; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Amira, K. v., Die Dingzeiten des Schultheißen zu Magdeburg, ZRG GA 28 (1907), 437, 29 (1908), 337; Buchwald, G., Das thüringische Hegemahl, ZRG GA 28 (1907), 444; Loening, O., Die Gerichtstermine im Magdeburger Stadtrecht, ZRG GA 30 (1909), 37; Amira, K. v., Die Dingzeiten des Schultheißen zu Magdeburg, ZRG GA 30 (1909), 310; Rietschel, S., Nochmals die Dingzeiten des Magdeburger Schultheißen, ZRG GA 30 (1909), 313; Stölzel, A., Geding und Appellation, 1911;Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, 1921; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungs­rechts, 1954; Karg-Gasterstädt, E., Althochdeutsch Thing - neuhochdeutsch Ding, (in) Verh. d. Sächs. Akad. d. Wiss. 104,2, 1958; Landwehr, G., Urteilfragen und Urteilfinden, ZRG GA 96 (1979), 1; Weitzel, J., Über Oberhöfe, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985

dingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 8. Jahrhundert [AhdGl. I 301, 626, 684, II 116, 377, 510, III 420, IV 247] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verhandeln

Dingfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1462 [SchleswHUSamml. IV 520] in 6 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem →Ding und auf dem Weg zu dem Ding und zurück einzuhaltende (besondere) →Friede.

dinglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jh. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), das Ding oder die Sache betreffend

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Dinglicher Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem 19. Jahrhundert von Friedrich Carl von Savigny gedanklich entwickelte, 1872 in dem Eigentumserwerbsgesetz Preußens und 1896/1900 in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches an­erkannte, sachenrechtliche Rechtsverände­rungen betreffende Vertrag (Einigung über den Rechtsübergang oder die Rechts­entstehung an einem Gegenstand beispielsweise bei Über­eig­nung oder Verpfändung) in Gegensatz zu dem schuldrechtlichen Vertrag (beispielsweise Kauf, Schenkung).

Lit.: Köbler, DRG 212; Felgenträger, W., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927

Dingliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (seit dem 16. Jahrhundert, 1548, bisheriger Erstbeleg kurmärkische Ständeakten 1551) das eine Sache (als körperlichen Ge­genstand) betref­fende, gegen jedermann wirkende Recht (beispielsweise [Besitz,] Eigentum, Pfand, Dienstbarkeit[, Reallast, Bergwerkseigentum, Erbbaurecht, früher vielleicht auch Bodenleihe, Lehen, Un­tereigentum]) in Gegensatz zu dem (persönli­chen Sachenrecht bzw. zu dem) schuldrecht­lichen. nur in dem Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner wirkenden Recht (beispielsweise Kaufpreisforderung).

Lit.: Köbler, DRG 212; Wiegand, W., Numerus clausus der dinglichen Rechte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 623; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Dingpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1328 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1331 [HannovStR. 257] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische bzw. Westgermanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Anwesenheitspflicht in dem mittelalterlichen →Ding. In welchem Um­fang sie jeweils tatsächlich bestanden hat und auch verwirklicht ist, lässt sich nicht sicher bestimmen. Jedenfalls verringert König Karl (der Große) in einer wohl zwischen 770 und 780 vorgenommenen Veränderung ihren Umfang auf jährlich drei Dinge und sind einzelne verfolgte Fälle ihrer Verletzung nicht bekannt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985

Dinus de Rossonis Mugellanus ist ein bei Florenz um 1250 geborener Jurist in Bologna (commentaria, Kommentare, additiones, Zusätze, glossae contrariae, Gegenglossen, tractatus Abhandlungen beispielsweise (lat.) de successionibus ab intestato, über Erbfolgen ohne Testament, de modis arguendi, über Vorbringensweisen, ordo iudiciorum, Ordnung des Verfahrens, erste erhaltene - mit 53 Stücken umfangreiche - Sammlung von consilia, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 445

dioecesis, dioecēsis, diocēsis, lat., F., Diözese, Distrikt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. gr. διοίκησις (dioíkēsis), F., Diözese, Haushaltung, Verwaltung, s. latein_a_z.docx, vgl. gr. διοικειν (dioikein), V., getrennt wohnen, verwalten, besorgen

Dionysius Exiguus (Skythien um 475?-Rom um 545) ist ein skythischer Mönch, der in Rom nach dem 21. 11. 496 als Übersetzer griechische Kultur dem lateinischen Westen vermittelt und eine klar geordnete lateinische Sammlung der griechischen Quellen des Kirchenrechts (lat. [M.Pl.] canones) und der Konzilsakten (lat. [N.Pl.] decreta) herstellt ([lat.] Liber [M.] canonum, Buch der Regeln und Liber [M.] decretorum. Buch der Dekrete). Seine vielfach abgeänderte Sammlung ist durch zahlreiche Handschriften überliefert. 774 überreicht Papst Hadrian König Karl (dem Großen) die so genannte Dionysio-Hadriana, dionysisch-hadrianische Sammlung. Bei der Übernahme der alexandrinischen Berechnung des Osterdatums führt Dionysius Exiguus (nach Eusebius von Caesarea) die Jahres­zählung von Christi Geburt an (um 5 bzw. 4 Jahre zu spät beginnend) ein. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 53, 80; Strewe, A., Die Canones-Sammlung des Dionysius Exiguus, 1931; Wurm, H., Studien und Texte zur Dekretalensammlung des Dionysius Exiguus, 1939; Peitz, W., Dionysius Exiguus als Kanonist, 1945; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Mordek, H., Kirchen­recht und Reform, 1975

Diözese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1524 aus dem Griechischen aufgenommen - 1510/1530 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Amtsgebiet eines Bischofs (der katholischen Kirche, Bistum)

Diplom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1610 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. latein_a_z.docx, lat. [N.] diploma, Verdoppeltes) ist in dem römischen Altertum zunächst die durch einfaches Falten doppelt gelegte Urkunde, danach die von dem Senat, einem höheren Magistrat oder von dem Kaiser ausgestellte Urkunde. Das Mittelalter nennt Urkunden beispielsweise (lat.) charta, instrumentum, litterae, pagina, testamentum. Seit dem 17. Jahrhundert (Jean Mabillon 1632-1707) ist Diplom die Herrscherurkunde, die nach dem Ausstellerwillen dauernde Rechtskraft haben soll. In der Gegenwart ist Diplom der Abschluss einer höheren Ausbildung und die darüber erteilte Urkunde.

Lit.: Monumenta Germaniae Historiaca, Diplomata; Erben, W., Die Kaiser- und Königsurkunden des Mittelalters, 1907, 181, 238; Classen, W., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977; Kölzer, D., Merowingerstudien, Bd. 1f. 1998f.

diploma, diplōma, duplōma, lat., N., Urkunde, Handschreiben, Diplom, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. δίπλωμα (díplōma), N., zusammengelegtes Schreiben, Geleitsbrief, Reisepass; vgl. gr. διπλόος (diplóos), Adj., doppelt, zwiefach, zweifach

Diplomat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1580 bezeugt – 1811 [Goethe] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Französischen aufgenommen sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv diplomatisch 1748, auf Urkunden beruhend) ist der (durch Diplom ausge­wiesene, geschickt handelnde) Vertreter eines Staates in politischen Angelegenheiten meist in, gegenüber und mit anderen Staaten.

Lit.: Le diplomate au travail, hg. v. Babel, R., 2005; Wohlan, M., Das diplomatische Protokoll im Wandel, 2013; Widmer, P., Diplomatie, 2014; Rack, K., Unentbehrliche Vertreter – Deutsche Diplomaten in Paris 1815-1870, 2017; Diplomatie et „relations internationales“ au Moyen Âge, hg. v. Moeglin, J. u. a., 2017; Fedele, D., Naissance de la diplomatie moderne, 2017

Diplomatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1761 bezeugt – 1748 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., [in dem 17. Jahrhundert entwickelte] Urkundenlehre [zwecks Unterscheidung ech­ter und gefälschter Urkunden an Hand äußerer und innerer Merkmale]) →Diplom, Urkunde

Lit.: Mabillon, J., De re diplomatica, 1681; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, 1889, 2. A. 1912ff.; Rosenmund, R., Die Fortschritte der Diplomatik seit Mabillon, 1897; Diplomatik im 21. Jahrhundert, (in) Archiv für Diplomatik 52 (2006), 233; Vogtherr, T., Urkundenlehre, 2007; Digitale Diplomatik, hg. v. Vogeler, G., 2009

diplomatisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1748 bezeugt – 1748 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Diplomat und Diplomatik betreffend

Diplomjurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Gegenwart der seine wissenschaftliche Berufsvorbildung mit ei­nem Diplom abschließende Jurist (beispielsweise in der früheren Deutschen Demokratischen Repu­blik, an Fachhochschulen oder seit 2001 auch an einigen juristischen Fakultäten der Bundes­republik Deutschland).

Lit.: Kutschke, T., Diplom-Jurist für jedermann, (in) JuS 2003, 205

Diplovatacio, Tommaso (Korfu 25. 5. 1468-Pesaro 29. 5. 1541) verfasst nach dem Studium (des Rechtes) in Salerno, Neapel, Padua (Jason de Mayno), Perugia und Ferrara (1490) bis 1511 einen unvollständig geschriebenen (lat.) Tractatus (M.) de praestantia doctorum (Abhandlung über den Vorrang der Doktoren), in dem er die bedeutendsten Rechtskundigen des Altertums und Juristen des Mittelalters beschreibt (De claris iuris consultis, Über bedeutende Rechtskundige). S. Google

Lit.: Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 172

directorium, dīrēctōrium, lat., N., vorgeschriebener Reiseweg, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīrigere

Directorium in publicis et cameralibus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) ist die nach Vorstufen (seit 1744 Repräsentationen und Kammern, 1748 dem Herrscher unmittelbar unterstellt) 1749 unter Maria Theresia für Österreich geschaffenene Behörde, in der unter Ausschluss der Stände die innere Verwaltung und die Finanzverwaltung für alle Erbländer vereinigt werden. Zugleich werden die Hofkanzleien aufgelöst und ihre verblie­benen Zuständigkeiten der obersten Justiz­stelle ü­bertragen. 1761 wird das Directorium in publicis et cameralibus zerschlagen (beispielsweise Verwaltungsrechtspflege an oberste Justiz­stelle, Anderes an Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei), von 1792 bis 1797 unter ande­rem Namen nochmals kurzfristig herge­stellt.

Lit.: Walter, F., Die österreichische Zentralverwaltung, 1938

directus, dīrēctus, dērēctus, lat., Adj., gerade gerichtet, in gerader Richtung laufend, gerade (Adj.) (2), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z_docx., s. dīrigere

direkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – 1497 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.), unmittelbar (beispielsweise direkte, ohne abgeordnete, repräsentierende Organe beste­hende Demokratie)

dirigere, dīrigere, dērigere, dīriguere, lat., V., gerade richten, gerade machen, geradeaus laufen lassen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, regere

disciplina, disciplīna, discipleina, discipulīna, lat., F.: nhd. Schule, Lehre, Unterricht, Unterweisung, Wissenschaft, Kunst, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx., s. discipulus, →Disziplin

discipulus, lat., M., Schüler, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *discipere, lat., V., erfassen, begreifen, s. dis-, capere

Dispens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nach 1504 bezeugt – nach 1504 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und nach 1504 aus dem Lateinischen aufgenommen sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. auch F., zu lat. [F.] dispensatio, Abwiegen, Zuteilen) ist die Befreiung, insbesondere in dem katholischen Kir­chenrecht die durch die zuständige Autorität auf Grund Billigkeit erteilte Befreiung von der Geltung eines Rechtssatzes in dem begrün­deten Sonderfall.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hove, A. van, De privilegiis et dispensationibus, 1939; Bindschedler, U., Die Dis­pensation, 1958; Mussgnug, R., Der Dispens von gesetzlichen Vorschriften, 1964; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Schmugge, L., Kirche, Kinder, Karrieren, 1995; May, G., Die Auseinandersetzungen zwischen den Mainzer Erzbischöfen und dem Heiligen Stuhl um die Dispens­befugnis im 18. Jahrhundert, 2007

Dispensehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1919) ist die auf Grund eines (evtl. weltlichen) Dispenses von einem kirchen­rechtlichen Ehehindernis (beispielsweise bestehende Ehe) geschlossene Ehe (beispielsweise seit 1919 Dispense einzelner sozialistischer Länder­re­gierungen österreichischer Bundes­länder [beispielsweise Niederösterreich durch Landeshauptmann Sever] von dem Ehe­hindernis der bestehenden unauflöslichen Ehe, woraufhin bis 1938 mehr als 50000 Dispensehen entstehen).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

disponere, dispōnere, lat., V., an verschiedenen Punkten aufstellen, verteilen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, pōnere

disponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1501 bezeugt – 1529 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verfügen. bestimmen

dispositio, lat., F.: taktische Aufstellung, Anordnung, Anlage, Stellung, Einrichtung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dispōnere

Dispositio (F.) Achillea (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lasteinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., achillische Verfügung) ist die Verfügung bzw. das Hausgesetz (str.) des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg (1414-1486) von dem 24. 2. 1473, das nur noch höchstens drei regierende Linien (Brandenburg, Franken, Obergebirg um Kulmbach) zulässt und 1791 zu dem Rückfall der Fürsten­tümer Ansbach und Bayreuth an die Hauptlinie Preußen der Hohenzollern führt.

Lit.: Schulze, H., Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstentümer, Bd. 3 1883; Caemmerer, H. v., Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg, 1915; Ulshöfer, W., Das Hausrecht der Grafen von Zollern, 1969; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft Brandenburg-Ansbach (1440-1530), 2005

Disposition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1509 bezeugt – 1521 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb disponieren 1501) Verfügung

Dispositionsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar - 20.? Jahrhundert, F.) ist der Grundsatz der Verfügungsfreiheit der Parteien in dem Zivilprozess. Die Dispositionsmaxime stammt sachlich aus dem kirch­lichen Prozessrecht, aus dem sie in den Pro­zess vor dem Reichskammergericht übergeht.

Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975

disputare, disputāre, lat., V., ins Reine bringen, streiten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, putāre (1)

disputatio, disputātio, lat., F., Berechnung, Abhandlung, Untersuchung, Erörterung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. disputāre

Disputation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1343 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert [Das alte Passional] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb disputieren 12. Jh.) Erörterung

Lit.: Horn, E., Disputationen und Promotionen an den deutschen Universitäten, 1893; Mommsen, K., Katalog der Basler juristischen Disputationen 1558-1818, hg. v. Kundert, W., 1978; Katalog der Helmstedter juristischen Disputationen, Programme und Reden, hg. v. Kundert, W., 1984; Die Kunst der Disputation, hg. v. Bellomo, M., 1997; Ahsmann, M., Collegium und Kolleg, 1998; Leinsle, U., Dilinganae Disputationes, 2006

disseisin (mengl.) Besitzentzug →novel disseisin

Dissens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1640 bezeugt – 1639 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen– als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die fehlende Übereinstimmung zweier Willenserklärungen bei einem Vertragsschluss. Schon in dem klassischen römischen Recht kommt dabei ein Vertrag dann nicht zustande, wenn der Vertragsinhalt mehrdeutig ist, oder, wenn er zwar eindeutig ist, aber ein Teil ihn nachweislich einseitig missdeutet hat. Zwischen Irrtum und Dissens wird dann dabei auch in dem älteren gemeinen Recht nicht unterschieden.

Lit.: Kaser § 8 II; Hübner; Wesenberg, G./Wesener, G., Neue deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985 § 18; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

dissensus, dissēnsus, lat., M., Nichtübereinstimmen, Meinungsverschiedenheit, Misshelligkeit, Spaltung, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dissentīre

dissentire, dissentīre, lat., V., in der Meinung verschieden sein (V.), nicht übereinstimmen, abweichen (V.) (3), Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, sentīre

disserere, lat., V., auseinander reihen, erörtern, entwickeln, einen Vortrag halten, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis, serere

dissertare, dissertāre, lat., V., auseinandersetzen, entwickeln, erörtern, ausführlich besprechen, disputieren, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. disserere

dissertatio, dissertātio, lat., F.: nhd. Erörterung, Vortrag, Gell. (um 165 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dissertāre

Dissertation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1676 bezeugt – 1572 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb dissertieren 1786, erörtern) ist die wissenschaftliche Erörterung einer Frage, die seit dem Mittelalter Prüfungsverfahren wissenschaft­licher Befä­higung wird. Die Zahl juristischer Dis­sertationen in Deutschland bzw. in dem Heiligen römischen Reich steigt dabei in dem 17./18. Jahrhundert auf durchschnittlich mindestens 500 je Jahr (120000 zwischen 1600 und 1800 nachweisbar, abzüglich Doubletten u. s. w. möglicherweise 40000, davon rund vierzig Prozent Zivilrecht, zwanzig Prozent Verfassungsrecht und Verwal­tungsrecht, fünfzehn Prozent Verfahrensrecht, fünf Prozent Strafrecht, fünf Prozent Lehnrecht, drei Prozent Kirchenrecht, zwölf Prozent Gemischtes, Grundherrschaft, Rechts­philosophie, Rechtsgeschichte, Rechts­quel­len). Später nimmt sie infolge der Einführung der Staatsprüfung in dem Verhältnis zu der Zahl der Studierenden ab. Vermutlich wirkt sich auch die Entstehung juristischer Fachzeitschriften auf die Zahl aus, weil die Professoren damit neue Veröffentlichungs­möglichkeiten erlan­gen­. An dem Ende des 20. Jahrhunderts gewinnt sie wegen der schwierigeren Arbeitsmarktlage der wachsenden Zahl vor allem auch weiblicher Juristen wieder an Bedeutung (fast 2000 pro Jahr).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 143; Horn, E., Die Disputationen und Promotionen an den deutschen Universitäten, 1893, Neudruck 1968; Bibliographi­sches Verzeichnis von Universitäts- und Hochschuldrucken, hg. v. Wickert, K., Bd. 1ff. 1936ff.; Schubart-Fikentscher, G., Untersuchungen zur Autorschaft von Dissertationen im Zeitalter der Aufklärung, 1970; Dissertationen in Wissenschaft und Bibliotheken, hg. v. Jung, R. u. a., 1979; Juristische Dissertationen deutscher Universitäten 17.-18. Jahrhundert, zusammengestellt von Ranieri, F., 1986; Katalog juristischer Dissertationen, hg. v. Tsuno, R., 1988; Härter, K., Ius publicum und Reichsrecht in den juristischen Dissertationen mitteleuropäischer Univer­si­täten der frühen Neuzeit, (in) Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008, 485; Kraushaar, F., Aufbruch zu neuen Ufern – Die privatrechtlichen und rechtshistorischen Dissertationen der Berliner Universität im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, 2014; Klippel, D., Die rechtswissenschaftliche Dissertation, 2020

dissertieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1786 bezeugt– 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erörtern →Dissertation

distinctio, dīstinctio, lat., F., Absonderung, Scheidung, Unterscheidung, Bestimmung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīstinguere

distinguere, dīstinguere, dēstinguere, lat., V., absondern, trennen, abteilen, unterscheiden, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, dis-, stinguere (2)

distinguieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen distinguiert – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auszeichnen, hervorheben

Distinktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1317 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) (Unterscheidung, Aufteilung, Unterschied, Auszeichnung) ist die sachlich schon der Antike bekannte, als Ergebnis eines An­eignungsvorgangs antiker Bildung in Nutzung von Kenntnissen des Triviums in dem 12. Jahrhundert zu dem Kennzeichen der Wissenschaften, insbe­sondere der Kanonistik, werdende Unter­suchungs­weise.

Lit.: Söllner §§ 3, 16; Lange H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Meyer, C., Die Distinktions­technik in der Kanonistik des 12. Jahrhun­derts, 2000

Disziplin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Kriegsdisziplin, Schiffsdisziplin und Schröpfdisziplin – nicht und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 12.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Belehrung, Erziehung, Zurechtweisung

disziplinar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1790 bezeugt – EDEL 19. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), Disziplin betreffend

Disziplinarverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1850 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das außerstraf­recht­liche Verfahren bei fehlerhaftem Verhalten eines Beamten (, Soldaten, Klerikers, Studen­ten, Schülers oder Vereinsmitglieds). Es wird in dem 19. Jahrhundert von dem Strafrecht geschieden (Preußen 1841). 1850 sieht die Verfassung Preußens bei Diszipinarverfahren in der Justiz eine gerichtliche Entscheidung vor, seit 1873 können auch Disziplinarverfahren gegen andere Beamte des (zweiten) Deutschen Reiches disziplinargerichtlich überprüft werden. Die Disziplinarmaßnahmen reichen von dem Verweis bis zu der Entfernung aus dem Dienst. Deswegen muss das Verfahren rechtsstaatlichen An­forderungen genügen und darf nicht von Rechtsbrechern zu der Unterdrückung der Auf­deckung ihrer Machenschaften und Missstände missbraucht werden. Das 1967 errichtete Bundesdiszipli­nargericht Deutsch­lands in Frankfurt am Main ist unter Übertragung seiner Aufgaben auf die Verwaltungsgerichte der Länder zu dem 31. 12. 2003 wieder aufgelöst.

Lit.: Wunder, B., Privilegierung und Disziplinierung, 1978

Dithmarschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die zwischen Nordsee, Elbemündung und Eidermündung gelegene Landschaft, deren Recht erstmals 1447 nach einer Landesversammlung mit etwa fünfundert Beteiligten aus dem Gewohn­heitsrecht (mit Wergeldern, ohne Strafen für Tötungen) als Landesboek aufgezeichnet, 1483 gedruckt und 1539 revidiert sowie nach der Unterwerfung von 1559 unter Einführung des Inquisitionsprozesses 1567 wissenschaftlich gefasst wird (Dithmarscher Landrecht).

Lit.: Sammlung altdithmarscher Rechtsquellen, hg. v. Michelsen, A., 1842, Neudruck 1969; Hoppe, J., Das Strafensystem des Dithmarscher Rechts im Mittelalter, 1933; Boie, K., Die mittelalterlichen Geschlechter Dithmarschens, 1937; Carstens, C., Bündnispolitik und Verfassungsent­wicklung in Dithmarschen, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinsche Geschichte 66 (1938), 1; Carstens, W., Geschlecht und Beweisrecht in den Dith­marscher Landrechten, (in) Zs. d. Gesellschaft f. schleswig-holsteinische Geschichte 60 (1941), 1; Stoob, H., Die dithmarsischen Geschlechter­verbände, 1951; Das Dithmarscher Landrecht, hg. v. Eckhardt, K., 1960; Eickmeyer, G., Das Strafverfahren in Dithmarschen von 1447 bis 1559, 1963; Witt, R., Die Privilegien der Landschaft Norderdithmarschen, 1975; Alberts, K., Friede und Friedlosigkeit nach den Dithmarscher Landrechten von 1447 und 1539, 1978; Eggers, P., Das Prozessrecht nach dem Dithmarscher Landrecht von 1567, 1986

dividere, dīvidere, lat., V., zerlegen, trennen, teilen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯eidʰ‑, *u̯idʰ‑, V., trennen

divisio, dīvīsio, lat., F., Teilung, Teilen, Dividieren, Einteilung, Schlussfolge, Zerlegung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīvidere

Divisio regnorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], Teilung der Reiche) ist die in Diedenhofen an dem 6. 2. 806 auf einem Reichstag festgelegte, in vier Handschriften und einem Erstdruck überlie­ferte Nachfolgeordnung (lat. [N.] testamentum, Testament) Kaiser Karls (des Großen) für seine drei ehelichen Söhne, die infolge des Todes des Sohnes Pippins (810) und des ältesten Sohnes Karl (811) sowie des alleinigen Überbleibens des Sohnes Ludwig (des Frommen) keine unmittelbare Wirkung entfal­tet.

Lit.: Capitularia, hg. v. Boretius, A. u. a., Bd. 1 1883, 126; Schieffer, R., Die Karolinger, 1992, 106f.

divortium, dīvortium, dīvertium, lat., N., Sich-Scheiden, Wegscheide, Flussscheide, Wasserscheide, Grenzscheide, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīvertere

Divortium (lat. [N.]) ist die in dem altrömischen Recht noch nicht rechtlich geregelte Schei­dung der Ehe, für die der Wille des Mannes oder beider Eheleute (die Ehe zu beenden) und ein dies begründender Anlass (beispielsweise Ehebruch der Frau, Kinderlosigkeit) bestehen muss. →Ehescheidung

Lit.: Kaser § 58; Köbler, DRG 22

docere, docēre, lat., V., lehren, belehren, unterrichten, unterweisen, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dek̑- (1), V., nehmen, aufnehmen, begrüßen, sich schicken, ziemen, lehren, lernen

doctor, lat., M., Lehrer, Lehrmeister, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. docēre

Doctor (lat. [M.]) ist seit dem 12. Jahrhundert der auch als (lat. [M.]) magister, Meister oder (lat. [M.]) professor, Bekenner) bezeichnete Lehrer, insbesondere der wissenschaftlich gebildete Lehrer an der Universität (beispielsweise quattuor doctores, vier Doktoren 1158). In dem Recht ist der doctor dabei meist doctor legum (Lehrer des weltlichen Rechtes, Lehrer der Gesetze) oder doctor decretalium (Lehrer des kirchlichen Rechtes, Lehrer der Dekretalen). Seit dem späten 13. Jahrhundert erscheint in Orléans und Italien der doctor utriusque iuris (Doktor beider Rechte d. h. des →ius civile und des →ius canonicum, 1402 Prag). Der Titel folgt auf das Lizentiat und wird in einer kostspieligen, manchem Erwerber zu teueren Feier verliehen. Der Grad berechtigt grundsätzlich zu dem Abhalten von Lehrveranstaltungen und sichert gesellschaftliche Wertschätzung. An dem Ende des Mittelalters gerät er in Verfall. Seit dem 18./19. Jahrhundert wird deswegen die Habilitation als (neue zusätzliche) Voraussetzung der Lehrbe­fugnis entwickelt, deren regelmäßige Notwendigkeit an dem Beginn des 21. Jahrhundert ohne bisherige tatsächliche Auswirkung gesetzlich beseitigt wird. Zwischen 1933 und 1945 wird in dem Deutschen Reich in rund 2000 Fällen der Doktorgrad aberkannt (davon etwa 70 Prozent jüdische oder jüdisch versippte Emigranten, häufig aber auch wegen Straftaten, in München nur wenige Juristen). Der ehrenhalber verliehene Doktorgrad Dr. h. c. (honoris causa, ehrenhalber) findet sich seit etwa 1820/1830.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, LAW; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973; Fischer, A., Das österreichische Doktorat der Rechtswissenschaften und die Rechtsanwaltschaft, 1974; Horn, N., Bologneser Doctores und Judices, (in) ZHF 3 (1976); Lange, H., Von dem Adel des doctor, (in) Das Profil des Juristen, 1980, 279; Lemberg, M., … eines deutschen akademischen Grades unwürdig, 2002; Harrecker, S., Degradierte Doktoren, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 65

doctor (M.) iuris (lat.) →Rechtsgelehrter, Rechtslehrer

doctor (M.) iuris utriusque (lat.) Doktor beider Rechte

doctor (M.) legum (lat.) Doktor des welt­lichen Rechtes

doctrina, doctrīna, lat., F., Belehrung Unterricht, Unterweisung, Lehre, Kunst, Wissenschaft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. docēre

dogma, lat., N., Meinung, Lehrsatz, Cic. (81-43 v. Chr.), s. gr. δόγμα (dógma), N., Meinung, Beschluss, Verordnung; s. latein_a_z.docx, vgl. gr. δοκειν (dokein), V., Meinung annehmen, meinen, glauben, beschließen; idg. *dek̑- (1), V., nehmen, aufnehmen, begrüßen, sich schicken, ziemen, lehren, lernen

Dogma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen die Zusammensetzungen Grunddogma, Kunstdogma, Unfehlbarkeitsdogma - nicht und in DW2 1565 bezeugt – vor 1564 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Lehrsatz, Lehrmeinung, Grund­satz

Lit.: Parent, J., La notion de dogme, 1932; Piano-Mortari, V., Dogmatica e interpretazione, 1976; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Dogmatisierungsprozesse in Recht und Religion, hg. v. Essen, G. u. a., 2011; Bumke, C., Rechtsdogmatik, 2017

Doktor →doctor

Doktorgrad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1701 bezeugt –  nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →doctor

Doktrin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 6,1208,60 8.? Jahrhundert belegt – 1504 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lehre, Festlegung

Dolmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1879 bezeugt – 1879 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1879 aus dem Französischen aufgenommen, M., zu bret. tol, Tisch, men, Stein) ist die wissenschaftliche Bezeichnung für das in Europa zwischen 4000 v. Chr. und dem Frühmittelalter nachweisbare, bis zu 168 Meter lange, mittels aufgestellten Steinen und einer Überdeckung (mit Steinen) gebildete Grab /Steintisch).

Lit.: Körn, W., Megalithkulturen, 2005

Dolo facit, qui petit, quod restiturus est bzw. quod restituere oportet eundem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Arglistig handelt, wer fordert, was er demnächst zurückgibt bzw. was er selbst zurückerstatten muss.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 44, 4, 8, pr.)

dolus, dulus, lat., M., Täuschung, Betrug, List, Itala (nach 220 n. Chr.), Lex reg., s. latein_a_z.docx, s. gr. δόλος (dólos), M., Trugmittel, Trug, böse Absicht; idg. *del- (1), V., zielen, berechnen, nachstellen, schädigen, zählen

Dolus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht die Arglist, nach Anerkennung eines Einstehenmüssens für fahrlässiges Verhalten der →Vorsatz, dolus malus. Das durch Arglist herbeigeführte oder beeinflusste Rechtsgeschäft ist zwar an sich gültig. Auf Anregung des Rechtskundigen Gaius Aquilius Gallus gibt der Prätor in dem 1. Jahrhundert v. Chr. aber dem, der durch Arglist beeinträchtigt ist, dann, wenn keine andere Klage gegeben ist, einen Klaganspruch (lat. actio [F.] de dolo) auf den einfachen Schadensbetrag. Gegenüber einer möglichen Verpflichtung (stricti iuris, strengen Rechtes) kann der Verpflichtete eine Einrede erheben (lat. exceptio [F.] doli).

Lit.: Kaser §§ 8 V, 33, 36, 37; Söllner §§ 9, 15; Köbler, DRG 42f., 61, 63, 65; Köbler, LAW

Dom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1344 bezeugt– Ende 8. Jahrhundert [althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1309 [MagdebUB. I 133] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort 1344 entlehnt aus lat. [F.] domus, Haus) ist meist die Hauptkirche des Bistums.

Lit.: Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln, 1976

Domäne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1614 bezeugt – 1586 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1723 [Friedr. Wilh. I/ZPreußG. 17 1880 357] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16./17. Jahrhundert – 1644 - aus dem Fran­zösischen und damit mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist sachlich in der Spätantike das kaiserliche Grundeigentum. Die Domäne ist Vermögen des Kaisers und geht auf den jeweiligen Nachfolger über. Sie wird getrennt von den Staatseinkünften (von dem (lat. M.] comes rerum privatarum, Amtsträger für die privaten Sachen) verwaltet. Mit dem Untergang des weströmischen Kaisertums (476 n. Chr.) fällt die Domäne vor allem in dem Herrschaftsbereich der Franken an den König (→Königsgut). Infolge umfangreicher Vergabungen gelangt dieses Gut bis zu dem 13. Jahrhundert in großem Ausmaß an die Landesherren. In Preußen umfassen die Domänen dabei schließlich etwa ein Drittel des Landes. In Hessen-Kassel bzw. Kurhessen versorgen beispielsweise die etwa 300 zwischen 1600 und 1866 nachweisbaren Domänen den Hof mit Lebensmitteln, sichern die Mitglieder des Fürstenhauses wirtschaftlich ab und dienen der fürstlichen Agrarpolitik ebenso wie der Finanzierung lokaler und zentraler Behörden. Seit dem 18. Jahrhundert wird in dem Land das Staatsgut von dem fürstlichen Hausgut getrennt, wobei die Domänen überwiegend dem Staatsgut und nur in geringerem Maß dem Hausgut zugeteilt werden, der Landesherr aber die Nutzungen der Domänen als Einkunft erhält. Der Höhe nach betragen die Einkünfte dabei fast die Hälfte der gesamten Staatseinkünfte. In dem 19. Jahrhundert erlangen vor allem die deutschen Fürstentümer Rechtspersön­lichkeit, die staatliches Domäneneigentum kennen. In den Fürstentümern ohne staat­liches Domäneneigentum haben die Stände das Steuerbewilligungsrecht und gelegentlich bereits vor 1848 ein Ausgabenbewilligungs­recht hinsichtlich der aus Steuern zu tätigenden Ausgaben in Gegensatz zu den Ausgaben der fürstlichen Kammer. Seit dem Ende der Monarchie (Deutsches Reich 1918) fließen die Einkünfte aus den Domänen dem Staat zu. 1945 werden in der sowjetischen Besatzungszone die Domänen fast ganz aufgeteilt. In der Bundesrepublik Deutschland (vor allem in Niedersachsen) umfassen sie nur noch weniger als ein halbes Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Wendt, E., Die staatliche Selbstbewirtschaftung von Domänen, 1925; Corsten, S., Das Domanialgut im Amt Heinsberg, 1953; Facius, F., Wirtschaft und Staat, 1959; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirt­schaft, 1962; Hoffmann, R., Die Domänenfrage in Thü­ringen, 2006; Klein, W., Die Domänenfrage im deutschen Verfassungsrecht des 19. Jahrhunderts, 2007; Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013

Domat, Jean (Clermont-Ferrand 30. 11. 1625-Paris 14. 3. 1696), Notarssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bourges 1645 Anwalt, 1655 Kronanwalt und 1683 Privatgelehrter. Sein 1689 veröffentlichtes, →Grotius ver­pflichtetes Hauptwerk ([franz.] Les lois civiles dans leur ordre naturel, Die weltlichen Gesetze in ihrer natürlichen Ordnung) ordnet das römische Recht und das dieses ergänzende französische Recht in der Art eines Lehrbuchs des Naturrechts nach den grundlegenden Sätzen. Domat verselbständigt das Erbrecht innerhalb des Sachenrechts und verwendet erstmals den Ausdruck (franz.) ésprit des lois (M., Geist der Gesetze). S. Google

Lit.: Voeltzel, R., Jean Domat (1625-1696), 1936; Baudelot, B., Un grand jurisconsulte du 17e siècle, 1938

Domesdaybook ist eine zweibändige, unvollständige Landesaufnahme Englands (Bd. 1 31 einzelne Grafschaften, Bd. 2 Essex, Norfolk, Suffolk) auf der Grundlage von Angaben der Grundstücksberechtigten von 1066 und 1086. Das Domesdaybook dient dem König als Grundlage seiner Herrschaft. Von 596 in dem Domesdaybook genannten Fami­lien sind in dem Jahre 1166 noch 437 in den (lat. [F.Pl.] Cartae baronum, Urkunden der Barone) erwähnt.

Lit.: Maitland, F., Domesday Book and Beyond, 2. A. 1907; Galbraith, V., The Making of Domesday Book, 1961; Darby, H., Domesday England, 1978; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Domesday names, compiled by Keats-Rohan, K. u. a., 1997; Fleming, R., Domesday Book and the Law, 1998; Keats-Rohan, K., Domesday People, 1999; Roffe, D., Domesday, 2000; Keats-Rohan, K., Domesday Descendants, 2002; Roffe, D., Decoding Domesday, 2007

Domicellar, Domizellar, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1803 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z,docx nicht, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen aufgenommen, M.) in dem Domkapitel in Gemeinschaft lebender, meist adeliger junger Domherr der Domschule ohne Sitz in dem Chor und ohne Stimmrecht

Dominat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (nach Mommsen) die von dem Kai­ser als absolutem Herrn und Gott (lat. [M.] dominus et deus) bestimmte Herrschaftsform der römischen Spätantike seit Diokletian (284-313/316).

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner § 19; Köbler, DRG 55; Bleicken, J., Prinzipat und Dominat, 1978

dominatus, dominātus, lat., M., Herrschaft, Beherrschung, Oberherrschaft, Alleinherrschaft, Afran. (2. Hälfte 2. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominārī, dominus (1), domus

dominicalis, dominicālis, lat., Adj.: Herrn betreffend?, Colum. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominicus (1), dominus (1)

dominikal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv ab 1647 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Herrn betreffend

Dominikalland (in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Rechtssprache nicht belegt sowie teils über das Lateinische des Altertums (dominicalis) und teils das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adjektiv dominikal 1647 aufgenommen, N.) Herrenland, von dem Grundherrn selbst bewirtschaftetes Land in Gegensatz zu dem von den abhängigen Hintersassen bewirtschafteten Rustikalland

Lit.: Feigl, H., Die niederösterreichische Grundherr­schaft, 1964, 2. A. 1998

Dominikaner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1628 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (seit dem 15. Jahrhundert) der Angehörige des von dem Spanier Dominikus (Caleruega nach 1170-Bologna 1221, aus dem Geschlecht der Guzmán) in Toulouse 1215 begründeten, an dem 22. 12. 1216 von dem Papst unter seinen Schutz gestellten (Bettel-)Ordens (lat. [M.] ordo praedicatorum, Predigerorden, in Frankreich Jakobinerorden) der Prediger, dem von Papst Gregor IX. 1232 die Inquisition übertragen wird und dem 1990 677 Klöster mit 6775 Mitgliedern bzw. 226 Dominikanerinnenklö­ster mit 4225 Schwestern (2004 626 Klöster, 6262 Mitglieder, 227 Frauenklöster, 3488 Mit­glieder) angehören.

Lit.: Altaner, B., Der heilige Dominikus, 1922; Walz, A., Wahrheitskünder, 1960; Hinnebusch, W., The History of the Dominican Order, 1966ff.; Hertz, A., Domenikus und die Dominikaner, 1981; Vicaire, M., Histoire de Saint Dominique, 1982; Springer, K., Die deutschen Dominikaner in Widerstand und Anpassung, 1999; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2003, 156; Schütz, J., Hüter der Wirklichkeit – Der Dominikanerorden in der mittelalterlichen Gesellschaft Skandinaviens, 2014

dominium, lat., N., Herrschaft, Besitz, Eigentum, Eigentumsrecht, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominus, domus

Dominium (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht (wie proprietas) das Eigentum, wobei das (lat.) dominium ex iure Quiritium (quiritisches Eigentum) römischen Bürgern vorbehalten und nur an beweglichen Sachen und italischen (in Italien gelegenen) Grundstücken möglich ist (dominium dormiens, ruhendes Eigentum beispielsweise an einem fremden Balken während des Bestands des ihn aufnehmenden Gebäudes). Nach Ernst Levy verfällt dieses klassische dominium in der Spätantike, doch ist diese Ansicht inzwischen wieder streitig geworden. In dem Mittelalter bezeichnet dominium (ahd. giwaltida, herskaf, hertuom) die Herrschaft (oder Gewalt über ein Gebiet einerseits und die Herrschaft über einzelne Sachen andererseits). Zugleich wird von Italien ausgehend ab dem Ende des 12. Jahrhunderts (Johannes Bassianus, 1204 Bischof Huguccio von Ferrara) ein (lat.) dominium directum (Obereigentum beispielsweise des Lehnsherrn) von ei­nem dominium utile (Untereigentum beispielsweise des Lehnsmanns) geschieden. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes dringen römischrechtliche Vorstellungen durch und werden insbeson­dere gewisse ältere Bindungen des Eigentums (beispielsweise gegenüber Erben oder Nachbarn) aufge­geben und dominium, beschränkte dingliche Rechte sowie Besitz von einander klar geschieden, wird freilich in dem 20. Jahrhundert das Eigentum auch wieder einer sozialen Bindung unterworfen und etwa in dem Verfassungsrecht in dem Rahmen der Enteignung die Beziehung zwischen Eigentum und Sache als einem körperlichen Gegenstand gelockert.

Lit.: Kaser § 22 II; Hübner 241ff.; Köbler, LAW; Schmidt, C., Der prinzipielle Unterschied zwischen dem römischen und germanischen Recht, Bd. 1 1853, 223; Lautz, K., Entwicklungsgeschichte des dominium utile, Diss. jur. Göttingen 1916; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Willoweit, D., Dominium und proprietas, (in) Hist. Jb. 94 (1974), 131; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1; Mayer-Maly, T., Das Eigentumsverständnis der Gegenwart, (in) FS H. Hübner, 1984, 145; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Diestelkamp, B., Frühe urkund­liche Zeugnisse für dominium directum und dominium utile im 13. Jahrhundert, (in) Grundlagen des Rechts [FS P. Landau], 2000, 391ff.; Vandendriessche, S., Pos­sessio und Dominium im postklassischen römischen Recht, 2006

dominium (N.) directum (lat.) Obereigentum →dominium, Eigentum

dominium (N.) plurium in solidum (lat.) Gesamteigentum →Miteigentum

dominium (N.) utile (lat.) (vielleicht erstmals bei Johannes Bassianus an dem Ende des 12. Jahrhunderts belegt, 1204 Bischof Huguccio von Ferrara) Nutzungseigentum →dominium, Eigentum

dominus, domnus, lat., M., Herr, Hausherr, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. domus, Eigentümer

dominus (M.) terrae (lat.) →Landesherr

Dominus imperator in territorio suo (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Mitte 13. Jahrhunderts) belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der Landesherr ist Kaiser in seinem Land.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Eyben 1660)

Domkapitel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1473 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [DuderstadtUB. 99] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts aus dem verpflichtend werdenden gemeinschaftlichen klösterlichen Leben der Geistlichen einer Domkirche erwachsene, seit der Mitte des 9. Jahrhunderts gegenüber dem Bischof autonom werdende Gremium von Geistlichen, das den Bischof unterstützt und nach seinem Tod das Bistum vorübergehend verwaltet und den neuen Bischöf wählt (lat. [N.] capitulum [10. Jahrhundert] in domo episcopi, Kapitel in dem Hause des Bischofs). Es erlangt seit dem 9. Jahrhundert Güter (beispielsweise Bamberg 1007) und wird in dem Hochmittelalter Verbandsperson. Es enthält eine Reihe von Ämtern (Dompropst, Domdekan, Domscholaster, Kantor, Kustos). Der Sicherung des Unterhalts dient das in Pfründen geteilte Kapitelsgut. Das Domkapitel steht bis in das 19. Jahrhundert grundsätzlich nur Adeligen offen. In den Hochstiften erlangen die Domkapitel vielfach die Stellung von Landständen. Die Säkula­risation von 1802/1803 bewirkt einen deutlichen Einschnitt. Bis dahin gibt es in dem Heiligen römischen Reich in der Neuzeit 74 Domkapitel in Augsburg, Bamberg, Basel, Brandenburg, Bremen, Breslau, Brixen, Brünn, Budweis, Cammin, Chiemsee, Chur, Corvey, Eichstätt, Ermland, Freising, Fulda, Görz, Gradisch, Graz, Gurk, Halberstadt, Hamburg, Havelberg, Hildesheim, Köln, Königgrätz, Konstanz, Kulm, Laibach, Lausanne, Lavant, Lebus, Leitmeritz, Leitomischl, Leoben, Linz, Lübeck, Lüttich, Magdeburg, Mainz, Meißen, Merseburg, Metz, Minden, Münster, Naumburg, Olmütz, Osnabrück, Paderborn, Passau, Pomesanien, Prag, Ratzeburg, Regensburg, Salzburg, Samland, Sankt Pölten, Schleswig, Schwerin, Seckau, Sitten, Speyer, Straßburg, Toul, Trient, Trier, Utrecht, Verden, Verdun, Wien, Wiener Neustadt, Worms und Würzburg. Danach wird das Domkapitel zu einem kirchlichen, von dem Staat dotierten Gre­mium mit geringeren Rechten und Aufgaben, wobei das Erfordernis des Adels abgeschafft wird. Nach dem geltenden Kirchenrecht haben die Domkapitel der Diözesen Deutschlands, Salzburgs, Churs, Sankt Gallens und Basels gegenüber dem Bischofsernennungsrecht des Papstes ein Beteiligungsrecht.

Lit.: Gehring, G., Die katholischen Domkapitel Deutschlands als juristische Personen, 1851; Kisky, W., Die Domkapitel der geistlichen Kurfürsten, 1906; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiat­stifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Hofmeister, P., Bischof und Domkapitel, 1931; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Trippen, N., Das Domkapitel und die Erzbischofswahlen in Köln, 1972; Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland, 1976; Hersche, P., Die deutschen Domkapitel im 17. und 18. Jahrhundert, Bd. 1ff. 1984; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz, 1990; Haas, R., Domkapitel und Bischofsstuhlbesetzungen in Münster 1813-1846, 1991; Jüsten, E., Das Domkapitel nach dem Codex Iuris Canonici von 1983, 1993; Miele, M., Sui capitoli cattedrali in Italia, 1999; Burkhard, D., Staatskirche, Papstkirche, Bischofskirche, 2000; Krüger, T., Leitungsgewalt und Kollegialität. Von dem benediktinischen Beratungsrecht zum Konstitutionalismus deutscher Domkapitel und des Kardinalkollegs (ca. 500-1500), 2013; Thaler, M., Die Domkapitel der Reichskirche vom Wiener Konkordat bis zur Säkularisation (1448-1803), 2017

Domscholaster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1612 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Buch Weinsberg II 382] in 2 Stellen und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leiter der Domschule (seit 816, seit der Neuzeit allmählich, beispielsweise Österreich 1787, aufgegeben)

domus, lat., F., Haus, Geschlecht, Schule, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dem-, *demə-, *demh-, V., bauen, zusammenfügen

donare, dōnāre, lat., V., schenken, übergeben (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. dare

donatio, dōnātio, lat., F., Schenkung, Gabe, Geschenk, Ehrengeschenk, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dare

Donatio (lat. [F.] →Schenkung) ist in dem römi­schen Recht die unentgeltliche Zuwendung oder Gabe. Sie ist zunächst nur ein Rechtsgrund, der einen Zuwendungsvorgang rechtfertigt. Erst unter Kaiser Konstantin (337-361) wird die donatio zu einem eigenen Geschäft. Besondere Fälle sind die donatio mortis causa (Schenkung von Todes wegen), die donatio post obitum (Gabe nach dem Tod), die donatio propter nuptias (Ehegabe, Widerlage) und die donatio reservato usufructu (Gabe unter Vorbehalt eines Nutzungsrechts).

Lit.: Kaser § 47; Köbler, DRG 41, 37; Köbler, LAW; Cappon, C., Eine donatio post obitum mit Treuhändern – die Schenkung von Dietrich von Ulft zugunsten des Klosters Camp (um 1138), ZRG GA 112 (1995), 245; Gade, G., Donationes inter virum et uxorem, 2001

Donau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1559 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Donaumonarchie – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., indogermanisch *danu- Sb., Fluss?) ist der auf fast 3000 Kilometern von dem Schwarzwald in dem Westen zu dem Schwarzen Meer in dem Osten fließende Fluss, der für die Römer zeitweise einen Teil ihrer Nordgrenze zu den Germanen bildet und seit dem 19. Jahrhundert zunehmend europäischen Rechtsregeln (Pariser Friede 1856, internationale Donau­kommission 1922, NAIDES-Aktions­pro­gramm der Europäischen Kommission) unter­worfen ist.

Lit.: Wegener, W., Die internationale Donau, 1951; Neweklowsky, E., Die Schifffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau, 1952ff.; Weithmann, M., Die Donau, 2000

Donaumonarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die dem Einzugsbereich der mittleren und unteren Donau weitgehend entsprechende, von der Donau auf 1300 Kilometern durchflossene Monarchie Österreich-Ungarn.

Doneau (Donellus), Hugo (Chalon-sur-Saône 23. 12. 1527-Altdorf 4. 5. 1591), aus patrizischer Familie, wird nach dem Rechtsstudium in Toulouse (1544) und Bourges (1546) dort Professor (1551). Als Calvinist flieht er 1572 nach Genf, geht 1572 nach Heidelberg, 1579 nach Leiden und 1588 nach Altdorf. In seinem Hauptwerk (lat. [M.Pl.] Commentarii de iure civili, Kommentare zu dem weltlichen Recht, 1589ff.) ordnet er das überlieferte römische Recht losgelöst von der Reihenfolge der Digesten nach einem aus ihm selbst gewonnenen System, um durch die innere Ordnung die verstreuten Einzelsätze besser zu verstehen, wobei er als einer der ersten das Recht der Obligationen in dem Allgemeinen zu erfassen sucht und vielleicht das Erfordernis der Kau­salität von Verpflichtungen begründet. Dabei gelingen über die Darstellung hinaus weiterführende Erkenntnisse (beispielsweise Ausdeh­nung des Satzes [lat.] impossibilium nulla est obligatio, zu Unmöglichem besteht keine Pflicht, Beiträge zu der Entwicklung des subjektiven Rechtes, des Besitzrechts, des Vertragsrechts und des Persönlichkeitsrechts). S. Google

Lit.: Eyssell, A., Donellus, 1860; Bergfeld, C., Savigny und Donellus, (in) Ius commune 8 (1980), 24; Cannata, C., Systématique et dogmatique dans le Commentarii iuris civilis des Hugo Doneau, (in) Jacques Godefroy, 1991, 217; Schermaier, M., Die Bestimmung des wesentlichen Irrtums, 2000, 102f.; Heise, V., Der calvinistische Einfluss auf das humanistische Rechtsdenken, 2004

Donellus →Doneau

dopen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Angloamerikanischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, V.) durch Rauschmittelgebrauch zwecks Leistungssteigerung vor allem in dem Sport aufputschen

Doping (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1965 aus dem Angloamerikanischen aufgenommen bezeugt - 1908 in EDEL - und in der weiteren Herkunft ungeklärt sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, Verb dopen 1956) Rauschmittelgebrauch zwecks Leistungssteigerung vor allem in dem Sport

Lit.: Engel, R., Doping in der DDR, 2010

Dorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 242] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die aus einer nicht ganz geringen Zahl beieinander liegender Häuser gebildete, landwirtschaftlich geprägte Sied­lung. Das Dorf setzt die Sesshaftwerdung vor­aus. Sein zeitliches Verhältnis zu Einzelhaus bzw. kleiner Hausgruppe (Weiler, Drubbel) steht nicht sicher fest. Örtlich findet sich das Dorf in Mitteleuropa in dem gesamten Gebiet, aus­ge­nommen den Nordwesten, den Schwarz­wald und die Alpen. Vorherrschend ist das Haufendorf, doch prägen auch Marschhufendorf und Wald­hufendorf kleinere Räume. Das Dorf kann vor allem Nutzungsverband oder auch Gerichts­verband (mit Richter und Schöffen) sein, wobei an dem Nutzungsverband meist nur die Inhaber vollbäuerlicher Hof­stellen berechtigt sind. Der Dorfvorsteher und gegebenenfalls neben ihm stehende Gremien sind unterschiedlich strukturiert und bezeichnet, die juristische Persönlichkeit ist lange Zeit nur undeutlich ausgeprägt. Seit dem 19. Jahrhundert werden Dorf und Stadt grundsätzlich einheitlich als →Gemeinde in dem Sinne eines staatlichen Verwal­tungsbezirks (1935 Deutsche Ge­mein­deord­nung) angesehen, zu dem allerdings örtliche Selbstverwaltungszüge hinzutreten.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, WAS; Frey, K., Wollmatingen, 1910; Mayer, E., Dorf-Geschlechtsverband, ZRG GA 41 (1920), 375; Bolleter, E., Geschichte eines Dorfes (Fisibach, jetzt Bachs, Kanton Zürich), 1921; Maßberg, K., Die Dörfer der Vogtei Groß-Denkte, 1930; Steinemann, H., Geschichte der Dorfverfassungen im Kanton Zürich, 1932; Dinklage, K., Fünfzehn Jahrhunderte Münnerstädter Geschichte, 1935; Ganahl, K., Langen-Erchingen (Langdorf), ZRG GA 58 (1938), 389; Bader, K., Entstehung und Bedeutung der oberdeutschen Dorfgemeinde, (in) Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 1 (1937), 265; Frölich, K., Rechts­denkmäler des deutschen Dorfes, 1947; Zimmermann, F., Die Rechtsnatur der altbayerischen Dorfgemeinde und ihrer Gemeindenutzungsrechte, 1950; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff. (Bd. 2 Dorfgenossenschaft und Dorfgemeinde, 1962, Bd. 3 Rechtsformen und Schichten der Liegenschaftsnutzung im mittelalterlichen Dorf, 1973); Buijtenen, M., Het friese dorp, 1961; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Mayer, T., Bd. 1f. 1964; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Lippert, W., Geschichte der 110 Bauerndörfer in der nördlichen Uckermark, 1968; Ardelt, R., Das Dorf Edelbruck im Mühlviertel, 1972; Ossfeld, W., Obergrombach und Untergrombach, 1975; Zeller, G., Rechtsgeschichte der ländlichen Siedlung, 1975; Das Dorf der Eisenzeit und des frühen Mittelalters, hg. v. Jankuhn, H., 1977; Donat, P., Haus, Hof und Dorf, 1980; Arnold, K., Niklashausen 1476, 1980; Wunder, H., Die bäuerliche Gemeinde in Deutschland, 1986; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Troßbach, W. u. a., Die Geschichte des Dorfes, 2006; Grüne, N., Dorfgesellschaft, 2011; Krauß, J., Ländlicher Alltag und Konflikt in der späten frühen Neuzeit – Lebenswelten erzgebirgischer Rittergutsdörfer, 2012; Hagner, U., Zwischen Heimbürge und Schultheiß, 2014; Mattern, J., Dörfer nach der Gebietsreform, 2020

Dorfgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1277 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [Tirol/Hormayr, Beitr. II 369] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem →Dorf und häufig auch nur für Angelegenheiten des Dorfes meist unter der Linde (Gerichtslinde, Dorflinde) tätige Gericht. Es ist in vielen Fällen ein Gericht des Grundherrn und grund­sätzlich nur Niedergericht. Spätestens in der Mitte des 19. Jahrhunderts verschwindet es zugunsten des Amtsgerichts oder Bezirksgerichts.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Müller, K., Das Gericht zu Ottendorf, ZRG GA 44 (1924), 168; Mitter, F., Die Grundlagen der Gerichtsverfassung und das Eheding der Zittauer Ratsdörfer, 1928; Frölich, K., Alte Dorfplätze, 1938; Herrmann, W./Schründer, H., Greven an der Ems, 1938; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Fried, P., Grundherrschaft und Dorfgericht im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, (in) Vorträge und Forschungen 27 (1983), 277; Kroeschell, K., Dorfgerichtsplätze, (in) FS K. Bader, 1986, 1

Dorfordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 6,1265,20 1509 [Tirol] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Argovia 9 1876 153] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die das Dorf betreffende Ordnung, wie sie als Rechtsquelle seit dem Übergang von dem Mittelalter zu der Neuzeit erscheint. S. Dorfrecht, Weistum

Lit.: Stöhr, K., Erläuterungen und Anlagen zur Altenburger Dorfordnung vom 13. Juni 1876, 1885; Robert, H., Als sich die Eberstädter eine Dorfordnung gaben, 1982; Kunz, R., Die Dorfordnung von Schwanheim, 1985; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtum Schleswig, 1999

Dorfrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besondere Recht eines →Dorfes bzw. subjektiv die besondere Mitgliedschaft in einer Dorfgemeinde. Das beispielsweise durch den →Sachsenspiegel (Landrecht III, 79, 2) bezeugte besondere Dorfrecht entsteht teils durch Gewohnheit, teils durch An­ordnung oder Satzung mit der Ter­ritorialisierung bzw. Lokalisierung des Rechtes in dem Hochmittelalter und verschwindet mit der staatlichen Vereinheitlichung in der Neuzeit, in der es freilich auch vielfach erst aufgezeichnet wird (zeitlicher Schwerpunkt in Schleswig-Holstein 1675-1774). Überliefert ist es hauptsächlich in einem →Weistum.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Alberti, W., Der Rheingauer Landbrauch von 1643, 1913; Badische Weistümer und Dorfordnungen, Bd. 1 1917; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die holsteinischen Dorfordnungen, ZRG 115 (1998), 529; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtum Schleswig, Bd. 1f. 1999

Dorpat (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, 1919 in Estland estnisch Tartu) wird 1030 erstmals erwähnt, 1224 als (lat. [N.] castrum tarbatum) durch den Deutschen Orden erobert, gelangt 1558 an Russland, 1582 an Polen, 1625 bzw. 1629 an Schweden, erhält neben einem Obergericht 1632 durch König Gustav Adolf von Schweden eine Universität (Akademie mit deutsch-lateinischer Unter­richtssprache und schwe­disch-finnischen Leh­rern) (1656 geschlossen, 1690-1710 als deutschbaltische Anstalt in Pernau), die 1802 (nach der Angliederung Livlands an Russland in dem Jahre 1721) als einzige deutschsprachige Univer­sität Russlands von Deutschbalten neu gegründet, ab 1867 allmählich und 1893 entschieden russifiziert (Jurév) und unter Besatzungs­regime des Deutschen Reiches erfolglos regermanisiert wird (Rechtslehrer Johann Ludwig von Müthel, Karl Friedrich Meyer, Christian Daniel Rosenmüller, Friedrich Kasimir Kleinenberg, Johann Georg Neumann, Karl Schröter, Walter Friedrich Clossius, Friedrich von Bunge, Gustav Bröcker, Otto Karl von Madai, Karl Eduard von Otto, Eduard Osenbrüggen, Alexander von Reutz, Ewald Tobien, Johannes Engelmann, Karl von Rum­mel, Viktor Ziegler, August von Bulmerincq, Karl Bergbohm, Ottomar Meykov, Karl Erd­mann, Woldemar von Rohland, Alexander [Axel] Baron von Freytagh-Loringhoven, Vladimir Grabar, Michail Djakonov, Aleksej Guljaev, Evgenij Passek, Peter Pustoroslev, Ivan Ditjatin, Alexander Filip­pov, Lev Schalland, Alexander Nevzorov). S. Google

Lit.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat, 1896; Lemm, R., Dorpater Ratslinie, 1960; Luts, M., Eine Universität für unser Reich, ZRG GA 117 (2000), 607; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Donnert, E., Die Universität Dorpat-Jurév 1802-1918, 2007

Dorstadt (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Augustinerchorfrauenstift). S. Google

Lit.: Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Dorstadt, hg. v. Ohainski, U., 2011 (324 Urkunden 1143-1660)

Dortmund (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt) wird 880-884 (Throtmanni, Siedlung an dem gurgelnden Wasser?, nach Udolph 2009/2010 zu mons, lat., M., Berg?, „Berg mit einem Einschnitt?“) erstmals erwähnt, erhält in dem 10. Jahrhundert eine königliche Pfalz, wird Reichsstadt (Privilegien Konrads III., Friedrichs I., Friedrichs II. [1236 bzw. 1220]) und Mitglied der Hanse und kommt mit etwa 4000 Einwohnern 1802 an die Fürsten von Oranien-Nassau und 1815 an Preußen, in dem es zu einer industriell geprägten Großstadt (1910 214000 Einwohner, in Nordrhein-Westfalen 2020 rund 588000 Einwohner) heranwächst. S. Google

Lit.: Rübel, K., Dortmunder Urkundenbuch, Bd.1ff. 1881ff.; Frensdorff, F., Dortmunder Statuten und Urtheile, 1882; Meininghaus, A., Die Grafen von Dortmund, 1905; Meininghaus, A., Die Dortmunder Freistühle und ihre Freigrafen, Beiträge zur Geschichte Dortmunds 19 (1910); Stahm, G., Das Strafrecht der Stadt Dortmund, 1910; Rübel, K., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Winterfeld, L. v., Reichsleute, Erbsassen und Grundeigentum in Dortmund, 1917; Meininghaus, A., Die Entstehung von Stadt und Grafschaft Dortmund, 1920; Berken, R. von den, Dortmunder Häuserbuch von 1700 bis 1850, 1927; Winterfeld, L. v., Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund, 1934; Luntowski, G. u. a., Geschichte der Stadt Dortmund, 1994; Ferne Welten, freie Stadt. Dortmund im Mittelalter, hg. v. Ohm, M. u. a., 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u. a., 2012; Franke, B. u. a., Dortmund entdecken, 2016; Flöer, M., Die Ortsnamen der Stadt Dortmund und der Stadt Hagen, 2021

dos, dōs, lat., F., Gabe, Mitgabe, Mitgift, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dare

Dos (lat. [F.], zu lat. dare, geben) ist bereits in dem altrömischen Recht die von dem Hausvater der Frau bei der Verehelichung dem Ehemann grundsätzlich gegebene, der Unterhalts­sicherung dienende →Mitgift, die nach dem Tod der Frau oder einer auf ihrer Seite schuldlosen Ehescheidung aus dem Vermögen des Mannes an den ursprünglichen Geber zurückfällt. In dem Jahre 18 v. Chr. verbietet die (lat.) lex (F.) Iulia de dote fundali (julisches Gesetz über Grundstücks­mitgift) die Ver­äußerung eines Mitgiftgrund­stücks ohne Zustimmung der Frau. In der Spätantike wird die Bestellung einer dos durch den Brautvater zu einer Rechtspflicht. Das römische Recht der dos wird in dem Mittelalter und in der Neuzeit (nur) teilweise aufgenommen (Kurhessen, Hannover, Braunschweig, Pom­mern, Teile Mecklenburgs, Dotalsystem). Nach dem ger­manisch-germanistischen Recht gibt dagegen der Mann (bzw. seine Familie) der Frau (bzw. ihrer Familie) eine Gabe (vielleicht als Gegenleistung für die bei der Eheschließung von dem Brautvater gegebene Personalgewalt des Mannes über die Frau).

Lit.: Kaser § 59; Söllner §§ 8, 12, 15, 18, 24; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 22, 37, 58; Köbler, LAW; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Teil 1f. 1863ff., Neudruck 1967; Brunner, H., Die fränkisch-romanische dos, SB. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1894, 545; Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Lorenz, E., Das Dotalstatut in der italienischen Zivilrechtslehre des 13. bis 16. Jahrhunderts, 1965; Stagl, J., Favor dotis, 2009

dotal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 als 1750 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die (lat. [F.] dos) Mitgift betreffend

dotalis, dōtālis, lat., Adj., Mitgift betreffend, zu der Mitgift gehörig, zu dem Heiratsgut gehörig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dōs

Dotalitium (Wort nicht in EDEL und nicht in latein_a_z.docx und – als Ansatz – nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Google belegt, lat. [N.]) ist meist die →Leibzucht oder das →Wittum.

Lit.: Heusler, A., Deutsches Privatrecht, Bd. 1 1885, 370; Bellomo, M., Ricerche sui rapporti patrimoniali, 1961

Dotalsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert verwendet und in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das auf der römisch­rechtlichen →dos aufbauende Ehegüterrecht, das von der Gütertrennung ausgeht, bei der die Lasten der Ehe das Vermögen des Ehemanns treffen, die Ehefrau aber mit ihrer in das Eigentum des Ehemanns überge­henden dos die Ehelasten mittragen soll. Die Rezeption ändert das römische Dotalsystem ab, soweit es überhaupt aufgenommen wird. Mit den Kodifikationen geht das in dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) bereits nicht mehr erwähnte Dotalsystem unter (Bürgerliches Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900, ZGB der Schweiz 1907).

Lit.: Söllner §§ 5, 9, 12, 18, 24; Hübner 664, 694; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 239f.

dotare, dōtāre, lat., V.: nhd. aussteuern, ausstatten, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dōs, dare

Dotation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb dotieren um 1500) Ausstattung, Zuwendung, Aussteuer

Lit.: Landau, P., Ius patronatus, 1975; Dröge, M., Staatsleistungen an Religionsgemeinschaften, 2004

dotieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1500 bezeugt – 1378/1379 [Mecklenburgische Reimchronik von Ernst von Kirchberg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1514 [QuedlinbUB. II 109] und 1535 [IlsenburgUB. II 217] in 2 Stellen und – ausgenommen dotiert und Dotierung – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) geben, ausstatten

Dou de Bassols, Ramón Llàtzer de (1742-1832) verfasst nach dem Rechtsstudium in Cervara (1760-1764) und einer anwaltlichen Tätigkeit als Professor in Cervara die erste systematische Darstellung des spanischen öffentlichen Rechtes (Instituciones del derecho público general en España, 1800ff., Einrichtungen des allgemeinen öffentlichen Rechtes in Spanien), die sich in die drei Bücher Person, Sache, Gericht und jeweils einen allgemeinen Teil und einen besonderen Teil gliedert. S. Google

Lit.: Elias de Molins, A., Diccionario biográfico, Bd. 1 1889, 532

Do ut des (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Ich gebe, damit du gibst.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 19, 5, 5, §1)

Douai, s. Google

Lit.: Espinas, G., La vie urbaine de Douai, Bd. 1ff. 1913

Dr. →doctor (lat. [M.]), Doktor, Lehrer

Drakon ist der Gesetzgeber (Thesmothet) in Athen, der 624 (bzw. 621/620) v. Chr. (?) das geltende Recht veröffentlicht, in dem die Selbsthilfe (Blutrache) durch strenge Strafen (drakonische Strenge, drakonische Strafe) für Verbrechen ersetzt und die gewollte Tötung von der ungewollten Tötung und der gerechtfertigten Tötung unterschieden ist. S. Google

Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17; Stroud, R., Drakon´s Law on Homicide, 1968; Gagarin, M., Drakon and Early Athenian Homicide Law, 1981; Biscardi, A., Diritto greco antico, 1982; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 4. A. 1995; Carawan, E., Rhetoric and the Law of Draco, 1998

drauf, darauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) oben, zusätzlich

Draufgabe, Daraufgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in der ursprünglicheren Schreibweise Daraufgabe in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1794 [PreußALR. I 5 §205 und Bächtold, Verlobung 124] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] →arrha) ist eine Leistung bei Eingehung eines Vertrags, die als Zeichen des Abschlusses des Vertrags gilt und in dem Zweifel auf die geschuldete Leistung anzurechnen oder bei Erfüllung zurückzugeben ist. Sie besteht in dem gemeinen Recht, ist in der Gegenwart aber nur von geringer Bedeutung.

Lit.: Kaser § 41; Hübner 543; Jagemann, E. v., Die Draufgabe (arrha), 1873; Gastreich, F., Die Draufgabe, Diss. jur. Erlangen 1932

Drei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard.) ist die in dem Recht häufiger verwendete Grundzahl zwischen zwei und vier (beispielsweise aller guten Dinge [Gerichte] sind drei).

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 285; Usener, H., Die Dreiheit, 2. A. 1922; Meyer, H./Suntrup, R., Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, 1987, Neudruck 1999; Großfeld, B., Zeichen und Zahlen im Recht, 2. A. 1995

Dreibund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1785 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1789 [Kluge11 113] in 1 Stelle als Übersetzung von franz. triple-alliance und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Bund dreier Beteiligter wie der den 1879 zwischen dem Deut­schen Reich und Österreich-Ungarn geschlos­senen Bund 1882 um Italien erweiternde Bund (1883 Beitritt Rumäniens, in dem Ersten Weltkrieg Kündigung durch Italien, das 1915 nach Zusage des Erhalts Südtirols den Alliierten beitritt, Rumänien 1916)

Dreifelderwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1803 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Mitteleuropa von dem 8. bis zu dem 19. Jahrhundert verbreitete Form der Landwirtschaft, bei der jeweils ein Drittel des Ackerlands mit Winterfrucht oder mit Sommerfrucht bebaut oder als Brache gelassen wird. Bei der Dreizelgenwirtschaft ist dabei die gesamte Flur eines Dorfes in drei etwa gleich große in dem Wechsel bewirtschaftete Teile aufgegliedert.

Lit.: Köbler, DRG 77, 174; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 46; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985; Brakensiek, S., Agrarreform, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992

Dreiklassenwahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Wähler bewusst unterscheidend in drei Klassen einteilende Wahlrecht (kopfzahl­bezogenes Dreiklassenwahlrecht erstmals in dem Gemeindegesetz Badens von dem 23. 8. 1821). Es widerspricht dem Grundsatz der Stimmengleichheit, indem es bei dem steueranteilbezogenen Dreiklassenwahlrecht beispielsweise Wählern mit höherem Steueraufkommen mehr politischen Einfluss in einem zu wählenden Gremium gewährt (beispielsweise wählen in Preußen 1849 bis 1918 etwa 4,7%, 12,6% und 82,6% der Wähler mittelbar je ein Drittel der Abgeordneten). 1918 wird das Dreiklassenwahlrecht - bewusst demokratisierend und egalisierend - spätetens aufgegeben (Preußen, Braunschweig, Lippe, Sachsen-Altenburg, Waldeck). In Österreich besteht von 1849 bis 1918 ein Dreiklassenwahlrecht für das Gemeindewahlrecht, bei dem ein Zensus den Kreis der Wahlberechtigten einengt und die Wahlkörper eine unterschiedliche Zahl von Gemeinderäten wählen.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 197; Gerlach, D., Die Geschichte des preußischen Wahlrechts, 1908; Boberach, H., Wahlrechtsfragen im Vormärz, 1959; Kühne, T., Dreiklassenwahlrecht und Wahlkultur in Preußen, 1994; Gerhards, J./Rössel, J., Interessen und Ideen im Konflikt um das Wahlrecht, 1999

Dreiliniensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Erbfolgeordnung in den drei Linien Abkömmlinge, Aszendenten, Seitenverwandte.

dreißig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num Kard.) dreimal zehn (Zehnerzahl zwischen zwanzig und vierzig)

dreißigjährig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dreißig Jahre betreffend

Dreißigjähriger Krieg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, ab 1648 möglich und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von 1618 ([zweiter] Prager Fenstersturz 23. 5. 1618, 8. 11. 1620 Schlacht an dem Weißen Berg mit Niederlage der aufständi­schen protestantischen Landstände Böh­mens, 10. 5. 1627 Verneuerte Landesordnung für Böhmen) bis 1648 (Friede von Münster und Osnabrück, →Westfälischer Friede) unter protestantenfreundlicher Beteiligung europäi­scher Mächte (Dänemark 1625, Schweden 1630, Frankreich 1635) währende Religions­krieg in dem Heiligen römischen Reich.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Franz, G., Der dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, 1940, 3. A. 1961, 4. A. 1979; Schormann, G., Der Dreißig­jährige Krieg, 1985; Burkhardt, J., Der Dreißigjährige Krieg, 1991; Kampmann, C., Reichsrebellion und kaiserliche Arbeit, 1993; Wedgwood, C., Der 30jäh­rige Krieg, 1978, 8. A. 1995, 9. A. 1996; Oschmann, A., Der Nürnberger Exekutionstag 1649-1650, 1991; Schmidt, G., Der Dreißigjährige Krieg, 1995, 4. A. 1999, 8. A. 2010; Englund, P., Die Verwüstung Deutschlands, 1998; Findeisen, J., Der Dreißigjährige Krieg, 1998; Zwischen Alltag und Katastrophe, hg. v. Krusenstjern, B. v. u. a., 1999; Bedürftig, F., Der Dreißigjährige Krieg, 2006; Kampmann, C., Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, 2007; Sack, H., Der Krieg in den Köpfen, 2008; Fuchs, R., Ein Medium zum Frieden, 2008; Brockmann, T., Dynastie, Kaiseramt und Konfession, 2009; Arndt, J., Der Dreißigjährige Krieg, 2009; Krüssmann, W., Ernst von Mansfeld (1580-1626), 2010; Crowne, W., Blutiger Som­mer (1636), hg. v. Ritter, A. u. a., 2011; Neu­burger, A., Konfessionskonflikt und Kriegsbeen­digung im Schwäbischen Reichskreis, 2011; Duchhardt, H., 1648 – Das Jahr der Schlagzeilen, 2015; Gotthardt, A., Der Dreißigjährige Krieg, 2016; Duchhardt, H., Der Weg in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges. Die Dekade 1608-1618, 2017; 1618 - Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, hg. v. Rebitsch, R., 2017; Wilson, P., Der Dreißigjährige Krieg, 2017; Münkler, H., Der Dreißigjährige Krieg, 2017; Burkhardt, J., Der Krieg der Kriege, 2018; Schmidt, G., Die Reiter der Apokalypse, 2018; Medick, H., Der Dreißigjährige Krieg, 2018; Wallenstein, hg. v. Emich, B. u. a., 2018

dreißigste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Ord.) zwischen dem neununzwanzigsten und dem einunddreißigsten stehende Ordnungszahl

Dreißigster (Wort ab 1221-1224 [Sachsenspiegel] belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der dreißigste Tag nach dem Tod eines Menschen und die als gesetzliches Ver­mächtnis daraus grundsätzlich sich ergebende Verpflichtung der →Erben, bestimmten Familienangehörigen des →Erblassers während der ersten 30 Tage nach dem selten genau vorherbestimmten Erbfall Unterhalt zu gewähren und die Benutzung der Wohnung und der Haushaltsgegenstände zu gestatten. Eine dreißig­tägige Beweinung kennt bereits das alte Testament (5. Moses 34,8). Danach erscheint der Dreißigste beispielsweise in dem →Sachsenspiegel (1221-1224). In der Zeit des Dreißigsten ist der Erbe zwar schon Eigentümer, darf aber nicht in dem Widerspruch zu dem Dreißigsten verfügen. Teilweise setzt das gemeine Recht den bis zu dem Dreißigsten ruhenden Nachlass der römischrechtlichen (lat.) hereditas (F.) iacens (ruhenden Erbschaft) gleich. Der Dreißigste ist noch geltendes Recht (§ 1969 BGB).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hübner 676f.; Hennecke, G., Das Recht des Dreißigsten, Diss. jur. Heidelberg 1909; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Dreizelgenwirtschaft s. Google, s. Dreifelderwirtschaft

Dresden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Elbe (sorb., Sumpfgebiet, steinzeitliche Besiedlungsspuren, Erster­wähnung 1206, 1201?) erhält vielleicht um 1150 eine Burg der wettinischen Markgrafen von Meißen. 1299 wird ihm das Stadtrecht von Magdeburg bestätigt. Stadtbücher sind seit 1404 erhalten. Seit 1485 wird es Vorort der albertinischen Linie der Herzöge von Sachsen. 1828 wird eine Technische Universität eingerichtet. 1945 wird Dresden durch Bombenabwürfe Großbritanniens weitgehend zerstört (25000 Todesopfer). An der Technischen Universität wird 1991eine juristische Fakultät eingerichtet, deren Auf­lösung 2004 beschlossen wird. Zu dem 1. Oktober 2020 wird ein Institut für internationales Recht, geistiges Eigentum und Technikrecht mit sechs Professuren gegründet.

Lit.: Richter, O., Verfassungs- und Verwaltungs­geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1ff. 1885ff.; Butte, H., Geschichte Dresdens, 1967; Streifzüge durch die Dresdener Justiz, 1999; Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, bearb. v. Petschel, D., 2003; Pommerin, R., Geschichte der TU Dresden 1828-2003, 2003; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2005f.; Die Stadtbücher Dresdens, hg. v. Kübler, T. u. a., Bd. 1ff. 2007ff.; Meinhardt, M., Dresden im Wandel, 2009; Die Zerstörung Dresdens, hg. v. Müller, R. u. a., 2010

Dresdener Entwurf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der - der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung von 1847/1848 und dem Allgemeinen Deutschen Handelsge­setzbuch von 1861 folgende - in →Dresden in Sachsen auf Grund der nach dreijährigen Beratungen 1862 beschlossenen Schaffung eines einheitlichen Obligationenrechts (→Allge­mei­nes Deutsches Gesetz über Schuld­verhältnisse) der Staaten des →Deutschen Bundes in einer Kommission beratene, 1866 noch der Bundesver­sammlung zu­geleitete, dort aber wegen der Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Preußen um Schleswig-Holstein nicht mehr behandelte Ent­wurf, der infolge der Auflösung des Deutschen Bundes (1866) nicht Gesetz bzw. allgemeines deutsches Recht wird, sich aber auf das Obligationenrecht der Schweiz (1881) und den Allgemeinen Teil und das Schuld­recht des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/­1900) auswirkt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; http://www.koeblergerhard.­de/Fontes/DRE1866-Ent­wurf­eines­allgemeinendeut­schen­Gesetzes­ueberSchuld­verhaeltnisse.pdf; Hedemann, J., Der Dresdener Entwurf von 1866, 1935; Dresdener Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866, hg. v. Francke, B., 1973; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, Dresden 1866, 1984; Benöhr, H., Der Dresdener Entwurf von 1866 und das Schweizerische Obligationenrecht von 1881, (in) Hundert Jahre Schweizerisches Obligati­onenrecht, 1982, 57

Drews, Bill (Drews, Wilhelm Arnold, Berlin 11. 02. 1870-Berlin 17. 02. 1938) wird 1917 Minister des Inneren in Preußen, 1919 Staatskommissar für die Vorbereitung einer Verwaltungsreform Preußens und 1921 Prä­sident des Oberverwaltungsgerichts Preußens (bis 1937). 1927 legt er ein Preußisches Poli­zeirecht vor. Er nimmt maßgeblichen Einfluss auf das Polizeiverwaltungsge­setz Preußens von 1931.

Lit.: Naas, S., Die Entstehung des preußischen Polizei­verwaltungsgesetzes von 1931, 2003

dritte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische für das Indogermanische erschließbar, Num. Ord.) die drei oder die Stelle zwischen dem Zweiten und dem Vierten betreffende Ordnungszahl

Dritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht - als Ansatz - und in DW2 nach 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist die an einem Verhältnis zweier Personen mittelbar beteiligte weitere Person.

Lit.: Barnert, E., Der eingebildete Dritte, 2008

Drittes Reich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die (problematische) Bezeichnung des →Deutschen Reiches in der von (dem →Nationalsozialismus) Adolf →Hitler(s) beherrschten Zeit zwischen dem 30. 1. 1933 und dem 30. 4. 1945 bzw. 8. 5. 1945. Sie geht in möglichen Anfängen auf Joachim von Fiore (Celico um 1130-Fiore 1202), der drei Reiche des Vaters, des Sohnes und des Geistes unterscheidet, zurück. 1923 weist A. Moeller van den Bruck (1876-1925) auf ein dem Heiligen römischen Reich und dem Reich Bismarcks folgendes Drittes Reich hin. Dieses entwickelt sich in der Wirklichkeit zu einer totalitären Diktatur, in der das Recht an vielen Stellen zu einem Instru­ment der Durchsetzung des Nationalso­zia­lismus wird, der die private Lebenswelt umfangreicher sozialer Überwachung unterwirft. In ihm wird in einer Pres­seanweisung von dem 10. 7. 1939 der Ausdruck Drittes Reich verboten, weil die darin zwecks Sinnstif­tung für das Ungewisse verwendete Tra­di­tion inzwischen als ent­behrlich angesehen wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 234, 242; Wust, N., Das Dritte Reich, 1905; Mutius, G. v., Die drei Reiche, 1916; Neurohr, J., Der Mythos vom Dritten Reich, (1933, veröff. 1957); Hertel, H., Das Dritte Reich in der Geistesgeschichte, 1934; Rühle, G., Das Dritte Reich, Bd. 1ff. 1934ff.; Kobé, E., Die Idee eines Dritten Reiches im deutschen Idealismus, Diss. phil. Wien 1939; Fraenkel, E., The Dual State, 1941; Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Diehl-Thiele, P., Partei und Staat im Dritten Reich, 1960, 2. A. 1971; Mähl, H., Die Idee des goldenen Zeitalters im Werk des Novalis, 1965; Hansen, R., Das Ende des Dritten Reiches, 1966; Scheffler, W., Judenverfolgung im Dritten Reich, 1966; Adam, U., Judenpolitik im Dritten Reich, 1972, Neudruck 1979; Scholder, K., Die Kirche und das Dritte Reich, Bd. 1f. 1977ff.; Justiz im Dritten Reich, hg. v. Staff, I., 1979; Hildebrand, K., Das Dritte Reich, 1979, 6. A. 2003, 7. A. 2009; Schönbaum, D., Die braune Revolution, 1980; Majer, D., Fremdvölkische im Dritten Reich, 1981; Broszat, M./Möller, H., Das Dritte Reich, 1983; Wistrich, R., Wer war wer im Dritten Reich, 1983; Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich, hg. v. Tröger, J., 1984; Shirer, W., Aufstieg und Fall des Dritten Reiches, 1984; Strafjustiz und Polizei im Dritten Reich, hg. v. Reifner, U. u. a., 1984; Das große Lexikon des Dritten Reiches, hg. v. Zentner, C. u. a., 1985; Wissenschaft im Dritten Reich, hg. v. Lundgren, P., 1985; Schumacher, U., Staatsan­waltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Staatsrecht und Staatslehre im Dritten Reich, hg. v. Böckenförde, E., 1985; Justizalltag im Dritten Reich, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1988; Gruchmann, L., Justiz im Dritten Reich 1933-1940, 1988, 2. A. 1990, 3. A. 2001; Kropat, W., Kristallnacht in Hessen, 1988; Puppo, R., Die wirtschaftliche Gesetzgebung des Dritten Reiches, 1988; Schröder, R., …aber im Zivilrecht sind die Richter standhaft geblieben!, 1988; Rüthers, B., Entartetes Recht, 1988, 2. A. 1994; Michelberger, H., Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches, 1989; Recht und Justiz im Dritten Reich, hg. v. Dreier, R. u. a., 1989; Werle, G., Justiz - Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich, 1989; Rebentisch, D., Führerstaat und Verwaltung im Zweiten Weltkrieg, 1989; Ortner, H., Der Hinrichter, 1993, 2. A. 2012, 3. A. 2014 (Roland Freisler); Schmoeckel, M., Die Groß­raumtheorie, 1994; Fürst, M., Politisches Strafrecht im Dritten Reich, 1995; Die deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit, hg. v. Rückert, J. u. a., 1995; Koenen, A., Der Fall Carl Schmitt, 1995; Schindler, F., Paulus van Husen im Kreisauer Kreis, 1996; Nunweiler, A., Das Bild der deutschen Rechtsvergangenheit und seiner Aktualisierung im Dritten Reich, 1996; Herbert, U., Best, 1996, 6. A. 2016; Trott zu Solz, L. v., Hans Peters und der Kreisauer Kreis, 1997; Die deutsche Herrschaft in den „germanischen“ Ländern, hg. v. Bohn, R., 1997; Bedürftig, F., Lexikon Drittes Reich, 1997; Kroll, F., Geschichtsdenken und politisches Handeln im Dritten Reich, 1997; Schiller, C., Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich, 1997; Friedländer, S., Das Dritte Reich und die Juden, 1998; Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, hg. v. Weiß, H., 1998; Michelberger, H., Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches, 1998; Hummel, K., Deutsche Ge­schichte 1933-1945, 1998; Die juristische Aufarbeitung des Unrechtsstaats, hg. v. d. Redaktion Kritische Justiz, 1998; Klaus, M., Mädchen im Dritten Reich, 1998; Perels, J., Das juristische Erbe des Dritten Reiches, 1999; Wendt, B., Das Dritte Reich, 1999; Schwerin, F. Graf v., Helmuth James Graf von Moltke, 1999; Benz, W., Geschichte des Dritten Reiches, 2000; Ellmann, M., Hans Lukaschek im Kreisauer Kreis, 2000; Die tödliche Utopie, hg. v. Dahm, V. u. a., 3. A. 2001; Klee, E., Deutsche Medizin im Dritten Reich, 2001; Science in the Third Reich, hg. v. Szöllösi-Janze, M., 2001; Schott, A., Adam Trott zu Solz, 2001; Studt, C., Das Dritte Reich in Daten, 2002; Zwangsarbeit im Dritten Reich, hg. v. Zumbansen, P., 2002; Rauh-Kühne, C., Hitlers Hehler?, (in) HZ 275 (2002), 54; Beevor, A., Berlin 1945, 2002; Hilger, C., Rechtsstaatsbegriffe im Dritten Reich, 2003; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Hildebrand, K., Das Dritte Reich, 6. A. 2003; Schreckenberg, H., Ideologie und Alltag im Dritten Reich, 2003; Unschuld, P., Chronik des Rotary Clubs München, 2003; Klee, E., Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 2003, 5. A. 2015; Tofahrn, K., Chronologie des Dritten Reiches, 2003; Pohl, D., Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933-1945, 2003, 3. A. 2011; Malinowski, S., Von dem König zum Führer, 2003; Angrick, A., Besatzungspolitik und Massenmord, 2003; Ciernoch-Kujas, C., Ministerialrat Franz Mass­feller (1902-1966), 2003; Regimekritik, Widerstand und Verfolgung in Deutschland und den besetzten Gebieten, hg. v. Boberach. H. - Erschlie­ßungsband zur Mikroficheedition 2003; Heinemann, I., Rasse, Siedlung, deutsches Blut, 2003; Stufen zum Galgen, hg. v. Pätzold, K. u. a., 2004; Kater, M., Hitler-Jugend, 2004; Evans, R., Das Dritte Reich, Bd. 1 2004; Mühlberger, D., Hitler’s Voice, 2004; Bartels, U., Die Wochenschau im Dritten Reich, 2004; Hayes, P., Die Degussa im Dritten Reich, 2004; Ley, A., Zwangssterilisation und Ärzteschaft, 2004; Gall, L., Elitenkontinuität in Wirtschaft und Wissenschaft, (in) HZ 279 (2004) 659; Huppuch, W., Eugen-Rosenstock-Huessy (1888-1973), 2004; Frei, N., 1945 und wir, 2005; Das Europa des Dritten Reichs, hg. v. Bähr, J./Banken, R., 2005; Finger, T., Die Nürnberger Gesetze, (in) JURA 27 (2005), 161; Hamburg im Dritten Reich, hg. v. d. Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, 2005; Lindner, S., Hoechst, 2005; Bastian, T., High Tech unterm Hakenkreuz, 2005; Stürickow, R., Kriminalfälle im Dritten Reich. Berlin, 2005; Werner, C., Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit bei BMW, 2005; Braun, K., Dr. Otto Thierack (1889-1946), 2005; Confront! Resistance in Nazi Germany, hg. v. Michalczyk, J., 2. A. 2005; Köhler, I., Die Arisierung der Privatbanken, 2005; Kißener, M., Das Dritte Reich, 2005; Olick, J., In the House of the Hangman, 2005; Gesche, K., Kultur als Instrument der Außenpolitik totalitärer Staaten, 2006; Voß, R., Johannes Popitz, 2006; Einhaus, C., Zwangs­sterilisation in Bonn (1934-1945), 2006; Winstel, T., Verhandelte Gerechtigkeit, Rückerstattung und Entschädigung für jüdische NS-Opfer, 2006; Schenk, D., Hans Frank, 2006; Schäfer, K., Werner von Blomberg, 2006; Zwicker, S., Nationale Märtyrer - Albert Leo Schlageter und Julius Fučik, 2006; Tent, J., Im Schatten des Holocaust. Schicksale deutsch-jüdischer „Mischlinge“, 2007; Die NS-Gaue - regionale Mittelinstanzen, hg. v. John, J., 2007; Rohrer, F., Strafjustiz im Dritten Reich und in der SBZ/DDR, 2007; Hürter, J., Hitlers Heerführer, 2006, 2. A. 2007; Lübbe, H., Von dem Parteigenossen zum Bundesbürger, 2007; Schmerbach, F., Das Gemein­schaftslager Hanns Kerrl für Referendare in Jüterbog 1933-1939, 2008 (rund 20000 Referendare, systemstabilisierende Wirkung); Bähr, J. u. a., Der Flick-Konzern im Dritten Reich, 2008; Stirken, H., Der Kölner Justizalltag im Zweiten Weltkrieg, 2008; Orte der Bücherver­brennungen in Deutschland 1933, hg. v. Schoeps, J. u. a., 2008 (ab März 1933 94 Bücherverbrennungen in 62 Städten); Ribbentrop, R. v., Mein Vater Joachim von Ribbentrop, 2008; Universitäten und Studenten im Dritten Reich, hg. v. Scholtyseck, J. u. a., 2008; Kontinuitäten und Zäsuren. Rechtswissenschaft und Justiz im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit, hg. v. Schumann, E., 2008; Harris, W., Tyrannen vor Gericht, 2008; Longerich, P., Heinrich Himmler, 2008; Schlick, C., Apotheken im totalitären Staat, 2008; Das Dritte Reich, hg. v. Süß, D. u. a., 2008; Die Charité im Dritten Reich, hg. v. Schleiermacher, S. u. a., 2008; Drecoll, A., Der Fiskus als Verfolger, 2009; Tofahrn, K., Das dritte Reich und der Holocaust, 2008; Koop, V., Himmlers letztes Aufgebot, 2008; Schleusener, J., Eigentums­poli­tik im NS-Staat, 2009; Bevers, J., Der Mann hinter Adenauer, 2009; Gathmann, P. u. a., Narziss Goebbels, 2009; Ladwig-Winters, S., Ernst Fraenkel, 2009; Lüdicke, L., Griff nach der Weltherrschaft, 2009; Die Katholiken und das Dritte Reich, hg. v. Hummel, K./Kißener, M., 2009, 2. A. 2010; Nie mehr zurück in dieses Land, hg. v. Gerhardt, U. u. a., 2009; Zelle, K., Hitlers zweifelnde Elite, 2010; Verfemt und verboten, hg. v. Schoeps, J. u. a., 2010; Kasseckert, C., Straftheorie im Dritten Reich, 2010; Conze, E. u. a., Das Amt und die Vergangenheit, 2010; Koop, V., In Hitlers Hand, 2010; Iselt, K., Sonderbeauftragter des Führers, 2010; Longerich, P., Joseph Goebbels, 2010; Selbstmobilisierung im Dritten Reich, hg. v. Dinckal, N. u. a., 2010; Rüstung, Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit im „Dritten Reich“, hg. v. Heusler, A. u. a., 2010; Allert, T., Der deutsche Gruß, 2010; Buddecke, J., Endstation Anatomie, 2010; Hausmann, M., Die Geisteswissenschaften im „Dritten Reich“, 2011; Reichskommissariat Ostland, hg. v. Lehmann, S., 2011; Blatman, D., Die Todesmärsche 1944/45, 2011 (mit etwa 250000 Toten); Kramer, N., Volksgenossinnen an der Heimatfront, 2011; Jasch, H., Staatssekretär Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik, 2011; Brinkhus, J., Luftschutz und Versorgungspolitik, 2012; Lustiger, A., Rettungs­widerstand, 2011 (200 Retter aus insgesamt 100000 Rettern verfolgter Juden in 30 Ländern); In Nürnberg machten sie ein Gesetz, hg. v. Beutin, L. u. a., 2011; Steiner, Z., The Triumph of the Dark, 2011; Fremde Blicke auf das Dritte Reich, hg. v. Bajohr, F. u. a., 2011; Schmelz, C., Der Völkerrechtler Gustav Adolf Walz, 2011; Kellner, F., Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne – Tagebücher 1939-1945, 2011; Hachtmann, R., Das Wirtschaftsimpe­rium der Deutschen Arbeitsfront 1933-1945, 2012; Herzer, M., Auslandskorres­pondenten und auswärtige Pressepolitik im Dritten Reich, 2012; Eichmann in Jerusalem, hg. v. Ambos, K. u. a., 2012; Interessen um Eichmann, hg. v. Renz, W., 2012; Koop, V., Martin Bormann Hitlers Vollstrecker, 2012; Galler, C., Die Spinnhütte Celle im Nationalsozialismus, 2012; Pahl, M., Fremde Heere Ost, 2012; Ungleichheiten im „Dritten Reich“, hg. v. Kramer, N. u. a., 2012; Broichmann, C., Der außer­ordentliche Einspruch im Dritten Reich, 2013 (21 Fälle von Verfahren vor dem besonderen Strafsenat des Reichsgerichts, 92 Fälle vor dem besonderen Senat des Volksgerichtshofs, jeweils hohe Zahl von Todesurteilen); Grenzen des katholischen Milieus, hg. v. Kuropka, J., 2013; Schlosser, H., Sprache unterm Hakenkreuz, 2013; Kuwalek, R., Das Vernichtungslager Belzec, 2013 (rund 450000 Vernichtungen); Scheil, S., Ribbentrop, 2013; Sassin, H., Carl Goerdeler, 2013; Weis, S., Leben und Werk des Juristen Karl Hermann Friedrich Julius Geiler (1878-1953), 2013; Gross, R., November 1938, 2013; Vollmer, A. u. a., Stauffenbergs Gefährten, 2013; Bahro, B., Der SS-Sport, 2013; Der Tag von Potsdam, hg. v. Kopke, C. u. a., 2013 (21. März 1933); Benz, W., Theresienstadt, 2013; Nonn, C., Theodor Schieder, 2013; Becker, M., Mitstreiter im Volkstumskampf, 2014; Lüdicke, L., Constantin von Neurath, 2014; Roos, D., Julius Streicher und „Der Stürmer“ 1923-1945, 2014; Kukowski/M./Boch, R., Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz bei der Auto Union AG Chemnitz, 2014; Das Auswärtige Amt und seine umstrittene Vergangenheit, hg. v. Sabrow, M. u. a., 2014; Nagel, A., Johannes Popitz, 2015; Kulish, N., Dr. Tod, 2015; Wolz, A., Ribbentrop und die deutsche Außenpolitik 1934-1936, (in) HZ 300 (2015) 374; Schaub, H., Abwehr-General Erwin Lahousen, 2015; Tesch, S., Albert Speer (1905-1981), 2015; Das Reichsjustizministerium und die höheren Justizbehörden in der NS-Zeit (1935-1944), hg. v. Schubert, W., 2015; Hans von Dohnanyi, Verschwörer gegen Hitler, hg. v. Meyer, W., 2015; Eid und Gewissen – Zwischen Hitlers Mühlsteinen, hg. v. Schmidt von Altenstadt, U. v. u. a., 2015; Gab es einen Stalin-Hitler-Pakt?, hg. v. Koch, C., 2015; Gafke, M., Heydrichs „Ostmärker“, 2015; Schanetzky, T., Kanonen statt Butter, 2015; Heller, H., Die Zivilrechtsgesetzgebung im Dritten Reich. 2015; Nehmer, B., Das Problem der Ahndung von Einsatzgruppenverbrechen durch die deutsche Justiz, 2015; Möller, H., Regionalbanken im Dritten Reich, 2015 (hauptsächlich Bayern); Darnstädt, T., Nürnberg. Menschheitsverbrechen vor Gericht 1945, 2015; Roth, M., Ihr wisst, wollt es aber nicht wissen – Verfolgung, Terror und Widerstand m Dritten Reich, 2015; Hoffmann, M./Kuhn, N., Hitlers Kunsthändler – Hildebrand Gurlitt 1895-1956, 2016; Wegener, T., Die Bevölkerung hat größtes Vertrauen zum Führer, 2016; Gross, N., Reinhold Frank, 2016; Herbert, U., Das Dritte Reich, 2016; Sallek, B., Strafverteidigung in den Nürnberger Prozessen, 2016; Götzen – Die Autobiographie von Adolf Eichmann, hg. v. Ben Nescher, R., 2016; Trommer, I., Rechtfertigung und Entlastung – Albert Speer in der Bundesrepublik, 2016; Büschel, H., Hitlers adliger Diplomat, 2016 (Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha); Evans, R., Das Dritte Reich – Geschichte und Erinnerung im 21. Jahrhundert, 2016 (28 Essays); Bera, M., Lobbying Hitler, 2016; Orth, R., Der Amtssitz der Opposition?, 2016; Das „Dritte Reich“ nach Hitler, hg. v. Hesse, K., 2016; Georg Schreiber (1882-1963), hg. v. Morsey, R., 2016; Urwand, B., Der Pakt – Hollywoods Geschäfte mit Hitler, 2017; Kilian, J., Finanzkontrolle und Ausbeutung – Das Reichsfinanzministerium und die wirtschaftliche Mobilisierung Europas für Hitlers Krieg, 2017 (ab 1941 wurde etwa ein Drittel der deutschen Kriegskosten durch besetzte Länder gedeckt); Römer, F., Die narzisstische Volksgemeinschaft – Theodor Habichts Kampf 1914 bis 1944, 2017; Süß, D., „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ – Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich, 2017; Koop, V., Hans-Heinrich Lammers – Der Chef von Hitlers Reichskanzlei, 2017 (schwach und unsorgfältig); Kellmann, K., Dimensionen der Mittäterschaft – Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich, 2018, 2. A. 2019; Zwischen Seelsorge und Politik – Katholische Bischöfe in der NS-Zeit, hg. v. Zumholz, M. u. a., 2018; Orth, K., Vertreibung aus dem Wissenschaftssystem – Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus vertriebenen Gremienmitglieder der DFG, 2018; Echternkamp, J., Das Dritte Reich – Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg, 2018 (Flüchtigkeitsfehler); Angrick, A., Aktion 1005 – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942-1945, 2018; Banken, R., Hitlers Steuerstaat, 2018; Gies, H., Richard Walther Darré – Der Reichsbauernführer, 2019; Karlauf, T., Stauffenberg – Porträt eines Attentäters, 2019; Polster, B., Walter Gropius – Der Architekt seines Ruhms, 2019; Ziemann, B., Martin Niemöller – Ein Leben in Opposition, 2019; Neue Heimat – Das Gesicht der Bundesrepublik - Bauten und Projekte 1947-1985, 2019; Müller, A., Reinhard Höhn, 2019; Schmidt-Klügmann, A., Bernhard Wilhelm von Bülow (1885-1939), 2019; Gückel, J., Klassenfoto mit Massenmörder – Das Doppelleben des Artur Wilke, 2019; Kater, M., Culture in Nazi Germany, 2019; Fehlhaber, N., Netzwerke der „Achse Berlin-Rom“ – Die Zusammenarbeit faschistischer und nationalsozialistischer Führungseliten 1933-1943, 2019; Greve, S., Das System „Sauckel“ – Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz und die Arbeitskräftepolitik in der besetzten Ukraine 1942-1945, 2019; Die Organisation des Terrors – Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945, hg. v. Uhl, M. u. a., 2020; Michaels, C., Rüstungsmanagement der Ministerien Todt und Speer – Das Beispiel Panzerentwicklung/Panzerkommission, 2020; Tümmers, H., Nach Verfolgung und Vernichtung – Das Dritte Reich und die Deutschen nach 1945, 2020; Rohkrämer, T., Martin Heidegger, 2020; Rathkolb, O., Schirach – Eine Generation zwischen Goethe und Hitler, 2020; Machtan, L., Der Kronprinz und die Nazis - Hohenzollerns blinder Fleck, 2021; Evans, R., Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien, 2021

Drittschade, Drittschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Schaden eines Dritten

Drittschadensliquidation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ersetzung eines einem Dritten entstandenen Schadens durch den Schuldner eines Schuld­verhältnisses. Sie ist dem römischen Recht und dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) an sich fremd, für bestimmte Fallgestaltungen der Schadensverlagerung auf einen Dritten seit einer Entscheidung in Lübeck von dem 20. 1. 1855 und einer dog­matischen Erörterung Zimmermanns (1858) aber gewohnheitsrechtlich anerkannt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 184; Reichard, I., Die Frage des Drittschadensersatzes im klassischen römischen Recht, 1992; Schroeter, H., Die Drittschadensliquidation in europäischen Privatrechten, 1995; Neuner, J., Die Entwicklung der Haftung für Drittschäden, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 193

Drittschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schutz eines Dritten durch ein Verhältnis zwischen zwei anderen.

Lit.: Hofer, S., Drittschutz und Zeitgeist, ZRG GA 117 (2000), 377

Drittwiderspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Widerspruch eines Dritten

Drittwiderspruchsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als Inter­ventionsklage entwickelte Klage des angeblichen oder wirklichen Inhabers eines die Veräußerung hindernden Rechtes an einem Gegenstand (beispielsweise Eigentum) gegen die Zwangsvollstreckung eines Gläubigers in den betreffenden Gegenstand des Schuldners.

Lit.: Picker, E., Die Drittwiderspruchsklage, 1981

Drittwirkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1963 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wirkung gegenüber Dritten. Grundsätzlich wirken sich Rechte in einem Schuldverhältnis nur zwischen Gläu­biger und Schuldner (relativ) aus, so dass in dem römischen Recht sogar Stellvertretung, Abtretung und Schuldübernahme Schwierig­keiten bereiten. Dagegen wirken Sachenrechte gegenüber jedermann (absolut). Die Drittwirkung von Grundrechten wird in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erörtert (beispielsweise von Nipperdey), aber überwiegend verneint.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Fabisch, D., Die unmittelbare Drittwirkung der Grundrechte im Arbeitsrecht, 2010

drohen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [HeinrTürlinCrône 15471] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bedrängen, einschüchtern, nötigen

Drohung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jahrhundert bezeugt - 8. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11./12. Jahrhundert [MSD. 297] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb drohen in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 9. Jahrhundert und in EDEL 765) ist das Inaussichtstellen eines Übels.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

droit (M., franz.) Recht

droit (M.) commun (franz.) gemeines Recht

Lit.: Bourjon, F., Le droit commun de la France et la coutume de Paris reduits en principes, 1747; Petot, P., Le droit commun en France selon les coutumiers, (in) RH 38 (1960), 412

Droit (M.) coutumier (franz.) ist das in →coutumiers aufgezeichnete Gewohnheitsrecht (coutume) (in dem Norden Frankreichs).

droit (M.) écrit (franz.), Schriftrecht, römisches Recht (in dem Süden Frankreichs)

droit (M.) intermédiaire (franz.) das zwischen französischer Revolution von 1789 und den Kodifikationen Napoleons (1804ff.) durch Einzelgesetze geschaffene französi­sche Recht

Drost (M., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1261 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [OstfriesUB. I 62] in zehn Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) aus mnd. drossete (Truchsess) gebildete Bezeichnung eines örtlichen Ver­waltungsamtsträgers in Norddeutschland und Westdeutschland von dem 13. bis zu dem 19. beziehungsweise 20. Jahrhundert

Lit.: Bornhak, C., Geschichte des preußischen Verwaltungsrechts, Bd. 1ff. 1884ff.; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Blazek, M., Von der Landdrostey zur Bezirksregierung, 2004

Druck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [TirolLO. 1573 Privileg] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Einwirken auf einen Gegenstand mit Gewicht oder Kraft. Seit etwa 1440 (1454?) werden – nach Vorläufern in China - in Mitteleuropa Texte durch farbigen Abdruck einer Vorlage auf Papierblätter (Buchdruck mit beweglichen Lettern seitens Johannes Gutenbergs schneller und billiger) vervielfältigt (beispielsweise Bibel in 42 Zeilen je Seite). Einblattdrucke (beispielsweise Ablassbriefe, Gebete, Mahnschreiben) werden ab 1475 häufig.

Lit.: Eisermann, F., Verzeichnis der typographischen Einblattdrucke im Heiligen römischen Reich deutscher Nation, Bd. 1ff. 2004; Westphal, J., Die Darstellung von Unrecht in Flugblättern der frühen Neuzeit, 2008

drucken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jahrhundert bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [Knapp, Reggensb. 267] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Druck ausüben, als Buchdruck mit beweglichen Lettern sachlich seit etwa 1450

drücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [Langenstein, Martina 558] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Druck ausüben, pressen, hervortreiben

Druckprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in Bestandteilen über das erschließbare Germanische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit (Aufnahme bzw.) Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in Mitteluropa (ab 1440?) auf Grund des von dem Kaiser beanspruchten Buchregals in Übung kommende herrscherliche, meist zeitlich begrenzte, mit Strafgeldern und Vermögens­einziehung bewehrte Privileg, zum Schutz vor allem der Drucker und auch Verleger sowie mittelbar letztlich auch vielleicht der Urheber ein bestimmtes Buch aus­schließlich zu drucken und dementsprechend Nachdrucke Nicht­privilegierter zu bekämpfen (Venedig 1469 auf fünf Jahre befristetes, aus­schließliches Privileg Bücher zu drucken für Johan von Speyer [† 1470]], Herzog von Mailand 1481 Nachdrucks­verbotsprivileg, in dem Heiligen römischen Reich 1501 Nachdruckprivileg für Conrad Celtis, Frankreich 1507, England 1518). Das vielfach erteilte und meist in dem jeweiligen Werk auch abgedruckte Druckprivileg wird auf Drängen der Buchhändler und Verleger seit dem 19. Jahrhundert durch das sie und mittelbar auch die Urheber vollkommener schützende →Ur­heberrecht (Preußen 11. 6. 1837 Gesetz zum Schutze des Eigentums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck) abgelöst.

Lit.: Pütter, J., Der Büchernachdruck, 1774; Bluntschli, J., Deutsches Privatrecht Bd. 1, 1853; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über den Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970; Gieseke, L., Von dem Privi­leg zum Urheberrecht, 1995; Wadle, E., Geistiges Ei­gentum, 1996; Gergen, T., Die Nachdruckprivilegien­praxis Württembergs im 19. Jahrhundert, 2007

dual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1924 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zweiseitig

dualis, duālis, lat., Adj., von zweien stammend, zwei enthaltend, zwei betreffend, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo

Dualismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1781 bezeugt – 1781 – als Neubildung - in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist grundsätzlich jede Lehre, die von zwei voneinander unabhängigen meist gegensätzlichen Gegebenheiten ausgeht. In diesem Sinne besteht seit dem 14. Jahrhundert ein (durch gegenseitige vertragliche Treuebin­dung befriedeter) ständisch-monarchischer Dualismus (Otto von Gierke 1868) zwischen Landesherr und Landständen, der in dem Absolutismus zu Lasten der Landstände (vor allem in Öster­reich und Preußen) weitgehend verschwindet. In Österreich sind nach 1867 dualistische Angelegen­heiten die in übereinstimmenden Beschlüs­sen des österreichischen Reichsrats und des ungarischen Reichstags geregelten Ange­legenheiten (Münzwesen, Zollgesetzge­bung, Eisenbahnlinien, Wehrsystem), de­ren Verwaltung in Österreich und Un­garn jeweils eigenständig erfolgt.

Lit.: Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1 1868, Neudruck 1954; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Thouzellier, C., Livre de deux principes, 1973; Rosenau, K., Hegemonie und Dualismus, 1986; Stollberg-Rilinger, B., Vormünder des Volkes?, 1999; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegen­heiten der österreichisch-ungarischen Mo­narchie, 2001

Duaren, François (Bourges 1509-1559), adeliger Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bourges und nach weiteren Studien bei Budé Advokat an dem Parlament von Paris und 1538 Nachfolger Alciats in Bourges. 1544 setzt er sich in der Schrift (lat.) De ratione docendi discendi iuris (Von der richtigen Art Recht zu lehren und zu lernen) für eine moderne Studiengestaltung (lat. →mos [M.] Gallicus) mit Einführungslehr­veranstaltungen, guten Sprachkenntnissen und neuer Methodik ein. Sein gleichzeitig erscheinender Kommen­tar über Verträge beeinflusst die Entwicklung des Schuldrechts (u. a. Grundsatz der Beschränkung der Herausgabe des ungerechtfertigt Erlangten auf die noch vorhandene Bereicherung). S. Google

Lit.: Vogt, W., Franciscus Duarenus, 1971

Dublin in Irland erscheint in dem 3. Jahrhundert. 1171 erhält es das Stadtrecht von Bristol. 1591 bzw. 1909 werden Universitäten gegründet. Seit 1922 ist Dublin Hauptstadt Irlands. S. Google

Lit.: Stewig, R., Dublin, 1959

Duderstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Bilgenroth-Barke, H., Kriminalität und Zahlungsmoral im 16. Jahrhundert, 2010

Duell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Pistolenduell, Säbelduell, Trauerduell und Trinkduell - und in DW2 – ausgenommen Degenduell und Ehrenduell sowie Flugduell in Wortarchiv nicht bezeugt – 1590 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1590 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb duellieren 1621 aufgenommen) ist der geordnete Waffenkampf zweier Streitender (zu der Sühnung einer Ehr­ver­letzung). Wurzeln des Duells reichen vielleicht in die Vorzeit zurück. In dem Früh­mittelalter möglicherweise allgemeiner häufig, tritt in dem Hochmittelalter der ritterliche Zweikampf zu Ross mit Schild und Lanze in den Vordergrund. In dem engeren Sinn entwickelt sich das Duell erst in der Neuzeit. Von dem 17. Jahrhundert an wird es unter strenger Strafandrohung ohne besonderen Erfolg verboten. Erst nach Ende der adelsgeprägten Gesellschaft (1918) ver­schwindet das ernsthafte Duell gänzlich. Seit 1969 gelten die allgemeinen Strafrechtsnor­men, wovon freilich rechtstatsächlich die studentische Mensur noch nicht wirklich vollständig erfasst wird.

Lit.: Below, G. v., Das Duell in Deutschland, 1896; Fehr, H., Der Zweikampf, 1908; Prokowsky, D., Die Geschichte der Duellbekämpfung, Diss. jur. Bonn 1965; Slawig, J., Der Kampf gegen das Duellwesen, Diss. jur. Münster 1986; Kiernan, V., The Duel in European history, 1988; Dieners, P., Das Duell, 1992; MacAleer, K., Dueling, 1994; Bringmann, T., Reichstag und Zweikampf, 1997; Schmiedel, H., Berüchtigte Duelle, 2000; Schlink, B., Das Duell im 19. Jahrhundert, (in) NJW 2002, 537; Walter, W., Das Duell in Bayern, 2002; Baumgarten, R., Zweikampf, 2002; Das Duell, hg. v. Ludwig, U. u. a., 2011; Geifes, S., Das Duell in Frankreich 1789-1830, 2013; Ingold, F., Das russische Duell, 2015; Ludwig, U., Das Duell im alten Reich, 2016

duellare, duellāre, lat., V., Zweikampf führen, duellieren, Fulg. (um 500 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duellum

duellieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 1621 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Duell

duellum, lat., N., Zweikampf, Duell, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bellum, s. duo

Duguit, Léon (Libourne/Frankreich 1859-Bordeaux 1928), Professor des öffentlichen Rechtes in Caen und Bordeaux (1892), sieht den Staat positivistisch-realistisch als bloße Gruppe von an einer Aufgabe arbeitenden, von Regierenden gelenkten und kontrollierten Menschen an.

Lit.: Dumas, u. a., A la mémoire de Léon Duguit, 1929; Grimm, D., Solidarität als Rechtsprinzip, 1973

Duisburg (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mündung der rechtsrheinischen Ruhr in den Rhein ist (883/884) Pfalz (Dispargum) des fränkischen Königs, wird 1129 (?) Stadt (regia villa) und kommt 1290 als Pfand von dem König an Kleve und damit 1614 an Brandenburg. Von 1655 bis 1818 (dann Bonn) ist es Sitz einer von Preußen gegründeten Universität, seit 1972 Sitz einer Gesamthochschule (1980 Uni­versität). S. Google

Lit.: Geschichte der Universität Duisburg, hg. v. Ering, W., 1920; Ahrens, T., Aus der Lehr- und Spruch­tätigkeit der alten Duisburger Juristenfakultät, 1962; Ro­den, P. v./Jedin, H., Die Universität Duisburg, 1968; Roden, P. v., Geschichte der Stadt Duisburg, 1970ff.; Komorowski, M., Bibliographie der Duis­burger Universitätsschriften (1652-1817), 1984; Born, G./Kropatschek, F., Die alte Universität Duisburg, 1992; Die Protokolle des Duisburger Notgerichts 1537-1545, hg. v. Mihm, M., 1994; Zur Geschichte der Universität, hg. v. Hantsche, I., 1997; Jägers, R., Duisburg im 18. Jahrhundert, 2001; Zur Geschichte der Universität Duisburg 1655-1818, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2007; Mihm, M. u. a., Mittelalterliche Stadtrechungen im historischen Pro­zess, Bd. 1f. 2007f.

Du Moulin (Molinaeus, Dumoulin), Charles (1500-1566), aus einer Juristenfamilie, wird nach dem Sprachstudium bei Budé und dem Rechtsstudium in Poitiers und Orléans 1522 Advokat in Paris und gelangt nach seiner Vertreibung wegen seiner Zugehörigkeit zu dem Calvinismus über Basel, Genf und Straßburg 1553-1555 als Rechtslehrer nach Tübingen. 1539 kommentiert er die (franz. [F.]) Coutume von Paris von 1510, 1567 zahlreiche französische Gewohnheits­rechte (Le grand coutumier). S. Google

Lit.: Gamillscheg, F., Der Einfluss Du Moulins auf die Entwicklung des Kollisionsrechts, 1955; Thireau, J., Charles Du Moulin, 1980

Dundee in Schottland wird 1200 erwähnt. 1883/1967 erlangt es eine Universität. Seit 1889 ist es Stadt. S. Google

Lit.: Maxwell, A., Old Dundee, 1891

duo, lat., Num. Kard., zwei, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *du̯ōu, *du̯ai, Num. Kard. (M.), zwei (Grundzahl zwischen eins und drei)

Duoviri (lat. [M.Pl.] Zweimänner) sind in dem altrömischen Recht ein Organ des Straf­verfahrens, in dem spätantiken römischen Recht ein gemeindliches Verwaltungsorgan. →duumvir

Lit.: Kaser § 80; Köbler, DRG 20, 55

duplum (lat. [N.]) Doppeltes, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duplus

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 27, 65

duplus, lat., Adj., doppelt, zweifach, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo

Durantis (Duranti), Guilelmus der Ältere (Speculator) (Puimoisson/Languedoc (1230?) 1237-Rom 1. 11. 1296) wird nach dem Rechtsstudium in Lyon? und Bologna (1255, doctor decretorum) Rechtslehrer in Modena und vielfältiger päpstlicher Amtsträger (1271 Richter, 1279 Dekan in Chartres, 1286 Bischof von Mende/Südfrankreich). Sein vierbändiges, in mindestens 130 Hand­schriften überliefertes Hauptwerk (lat. →Speculum [N.] iudiciale, Gerichtsspiegel, 1271-vor 1276, 2. A. 1289-1291, Druck Straßburg 1473, Neudruck 1975) behandelt, dem Ablauf eines Prozesses folgend, in vier Teilen (Personen, Zivilsachen, Kriminalsachen, einzelne Klagen) in erschöpfender Sammlung und Verwaltung der prozessrechtlichen Literatur das gesamte geistliche Gerichtsrecht unter Berücksichtigung vieler Formulare. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 5 1850, 571; Guillaume Durand, hg. v. Gy, P., 1992; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 478

durch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863-871 [Otfrid] bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) hindurch

durchbohren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8./9. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hindurchbohren

Durchbohrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1603 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb durchbohren 8./9. Jh.) ist das Bohren durch einen Stoff. Die Durchbohrung einer (nichtköniglichen) Urkunde ist in dem Recht der Salfranken und der Ripuarier eine förmliche Urkundenschelte.

Lit.: Breßlau, H., Handbuch der Urkundenlehre, 2. A. 1912, 648

Durchgang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 [Notker] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1437 [HalberstUB. II 185] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb durchgehen 863) Durchlass, Hindurchgehen

Durchgangserwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nur durchgangsweise erfolgende Erwerb eines Rechtes, das unmittelbar nach Eingang in das Vermögen des Durchgangserwerbers aus diesem wieder ausscheidet.

Lit.: Weyand, S., Der Durchgangserwerb, 1989

durchgehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863-871 [Otfrid] bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hindurchgehen

Durch zweier Zeugen Mund wird die Wahrheit kund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 360 (Simrock 1846)

Durlach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Mührenberg, A., Kleine Geschichte Durlachs, 2009

duumvir, duovir, lat., M., einer der Zweimänner, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo, vir

dux (lat. [M.]) Feldherr, Führer, Leiter (M.), (in dem Mittelalter) Herzog, Enn. 204-169 v. Chr., s. ducere, (beispielsweise in dem westfränkischen Reich dux Britonum 860, dux Aquitanorum 909, dux Burgundiae 918, dux Francorum 937, dux Normannorum 1006, dux Gasconum 1022, dux Narbonae 1088), s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 55; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Kienast, W., Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968; Ebling, H., Prosopographie der Amtsträger, 1974; Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1977; Gasparri, S., I duchi longobardi, 1978; Holzfurtner, L., Gloriosus dux, 2003; Geist, S., Der gescheiterte Feldherr, 2009

Dynastie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1539 bezeugt – 1539 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Herrschergeschlecht) →Merowin­ger, →Karolinger, →Ottonen (bzw. Sachsen), →Salier, →Staufer, →Welfen, Konradiner, →Babenberger, →Wittels­bacher, Luxemburger, →Wettiner, →Hohenzollern, →Habsburger, Kapetinger, Bourbonen, Stuart u. a.

Lit.: Schmid, K., Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie, (in) ZGO 105 (1957); Sokop, B., Stammtafeln europäischer Herrscherhäuser, 1976, 2. A. 1989, 3. A. 1993; Thoma, G., Namensänderungen in Herrscher­familien des mittelalterlichen Europa, 1985; Hlawitschka, E., Der Thronwechsel des Jahres 1002 und die Konradiner, ZRG GA 110 (1993), 149; Durschmied, E., Der Untergang großer Dynastien, 2000; Bedrohte Ordnungen - Geboren um zu herrschen?, hg. v. Widder, E. u. a., 2014

E

e (lat. [Präp.]) aus, heraus, →auch ex, s. latein_a_z.docx

Ebel, Wilhelm (Garsuche/Kreis Ohlau/Schlesien 7. 6. 1908-Göttingen 22. 6. 1980), Vater Zimmermann, wird nach dem Abitur in Rößel (1927) und dem Studium von Rechtswissenschaft, Geschichte und Sprachen in Königsberg, Heidelberg und Bonn sowie Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 1933 bei Adolf Zycha in Bonn pro­moviert, 1935 habilitiert und nach Lehrstuhlvertretungen in Marburg, Königsberg und Rostock 1938 nach Rostock berufen. 1939 wechselt er als Nachfolger Herbert Meyers nach Göttingen (bis 1945, ab 1954), wo er nach Herzinfarkten 1965 vorzeitig emeritiert wird. Besonders verdient macht er sich durch Arbeiten zu dem lübischen Recht und durch Quelleneditionen. S. Google

Lit.: Landwehr, G., Wilhelm Ebel, ZRG GA 98 (1981), 467; Die deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit, hg. v. Rückert, J. u. a., 1995

Ebenburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1460 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [ohne Jahr SspGl. Dresden 1553 zu III 73] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber n Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ebenbürtigkeit

ebenbürtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1261 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) (bezüglich der Geburt) gleichwertig

Ebenbürtigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 um 1348 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rb. n. Dist. I 5 Dist. 6 Anm.] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Femininum Ebenburt 1460, Adjektiv ebenbürtig 1261) ist die von der Gleichheit des (Geburts-)Standes abhängige rechtliche Gleichheit. Ihr ähnelt in dem römischen Recht das →conubium. Wann in dem Mittelalter Ebenbürtigkeit eine Voraussetzung einer Rechtsfolge wird, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Immerhin ist erkennbar, dass seit der karolingischen Zeit der Hochadel nahezu ausnahmslos unter sich heiratet. Später zeigen sich Auswirkungen auch in dem Verfahrensrecht (Ebenbürtigkeit der Urteiler, der Zeugen, des kampflich Ansprechberechtigten). Mit dem Verlust der Vorrangstellung des Adels verschwindet (spätestens 1918) auch die rechtliche Bedeu­tung der Ebenbürtigkeit weitgehend.

Lit.: Köbler, DRG 120; Pütter, J., Über Missheiraten teutscher Fürsten und Grafen, 1796; Göhrum, C., Geschichtliche Darstellung der Lehre von der Ebenbürtigkeit, 1846; Dungern, O. v., Das Problem der Ebenbürtigkeit, 1905; Anschütz, G., Das Reichskammergericht und die Ebenbürtigkeit, ZRG GA 27 (1906), 172; Minnigerode, H. v., Ebenburt und Echtheit, 1912; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993; Willoweit, D., Standesungleiche Ehen des regierenden hohen Adels in der neuzeitlichen deutschen Rechtsge­schichte, 2004; Detzer, J., Faber und Castell – eine passende Verbindung?, 2018

Ebenteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1120? bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Schuster, RLebWien 469] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Sicherstellung (beispielsweise des Erwerbers eines ohne Erbenlaub veräußerten Gutes unmündiger Kinder) durch gleichen Wert (beispielsweise Pfand)

Lit.: Mayer-Maly, T., Ebenteuer, ZRG GA 72 (1955), 216

Ebstorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Urkundenbuch des Klosters Ebstorf, hg. v. Jaitner, K., 1985; Die Ebstorfer Weltkarte, hg. v. Kugler, H., 2007

ecclesia, ecclēsia, aclēsia, lat., F., Volksversammlung, christliche Gemeinde, Kirche, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐκκλησία (ekklēsía), F., Volksversammlung, christliche Gemeinde, Kirche, vgl. gr. ἐκκαλειν (ekkalein), V., herausrufen, aufregen, gr. ἐξ (ex), Präp., aus, hinaus, idg. *eg̑ʰs, *eg̑ʰz, Präp., aus, gr. καλεῖν (kalein), V., rufen, nennen, herbeirufen, idg. *kel- (6), *klē-, *klē-, *klā-, *klā-, *kl̥-, *kelh₁-, *kleh₁-, V., rufen, schreien, lärmen, klingenecclesia (lat. [F.]) Kirche

Ecclesia non sitit sanguinem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Kirche dürstet nicht nach Blut) ist eine mittelalterliche Rechtsregel unbekannter Her­kunft, die begründet, weshalb Geistliche nicht an Verfahren teilnehmen dürfen, die zu einer →Todesstrafe oder Verstümmelungsstrafe führen können. Sie wird in dem Hochmittelalter sichtbar (Westminster 1173, Rouen 1190, Dublin 1214). Sie hat zu der Folge, dass die Kirche in ihren weltlichen Herrschafts­gebieten Gerichtshalter (Vögte) einsetzen muss, die für sie das Blutgericht ausführen. Zumindest inhaltlich nicht an ihre Selbstbeschränkung hält sich die Kirche gegenüber Ketzern, Zauberern und Hexen. Auch bei Kreuzzügen scheut die Kirche vor dem Blutvergießen nicht zurück.

Lit.: Stickler, A., Il gladius negli Atti dei concili, (in) Salesianum 13 (1951), 414; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Ecclesia vivit lege Romana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Kirche lebt nach römischem Recht) ist eine beispielsweise in der (lat.) →Lex (F.) Ribvaria (61) des 7. oder 8. Jahrhunderts bezeugte mittel­alterliche Rechtsregel, nach der die christliche Kirche grundsätzlich römische Rechtsgedanken angenommen hat und ihre Geltung für ihre Angehörigen einfordert. Stellenweise grenzt sich die Kirche aber auch bewusst von dem römischen Recht ab.

Lit.: Biondi, B., Il diritto Romano Cristiano, 1952ff.; Feine, H., Vom Fortleben des römischen Rechtes in der Kirche, ZRG KA 73 (1956), 1; Fürst, C., Ecclesia vivit lege Romana?, ZRG KA 92(1975), 17; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Lex Ribvaria 763/764)

echt (Wort in Grimm Deutsches WörterbuchDW1 und in DW2 um 830 als Adv. und 1261 als Adj. bezeugt – 1060-1080 [frühmittelhochdeutsche Genesis] in EDELals Adverb - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 257, 545, III 5, II 99] in mindestens 4 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) richtig, rechtmäßig

Echte Not (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von der mittelalterlichen Rechtsordnung als Ausnahmetatbestand einer Rechtsregel anerkannte besondere Lage (beispielsweise ist Säumnis in dem Verfahren bei echter Not [wie etwa Krankheit, Haft, Unwetter, Krieg, Kreuz­zug] entschuldigt), deren Wirkung in dem Satz Echte Not kennt kein Gebot ausgedrückt wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Schmidt, A., Echte Not, 1888; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 151

Echtes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nicht besonders gebotene, sondern regelmäßig zu einem bestimmten Zeitpunkt (ohne Gebot) stattfindende →Ding (Echteding Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1829 bezeugt).

Eckhardt, Karl August (Witzenhausen 5. 3. 1901-Witzenhausen 29. 1. 1979), Rechtsan­waltssohn, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Marburg 1922 vier Wochen nach der ersten juristischen Staatsprüfung bei Walther Merk mit einer Dissertation über die Witzenhäuser Schwabenspiegelhand­schrift promoviert und 1924 mit 23 Jahren in Göttingen bei Herbert Meyer mit einer Schrift über den Deutschenspiegel für deutsches Recht habi­litiert. 1928 wird er ordentlicher Pro­fessor in Kiel, 1932 (mit bereits mehr als 70 Veröffentlichungen) an der Handelshoch­schule Berlin, dann in Bonn, 1933 in Kiel, 1934 für Geschichte in Berlin und Hauptreferent für Recht, Staat, Politik, Wirtschaft und Geschichte der Hochschul­abteilung des Reichs- und preußischen Minis­teriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Eckhardtsche juristische Studienreform). 1936 wechselt er an die juristische Fakultät, 1937 nach Bonn, zeitweise ist er in Paris. 1945 wird er als entschiedener Anhänger der Nationalsozi­alistischen Deutschen Arbeiterpartei (Oktober 1933 Mitglied der SS, 1935 zu dem persönlichen Stab des Reichsführers SS abkommandiert) (mit 44 Jahren) seines Amtes enthoben, 1948 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, eine Emeritierung wird von seiner Fakultät ver­hindert. Als Privatgelehrter führt er seine Editionstätigkeit mittelalterlicher Rechtsquel­len mit starkem persön­lichem Einsatz fort.

Lit.: Festschrift zum 60. Geburtstag von Karl August Eckhardt, hg. v. Perst, O., 1961; Werksverzeichnis Karl August Eckhardt, zusammengestellt v. Eckhardt, A., 1979; Krause, H., Karl August Eckhardt, (in) DA 35 (1979), 1; Die Juristen der Universität Bonn im Dritten Reich, hg. v. Schmoeckel, M., 2004, 160

Edda (an. Urgroßmutter?, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1868? bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Name für eine in einer um 1270 (anonym) verfassten isländischen Handschrift (lat. [M.) Codex regius) überlieferten altnordischen Lieder­sammlung (Götterlieder und Heldenlieder) in Stabreimen (Liederedda, mit der noch weitere Texte anderer Handschriften als [lat. N. Pl.] Eddica minora verbunden werden,) und vor allem für ein überwiegend in Prosa gehal­tenes, um 1225 entstandenes altnordisches Werk des Isländers Snorri Sturluson (1179-1241) über altnordische Dichtung und Mythologie (Snorra Edda), von denen die möglicherweise erheblich ältere Geschehnisse verarbeitende Liederedda auch als rechtsge­schichtlich ertragreich angesehen wird.

Lit.: Snorra Edda, hg. v. Jónsson, F., 1900; Eddica minora, hg. v. Heusler, A. u. a., 1903, Neudruck 1974; Edda - Die Lieder des Codex regius nebst verwandten Denkmälern, hg. v. Neckel, G., 5. A. 1936; Kommentar zu den Liedern der Edda. hg. v. See, K. v. u. a., Bd. 2ff. 1997ff. (siebenbändiger Kommentar, 2019 abgeschlossen); Fidjestøl, B., The Dating of Eddic Poetry, 1999; Krause, A., Die Götter- und Heldenlieder der älteren Edda, 2004; Gudmundsson, Ó., Snorri Sturlus­on, 2011

Eddach (mnd., M.) Eidtag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 40] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)

Lit.: Ebel, W., Bursprake, echteding, eddach, (in) FS H. Niedermeyer, 1953, 53

edere, ēdere, lat., V.: nhd. herausgeben, heraustun, zur Welt bringen, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, dāre

edicere, ēdīcere, lat., V., ansagen, bekanntmachen, festsetzen, verordnen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, dīcere

edictum, ēdictum, lat., N., Aussage, Satz, Edikt, öffentliche Bekanntmachung, Kundgebung, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēdīcere, (beispielsweise edictum des römi­schen Prätors, in dem er angibt, nach welchen Grundsätzen er in seinem Amt Recht sprechen wird, oder der kurulischen Ädilen über die Folgen eines Mangels bestimmter Sachen wie Sklaven, Zugtieren und Lasttieren)

Edictum (N.) Chilperici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Edikt Chilperichs) ist das von dem merowingischen König Chilperich I. (561-584, Enkel Chlodwigs, Reichsteil um Soissons) verfasste, in einer karolingischen Handschrift überlie­ferte Edikt bzw. Kapitular.

Lit.: Beyerle, F., Das legislative Werk Chilperichs I., ZRG GA 78 (1961), 1; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, Tit. 106-116

Edictum (N.) Theoderici (lat.,Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Edikt Theoderichs) ist der nur durch einen frühneuzeitlichen Druck (Pierre Pithous [1579] aus zwei seitdem verschollenen Handschriften) überlieferte Rechtstext der ausgehenden Spätantike (2. Hälfte 5. Jahrhundert?, um 500?), der in 154 bzw. 155 kurzen, zeitlich geordneten Kapiteln unter Verwendung des (vulgar umgeformten römischen) Codex Theodosi­anus, des Codex Gregorianus und des Codex Hermogenianus sowie der so genannten Paulussenten­zen und der Responsen des Paulus verschie­denste Gegenstände behandelt und dabei in 26 Kapiteln die Todesstrafe androht. Streitig ist, ob das Edictum Theoderici dem Gotenkönig →Theoderich dem Großen (493-526) und der Zeit um 500 zugeschrieben werden kann (oder älter ist).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 53, 80; Bluhme, F., MGH LL (in folio) 5, 1, 145-168, 176-179; Gau­denzi, A., Die Entstehungszeit ZRG GA 7 (1886), 29; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Vismara, G., Edictum Theoderici, 1967, Ius Romanum Medii Aevi I 2 b aa α, dazu Nehlsen, H., ZRG GA 86 (1969), 246; Stelzer, W., Gelehrtes Recht, 1982; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987; Kohlhas-Müller, D., Untersuchungen zur Rechtsstellung Theo­derichs des Großen, 1995; Lafferty, S., Law and Society in the Age of Theoderic the Great, 2013

Edictum (N.) tralaticium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nach und nach übertragenes Edikt) ist das ü­ber­lieferte →Edikt des römischen Prätors. Um 130 n. Chr. beauftragt Kaiser Hadrian den Rechtskundigen Julian mit der Fest­legung des bis dahin jährlich neu ange­nom­menen Edikts in einem (lat.) edictum (N.) perpetuum (dauernden, unveränder­lichen Edikt mit rund 500 Sachpunkten in fünf Teilen). Nach diesem Zeitpunkt über­neh­men die kaiser­lichen Konstitutionen die bis dahin von den Prätoren wahrgenom­mene Aufga­be der Rechtsfortbildung.

Lit.: Köbler, DRG 30; http://www.koeblergerhard.­de/Fontes/EdictumPerpetuumPraetorisUrbani_Lenel.htm

Edictus (M.) Rothari (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Edikt Rotharis) ist das unter der Herrschaft König Rotharis 643 in 388 Kapiteln lateinisch aufgezeichnete Recht der Langobarden (→Volksrecht). Es berücksichtigt neben den hergebrachten Gewohnheiten (langobardisch cawarfide) römisches Recht, biblische Ge­danken und vielleicht westgotisches, bayerisches, alemannisches und fränkisches Recht. Die Nachfolger Rotharis fügen Ergänzungen an (→Leges Langobardorum).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Edictus ceteraeque Langobardorum leges, ed. Bluhme, F., 1869; Njeussychin, A., Der Freiheitsbegriff im Edikt des Rothari, ZRG GA 66 (1948), 64; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Dold, A., Zur ältesten Handschrift des Edictus Rothari, 1955; Cavanna, A., Nuovi problemi intorno alle fonti, (in) Studia et documenta 34 (1968), 269; Cavanna, A., La civiltà giuridica longobarda, 1978; Vismara, G., Il diritto in Italia nell’ alto medioevo, 1981

Edikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als nach 1150 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1190-1200 [Trierer Silvester] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, N., „Ausspruch“) ist allgemein die Bekanntmachung oder der Erlass. In dem römischen Recht ist das Edikt des Gerichtsmagistrats (Prätors) die Bekannt­machung vor allem der Grund­sätze, die der Gerichtsmagistrat während der gesamten Dauer seiner Amtszeit beachten will (lat. edictum [N.] perpetuum, dauerhafte Bekanntmachung oder auch lat. edictum [N.] tralaticium beispielsweise einer Prozessformel, einer Rechtsschutz­verheißung). Kaiser Ha­drian lässt um 130 n. Chr. das Edikt der Prätoren (lat. praetor [M.] urbanus und prae­tor peregrinus) und der kurulischen Ädilen durch den Rechtskundigen Salvius →Iulianus in eine endgültige, nur mehr durch den Kaiser ab­änderbare oder ergänzbare Fassung bringen.

Lit.: Kaser §§ 2, 80; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 22; Söllner §§ 9, 15, 16, 23; Köbler, DRG 31, 161; Lenel, O., Das Edictum perpetuum, 3. A. 1927, Neudruck 1956; Selb, W., Das prätorische Edikt, (in) FS M. Kaser, 1986, 259

Ediktalzitation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch öffentliche Bekanntmachung erfolgende Ladung eines Beklagten, den eine persönliche Ladung nicht oder schwer erreicht (beispielsweise durch Anschlag an einem öffentlichen Gebäude wie einem Rathaus oder einer Kirche). Sie stammt sachlich aus dem römischen Recht. Sie erscheint inhaltlich in dem 13. Jahrhundert auch in dem deutschen Reich (Reichsabschied von dem 19. 11. 1274) und wird danach in dem Kameralprozess als subsidiäre Einrichtung aufgenommen. Sie ist in der öffentlichen Zustellung der Gegenwart erhalten (§§ 186 II 1, 187 ZPO, § 40 I StPO). Von der Ediktalzitation zu unterscheiden ist die Feststellung, dass der Beklagte vor Gericht nicht erschienen ist.

Lit.: Haase, C., Über Edictalladungen und Edictalprozeß, 1817; Meyer, H., Das Strafverfahren gegen Abwesende, 1869; Bethmann Hollweg, M. v., Der Zivilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 5 1873, 111; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 339; Opet, O., Geschichte der Prozesseinleitungsformen, 1891; Sel­lert, W., Die Ladung des Beklagten vor das Reichskammergericht, ZRG GA 84(1967), 202; Rein­schmidt, T., Die Einleitung des Rechtsganges und des Versäumnisverfahrens im salfränkischen Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1968; Kaser, M./Hackl, K., Das römische Zivilprozessrecht, 2. A. 1996, § 71

Edikt von Nantes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 13. 4. 1598 von König Heinrich IV. von Frankreich erlassene Edikt, welches das katholische Bekenntnis als Staatsreligion bestätigt sowie den Hugenotten (fran­zösischen Protestanten) Gewissensfreiheit und ungefähr 100 sichere Orte gewährt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EdiktVonNantes1598.htm

Edinburgh ist die an dem Firth of Forth sich unterhalb einer seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesenen Burg entwickelnde Sied­lung, in der seit dem Ende des 11. Jahrhunderts die Könige der Schotten sitzen (um 1470-1707 Hauptstadt). 1583 erlangt es eine Universität.

Lit.: Arnot, H., The History of Edinburgh, 1779

editio, ēditio, lat., F., Gebären, Geburt, Herausgabe, Ausgabe, Mitteilung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēdere

Edition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1537 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1527 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb edieren 1555, herausgeben) Ausgabe, Herausgabe, Bekannt­gabe von Klagemitteilung und Beweisurkun­de in dem römischen und frühneu­zeitlichen Zivilprozess

Lit.: Bresslau, H., Geschichte der Monumenta Germa­niae Historica, 1921; Richtlinien für die Edition landes­geschichtlicher Quellen, hg. v. Heinemeyer, W., 2. A. 2000; Vom Nutzen des Edierens, hg. v. Merta, B. u. a., 2005; Editiones principes delle opere dei padri greci e latini, hg. v. Cortesi, M., 2006; Editionen - Wandel und Wirkung, hg. v. Sell, A., 2007; Erlanger Editionen, hg. v. Neuhaus, H., 2009

Eferding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Oberösterreich

Lit.: Die Rechtsquellen der Stadt Eferding, hg. v. Wutzel, O., 1954

Eger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt (Cheb) in dem Westen Tschechiens an der Eger

Lit.: Siegl, K., Alt-Eger, 1927; Sturm, H., Eger, (1951); Šimek, E., Chebsko (Das Egerland), 1955; Das Egerer Urgichtenbuch, hg. v. Skála, E., 1972; Sturm, H., Districtus Egranus, 1981

Ehaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, zu dem Adj. ehaft, echt, rechtmäßig) ist vor allem in Bayern eine örtlich verbreitete Bezeichnung für →Weistum.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Meyer, C., Ehaften des Klosters Heidenheim, ZRG GA 14 (1894), 168; Eisenbrand, T., Ehehaftsordnungen im Hochstift Eichstätt, 1938; Trauchburg, G. v., Ehehaften und Dorfordnungen, 1995

Ehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht (, aber in Google) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist eine örtlich verbreitete Bezeichnung für →Gesinde.

Ehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 - 796 und - um 1180 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - sowie mit anderer Bedeutung in älteren deutschen Rechtsquellen ab 712/725 [LAlam.2 72] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie schon für das Germanische und das Indogermanische zu erschließen, F.) ist die mit Eheschließungswillen eingegangene aner­kann­te Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau sowie seit etwa 2020 in vielen Staaten weltweit auch zwischen zwei Menschen desselben Geschlechts. Bei den Indogermanen gibt vermutlich der Vater die Tochter dem Mann, der sie (in das eigene Haus) führt, aber zu den Eltern der Frau in keine (verwandtschaftliche) Beziehung tritt. In dem altrömischen Recht, in dem die Ehe ein hauptsächlich sozial geordnetes Verhältnis (gewollte tatsächliche Lebensgemeinschaft mit Rechtsfolgen) ist, verspricht der Gewalthaber der Braut diese dem Bräutigam. Daneben kann der Bräutigam seinerseits die Heimführung zusagen. Beides kann durch Geldversprechen gesichert werden und wird regelmäßig danach erfüllt. Die Eheschließung selbst erfordert den überein­stimmenden Willen, die Ehe einzugehen. Kaiser Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) stellt Eheverbote und Ehegebote auf (lex Iulia de maritandis ordinibus 18 v. Chr. Eheverbote, Lex Iulia de adulteriis 18 v. Chr. Ehebruchsstrafen, lex Papia Poppaea 9 n. Chr. Ehegebote). Viel­leicht schon in dem klas­sischen römischen Recht, jedenfalls in der Spätantike wird die Ehe unter vorwiegend christlichem Einfluss ein stärker rechtlich geprägtes Verhältnis, wobei die Kirche ihrerseits die Gegensätze zwischen alttestamentarischem Eheverständnis (Mehr­ehe, Ehescheidung) und neutestamentarischen Eheverständnis (Einehe auf Lebenszeit) aus­gleichen muss. Für den Eheschluss der mündigen Brautleute genügt der jetzt rechtlich eingeordnete Konsens (lat. solus consensus facit nuprias), der aber in der Regel nur durch Urkunden über eine Mitgiftbestellung bewiesen wird. In dem Frühmittelalter setzen sich die kirchlichen Vorstellungen gegenüber den germani­schen Gestaltungen (Vertrag zwischen Brautvater und Bräutigam [Muntehe, daneben vielleicht Entführungsehe und angeblich Raubehe und Kebsehe], Möglichkeit der Mehrehe) durch. Wohl seit dem 12. Jahrhundert gilt der bereits den Kirchenvätern des Altertums bekannte Satz, dass allein die Vereinbarung die Ehe begründet ([lat.] solus consensus facit nuptias, allein der Konsens bewirkt die Ehe). Seit dem 12./13. Jahrhundert soll aus Gründen der Rechtssicherheit ein vorheriges Aufgebot (1215) und die Erfragung des Ja-Worts durch den Priester erfolgen. Die Ehe, die in dem 13. Jahrhundert unter Einengung einer ursprünglich weiteren Bedeutung (ahd. ewa, Recht) ihren Namen Ehe erhält und die vor kirchlichen Gerichten hauptsächlich von Frauen eingeklagt wird, wird christliches Sakrament. Die durch Martin Luthers Refor­mation von 1517 begründete protestantische Kirche lehnt dies ab und sieht die Ehe als Vertrag. In der frühen Neuzeit wendet sich die Aufklärung überhaupt gegen das kirchliche Wesen der Ehe. Es wird die Schließung der Ehe vor einer staatlichen Stelle zugelassen oder vorgeschrieben (England 1653, Frankreich 1792). In dem Kulturkampf wird in dem (zweiten) deutschen Reich die obligatorische Zivilehe in der Form gegenseitiger Willenserklärungen vor dem Standesbeamten festgesetzt (Preußen 1874, 6. 2. 1875 Personen­standsgesetz des Reiches). Daneben besteht die Möglichkeit der (zusätzlichen, nachträglichen) kirchen­recht­li­chen Ehe fort. Das Bürgerliche Gesetz­buch von 1896/1900 geht von der auf Lebenszeit von den Eheleuten vor dem Standesbeamten geschlossenen Ehe aus, sieht aber die Möglichkeit der Ehescheidung durch gerichtliches Urteil bei Vorliegen be­stimmter Gründe vor. An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird die Ehe rechtstatsächlich durch viele nichteheliche Lebensgemeinschaften und ge­setzlich durch die Zulässigkeit der einge­tragenen gleichgeschlechtlichen Lebenspart­ner­schaft ergänzt bzw. ersetzt. Dement­sprechend wird auch auf die Priorität der staatlichen Eheschließung vor der kirchenrechtlichen Eheschließung verzich­tet. Seit 2017 ist (auch in Deutschland nach dem Vorbild einiger anderer Staaten) durch deutliche Mehrheit in dem Bundestag in Abkehr von natürlichen Verhältnissen und in Zuwendung zu zivilisatorischen Begehrlichkeiten die Ehe (für alle) auch zwischen zwei Männern und zwischen zwei Frauen eröffnet.

Lit.: Kaser § 58; Söllner §§ 5, 6, 7, 8, 12, 14, 18, 23; Hübner 624ff.; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 15, 22, 36, 58, 114, 120, 161, 209, 238, 267; Baltl/Kocher; Schulte, J. v., Handbuch des katholi­schen Eherechts nach dem gemeinen katholischen Kirchenrecht, 1855; Friedberg, E., Das Recht der Ehe­schließung in seiner geschichtlichen Entwicklung, 1865, Neudruck 1965; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Kawerau, W., Die Reformation und die Ehe, 1892; Köstler, R., Muntwalt und Ehebewilligung, ZRG GA 29 (1908), 78; Schlatter, A., Der Schutz der ehelichen Gemeinschaft, 1920; Hoyer, E., Die Ehen minderen Rechts, 1926; Preisker, H., Christentum und Ehe in den ersten drei Jahrhunderten, 1926, Neudruck 1979; Joyce, G., Die christliche Ehe, 1934; Plöchl, W., Das Eherecht des Magisters Gratian, 1935; Vaccari, P., Il matrimonio germanico, 1935; Schubart-Fikentscher, G., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, 1935; Goern, H., Das Ehebild im deutschen Mittelalter, 1936; Köhler, W., Die Anfänge des protestantischen Eherechts, ZRG KA 61 (1941), 271; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Conrad, H., Die Grundlegung der modernen Zivilehe durch die französische Revolution, ZRG GA 67 (1950), 336; Erle, M., Die Ehe im Naturrecht, Diss. jur. Göttingen 1952; Ziegler, J., Die Ehelehre der Poenitentialsummen, 1956; Lettmann, R., Die Diskussion über die klandestinen Ehen, 1966; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Tietz, G., Verlobung, Trauung und Hochzeit in den evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, 1969; Schulze-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Gräfe, R., Das Eherecht in den Coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Dufour, A., Le mariage dans l’École allemande du droit naturel moderne, 1972; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts, 1975; Huber, J., Der Ehekonsens im römischen Recht, 1977; Mikat, P., Dotierte Ehe – rechte Ehe, 1978; Die nichteheliche Lebens­gemeinschaft, hg. v. Landwehr, G., 1978; Fricke, F., Das Eherecht des Sachsenspiegels, 1978; Raiser, B., Die Rechtsprechung zum deutschen internationalen Eherecht im Dritten Reich, 1980; Hauser, H., Die geistigen Grundlagen des Eherechts an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert, 1980; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Ehen ohne Ring, hg. v. Böhme, W., 1981; Buchholz, S., Recht, Religion und Ehe, 1988; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Marriage, property and succession, ed. by Bonfield, L., 1992; Krüger, J., Die Ehegesetzgebung des Kaisers Augustus, 1994; Seehase, H., Ehesachen vor dem Reichskammergericht, Diss. jur. Münster 1998; Fuhrmann, I., Die Diskussion über die Einführung der fakultativen Zivilehe in Deutschland und Österreich seit Mitte des 19. Jahrhunderts, 1998; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Ehe und Familie, hg. v. Hecker, H., 1999; Göwer, K., Wilde Ehen, 1999; Blümel, K., Die Aufhebung der sog. Rassenmischehe, Diss. jur. Regensburg 1999; Eisenring, G., Die römische Ehe als Rechtsverhältnis, 2000; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schiek, S. u. a., 2000; Matrimoni in dubbio a cura di Seidel Menchi S. u. a., 2001; Schwab, C., Das Augs­burger Offizialatsregister 1348-1352, 2001; Schnell, R., Sexualität und Emotionalität in der vormodernen Ehe, 2002; Saar, S., Ehe – Scheidung - Wieder­verheiratung, 2002; Mammeri-Latzel, M., Justizpraxis in Ehesachen im Dritten Reich, 2002; Eisenring, G., Die römische Ehe als Rechtsverhältnis, 2002; Fischer, G., Die Problematik der Ehe, 2003; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Arni, C., Entzweiungen, 2004; Grahn-Hoek, H., Zu Mischehe, Namengebung und Personenidentität im frühen Frankenreich, ZRG GA 121 (2004), 100; Jacobi, K., Der Ehetraktat des Magisters Rolandus von Bologna, 2004; Karl, A., Castitas temporum meorum, 2004; McCarthy, C., Marriage in Medieval England, 2004; Lang, M., Das Eheverbot wegen Glaubensverschiedenheit, 2004; D’Avray, D., Medieval Marriage, 2005; Eisfeld, J., Die Scheinehe, 2005; Frassek, R., Eherecht und Ehege­richtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005; Lutz, A., Ehepaare vor Gericht, 2006; Lumpp, S., Die Scheinehenproblematik, 2007; Kaiser, D., Die elterliche Eheeinwilligung, 2007; Westphal, S., Ehen vor Gericht, 2008; Weber, I., Ein Gesetz für Männer und Frauen, 2009; Ehe - Haus - Familie, hg. v. Schmidt-Voges, I., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Walther, S., Die (Un-)Ordnung der Ehe, 2010; Rabaa, A., Die Ehe als Rechtsinstitut im Badischen Landrecht von 1810, 2011; Venus und Vulcanus, hg. v. Westphal, S. u. a., 2011; Signori, G., Von der Paradiesehe zur Gütergemeinschaft, 2011; Joye, S., La femme ravie, 2012; Szymanski, H., Theorie und Lebenswirklichkeit, 2013; Freist, D., Glaube - Liebe - Zwietracht - Konfessionell gemischte Ehen in Deutschland in der frühen Neuzeit, 2013; Angenendt, A., Ehe, Liebe und Sexualität im Christentum, 2015; Haas, P., Fürstenehe und Interessen, 2017; Houts, E. van, Married Life in the Middle Ages, 2019; Kulturkampf um die Ehe, hg. v. Löhnig, M., 2020; Stöferle, D., Ehe als Nationalfiktion – Dargestelltes Recht im Roman der Moderne, 2020

ehebrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1264 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Berth. v. Regensb. I 131] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Ehebruch

Ehebrecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – 3. Viertel 13. Jahrhundert [Der Jüngere Titurel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Berth. v. Regensb. I 3] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ehebruch Begehender

Ehebruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1338 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1385 [Alemannia 6 1878 252] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ehebrechen 1264, Maskulinum Ehebrecher 13. Jahrhundert) ist der zumindest bedingt vorsätzliche Vollzug des Beischlafs eines Ehegatten mit einem dritten Menschen anderen Geschlechts. Der wohl zunächst privat geahndete Ehebruch (der Frau), dem nach der Bibel die Steinigung folgt (1. Moses 38,24), wird seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) strafbar. Bei den Germanen darf der Mann nach Tacitus die Frau nackt und geschoren durch die Siedlung treiben und damit dem Untergang preisgeben oder überhaupt töten. Ihr männlicher Partner darf in handhafter Tat bußlos getötet werden und unterliegt ansonsten der Rache und später der Buße. Die christliche Kirche verlangt die Gleichbehandlung von Mann und Frau (unter Ausschluss der Wiederheirat), setzt sie aber erst seit dem 14. Jahrhundert in den Städten durch. Dem folgt in Gegensatz zu dem Sachsenspiegel (1221-1224) und zu der Consti­tutio Criminalis Bambergensis (1507) die Constitutio Criminalis Carolina (1532), äußert sich aber zu der Strafe selbst nicht. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) bestraft die Ehebrecher nur in dem Fall der Eheschließung auf Antrag des beleidigten Ehegatten mit höchstens einjähriger Gefängnisstrafe. Je nach dem Religions­bekenntnis ist in dem Josephinischen Gesetzbuch (1787) und in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) der Ehebruch Ehe­scheidungsgrund. 1969 wird in Deutschland die Strafbarkeit beseitigt (Öster­reich 1996, aber schwere Eheverfehlung). Mit dem Übergang zu dem Zerrüttungsprinzip (1976) ist Ehebruch als solcher auch kein Grund mehr für eine Ehescheidung (in Österreich seit 1999 kein absoluter Ehescheidungsgrund mehr).

Lit.: Söllner §§ 10, 14; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 35, 119, 264; Hälschner, H., Die Lehre vom Ehebruch, (in) Gerichtssaal 22 (1870), 401; Bennecke, H., Die strafrechtliche Lehre vom Ehebruch, 1884; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 691; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931, 424; Bruns, B., Ehescheidung und Wiederheirat im Fall von Ehebruch, 1976; Bullough, V./Brundage, J., Sexual Practices, 1982; Graf, W., Der Ehebruch im fränkischen und deutschen Mittelalter, Diss. jur. Würzburg, 1983; Schmitz, W., Der nomos moicheias, ZRG RA 114 (1997), 233; Kossak, W., Ehebruch, 2000; Melchior-Bonnet, S./Tocqueville, A. de, In flagranti, 2000; Mader, K., Ehebruch als Scheidungstatbestand, 2002; Trasgressioni, hg. v. Seidel Menchi, S., 2004; Kümper, H., Ein spätmittelalterlicher Kurztraktat über die Tötung der Ehebrecherin, ZRG GA 126 (2009), 223; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehefrau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – nicht in EDEL -– und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1389 [BernTellb. 587] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1287) →Frau

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehegatte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1409 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [RügenLR. Kap. 47 § 1] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Eheleute, Pl., 1264)

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehegattenerbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Erbrecht eines Ehegatten bei dem Tode des anderen Ehegatten. In Rom führt die wachsende Häufigkeit der gewaltfreien Ehe schließlich zu der Einführung einer (allen Verwandten nachgeordneten) Erb­folge zwischen Ehegatten. Justinian spricht der bedürftigen undotierten Witwe neben Kindern ein Viertel des Erbes ihres Mannes zu (Novellen 53). In dem deutschen Reich fehlt anfangs ebenfalls ein Ehegattenerbrecht, doch erkennen Stadtrechte in dem Hochmittelalter als Folge der Güterge­meinschaft allmählich ein Ehegattenerbrecht an. In der Neuzeit wird vielerorts unabhängig von dem Güterstand ein bestimmter Anteil an dem Nachlass des erstversterbenden Ehegatten gewährt. Teilweise wird das justinianische Recht aufgenommen. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) erhält der Ehegatte mindestens ein Viertel des Nachlasses (Österreich 1914). Dieser Erbteil erhöht sich in dem Falle der Zugewinn­gemeinschaft (1957) um ein Viertel. Seit 2004 erbt der hinterbliebene Ehegatte in Österreich bereits neben Neffen oder Nichten den gesamten Nachlass

Lit.: Kaser §§ 65, 66; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 123, 210, 269; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich seit der Rezeption, 1956; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Heyse, G., Mulier non debet abire nuda, 1994; Fröschle, T., Die Entwick­lung der gesetzlichen Rechte des überlebenden Ehegatten, 1996

Ehegattenschenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schenkung von Gütern unter Hausverbänden von Ehegatten. Sie wird in dem römischen Recht (vielleicht in dem 3. Jahrhundert v. Chr. unter dem Einfluss der Stoa ent­wickelt und) unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) verboten. Später wird sie allgemein zulässig.

Lit.: Köbler, DRG 37; Misera, K., Der Bereicherungsgedanke bei Schenkungen unter Ehegatten, 1974; Schenkungen unter Ehegatten, (in) Familie und Recht, 1995, 177; Kemner, D., Schenkungen unter Ehegatten, 1998; Gade, G., Donationes inter virum et uxorem, 2001

Ehegesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1764 bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 384 a S. 101] in 1 Stelle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein die →Ehe betreffendes Gesetz, insbesondere das an dem 6. 7. 1938 auf Grund des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich erlassene, zu dem 1. 8. 1938 in Kraft gesetzte Gesetz (zu der Verein­heitlichung des Rechtes der Eheschließung und Ehe­scheidung in dem Lande Österreich und in dem übrigen Reichsgebiet), welches das Recht der Eheschließung und Ehescheidung aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 und dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811/1812 Österreichs (unter Beendigung des konfes­sionell gegliederten Eherechts Österreichs, des Konkordatsrechts von 1933 und des Sonderrechts des Burgenlands) herausführt und die Ehe­scheidung erleichtert. 1946 wird das Ehegesetz in dem Gerbiet des Deutschen Reiches durch Gesetz des Alliierten Kontrollrats von national­sozialistischem Gedankengut gerei­nigt (ähnlich in Öster­reich), 1976 das Ehescheidungsrecht und (nach Wiedererlangung der vollständigen Souve­ränität in dem Jahre 1990) bis 1. 7. 1998 in der Bundesrepublik Deutschland das gesamte Eherecht wieder in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 239, 254; Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.­de/Fon­tes/­Ehegesetz­1938.pdf; Grachl, P., Die geschicht­liche Entwicklung des § 48 Ehegesetzes, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1965; Wolff, A., Das Zerrüttungsprinzip im Ehescheidungsrecht und die Nationalsozialisten, (in) FamRZ 1988, 1271; Gruchmann, L., Das Ehegesetz, (in) ZNR 11 (1989), 63; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999

Ehegut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1564 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [Mergentheim 176] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gut in einer Ehe

Ehegüterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Güter der Ehegatten betreffende Recht. In dem altrömischen Recht gibt der Hausvater der Frau dem Ehemann in der Regel eine (lat. [F.]) →dos, die nach ihrem Tod grundsätzlich aus dem Vermögen des Mannes an den Geber zurückfällt. Bei den später immer häufiger werdenden gewalt­freien Ehen bleibt das Vermögen der Ehe­gatten rechtlich getrennt, wird aber tatsächlich weiter (wohl unter unter der Verwaltung des Ehemanns) gemeinsam genützt. Die Schenkung unter Ehegatten (bei gewaltfreier Ehe) ist verboten. Bei den Germanen wird wohl ein eingebrachtes Gut von dem Ehemann verwaltet. In dem Frühmittelalter wird neben dieser grund­sätzlichen →Gütertrennung mit Verwal­tungseinheit bei Franken und Westfalen eine Gemeinschaft an dem in der Ehe gewonnenen Gut sichtbar (→Errungen­schafts­gemeinschaft). In dem Hochmit­telalter dringt in dem weltlich bleibenden Ehegüterrecht die →Gütergemeinschaft in verschiedenen Formen weiter vor (allgemeine Güterge­meinschaft, Fahrnisgemeinschaft), wobei die örtlichen Regeln sehr unterschiedlich sind und vertragliche Gestaltungen häufig werden. In der frühen Neuzeit wird das römische →Dotal­system abgewandelt in einzelnen Gebie­ten aufgenommen (Braunschweig, Kurhes­sen). Die natur­rechtlichen Kodifika­tionen sehen nur gewisse Regelgüterstände vor (ALR von 1794 grundsätzliche Verwaltung und Nutzung des gesamten Vermögens der Frau durch den Mann, § 1237 ABGBvon 1811/1812 Güter­trennung mit Verwaltungsgemein­schaft). Die fünf noch in dem Bürgerlichen Ge­setzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) enthaltenen, erstmals reichseinheitlichen Gü­ter­­stände (Regelgüterstand Ver­waltungs­gemeinschaft) werden später auf Zugewinn­gemeinschaft (18. 6. 1957) als gesetzlicher Güterstand, Gütertrennung und Güterge­meinschaft als durch Ehevertrag vereinbare Wahlgüterstände verringert. Ge­setzlicher Güterstand des Zivil­gesetzbuchs der Schweiz (1907/1911) ist die Güterver­bindung.

Lit.: Kaser § 59; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 161, 209; Baltl/Kocher; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Adler, S., Eheliches Güterrecht und Abschichtungsrecht, 1893; Mottloch, T., Traktat über das eheliche Güterrecht in Österreich ob der Enns, ZRG GA 23 (1902), 275; Behre, E., Die Eigentumsverhältnisse im ehelichen Güterrecht, 1904; Arnold, H., Das eheliche Güterrecht von Mülhausen im Elsass, 1906; Hradil, P., Beiträge zur Geschichte des süddeutschen Ehegüterrechts, ZRG GA 30 (1909), 304; Hradil, P., Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Ehegüterrechtsbildung nach bayrisch-österreichischen Rechtsquellen, 1908; Steiner, H., Das eheliche Güterrecht des Kantons Schwyz, 1910; Bartsch, R., Das eheliche Güterrecht in der Summa Raymunds von Wiener Neustadt, 1912; Merz, H., Die historische Entwicklung des aargauischen ehelichen Güterrechts, 1923; Willecke, R., Das eheliche Güterrecht im Braunschweiger Stadtrecht, 1929; Schubert, K., Die Hamburger ehelichen Güterrechtsverhältnisse, 1934; Winter, G., Das eheliche Güterrecht im älteren hamburgischen Recht, Diss. jur. Hamburg 1958; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Protokolle der Ausschüsse 3,2, Familien­rechtsausschuss, Unterausschuss für eheliches Güter­recht, hg. v. Schubert, W., 1989; Schmid, K., Die Entstehung der güterrechtlichen Vorschriften im Bürgerlichen Gesetzbuch, 1990; Mehnert, S., Entwicklungen im gesetzlichen Güterrecht, 2002; Obladen, M., Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005; Lehmann, J., Die Ehefrau und ihr Vermögen, 2006; Sellschopp, T., Der Weg zum Revokationsrecht der Ehegatten nach § 1368 BGB, 2009; Stierstorfer, S., Das erste einheitliche eheliche Güterrecht, 2010; Kitsakis, S., Breadwinners und Housekeepers, 2012

Ehehindernis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1669 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der einer Ehe­schließung entgegenstehende Umstand. Anscheinend können bei den Germanen Kinder von (in dem gleichen Haus lebenden) Brüdern nicht heiraten. In dem altrömischen Recht ist die Ehe ausgeschlossen unter Verwandten bis zu dem sechsten Grad, mit einem Verheirateten sowie bei einem Fehlen des →conubium. Witwen sollen zu der Vermeidung von Unklarheiten über die Vaterschaft von Kindern 10 Monate nach dem Tod des Mannes nicht heiraten. In dem spät­antiken römischen Recht sind christliche Ehe­hinder­nisse zu beachten. Seit dem 6. Jahrhundert wirkt sich dies auf das fränkische Recht aus, das ursprünglich wohl nur wenige tatsächliche Ehehindernisse kennt. Danach setzt die Kirche ihr Recht der Ehehindernisse durch. Ein staatliches Recht der Ehehindernisse begegnet ansatzweise in dem Verlauf der frühen Neuzeit (Frankreich 1629 Entwurf, Österreich 1783, Frankreich 1804) und wird danach allgemein aufgegriffen. Verboten ist die Ehe nach § 4 Ehegesetz von 1938 auch zwischen Staats­ange­hö­rigen deutschen oder artver­wand­ten Blutes mit Menschen artfremden Blu­tes (1945 aufgehoben).

Lit.: Kaser § 58; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 58, 88, 122, 161, 209, 239; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fischer, A., Die verhinderte Ehe, 2013; Ganster, S., Religions­verschiedenheit als Ehehindernis, 2013

ehelich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 244, I 202, 203, IV 681] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtmäßig, Ehe betreffend (Ehelichkeit um 1210, Ehelichkeitserklärung 1875)

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehemakler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegen (nicht einklagbares) Entgelt tätige Vermittler von Ehen.

Lit.: Jung, K., Der Ehemaklerlohn, 1991

Ehemann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1200-1254 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [DspLR. Art 50] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mann in einer Ehe, verheitrateter Mann, rechtmäßiger Mann

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

ehemündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1809 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 144] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ehefähig, zu Eheschluss gaeschäftsfähig

Ehemündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [BadLR. 1809 Satz 185] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das für den Eheschluss frühest mögliche Alter von Ehemann und Ehefrau.

L.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehepakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1646 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1704 [BaselRQ. I 2 S. 655 Nr. 447] in 3 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Ehevertrag

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehepatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die an dem 16. 1. 1783 von Joseph II. für Österreich veröffentlichte Regelung, welche die Ehe als bürgerlichrechtlichen Vertrag (vor dem Geistlichen [als Staatsbeamten]) ansieht, die Ehescheidung erleichtert und für Ehestreitigkeiten die Zuständigkeit der weltlichen Gerichte anordnet.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Ehepatent1783.htm; Köbler, DRG 142, 161; Baltl/Kocher; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Mühlsteiger, J., Der Geist des josephinischen Eherechts, 1967

Eherecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1282 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1295 [BaselUB. III 204] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der →Ehe. Es betrifft vor allem die Eheschließung, die Ehehinder­nisse, die Ehewirkungen, die Ehescheidung und das Ehegüterrecht. Nach M. Schmoeckel entsteht das kirchliche Eherecht rechtstatsächlich in dem 9. Jahrhundert gelegentlich des Ehestreits König Lothars II.

Lit.: Söllner §§ 8, 14; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Fricke, F., Das Eherecht des Sachsenspiegels, 1898; Emge, C., Das Eherecht Immanuel Kants, (in) Kant-Studien 29 (1924), 243ff.; Schönsteiner, F., Grundriss des kirchlichen Ehe­rechts, 1925, 2. A. 1937; Plöchl, W., Das Eherecht des Magisters Gratianus, 1935; Pappe, H., Methodische Strömungen in der eherechtsgeschicht­lichen Forschung, 1934; Schubart-Fikentscher, G., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, 1935; Schultze, A., Das Eherecht in den älteren angelsächsischen Königs­gesetzen, 1941 (SB Leipzig); Dieterich, H., Das protestantische Eherecht, 1970; Gräfe, R., Das Eherecht in den Coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Ramm, T., Eherecht und Nationalsozialismus, (in) FS Fraen­kel, 1973; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts, 1975; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Schäfer, J., Die Entstehung der Vorschriften über das persönliche Eherecht, 1983; Zur Geschichte des Ehe- und Familienrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Eherecht und Familiengut, hg. v. Simon, D., 1992; Gmür, R., Betrachtungen zur Entwicklung des Eherechts, (in) FS W. Stree/J. Wessels, 1993, 1227; Sibeth, U., Eherecht und Staatsbildung, 1994; Jackman, D., Das Eherecht und der frühdeutsche Adel, ZRG GA 112 (1995), 158; Schwab, D., 20 Jahre „Erstes Eherechtsreformgesetz“, (in) JuS 1997, 587; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Deutsch, C., Ehegerichtsbarkeit im Bistum Regensburg (1480-1538), 2005; Frassek, R., Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005; Aspecten van het Middeleeuwse Ro­meinse Recht, hg. v. Waelkens, L., 2008, 109ff.; Verfassungsrechtliche Grenzen der Gestaltungsmöglichkeiten im Familien-, Erb- und Gesellschaftsrecht, hg. v. Schmoeckel, M., 2008; Regional Variations in Matrimonial Law and Custom in Europe (1150-1600), hg. v. Korpiola, M., 2011; Eherecht 1811-2011, hg. v. Kohl, G. u. a., 2012; Kapfelsberger, V., Eheverfahren und Eheprozesse in Staat und Kirche, 2015; Lanzinger, M., Verwaltete Verwandtschaft – Eheverbote, kirchliche und staatliche Dispenspraxis im 18. und 19. Jahrhundert, 2015

Ehering (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1641 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1785 [Tessin/ZSchweizR.2 27 1808 254] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der als Zeichen eines Ehe­schließungswillens gegebene Fingerring. Er geht wohl auf den (lat.) anulus (M.) pronubus (Verlobungsring) der Römer zurück, den das Christentum als Symbol der Treue fördert. Er ist in dem Frühmittelalter zuerst in den Volksrechten der Westgoten und Langobarden belegt. Unter kirchlichem Einfluss entwickelt sich die einseitige Gabe des Bräutigams an die Braut bei der Verlobung und dann auch bei der Trauung seit dem Mittelalter allmählich zu dem gegenseitigen Ringwechsel. Der Ehering ist bis in das 19. Jahrhundert aber nur in einer dünnen vermögenderen Ober­schicht tatsächlich üblich.

Lit.: Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Köstler, R., Ringwechsel und Trauung, ZRG KA 53 (1933), 1; Mühl, M., Anulus pronubus, 1961; Ehen ohne Ring, hg. v. Böhme, W., 1981; Schott, C., Trauung und Jawort, 1992

Ehescheidung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1489 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1549 [SchweizId. VIII 262] in 15 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Ehescheidungsgrund 1824, Ehescheidungsklage 1701, Ehescheidungsstrafe 1794) ist die Auflösung der Ehe aus nach der Eheschließung eingetretenen Gründen. Sie ist bei den Römern (lat. [N.] →divortium) einseitig wie einvernehmlich zunächst ebenso möglich wie bei den Germanen, ohne dass sie in der Rechtswirk­lichkeit allzu häufig gewesen sein dürfte. In der Spätantike führen die christ­lichen Vorstel­lungen zu der allmählichen Einschränkung der freien Ehescheidung. In dem Früh­mittelalter wird die Ehescheidung. von der Kirche auf Grund von 1. Korinther 7,39ff. seit dem 8. Jahrhundert, verstärkt seit 829, bekämpft und bald gänzlich ausgeschlossen. Demgegenüber lässt die protestantische Religion, in der die Ehe kein Sakrament mehr ist, (seit 1517) allmählich die Ehescheidung aus bestimmten Gründen (Matthäus 5,31ff., 19,3, 1. Korinther 7,15), die Stadtgericht oder Landpfarrer sowie später die Konsistorien in einem förmlichen Verfahren überprüfen, zu. Die Aufklärung versucht dies auszudehnen (Preußen 1749, Frankreich 1792, Österreich 1783 für Protestanten). In dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in dem Code civil Frankreichs (1804) ist die Ehescheidung auf Grund Vereinbarung möglich. In England wird 1857 erstmals die Ehescheidung mit gerichtlicher Mitwirkung möglich. In dem (zweiten) Deutschen Reich lässt das Personen­standsgesetz von dem 6. 2. 1875 die Ehescheidung durch ein staatliches Gericht aus bestimmten Gründen zu, doch wird zu der Verhinderung von Ehe­scheidungen ein Verschulden als Eheschei­dungsgrund gefordert. 1976/1977 wird das grund­sätzlich erforderliche Verschulden durch die Zerrüttung ersetzt. Bei der Ehescheidung erfolgt nunmehr auch ein Ausgleich der Versorgungsan­sprüche (Versorgungsausgleich). An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird in der Bundesrepublik Deutschland in dem Durchschnitt jede dritte Ehe geschieden. In Österreich lassen das josephinische Ehepatent (1783) und das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811) nur die Ehescheidung von Protestanten und Juden zu. In Gegensatz hierzu dis­pensiert Albert Sever (Agram 1867-Wien 1942) ab 1919 als Landeshauptmann Niederösterreichs auf Grund einer Verordnung in Einzelfällen von dem Ehehindernis des bestehenden Ehebands, um Ehescheidungen von Katho­liken und anschließende Wiederverheiratung tatsächlich zu ermöglichen (so genannte Sever-Ehen, rund 15000 Fälle, Verordnung und ihre Folgen von dem Obersten Gerichtshof als ungültig beurteilt, von dem Verfassungsgerichtshof als gültig betrachtet). 1938 gestattet das nach dem Anschluss in dem gesamten Deutschen Reich eingeführte Ehegesetz die Ehescheidung und wird 1978 die ein­vernehmliche Ehescheidung vor dem Außerstreitgericht eingeführt (§ 55a EheG).

Lit.: Kaser § 58 II 2a; Söllner §§ 5, 8, 12, 23; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 58, 72, 88, 122, 161, 219, 239, 267; Baltl/Kocher; Richter, Ä., Beiträge zur Geschichte des Ehescheidungsrechts in der evan­gelischen Kirche, 1858; Hubrich, E., Das Recht der Ehescheidung in Deutschland, 1891; Geffcken, H., Zur Geschichte der Ehescheidung vor Gratian, 1894; Damas, P., Les origines du divorce en France, 1897; Wehrli, P. Die Ehescheidung zur Zeit Zwinglis, (in) Zürcher Taschenbuch, 1934, 61; Rost, S., Die Einführung der Ehescheidung in Zürich, 1935; Wolf, E. u. a., Scheidung und Scheidungsrecht, 1959; Hesse, H., Evangelisches Ehescheidungsrecht in Deutschland, 1960; Escher, K., Die Entwicklung des Ehe­schei­dungsrechts in Kleve und Mark 1532-1874, 1967; Hecker, A., Die historische Entwicklung des Ehe­scheidungsprozessrechts, 1967; Schwab, D., Grund­lagen und Gestalt der staatlichen Ehege­setzgebung in der Neuzeit, 1967; Dieterich, H., Das protestantische Eherecht, 1970; Mikat, P., Zur Be­deutung Friedrich Carl von Savignys für die Ent­wicklung des deutschen Scheidungsrechts, (in) FS W. Bosch, 1976, 671; Schnell, R., Praesumpta mors, ZRG GA 100 (1983), 181; Jensen, H., Die Ehescheidung des Bischofs Hans von Lübeck von Prinzessin Julia Felicitas von Württemberg-Weiltingen, 1984; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik, 1986; Blasius, D., Ehescheidung in Deutschland 1784-1945, 1987; Wolff, A., Das Zerrüttungsprinzip, (in) FamRZ 1988, 1271ff.; Blasius, D., Ehescheidung in Deutschl­and im 19. und 20. Jahrhundert, 1992; Wadle, E., Ehescheidung vor dem Standesbeamten, (in) FS H. Herrmann, 1995, 291; Roß­deutscher, G., Privatautonomie im Scheidungs­recht, 1995; Horn, C., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts in Ehesachen, 1997; Nahmacher, K., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts und der Hamburger Gerichte, 1999; Hoffmann-Steudtner, V., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zu dem Scheidungsgrund, 1999; Harmat, U., Ehe auf Wider­ruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Saar, S., Ehe, Scheidung, Wiederver­heiratung, 2003; Schubert, W., Die Abkehr vom Ver­schul­­densprinzip im Ehescheidungsrecht, ZRG GA 120 (2003), 280; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2004; Humphrey, M., Die Weimarer Reformdiskussion über das Ehescheidungsrecht, 2006; Lutz, A., Ehepaare vor Gericht, 2006; Köhler, A., Die Sorgerechtsregelung bei Ehescheidung seit 1945, 2006, Försch, H., Die Scheidungsgründe im Wandel der Zeit, 2006; Die Reform des Ehescheidungsrechts von 1976, hg. v. Schubert, W., 2007; Mund, W., Das preußische Ehe­scheidungsrecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Birndorfer, F., Der erstinstanzliche Prozessalltag von 1938 bis 1949 anhand der Ehescheidungsakten, 2013; Scheidung ohne Schuld? Genese und Auswirkungen der Eherechtsreform 1977, hg. v. Löhnig, M., 2019; Etzold, R., Gleichberechtigung in erster Instanz – Deutsche Scheidungsurteile der 1950er Jahre im Ost/West-Vergleich, 2019

Eheschließung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1786 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort 1680) ist die Eingehung der →Ehe. Sie erfordert geschichtlich unterschiedliche Voraussetzungen und erfolgt in verschiedenen Formen. In dem Mittelalter wird sie allmählich von dem kirchlichen Recht ([lat.] consensus facit nuptias, die Willensüber­einstimmung der Ehe­leute bewirkt die Ehe, seit 1563 Gegen­wart des Priesters und zweier Zeugen nötig) bestimmt, in der Neuzeit setzt sich vor allem in dem 19. Jahrhundert (Kulturkampf) das weltliche bzw. staatliche Recht wieder durch.

Lit.: Kaser §§ 6, 58; Söllner §§ 5, 8, 12, 18; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 122, 161, 209; Friedberg, E., Das Recht der Eheschließung in seiner geschichtlichen Entwicklung, 1865; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Scheurl, C., Die Entwicklung des kirchlichen Eheschließungsrechts, 1877; Opet, O., Braut­tradition und Konsensgespräch in mittel­alterlichen Trauungsritualen, 1910; Zallinger, O., Die Eheschließung im Nibelungenlied, 1923; Schwerin, C. Frhr. v., Quellen zur Geschichte der Eheschließung, Bd. 1ff. 1925ff.; Frölich, K., Die Eheschließung des deutschen Mittelalters, (in) Hess. Bll. f. Volkskunde 1928, 144; Meyer, H., Die Eheschließung im Ruodlieb und das Eheschwert, ZRG GA 52 (1932), 276; Melicher, T., Die germanischen Formen der Eheschließung im westgotisch-spanischen Recht, 1940; Weltliche und kirchliche Eheschließung, hg. v. Dombois, H. u. a., 1952; Ritzer, K., Formen, Riten und religiöses Brauchtum der Ehe­schließung, 1962, 2. A. 1981; Landau, P., Hadrians IV. Dekretale „Dignum est“, (in) Studia Gratiana 12 (1967), 511; Schröter, M., Wo zwei zusammenkommen in rechter Ehe, 1990; Fuhrmann, I., Die Diskussion über die Einführung der fakultativen Zivilehe, 1998; Fassbender, M., Das Eheschließungsrecht im Herzog­tum Berg, 1998 (Diss. jur. Köln 1998); Siffert, R., Verlobung und Trauung, 2004; Scholz Löhnig, C., Bayerisches Eherecht von 1756 bis 1875, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehevertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1542 bezeugt bzw. sonst 1784/1794 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Ehepakt 1704, Eheversprechen 1717) ist der zu der besonderen Gestaltung der abänderbaren ehelichen Rechtsver­hältnisse geschlossene, vielfach formbedürftige Vertrag zwischen den Ehe­leuten. Er betrifft hauptsächlich das Ehegüterrecht. Er wird schon in den hoch­mittelalterlichen Städten häufiger, bleibt aber insgesamt eher auf vermögendere Menschen be­schränkt.

Lit.: Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Hillenbrand, M., Fürstliche Eheverträge, 1996; Aushandeln von Ehe, hg. v. Lanzinger, M. u. a., 2010

Ehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 492, 533. 535, 797, II 123, 467] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Wert eines Menschen innerhalb der Gesellschaft. Die Verletzung der Ehre kann schon in dem altrömischen Recht eine Folge nach sich ziehen (bei [lat.] iniuria [F.] sind 25 Pfund Kupfer zu leisten). Ihr tatsächlicher Schutz bleibt aber weitgehend der Selbsthilfe und dem Strafrecht überlassen. Bestimmtes Verhalten führt zu dem rechtlichen Verlust der Ehre (Ehrlosigkeit, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte). In dem Mittelalter ist die Ehre durch den Stand bestimmt. In der Neuzeit dient der Ver­teidigung verletzter Ehre besonders das →Duell. Nach Art. 1 GG ist die →Würde des Menschen unantastbar.

Lit.: Kaser § 13; Köbler, DRG 216; Marezoll, T., Bürgerliche Ehre, 1824; Osenbrüggen, E., Ehre im Spiegel der Zeit, 1872; Binding, K., Die Ehre im Rechtssinn und ihre Verletzbarkeit, 1890; Kisch, G., Ehrenschelte und Schandgemälde, ZRG GA 51 (1931), 514; Brauer, G., Die ehrenwörtliche Bekräftigungsform, ZRG GA 54 (1934), 117; Reiner, H., Die Ehre, 1956; Geipel, J., Die Konsiliarpraxis der Eberhard-Karls-Universität, 1965; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 1; Brenzina, M., Ehre und Ehrenschutz im nationalsozialistischen Recht, 1987; Müller-Burgherr, T., Die Ehrverletzung, Diss. jur. Freiburg i. Ü. 1987; Polay, E., Der Schutz der Ehre, ZRG RA 106 (1989), 502; Verletzte Ehre, hg. v. Schreiner, K. u. a., 1995; Backmann, S. u. a., Das Konzept der Ehre, 1997; Ehrkonzepte in der frühen Neuzeit, hg. v. Backmann, S. u. a., 1998; Hagemann, M., Iniuria bis zur justinianischen Kodifikation, 1998; Fuchs, R., Um die Ehre, 1999; Dülmen, R. van, Der ehrlose Mensch, 1999; Beher, K. u. a., Strukturwandel des Ehrenamts, 1999; Bastl, B., Tugend, Liebe, Ehre, 2000; Waldow, J., Der strafrechtliche Ehrenschutz in der NS-Zeit, 2000; Görich, K., Die Ehre Friedrich Barbarossas, 2001; Burkhart, D., Geschichte der Ehre, 2001; Fama, hg. v. Fenster, T. u. a., 2003; Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung – Untersuchungen zu den Schmähbriefen und Schandbildern, 2004; Burkhart, D., Eine Geschichte der Ehre, 2006; Brüggenbrock, C., Die Ehre in den Zeiten der Demokratie, 2006; Goldberg, A., Honor, Politics and the Law in Imperial Germany 1871-1914, 2010; Speitkamp, W., Ohrfeige, Duell und Ehrenmord, 2010

Ehrengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1615 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1615 [Haltaus 271] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gericht zu der Entschei­dung von Fragen der Ehre. In Preußen wird nach längeren Erörterungen 1808 ein Ehrengericht zu der Überwachung des Verhaltens der Offiziere eingerichtet, in Bayern und Österreich wenig später, doch erklärt die Reichsver­fassung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1919 die Ehrengerich­te für aufgehoben. Ehrengericht ist auch das seit dem Mittelalter geführte Standesgericht der Zünf­te, das in dem 19. Jahrhundert geschaffene Ehrengericht studentischer Verbindungen (Burschenschaf­ten) und das Ehrengericht sonstiger Verbände oder Personengruppen.

Lit.: Dietz, H., Die Ehrengerichtsverordnungen, 3. A. 1912; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der Rechtsanwälte, 1989; Voigt, E., Die Gesetzge­bungsgeschichte der militärischen Ehrenstrafen und der Offizierehrengerichtsbarkeit im preußischen und deut­schen Heer von 1806 bis 1918, 2004

Ehrenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1605 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Lünig, CJMilit. 1320] in 4 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine die →Ehre betreffende Strafe. Bereits das römische Recht lässt die Aberkennung bürgerlicher Vorrechte vor allem als Nebenfolge einer Verurteilung auf Grund bestimmter Straftaten zu. In dem Mittel­alter sind als Ehrenstrafen beispielsweise anzusehen das Ausstellen an dem →Pranger, das Scheren der Haare oder das Tragen einer Schandmaske. In der frühen Neuzeit versucht man die Ehrenstrafe gesetzlich festzulegen. In dem 19. Jahrhundert werden ältere Formen der Ehrenstrafe wie Zurschau­stellung an dem Pranger in Sachsen 1838 und in Preußen 1851 beseitigt, doch wird in Anleh­nung an das römische Recht nach dem Vorbild des Code pénal (Strafgesetzbuchs) Frankreichs von 1810 die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte als zeitlich begrenz­te Nebenstrafe aufgenommen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland 1969) wird ihre Bedeutung gering, doch dürfen Amtsfähig­keit, Wählbarkeit und Stimmrecht auf bis zu fünf Jahre aberkannt werden (§ 45 StGB).

Lit.: Marcuse, O., Die Ehrenstrafe, 1899; Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafen in der deutschen Rechtspflege, 1901, Neudruck 1970; Künßberg, E. Frhr. v., Über die Strafe des Steintragens, 1907; Kühne, E., Die Ehrenstrafe, 1931; Rannacher, H., Der Ehrenschutz in der Geschichte des deutschen Strafrechts mit besonderer Berücksichtigung der Eh­renstrafen, 1938; Voigt, E., Die Gesetzgebungsge­schichte der militärischen Ehrenstrafen, 2004; Lidman, S., Zum Spektakel und Abscheu, 2008

Ehrenwort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – 16. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Mathesius II 80] in 12? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv ehrenwörtlich 1864) ist das die Ehre als Siche­rungsmittel der Wahrheit oder der Ver­wirklichung einer Erklärung einsetzende Wort (18. Jahrhundert aus franz. parole d’honneur, Ehrenwort). Seine rechtliche Bedeutung ist gering.

Lit.: Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung, 2004

ehrenwörtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1864 bezeugt – nicht in EDEL -– und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) →Ehrenwort

ehrlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [BremGQ. L. 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ehrenmäßig, rechtschaffen

Ehrlich, Eugen (Czernowitz/Bukowina 14. 9. 1862-Wien 2. 5. 1922), Sohn eines Advoka­ten, wird nach dem Rechtsstudium in Wien Advokat und 1896 Professor für römisches Recht in Czernowitz. Schon seine frühe Schrift über Lücken im Recht (1888) wendet sich gegen die herrschende Vorstellung von der Unangreifbarkeit des staatlichen Rechtes. Der Vortrag Freie Rechtsfindung und freie Rechts­wissenschaft (1903) folgert daraus, dass in dem Falle einer Lücke eine freie Rechtsfindung erforderlich sei, die sich auf überkommene Gerechtigkeitsvorstellungen und in dem Zweifel auf soziologische Über­legungen stützen müsse. 1909 richtet Ehrlich ein Seminar für lebendes Recht ein und bietet 1913 mit seinem Hauptwerk Grundlegung der Soziologie des Rechtes eine der wichtigsten Grundlagen für die Entwicklung der Rechtssoziologie. Eigentlicher Sitz der Rechtsentwicklung ist ihm die Gesellschaft, während Juristenrecht und staatliches Recht nur zu dieser Grundlage hinzukommen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 189, 228; Rehbinder, M., Die Begründung der Rechtssoziologie durch Eugen Ehrlich, 1967, 2. A. 1986; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 469; Vogl, S., Soziale Gesetzgebungspolitik, freie Rechtsfindung und soziologische Rechtswissenschaft, 2003; Ehrlich, E., Politische Schriften, hg. v. Rehbinder, M., 2007

Ehrlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [MnlWB. II 565] in 2 gleichen Stellen ohne Zeitangabe und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adj. ehrlich Ende 8. Jahrhundert) →unehrlich

ehrlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 800 [AhdIsidor 23,5] in 31 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unehrenhaft

Ehrlosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1480 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1730 [Leu, EidgR. III 59] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der ohne Ehre bestehende Zustand eines Menschen. Die in dem Mittelalter bestehende Ehrlosigkeit ist wohl auch auf die von der Kirche vermittelte römischrechtliche Figur der (lat. [F.) infamia zurückzuführen. Ehrlosigkeit besteht beispielsweise für Diebe, Räuber, Henker, mancherorts für Müller, Spielleute u. a. Seit der Neuzeit wird die Ehrlosigkeit zurückgedrängt und allmählich rechtlich beseitigt.

Lit.: Dülmen, R. v., Der ehrlose Mensch, 1999

eichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2? bezeugt – um 1331 [Daniel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [MWormat. 228] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem lateinischen aequare des Altertums aufgenommen, V.) abmessen, überprüfen

Eichhorn, Karl-Friedrich (Jena 20. 11. 1781-Köln 4. 7. 1854), Theologensohn, wird nach dem Rechtsstudium (mit 16 Jahren seit 1797) in Göttingen (Hugo, Pütter, 1801 Promotion, 1803 Habi­litation) 1805 Professor in Frankfurt an der Oder, 1811 in Berlin, 1817-1829 in Göttingen sowie nach krankheitsbedingter Unterbre­chung seit 1832-1834 in Berlin. 1808 veröffentlicht er ganz aus den Quellen geschrieben die erste Gesamtdarstellung der deutschen Rechtsgeschichte (Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte), seit 1823 die Einleitung in das deutsche Privatrecht, die das geltende deutsche Privatrecht systematisch-dogmatisch gegliedert (als innere Rechts­geschichte) aussondert. Die Einheit des deutschen Rechtes wird dabei auf die Gemeinsamkeiten der mittelalterlichen Land­rechte, sein System auf die ihnen angeblich zugrundeliegenden gemeinsamen Grundsätze gegründet. 1831-1835 folgen noch die zweibändigen Grundsätze des Kirchenrechts. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichDeutscheStaatsUndRechtsgeschichte1808­Bd1.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichGrundsaetzedesKirchenrechts1831­Band1.pdf; Köbler, DRG 188; Eichhorn, F., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 1823, 2. A. 1825, 3. A. 1829, 947, 5. A. 1845, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichEinleitungindasdeutsche­Privatrecht1823.pdf; Frensdorff, F., Karl Friedrich Eichhorn, 1881; Kerler, H., Zur Lebensgeschichte Karl Friedrich Eichhorns, ZRG GA 3 (1882), 177; Schulte, J. v., Karl Friedrich Eichhorn, 1884; Jelusic, K., Die historische Methode Karl Friedrich Eichhorns, 1936; Erler, A., Eine unbekannte Niederschrift nach Eichhorns Vorlesung „Deutsche Geschichte und Rechtsaltertümer“, ZRG GA 66 (1948), 537; Conradi, R., Karl Friedrich Eichhorn als Staatsrechtslehrer, 1987; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987, 166ff.; Dopke, F., Eichhorn als Rechtsgutachter, Diss. jur. Kiel 1992

Eichmann, Eduard (Hagenbach/Pfalz 14. 2. 1870-München 26. 4. 1946) wird nach dem Studium der Theologie (1888) und der Rechtswissenschaft (1898) in Würzburg, Straßburg und München (1904 Promotion Dr. iur., Freiburg 1909 Promotion Dr. theol.) 1905 Professor für Kirchenrecht in Prag, Wien (1913) und München (1918-1936, 1946 Vertretung) und veröffentlicht 1923 das führende Lehrbuch des Kirchenrechts seiner Zeit (13. A. 1991). S. Google

Lit.: Festschrift für Eichmann, hg. v. Laforet, W. u. a., 1940; Hofmann, K., Eduard Eichmann, ZRG KA 65 (1947), VII

Eichstätt ist der Ort an der mittleren Altmühl, in dem Bonifatius um die Mitte des 8. Jahrhunderts ein Bistum gründet. S. Google

Lit.: Das Bistum Eichstätt - Die Bischofsreihe bis 1535, hg. v. Wendehorst, A., 2006; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2008; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012

Eichwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt [Eichungswesen 1876] – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb eichen um 1331) ist die Sicherstellung redlicher Verwendung von Maßen (beispielsweise Längenmaßen, Hohlmaßen, Gewichten). Ansätze des Eich­wesens finden sich bereits in der hoch­mittelalterlichen Stadt (beispielsweise Stadtelle). Mit verstärkter Genauigkeit wird die Eichung auf der Grundlage technisch-wissenschaftlich definierter Maße seit dem 19. Jahrhundert vorge­schrieben (1869 Normal-Eichungskommis­sion, 1875 Pariser Meterkonvention, 1887 Physikalisch-Technische Reichsanstalt). S. Google

Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Vec, M., Recht und Normierung in der industriellen Revolution, 2006

Eid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 842 [Die Strassburger Eide/MSD. 231] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Anrufung einer (übermensch­lichen) Macht (beispielsweise Gott, Feuer?) als Zeugen für die Wahrheit einer Aussage oder die Gültigkeit eines Versprechens. Der Eid ist weit verbreitet, aber beispielsweise in Matthäus 5,33ff. verboten. Er verbindet meist Worte mit besonderen Formen (beispielsweise Handerheben, Be­rühren der Bibel, eines Kreuzes, einer Waffe und so weiter). Er ist ein wichtiges Beweismittel in dem Verfahren (beispielsweise Reinigungseid des Beschuldigten [vielfach nicht als Eineid möglich, sondern Eidhelfer nötig], Zeugeneid). Strafbar ist der →Meineid. Eine umfassende Untersuchung des Eides fehlt bislang.

Lit.: Kaser §§ 84 I, 87; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70, 114, 116, 155, 202, 216, 235; Köbler, WAS; Strippelmann, F., Der Gerichtseid, 1855ff.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879; Loening, R., Der Reinigungseid, 1880; Göpfert, F., Der Eid, 1883; Siegel, H., Handschlag und Eid, 1894; His, R., Der Gleichheitseid, ZRG GA 27 (1906), 331; Thudichum, F. v., Geschichte des Eides, 1911; Pedersen, J., Der Eid bei den Semiten, 1914; Hartung, H., Der richterliche Eid, 1916, Neudruck 2013; Hirzel, T., Der Eid, 1922; Friesenhahn, E., Die politischen Eide, 1928; Gottlob, T., Der kirchliche Amtseid, 1936, Neudruck 1963; David, M., Le serment du sacre, 1951; Koller, F., Der Eid im Münchener Stadtrecht des Mittelalters, 1953; Bauernfeind, O., Eid und Frieden, 1956; Hofmeister, P., Die christlichen Eidesformen, 1957; Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Ebel, W., Das Ende der bürgerlichen coniuratio reiterata, ZRG GA 78 (1961), 319; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Giesey, R., If Not, Not, 1968; Lea, H., The Duel and the Oath, 1974; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueidleistung im merowingischen Frankenreich, 1976; Vormbaum, T., Eid, Meineid und Falschaussage, 1990; Prodi, P., Il sacramento del potere, 1992 (deutsch 1997); Prodi, P., Das Sakrament der Herrschaft: Der politische Eid, 1997; Czeguhn, I., Der Herrschereid am Beispiel des Eides und der Eidesbekräftigung des spanischen Königs, ZRG GA 115 (1998), 589; Eid und Wahrheitssuche, hg. v. Esders, S. u. a., 1999; Esders, S./Mierau, H., Der althochdeutsche Klerikereid, 2000; Lange, S., Der Fahneneid, 2001; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Twellmann, M., Über die Eide, 2010; Harke, J., Der Eid im klassischen römischen Privat- und Zivilprozessrecht, 2013; Sommerstein, A. u. a., Oath and State in Ancient Greece, 2013; Oaths and Swearing in Ancient Greece, hg. v. Sommerstein, A. u. a., 2014; Scharff, S., Eid und Außenpolitik, 2016; May, A., Schwörtage in der frühen Neuzeit, 2019

Eidgenosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1251 [FRBern. II 339] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Genosse eines Eides, durch einen Eid verpflichteter Verbündeter

Eidgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1393 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475 [SGallenOffn. II 97] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Eidgenosse um 1147) ist allgemein das eidlich bekräftigte genossenschaftliche Bündnis. Die wichtigste besondere Eidgenossenschaft ist die →Schweiz. Hier schließen die Länder →Uri und →Schwyz zwischen 1240 und 1273 einen ersten Bund, dem 1291 und 1315 sowie 1351ff. (Zürich, Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Glarus, Zug) weitere folgen und zu dem danach zusätzliche Orte hinzutreten. Von einer Schweizerischen Eidgenossenschaft wird dabei aber erst seit dem späten 18. Jahrhundert gesprochen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hilty, C., Die Bundes­verfassung der schweizerischen Eidgenossen­schaft, 1891; Meyer, K., Italienische Einflüsse bei der Entstehung der Eidgenossenschaft, (in) Jahrbuch für schweizerische Geschichte 45 (1920), 1; Fehr, H., Die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1929; Gasser, A., Entstehung und Ausbildung der Landeshoheit im Gebiet der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1930; Quellenwerk zur Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, hg. v. Schieß, T. u. a., Bd. 1ff. 1933ff.; Planitz, H., Kaufmannsgilde und städtische Eidgenossenschaft, ZRG GA 60 (1940), 1; Meyer, K., Der Ursprung der Eidgenossenschaft, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 21 (1941), 285; Pappard, W., Die Bundesverfassung der schweizerischen Eidgenossenschaft 1848-1948, 1948; Claussen, H., Der Zusammenschluss der schweizerischen Eidgenossen als Beispiel für die Ausübung des Widerstandsrechts, Diss. jur. Hamburg 1951; Abegg, R., Die alte Eidgenossenschaft, 1964; Laroche, P., Das Interregnum und die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1971; Meyer, B., Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Braun, B., Die Eidgenossen, 1997; Zürich 650 Jahre eidgenössisch, 2001; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige Römische Reich (1350-1798), 2008; Würgler, A., Die Tagsatzung der Eidgenossen, 2015; Günther, K., Sizilianer, Flamen, Eidgenossen, 2013

Eidhelfer (Wissenschaftsbegriff in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Eideshel­fer Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1793 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, M.) ist sachlich in dem (früh)mittelalterlichen deutschen Recht der Mensch, der schwört, dass der Eid eines Eidesleistenden rein und nicht mein (falsch) sei (so genannter „Glaubwürdigkeitszeuge“). Häufig soll dabei ein Beschuldigter mit sechs oder zwölf (oder auch 72) Eidhelfern sich durch Eid von einer Beschuldigung reinigen. Der Eidhelfer ist von dem Zeugen (Wahrnehmungszeugen) grundsätzlich zu trennen, doch ist die Buße für einen Meineid eines Eidhelfers mit der für den Meineid eines Zeugen gleich. In dem Deutschen Reich bzw. Heiligen römischen Reich schwindet der Eidhelfer in dem Spätmittelalter. In England wird der Eidhel­fereid erst 1833 aufgegeben.

Lit.: Cosack, K., Die Eidhelfer des Beklagten, 1885; Schwerin, C. Frhr. v., Zur altschwedischen Eideshilfe, 1919 (SB Heidelberg); Ruth, R., Zeugen und Eideshelfer, 1922, Neudruck 1973; Loschiavo, L., Figure di testimoni, 2004

Eidsivathingslög ist das Recht des ostnorwegischen Gebiets um Eid (Eidsvoll), das in seinem weltlichen Teil bruchstückhaft, in seinem kirchen­recht­lichen Teil (Christen­recht) in vier Handschriften des frühen 14. Jahrhunderts über­liefert ist (Eidsivathingsbok).

Lit.: Meißner, R., Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, 1942

Eigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 699, 742, 790, II 111, 113, 116 u. ö.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adjektiv eigen 796) ist in dem deutschen Mittelalter das einem Menschen (uneingeschränkt) gehörige Gut. Es bildet meist den Gegensatz zu dem Gemeinland (→Allmende) und zu dem →Lehen als einem geliehenen Gut. Häufig wird neben Eigen auch das →Erbe wegen des Erwerbsvorgangs besonders genannt. In den schriftlichen Zeugnissen betrifft das Eigen überwiegend die Liegenschaft. Seit dem 13. Jahrhundert wird Eigen durch das vermutlich lateinisch beeinflusste →Eigentum (lat. [F.] proprietas) abgelöst.

Lit.: Hübner 241; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 116, 124; Puntschart, P., Das „Inwärts-Eigen“ im österreichischen Dienstrecht des Mittelalters, ZRG GA 43 (1922), 66; Buchda, G., Dursal (dursal eigen), ZRG GA 59 (1939), 194; Ebner, H., Das freie Eigen, 1969; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1

Eigener Herd ist Goldes wert (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Zuständigkeit begründet Gestaltungsmacht.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 175 (Franck 1541)

eigenhändig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1633 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [Abele, Unordn. III 87] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und wohl aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet, Adj.) mit eigener Hand geschehend

Eigenhändiges Testament (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort eigenhändig 1633) ist das mit der eigenen Hand geschriebene und unter­schriebene →Testament.

Eigenkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1903 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. ecclesia [F.] propria) ist (nach der zeitgebundenen Vorstellung Ulrich Stutzs) die einem Einzelnen (auch hinsichtlich der vollen geistlichen Lei­tungsgewalt) gehörende Kirche. Sie hat ihren Ursprung darin, dass in der christlichen Frühzeit der Gottesdienst häufig in einem privaten Haus abgehalten wird (Unter­scheidung zwischen [lat.] ecclesia [F.] publica und ecclesia privata, öffentlicher Kirche und privater Kirche, in dem Osten 388, in dem 5. Jahrhundert in dem weströmischen Reich, 441 in Orléans, 546 in Lérida/Spanien), und darin, dass auf dem Land oft der Grundherr besonders leicht in der Lage ist, ein Kirchengebäude zu errichten. In der Folge wählt der Gebäudeeigner vielfach den dort tätigen Geistlichen aus, verlangt die Teilhabe an den Einkünften und kann die Kirche übertragen, während der Bischof auf die bloße Weihe beschränkt wird. Demgegenüber sind nach Patzold Handlungsmöglichkeiten der Priester und Einflussnahme durch Bischöfe wichtiger als das Wirken der Gebäudeeigentümer. In dem →Investiturstreit seit dem späteren 11. Jahrhundert wird zudem die Eigenkirche als Form der Simonie bekämpft und danach seit dem 12. Jahrhundert durch Patronat und Inkorporation ersetzt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 90; Stutz, U., Die Eigenkirche, 1895, Neudruck 1955; Stutz, U., Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Eigenkirche, ZRG KA 57 (1937), 1; Landau, P., Ius patronatus, 1975; Petke, W., Von der klösterlichen Eigenkirche zur Inkorporation, (in) RHE 87 (1993), 34ff., 375ff.; Oberholzer, P., Vom Eigenkirchenwesen zum Patronatsrecht Leutkirchen, 2002; Patzold, S., Presbyter. Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich, 2020

Eigenleute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1275 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl., lat. homines [M.Pl.] proprii) sind in dem Mittelalter die einem anderen gehörenden und damit eigenen Menschen. Sie bilden keine in sich einheitliche Gruppe (beispielsweise Sachsenspiegel Landrecht III 44,3 Laten, Südwesten des Heiligen römischen Reiches 15. Jahrhundert, Westfalen bis in das 18. Jahrhundert). Teils schulden sie Abgaben, teils Dienste. In Gegensatz zu den viele →Sklaven haltenden Gesellschaften lässt das Mittelalter einen lebhaften Handel mit Eigenleuten nicht erkennen. →Hörige

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wretschko, A., Über Eigenleute und Eigenleuteteilungen in Tirol, ZRG GA 46 (1926); Klein, H., Die bäuerlichen Eigenleute des Erzstifts Salzburg, (in) Mitteilungen d. Ges. f. salzburg. Landeskunde 73 (1933),109, 74 (1934),1; Demade, J./Morsel, J., Les eigenleute aux XIIIe-XVe siècles, (in) Forms of servitude in Northern and Central Europe, hg. v. Freedman, P. u. a., 2005, 75ff.

Eigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1230 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 [KölnSchrUrk, II 1 S. 5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie Köln 1170 - und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist nach § 903 BGB das Recht, mit einer Sache nach Belieben zu verfahren und andere von einer Einwirkung auf die Sache auszuschließen. In altrömischer Zeit ist Eigentum die Gewalt des Hausvaters über Sachgüter unter Einschluss der Vorläufer der beschränkten dinglichen Rechte (beispielsweise Servituten) und ohne scharfe Grenze gegenüber dem →Besitz. In dem klassischen römischen Recht entwickelt sich das Eigentum als (lat.) →dominium (N.) ex iure Quiritium (Eigentum nach quiritischem oder zivilem Recht) an beweglichen Sachen und italischen Grundstücken, neben dem das Eigentum nach prätorischem Recht (lat. →in bonis esse) steht. Einschränkungen bestehen auch hier (beispielsweise Baurecht, Nachbarrecht). Erworben werden kann Eigentum einerseits ursprünglich oder erstmalig (Aneignung, Fruchterwerb, Verbindung, Vermischung, Vermengung, Verarbeitung und Ersitzung) oder andererseits abgeleitet (von einem Berechtigten durch Rechtsgeschäft). Gleich­bedeutend mit dominium (Lucil. um 180-102 v. Chr.) ist die erst etwas später belegte Bezeichnung (lat. [F.]) →proprietas (Cicero 81-43 v. Chr.). In dem nachklassischen römischen Recht wird die damit geschaffene Trennung von Eigentum und Besitz bzw. beschränkten dinglichen Rechten vielleicht weniger streng gehandhabt, doch verwendet Justinian unter Vereinheitlichung des Eigentums für jedermann an allen Sachen die begriffliche Schärfe des klassischen römischen Rechtes. In dem germanischen Bereich bildet das bloße Haben (germ. *aigan, *haben) den Ausgangspunkt des Eigentums. Dementsprechend ist in dem Mittelalter Eigen die Bezeichnung der Herrschaft über eine Sache, wobei die Herrschaft durch Zeichen (Eigentumsmarke, Hausmarke, Hofmarke, Ohrenmarke) dargestellt sein kann. Diesem Eigen stehen vor allem →Allmende und →Lehen gegenüber, während die →Ge­were (nur) die äußere (sichtbare) Erscheinungsform („Kleid“) aller (wegen ihres gedanklichen Wesens notwendigerweise unsichtbaren) Sachenrechte und damit auch des Eigens ist. In dem 12./13. Jahrhundert erscheinen mhd. eigenschaft und mnd. (?) egendom (Köln 1170, Köln 1230 hegindum) wohl als Lehnübersetzungen von lat. proprietas. Das Eigentum hat aber keinen eindeutigen gleichbleibenden Inhalt. Es kann zeitlich und inhaltlich beschränkt sein. Neben einem (lat. dominium [N.] directum) Obereigentum (etwa des Lehnsherrn) kann selbst nach gelehrtem Recht (beispielsweise de Cabriano, Pilius [† 1213], Azo [zuerst nur bei der Emphyteuse, Erbpacht], Accursius) in An­knüpfung an eine dem einstigen bonitarischen Berechtigten des römischen Rechtes gewährte (lat.) rei vin­dicatio (F.) utilis ein Unter­eigentum (lat. dominium [N.] utile) (etwa des Er­sitzungsbesitzers, Erbpächters, Erbbau­berech­tigten oder des Lehnsmanns) stehen. Nach Bartolus, der das Eigentum in dem Kern als das umfassende Recht der Verfügung über einen körperlichen Gegenstand (lat. ius de re corporali perfecte disponendi n. 4 ad D. 41. 2. 17) erfasst, kann Eigentum (dominium) in dem weiteren Sinn auch auf unkörperliche Gegenstände bezogen (und zwischen mehreren Berechtigten aufgeteilt) werden. Dies wird mit der Aufnahme des gelehrten Rechtes fortgeführt, wobei das (tatsächlich erkennbare) Untereigentum zu der Aufzehrung des (überwiegend gedanklich feststellbaren) Obereigentums neigt. Danach betrachtet das aufstrebende Bürgertum unter dem Einfluss des Protestantismus Eigentum als vorgesellschaftliches und damit unantastbares Recht und wirkt sich wohl auch der von Hugo Grotius gutachtlich begründete koloniale Zugriff europäischer Staaten auf den Rest der Welt auf die Eigentumsvorstellung aus. Unter dem Einfluss der Aufklärung und des Liberalismus wird das Eigentum (über Kant bzw. Fichte und Hegel) zu einem völlig freien, von Einschränkungen gelösten Recht einer Person an einer körperlichen Sache (Thibaut, A., Über do­minium directum und utile, 1801 [Aufsatz]). Besonders entschieden zeigt sich dies (nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens von 1863) in § 903 BGB des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 (trotz Otto von Gierkes vergeblichen Versuchs der Entwicklung eines besonderen deutschrecht­lichen Eigentums­be­griffs). Die fragwürdigen Folgen schranken­loser Freiheit haben in dem 20. Jahrhundert zu der Anerkennung der Sozialbindung des Eigentums geführt. Außerdem hat sich in dem öffentlichen Recht die Ansicht durchgesetzt, die unter dem von der Verfassung garantierten Eigentum jede schützens­werte Vermögensposition versteht. Das sozialistische Eigentum der Deutschen Demokati­schen Republik (1949ff.) ist mit deren Beitritt zu der Bundesrepublik Deutschland (1990) wieder aufgegeben.

Lit.: Kaser § 22; Söllner §§ 8, 23; Hübner 241ff., 453ff.; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 40, 124, 163, 174, 211, 269; Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 65; Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, 1861; Felix, L., Entwicklungsgeschichte des Eigentums, Teil 1ff. 1883ff.; Landsberg, E., Die Glosse des Accursius, 1883; Goldschmidt, H., Eigentum und Eigentums­teilrechte in ihrem Verhältnis zur Sozialisierung, 1920; Hedemann, W., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 2, 1 1930; Dungern, O. Frhr. v., Über die Freiheit des Eigentums im Mittelalter, ZRG GA 53 (1933), 287; Keller, R. v., Freiheitsgarantien für Person und Eigentum im Mittelalter, 1933, Wieacker, F., Wandlungen in der Eigentumsverfassung, 1935; Kaser, M., Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht, 1943, 2. A. 1956; Wagner, H., Das geteilte Eigentum, 1938; Eichler, H., Wandlungen des Eigentumsbegriffes in der deutschen Rechtsauffassung, 1938; Coing, H., Zur Eigentumslehre des Bartolus, ZRG RA 70 (1953), 348; Schacht, J., An Introduction to Islamic Law, 1964; Feenstra, R., Les origines du dominium utile, (in) Flores legum, 1971, 49; Eigentum und Verfassung, hg. v. Vierhaus, R., 1972; Brandt, R., Eigentumstheorien von Grotius bis Kant, 1974; Landau, P., Ius patronatus, 1975; Rittsteig, H., Eigentum als Verfassungsproblem, 1975; Floßmann, U., Eigentumsbegriff und Bodenordnung im historischen Wandel, 1976; Kroeschell, K., Die Lehre vom germanischen Eigentumsbegriff, (in) FS H. Thieme, 1977, 34; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1; Zenati, M., La nature juridique de la propriété, 1981; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Klemm, P., Eigentum und Eigentumsbe­schränkungen in der Doktrin des usus modernus pandectarum, 1984; Kühl, K., Eigentumsordnung als Freiheitsordnung, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Eigentum, hg. v. Köhn, J., 1987; Kroeschell, K., Die national­sozialistische Eigentumslehre, (in) Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, 1989, 43; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Hecker, D., Eigentum als Sachherrschaft, 1990; Property and Power in the Early Middle Ages, hg. v. Davies, W. u. a., 1995; Penner, J., The idea of property in law, 1997; Eigentum im internationalen Vergleich 18.-20. Jahrhundert, hg. v. Siegrist, H. u. a., 1999; Bertram, K., Die Gesetzgebung zur Neuregelung des Grundeigentums, 2000; Finkenauer, T., Eigentum und Zeitablauf, 2000; Diestelkamp, B., Frühe urkundliche Zeugnisse für dominium directum und dominium utile im 13. Jahrhundert, (in) Grundlagen des Rechts, 2000, 391ff.; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002; Ulmschneider, C., Eigentum und Naturrecht, 2003; Hoppe, K, Eigentum, Erbrecht und Vertragsrecht, 2003; Gottschalk, K., Eigentum, Geschlecht, Gerechtigkeit, 2003; Lehmann, J., Sachherrschaft und Sozialbindung, 2004; Keiser, T., Eigentumsrecht im Nationalsozialismus und Fascismo, 2005; Garnsey, P., Thinking about Property, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Müller, D., Adliges Eigentumsrecht und Landesverfassung, 2011; The Future of European Property Law, hg. v. Van Erp, S. u. a. 2012; Müller, D., Bodeneigentum und Nation – Rumänien, Jugoslawien und Polen im europäischen Vergleich 1918-1948, 2020

Eigentümer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [Taunus/GrW. I 572] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der an einer Sache unter grundsätzlichem Ausschluss aller anderen voll Berechtigte. →Eigentum

Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Eigentumserwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1809 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [Baden] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Erwerb des →Eigentums. Er erfolgt anfangs originär (ursprünglich) oder erstmalig vor allem durch Aneignung seitens des Menschen aus seiner herrenlosen Umgebung. Nach weitgehender Erschöpfung der dafür in der Umwelt vorhandenen Güter verdrängt der (abgeleitete) Eigentumserwerb durch Rechtsgeschäft (→Übergabe auf Grund eines Titels, →Einigung und Übergabe) den ursprünglichen Eigentumserwerb, der ansonsten auch durch Fruchterwerb, Verbindung, Vermischung, Vermengung und Verarbeitung möglich ist. Daneben steht der Eigentumserwerb durch Hoheitsakt. Gegründet auf Grotius’ Verständnis von Institutionen 2. 1. 40 lässt der Code civil (1804) Frankreichs bei dem abgeleiteten Erwerb das Eigentum (bereits) mit dem (schuldrechtlichen) Vertragsab­schluss (beispielsweise Kaufvertrag) über­gehen (Konsensprin­zip). Umgekehrt verlangt Savig­ny zusätzlich zu dem schuldrechtlichen Grund­geschäft einen davon unabhängigen sachen­rechtlichen Vertrag (Einigung).

Lit.: Kaser §§ 24ff.; Köbler, DRG 40, 61, 163; Brandt, H., Eigentumserwerb und Austausch­geschäft, 1940; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Köbler, G., Die rechtliche Regelung des Eigentumserwerbs an Grundstücken in Preußen, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976, 201; Zimmermann, M., Der Rechtserwerb hinsichtlich eigener Sachen, 2001; Klinck, F., Erwerb durch Übergabe an Dritte nach klassischem römischem Recht, 2004; Damler, D., Wildes Recht. Zur Patho­genese des Effektivitätsprinzips in der neuzeitlichen Eigen­tumslehre, 2008

Eigentumsübertragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1842 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Übertragung des →Eigentums von einem bisherigen Eigentümer auf einen neuen Eigentümer. Ihr geht in dem römischen Recht die Vorstellung voraus, dass dem Untergang eines Rechtes eines bisherigen Eigentümers die Entstehung des Eigentums als neues Recht bei einem neuen Berechtigten folgt, doch kennt bereits das klassische römische Recht den Gedanken der Übertragung. Die wichtigsten Wege hierfür sind die (lat. [F.]) →mancipatio, die (lat.) →in iure cessio (F.) und die formfreie Übergabe (lat. [F.] →traditio) bei Vorliegen eines Rechtsgrunds. Für die Germanen ist ein einfaches Handgeschäft zu vermuten. In dem Frühmittelalter stehen Einigung oder Übergabe (ahd. →sala, lat. traditio) und Besitzeinräumung oder Bekleidung (ahd. giwerida, lat. →investitura) in nicht völlig klarer Weise nebeneinander. Mit dem Beginn der Geldwirtschaft wird die Eigentumsübertragung sehr häufig. Sie erfolgt bei Liegenschaften vielfach vor Gericht und unter Verwendung von Schriftakten (→Schreinskarten). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes setzt sich die Lehre von dem vorausgesetzten (lat.) titulus (M.) acquirendi, Erwerbstitel) und von dem erfüllenden (lat.) modus (M.) acquirendi (Erwerbsart) weitgehend durch. In dem 19. Jahrhundert entwickelt Savigny die Rechtsfigur des dinglichen, neben dem schuldrechtlichen Vertrag (beispielsweise Kaufvertrag) stehenden Vertrags (abstrakte →Einigung). Sie findet Eingang in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900). Danach erfolgt die Eigentumsübertragung durch Einigung und Übergabe oder Übergabesurrogat sowie bei Grundstücken durch Einigung (Auflassung) und →Eintragung in das Grundbuch. In den übrigen europäischen Ländern ist die Eigentumsübertragung ein kausales Geschäft. S. Google

Lit.: Kaser § 24; Mitteis/Lieberich, Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 28; Dyckerhoff, E., Die Entstehung des Grundeigentums, 1909; Kleinbub, M., Das Recht der Übertragung und Verpfändung von Liegenschaften in der Reichsstadt Ulm, 1961; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Transfer of Title Concerning Movables, Teil 1ff., hg. v. Rainer, J. u. a., Bd. 1ff. 2006 ff.

Eigentumsvorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1809 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 1565] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vorbehalt des Verbleibens des Eigentums bei einem bishe­rigen Eigentümer trotz einer Verpflichtung zu der Eigentumsüber­tragung bis zu einem be­stimmten Zeitpunkt. Der sachlich bereits dem klassischen römischen Recht (Ulpian D. 43, 26, 20 bekannte), in dem mittelalterlichen Italien durch die Glosse zu C. 4, 54, 3 übernommene, in Deutschland durch die Rente vertretene, aber zu Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst in Kursachsen und der Oberlausitz bei Kauf von Grundstücken ausdrücklich erwähnte und verbreitete Eigentumsvorbehalt gewinnt mit dem Vordringen des von der Industrie geförderten Abzahlungskaufs in dem ausgehenden 19. Jahrhundert erhebliche Bedeutung. Der die gekaufte Sache trotz Fortbestands des Eigentums des Eigentumsvorbehaltsverkäufers bereits tatsächlich nutzende Eigentumsvorbehalts­käufer erlangt mit Zahlung der ersten Kaufpreisrate eine An­wart­schaft, die mit fortschreitender Bezahlung des Kaufpreises schließlich zu dem Vollrecht an der Sache erstarken soll.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigen­tumsübertragung, 1966; Berger, W., Eigen­tumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, besitz­lo­ses Pfandrecht und Eigentum, 1984; Misera, K., Eigen­tumsvorbehalt im klassischen römischen Recht, (in) FS R. Serick, 1992, 275; Maaß, M., Die Geschichte des Eigentumsvorbehalts, 2000; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Eike von Repgow (um 1180?-nach 1233?) ist der wahrscheinlich aus einer ostfälisch-säch­sischen, in dem 12. Jahrhundert in das sorbische Gebiet Serimunt eingewanderten Familie stammende Verfasser des (zunächst lateinisch verfassten und dann durch Übersetzung in die eigene Muttersprache) mittelniederdeutschen Rechtsbuchs →Sachsenspiegel. Er benennt sich selbst (in den Versen 261-266 der Reimvorrede) nach dem Dorf Repchowe (Reppichau westlich Dessaus in dem Anhaltinischen). Er tritt in sechs Urkunden 1209 (Mettine), 1215 (Lippehna), 1218 (Grimma), 1219, 1224 (Delitzsch) und 1233 (Salbke) an unterschiedlichen Orten in der Nähe bedeutender Fürsten als Zeuge auf. Er ist schöffenbarfrei und bezeichnet Graf Hoyer von Falkenstein, den Stiftsvogt von Quedlinburg, als seinen Herrn. Da er den Sachsenspiegel zunächst in Latein schreibt und danach übersetzt, gehört er zu der dünnen Bildungsschicht der hochmittelalterlichen Gesellschaft, obgleich ein universitäres Studium für ihn nicht belegt ist. Sonstige Einzelheiten über ihn stehen nicht sicher fest. Nach Peter Landau könnte Abt Matthäus von Altzelle ein Lehrer Eike von Repgows sein.

Lit.: Köbler, DRG 102; Fehr, H., Die Staatsauffassung Eikes von Repgow, ZRG GA 37 (1915), 131; Voltelini, H. v., Der Verfasser der sächsischen Weltchronik, 1924; Möllenberg, W., Eike von Repgow und seine Zeit, 1934; Heck, P., Eike von Repgow, 1939; Lieberwirth, R., Eike von Repchow und der Sachsenspiegel, 1982; Ignor, A., Über das allgemeine Rechtsdenken Eikes, 1984; Johannek, P., Eike von Repgow, Hoyer von Falkenstein und die Entstehung des Sachsenspiegels, (in) Civitatum communitas 2, 1984, 716ff.; Kroeschell, K., Der Sachsenspiegel in neuem Licht, (in) Rechtsgeschichte in beiden deutschen Staaten, 1991, 232; Schroeder, K., Eike von Repgow, (in) JuS 1998, 776; Landau, P., Der Entste­hungsort des Sachsenspiegels, (in) DA 61 (2005), 73ff.; Lück, H., Magdeburg, Eike von Repgow und der Sach­senspiegel, (in) Magdeburg, hg. v. Puhle, M. u. a., 2005, 155ff.; Eike von Repgow 800. Reppichau 850, hg. v. Lück, H. u. a., 2009; Das Eike-vonRepgow-Dorf Reppichau zwischen 1159 und 2009, hg. v. Lück, H. u. a., 2009; Weinert, J., Studien zur Sprache Eikes von Repgow, 2017

ein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv. und als Präfix verwendet) hinein

einantworten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1263 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Kurz, Ottok. II 216], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) übertragen

Einantwortung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1317 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [MGConst. V 331] in 18 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Übertragung einer Gesamtheit von Rechten an einen Erwerber beispielsweise eines Landes (1317) oder eines Nachlasses (in den Besitz des Erben durch Gerichts­be­schluss, § 797 ABGB 1811) oder früher auch eines Mündels in dem Verhältnis zu dem Vormund.

Lit.: Wesener, G., Einantwortung, (in) FS G. Kocher, 2006, 485

einbenennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Einbenennung

Einbenennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb einbenennen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt) ist die Erteilung des Ehenamens der Mutter und ihres Ehemanns oder die Erteilung des Namens des Vaters an das nichteheliche Kind.

Lit.: Engler, H., Der Familienname des nichtehelichen Kindes, (in) FamRZ 1971, 76

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Bei geschenkten Sachen sind Mängel grundsätzlich hinzunehmen.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 121 (Gruter 1612)

einen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1000 [Notker I 31 und I 103] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zu einer Einheit machen, vereinen, →Einung

einforsten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1646 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen (lat. inforestare) ab 988 [Frankfurt am Main/MGDipl. II 443] in 3 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einen Wald zu einem Forst erklären

Einforstung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb einforsten 1646 bzw. 988) ist die Beanspruchung eines Waldes als andere Menschen ausschließenden Forstes seit dem 7. Jahrhundert bis in die Neuzeit.

Lit.: Hasel, K., Forstgeschichte, 1985, 2. A. 2002; Günther, R., Der Arnsberger Wald im Mittelalter, 1994; Kieß, R., Forst-Namen und kleine Forsten, (in) Forstliche Forschungsberichte München 161 (1997), 66ff.; Dasler, C., Forst- und Wildbann im frühen deut­schen Reich, 2001; Hasel, K./Schwartz, E., Forstgeschichte, 2. A. 2002

eingreifen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1344 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1399 [ZürichStB. I 333] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in etwas mit der Hand oder sonst hineingreifen

Eingriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [BruggStR.] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Hineingreifen

Eingriffsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Teil der öffentlichen →Verwaltung, der in die Rechte (beispielsweise Freiheit, Eigentum) des Untertanen bzw. Staatsbürgers eingreift. Er ist der von Anfang an bestehende Kernbestand der öffentlichen Verwaltung, zu dem seit dem 19. Jahrhundert die aus altruistischer Fürsorge wie aus egoistischem Beschäftigungsinteresse und Machtstreben von Politikern entstehende →Leistungsverwaltung des Staates hinzutritt.

Einheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1491 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesamtheit, Gleichheit

einheitlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1613 bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gleich

Einheitliche Europäische Akte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 17. 2. 1986 von den Mitgliedstaaten der europäischen Gemeinschaften beschlos­sene, an dem 1. 7. 1987 in Kraft getretene Abänderung der römischen Gemeinschaftsverträge von 1957. Sie legt die schrittweise Vollendung des Binnenmarkts bis 1992 und eine Wirtschafts- und Währungsunion fest, stellt die Europä­ische Politische Zusammenarbeit auf eine vertragliche Grundlage und richtet den Euro­päischen Rat ein.

einig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [SchrBodensee 10 1880 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pron.) vereinigt

einigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 8./9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1402 [MosbachStR. 564] in 6? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) vereinigen

Einigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [InvNichtstaatlArchWestf. III 184] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb einigen um 1280) ist allgemein die Über­einkunft mehrerer Beteiligter. In dem 19. Jahrhundert wird die Einigung als Vereinbarung (dinglicher Vertrag) über den Eigentumsübergang von →Savigny entwickelt. Unterstützt von seit der Mitte des 19. Jahrhunderts spürbaren Bestrebungen, die um­ständlichen Formen des älteren Rechtes (beispielsweise Hypothekenordnung Preußens von 1783) zu vereinfachen, wird diese Vorstellung in Preußen 1872 und in dem Deutschen Reich 1896/1900 in dem Bürgerlichen Gesetzbuch anerkannt.

Lit.: Köbler, DRG 212; Felgentraeger, C., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Einigungsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar M.) ist der an dem 31. 8. 1990 zwischen der Bundesrepublik →Deutschland und der →Deutschen Demokratischen Republik abgeschlossene Vertrag über die – wegen der eigenstaatlichen Interessen von Margaret Thatcher (Großbritannien) eisern und von François Mitterand (Frankreich) wortlos (Deutschland zu mächtig, um nicht dominant zu werden) bekämpfte - Herstellung einer Einheit Deutschlands, auf dessen Grund an dem 3. 10. 1990 die Deutsche Demokratische Republik in Ländern der Bundesrepublik Deutschland beitritt.

Lit.: Köbler, DRG 247; Jackisch, K., Eisern gegen die Einheit, 2004; La diplomatie française face à l‘unification, hg. v. Vaïsse, M. u. A., 2011

Einkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – ausgenommen Einkammersystem - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) eine Kammer

Einkammersystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1838 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das politische System, in dem das Gesetzgebungsorgan (→Parlament) bzw. die Volksvertretung (vor allem in kleinen Staaten) nur aus einer Kammer besteht (beispielsweise Sachsen-Weimar 1816, Schwarzburg-Rudolstadt 1816, Sach­sen-­Hildburghausen 1818, Sachsen-Mei­ningen 1824, Sachsen-Altenburg 1831, Kurhessen 1831, Braunschweig 1832, Bayern zeitweise). Es bildet den Gegensatz zu dem Zweikammersystem.

Lit.: Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, Teil 2 1979, 451ff.; Essmann-Bode, C., Das Einkammer- und Zweikammersystem im deutschen Konstitutionalismus, 2015

Einkindschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [WormsRef. IV 4,4,1] in 20 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Ingelheim 1419, F.) ist die vertraglich vereinbarte erbrechtliche Gleichstellung von Kindern aus zwei Ehen eines Elters (lat. unio [F.] prolium). Sie findet sich sachlich in einer österreichischen Urkunde von 1275, in einem Stadt­bucheintrag in Wismar von 1324, in Ingelheim 1378, Frankfurt am Main 1399, Wetzlar 1475, Worms 1498, Freiburg im Breisgau 1520 und Solms 1571. Dabei vereinbaren die Ehegatten der zweiten Ehe zwecks Abdingung des in dem Hoch­mittelalter entstehenden Ehegüterrechts (Ver­fangenschaftsrechts, Teilungsrechts, Teil­rechts) meist bei oder kurz nach der Eingehung einer neuen Ehe vor Zeugen oder vor Gericht mit den Kindern einer voran­gehenden Ehe, dass diese Kinder (Vorkinder) unter Verzicht auf ihr Erbrecht (Ver­fangenschaftsrecht, Teilungsrecht, Teil­recht) an dem Vermögen des verstorbenen ersten Ehegatten zugunsten der oder des neuen Ehegatten (wie die Kinder der neuen Ehe, Nachkinder) ein Erbrecht gegen diesen bzw. diese erhalten. Sie beerben also ihren erstverstorbenen Elter nicht, erhalten aber ein Erbrecht in Bezug auf den letztversterbenden Ehegatten der zweiten Ehe. Die Einkindschaft ist noch in dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794, II 2 §§ 717-752) enthalten, verschwindet danach jedoch.

Lit.: Hübner 509f.; Hertel, C., Über die Einkindschaft, 1818; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, 2, 1, 1868, Neudruck 1967; Mittelstein, M., Die Einkindschaft nach hambur­gischem Recht, 1886; Meyer, H., Die Einkindschaft, Diss. jur. Breslau 1900; Meyer, H., ZRG GA 34 (1913), 610ff. (Besprechung); Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Bley, H., Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und des Neustädter Oberhofs, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977, 203ff.; Schartl, R., Zur Entstehung der fränkischen Einkindschaft, (in) Ius commune 16 (1989), 264

einkommen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 900 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1292 [HambStR. 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hereinkommen

Einkommen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1471 [ArnstadtUB. 343] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Einkunft

Einkommensteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1812 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Einkommen eines Menschen als natürlicher Person als Steuerobjekt zu entrichtende Steuer. Sie wird in England (income tax zu der Finanzierung des Krieges gegen Napoleon) 1799, in Ostpreußen 1808 und nach dem Klassensteuergesetz von 1820 in Preußen 1851 eingeführt. 1878 beträgt sie in Sachsen bis fünf Prozent. 1891 wird unter Finanz­minister Miquel in Preußen ein als fortschrittlich geltendes Einkommensteuer­gesetz erlassen, in dem die von dem Finanzbeamten Bernhard Fuisting vor­geschlagene Einkommensteuerer­klä­rung von besonderer Bedeutung ist (1893 Ergänzung um Vermögensteuer, Kom­munalabgabenge­setz). In dem 20. Jahrhundert wird die Einkommensteuer (unter Verselbständigung der Körper­schaft­steuer für juristische Personen 1920) mit Spitzensteuersätzen um 50 Prozent der Einkommen zu einer der wichtigsten, von Politikern zwecks Umverteilung zu Gunsten der ärmeren Wählerschichten genutzten staatlichen Einnahmequellen.

Lit.: Köbler, DRG 198, 233, 251; Großfeld, B., Die Einkommensteuer, 1981; Linzbach, P., Der Werdegang der preußischen Einkommensteuer, 1984; Greim-Kuczewski, P., Die preußische Klassen- und Einkommensteuergesetzgebung, 1990; Mathiak, W., Die erste Einkommensteuer in Deutschland, (in) Steuer und Wirtschaft, 1995, 352; Mathiak, W., Das preußische Einkommen­steuer­gesetz von 1891, 2011; Osmialowski, C., Bernhard Fuisting (1841-1908) und die Begründung der Steuererklärungspflicht, Diss. jur. Bonn 2011; Harris, P., Income Tax in Common Law Jurisdictions, Bd. 1 2012

Einlager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1313 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Michelsen, Rdm. 507] in 32 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb einlagern 1471) ist die seit dem 12. Jahrhundert (mangels besserer Erfüllungsverwirklichungsmög­lich­kei­ten) entstehende bzw. bekannte Form der Schuldsicherung, bei der sich der →Bürge oder →Schuldner (beispielsweise Adeliger, Stadt vielfach gegenüber Juden) verpflichtet, bei Fälligkeit der Schuld einen festgelegten Ort (beispielsweise ein Gasthaus) aufzusuchen und ohne Einwilligung des Gläubigers nicht wieder zu verlassen, was als Folge der entstehenden Kosten den Schuldner oder Bürgen zu der baldigen Leistung bewegen sollte. Die Kosten der Unter­bringung fallen je nach Vereinbarung dem Hauptschuldner oder dem Bürgen zu der Last. 1572 verbietet Sachsen (Kursachsen), 1577 eine Reichspolizeiord­nung das E., doch hat es zumindest örtlich bis in das 19. Jahrhundert tatsächlich Bestand. In dem Übrigen wird es durch die →Schuldhaft abgelöst.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 128; Friedlaender, E., Das Einlager, 1868; Lechner, A., Das Obstagium, 1906; Rintelen, M., Schuldhaft und Einlager im Vollstreckungsverfahren, 1908; Kisch, G., Das Einlager, 1912; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004; Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung, 2004

einlagern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1471 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB. III 220] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) einquartieren, hineinlegen

Einlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1527 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen datiert ab 1558 [Obersimmenthal 150] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Eingangsöffnung, Hineinlassen

einlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [DresdUB. 4] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinkommen lassen

Einlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [RheinfeldenStR. 1530 234] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bereitschaftserklärung eines Beklagten, mit dem Kläger über die Klage streiten zu wollen. Sie ist der Sache nach bereits Bestandteil des römischen Formularprozesses (förmliche Verneinung des Begehrens des Klägers, nicht Anerkenntnis oder Untätigkeit des Beklagten), wobei ein Zwang zu der Einlassung bei einer (lat.) actio in personam (Klaganspruch gegen Person) besteht, während bei einer (lat.) actio in rem (Klaganspruch auf Sache) der Gerichtsmagistrat erst Rechtsschutz (lat.) in personam (gegen Person) gewähren muss. In dem Heiligen römischen Reich wird die Einlassung mit der Aufnahme des gelehrten Prozesses ein Teil der Streitbefestigung (lat. litis contestatio [F.]). Eine klare Bestimmung der Einlassung in dem gemeinrechtlichen Verfahren des Reichskam­mergerichts ist nicht möglich, weil sowohl die Litis­kontestations­begründung wie auch die Einrede oder Antwort des Beklagten als Einlassung bezeichnet werden., obwohl die Reichskam­mergerichtsordnung von 1500 beides trennt. Die Reichskammerge­richts­ordnung von 1555 sieht in jeder Klage­erwiderung eine Litiskon­testation. Der jüngste Reichsabschied von 1654 übernimmt aus dem sächsischen Verfahren die besondere Litis­kontestation und lässt die Einlassung als zusam­menhängende Klage­erwiderung in einem einfachen Klaglibell erfolgen. In der Gegenwart ist in dem Zivilprozess das Verhandeln zu der Hauptsache eine Zustän­digkeits­vereinbarung (§§ 39, 504 ZPO). In dem Strafprozess ist Einlassung jede Äußerung des Beschuldigten zu der Sache.

Lit.: Kaser § 82; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. A. 1878, § 14; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 2. A. 1996; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichs­hofrat, 1973; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralpro­zesses, 1981

Einmal ist keinmal (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Ein einmaliges Verhalten kann unbeachtlich sein.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechts­sprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 88 (Hertius 1737, lat. unus actus nullus actus)

Ein Mann, ein Wort (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.). Der Mensch soll zu seinen Erklärungen stehen, so dass beispielsweise Verträge zu halten sind.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 235 (Sachße 1856)

Einmann- (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1357 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache ausgenommen Einmannbetrieb und Einmannboot nicht, aber in Google in Zusammensetzungen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel für Zusammensetzungen)

Einmanngesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die zunächst bei einer bereits bestehenden Gesellschaft und danach auch für die Entstehung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung zugelassene, nur aus einem Gesellschafter bestehende Gesellschaft.

Einmauern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Verb 1372 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Franklin, Zimmern 130, Ujland, Volksl. I 354] in 4 Stellen und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, in eine Mauer einfügen, durch eine Mauer einschließen, V. und substantiviert N.) ist in dem Altertum eine Todesstrafe und seit dem Mittelalter eine Art Frei­heitsstrafe, die mit der Aufklärung aufgege­ben wird.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920

Einöde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [AugsbChr. II 148] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) abgeschiedener und deswegen öder Ort

Einödhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1500 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen in dem 16. Jahrhundert [Tirol/ÖW. III 37] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von Anfang an oder später allein liegende und deswegen öde Hof.

Lit.: Dorn, H., Die Vereinödung in Oberschwaben, 1904

Einrede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1187 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1304 [MecklUB. X 519 Nr. 7248] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das nicht in dem bloßen Leugnen bestehende, gegen den Klaganspruch gerich­tete Vorbringen des Beklagten. Die Einrede ist sachlich schon dem römischen Zivilprozessrecht als (lat.) exceptio (F.) bekannt. Dementsprechend erscheint sie bei der Aufnahme des gelehrten Prozessrechts in Deutschland. Bereits in dem Hochmittelalter werden in Urkunden um­fängliche romanistische Verzichtsformeln für Einreden aufgenommen.

Lit.: Kaser § 4 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 155; Schlosser, H., Die Rechts- und Einredeverzichts­formeln (renuntiationes), 1963; Wesener, G., Nichtediktale Einreden, ZRG GA 112 (1995), 109; Ernst, W., Die Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

einreden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1420 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinreden, widersprechen

einsprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1283 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [BremUB. IV 266] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) äußern, widersprechen

Einspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1367 bezeugt – in EDEL 15. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [HanseRez. VI 503] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Widerspruch

Lit.: Broichmann, C., Der außer­ordentliche Einspruch im Dritten Reich, 2013 (21 Fälle von Verfahren vor dem besonderen Strafsenat des Reichsgerichts, 92 Fälle vor dem besonderen Senat des Volksgerichtshofs, jeweils hohe Zahl von Todesurteilen, in zwei Fällen persönliche Einflussnahme Adolf Hitlers)

einst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) früher

einstweilig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1760 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vorübergehend, vorläufig

Einstweilige Anordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort einstweilig 1760) ist die vorläufige Anordnung des Gerichts in einem Rechtsstreit. Sie findet sich wohl sachlich not­wendig­erweise seit dem Beginn von Verfahren. Sie wird aber erst spät grundsätzlich geregelt.

Lit.: Rohmeyer, H., Geschichte und Rechtsnatur der einstweiligen Anordnung im Verwaltungsprozess, Diss. jur. Hamburg 1967

Einstweilige Verfügung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine vorläufige Verfügung eines Gerichts in einem Rechtsstreit zwecks einstweiliger Sicherung. →Mandatspro­zess

Eintrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1279 bezeugt – 13.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1388 [KaufungenUB. I 276] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Eintragung, Schaden

eintragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1330 [BrünnRQ. 368] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineintragen, Eintragung machen

Eintragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1794 in dem Allgemeinen Landrecht Preußens in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufnahme in ein Schriftstück oder Register. Sie ist an unterschiedlichen Stellen Voraus­setzung für eine Rechtsfolge. In dem 19. Jahrhundert wird in Deutschland die Eintragung in das Grundbuch grundsätzlich Voraussetzung für das Entstehen eines dinglichen Rechtes oder die Eintragung einer Gesellschaft in das Handelsregister Voraussetzung für ihre Entstehung (Eintragungsgrundsatz, Intabula­tions­prinzip). In Österreich ist die Eintragung (lat.) modus des Rechtsübergangs für unbewegliche Sa­chen (auf Grund Eintragungsbewilligung bzw. Aufsan­dungs­er­klärung).

Lit.: Köbler, DRG 125, 212; Planitz, H., Konstitutivakt und Eintragung in den Kölner Schreinsurkunden, (in) FS A. Schultze, 1934, 175; Grolle, N., Die Eintragungsbewilligung, Diss. jur. Münster 1989; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

eintreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1205 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [FrankfUB. Lau II 181] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineintreten, hineingehen

Eintritt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1330 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572/1597 [CoutBruges I 170] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Hineintreten in eine Lage oder einen Raum oder eine Personenmehrheit (beispielsweise auch in ein Haus oder in eine Gesellschaft).

Eintrittsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1608 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht zu dem Eintritt in einen Raum oder in eine Rechtslage oder in eine sonstige Gegebenheit. In dem Erbrecht ist insbesondere das Eintrittsrecht (Repräsentationsrecht) von Enkeln an Stelle vorverstorbener Kinder bedeutsam. Es findet sich in dem römischen Recht (Gaius, Institutionen 3,7, 3,8, I. 3. 1. 6, Nov. 118, 1). Dort kennt Justinian (527-565) nur das Eintrittsrecht der Geschwisterkinder. Das Eintrittsrecht wird bereits spätestens 596 von dem fränkischen König in der (lat.) Decretio (F.) Chil­deberti bestimmt und vielleicht an dem 17. Mai 938 auf einem Hoftag in Steele bei (bzw. heute in) Essen auf Grund eines Zweikampfs für Sachsen zugunsten von Sohnessöhnen bejaht (eingeschränkt nach Söhnen in dem Sachsenspiegel 1221-1224, abgelehnt in Augsburg 1276/1420). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes findet es allgemeine Anerkennung in dem Heiligen römischen Reich (Reichsabschied 1500, 1521, Jülich-Berg 1555/1564, Solms 1571, Kurköln 1663, Kurtrier 1668/1713, ALR 1794, Code civil 1804, ABGB 1811, ABGB Aargau 1856, BGB Sachsen 1863, PRG Schaffhausen 1864). In Österreich folgt der Entwurf Neue Satz- und Ordnung (1720) weitgehend, der Codex Theresianus (1766) Justinian.

Lit.: Hübner 766ff.; Kroeschell, DRG 1; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1ff., 1985; Wesener, G., Zum Weiterleben römischen Rechtes im Frühmittelalter, (in) Cinquante anni della Corte costituzionale della Repubblica italiana, 2006, 1751; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010; Kroeschell, K., König Otto I. und das Eintrittsrecht der Enkel, (in) Römische Jurisprudenz, 2011, 361

Einung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 820 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vereinbarung unter mehreren Menschen und auch deren dadurch geschaffener Zusammenschluss (beispielsweise Innung). Die Einung kann bindende Wirkung für eine Gesamtheit entfalten. Insofern werden etwa hochmittelalterliche Landfriedenseinun­gen als Gesetze eingeordnet.

Lit.: Köbler, WAS; Ebel, W., Die Willkür, 1953; Vogel, O., Die ländliche Einung, Diss. jur. Zürich 1953; Bader, K., Die städtische Einung, (in) Arch. d. hist. Ver. d. Kantons Bern 44 (1958), 159; Kulenkampff, A., Einungen mindermächtiger Stände, Diss. phil. Frankfurt am Main 1967; Kulenkampff, A., Einungen und Reichsstandschaft fränkischer Grafen und Herren, 1971; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Einungen und Bruderschaften, hg. v. Johanek, P., 1993; Moraw, P., Die Funktion von Einungen und Bünden, (in) Alternativen zur Reichsverfassung, hg. v. Press, V., 1995, 1; Pitz, E., Bürgereinung und Städteeinung, 2001

Einwand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1585 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1585 [AppenzLB. 1585 113] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Widerspruch, Gegenvorstellung

einwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1462 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1556 [Graubünden/GraubdnRQ. II 169 und Moser, KreisAbsch. I 79] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vorbringen, entgegnen, widersprechen

Einwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1437 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Lori, BairBergr. 29] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vorbringen, Entgegnung, Widerspruch

einwerfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341 [FRBern. VI 598] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinwerfen

Einwerfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [BeitrOÖLk. 52 1900 53] in 4 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Ausgleichung ist die Berücksichtigung eines einem von mehreren Erben zu Lebzeiten des Erblassers von diesem zugeflossenen Vermögenswerts bei der Aus­ei­nandersetzung des Nachlasses (Teil der gesetzlichen Ausgestaltung der Erbauseinan­dersetzung). Sie ist sachlich dem römischen Recht als (lat.) →collatio (F.) bonorum (Zusammenbringen der Güter) bekannt. Sie findet sich in dem langobardischen Volksrecht (Edictus Rothari [643] 199) und in dem westgotischen Volksrecht (L. Vis. [7. Jahrhundert] IV, 5, 3) sowie in dem →Sachsenspiegel ([1221-1224] Landrecht I 10, 13) und in dem so genannten →Schwabenspiegel ([um 1275] 148a). Ausführlich ist die Einwerfung oder Aus­gleichung in den neuzeitlichen Gesetzbüchern behandelt (ALR [1794] II 2 §§ 303ff., Code civil [1804] Art. 843ff., ABGB [1811] §§ 788, 790ff., BGB Sachsen [1863] §§ 2354ff., BGB [1896/1900] §§ 2050ff., ZGB [1907/1911] Art. 626ff.).

Lit.: Kaser § 73 IV; Hübner 750ff.; Reinhardt, K., Die Lehre von der Einwerfung, 1818; Rummel, C. v., Zur Lehre von der Einwerfung, 1843; Staudinger, J./Kipp, T./Coing, H., Erbrecht, 12. A. 1965, § 120; Eberl-Borges, C., Die Erbauseinandersetzung, 2000; Werbik, K., Lebzeitige Zuwendungen des Erblassers, 2004

einwilligen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1487 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Buch Weinsberg II 148] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zustimmen

Einwilligung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [FreibergUB. I 304] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (vorherige) Zustimmung zu einem Rechtsgeschäft oder sonstigen Verhalten.

Lit.: Kaiser, D., Die elterliche Einwilligung, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

einziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1319 [CDBrandenb. I 20 S. 133] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hereinziehen, einfügen

Einziehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1461 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1426 [GrW. I 182] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hereinziehung, Beschlagnahme

Lit. Arnold, M., Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung (§§ 73 bis 76a StGB), 2013

Eisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1210 [GottfrStraßb. 15731] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische aus dem Gallischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft unbekannt, N.) ist eines der wichtigsten Elemente des Universums, aus dem vor allem auch der Kern der Erde gebildet ist und dessen Verhüttung bereits bei den Hethitern für das 17. vorchristliche Jahrhundert nachgewiesen ist.

Eisenach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem nordwestlichen Fuß des Thüringer Waldes erhält 1283 Stadtrecht. Eisenacher Rechtsbuch ist ein in verschiedenen Fassungen überliefertes Rechtsbuch der Stadt Eisenach. Das bruchstückweise in einer einzigen in Kassel befindlichen Handschrift des ersten Viertels des 15. Jahrhunderts überliefert erhaltene ältere Eisenacher Rechtsbuch des Stadtschreibers Johannes →Rothe (Creuzburg 1350/60-Eisenach 1434) von 1384-1387 verbindet Teile des Meißener Rechtsbuchs, des glossierten Sachsen­spiegels, des so genannten Schwabenspiegels und des Decretum Gratiani, der Digesten, der Dekretalen, des Liber Sextus und anderer gelehrter Quellen mit dem Eisenacher Stadtspiegel von 1283 und Eisenacher Gerichtsgewohnheiten des 14. Jahrhunderts (Buch 1 Erbrecht, Buch 2 Heergewäte, Leibgeding, Morgengabe [, Vormundschaft], Buch 3 Häuser, Äcker, Vieh). Quelle ist das an zwanzig Stellen in Bezug genommene Eisenacher Kettenbuch, das landgräfliche Privilegien und städtische Willküren verarbeitet. Von Rothe stammt ein weiteres, zehn Bücher umfassendes Rechtsbuch, das 1503/1504 der Stadtschreiber Johann →Purgold unter Einbeziehung der Institutionen und des Codex in den 8 wenig geordneten Büchern seines jüngeren Eisenacher Rechtsbuchs überarbeitet.

Lit.: Das Rechtsbuch nach Distinktionen. Ein Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. Ortloff, F., 1836, 625-756; Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, hg. v. Strenge, K. u. a., 1909; Helmoldt, H., Geschichte der Stadt Eisenach, 1936; Rondi, P., Eisenacher Rechtsbuch, 1950; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 57

Eisenbahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1802 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist - nach einer berühmten Begriffs­bestimmung des Reichsgerichts des (zweiten) Deutschen Reiches von dem 17. 3. 1879 (RGZ 1, 247, 252) ein Unter­nehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbe­wegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metal­lener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtmassen bzw. die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zu der Erzeugung der Transportbewegung benutzten Natur­kräften (Dampf, Electrizität, thierischer oder menschlicher Muskeltätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung, u. s. w.) bei dem Betriebe des Unter­nehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach den Umständen nur in bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung zu erzeugen fähig ist - ist das in dem 19. Jahrhundert auf der Grundlage älterer Ansätze entwickelte, auf Schienen laufende, dem öffentlichen oder ihm ähnlichen Verkehr dienende Transportmittel. Die erste öf­fentliche Eisenbahn wird (21 Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten Dampfloko­motive) als Stockton and Sarlington Railway in England 1825 verwirklicht. Die erste Eisen­bahnstrecke wird 1830 zwischen Manchester und Liverpool, die erste deutsche Eisenbahnstrecke 1835 zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Bereits an dem 3. 11. 1838 sieht Preußen auf Grund eines schriftlichen Votums des Staatsrats­mitglieds (1817-1848) Friedrich Carl von Savigny in dem Gesetz über Eisenbahnunternehmungen (§ 25) für die Eisenbahn eine (abdingbare) →Gefährdungshaftung vor. Zu Gunsten der Eisenbahn werden in der Folge vielfach Grundstücks­eigentümer enteignet. Häufig erweisen sich übergeordnete Einheiten und Vereinbarungen als sinnvoll (Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen 1847, Reichseisen­bahnamt 1873, internationale Vereinbarung über die technische Einheit in dem Eisenbahn­wesen 1887, Union für den Eisenbahn­frachtverkehr 1890, Staatsver­trag zu der Gründung der deutschen Reichsbahngesell­schaft 1920, Übereinkommen über den internationalen Eisenbahnverkehr 1980). Die aus militärischen Gründen (ab 1879 auch in Preußen) überwiegend verstaatlichten Eisen­bahnen wirtschaften vor allem nach Erfindung des nicht an Schienen gebundenen, örtlich wie zeitlich flexibleren Automobils (Kraftfahr­zeugs) grundsätzlich mit Verlusten, weshalb seit der Mitte des 20. Jahrhunderts Streckenstilllegungen erforder­lich sind. Wegen der für den Staatshaushalt infolge hoher Ausgaben und geringer Einnahmen zunehmend untragbaren Verluste ist die auf Kernstrecken beschränkte Bun­desbahn Deutschlands seit 1994 privatisiert (Deutsche Bahn AG, daneben viele wenig übersichtliche Einzelgesellschaften). Vor allem aus Umweltüberlegungen erwachsende Bestim­mungen zu der zwangsweisen Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene sind jedenfalls bisher nur bedingt erfolgreich.

Lit.: Köbler, DRG 176; Camphausen, L., Versuch eines Beitrags zur Eisenbahngesetzgebung, 1838; Endemann, W., Das Recht der Eisenbahnen, 1886; Anderegg, F., Schweizerische und bernische Eisenbahngesetzgebung, 1978; Albrecht, C., Bismarcks Eisenbahngesetzgebung, 1994; Heyn, F., Die Entwicklung des Eisenbahnfrachtrechts, 1996; Ziegler, D., Eisenbahnen und Staat im Zeitalter der Industrialisierung, 1996; Then, V., Eisenbahnen und Eisenbahnunternehmer, 1997; Bracht, C., Der Bau der ersten Eisenbahnen in Preußen, 1998; Julitz, L., Bestandsaufnahme Deutsche Bahn, 1998; Schubert, W., Das preußische Eisenbahngesetz von 1838, ZRG GA 116 (1999), 152; Die Eisenbahn in Deutschland, hg. v. Gall, L. u. a., 1999; Thomas, W., Lawyering for the railroads, 1999; Wachtel, R./Marxmüller, H./Heide, H., Eisenbahn­unfälle, 2000; Mitchell, A., The Great Train Race, 2000; Delbanco, H., Ursprünge des europäischen Eisenbahnrechts, (in) Aktuelle Probleme des Eisenbahnrechts 5 (2000), 215; Ely (jr.), J., Railroads and American law, 2001; Prêtre, A., Eisenbahnverkehr als Ordnungs- und Gestaltungsaufgabe des jungen Bundesstaats, 2002; Usselman, S., Regulating railroad innovation, 2002; Raster, J., Enteignung und Eisenbahnbau, 2003; Bremm, K., Von der Chaussee zur Schiene, 2005; Auf eisernen Scheinen, hg. v. Hedwig, A., 2008; Across the Borders, hg. v. Roth, R. u. a., 2008; Eisenbahn zwischen Markt und Staat in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Miram, F. u. a., 2015; Patt, M., Tarifbestimmungen im Eisenbahnsektor, 2018

Eisenbahnrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die auf Schienen laufenden, dem öffentlichen oder ihm ähnlichen Verkehr dienenden Transportmittel betreffenden Rechtssätze. Rechtlich wirkt sich die (Herrschaft über Raum und Zeit erleichternde) →Eisenbahn vor allem auf die Bildung von Aktiengesellschaften, die Enteignung von Grundstücken und die Entwicklung der Gefährdungshaftung (Preußen 1838) aus. 1920 übernimmt in Deutschland das Reich (bis 1924 und von 1937 an) die Eisenbahnverwaltung. Nach 1993 wird die verlustreiche Deutsche Bahn (ohne überzeugenden Erfolg) teilweise privatisiert.

Lit.: Loth, W., Verkehrsentwicklung in Deutschland seit 1800, 1920; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Anderegg, F., Schweizerische und bernische Eisenbahn­gesetzgebung, 1978; Albrecht, C., Bismarcks Eisenbahngesetzgebung, 1994; Heyn, F., Die Entwicklung des Eisenbahnfrachtrechts, 1996; Küper, N., Entlastung des Straßengüterverkehrs durch den Schienengüterverkehr, 1997; Schubert, W., Das preußische Eisenbahngesetz von 1838, ZRG 116 (1999), 152; Roth, R., Das Jahrhundert der Eisenbahn, 2005; Sonderzüge in den Tod, hg. v. Kill, S. u. a., 2009

eisern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um780 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1426? [Richth. 565] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) aus Eisen bestehend, Eisen betreffend

Eiserner Vorhang (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1926, Adjektiv eisern in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 ab um 780 bezeugt) ist eine Bezeichnung für die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Grenze zwischen sowjetisch-stalinistisch beherrschten Staaten in dem Osten (Europas) und den von den Vereinigten Staaten von Amerika geführten, Freiheiten verkündenden Staaten des Westens, die auch das ehemalige Deutsche Reich in zwei Stücke teilte. Die Bezeichnung wird Winston Churchill zugeschrieben. Bereits bei Ohnesseit, W., Unter der Fahne schwarz-weiß-rot, 1926 findet sich aber auf S. 146 in Bezug auf eine Reise des Verfassers nach Russland in dem Jahre 1908 die Wendung „die russische Grenze wirkte Rumänien gegenüber abschließend wie ein eiserner Vorhang“. Ab 1989 wird unter dem Einfluss langjähriger Entspannungsgespräche in der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und der Politik Michael Gorbatschows als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion der Eiserne Vorhang in vielen Einzelschritten beseitigt. (1989 wird in Polen in dem Februar ein runder Tisch eingerichtet und werden unabhängige Gewerkschaften zugelassen, werden in Ungarn in dem Frühjahr ein Mehrparteiensystem, die Versammlungsfreiheit und andere Grundrechte zugelassen und wird mit dem Abbau veralteter Grenzanzlagen begonnen [nachträgliches Foto von dem 27. 6. 1989]. In Polen verlieren in dem Juni die Kommunisten bei Wahlen. An dem 19. 8. findet an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich ein paneuropäisches Picknick statt, bei dem hunderte Bürger der Deutschen Demokratischen Republik in den Westen fliehen. In dem Spätsommer fliehen viele Bürger der Deutschen Demokratischen Republik in den Westen bis zu der Öffnung der Grenze an dem 11. September. Die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Prag und Warschau werden durch ausreisewillige Bürger der Deutschen Demokratischen Republik besetzt und Sonderzüge von Prag in die Bundesrepublik Deutschland eingerichtet. Montagsdemonstrationen in Leipzig mit Fall der Mauer an dem 9. 11., Mitte November samtene Revolution in der Tschechoslowakei, Sieg der nationalistischen Parteien bei den Wahlen 1989/1990 in den Teilrepubliken Jugoslawiens). S. Google

Ekenberger, Blasius, s. Google

Lit.: Elucubratio Blasii Ekenbergers auer dat erste undt ander Koning Waldemari Lohbuch anno 1595, hg. v. Haff, K., 1932

Ekloge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1581 aus dem Griechischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, [F.] Auswahl) ist das vor allem das römische Strafrecht abändernde byzantinische Gesetz Kaiser Leos III. des Jahres 726, das erstmals ausdrücklich auf Generalprävention abzielt. Es ordnet viele verstümmelnde Körperstrafen an und weitet den Bereich der Straftaten gegen die Sittlichkeit aus.

Lit.: Sinogowitz, B., Studien zum Strafrecht der Ekloge, 1956

Elbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von dem Riesengebirge in Böhmen auf 1100 Kilometern bei Hamburg in die Nordsee fließende Strom, der in dem frühen Mittelalter teilweise fränkisch-deutsches Reich und Slawen voneinander abgrenzt. 1821 wird von den Anrainerstaaten eine Elbschifffahrtsakte unterzeichnet (1844 Ad­ditionalakte). Von 1945 bis 1990 bildet die Elbe eine innerdeutsche Grenze.

Lit.: Schröder, D., Die Elb-Grenze, 1986, Jüngel, K., Die Elbe, 1993; Johne, K., Die Römer an der Elbe, 2006

Elbing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1237 in dem Land des Deutschen Ordens gegründete, 1466 an Polen, 1772 an Preußen (1905 94065 Einwohner deutsch­sprachig, 280 polnischsprachig), 1945/1990 wieder an Polen gefallene Stadt. Das Elbinger Rechtsbuch ist ein in einer 1825 in Elbing aufgetauchten, derzeit verschollenen Hand­schrift des frühen 15. Jahrhunderts überliefertes Rechtsbuch. Es enthält in mittelmitteldeutscher Sprache von einem unbekannten Verfasser aufgezeichnetes polnisches Recht von wahrscheinlich zwischen 1270 und 1320 in 27 Artikeln. Quellen sind der so genannte Schwabenspiegel, das Meißener Rechtsbuch, ein Magdeburger Schöffenbrief an Kulm und Magdeburger Recht. Mit der von dem lübischen Recht geprägten Rechtsentwicklung Elbings besteht kein Zusammenhang.

Lit.: Steffenhagen, E., Deutsche Rechtsquellen in Preußen vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, 1875, 118ff.; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der Gerichtsverfassung Elbings, ZRG 36 (1915), 24; Schubart-Fikentscher, G., Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942; Grekow, B., Polskaja prawda, 1957; Najstarszy zwód prawa polskiego, hg. v. Matuszewski, J., 1959; Tischer, K., Das älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Maisel, W., Die Rätsel des Elbinger Rechtsbuchs, (in) Deutsches Recht zwischen Sachsenspiegel und Aufklärung 1991, 47ff.; Najstarszy zwód prawa polskiego, hg. v. Thieme, H./Matuszewski, J., 1995

elegant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1705 aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1705 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) wählerisch, fein, vornehm

Elegante Jurisprudenz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv elegant 1705 aus dem Französischen aufgenommen) ist die aus dem französischen (lat.) →mos (M.) Gallicus entwickelte niederländische Rechtswissen­schaft des 17./18. Jahrhunderts.

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Canoy-Olthoff/Nève, P., Holländische Eleganz, 1990; Van den Bergh, G., Die holländische elegante Schule, 2001

elektrisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1711 bezeugt – 1711 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen [elektron, N., Bernstein] des Altertums teilweise verbindbar und in der weiteren Herkunft unbekannt, Adj.) Elektrizität betreffend

Elektrizität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1744 bezeugt – 1744 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums teilweise verbindbar und in der weiteren Herkunft unbekannt) ist das in dem Universum wohl seit seinem Ursprung vorhandene, von Lebewesen in ihrem Denken in dem Gehirn benutzte und seit ihrer Entstehung in Blitzen gesehene und in seinem Wesen des Abstoßens gleichnamiger elektrischer und des Sich-Anziehens ungleicher elektrischer Ladungen von Menschen zuerst an und bei der Reibung von Bernstein erkannte Spannungs­verhältnis zwischen einem geladenen Teilchen und seiner Umgebung. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Elektrizität von dem Menschen mit größtem Erfolg (beispielsweise Licht, Heizung, Telefon, Elektromotor, Digitalisierung) wirt­schaftlich nutzbar gemacht. Seitdem wird sie auch rechtlich erfasst.

Lit.: Stier, B., Staat und Strom, 1997; Kehrberg, J., Die Entwicklung des Elektrizitätsrechts in Deutschland, 1997; Schulz, T., Was Google wirklich will, 2015; Wilhelm, D., Die Kommunikation infrastruktureller Großprojekte – Die Elektrifizierung Oberschwabens, 2015

Element (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab vor 1022 - ab um 1185 (Erec des Hartmann von Aue) in EDEL - aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft unbekannt, N.) Grundbestandteil, Grundstoff, wobei rund drei Viertel  und damit fast 70 aller etwa 90 natürlichen Elemente des bekannten Universums wie Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Platin, Blei, Aluminium. Zinn, Zink oder Magnesium Metalle sind.

Elisabeth von Thüringen (Ungarn 1207-Marburg 16./17. 11. 1231) Hospitalheilige, s. Google

Lit.: Sankt Elisabeth, hg. v. d. Philipps-Universität Marburg, 1981; Elisabeth, hg. v. Blume, D. u. a., 2007

Elsass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., M.) ist die aus geographisch unterschiedlichen Teilen zusammenge­setzte Landschaft zwischen Oberrhein und Vogesen, die – nach den Römern - seit 269 n. Chr. von Germanen besetzt wird, unter denen die Alemannen bestimmend werden. In dem 7. Jahrhundert entsteht unter der Familie der Etichonen ein Herzogtum, das in der Mitte des 8. Jahrhunderts unter Teilung in die Grafschaften Nordgau und Sundgau beseitigt wird. Das 768 Alemannien zugeordnete Elsass kommt 870 zu dem ostfränkischen Reich. In dem Hochmittelalter erringen neben den Staufern die Grafen von →Habsburg wichtige Rechte (beispielsweise Landgrafen in dem Sundgau), verpfänden ihre Güter 1469 aber an Burgund. 1648/1697 gelangt das Elsass an Frankreich, das es seit 1789/1790 zunehmend integriert. Von 1871 bis 1918 bildet das Elsass einen Teil des deutschen Reichslands Elsass-Lothringen. 1940-1945 wird nochmals eine deutsche Zivilverwaltung errichtet. Davon abgese­hen wird das Elsass in dem 20. Jahrhundert von Frankreich weitgehend französisiert.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Stouff, L., Les origines de l’annexion de la Haute-Alsace à la Bourgogne en 1469, 1901; Schmidlin, J., Ursprung und Entfaltung der habsburgischen Rechte im Oberelsass, 1902; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, 1905; Hessel, A., Elsässische Urkunden, 1915; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Thieme, H., Staufische Stadtrechte im Elsass, ZRG GA 58 (1938), 654; Colmarer Stadtrechte, bearb. v. Finsterwalder, P., 1938; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Atlas de villes médiévales d’Alsace, hg. v. Himly, F., 1970; Histoire de l’Alsace, hg. v. Dollinger, P., 1970, 4. A. 1984, neue A. 2001; Seidel, K., Das Oberelsass, 1980; Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne, 1982ff.; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens 1680-1914, 2006; Sütterle, H., Die Salier und das Elsass, 2009; Fischer, C., Alsace to the Alsatians? 2010; Weber, K., Die Formierung des Elsass im Regnum Francorum, 2011; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012; Neue Forschungen zur elsässischen Geschichte im Mittelalter, hg. v. Buchholzer-Remy, L. u. a., 2012; Carrol, A., The Return of Alsace to France 1918-1939, 2018; Zeilinger, G., Verhandelte Stadt. Herrschaft und Gemeinde in der frühen Urbanisierung des Oberelsass vom 12. bis 14. Jahrhundert, 2018

Elsass-Lothringen →Elsass, →Lothringen

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Hamburger, G., Die staatsrechtlichen Besonderheiten der Stellung des Reichslandes Elsass-Lothringen, 1901; Preibusch, S., Verfassungsentwicklungen im Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, 2006

Elter (Wort – Eltern – in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [GoslarUB. III 294, Singular ab 1464 ZGO.2 3 1888 141] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Plural Eltern um 800)

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

elterlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1561 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [TrierLR. 59, BernCGB. Art. 263 - 1824] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Eltern betreffend

elterliche Gewalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv elterlich 1561). An dem 18. 7. 1979 wird die elterliche Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland durch die elterliche Sorge ersetzt. →Eltern, →Kind

Lit.: Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht in Frankreich und Deutschland (1870-1924), 2011

elterliche Sorge (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt – an dem 18. 7. 1979 in der Bundesrepublik Seutschaland elterliche Gewalt durch elterliche Sorge ersetzt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Eltern, →Kind

Lit.: Schlüter, W., Elterliches Sorgerecht, 1985; Liebler-Fechner, M., Der ideologisch motivierte Entzug des elterlichen Sorgerechts in der Zeit des Nationalsozialismus, 2001; Andermann, M., Der ideologisch motivierte Entzug des elterlichen Sorgerechts im Dritten Reich und in der Deutschen Demokratischen Republik, 2003; Köhler, A., Die Sorgerechtsregelungen bei Ehescheidung seit 1945, 2006

Eltern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – um 800? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [GoslarUB. III 294] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) sind Vater und Mutter eines Kindes, von denen die durch mindestens eine Samenzelle eines Mannes befruchtete Eizelle einer Frau stammt. Von ihnen hat sachlich in dem römischen Recht der Hausvater (lat. [M.] pater familias) bis zu seinem Tode die fast unbeschränkte väterliche Gewalt (lat. patria potestas [F.]) über die Haussöhne und Haustöchter, die nur allmählich gemäßigt wird. In gleicher Weise untersteht bei den Germanen das Kind der Personalgewalt (germ. *mundiz) des Familienvaters. In dem späteren 19. Jahrhundert werden in Deutschland und Frankreich die elterlichen Rechte durch den Staat gesetzlich eingeschränkt. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) stehen die ehelichen Kinder bis zu der Volljährigkeit unter elterlicher Gewalt, die in erster Linie dem Vater und nur daneben der Mutter obliegt. Österreich führt ab 1970 die elterliche Obsorge statt der elterlichen Gewalt ein. An dem 18. 7. 1979 wird die elterliche Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland durch die elterliche Sorge ersetzt, bei der Kinder in gewissem Umfang an wichtigen Entschei­dungen beteiligt und die Eltern stärker auf das Wohl der Kinder verpflichtet sind.

Lit.: Kaser § 60; Hübner; Krause, E., Die gegenseitigen Unterhaltsansprüche zwischen Eltern und Kindern, 1982; Zitscher, H., Elterlicher Status in Richterrecht und Gesetzesrecht, 1996; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000; Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht, 2011; Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern, hg. v. Jurczyk, K. u. a., 2013

emancipare, ēmancipāre, ēmancupāre, lat., V., aus der väterlichen Gewalt entlassen (V.), zu der Selbständigkeit entlassen (V.), für selbständig erklären, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, manus, capere

emancipatio, ēmancipātio, lat., F., Entlassung aus der väterlichen Gewalt, Freilassung, Emanzipation, Abtretung, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēmancipāre

Emancipatio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die rechtsgeschäftliche Entlassung des Hauskinds aus der väterlichen Gewalt. Bei ihr werden Söhne dreimal, Töchter und Enkel einmal, von dem Hausvater an einen Vertrauens­mann übertragen. Von diesem werden sie danach jeweils freigelassen, wodurch sie an den Hausvater zurückfallen. Nach der (letzten,) für die Beendigung der väterlichen Gewalt erforderlichen Übertragung wird das Haus­kind von dem Vertrauensmann an den leiblichen Vater zurückübertragen, damit es von diesem endgültig freigelassen wird, ohne durch die Freilassung in die Patronatsgewalt des Ver­trauensmanns zu fallen. S. latein_a_z.docx

Lit.: Kaser § 60 IV; Köbler, DRG 21

Emancipatio (lat. [F.]) Saxonica (sächsische Emanzipation) ist die in der frühen Neuzeit in dem Heiligen römischen Reich geübte Lösung des Haussohns aus der väterlichen Gewalt durch wirtschaftliche Verselbständigung (→Abschichtung).

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 160

Emanzipation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1599 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 1599 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb emancipiren, emanzipieren 1536) ist die Befreiung aus einem Zustand der Beschränkung oder Abhängig­keit. Sie nimmt ihren Ausgang bei der römischrechtlichen →emancipatio. Seit dem 19. Jahrhundert richtet sich die Emanzipation demgegenüber hauptsächlich auf die Befreiung der Frau von der Vorherrschaft des Mannes, deren grundlegende Auswirkungen sich in dem Familienrecht der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkennen lassen.

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 178, 252; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 153; Theurer, A., Emanzipation, 1996; Jenni, R., Die Emanzipation der mehrjährigen (!) Frauenzimmer, 1997; Grimme, M., Die Entwicklung der Emanzipation der Frau, 2003; Revolution und Emanzipation, hg. v. Rennhak, K. u. a., 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht in Frankreich und Deutschland (1870-1924), 2011

emanzipieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1536 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1536 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) befreien

Emden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Fritzschen, G., Die Entwicklung des Emder Stadtrechts, Diss. jur. Göttingen 1958

emendare, ēmendāre, lat., verbessern, ausbessern, heilen (V.) (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, mendum; W.: an. emendera, sw. V., verbessern; W.: an. emenda, sw. V., verbessern; W.: nhd. emendieren, sw. V., emendieren, berichtigen; L.: Georges 1, 2399, TLL, Walde/Hofmann 2, 69, Kluge s. u. emendieren, Kytzler/Redemund 158

emendatio, ēmendātio, lat., F., Verbesserung, Nachbesserung, Vervollkommnung, Strafe, Züchtigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Lüs. gr. διόρθωσις (diórthōsis), s. ēmendāre

Emendatio (lat. [F.] Besserung) ist eine lateinische Bezeichnung für die frühmittelalterliche →Buße.

Lit.: Köbler, DRG 91

emere, lat., V., nehmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *em-, *m-, V., nehmen

emigrare, ēmigrāre, lat., V., ausziehen, auswandern, scheiden, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, migrāre

emigratio, ēmigrātio, lat., F., Ausziehen, Wegziehen, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. ēmigrāre

Emigration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1646 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 1646 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Auswanderung

Lit.: Breunung, L. u. a., Biographisches Handbuch der Emigration deutschsprachiger Rechtswis­sen­schaftler ab 1933, Bd. 1 2012 (Ball, Balogh, Baumgarten, Cohn, Darmstaedter, David, [Giles,] James Goldschmidt, Werner Goldschmidt, Grünhut, Hirsch, Kantorowicz, Leibholz, Lewald, Mann­heim, Mendelssohn Bartholdy, Nawiasky, Praus­nitz, Pringsheim, Schulz, Schwarz, Sinzheimer, Strupp, Wolff, kürzer erwähnt Ehrhardt, Haymann, Isay, Erich Kaufmann, Mann, Schöndorf, Schü­cking, Schwarzenberger, Wassermann, Wegner)

emigrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1633 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auswandern

Emilia Romagna (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zwischen Po, Apennin und Adria gelegene, ursprünglich von Etruskern besiedelte, nach der Konsularstraße (lat. [F.]) Via Aemilia des M. Aemilius Lepidus (187 v. Chr.) benannte Landschaft. In dem Mittelalter steht sie teils unter der Herrschaft der Langobarden, teils Byzanz‘ bzw. des Kirchenstaats. Die sich danach entwickelnden Herzogtümer Modena und Reggio sowie Parma und Piacenza kommen 1860 zu →Italien.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon (Modena, Parma); Storia della Emilia Romagna, hg. v. Berselli, A., 1976

Emminger Emmingersche Justizreform

Emmingersche Justizreform (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nach dem seinerzeitigen Reichsjustizminister Erich Emminger (1880-1951) benannte Verein­fachung des Verfahrensrechts. Zwei Verord­nungen von dem 4. 1. 1924 (Ver­ordnung über Gerichtsverfassung und Strafrechtspflege, RGBl. I, 15, gesetzliche Grundlage Ermäch­tigungsgesetz von dem 8. 12. 1923) und 13. 2. 1924 schränken die Herrschaft der an dem Prozess beteiligten Partei über das Zivilverfahren zugunsten der Leitungsbe­fugnis des Richters ein und wandeln das in dem 19. Jahrhundert errichtete →Schwurgericht (mit 12 Geschworenen) unter Beibehaltung des Namens in ein großes →Schöffengericht (3 Berufsrichter, 6 Geschworene [Laien]) um.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EmmingerscheJustizreform1924.pdf; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Vormbaum, T., Die Lex Emminger vom 4. Januar 1924, 1988; Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts, Abteilung I Weimarer Republik, hg. v. Schubert, W., Bd. 4 1999; Zivilprozess­reform in der Weimarer Zeit, hg. v. Schubert, W., 2005; Koch, A., Das bayerische Schwurgericht der Nachkriegszeit, ZRG GA 122 (2005), 242

emphyteusis, lat., F., Verpachtung eines Gutes, Erbpacht, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐμφύτευσις (emphýteusis), F., Erbpacht?, vgl. gr. ἐμφυτεύειν (emphyteúein), V., einpflanzen, einflößen, gr. ἐμφύειν (emphýein), V., anerschaffen, einpflanzen, hineinwachsen, gr. ἐν (en), Präp., in; idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in, Pokorny 311, gr. φύειν (phýein), V., erzeugen, wachsen (V.) (1) lassen, hervorbringen; idg. *bʰeu-, *bʰeu̯ə-, *bʰu̯ā-, *bʰu̯ē-, *bʰō̆u-, *bʰū-, *bʰeu̯h-, V., schwellen, wachsen (V.) (1), gedeihen, sein (V.), werden, wohnen

Emphyteusis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, lat. [F.] Einpflanzung) ist die Erbpacht (Erbleihe) des spätrömischen Rechtes, die auch in dem Wege der Rezeption Auswirkungen hat.

Lit.: Kaser § 30; Köbler, DRG 61; Cencetti, G., Il contratto di enfiteusi, 1933; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Theisen, F., Studien zur Emphyteuse, 2003

Empirie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1713 bezeugt – 1713 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv empirisch, durch Erfahrung erkannt, 1517) Erfahrung

empirisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1517 bezeugt – 1517 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) erfahrungsgemäß, auf Beobachtung begründet

Empirismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1787 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die von Francis →Bacon (1561-1626) in Fortführung des mittelalterlichen Nomina­lismus, dem Allgemeinbegriffe nur Sammelnamen für einzelne wirkliche Erscheinungen sind, begründete, neue, von kirchlicher Dogmatik befreite Erkenntnis­methode (Begriff von Kant [1724-1804] eingeführt), die von der vorurteilslosen Beobachtung von Einzelvorgängen als Begreifen der Welt an Hand messbarer und zählbarer Größen induktiv zu allgemeinen Erkenntnissen führen soll. Die Erkenntnistheorie des Empirismus entwickelt John Locke (1632-1704).

Lit.: Köbler, DRG 136; Moody, E., Empiricism and Metaphysics, (in) Philosophical Revue 67 (1958), 145; Engfer, H., Empirismus versus Rationalismus, 1996

emptio, ēmptio, lat., F., Kauf, Ankauf, Erstehen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. emere

Emptio venditio, Ēmptio venditio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der →Kauf (Kauf Verkauf). Er ist ur­sprünglich wohl ein Handgeschäft, bei dem Abschluss und Ausführung des Austauschs einer Sache gegen einen in Geld bestehenden Preis zeitlich zusammenfallen, unabhängig davon, ob eine (lat. [F.]) →mancipatio erforderlich ist oder ein formfreies Geschäft (über eine [lat.] res nec mancipi oder mit einem Nichtrömer) zu der Sicherung des Erwerbers vor Diebstahl­verdacht ausgeführt wird. Spätestens seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. werden Vereinbarung (Kon­sensual­kontrakt) und Erfüllung getrennt, so dass die emptio venditio den Verkäufer zu der möglicherweise später erst erfolgenden Übertragung des Eigentums verpflichtet. In nachklassischer Zeit wird der Vertrags­abschluss vielfach beurkundet und geht das Eigentum mit dem Abschluss und der Zahlung des Kaufpreises über. Justinian trennt Kauf und Übereignung wieder, lässt aber die Schriftform als Wirksamkeitsvor­aussetzung zu. Möglich ist der Kauf einer Hoffnung (Chance) und einer erhofften Sache.

Lit.: Kaser §§ 38, 41; Söllner §§ 9, 15; Köbler, DRG 45; Emptio-Venditio, hg. v. Mattiangeli, D., 2014

Ems (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) →Emser Punktation

Emser Punktation (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Bad Ems an dem 25. 8. 1786 getroffene, nicht in Wirksamkeit getretene Vereinbarung der Erzbischöfe von Köln, Mainz, Trier und Salzburg mit dem Ziel, eine größere Selbständigkeit (der deutschen Kirche) von dem Papst zu erreichen.

Lit.: Des Kurtrierischen Geistlichen Rats H. A. Arnoldi Tagebuch über die zu Ems gehaltene Zusammenkunft, hg. v. Höhler, M.; 1915, 171ff.; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

emunire, ēmūnīre, lat., V., aufmauern, aufbauen, gangbar machen, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, mūnīre

emunitas, ēmūnitās, lat., F., Befreiung, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēmūnīre

Emunitas (lat. [F.]) ist die Freiheit von der Abgabenpflicht der kirchlichen Güter und der Kleriker seit Kaiser Konstantin (306-337). →Immunität

Lit.: Köbler, DRG 30

Ende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1000 [Notker I 71] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb enden um 700) Schluss, letzter Teil

enden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 900 [MSD. 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Ende

endlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [WirtUB. X 68] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) schließlich, letztlich

Endlicher Rechtstag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv endlich vor 1022) (Art. 91, 123 CCB, 78 [, 82] CCC ist vor allem in dem von der Constitutio Criminalis Bambergensis (1507) und der →Constitutio Criminalis Carolina (1532) maßgeblich geprägten frühneuzeitlichen Strafverfahren der der heimlichen →Inquisition folgende (schließliche) Tag der öffentlichen Verhandlung, der angesichts des durch Folter erreichten Geständnisses für das Urteil weitgehend nur noch förmliche Bedeutung hat. Er entwickelt sich als Folge der Inquisition seit dem 14. Jahrhundert und verschwindet endgültig erst in dem frühen 19. Jahrhundert (endlicher Rechtstag noch in Dresden an dem 12. 7. 1821 über einen Mörder). An manchen Orten ist der endliche Rechtstag auf die Verkündung und Vollstreckung des Urteils beschränkt (Norditalien, Freiburg im Breisgau 1361, Worms 1498, Tirol 1499, Radolfzell 1506). In München ist eine Ordnung über den Ablauf des endlichen Rechtstags aus dem Jahre 1574 überliefert.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 118, 156; Müller, K., Zur Geschichte des peinlichen Prozesses in Schwaben, 1910; Ruoff, W., Der endliche Rechtstag in Zürich vor 1400, (in) Festschrift G. F. Pfenninger, 1956, 115ff.; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage im frühen 17. Jahrhundert, 1971; Leiser, W., Strafgerichtsbarkeit in Süddeutschland, 1971; Langbein, J., Prosecuting crime in the Renaissance, 1974; Alber, P., Die Geschichte der Öffentlichkeit im deutschen Strafverfahren, 1974; Plöger, R., Die Mitwirkungspflichten des Beschul­digten, 1982; Schild, W., Der entliche Rechtstag, (in) Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a., 1984; Kocher, G., Der endliche Rechtstag der steirischen Landgerichtsordnung 1574, (in) Recht und Geschichte, 1988, 361ff.; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002

Endlösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1939 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von Adolf Hitler an dem 12. 12.1941 vor nationalsozialistischen Führern verkündete und von dem National­sozialismus u. a. mittels der nur zweistündigen Wann­seekonferenz an dem 20. 1. 1942 (eines von 30 Protokollexemplaren Adolf Eichmanns erhalten) unter der Leitung Reinhard Heydrichs angestrebte und teilweise verwirklichte Ver­nichtung des Judentums (Holocaust) in besonderen Vernichtungslagern (beispielsweise Auschwitz, Bergen-Belsen, Dachau). Angesichts des Umstands, dass in den deutschen Verwaltungen in Europa mehrere zehntausend Menschen mit den Juden befasst sind, ist die Vorstellung, dass die Endlösung ein nur wenigen ausgewählten Menschen eindeutig bekanntes Geheimnis war, wenig überzeugend. Von daher ist die Angst vor der Strafe für die Endlösung möglicherweise auch ein Grund für die lange Unterstützung Adolf Hitlers seitens der Bevölkerung des Deutschen Reiches.

Lit.: Der Mord an den Juden im 2. Weltkrieg, hg. v. Jäckel, E. u. a., 1985; Verbrechen erinnern, hg. v. Knigge, V. u. a., 2002; Cesarani, D., Endlösung – Das Schicksal der Juden 1933 bis 1945. 2016

energia, energīa, lat., F., Wirksamkeit, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐνέργεια (enérgeia), F., Wirksamkeit, Tätigkeit; vgl. gr. ἐνεργής (energḗs), Adj., wirksam, tatkräftig; gr. ἐν (en), Präp., in; idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in, gr. ἔργον (érgon), N., Tat., Handlung, Ausführung; idg. *u̯erg̑- (2), *u̯reg̑-, V., wirken, tun

Energie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nur in Strömungsenergie und in Urenergie – und in DW2 1586 bezeugt – 1732 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kraft

Energiewirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1936 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Energie betreffende Wirtschaft

Energiewirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Energiewirtschaft 1936, in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die seit dem 19. Jahrhundert immer bedeutendere Energiewirtschaft betreffen­den Rechtssätze.

Lit.: Kehrberg, J., Die Entwicklung des Elektrizitätsrechts, 1997; Grunwald, J., Das Energierecht der Europäischen Gemeinschaften, 2003; Büsch, P., Der Wettbewerbsgedanke im Energierecht, 2014 (zwischen 1948 und 1973); Schiffer, H., Energiemarkt Deutschland, 13. A. 2015; Dannenberg, M. u. a., Energien der Zukunft, 2015 (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme)

Engadin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die möglicherweise nach dem Inn benannte Tallandschaft des oberen Innes in →Graubünden, die seit dem 10. Jahrhundert an den Bischof von Chur gelangt. S. Google

Lit.: Jecklin, F., Land und Leute des Unterengadins und Vintschgaus im 14. Jahrhundert, 1922; Stolz, O., Beiträge zur Geschichte des Unterengadins aus Tiroler Archiven, (in) Jahresbericht der hist. ant. Gesellschaft von Graubünden 53 (1924); Valèr, P., Die Entwicklung der hohen Gerichtsbarkeit, Diss. jur. Zürich 1927; Stolz, O., Zur Geschichte der Landeshoheit im Unterengadin und in Tirol, ZRG GA 49 (1929), 439; Schwarzenbach, A., Beiträge zur Geschichte des Oberengadins, 1931; Planta, P. v., Die Rechtsgeschichte des Oberengadins, 1931

Engelbert (Poetsch bzw. Pötsch) von Admont (Steiermark um 1250-Admont 16.? 5. 1331) wird nach dem 1267 erfolgten Eintritt in das Benediktinerstift Admont in der Steiermark und dem Studium in Prag (1271-1274) und Padua (1278?-1287 u. a. Recht) 1297 Abt in Admont (bis 1327) und verfasst, beeinflusst von Aristoteles, Cicero, Seneca und Augustinus, (mindestens 39) verschie­dene staatspolitische Schriften (wie [lat.] De regimine principum [um 1300], Über die Herrschaft der Fürsten, [lat.] Speculum virtutum [um 1310] Tugendspiegel, [lat.] De ortu et fine Romani imperii [1312], Von dem Anfang und Ende des römischen Reiches). S. Google

Lit.: Fowler, G., Engelbert of Admont and the Universal Idea, 1958; Hamm, M., Engelbert von Admont als Staatstheoretiker, Diss. phil. Würzburg 1973; Engelbert von Admont, hg. v. Baum, W., 1998; Ubl, K., Engelbert von Admont, 2000; Engelbert von Admont, hg. v. Ubl, K., 2004; Engelbert von Admont, De ortu et fine Romani imperii, hg. v. Schneider, H., 2016

Engels, Friedrich (Barmen/Wuppertal 28. 11. 1820-London 5. 8. 1895), Textilfabrikanten­sohn, wird nach kaufmännischer Lehre und dem Besuch von Philosophievorlesungen Mitbegründer des →Marxismus (Die Lage der arbeitenden Klasse, 1845). S. Google

Lit.: Hirsch, H., Friedrich Engels, 1968; Herferth, W., Sachregister zu den Werken Karl Marx, Friedrich Engels, 1983; Marx-Engels Begriffslexikon, hg. v. Lotter, K., 1984

England (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und – ausgenommen engländisch - in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die vereinfachende Bezeichnung für die zunächst (3. Jahrhundert v. Chr.) von Kelten (Briten, Pikten) besiedelten, um die Zeitenwende (41-54 n. Chr.) zu einem Teil von Rom in sein Weltreich eingegliederten und gegen 470 n. Chr. von den Angeln, Sachsen und Jüten (→Angelsachsen) eroberten nordwesteu­ro­päischen Inseln. 1066 geraten die erst an dem Ende des 9. Jahrhunderts unter (dem König von) Wessex geeinten Angelsachsen unter die Herrschaft der von Wilhelm dem Eroberer geführten →Normannen, woraus eine ziemlich unterschiedliche anglonormannische Ober­schicht entsteht. Überschaubares Gebiet und Streulage adeliger Güter begünstigen an­scheinend die Durchsetzung königlicher Gewalt, der gegenüber der Adel zwar nicht Landesherrschaft errichten, aber die könig­liche Macht in der (lat.) Magna charta libertatum, große Urkunde der Freiheiten (1215) durch urkundliche Sicherung grundlegender Rechte (des Adels) eingrenzen kann. Aus alljährlichen Abrechungen der Ausgaben und Einnahmen der Verwalter der königlichen Güter an dem Königshof entsteht in dem 12. Jahrhundert das Schatzamt als Behörde. Nacheinander regieren Könige aus den Häusern →Plantagenet (1154-1399, Verlust der meisten Güter in Frankreich in der Schlacht von Bouvines 1214 und in dem hundertjährigen Krieg zwischen 1337 und 1453), Lancaster (1399-1461), York (1461-1485), Tudor (1485-1603), →Stuart (1603-1649, 1660-1714), Hannover (1714-1901), Sachsen-Coburg (1901-1910) und Windsor (seit 1910), wobei 1536 Wales stärker mit England verbunden wird und sich König Heinrich VIII. auch zu dem König Irlands erklärt. Bereits 1614 gelingt es dem seit dem 13. Jahrhundert sichtbaren →Parlament, seine Stellung dauerhaft so zu stärken, dass es die Einberufung unabhängig von dem Willen des Königs, die Zuständigkeit für alle Steuergesetze und die Beseitigung aller Sondergerichte erreicht. 1649 wird König Karl I. hingerichtet, die Monarchie abge­schafft und England zu dem Commonwealth erklärt. 1660 wird der Sohn Karls I. als Karl II. zu dem König berufen, doch gelingt 1689 in der →Bill of Rights dem Parlament der Ausbau seiner Rechte. 1707 wird durch die Vereinigung des Parlaments →Schottlands mit dem englischen Parlament aus der seit dem Beginn der Herrschaft der Stuarts bestehenden Personal­union die Realunion →Großbri­tannien (1801 United Kingdom of Great Britain and Ireland, 1921 The United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland). Danach wird das über ein durch seinen hohen Anteil indirekter Steuern ertragreiches Steuersystem verfügende Land allmählich Weltmacht. In ihm beginnt in dem 18. Jahrhundert die vielleicht von puritanischem Unternehmergeist begünstigte so genannte industrielle Revolution. 1801 wird der Titel eines Königs von Frankreich aufgegeben. Das durch Wahlen bestimmte Unterhaus (→House of Commons) (Wahl­rechtsänderungen 1832, 1867, 1884, 1918, 1948) setzt sich bis 1911 gegenüber dem weitgehend durch Erbrecht bestimmten Oberhaus (→House of Lords) durch und gestaltet allmählich die Monarchie zu einer bloß äußerlichen Staatsform. Mit dem Zweiten Weltkrieg endet die Stellung als Weltmacht, doch erhält der Staat noch ein Vetorecht in dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Die Kolonien (beispielsweise Indien) erlangen ganz überwiegend Selbständigkeit. 1973 tritt Großbritannien der Europäischen Gemein­schaft (1993 Europäischen Union) bei, tritt nach einer zu einer ziemlich knappen Mehrheit von 51,89 Prozent führenden Volksabstimmung von dem 23. 6. 2016 an dem 31. 1. 2020/1. 2. 2020 aber wieder aus.

Lit.: Köbler, DRG 175; Maitland, F., Roman Canon Law in the Church of England, 1898; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,62,1047, 3,2,2217,3650,3927; A Bibliography of English History, hg. v. Graves, E., 1975; Makower, F., Die Verfassung der Kirche von England, 1894; Vinogradoff, P., Villainage in England, 1892; Vinogradoff, P., English society in the eleventh century, 1908; Hatschek, J., Englische Verfassungs­geschichte, 1913; Cam, H., Studies in the Hundred Rolls, 1921; Jacob, E., Studies in the period of baronial reform and rebellion, 1258-1267, 1925; Stephenson, C., Borough and Town, 1933; Lenz, G., Demokratie und Diktatur in der englischen Revolution 1640-1660, 1933; Tait, J., The medieval English borough, 1936; Weinbaum, M., The incorporation of boroughs, 1937; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Sandberger, D., Studien über das Rittertum in England, 1937; Trautz, F., Literaturbericht über die Geschichte Englands im Mittelalter, (in) HZ Sonderheft 2 (1965), 108; Hill, C., Intellectual origins of the English revolution, 1965; Kluxen, K., Geschichte Englands, 1968, 5. A. 1998; Gerlach, H., Der englische Bauernaufstand von 1381, 1969; Ziegenbein, U., Die Unterscheidung von Real und Personal Actions im Common Law, 1971; Vollrath-Reichelt, H., Königsgedanke und Königtum bei den Angelsachsen, 1971; Crime in England 1550-1800, hg. v. Cockburn, J., 1977; Wellenreuther, H., Repräsentation und Grundbesitz in England, 1979; Hyams, P., Kings, Lords and Peasants in Medieval England, 1980; Hahn, H./Krieger, K./Niedhart, G., Einführung in die englische Geschichte, 1982; Wende, P., Geschichte Englands, 1985, 2. A. 1995; Tuck, A., Crown and Nobility, 1986, 2. A. 1999; Kluxen, K., Englische Verfassungsgeschichte, 1987; Niedhart, G., Ge­schichte Englands im 19. und 20. Jahrhundert, 1987, 2. A. 1996, 3. A. 2004; Kleinhenz, R., Englische Institutionengeschichte – Perspektiven der Kabinetts­entwicklung zwischen dem ausgehenden 17. Jahrhundert und dem Jahre 1783, ZRG GA 105 (1988), 145; Kaeuper, R., War, Justice and Public Order, 1988; Wirsching, A., Parlament und Volkes Stimme, 1990; Krieger, K., Geschichte Englands, 1990, 2. A. 1996, 3. A. 2002, 4. A. 2009; Cheney, C. u. a., Notai in Inghilterra, 1991; Kleinhenz, R., Königtum und parlamentarische Vertrauensfrage in England 1689-1841, 1991; Loyn, H., Anglo-Saxon England, 2. A. 1992; Mortimer, R., Angevin England, 1994; Chibnall, M., Anglo-Norman England, 1995; Schröder, H., Englische Geschichte, 1995; Maurer, M., Kleine Geschichte Englands, 1997; Verwaltung und Verwaltungsrecht in Frankreich und England, hg. v. Heyen, E., 1996; Schwanitz, J., Englische Kulturgeschichte von 1500 bis 1914, 1996; Englische Könige und Königinnen, hg. v. 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Vollrath, H. u. a., 2004; English Government in the Thirteenth Century, hg. v. Jobson, A., 2004; McCarthy, C., Marriage in Medieval England, 2004; Eßer, R., Die Tudors und die Stuarts, 2004; Cross, Crown & Community, hg. v. Trim, D. u. a., 2004; Grassnick, U., Ratgeber des Königs, 2004; Vita Edwardi Secundi, hg. v. Childs, W., 2005; Charters of Malmesbury Abbey, hg. v. Kelly, S., 2005; Harriss, G., Shaping the Nation. England 1360-1461, 2005; Green, J., Henry I, 2006; Fischer, R., Richard I. Löwenherz 1157-1199, 2006; Curia Regis Rolls of the Reign of Henry III hg. v. Crook, D., Bd. 20-34, 2006; A Social History of England 1200-1500, hg. v. Horrox, R. u. a., 2006; The Reign of Edward II, hg. v. Dodd, G. u. a., 2006; Thompson, S., Anglo-Saxon Royal Diplomas, 2006 (118 Originale); Garnett, G., Conquered England, 2007; Hanawalt, B., The Wealth of Wives, 2007; Richard Scrope, hg. v. 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Naismith (!), R. u. a., 2017; Winkler, E., Royal Responsibility in Anglo-Norman Historical Writing, 2017; Krischer, A., Die Macht des Verfahrens – Englische Hochverratsprozesse 1554-1848, 2017; Readman, P., Storied Ground – Landscape and the Shaping of English National Liberty, 2018; Corens, L., Confessional Mobility and English Catholics in Counter Reformation Europe, 2019; Berg, D., Oliver Cromwell – England und Europa im 17. Jahrhundert, 2019; Poole, R., Peterloo – The English Uprising, 2019; Jones, D., Spiel der Könige – Das Haus Plantagenet und der lange Kampf um Englands Thron, 2020; Karn, N., Kings, Lords and Courts in Anglo-Norman England, 2020; Edward I. New Interpretations, hg. v. King, A. u. a., 2020; Wilkinson, L., The Household Roll of Eleanor de Montfort, Countess of Leicester and Pembroke, 1265, 2020; Brondarbit, A., Power Brokers and the Yorkist State, 1461-1485, 2020

englisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1265 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [LSchrP. 117] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) englisch, England betreffend, Engländer betreffend

Lit.: Wells, J., A Manual of the Writings in Middle English 1050-1400, Bd. 1ff. 1926ff.; The Dictionary of Old English Web Corpus 2007 http://www.doe.utoronto.ca/pages/pub/web-corpus.­html; The Dictionary of Old English, hg. v. Paolo Healey, A. di u. a., 2008 CD-ROM (A-G)

Englisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in →England (seit 1330 auch in Wales, nicht dagegen ohne weiteres auch in Schottland und Irland) geltende Recht. Seinen Ausgangs­punkt bilden die frühmittelalterlichen →Volksrechte (Gesetze) der →Angelsach­sen. Mit dem Sieg der →Normannen unter Wilhelm dem Eroberer über die Angelsachsen (1066) wird das →angelsächsische Recht auf die örtlichen Gerichte beschränkt, während an dem Königsgericht (lat. curia [F.] regis, Königsrat, →Court of King‘s Bench [Ende 13. Jahrhundert] für Delikte, Strafen, Appellationen, →Court of Common Pleas für alle gewöhnlichen Klagen [1178], →Court of Exchequer für Abgabenstreitigkeiten [E. 13. Jahrhundert]) und bei den dieses bzw. diese unterstützenden Reiserichtern eine übergeordnete, französisch (Law French) gehaltene commune ley (lat. communis lex [F.], gemeines Recht) Anwendung findet (→common law). Besondere Bedeutung erlangt hier der von dem Kanzler des Königs dem Kläger ausgestellte, lateinisch abgefasste →writ (ver­fahrensrechtliche Weisung) an den Sheriff, von dem es bereits an dem Ende des 12. Jahrhunderts etwa 75 bzw. 1227 56 verschiedene Arten gibt, die Ranulf de Glanvill († 1190) in dem (lat.) Tractatus (M.) de legibus et consuetudinibus regni Angliae (Traktat über die Gesetze und Gewohnheiten des Königreichs England) und Henricus de Bracton († 1268) in seinem Werk (lat.) De legibus et consuetudinisbus Angliae (Über die Gesetze und Gewohnheiten Englands) ordnen und darstellen. Wegen des Gewichts des Königsgerichts und der grundlegenden Bedeutung der vor ihm durch den writ eröffneten Verfahrensarten rückt der praktisch geschulte, ab 1200 namentlich bekannt werdende, bis etwa 1300 professionalisierte Richter in dem Mittelalter in den Mittelpunkt des Rechtes. Dieses wird (neben allgemeinen Bestimmungen wie der Magna Charta von 1215 oder den Provisions of Westminster von 1259 vor allem) durch Einzelurteile fortgebildet, in denen nur ausnahmsweise von einem Präjudiz abgewichen wird (amtliche Aufzeichnungen in Latein als records, nichtamtliche Aufzeichnungen durch junge Anwälte in Lawfrench von etwa 1290 bis 1536 in reports bzw. year books). Dabei kommt zu dem königlichen Gericht seit dem Spätmittelalter das Gericht des Kanzlers (→Court of Chancery) hinzu, das nach Billigkeit (→equity) urteilt (beispielsweise Anspruch auf vor­beugende Unterlassung, Anspruch auf Vertragserfüllung). In den Auseinanderset­zungen zwischen König und Parlament in dem 17. Jahrhundert stellen sich die praktisch in den inns of court ausgebildeten englischen Rechtskun­digen (beispielsweise Edward Coke [1552-1643], der in seinen Institutes of the Laws of England [Einrichtungen des Rechtes in England] eine erste umfassende Darstellung des common law bietet) auf die Seite des Parlaments und festigen dadurch ihre Stellung. In dem 18. Jahrhundert entwickelt William Blackstone (1723-1380) in seinen Commentaries on the laws of England (Kommentare zu dem Recht Englands) erstmals eine nach materiellen Rechtssätzen geordnete Darstellung des englischen Rechtes, das auch durch die Gewinnung von Kolonien auf viele Teile der gesamten Welt verbreitet wird (beispielsweise Vereinigte Staaten von Amerika, Kanada, Australien, Neuseeland, Teile Afrikas und Asiens). Seit dem 19. Jahrhundert gewinnt gegenüber den rich­terlichen Fallentschei­dungen nicht zuletzt auch unter dem Einfluss Jeremy Benthams (1748-1832) das Gesetz (beispielsweise Judicature Act 1873/1875, Verbindung von courts of law und court of chancery zu einem supreme court of judicature mit high court of justice und court of appeal, Zusammenfassung der writs in einem einleitenden writ of summons) ein gewisses, mit dem Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften (1973) bzw. Euro­päischen Union (1993) steigendes und mit dem Austritt (2020) wieder sinkendes Gewicht.

Lit.: Placita Anglo-Normannica, hg. v. Bigelow, M., 1879; Bigelow, M., History of procedure in England, 1880; Gneist, R. v., Englische Verfassungsgeschichte, 1882; Holland, T., The Elements of Jurisprudence, 2. A. 1882; Pollock, F./Maitland, F., The History of English Law, Bd. 1f. 2. A. 1898; Wertheim, P., Wörterbuch des englischen Rechtes, 1899; Maitland, F., English Law and the Renaissance, 1901; Year books Bd. 1ff. 1903ff.; Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen, 1909; Maitland, F., The Forms of Action at Common Law, 1909; Frommhold, G., Grundzüge der Entwicklung der Einzelerbfolge in Familiengüter, ZRG GA 33 (1912), 86; Hatschek, J., Englische Verfassungsgeschichte, 1913; Essays in Legal History, hg. v. Vinogradoff, P., 1913; Güterbock, C., Studien und Skizzen zum englischen Strafprozess des 13. Jahrhunderts, 1914; Scott, L./Hildesley, A., The case of requisition, 1920; Ehrlich, L., Proceedings against the Crown (1216-1377), 1921; Winfield, P., The Chief Sources of English Legal History, 1922; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1922ff.; Holdsworth, W., Sources and Literature of English Law, 1925; Bicknell, B., Cases on the law, 1926; Keir, D./Lawson, J., Cases in constitutional law, 1928; The collected papers of Paul Vinogradoff, hg. v. Fisher, H., 1928, Neudruck 1963f.; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Tait, J., The borough community in England, (in) The English Historical Review 45 (1930), 529; Anglo-Saxon Wills, hg. v. Whitelock, D., 1930; Turner, R., The Equity of Redemption, 1931; Bémont, C., Simon de Montfort, Earl of Leicester 1208-1265, 1930; Hallis, F., Corporate Personality, 1930; Würdinger, H., Geschichte der Stellvertretung (agency) in England, 1933; Rossi, M. de, Historical and comparative notes on the first origin of specific performance, 1936; Select Cases in the court of king’s bench under Edward I., hg. v. Sayles, G., Bd. 1ff. 1936ff.; Buckland, W./McNair, A., Roman Law and Common Law, 1936, 2. A. 1952; Jackson, R., The Machinery of Justice in England, 1940, 3. A. 1960, 4. A. 1964, 7. A. 1977; Radbruch, G., Der Geist des englischen Rechtes, 1946, 2. A. 1947, 3. A. 1956, 4. A. 1958, 5. A. 1965; Radzinowicz, L., A History or English Criminal Law and its Administration from 1750, Bd. 1ff. 1948ff.; Noyes, C., The Institution of Property, 1936; Prerogativa regis, hg. v. Thorne, S., 1949; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 7. A. 1956ff.; Expedicio billarum antiquitus, hg. v. Strateman Sims, C., 1954; Cohn, E., Der englische Gerichtstag, 1956; Lord Nottingham’s Chancery Cases, hg. v. Yale, D., Bd. 1f. 1957ff.; Select Cases in the court of king’s bench under Edward II., hg. v. Sayles, G., 1957; Peter, H., Actio and writ, 1957; Select Cases in the Council of Henry VII., hg. v. Bayne, C., 1958; Select Cases in the Court of King’s Bench under Edward III., hg. v. Sayles, G., 1958ff.; Squibb, D., The High Court of Chivalry, 1959; Caenegem, R. van, Royal writs in England, 1959; Pension Book of Clement’s Inn, hg. v. Carr, C., 1960; Plucknett, T., Edward I and criminal law, 1960; Selden Society General Guide, bearb. v. Kiralfy, A. u. a., 1960; Carr, C., The mission of the Selden Society, 1961; Cross, R., Precedent in English Law, 1961, 2. A. 1968, 3. A. 1977, 4. A. 2004; Fesefeld, W., Englische Staatstheorie des 13. Jahrhunderts, 1962; David, L., Die Bindung des Richters an das Präjudiz im englischen Recht, 1962; Storno, F., Conditions et warranties dans le droit anglais de la vente, 1963; Sheehan, M., The will in medieval England, 1963; Novae narrationes, hg. v. Shanks, E., 1963; Letwin, S., The pursuit of certainty, 1965; Lord Nottingham’s Manual of Chancery Practice and Prolegomena of Chancery and Equity, hg. v. Yale, D., 1965; Bland, D. S., A bibliography of the inns of court and chancery, 1965; Escudero López, J., La historiografía general del derecho inglés, (in) Anuario de historia del derecho Español 35 (1965), 217; West, F., The justiciarship in England 1066-1232, 1966; David, R. (/Grasmann, G.), Einführung in die großen Rechts­systeme der Gegenwart, 1966, 2. A. 1988; Weimann, K., Der Friede im Altenglischen, 1966; Placita Corone (!), hg. v. Kaye, J., 1966; Pleas before the King or his Justices 1198-1212, Bd. 3, 4, hg. v. Stenton, D., 1967; Jones, W., The Elizabethan Court of Chancery, 1967; Wedderburn, K., Cases and materials on labour law, 1967; Pugh, R., Imprisonment in Medieval England, 1968; Hurnard, N., The King’s pardon for Homicide, 1969; Veall, D., The Popular Movement for Law Reform 1640-1660, 1970; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Blumenwitz, D., Einfüh­rung in das angloamerikanische Recht, 1971, 7. A. 2003; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts in der Neuzeit, 1973; Teubner, W., Kodifikation und Rechtsreform in England, 1974; Simpson, A., A History of the Common Law of Contract, 1975; Lyon, B., A Constitutional and Legal History of medieval England, 2. A. 1980; Manchester, A., A Modern Legal History of England and Wales 1750-1950, 1980; Englische und kontinentale Rechts­geschichte - ein For­schungs­programm, hg. v. 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A. 2011; Allison, J., A continental distinction in the common law, 1996; Hudson, J., Kerber, K., Sprachwandel im englischen Recht, 1997; Schmidt, K., Der Abschied von der Mündlichkeit der Parteiherrschaft und dem Überraschungsprinzip, 1997; Martínez-Torrón, J., Anglo-American Law and Canon law, 1998, Neudruck 2013; Polden, P., A History of the County Court, 1999; Musson, A./Ormrod, W., The Evolution of English Justice, 1999; Wormald, P., The Making of English Law, Bd. 1 1999, Neudruck 2001; Wormald, P., Legal Culture in the Early Medieval West, 1999; The moral world of the law, hg. v. Coss, P., 2000; Helmholtz, R., The ius commune in England, 2001; Musson, A., Medieval law in context, 2001; Simpson, A., Human Rights and the End of the Empire, 2001; Biancalana, J., The Fee tail and the Common Recovery in Medieval England 1176-1502, 2001; Oliver, L., The Beginnings of English Law, 2002; Judicial tribunals in England and Europe, 1200-1700, Bd. 1, hg. v. Mulholland, M. u. a., 2003; Brand, P., Kings, Barons and Justices, 2003; Milsom, S., A Natural History of the Common Law, 2003; The Letter of the Law, hg. v. Steiner, E. u. a., 2003; Stechern, D., Das Recht in den Romanen von Sir Walter Scott, 2003; The Oxford History of the Laws of England, Bd. 1ff. 2003ff.; Brooks, C., Pettyfoggers and vipers of the commonwealth, 2004; Schneider, N., Uberrima fides, 2004; Corèdon, C./Williams, A., A Dictionary of Medieval Terms and Phrases, 2004; Shirley, K., The Secular Jurisdiction of Monasteries, 2004; McCarthy, C., Marriage in Medieval England, 2004; Boundaries of the Law, hg. v. Musson, A., 2005; Reimann, M., Die Erosion der klassischen Formen, (in) ZNR 28 (2006), 208ff.; Tucker, P., Law Courts and Lawyers in the City of London 1300-1550, 2007; Anglo-American Legal Tradition Project http://aalt.law.uh.edu; The Northumberland Eyre Roll for 1293, hg. v. Fraser, C., 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 967; http://www.oldbaileyonline.org; Bord, B., Das Erbrecht der Kanalinseln, 2009; Lacey, H., The Royal Pardon, 2009; Kaye, J., Medieval English Conveyances, 2009; Worby, S., Law and Kinship in Thirteenth-Century England, 2010; English Law before Magna Charta, hg. v. Jurasinski, S. u. a., 2010; Faction Displayed, hg. v. Knights, M., 2012; Laws, Lawyers and Texts, hg. v. Jenks, S. u. a., 2012; Hudson, J., The Oxford History of the Laws of England, Bd. 2 871-1216, 2012; Collection of Reports of Celebrated Trials, 2012; Heilbron, H., Rose Heilbron, 2012; Robson, R., The Attorney in Eighteenth-Century England, 2013; Probert, R., The Changing Legal Regulation of Cohabitation, 2012; The Great Trial, hg. v. Gates, T., 2012; Putnam, B., The Place in Legal History of Sir William Shareshull, 2013; Sartore, M., Outlawry, Governance and Law in Medieval England, 2013; Baker, J., Collected Papers on English Legal History, 2013; Judge and Jurist – Essays in Memory of Lord Rodger of Earlsferry, hg. v. Burrows, A. u. a., 2013; Bibbings, L., Binding Men, 2014; Burrows, A., A Restatement of the English Law of Contract, 2016

Enkel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt - in Köln um 1170 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 73 § 1] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Althochdeutsche und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. Enkelin Wort 1318, F.) ist das (männliche) Kind eines Kindes. Der Enkel ist grundsätzlich von der Erbfolge nach seinen Großeltern durch seinen Vater oder seine Mutter ausgeschlossen. Ihm wird aber schon früh (beispielsweise 596 n. Chr.) bei Vorversterben seines die Verwandtschaft vermittelnden Elters ein →Eintrittsrecht zugesprochen.

Lit.: Hübner

Enkelin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1318 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [AugsbChr. I 76] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Tochter eines Kindes eines Menschen

Enklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1820 bezeugt – 1820 in EDEL als aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Einschlussgebiet) ist das von dem Gebiet eines anderen Staates oder mehrerer anderer Staaten (aus deren Sicht) eingeschlossene Teilgebiet eines anderen Staates (aus der Sicht dieses Staates Exklave bzw. Ausschlussgebiet) (beispielsweise Büsingen innerhalb der Schweiz, Campione an dem Luganer See innerhalb der Schweiz, bis 1797 päpstliches Avignon in Frankreich, nicht selbständige Staaten wie Vatikan, San Marino, Monaco, Liechtenstein, Andorra, Ceuta, Königsberg/Kaliningrad, kleines Walsertal [nur Quasienklave]). Für die zahlreichen Enklaven der Länder des Heiligen römischen Reiches ist ein allgemeines Durch­zugsrecht anerkannt. Der Durchzug bewaffneter Kräfte bedarf ansonsten grundsätzlich einer besonderen Erlaubnis. 1928 bestehen in dem Deutschen Reich noch mehr als 200 Enklaven. S. Google

Lit.: Lancizolle, W. v., Übersicht der deutschen Reichsstandschafts- und Territorialverhältnisse, 1830; Ritter, E., Freie Reichsländer, 1927; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte 1994, 2. A. 2007

Enneccerus, Ludwig (Neustadt am Rübenberge 1. 4. 1843-Marburg 31. 5. 1928), Pastorensohn, wird nach dem Studium von Mathematik und Recht in Göttingen und Promotion (1868) und Habilitation (1870) 1872 außerordentlicher Professor für römisches Recht in Göttingen und 1873 ordentlicher Professor in Marburg, der von Bernhard Windscheid und Rudolf von Ihering beeinflusst ist (1921 emeritiert). Er verfasst 1898 ein während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führendes Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes (Allgemeiner Teil, 30.-34. A. bzw. 12. Bearbeitung 1928, Schuldrecht, 28.-30. A. bzw. zweiter Abdruck der 10. Bearbeitung 1928) des Deutschen Reiches. Von 1882 bis 1889 ist er Mitglied des Abgeordnetenhauses Preußens, von 1887 bis 1890 und 1893 bis 1898 als Vertreter der nationalliberalen Partei Mitglied des Reichstags. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 184; Jacobi, A., Ludwig Enneccerus 1843-1928, 1999

ent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – nicht selbständig - bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Partikel als Präfix verwendet) weg, fort

enteignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1493 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1462 [WestfriesStR. I 117, LeidenK. 1658 Art. 117, MnlWB. V 1034, SchweizId. I 148] in 4 Stellen und in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Eigentum entziehen

Enteignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1678 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb enteignen 1493) ist die Entziehung oder Belastung des Eigentums durch staatlichen Hoheitsakt zu der Befriedigung öffentlicher Belange (beispielsweise zu dem Wohl der Allgemeinheit, zu dem allgemeinen Besten). Die Enteignung wird bereits in der römischen Spätantike bezüglich Grundstücke oder Lebensmittel geübt und als Zwangskauf verstanden. Danach kann in der hochmittelalterlichen Stadt (Oberitalien 12. Jahrhundert, Kopenhagen 1254, Schaffhausen 1380) eine bauliche Beschränkung festgelegt oder sogar das →Eigen gänzlich entzogen werden. Das Naturrecht anerkennt wegen der Ent­stehung des Eigentums des Einzelnen aus dem Recht der Allgemeinheit grundsätzlich die Enteignung gegen Entschädigung (→Grotius, Christian Wolff, Codex Maximilianeus Bava­ricus civilis 1756, §§ 74, 75 Einleitung zu dem ALR Preußens 1794, § 365 ABGB Österreichs 1811, Zwangskauf). Seit der französischen Revolution (1789 [Art. 17 Menschenrechtserklärung]/1807/1810 Ex­pro­­pria­tionsgesetze) werden als grund­legende Voraussetzungen der Enteignung (franz. [F.] expro­priation) ein öffentliches Bedürfnis, ein rechtmäßiges Verfahren sowie eine aus­gleichende Entschädigung angesehen (Bayern 1818, Verfassung für ein Deutsches Reich 1848/1849, Preußen 1850). Die Enteignung wird als öffent­lichrechtlicher Eingriff in ein privates Recht verstanden. In dem 20. Jahrhundert bildet in Deutschland die Verfassung (Art. 153 WRV, 14 GG) die Rechts­grundlage für den Eingriff in das Eigentum.

Lit.: Kaser § 23 I 3; Hübner 272; Köbler, DRG 40, 124, 163, 212; Baltl/Kocher; Layer, M., Prinzipien des Enteignungsrechts, 1902; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Bd. 2, 1 1930, 225; Giese, F., Enteignung und Entschädigung, 1950; Mann, F., Zur Geschichte des Enteignungsrechts, (in) Hundert Jahre deutsches Rechtsleben, Bd. 2 1960, 291; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1770; Rittstieg, H., Eigentum als Verfassungsproblem, 1975; Grimm, D., Die Entwick­lung des Enteignungsrechts, (in) Wissenschaft und Kodifi­kation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 121; Pennitz, M., Der Enteignungsfall, 1992; Schubert, W., Zur Entwicklung des Enteignungsrechts 1919-45, ZRG GA 111 (1994), 482; Jung, O., Volksgesetzgebung, Bd. 1f. 2. A. 1996; Raster, J., Enteignung und Eisen­bahn­bau, 2003; Paffrath, C., Macht und Eigentum, 2004; Niesler, A., Aufopferung und Enteignung vom ALR bis zur WRV, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2007), 128ff.; Eigentumsrecht und Enteignungsunrecht, hg. v. Gornig, G. u. a., 2008; Reynolds, S., Before Eminent Domaine, Toward a History of Expropriation of Land for the Common Good, 2010; Menninger, L., Die Inanspruchnahme Privater durch den Staat, 2014; Schleusener, J., Die Enteignung Fritz Thyssens, 2017; Die Enteignung, hg. v. Depenheuer, O. u. a., 2017

enteignungsgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. 1952?) in der Wirkung einer Enteignung gleich

Enteignungsgleicher Eingriff (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in Deutschland durch die Rechtsprechung 1952 als entschädigungspflichtig eingeordnete rechtswidrige, einer rechtmäßigen Enteignung in den Wirkungen gleichkommende Eingriff in eine vermögenswerte Rechtsposition.

Lit.: Köbler, DRG 259

Entente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1865 bezeugt – 1865 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Einvernehmen, Staatenbündnis

enterben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 586] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vor allem Erbe (N.) oder Erbaussicht durch Willenserklärung (bereits vor dem Erbfall) entziehen

Enterbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 erste Hälfte 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1431 [AachenZ. 1 1879 97] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem die sachlich bereits dem klas­sischen römischen Recht (lat. [F.] exheredatio) bekannte Entziehung (eines Erbes oder bereits) einer Erbaussicht eines (gesetzlich) Erbberechtigten durch →letztwillige Verfügung. Sie erscheint überall, wo letztwillige Verfügungen unbeschränkt zulässig sind.

Lit.: Kaser §§ 65, 67, 69; Hübner; Köbler, DRG 38; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Merkel, J., Die justinianischen Enterbungsgründe, 1908; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

entführen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1000 [Notker I 58] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegführen, fortführen

Entführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1420 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [KönigsbWillk. 62] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entführen 867) ist die rechtswidrige Fortführung eines Menschen, insbesondere einer (ein­willigenden) Frau zu der Erreichung sexueller Ziele. In dem römischen Recht ist für Vergewaltigung, Frauenraub und Entführung Enthauptung angedroht (C. 9, 13, 1). In dem Frühmittelalter begründet die Entführung eine →Fehde. In dem Spätmittelalter wird für Entführung (ohne Einwilligung) wie für Frauenraub und Notzucht Enthauptung angedroht. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts tritt an die Stelle der Todesstrafe eine zeitliche Freiheitsstrafe. In dem 19. Jahrhundert geht die Entführung in der allgemeineren Freiheitsberaubung auf.

Lit.: His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 145; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931

Entgelt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1464 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1464 [BayreuthStB.2 63] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb entgelten 881) ist die Gegenleistung in Geld für eine Leistung der Gegenseite wie beispielsweise der Kaufpreis oder der Arbeitslohn.

entgelten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 881 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Schwsp. (L.) LR. Art. 43] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Gegenleistung erbringen

Entgeltfortzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt [vor 1995] sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fortzahlung von Entgelt

Entgeltfortzahlungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1995 das Lohnfortzahlungsgesetz ersetzende deutsche Gesetz über die Fortzahlung des Entgelts des Arbeitnehmers bei Krankheit.

Lit.: Köbler, DRG 273

entgeltlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1666 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Entgelt betreffend, gegen Entgelt erfolgend

enthaupten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Rockinger, Dm. 45] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Haupt entfernen, köpfen

Enthauptung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 zweite Hälfte 15. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [CTradWestf. IV 332] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Verb enthaupten um 1160) ist die bereits in dem römischen Recht durch Abtrennung des Hauptes eines Menschen von seinem Rumpf mittels Beil, Schwert oder (ab 1792) mittels Guillotine (Fallbeil) vollzogene Tötung bzw. →Todesstrafe.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967

entmannen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1335 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen deutschen Rechtsquellen ab 1769 [CCTher. 88 § 2, 3 und in GrRA.4 II, 40, 297, 299, 344] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Keimdrüsen eines höheren männlichen Lebewesens entfernen

Entmannung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1766 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Kastration, Verb entmannen um 1335) ist die Entfernung der Keimdrüsen eines Mannes (oder eines anderen höheren männlichen Lebewesens). Sie führt in dem Frühmittelalter als Körperverletzung zu einer Buße (Wergeld). Sie kann in dem hohen Mittelalter auch als Strafe (bei Vergehen gegen die Sittlichkeit) eingesetzt werden. In dem (zweiten) Deutschen Reich wurden unter nationalsozialistischer Herrschaft in Umsetzung älterer Überlegungen rund 366000 Menschen zwecks Verhütung erbkranken Nachwuchses sterili­siert.

Lit.: His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967; Tuchel, S., Kastration im Mittelalter, 1998; Kramer, S., Ein ehrenhafter Verzicht auf Nachkommenschaft, 1999; Schneider, C., Die Verstaatlichung des Leibes, 2000; Justiz und Erbgesundheit, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 2009

entmündigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ohne Jahr] bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 108] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Geschäftsfähigkeit entziehen

Entmündigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 515] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entmündigen 1809) ist die Entziehung oder Beschränkung der dem Entmündigten dem Alter nach an sich zustehenden →Geschäftsfähigkeit. In Rom kann nach dem Zwölftafelgesetz (5, 7c) der Verschwender durch (lat. [F.]) interdictio (Untersagung) (des Prätors) von allen Verpflichtungsgeschäften und Verfügungsgeschäften ausgeschlossen werden, wobei für das Vermögen des Ver­schwenders eine →Pflegschaft (lat. [F.] cura) eingesetzt wird. In dem Mittelalter wird die Familie tätig, welche die bei körperlichen und geistigen Gebrechen mögliche Entmündigung vor Gericht kundzugeben hat. Später greift die Obrigkeit ein. In dem 16. Jahrhundert kann der Verschwender für unmündig erklärt werden. Seit dem 18. Jahrhundert ist die Entmündigung ein besonderer Rechtsakt auf Grund eines eigenen gerichtlichen Verfahrens (1775 preuß. AGO I, 38, 1794 ALR I, 2 §§ 27ff., 1804 Code civil Art. 490ff., Code de procédure civile Art. 890ff., 1877 ZPO §§ 593ff.) Der Entmündigte erhält einen Vormund. Zur Erhebung einer Entmündi­gungsklage sind Ehegatte und Verwandte berechtigt, später auch der Staatsanwalt und gegebenenfalls die Gemeinde. Trunksucht und Rauschgiftsucht werden Grund für die Entmündigung, während körperliche Gebrechen die Entmündigung nicht mehr begründen können. 1971 stützt eine Resolution der Vereinten Nationen (2856/­XXVI) die Rechte geistig behinderter Menschen. Österreich hebt die Entmündi­gungsordnung von dem 28. 6. 1916 durch das Sachwaltergesetz von dem 2. 2. 1983 auf. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Entmündigung 1992 (Gesetz von dem 12. 9. 1990) durch die →Betreuung ersetzt.

Lit.: Kaser §§ 14 V, 64 IV; Hübner; Rive, F., Geschichte der deutschen Vormundschaft, Bd. 1f. 1862ff.; Schwarz, A., Die Entmündigung des Verschwenders, Diss. jur. Tübingen 1891; Ent, H., Das Sachwalterecht für Behinderte, 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Trompetter, J., Die Entmündigung wegen Verschwendungssucht, 1996; Schmidt, T., Die Entmündigung, 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Bulling, S., Die zivilrechtliche Erwachsenen­fürsorge des 19. Jahrhunderts, 2013

entnazifizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1947 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) von dem Gedankengut des Nationalsozialismus reinigen

Entnazifizierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1945 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entnazifizieren 1947) ist die Reinigung von nationalsozialistischem Gedankengut und die damit verbundene Entfernung von Anhängern des →Nationalsozialismus aus ihren beruflichen Stellungen (auf Grund des Kontrollratsgesetzes Nr. 10 von dem 20. 12. 1945 und beispielsweise des Gesetzes zu der Befreiung unseres Volkes von dem Nationalsozialismus von dem 5. 3. 1946). Sie erfasst in dem Gebiet der alten Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland mit Unterschieden in den einzelnen Besatzungszonen in drei zeitlichen Stufen 3,6 Millionen Menschen oder Fälle. Als Folge werden 486 Menschen hingerichtet, 1667 (oder 1654) als Hauptschuldige, 23060 (oder 22122) als Belastete, 150425 als Minderbelastete, 1500874 als Mitläufer und 1213873 als Entlastete eingestuft. Von den Professoren der Zeit zwischen 1933 und 1945 behalten oder erlangen ihr Amt etwa 90 Prozent wieder. Dabei entsteht bald eine überparteiliche Überein­stimmung dahin, Belastete rasch in die demokratische Gesellschaft einzuglie­dern. 1948 werden die Entnazifizierungsmaßnah­men der Alliierten eingestellt. In Westberlin werden aber zwischen 1955 und 1979 mehr als 1000 Sühneverfahren mit Geldstrafen von insgesamt mehr als 1,5 Millionen DM durchgeführt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245; Fürstenau, J., Entnazifizierung, 1969; Niethammer, L., Ent­nazifizierung in Bayern, 1972; Lange, J., Ent­nazifizierung in Nordrhein-Westfalen, 1976; Henke, K., Politische Säuberung unter französischer Besatzung, 1981; Niethammer, L., Entnazifizierung in Bayern?, 1982; Hornhardt, G., Die Stunde der Justiz, ZRG GA 106 (1989), 239; Entnazifizierung, hg. v. Vollnhals, C., 1991; Frei, N., Vergangenheitspolitik, 1996, 2. A. 1997; Kappelt, O., Die Entnazifizierung in der SBZ, 1997; Schuster, A., Die Entnazifizierung in Hessen, 1999; Borgstedt, A., Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951, 2001; Entnazifizierung im regionalen Vergleich, hg. v. Schuster, W. u. a., 2004; Deissler, D., Die entnazifizierte Sprache, 2004; Bedau, M., Entnazifizierung des Zivilrechts, 2004; Ent­nazifizierung, hg. v. Mesner, M., 2005; Hesse, H., Konstruktionen der Unschuld, 2005; Botor, S., Das Berliner Sühneverfahren, 2006; Löhnig, M., Die Justiz als Gesetzgeber, 2010; Bullinger, R., Belastet oder entlastet?, 2012; Guhl, A., Wege aus dem „Dritten Reich“ – Die Entnazifizerung der Hamburger Universität, 2019; Leßau, H., Entnazifizierungsgeschichten, 2020

Entscheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [GlatzGQ. I 280] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Entscheidung

entscheiden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1220 bezeugt – nach 1217 [Titurel des Wolfram von Eschenbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [BrandenbUrkS. I 363] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Entscheidung treffen, ein Ergebnis bestimmen, lösen

Entscheidung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1314 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [MagdebUB. I 151] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entscheiden um 1220) ist die bewusste Schaffung eines zumindest vorläufig abschließenden Ergebnisses in einem Meinungsbildungs­vorgang (beispielsweise Beschluss, Urteil, Verwaltungsakt).

Lit.: Herstellung und Darstellung von Entscheidungen, hg. v. Stollberg-Rilinger u. a., 2010

entsippen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aus einer Sippe lösen

Entsippung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1. Hälfte 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das sachlich in dem Frühmittelalter verschiedentlich erkennbare (freiwillige oder unfreiwillige) Ausscheiden (Lossagen oder Verstoßen) aus einem Verwandtschaftsverband (→Sippe).

Lit.: Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, 129

entweren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 entwähren und in DW2 entwähren2 um 1230 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [OÖUB. III 194], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Gewere aufgeben oder Gewere sonst verlieren

Entwerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 Entwährung und in DW2 1423 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1456 [Bocksdorf 523] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der (freiwillige oder unfreiwillige) Verlust der →Gewere an einer Sache. Der Käufer einer Sache kann sich sachlich bereits in dem römischen Recht erst dann (wegen Nichterlangung des Eigentums) an den Verkäufer halten, wenn ihm die Sache von einem Dritten abgestritten worden ist.

Lit.: Kaser § 41 III 1; Söllner §§ 8, 9, 15; Meyer, H., Entwerung und Eigentum im deutschen Fahrnisrecht, 1902

Enzyklopädie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1706 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., eigentlich gewöhnliche Lehre) ist seit dem 18. Jahrhundert die sachlich bereits in dem ersten nachchristlichen Jahrhundert in der Form einer (lat.) naturalis historia (F.), Naturgeschichte erkennbare, anfangs noch handschriftliche und nach Erfindung des Buchdrucks in einem Druckwerk veröffentlichte Sammlung des Wissens zwecks Belehrung. Die von 1751 bis 1780 veröffentlichte Enzyklopädie aller Enzy­klopädien Diderots und d’Alemberts enthält in 33 Bänden 71818 Artikel und Artikelfragmente mit 2885 Kupferstichen. Weitere bekannte Beispiele sind neben Johann Heinrich Zedlers (Breslau 1706-Leipzig 1751) in Halle und Leipzig von 1731 bis 1754 in 64 Bänden und vier Supplementbänden alphabetisch geordnet auf rund 63000Seiten etwa 284000 Einträge bietenden Großen vollständigen Universallexikon aller Wissenschaften und Künste in Großbritannien die (lat. [F.] Encyclopaedia Britannica, britannische Enzyklopädie ab 1768 und in dem deutschen Sprachraum Brockhaus Enzyklopädie (ab 1808). →Rechtsenzyklopädie

Lit.: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft, hg. v. Holtzendorff, F. v., Teil 1ff. 1870ff., 2. A. 1873, 6. A. 1904, Neudruck 2013; Vulgariser la science - les encyclopédies médiévales, hg. v. Ribémont, B., 1999; Die Enzyklopädie im Wandel vom Hochmittelalter bis zur frühen Neuzeit, hg. v. Meier, C., 2002; Kiesow, R., Das Alphabet des Rechts, 2004; Blom, P., Das vernünftige Ungeheuer, 2005; Enzyklopädie der Neuzeit, hg. v. Jaeger, F., Bd. 1ff. 2005ff. (3340 Stichwörter in 16 Bänden mit mehr als 9000 Seiten); Seine Welt wissen. Enzyklopädien in der frühen Neuzeit, hg. v. Schneider, U., 2006; Prodöhl, I., Die Politik des Wissens, 2010

episcopalis, episcopālis, lat., Adj., bischöflich, Hil. (um 315-367/368 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. episcopus

Episcopalis audientia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] „bischöfliches Gehör“) ist die in der römischen Spätantike (zusätzlich) einsetzende besondere Gerichtsbarkeit des →Bischofs.

Lit.: Köbler, DRG 56

episcopus, lat., M., Bischof, Aufseher, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐπίσκοπος (epískopos), M., Aufseher, Hüter; vgl. gr. ἐπί (epí), Präp., auf, zu, an; idg. *epi, *opi, *pi, Präp., nahe, auf, hinter, gr. σκοπεῖν (skopein), V., beobachten, untersuchen, sehen; idg. *spek̑-, V., spähen, sehen, Bischof

Episkopalismus (Wort Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv zweite Hälfte 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in dem Gefolge des Konzils von Trient (1545-1563) die Stellung der Bischöfe gegenüber dem Papst betonende Strömung in dem heiligen römischen Reich in dem 16. und 17. Jahrhundert (Nikolaus von Hontheim 1763, Emser Punktation 1786).

Lit.: Raab, H., Die Concordata nationis Germanicae, 1956

epitome, epitomē, epitoma, lat., F.: nhd. kurzer Auszug, Cic. (81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐπιτομή (epitomḗ), F., Schnitt auf der Oberfläche, Verwundung, Ausschnitt, Auszug, vgl. gr. ἐπιτέμνειν (epitémnein), V., aufschneiden, verwunden, verkürzen, gr. ἐπί (epí), Präp., auf, zu, an, idg. *epi, *opi, *pi, Präp., nahe, auf, hinter, gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden, zerschneiden, hauen, brechen, idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden

Epitome (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 16. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, griech. [F.]) Auszug (aus einem umfangreichen Text) (beispielsweise Epitome Iuliani, Epitome legum [Byzanz 920], Auszug der Gesetze, Epitome exactis regibus [Frankreich 12. Jahrhundert]).

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Landau, P., Der Traktat Lex est commune preceptum (in) Römische Jurisprudenz, 2011, 379

Epitome (F.) Iuliani (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist eine Einführungs­vorlesung in lateinischer Sprache zu einer Sammlung von 124 Novellen Kaiser Justi­nians, die in dem Westen in dem Frühmittelalter die Kenntnis der justinianischen Novellen vermit­telt und von François Pithou in Basel 1576 ediert wird.

Lit.: Hermeneutik der Quellentexte des römischen Rechtes, hg. v. Avenarius, M., 2008, 300

eques, lat., M., Reiter (M.) (2), Ritter, Reiterei, Ritterstand, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. equus

Lit.: Stemmler, M., Eques Romanus, 1997

Equity (engl. [N. bzw. F.]) ist allgemein die →Billigkeit und besonders die Gesamtheit der anerkannten Sätze, nach denen das Gericht des Kanzlers (→Court of Chancery) des →englischen Rechtes unter Rücksicht auf die Umstände des Einzelfalls, aber ohne unberechenbare Freiheit des Ermessens, verfährt. →aequitas

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Barbour, W., The history of contract in early English Equity, 1914; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Macnair, M., The Law of Proof in Early Modern Equity, 1999; Law and Equity – Approaches in Roman Law and Common Law, hg. v. Koops, E. u. a., 2013

equus, ecus, lat., M., Pferd, Ross, Hengst, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ek̑u̯os, *hék̑u̯os, M., Pferd

er (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 1. Hälfte 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, Pers.Pron.,) er, weibliche Form sie, sächliche Form es, Pl. sie

er (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, Präp.?, als Präfix verwendet) aus

er, …er (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) seit dem Frühmittelalter verwendete Nachsilbe zu der Berufsbezeichnung eines Menschen oder zu der geographischen Zuweisung eines Menschen oder zu der Bezeichnung eines Gegenstands mit dem etwas geschieht

Erasmus von Rotterdam (Rotterdam 28. 10. 1466? [uneheliches Kind eines Geistlichen] -Basel 12. 7. 1536), Studium an der Sorbonne in Paris 1495-1499, dann in England, Venedig, Rom, Löwen und Brüssel sowie ab 1521 meist in Basel, Humanist, s. Google

Lit.: Kisch, G., Erasmus und die Jurisprudenz seiner Zeit, 1960; Halkin, L., Erasme parmi nous, 1987, deutsch 1989; Ribhegge, W., Erasmus von Rotterdam, 2009; Christ-von Wedel, C., Erasmus of Rotterdam, 2013

Erbabfindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der vermögensmäßige Ausgleich für die Aufgabe einer Erbaussicht. →Abschichtung, →Aussteuer

Erbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist Hauptort einer Grafschaft in dem Odenwald, die um 1165 erstmals genannte ursprünglich ministerialische Herren von Erbach in dem allmählichen Aufstieg in die Reichs­standschaft (1422) gewinnen. Sie gelangt 1806 hauptsächlich an Hessen-Darmstadt und damit ihr Gebiet 1945 an Hessen. S. Google

Lit.: Killinger, G., Die ländliche Verfassung der Grafschaft Erbach, 1912; Steiger, U., Die Schenken und Herren von Erbach, 2007

Erbauseinandersetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1862 bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufteilung eines Erbes (N.) unter mehreren Erben (M.). Bereits in dem altrömischen Recht kann jeder Miterbe (lat. [M.] →coheres) die Aufhebung der ohne weiteres eintretenden Gemeinschaft an dem Erbe (lat. [N.] →consortium) jederzeit mit dem Erbteilungsklaganspruch (lat. →actio [F.] familiae erciscundae) fordern. Seit der jüngeren Republik erhält jeder Miterbe schon während bestehender Gemeinschaft ein quotenmäßig begrenztes Recht an den einzelnen Erbschaftsgegenständen, über das er jederzeit verfügen kann. Außerdem kann er uneingeschränkt die Erbteilung begehren. Eine Aufteilung ist wohl auch bei den Germanen möglich. Allerdings erben mehrere Erben vermutlich als Gemeinschaft zu der gesamten Hand, so dass der einzelne Beteiligte über seinen Anteil an dem Nachlass nicht verfügen kann. Jeder kann aber Teilung verlangen. In dem Hochmittelalter soll dabei nach einer auch schon bei Seneca (1-65 n. Chr.) und danach bei Plutarch sogar für das 8. Jahrhundert v. Chr. sowie bei dem Kirchenvater Augustin (354-430) bezeugten Regel der (eher zu einer gleichmäßigen Teilung fähige) Ältere teilen und der Jüngere (bei ungleichen Teilen den ihm günstiger erscheinenden Teil) wählen (→maior dividat, minor eligat). Die gesamthänderische Gestal­tung wird 1896/1900 auch in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches aufgenommen, das allerdings die Verfügung jedes Miterben über seinen gesamten Erbteil zulässt.

Lit.: Kaser § 73; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Roth, D., Die Erbauseinandersetzungsklage, 2016

Erbbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 16. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1434 [DresdUB. 159 und 1449 FreibergUB. II 123] in 2 Stellen mit verschiedenen Bedeutungen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erblicher Bau

Erbbaurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1629 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Erbbau 1434) ist das veräußerliche und vererbliche Recht, auf oder unter fremdem Grund und Boden ein Bauwerk zu haben. Ihm entspricht sachlich in dem römischen Recht schon früh die Bürgern vererblich, aber zunächst wohl nicht veräußerlich erteilte Befugnis, auf städtisch­em Boden gegen Bezahlung eines Bodenzinses (lat. [N.] vectigal) ein Gebäude zu haben. Um die Zeitenwende tritt zu diesem als Pacht verstandenen Verhältnis das Recht hinzu, auf einem privaten Grundstück ein Gebäude (lat. [F.] →superficies) zu haben. Justinian erfasst dieses veräußerlich, vererblich und belastbar gestaltete Recht teils als Recht eigener Art, teils als Servitut und teils als Emphyteuse (Erbpacht). In dem Mittelalter entsteht unabhängig hiervon die →Erbleihe städtischer Grundstücke, die dem Beliehenen gegen jährlichen Zins ein vererbliches, unveräußerliches Recht an einem Grundstück gewährt, das jedoch allmählich zu →Eigentum erstarkt. Danach wird das römische Recht der superficies aufgenommen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und ausführlicher die insofern das Gesetz ersetzende Verordnung über das Erbbaurecht (15. 1. 1919) schaffen ein besonderes veräußerliches und vererbliches, grundsätzlich grundstücks­gleich bestehen­des Nutzungsrecht auf Errichtung, Besitz und Benutzung eines Bauwerks an dem Grundstück, wobei ein Erbbauzins nicht unbedingt erforderlich ist. Der Erbbauberechtigte ist regelmäßig Eigen­tümer des einen wesentlichen Bestandteil des Erbbaurechts bildenden Gebäudes (auf dem ihm nicht gehörenden Grundstück). Das Erbbaurecht darf sich nicht auf einen Gebäudeteil beschränken. Die tatsächliche Bedeutung des Erbbaurechts ist gering. Österreich folgt der Regelung des Deutschen Reiches durch das Baurechtsgesetz von 1912, die Schweiz in dem Zivilgesetzbuch von 1907/1911. Die Deutsche Demokratische Republik kennt ein ver­gleichbares Recht in dem 1975 erlassenen und 1990 aufgehobenen Zivil­gesetzbuch.

Lit.: Kaser § 30 II; Hübner; Köbler, DRG 41, 61, 240; Schiwek, D., Das Erbbaurecht, Diss. jur. Kiel 1969; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbbaurechtsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 2013) die Erbbaurechtsvoerordung von 1919 ab 1. 10. 2013 inhaltsgleich ablösendes Gesetz

Erbbaurechtsverordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1919, F.) Verordnung über das Erbbaurecht von dem 15. 1. 1919, durch Gesetz von dem 1. 10. 2013 mit gleichem Inhalt in Erbbaurechtsgesetz umbenannt, →Erbbaurecht

Erbe (M., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 60, 168, II 513, III 67, 176] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische bereits für das Indoger­ma­nische zu erschließen) ist der Ver­mögensnachfolger des Erblassers. Erben sind in den ältesten Zeiten die Kinder des Erblassers, die wohl tatsächlich meist das mit dem Tode des bisher Berechtigten eigentümerlos gewordene Gut ohne weiteres in ihrer Gewalt haben. In dem ältesten römischen Recht treten mit dem Tod des Familienvaters seine Hauskinder und seine gewaltunter­worfene Ehefrau, die mit dem Tode des Familienvaters gewaltfrei werden, als Rechtsgemeinschaft (lat. [N.] →consortium) der (lat.) →sui heredes (M.Pl.) an seine Stelle. Fehlen Hauserben, gelangt das Gut an die Agnaten (beispielsweise Geschwister des Erblassers, Geschwister des Vaters des Erblassers u. s. w.) oder hilfsweise auch an die Gentilen als sog. Außenerben ([lat.] extranei heredes). Möglich sind aber Abschichtung und Abänderung durch ein Testament. Erbe (lat. [M.] →heres) ist dabei nur der Erbe nach dem Recht der römischen Bürger (lat. ius [N.] civile), dessen Berufung auf Gesetzen, Senatuskonsulten oder auf dem von dem Kaiser geschaffenen Recht beruht. Deswegen kann der Prätor auch keinen Erben schaffen, sondern nur den Güterbesitz (lat. bonorum possessio [F.]) bestimmter Menschen wie den eines Erben schützen (bonitarisches Erbrecht). Justinian beseitigt die Unterscheidung zwischen zivilem Erbrecht und bonitarischem Erbrecht, stellt Männer und Frauen sowie Hauskinder und emanzipierte Abkömmlinge gleich und schließt die Agnaten 543/548 als solche von der Erbfolge aus. Er bildet vier neue Erbklassen (Abkömmlinge [wobei die Kinder nach Stämmen teilen], dann Eltern [Trennung in väterlichen Stamm und mütterlichen Stamm], Vorfahren und vollbürtige Geschwister, dann halbbürtige Geschwister und Kinder, und schließlich übrige Seiten­verwandte), von denen jede frühere jede spätere verdrängt. Die christliche Kirche fordert vielleicht aus heidnischen Kult­bräuchen und philosophischen Gerechtig­keitsvorstel­lungen heraus für sich allmählich einen Anteil an jedem Erbe (→Freiteil). Bei den Germanen geht das einem Hausvater (während seines Lebens als Verwalter für die Familie oder den Verwandtschaftsverband) besonders zuste­hende Gut mit seinem Tode auf seine Kinder über, Grund und Boden vielleicht nur auf die Söhne. Mehreren gehört es bis zu einer Aufteilung gemeinschaftlich. Fehlen Kinder, so gelangt das Gut, da der Vater des Verstorbenen meist (tatsächlich) vorverstorben ist, als Erbe an Brüder, sonst Onkel u. s. w. Stirbt die Frau, so fällt das von ihr möglicherweise mitgebrachte wie das ihr gegebenenfalls von dem Mann zugewandte Gut an die Kinder, bei deren Fehlen aber an den (ursprünglich) Berechtigten ihrer väterlichen Familie zurück. Auch in dem Frühmittelalter haben Möglichkeiten zu der Veränderung dieser Regeln noch keine wirkliche Bedeutung. Erst in dem Hochmittelalter wird das →Testament aus dem römischen Recht aufgenommen. Seitdem stehen neben den gesetzlichen Erben (Verwandten) die gewillkürten Erben. Die Erbfolge ist in den Einzelheiten von Recht zu Recht unterschiedlich. An vielen Stellen dringt die justinianische Ordnung allmählich ein. In dem 18. Jahrhundert wird hieraus das →Pa­rentelensystem entwickelt (Joachim Georg Darjes 1714-1791). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbessert sich die rechtliche Stellung der Ehegatten (Bundesrepublik Deutschland 1957). Das nichteheliche Kind erhält in der Bundesrepublik Deutschland 1969 ein Erbrecht oder zumindest einen Erb­ersatzanspruch, 1998 wird es anderen Kindern gleichgestellt. Auch in Österreich werden die rechtlichen Unterschiede zwischen ehelichen und unehelichen Kindern beseitigt.

Lit.: Kaser § 65; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 15, 23, 37, 59, 73, 88, 116, 122, 162, 210, 239, 268; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Ebel, W., Über die Formel „für mich und meine Erben“, ZRG GA 84 (1967), 236; Signori, G., Vorsorgen – Vererben – Erinnern. Kinder- und familienlose Erblasser in der städtischen Gesellschaft des Spätmittelalters, 2001; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbe (N., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 8.? Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 148, III 253] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische bereits für das Indo­ger­manische zu erschließen, N., lat. [F.] hereditas) ist der Nachlass eines verstorbenen Menschen. Er umfasst anfangs nur Werte (Vermögen), später auch Schulden. Manche Gegenstände können dabei zeitweise einer →Sondererbfolge unterfallen (beispielsweise Gerade, Heergewäte, Erbhof, Gesellschaftsanteil).

Lit.: Kaser § 65 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Erbe – Übertragungskonzepte zwischen Natur und Kultur, hg. v. Willer, S. u. a., 2013; Krupa, M., Blutige Hand nimmt kein Erbe – Eine rechtshistorische und vergleichende Studie zum Rezeptionsweg der römischen indignitas in den französischen, österreichischen und deutschen Privatrechtskodifikationen, 2019

Erbebuch, Erbbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Erbbuch – und in DW2 1270 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 4 erue bock] in 19 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google (Erbbuch) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Art des Amtsbuchs seit dem 16. Jahrhundert bzw. eine Art des Stadtbuchs seit dem 13. Jahrhundert.

Lit.: Homeyer, G., Die Stadtbücher des Mittelalters, 1860; Die Erbebücher der Stadt Riga 1384-1579, bearb. v. Napiersky, J., 1888; Thieme, A., Die kursächsischen Amtsbücher, (in) Familie und Geschichte 6/16 (2007), 1ff.

Erbeinsetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Lehnübersetzung 1538 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [NÖLTfl. III 9 § 3] in 9 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere Be­stimmung (Einsetzung) zu dem Erben durch einen anderen Menschen. Sachlich vielleicht schon in dem altrömischen Recht ist die Erbeinsetzung (lat. heredis institutio [F.]) das Kernstück jeden (römischen) Testaments. Jedes Testament muss eine Erbeinsetzung enthalten, die (bis zu Kaiser Konstantin [306-337]) an dem Anfang stehen muss (lat. beispielsweise Titius heres esto, Titius soll Erbe sein). Die Erbeinsetzung schafft entweder einen einzigen Erben oder lautet auf einen Bruchteil der Erbschaft. In dem mittelalterlichen Recht gibt es eine besondere Erbeinsetzung des Enkels an dem Grabe oder an der Bahre eines vorverstorbenen Kindes, die ein fehlendes →Eintrittsrecht ersetzt. In der Neuzeit übernehmen (lat. [M.]) Codex Maximilianeus Bavaricus civilis (1756), Allgemeines Landrecht Preußens (1794) und Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811) die Notwendigkeit der Erbeinsetzung in dem Testament, während Code civil Frank­reichs (1804), Bürgerliches Gesetzbuch Sach­sens (1863), Bürgerliches Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und Zivil­gesetzbuch der Schweiz (1907/1911) hierauf verzichten.

Lit.: Kaser § 68; Köbler, DRG 23, 38; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

erben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1165 [KölnSchrUrk. I 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Erbe (M.) werden, Erbe (N.) erlangen

Erbengemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (!) und in DW2 1908 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, ausgenommen erbgemeinschaft 1396 MemmingenStR. 305- – aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1900,) ist die in dem Falle mehrerer Erben (Miterben) entstehende Gemeinschaft (lat. [N.] →consortium [ercto non cito]). Sie ist in dem klassischen römischen Recht sowie in dem neuzeitlich aufgenommenen römischen Recht Bruchteilsgemeinschaft, bei der Forderungen und Verbindlichkeiten anteilmäßig geteilt sind (beispielsweise § 555 ABGB Österreichs 1811), sonst seit dem 19. Jahrhundert meist Gesamt­handsgemeinschaft (BGB des Deutschen Reiches 1896/1900 §§ 2032ff., ZGB Schweiz 1907/1911, ähnlich Allgemeines Landrecht Preußens 1794). Sie endet durch →Erbauseinandersetzung. Vorempfänge sind meist rechnerisch auszugleichen.

Lit.: Kaser § 73; Söllner § 8; Hübner 749ff.; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 23, 122, 162, 207; Lange, H., Lehrbuch des Erbrechts, 1962, 5. A. 2001; Jäkel, H., Die Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft und ihre Beteiligungsfähigkeit an Personengesell­schaf­ten, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Greil-Lidl, S., Die Verfügungsverwaltung in der Erbengemeinschaft, 2014; Schmidt, C., Von der Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft, 2015

Erbenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1898, F.) ist die Haftung des Erben für Schulden des Erblassers (und der Erbschaft). Wohl schon das römische →Zwölftafelgesetz (451/450 v. Chr.) lässt die Haftung für Schulden des Erblassers auf den übergehen, der die Rechte des Erblassers erwirbt. Teilbare Schulden zerfallen mit der Erbfolge von selbst nach dem Verhältnis der Erbteile in selb­ständige Schulden. Der Erbe haftet unbeschränkt. Er muss also notfalls auch sein vor dem Erbfall bestehendes Vermögen zu der Tilgung der ererbten Schuld verwenden. Er kann sich aber als Hauserbe der Erbschaft enthalten oder als Außenerbe die Erbschaft ausschlagen. Dagegen können sich die Nachlassgläubiger gegen die Nachteile, die ihnen aus der Überschuldung des Erben drohen, durch Verlangen einer Sicher­heitsleistung oder durch eine Scheidung von dem Nachlass und Erbenvermögen (lat. separatio [F.] bonorum) schützen. Justinian (527-565) gewährt dem Erben die Wohltat des →Inventars (lat. →beneficium [N.] inventarii), wonach der Erbe durch die Errichtung eines Verzeichnisses der Erbschaftsgegen­stän­de die Haftung für Schulden des Erblassers auf die Gegenstände der Erbschaft beschränken kann (Haftung cum viribus hereditatis, Haftung nur mit den Mitteln der Erbschaft). In dem deutschen Recht haftet für Schulden des Erblassers noch in dem →Sachsenspiegel nur die Fahrnis des Nachlasses, wobei bestimmte Schulden (beispielsweise aus Raub, Diebstahl, Spiel) überhaupt ausgenommen sind. Später ist für alle Schulden und mit dem ganzen Nachlass einzustehen. In der Neuzeit wird die justinianische Rechtswohltat des Inventars übernommen. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) geht von der beschränkten Haftung des Erben aus, verwandelt diese aber in eine unbeschränkte Haftung, wenn der Erbe nicht fristgerecht ein Inventar errichtet. Das Bürgerliche Gesetzbuch Sachsens (1863) sieht beschränkte Haftung vor. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des deutschen Reiches (1896/1900) ist die Haftung des Erben unbeschränkt, aber auf den Wert des Nachlasses beschränkbar (Haftung pro viribus hereditatis, Haftung mit dem Wert der Mittel der Erbschaft, Nachlassverwaltung, Nachlass­konkurs, Inventarerrichtung).

Lit.: Kaser § 74; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Lewis, W., Die Succession des Erben, 1864; Freytagh-Loringhoven, A. v., Die Schuldenhaftung der Erben nach den livländischen Rechtsbüchern, ZRG GA 27 (1906), 92; Freytagh-Loringhoven, A. v., Beispruchsrecht und Erbenhaftung, ZRG GA 28 (1907), 69; Enneper, C., Die Reform der Erbenhaftung im Erbrechtsausschuss, 1993; Peer, R., Die Vorschläge der Akademie für Deutsches Recht, Diss. jur. Mannheim 1995; Muscheler, K., Die Haftung der Erben im preußischen ALR, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbenlaub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 5] in 16 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, Femininum Erbenlaube DW2 8,1588, 8 um 1280, N.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht (beispielsweise →Sachsenspiegel 1221-1224) die (aus der Gebundenheit des Familienguts erwachsende Notwendigkeit der) Zustimmung (Erlaubnis) des (zu der Zeit einer Verfügung) nächsten Erben zu einer Verfügung des (künftigen) Erblassers über ein Grundstück. Damit gibt der Erbe seine Erbaussicht auf Erbgut (in Gegensatz zu Kaufgut) auf. Fehlt das Erbenlaub, ist das Geschäft zwischen Erblasser und Dritten gegenüber dem Erben unwirksam. Dieser kann es angreifen und das veräußerte Gut teils ohne Gegenleistung, teils gegen Erstattung des Kaufpreises (→Erbenlosung) verlangen. Der unmündige Erbe hat diese Rechte bis zu einer bestimmten Frist nach Erreichen der Mündigkeit. Zuerst in den Städten, dann auch allgemeiner schwindet das Erbenlaub, wird aber teilweise als Vorkaufsrecht fortgeführt.

Lit.: Heusler, A., Deutsches Privatrecht, Bd. 2 1886, 54; Partsch, G., Das Mitwirkungsrecht der Familienge­meinschaft im älteren Walliser Recht, 1955

Erbenlosung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Befugnis eines Erben, ein ohne seine Zustimmung abgeschlossenes Verfügungsge­schäft über ein Grundstück des Erblassers gegen Erstattung des Kaufpreises an den Erwerber rückgängig zu machen.

Lit.: Hübner 428; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853

Erbenwartrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Anrecht (Wartrecht) des nächsten künftigen Erben (beispielsweise der Söhne) auf das Vermögen eines künftigen Erblassers. Es ist eine Art Anwartschaft auf die zunächst nur in Aussicht stehende Erbschaft. Es beruht auf der Familiengebundenheit des Hausguts. Es wirkt sich (allmählich nur noch) in dem →Erbenlaub und der →Erbenlosung bzw. dem ausgleichsfreien Herausgabeanspruch (Revo­kationsrecht) aus. In der frühen Neuzeit wird es durch den Grundsatz der Testierfreiheit verdrängt.

Lit.: Hübner 328; Köbler, DRG 124; Schröder, R., Zur Geschichte des Warterechts der Erben, ZRG 9 (1870), 410; Adler, S., Über das Erbenwartrecht nach den ältesten bairischen Rechtsquellen, 1891; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, Bd. 2 1931, 217

erbfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [WürtLR. 1555 S. 314] in 4 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) fähig Erbe (M.) zu sein, erbberechtigt

Erbfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 1783 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1783 [Basel] in 1 Stelle, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv erbfähig 1555) ist die Fähigkeit Erbe zu sein.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1421 [EidgAbsch,. II 722] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für die Zuordnung vermögenswerter Rechte und Pflichten zu Rechtsträgern bedeutsame Tod eines Men­schen.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1365 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1655 [GraubdnRQ. I 308] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Erbfolgeordnung 1729, Erbfolger 1395) ist der Übergang des Ver­mögens des Erblassers auf den Erben. Für die Erbfolge entwickeln sich sachlich bereits früh vor allem in der Hinsicht Regeln, wer der →Erbe (oder die gemeinschaftlichen Erben) innerhalb der Gesamtheit (der Menschen beziehungsweise) der Verwandtschaft des Erblassers ist (oder sind). Dabei unterscheidet das römische Recht zunächst zwischen von selbst erbenden Hauserben (lat. →sui heredes [M.Pl.) und nach besonderer Annahme erbenden Außenerben (lat. heredes extranei) und legt danach eine genauere Reihenfolge fest, die in der justinianischen Novelle 118 zu den vier einander sukzessive ausschließenden Klassen der Abkömmlinge (1), der Eltern und sonstigen Vorfahren sowie der vollbürtigen Geschwister (2), der halbbürtigen Geschwister und ihrer Kinder (3) und aller übrigen Seitenverwandten (4) führt. Das germanische Recht trennt zwischen Haus­gemeinschaft und der (ansatzweise in Familienschaften gegliederten übrigen) Ver­wandtschaft. Der Sachsenspiegel (Landrecht I 3 § 3 [1221-1224]) verwendet hierfür das Bild des menschlichen Körpers, bei dem der Erblasser durch den Kopf, die Kinder, Eltern und Geschwister durch den Hals, die Enkel, Großeltern, Eltern­ge­schwister und Ge­schwisterkinder durch die Schulter, die Urenkel, Urgroßeltern, Groß­el­terngeschwis­ter, Elterngeschwisterkinder und Geschwis­terenkel durch die Ellenbeuge, die Ururenkel, Ururgroßeltern, Urgroßelterngeschwister, Groß­­elterngeschwister­kin­der, Elterngeschwis­ter­en­kel und Geschwister­ur­enkel durch das Handgelenk und so weiter versinn­bildlicht werden und ausgenommen die Angehörigen des ersten Gliedes die gleich nah Geborenen zu gleichen Teilen erben. Ansonsten sind die Ordnungen der Erbfolge in den Einzelheiten landschaftlich und örtlich sehr unterschiedlich. Allgemein wird ein →Eintrittsrecht der Enkel bei Vorversterben des betreffenden Kindes des Erblasses zunehmend bejaht und die Schlechterstellung der Frau ver­ringert. In der Neuzeit dringen verschiedene Gedanken des römischen Rechtes in das deutsche Recht ein. Joachim Georg Darjes entwickelt (1740) das geometrisierende System von Parentelen (Familienschaften). Das Erbfolgepatent Kaiser Josphs II. von dem 11. 5. 1786 legt eine einheitliche Intestaterbfolge für die öster­reichischen Erbländer nach dem Parentel­system fest, wobei bei Fehlen eines Verwandten der (6) Parentelen der Ehegatte erbt. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) verbindet die Erbfolge nach Stämmen mit dem Eintrittsrecht der Abkömmlinge (II 2 §§ 348ff.). Der Code civil (1804) unterscheidet Deszendenten, Aszendenten und Seitenver­wandte (Art. 731ff.), so dass den Deszendenten die Eltern und Geschwister mit sämtlichen Abkömmlingen folgen. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) wendet das Paren­telensystem durchgehend an (§§ 730ff., Abkömmlinge, Eltern und deren Abkömm­linge, Großeltern und deren Abkömmlinge, Urgroßeltern) und knüpft den Erbgang an die gerichtliche Einantwortung in den Nachlass. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deut­schen Reiches (1896/1900) geht die gewillkürte Erbfolge der gesetzlichen Erbfolge vor und werden (jeweils außer dem Ehegatten) fünf Ordnungen von gesetz­lichen Erben nach einem →Parentelensystem unterschieden (Abkömm­linge, Eltern und deren Ab­kömmlinge, Großeltern und deren Abkömm­linge und so weiter). Fehlen Verwandte und Ehegatte, so erbt der →Fiskus als gesetzlicher Erbe. Zusätzliche Beson­derheiten gelten für die Erbfolge in die Stellung eines Monarchen.

Lit.: Kaser § 66; Hübner 752; Danz, W., Versuch einer Entwicklung der gemeinrechtlichen Erbfolgeart in Lehen, 1793; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Wasserschleben, H., Das Prinzip der Successionsordnung nach deutschem und insbesondere sächsischem Rechte, 1860; Stobbe, O., Die Erbfolgeordnung nach den Magdeburger Schöffensprüchen, 1865; Brunner, H., Das anglonormannische Erbfolgesystem, 1869; Wasser­schleben, H., Das Prinzip der Erbenfolge, 1870; Schanz, F., Das Erbfolgeprinzip des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts, 1883; Gál, A., Der Ausschluss der Aszendenten von der Erbfolge und das Fallrecht, 1904; Freytagh-Loringhoven, A. Frhr. v., Der Sukzessionsmodus des deutschen Erbrechts, 1908; Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preußen, hg. v. Sering, M., Bd. 7 1908; Fritz, M., Die gesetzliche Verwandtenerbfolge des älteren schwedischen Rechts, ZRG GA 36 (1915), 137; Kühn, O., Die kaiserliche Konstitution von 1529 über die Erbfolge der Geschwisterkinder und Ulrich Zasius, ZRG GA 78 (1961), 310; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge und das Pflichtteilsrecht, 1970; Mertens, H., Überlegungen zur Herkunft des Parentelensystems, ZRG GA 90 (1973), 149ff.; Diestelkamp, B., Das Verhältnis von Gesetz und Gewohnheitsrecht im 16. Jahrhundert, (in) FS H. Thieme 1977, 1; Kroeschell, K., Söhne und Töchter im germanischen Erbrecht, Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 87; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Buchholz, S., Erbfolge und Wiederverheiratung, 1986; Olzen, D., Vorweggenommene Erbfolge, 1988; Meuten, L., Die Erbfolgeordnung des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts, 2000; Hartmann, P., Das Recht der vertraglichen Erbfolgeregelung in der neueren Privatrechtsgeschichte, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbfolgekrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1786 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus Anlass eines Streites um die →Erbfolge in einem Erbfall entstehende Krieg (beispielsweise bayerischer Erbfolgekrieg, schle­sischer Erbfolgekrieg, spanischer Erbfolgekrieg). Er endet vielfach mit einer (in den Einzelfällen durchaus unterschiedlichen einvernehmlichen) Güteraufteilung.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon

Erbfolgeordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1729 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des ALtertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ordnung der Erbfolge

Erbfolgepatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das die Erbfolge ordnende Patent wie beispielsweise das Patent Josephs II. von dem 11. 5. 1786, mit dem eine einheitliche gesetzliche Erbfolge für die österreichischen Erbländer festgesetzt wird (6 Parentelen, subsidiäres Erbrecht des Ehegatten, der bis zu der Wiederverheiratung außerdem ein Frucht­genussrecht an einem Viertel des Nachlasses erhält).

Erbfolger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1395 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1395 [InvNichtstaatlArchWestf I 538] in 8 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Erbe (M.)

Erbgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1227 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem deutschen Mittelalter das durch Erbfolge erworbene Gut in Gegensatz zu dem durch Kauf erlangten Gut (Kaufgut). Für das Erbgut gelten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedentlich besondere Regeln (beispielsweise →Erbenwartrecht).

Lit.: Hübner 747; Kroeschell, DRG 1f.

Erbhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1316 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [HHildeshUB. IV 166] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der durch lange →Erbfolge in dem Eigentum einer Familie stehende bäuerliche Hof. In dem unter der nationalsozialistischen Herrschaft Adolf Hitlers stehenden Deutschen Reich (1933-1945) wird für den Eigentümer des von dem →Reichserbhofgesetz (von dem 29. 9. 1933, aufgehoben durch Art. I 1 Kontrollratsgesetz Nr. 45 zu dem 23. 4. 1947) erfassten Erbhofs (fünfunddreißig Prozent der Höfe) (sog. Bauer in Gegensatz zu den sonstigen Landwirten) die →Testierfreiheit des Erblassers zu Gunsten gesetzlicher Erben einge­schränkt.

Lit.: Köbler, DRG 239; Weitzel, J., Sonderprivatrecht aus konkretem Ordnungsdenken, (in) ZNR 1992, 55ff.; Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht, 2004

Erbhuldigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1356 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1356 [MWittelsb. II 449] in 17 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (vor allem in den österreichischen Erbländern) der besondere Akt der →Huldigung (der Landleute gegenüber dem Landesherrn), der in Niederösterreich auf das Jahr 1282, in der Steiermark auf das Jahr 1186 und in Kärnten auf die Herzogseinsetzung auf dem Herzogsstuhl bei Maria Saal zurückgeführt wird.

Lit.: Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Holenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991; Brademann, J., Autonomie und Herrschaft, 2006

Erblande (Erbland Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1120 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [MZoll. III 233] in 25 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) sind (als Mehrzahl) grundsätzlich die (seit alters) ererbten Länder gegenüber neueren Ländern. Zu den nach anderen älteren Zusam­menfassung von 1336 oder 1364 seit dem 15. Jahrhundert so bezeichneten, sich in dem Lauf der Zeit wandelnden österreichischen Erb­landen oder Erbländern zählen zunächst die Stammlande Habsburgs in der Schweiz und in Schwaben (1380 obere lande, 1480 vordere Lande, 16. Jahrhundert Vorderösterreich), das als Lehen König Rudolfs von Habsburg nach der Tötung Ottokars von Böhmen an die eigenen Söhne vergebene Herzog­tum Öster­reich einschließlich vor allem der Steiermark (1282), Kärntens (1335, mit Krain) und Tirols (1363) sowie der Markgrafschaft Istrien und der windischen Mark (1374), Triests (1382) der Grafschaft Görz und der Herrschaft Gradiska (1500). Später kommen Burgund (selten) sowie Böhmen (und Ungarn selten) hinzu. Schließlich werden unter dem Begriff der Erblande alle österreichischen Gebiete einschließlich Böhmens von Ungarn, Galizien und den italienischen Ländern geschieden. Um 1800 erstrecken sich die deutschen Erblande der Habsburger auch auf Galizien, Bukowina, Dalmatien und Lombardo-Venetien. Der eher privatrecht­lichen Vorstellung der Erblande entspricht dann (1848) die öffentlichrechtliche Vorstellung der Kronländer, innerhalb deren zwischen öster­reichischen Kronländern (mit Galizien) und ungarischen Kronländern getrennt wird. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden österreichische Erblande und Länder der ungarischen Krone gegenübergestellt, aller­dings stark abnehmend, da die öster­reichischen Erblande bald nichtamtlich und ab 1915 auch amtlich einfacher als Österreich bezeichnet werden.

Lit.: Baltl/Kocher; Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 1956, 65, 267, 275; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Brauneder, W., Die Habsburgermonarchie als zusammengesetzter Staat, (in) Zusammengesetzte Staatlichkeit, hg. v. Becker, H., 2006, 197ff.

Erblasser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1420 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [TirolLO. 1573 III 19 al. 2] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch, der bei seinem Tode ein Vermögen als sein Erbe (N.) (hinter)lässt.

Lit.: Immel, G., Die höchstpersönliche Willens­entscheidung des Erblassers, 1965; Tschäppeler, H., Die Testierfreiheit, 1983; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [SolmsLR. 13] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen und neuzeitlichen deutschen Recht die erbliche, vielfach veräußerbare, meist entgeltliche →Leihe von Grund­stücken. Sie entspricht in vielen Zügen der spätrömischen Emphyteuse (Erbpacht) und der Bittleihe (Prekarie). Sie entwickelt sich sowohl in der mittelalterlichen Stadt wie in der ländlichen Grundherrschaft. In der Stadt wird aus dem erblichen Zins allmählich eine privatrechtliche →Reallast an Eigentum. Auf dem Land treten zu dem privatrechtlichen Verhältnis die öffentlich­rechtlichen Elemente der Herrschaft des Grundherrn über den Hintersassen hinzu. Die Erbleihe endet hier mit der Beseitigung der →Grundherrschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts, weshalb sie in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) nicht mehr enthalten ist.

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125; Gobbers, J., Die Erbleihe und ihr Verhältnis zum Rentenkauf, ZRG GA 4 (1883), 130; Schwind, E. v., Zur Entstehungsgeschichte der freien Erbleihen, 1891, Neudruck 1973; Rietschel, S., Die Entstehung der freien Erbleihe, ZRG GA 22 (1901), 181; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter, 1903; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich, 1906; Schreiber, O., Die Geschichte der Erbleihe in der Stadt Straßburg im Elsass, 1909; Hallermann, H., Die Erbleihe an Grundstücken in den westfälischen Städten bis 1500, 1925; Beer, K., Beiträge zur Geschichte der Erbleihe in elsässischen Städten, 1933; Fischer, K., Die Erbleihe in Köln, 1939

Erbmonarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch das Erbrecht einer Dynastie auf die (staatliche) Herrschaft gekennzeichnete Monarchie. Das Heilige römische Reich schwankt zwischen Erbrecht und Wahl, wobei der Versuch eines Erbreichsplans Heinrichs VI. in dem deutschen Reich 1196 scheitert. Tatsächlich kommen aber die Könige und Kaiser des Reiches seit (1273 überwiegend beziehungsweise) 1438 mit nur wenigen kurzen Ausnahmen fast durchweg aus der Familie der Habsburger bzw. dem Hause →Habsburg. In den Ländern setzt sich demgegenüber das Prinzip der Erblichkeit der Herrschaft durch, bis es an dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 beseitigt wird.

Lit.: Köbler, DRG 95; Perels, E., Der Erbreichsplan Heinrichs VI., 1927; Wallner, M., Zwischen Königsabsetzung und Erbreichsplan, 2004

Erbpacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1299 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [MagdebLiebFrauUB. 149] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., beispielsweise § 1122 ABGB, vgl. § 1123 ABGB Erbzinsrecht, ab 1848 leerlaufend) erbliche Pacht →emphyteusis

Lit.: Brunner, H., Die Erbpacht der Formel­samm­lungen, ZRG GA 5 (1884), 69; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1062 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1234 [DOrdHessenUB. I nr. 38] in 61 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der Rechtssätze, die das →Erbe betreffen, subjektiv die in dem Erbfall entstehende Berechtigung des Erben an dem Nachlass. Es ist sachlich von den erkennbaren Anfängen des Rechtes an ein wichtiger Bestandteil (des Privatrechts, lat. ius [N.] hereditarium). Kennzeichnend ist zunächst die vorgegebene (gesetzliche) →Erbfolge (der Verwandten nach verwandtschaftlicher Nähe zu dem Erb­lasser unter teilweiser Bevorzugung von Männern), die schon in dem altrömischen Recht und danach erneut spätestens in dem hochmittelalterlichen Recht um die Möglichkeit ergänzt wird, die gesetzliche Erbfolge gewillkürt abzuändern (gewillkürte Erbfolge, →Erbvertrag, →Tes­tament). Allmählich erlangt auch der Ehegatte des Erblassers ein Erbrecht. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird das Erbrecht zunehmend durch die →Erbschaftsteuer (Deutsches Reich 1906/1911) beeinflusst, indem die den Staat beherrschenden Politiker und Parteien zwecks Sicherung ihrer Gunst der Wähler verheißenden Verteilungsmasse die vererbten Vermögen der wehrlosen Erblasser durch Besteuerung an sich zu ziehen versuchen.

Lit.: Kaser §§ 65ff.; Söllner §§ 8, 12, 18; Hübner 734; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 15, 23, 37, 162, 206, 210; Baltl/Kocher; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Zachariä von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892, Neudruck 1955, 133; Brunner, H., Der Totenteil in germanischen Rechten, ZRG GA 19 (1898), 107; Brunner, H., Kritische Bemerkungen zur Geschichte des germanischen Weibererbrechts, ZRG GA 21 (1900), 1; Dultzig, E. v., Das deutsche Grunderbrecht, 1899; Escher, A., Der Einfluss des Ge­schlechts­unterschiedes, 1899; Schultze, A., Der Einfluss der Kirche auf die Entwicklung des germanischen Erbrechts, ZRG GA 35 (1914), 75; Ferrari, G., Ricerche sul diritto ereditario, 1914; Fischel, A. v., Erbrecht und Heimfall auf den Grund­herrschaften Böhmens und Mährens, (in) Archiv für österreichische Geschichte 106 (1915); Schultze, A., Augustin und der Seelteil des germanischen Erbrechts, 1928; Meyer, H., „Ligurisches Erbrecht“, ZRG GA 50 (1930), 354; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Hegglin, G., Das gesetzliche Erbrecht der Rechtsquellen Unterwaldens, Diss. jur. Bern 1930; Bruck, E., Kirchenväter und soziales Erbrecht, 1956; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich, 1957; Rüdin-Bader, S., Die erbrechtliche Stellung der Stiefkinder und Halbgeschwister nach den zürcherischen Rechtsquellen, 1959; Besta, E., Le successioni, 2. A. 1961; Sheehan, M., The Will in Medieval England, 1963; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts, 1964; Arnold, J., Das Erbrecht der Reichsstadt Esslingen, 1965; Bart, J., Recherche sur l’histoire des successions, 1966; Ebel, W., Über die Formel „für mich und meine Erben“ in mittelalterlichen Schuldurkunden, ZRG GA 84 (1967), 236ff.; Hess, R., Familien- und Erbrecht im württembergischen Landrecht von 1555, 1968; Fedynskyj, J., Rechtstatsachen auf dem Gebiete des Erbrechts im Gerichtsbezirk Innsbruck 1937 bis 1941, 1968; Vismara, G., Famiglia e successioni nella storia del diritto, 1970; Hafström, G., Den svenska familjerättens historia, 1970; Bley, H., Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und Neustadter Oberhofs, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977; Schröder, R., Abschaffung oder Reform des Erbrechts, 1981; Müller-Eiselt, K., Divus Pius constituit, Diss. jur. Freiburg 1982; Kroeschell, K., Söhne und Töchter im germanischen Erbrecht, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 87; Hattenhauer, H., Zur Dogmengeschichte des Erbrechts, (in) Jura 1983, 9, 68; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Udina Abelló, A., La successió testado, 1984; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., Erbrecht, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Zur Geschichte des Familien- und Erbrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Waibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Kasten, B., Erbrechtliche Verfügungen des 8. und 9. Jahrhunderts, ZRG GA 107 (1990), 236; Baker, H., An Introduction to English Legal History, 4. A. 2002; Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Schubert, W., 1993; Andres, I., Der Erbrechtsentwurf von Friedrich Mommsen, 1996; Wacker, G., Der Erbrechtsausschuss der Akademie für Deutsches Recht, 1997; Bühler, T., Die Methoden der Rezeption des römisch-gemeinen Rechts in die Erbrechte der Schweiz, ZRG GA 120 (2003); Signori, G., Vorsorgen – Vererben – Erinnern, 2001; Heusen, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002; Beckert, J., Unverdientes Vermögen, 2004; Seif, U., Römisch-kanonisches Erbrecht in mittelalterlichen deutschen Rechtsauf­zeichnungen, ZRG GA 122 (2005), 88; Wesener, G., Ephemere Besonderheiten des spätrömischen Erbrechts, (in) FS Rolf Knütel, 2009, 1401; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Der Einfluss religiöser Vorstellungen auf die Entwicklung des Erbrechts, hg. v. Zimmermann, R., 2012; Deblauwe, R., Het Recht van Terugkeer of de Anomale Erfopvolging, 2014; Mertens, B., Die Erbfolgegesetzgebung der Reichstage, ZRG GA 133 (2016), 81; Noda, R., Zum Städelschen Beerbungsfall, ZRG GA 133 (2016), 365

Erbschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1205 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1203 [MBoica XII 93] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Erbschaftsbesitz 1863, Erbschaftsbesitzer 1794, Erbschaftsgegen­stand 1863, Erbschaftsklage 1687) ist das aus Rechten und Pflichten bestehende Vermögen des Erblassers, das bei seinem Tod als Ganzes auf eine(n) oder mehrere Menschen bzw. Personen übergeht. Lateinisch heißt die Erbschaft →hereditas (F.). Die Zugehörigkeit der Grundstücke, Rechte und Verpflichtungen zu der Erbschaft entwickelt sich anscheinend erst allmählich.

Lit.: Kaser §§ 65 I, 66 IV; Heuser, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002

Erbschaftsanfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 18. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Übergang der Rechte und Pflichten des Erblassers (Erbschaft) auf den Erben (in der Gesamtrechts­nachfolge). Er erfolgt beispielsweise bei den mit dem Tod des Hausvaters gewaltfrei werdenden römischen Hauserben (lat. sui heredes als necessarii heredes) grundsätzlich mit dem Tode des Erblassers, wobei eine Enthal­tungsmöglichkeit ([lat.] beneficium abstinen­di) besteht. Dagegen müssen in dem römischen Recht die Außenerben (Agnaten, Gentilen) einen besonderen Erwerbsakt (Erbschafts­antritt, lat. [F.] aditio hereditatis) vornehmen, so dass zwischen dem Tode des Erblassers und dem Erbschaftsantritt eine sog. ruhende Erbschaft (lat. hereditas [F.] iacens) vorliegt. Dieses Ruhen der Erbschaft wird in der Neuzeit in einigen Rechten (für alle Erben) übernommen. Daneben ist verschie­dentlich eine Einweisung in die Erbschaft durch das zuständige Gericht erforderlich (§ 797 ABGB Österreichs [1811], vorher Erbantritts­erklä­rung). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und in dem schweizerischen Zivil­gesetzbuch (1907/1911) wird (unter der Möglichkeit der Ausschlagung) die Erbschaft unmittelbar erworben.

Lit.: Kaser § 71 II; Hübner 734; Köbler, DRG 210; Huber, E., System und Geschichte des schweizerischen Privatrechts, Bd. 4 1893, 541; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Fischer, H., Vonselbsterwerb und Antrittserwerb, 1996; Bielefeld, C., Die Entwicklung des Erbschaftserwerbs nach österreichischem Recht, 1997; Heuser, F., Der Erb­schaftserwerb im Spätmittelalter, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbschaftsanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1862 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist bereits in dem klassischen römischen Recht sachlich der eine (lat. actio in rem bildende) Klaganspruch des Erben (nach zivilem Recht) gegen den, der einen Vermögensvorteil aus der Erbschaft erlangt hat, auf Herausgabe (lat. hereditatis petitio [F.]), wobei ein gutgläubiger Besitzer nach dem →Senatusconsultum Iuventianum (129 n. Chr.) nur herauszugeben hat, worum er bereichert ist. Der Erbe nach prätorischem Recht (lat. bonorum possessor [M.]) kann die Herausgabe auf Grund eines (lat.) interdictum (N.) quorum bonorum verlangen. Der Erbschaftsanspruch wird in der frühen Neuzeit weitgehend übernommen (Erbschaftsklage).

Lit.: Köbler, DRG 37; Müller-Ehlen, M., Hereditatis petitio, 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbschaftsbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Besitz der Erbschaft

Erbschaftsbesitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 20. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1794) Besitzer der Erbschaft

Erbschaftsgegenstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 20. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Gegenstand der Erbschaft

Erbschaftskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1784 [PreußALR. I 11 § 447, ÖW. I 2 ohne Jahr] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Kauf einer Erbschaft.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbschaftsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [8,1632,25] 1699 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. 1687) Klage auf Herausgabe der Erbschaft

Erbschaftsschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – anders als Erbschaftsschuldner - und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 19. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen nur bei Maurenbrecher II 318 ohne Jahr 19. Jahrhundert in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem Erblasser oder aus dem Erbfallsvorgang herrührende Schuld. Für sie haftet der Erbe nach römischem Recht mit der von Justinian gewährten Rechtswohltat des →Inventars. In dem Hoch­mittelalter haftet noch in dem Sachsen­spiegel nur die Fahrnis des Nachlasses, wobei bestimmte Schulden (beispielsweise aus Raub, Diebstahl oder Spiel) überhaupt ausge­nommen sind. Später ist für alle Schulden und mit dem ganzen Nachlass einzustehen, doch wird aus dem römischen Recht die Rechtswohltat des Inventars aufgenommen. →Erbenhaftung

Lit.: Kaser § 74; Hübner; Köbler, DRG 59, 123

Erbschaftsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1775 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die den Übergang eines Vermögens durch →Erbfolge erfassende →Steuer. Ihr gehen bereits in dem Mittelalter Sterbefallsabgaben etwa an den Grundherrn (→Besthaupt, →Buteil) voraus. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird (an dem 3. 6.) 1906/1911 eine Erbschaftsteuer eingeführt. Ihre Höhe wird gestaffelt und führt bei sehr großen Vermögen zu sehr beachtlichen Steuern. Sie werden auf der unentwegten Suche nach Einkünften (des Staates bzw. der auf der Suche nach Wählerstimmen Vermögen anderer umverteilenden Abgeordneten des Parlaments) zu Lasten anderer in dem Laufe der Zeit (beispielsweise 1997 bis 30%, 2008) noch erhöht.

Lit.: Köbler, DRG 210; Hübner, H., Erbschaft­steuer­reform 2009, 2009; Handbuch Erbschaftsteuer und Bewertung, 2010

Erbschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Preußen 1869, allgemein in dem Deutschen Reich 1896/1900, M.) ist das amtliche, von dem Nachlassgericht auf Antrag bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen auszustellende Zeugnis des Erben über sein Erbrecht und bei mehreren Erben auch über die Größe des jeweiligen Erbteils. Ein entsprechendes Zeugnis kennen bereits neuzeitliche Partikularrechte, die es allerdings auf den Fall der gesetzlichen →Erbfolge beschränken. Aus den Erbbescheinigungen in Mecklenburg und Neuvorpommern sowie seit 1869 (ganz) Preußen entwickelt sich der Erbschein des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900.

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 211; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Hirsch, M., Von der Erbbescheinigung des preußischen Rechts zum Erbschein des BGB, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbschulze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 17. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 [CDSiles. I 91] in 4 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der erbliche Leiter (Schulze) der bäuerlichen Gemeinde (und Beauftragte der Herrschaft) der mittelalterli­chen deut­schen Ostsiedlung von dem 12. bis zu dem 19. Jahrhundert. Der Erbschulze hat meist einen besonderen Erb­schulzenhof und oft auch weitere Vorrechte.

Lit.: Riedel, L., Über die Dorfschulzen, 1834; Schwineköper, B., Die mittelalterliche Dorfgemeinde in Elbostfalen, (in) Vorträge und Forschungen 8, 1964, Bd. 2 115

Erbteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1172 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1115 [CDRhMos. I 184] in 46 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anteil eines von mehreren Erben an dem Erbe, den sachlich bereits das römische Recht kennt.

Erbteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1334 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1334 (StendalUrt. 2] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufteilung eines Erbes unter mehreren Erben. Für sie kennt sachlich in einem Streitfall bereits das römische Recht Klagansprüche ([lat.] actio familiae erciscundae).

Lit.: Voltelini, H. v., Der Ältere teilt, der Jüngere wählt, ZRG GA 36 (1915), 478

Erbtochter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [1444 KärntLHdf. 21] in elf Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Tochter (evtl. auch eine weitere weibliche Verwandte) des letzten Mannes einer (adeligen) Familie. Über sie werden vielfach bedeutende Güter vererbt (beispielsweise Margarethe Maultasch 1363 in Tirol, Maria Theresia 1740 in Österreich).

Lit.: Hübner; Köbler, Historisches Lexikon; Wolf, A., Prinzipien der Thronfolge in Europa, (in) Vorträge und Forschungen, 1986

erbunfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 19. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unfähig zu erben

Erbunfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unfähigkeit, Erbe zu werden (beispielsweise in dem römischen Recht Perso­nenverbände, später Ordensangehörige mit Armutsgelübde).

Erbuntertan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 (Erbunterthan) und in DW2 1524– nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [Ulm/UrkSchwäbBund. II 281] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erblicher Untertan

erbuntertänig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Erbuntertänigkeit - nicht und in DW2 - ausgenommen Erbuntertan 1524 - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erblich untertänig

Erbuntertänigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – ausgenommen Erbuntertan 1524 - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1672 [Böhmen/DRWArch. und PreußLR. 1685 II 4,9 § 2] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem neuzeitlichen deutschen Recht (in Preußen) die in Abschwächung der Leibeigenschaft ent­stehende erbliche grundherrschaftliche Abhängigkeit (Un­frei­heit).

Lit.: Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004

erbunwürdig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu erben unwürdig

Erbunwürdigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Österreich 1786) ist die sachlich in dem spätrömischen Recht aus Einzelfällen (z. T. Tötung des Erblassers, Verhinderung, Unterdrückung oder Fälschung des Tes­taments) entwickelte Unwür­digkeit (lat. [F.] indignitas]), Erbe zu sein. Dem Erbunwürdigen wird das ererbte Gut von dem Staat zu Gunsten der Staatskasse (lat. [N.] aerarium, später [M.] fiscus) entzogen. Die Erbunwürdigkeit wird in dem neuzeitlichen Recht übernommen.

Lit.: Kaser § 71 V; Hempel, I., Erbunwürdigkeit, Diss. jur. Köln 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Nehmer, M., Erbunwürdigkeit und Elternunterhalt im internationalen Privatrecht, 2013; Krupa, M., Blutige Hand nimmt kein Erbe – Eine rechtshistorische und vergleichende Studie zum Rezeptionsweg der römischen indignitas in den französischen, österreichischen und deutschen Privatrechtskodifikationen, 2019

Erbverbrüderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 [Schilling, M., Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit 92] in 7 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Erbvertrag

Lit.: Loening, R., Erbverbrüderungen, 1867

Erbvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1535 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1535 [BrschwBericht I 191] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vertrag zwischen min­destens zwei Menschen, in dem mindestens einer der Vertragsschließenden (Erblasser) vertrags­mäßige Verfügungen von Todes wegen (beispielsweise Erbeinsetzung, Vermächtnis, Auflage) trifft. Der Erbvertrag ist in dem römischen Recht (als sittenwidrig) unzulässig (D. 45, 1, 61), den griechischen Rechten dagegen geläufig und deswegen in der oströmischen Rechtswirk­lichkeit in Gegensatz zu dem gesetz­lichen Verbot verbreitet. Das Frühmittelalter kennt mit der fränkischen →Affatomie und dem langobardischen Speer­gedinge die Möglichkeit, den Nachlass einem nicht verwandten Menschen durch Rechts­geschäft zukommen zu lassen. Etwas später gewinnt die Gabe nach dem Tod (lat. donatio [F.] post obitum) an Bedeutung, für die es streitig ist, ob sie schon Erbvertrag ist. Hierher gehört dann insbesondere die seit dem 14. Jahrhundert vor­dringende Erbverbrüderung (adeliger Familien) zwecks Gestaltung der künftigen Güter­zuordnung (beispielsweise 1373/1457 Braun­schweig, Sachsen, Hessen, 1442 Branden­burg, Mecklenburg, 1537 Liegnitz). In der frühen Neuzeit werden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts von dem (lat. [M.]) →usus modernus pandectarum bestimmte Arten von erwerbenden Erbverträ­gen auf deutschrechtlicher Grundlage bejaht. Eine allgemeine Anerkennung erfolgt in dem Naturrechtszeitalter bei Leyser (1683-1752), Böhmer (1674-1749) und Heineccius (1681-1741). Die Gesetzbücher seit dem 18. Jahrhundert lassen den Erbvertrag zu (Codex Maximilianeus Bavaricus civilis 1756 III, 11, § 1, Allgemeines Landrecht Preußens 1794 I 12 §§ 617ff.), wobei ihn das österreichische Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811/­1812) auf Ehegatten und drei Viertel des Nachlasses beschränkt. Eine strenge wissenschaftliche Ausformung des Erbvertrags erfolgt durch Hasse 1828.

Lit.: Kaser § 65; Hübner 788; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 38, 123, 162, 211; Hasse, J., Ueber Erbvertrag, (in) Rhein. Museum für Jurisprudenz 2 (1828), Heft 2; Beseler, G., Die Lehre von den Erbverträgen, Bd. 1ff. 1835ff.; Hartmann, G., Zur Lehre von den Erbverträgen, 1860; Loening, R., Erbverbrüderungen, 1867; Kugelmann, G., Gemein­rechtliche Begründung des partikulären Erbvertrags, 1875; Vismara, G., Storia dei patti successori, Bd. 1f. 1941; Vismara, G., I patti successori nella dottrina di Bartolo, (in) Bartolo di Sassoferrato, Bd. 2 1962, 755; Battes, R., Gemeinschaftliches Testament und Ehegattenerbrecht, 1974; Wesener, G., Zur Lehre vom Erbvertrag, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 607; Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537, 1988; Kuttig, W., Der brandenburgisch-schlesische Erbverbrüderungsvertrag, 1988; Weimar, P., Erbvertrag und gute Sitten, (in) Misc. D. Maffei, Bd. 4 1995, 231; Christiansen, T., Die erbvertragliche Bindungswirkung in der Rechtsprechung des 20. Jahrhunderts, 2004; Hartmann, P., Das Recht der vertraglichen Erbfolgeregelung in der neueren deutschen Privatrechtsgeschichte, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Müller, M., Besiegelte Freundschaft - Die brandenburgischen Erbei­nungen, 2010; Hirsch, E., Generationsübergreifende Verträge reichsfürstlicher Dynastien vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 2013 (elf Erbverbrüderungen, neun Erbbündnisse, 3 erbliche Verfahren zur Austragung von Streitigkeiten); Ulrich, J., Der Erbvertrag als Problem von Rechtswissenschaft, 2017

Erbverzicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1602 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1602 [CDSiles. 27 S. 246, 1696 ZSchweizR.2 29 1910 277] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Verzicht auf das Erbe. Er ist in dem römischen Recht ausgeschlossen. Später wird er zugelassen.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1270 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [ZHambG. 7 1883 431] in 27 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erbliche Zinsverpflichtung, vielfach aus Erbleihe, von dem Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert

Lit.: Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich im Mittelalter, 1906; Dannhorn, W., Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe, 2003

Ercto non cito (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die altrömische Erbengemeinschaft (lat. [N.] consortium).

Lit.: Kaser §§ 66 I 2

Erde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [HMS. II 136] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Heimat aller bisher dem Menschen bekannten Lebewesen) ist der dichteste, fünftgrößte und der Sonne drittnächst stehende Planet des Sonnensystems mit einem Durchmesser von mehr als 12700 Kilometern, einem Umfang von rund 40000 Kilometern, einer Masse von 5,974. 10 hoch 24 Kilogramm und einer siderischen Umlaufzeit von 365,256 Tagen um die Sonne sowie einem Alter von etwa 4,7 Milliarden Jahren (mit durchschnittlich 35 Kilometer dicker Erdkruste und einer beschränkten umgebenden Atmosphäre aus Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Kohlenstoffdioxid und Neon). Geologisch gegliedert ist die Geschichte der Erde in Hadaikum (Erdentstehung vor schätzungsweise 4,7 Milliarden Jahren, Uratmosphäre vor allem aus Kohlendioxid und Wasser), Archaikum (Kontinente, Einzeller ohne Zellkern bzw. Bakterien und Archaeen, vor 2,5 Milliarden Jahren Sauerstoff), Proterozoikum (komplexe Einzeller mit Organellen, Ozon, Vielzeller, Urkontinent Rodinia, vor 541 Millionen Jahren immer mehr vielzellige Tiere, in dem Kambrium kleine hartschalige Fossilien, in dem Silur Riffgemeinschaften und älteste Überreste von Landpflanzen, in dem Devon erste Amphibien, vor 66 Millionen Jahren heutige Kontinente, Alpen, Himalaya, viele Säugetiere, vor 2,5 Millionen Jahren starke Vergletscherung, vor 11700 Jahren Holozän). Die ungefähre Kugelgestalt der Erde ist bereits dem Griechen Eratosthenes (276-194 v. Chr.) auf Grund des scheinbaren allmählichen Untersinkens eines Schiffes auf dem Meer bei seiner Fahrt von dem Hafen zu dem Horizont infolge der Erdkrümmung bekannt. Der erste Himmelsglobus ist wohl für Archimedes (287-218 v. Chr. belegt, der erste Erdglobus wahrscheinlich bei den Arabern (813-833), der erste belegte Erdglobus der Neuzeit 1477 bei Donnus Nicolaus Germanus für Papst Sixtus IV. Vergleichbare Planeten müssten stark genug sein, um bewohnbare Bedingungen zu fördern, aber gleichzeitig nicht so aktiv, dass alles Leben zerstört wird.

Lit.: Frisch, W. u. a., Plattentektonik, 1986, 4. A. 2011, 6. A. 2021; Rothe, P., Die Erde, 2015; Park, G., Die Geologie Europas, 2015, 2. A. 2018, 3. A. 2021; Hofbauer, G., Vulkane in Deutschland, 2016, Neuausgabe 2021; Kremer, B., Die Wiese, 2016; Henze, D., Deutschlands Anteil an der geographischen Erforschung der außereuropäischen Erdteile im 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 2016f.; Wilson, E., Die Hälfte der Erde, 2016 (will zwecks Verstetigung der Artenvielfalt statt auf dem Papier 17 Prozent in der Wirklichkeit vage 50 Prozent der Erdoberfläche als Schutzgebiete); Borsch, J., Erschütterte Welt, 2018; Pigafetta, A., Die erste Reise um die Welt – An Bord mit Magellan, 2020; Walter, J., Erdbeben im antiken Mittelmeerraum und im frühen China, 2019; Headrick, D., Macht euch die Erde untertan – Die Umweltgeschichte des Anthropozäns, 2021

erfinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 92] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auffinden, entdecken

Erfinder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1290 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1528 [ZeigerLRb. 360 Lehnübersetzung von inventarium] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb erfinden 867) Erfindender, Entdeckender, Entdecker

Erfindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1282 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Tomaschek, Wien II Nr. 109] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erfinden 867, Maskulinum Erfinder um 1290) ist die erstmalige Her­stellung eines neuen Werkes oder einer sonstigen von Menschen bewirkten Gegebenheit. In Altertum und Mittelalter erfährt die Erfindung (beispielsweise der Sprache, des Kleides, des Hauses, des Pfluges, des Rades, des Tisches, des Stuhles, des Topfes, des Messers, des Tellers, des Löffels, des Bogens, des Schwertes, der Beheizung, der Beleuchtung, der Entwässerung, der Bewässerung  oder der Schrift) keinen rechtlichen Schutz, sondern darf von jedermann nachgebaut oder verwendet werden. Erst mit der (übernehmenden) Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in Mitteleuropa durch Johannes Guten­berg (Mainz um 1450) entwickelt sich allgemeiner der vor allem von Verwertern wie beispielsweis Verlegern aus eigenem wirtschaftlichem Interesse vorangetriebene Schutz der Erfindung (beispielsweise durch Privilegien gegen den unerlaubten Nach­druck von Büchern). Hieraus entstehen in dem 19. Jahrhundert Urheberrecht, Patentrecht und weitere Erfinderrechte.

Lit.: Zycha, A., Beitrag zur Frühgeschichte des deutschen Erfinderrechts, ZRG GA 59 (1939), 208; Zycha, A., Zur älteren Geschichte und vergleichsweisen Bedeutung des niederländischen Erfindungsschutzes, ZRG GA 62 (1942), 294; Kurz, P., Weltgeschichte des Erfindungsschutzes, 2000; Vogel, F., Urheber- und Erfinderrechte im Rechtsverkehr, 2004; Schmidt, A., Erfinderprinzip und Erfinder­persönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Flechsig, A., Frühneuzeitlicher Erfindungsschutz, 2013; Übler, R., Die Schutzwürdigkeit von Erfindungen. Fortschritt und Erfindungshöhe in der Geschichte des Patent- und Gebrauchsmusterrechts, 2014

Erfolg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1521 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [SchweizId. I 811, Schmeller2 I 714 1616] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb erfolgen um 1170) (erfreuliches) Ergebnis

erfolgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erfolg ab 1521) durch Erfolg erreichen, durch Handeln geschehen

Erfolgshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das bei dem bloßen Verursachen eines Erfolgs ohne Rücksicht auf die Vorwerfbarkeit eines Verhaltens eintretende Einstehenmüssn (eines Menschen) (wie sie in dem spätmittelalterlichen Rechtssprichwort → „Die Tat tötet den Mann“ zu einem Ausdruck gebracht wird). In einem weiteren Sinn wird darunter auch die Strafbarkeit wegen eines bloßen verursachten Erfolgs verstanden. Erfolgshaftung in diesem Sinn ist für die Frühzeit in weitem Umfang wahr­scheinlich, weil (wie bei der Rache) ein Anknüpfen an dem verur­sachten sichtbaren Erfolg geringere Schwierigkeiten bereitet als die Prüfung eines inneren unsichtbaren Gedankenvorgangs oder Entscheidungsablaufs und die Erfahrung zudem zeigt, dass bestimmte äußere Ergebnisse typischerweise bestimmten inneren Ziel­setzungen entsprechen. Abwei­chend hiervon unterscheidet bereits das altrömische Recht (→Zwölftafelgesetz [451/450 v. Chr.] 8, 24a) zwischen gewolltem Erfolg und nicht gewolltem Erfolg. Hieraus entwickelt sich die grundsätzliche Be­schränkung auf die Haftung für ein verschuldetes Verhalten. Allerdings ist auch eine Haftung für das Verschulden eines Gehilfen (bei Werkvertrag) oder aus deliktischem Verhalten eines Gewalt­unterworfenen (→Noxalhaftung) aner­kannt. Dieser Entwicklung entspricht es, dass das germanische Recht wohl zwar an dem äußeren Erfolg anknüpft, darin aber typisierend zugleich den schädigenden Willen erfassen will. Das frühmittelalterliche Recht unterscheidet zwi­schen vorsätzlicher Tat und so genanntem Ungefährwerk. Demgegenüber bedrohen hochmittelalterliche Strafrechtsquellen des öfteren Fälle von Ungefährwerk (ungewollte Tötung und Körperverletzung) mit peinlichen Strafen. Demnach entwickelt sich ein ausgeprägtes Schuldstrafrecht erst in der Neuzeit. In dem Privatrecht setzt sich zu Gunsten des handelnden Unternehmers und zu Lasten Betroffener das Verschuldensprinzip unter dem Einfluss des Liberalismus in dem 19. Jahrhundert (→Ihering) durch. Gleichzeitig gewinnt aber gerade in und seit dieser Zeit die (von dem Verschulden gelöste) →Gefähr­dungshaftung (Eisenbahn, Kraftfahrzug, Flugzeug und so weiter) erheblich an Bedeutung.

Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 71, 128; Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechts, 1894, 487; Kaufmann, E., Die Erfolgshaftung, 1958; Mikat, P., Erfolgshaftung und Schuldgedanke im Strafrecht der Angelsachsen, (in) FS H. Weber, 1963, 9; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995) 1ff.; Schildt, B., Die Tat tötet den Mann, ZRG GA 114 (1997), 380ff; Stübinger, S., Schuld, Strafrecht und Geschichte, 2000; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, Habilitationsschrift 2003 (ungedruckt); Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Maihold, H., Strafe für fremde Schuld, 2005; Der Strafgedanke, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007

erfüllen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [Böhmer-Ficker 269 o. J. MSD. 276] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erfüllung 1190) füllen, leisten

Erfüllung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1190 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [WienSchottenUB. 173] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Erfüllungsinteresse 1879, Erfüllungsort 1828, Verb erfüllen 867) ist das (Verwirklichen oder Einhalten einer Verpflichtung beziehungsweise) Bewirken der geschul­deten Leistung durch den Schuldner. Die Erfüllung ist in dem römischen Recht als (lat. [F.]) →solutio bekannt. Mit der vollständign Erfüllung wird der Schuldner von seiner Verpflichtung frei.

Lit.: Kaser § 53 I; Köbler, DRG 215; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 46; Heymann, E., Das Verschulden beim Erfüllungsverzug, 1913; Wieacker, F., Lex commissoria, 1932; Harder, M., Die Leistung an Erfüllungs Statt, 1976; Seong, S., Der Begriff der nicht gehörigen Erfüllung, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Platschek, J., Das Edikt de pecunia constituta. Die römische Erfüllungszusage, 2013

Erfüllungsgehilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1936 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch oder die Person, die mit Wissen und Wollen des Schuldners tatsächlich in dessen Pflichtenkreis tätig wird. Der Erfüllungsgehilfe wird als solcher besonders in dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) des (zweiten) Deutschen Reiches erfasst. Nach § 278 BGB haftet der Schuldner für Verschulden seiner Erfüllungsgehilfen und gesetzlichen Vertreter ohne eigenes Verschul­den.

Lit.: Köbler, DRG 214

Erfüllungsinteresse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1879) Interesse des Gläubigers an der Erfüllung durch den Schuldner

Erfüllungsort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1828 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ort der Erfüllung der Schuld durch den Schuldner

Erfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Gera (742 Erphesfurt), das in dem 8. Jahrhundert durch Bonifatius kurzzeitig Bischofssitz ist und zu unbekannter Zeit (an dem Ende des 10. Jahrhunderts) von dem König an den Erzbischof von Mainz gelangt, ist von (1378/1389/) 1392 bis 1816 Sitz einer Universität. 1802/1814 fällt es an Preußen. 1850 berät in Erfurt ein Deutsches Parlament erfolglos über einen Bundesstaat „Deutsches Reich“. Eine von Preußen mit Sachsen und Hannover gegen Österreich gerichtetete Erfur­ter Union scheitert an dem Widerstand Österreichs und einiger Mittelstaaten (Olmützer Punk­tation). 1991 wird Erfurt Hauptstadt Thüringens. 1994 wird die Universität wiederbegründet. →Johannes von Erfurt

Lit.: Reuleaux, C., Das Erfurter Parlament, Diss. jur. Mainz 1953; Schubert, W., Die für das Reichsgericht der Erfurter Union bestimmten Organisations- und Verfahrensgesetze von 1849/50, ZRG GA 101 (1984), 169; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, 1989; Erfurt 742-1992, hg. v. Weiß, U., 1992; Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Moraw, P., Die ältere Universität Erfurt, (in) Erfurt. Geschichte und Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995, 189; Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850, hg. v. Mai, G., 2000; Lengemann, J., Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850, 2000; Große Denker Erfurts und der Erfurter Universität, hg. v. Pfordten, D. v. d., 2002; Gramsch, R., Erfurter Juristen im Spätmittelalter, 2003; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 169; Die Sitzungsprotokolle der Artistenfakultät der Universität Erfurt 1410-1521, hg. v. Stewing, F., 2019

ergänzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1370 bezeugt – in EDEL ohne Jahresangabe - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1567 [WürtLändlRQ. I 203] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ganz machen

Ergänzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [Kurz, Rud. 376] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb ergänzen um 1370) ist das Hinzufügen in Richtung auf eine Ganzheit oder Voll­ständigkeit.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deut­schen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

erholen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) heranholen, gesunden

Erholung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1251 bezeugt - nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1249 [CDMorav. VII nr. 87] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb erholen 867) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Rücknahme einer von einem →Fürsprecher durchgeführten fehlerhaften Rechtshandlung durch die Partei (→Sachsenspiegel Landrecht I 60 § 1). Sie ist möglicherweise vor 1200 gegen die vielleicht mögliche und vielfach angenommene Formenstrenge des Verfahrensrechts (auch in einfachen bäuerlichen Verhältnissen?) und zu der inhaltlichen Verbesserung nachteiliger Äußerungen (möglicherweise von der Kirche?) entwickelt und ver­schwindet in dem Spätmittelalter.

Lit.: Siegel, H., Die Erholung und Wandelung, 1863; Oestmann, P., Erholung am Ingelheimer Oberhof, (in) Symbolische Kommunikation vor Gericht, 2006, 29ff.

erkennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Schreiber, UB. I 74] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sehen, verstehen

Erkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1340 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (F.) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. oder N., Verb erkennen 796) Einsicht, Urteil

Erkenntnisverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das mit einer Entscheidung über einen Rechtsstreit endende Verfahren. Ihm kann ein Vorverfahren vorangehen und ein Vollstreckungsverfahren folgen. Es bildet seit den Anfängen des Verfahrensrechts dessen Kern.

Lit.: Köbler, DRG 19, 202

erklären (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1289 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [CDSiles. VIII 11] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) klar machen, erläutern, äußern, mitteilen

Erklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1474 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482 [FürstenbUB. VII 161] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb erklären 13. Jahrhundert) Erläuterung, Äußerung, Mitteilung

erlangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1062 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 176] in 65 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erreichen, bekommen

Erlangen (1002 ersterwähnt, 1398 Stadtrecht) an der Regnitz wird an dem 4. 11. 1743 (in der Markgrafschaft Bayreuth) Sitz einer der Aufklärung verpflichteten Universität (1792 Preußen, 1810 Bayern, zwischen 1743 und 1885 332 juristische Promotionseinträge), die 1961 mit einer Wirtschaftshochschule in Nürnberg (1919) verschmolzen wird.

Lit.: Kolde, T., Die Universität Erlangen, 1910; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, 1951, 2. A. 1962; Köbler, G., Erlanger juristische Vorlesungen, (in) Jb. f. fränk. Landesforschung 27 (1967), 241; Franze, M., Die Erlanger Studentenschaft 1918-1945, 1972; Beyer, A., Die Verfassungsentwicklung der Universität Erlangen, 1992; Wendehorst, A., Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg 1743-1993, 1993; Wittern, R., Die Professoren und Dozenten, Bd. 1f. 1993ff.; Willett, O., Sozialgeschichte Erlanger Professoren, 2001; Schieber, M., Erlangen, 2002; Wachter, C./Hoffmann-Randall, C., Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2004; Verzeichnis der Erlanger Promotionen 1743-1885, unter der Leitung v. Pohl, R., 2009; Kudlich, B., Juraprofessoren an der Universität Erlangen in den Jahren 1933-1945, 2015

Erlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1654 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1744 [SiebbLRKomm. 412] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Verwaltungsrecht eine innerdienstliche allgemeine Anweisung und in dem Schuldrecht ein Schuldaufhebungsvertrag zwischen Gläubiger und Schuldner. Der privatrechtliche Erlass ist bereits dem klassischen römischen Recht geläufig (lat. →solutio [F.] per aes et libram nummo uno, acceptilatio, ähnlich pactum de non petendo). Über die Aufnahme des römischen Rechtes findet er in das moderne Privatrecht Eingang.

Lit.: Kaser §§ 52, 52; Köbler, DRG 43, 215; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

erlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) loslassen, befreien, entbinden

erlauben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 92, 232] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gestatten, zulassen

Erlaubnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1303 bezeugt - um 1400 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [GrW. I 168] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb erlauben 796, nach 765?) ist in dem Verwaltungsrecht die Erklärung einer Behörde, dass sie ein bestimmtes Verhalten zulässt. Sie entsteht in dem Sinne von Regel und Ausnahme mit der Entwicklung obrigkeitlicher Verbote.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Becker, K., Die behördliche Erlaubnis, Diss. jur. Marburg 1970

Erler, Adalbert (Kiel 1. 1. 1904-Frankfurt am Main 19. 4. 1992), Admiralssohn, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und Berlin (Hans Fehr, Ulrich Stutz, Promotion Greifswald 1929) während einer Tätigkeit als Finanzbeamter in Frankfurt am Main (betreut durch Rudolf Ruth) 1939 habilitiert. Über Straßburg (1941) und Mainz (1946) wird er 1950 nach Frankfurt am Main berufen. Dort ediert er die Urteile des Ingelheimer Ober­hofes und begründet auf Anregung Wolfgang Stammlers das Hand­wörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. S. Google

Lit.: Rechtsgeschichte als Kulturgeschichte, hg. v. Becker, H. u. a., 1976, Recht, Gericht, Genossen­schaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Dilcher, G., Nachruf, ZRG GA 110 (1993), 680ff.; In memoriam Adalbert Erler, hg. v. Hennle, K. u. a., 1994

ermächtigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1684 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1420 [BremUB. V 151, 1750 Haltaus 401] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Macht erteilen, mit Befugnis ausstatten

Ermächtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1822 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1752 [DWB. III 909, 1752 Haltaus 401] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erteilung einer Macht zu einem Verhalten (für einen ande­ren).

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ermächtigungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und im DW2 1931 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1914) ist das Gesetz, das ein Verfassungsorgan zu einem bislang nicht zulässigen Verhalten ermächtigt. Beispiels­weise erlaubt es das deutsche Ermächtigungsgesetz von dem 4. 8. 1914 dem Bundesrat des Deutschen Reiches, (rund 1000) Notver­ordnungen zu erlassen. Zwischen 1919 und 1923 werden wegen der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage 7 Ermächtigungsgesetze (1919-1921 viermal Gesetzgebungsgewalt auf die Reichs­regierung übertragen) verabschiedet. Zwi­schen 1923 und 1932 wird stattdessen das Notverordnungsrecht des Reichsprä­sidenten verwendet. An dem 23. 3. 1933 (Beschluss) beziehungsweise 24. 3. 1933 (Verkündung und Inkrafttreten) wird das (mit notwendiger Zweidrittelmehr­heit von dem Reichstag be­schlossene) Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich erlassen bzw. verkündet, durch das der Reichstag seine Gesetzgebungsgewalt auf die Reichsre­gierung überträgt und diese damit zu der Gesetzgebung ermächtigt. 1937, 1939 und 1943 (durch Erlass des Führers) wird die Geltungsdauer verlängert. Die auf seiner Grundlage erlassenen Gesetze sind wirksam. Durch das Kontrollratsgesetz Nr. 1 wird dieses Ermächtigungsgesetz aufgehoben. In Österreich erlässt der Kaiser 1914 gemäß § 14 des Staatsgrundgesetzes über die Reichs­vertretung eine Notver­ordnung, die zu notwendigen Verfügungen auf wirtschaft­lichem Gebiet und zu der Ver­sorgung der Bevölkerung ermächtigt und 1917 durch Beschluss der Reichsregierung zu dem kriegs­wirtschftlichen Ermächtigungsge­setz wird. Nach Ausschaltung des Ver­fassungs­gerichtshofs durch Regierungs­ver­ordnung von dem 23. Mai 1933 wird an dem 30. 4. 1934 das bis 1938 geltende Bundesverfas­sungs­gesetz über außerordent­liche Maß­nahmen in dem Bereich der Verfassung beschlossen, das Nationalrat und Bundesrat auflöst, ihre Befugnisse auf die Bundesregierung überträgt und das Erfordernis einer Volksab­stimmung bei einer Gesamtänderung des Bundesver­fassungs­gesetzes aufhebt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 170, 230; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 14. A. 1933; Schneider, H., Das Ermächtigungsgesetz vom 24. 3. 1933, 1955, 2. A. 1961, Neudruck 1968; Das „Ermächtigungsgesetz“ vom 24. März 1933, hg. v. Morsey, R., 1968; Huemer, P., Sektionschef Robert Hecht, 1975; Frehse, M., Ermächtigungsgesetzgebung im Deutschen Reich, 1985; Biesemann, J., Das Ermächtigungsgesetz, 1985, 2. A. 1988; Eilers, S., Ermächtigungsgesetz und militärischer Ausnahmezustand, Diss. jur. Köln 1988; Morsey, R., Das Ermächtigungsgesetz, 1992; Schnur, R., Die Ermächtigungsgesetze von Berlin 1933 und Vichy 1940, 1993; Mommsen, H., Entstehung und Bedeutung des Ermächtigungsgesetzes, 2003; Das Ermächtigungsgesetz, eingel. v. Laufs, A., 2003; Bickenbach, C., Vor 75 Jahren - Die Entmächtigung, (in) JuS 2008, 199; Das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933, hg. v. Morsey, R., 2010; Rieker, S., Das Ermächtigungsgesetz vom 24. 03. 1933 und die Konsequenzen des Grundgesetzes, 2013

ermessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1492 [Ulm/UrkSchwäbBund. I 142] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., substantiviertes Neutrum Ermesen um 1160) ausmessen, erfassen, beurteilen

Ermessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1522 [MittOsterland 6 1863/1866 68] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb ermessen vor 1022) ist der an der Vernünftigkeit des Ergebnisses ausgerichtete Maßstab für ein Verwaltungshandeln. Die dabei anfangs bestehende Entscheidungsfreiheit wird in dem Laufe des (19. und) 20. Jahrhunderts zunehmend verrechtlicht.

Lit.: Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.; Held-Daab, U., Das freie Ermessen, 1996

Ermessenspielraum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Spielaum für Entscheidung bei Ermessen

Ermessensstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) nach Ermessen bestimmte Strafe →poena (F.) arbitraria (lat.)

ermitteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1810 bezeugt – 1810 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erforschen, untersuchen

Ermittelung, Ermittlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1902 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (Ermittlung) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb ermitteln 1810) ist die Nachforschung oder Untersuchung.

Ermittelungsverfahren, Ermittlungsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1909 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (Ermittlungsverfahren) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verfahren zu der Ermittelung eines Täters einer Straftat. Es entwickelt sich seit dem Hochmittelalter. Seit dem 19. Jahrhundert wird es verrechtlicht.

Lit.: Roth, A., Kriminalitätsbekämpfung in deutschen Großstädten 1850-1914, 1996; Weinke, A., Eine Gesellschaft ermittelt gegen sich selbst – Die Geschichte der Zentralen Stelle Ludwigsburg 1958-2008, 2008, 2. A. 2009; Samel, E., Historische Entwicklung des Ermittlungsverfahrens als Vorverfahren innerhalb des Strafprozesses, 2012

Ermland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist als Fürstbistum die weltliche Landesherrschaft des 1243 bei der Eroberung Preußens durch den Deutschen Orden von dem Legaten Wilhelm von Modena gegründeten Bistums Ermland, das 1466 an Polen und 1722 an Preußen gelangt.

Lit.: Perk, H., Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums Ermland, 1931; Thimm, W., Die Ordnungen der ermländischen Kapitelsburgen, (in) Zs. f. d. Gesch. und Altertumskunde Ermlands 33 (1969), 53

Ernestiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google ab der Leipziger Teilung des Hauses Wettin 1485 gebildet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv ernst 12. Jh., ernsthaft 9. Jahrhundert, Maskulinum Ernst Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente]) →Wettin (bzw. Wettiner)

erpressen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1595 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1707 [SudetenHGO. Art. 19 § 36] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erpressung 1641) auspressen

Erpresser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1691 bezeugt - Ende 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb erpressen 1595, Erpressung 1641) Erpressender

Erpressung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1641 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1724 [CAustr. IV 176] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erpressen 1595, Maskulinum Erpresser 1691) ist die Beschädigung des Vermögens eines anderen durch Nötigung dieser oder einer anderen Person in der Absicht, sich oder einen anderen zu bereichern. Dem entspricht in dem klassischen römischen Recht die (lat. [F.]) →concussio. In der Neuzeit erscheint die Erpressung als Straftatbestand in dem 18. Jahrhundert

Lit.: Köbler, DRG 35; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

errāre, lat., V., irren, in der Irre umherlaufen, umherlaufen, umherirren, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ers-, *r̥s-, *r̥sen, V., Adj., fließen, einsetzen, männlich

erringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482 [ZGO.2 3 1888 141 Oberrhein] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., Femininum Errungenschaft 1582) erkämpfen, gewinnen

error (1), lat., M., nhd. Irren, Umherirren, Umherstreifen, Irrfahrt, Schwanken, Ungewissheit, Fehlschluss, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. errāre

Error (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der Irrtum. Er wird zunächst bei den Konsensualkontrakten (beispielsweise Kauf) dann berücksichtigt, wenn er einen Konsens verhindert. Dies kann sich auf den Gegenstand (lat. [N.] corpus), den Preis, den Geschäftstyp oder (str.) eine wesentliche Eigenschaft (lat. [F.] substantia) beziehen, nicht dagegen auf die bloße Bezeichnung (lat. [N.] nomen).

Lit.: Kaser § 8 II; Köbler, DRG 43; Error iudicis. Juristische Wahrheit und justizieller Irrtum, hg. v. Gouron, A. u. a., 1998; Lotmar, P., Das römische Recht vom error, hg.v. Fargnoli, I, 2019

Errungenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1582 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Blumenegg S. 119] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erringen vor 1022) ist der durch Tätigwerden erlangte Wert.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Errungenschaftsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen in Wortarchiv 19. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [BadLR. 1809 Satz 1504a, 1521a] in 2 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1809 Badisches Landrecht) ist die Gütergemeinschaft zweier Ehegatten an den während der Ehe erworbenen Gütern (Gesamtgut in Gegensatz zu dem Sondergut jedes Ehegatten). Die Errungenschaftsgemeinschaft erscheint in dem Frühmittelalter bei Franken und westfälischen Sachsen. Danach verbreitet sie sich besonders in Süddeutschland und bildet um 1900 für rund 10 Millionen Deutsche den Regel­güterstand. Bei dem Tode eines Ehegatten erwirbt der überlebende Ehegatte in beerbter Ehe das Sondergut des Verstorbenen, während bei unbeerbter Ehe das Sondergut des Verstorbenen an die Herkunftsseite zurück­fällt und das Gesamtgut zwischen dem überlebenden Ehegatten und den Erben des verstorbenen Ehegatten meist hälftig geteilt wird. Die noch in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) beibehaltene Errungenschaftsgemeinschaft wird 1957 beseitigt. In Frankreich gilt die Errungenschaftsgemeinschaft in Form der Fahrnisgemeinschaft.

Lit.: Hübner 667; Köbler, DRG 88, 210; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1f. 1863ff.; Hradil, P., Über eheliche Errungenschaftsgemeinschaft, ZRG GA 36 (1915), 459

Ersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1491 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1730 [Leu, EidgR. III 3] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Ersatzanspruch 1854, Verb ersetzen um 830) ist das an die Stelle etwas anderen Gesetzte oder Tretende.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ersatzanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Anspruch auf Ersatz

Ersatzerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Erblasser für den Fall des Wegfalls des Erben vor oder nach Eintritt des Erbfalls eingesetzte Erbe. Die Einsetzung eines Ersatzerben (lat. [F.] substitutio) in dem Testament ist bereits in dem klassischen römischen Recht möglich und wird von dort mit der Aufnahme des römischen Rechtes übernommen.

Lit.: Kaser § 68 II, V; Söllner § 11; Köbler, DRG 38; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985ff.

ersetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [ZürichUB. VII 192] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) an die Stelle setzen, erneuern

ersitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1383 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 49 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Femininum Ersitzung ab 1520) durch Sitzen oder Besitz erlangen

Ersitzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1520 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [FreiburgStR. I 13, 11] in 11 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ersitzen 1383 bzw. 1358) ist der Erwerb des Eigentums durch Zeitablauf. Bereits in dem altrömischen Recht kann der Gewaltinhaber tatsächlich über eine Sache seine Berechtigung auf Gebrauch­nahme (lat. [F.] usucapio) stützen, womit die Berufung auf einen Vormann (in dem Recht an der Sache) überflüssig wird. Damit ist jeder, der ein Grundstück 2 Jahre oder eine andere Sache 1 Jahr unangefochten gebraucht hat, gegen jedermann geschützt, sofern es sich nicht um eine gestohlene, geraubte oder von Unmün­digen und Frauen ohne Mitwirkung des Vormunds veräußerte handgreifbare Sache handelt. Später muss der Eigenbesitz, der ein fremdes Besitzrecht ausschließen will, einen rechtsgültigen Erwerbsgrund haben und der Eigenbesitzer in dem Augenblick der Besitzerlangung gutgläubig sein (vgl. D. 41, 3, 1). Mit Ablauf der Ersitzungsfrist erwirbt der Ersitzungsbesitzer ziviles Eigentum. In dem deutschen Recht hat die →Ver­schweigung (in einer Frist von Jahr und Tag) eine vergleichbare Wirkung. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird die Ersitzung in der Form übernommen, wie sie sie unter Justinian durch Verbindung von (lat. [F.]) usucapio mit (lat.) longi temporis praescriptio (F.) (Ablauf langer Zeit) gefunden hat. Danach muss eine ersitzbare bewegliche Sache 3 Jahre (usucapio), ein ersitzbares Grundstück bei Anwesenheit in der gleichen Provinz 10 bzw. bei Abwesenheit 20 Jahre (longi temporis praescriptio) gutgläubig auf Grund eines rechtsgültigen Erwerbsgrunds oder wenigstens 30 Jahre (longissimi temporis praescriptio) gutgläubig besessen worden sein. Nach kanonischem Recht muss seit Papst Innozenz III. (1198-1216) (X 2, 26, 20) guter Glaube noch an dem Ende der Ersitzungsfrist vorliegen. Vielfach wird dabei die Ersitzung mit der Verjährung in der (lat. [F.]) praescriptio zusammen­gefasst. Savigny trennt beides wieder. Die Ersitzung verliert wegen der Möglichkeit des gutgläubigen Erwerbs und wegen der Einrichtung des Grundbuchs an tatsächlicher Bedeutung. Nach dem Bürger­lichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) erfordert die Ersitzung bei beweglichen Sachen 10 Jahre gutgläubigen Eigenbesitz (§ 937 BGB, Österreich 1452 ABGB, 3 bzw. 30 Jahre), bei Grund­stücken 30 Jahre Besitz und Eintragung in dem Grundbuch (§ 900 BGB Tabularersitzung). Eine Ersitzung gegen das Grundbuch (Kontra­tabularersitzung) ist ausgeschlossen. S. Google

Lit.: Kaser § 25; Söllner §§ 8, 9; Hübner 271, 468; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 25, 40, 61, 163; Immerwahr, W., Die Verschweigung im deutschen Recht, 1895; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Bauer, K., Ersitzung und Bereicherung im klassischen römischen Recht, 1988; Finkenauer, T., Eigentum und Zeitablauf, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erskine of Carnock, John (1695-1768), nach dem Studium in den Niederlanden 1719 Anwalt an dem Obergericht Schottlands und 1737 Professor für schottisches Recht in Edinburgh, veröffentlicht 1754 mit den systematisierenden (engl.) Principles of the Law of Scotland (Grundsätze des Rechtes Schottlands) das bis in das 20. Jahrhundert führende Lehrbuch des schottischen Rechtes. S. Google

Lit.: Walker, D., The Scottish Legal System, 3. A. 1969, 171; Walker, D., The Scottish Jurists, 1985, 202

Erstbitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen erste Bitte MGConst. VI 1 S. 714 1330 und MGConst. VIII 526 1348 - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google wohl nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erste Bitte

Erstbittrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. ius [N.] primariarum precum) ist sachlich das wohl nach dem Investiturstreit entstandene, 1191 erstmals belegte, seit 1437 allmählich an die Zustimmung des Papstes gebundene Recht des deutschen Königs (und dann auch der Landesherren) auf einen verbindlichen Besetzungsvorschlag für die erste nach seiner Krönung bzw. ihrem Herrschaftsantritt freigewordene Pfründe jedes Stiftes oder Klosters. Das Erstbittrecht ist von dem Panisbrief zu trennen.

Lit.: Bauer, H., Das Recht der ersten Bitte, 1919; Feine, H., Papst, Erste Bitten und Regierungsantritt des Kaisers, ZRG KA 51 (1931), 1; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 387

erste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab [1221-1224] in 56 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) früheste, vorderste

Erstgeburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1320 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweiter Hälfte 14. Jahrhundert [CTepl. Ep. a. d. Juden 12, 16] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erste Geburt, →Primogenitur

ertränken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1440 [SchlettstStR. 640] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ertrinken machen, durch gewaltsames Untertauchen in Wasser töten

Ertränken (N., Verb ertränken in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 867 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1440 [Schlettstadt], aber nicht in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die in dem gewaltsamen Untertauchen in dem Wasser bis zu dem Eintritt des Todes bestehende, von dem Altertum bis in das 18. Jahrhundert bekannte Form der Todesstrafe (ertränkt werden einerseits vor allem Frauen, andererseits die Täter von Diebstahl, Unter­schlagung, Notzucht, Doppelehe, Gottes­lästerung u. s. w.). Abgelehnt wird das später allgemein ausgeschlossene Ertränken von der Constitutio Criminalis Theresiana (Österreich 1768).

Lit.: Baltl/Kocher 127; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922

erwählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auswählen, wählen

Erwählter römischer Kaiser (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb erwählen 796, lat. electus Romanorum imperator [M.]) ist seit dem 4./8. 2. 1508 (dem Scheitern der angestrebten Krönung Maximilians I. als Kaiser folgend) der die Unabhängigkeit von der Krönung durch den Papst ausdrückende Titel des →Kaisers des Heiligen römischen Reiches.

Lit.: Rabe, H., Reich und Glaubensspaltung, 1989; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 24 III 1

Erwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1378 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1808 [Weber, Lehnr. II 27] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Neutrum Erwerbsgeschäft 1795, Maskulinum Erwerber 1587, Verb erwerben vor 1060) ist das durch Verhalten Erlangen und das durch Verhalten Erlangte.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Rieländer, F., Sachenrechtliche Erwerbsrechte, 2014

erwerben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1060 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 96] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Maskulinum Erwerber 1587) erlangen, gewinnen

Erwerber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Erwerbender

Erwerbsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1795) Geschäft des Erwerbs, einem Erwerb dienendes Geschäft

Erz… (Wort vor 1140 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommene und wie ein Präfix in Zusammensetzungen verwendete Partikel zu einer Bezeichnung eines Vorrangs wegen des Alters oder der Würde, Sb.) Ober…, Alt…

Erzamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1643 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., 14. Jahrhundert?, lat. [N.] archiofficium) ist sachlich die aus dem frühmittelalterlichen Hofamt der Stammesherzöge in dem Laufe des Mittelalters (Erzkanzler 10. Jahrhundert) entwickelte, 1356 den sieben Kurfürsten für die Kurländer zugeteilte und später zahlenmäßig noch erweiterte oberste Reichswürde (Erzkanzler für das Reich [Mainz], Erzkanzler für Italien [Köln], Erzkanzler für Burgund [Trier], Erztruchsess [Pfalzgraf bei Rhein, dann Bayern, dann Hannover], Erzmarschall [Sachsen], Erzkämmerer [Brandenburg], Erz[mund]schenk [Böhmen]).

Lit.: Buchner, M., Die Entstehung der Erzämter, 1911; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Wolf, A., Die Entstehung des Kurfürstenkollegs 1198-1298, 1998, 2. A. 2000; Erkens, F., Kurfürsten und Königswahl, 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter, hg. v. Moraw, P., 2002; Ertl, T., Alte Thesen und neue Theorien zur Entstehung des Kurfürstenkollegiums, (in) ZHF 30 (2003), 619ff.

Erzberger, Matthias (Buttenhausen/Württem­berg 20. 9. 1875-bei Bad Griesbach/Schwarz­wald 26. 8. 1921) wird 1903 für die (katholische) Zentrumspartei als jüngster Abgeordneter in den Reichstag gewählt und unterzeichnet als Staatssekretär der Regierung Prinz Max von Baden an dem 11. 11. 1918 den Waffenstillstand zu der Beendigung des Ersten Weltkriegs für das Deutsche Reich. Als Reichsfinanzminister (20. 6. 1919) setzt er eine umfassende Reichsfinanzreform durch, muss aber wegen nur teilweise entkräfteter Bereicherungsvorwürfe an dem 12. 3. 1920 zu­rücktreten. Bei einem Spaziergang wird er von Nationalisten erschossen. S. Google

Lit.: Epstein, K., Matthias Erzberger, 1962; Möller, A., Reichsfinanzminister Matthias Erzberger, 1971; Huber-Stentrup, E., Der Mord an Matthias Erzberger, (in) JuS 1981, 246ff.; Haehling von Lanzenauer, R., Der Mord an Matthias Erzberger, 2008; Dürr, B., Erzberger – Der gehasste Versöhner, 2021, Lindmeier-Jasch, I., Matthias Erzberger 1875-1921 – Aufstieg und Fall des Politikers aus Württemberg, 2021

Erzbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1140 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 179] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] archiepiscopus) ist in der katholischen Kirche (seit dem 3. Jahrhundert n. Chr.) (sowie in der anglikanischen, schwedischen und fin­nischen) Kirche der Titel des Leiters einer Kirchenprovinz (Erzbistum).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 109; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

Erzbistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1275 [ProsaKaiserchr. 146] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Erzdiözese, Kirchenprovinz

Erzherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1360 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Mohr, Cod. III 131] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt beziehungsweise Pfalzerzherzog 1360 und 1530 [WienRQ. 131 und Schrötter, ÖStaatsr. I 226] in 2 Stellen in älteren deutschen Rechtsquellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, M., lat. archidux, erstmals für den Erzbischof Kölns in der Mitte des 10. Jahrhunderts verwendet) ist die durch das wohl auf Betreiben des Habsburgers Rudolf des Stifters um 1358 gefälschte lat. →privilegium (N.) maius entwickelte, 1442 von Friedrich III. bestätigte und 1453 von den Kurfürsten gebilligte Titulatur des Herzogs von →Österreich (1804 Kaiser).

Lit.: Baltl/Kocher; Lhotsky, A., Privilegium maius, 1957

erziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1310 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [WerdenStR. 51] in 14 Stellen und in Google belegt, V.) ziehen, ausziehen, bilden

Erziehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [FRBern. V 265, 1327 FRBern. V 580] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erziehen 1310), Ziehung, Förderung, Bildung

Lit.: Schwanke, B., Die verfassungsrechtliche Entwick­lung der staatlichen Erziehungsrechte und der allgemei­nen Schulpflicht, 2010; Schreiber, H., Im Namen der Ordnung - Heimerziehung in Tirol, 2010; Marinello, R., Von der Arbeit zur Erziehung – Die Bedeutung der englischen Fabrikgesetzgebung für die Herausbildung der Jugend im 19. Jahrhundert, 2016; Levsen, S., Autorität und Demokratie – Eine Kulturgeschichte des Erziehungswandels, 2019

Erzkanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1262 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1326 [DortmUB. I 296] in 11 Stellen und in Google belegt, M.) ist der Inhaber der obersten, auf das Schreibwesen bezogenen Würde in dem Heiligen römischen Reich. Dies ist seit dem 9./10. Jahrhundert (für das Reich) der Erzbischof von Mainz (, für Italien seit 1031 der Erzbischof von Köln und für Burgund bzw. lat. [F.] Gallia seit 1308 der Erzbischof von Trier).

Lit.: Seeliger, G., Erzkanzler und Reichskanzler, 1889; Bärmann, J., Zur Entstehung des Mainzer Erzkanzleramtes, ZRG GA 75 (1958), 1; Der Mainzer Kurfürst als Reichserzkanzler, hg. v. Hartmann, P., 1997

Eschwege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Eckhardt, A., Eschweger Zunftverfassung und hessische Zunftpolitik, 1964; Eckhardt, K., Eschwege, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege in der Germar-Mark, 1970; Speitkamp, W., Eschwege – Eine Stadt und der Nationalsozialismus, 2015; Eschwege-Lexikon, hg. v. Fritsche, H. u. a., 2015, 2. unv. A. 2015

Esel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [ab 1454] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist ein zu der Gattung der Pferde gehörendes, als Haustier seit dem Altertum genutztes Huftier, das von Menschen als dumm und störrisch eingestuft und als Versuch der Beleidigung eines anderen Menschen verwendet wird. S. Google

Eselreiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch- - ausgenommen Eselreiter – nicht und in DW2 1718 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Horn, SoldatSpr. 123 und Schmeller1 I 159] in 2 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die aus Ostrom über Italien in das Heilige römische Reich kommende, für die Neuzeit bezeugte, teils (für Frauen) auf einem lebenden Esel, teils (für Soldaten) auf einem hölzernen Gestell mit scharfer Oberkante ausgeführte →Ehrenstrafe. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 2, 318; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Künßberg, R., Rechtliche Volkskunde, 1936; Lentz, M., Konflikt, Ehre und Ordnung, 2004

Esmein, Adhémar (Touvérac 1. 2. 1848-Paris 22. 7. 1913) wird nach dem Rechtsstudium in Paris und Lehrtätigkeiten in Douai und Paris 1890 Professor für Rechtsgeschichte Frank­reichs (1892 Cours élémentaire d’histoire du droit français, daneben weitere Grundrisse und Einzelarbeiten). S. Google

Lit.: Weiss, A., Notice sur la vie et les travaux de Adhémar Esmein, (in) Séances et travaux de l’Académie des sciences morales 87, 1917, 437

essen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) für Menschen als Nahrung durch den Mund mittels der Zähne und Zunge in die Speiseröhre, den Magen sowie den übrigen Verdauungstrakt einnehmen, s. Google, s. fressen für Tiere

Essen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [EidgAbsch. I 302] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Verb essen in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 um 780 bezeugt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), Nahrung, Speise, s. Google

Lit.: Schubert, E., Essen und Trinken im Mittelalter, 2006, 3. A. 2016; Tietz, W., Dilectus ciborum, 2013; Werner, A. u. a., Kochschätze aus dem Kessel – Speisen mit Wikingern, Franken und Slawen, 2015; Fischer, D. u. a., Kochen wie im Mittelalter, 2015; Donahue, J., Food and Drink in Antiquity, 2015; Treitel, C., Eating Nature in Modern Germany, 2017; Weinreb, A., Modern Hungers – Food and Power in Twentieth-Century Germany, 2017; Future Food –Die Zukunft der Welternährung, hg. v. Grossarth, J., 2019

Essen (N., Ortsname), s. Google

Lit.: Ribbeck, K., Geschichte der Stadt Essen, 1915; Vries, R. de, Die Landtage des Stiftes Essen, 1934; Stift Essen, die große Vogteirolle des Grafen Friedrich von Isenberg-Altena um 1220, hg. v. Bentheim-Tecklenburg-Rheda, M. Graf zu, 1955; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit, (in) Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 86 (1971); Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Aus der Nähe betrachtet – Regionale Vernetzungen des Essener Frauenstiftes, hg. v. Falk, B. u. a., 2017; Essen – Geschichte einer Großstadt im 20. Jahrhundert, hg. v. Wisotzky, K., 2019

Esslingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Das städtische Recht Esslingens in dem 13. Jahrhundert lässt sich vielleicht aus dem schwäbischen Landrecht (Schwabenspiegel) und einer 1280 an Brackenheim gegebenen Rechtsmitteilung erkennen, während ein vermutlich aufgezeichnetes Stadtrechtsbuch in Gegensatz zu einer in dem Statutenbuch von 1491 erhaltenen Regimentsordnung von 1392 nicht überliefert ist. S. Google

Lit.: Maier, K., Das Strafrecht der Reichsstadt Esslingen, Diss. jur. Tübingen 1960; Kirchgässner, B., Wirtschaft und Bevölkerung der Reichsstadt Esslingen im Spätmittelalter, 1964; Arold, J., Das Erbrecht der Reichsstadt Esslingen, 1965; Kittelberger G., Der Adelberger Freihof in Esslingen, 1970; Jerouschek, G., Die Hexen und ihr Prozess, 1992; Eichler, F., Das Esslinger Statutenbuch oder vom Landrecht zum Stadtrecht, 2014

Este (M.) →Estland, s. Google

Estland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der an dem Ostrand der mittleren Ostsee südlich Finnlands gelegene nordosteuropäische Staat mit der Hauptstadt Reval bzw. Tallinn. Estland geht auf ein von den finno-ugrischen Esten besiedeltes Gebiet an dem Finnischen und Rigaischen Meerbusen zurück, das 1207/1227 von dem Schwertbrüder­orden und Dänemark erobert wird und bis 1346 an den →Deutschen Orden gelangt. 1315 entsteht unter dem Einfluss niederdeutscher Siedler das waldemar-erichsche Lehnrecht und das älteste livländische Ritterrecht. Das Recht der deutschen Herrschaftsschicht folgt dem Recht des Heiligen römischen Reiches, während die abhängigen Bauern nach ungeschriebenem Gewohnheitsrecht leben. 1561 (Norden)/1580 fällt das Gebiet an Schweden, das die Reformation einführt und in Dorpat eine Universität gründet. 1710/1721 kommt das Land (mit rund 430 Rittergütern etwa 160er landtagsfähiger Familien) an →Russland und wird dort in dem 19. Jahrhundert verstärkt russifiziert. 1864 wird das liv-, est- und kurländische Privatrecht in einem von Friedrich Georg von →Bunge erarbeiteten, zu mehr als der Hälfte römischrechtlich geprägten Gesetzbuch (Pro­vinzialrecht des Ostsee­gouvernements Russ­lands, rund 4600 Bestimmungen) nie­derge­legt, das dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) nahesteht und in Estland bis 1945 gilt. Das Gerichtswesen wird 1889 moder­nisiert. Die an dem 24. 2. 1918 aus­gerufene baltische Republik Estland (Straf­gesetzbuch 1929/1935, Entwurf eines Zivilgesetzbuchs 1936), in der 1939 in Absprache Adolf Hitlers mit Josef Stalin die Deutschbalten ausgesiedelt werden, wird an dem 6. 8. 1940 der das sowjetische Recht in Kraft setzenden Sowjetunion eingegliedert (1941-1944 von dem Deutschen Reich besetzt), an dem 6. 9. 1991 aber von der Sowjetunion wieder als unabhängig anerkannt. Das sowjetische Recht wird danach unter Verwendung deutscher Vorbilder vor allem in dem Privatrecht und Strafrecht durch eigenes Recht ersetzt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Bunge, F. v., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Kraus, H., Grundriss der Geschichte des estnischen Volkes, 1935; Wedel, H. v., Die estländische Ritterschaft, 1935; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,545, 3,2,2076; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Stopinski, S., Das Baltikum im Patt der Mächte, Nordeuropäische Studien Bd. 11, 1997; Ludwig, K., Estland, 1999; Deutsch-estnische Rechtsfragen, hg. v. Recker, N. v., 2003; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Modernisierung durch Transfer im 19. und frühen 20. Jahrhundert, hg.v. Giaro, T., 2006; Modernisierung durch Transfer zwischen den Weltkriegen, hg. v. Giaro, T., 2007; Luts-Sootak, M., Der Fall Estland, ZRG GA 125 (2008), 276; Donnert, E., Agrarfrage und Aufklärung in Lettland und Estland, 2008

Estoppel (Verschweigung, [engl.] N.) ist in dem englischen Verfahrensrecht die Unzulässigkeit der Rechtsausübung (aus einem übergeordneten Grund). Die älteste Erscheinungsform der von franz. étouffer (vertuschen, niederschlagen) abgeleiteten Einrichtung zeigt sich in den Leges des englischen Königs Heinrich I. (um 1118), nach denen der Inhalt von Eintragungen in die Urkundenrolle (ne. record) des Königsgerichts nicht bestritten werden kann. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts ist dann anerkannt, dass Urteile zuständiger Gerichte in ihren rechtserheblichen Feststel­lungen von den Parteien und ihren Rechtsnachfolgern nicht angegriffen werden können (estoppel by record). Daneben erscheint seit dem Ende des 13. Jahrhunderts der Satz, dass eine Erklärung, die in einer unter Handsiegel abgegebenen Urkunde (ne. deed) enthalten ist, von dem nicht bestritten werden kann, dessen Handschrift und Siegel die Urkunde trägt, sofern die Urkunde rechtlich wirksam ist (estoppel by deed). Seit dem 15. Jahrhundert ist die vielleicht hieraus abgeleitete Regel bezeugt, dass eine Partei, die eine in dem Lande (mengl. pays) weithin bekannt gewordene Rechtshandlung vorgenommen hat, eine ihr notwendig als Voraussetzung dienende Tatsache (beispielsweise Mietvertrag für Mietzahlung) nicht bestreiten darf (estoppel by in pais, daraus entwickelt estoppel by conduct, estoppel by representation). In der Folge wird das Prinzip des estoppel erheblich verfeinert und wirkt über das englische Recht hinaus. Estoppel wird allerdings nicht von dem Richter von Amts wegen berücksichtigt, sondern nur auf Vortrag der Partei. S. Google

Lit.: Riezler, E., Venire contra factum proprium, 1912, 55; Holdsworth, W., History of English Law, 9 1926; Cohn, E., Die materielle Rechtskraft im englischen Recht, (in) FS H. Nipperdey 1965, Bd. 1, 875

Estor, Johann Georg (Schweinsberg/­Hessen 8. 6. 1699-Marburg 25. 10. 1773) wird nach dem Studium des Rechtes und der alten Sprachen in Gießen, Jena (1719) und Halle (Johann Peter von Ludewig, Nikolaus Hiero­nymus Gundling) in Gießen 1726 außer­ordentlicher und 1728 ordentlicher Professor und promoviert. 1734 wechselt er nach Jena, 1742 nach Marburg. Seine dreibändige bürgerliche Rechtsgelehrsamkeit der Teut­schen (1757) enthält erstmals eine sys­tematische Zusammenstellung des gesamten geltenden einheimischen deutschen Rechtes und beeinflusst wie auch das übrige Werk Estors Schüler Johann Stephan Pütter. S. Google

Lit.: Sippel, C., J. G. Estor, 1874; 650 Jahre Stadt Schweinsberg, 1982; Buschmann, A., J. G. Estors System der bürgerlichen Rechtsgelehrsamkeit der Teutschen, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 77ff.; Buschmann, A., Estor, Pütter, Hugo, (in) Festgabe Elmar Wadle, 2004, 75ff.

état (franz., M.) Stand, Staat, s. Google

états généraux (franz.) Generalstände (1468), s. Google

ethisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1669 bezeugt – 1669 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Femininum Ethik Anfang 13. Jahrhundert) sittlich, moralisch, anständig

Ethik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 als 1556 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – Anfang 13. Jahrhundert [Deutsches salernitanisches Arzneibuch) in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv ethisch 1669)) Sittenlehre

Lit.: Lexikon der Ethik, hg. v. Höffe, O., 5. A. 1997; Hauskeller, M., Geschichte der Ethik, 1999; Westerholm, S., Law and Ethics in Early Judaism and the New Testament, 2017 (= Aufsatzsammlung)

Ethnologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1883 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Völkerkunde (völkerkundliche Berichte antiker Autoren seit Hekataios von Milet 500 v. Chr., Völkerbeschreibung in dem Heiligen römischen Reich nach Gottfried Wilhelm Leibniz bei Georg Friedrich Müller, August Ludwig Schlözer und Adam František Kollár seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, wissenschaftliche Ethnologie in Frankreich und Großbritannien in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Suche evolutionärer Gesetzmäßigkeiten, Feld­forschung einfacher Stammesgesell­schaf­ten, Ethnographie traditioneller Streitschlich­tungsverfahren, Rechtspluralismus). S. Google

Lit.: Post, A., Bausteine für eine allgemeine Rechtswissenschaft auf vergleichender ethnologischer Basis, Bd. 1f. 1880f., Neudruck 1995; Thurnwald, R., Werden, Wandel und Gestaltung des Rechts, 1934; Pospisil, L., Anthropology of Law, 1971; Panoff, M.(/Perrin, M.), Taschenwörterbuch der Ethnologie, 1975, 3. A. 1999; Moore, S., Law as process, 1978; Newman, K., Law and economic organization, 1983; Kohl, K., Ethnologie, 1993; Rouland, N., Legal anthropology, 1994; Fikentscher, W., Modes of thought, 1995, 2. A. 2004; Streck, B., Vom Wissen der Ethnologie, 1997; Wörterbuch der Ethnologie, hg. v. Streck, B., 2. A. 2000; Kaschuba, W., Einführung in die europäische Ethnologie, 2. A. 2003; Gingrich, A./Schweitzer, P., Geschichte der deutschsprachigen Ethnologie, 2004; Petermann, W., Die Geschichte der Ethnologie, 2004; Vermeulen, H., Before Boas, 2015

Etrusker (oder Tuszier, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines vielleicht vor den Römern und neben den Römern in Mittelitalien (Toskana) ansässigen, hochste­henden, in dem 8. Jahrhundert v. Chr. sichtbaren, aber vor allem auch in den Ursprüngen nicht näher bekannten, mit seinen letzten Stadtstaaten 89 v. Chr. in das römische Bürgerrecht aufgenommenen Volkes, dessen wichtiger, bei Rom gelegener Ort Veii 396 v. Chr. von den Römern anscheinend ohne weitgehende Zerstörung, aber auch ohne sichtbares wirtschaftliches Wachstum übernommen wird. Die Etrusker benenen sich selbst als Rasenna. S. Google

Lit.: Pfiffig, A., Einführung in die Etruskologie, 4. A. 1991; Torelli, M., Die Etrusker, 1988; Heurgon, J., Die Etrusker, 1993; Cristofani, M., Die Etrusker, 1995; Aigner-Foresti, L., Die Integration der Etrusker, 1998; Briquel, E., La civilisation étrusque 1999; Falchetti, F. u. a., Die Etrusker, 2001; Aigner-Foresti, L., Die Etrusker und das frühe Rom, 2003, 2. A. 2009; Entstehung von Staat und Stadt bei den Etruskern, hg. v. Aigner-Foresti, L u. a., 2006; Aigner-Foresti, L., Die Etrusker, 2010; Kulte - Riten - religiöse Vorstellungen bei den Etruskern und ihre Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft, 2012; Bubenheimer-Erhart, F., Die Etrusker, 2014; Etruscology, hg. v. Naso, A., 2 Bände, 2017; Veii, hg. v. Tabolli, J./Cerasuolo, O., 2019

Etter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [WirtUB. VIII 97 Württemberg], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (aus lebenden Gewächsen geflochtene) Zaun, der in dem Mittelalter die dörfliche Wohnsiedlung oder die einzelne Hofstatt (tatsächlich bzw. rechtlich) von dem Umland trennt.

Lit.: Köbler, WAS; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 74; Lieberich, H., Etterrecht und Ettergerichts­barkeit in Bayern, (in) Z. f. bay. LG. 21 (1958), 472ff.

Etymologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1520 bezeugt – um 1520 [Paracelsus] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wahrheitslehre) ist die seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. bei den Griechen erkennbare Lehre von dem Ursprung (gr. etymon, N., Stammwort) eines Wortes, die bei der Aufklärung der Entwicklungs­geschichte der sprachlichen Ein­heiten hilfreich ist.

Lit.: Kluge, F., Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 1881ff. (3900 Ansätze), 25. A. 2011 (11900 Ansätze); Klinck, R., Die lateinische Etymologie des Mittelalters, 1970; Seebold, E., Etymologie, 1981; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Köbler, G. Etymologisches deutsches Elementarlexikon, 2012ff. http://www.koeblergerhard.de/EDEL-HP/edel.htm

Etymon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1609 bezeugt – 1609 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. gr.-lat. etymon, N., wahre Bedeutung und Erklärung, Herleitung, Etymon, (116-27 v. Chr.), s. gr. ἔτυμον (étymon), N., wahre Bedeutung, vgl. gr. ἔτυμος (étymos), Adj., wahr, wirklich; vgl. idg. *es-, *h₁es-, V., sein (V.), s. Google

eu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber in DW2 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel [Adv.]) gut

Eugenik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1915 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums  teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erbgesundheitslehre

Lit.: Roth, A./Schlatmann, B., Eugenik im Recht, (in) Themen juristischer Zeitgeschichte (1) Schwer­punktthema - Recht und Nationalsozialismus, hg. v. Düwell, F. u. a., 1998, 152; Schneider, C., Die Verstaatlichung des Leibes, 2000; Merkel, C., „Tod den Idioten“, 2006; Wie nationalsozialistisch ist die Eugenik? hg. v. Wecker, R. u. a., 2008; Westermann, S., Verschwiegenes Leid, 2010 (mehr als 300000 Zwangssterilisationen in dem Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945); The Oxford Handbook of the History of Eugenics, hg. v. Bashford, A. u. a., 2010; Auslese der Starken – „Ausmerzung“ der Schwachen – Eugenik und NS - „Euthanasie“ im 20. Jahrhundert, hg. v. Hedwig, A./Petter, D., 2017 (um Ausstellung in Hadamar)

eugenisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Femininum 1915) erbgesundheitlich

Euratom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 um 1957 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Europäische Atomgemein­schaft, s. Google

Eurich (um 440?-484) ist der westgotische König (466) mit königlichem Vater (Theoderich I.), der große Gebiete erobert und dem von der rechtsgeschichtlichen Forschung – am ehesten - der (lat. [M.] so genannte →Codex Euricianus, Gesetzbuch Eurichs (um 475?) zugeschrieben wird. →Gote, s. Google

Lit.: Köbler, DRG 80; Stroheker, K., Eurich, 1937; El Codigo del Eurico, hg. v. Ors, A. d’, 1960

Euro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, um 1998 aus dem Namen Europa gebildet, M.) ist die seit 1. 1. 2002 in der seinerzeitigen Mehrzahl der Mitgliedstaaten der Europäischen Union geltende Währungs­einheit. S. Google

Lit.: Grosjean, R., Was passiert mit unserem Geld?, 2003; Schön, G., Euro Münzkatalog, 13. A. 2014, 16. A. 2017; Die Euro-Münzen, bearb. v. Sonntag, K., 11. A. 2012, 13. A. 2013; Jopp/Tekin, Europas Wert, 2014; Piketty, T., Die Schlacht um den Euro, 2015; Die Euro-Münzen, 15. A. 2016, 16. A. 2017, 2019

Europa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 17. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt und vielleicht über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F. und N.) ist (die von Zeus in der Gestalt eines Stieres entführte Frau der grie­chischen Mythologie und namensgleich) die tief gegliederte westliche Halbinsel Asiens zwischen Atlantik und Ural (str., 10,5 Mill. Quadratkilometer). Von dem modernen, wohl in dem klimatisch günstigen Afrika entstandenen Menschen wird es rund 42000 Jahre vor der Gegenwart unter allmählicher Verdrängung des Neandertalers besiedelt. Die Einwanderer leben zunächst von Sammeln und Jagen. Vielleicht 8000-7500 Jahre vor der Gegenwart kommen in dem so genannten Silbernen Halbmond des Vorderen Orients zwischen dem Zweistromland und dem Mittelmeer erstmals sesshaft gewordene bzw. werdende Ackerbauern und Viehzüchter aus Anatolien nach Europa, die neben den Sammlern und Jägern leben und sich anscheinend erst nach mehreren tausend Jahren genetisch mit ihnen vermischen. Möglicherweise sind sie gegen Krankheiten weniger resistent. In die vielleicht durch Pesterreger entstehende verhältnismäßige Leere dringen möglicherweise seit vor 7000 bis 5000 Jahren aus der (pontischen) Steppe nördlich des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Meeres (gegen die Pest) resistenter gewordene Steppenbewohner (Viehzüchter und Ackerbauern?) in dem Westen bis in die heutige Schweiz (und in dem Osten bis in das Altaigebirge) vor, deren Erbgut sich vor allem in Estland sehr dicht findet. Sie könnten Indogermanisch gesprochen haben. Dementsprechend sind nach den Erkenntnissen der modernen Genanalyse die Europäer das Ergebnis sowohl von Wanderung wie von Anpassung. In vielen Beziehungen entwickelt sich danach Europa seit dem Altertum ver­hältnismäßig über­einstimmend, obwohl Europa in dem Mittelalter, soweit es nicht für die lateinische Christenheit steht, grundsätzlich keinen fassbaren politischen Gehalt aufweist. Zwischen 1000 und 1800 vervierfacht sich die Zahl der Europäer auf knapp 200 Millionen Menschen. Insbeson­dere wird dabei in zahlreichen Gebieten seit dem Mittelalter das römische Recht des Altertums wieder aufgegriffen (→Re­zeption). Auch Kirchenrecht, Aufklärung und Vernunftrecht wirken vereinheitlichend. In dem 19. Jahrhundert wird Europa zu einem überlegenen Raum des Fortschritts, aus dem die in dem Nationalstaat eingebundene Gesellschaft zu dem Zugriff auf die übrige Welt ausreichende Mittel zu der Verfügung stellt und zu der kriegerischen Auseinan­dersetzung bereit ist. Als Folge der so genannten industriellen Revolution vervierfacht sich die Zahl der Europäer nochmals. 1923 begründet der Schriftsteller Richard Nikolaus Graf Couden­hove-Kalergi (Tokio 17. 11. 1894-Schruns 25. 7. 1972) eine Paneuropa-Be­wegung (1947 Europäische Parlamentarier Union, später Reorganisation der Pan­europa-Bewegung). Zu einer festeren Ausbildung einheitlichen Rechtes kommt es jedoch erst seit den zu der Vermeidung weiterer Kriege (vor allem zwischen Frankreich und Deutschland geschaffenen) Europäischen Gemeinschaf­ten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1951/1952/­1957, Europäische Union 1993, „Verfassung“ 2003/2004/­2007/­2008/­2009).

Lit.: Coudenhove-Kalergi, R. Graf, Paneuropa, 1923, 4. A. 1926; Dawson, C., The Making of Europe, 1932; Reynold, G. de, L’Europe tragique, 1934; Reynold, G. de, La formation de l’Europe, 1942ff.; Curtius, E., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 1947, 5. A. 1965; Ritter, G., Europa und die deutsche Frage, 1948; Ritter, G., Die Neugestaltung Europas im 16. Jahrhundert, 1950; Chabod, F., Storia dell’idea di Europa, 1961; Foerster, R., Die Idee Europas 1300–1946, 1963; Koschaker, P., Europa und das römische Recht, 1947, 4. unv. A. 1966; Bosl, K., Frühformen der Gesellschaft im mittelalterlichen Europa, 1964; Vanderlinden, J., Le concept de code en Europe occidentale, 1967; Ständische Vertretungen in Europa im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Gerhard, D., 1969; Bosl, K., Europa im Mittelalter, 1970; Wagner, W., Europa zwischen Aufbruch und Restauration, 2. A. 1972; Luig, K., Zur Verbreitung des Naturrechts in Europa, (in) TRG 40 (1972), 539; La formazione storica del diritto moderno in Europa, Bd. 1ff. 1977; Craig, G., Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 1978; Schoenberger, G., Der gelbe Stern, 1978; Diritto Comune e diritti locali nella storia dell’Europa, 1980; Gerhard, D., Old Europe, 1981; Bleckmann, A., Europarecht, 6. A. 1997; Geschichte der Ver­waltungs­rechtswissenschaft in Europa, hg. v. Heyen, E., 1982; Gall, L., Europa auf dem Weg in die Moderne, 1984, 5. A. 2009; Eichler, H., Verfassungsbewegungen in Amerika und Europa, 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Ambrosius, G./Hubbard, W., Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas im 20. Jahrhundert, 1986; Lansky, R., Biblio­graphisches Handbuch der Rechts- und Verwaltungs­wissenschaften, Bd. 1 Allgemeines und Europa, 1987; Republiken und Republikanismus im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Königsberger, H., 1988; Verosta, S., Kollektivaktionen der Mächte des europäischen Konzerts (1866-1914), 1988; Willoweit, D., Aufgaben und Probleme einer europäischen Verfassungs­geschichtsschreibung, 1990; Towards the United States of Europe, ed. by Ransome, P., 1991; Schulze, R., Die europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1991; Propyläen Geschichte Europas, Bd. 1ff. 1992f.; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Le Goff, J., Das alte Europa, 1994; Europaideen im 18. und 19. Jahrhundert in Frankreich und Zentraleuropa, hg. v. Reinalter, H., 1994; Fontana, J., Europa im Spiegel, 1995; Europa im Blick der Historiker, hg. v. Hudemann, R., 1995; Craig, G., Geschichte Europas, 1995; Europa im Umbruch 1750-1850, hg. v. Albrecht, D. u. a. 1995; Brown, P., Die Entstehung des christlichen Europa, 1996; Brandstetter, G., Chronologisches Lexikon der europäischen Integration, 1996; Bartett, R., Die Geburt Europas, 1996; Davies, N., Europe, 1996; Europäische Geschichte als historisches Problem, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1997; Das europäische Geschichtsbuch, hg. v. Delouche, F., 1998; Siedler, Geschichte Europas, Bd. 1ff. 1998ff.; Mieck, I., Europäische Rechtsgeschichte der frühen Neuzeit, 1998; Möller, H., Europa zwischen den Weltkriegen, 1998; Neumann, T., Die europäischen Integrationsbestrebungen in der Zwischen­kriegszeit, 1999; Die Entstehung des modernen Europa, hg. v. Mörke, O. u. a., 1998; Schneider, R., Europas Einigung und das Problem Deutschland, 1999; Salewski, M., Geschichte Europas, 2000; Schümer, D., Das Gesicht Europas, 2000; Demel, W., Europäische Geschichte des 18. Jahrhunderts, 2000; Prinz, F., Von Konstantin zu Karl dem Großen, 2000; Schmale, W., Geschichte Europas, 2000; Bade, K., Europa in Bewegung, 2000; Winkler, H., Geschichte des Westens, Bd. 1ff. 2000ff.; Schulz, G., Europa und der Globus - Staaten und Imperien seit dem Altertum, 2001; Vom Mittelmeer zum Atlantik, hg. v. Feldbauer, P. u. a., 2001; Segl, P., Byzanz. Das andere Europa, 2001; Zimmermann, R., Roman Law, Contemporary Law, European Law, 2001; Seibt, F., Die Begründung Europas, 2002; Borgolte, M., Europa entdeckt seine Vielfalt, 2002; Fisch, J., Europa zwischen Wachstum und Gleichheit 1850-1914, 2002; Bernecker, W., Europa zwischen den Weltkriegen 1914-1945, 2002; Caenegem, R. van, European law, 2002; Brunn, G., Die europäische Einigung, 2002; Mitterauer, M., Warum Europa? 2003; Vogler, G., Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1650, 2003; Duchhardt, H., Europa am Vorabend der Moderne 1650-1800, 2003; Reinhard, W., Lebensformen Europas, 2004; Le Goff, J., Die Geburt Europas im Mittelalter, 2004; James, H., Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, 2004; Altrichter, H. u. a., Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, 2004; Kleines Europa-Lexikon, hg. v. Gruner, W. u. a., 2004; Grabmayer, J., Europa im späten Mittelalter 1250-1500, 2004; Europa und seine Regionen. 2000 Jahre europäische Rechtsgeschichte, hg. v. Bauer, A. u. a., 2004; Gruner, W./Woyke, W., Europa-Lexikon, 2004; Postel, V., Die Ursprünge Europas, 2004; Reale, G., Kulturelle und geistige Wurzeln Europas, 2004; Landwehr, A./Stockhorst, S., Einführung in die europäische Kulturge­schichte, 2004; Etappen auf dem Weg zu einer europäischen Verfassung, hg. v. Hummer, W., 2004; Der europäische Konvent und sein Ergebnis. Eine europäische Verfassung, hg. v. Busek, E. u. a., 2004; Eine Verfassung für Europa, hg. v. Beckmann, K. u. a., 2004; Der Konvent zur Zukunft der Europäischen Union, hg. v. Mantl, W. u. a., 2004; Ehlers, J., Das westliche Europa, 2004; Prettenthaler-Ziegerhofer, A., Europäische Integrationsrechtsgeschichte, 2004, 3. A. 2012; Weiler, J., Ein christliches Europa, 2004; Schuller, W., Das erste Europa, 2004; Langewiesche, D., Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849, 4. A. 2005; Blanning, T., Das alte Europa 1660-1789, 2005; Nolte, H., Weltgeschichte, 2005; Conze, V., Das Europa der Deutschen, 2005; Petersen, T., Europa – Eine Kulturgeschichte, 2006; Elvert, J., Die europäische Integration, 2006; Borgolte, M., Christen, Juden, Muselmanen, 2006; Wyrwa, U., Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, (in) HZ 283 (2006), 102; Krüger, P., Das unberechenbare Europa, 2006; Europa im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2006; Gasteyger, C., Europa zwischen Spaltung und Einigung, 2006; Judt, T., Geschichte Europas, 2006; Boshof, E., Europa im 12. Jahrhundert, 2007; Chabert, G., L’idée euro­péenne, 2007; Blickle, P., Das alte Europa, 2008; Europa im Weltbild des Mittelalters. Kartographische Konzepte, hg. v. Baumgärtner, I. u. a., 2008; Kohler, A., Expansion und Hegemonie, 2008; Darwin, J., After Tamerlane, 2008; Liedtke, R., Geschichte Europas von 1800 bis zur Ge­genwart, 2009; Schorn-Schütte, L., Studienhandbuch frü­he Neuzeit Europäische Geschichte 1500-1789, 2009; Schorn-Schütte, L., Konfessionskriege und europäische Expansion, 2010; Dirlmeier, U. u. a., Europa im Spätmittelalter 1215-1378, 2. A. 2009; Schulz, M., Normen und Praxis, 2009; Lundt, B., Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1800, 2009; Doering-Manteuffel, A., Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815-1871, 3. A. 2010; Wesel, U., Geschichte des Rechts in Europa, 2010; How to (Re)Write European History, hg. v. Rathkolb, O., 2010; Schorn-Schütte, L., Konfessionskriege und europäische Expansion, 2010; Gehler, M., Europa, 2010; Schneid­mül­ler, B., Grenzerfahrung und monarchi­sche Ordnung - Europa 1200-1500, 2011; Modzelewski, K., Das barbarische Europa, 2011; Wirsching, A., Der Preis der Freiheit, 2012; Neue Wege in ein neues Europa, hg. v. Koopmann, M. u. a., 2012; Grunert, R., Der Europagedanke westeuropäischer faschistischer Bewegungen 1940-1945, 2012; Fuhrer, A. u. a., Eine Freundschaft für Europa, 2013; Fenske, H., Der Anfang vom Ende des alten Europa, 2013; Europäische Einigung im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Lappenküper, U. u. a., 2013; Prettenthaler-Ziegerhofer, A., Verfass­ungs­geschichte Europas, 2013; Langewiesche, D., Das Jahrhundert Europas, (in) HZ 296 (2013), 29; Oschema, K., Bilder von Europa im Mittelalter, 2013; Europas Aufstieg, hg. v. Ertl, T., 2013; Böttcher, Klassiker des europäischen Denkens, 2014; Simms, B., Kampf um die Vorherrschaft, 2014; Buschak, W., Die Vereinigten Staaten von Europa sind unser Ziel, 2014; Reinfeldt, A., Unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Akteure und Strategien, 2014; Pelinka, A., Die unheilige Allianz, 2015; Hierarchie, Kooperation und Integration im europäischen Rechtsraum, hg. v. Schumann, E., 2015; Loth, W., Building Europe, 2015; Kielmannsegg, P. Graf, Wohin des Wegs, Europa?, 2015 (Sammelband); Grimm, D., Europa ja – aber welches? 2016 (Essays); Norwig, C., Die erste europäische Generation, 2016; Kershaw, I., Höllensturz - Europa 1914 bis 1949. 2016; Barth, B., Europa nach dem Großen Krieg, 2016; Heldmann, Konrad, Europa und der Stier oder der Brautraub des Zeus, 2016, Krause, J., Der Europäer ist auch genetisch ein Potpourri, (in) FAZ vom 7. Dezember 2016, N 2; Van Middelaar, L., Vom Kontinent zur Union, 2016; Horowski, L., Das Europa der Könige, 2017; Assmann, A., Der europäische Traum – Vier Lehren aus der Geschichte, 2018; Price, S. u. a., Die Geburt des klassischen Europa, 2018; Patel, K., Projekt Europa – Eine kritische Geschichte, 2018; Wegmaier, A., Europäer sein und Bayern bleiben, 2018; Greengrass, M., Das verlorene Paradies – Europa 1517-1648, 2018; Evans, R., Das europäische Jahrhundert, 2018; Bogner, I., „Wie ist Europa? – Schön, ja“, 2019; Seibert, H., Geschichte Europas im Mittelalter, 2019; Kershaw, I., Achterbahn, 2019; Die Neuerfindung Europas, hg. v. Franzius, C. u. a., 2019; Nuspliger, N., Europa zwischen Populisten-Diktatur und Bürokraten-Herrschaft, 2019; Europa – Die Gegenwart unserer Geschichte, hg. v. François, É. u. a., Bd. 1ff. 2019; Paulmann, J., Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850-1914, 2019; Kernelemente der europäischen Integration, hg. v. Müller-Graff, P., 2020; Heumann, H., Strategische Diplomatie – Europas Chance in der multipolaren Welt, 2020; Ambrosius, G./Franke, C., Diversität, Transformation, Kontinuität – Europa 1800-1870, 2020 (Industrialisierung, Staatsreform, aufgeklärte bürgerliche Gesellschaft); Asch, R., Vor dem großen Krieg –Europa 1598-1618, 2020; Patel, K./Röhl, H., Transformation durch Recht – Geschichte und Jurisprudenz europäischer Integration 1985-1992, 2020

europäisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1560 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht teilweise mit dem Griechischen des Altertums verbindbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, Adj.) Europa betreffend

Europäische Atomgemeinschaft (Eura­tom, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1957 bezeugt und in den Bestandteilen mit dem Griechischen des Altertums und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (nach Scheitern einer europäischen politi­schen Gemeinschaft und einer europäischen Verteidigungsge­meinschaft an der Ablehnung durch die Nationalver­samm­lung Frankreichs 1954) an dem 25. 3. 1957 zwecks gegenseitiger Kontrolle geschaffene Gemeinschaft europäischer Staat­en (zunächst Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Luxemburg) in Angelegenheiten der Kernspaltung. →Europäische Gemein­schaft

Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Blockmans, W., Geschichte der Macht in Europa, 1998

Europäische Freihandelsassoziation (EF­TA, European Free Trade Association, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)­ (oder Europäische Freihandelszone, F., um 1960) ist der in Stockholm an dem 4. 1. 1960 von Dänemark, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz und dem vVereinigten Königreich) gegründete Zusam­menschluss (anfangs siebener) europäischer Staaten (Großbritannien, Irland, Dänemark [alle bis 1973], Portugal [bis 1985], Finnland [1961/1986], Schweden, Österreich [alle bis 1994], Schweiz, Island (1970), Norwegen, Liechtenstein [1991]). Die Bedeutung der Euro­päischen Freihandelsassoziation ist infolge des Eintritts der wichtigsten Mitglieder in die →Europäische(n) Gemein­schaft(en) bzw. Europäische Union und der Gründung eines europäischen Wirtschafts­raums (1994, Liechtenstein 1. 5. 1995) gering.

Europäische Gemeinschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1950) ist die 1993 (Vertrag von Maastricht 7. 2. 1992) durch Umbenennung aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entstehende europä­ische Gemeinschaft.

Lit.: Köbler, DRG 246, 248; Geiger, R., EG-Vertrag, 2. A. 1995; The Institutions and Dynamics of the European Community 1873-83, hg. v. Laursen, J., 2014; Les partis politiques européens, hg. v. Thiemeyer, H. u. a., 2015

Europäische Gemeinschaft(en) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) sind die Europäische Atomgemeinschaft (25. 3. 1957), die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (18. 4. 1951-2002) und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (25. 3. 1957) mit jeweils eigener Rechtspersönlichkeit. Sie haben seit dem Abkommen über gemeinsame Organe der Europäischen Gemeinschaften von dem 25. 3. 1957 ein gemeinsames Parlament und einen gemeinsamen Gerichtshof, und seit dem sie zu den Europäischen Gemeinschaften zusammenschließenden Fusi­ons­vertrag (8. 4. 1965 unterzeichnet, 1. 1.1967 in Kraft ge­treten) eine gemeinsame Kommission, einen gemeinsa­men Rat und einen gemein­samen Rechnungshof. 1973 werden die europäischen Gemeinschaften um Dänemark, Großbri­tannien und Irland er­weitert (Norderwei­terung), 1981 um Griechenland, 1986 um Portugal und Spanien (Süderweiterung). Zu dem 7. 2. 1992 (Vertrag von Maastricht/­Niederlande) werden sie zu der →Europäischen Gemeinschaft zusammenge­schlossen, die 1993 in Euro­päische Union umbenannt wird (an dem 1. 11. 1993 in Kraft getretener Vertrag [von Maastricht] über die europäische Union). Mit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 ist die Europäische Union Rechts­nachfolgerin der Europäischen Ge­mein­schaft.

Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Piela, I., Walter Hallstein, 2012; Rothacher, A., Die Kommissare, 2012; Thiele, M., Motor der Integration – Europageschichtliche Grundlegung der Europäischen Kommission, 2019

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1950) ist die auf der Grundlage eines Planes Robert Schumans als Außenminister Frankreichs von dem 9. 5. 1950 an dem 18. 4. 1951 zwecks Kontrolle der deutschen Rüstungs­industrie zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg unter Übertragung einzelstaatlicher Hoheitsrechte für die Montan­industrie (Kohle, Eisenerz) verein­barte und später um zusätzliche Mitglieder erweiterte internationale Gemein­schaft (Monta­nunion mit hoher Behörde, Rat, Versammlung und Gerichtshof). In ihrem Rahmen wird auf der Konferenz von Messina an dem 1./2. 6. 1955 die Einsetzung von Arbeits­gruppen zu der Bildung weiterer europäischer Gemeinschaften beschlossen, deren Tätigkeit die Grundlage für die römischen Verträge von dem 25. 3. 1957 über die europäische Atomgemeinschaft und die europäische Wirtschaftsgemeinschaft bildet. Der an dem 23. Juli 2002 ausgelaufene Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ist nicht erneuert und der Kohlesektor und Stahlsektor dem Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft unterstellt.

Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996

Europäische Konvention (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1948) zu dem Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten ist der auf der Grundlage der Menschenrechts­er­klärung der Vereinten Nationen von dem 10. 12. 1948 von dem →Europarat 1950 ausgearbeitete, in Rom an dem 4. 11. 1950 von 12 Staaten (Bel­gien, Dänemark, Deutschland, Frank­reich, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Türkei und Groß­britannien und an dem 28. 11. 1950 von Griechenland und Schweden) unterzeichnete, 1952 von der Bundesrepublik Deutschland als Gesetz angenommene, an dem 3. 9. 1953 allgemein in Kraft getretene, 1957 von Österreich mit Verfassungsrang und inzwischen von allen Staaten Europas anerkannte völkerrecht­liche, um (14) Zusatzprotokolle ergänzte Vertrag, der in allen der Herrschaft der angeschlossenen Staaten unterstehenden Län­dern die grundlegenden menschlichen Freiheiten sichern will. Dazu sind (bis 1998) eine Europäische Kommission für Menschenrechte und ein Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz in Straßburg gebildet.

Lit.: Seidel, P., Der Rang der Europäischen Men­schenrechtskonvention in den Mitgliedstaaten, (in) DVBll. 1975, 747; Frowein, J./Peukert, W., Europäische Menschenrechtskonvention, 2. A. 1997; Grabenwarter, C., Europäische Menschrechtskonvention, 3. A. 2008

Europäische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1992) ist der aus den (drei) Europäischen Gemeinschaften durch den Vertrag von Maastricht (1992) und den Vertrag von Lissabon (2007) hervorgegangene Staatenverbund von 28 Staaten (2014, 2020 27 Staaten) in Europa, von dem sich Großbritannien 2020 durch den so genannten Brexit wieder gelöst hat.

Lit.: Weidenfeld, W., Die Europäische Union, 2010, 3. A. 2013, 4. A. 2015, 5. A. 2020; Kopeinig, M., Jean-Claude Juncker, 2014; Die EU als ethisches Projekt im Spiegel ihrer Außen- und Sicherheitspolitik, hg. v. Merkl, A. u. a., 2018; Weber, K., u. a., Reshaping the European Union, 2018; Weber, K. u. a., Neugestaltung der Europäischen Union, 2019; Thiele, M., Motor der Integration, 2019

Europäischer Gerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1952) in Luxemburg ist der 1952 gegründete und 1953 seine Tätigkeit aufnehmende gemeinsame Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft(en bzw. später der) →Europäischen Union, der die einheitliche Anwendung, Auslegung und Fortbildung des Europäischen Gemeinschaftsrechts sichern soll.

Lit.: Kenke, U., Der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften, 1989; Drewes, E., Entstehung und Entwicklung des Rechtsschutzes vor den Gerichten der Europäischen Gemeinschaften, 2000; Davies, B., Resisting the European Court of Justice, 2012; Fritz, V., Juges et avocats généraux de la Cour de Justice de l’union europénne (1952-1972), 2018; Die Rechtsprechung des EuGH und ihr Einfluss auf die nationalen Privatrechtsordnungen, hg. v. Kindl, J. u. a., 2019

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. um 1959) ist das gemäß der →Europäischen Konvention zu dem Schutz der Menschenrechte in Straßburg 1959 errichtete Gericht, das über die Einhaltung der in der Konvention gewährleisteten Menschenrechte wacht und von den (47) Mitgliedstaaten oder der Europäischen Kommission für Menschen­rechte (, an die sich Bürger bei Bedarf besonders wenden müssen,) mit einem Fall befasst werden kann. 1998 wird der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als ständiger Gerichtshof neu geordnet.

Lit.: Polakiewicz, J., Die Verpflichtungen der Staaten aus den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, 1994; Haß, S., Die Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, 2006

Europäischer Rat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1992) ist das aus den Präsidenten bzw. Ministerpräsidenten der Mitgliedstaaten der →Europäischen Union gebildete, die Richtlinien der Politik der Europäischen Union bestimmende Organ.

Europäischer Wirtschaftsraum (EWR, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1994) ist der in Verhandlungen zwischen der →Europäischen Gemeinschaft und den Staaten der Europäischen Freihandelszone verein­barte, 1994 mit Österreich, Schweden, Finnland (bis 31. 12. 1994), Norwegen und Island in Kraft getretene einheitliche europäische Wirtschaftsraum, dem die Staaten der Europäischen Union und Island, Norwegen und Liechtenstein angehören.

Lit.: Streit, A., Das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum, (in) NJW 1994, 555

Europäisches Gemeinschaftsrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., um 1951) ist das besondere, zwischen Völkerrecht und staatlichem Recht angesiedelte Recht der Europäischen Gemeinschaft(en) bzw. der Europäischen Union. Es setzt sich zusammen aus dem zu der Bildung der Europäischen Gemeinschaften geschaffe­nen Vertragsrecht (primäres Europäisches Gemeinschaftsrecht) und dem von den Organen der Europäischen Gemeinschaften erlassenen Recht (sekundäres Europäisches Gemeinschaftsrecht). Das Europäische Gemein­schaftsrecht gilt teilweise unmittelbar in den einzelnen Mitgliedstaaten und hat dann Vorrang vor dem Recht des einzelnen Staates. Nicht Europäisches Gemeinschaftsrecht ist das nationale, auf Grund gemeinsamen Beschlusses der Mitgliedstaaten geschaffene Recht.

Lit.: Nicolaysen, G., Europäisches Gemeinschaftsrecht, 1979; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996

Europäisches Parlament (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., um 1950, Europäische Versammlung) in Straßburg ist das gemeinsame parlamen­tarische Hauptorgan der →Europäischen Gemein­schaften bzw. Europäischen Union.

Lit.: Thöne-Wille, E., Die Parlamente der EG, 1984; Dialer, D. u. a. Handbuch zum Europäischen Parlament, 2015; Soldwisch, I., Das Europäische Parlament 1979-2004, 2021

Europäisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort europäisch in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1560 bezeugt, Adj.) ist das in →Europa geltende und das Europa betreffende Recht. Ein in ganz Europa einheitlich geltendes Recht gibt es bis zu der Gegenwart nicht. Vielmehr gilt in dem Altertum selbst das römische Recht nur innerhalb des römischen Weltreichs. In dem Frühmittelalter stehen zahlreiche Rechte einzelner Völker, in dem Hochmittelalter und in dem Spätmittelalter viele territoriale Landrechte und Stadtrechte nebeneinander. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes in andere Rechte kommt es zwar ebenso zu einer gewissen Euro­päisierung wie mit der Anwendung des einheitlichen kirchlichen Rechtes in dem christianisierten Europa, doch gelten beide gelehrten Rechte grundsätzlich nur subsidiär zu partikularen Rechten. Deren Geltungs­gebiet erweitert sich mit der Bildung der europäischen Nationalstaaten. In sie finden zunehmend allgemeine Reformgedanken Eingang. Daneben wird europäisches Recht erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in dem Rahmen der →Europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Union in größerem Ausmaß (für große Gebiete Europas einheitlich) geschaffen und auch wissenschaftlich für einzelne Rechtsdgebiete wie Privatrecht, Zivilprozessrecht, Verwaltungsrecht, Vertragsrecht, Deliktsrecht oder Zivilverfahrensrecht zusammengefasst. →Europa­recht, Europäisches Gemeinschafts­recht

Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Kropholler, J., Europäisches Zivilprozessrecht, 1985, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Schwarze, J., Europäisches Verwaltungsrecht, Bd. 1 1988; Vers un droit privé commun? – Skizzen zum gemein­europäischen Privatrecht, 1994; Europas universale rechtsordnungspolitische Aufgabe im Recht des dritten Jahrtausends, hg. v. Köbler, G. u. a., 2000; Jansen, N., Binnenmarkt, Privatrecht und europäische Identität, 2003; The need for a European contract law, hg. v. Smits, J., 2005; Europäisches Zivilverfahrensrecht in Österreich, hg. v. König, B. u. a., 2007; Metzger, A., Extra legem - intra ius, 2009

Europäisches Währungssystem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., nach 1950) ist das auf einer Entschließung des Rates der →Europäischen Gemeinschaften beruhende Währungssystem mit dem seinerzeitigen Ziel, bis zu dem Jahre 1999/2002 zu einer stabilen Währungszone in Europa zu gelangen (Währungseinheit Euro).

Lit.: Scharrer, H./Wessels, W., Das Europäische Währungssystem, 1983

Europäische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Griechische und Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1992) ist die durch den Vertrag von Maastricht/Niederlande an dem 7. 2. 1992 gegründete, zu dem 1. 11. 1993 unter Ergänzung um die Politikbereiche gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und Zusammenarbeit in dem Bereich Justiz und Inneres aus der Europäischen Gemeinschaft bzw. den Eu­ropäischen Gemeinschaften entwickelte Ver­bindung (Staatenverbund) der europäischen Staaten Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Luxemburg (1951), Großbri­tannien (1973 bis 2020), Irland, Dänemark, Griechen­land, Spanien und Portugal, zu denen zu dem 1. 1. 1995 Österreich, Schweden und Finnland stoßen. Ihre (in der Form der Organleihe wirkenden [str.]) Organe sind Rat, Kommission, Versammlung und europäischer Gerichtshof bzw. Gerichtshof – der Europäischen Union -. Zu dem 1. 5. 2004 wird die Europäische Union um Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn, Slowenien, Malta und Zypern (Südzypern), zu dem 1. 1. 2007 um Rumänien und Bulgarien erweitert. Außerdem äußern die Türkei, Kroatien, Serbien, Albanien, Russland und andere Staaten einen Wunsch nach Mitgliedschaft. Die Staatsbürger der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Unionsbürger 1993) dürfen sich der Freiheiten der Europäischen Union bedienen und sind in dem Wohnsitzstaat kommunal­wahlberechtigt. Mit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 ist die Europäische Union Rechts­nachfolgerin der Europäischen Ge­mein­schaft. An dem 23. Juni 2016 entschied sich in einem von David Cameron als Premierminister bewirkten Volksentscheid eine knappe Mehrheit der Abstimmenden für eine Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, der nach neuen Wahlen zu dem 31. Januar 2020 vollzogen ist.

Lit.: Sachwörterbuch zur Europäischen Union, hg. v. Monar, J. u. a., 1993; Kommentar zur Europäischen Union, hg. v. Grabitz, E. u. a., 2. A. 1994; Brandstetter, G., Chronologisches Lexikon der europäischen Integration, 1996; Dedman, M., The origins and development, 1996; Pfeil, W., Historische Vorbilder und Entwicklung des Rechtsbegriffs der „Vier Grundfreiheiten“, 1998; Die Europäische Union als Prozess, hg. v. Hrbek, R. u. a., 1998; Die Europäische Union als Akteur der Weltpolitik, hg. v. Schubert, K. u. a., 2000; Der Europäische Konvent und sein Ergebnis, hg. v. Busek, E. u. a., 2004; Butschek, F., Vom Staatsvertrag zur EU, 2004; Dinan, D., Europe Recast, 2004; Schönberger, C., Unionsbürger, 2006; Thurner, P., Die graduelle Konstitutionalisierung der Europäischen Union, 2006; Kristoferitsch, H., Vom Staatenbund zum Bundesstaat?, 2007; Vom gemeinsamen Markt zur Europäischen Unionsbildung, hg. v. Gehler, M., 2007; Fünfzig Jahre römische Verträge, hg. v. Schulze, R. u. a., 2008; Thiemeyer, G., Europäische Integration, 2009; Weidenfeld, W., Die Europäische Union, 2010; Callies, C., Die neue Europäische Union nach dem Vertrag von Lissabon, 2010; Mangold, A., Gemeinschaftsrecht und deutsches Recht, 2011; Marschner, S., Die Geschichte und Entwicklung der Europäischen Union, 2011; Grüner, C., Quantität und Qualität der europäischen Rechtsetzung, 2011; Vom Ursprung und Ziel der Europäischen Union, hg. v. Kirchhof, G. u. a., 2016; Der Brexit und die Krise der europäischen Integration, hg. v. Winkelmann, T. u. a., 2018

Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1952) ist die durch Gründungsvertrag an dem 27. 5. 1952 beschlossene, auch die Schaffung einer euro­päischen politischen Gemeinschaft vorsehen­de, an dem 30. 8. 1954 an der Ablehnung durch die Nationalversammlung Frankreichs gescheiter­te Verteidigungsgemeinschaft Deutschlands, Frankreichs, Italiens, der Niederlande, Belgi­ens und Luxemburgs mit europäischer Ge­meinschaftsarmee), deren Zielsetzung an dem 23. 10. 1954 in der Westeuropäischen Union zeitweise fortgeführt wird.

Europäische Wirtschaftliche Interessenver­einigung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1985) ist die durch Verordnung des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft von dem 25. 7. 1985 bereitgestellte Unternehmens­form. Sie beruht auf dem in Frankreich an dem 23. 9. 1967 als neue Gesellschaftsform geschaffenen Groupement d’Intérêt Economique.

Lit.: Bott, R./Rosener, W., Das Groupement d´Intérêt Economique, (in) NJW 1970, 364; Hatzig, C., Die Europäische Wirtschaftliche Interessenver­einigung, 1990

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums  und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1957) ist die an dem 25. 3. 1957 zwischen Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg vereinbarte und später auf weitere Mitglieder ausgedehnte, eine allgemeine wirtschaftliche Integration durch Herstellung eines gemeinsamen Marktes anstrebende eu­ropäische Gemeinschaft in Wirtschaftsangele­genheiten. Sie ist eine der →Europäischen Gemeinschaften. Nach Erweiterung ihrer Po­litiken (Aufgaben) durch die einheitliche Europäische Akte (1986) und den Vertrag von Maastricht (1992) wird sie in Europäische Gemeinschaft umbenannt, →Europäische Union.

Lit.: Kommentar zum EWG-Vertrag, hg. v. Grabitz, E., 1989; Thiemeyer, G., Vom „Pool Vert“ zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, 1999; Pitzer, F., Interessen im Wettbewerb, 2009; Patel, K., Europäisierung wider Willen, 2009; Ebert, V. u. a., Europa ohne Fahrplan?, 2010

Europarat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt?,- nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., um 1949, Sitz in Straßburg) ist der an dem 5. 5. 1949 in London von 10 Staaten (Belgien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden, Vereinig­tes Königreich von Großbritannien) errichtete völkerrechtliche Zusammenschluss zunächst westeuropäischer, seit 1990 zunehmend auch osteuropäischer Länder (1999 41 Mitglieder, als erste Kaukasusrepublik wird Georgien an dem 27. 4. 1999 41. Mitgliedsland des Europarates, 2007 47 Mitglieder) mit dem Ziel, eine engere allgemeine und wirtschaftliche Verbindung der Mitglied­staaten herzustellen. Die Organe sind das Ministerkomitee (der Außen­minis­ter), die beratende Versammlung (von Vertre­tern der Parlamente der Mitgliedstaaten) und das Ständige Sekretariat. Sie wirken haupt­sächlich durch Empfehlungen und Konven­tionen. Auf den Europarat gehen die →Europäische Konvention zu dem Schutz der Menschenrechte und Grund­freiheiten und der →Europäische Gerichtshof für Menschen­rechte zurück.

Lit.: Carstens, K., Das Recht des Europarates, 1956; Österreich im Europarat 1956-1986, hg. v. Hummer, W. u. a., 1988; Council of Europe, hg. v. Streinz, R., 2000; Winkler, G., Der Europarat und die Verfassungsautonomie seiner Mitgliedstaaten, 2005; Österreich im Europarat 1956-2006, hg. v. Hummer, W., 2008; Wassenberg, B., Histoire du Conseil de l’Europe (1949-2009), 2012

Europarecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 20. Jahrhundert) ist das gesamte, eine europäische Organisation betreffende Recht. Dement­sprechend wird zu dem Europarecht in dem weiteren Sinn insbesondere das Recht des Nordatlantikpakts (NATO), der Westeuro­päischen Union (WEU), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), des →Europarats, der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und das →europäische Gemeinschaftsrecht gezählt. In einem engeren Sinn ist Europarecht nur das europäische Gemeinschaftsrecht (Unionsrecht).

Lit.: Bleckmann, A., Europarecht, 6. A. 1997; Streinz, R., Europarecht, 1994; Arndt, U., Europarecht, 1994; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Neueste Entwicklungen im Zusammenspiel von Europarecht und nationalem Recht der Mitgliedstaaten, hg. v. Hummer, W., 2010; Schwarze, J., Das Verhältnis von nationalem Recht und Europarecht im Wandel der Zeit, Bd. 1f. 2012f.

Euthanasie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt und in DW2 als 1804 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits dem griechisch-römischen Altertum bekannte Sterbehilfe durch Arzneimittel. Sie wird insbesondere in dem Deutschen Reich während der Herrschaft des Nationalsozialismus (1933-1945) planmäßig für gesellschafts­politische Ziele verwendet (Euthanasiebefehl Adolf Hitlers von Ende Oktober 1939 mit [bis 24. 8. 1941] rund 100000 vergasten oder ver­hungerten Menschen „lebensunwerten Le­bens“). Unter engen Voraussetzungen wird in der Gegenwart von einzelnen Staaten selbstbestimmte Sterbehilfe mit Arzneimitteln zugelassen.

Lit.: Nowak, K., Euthanasie und Sterilisierung im Dritten Reich, 1977, 2. A. 1980; Klee, E., „Euthanasie“ im NS-Staat, 1983; Schmuhl, H., Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie, 1987; Rainer, J., Zur Euthanasie, (in) Ethik und Recht, 1993, 19; NS-„Euthanasie“ vor Gericht, hg. v. Loewy, H. u. a., 1996; Bieber, E., Der Euthanasiebefehl Hitlers, 1996; Brass, C., Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Saarland 1935-1945, 2004; Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens, hg. v. Riha, O., 2005; Merkel, C., „Tod den Idioten“ – Eugenik und Euthanasie in juristischer Rezeption von Kaiserreich zur Hitlerzeit, 2006, 2. A. 2007; Die nationalsozialistische „Euthanasie“-Aktion „T4“, hg. v. Rotzoll, M. u. a., 2010; Hammon, K., Karl Binding, Alfred E. Hoche, 2011; Burkhardt, A., Das NS-Euthanasie-Unrecht vor den Schranken der Justiz, 2015; Schweizer-Martinschek, P., Die Strafverfolgung von NS-„Euthanasie“-Verbrechen in SBZ und DDR, 2016; Schulze, D., Auch der Gnadentod ist Mord, 2019; Beyond Hartheim – Täterinnen und Täter im Kontext von „Aktion T4“ und „Aktion Reinhard“, hg. v. Rohrbach, P. u. a., 2019; Christ, V., Täter von Grafeneck – Vier Ärzte als Angeklagte im Tübinger „Euthanasie“-Prozess 1949, 2020; Becker, D., Die Auslese der Asozialen, 2020

evangelisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 820 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellem – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt und über das Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Evangelien betreffend, protestantisch, lutherisch

Lit.: Thiede, W., Evngelische Kirche – Schiff ohne Kompass?, 2017; Weber, W., Luthers bleiche Erben, 2017

Evangelisches Kirchenrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der seit der Reformation Masrtin Luthers von 1517 entstandenen evangelischen bzw. protestantischen Kirchen. Es baut auf dem →kanonischen Recht auf. Es unter­scheidet sich aber von diesem durch zahlreiche eigenständige Entwicklungen.

Lit.: Hinschius, P., Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten, Bd. 1ff. 1869ff., Neudruck 1959; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

evangelium, euangelium, lat., N., Evangelium, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. εύαγγέλιον (euangéllion), N., Lohn, gute Botschaft, vgl. gr. εὐάγγελος (euángelos), Adj., gute Kunde bringend, gr. εὖ (eu), Adv., gut, wohl; idg. *esus-, *su-, Adj., gut, tüchtig, gr. ἄγγελος (ángelos), M., Bote, Gesandter

Evangelium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 830-840 (Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) gute Botschaft, frohe Botschaft

evenire, ēvenīre, lat., V.: nhd. herauskommen, hervorkommen, hingelangen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ex, venīre

eventual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1714 bezeugt – ausgenommen Eventualität 19. Jahrhundert und eventuell 1781 nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Eventualfall und Eventualität – nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) möglicherweise eintretend

Eventualmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 Wortarchiv 19. Jh. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Verfahrens­grundsatz, wonach eine Partei eines Zivilprozesses zu der Vermeidung des Ausschlusses ihres gesamten Vortrags diesen einschließlich aller (denkbaren) Möglich­keiten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Prozess einzubringen hat. Durch die Notwendigkeit des gleichzeitigen Vorbrin­gens aller Klagetat­sachen soll das Verfahren beschleunigt werden. Die Eventualmaxime gehört dem frühneuzeitlichen sächsischen Prozess an, wird aber von dem französischen Prozess des beginnenden 19. Jahrhunderts abgelehnt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155, 201; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Schulte, J., Die Entwicklung der Eventualmaxime, 1980

eventus, ēventus, lat., M., Ausgang, Folge, Erfolg, Entscheidung, Katastrophe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēvenīre

Evers, Johann Gustav (1781-1830), Professor für Rechtsgeschichte in Dorpat, stellt unter dem Einfluss Hegels 1826 in dem Werk „Das älteste Recht der Russen“ die Entwicklung des Rechtes in Russland - von dem patriarchalischen Zustand der bürgerlichen Gesellschaft - bis zu dem Territorialstaat der Neuzeit dar. S. Google

Lit.: Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961

evictio, ēvictio, lat., F.: gerichtliche Wiedererlangung, Gaius (um 159 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēvincere

Eviktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv erste Hälfte 16. Jahrhundert nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., →Entwerung) ist die Wiederer­langung des Besitzes einer verkauften Sache durch den Berechtigten bzw. der Entzug des Besitzes auf Seiten eines Käufers. In dem klassischen römischen Recht kann der Käufer einer dem Verkäufer nicht gehörigen (beweglichen) Sache gegen den Verkäufer grundsätzlich Schadensersatz wegen Nicht­er­füllung nur verlangen kann (lat. [F.] actio auctoritatis), wenn die Sache dem Käufer auf Grund eines dinglichen Rechtes in dem Rechtsstreit entzogen wird. Diese Gestaltung ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen.

Lit.: Kaser § 41 III 1; Söllner §§ 8, 9, 15; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 46; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 452

evincere, ēvincere, lat., V., gänzlich besiegen, vollständig überwinden, Herr werden, Hor. (65-8 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, vincere

evocare, ēvocāre, lat., herausrufen, hervorrufen, zu sich rufen, heraustreiben, aufrufen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ex, vocāre

evocatio, ēvocātio, lat., F.: nhd. Herausrufen, Hervorrufen, Aufforderung, Vorladung des Schuldners, Bell. Alex. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?), s. ēvocāre

Evokation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv zweite Hälfte 18. Jahrhundert - nicht bezeugt – 1712? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herausrufung, Erweckung, Vorladung

Evokationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv zweite Hälfte 19. Jahrhundert – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. ius [N.] evocandi, zu lat. evocatio [F.] Herausrufen) ist in dem mittelalterlichen und neuzeitlichen deutschen Recht die Befugnis des Königs, jeden noch nicht entschiedenen Rechtsstreit vor sein Hofgericht zu ziehen. Seit dem 13. Jahrhundert streben die Landesherren nach einem (lat.) privilegium (N.) de non evocando. Dieses wird 1356 den Kurfürsten allgemein erteilt. In der Folge verlagert sich die Gerichtsbarkeit mehr und mehr von dem König auf die Länder und Landesherren, 1487 wird das Evokationsrecht des Königs beseitigt.

Lit.: Kaser § 87; Köbler, DRG 114; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkung der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 97

Ewa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google auffindbar, aber für Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 8. Jh. [in lateinischer Umgebung] belegt, F.) ist die althochdeutsche Bezeichnung (8. Jahrhundert) für das (objektive) Recht (lat. [F.] lex). Die Etymologie des nur westgermanisch (ahd., mhd., as., afries., ae.) verbreiteten Wortes ist streitig (zu aind. éva, Lauf, Gang, Gewohnheit, zu lat. aevum, Ewigkeit, zu lat. aequum, Billigkeit, zu lat. ius?). Der Bezug zu dem religiösen Kult könnte unter dem Einfluss des Christentums entstanden sein (altiu ewa, lat. testamentum vetus, Altes Testament). In dem 13. Jahrhundert engt ewa seine Bedeutung auf (rechtmäßige) →Ehe ein.

Lit.: Köbler, DRG 80; Köbler, WAS; Weisweiler, J., Bedeutungsgeschichte, Linguistik und Philologie, (in) Stand und Aufgaben der Sprachwissenschaft, 1924, 419; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Seebold, E., Etymologie, 1981, 89; Schmidt-Wiegand, R., Recht und ewa, (in) Althochdeutsch, hg. v. Bergmann, R. u. a., 1987, 937

Ewa (F.) Chamavorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Volksrecht (lat. [F.] lex) des fränkischen Teilstamms der an der Zuidersee siedelnden Chamaven (Ewa quae se ad Amorem habet). Es ist in zwei Handschriften überliefert und in 48 knappe Kapitel gegliedert. Vielleicht wird es 802/803 in Aachen durch einen Königsboten erfragt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953

ewig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 790 [Weißenburger Katechismus] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1241 [SPöltenUB. I 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zeitlich unendlich, immerwährend

Ewiger Landfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 7. 8. 1495 in Worms von König Maximilian mit Rat der Reichstände auf der Grundlage von Land­frieden von 1486, 1474, 1471 und 1442 (sowie [1356 und] 1235) erlassene, dauerhafte Geltung beanspruchende und deswegen zwar nicht in dem Text, aber doch von den Zeitgenossen als ewig bezeichnete und tatsächlich bis 1806 geltende →Landfriede des Heiligen römischen Reiches. Er hebt das Fehderecht zugunsten der gerichtlichen Entscheidung jedes Rechtsstreits auf (Fehdeverbot unter Androhung der Reichsacht). Zugleich drängen damit die Stände den König in der Friedenswahrung zurück.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; http://www.koeblerger­hard.de/Fontes/EwigerLandfriede1495.htm; Angermeier, H., Königtum und Landfriede im deutschen Spätmittelalter, 1966; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 15 II 4; 1495, 1995, 71ff.; Kaiser, Reich, Reformen – Der Reichstag zu Worms, 1995; Landfriede, hg. v. Buschmann, A. u. a., 2002

Ewigrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf Dauer und damit ohne zeitliche Begrenzung vereinbarte →Rente.

Lit.: Hübner

Ewigsatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf Dauer gedachte →Satzung eines →Pfandes.

Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981

ex, ec, ē, lat., Präp., aus; (lat.) Sonderform der Präposition e, s. latein_a_z.docx

exactio, exāctio, lat., F., Vertreibung, Eintreibung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. exigere

examen, exāmen, exagmen, lat., N., Bienenschwarm, Insektenschwarm, Schar (F.) (1), Haufe, Haufen, Zünglein an der Waage, Prüfung, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. exigere

Examen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1513 bezeugt – um 1513 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Prüfung

exceptio, lat., F., Ausnahme, Einschränkung, Bedingung, Klausel, Verwahrung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. excipere

Exceptio (lat. [F.] Ausnahme) ist die Einrede (als Verteidigung eines Beklagten gegen einen Klaganspruch [stricti iuris, strengen Rechtes]). Sie ist in dem römischen Recht ursprünglich die dem Beklagten günstige Ausnahme von den Bedingungen, unter denen er dem Klaganspruch (lat. [F.] →actio) zufolge zu verurteilen wäre. Aus dieser ver­teidigenden Einrichtung des Verfahrensrechts, die auf Antrag des Beklagten in die Klagformel eingefügt wird (beispielsweise lat. exceptio doli, exceptio pacti), entwickelt sich allmählich ein selbständiges Recht des Beklagten, das Begehren des Klägers zu verweigern. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes (in dem Heiligen römischen Reich) in dem Spätmittelalter wird die exceptio aufgenommen (beispielsweise 1721 mehr als 150 exceptiones unterschieden). In dem Laufe des 19. Jahrhunderts wird die exceptio durch Einrede und Einwendung ersetzt.

Lit.: Kaser §§ 4, 80; Söllner § 9; Köbler, DRG 33f.; Köbler, LAW; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 18761, 3. A. 1878; Schlosser, H., Spätmittel­alterlicher Zivilprozess, 1971; Dick, B., Die Entwick­lung des Kameralprozesses, 1981; Litewski, W., Der römisch-kanonische Zivilprozess, 1999

Exceptio (F.) doli (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die Einrede der Arglist. Sie gilt in dem römischen Recht (bei den [lat., N.Pl.] iudicia stricti iuris) grundsätzlich nur bei besonderer Aufnahme in die Klagformel des Prätors auf Verlangen des Beklagten, bei den sog. →bonae-fidei-iudicia aber auch ohne diese. Sie kann auf die Vergangenheit oder die Gegenwart bezogen sein.

Lit.: Kaser §§ 4, 8, 9, 22, 26, 27, 33, 36, 37, 40, 53, 62, 65, 83; Söllner § 9; Köbler, DRG 42, 43, 45; Haferkamp, H., Die exceptio doli generalis in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 1

Exceptio (F.) iusti dominii (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die Einrede des quiritischen Eigentümers gegen­über der (lat.) actio (F.) Publiciana des Er­sitzungsbesitzers.

Exceptio (F.) non adimpleti contractus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht (bei Kauf, Miete und Gesellschaft) die Einrede der Nichterfüllung (des Vertrags).

Lit.: Kaser § 38

Exceptio (F.) non numeratae pecuniae (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die Einrede des nichtgezahlten Entgelts.

Lit.: Kaser §§ 40, 53; Litewski, W., Non numerata pecunia, (in) SDHI 60 (1994)

Exceptio (F.) rei sibi (ante bzw. quoque) pigneratae (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht bei einer Mehrfachverpfändung die Einrede eines vorrangigen oder besitzenden Pfandgläubigers gegen eine (lat.) actio (F.) Serviana eines nachrangigen oder anderen Pfandgläubigers.

Exceptio (F.) rei venditae et traditae (lat.) Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die dem Käufer (einer nicht durch [lat.] mancipatio, sondern nur durch [lat.] traditio übertragenenen res man­cipi als bloßem bonitarischem Eigentümer) seit Einführung des Formularverfahrens von dem Prätor gegenüber dem herausverlangenden Verkäufer und quiritischen Eigentümer gewährte Einrede der verkauften und übergebenen Kaufsache.

Lit.: Kaser §§ 22, 27

excipere, lat., V., herausnehmen, herausziehen, ausnehmen, eine Ausnahme machen, verordnen, bestimmen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, capere

excommunicare, excommūnicāre, lat., V., „aus der Gemeinschaft ausschließen“, in den Bann tun, Ambr. (um 340-397 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, commūnicāre

excommunicatio, excommūnicātio, lat., F., Kirchenbann, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. excommūnicāre

Exegese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1528 bezeugt – 1528 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Auslegung eines Textes (beispielsweise Bibelexegese, Digestenexegese, Sachsenspie­gel­exegese). Sie ist notwendiger Bestandteil jeder wissenschaftlichen (und damit auch juristi­schen) Tätigkeit. Als eigene Lehrveranstaltung tritt die seit dem 18. Jahrhundert [Pütter] als Übung abgehaltene Exegese in dem ausgehenden 20. Jahrhundert zurück.

Lit.: Köbler, DRG 11; Lubac, H. de, Exégèse médiévale, 1959ff.; Schlosser, H./Sturm, F./Weber, H., Die rechtsgeschichtliche Exegese, 1972, 2. A. 1993; Hattenhauer, H., Die deutschrechtliche Exegese, 1975; Waßmer, M./Wittemann, F., Die verf­assungsgeschichtliche Exegese, 1999; Blum, E., Grundfragen der historischen Exegese, 2014

Exeget (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1734 bezeugt – 1734 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Auslegender, Erklärender

exegetisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1744 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums (und das erschließbare Germanische) mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., auslegend) beispielsweise exegetische, eng an das Gesetz gebundene und dessen Fortbildung grundsätzlich dem Gesetzgeber überlassende Schule zu der Anwendung des Privatrechts nach gesetzlich [§§ 6, 7 ABGB] festgelegten Regeln in Österreich ab 1812 (tatsächlich aber Rechtsfortbildung beispielsweise durch verschämte Verwaltungsgemeinschaft und Gütergemeinschaft auf den Todesfall)

exekutieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1619 bezeugt – 1619 [Weistum] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausführen, vollstrecken

Exekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reichsexekution und Zollexekution - nicht und in DW2 1465 bezeugt – 1464/1466 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb exekutieren 1619) →Vollstreckung, →Zwangs­vollstreckung

Lit.: Mally, A., Der österreichische Kreis in der Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967

exekutiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1630 bezeugt – 1630 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1630 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) →Exekutive

Exekutive (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reichsexekutive - nicht und in DW2 1849 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv exekutiv 1630 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen aufgenommen) ist die ausführende Gewalt. Sie wird als solche von den Vertretern der Lehre von der →Gewaltentrennung (→Locke 1680, →Montesquieu 1748) von der Legislative (und der Judikative) getrennt.

Lit.: Köbler, DRG 190, 191

Exekutor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1511 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Femininum Exekution 1465), M., Vollstrecker

Lit.: Hitzbleck, K., Exekutoren, 2010

exempt, exemt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1299 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ausgenommen, befreit, →eximere, s. latein_a_z.docx

Exemption, Exemtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1484 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb eximieren um 1520), Herausnahme, Ausnahme (beispielsweise aus der Herrschaft eines kirchlichen Oberen, aus einer Gerichtszuständigkeit oder aus der Geltung des Rechtes eines Staates zu Gunsten von Geschäftsträgern eines anderen Staates)

exercere, exercēre, lat., V., nicht ruhen lassen, in Atem setzen, im Gang halten, abmühen, abtreiben, abhetzen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, arcēre

Exercitalis (lat. [M.]) Heermann, Arimanne, nicht in latein_a_z.docx, exercēre

Lit.: Jarnut, J., Beobachtungen zu den langobardischen arimanni und exercitales, ZRG GA 88 (1971), 1

exercitor, lat., M., Übungsmeister, Verrichter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exercēre, (auch) Reeder

exigere, lat., V., abwägen, untersuchen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, agere

Exil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 820 bezeugt – 1567 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums (exsilium) aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit dem Altertum das (freiwillige oder zwangsweise) Ausscheiden eines oder mehrerer Menschen aus einem Staat. Seit dem 19. Jahrhundert können in dem Exil auch Regierungen beibehalten oder geschaffen werden.

Lit.: Die 48er, hg. v. Freitag, S., 1998; Auswanderung, Flucht, Vertreibung, Exil im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 2003; Exile in the Middle Ages, hg. v. Napran, L. u. a., 2007; Stini, F., Plenum exiliis mare, 2011; Exilerfahrung und Konstruktionen von Identität 1933 bis 1945, hg. v. Mittelmann, H. u. a., 2013

eximere, exemere, lat., V.: nhd. herausnehmen, wegnehmen, hinwegnehmen; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, emere

Exklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1921 als Neubildung nach dem Vorbild von Enklave bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Teilgebiet eines Staates (aus dessen Sicht), das von seinem übrigen Gebiet getrennt (Ausschlussgebiet) und vollständig von dem Staatsgebiet anderer Staaten einge­schlossen ist (beispielsweise deutsche Exklave Büsingen in der Schweiz, Russlands Gebiet um Königsberg). →Enklave

Exkommunikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1465 bezeugt – 1465 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb exkommunizieren 1523) ist in dem (katholischen) Kirchenrecht ursprünglich der strafweise Ausschluss eines Mitglieds aus der Gemeinschaft der Gläubigen. Seit der Wende zu dem 5. Jahrhundert wird die Exkommunikation auf den Entzug der mit der Mitgliedschaft verbundenen Rechte (ohne Entbindung von den Pflichten) einge­schränkt. Die Dekretisten entwickeln in dem Hochmittelalter ein differenziertes Regelwerk für die Exkommunikation. Wegen der starken Ausweitung verliert die Exkommunikation, abgesehen von dem klerikalen Bereich, später ihre Bedeutung. In der Gegenwart kann die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche nicht mehr verloren werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 56; Morel, M., L’Excommunication, 1926; Hyland, F., Excommunicatio, 1928; Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Elsener, F., Die Exkom­munikation als prozessuales Vollstreckungsmittel, (in) FS E. Kern, 1968, 69; Logan, F., Excommunication, 1968; Weigand, R., Zur Exkommunikation bei den Glossatoren, ZRG KA 56 (1970), 396; Vodola, E., Excommunication, 1986; Murray, A., Excommunication, 1991; Pauler, R., Dum esset catholicus – Zur Frage der Gültigkeit von Regierungshandlungen exkommunizierter und abge­setzter Kaiser, ZRG GA 112 (1995), 344; Helmholtz, R., The Spirit of the Classical Canon Law, 1996; Magnúsardottir, L., Bannfoering og Kirkjuvald, 2007

exkommunizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V.) von den Rechten aus der Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ausschließen, →Exkommunikation

Exlibris (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1906 bezeugt – 1906 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., aus lat. ex libris, aus den Büchern) ist das seit Erfindung des Buchdrucks in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu der Bezeichnung des Eigentümers des einzelnen Buches meist auf die Innenseite des vorderen Buchdeckels geklebte, der besser gesicherten Bezeichnung des Berechtigten dienende Blatt.

Lit.: Kretz, H., Exlibris für Juristen, 2003

Ex nihilo nihil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Aus nichts wird nichts.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Anaxagoras, um 500-428 v. Chr.)

expeditio, expedītio,  lat., F.: nhd. Erledigung, Abfertigung, Beseitigung, Einrichtung, Feldzug,  Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. expedīre, s. Spedition

exsecutio, exsecūtio, lat., F., Vollziehung, Vollstreckung, Ausführung, rechtliche Verfolgung, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. exsequī

extra (lat. [Präp.]) außer, s. latein_a_z.docx

exsecutor, exsecūtor, lat., M., Vollstrecker, Vell. (um 20 v. Chr.-30 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exsequī, s. Exekutor

exsequi, exsequī, exequī, lat., V., verfolgen, ausführen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, sequī

exsilium, exilium, lat., N., Verbannung, Exil, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exsul, s. Exil

exsul, exul, lat., Adj.: nhd. verbannt, heimatlos, Verbannter (= exsul subst.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, solum

exter, exterus, lat., Adj., außen befindlich, äußerlich, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex

extra, extrā, lat., Adv., außerhalb, außen, von außen, äußerlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exter

extrajudizial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen in Zusammensetzungen ab 17. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) außergerichtlich, nicht in latein_a_z.docx

Extrajudizialappellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Appellation au­ßerhalb gerichtlicher Endurteile. Sie ist in Lübeck 1296 bezeugt. Sie wird durch den Reichsabschied von 1594 für den Prozess des Reichskammergerichts in engen Grenzen eröffnet. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird sie eingeengt und durch die Reichsjustizgesetze des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 beseitigt.

Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Zivil­prozeses, 1861, 3. A. 1878, 768ff.; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976; See­ger, T., Die Extrajudizialappellation, 1992; Oestmann, P., Hexenprozesse am Reichskammergericht, 1997

extraneus, extrāneus (1), extrānius, lat., Adj., äußere, äußerlich, außerhalb liegend, auswärtig, fremd, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. extrā, exter

Extranei heredes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.Pl.], Sg. extraneus heres) sind in dem römischen Recht die in Gegensatz zu den (lat. [M.Pl.]) →sui heredes (Hauserben) stehenden Außenerben (Agnaten, Gentilen).

Lit.: Kaser §§ 66, 71

Extraordinaria cognitio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht das ursprünglich außerordentliche, seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) das ältere zweigeteilte Verfahren vor Magistrat und ehrenamtlichem Richter ablösende einheitliche →Kognitionsverfahren eines einzigen öffentlichen Amtsträgers.

Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 14, 15, 16, 18

extraordinarius, extrāōrdinārius, lat., Adj., außerordentlich, außergewöhnlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. extrā, ōrdo

extravagans (lat.[Adj.]) umherschweifend, herumschweifend (nicht in latein_a_z.docx, aber in Google)

Extravagantes (lat. [M.Pl.] Umherschweifende, Herumschwei­fende) ist die in Google belegte Bezeichnung für die 20 (bereits 1325 in einer privaten Sammlung zusam­mengestellten) Dekre­talen Papst Johannes‘ XXII. (1314ff., Extravagantes Johannis XXII.) und die 70 eher zufällig ausgewählten Dekretalen der Päpste Bonifaz‘ VIII. (1294-1303) bis Sixtus‘ IV. (1471-1484) (Extravagantes communes, allgemeine Extravaganten), die der Pariser Kirchen­rechtler Jean Chappuis in seine Ausgabe des →corpus iuris canonici (1499ff., Korpus des kanonischen Rechtes) ohne amtlichen Auftrag aufnimmt. Zitiert werden sie beispielsweise als Extr. Joann. XXII. 4. 2 bzw. Extrav. com. 1. 7. 1.

Lit.: Bickell, J., Über die Entstehung und den heutigen Gebrauch der beiden Extravagantensammlungen, 1825; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 276; Tarrant, J., Extravagantes Iohannis XXII, 1983

extrem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Greifextremität – nicht und in DW2 1617 bezeugt – 1522/1523 [Reichstagsakten] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums (extremus) in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) äußerste

Lit.: Backes, U., Politische Extreme, 2006

Extremismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1937 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die inhaltlich an dem Rand stehende (äußerste und damit besonders abweichende und grundsätzliche) politische Strömung.

Lit.: Backes, U., Politische Extreme, 2006; Bergsdorf, H. u. a., Linksextrem, 2011; Bötticher, A. u. a., Extremismus, 2012; Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus, hg. v. Lüttig, F. u. a., 2020

extremus, extrēmus, lat., Adj. (Superl.), äußerste, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exter, ex

Eyre (engl. [N.]) ist die von lat. (N.) iter (Reise, Weg) abgeleitete, in Google belegte Bezeichnung für die Reise bzw. Sitzung der königlichen eng­lischen Reiserichter zwischen 1086 bzw. 1166 und 1294.

Lit.: Harding, A., Rolls of the Shropshire Eyre of 1256, 1981

F

faber, lat., M, Verfertiger, Künstler, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰabʰ- (2), Adj., V., passend, fügen

Faber →Favre

Faber, Johannes ist der um 1270 geborene, in Montpellier und vielleicht Bologna ausgebildete, um 1340 verstorbene, praktisch tätige französische Jurist, der ein (lat. [N.]) Breviarium Codicis (Kurzfassung des Codex) und einen (lat. [M.]) Commentarius in institutiones (Kommentar zu den Institutionen) verfasst. S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 581

fabrica, lat., F., Bau, Gebäude, Kunstgriff, List, Ausübung, Beschäftigung, Bearbeitung, Werkstätte, Plaut. (um 250-184 v. Chr.),  s. faber

Fabrik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1367 bezeugt – 1367 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [ZofingenStR. 201] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gebäude, in dem industriemäßig aus Rohstoffen Erzeugnisse hergestellt werden. Die Fabrik entwickelt sich seit dem 18. Jahrhundert aus dem Verlagssystem. Kennzeichnend ist die Tätigkeit der Bediensteten außerhalb des eigenen Hauses. In dem 19. Jahrhundert wird die Fabrik Gegenstand besonderer rechtlicher Regelungen.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 175; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 229; Pfeiffer, H. v., Die Manufakturen und Fabriken Deutschlands, Teil 1f. 1781; Neumann, F., Zur Reform deutscher Fabrikgesetzgebung, 1873, Neudruck 2013; Anton, G., Geschichte der preußischen Fabrikgesetzgebung, 1891, Neudruck, 1953; Mises, L., Zur Geschichte der österreichischen Fabrikgesetzgebung, (in) Z. f. Volkswirtschaft, Sozial­politik und Verwaltung 14 (1905), 230; Gellbach, H., Arbeitsvertragsrecht der Fabrikarbeiter im 18. Jahrhundert, 1939; Worring, H., Das fürstenbergische Eisenwerk Hammereisenbach, 1954; Dällenbach, H., Kantone, Bund und Fabrikgesetzgebung, Diss. jur. Bern 1961; Österreichische Fabriksprivilegien vom 16. bis ins 18. Jahrhundert, hg. v. Otruba, G., 1981; Ruppert, W., Die Fabrik, 1983, 2. A. 1993; Wadle, E., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, 1983; Bracher, H., Die Entwicklung der Fabrikhaftpflicht in der Schweiz, (in) ZNR 8 (1986), 157; Steinberg, S., Unternehmenskultur im Industriedorf – Die Papierfabriken Kübler & Niethammer, 2015; Mysliwitz-Fleiß, D., Die Fabrik als touristische Attraktion, 2021

Fabrikengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1815 [Kamptz, PreußProvR. I 37] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils mit dem Lateinischen des Altertums und teils mit dem erschließbaren Germanischen und mittelbar mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem späten 18. Jahrhundert in Preußen für einige Zeit aus der Poli­zeijurisdiktion entwickelte und danach in dem Rheinland geschaffene besondere Gericht für Rechtsstreitigkeiten in einer Fabrik zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern.

Lit.: Willoweit, D., Die Entstehung der preußischen Fabrikengerichtsbarkeit, (in) ZNR 4 (1982), 1; Schloßstein, K., Die westfälischen Fabrikengerichtsdeputationen, 1982; Schöttler, P., Die rheinischen Fabrikengerichte, (in) ZNR 7 (1985), 160

facere, lat., V., machen, tun, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *dʰē- (2), *dʰeh-, V., setzen, stellen, legen, s. latein_a_z.docx

factor, lat., M., Verfertiger, Schöpfer (M.) (2), Urheber, Ölmacher, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. facere, s. latein_a_z.docx

facul, alat., Adj., leicht, mühelos, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. facere, s. latein_a_z.docx

facultas, facultās, lat., F., Tunlichkeit, Kraft, Geschicklichkeit, Befähigung, Turpil. (2. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. facul, facere

facultās (F.) alternativa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Ersetzungs­befugnis

Faden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 439] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das dünne, längliche, meist durch Drehen entstehende und dem vielfach dauerhaften Verbinden von Geweben oder Lederstücken dienende menschliche Erzeugnis (Gespinst). Der Faden kann als Längenmaß verwendet werden (beispielsweise etwa 185 cm). Er ist auch Gegenstand der rechtlichen Volkskunde.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1994; Gierke, O., Der Humor im deutschen Recht, 1887

fähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1481 bezeugt – 1481 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1481 [SchwäbWB. II 917] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fangen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) könnend, in der Lage seiend

Fähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1512 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1702 [Greneck] 276, 1709 Mutach 22] in 2 Stellen und in Google belegt sowie über fangen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv fähig 1481) ist die Eigenschaft des Erlangenkönnens bzw. Han­delnkön­nens.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

fahnden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1616 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [BeitrEssen 20 1900 167 und 20 1900 165] in 4 Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen (verfolgen, besuchen) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) suchen nachforschen

Fahndung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1798 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie - über fahnden - über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb fahnden 1591 bzw. 1616) ist die Verfolgung möglicher Straftäter bei Bekanntwerden eines möglicherweise strafbaren Ergebnisses durch die Allgemeinheit, die seit der frühen Neuzeit und besonders seit dem 19. Jahrhundert ausgebaut und zu einer Staatsaufgabe erhoben wird.

Lit.: Blauert, A. u. a. Gauner- und Diebslisten, 2001; Benad, R., Geschichte der Fahndung, 2006

Fahne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1130 [Pfaffe Konrad 3119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das als Symbol verwendete, meist rechteckige und vielfach farbige Tuch. →Fahnenflucht, →Fahnenlehen, →Reichsfahne

Lit.: Meyer, H., Die rote Fahne, ZRG GA 50 (1930), 310; Meyer, H., Sturmfahne und Standarte, ZRG GA 51 (1931), 204; Meyer, H., Kaiserfahne und Blutfahne, ZRG GA 53 (1933), 291; Neubecker, O., Fahnen und Flaggen, (um 1940)

Fahnenflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen fahnenflüchtig  1852 - und Fahnenflüchtling, ohne Zeitangabe - nicht und in DW2 1854 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das eigenmächtige auf Dauer angelegte Verlassen des Heeres, das schon in dem Altertum gewichtige Folgen nach sich ziehen kann. Das langobardische Volksrecht sieht die Tötung, das alemannische Volks­recht die Buße von 80 Schillingen vor. Auch später wird zumindest für schwere Fälle die Todesstrafe angedroht, während einfachere Fälle mit Gefängnis und Ehrenminderung bestraft werden. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dringt die Bezeichnung Desertion ein. In dem Zweiten Weltkrieg werden etwa zwei Drittel der als fahnenflüchtig bezeichneten deutschen Soldaten zu dem Tode verurteilt. Die Fahnenflucht in einer Unrechtsherrschaft (berechtigte Fahnen­flucht in verbrecherischen Regimen) kann gerechtfertigter Widerstand sein. An dem 17. 5. 2002 beschließt der Bundestag Deutsch­lands die Aufhebung aller Urteile wegen Fahnenflucht (Desertion) in dem Zweiten Weltkrieg.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 561; Sargmeister, M., Das Delikt der Fahnenflucht, Diss. jur. Erlangen 1908; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1ff. 1920ff., Neudruck 1964; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Haase, N., „Gefahr für die Manneszucht“, 1996; Armeen und ihre Deserteure, hg. v. Bröckling, U. u. a., 1998; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtsjustiz 1933-1945, 2005; Brümmer-Pauly, K., Desertion im Recht des Nationalsozialismus, 2006

Fahnenlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1217 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1217 [OÖUB. II 586 feudum vexilli] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Fahnlehn, ist das mit einer Fahne als Symbol (einer besonderen Herrschaftsgewalt?) verliehene →Lehen. Nach verbreiteter hochmittelalterlicher An­sicht ist die königliche Belehnung mit einem Fahnenlehen Voraussetzung der Zugehörigkeit zu dem Fürstenstand. Das Fahnenlehen darf weder geteilt noch von dem König länger als Jahr und Tag einbehalten werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Bruckauf, J., Vom Fahnlehn, 1906; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979, 36

Fähre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1250 bezeugt - um 1230 [Diu Crōne von Heinrich von dem Türlin] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1249 [WestfUB. IV 2 S. 264] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das dem planmäßigen Übersetzen über einen Strom oder einen See meist an fester Stelle dienende Fahrzeug. Seit dem Hochmittelalter wird das Recht zu dem Betrieb einer Fähre auf öffentlichem Gewässer als →Regal verstanden. Von ihm leitet sich das einzelne Fährenrecht ab. In Deutschland gelten (über Art. 73 EGBGB) die früheren landesrechtlichen Vorschriften, sofern in den geltenden Landeswassergesetzen keine andere Regelung enthalten ist.

Lit.: Nordegg zu Rabenau, L. v., Das Recht der Fähren mit besonderer Berücksichtigung des Regierungs­bezirks Danzig, Diss. jur. Leipzig 1910; Sandkaulen, J., Fährgerechtsame, Diss. jur. Köln 1925; Künßberg, E. v., Fährenrecht und Fährenfreiung, ZRG GA 45 (1925), 144; Riegler, B., Fährgerechtigkeiten, Diss. jur. Würzburg 1933; Elben, J., Die Deutz-Kölner Rheinfähre als Kurkölner Regal, 1933; Hahn, C., Das Fährenrecht am Niederrhein, 1949

fahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - zweites Viertel achtes Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sich - mit einem Fahrzeug - fortbewegen

fahrend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt - 8./9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb fahren über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) beweglich

Fahrende Habe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv fahrend 1150 bzw. 8./9. Jahrhundert) →Fahrnis

Fahrende Leute (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl., Adjektiv fahrend 1150 bzw. 8./9. Jahrhundert) sind die in Ausnützung ursprünglich allgemein bestehender und verwendeter Freiheit der Ortsveränderung ohne festen Wohnsitz umherziehenden Menschen (in dem Mittelalter schätzungsweise 5-10 Prozent der Bevöl­kerung). Seit dem Spätmittelalter werden sie als Störung der Ordnung angesehen. Seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wird Umherziehen teilweise strafbar, wobei Rechtssätze und angedrohte Strafen nicht stets umgesetzt werden. Gegen fahrende Leute werden von dem Staate Pass und Meldepflicht eingesetzt, ohne dass angesichts des Bevölkerungszuwachses und der anonymen Bürokratisierung trotz Digitalisierung ein vollständiger Erfolg erreicht wird oder bisher erreicht werden kann.

Lit.: Mylius, A./Barthel, D., Iura vagabundorum, 1679; Enklaar, D., Varende Luyden, 1957; Schubert, E., Arme Leute, Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts, 1983, 2. A. 1990; Jütte, R., Poverty and Deviance, 1994; Schubert, E., Fahrendes Volk im Mittelalter, 1995; Rheinheimer, M., Arme, Bettler und Vaganten, 2000; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005

Fahrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fahrender, Fahrzeug Bewegender

Fahrhabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1615 [BernGS. 1615 Bl. 15 und Blatt 30] in 13 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Fahrnis (1479/1484)

fahrlässig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1510 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jh. [Walter, Ortenau/GengenbachStB. 7] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) fahren lassend, unachtsam, säumig

Fahrlässigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1480 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1480 [GengenbachStB. 49] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv fahrlässig [Ortenau bzw. Gengenbach] 15. Jahrhundert) ist in dem Privatrecht die Außerachtlassung der in dem Verkehr erforderlichen Sorgfalt, in dem Strafrecht für die wenigen auch fahrlässig begehbaren Straf­taten der Vorwurf, dass der Täter eine objektive Sorgfaltspflicht nicht erkannt oder die daraus folgende Sorgfaltsanforderung nicht erfüllt hat, obwohl er dazu nach seinen persönlichen Fähigkeiten und dem Maß seines individuellen Könnens imstande gewesen wäre. In dem römischen Recht wird erst zu Beginn der klassischen Zeit an die an ein Handeln gebundene Fahrlässigkeit (lat. [F.] →culpa) die zunächst auf den Vorsatz beschränkte Folge angeknüpft. Dies gilt allmählich auch für Verträge. Bei Justinian hat der Schuldner eine allgemeine Pflicht zu der Sorgfalt (lat. [F.] →diligentia), mit deren schuldhafter Verletzung er eine Nachlässigkeit (lat. [F.] →neglegentia) begeht. Innerhalb der (lat. [F.]) culpa wird die grobe Fahrlässigkeit dem Vorsatz gleichgehalten. In dem Frühmittelalter kennen die Quellen eine Reihe von Beziehungen zwischen einer Tätigkeit und einem Erfolg, bei denen kein Vorsatz angenommen wird (Ungefährwerk). Die Folgen sind allerdings durchaus unterschiedlich, wobei an dem Ende des Mittelalters eine Tendenz zu der schwächeren Folge für den nicht gewollten Erfolg überwiegt. Ziemlich klar unterscheidet die (lat. [F.]) Constitutio Criminalis Carolina (1532, Peinliche Halsgerichtsordnung Karls V.) vorsätzliche Tötung, fahrlässige Tötung und zufällige Tötung. Daran knüpft die weitere Entwicklung an, in der wohl wegen der damit verbundenen Schwierigkeit seit dem 19. Jahrhundert eine Legaldefinition der strafrechtlichen Fahrlässigkeit vermieden wird.

Lit.: Kaser § 36; Söllner §§ 8, 15; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 158, 204; Bruck, F., Zur Lehre von der Fahrlässigkeit, 1885; Löffler, A., Die Schuldformen des Strafrechts, 1895; Hippel. R. v., Die Grenze von Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1903; Exner, F., Das Wesen der Fahrlässigkeit, 1910, 12; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 90, Neudruck 1964; Wiegand, H., Rechtspolitische Untersuchungen über die Stufen der Fahrlässigkeit, 1925; Engisch, K., Untersuchungen über Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1930, Neudruck 1964; Tobler, R., Fahrlässigkeit im Zivil- und Strafrecht, 1931; Plass, K., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zur quali­fizierten Fahrlässigkeit, 1932; Ziegler, W., Fahr­lässigkeit und Gefährdung, 1935; Brehmer, I., Grenze zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1935; Nörr, D., Die Fahrlässigkeit im byzantinischen Vertragsrecht, 1960; Deutsch, E., Fahrlässigkeit und erforderliche Sorgfalt, 1963; Jescheck, H., Aufbau und Behandlung der Fahrlässigkeit im modernen Strafrecht, 1965; Hoffmann, H., Die Abstufung der Fahrlässigkeit in der Rechtsgeschichte, 1968; Köbler, G., Mittlere Fahrlässigkeit und dogmatische Einordnung der Arbeitnehmerhaftung, (in) AcP 1969, 404; Holl, T., Entwicklungen der Fahrlässigkeitsdogmatik im Strafrecht von Feuerbach bis Welzel, 1992; König, V., Die grobe Fahrlässigkeit, 1998; Rösler, H., Haftungsgründe und -grenzen für fahrlässiges Verhalten, 1999; Schrage, E., Negligence, 2001; Mikus, R., Die Verhaltensnorm des fahrlässigen Erfolgsdelikts, 2002; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Bohrer, M., Der morsche Baum, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fahrnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1543 bezeugt – 1479 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. XIII 5] in 28 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über fahren über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Fahrhabe 1587, F.) ist die bewegliche (mo­bile) Sache, die ohne Verletzung von einem Ort zu einem anderen Ort gefahren bzw. bewegt werden kann (beispielsweise Kleid, Tier, Werkzeug, Geld, Wagen, Marktbude). Auf die Beweglichkeit einer Sache stellt das römische Recht nur in wenigen Einzelheiten (beispielsweise Ersitzung, Besitzschutz, später besondere Form des Kaufes unbeweglicher Sachen) ab. In dem mittelalterlichen deutschen Recht kann über Fahrnis schon früh frei verfügt werden, unterliegt Fahrnis in der Ehe vielfach anderen Regeln hin­sichtlich der Nutzung, Verwaltung und Verfügung und gibt es an Fahrnis keine mehrfache und keine ideelle Gewere. Möglich sind aber Entliegenschaftung und Verliegenschaftung einer Sache. In der Neuzeit verblassen die Unterschiede unter dem Einfluss des römischen Rechtes, doch regelt beispielsweise noch das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) den Erwerb von Rechten an beweg­lichen Sachen (beispielsweise Einigung und Übergabe) einleuchtenderweise anders als den Erwerb von Rechten an unbeweglichen Sachen (beispielsweise Auflassung und Eintragung).

Lit.: Kaser § 15 I; Hübner 182, 430; Kroeschell, DRG 2; Estlander, E., Bidrag till en undersökning om klander, 1900; Meyer, H., Entwerung und Eigentum, 1902; Goldmann, E., Tertia manus und Intertertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Hübner, H., Der Rechtsverlust im Mobiliarsachenrecht, 1955

Fahrnisgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Wortbestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Ehegüterrecht die →Errungenschaftsgemeinschaft (betref­fend Fahrnis und Liegenschaften), in der auch die voreheliche →Fahrnis den Eheleuten ge­meinschaftlich zusteht. Sie ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen. Seit 1. 7. 1958 kann aber die Fahrnisgeminschaft in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr vereinbart werden.

Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 18

Fahrrad (Wort 1885 bzw. in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1894 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von dem Forstbeamten Karl Drais in Baden 1817 - nach Ausbruch des Vulkans Tambora - erfundenes, durch Körperkraft des nutzenden Menschen oder in der Gegenwart auch mit Hilfe von in einem Akkumulator gespeicherter und mitgeführter Elektrizität vorwärts zu bewegendes kleineres, meist zweiräderiges Verkehrsmittel.

Lit.: Hochmuth, A., Kommt Zeit, kommt Rad – eine Kulturgeschichte des Radfahrens, 1991; Wandrey, G., Alles über das Fahrrad, 2017

Fahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 26] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb fahren 2. Viertel 8. Jahrhundert, Maskulinum Fahrer 1400) Reise, Fortbewegung, Krieg

faida (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur Hinweis auf Fehde und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., beispielsweise in dem [lat. M.] Edictus Rothari von 643 c. 162) →Fehde

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schumann, E., Unrechts­aus­gleich im Frühmittelalter, Habilitations­schrift Leipzig 2003 (ungedruckt); Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 11ff.

Faktor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1451 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 [GraupenBergb. nr. 1081, Schirmer, KaufmWB. 58] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums - factor - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Handelsagent, Macher

Faktorei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1520 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1642 [Beukemann, HambMäklerR. 545] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – factor - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Spätmittelalter die kaufmännische Niederlassung außerhalb des Hauptsitzes des Unternehmens (beispielsweise Kontore der Hanse in dem Nordseeraum und Ostseeraum, Fondaco dei Tedeschi in Venedig, Zweig­niederlassung), vor allem in dem Kolonialhandel.

Lit.: Bürger, R., Die Organisation der Fuggerschen Faktoreien, 1955; Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche, hg. v. Schmitt, E., Bd. 4 1988

Fakultät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1478 [Köln] bezeugt – 1478 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – facultas - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Möglichkeit und die Fachabteilung der Universität. In dem Mittelalter ist die Universität meist in die vier Fakultäten der Artisten, Theologen, Juristen und Mediziner gegliedert. Ihre Geschäfte leitet der Dekan. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Zahl der Fakultäten vermehrt. Seit 1970 sind in der Bundesrepublik Deutschland in dem (mittelbaren) Gefolge der allgemeinen Bildungspolitik und der zunehmenden Akademisierung der Ausbildung die Fakultäten an vielen Orten in Fachbereiche umbenannt und teilweise weiter in noch kleinere Einheiten aufgegliedert.

Lit.: Köbler, DRG 99, 143; Baltl/Kocher; Wretschko, A. v., Die Geschichte der juristischen Fakultät an der Universität Innsbruck, (in) FS zum 27. Deutschen Juristentag 1904, 101; Wohlhaupter, E., Die Spruchtätigkeit der Kieler juristischen Fakultät, ZRG GA 58 (1938); Dickel, G., Die Heidelberger juristische Fakultät, 1961; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel, 1962; Finke, K., Die Tübinger Juristenfakultät 1477-1534, 1972; Schikora, A., Die Spruchpraxis der juristischen Fakultät zu Helmstedt, 1972; Cobban, A., The medieval University, 1975; Festschrift der juristischen Fakultät Heidelberg, 1986; Artisten und Philosophen – Wissenschafts- und Wirkungsgeschichte einer Fakultät, hg. v. Schwinges, R., 1999; Kriebisch, A., Die Spruchkörper Juristenfakultät und Schöppenstuhl zu Jena, Diss. jur. Jena 2007

fakultativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1840 bezeugt – 1840 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische mittelbar mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) möglich, nicht zwingend (beispielsweise Zivilehe)

Falkenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber verschiedentlich in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Name einer Burg

Lit.: Codex Falkensteinensis, bearb. v. Noichl, E., 1978

Fall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215 [WirtUB. III 24] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] casus) ist allgemein die durch die Anziehungskraft der Erde bewirkte senkrechte oft ungewollte Ortsveränderung. Wegen der damit vielfach verbundenen nachteiligen Folgen wird als Fall auch das einzelne rechtlich bedeutsame Geschehen bezeichnet. Einzelne Rechtsordnungen wer­den durch die gericht­lichen Entscheidungen der Fälle geprägt (beispielsweise römisches Recht, angloamerika­nisches Recht). Als berühmte einzelne Fälle gelten etwa das Strafverfahren gegen Sokrates, die (lat. [F.]) causa Curiana (1. Jahrhundert v. Chr.), der Prozess Jesu, der Prozess der Iusta, der Ehestreit Lothars II. (ab 859), der Prozess gegen Heinrich den Löwen (1180), der Prozess gegen Galileo Galilei (1633), die Prozesse des Müllers Arnold (um 1779), das Strafverfahren gegen Alfred Dreyfus (1894), das Strafverfahren wegen Entziehung elektri­schen Stromes (1896) u. a.

Lit.: Mit den Augen der Rechtsgeschichte - Rechtsfälle selbstkritisch kommentiert, hg. v. Luminati, M. u. a., 2008; Fälle aus der Rechtsgeschichte, hg. v. Falk, U. u. a., 2008; Haferkamp, H., Rechtsfälle in der juristischen Ausbildung der Pandektenwissenschaft, ZRG GA 138 (2021), 283

fallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL –und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250 [DOrdStat. 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch die Anziehungskraft der Erde bewirkt senkrecht meist ungewollt einen Ort verändern

fallere, lat., V., täuschen, einen Fehltritt tun lassen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *g̑ʰu̯el-, V., sich krümmen, abbiegen, s. latein_a_z.docx

fällig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1250 bezeugt – 9./10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1260 [BaselDienstR. 20 § 14] beziehungsweise um 900 beziehungsweise 1160 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fallen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fallend, abfallend, reif

Fälligkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1518 [KärntLHdf. 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fallen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv fällig um 900) ist der Zeitpunkt, in dem der Gläubiger von dem Schuld­ner Leistung verlangen kann.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fallrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [FürstenbUB. VI 109] in drei Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die auf richterlichen Ent­scheidungen von Fällen (Einzelfällen) beruhende Rechtsordnung. Fallrecht sind das klassische →römische Recht und das →englische Recht (case-law) sowie die päpstliche Rechtsprechung seit dem 12. Jahrhundert. Ansätze zu einem Fallrecht finden sich auch in dem deutschen Sprachraum (mittelalterliche Schöffen­sprü­­che, Entscheidungen des Reichskam­merge­richts), können sich jedoch wegen der Aufnahme des römisch-justinianischen Gesetzesrechts, des Gesetzgebungsan­spruchs der Landesherren und des Fehlens einer durchsetzungsfähigen Höchstge­richtsbarkeit nicht ausreichend entwickeln und behaupten. Dennoch besteht Fallrecht auch nach Erlass der Vernunftrechts­gesetz­bücher in der Praxis in den Fall­sammlungen der Höchstgerichte (beispielsweise Reichsgericht, Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof, Europäischer Gerichts­hof, Gerichtshof [der Europäischen Union]). Allerdings ist das Fallrecht auf dem euro­päischen Kontinent dem vor allem seit dem 18. Jahrhundert kodifikativ ausgebauten Gesetzes­recht grundsätzlich untergeordnet, während in England das Parlament kein Rechtsetzungs­monopol beansprucht und sich die stare-decisis-Vorstellung 1898 zu einem (1966 aufge­hobenen) Prinzip verfestigt. Daneben ist Fallrecht auch das Rückfallrecht von Gütern bei Fehlen von Abkömmlingen an die Familie, aus der sie gekommen sind.

Lit.: Kaser § 2; Köbler, DRG 31; Gál, A., Der Ausschluss der Aszendenten von der Erbfolge und das Fallrecht, 1904; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 298ff., 468ff.; Esser, J., Grundsatz und Norm, 1956; Rüdin-Bader, S., Die erbrechtliche Stellung der Stiefkinder und Halbgeschwister nach den zürcherischen Rechtsquellen, 1959; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands, 1974; Weller, H., Die Bedeutung der Präjudizien im Verständnis der deutschen Rechtswissenschaft, 1979; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat, 1986; Case-Law in the Making, hg. v. Wijffels, A., 1997; Müßig, U., Geschichte des Richterrechts und der Präjudizienbildung auf dem europäischen Kontinent, (in) ZNR 28 (2006), 79ff.; Reimann, M., Die Erosion der klassischen Formen, (in) ZNR 28 (2006), 209ff.; Vogenauer, S., Zur Geschichte des Präjudizienrechts in England, (in) ZNR 28 (2006), 48ff.; Case Law in the Making, hg. v. Wijffels, A., Bd. 1f. 2013 e-book

Falsa demonstratio non nocet (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Eine (bloße) falsche Bezeichnung schadet nicht.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gaius, um 120-um 180, Digesten 35, 1, 17, pr.)

falsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und ab 1170 in DW2 bezeugt – um 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 bzw. um 1230 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 1170 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) unwahr, hinterlistig

Falschaussage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1890 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Meineid

Lit.: Vormbaum, T., Eid, Meineid und Falschaussage, 1990

Falsche Verdächtigung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1871, F.) ist der 1871 in das Strafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches eingefügte, die wahrheitswidrige Verdächtigung eines anderen betreffende Tatbestand des § 164 StGB.

Lit.: Bernhard, L., Falsche Verdächtigung (§§ 164, 165 StGB) und Vortäuschen einer Straftat (§ 145d StGB), 2003

fälschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 12. Jahrhundert [Rother 2799] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) falsch machen, rechtswidrig als echt nachbilden

Fälscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1185 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MainzRLFr. Const. 259 in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fälschender, Hersteller einer Fälschung

Falschmünzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1775 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [MittSGallen 2 1863 140] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Münzen (oder auch Papiergeld) fälschende Täter.

Lit.: Walz, K., Fälscher & Falschgeld, 2012

Fälschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482[ZerbstFemb. 30] in 4 Stellen und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zu betrügerischem Zweck vorgenommene Veränderung oder Nach­bildung eines Gegenstands (beispielsweise Münze, Bild). Einzelne Fälschungshand­lungen erwähnt sachlich bereits das altrömische Zwölf­tafelgesetz (Falschaussage 8,23, Richterbestechung 9,3). Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. bilden sich Fälschungsdelikte (lat. crimina [N.Pl.] falsi) als besondere Gruppe (falsum) aus (Testament, Urkunde, Grenze, Münze, Maß, Gewicht und so weiter), neben die um 200 n. Chr. der „Betrug“ (lat. [M.] stellionatus, D. 47, 20, 3, 1) tritt. In dem Frühmittelalter verschmelzen die Tatbestände des römischen Rechtes zu Deliktsfiguren, die nur noch wenige Ähnlichkeiten mit ihren Vorbildern haben. In dem Hochmittelalter werden etwa falsche Maße und Gewichte oder der Verkauf verfälschter Waren wie Diebstahl behandelt. Dagegen fasst das spätmit­telalterliche gelehrte Recht (beispielsweise Klagspiegel 1436/1442) die Fälschungsdelikte zu einem einheitlichen (lat. [N.]) crimen falsi (Fälschungsverbrechen) zusammen, zu dem (lat. [M.]) →stellionatus ein qualifizierter Sonderfall ist. In dem 19. Jahrhundert werden in dem Code pénal Frankreichs (1810) →Betrug und Fälschung voneinander getrennt. Dem folgen die Strafgesetzbücher deutscher Staaten und des (zweiten) deutschen Reiches grundsätzlich (Bayern 1813, Baden 1845, Preußen 1851, Deutsches Reich 1871).

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Binding, K., Lehrbuch des gemeinen deutschen Strafrechts, Teil 2, 2, 1901; Beyerle, K., Die Urkundenfälschungen des Kölner Burggrafen Heinrich III., 1913; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931; Fuhr, L., Zur Entstehung und rechtlichen Bedeutung der mittelalterlichen Formel ane argliste unde geverde, Diss. jur. Frankfurt am Main 1962; Fuhrmann, H., Die Fälschungen im Mittelalter, (in) HZ 197 (1963), 529; Kocher, E., Überlieferung und ursprünglicher Anwendungsbereich der Lex Cornelia de falsis, 1965; Hupe, E., Falsum, fraus und stellionatus, Diss. jur. Marburg 1968; Kausch, W., Die Entwicklung des Falsum von der Carolina zur Aufklärung, 1971; Lorenz, W., Die Falschbeurkundung, 1976; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1987ff.; Fuld, W., Das Lexikon der Fälschungen, 1999; Topper, U., Fälschungen der Geschichte, 2001; Fortschritt durch Fälschungen? hg. v. Hartmann, W. u. a., 2002; Fezzi, L., Falsificazione di documenti pubblici nella Roma tardorepubblicana, 2003; Deutsch, A., Der Klagspiegel und sein Autor Conrad Heyden, 2004; Faußner, H., Wibald von Stablo, 2006; Pokorny, R., Augiensia, 2010; Faußner, H., Wibald von Stablo auf der Spur, 2010 (Aufsatzsammlung); Partsch, S., Tatort Kunst, 2015; Fälschung als Mittel der Politik?, hg. v. Ubl, K. u. a., 2015

falsum, lat., N., Unwahres, Falsches, Irrtum, Unwahrheit, Lüge, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. falsus, s. fallere

Falsum (lat. [N.]) ist die in dem klassischen römischen Recht als Straftat erfasste →Fälschung, für die Sulla an der Wende von dem 2. zu dem 1. Jahrhundert eine eigene Untersuchungsbehörde einrichtet.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Kunkel, W., Untersuchungen zur Entwicklung des römischen Kriminalverfahrens, 1962; Kausch, W., Die Entwicklung des Falsum von der Carolina bis zur Partikulargesetzgebung der Aufklärung, 1971

falsus, lat., Adj., falsch, erdichtet; XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fallere (1)

familia, famelia, lat., F., Gesinde, Hausgenossenschaft, Familie, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *dʰē- (2), *dʰeh-, V., setzen, stellen, legen

Familia (lat. [F.]) ist in dem frühen Mittelalter nach antikem Vorbild vor allem der zu einer Grundherrschaft gehörige Personenverband.

Lit.: Kaser § 12; Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Baltl/Kocher; Weizsäcker, W., Die familia des Klosters St. Emmeram in Regensburg, (in) Verhandl. d. histor. Vereins v. Oberpfalz und Regensburg 92 (1951), 1; Bosl, K., Die „familia“, (in) Z. f. bay. LG. 38 (1975), 403; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Scherner, K., Ut propriam familiam nutriat, ZRG GA 111 (1994), 330; Paludan, H., Familia og Familie, 1995; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993

familiae emptor (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Erbschaftskäufer

Familie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1441 bezeugt - 1441/1452 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [LübUB. V 246] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische (familia) des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Kreis der durch Ehe, Verwandtschaft und Schwägerschaft verbundenen Menschen, insbesondere die Ehegatten und ihre Kinder. In dem Altertum wird die Familie als von der Natur des Menschen gegeben eingestuft. Vermutlich sind sich bereits die Indogermanen der Familie bewusst. Vielleicht mit der Sesshaftwerdung und dem Hausbau bildet sich in Rom die auf dem Einzelhof lebende, aus Familienvater, Ehefrau und Kindern (sowie Gesinde) bestehende Familie. Dem dürfte auch die Familie der Germanen entsprochen haben. Sie ist Wirtschaftsgemeinschaft. Die durch­schnitt­liche Zahl der Geburten einer Frau dürfte wegen der hohen Sterblichkeit und der längeren Stillzeiten fünf nicht über­schritten haben. Die Familie steht meist unter der Personalgewalt (munt) des Hausvaters, die mit Emanzipation, Abschichtung oder Verheiratung endet. Mit der Chris­tianisierung verbessert sich die Stellung der Frau in der Familie. Seit der Neuzeit entdeckt der Staat sein Interesse an der Kindererziehung. Mit der Industrialisie­rung und der Arbeit außer Haus wird die Familie zu einer bloßen Verbrauchs­gemeinschaft. Mit dem 19. Jahrhundert lockern sich auch die familienrechtlichen Bindungen, so dass das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) die Familie eher als Summe rechtlicher Einzelbeziehungen versteht. In dem 20. Jahrhundert ändert sich vielleicht als Folge des allmählichen Zurücktretens der körper­lichen Arbeit die Familie grundlegend. Dementsprechend stellt Art. 199 I der Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 fest, dass Grundlage der Familie die auf der Gleichberechtigung der Geschlechter beru­hende Ehe ist. Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik hebt alle den Gleichberechtigungsgrundsatz verletzenden Bestimmungen auf. In der Bundesrepublik entsteht infolge Nichterfüllung eines Auftrags des Grundgesetzes zu dem 1. 4. 1953 ein gesetz­loser Zustand, den das Bundesver­fas­sungsgericht an dem 18. 12. 1953 durch Aner­kennung der Gleichberechtigung hilfsweise schließt. An dem 18. 6. 1957 verabschiedet der Bundestag ein an dem 1. 7. 1958 in Kraft tre­ten­des Gleichberech­tigungsgesetz, das durch das Bundesverfas­sungsgericht an dem 29. 7. 1959 teilweise aufgehoben wird. Danach tritt in an die Stelle der väterlichen Gewalt die gemeinschaftliche Leitung der Familie durch Mann und Frau. 1979 wird die gemeinsame →elterliche Gewalt durch die elterliche Sorge ersetzt. Tatsächlich treten neben die durch die Ehe gekennzeichnete Familie die nichteheliche Lebens­gemeinschaft eines Mannes und einer Frau und die gleichgeschlechtliche Part­nerschaft zweier Männer oder zweier Frauen. Seit 2017 muss in der Bundesrepublik Deutschland wie in verschiedenen anderen Staaten der Welt eine Familie nicht mehr aus mindestens einem Mann und mindestens einer Frau bestehen.

Lit.: Kaser § 12; Söllner §§ 4, 5, 8, 12, 18; Hübner 615; Köbler, DRG 129, 209, 238, 252, 267; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 253; Bartsch, R., Die Rechtsstellung der Frau, 1903; Weber, M., Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, 1907; Schulz, W., Die germanische Familie der Vorzeit, 1925; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1; Möller, H., Die kleinbürgerliche Familie im 18. Jahrhundert, 1969; Vismara, G., Famiglia e successioni nella storia del diritto, 1970; Scheffler, E., Die Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft im Wandel der Rechtsordnung seit 1918, 1970; Weber-Kellermann, I., Die deutsche Familie, 1974; Montanos, E., La familia en la Alta Edad Media española, 1980; Maschke, E., Die Familie in der deutschen Stadt des späten Mittelalters, 1980; Familie zwischen Tradition und Moderne, hg. v. Bulst, N., 1981; Gaunt, D., Familjelivi i Norden, 1983; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Fuhrmann, M., Volksvermehrung als Staatsaufgabe?, 2002; Burguière, A. u. a., Histoire de la famille, 1986; Weibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990; Rosenbaum, H., Formen der Familie, 5. A. 1990; Haushalt und Familie, hg. v. Ehlert, T., 1991; Dixon, S., The Roman Family, 1992; Rachel, C., Die Diskussion um den französischen Familienrat in Deutschland im 19. Jahrhundert, 1994; Geschichte der Familie, hg. v. Burguière, A. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Historische Familienforschung, hg. v. Ehmer, J. u. a., 1997; Rothenbacher, F., Historische Haushalts- und Familienstatistik, 1997; The Roman Family, hg. v. Rawson, B. u. a., 1997; Schumann, E., Die nichteheliche Familie, 1998; Gestrich, A., Geschichte der Familie, 1999, 2. A. 2010, 3. A. 2013; Ehe und Familie, hg. v. Hecker, H., 1999; Die jüdische Familie, hg. v. Keil, M. u. a., 1999; Peters, U., Dynastiegeschichte und Verwandt­schafts­bilder, 1999; Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, 2003; Heinemann, R., Familie zwischen Tradition und Emanzipation, 2004; Kuller, C., Familienpolitik im föderativen Sozialstaat, 2004; Schneiders, U., Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?, 2004; Le médiéviste et la monographie familiale, hg. v. Aurell, M., 2004; Klippel, D., Familienpolizei, (in) FS Dieter Schwab, 2005; Köbler, G., Familienrecht im geschichtlichen Wandel, (in) Recht als Erbe und Aufgabe, 2005, 355ff; Bauszus, S., Der Topos von der Großfamilie, 2006; Familiensozialisation seit 1933, hg. v. Gebhardt, M. u. a., 2007; Gendering the Fertility Decline in the Western World, hg. v. Janssens, A., 2007; Haus- und Familienbücher, hg. v. Studt, B., 2007; Meller, H. u. a., Tatort Eulau, 2010 (älteste bislang je naturwissenschaftlich nachgewiesene Kernfamilie); Generationen, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2010; Koschorke, A./Ghanbari, N. u. a., Vor der Familie, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Die Familie in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. Spieß, K., 2009; Haag, M. van, Recht in der Hausväterliteratur, 2014; Schumann, D., Bauarbeiten am „Fundament der Gesellschaft“, 2014; Tomaszewski, M., Familienbücher als Medien städtischer Kommunikation, 2017 (Basel)

Familienfideikommiss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., N.) ist die auf rechtsgeschäftlicher Stiftung beruhende Bindung des Vermögens (beispielsweise auch Grundstück, Haus, Bibliothek) einer Familie in dem Mannesstamm ohne Bildung einer eigenen Rechtspersönlichkeit. Solche Stiftungen des niederen Adels, die dieselben Wirkungen wie die auf Rechtsetzungsgewalt beruhenden Hausgesetze der späteren Landesherren anstreben, sind in England seit dem 8. Jahrhundert, in dem deutschen Reich seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. Sie nehmen in der Neuzeit seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zu. Philipp Knipschild formuliert 1654 (De fideicommissis familiarum nobilium, Über die Fideikommisse der adeligen Familien) die dafür aus dem römischrechtlichen (lat. [N.]) fideicommissum der justinianischen Novelle 159 und dem lehnrechtlichen Gedanken einer (lat.) successio (F.) ex pacto et providentia maiorum (Nachfolge aus Vertrag und Voraussicht der Vorfahren) entwickelte Theorie ansprechend. Danach ist Eigentümer des durch schriftliche Willenserklärung errichteten Familienfideikommisses (möglicherweise Eintragung und staatliche Genehmigung notwendig) der jeweilige Inhaber oder gesamthänderisch die Gesamtheit der jeweiligen Inhaber. Veräußerungen und Belastungen sind nichtig. Meist folgt der älteste Sohn nach. Schon Montesquieu (1748) bekämpft das Familienfideikommiss aus wirtschaftlicher Überlegung. 1804 wird das Familienfideikommiss in dem Geltungsgebiet des französischen Rechtes aufgehoben. Dem passt sich die (gescheiterte) deutsche Reichsverfassung von 1848/1849 an. In Preußen wird die 1850 verfügte Aufhebung später wieder beseitigt. Art. 155 II der Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 setzt die Auflösung fest, ein Reichsgesetz von dem 6. 7. 1938 beschleunigt sie (erloschen zu dem 1. 1. 1939, vgl. das Bundesgesetz von dem 28. 12. 1950/3. 8. 1967). Vielfach ist das Familienfideikommiss in eine Stiftung überführt.

Lit.: Kaser § 77; Söllner § 17; Hübner 337; Köbler, DRG 123, 162, 210, 231; Lewis, W., Das Recht der Familienfideikommisse, 1868, Neudruck 1969; Bruckner, F., Zur Geschichte des Fideicommisses, 1893; Hager, P., Familienfideikommiss, 1897; Kunsemüller, E., Zur Entstehung der westfälischen Fideikommisse, 1909; Sautier, A., Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, 1909; Meyer, H., Die Anfänge des Familien­fideikommisses in Deutschland, (in) FG R. Sohm 1914, 225; Seelmann, W. u. a., Das Recht der Familienfideikommisse, 1920; Horsten, F., Die Familien-Fideikommiss-Politik in Preußen, 1924; Hausgeschichte und Diplomatarium der Reichs-Semperfreien und Grafen Schaffgotsch, hg. v. Kaufmann, J., 2, 2, 1925; Klässel, O./Köhler, K., Die Zwangsauflösung der Familienfideikommisse, Bd. 1 1932; Koehler, K./Heinemann, E., Das Erlöschen der Familienfideikommisse, 1940; Söllner, A., Zur Rechtsgeschichte des Familienfideikommisses, (in) FS M. Kaser, 1976, 657; Bar, C. v./Striewe, P., Die Auflösung der Familienfidei­kommisse, (in) ZNR 3 (1981), 184; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse, 1992; Eckert, J., Use, Trust, strict Settlement, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bayer, B., Sukzession und Freiheit, 1999; Trott zu Solz, T. v., Erbrechtslose Sondervermögen, 1999; Brandner, B., Die Auflösung der Familienfideikommisse in Thüringen, 2000

Familiengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 außer Familiengerichtsbarkeit nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, um 1977, N.) ist die in nach Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland an dem 1. 7. 1977 durch § 23b GVG geschaffene Gerichtsbarkeit in Familiensachen an dem →Amtsgericht. Das Familiengericht entwickelt sich an dem Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Jugendgericht in den Vereinigten Staaten. Nach 1920 wird es in Japan aufgenommen.

Lit.: Röhl, Das Familiengericht in Japan, (in) NJW 1957, 12; Erdsiek, G., Der Family Court in USA, (in) NJW 1961, 1066; Peschel-Gutzeit, L., 25 Jahre Familiengerichte in Deutschland, (in) NJW 2002, 2737

Familiengesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Angloamerikanische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, 1965, F.) ist das an dem 20. 12. 1965 zu der Neuordnung des Familienrechts in der →Deutschen Demokratischen Republik geschaf­fene, 1990 mit dem Beitritt (der DDR) zu der Bundesrepublik Deutschland endende Gesetzbuch (Egalisierung in dem Namens­recht, erleichterte Scheidung ohne Unterhalts­ansprüche, Errungenschaftsgemeinschaft, Er­ziehung der Kinder zu Erbauern des Sozialismus).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Douma, E., Die Entwicklung des Familiengesetzbuches der DDR, ZRG GA 111 (1994), 592; Schneiders, U., Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?, 2004; Fischer-Langosch, P., Die Entstehungsgeschichte des Familiengesetzbuches der DDR von 1965, 2006

Familienname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1748 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wegen der begrenzten Zahl der Namen (Vornamen) seit dem Mittelalter in dem germanistischen Sprachraum allmählich durch Anfügung eines Beinamens oder Nachnamens entstehende, gemein­schaft­liche Name der Angehörigen einer Familie. Herkömmlich wird er bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts durch den Namen des Mannes bestimmt. Mit der Gleichbe­rech­tigung der Geschlechter in dem ausgehenden 20. Jahrhundert löst sich der einheitliche Familienname allmählich mehr und mehr eher auf.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Familiennamen Österreichs (FAMOS) Online (Projekt); www.genealogienetz.de/vereine/­VFWKWB; Familiennamen zwischen Maas und Rhein, hg. v. Gilles, P. u. a., 2014; Vogel, R., Familiennamen in der Altvaterregion, 2014

Familienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1775 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Familie betreffenden Rechtssätze. Sachlich erfasst sind davon in erster Linie das Verhältnis von Mann und →Frau in der Ehe, die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sowie die →Vormundschaft, →Pflegschaft und →Betreuung. Die Erfassung der gesellschaftlichen Gegebenheiten durch das Recht ist erst allmählich erfolgt. Einen bedeutsamen Anteil hieran hat die christliche Kirche mit ihrer sakramentalen Ehevorstellung. Als besonderes Rechtsgebiet innerhalb des Privatrechts und Personenrechts erscheint das Familienrecht erst in dem späten 18. Jahrhundert. Seitdem wird es zunehmend geprägt von der Emanzipation der Frau. Tatsächlich bedeutsam wird seit etwa 1970 die gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwertbarkeit der medizinischen Entdeckung der medikamen­tösen Empfängnisverhütung. Seit 1. 7. 1977 ist das Familienrecht in Deutschland etwa geändert durch das erste Gesetz zur Änderung unterhaltsrechtlicher, verfahrensrechtlicher und anderer Vorschriften von dem 20. 2. 1986, das Gesetz zur Reform des Kindschaftsrechts von dem 16. 12. 1997, das Gesetz zur Vereinheitlichung des Unterhaltsrechts minderjähriger Kinder von dem 6. 4. 1998, das Gesetz zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften bzw. Lebenspartnerschaften von dem 16. 2. 2001, das Unterhaltsrechtsänderungsgesetz von dem 21. 12. 2007, das Gesetz zur Strukturreform des Versorgungsausgleichs von dem 3. 4. 2009, das Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit von dem 17. 12. 2008, das Familienverfahrensrecht seit 1. 9. 2009 (Abschaffung des Vormund­schafts­gerichts, Erweiterung der Zuständigkeit des Familiengerichts) sowie grundlegend 2017 durch die Ehe für alle (also auch zwischen Frau und Frau sowie zwischen Mann und Mann).

Lit.: Kaser §§ 12, 58; Schulze, H., Erb- und Familienrecht der deutschen Dynastien des Mittelalters, 1871; Dargun, L., Studien zum ältesten Familienrecht, 1892; Boehmer, G., Die Teilreform des Familienrechts, 1962; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts, 1964; Schulte-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Hafström, G., Den svenska familjerättens historia, 1970; Bextermöller, C., Das Familienrecht in den Systemen der Pandektistik, 1970; Dörner, H., Industrialisierung und Familienrecht, 1974; Buchholz, S., Savignys Stellungnahme zum Ehe- und Familienrecht, (in) Ius commune 8 (1979), 148; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., Familienrecht 3 Teile, 1983; Köbler, G., Das Familienrecht in der spätmittelalterlichen Stadt, (in) Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Ramm, T., Das nationalsozialistische Familien- und Jugendrecht, 1984; Zur Geschichte des Ehe- und Familienrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Schubert, W., 1993; Ramm, T., Familienrecht – Verfassung, Geschichte, Reform, 1996; Vaupel, H., Die Familienrechtsreform, 1999; Frank, R., 100 Jahre BGB, Familienrecht zwischen Rechtspolitik, Verfassung und Dogmatik, (in) AcP 200 (2000), 400; Franzius, C., Bonner Grundgesetz und Familienrecht, 2005; Wellenhofer, M., Das neue Familienrecht, (in) JuS 2009, 673; Gierke, O., Deutsches Privatrecht Bd. 4 Familienrecht, hg. v. Kroeschell, K./Nehlsen-von Stryk, K., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Family Law in Early Women’s Rights Debates, hg. v. Meder, S. u. a., 2013; Reformforderungen zum Familienrecht international, hg. v. Meder, S. u. a., Bd. 1f. 2013ff., Meder, S., Familienrecht, 2013; Küssner, J., Die familienrechtlichen Entscheidungen des Landgerichts Köln, 2013; Lennaerts, M., National Socialist Family Law, 2014; 40 Jahre Familienrechtsreform, hg. v. Götz, I. u. a., 2017

Familienstammgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit dem 13. Jahrhundert kraft Hausgesetzes des Hochadels (meist mit Zustimmung des Kaisers des Heiligen römischen Reiches) einer besonderen Erb­folge (ungeteilte Ältestenerbfolge) unterwor­fene Gut. Ziel ist die Wahrung der Herrschaftsstellung. Wem dabei das Eigentum zusteht, ist noch in dem 19. Jahrhundert streitig. Nach einem Gesetz des Deutschen Reiches von dem 6. 7. 1938 erlöschen alle bestehenden, nicht in Stiftungen umgewandelten Familienstamm­güter mit dem 1. 1. 1939.

Lit.: Zimmerle, L, Das deutsche Stammgutsystem, 1857; Schulze, H., Erb- und Familienrecht der deut­schen Dynastien des Mittelalters, 1871; Nöthiger, R., Familienfideikommisse, Stammgüter und standesherr­liche Hausgüter, 1932; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse in Deutschland, 1992

Fara (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [EdRothari/LLangob. 41] in 10 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das langobardisch(-burgundisch)e Wort des 6./7. Jahrhunderts für die Fahrtgenos­sen­schaft der Völkerwanderungszeit bzw. die Familie oder das Geschlecht.

Lit.: Köbler, WAS; Fasoli, G., I Langobardi in Italia, 1965, 50; Cavanna, A., Fara, 1967; Jarnut, J., Geschichte der Langobarden, 1982, 47; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991

Farbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1361 [BreslUB. 201] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Eindruck, den der Mensch mit einem unbewegten Auge über sein Gehirn von einem in Licht befindlichen Gegenstand wahrnimmt. Mit dem Eindruck kann der Mensch Vorstel­lungen verbinden (beispielsweise Nationalfarben, Rubrum des Urteilskopfs, rote Robe). Mit ihnen befasst sich vor allem die rechtliche Volkskunde.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 4. A. 1899; Meyer, H., Die rote Fahne, ZRG GA 50 (1930), 310ff.; Haupt, G., Die Farbe in der sakralen Kunst des abendländischen Mittelalters, 1941; Lauffer, O., Farbe im deutschen Volksbrauch, 1948; Gage, J., Kulturgeschichte der Farbe, 1994; Schwartzkopff, A., Die Schutzfähigkeit von Farben als Marken, 2002; Münch, I. v., Farben und Recht, 2006; Thurn, H., Farbwirkungen, 2007; Farbe im Mittelalter, hg. v. Bennewitz, I., 2011; Meier, C. u. a., Handbuch der Farbenbedeutungen im Mittelalter, 2012

färben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1568 [BrfFriedrFromm. II 251 geferbter friedstand] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) mit Farbe versehen (V.), farbig machen

farbig, färbig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1565 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mit Farbe versehen (Adj.), gefärbt

Faschismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1921 bezeugt – 1921 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums (fasces) mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die politische Bewegung mit nationalistischer totalitärer Zielsetzung, die ihren historischen Ausgang von Benito Mussolini (Dovia di Predappio 29. 7. 1863-Giulino di Mezzegra 29. 4.1945, Italien 23. 3. 1919 fasci di com­battimento) genommen hat. Ihr verbunden fühlen sich rasch Adolf →Hitler in dem Deutschen Reich, Francisco Franco in Spanien und andere. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wird der Faschismus weltweit geächtet, doch bestehen vielerorts vielfältige Strömungen eines Neofaschismus.

Lit.: Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 329; Nolte, E., Der Faschismus in seiner Epoche, 1963, 5. A. 1985, 9. A. 2001; Turner, H., Faschismus und Kapitalismus in Deutschland, 1972; Wippermann, W., Faschismustheorien, 1972, 6. A. 1995, 7. A. 1997; Kühnl, R., Der deutsche Faschismus, 1975, 7. A. 2000; Payne, S., The History of Fascism, 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 40 I; Faschismus und Gesellschaft in Italien, hg. v. Petersen, J. u. a., 1998; Sternhell, Z. u. a., Die Entstehung der faschistischen Ideologie, 1999; Payne, S., Geschichte des Faschismus, 2001; Reichardt, S., Faschistische Kampfbünde, 2002; Nietzsche, Godfather of Fascism?, hg. v. Golomb, J. u. a., 2002; Classen, C., Faschismus und Antifaschismus, 2004; Breuer, S., Nationalismus und Faschismus, 2005; Bauerkämper, A., Der Faschismus in Europa 1918-1945, 2006; Knox, M., To the Threshold of Power 1922/33, 2007; Somma, S., Nicht einen Nagel habt ihr entfernt, ZRG 125 (2008), 314; Dormagen, J., Logiques du Fascisme, 2008; Schieder, W., Faschistische Diktaturen, 2008 (Sammelband); Wippermann, W., Faschismus, 2009; The Oxford Handbook of Fascism, hg. v. Bosworth, R., 2009; Schieder, W., Der italienische Faschismus 1919-1945, 2010; Stepanek, F., Ich bekämpfte jeden Faschismus, 2010; Damm, M., Die Rezeption des italienischen Faschismus in der Weimarer Republik, 2013; Wenke, N., Führer und Duce, 2013; Der Faschismus in Europa, hg. v. Schlemmer, T., 2014; Kertzer, D., Der erste Stellvertreter, 2016; Fascist Warfare, 1922-1945. hg. v. Alonso, M. u. a., 2019

Fass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DRW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Tonne [F.] (1), Behältnis

fassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1060 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Beringen, Schachged. 8607] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bereiten, rüsten, greifen

Fassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 [BreslUB. 112] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb fassen 9. Jahrhundert) Gestalt, Gestaltung, Fass

Faust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1228 [CoutMaestricht 10] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), geballte Hand bei Menschen und anderen Primaten

Faustpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1742 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1742 [CCBrandenbCulmb. II 1 S. 228] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Pfandgläubiger zu unmittelbarem Besitz übergebene →Pfand, dessen Name sich von der unrichtigen Verbindung von (lat. [N.]) pignus, Pfand mit (lat. [M.]) pugnus, Faust ableitet. In dem römischen Recht ist das Pfand teils Besitzpfand, teils besitzloses Pfand. In dem deutschen Pfandrecht ist das Pfand zunächst Faustpfand, doch entwickelt sich in dem Hochmittelalter an einigen für den Schuldner schwer ent­behrlichen Sachen auch ein besitzloses Pfand (neuere Satzung an Fahrnis). Trotz der Aufnahme des römischen Rechtes bleibt das (dadurch zurückgedrängte) Faustpfand bestehen und wird in die Hypothec- und Concursordnung Preußens (1722), das Allgemeine Landrecht Preußens (1794), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) und in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen. Die deutsche Rechtswirklich­keit des 20. Jahrhunderts zieht demgegenüber wegen der Nutzungsmöglichkeiten für den verpfändenden Eigentümer die →Siche­rungsübereignung vor.

Lit.: Kaser § 31 III; Köbler, DRG 126, 164, 213; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfand­prin­zips, 1971; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 39

Faustrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1530 bezeugt - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [teilweise in abweichender Bedeutung] ab 1467 [AlbrAchillesKaisB. Forts. 324] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für den Zustand der menschlichen Gesellschaft, in dem sich jeder (sein seinen Interessen entsprechendes) Recht mit eigener Faust (Selbsthilfe) zu erkämpfen versucht. Insofern ist ein rechtsfreier Urzustand ein Zustand des Faustrechts, dem als Gegensatz der moderne, zunehmend besser bewertete Rechtsstaat gegenübersteht, in dem alle Verhältnisse rechtlich geordnet sind und grundsätzlich alle einzelnen Interessen in dem Streit der Durchsetzung durch den gewaltmonopolistischen Staat bedürfen.

Lit.: Wendt, O., Das Faustrecht, 1883; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007

favere, favēre, lat., V., geneigt sein (V.), günstig sein (V.), gewogen sein (V.), fördern, begünstigen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *gʰou̯ē-, *gʰou̯-, V., wahrnehmen, beachten, sorgen

favor, lat., M., Geneigtheit, Gewogenheit, Hingebung, Vorliebe, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. favēre, beispielsweise in einem Zweifelsfall für Gültigkeit oder für Freiheit)

favor (M.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Rechtswohltat

Favor (M.) libertatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem spätrömischen Recht die in einem Zweifel in einem Rechtsstreit um die Freiheit gewährte Begünstigung der Freiheit.

Lit.: Kaser §§ 13, 15; Söllner § 12; Köbler, DRG 57

Favor (M.) testamenti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem römischen Recht die bei mehreren Auslegungsmöglich­keiten in einem Zweifel gewährte Begünstigung des nur unentgeltliche Verfügungen enthaltenden Testaments gegenüber Geschäften unter Lebenden.

Lit.: Kaser § 68 I; Köbler, DRG 60

Favre (Faber), Antoine (1557-1624) aus Savoyen wird nach dem Rechtsstudium in Paris und Turin 1585 Mitglied und 1610 Präsident des Gerichtshofs von Savoyen, dessen Ent­scheidungen er in dem nach dem justinianischen Codex syste­matisierten (lat. [M.]) Codex Fabrianus definitionum forensium (Faber­schen Buch der gerichtlichen Erklärungen) 1609 veröffentlicht (Begründer der Inter­pola­tionenforschung). S. Google

Lit.: Chevalier, L., Le président Favre, (in) TRG 20 (1952), 263, 456

FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund [in der Deutschen Demokratischen Republik]) s. Google

Febronius, Justinus ist das Pseudonym Johann Nikolaus von Hontheims (Trier 27. 1. 1701-Montquintin/Luxemburg 2. 9. 1790, Weihbischof von Trier), unter dem 1763 das Werk (lat.) De statu ecclesiae (Von dem Zustand der Kirche) erscheint, in dem der Gedanke der den Papst beschränkenden Nationalkirchen unterstützt wird (Febronianismus). S. Google

Lit.: Mejer, O., Febronius, 2. A. 1885; Pitzer, V., Justinus Febronius, 1976

Februar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt - 1299 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Monat zwischen Januar und März (jeden Jahres).

februare, februāre, lat., V., reinigen, sühnen, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰeu̯es-, *dʰu̯ē̆s-, *dʰeus-, *dʰū̆s-, V., stieben, stäuben, wirbeln, Pokorny 268?; vgl. idg. *dʰeu- (4), *dʰeu̯ə-, *dʰeu̯h-, *dʰuh-, V., Sb., stieben, wirbeln, wehen, stinken, schütteln, Dampf (M.) (1), Hauch, Rauch,

februarius, februārius (1), febrārius, feblārius, lat., Adj., zur Reinigung gehörig, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. februāre

Februarius, Februārius (2), lat., M., Februar, Reinigungsmonat, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. februāre

Februarpatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in →Österreich das dem →Oktoberdiplom folgende Patent von dem 26. 2. 1861, das als Verfassung (Februarverfassung) des österreichischen Reiches einen Inbegriff von Grundgesetzen (Pragmatische Sanktion, Oktoberdiplom, die anerkannten Teile der ungarischen Verfassung, Grundgesetz über die Reichs­vertretung, neue Landesordnungen für die cisleithanischen Länder) versteht und für den Reichsrat zwei Kammern (Herrenhaus, Abgeordnetenhaus) vorsieht (, wobei die Abgeordneten von den Landtagen zu entsenden sind, 1873 Direktwahl) und damit den →Neoabsolutismus formal beendet. Das Februarpatent schafft ein zentrales System und bildet die erste Grundlage für den mit der →Dezemberverfassung 1867 begründeten Konstitutionalismus. In Ungarn wird das Grundgesetz über die Reichsvertretung von liberalen Kräften abgelehnt.

Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; Rottenbacher, B., Das Februarpatent in der Praxis, 2001; Das Februarpatent 1861, hg. v. Bussjäger, P. u. a., 2011

Fehde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt – 507-511 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach [langobardisch] faida [643 EdRothari/LLangobard. 52, 652, 654] und westgotisch in dem Althochdeutschen und dem Altsächsischen und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht der Zustand der rechtmäßigen, Verletzungen fremder Menschen und Sachen erlaubenden Feindschaft zwischen dem Verletzten (und seiner Verwandtschaft) und dem Verletzenden (und seiner Verwandt­schaft) zwecks Durchsetzung eines be­stehenden oder behaupteten Rechtes. Die Fehde lässt die Selbsthilfe zu und zwar auch in der Form der Blutrache. Neben ihr steht wohl schon früh die Möglichkeit des Erfolgsausgleichs durch Verhandlung bzw. Meinungsbildung oder Entscheidung Dritter. In dem Frühmittelalter beginnen König und Kirche die Fehde wegen ihrer unbefriedigenden, in der Nähe des Unrechts stehenden Folgen zurückzudrängen. Deswegen enthalten die (frühmittelalterlichen) Volksrechte umfangreiche Bußkataloge (→Kompositi­onensystem). In dem Hochmittelalter wird nach den Gottesfrieden in den Landfriedensbestimmungen das Mittel der peinlichen →Strafe gegen die Fehde eingesetzt. Die Fehde wird auf den Adel beschränkt. Dem römischen Recht und dem kanonischen Recht ist die Fehde unbekannt, so dass die Rezeption eher zu der Ablehnung der Fehde führt. Landfrieden von 1467, 1486 und schließlich der ewige Landfriede von 1495 verbieten die Fehde umfassend. Gleichzeitig wird das Reichs­kammergericht als Streitentschei­dungsorgan verfügbar. Danach geht die wohl noch gewohnheitsrechtlich legitimierte oder zumindest gewohnheitsmäßig geübte Fehde, wie sie beispielsweise auch der Berliner Kaufmann Hans Kohlhase von 1534 bis 1538/1540 führt, in dem Heiligen römischen Reich tatsächlich allmählich zurück. →Duell und →Selbsthilfe bleiben aber Überreste auch in der Neuzeit.

Lit.: Köbler, LAW; Halban-Blumenstok, A., Königsschutz und Fehde, ZRG GA 17 (1896), 63; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Beyerle, F., Das Entwicklungs­problem im germanischen Rechtsgang, 1915; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 263, Neudruck 1964; Blockmans, F., Een patricische veete te Gent, (in) Bulletijn der koninkl. commissie van geschiedenis 99 (1935), 573; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Brunner, O., Land und Herrschaft, 1939, 2. A. 1942, 3. A. 1943, 4. A. 1959, 5. A. 1965; Genzmer, F., Rache, Wergeld und Klage, 1941; Asmus, H., Rechtsprobleme des mittelalterlichen Fehdewesens, 1951; Kaufmann, E., Die Fehde des Sichar, (in) JuS 1 (1961), 85; Fenger, O., Fejde og mandebod, 1971; Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild, 1961; Orth, E., Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spätmittelalter, 1973; Sendler, H., Über Michael Kohlhaas, 1985; Kaufmann, M., Fehde und Rechtshilfe, 1993; Terharn, C., Die Herforder Fehden, 1994; Ritzmann, P., Plackerey in deutschen Landen, 1995; Müller-Tragin, C., Die Fehde des Hans Kohlhase, 1997; Zmora, H., State and Nobility in Early Modern Germany, 1996; Althoff, G. Spielregeln der Politik im Mittelalter, 1997, 2. A. 2014; Vogel, T., Fehderecht und Fehdepraxis im Spätmittelalter, 1998; Dießelhorst, M./Duncker, A., Hans Kohlhase, 1999; Graf, K., Gewalt und Adel in Südwestdeutschland, 2000; Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter, hg. v. Weitzel, J., 2002; Reinle, C., Bauernfehden, 2003; Hyams, P., Rancor and Reconciliation in Medieval England, 2003; Bechstein, E., Die Tierberger Fehde, 2004; Kortüm, H., Wissenschaft im Doppelpass? Carl Schmitt, Otto Brunner und die Konstruktion der Fehde, (in) HZ 282 (2006), 561ff.; Feud in Medieval and Early Modern Europe, hg. v. Netterström, J. u. a., 2007; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007; Bernoth, C., Die Fehde des Sichar, 2008; Karauscheck, E., Fehde und Blutrache, 2011; Konzen, N., Aller Welt Feind – Fehdenetzwerke um Hans von Rechberg, 2014; Fehdehandeln und Fehdegruppen, hg. v. Prange, M. u. a., 2014; Wieland, C., Nach der Fehde, 2014; Dirks, F., Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts, 2015

fehlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 9, 251 (um 1185) bezeugt – um 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Nyrop, Saml. II 110] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische mit dem Lateinischen (fallere) des Altertums sowie teilweise dem Indogermanischen verbindbar, V.) mangeln, Ziel nicht erreichen, nicht vorhanden sein (V.)

Fehler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1470 bezeugt – 1470 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1502 [QFürstentBayreuth I 93] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fehlen über das Altfranzösische mit dem Lateinischen des Altertums sowie teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Kaufrecht die Abweichung von einer vereinbarten oder vorausgesetzten Beschaf­fen­heit. Nach rezi­piertem römischem Recht begründet der Fehler oder Mangel (M.) einer Kaufsache einen Anspruch auf Wandelung oder Minde­rung. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fehmarn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Insel der Ostsee

Lit.: Thon, H., Untersuchungen zur Rechtsgeschichte der Insel Fehmarn, (in) Zs. der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 70/71 (1943), 117; Kramer, K., Fehmarner Volksleben, 1982

Fehr, Hans (Sankt Gallen 9. 11. 1874-Muri bei Bern 21. 11. 1961) wird nach dem Rechtsstudium in Würzburg, Berlin (Heinrich Brunner, Otto von Gierke, Josef Kohler), Bern (Eugen Huber) und Leipzig (Rudolf Sohm, Gerhard Seeliger) Professor für deutsche Rechtsgeschichte in Jena (1907), Halle (1912), Heidelberg (1917, Nachfolge Richard Schröders) und Bern (1924-1944). Seine Hauptwerke betreffen das Recht im Bilde (1923), das Recht in der Dichtung (1933) und die Dichtung im Recht (1937). S. Google

Lit.: Kunst und Recht, hg. v. Beyerle, F./Bader, K., 1948; Bader, K., Hans Fehr, ZRG GA 80 (1963), XV; Jelowik, L., Tradition und Fortschritt, 1998, 125f.

Feier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fest

feiern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2, 9, 272 (Tatian um 830) bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab 1365 [BreslUB. 208] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fröhlich sein (V.) und nicht arbeiten

Feiertag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 (Anfang 9. Jahrhundert Mondseefragmente) bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der kraft Rechtes arbeitsfreie Arbeitstag. Die Arbeitsfreiheit des siebenten Wochentags und der Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten geht auf die jüdisch-christliche Tradition zurück. 1642 schränkt Papst Urban VIII. die zu groß gewordene Zahl der katholischen Feiertage auf 34 jährlich ein. Seit dem 19. Jahrhundert wird die staatliche Gesetzgebung entscheidend, auf die auch die an bezahlter Arbeitsfreiheit zugunsten der Arbeitenden und zu Lasten der Allgemeinheit und der Verbraucher interessierten Gewerk­schaften (Tag der Arbeit) und die ihr wegen der dadurch erhöhten Kosten und Preise ablehnend gegenüber­stehenden Arbeitgeber Einfluss nehmen. In dem ausgehenden 20. Jahrhundert verringern wirtschaft­liche Überlegungen (beispielsweise Maschinenauslas­tung, Konsumsteigerung, Freizeitmerkantili­sierung, Digitalisierung) die Bedeutung des inzwischen auch durch Verfassungen geschützten Feiertags.

Lit.: Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff.; Krämer, J., Industrialisierung und Feiertage, 1999; Grube, A., Der Sonntag, 2003; Bürkle, M., Die Entwicklung des Sonn- und Feiertagsschutzes in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 2003

feige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt - ab 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 20, Otfrid I 11] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dem Tode verfallen, hassenswert, feindlich, mutlos, ängstlich

Feigheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1210 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1550 [Schöpper, Syn. 23] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Neigung des Menschen, sein Handeln von Furcht vor Gefahren bestimmen zu lassen. In dem Militärstrafgesetzbuch Preu­ßens von 1845 wird Feigheit Straftatbestand. Auch nach § 6 Wehrstrafgesetz von 1957 entschul­digt Furcht vor persönlicher Gefahr ein Verhalten grundsätzlich nicht.

Lit.: Brinkkötter, H., Feigheit, Diss, jur. Marburg 1983

Feind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1000 [Notker] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gegner

Feine, Hans Erich (Göttingen 21. 3. 1890, Tübingen 6. 3. 1965), Theologensohn, wird 1913 in Halle bei Paul Rehme promoviert und nach Kriegsteilnahme (und Assistentenzeit bei seinem Schwiegervater Ulrich Stutz) 1920 bei Paul Rehme in Breslau habilitiert. 1922 wird er Professor in Rostock, 1931 in Tübingen, wo er wegen seiner Verbundenheit mit dem Gedankengut des Nationalsozialismus 1946 amtsenthoben und 1952 emeritiert wird, 1955 aber seinen früheren Lehrstuhl wieder erhält. Seine Verfassungsgeschichte der Neuzeit ist in dem Nationalsozialismus erfolgreich, seine kirchliche Rechtsgeschichte unvollendet.

Lit.: Tausend Jahre deutsche Reichssehnsucht und Reichswirklichkeit, 1935; Bader, K., Hans Erich Feine, ZRG KA 51 (1965), XIff.; Münchener rechtshistorische Studien zum Nationalsozialismus, hg. v. Nehlsen, H., 1996

Feld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II 769] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Ackerbau durch Menschen unterworfene Grundstück (in Gegensatz zu Wiese und Wald).

Lit.: Hyginus, Das Feldmesserbuch, 1. Jh. n. Chr., lateinisch- deutsch hg. v. Lindermann, J., 2018

Feldbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht (in dieser Bedeutung) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Bach in einem Feld, auch als Ortsname

Lit.: Das Totenbuch des Zisterzienserklosters Feldbach (1279-1706), bearb. v. Signori, G., 2010

Feldfrevel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine ältere Sammelbezeichnung für die Beschädigung eines fremden Feldes (beispielsweise Reiten über fremdes Feld, Überpflügen, Übermähen). Der Feldfrevel ist vor allem in Weistümern und Polizeiordnungen behandelt (vgl. auch Art. 167f. CCC). Rechtsfolgen sind vielfach Bußen und Schadenseratz.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 224ff.

Feldservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Servitut, Dienstbarkeit

Felonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1530 bezeugt – 1430 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1673 [Lünig. CJFeud. II 352] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische, das Altfranzösische. das Galloromanische vielleicht teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Treuebruch (in dem mittelalterlichen Lehnswesen) durch Nichterfüllung der Lehnspflichten (beispielsweise heimlicher Verkauf des Lehens, Verwei­gerung der Einlassung in einen Lehnsprozess, Tötung des Lehnsherrn). Die Felonie des Lehns­manns berechtigt den Lehnsherrn zu der Ein­ziehung des Lehens, doch wird diese Folge in der Neuzeit abgemildert. Bei Felonie des Lehns­herrn kann der Lehnsmann eine →Fehde beginnen oder eine Klage erheben.

Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 542, 679; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie, Diss. jur. Breslau 1937; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen, 1961; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafen von Katzenelnbogen, 1969; Bellamy, J., The Law of Treason, 1970; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, 104; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979, 400

Feme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1140-1160 bezeugt – 1140-1160 [Vom Glauben des armen Hartmann] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [WestfUB. VII Nr. 767] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, F., Bund?, Strafe?, mhd. veme) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf die Verbesserung der Rechtspflege durch Femegerichte abzielende Bewegung innerhalb der Gerichtsbarkeit (vemenoten 1227, 1306, 1311 belegt). Zu diesem Zweck entstehen ab dem (13. oder) 14. Jahrhundert aus den westfälischen Freigerichten besondere Femegerichte, die mit einem Freigrafen und 7 Freischöffen besetzt sind. Die Angehörigen des Femegerichts sind in feierlicher Form in die Geheimnisse der Feme eingeweiht. Jeder Freischöffe ist verpflichtet, todeswürdiges Unrecht zu rügen (Diebstahl, Raub, Gewalt gegen Kirchen, Mord, Meineid). Bei Bedarf können die Freischöffen überall ein Notgericht durchführen und nach Über­führung den Täter sofort mit dem Strang richten. Missachtet ein Beschuldigter eine Ladung, so wird das Verfahren in Abwesenheit des Betroffenen durchgeführt. Ohne dass er das Urteil kennt, muss er jederzeit mit der Vollstreckung rechnen, wenngleich anscheinend nur eine ziemlich geringe Zahl von Todesurteilen tatsächlich vollstreckt wird. Die allmählich mit teilweiser königlicher Unterstützung über das Reich (rund 15000-30000 Freischöffen) verbreitete Feme wird wegen der auftretenden Missbräuche seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zurückgedrängt. Sie endet anscheinend in dem 18. Jahrhundert.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wigand, P., Das Femgericht Westfalens, 1825, 2. A. 1893, Neudruck 1968; Tross, L., Sammlung merkwürdiger Urkunden für die Geschichte der Femgerichte, 1826; Usener, P., Die Frei- und heimlichen Gerichte Westphalens, 18323; Duncker, H., Kritische Besprechung der wichtigsten Quellen, ZRG GA 5 (1884), 116; Lindner, T., Die Veme, 1888, 2. A. 1896, Neudruck 1989; Schnettler, O., Die Veme, 1921, 2. A. 1933; Siedler, A., Geschichte des Niedergangs der westfälischen Femegerichte, 1935; Scherer, C., Die westfälischen Femegerichte und die Eidgenossenschaft, 1941; Veit, L., Nürnberg und die Feme, 1955; Harnisch, W., Anmerkungen zu neueren Ansichten über die Feme, ZRG GA 102 (1985), 247; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main, 1990; Fricke, E., Die westfälische Veme, 2002; Schwob, U., Spuren der Femgerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Tirol, 2009; Fricke, E., Die westfälische Veme Supplementband, 2011; Eckhardt, W., Die Waldecker Handschrift des Staatsarchivs Marburg in der Überlieferung der Femerechtsquellen, ZRG GA 133 (2016), 81; Eckhardt, W., Eine Waldecker Femerechtshandschrift in Marburg, (in) Zs. d. Ver. für hess. Gesch. 121 (2016), 1ff. (24 Blätter des 15. Jahrhunderts bzw. um 1478)

Femegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Femgericht und in DW2 1421 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Femgericht und in Google als Femegericht belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Feme

Fememord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) politischer Mord an Politikern in dem 20. Jahrhundert, beispielsweise an Matthias Erzberger (1921) oder an Walter Rathenau (1923)

feminin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1848 aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) weiblich, eine Frau betreffend

femina, fēmina, foemina, lat., F., Frau, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen

femininus, fēminīnus, lat., Adj., weiblich, eine Frau betreffend, weiblichen Geschlechts, Titin. (Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.), s. fēmina

Feminismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Geistesströmung des ausgehenden 20. Jahrhunderts zu Gunsten des Femininen oder Weiblichen.

Lit.: Feministische Rechtswissenschaft, hg. v. Foljanty, L. u. a., 2006, 2. A. 2012

fenus, fēnus (1), faenus, lat., N., Ertrag, Wucher, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen

Fenus (N.) nauticum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem klassischen römischen Recht das aus dem griechischen Recht kommende, ohne weiteres in unbeschränkter Höhe verzinsliche →Darlehen in dem Seerecht. Gehen die auf dem Schiff verladenen Sachen unter, so wird der Darlehensnehmer frei.

Lit.: Kaser §§ 34 IV 2, 39 I 3; Mathiass, B., Das foenus nauticum und die geschichtliche Entstehung der Bodmerei, 1881; Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005

Ferdinand I. (Alcalá de Henares 10. 3. 1503-Wien 25. 7. 1564) ist der zweite Sohn Philipps von Burgund und Johannas von Kastilien. Er vertritt seit 1521 seinen älteren Bruder Kaiser Karl V. in dem Heiligen römischen Reich, erhält 1521/1522 die österrei­chischen Herzogtümer, wird über (Heirat mit) Anna Jagiello von Ungarn an dem 23. 10. 1526/17. 12. 1526 zu dem König von Böhmen bzw. Ungarn gewählt, wird an dem 5. 1. 1531 römischer König und an dem 14. 3. 1558 Kaiser des Heiligen römischen Reiches. Er begründet die österreichische Linie der Habsburger. Bei seinem Tode werden die österreichischen Länder in eine öster­reichische Linie, steirische Linie und Tiroler Linie geteilt. S. Google

Lit.: Buchholtz, F., Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, Bd. 1ff. 1831ff.; Ferdinand I., hg. v. Fuchs, M. 2002; González Navarro, R., Fernando I., 2003; Kaiser Ferdinand I. 1503-1564, 2003

Ferdinand III. S. Google

Lit.: Hengerer, M., Kaiser Ferdinand III. (1608-1657), 2012

Ferdinandea (lat. [F.]), Ferdinandische, ist eine manchmal verwendete Bezeichnung für die Landgerichtsordnung für Österreich unter der Enns von 1656, die bereits einzelne Tatbestandsmerkmale aufführt.

feriae, fēriae, fēsiae, fēreae, lat., F. Pl., Feiertage, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, vgl. idg. *dʰēs-, *dʰəs-, *dʰehs-, Sb., Heiliges, Göttliches

fern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen sowie ohne Jahr Nibelungennot 2023 II ab 1. Hälfte 14. Jh. [GoslarStat. 28,2] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), entfernt, weiträumig

Fernhandel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der weiträumige Handel (in Altertum und Mittelalter). In dem Frühmittelalter wird der Fernhandel in nicht wirklich genau bekannter Form vor allem von syrischen und jüdischen sowie auch friesischen, angelsächsischen und normannischen Händlern betrieben. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft dehnt sich der auch technisch verbesserte Fernhandel über weite Teile Europas aus und geht in der Neuzeit in einen erdumspannenden (globalen) Fernhandel, Außenhandel oder Welthandel mit wirtschaftlichen Vorteilen vor allem weniger Unternehmer und die Umwelt schädigenden Nachteilen aller (anderen) Lebewesen über. S. Google

Lit.: Warnke, C., Die Anfänge des Fernhandels in Polen, 1964; Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Teil 1ff. 1985ff.; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1995; Fernhandel und Geldwirtschaft, hg. v. Kluge, B., 1993; Mercati e Mercanti nell’alto medioevo, 1993; Stoob, H., Die Hanse 1995; Nagel, J., Abenteuer Fernhandel, 2007

Ferrara, s. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007

fertig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 4. Viertel 9. Jh. bezeugt – 4. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 368] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fahrt mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vorbereitet, beendet

fertigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1273 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [Geschfrd. der 5 Orte 1 1844 378] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fertig mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, V.) fertig machen, herstellen

Fertigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1277 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1288 [UrbMeinh. II 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fahrt mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv fertig 9. Jh., Verb fertigen 1273) Herstellung, Erledigung

Lit.: Müller, W., Fertigung und Gelöbnis mit dem Gerichtsstab, 1976

Fertigungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht der Fertigung

Lit.: Escher, A., Zur Geschichte des zürcherischen Fertigungsrechtes, (in) Jb. f. schweiz. Geschichte 32 (1907), 89

fest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1241 [SPöltenUB. I 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hart, dicht

Fest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1285 bezeugt – 1281-1287 [Trojanischer Krieg des Konrad von Würzburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [WürzbZ. I 1 S. 90] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die gemeinschaftliche Feier eines Ereignisses. Verschiedentlich werden auch rechtliche bedeutsame Ereignisse durch ein Fest hervorgehoben (beispielsweise Friedensschluss, Heirat).

Lit.: Das Fest, hg. v. Schultz, U., 1988; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Fest und Festhistorik, hg. v. Kopperschmidt, J. u. a., 1999; Becker-Huberti, M., Lexikon der Bräuche und Feste, 2000; Das Fest, hg. v. Maurer, M., 2004; Festrituale in der römischen Kaiserzeit, hg. v. Rüpke, J., 2008; Feiern und Erinnern, hg. v. Beck, H. u. a., 2009; Greek and Roman Festivals, hg. v. Brandt, J. u. a., 2012; Le banquet du monarque dans le monde antique, hg. v. Grandjean, C. u. a., 2013; Akademische Festkulturen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Kintzinger, M. u. a., 2019

festen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1147 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 108] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festigen, stärken, daneben anderer Ansatz für feiern

Festkrönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Mittelalter die (Wiederho­lung einer) Krönung an einem Fest.

Lit.: Klewitz, H., Die Festkrönung der deutschen Könige, ZRG KA 28 (1939), 48ff.; Brühl, C., Fränkischer Krönungsbrauch und das Problem der Festkrönung, (in) HZ 194 (1962), 265ff.; Jäschke, K., Frühmittelalterliche Festkrönungen?, (in) HZ 211 (1970), 556ff.; Ott, J., Krone und Krönung, 1998

Festschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1844 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., sachlich 1640 erste Festschrift der Welt mit vielen Beiträgen deutscher Dichter zu Ehren der 200. Wiederkehr der mitteleuropäischen Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gensfleisch genannt Gutenberg (Mainz um 1400-Mainz 3. Februar 1468) in Mainz zwischen 1440 und 1454.

Lit.: Bibliographie juristischer Festschriften, bearb. v. Dau, H., Bd. 1ff. (1945-1961ff.), 1962ff.

feststellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1584 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ermitteln, herausfinden

Feststellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1600 bezeugt – nicht in EDEL - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in älteren deutschen Rechtsquellen 1718 [Chorinsky, Mat. I 400] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb feststellen 1584) Ermittelung, Festlegung

Feststellungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Feststellung eines Rechtsverhältnisses gerichtete Klage.

Lit.: Weismann, J., Die Feststellungsklage, 1879

festuca, fēstūca (1), fīstūca, lat., F., Halm, Grashalm, Freiheitsrute, s. ferula, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, Etymologie unbekannt

Festuca (lat. [F.]) ist der seit dem Frühmittelalter (→Lex Salica, →Lex Ribvaria) als Rechts­symbol verwendete Halm oder Stab. Eine festuca wird etwa geworfen, wenn jemand einseitig eine Bindung aufsagt (Exfestukation). Eine festuca wird überreicht, wenn ein Recht einver­ständlich übertragen werden soll. In der frühen Neuzeit verschwindet die festuca. S. a. Google für eine Pflanzengattung

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 23; Köbler, LAW; Michelsen, A., Über die festuca, 1856; Thévenin, M., Wadium et festuca, (in) Nouvelle Revue historique du droit, 1880, 69; Amira, K. v., Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik, 1909, 145; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1

Festung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jh. bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über festen [1147, bestärken] über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der zu dem Zweck der Verteidigung durch Bauwerke besonders (fest) gesicherte Ort in der frühen Neuzeit. Die Festung entsteht in dem 14./15. Jahrhundert in Italien, als schwerere und durchschlagskräftigere Geschütze die bisherigen Befestigungen von Burg und Stadt entwerten. Führend in dem Festungsbau wird danach Frankreich (Vauban 1633-1707). 1820 gibt es in Preußen noch 24 Festungen. Spätestens die Erfindung der Luftwaffe seit dem Ersten Weltkrieg lässt die nur horizontal gesicherten Festungen weitgehend wertlos werden.

Lit.: Menne, P., Die Festung des norddeutschen Raumes, 1942; Huber, R./Rieth, R., Festungen, 1979; Neumann, H., Festungsbaukunst und Festungsbau­technik, 1988; Böhme, H. u. a., Wörterbuch der Bur­gen, Schlösser und Festungen, 2004

Festungsbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1625 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Siegel, CJCamb. I 108h] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bau einer Festung

Festungsbaustrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Femininum Festungsbau 1625) ist die in der zwangsweisen Mitwirkung an oder in dem Bau einer →Festung bestehende Strafe der frühen Neuzeit (teilweise bis 1867).

Lit.: Kleinschrod, G., Über die Strafe der öffentlichen Arbeiten, 1789; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999; Ivanovic, I., Zwangsarbeit als Strafe, 2002

Festungshaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1858 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in einer →Festung oder Festungshaftanstalt vollzogene Freiheitsstrafe der mittleren und neueren Neuzeit (beispielsweise Adolf Hitler in der Festungshaftanstalt Landsberg am Lech 1924). Sie zieht keine Ehrenminderung nach sich. 1954 wird sie von den Alliierten verboten, nach Wiederbelebung als Einschließung 1969 mit Einführung der Einheitsfreiheitsstrafe aufgegeben.

Lit.: Wächter, C., Lehrbuch des römisch-deutschen Strafrechts, Bd. 1 1825; Sonntag, K., Die Festungshaft 1872; Otto, W., Die Festungshaft, Diss. jur. Jena 1939; Uhl, K., Grundlagen der Festungshaft, Diss. jur. Tübingen 1940 (masch. schr.); Giesing, G., Entbehrlichkeit der Festungshaft?, Diss. jur. Tübingen 1948 (masch. schr.); Jennings, G., Die custodia honesta, Diss. jur. Köln 1965 (masch. schr.); Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999

fetus, fētus (1), foetus (1), lat., M.: nhd. Zeugen (N.), Gebären, Werfen, Ausbrüten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen

feudal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1641 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über mittellateinische Vermittelung mit dem erschließbaren Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) herrschaftlich, lehnrechtlich, Lehnrecht betreffend

Feudalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1817 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, franz. féodalité 1722/1727, Adjektiv feudal 1641 sowie vielleicht über mittellateinische Vermittelung mit dem erschließbaren Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem Sinne eines idealtypischen Ordnungsbegriffs die soziale, wirtschaftliche und politische Ordnung einer Gesellschaft, in der eine (adelige) Oberschicht mit Rechten an Land und anderen Gegenständen als Ausgleich für Kriegsdienste und andere Dienste ausgestattet wird, in dem engeren Sinn das Lehnswesen. In Europa entsteht der Feudalismus vielleicht spätestens in dem Frühmittelalter. Er bleibt bis in das 19. Jahrhundert (1848) bestimmend, wenn er auch seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert gedanklich politisch bekämpft wird. →Lehen

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 174; Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 337; Beaudoin, E., Étude sur les origines du régime féodal, 1889; Bloch, M., La société féodale, Bd. 1f. 1939f.; Brunner, O., Feudalismus, Abh. d. Akad. d. Wiss. Mainz, 1958, 10; Graus, F., Die Gewalt bei den Anfängen des Feudalismus, (in) Jb. f. Wirtschaftsge­schichte 1 (1961), 61; Feudalismus, hg. v. Wunder, H., 1974; Feudalismus, hg. v. Kuchenbuch, L. u. a., 1977; Guerreau, A., Le féodalisme, 1980; Duby, H., Die drei Ordnungen, 1981; Zum Problem des Feudalismus in Europa, 1981; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, 1985; Feudalismus, hg. v. Müller-Mertens, E., 1985; Strukturen der Grundherr­schaft im frühen Mittelalter, hg. v. Rösener, W., 1989; Kroeschell, K., Lehnrecht und Verfassung, 1997; Borgolte, M., Feudalismus, (in) ZHF 25 (1998), 245ff.; Bloch, M., Die Feudalgesellschaft, 1999; Blickle, P., Kommunalismus, 2000; Die Gegenwart des Feudalismus, hg. v. Fryde, N. u. a., 2002; Fiefs et féodalité, hg. v. Bonnassie, P., 2002; Castiglioni, B., L’altro feudalismo, 2010; Reynolds, S., The Middle Ages without feudalism, 2012

Feudistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwart nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über feudum mit dem Mittellateinischen und über Vieh über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wissenschaft von dem (mlat.) feudum (N.) bzw. von dem Lehnswesen bzw. von dem Lehnsrecht

feudum (mlat. [N.]) Lehen, nicht in latein_a_z.docx, wahrscheinlich zu ahd. fihu (N.) Vieh, Erstbeleg Sankt Gallen 786, in dem 13. Jahrhundert [GrW. II 377] häufiger als (lat.) beneficium (N.), feudum extra curtem (sachlich seit dem hohen Mittelalter, Wort 18. Jahrhundert) Lehen außerhalb der eigenen Landesherrschaft

Lit.: Köbler, LAW; Prausnitz, O., Feuda extra curtem, 1929; Krawinkel, H., Feudum, 1938; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973, 100ff.; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland, 2002, 2. A. 2009

Feuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab dem 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die sachlich schon vormenschlich seit dem Werden des Universums mögliche sichtbare Erscheinung eines Verbrennungsvorgangs durch Oxidation von Kohlenstoff mit Flammenbildung und Glutbildung. Seit der Verwendung durch von dem Menschen selbst hergestelltes Feuer können Menschen Mitmenschen mittels Feuer töten oder verletzen und zudem Rechtssätze Ausgleichsansprüche oder Strafen begründen. S. Google

Feuerbach, Paul Johann Anselm von (Hainichen bei Jena 14. 11. 1775-Frankfurt am Main 29. 5. 1833), unehelich geborenes Kind eines späteren Anwalts, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Jena (1795 Dr. phil., 1799 Dr. iur.) außer­ordentlicher Professor in Jena, 1801 ordentlicher Professor, 1802 in Kiel und 1804 in Landshut sowie nach Aufgabe seiner Lehrtätigkeit 1805 Verwaltungsbeamter in München, 1814 Appellationsvizegerichts­prä­sident in Bamberg und 1817 Appel­lations­gerichtspräsident in Ansbach. Auf Grund des 1801 erschienenen Lehrbuchs des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechtes (Jede Zufügung einer Strafe setzt ein Strafgesetz voraus - die Zufügung einer Strafe ist bedingt durch das Dasein der bedrohten Handlung - die gesetzlich bedrohte Tat be­dingt die gesetzliche Strafe) wird ihm (1804) die Erarbeitung eines modernen →Strafgesetz­buchs (1813) in →Bayern über­tragen. Wegen seiner von der Aufklärung geprägten Theorie des psychologischen Zwanges will er mit genauen Tatbeständen ([lat.] →nullum crimen sine lege) jedermann von Verletzungen der Rechte anderer abschrecken (→Generalprävention durch Furcht vor Strafe) und dadurch die wechselseitige Freiheit des Bürgers schützen. In dem Verfahren setzt sich Feuerbach für Öffentlichkeit und Mündlichkeit ein. Daneben entwickelt er auch kriminalsoziologische Vorstellungen.

Lit.: Köbler, DRG 181, 204; Feuerbach, L., Anselm Ritter von Feuerbachs Leben, 1852; Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, 1907, Neudruck 1958; Radbruch, G., Paul Johann Anselm Feuerbach, 1934, 2. A. 1957, 3. A. 1969, 4. A. 1998 (auch in Radbruch-Gesamtausgabe); Blau, G., P. J. A. Feuerbach, 1948; Wolf, E., Große Rechtsdenker, 1939, 4. A. 1963, 543; Naucke, W., Kant und die psychologische Zwangstheorie Feuerbachs, 1962; Gallas, W., P. J. A. Feuerbachs „Kritik des natürlichen Rechts“ 1964 (SB Heidelberg); Kipper, E., Johann Paul Anselm Feuerbach, 1969; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch, 1978; Feuerbach, Paul Johann Anselm – Savigny, Friedrich Carl von, 12 Stücke aus dem Briefwechsel, hg. v. Kadel, H., 1990; Neh, S., Die posthumen Auflagen von Feuerbachs Lehrbuch, 1991; Küper, W., Das Verbrechen am Seelenleben, 1991; Feuerbach, P., Reflexionen, hg. v. Küper, W., 1993; Die Bedeutung P. J. A. Feuerbachs, hg. v. Haney, G., 2003; Feuerbachs Bayerisches Strafgesetzbuch, hg. v. Koch, A. u. a., 2014; Mertens, B., Gönner, Feuerbach, Savigny, 2018

feuern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt - Ende 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [OÖUB. II 544] in 4 Stellen in 2 Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Feuer über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Feuer machen, umgangssprachlich auch Arbeitnehmer kündigen

Feuerschau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [SchwäbWB. II 1460] in 3 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nach Vorläufern in dem Altertum in dem Spätmittelalter in den Städten und danach auch in den Dörfern entwickelte regelmäßige amtliche Über­prüfung aller Gebäude auf ihre Feuer­sicherheit, bei der auch Geldstrafe oder Gefängnis verhängt werden kann.

Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff., 2, 367ff.

Feuerstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [NÖLGO. 1656 I 48 § 1] in 4 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Verbrennen eines Straftäters. Die Feuerstrafe ist sachlich schon in dem Altertum bekannt. Sie ist in dem Frühmittelalter selten. Mit dem peinlichen Strafrecht wird sie für Brandstiftung, Ketzerei und Unzucht mit Tieren üblich (Sachsenspiegel Landrecht [1221-1224] II 13 § 7, CCC [1532] Art. 109, 111, 116, 125, 172). Seit der Wende von dem Mittelalter zu der Neuzeit werden insbesondere Hexen verbrannt. Als Folge der Aufklärung wird die Feuerstrafe seit dem 18. Jahrhundert aufgegeben.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 639; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 502, Neudruck 1964; Behringer, W., Mit dem Feuer vom Leben zum Tod, 1988

Feuerversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens II 8 § 156] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versicherung gegen Schäden (an Sachen) durch Feuer. Erste Ansätze finden sich bereits in dem Mittelalter. In der Neuzeit wird die Feuerversicherung von Gebäuden wegen der Gefährlichkeit des Feuers vielfach Zwangsversicherung.

Lit.: Kühn, R., Das Brandversicherungswesen im Königreich Sachsen 1913, Neudruck 2013; Helmer, G., Die Geschichte der privaten Feuerversicherung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein, Bd. 1f. 1925f.; Ebel, W., Die Hamburger Feuerkontrakte und die Anfänge des deutschen Feuerversicherungsrechts, 1936; Zwierlein, C., Der gezähmte Prometheus - Feuer und Sicherheit, 2011

Feuerwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1850 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Abwehr von Gefahren des Feuers meist durch gemeinsame Anstrengung mehrerer Menschen. Sie beginnt sachlich als staatliche Leistung mit der Schaffung von Wächtern ([lat.] vigiles [M.Pl.] Wächter) in Rom unter Prinzeps Augustus (27. v. Chr.-14 n. Chr.). In dem 19. Jahrhundert treten freiwillige Feuerwehr in kleinen Gemeinden und berufsmäßige Feuerwehr in Großstädten einander gegen­über.

Lit.: Wallat, K., Sequitur clades – Die Vigiles im antiken Rom, 2004

Fiat iustitia et pereat mundus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Es muss (über kostbare Waffen oder Anmaßungen Hochgestellter gerichtet und) Gerechtigkeit geübt werden und der Hochmut zu Fall kommen (bzw. sinngemäß abgewandelt es muss Gerechtigkeit geschehen, selbst wenn die Welt darüber zugrunde gehen sollte).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Anfang 16. Jahrhundert); Liebs, D., Das Rechtssprichwort Fiat iustitia et pereat mundus, (in) RIDA 61 (2014), 83 (Papst Hadrian bzw. Adriaan Floriszoon Dedel 1522)

Fichard, Johann (Frankfurt am Main 23. 6. 1512-Frankfurt am Main 7. 6. 1580) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (1528), Freiburg im Breisgau (Ulrich Zasius) und Basel (1530) sowie der Promotion in Freiburg im Breisgau an dem 28. 11. 1531 Advokat in Frankfurt am Main, 1532/1533 an dem Reichskammergericht in Speyer und dann Syndikus in Frankfurt am Main und nach dem Studium in Padua 1536/1537 Anwalt und Berater in Frankfurt am Main. Seine wichtigsten Leistungen sind neben den 1539 in Fortführung eines Werkes des Bernhard Rutilius veröffentlichten (lat.) Vitae (F.Pl.) iurisconsultorum recentiorum (Lebensbeschrei­bungen neuerer Rechtsgelehrter) (stark romanisiert) die Gerichts- und Landesordnung der Grafschaften →Solms (1571) und die revidierte Reformation der Stadt →Frankfurt am Main (1578). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Jung, R., Dr. Johann Fichard, 1889; Rivier, A., Über die ars notariatus von Johann Fichard (1539), ZRG RA 13 (1892), 356

Fichte, Johann Gottlieb (Rammenau bei Bischofswerda 19. 5. 1762-Berlin 29. 1. 1814), Philosoph des deutschen Idealismus (Jena 1794-1799, Erlangen 1805-1806, Kö­nigsberg 1806-1807, Berlin 1810) bestimmt das Recht in dem Sinne eines Verhältnisses der wechselseitigen Freiheitsbeschränkungen, ge­nannt Rechtsverhältnis, wobei schon in dem Na­turzustand das Rechtsgesetz den Einzelnen verpflichtet und ein Urrecht auf Freiheit, Unantastbarkeit des Körpers und Eigentum verleiht. S. Google

Lit.: Verweyen, H., Recht und Sittlichkeit in Johann Gottlieb Fichtes Gesellschaftslehre, 1875; Fichte, J. G., Gesamtausgabe, Bd. 1ff. 1962ff. (42 Bände); Fichtes Leh­re vom Rechtsverhältnis, hg. v. Kahlo, M., 1992; Pauly, W., Freiheit und Zwang in Fichtes Staatsphilosophie (in) Recht, Idee, Geschichte, 2000, 591ff.; Eisfeld, J., Erkenntnis, Rechtserzeugung und Staat bei Kant und Fichte, 2015; Weiss, M., Leben als Leben (!) – Johann Gottlieb Fichtes späte Wissenschaftslehre, 2019

Ficker, Julius (Paderborn 30. 4. 1826-Innsbruck 10. 7. 1902) wird nach dem Studium von Geschichte und Recht in Münster, Berlin und Bonn 1852 (bis 1879) Professor für Geschichte und zeitweise (1863) Rechtsgeschichte in Innsbruck, wo er zahlreiche unterschiedliche Fragen an Hand vorwiegend urkundlicher Quellen und später auch vergleichender Zielsetzungen untersucht. S. Google

Lit.: Puntschart, P., Julius Ficker, ZRG GA 23 (1902), XIV; Jung, J., Julius Ficker, 1907; Brechenmacher, T., Julius Ficker, (in) Geschichte und Region 5 (1996), 53ff.

fictio, lat., F., Bilden, Formen, Bildung, Gestaltung, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. fingere

fictus, lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. erlogen, erdacht, fingiert, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fingere, beispielsweise fictus possessor, fingierter Besitzer

fideicommissum, lat., N., Fideikommiss, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fideicommittere

Fideicommissum (lat. [N.] der Treue Anvertrautes) ist in dem römischen Recht zu­nächst die formlose, nur sittlich verpflichtende Anordnung (Bitte), die der Erblasser dem in einem Testament eingesetzten Erben erteilt bzw. mitteilt. Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) wird das aus solchen Briefen entstehende Kodizill zusammen mit dem darin enthaltenen fideicommissum zu einer obligatorisch wirkenden Rechtseinrichtung, die der Bedachte vor dem Konsul, später vor einem besonderen (lat.) praet­or (M.) fideicommis­sarius (Fideikom­miss­prätor) geltend machen kann. Justinian (527-565) stellt fideicommissum und (lat. [N.]) legatum, Vermächtnis, gleich. Beschwert werden kann der Erbe, der Vermächtnisnehmer, ein anderer Fideikommissar oder der erbende Fiskus, betroffen sein kann ein einzelner Gegenstand oder die ganze Erbschaft.

Lit.: Kaser § 68 V

fideicommittere, lat., V., auf Ehrlichkeit vertrauen, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), cum, mittere

fideiiubere, fideiubēre, lat., V., zusagen, Bürge sein, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), iubēre

fideiussio, lat., F., Gutsagen, Bürgschaft, Firm. math. (334/337 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fideiubēre

Fideiussio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht eine in der späten Republik für jede Schuld zulässige Form der →Bürgschaft.

Lit.: Kaser § 57 II 2

Fideikommiss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1543 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →fideicommissum, Familien­fideikommiss

Lit.: Kunsemüller, E., Zur Entstehung der westfälischen Fideikommisse, 1909; Heß, K., Junker und bürgerliche Großgrundbesitzer im Kaiserreich, 1990; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fischer, H., Die Auflösung der Fideikommisse, 2013

fideikommissarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ein Fideikommiss betreffend

fidelis, fidēlis (1), lat., Adj., getreu, treu, ehrlich, zuverlässig, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1)

fidelis, fidēlis (2), lat., M., Getreuer, Vertrauter, Cic. (81-43 v. Chr.), s. fidēlis (1) s. latein_a_z.docx

Fidelis (lat. [M.]) Getreuer, Gläubigers, s. latein_a_z.docx, s. fides

Lit.: Gladiß, D. v., Fidelis regis, ZRG GA 57 (1937), 442; Hannig, J., Consensus fidelium, ZRG GA 102 (1985), 351

Fidepromissio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Nachbildung der nur unter römischen Bürgern und neben einer Stipulation möglichen (lat. [F.]) sponsio (→Bürgschaft) für Nichtbürger. S. latein_a_z.docx, s. fides, promittere, pro, mittere

Lit.: Kaser § 57 II 2; Köbler, DRG 44, 63

fidepromittere, fideprōmittere, lat., V., Bürgschaft verheißen, gutsagen, Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), prō (1), mittere

fidere, fīdere, lat., V., trauen, vertrauen, Vertrauen setzen, sich verlassen (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fides, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen

fides, fidēs, lat., F., Vertrauen, Überzeugung, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen

Fides (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die anfangs nur sittliche, dann aber auch rechtliche Verpflichtung, zu einem gegebenen Wort zu stehen. Bona fides ist die gute Treue, mala fides die schlechte Treue, durch die sich beispielsweise redlicher Besitzer und unredlicher Besitzer voneinander unterschei­den. Auf die fides stützt das römische Recht vor allem die Fälle des →bonae-fidei-iudicium (Klage aus den wichtigsten formfrei begründeten Schuldverhältnissen).

Lit.: Kaser §§ 3 III 3, 13 I 2, 63 I 3; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 45; Köbler, LAW; Lombardi, L., Della fides alla bona fides, 1961; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1; Honsell, H., Quod interest im bonae fidei iudicium, 1969; Nörr, D., Die fides im römischen Völkerrecht, 1991; Schneider, N., Uberrima fides, 2004; Fides virtus, hg. v. Forlivesi, M. u. a., 2014

fiducia, fīdūcia, lat., F., sicheres Vertrauen, Zuversicht, Selbstvertrauen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, fides

Fiducia (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Sicherungsübereignung, bei der dem Gläubiger (Fiduziar) als Sicherungsnehmer von dem Schuldner (Fiduziant) als Sicherungsgeber das Eigentum an einer Sache unter der Treuabrede (fiducia) verschafft wird, dass die Sache nach Erreichung des Sicherungszwecks (beispielsweise Tilgung der gesicherten Schuld) zurück­zuübereignen sei. In dem spätantiken römischen Recht stirbt die fiducia ab.

Lit.: Kaser §§ 7 I 1, 24 II 2, 39 IV 2; Söllner § 9; Köbler, DRG 41, 62; Noordraven, B., Von der fiducia zur Treuhandschaft, (in) Österreich. Notariatszeitung 1995, 256; Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998; Noordraven, B., Die Fiduzia im römischen Recht, 1999

Fiktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 bezeugt - 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das lateinische Verb fingere teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Rechtssatz, der eine in Wahrheit nicht bestehende Tatsache als bestehend behandelt (beispielsweise gilt lange Zeit das uneheliche Kind nicht als mit seinem es tatsächlich erzeugenden leiblichen Vater verwandt, obwohl es nach den allgemein anerkannten naturwissenschaftlichen Gegebenheiten tatsächlich mit ihm verwandt ist). Die Fiktion ist bereits dem römischen Recht an einzelnen Stellen bekannt (beispielsweise bei vereitelter Bedingung).

Lit.: Kaser § 10 I 1; Söllner § 9; Albrecht, K., Fiktionen im Recht, 2020

Fiktionstheorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 19. Jahrhundert die von Savigny vertretene Ansicht, dass die →juristische Person nur eine →Fiktion sei.

Lit.: Kroeschell, DRG 3

filia, fīlia, feilia, lat., F., Tochter, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīlius

filius, fīlius, lat., M., Sohn, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen

Film (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 bezeugt – 1891 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altenglische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb filmen 1922) dünne Schicht

Lit.: Saekel, U., Der US-Film in der Weimarer Republik, 2011; Ackermann, A., Film und Filmrecht, 2013; Tiews, A., Fluchtpunkt Film, 2017; Aurich, R., Die Degeto und der Staat, 2019

filmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1922 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, →Film

final (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1735 bezeugt – 1735 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zweckgerichtet

Finale Handlungslehre (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Hans Welzel (nach dem Rechtsstudium in Jena 1937 Professor in Göttingen und 1952 in Bonn) in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte Lehre von dem zweckgerichteten (finalen) Handeln des (vorsätzlichen?) Straftäters, nach welcher der →Vorsatz (nicht als Art der Schuld, sondern) als subjektiver Teil des Tatbestands zu ver­stehen ist.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

finalis, fīnālis, lat., Adj., Grenzen betreffend, Ende betreffend, an dem Ende befindlich, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīnis

fīnantia, mlat., F., Finanz, Gezahltes, s. fīnāre, fīnis, →Finanz

Finanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – 1355 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1355 [KölnAkten I 69] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das mittlelateinische finare teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem mlat. Verb finare, festgesetzte Abgabe bezahlen, abgeleitete Vermögenslage einschließlich des dafür notwendigen Rechnungswesens. Der Aus­druck Finanz(en) wird in dem 16. Jahrhundert gebräuchlich, nachdem die Verfügbarkeit über Geldmittel als Grundlage von Herrschaftsverwirklichung erkannt wird. In dem 16. und 17. Jahrhundert bestehen landesherrliche und land­ständische Finanzverwaltung nebeneinander, doch bricht die landständische Finanz­verwaltung in dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) vielerorts zusammen. Danach dienen alle öffentlichen Einnahmen der Befriedigung aller öffentlichen Ausgaben. In dem 19. Jahrhundert setzt sich die Steuer als Einnahmequelle gegenüber den Einnahmen aus Domänen und Regalien durch. Nach dem Ersten Weltkrieg wird zwecks tatsächlichen Vorteils für den Staat unter dem Reichsfinanzminister Matthias Erzberger die progressive Einkommensteuer mit unmittelbaren Lohn­steuerabzug bei dem Arbeitgeber eingeführt. Das ausgehende 20. Jahrhundert ist von der zu­nehmenden Bedeutung der allgemein weniger deutlich erkennbaren indirekten Steuer (Mehr­wertsteuer), dem Haushaltsbewilli­gungsrecht des Parlaments, der öffentliche Haushalts­ordnung sowie durch Kassenordnungen, Rech­nungs­legungsordnungen und Prüfungsbe­hörden und allgemeinem Streben zu individueller Bereicherung zu Lasten anderer gekennzeichnet.

Lit.: Brunner, O., Die Finanzen der Stadt Wien, 1929; Schnee, H., Die Hoffinanz und der moderne Staat, Bd. 1ff. 1963ff.; Schulz, H., Das System und die Prinzipien der Einkünfte im werdenden Staat der Neuzeit, 1982; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Witzleben, A. v., Staatsfinanznot und sozialer Wandel, 1985; Ullmann, H., Staatsschulden und Reformpolitik, 1986; Buchholz, W., Öffentliche Finanzen und Finnazverwaltung, 1992; Schremmer, E., Über gerechte Steuern, 1994; Economic Systems and State Finance, hg. v. Bonney, R., 1995; Alpers, M., Das nach­re­publikanische Finanzsystem, 1995; Buchholz, W., Geschichte der öffentlichen Finanzen in Europa, 1996; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; The Rise of the Fiscal State in Europe, hg. v. Bonney, R., 1999; Staatsfinanzen - Staatsverschuldung - Staatsbankrotte in der europäischen Staaten- und Rechtsgeschichte, hg. v. Lingelbach, G., 2000; Mersi­owsky, M., Die Anfänge territorialer Rechnungs­legung im deutschen Nordwesten, 2000; Finanzen und Herrschaft, hg. v. Edelmayer, F. u. a., 2003; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat - Eine Geschichte der öffent­lichen Finanzen, 2005; Isenmann, M., Die Ver­waltung der päpstlichen Staatsschuld, 2005; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte im 19. Jahrhundert, hg. v. Brandt, P., Bd. 1 2006; Städtische Finanzwirtschaft am Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit, hg. v. Seggern, H. v., 2007; Ullmann, H., Staat und Schulden, 2009; Lehmann, M., Finanzinstrumente, 2010; Vom Wohl und Wehe der Staatsverschuldung, hg. v. Beigel, T. u. a., 2013; Finanzpolitik und Schuldenkrisen 16.-20. Jahrhundert, hg. v. Hedwig, A., 2014; Pietschmann, D., Das preußische Finanzministerium unter Stein und Hardenberg, 2018

Finanzausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1937 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der finanzielle Ausgleich zwischen verschiedenen Personen, insbesondere zwischen Hoheitsträgern (beispielsweise Ländern, Gemeinden, Krankenkassen).

Lit.: Hidien, J., Der bundesstaatliche Finanzausgleich, 1998

Finanzgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zu dem 13. 12. 1919 geschaffene Eingangsgericht der Finanzgerichtsbarkeit des (zweiten) Deutschen Reiches. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 18 Finanzgerichte.

Finanzgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem (zweiten) Deutschen Reich 1918 aus der Verwaltungsgerichtsbarkeit gelöste (RGBl 1918, 959 Reichsfinanzhof, 13. 12. 1919 Finanzgericht, 28. 8. 1939 außer Tätigkeit gesetzt), vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich für Steuerstreitigkeiten eingerichtete Zweig der →Gerichtsbarkeit.

Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungs­rechts, 1954; Kumpf, J., Die Finanzgerichtsbarkeit, (in) Justizalltag im Dritten Reich, 1988, 81

finanziell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Finanz betreffend

Finanzverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1781 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der die Einnahmen des Staates (und anderer öffentlichrechtlicher Körperschaften) betreffende Teil der Verwaltung. Die Finanzverwaltung erfolgt in Rom durch Ver­pachtung der Staatseinkünfte an meistbietende private Unternehmer (Steuer­pächter). In dem Mittelalter gelangen trotz des besonderen Hofamts des →Kämmerers erst die Landesherren allmählich zu einer geordneten Finanzverwaltung (beispielsweise 1491 Raitkammer König Maximilians in Tirol, in dem Reich 1495 Versuch des Gemeinen Pfennigs). Diese gewinnt mit dem Ausbau der gesamten Staatstätigkeit in der Neuzeit immer größere Bedeutung, wobei in Preußen seit 1713 ein genauer und regelmäßiger Haushaltsvoranschlag aufge­stellt und 1714 zu der Prüfung eine Oberrech­nungskammer geschaffen wird. In dem 19. Jahrhundert wird das Finanzwesen weitgehend ver­rechtlicht, danach vor allem zunehmend zu Lasten des Einzelnen und zu Gunsten der Verwaltung und Politik erweitert. In der Bundesreüublik Deutschland ist die Finanzverwaltung in der Gegenwart in Finanzministerium, Oberfinanz­direktion und Finanzamt geglie­dert.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Schmoller, G., Preußische Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Bamberger, E., Die Finanzverwaltung in den deutschen Territorien des Mittelalters 1200-1500, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 77 (1923), 168; Handbuch der Finanzwissenschaft, hg. v. Gerloff, W. u. a., Bd. 1 2. A. 1952; Kummer, J., Der Einfluss des Parlaments auf das Finanzwesen, 1964; Engelhardt, H., Landstände und Finanzwesen in Bayern im 15. und 16. Jahrhundert, 1967; Wolfe, M., The Fiscal System of Renaissance France, 1972; Küchler, W., Die Finanzen der Krone Aragón, 1983; Die Kontrolle der Staatsfinanzen, 1989; Die Verwaltung und ihre Ressourcen, hg. v. Dilcher, G., 1991; Finanzen und Staatsräson in Italien und Deutschland, hg. v. Maddalena, A. de u. a., 1992; 75 Jahre Reichsfinanzhof - Bundesfinanzhof, 1993; Kanther, M., Finanzverwaltung zwischen Staat und Gesellschaft, 1993; Schremmer, E., Steuern und Staatsfinanzen, 1994; The Rise of the Fiscal State in Europe, hg. v. Bonney, R., 1999; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Kempny, S., Die Staatsfinanzierung nach der Paulskirchenverfassung, 2011

finare, fīnāre, mlat., V., zahlen, s. a. latein_a_z.docx, s. fīnis

Finch, Heneage (1611-1682) wird nach dem Studium an dem Christ Church College 1638 Mitglied der Inn of Court Inner Temple in London und 1673 als Lord Chancellor Vorsitzender des →Court of Chancery, wo er eine zusammenfassende Gestaltung der →equity (des englischen Rechtes) bewirkt. S. Google

Lit.: Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1903ff., 6, 539

Findebuch, Findbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [EiderstLR./Mensing] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das archivalische Hilfsmittel zu dem Auffinden von Daten bzw. Überlieferungsträgern (beispielsweise Akten) vor allem in Archiven.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Eberling, H., Findbuch zu den Reichskammergerichtsakten 1551-1806, 1985; Stein-Stegemann, H., Findbuch der Reichskammergerichts­akten im Archiv der Hansestadt Lübeck, 1987

Findelkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1464 bezeugt – 15./18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Eyb I 94] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ohne sicheren Hinweis auf seine Eltern und genauere Umstände der Geburt gefundene Kind. Vielleicht anfangs rechtmäßig, wird die Aussetzung eines Kindes in Rom 374 n. Chr. mit Strafe bedroht. Ausgehend von Italien (Mailand 787, Siena 832) entstehen Findelhäuser für Findelkinder. Um 1800 wird die Zahl der Findelkinder in dem Heiligen römischen Reich auf rund 100000 jährlich geschätzt.

Lit.: Hügel, F., Die Findelhäuser und das Findelwesen, 1863; Hunecke, V., Die Findelkinder von Mailand, 1987; Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, hg. v. 2003

finden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -sowie in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab 1221-1224 und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entdecken, ermitteln

finis, fīnis, lat., M., F., Grenze, Gebiet, Land, Ziel, Ende, Abgabe, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. figere

Finnland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 16. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das zwischen Schweden, Russland und Estland gelegene nordost­europäische, hauptsächlich von schon in dem 4. oder 3. Jahrtausend v. Chr. aus Asien kommenden Finnen besiedelte Land. In dem Hochmittelalter (1150-1323) wird das von Schweden aus christianisierte Gebiet zu einem Teil →Schwedens erklärt. In dem frühen 16. Jahrhundert wird die Reformation eingeführt. 1809 muss Schweden zugunsten →Russlands auf Finnland (autonomes Großfürstentum) verzichten, doch bleibt das von Schweden geprägte Recht bestehen. Helsinki wird 1812 statt des westlicheren Turku Hauptstadt und erhält 1827 auch die 1640 in Turku gegründete Universität. 1863 wird Finnisch neben Schwedisch zweite Amtssprache. Seit 1872 arbeitet Finnland mit den weiteren nordischen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden in dem Recht verstärkt zusammen. Unter dem Einfluss der deutschen Rechtswissenschaft entsteht daneben eine besondere finnische Rechtswissenschaft. 1889/1894 wird ein Strafgesetzbuch geschaffen. 1906 wird in dem Rahmen eines allgemeinen Wahlrechts das Frauenwahlrecht eingeführt. Nach der Oktoberrevolution von dem (25. 10./)7. 11. 1917 in Russland ruft Finnland an dem 15. 11. 1917 die Selbständigkeit aus. 1920 erkennt Russland das an dem 21. 6. 1919 mit einer republikanischen Verfassung begabte Finnland an. In dem Zweiten Weltkrieg verliert das bis 1944 auf Seiten des Deutschen Reiches unter Adolf Hitler kämpfende Land Gebiete an die Sowjetunion und steht lange unter deren Einfluss. 1961 verbindet es sich mit der Europäischen Freihandelszone. 1975 findet in Helsinki eine Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa statt, deren Ergebnisse sich letztlich 1989 in der Aufgabe des so genannten Eisernen Vorhangs zwischen Ostmächten und Westmächten auswirken. 1991 ratifiziert Finnland die Europäische Menschenrechts­konvention. Zu dem 1. 1. 1995 tritt es aus der Europäischen Freihandelszone der →Europäischen Union bei. 2000 wird ein Grundgesetz angeommen.

Lit.: Getz, B., Das staatsrechtliche Verhältnis zwischen Finnland und Russland, 1900, Neudruck 2013; Der Stolypinsche Gesetzentwurf, hg. v. Habermann, W., 1911, Neudruck 2013; Jutikkala, E./Pirinen, K., Geschichte Finnlands, 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,542,1027, 3,4,485; Klinge, M., A brief history of Finland, 1984; Vahtola, J., Keskiaika. Suomen historia pikkujättiläinen, 1987; Jodhatus Suomen oikeushistoriaan, hg. v. Letto-Vanamo. P., 1990; Albrecht, W./Kantola, M., Finnland, 1992; Finlands Historia, hg. v. Edgren, T. u. a., Bd. 1ff. 1992ff.; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Finnland und Deutschland, hg. v. Menger, M. u. a., 1996; Finnisch-deutsche Kulturbeziehungen, hg. v. Jäntti, A. u. a., 1998; Endemann, H., Das Regierungs­system Finnlands, 1999; Ettmayer, W., Finnland, 1999; Pesonen, P./Riihinen, O., Dynamic Finland, 2002; Kohler, M., Die Entwicklung des schwedischen Zivilprozessrechts, 2002; Björne, L., Den Nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 3 1871-1910, 2002; Nesemann, F., Ein Staat, kein Gouvernement, 2003; Kähönen, A., The Soviet Union, Finland and the Cold War, 2006; Meinander, H., Finlands historia, 2006; Silvennoinen, O., Geheime Waffenbrüderschaft, 2010; Land unter dem Nordlicht, hg. v. Halmesvirta, A., 2013

Firma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1705 bezeugt – 1705 in EDEL - aus dem Italienischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [Banquier I 486/Schirmer, KaufmWB. 63] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der →Name des Kauf­manns, unter dem er in dem Handel seine Geschäfte betreibt, in einem weiteren Sinn auch das →Unternehmen. Die Firma entsteht aus dem mittelalterlichen Handel (Italien 12. Jahrhundert) und wird in den deutschen Sprachraum an dem Anfang des 18. Jahrhunderts entlehnt (Allgemeines Landrecht Preußens [1794] II, 8, 617). Sie kann mit dem Unternehmen übertragen werden.

Lit.: Erlanger, H., Über Ursprung und Wesen der Firma, Diss. jur. Tübingen 1891; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Bokelmann, G., Das Recht der Firmen- und Geschäftsbezeichnungen, 1974, 5. A. 2000; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handels­gesell­schaften, 1976; Krause, O, Die Entwicklung des Firmenrechts im 19. Jahrhundert, 1995; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt - drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1332 [WasungenUB. 15] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein in zahlreichen Arten grundsätzlich in Wasser lebendes Wirbeltier, das von dem Menschen als wichtiges Nahrungsmittel verwendet wird.

Fischbeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Stift (N.)

Lit.: Oldermann, R., Stift Fischbeck, 2010, 2. A. 2014

fischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) (Fisch) fangen

Fischer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Hanauer, Constd’Alsace 40 in dem Elsass] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fisch und fischen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Fischfänger

Fischerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1251 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Bergh II 257] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fischfang

Fischereirecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist subjektiv das Recht, in einem Binnengewässer Fische, Krebse und andere nutzbare Wassertiere, die nicht Gegenstand des Jagdrechts sind, zu hegen und sich anzueignen und objektiv die Gesamtheit der Fischerei betreffenden Rechtssätze. Die ursprünglich für jedermann freie Fischerei wird schon in dem Frühmittelalter an kleinen Gewässern von dem Anwohner als Eigentümer und an größeren Gewässern von dem König als Regal beansprucht. Von dem König geht das Regal seit dem Hochmittelalter auf den Landesherrn und damit später grundsätzlich auf den neuzeitlichen Staat als Eigentümer des Gewässers über. Der Inhaber des Fischereirechts kann das Fischereiausübungs­recht verpachten.

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Stoffel, F., Die Fischereiverhältnisse des Bodensees, 1906; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des altpreußischen Jagd- und Fischereirechts, ZRG GA 39 (1918), 88; Zumbach, E., Die Fischereirechte des Aegerisees, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1922; Kisch, G., Das Fischereirecht im Deutschordensgebiete, 1932, 2. A. 1978; Münch, W., Das Fischereirecht des Bodensees im Mittelalter, Diss. jur. Graz 1943; Cahn, E., Das Recht der Binnenfischerei, hg. v. Kaufmann, E., 1956; Kunz, R., Fischereirechte im Untersee und Seerhein, 1984; Jahnke, C., Das Silber des Meeres, 2000; Lampen, A., Fischerei und Fischhandel im Mittelalter, 2000; Schütt, E., Geschichte des Fischereirechts und der Fischerei im deutschen Ostseeraum, 2001; Sahrhage, D., Die Schätze Neptuns, 2002; Ostrawsky, K., Das Fischereirecht an Binnengewässern in seiner historischen Entwicklung, Diss. jur. Wien 2009; Zeheter, M., Die Ordnung der Fischer, 2014

fiscalis, fiscālis, lat., Adj., fiskalisch, Fiskus betreffend, dem Fiskus zustehend, Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fiscus

fiscus, lat., M.: geflochtener Korb, Geldsack, Geldkörbchen, Staatskasse, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *bʰidʰ-, Sb., Topf, Kübel, Fass, vgl. idg. *bʰeidʰ- (2), V., binden, flechten

Fiscus (lat. [M.] Korb) (Caesaris) ist in dem römischen Recht die Bezeichnung für die Kasse (des Kaisers), in welche die Einnahmen der Kaiserprovinz aus Steuern, Zöllen, Gebühren und Domänen fließen. Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) fasst die verschiedenen fisci zu einem einzigen fiscus zusammen. Zumindest später herrscht die Vorstellung, dass der fiscus gleichsam Eigentum des Kaisers ist. An dem Beginn des 4. Jahrhunderts geht die (von dem Senat verwaltete) Staatskasse (lat. aerarium [N.]) in dem fiscus auf, während das Privatvermögen des Kaisers (lat. [N.] patrimonium) getrennt bleibt. Der fiscus wird eine Art die Vermögensrechte des Staates in dem Privatrechtsverkehr wahrnehmender, vielfach privilegierter →juristischer Person.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 29 II B; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 36, 40, 57; Köbler, LAW; Alpers, M., Das nachrepublikanische Finanzsystem, 1995

Fiskal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1471 bezeugt – ausgenommen fiskalisch 1517 nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Verwaltungsrecht der Interessenvertreter des (lat. fiscus [M.] bzw.) Staates. Er findet sich um 1225 in Sizilien unter Kaiser Friedrich II., von wo aus er nach Frankreich und Spanien ausstrahlt. 1421 ist Dr. Bartholus aus Pisa urkundlich als erster Fiskal des Heiligen römischen Reiches nachweisbar. Aufgaben des Fiskals sind der Schutz der Kronrechte und die Vertretung des Königs bzw. Kaisers bei der gerichtlichen Verfolgung der Übertretungen der reichsrechtlichen Rechtssätze (beispielsweise Durchsetzung der An­sprüche gegenüber Reichsständen). Neben dem Fiskal an dem königlichen Kammergericht des 15. Jahrhunderts und an dem Reichskammergericht und Reichshofrat entsteht auch in Österreich, Bayern, Sachsen und Preußen ein Fiskal (Landesfiskal). An dem Reichskammergericht wird der Fiskal in dem 16. Jahrhundert von einem Vertreter der Interessen des Kaisers zu einem in gewisser Hinsicht privilegierten, in den Gerichtsbetrieb eingegliederten Angehörigen des Gerichts. →Fiskalat

Lit.: Demel, H., Geschichte des Fiskalamtes in den böhmischen Ländern, 1909; Rautenberg, B., Der Fiskal am Reichskammergericht, 2008

Fiskalat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die spätmittelalterlich-neuzeitliche, vielleicht an den römischen (lat.) advocatus (M.) fisci angelehnte Behörde, die von Amts wegen die Rechte des Herrschers wahrnimmt. Das Fiskalat entwickelt sich um 1225 unter Kaiser Friedrich II. in Sizilien und gelangt von dort noch in dem 13. Jahrhundert nach Frankreich (ministère public) und Spanien sowie in dem frühen 15. Jahrhundert in das Heilige römische Reich (1421 Dr. Bartholus aus Pisa). Unabhängig hiervon wird in dem 19. Jahrhundert die Staatsanwaltschaft aus Frankreich übernom­men.

Lit.: Ortloff, H., Die öffentliche Anklage in Deutschland, 16 (1865), 254ff.; Schmidt, E., Fiskalat und Strafprozess, 1921; Knolle, U., Studien zum Ursprung und zur Geschichte des Reichsfiskalats, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1964

fiskalisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1517 belegt– 1517 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) desn Fiskus betreffend, steuerlich

Fiskus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1497bezeugt - 1516 [Brant, Klagspiegel] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Träger öffentlicher Verwaltung, soweit er in privatrechtlichen Formen tätig wird. Der Fiskus geht auf den römischen →fiscus zurück. Das lateinische Wort fiscus (M.) bezeichnet in dem Frühmittelalter (vereinzelt das herzogliche und) meist das königliche Vermögen (u. a. das einzelne Landgut). Bis zu dem 13. Jahrhundert werden Hausgut und Reichsgut und damit Person des Königs und Fiskus getrennt. In den Ländern entsteht ein Fiskus des Landes. Dort wird als Fiskus zunächst die landesherrliche Kasse als solche verstanden, danach das Finanz­vermögen des Staates. Der Fiskus wird zu dem Träger der staatlichen Vermögensrechte. Bis zu dem frühen 19. Jahrhundert wird der Staat in die juristische Person des öffentlichen Rechtes „Staat“ und die juristische Person des privaten Rechtes „Fiskus“ aufgeteilt. Seit der Ein­führung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in dem späteren 19. Jahrhundert wird der Staat als einheitliche juristische Person des öffentlichen Rechtes verstanden, doch werden die Bereiche, in denen diese Person sich privatrechtlicher Formen bedient, weiterhin als Fiskus bezeichnet.

Lit.: Rüfner, W., Verwaltungsrechtsschutz in Preußen, 1962; Machleidt, M., Stellung und Funktion des Fiskus im deutschrechtlichen Bereich, Diss. jur. Hamburg 1965; Lechner, W., Das deutsche Verwaltungsrecht in den Kategorien von Res publica, Civitas und Fiscus, Diss. jur. Würzburg 1969; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Römermann, K., Der Rechtsschutz bei streitigen Polizei-, Kameral- und Fiskalsachen in Kurköln, Diss. jur. Bonn 1969; Metz, W., Zur Erforschung des karolingischen Reichsgutes, 1971; Fiskus, Kirche und Staat, hg. v. Kellenbenz, H. u. a., 1994; Maletzky, M., Das Erbrecht des Fiskus, 2001; Karst, J., Der Fiskus im liberalen Rechtsstaat, 2016

flach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1433 [NÖsterr./ÖW. VIII 674] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) eben, gerade

Fläche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1270 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1325 in besonderer Bedeutung in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv flach 830) Ebene

Flächenstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1914 bzw. 1913 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch sein ausgedehntes Gebiet ohne flächendeckende Bebauung gekennzeichnete und von dem Stadtstaat wie dem Personenverbandsstaat zu unter­schei­dende, seit dem Mittelalter entstehende →Staat.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111

Flame (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mit Flandern und flach verbindbar) ist der fränkisch (bzw. altnie­der­fränlisch bzw. mittelniederfränkisch) sprechende Bewohner der nordwestlichsten Gebiete (Flandern) des Heiligen römischen Reiches bzw. der Bürger Belgiens. Flämisches Recht ist das in Flandern ausgebildete Recht beziehungsweise das Flamen betreffende Recht. Seit dem Hochmittelalter wird moderneres flämisches (niederländisches) Recht in dem Zuge der Ostsiedlung verbreitet.

Lit.: Goerlitz, T., Das flämische und das fränkische Recht in Schlesien und ihr Widerstand gegen das sächsische Recht, ZRG GA 57 (1937), 138; Van Winter, J., Vlaams en Hollands recht bij de kolonisatie von Duitsland in de 12e en 13e eeuw, (in) TRG 21 (1953), 205ff.; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, 1990; Lück, H., Flämische Siedlungen und flämisches Recht in Mitteldeutschland, (in) Sprachkontakte, hg. v. Stellmacher, D., 2004, 73ff.

Flandern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem frühen 8. Jahrhundert erstmals unter diesem Namen bezeugte Flachland des fränkischen Reiches an der Schelde. 843 kommt es zu dem westfränkischen Reichsteil, 1384/1385 an das Herzogtum Burgund, 1477 mit Burgund an Habsburg und innerhalb Habsburgs 1556 an die spanische Linie Habsburgs. Verkleinert gelangt Flandern 1714 wieder an →Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die →Niederlande und 1830 überwiegend an →Belgien. Dementsprechend ist sein Recht anfangs fränkisch und später französisch geprägt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Nowé, H., Les baillis comtaux de Flandre, 1929; Ganshof, F., Recherches sur les tribunaux de châtellenie en Flandre, 1932; Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935, Neudruck 1965; Ganshof, F., Die Rechtsprechung des gräflichen Hofgerichtes in Flandern vor der Mitte des 13. Jahrhunderts, ZRG GA 58 (1938), 163; Caenegem, R. van, Geschiedenis van het strafrecht in Vlaanderen, 1954, Caenegem, R. van, Geschiedenis van het strafprocesrecht in Vlaanderen, 1956; Ganshof, F., Einwohnergenossenschaft und Graf, ZRG GA 74 (1957), 98; Koch, A., Die flandrischen Burggrafschaften, ZRG GA 76 (1959), 153; Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Grotte, W. v., Praecones und Magnus Praeco in Flandern, ZRG GA 90 (1973), 165; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux du 12e au 18e siècle, 1987; Van Peteghem, P., De raad van Vlaanderen, 1990; Jacob, R., Les époux, le seigneur et la cité, 1990; Nicolas, D., Medieval Flanders, 1992; Opsommer, R., Omme dat leengoed, 1995; Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Heirbaut, D., Over lenen en families, 2000; Le parlement de Flandre à travers ses archives, (in) Revue du Nord Nr. 382; Hortal Muñoz, J., Los asuntos de Flandes, 2011

Flavius, Gnaeus (Gnaeus Flavius) ist der Schreiber des römischen Zensors Appius Claudius Caecus, der 304 v. Chr. die zuvor nur den Priestern (lat. [M.Pl.] pontifices) vertrauten Prozess­formeln (Legisaktionen) veröffentlicht (sog. ius [N.] civile Flavianum, flavisches römisches Recht der Bürger).

Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 29; Wolf, J., Die literarische Überlieferung der Publikation der Fasten und Legisaktionen durch Gnaeus Flavius, (in) Nachr. d. Akad. d. Wiss. Göttingen 1980, Nr. 2

Fleisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 [BreslUB. 113] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das weiche organische, vor allem aus Wasser, Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen sowie kaum Fett bestehende Gewebe irdischer Lebewesen. S. Google

Lit.: Kassung, C., Fleisch – Die Geschichte seiner Industrialisierung, 2020 (beginnt in Berlin in dem 19. Jahrhundert)

Flensburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die schleswig-holsteinische Stadt, die 1436 ihr →Grundbuch nach dem Realfoliensystem gestaltet.

Lit.: Aubert, L., Beiträge zur Geschichte der deutschen Grundbücher, ZRG GA 14 (1893), 1, 49

Fleta ist das in lateinischer Sprache verfasste, bald nach 1290 vollendete, in einer mittelalterlichen Handschrift überlieferte englische Rechtsbuch eines unbekannten Ver­fassers, das den (lat.) Tractatus (M.) de legibus (Abhandlung von Gesetzen) →Bractons kommentierend fortführt. S. Google

Lit.: Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956, 265

fliegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt– 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [Nemann, Magdeb.W. 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich in der Luft bewegen

fliehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) weglaufen

Florentina (Codex Florentinus) ist die in zwei Bände (1-29, 30-50) getrennte, in dem 6. oder frühen 7. Jahrhundert vermutlich in Konstanti­nopel/Byzanz zweispaltig geschriebene, spätestens in dem 9. oder 10. Jahrhundert in Italien liegende, in Süditalien in dem späteren 11. Jahrhundert wiederentdeckte, wahrscheinlich 1155 von Amalfi nach Pisa (littera Pisana) und 1406 von Pisa nach Florenz (Florentina) gebrachte, 1553 erstmals gedruckte Handschrift der →Digesten Justinians mit insgesamt 907 Blättern. S. Google

Lit.: Söllner § 22; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

Florenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Arno wird vermutlich in dem 2. Jahrhundert v. Chr. von den Römern auf älteren Grundlagen als Florentina neu gegründet. 962 ist es Teil Reichsitaliens. 1138 weist Florenz eigene (lat. [M.Pl.]) consules auf und wird mit bedeutender Tuchherstellung in dem 13. und 14. Jahrhundert führende Macht in dem mittleren Italien (Währung Florentiner bzw. Gulden). 1348 erlangt es erstmals eine Universität (1472 Pisa). 1354 erkennt es die Reichshoheit an. Seit dem 15. Jahrhundert erringt die Familie Medici die Macht. 1531 wird Florenz Herzogtum. 1718 wird bei dem Aussterben der Medici der spanische Infant Karl als Erbe eingesetzt, zugleich aber die gesamte Toskana zu einem Reichslehen erklärt. 1737 fällt Florenz an Österreich. In dem Frieden von Campo Formio (1797) verzichtet der Kaiser des Heiligen römischen Reiches auf alle Reichsrechte in Italien und damit auch auf Florenz. 1859 gelangt Florenz an Italien (1865-1871 Hauptstadt).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Davidsohn, R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff.; Doren, A., Studien aus der Florentiner Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2 1908; Grote, A., Florenz, 2. A. 1968; Hale, J., Die Medici und Florenz, 1979; Firenze e la Toscana dei Medici nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A., Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medioevo, 1986; Zorzi, A., L’amministrazione della giustizia penale nella republica fiorentina, 1988; Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Turner, A., Renaissance in Florenz, 1997; Statuti della repubblica Fiorentina, hg. v. Pinto, G. u. a., Bd. 1f. 1999; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Dameron, G., Florence and Its Church, 2005; Najemy, J., A History of Florence 1200-1575, 2006; Höchli, D., Der Florentiner Republikanismus, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 34; Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009

Floß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [PragEmaus I 46] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das aus mehreren verbundenen Baumstämmen gebildete Wasserfahrzeug, das vor allem dem Transport von Holz mittels der von der Anziehungskraft der Erde (Schwerkraft) bestimmten Strömung von Flüssen dient. Seit dem 13. Jahrhundert erscheint das Floß häufiger in Quellen. Die Flößerei ist Regal. 1895 regelt ein Reichsgesetz des (zweiten) Deutschen Reiches die Flößerei (vgl. auch Art. 65 EGBGB), die mit der Verbreitung der Eisenbahn und der Lastkraftfahrzeuge seit dem 19. Jahrhundert aber ihre wirtschaftliche Bedeutung vollständig verliert.

Lit.: Sponeck, C. Graf v., Handbuch des Floßwesens, 1825; Jägerschmid, K., Handbuch für Holztransport und Floßwesen, 1827f.; Herold, H., Trift und Flößerei in Graubünden, 1982; Hasel, K./Schwartz, E., Forstgeschichte, 1985, 2.A. 2002

flößen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342 [HeilbronnUB. I 74] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Holz als Floß bewegen, fließen machen

Flucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um1200 [Hartmann, Kl. Wolfff S. 27 V. 327] und 1221-1224 in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Ausweichen vor einer Gefahr durch Ortsveränderung. Die Flucht ist ein Grund­verhaltensmuster von Lebewesen bei Gefahr. Die Flucht eines Menschen kann je nach den Umständen unterschiedliche Rechtsfolgen haben. →Flüchtling

Lit.: Flucht, Vertreibung, Integration, red. v. Rösgen, P., 2. A. 2006; Schleppen, Schleusen, Helfen, hg. v. Anderl, G. u. a., 2016; Lotz, C., Die Deutung des Verlusts, 2007

flüchten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1450 [Burckardt, Hofr. 86] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) fliehen

flüchtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 437,38, IV 85,54] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fliehend

Flüchtling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1661 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch, der aus seiner jeweiligen Umgebung flieht. Er ist als nicht vertraut grundsätzlich Feind, kann aber als Gast aufgenommen werden. In dem 20. Jahrhundert entwickeln sich allgemeine Regeln über die rechtliche Behandlung der auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen auch auf Grund der Globalisierung des Wissens und der Beförderungsmöglichkeiten immer größer werdenden Zahl von Flüchtlingen.

Lit.: Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene u. s. w., Bd. 1ff. 1958; Hathaway, J., The Rights of Refugees, 2005; Nicola, A. di u. a., Bekenntnisse eines Menschenhändlers – Das Milliardengeschäft mit den Flüchtlingen, 2015; Und das ist erst der Anfang – Deutschland und die Flüchtlinge, hg. v. Reschke, A., 2015; Picker, C., Flüchtlingsethik, 2020

Flug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – Ende 10. Jahrhundert/Anfang 11. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [GrW. II 378] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fliegen [N.]

Flugzeug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1912 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Menschen mit Hilfe des Auftriebs gewölbter Tragflächen bei Bewegung oder auch durch leichte Gase das Fliegen ermöglichendes Gerät. S. Google

Flumet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort in Frankreich südöstlich Genfs

Lit.: Diestelkamp, B., Die Gründungsurkunde der Stadt Flumet (1228), ZRG GA 94 (1977), 204

Flur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 142] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der von dem Wald und dem Wasser getrennte einzelne Teil des bäuerlichen Wirtschaftslands eines Ortes (Wiese, Feld).

Lit.: Kirbis, W., Siedlungs- und Flurformen germanischer Länder, 1952; Westfälischer Flurnamenatlas, bearb. v. Müller, G. 2000ff.

Flurbereinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Zusammenlegung und Umgestaltung landwirtschaftlich ge­nutzter Grundstücke in einem öffentlich­rechtlichen Verfahren zu dem Zweck ertrag­reicherer Bewirtschaftung. Sie entwickelt sich in England und danach in Deutschland (19. Jahrhundert, Baden 1856, Hessen 1857, Bayern 1861) mit der Bauernbefreiung als Folge der Auflösung des Gemeinlands (→Allmende). An dem 16. 6. 1937 wird sie in dem Deutschen Reich durch eine Reichsumlegungsordnung und an dem 14. 7. 1953 in der Bundesrepublik Deutschland durch ein Flurbereinigungsgesetz geordnet. Ihre Ergebnisse sind wegen der sich an dem Ende des 20. Jahrhunderts rasch ändernden Betriebsstruktur der Landwirtschaft und ihrer Globalisierung von insgesamt eher bescheidener Bedeutung.

Lit.: Köbler, DRG 175, 250; Bornhak, C., Grundriss des deutschen Landwirtschaftsrechts, 1921; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1962, 3. A. 1978; Berkenbusch, F., Die Rechtsgeschichte der Flurbereinigung, Diss. jur. Göttingen 1972; Tayama, T., Die Entwicklungsgeschichte der Landeskultur, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 524; Vergleichende Studien über die japanische und mitteleuropäische Flurbereinigung, hg. v. Tayama, T., 1998; Quellen zur Ent­stehungsgeschichte des Flurbereinigungsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland von 1959, hg. v. Weiß, E., 2000

Flurname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1846 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besondere Name einer Flur oder eines Geländeteils (Berg, Tal, Wasser, Wald, Feld). Der Flurname ist Ortsname in einem weiteren Sinn (beispielsweise Lehfeld, Langgreid, Hungerwiese, Himmelreich, Paint, Kach, Hut, Füchsle, Holzacker, Judenbühel). Er kann Rechtsvor­stellungen enthalten.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Flurnamen und Rechtsgeschichte, ZRG GA 51 (1931), 93ff.; Hänse, G., Die Flurnamen des Stadt- und Landkreises Weimar, 1970; Piirainen, E., Flurnamen in Vreden, 1984; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v. Ramge, H. u. a., 1987; Westfälischer Flurnamenatlas, hg. v. Müller, G., Lief. 1ff. 2000ff.; Magdeburger Namenlandschaft, 2004; Mikrotyponyme, hg. v. Meineke, E. u. a., 2011; Scheuermann, U., Flurnamensammlung und Flurnamenforschung in Niedersachsen, 2011; Meineke, B., Die Flurnamen der Gemeinde Schlangen, hg. v. Wiemann, H., 2014

Flurschütze, Flurschütz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 142] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Flurschütz, Flurer, Flurknecht, Heye u. a.) ist der die Aufsicht über die Fluren führende niedere dörfliche Amtsträger.

Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtumm Schleswig, 1999

Flurzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die durch Zwang erreichte einheitliche Bewirtschaftung der Flur. Der Flurzwang könnte mit der mittelalterlichen →Drei­felderwirtschaft entstanden sein. Er verschwindet mit der Bauernbefreiung des 19. Jahrhunderts.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 42.; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtumm Schleswig, 1999

föderal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – abgesehen von Föeralismus, Föderalist, föderalistisch und Föderation - nicht und in DW2 1835 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Franzözischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bundesmäßig, einen Bund betreffend

Föderalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1804 bezeugt – 1868 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv föderal 1835) ist die auf dem Bündnisgedanken (lat. [N.] foedus, Bund) beruhende gesellschaftliche Vorstellung, die sich besonders in der machtmäßigenden, mehrstufigen, relative Eigenständigkeit Beteiligter wahrenden Gestaltung eines Staates auswirkt (Bundesstaat in Gegensatz zu dem Einheitsstaat). Als älteste geschichtliche Form des Föderalismus gilt der Stammesföderalismus (beispielsweise der 12 Stämme Israels), als Geburtsstunde des politischen Organisationsprinzips Föderalismus die Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika 1787, deren Vorbild die Schweiz (1848), Kanada, Australien und in veränderter Form Österreich (1861) und der Norddeutsche Bund (1867) folgen. Eine völ­kerrechtliche Form des Föderalismus ist der Staatenbund, der verschiedentlich einem Bundesstaat voraus­geht.

Lit.: Baltl/Kocher; Hintze, H., Staatseinheit und Föderalismus im alten Frankreich, 1928, Neudruck 1989; Der österreichische Föderalismus, 1969; Rauch, H., Föderalismus und Parlamentarismus im Wilhelminischen Reich, 1972; Föderalismus, hg. v. Kisch, G., 1977; Héraud, G., Prinzipien des Föderalismus und die Europäische Föderation, 1979; Föderalismus in Deutschland, 1992; Föderalismus, hg. v. Kinsky, F., 1995; Konsens und Konsoziation, hg. v. Duso, G., 1997; Laufer, H./Münch, U., Das föderative System der Bundesrepublik Deutschland, 1998; Föderative Nation, hg. v. Langewiesche, G. u. a., 2000; German federalism, hg. v. Umbach, M., 2002; Föderalismus in der griechischen und römischen Antike, hg. v. Siewert, P. u. a., 2005; Baier, C., Bundesstaat und europäische Integration, 2006; Kaiser, A., Föderalismus, 2007; Funk, A., Föderalismus in Deutschland, 2008; Funk, A., Kleine Geschichte des Föderalismus, 2010; Franke, C., Wandlungen föderalen Regierens im Deutschen Kaiserreich, (in) HZ 293 (2011), 374; Das Februarpatent 1861, hg. v. Kriechbaumer, R. u. a., 2011; Föderalismus in historisch-vergleichender Perspektive, Bd. 1 Der Bundesrat 1867-1919, 2014 (725 Biogramme), Bd. 2 Föderale Systeme hg. v. Ambrosius, G. u. a., 2015; Bd. 3 Hähnel, P., Föderale Interessenvermittlung im Deutschen Kaiserreich am Beispiel der Nahrungsmittelregulierung, 2017; Jahrbuch des Föderalismus 2019 – Föderalismus, Subsidiarität und Regionen in Europa, hg. v. Vorstand des europäischen Zentrums für Föderalismusforschung Tübingen, 2019; Föderalismus in Deutschland, hg. v. Willoweit, D., 2019

Fodrum (Wort nicht in latein_a_z.docx, lat. [N.]) ist die frühmittelalterliche Abgabe (Aquileja 792) (für Futter) an den Grafen bzw. König. In norditalienischen Städten entwickelt sich das fodrum in dem 12. und 13. Jahrhundert zu (dem Namen) einer Art der direkten →Steuer.

Lit.: Köbler, LAW; Post, B., Über das Fodrum, Diss. phil. Straßburg 1880; Brühl, C., Das fränkische fodrum, ZRG GA 76 (1959), 53; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Grüninger, S., Grundherrschaft im frühmittelalterlichen Churrätien, 2006

foederare, foederāre, lat., V., durch ein Bündnis herstellen, durch ein Bündnis stiften, verbünden, Amm. (um 390 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. foedus

Foederati (lat. [M.Pl.], Sg. foederatus) sind in dem spätrömischen Recht die besoldeten Verbündeten (beispielsweise Goten 382 n. Chr.). S. latein_a_z.docx, s. foedus

Lit.: Köbler, DRG 67; Horn, H., Foederati, 1930; Imperium Romanum, hg. v. Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, 2005

foederaticus, foederāticus, lat., Adj., zu den Verbündeten gehörig, Bündnis..., Novell. Iust. (nach 534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. foederāre, foedus

foederatio, foederātio, lat., F., Verbindung, Vereinigung, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. foederāre, foedus (2)

foedus, foidus, fīdus (2), lat., N., Bündnis, Friedensvertrag, Bündnisvertrag, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen

foenus (N.) nauticum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Seedarlehen →fenus (N.) nauticum

foetus s. fetus, fētus (1), foetus (1), lat., M., s. latein_a_z.docx

folkland (ae. [858]) Allod?, verliehenes Königsland?

Folter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt - 1400/1445 [Schwäbische Stadtrechte] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1406 [IsnyStR. 207] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das Mittellateinische, das Spätlateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb foltern 14. Jh.) ist die Zufügung oder Ausnutzung vermeidbarer, nicht ganz unerheblicher Schmerzen oder Leiden, die von einem Staat oder einem entsprechenden Machtorgan selbst bzw. mit dessen Bewilligung oder Duldung eingesetzt wird, um den Gefolterten oder einen Dritten zu einer Aussage zu zwingen oder einzuschüchtern. Sie wird bereits seit Kaiser Tiberius (14-42 n. Chr.) gegenüber Freien angewendet, um ein Geständnis zu erreichen. Vielleicht wird sie in dem Früh­mit­telalter gegenüber Unfreien ge­braucht. In dem Hochmittelalter (Verona 1228, Recht der Wiener Neustadt [1221/1230 str.], kirchliche Inquisition 1215/1231/1252 [Bulle Ad exstirpanda], Augsburg 1321, in München erstmals 1346 und danach erst 1434 wieder erwähnt) darf der verdächtigte Beschuldigte der Folter (zu spätlat. [5. Jahrhundert] poledrus [M.] „Fohlen“) auf einem Holzbock bzw. durch Gefängnis, Schläge, Hunger, Kälte, Daumenschrauben, Strecken, Feuer u. a. ausgesetzt werden (str., ob Rezeptionsvorgang). In dem 15. Jahrhundert wird die Folter auch ohne besondere Verdachtsgründe angewandt. Dagegen setzt die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) mit der dort festgesetzten so genannten Indizienlehre das Vorliegen besonderer Indizien vor Anwendung der Folter voraus. In Hexenprozessen fragen örtliche Gerichte bei Fakultäten häufig nach der Anwendbarkeit der Folter, wogegen die Fakultäten anscheinend einen mäßigenden Einfluss ausüben. Die Aufklärung wendet sich erfolgreich gegen die Folter (Juan Luis Vives 1522, Michel de Montaigne, Pierre Bayle, Schweden 1734, Preußen 1740, Österreich [Beschränkung auf mit der Todesstrafe bedrohte Tatbestände 1768] 1776, Polen, Litauen 1776, Schweiz 1798, Bayern 1806, Baden 1831). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kämpft insbesondere die private Organisation Amnesty International gegen die nach wie vor (versteckt) gebrauchte Folter. Art. 3 der europäischen Menschenrechtskonvention von dem 4. 11. 1950 stuft die Folter als Verletzung der Menschenrechte ein. Mit der an dem 10. 12. 1984 beschlossenen, an dem 31. 12. 1990 in Kraft getretenen Konvention der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe ist die Folter weltweit geächtet, wenn auch nicht vollständig beseitigt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 34, 118, 156; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Quanter, R., Die Folter in der deutschen Rechtspflege, 1900, Neudruck 1970; Heijnsbergen, P. van, De pijnbank in de Nederlanden, 1925; Fehr, H., Gottesurteil und Folter, (in) FS R. Stammler, 1926; Helbin-Bauer, F., Die Tortur, 1926; Morschel, M., Der Kampf um die Abschaffung der Folter, Diss. jur. Gießen 1926; Fehr, H., Zur Lehre vom Folterprozess, ZRG 53 (1933), 317; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses in Frankfurt am Main, ZRG GA 68 (1951), 234; Schünke, W., Die Folter im deutschen Strafverfahren, Diss. jur. Münster 1952; Fiorelli, P., La tortura giudiziaria nel diritto commune, Bd. 1f. 1953f.; Thomasius, C., Über die Folter (1705), hg. v. Lieberwirth, R., 1967; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1977; Ruthven, M., Torture, 1978; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Das Quälen des Körpers, hg. v. Burschel, P. u. a. 2000; Kramer, S., Die Folter in der Literatur, 2003; Baldauf, D., Die Folter, 2004; Hermann, H., Die Folter, 2004; Waltos, S., Die Abschaffung der Folter im Jahre 1776 in Polen und Litauen, 2004; Zagolla, R., Im Namen der Wahrheit, 2006; Gegen Folter und Todesstrafe, hg. v. Jacobs, H., 2007; Möhlenbeck, M., Das absolute Folterverbot, 2008; Sauter, M., Hexenprozess und Folter, 2010; Kimmelmann, A., Die Folter im Beweis­verfahren der Leges Visigothorum, 2010; Quellen zur Aufhebung der Folter, hg. v. Zopfs, J., 2010; Schild, W., Folter, Pranger, Scheiterhaufen, 2010; Die Geschichte der Folter seit ihrer Abschaffung, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2011; Die Wiederkehr der Folter?, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2012; Folter vor Gericht, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2012; Krey, V., Interrogational torture in criminal proceedings, 2014

foltern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als aus dem Mittellateinischen gebildet in dem 14. Jahrhundert bezeugt - um 1340 [Minneburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [Ennen, QKöln VI 436] in 6 Stellen (1416, 1419, 1478, 1567, 1689) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das Mittellateinische, das Spätlateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) quälen, martern

Fondaco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Arabischen verbindbar, M.) ist die auswärtige Kaufmannsnie­derlassung in dem Mittelalter (gr. pandocheton, Herberge, arab. funduq, Unterkunft). In Italien begegnet der Fondaco 1085 in Amalfi, 1191 in Genua, in dem 13. Jahrhundert in Pisa und Venedig (Fondaco dei Tedeschi, 1505 abgebrannt, bis 1800 Handelshaus deutscher Kaufleute).

Lit.: Simonsfeld, H., Der Fondaco dei Tedeschi, Bd. 1f. 1887, Neudruck 1968; Concina, E., Fondaci, 1997; Constable, O., Housing the Stranger in the Medi­terranean World, 2003

Fonds (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1696 bezeugt – 1696 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), verwaltetes Kapital, für bestimmte Zwecke gebildeter Vermögensvorrat

fordern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verlangen

Forderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL bzw. nach U. Köbler 812 - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 551,50] und ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Forderungsrecht 1766, Verb fordern 8. Jh. bzw. 765) ist das Recht des Gläubigers gegen den Schuldner auf eine Leistung. Die ältesten Forderungen entstehen vermutlich bei den Unrechtserfolgen. Später tritt die rechtsgeschäftliche Forderung hinzu. Streitig ist, ob die Forderung bereits von Anfang an durch ein Einstehenmüssen (→Haftung) des Schuldners gesichert ist. Die Forderung erlischt grundsätzlich mit der Erfüllung.

Lit.: Kaser § 32; Hübner; Buch, G., Die Übertragbarkeit von Forderungen im deutschen mittelalterlichen Recht, 1912; Strohal, E., Schuldpflicht und Haftung, 1914; Fecht, W. v. d., Die Forderungspfändung im römischen Recht, 1999; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Forderungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1830 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 710 ia] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1766) Recht zu einer Forderung, Recht aus einer Forderung

forensis, forēnsis, lat., Adj.: nhd. zu dem Forum gehörig, zu dem Markt gehörig, auf dem Markt befindlich, Gerichts..., öffentlich, gerichtlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. forum

Forensium institutionum summa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] Gesamtheit der gerichtlichen Einrichtungen) ist das von König Alfons VIII. (1158-1214) veranlasste höfische Werk über den (span. [M.] →Fuero viejo de Castilla.

Form (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1190 bezeugt – 1190-1220 [Herborts von Fritslâr liet von Troye] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [CDPruss. I 172, Preußen] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sinnlich wahrnehmbare Gestalt eines Gegenstands oder einer Vorstellung. Nach einem geflügelten Wort ist die Form die älteste Norm. Es ist aber fraglich, ob strenge Anforderungen an eine Form in die Anfänge einer Rechtseinrichtung einfacher Menschen (beispielsweise Frühmittelalter) oder erst in eine fortgeschrittenere Ent­wicklungsstufe gehören. Die Schriftform ist jedenfalls anfangs (vor Entwicklung der Schrift) bedeutungslos und noch in dem ausgehenden 20. Jahrhundert zwecks leichteren Beweises in dem Vordringen.

Lit.: Kaser § 6ff.; Hübner; Köbler, DRG 42, 126; Siegel, H., Erholung und Wandelung im gerichtlichen Verfahren, 1863; Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, 1866; Brunner, H., Wort und Form im altfranzösischen Prozess (1868) (in) Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechts, 1894, 260; Stutz, U., Das Stadtrecht gegen die Formstrenge im Strafverfahren, ZRG GA 38 (1917), 367; Henssler, O., Formen des Asylrechts, 1954; Ritzer, K., Formen, Riten und religiöses Brauchtum der Eheschließung, 1961; Ebel, W., Recht und Form, 1975; Gmür, R., Rechtswirkungsdenken in der Privatrechtsgeschichte, 1981; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueleistung, 1976; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Zwischen Formstrenge und Billigkeit, hg. v. Oestmann, P., 2009; Schwenk, A., Die Formbestimmung des § 313 BGB a. F., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

forma, fōrma, lat., F., Gestalt, Form, Schönheit, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben

formal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1677 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Form betreffend, förmlich

formalis, fōrmālis, lat., Adj., formal, äußerlich, förmlich, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrma

Formalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1807 bezeugt – 1806 [Hegel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv formal 16. Jahrhundert) ist das Betonen einer Form. Nach überwiegender, aber nicht wirklich belegter oder erwiesener Ansicht ist das ältere Recht grundsätzlich durch Formalismus gekennzeichnet (beispielsweise lat. mancipatio [F.] in dem römischen Recht) und setzt sich die →Formfreiheit erst allmählich durch. In Gegensatz hierzu hält aber auch das Recht der Gegenwart in vielen Fällen an einer vorgeschriebenen Form fest und ist insofern nicht tatsächlich formfrei. Ein Kennzeichen des modernen Totalitarismus ist es dabei gerade, zwar nicht jede Form, aber jedenfalls die uner­wünschte Form als bloßen Formalismus abzustufen.

Lit.: Kaser §§ 6, 7, 8, 68; Söllner §§ 9, 11; Kroeschell, DRG 1; Zallinger, O. v., Wesen und Ursprung des Formalismus, 1898; Kaufmann, E., Formalismus, HRG Bd. 1 1968, 1166; Dickhuth-Harrach, H. v., Gerechtigkeit statt Formalismus, 1986

Formalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in seiner Entstehung von der Einhaltung einer vorgesehenen →Form abhängige Vertrag. Nach herkömm­licher Lehre ist in dem germanistischen Bereich der älteste Vertrag der Formalvertrag. (str.). Hier sind Eid, Wortformel und Gebärde die Vertragsform. In dem Mittelalter sollen sich die Formen vereinfacht haben. Allmählich soll die Tendenz zu formloser Beredung durchgedrungen sein.

Lit.: Köbler, DRG 74, 91, 126, 164; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981 Kap. 45; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875

Formel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1562 bezeugt – 1562 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die förmlich festgelegte häufig wiederkehrende Aussage. In dem altrömischen Recht beispielsweise bringen die Beteiligten eines Verfahrens vor dem Magistrat in einem ersten Verfahrensabschnitt regelmäßig in der jeweils erforderlichen Verfahrensform (lat. [F.] →legisactio), zu der genau vorge­schriebene Spruchformeln gehören, ihr Vorhaben vor. Das spätere Formularverfahren kennt statt der wenigen Legisaktionen viele, auf das jeweilige Rechtsverhältnis bezogene Klageformeln. Die Verbalkontrakte des klassischen römischen Rechtes erfordern für die Entstehung der Obligation bestimmte Worte. Außerdem entwickeln sich etwa für Eide, Gelöbnisse, Einsetzungen und so weiter häufig gewisse Formeln. Umfangreichere Formeln (lat. [F.] →formulae) werden in →Formel­sammlungen gesammelt.

Lit.: Köbler, DRG 5, 33, 81, 116; Dilcher, G., Paarformeln in der Rechtssprache des frühen Mittelalters, 1961; Selb, W., Formeln mit unbestimmter intentio, 1974; Wiegand, W., Zur Herkunft und Ausbreitung der Formel „Habere fundatam intentionem“, (in) FS H. Krause, 1976, 126

formell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1647 bezeugt – 1647 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), die Form betreffend (in Gegensatz zu den Inhalt bzw. die Materie betreffend bzw. materiell)

Formelles Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist das das Verfahren betreffende Recht (Verfahrensrecht, Prozessrecht) in Gegensatz zu dem materiellen Recht (beispielsweise Privatrecht, Strafrecht, Verwal­tungsrecht, Verfassungsrecht).

Lit.: Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte, 1996

Formelsammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits in dem Altertum bekannte, besonders für das quellenarme Frühmittelalter bedeutsame Sammlung allgemeiner Formulare (Formeln, Formen) für Urkunden, wie sie auch in der Gegenwart kautelarjuristisch gepflegt wird. Die bekanntesten früh­mittel­alter­lichen Formelsammlungen (31 Hand­schriften) sind die west­gotischen (lat. [F.Pl.]) formulae (Cordoba 616-620), die formulae Andecavenses (Angers um 600), die formulae Marculfi (um 650?, 721-735?), die formulae Bituricenses (Bourges 8. Jahrhundert) und die formulae imperiales (vor 832), wobei das Fehlen von Formelsammlungen aus Italien bemerkens­wert ist. Danach finden sich vielleicht unter dem Einfluss italienischer Notarskunst seit dem 11. Jahrhundert Formel­sammlungen innerhalb der (lat.) ars (F.) dictandi (beispielsweise Breviarium de dictamine des Alberich von Montecassino, um 1080) oder der (lat.) ars (F.) notariae (Rainerius Perusinus [1185-1245] vor 1234, Rolandinus Passageri Summa artis notariae, 1255/1256, insgesamt schätzungsweise 3000 Hand­schriften und Frühdrucke). Für das spätmit­telalterlich-frühneuzeitliche Heilige römische Reich haben besonderes Gewicht der (lat.) Formularius (M.) de modo prosandi (Baumgartenberg bei Linz Anfang 14. Jahrhundert, 240 Stücke, Formularbuch) und Perneder, Andreas, Summa Rolandina (vor 1540, rolandinische Summe).

Lit.: Rockinger, L., Über Formelbücher, 1855; Rockinger, L., Briefsteller und Formelbücher des 11. bis 14. Jahrhuderts, 1863f.; Schröder, R., Über die fränkischen Formel­sammlungen, ZRG GA 4 (1883), 75; Collectarius perpetuarum formarum Iohannis de Geylnhusen, hg. v. Kaiser, H., 1900; Liber Diurnus, hg. v. Foerster, H., 1958; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Uddholm, A., Marculfi formularum libri duo, 1962; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1964; Worstbrock, F./Klaes, M./Lütten, J., Repertorium der Artes dictandi des Mittelalters, Bd. 1 Von den Anfängen bis um 1200, 1992; Patt, S., Studien zu den „Formulae imperiales“, 2016 (kein Handbuch und nicht für Ausbildung, sondern Kompilation eines mit Saint-Martin in Tours verbundenen Notars für eigene Zwecke, wobei nur wenige Urkunden der vielen Schreiber den Formeln entsprechen, kein wesentlicher Unterschied zwischen frühmittelalterlichen und hochmittelalterlichen Herrscherkanzleien in dem Umgang mit der Formulierung von Urkundentexten und kein Legesskriptorium in dem Umkreis des Hofes Ludwigs des Frommen erkennbar ist).

Formenfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 19. Jahrhundert) →Formfreiheit (20. Jahrhundert)

Formfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Formenfreiheit 19. Jh. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) ist die Freiheit einer rechtlich bedeutsamen Handlung von einer besonderen →Form. Es ist streitig, inwieweit an dem Beginn rechtlicher Entwicklung Formfreiheit besteht. Jedenfalls werden schon in den frühesten Quellen auch feste Formen sichtbar (beispielsweise lat. [F.] mancipatio). In dem Spätmittelalter setzt sich die Kirche für die Formfreiheit der Verträge ein. Auch der Liberalismus bejaht grundsätzlich die Formfreiheit. Dessenungeachtet entwickeln sich in dem 20. Jahrhundert neue Formen (beispielsweise allgemeine Geschäfts­bedingungen, Verbraucherkreditverträge, Ar­beitsverträge, Straßenverkehrszeichen).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Baltl/Kocher

formula, fōrmula, lat., F., Gestalt, Form, Norm, Maßstab, Formel, Vertragsformel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrma

formulae (lat. [F. Pl.]. Singular formula) →Formelsammlung, s. formula

Formular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Ende des 15. Jahrhunderts bezeugt – Ende des 15. Jahrhunderts in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die allgemeinen Angaben eines Typs von Urkunden zwecks leichter in­dividueller Ergänzung enthaltende Schrift­stück.

formularius, fōrmulārius, lat., Adj., zu den Rechtsformeln gehörig, Formeln betreffend, Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrmula, fōrma

Formularprozess →Formularverfahren

Formularverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Formularprozess (in DW2 Wortarchiv 19. Jh., in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist das dem älteren Legisaktionenverfahren (→legisactio) in dem klassischen römischen Recht nachfolgende, dem späteren →Kognitionsverfahren vorausgehende Verfahren. Es ist vielleicht anfangs nur dem Fremden zugänglich und kennt statt weniger Legis­aktionen viele, auf das jeweilige Rechtsverhältnis bezogene Klageformeln (Formulare). Sie werden auf den formlosen Vortrag der Parteien vor dem Prätor hin meist schriftlich in einer (lat. [F.]) formula (Schrift­formel) niedergelegt, woraufhin der (lat. [M.]) iudex (Richter) gemäß der Formel Beweis erhebt und sein Urteil spricht. 17 v. Chr. wird das Legisaktionenverfahren bis auf geringe Reste abgeschafft.

Lit.: Kaser §§ 80, 82ff.; Söllner § 9; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002

Foro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Portugiesische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die portugiesische Bezeichnung für →Fuero. 1111 wird ein Foro an Coimbra verliehen, 1166 an Evora, um 1160 an Trancoso, 1179 an Lissabon (Foro von Santarém). Seit dem 14. Jahrhundert wird ein Foro. nur noch selten gewährt.

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 666

Forsman, Jaakko (1839-1899), aus einer schwedischen Theologenfamilie, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Helsinki 1879 Professor für Strafrecht und Rechtsgeschichte und verfasst 1896 eine Geschichte der finnischen Gesetzgebung (Suomen laindsäädännön historia). S. Google

Forst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 152, IV 158, IV 81] in 49 Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie trotz umstrittener Etymologie vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Etymologie unklar) ist seit dem Frühmittelalter der vielleicht dem römischen (lat. [M.]) saltus nachgebildete, durch →Bann abgesonderte herrschaftliche Wald (meist des Königs, Austrasien 648, Neustrien 657/661). In dem Hochmittelalter gehen die Forsten des Königs auf die Landesherren über. Örtlich unter­schiedlich greift der absolutistische Fürst entschiedener auf die damit verbundenen Rechte zu. Der Liberalismus verlangt die Aufhebung der staatlichen Forsthoheit, doch verfahren die Forstgesetze des 19. Jahrhunderts unterschiedlich. In dem 20. Jahrhundert lebt trotz einer Rahmengesetzgebung durch das Gesetz zu der Erhaltung des Waldes und zu der Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) in der Bundesrepublik Deutschland der hergebrachte Föderalismus in dem Forstrecht fort. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, WAS; Roth, K., Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland, 1879; Völker, A., Die Forsten der Stadt Goslar bis 1552, 1922; Goller, F., Die älteren Rechtsverhältnisse am Wald in Altbaiern, Diss. jur. München 1938; Kaspers, H., Comitatus nemoris, 1957; Mager, F., Der Wald in Altpreußen als Wirtschaftsraum, 1960; Rubner, H., Untersuchungen zur Forstverfassung des mittelalterlichen Frankreichs, 1965; Bothmer, H. v., Mirica, Forst und Gesellschaft, 1965; Rubner, H., Forstgeschichte im Zeitalter der industriellen Revolution, 1967; Young, C., The Royal Forests of Medieval England, 1979; Mantel, K., Forstgeschichte des 16. Jahrhunderts, 1980; Rubner, H., Deutsche Forstgeschichte 1933-1945, 1985, 2. A. 1997; Hasel, K., Forstgeschichte, 1986, 2. A. 2006; Knöppel, V., Forstnutzungsrechte, Diss. jur. Marburg 1988; Dasler, C., Forst- und Wildbann, 2001; Marquardt, B., Umwelt und Recht in Mitteleuropa, 2003

Forsthoff, Ernst (Laar bei Duisburg 13. 9. 1902-Heidelberg 13. 8. 1974) wird nach der Promotion bei Carl →Schmitt 1933 Professor für öffentliches Recht in Frankfurt am Main, Hamburg (1935), Königsberg (1936), Wien (1941) und Heidelberg (1943-1946, 1952-1967). Er setzt sich für den starken Staat ein, der allein die mit dem technischen Fortschritt eintretenden Probleme bewältigen könne, und steht einem Wertesystem, der Verfassungs­gerichtsbarkeit, der umfassenden Verwal­tungsgerichtsbarkeit und dem Sozialstaat zurückhaltend gegenüber. Trotz seines konservativen Verfassungsverständnisses ist sein Verwaltungsrechtsverständnis modern. Sein Lehrbuch des Verwaltungsrechts (1950, 10. A. 1973) ist längere Zeit in der Bundesrepublik Deutschland führend. S. Google

Lit.: Storost, U., Staat und Verfassung bei Ernst Forsthoff, 1978; Doehring, K., Ernst Forsthoff, (in) Juristen im Portrait, 1988, 341; Ernst Forsthoff Kolloquium, hg. v. Blümel, W., 2003; Schütte, C., Progressive Verwaltungswissenschaft auf konservativer Grundlage, 2006; Briefwechsel Ernst Forsthoff Carl Schmitt (1926-1974), hg. v. Mußgnug, D. u. a., 2007; Meinel, F., Der Jurist in der industriellen Gesellschaft – Ernst Forsthoff und seine Zeit, 2011; Luther, C., Hermeneutik und Metaphysik, ZRG GA 131 (2014), 481

Fortescue, Sir John (um 1385-um 1479), nach Ausbildung in Lincoln’s Inn 1442 oberster Richter an dem königlichen Gericht (King’s Bench), von 1463 bis 1471 in Exil in Frankreich, vergleicht in seinem in der Form eines Lehrgesprächs an Prinz Eduard von Lancaster gerichteten Hauptwerk ([lat.] De laudibus legum Angliae, 1470, Über die Vorzüge des englischen Rechtes) das englische Recht mit dem festländischen (französischen) Recht in einer für Laien verständlichen Weise. In (engl.) On the Governance of the Kingdom of England (Über die Beherrschung des Königreichs England) (1471/1473) stellt er den politischen Gesamtzustand seines Landes dar. S. Google

Lit.: The Works of Sir John Fortescue, hg. v. Clermont, T., 1869; Heymann, E., Fortescues Laudes legum Angliae, ZRG GA 58 (1938), 615; Kluxen K., Englische Verfassungsgeschichte, 1987

forum, lat., M., Vorhof des Grabes, Marktplatz, Gericht (N.) (1), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰu̯ē̆r-, *dʰur-, Sb., Türe, Tor (N.)

Forum (lat. [N.], Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1530 bezeugt – 1530 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht der Marktplatz und das dort öffentlich abgehaltene Gericht. Das mittelalterliche Kirchenrecht bildet von daher die Vorstellung eines (lat.) forum externum und eines forum internum (Gewissen). Daneben bezeichnet forum auf Grund seiner tatsächlichen geschichtlichen Anfänge in Rom auch den Markt.

Lit.: Söllner §§ 4, 8; Köbler, DRG 19; Schlesinger, W., Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungs­geschichte des Mittelalters, Bd. 1 1961, 275; Trusen, W., Forum internum und gelehrtes Recht im Spätmittelalter, ZRG KA 57 (1971), 83; Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Meneghini, R., Die Kaiserforen Roms, 2015; Packer, J. u. a., Das Forum Romanum, 2017

Forum (N.) externum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., äußeres Forum) oder (lat.) forum (N.) iudiciale ist seit dem Ende des 12. Jahrhunderts (Glossenapparat [lat.] Animal est substantia [vor 1210], Wilhelm von Auvergne um 1225) bzw. seit Thomas von Aquin (1225-1274) (forum exterius) in dem mittelalterlichen Kirchenrecht der Bereich des menschlichen Bußwesens und Gerichtswesens (kirchliche Gerichtshöfe) in Gegensatz zu dem nur Gott einsehbaren inneren Gericht des Gewissens ([lat.] forum [N.] paenitentiale in dem Beicht­stuhl) (des einzelnen Menschen), das in der frühen Neuzeit (nach 1563) als (lat.) forum (N.) internum bezeichnet wird. Das Verfahren vor dem forum externum verläuft grund­sätzlich streitig. Der Angeklagte muss er­scheinen und die Wahrheit wird in einem von einem Richter (Archidiakon) geleiteten Ablauf erforscht. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Fries, B., Forum in der Rechtssprache, 1963; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum, ZRG KA 76 (1990), 254ff.

Forum (N.) internum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., inneres Forum) ist seit der frühen Neuzeit (nach 1563) der neuere Name für das zunächst als (lat.) forum (N.) paenitentiale bezeichnete, in dem Beichtstuhl erforschte Gewissen (des einzelen Menschen)  in Gegensatz zu dem (lat.) →forum (N.) externum. In dem forum internum zu erscheinen, steht in der (freiwilligen) Entscheidung des Betrof­fenen. Allein auf seinem Bekenntnis beruht das „Urteil“ des Beichtpriesters (Penitentiars).

Lit.: Fries, B., Forum in der Rechtssprache, 1963; Trusen, W., Forum internum und gelehrtes Recht im Spätmittelalter, ZRG KA 57 (1971), 83; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum, ZRG KA 76 (1990), 254ff.; Goering, J., The Internal Forum and the Literature of Penance and Confession, (in) Traditio 59 (2004), 175ff.

Foto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Photograph, Werbephotograph und Zauberphotographie – nicht und in DW2 1862 als Abkürzung für Photographie [1839 belegt] bezeugt – foto… 19.? Jahrhundert, Fotofinish 20. Jahrhundert, fotogen 20. Jahrhundert, Fotograf 19. Jahrhundert, Fotografie 1839, fotografieren Mitte 19. Jahrhundert, fotografisch Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Lichtbild auf Papier

foto… (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 18. Jahrhundert bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) als Präfix verwendete Partikel

Fotofinish (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das Angloamerikanische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) mit dem Auge des Menschen nicht mehr eindeutig, sondern nur durch eine Fotografie ziemlich sicher ermittelbares Ergebnis eines sportlichen Wettbewerbs

fotogen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) hübsch, bildlich vorteilhaft darstellbar

Fotograf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (aber Photograph), aber in DW2 1840 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Fotografie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1839 bezeugt – 1839 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lichtbild

fotografieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1840 bezeugt – Mitte 19. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Lichtbild abbilden

fotografisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1840 bezeugt – Mitte 19. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Lichtbild betreffend

Fötus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1703 bezeugt – 1703 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leibesfrucht

Fracht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1399 bezeugt – 1399 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 79, 86, Hamburg] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie vielleicht für das Germanische erschließbar, F.) ist der Lohn für die Beförderung eines Gutes und das gegen Lohn beförderte Gut. Der die Fracht betreffende Vertrag entsteht in dem Hochmittelalter und ist Werkvertrag. Der Frachtführer ist Kaufmann. Seefrachtrecht wird vor allem in dem Libre del Consolat de Mar (1348), in den Rôles d’Oléron (kurz vor 1286?), in dem Blackbook of the Admiralty oder in dem Schiffsrecht von Hamburg (Seerecht von Hamburg 1301) aufgezeichnet. Wichtige gesetzliche Regelun­gen finden sich in dem dänischen Seegesetz (1561), in Ordonnanzen Kaiser Karls V. und Philipps II. für die Niederlande von 1551 und 1563, in der Ordonnance de la Marine Frankreichs (1681), in dem Seerecht Preußens (1727), in den Ordonanzas von Bilbao, in dem Codice per la Veneta Mercantile di Marina Venedigs (1786) oder in dem Code de commerce Frankreichs (1807) und den ihm folgenden Handelsgesetzbüchern. Ausführlich erörtert C. E. Münster 1798 das Frachtfahrer-Recht.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Pappenheim, M., Zur Entwicklung des Seefracht­vertrags, ZRG GA 51 (1931), 175ff.; Ohler, N., Reisen im Mittelalter, 1986; Basedow, J., Der Trans­portvertrag, 1987; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine, 1996; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 595; Lopez, R./Raymond, I., Medieval Trade in the Mediterranean World, 2001; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007; Vahl, C., Die gesetzliche Regelung des Seefrachtvertrags im deutschen Recht, 2015

fractio, frāctio, lat., F., Brechen, Zerbrechen, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Fragment, frangere, Fraktion

Fragment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1472 bezeugt – 1472/1473 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bruchstück (beispielsweise in den Di­gesten, dort weitere Unterteilung in [principium und] Paragraphen)

Lit.: Fragmente, hg. v. Gastgeber, C. u. a., 2010

Fragmenta (N.Pl.) Gaudenziana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Italienische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gaudenzische Fragmente) sind die von dem Bologneser Professor Augusto Gaudenzi (1858-1916) in einer (um 900 geschriebenen) Handschrift der Bibliothek von Lord Leicester (Codex Holkhamensis Nr. 210, London, British Museum Add. Mss. 46676) ent­deckten, bis dahin unbekannten, als (lat.) ordo mellifluus in expositione legum Roma­narum (honigfließende Ordnung in der Auslegung römischer Gesetze beti­telten 14 Kapitel (Privatrecht, Prozess­recht) des gotischen Rechtskreises des 6. Jahrhunderts (?, Provence?).

Lit.: Gaudenzi, A., Un’ antica compilazione di diritto romano e visigoto, 1886; Buchner, R., Die Rechts­quellen, 1953; Vismara, G., Fragmenta Gaudenziana, (in) Ius Romanum medi aevi I 2 b aa, 1967; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004

Fragmenta (N.Pl.) Vaticana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. Pl.) vatikanische Fragmente, sind die auf einem Palimpsest in der vatikanischen Bibliothek in Rom 1821 von Angelo Mai entdeckten Bruchstücke einer Rechtssammlung wohl des 4. Jahrhunderts mit Auszügen aus Werken Paulus‘, Pa­pinians und Ulpians sowie kaiserlicher Konstitutionen des (lat.) Codex (M.) Gregorianus und des Codex Hermogenianus.

Fraktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1770 bezeugt – 1770 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Bruchstück oder (seit 1848) die Vereinigung von Mitgliedern einer Partei in dem Parlament. In den Verfassungen erscheint die politische Fraktion in Gegensatz zu der Partei meist nicht, doch sind sie betreffende Grundsätze in Geschäftsordnungen geregelt. In Einparteiensystemen gibt es die Fraktion rechtlich oder rechtstatsächlich nicht.

Lit.: Kramer, H., Fraktionsbindungen in den deutschen Volksvertretungen 1819-1849, 1968; Die Fraktion als Machtfaktor, hg. v. Schwarz, H., 2009

Franciscus de Accoltis ist der in Arezzo spätestens 1418 geborene, vielleicht in Bologna ausgebildete und dort sowie in Ferrara, Siena, Ferrara, Mailand, Siena und Pisa lehrende, 1485, 1486 oder 1488 ver­storben­e Jurist, der commentaria (Kommentare) zu den Digesten, commentaria zu einzelnen Titeln, commentaria zu dem Codex, casus (Fälle), repetitiones (Wiederholungen) und consilia (Gutachten) verfasst. S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 854

Franche-Comté (Freigrafschaft) →Burgund, s. Google

Lit.: Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, ZRG GA 79 (1962), 106; Ein Raum im Umbruch?, hg. v. Nowak, J. u. a., 2019

Francia (lat. [F.]=ON), Frankia, fränkisches Gebiet, Frankenland, Auson. (um 310-340) →Franken, s. Google

Lit.: Georges 1,2834,  Lugge, M., Gallia und Francia, 1960

Francicus, lat., Adj., fränkisch, s. Franciscus, Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. Francus

Franciscus, lat.?, Adj.: nhd. fränkisch, s. Francicus, Isid. (um 560-636 n. Chr.), s. Francus

Franckenstein →Franckensteinsche Klausel

Franckensteinsche Klausel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Streit um die Verteilung der Finanzen zwischen dem (zweiten) Deutschen Reich und seinen Bundesstaaten an dem 12. 7. 1879 in zulässiger Verfassungsdurchbrechung verabschiedete, nach dem Abgeordneten der Zentrumspartei in dem Reichs­tag des Deutschen Reiches Georg Arbogast Freiherr von und zu Franckenstein (2. 7. 1825-22. 1. 1890) als ihrem Urheber bezeichnete Klausel (§ 8 I 1 des Gesetzes betreffend den Zolltarif des deutschen Zollgebiets und den Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer), dass der Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer (des Reiches), der die Summe von 130 Millionen Mark in einem Jahr übersteigt, den Bundesstaaten (des Reiches) entspre­chend ihren Bevölkerungszahlen zu überweisen ist. An dem 14. 5. 1904 wird sie in dem Kern aufgehoben und der Ertrag aus Zöllen und Tabaksteuer ganz dem Reich zugeschla­gen.

Lit.: Kittel, J., Franckensteinsche Klausel und die deutsche Finanzreform, 1894; Thier, A., Steuergesetz­gebung, 1999; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005

Franco, lat., M., Franke, Prob. (4. Jh. n. Chr.), s. Francus (1)

Francus, lat., M., Franke, Eumen. (264-um 312 n. Chr.), s. germ. *frankaz, Adj., mutig, frei, frank, kampfbegierig; idg. *preg-?, Adj., gierig, heftig, idg. *spereg-, *pereg-, *sperəg-, *perəg-, *sprēg-, *prēg-, V., zucken, schnellen, streuen, sprengen, spritzen, idg. *sper- (5), *sperə-, V., zucken, stoßen, zappeln, schnellen

Franeker in den Niederlanden (Friesland) ist von 1585 bis 1811 Sitz einer juristischen Fakultät (Ulrich Huber, Johann Gottlieb Heineccius). S. Google

Lit.: Universiteit te Franeker 1585-1811, hg. v. Jensma, G. u. a., 1985; Ahsmann, M., De juridische faculteit te Franeker, (in) TRG 54 (1986), 39; Feenstra, R., Bibliografie van hoogleraren in de rechten aan de Franeker Universiteit tot 1811, 2003; Feenstra, R., Heineccius in den alten Niederlanden, (in) TRG 74 (2004), 297ff.

Frank und frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ist die in der frankophonen Schweiz 1461 (franc et libre de toutes taillés) erstmals nachweisbare Wendung bzw. Wortfolge (Paarfor­mel) mit der ungefähren Bedeutung offen und frei heraus.

Franke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv um 500 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, „Kühner“, M.) ist der Angehörige einer 258 n. Chr. an dem Niederrhein erstmals sichtbaren germanischen Völkerschaft, die in dem 5. Jahrhundert allmählich in das südlich und südwestlich davon gelegene, römische Gallien zwischen Rhein und Somme eindringt (von dem 4. bis zu dem 8. Jahrhundert rund 36000 Personennamen schriftlich bezeugt). Die Franken besiegen unter ihrem sie gewaltsam einenden König Chlodwig ([* um 466,] 481/482-511) aus dem Geschlecht der nach König Merowech benannten →Merowinger den nach 476 trotz Untergangs Westroms noch weiter herrschenden römischen Statthalter Syagrius in Nordgallien (Soissons) (486), die an dem oberen Rhein und an der oberen Donau sitzenden Alemannen (496) und die in Südgallien siedelnden Westgoten (Vouillé 507). Danach bringen ihre merowingischen Könige von dem Kernraum zwischen Rhein und Loire aus die Thüringer (531/534), Burgunder (532/534), die Provence (536) und Bayern (bis 545) in eine gewisse Abhängigkeit. Das Recht der Franken wird in dem (lat.) →Pactus (M.) legis Salicae (507/511?) und in der (lat.) →Lex (F.) Ribvaria sowie der →Ewa Chamavorum (um 802) aufgezeichnet. Vielfach wird das Reich geteilt, kommt aber beispielsweise zwischen 558 und 561 unter Chlothar I. oder auch danach unter Chlothar II. wieder in eine Hand. Vielleicht erst in den dabei ausgelösten Wirren verfallen die römerzeitlichen Einrich­tungen Galliens weitgehend. Seit dem späteren 7. Jahrhundert gewinnen die Hausmeier aus der Familie der (Arnulfinger oder) Pippiniden (oder später Karolinger) an Bedeutung (Pip­pin der Mittlere 687-714, Karl Martell 714-741, Pippin der Jüngere 741-768). 751 löst die Familie der Karolinger die Merowinger mit Unterstützung Papsts Zacharias‘ unter Akklamation seitens der Großen in dem Königtum ab ([lat.] consecratio [F.] durch die Bischöfe, 754 Salbung durch Papst Stephan II.). Unter Karl (dem Großen), der an Weihnachten 800 von dem Papst zu dem (west)römischen Kaiser gekrönt wird, gewinnt das Reich der Franken seine größte Ausdehnung (Sachsen, Italien 774). 843 wird es in (romanischsprachiges) Westreich, (in der Mitte gelegenes) Lotharingien – Lothringen – des Sohnes Lothar und (in deutschsprachiges) Ostreich geteilt, woraus sich unter zeitweisem Ausscheiden Italiens und Burgunds 887 eine Zweiteilung entwickelt, die in dem Heiligen römischen Reich (Deutschland) einerseits und in Frankreich andererseits endet. In Frankreich gehen die Franken wegen ihrer überschaubaren Zahl bald in der eigentlich von ihnen unterworfenen gallorömischen Bevölkerung auf. In dem deutschen Reich verlagert sich die Herr­schaftsgewalt von den Franken 919 auf die Herzöge der Sachsen mit dem Leitnamen Otto. Das Herzogtum der Franken (ebenso wie ein Territorialherzogtum Franken [1168]) verschwindet infolge seiner späteren Königs­nähe bald in vollständiger Zersplitterung und hinterlässt nur in den 1838 gebildeten bayeri­schen Regie­rungsbezirken Mittelfran­ken (Ansbach), Oberfranken (Bayreuth) und Unterfranken (Würzburg) eine schwache Erinne­rung. Auch das fränkische Recht ist nur in dem Frühmittelalter deutlicher erkennbar (s. Pactus legis Salicae, Lex Ribvaria, Ewa Chama­vorum).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 1, 3; Rübel, K., Die Franken, 1904; Petri, F., Germanisches Volkserbe in Wallonien und Nordfrankreich, 1937; Zöllner, E. Die politische Stellung der Völker im Frankenreich, 1950; Petri, F., Zum Stand der Diskussion über die fränkische Landnahme, 1954; Balon, J., Études franques 1, 1963; Zöllner, E., Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts, 1970; Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1980; Siedlung, Sprache und Bevölkerungsstruktur im Frankenreich, hg. v. Petri, F., 1973; Schneider R., Das Frankenreich 1982; Schulze, H., Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen, 1987; Périn, P./Feffer, C., Les Francs, 1987; James, E., The Francs, 1988; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Wood, I., The Merovingian Kingdoms, 1994; Franken, Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 9 1995, 373; Die Franken – Wegbereiter Europas, 1996; Clovis, hg. v. Rouche, M., 1997; Kasten, B., Königssöhne und Königsherrschaft, 1997; Franks and Alamanni, hg. v. Wood, I., 1998; Die Franken und die Alemannen, hg. v. Geuenich, D., 1998; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Hässler, H., 1999; Siegmund, F., Alemannen und Franken, 2000; Semmler, J., Der Dynastiewechsel, 2003; Schieffer, R., Die Zeit des karolingischen Großreichs, 2005; Collins, R., Die Fredegar-Chroniken, 2007; Uffelmann, U., Das frühe Frankenreich 482-687, 2008; Nonn, U., Die Franken, 2010

Franken (N.) ist das von dem 531/vor 720 von den Thüringern an die Franken gefallenen Gebiet um Würzburg (Herzogtum der Hedene, 10. Jahrhundert orientalis Francia) ausgehende Gebiet zwischen Rhön und Donau, das in dem Mittelalter in zahlreiche kleine Herrschaften zerfällt (Ansbach, Bayreuth, Hohenlohe, Würzburg, Bamberg, Eichstätt, Deutscher Orden, Reichs­städte, Reichsritter, insgesamt 43 Landes­herren in dem fränkischen Reichskreis), an dem Beginn des 19. Jahrhunderts insgesamt aber an Bayern gelangt, das die drei Regierungs­bezirke Unterfranken (Würz­burg), Mittelfranken (Ansbach mit Nürnberg) und Oberfranken (Bay­reuth) bildet. →Franke

Lit.: Stein, F., Geschichte Frankens, Bd. 1f. 1885f.; Hartung, F., Geschichte des fränkischen Kreises I, 1910, Neudruck 1973; Schmidt, G., Das Herzogtum Franken, 1913; Schaumberg, O. Frhr. v. u. a., Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg, 1930ff.; Franken, hg. v. Scherzer, C., Bd. 1f. 1955ff.; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken; Bog, I., Dorfgemeinde, Freiheit und Unfreiheit in Franken, 1956; Merzbacher, F., Iudicium provinciale ducatus Franconiae. Das kaiserliche Landgericht des Herzogtums Franken im Spätmittelalter, 1956; Bosl, K., Franken um 800, 1959; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Schrader, E., Vom Werden und Wesen des würzburgischen Herzogtums Franken, ZRG GA 80 (1963), 27; Zimmermann, G., Vergebliche Ansätze zu Stammes- und Territorialherzogtümern in Franken, (in) Jb. f. fränkische Landesforschung 23 (1963), 379ff.; Wöppel, G., Prichsenstadt, 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3 1971; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. III/1, Franken, hg. v. Spindler, M. u. a., 3. A. 1997; Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert Bd. 2, hg. v. Patze, H., 1971, 255ff.; Moraw, P., Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, (in) Bll. f. dt. Landesgeschichte 112 (1976), 123ff.; Andraschke, J., Arianische und fränkische Missionierung im Regnitz- und Obermaingebiet um 500 bis 800 n. Chr., (in) Bericht des hist. Vereins Bamberg 135 (1999), 89; Franken von der Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519, 2000; Riedenauer, E., Fränkische Landesgeschichte, hg. v. Wendehorst, A., 2001; Franken in Vorstellung und Wirklichkeit in der Geschichte, hg. v. Blessing, W. u. a., 2003; Franken im Mittelalter, hg. v. Merz, J. u. a., 2004; Edel und Frei, hg. v. Jahn, W. u. a., 2004; Petersohn, J., Franken im Mittelalter, 2008; Blessing, W., Kleine Geschichte Frankens, 2008; Wieser, E., Geschichte des Frankenreichs, 2013; Die Fränkische Schweiz, hg. v. Popp. H. u. a., 2019

Franken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1364 bezeugt – 1364 [oberrheinische Stadtrechte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1369 [InvBruges II 152] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) eine Geldeinheit der Schweiz 1881

Lit.: Baltensperger, E., Der Schweizer Franken, 2012

Frankenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1243 erstmals erwähnte Stadt an der oberen Eder, für die 1493 der in Erfurt (1454) und Leipzig (1457-1459) im­matrikulierte, bakkalaurierte Bürgermeisters­sohn und Schöffe Johannes Emmerich († 15. 11. 1494) ein Stadtrechtsbuch vollendet, das in seinem ersten Teil (Von den burgern) überwiegend auf Gewohnheitsrecht und (1476 verbrannten) Privilegien und in seinem zweiten Teil (Von dem gericht) vor allem auf dem (in etwa 190 Artikel geteilten meist so genannten) Schwa­benspiegel und dem Kleinen Kaiser­recht (teilweise so genannter „Frankenspiegel“) beruht und wohl aus dem Gedächtnis auch die Dekretalen Gregors IX. und die Institutionen Justinians einbezieht. Es wird 1556 abgeändert nach Alsfeld übernom­men.

Lit.: Diemar, H., Die Chroniken des Wigand Gersten­berg von Frankenberg, 1909; Spieß, W., Verfas­sungsgeschichte der Stadt Frankenberg, Diss. jur. Marburg 1922; Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg, 1928; Spieß, W., Verfassungsgeschichte der Stadt Frankenberg, 1930; Gerhardt, H., Das Alsfelder Stadtrechtsbuch, Diss. Freiburg im Breisgau 1993; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 82; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. f. hess. Gesch. 110 (2005), 21ff.; Das Frankenberger Stadtrechtsbuch, bearb. v. Eckhardt, W., 2014

Frankenspiegel ist die an Sachsenspiegel, Deutschenspiegel und so genanntem Schwabenspiegel ausgerichtete, überwiegend aber eher abgelehnte Bezeichnung (Richard Schroe­ders) des zwischen 1344 und 1350 bei Frank­furt am Main verfassten, eng an den so genannten Schwabenspiegel angelehnten →Kleinen Kaiserrechts.

Lit.: Köbler, DRG 103; Eckhardt. K., Frankenspiegel-Studien, 1923; Stutz, U., Frankenspiegel-Studien, ZRG GA 44 (1924), 316; Hatzfeld, L., Frankenspiegel oder Kaiserrecht, (in) TRG 26 (1958), 15; Ochsenbein, P. u. a., Neue Bruchstücke einer alemannischen Frankenspie­gelhandschrift, ZRG GA 95 (1978), 237; Munzel-Everling, D., Des keisers recht, 2003

Frankfurt am Main ist die 794 als Pfalz erstmals erwähnte Stadt an dem unteren Main. Seit 856 bzw. 1152 ist Frankfurt Ort der Königswahl (bis 1752 36 Könige in Frankfurt gewählt), wie dies die Goldene Bulle (1356) ausdrücklich festlegt, und seit 1562 auch Ort der Krönung. Um 1150 wird erstmals die Messe in Frankfurt erwähnt (seit dem Ende des 15. Jahrhunderts auch für [gedruckte] Bücher, Buchmesse). Bis 1372 (Erwerb des Pfandrechts an dem Schultheißenamt) wird Frankfurt, dessen Recht erstmals in einem Weistum für Weilburg über Pfahlbürger (1297) aufge­zeichnet (und auch an Friedberg, Gelnhausen, Steinheim am Main, Hanau, Limburg und Wetzlar vermittelt) wird, tatsächlich reichsunmittelbar. 1509 reformiert die Stadt ihr Recht und erweitert diese römisches Recht aufnehmende Reformation 1578 durch Johann →Fichard noch. Die Zahl der danach in Frankfurt arbeitenden, häufig in Gießen ausgebildeten Anwälte ist überdurch­schnittlich groß. Nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches 1806 wird Frankfurt Hauptstadt des Rheinbunds mit Residenz des Fürstprimas Carl Theodor von Dalberg in dem Palais Thurn und Taxis (1810 Großherzog von Frankfurt, 1811 Einführung des Code Napoléon). Nach dem Sturz Napoleons wahrt Karl Freiherr von dem Stein die auf dem Wiener Kongress 1815 gesicherte Selbständigkeit der (freien) Stadt. Von 1815 bis 1866 ist Frankfurt Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes (und von dem 31. 3.-3. 4. 1848 des die Wahl einer Nationalversammlung vorbereiten­den Frank­furter Vorparlaments, dessen Be­schlüsse von dem Deutschen Bund anerkannt werden, sowie ab 18. 5. 1848 bis 1849 Ort der deutschen Nationalversammlung mit 812 Abgeordneten, davon 491 Juristen, viele mit Studien in Göttingen, Heidelberg oder Berlin). 1866 wird es von Preußen annektiert. Wirtschaftlich entwickelt es sich zu einer Großstadt. 1914 wird es auf der Grundlage einer Akademie für Sozial- und Handels­wissenschaften Sitz einer Stiftungsuniversität (1932 Johann Wolfgang Goethe-Universität), in der 1964 das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte (durch →Helmut Coing) gegründet wird. 1945 gelangt es (von Preußen) zu →Hessen.

Lit.: Köbler, DRG 171; Köbler, Historisches Lexikon; Böhmer, J., Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus - Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt am Main (794-1400), 1836; Thomas, J., Der Oberhof zu Frank­furt a. M., 1841; Hohenemser, P., Der Frankfurter Verfassungsstreit 1705 bis 1732, 1920; Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Cellarius, H., Die Reichsstadt Frankfurt und die Gravamina der deutschen Nation, 1938; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939; Ziehen, E., Frankfurt, Reichsreform und Reichsgedanke 1486-1504, 1940; Lenhardt, H., Feste und Feiern des Frankfurter Handwerks, 1950; Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt 1311-1400, hg. v. Andernacht, D., 1955; Habich, W., Das Weinungeld der Reichsstadt Frankfurt am Main, 1967; Wolf, A., Gesetzgebung und Stadtverfassung, 1968; Die Gesetze der Stadt Frankfurt am Main, hg. v. Wolf, A., 1969; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Jahns, S., Frankfurt, Reformation und schmalkaldischer Bund, 1976; Orth, E., Frankfurt, (in) Die deutschen Königspfalzen Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Reforma­cion der Stat Franckenfort am Meine, hg. v. Köbler, G., 1984; Hammerstein, N., Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 1ff. 1985ff.; Zande, J. van der, Bürger und Beamter Johann Georg Schlosser 1739-1799, 1986; Bund, K., 1436-1986. 500 Jahre Stadtarchiv Frankfurt am Main, 1986; Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, hg. v. Koch, R., 1989; Die Frankfurter Reichsverfassung, hg. v. Neumann, F., 1989; Juristen an der Universität Frankfurt am Main, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1989; Ein Jahrhundert Frankfurter Justiz, Gerichtsgebäude, hg. v. Henrichs, H. u. a., 1989; Hammerstein, N., Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 1 1989, Bd. 2 2012; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main unter dem Einfluss der westfälischen Gerichtsbarkeit – Feme, 1990; Fischer, R., Frankfurts Beitrag für das heutige Hessen, 1990; Frankfurt am Main, hg. v. der Frankfurter historischen Kommission, 1991; Maly, K., Die Macht der Honoratioren, 1992; Dölemeyer, B., Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, 1993 (737 Juristen); Frankfurter Biographie, hg. v. Klötzer, W., 1994; Frankfurt, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1994; Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt 1806-1813, bearb. v. Rob, K., 1995; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main, 1996; Best, H./Weege, W., Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter National­versammlung, 1996; Roth, R., Stadt und Bürgertum in Frankfurt/Main, 1996; Weber, M., Verfassung und Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996; Ribhegge, W., Das Parlament als Nation, 1998; Laufs, A., Die Frankfurter Nationalversammlung, (in) JuS 1998, 385; Rothemann, M., Die Frankfurter Messen im Mittelalter, 1998; Recht und Juristen in der deutschen Revolution 1848/49, hg. v. Düwell, F., 1998; Johann, A., Kontrolle mit Konsens, 2001; Eibach, J., Frankfurter Verhöre, 2003; Körner, H., Frankfurter Patrizier, 2003; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit – Frankfurt am Main, hg. v. Halbleib, H. u. a., 2004; Ihrer Bürger Freiheit - Frankfurt im Mittelalter, hg. v. Müller, H., 2004; Schartl, R., Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, ZRG GA 123 (2006), 136; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Wintergerst, M., Franoconofurt, 2007; Die Reichsstadt Frankfurt am Main als Rechts- und Gerichtslandschaft, hg. v. Amend, A., 2008; Frankfurt im Schnittpunkt der Diskurse, hg. v. Seidel, R. u. a., 2010; Riemer, R., Frankfurt und Hamburg vor dem Reichskammergericht, 2011; Roth, R., Die Herausbildung einer modernen bürgerlichen Gesellschaft – Geschichte der Stadt Frankfurt am Main Band 3 1789-1866, 2013; Burger, T., Frankfurt am Main als jüdisches Migrationsziel zu Beginn der frühen Neuzeit, 2013; Das alte Frankfurt am Main 1855 bis 1890 – Photographien v. Mylius, C., 2014; Hundert Jahre Rechtswissenschaft in Frankfurt am Main, 2014; Hansert, A., Geburtsaristokratie in Frankfurt am Main, 2014; Gruenewaldt, A. v., Die Richterschaft des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in der Zeit des Nationalsozialismus, 2015; Stalljohann Schemme, M., Stadt und Stadtbild in der frühen Neuzeit – Frankfurt am Main, 2016; Falk, G., Entnazifizierung und Kontinuität – Der Wiederaufbau der hessischen Justiz am Beispiel des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, 2017; Neue Stadtgeschichte(n) – Die Reichsstadt Frankfurt im Vergleich, hg. v. Schmidt-Funke, J. u. a., 2018; Falk, G. u. a., Willige Vollstrecker oder standhafte Richter? Die Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in Zivilsachen von 1933 bis 1945, 2020; Breustedt, S., Kaufmännische Rechtsgutachten des 18. Jahrhunderts, 2020

Frankfurt an der Oder wird in dem frühen 13. Jahrhundert als Handelssiedlung gegründet und erhält 1253 das Stadtrecht Berlins (der Magdeburger Stadtrechtsfamilie). Ab 1506 ist es Sitz der ersten brandenburgischen, 1811 nach Breslau verlegten, 1991 erneuerten Univer­sität (Samuel Stryk, Johann Samuel Friedrich Böhmer, Johann Gottlieb Heineccius, Johann Brunnemann, Karl Friedrich Eichhorn).

Lit.: Haalck, J., Zur Spruchpraxis der Juristenfakultät Frankfurt, (in) Heimatkunde und Landesgeschichte, 1958, 151ff.; Kliesch, G., Der Einfluss der Universität Frankfurt (Oder) auf die schlesische Bildungs­geschichte, 1961; Bardong, O., Die Breslauer an der Universität Frankfurt/Oder, 1970; Huth, E., Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Frankfurt, 1975; Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000; Höhle, M., Universität und Reformation, 2002; Frankfurt an der Oder 1253-2003, hg. v. Knefelkamp, U. u. a., 2003; Kilian-Buchmann, M., Frankfurt im Mittelalter, 2005

Frankfurter Nationalversammlung →Frankfurt am Main, s. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Siemann, W., Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, 1976; Die Protokolle des volkswirtschaftlichen Ausschusses der deutschen Nationalversammlung, hg. v. Konze, W. u. a., 1992

fränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Franken betreffend

Fränkisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv fränkisch 863) ist das für →Franken (personal) geltende Recht. Dem fränkischen Recht untersteht der deutsche König, der auf fränkischem Boden gewählt und gekrönt wird (Frankfurt am Main, Aachen), auch wenn er beispielsweise aus dem Volk oder Gebiet der Sachsen oder Schwaben kommt. Als besondere Einheit ist das fränkische Recht trotz gelegentlicher hochmittel­alterlicher Bezugnahmen kaum fassbar (vielleicht Königsgericht, Königsbann, Königspfalz, Graf, Lehen, Kesselfang). →Pactus legis Salicae, Lex Ribvaria, Ewa Chamavorum, Decretio Childeberti, Pactus pro tenore pacis, Praeceptio Chlotharii, Kapitular

Lit.: Sohm, R., Fränkisches Recht und römisches Recht, ZRG GA 1 (1880), 1; Beaudoin, E., La participation des hommes libres au jugement dans le droit franc, 1888; Frommhold, G., Zur Geschichte des fränkischen Rechts in Schlesien, ZRG GA 13 (1892), 220; Schröder, R., Die Franken und ihr Recht, ZRG GA 2 (1881), 1; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischen Recht, 1903; Gál, A., Der Zweikampf im fränkischen Prozess, ZRG GA 28 (1907), 236; Holtzmann, R., Französische Verfassungsgeschichte, 1910; Goldmann, E., Beiträge zur Geschichte des fränkischen Rechts 1, 1924; Goldmann, E., Neue Beiträge zur Geschichte des fränkischen Rechts, 1928; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Claude, D., Zu Fragen frühfränkischer Verfassungsgeschichte, ZRG GA 83 (1966), 273; Sizaret, L., Essai sur l’histoire de la dévolution successorale ab intestat, 1975; Mordek, H., Studien zur fränkischen Herrschergesetzgebung, 2000

Frankreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 17.? Jahrhundert bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Inogermanischen verbindbar, N.) ist der aus dem westlichen Teil des Reiches der →Franken seit 843 allmählich entstandene westeuropäische Staat, in dem sprachlich die Gallien ab 486 n. Chr. allmählich erobernden, zahlenmäßig aber unter­legenen Franken in der romanischen oder gallorömischen Mehrheit allmählich aufgehen. In ihm entwickeln sich unter den Karolingern zahlreiche ziemlich selbständige Herrschaften (Aquitanien, Nor­mandie, Burgund, Blois-Tours, Anjou, Flandern, Toulouse). Seit 888 ist das Königtum zwischen Karolingern und Rober­tinern umstritten. Als nach dem Aussterben der west­fränkischen →Karo­linger 987 der Robertiner Hugo Capet, Graf von Paris, zu dem König ([lat.] rex [M.] Francorum, König der Franken) gewählt wird, setzt er die Erblichkeit des Königtums durch. Danach tritt an die Stelle des westfränkischen Reiches Frankreich (mit den Grenzflüssen Schelde, Maas, Saône, Rhône), das in Europa rasch kulturell führend wird. Der König ist zunächst auf die um 1180 nur ein Zehntel des Reiches ausmachende Krondo­mäne beschränkt und beherrscht neun Zehntel des Reiches nicht mehr selbst, drängt aber später die großen Lehnsträger (rund ein Dutzend Prinzipate) zurück (1328 zwei Drittel Frankreichs Krondomäne). Der seit 1154 aus dem Haus Anjou-Plantagenet stammende König von England muss bis 1214 (Schlacht von Bouvines) große Teile Frankreichs an den französischen König überlassen. Dazu kommen kleinere Erweiterungen (Toulouse nach 1213, Lyon 1312, Dauphiné 1349, Grafschaft Provence 1482). Zwar herrscht der König noch in dem Umherziehen durch sein Reich, doch bleiben ab der Herrschaft Philipps II. (1180-1233) Parlament und Kanzlei zunehmend in Paris. König Ludwig IX. (1226-1270, rex Franciae) gelingt die Schaffung wichtiger Verwaltungs­einrich­tungen (Staatsrat, Hofgericht, Rechen­kammer). Auch die Gesetzgebung wird früh als Herrschaftsmittel erkannt. 1303 kann der König von Frankreich den Papst gefangennehmen und 1309 nach Avignon verbringen (bis 1376/1377). Bei dem Aussterben der →Kapetinger (1328) kommt es 1337 zu dem hundertjährigen Krieg mit England (Plantagenet), während dessen Dauer sich (nach anfänglichen großen Erfolgen Englands) unter dem Haus Valois (1328-1589) die Erbmonarchie festigt. Durch das Eingreifen der Bauerntochter Jeanne d’Arc gelingt der nationale Sieg über das sein kontinentales Gut verlierende England, so dass Frankreich 1453 trotz großer Verwüstungen gestärkt aus dem Krieg hervorgeht. Gegen 1440 wird das Steuerwesen zu einer festen Einrichtung, das Heer stehend. 1477 fallen die Lehen des Herzogs von Burgund (an den König) zurück. 1481 umfasst die Krondomäne des Königs (mit Nevers, Picardie, Anjou, Maine und Provence) drei Viertel Frankreichs (1491 Bretagne). 1492 wird nach Italien (Neapel) ausgegriffen. Die religiöse Bewegung des Calvinismus wird durch die Hugenottenkriege bis 1598 zurückgedrängt (Nacht zu dem 24. 8. 1572 Bartholo­mäusnacht mit rund 12000 Toten in Paris und 20000 Toten in Frankreich). Unter dem zu dem Katholizismus zurückgekehrten König Heinrich IV. aus dem Hause Bourbon (1589-1610) (13. 4. 1598 Edikt von Nantes [an der Loire nahe dem Atlantik] zu der Tolerierung der Hugenotten, Glaubensfreiheit, Gewissensfreiheit, politi­sche Gleichberechtigung, 1685 aufgehoben) beginnt der Aufbau einer absolutistischen Herrschaft, in der dann die Generalstände (états généraux) seit 1614 nicht mehr einbe­rufen werden, aber doch die Gesetzgebung des Königs nicht wirklich schrankenlos wird. Unter Kardinal Richelieu als erstem Minister Ludwigs XIII. wird Frankreich führende Macht Europas. An dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) erlangt Frankreich von Habsburg linksrheinische Gebiete in dem →Elsass, 1659 Roussillon und Artois. Der mit vier Jahren auf den Thron gelangte König Ludwig XIV. (1643-1715) wird als Sonnenkönig (mit Schloss Versailles) mer­kan­ti­listisch tätiges, Ordonnanzen erlas­sendes absolutistisches Vorbild in Euro­pa, muss aber an dem Ende des spanischen Erbfolgekriegs (1714) trotz sehr hoher Staatsverschuldung ein Gleichgewicht der Mächte in Europa anerkennen. Während des 18. Jahrhunderts wendet sich die bürgerliche Aufklärung gegen die absolute Herrschaft und stürzt nach außenpolitischen Misserfolgen in dem siebenjäh­rigen Krieg und in dem amerikanischen Unabhän­gigkeitskrieg und innenpolitischen Wirt­schaftskrisen trotz Einberufung der General­stände (1788, 1789) als auf Betreiben des Abgeordneten Em­manuel Sieyès an dem 17. 6. 1789 zu der Nationalversammlung erklärter (nichtadeliger und nichtgeistlicher) dritter Stand (tiers, état, rund 98 Prozent der Bevölkerung, davon 16 Prozent Bürger, 82 Prozent Bauern) an dem 14. 7. 1789 den König unter den Schlagworten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (27. 8. 1789 Erklärung der Menschenrechte, 3. 9. 1791 Verfassung, kon­stitutionelle Monar­chie, 1792 erste Re­publik, Februar 1793 Gironde-Verfassungsentwurf., 1793 Jako­binerver­fassung). Nach langjährigen revolutionären Wirren (Schreckens­herrschaft unter Marat und Robespierre) erreicht an dem 9. 11. 1799 Na­poleon Bonaparte (als einer von drei Konsuln) die Macht und bringt als selbstgekrönter Kaiser (2. 12. 1804) in kurzer Zeit große Teile Europas unter den Einfluss Frankreichs. Nach militärischen Niederlagen (Leipzig 16.-19. 10. 1813, Waterloo 18. 6. 1815) Napoleons wird Frankreich konstitutionelle Monarchie (Bourbon, 1814-­1830 Restau­ration, Juli 1830 Revolu­tion, 1830-1848 Juli-Monar­chie, Bürgerkönig Louis Philippe, Zensuswahl­recht), 1848 (bis 1851) zweite Republik, 1853 (zweites) Kaiserreich) und 1871 (dritte) Republik). 1871 verliert Frankreich den wegen der Thronfolge in Spanien gegen Preußen und seine deutschen Verbündeten geführten Krieg. 1894 wird Frankreich durch die Affäre Dreyfus (Offizier Alfred Dreyfus [1859-1535] aus antisemitischen Gründen mit Hilfe gefälschter Beweise wegen Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt, 1906 reha­bi­litiert) erschüttert, wodurch die Trennung von Staat und Kirche beschleunigt wird. Das 1871 verlorene Elsass-Lothringen gewinnt es an dem Ende des Ersten Weltkriegs (1918) zurück. Danach verliert es in blutigen Kämpfen allmählich in der Neuzeit auf anderen Kontinenten (Afrika, Asien, Amerika) eroberte Kolonien. Trotz vorläufiger Kapitulation gegenüber dem Deutschen Reich (1940) und Errichtung eines autoritären Regimes in dem nichtbe­setzten Teil (État Fran­çais, so genanntes Vichyregime) wird es 1945 gleich­berechtigte Besat­zungs­macht Deutsch­lands und erhält einen ständigen Sitz in dem Sicher­heitsrat der Vereinten Nationen mit Vetorecht. Rasch verliert es danach in Freiheitskämpfen die meisten seiner Kolonien (beispielsweise Indochina, Algerien). In der vierten Republik (1947-1958) schließt es sich seit 1952 mit Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg zwecks gegenseitiger Kontrolle (Frankreichs über Deutschland) zu Gemeinschaften (Staatenverbünden) der Mon­tan­industrie (Montanunion), der Atomwirtschaft (Euratom) und der Wirtschaft (EWG) (1957) zusammen (1958 fünfte Republik unter Charles de Gaulle), aus denen nach Zusammenfügung zu einer Europäischen Gemeinschaft 1993 insgesamt die →Europäische Union erwächst.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 76, 131, 141, 149, 186, 191, 223, 246, 256; Flach, J., Les origines de l’ancienne France, 1886ff.; Pouffin, H., Essay sur l’organisation et la juridiction municipales au moyen age, 1886; Beauchet, L., Histoire de l’organisation judiciaire en France, 1886; Viollet, P., Histoire des institutions politiques et administratives de la France, 1890ff.; Epinas, G., Les finances de la communauté de Douai, 1902; Viollet, P., Histoire du droit civil français, 1905, Neudruck 1966; Histoire de France, hg. v. Lavisse, E., Bd. 1ff. 1900ff.; Viollet, P., Le roi et ses ministres pendant les trois derniers siècles de la monarchie, 1912; Wartburg, W. v., Französisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1922ff.; Dillay, M., Les chartes de franchises de Poitou, 1927; Diction­naire de biographie française, Bd. 1ff. 1933ff.; Thomas, P., Textes historiques sur Lille et le Nord de la France, 1936; Gallet, L., Les traités de pariage dans la France féodale, 1935; Puttkammer, E. v., Frankreich, Russland und der polnische Thron 1733, 1937; Olivier-Martin, F., Le roi de France et les mauvaises coutumes au moyen âge, ZRG GA 58 (1938), 108ff.; Schramm, P., Der König von Frankreich, Bd. 1f. 1939; Malmezat, J., Le bailli des montagnes d’Auvergne, 1941; Lot, F., La France, 4. 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Braudel, F. u. a., Bd. 1ff. 1970ff.; Ganshof, F., Stämme als „Träger des Reiches“?, ZRG GA 89 (1972), 147; Lutz, H. u. a., Frankreich und das Reich im 16. und 17. Jahrhundert, 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,56,238,902, 2,2,78,1223, 3,1,863, 3,2,­2489, 3,3,3152,3668,3769,3885,3966,4074; Kienast, W., Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit, 2. A. 1974f.; Trub, A. Haeuter v., Die Krönung der französischen Könige, 1975; Gaudemet, J., Les tendances a l’lunification, (in) La formazione storica, Bd. 1 1977, 281; Schneidmüller, B., Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum, 1979; Laurent-Portemer, M., Études Mazarines, 1981; Decker, K., Frankreich und die Reichsstände 1672-1795, 1981; Kaiser, R., Bischofsherrschaft, 1981; Beiträge zu der Bildung der französischen Nation im Früh- und Hochmittelalter, hg. v. 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Pinet, M., Bd. 1ff. 1993; Französische Könige und Kaiser der Neuzeit, hg. v. Hartmann, P., 1994; Guillot, O. u. a., Pouvoirs et institutions dans la France médiévale, 1994; Burdeau, F., Histoire de l‘administration française, 2. A. 1994; Französisches Zivilrecht, hg. v. Schulze, R., 1994; Guillot, O. u. a., Pouvoirs et institutions, 1994; Malettke, K., Frankreich, Deutschland und Europa im 17. und 18. Jahrhundert, 1994; Guillot, O./Rigaudière, A./Sassier, Y., Pouvoirs et institutions, Bd. 1ff. 1994ff.; Haupt, H., Kleine Geschichte Frankreichs 1994, Neuauflage 2006; Bürge, A., Das französische Zivilrecht im 19. Jahrhundert, 2. A. 1995; Brühl, C., Deutschland - Frankreich, 2. A. 1995; Frankreich im Staatensystem der frühen Neuzeit, hg. v. Babel, R., 1995; Royer, J., Histoire de la justice en France, 2. A. 1996; Die französischen Könige des Mittelalters, hg. v. Ehlers, J. u. a., 1996; Köbler, G., Rechtsfranzösisch, 4. A. 2004; Gläser, M., Lehre und Rechtsprechung im französischen Zivilrecht des 19. Jahrhunderts, 1996; Les constitutions de la France, hg. v. Debbasch, C. u. a., 3. A. 1996; Weisenfeld, E., Geschichte Frankreichs, 3. A. 1997; Bloch, M., Die wundertätigen Könige, 1998; Rigaudière, A., Pouvoirs et institutions dans la France médiévale, 2. A. 1998; Hartmann, P., Geschichte Frankreichs, 1999; Schmale, W., Geschichte Frankreichs, 2000; Rosanvallon, P., Der Staat in Frankreich, 2000; Altes Reich, Frankreich und Europa, hg. v. Asbach, O. u. a., 2001; Wechsel­seitige Beeinflussungen und Rezeptionen von Recht und Philosophie in Deutschland und Frankreich, hg. v. Kervégan, J. u. a., 2001; Geschichte Frankreichs, hg. v. Hinrichs, E., 2002; Woll, C., Die Königinnen des hochmittelalterlichen Frankreich, 2002; Naegle, G., Stadt, Recht und Krone, 2002; Le Moyen Âge, hg. v. Contamine, P., 2002; Chatenet, M., La cour de France au XVIe siècle, 2002; Schabert, T., Wie Weltgeschichte gemacht wird. Frankreich und die deutsche Einheit, 2002; Eickels, K. van, Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt, 2002; Baldinger, K., Dictionnaire étymologique de l’ancien français, 2003; Grüner, S./Wirsching, A., Frankreich, 2003; Goldsmith, J., Lordship in France, 2003; Müller, W., Der Prozess Jeanne d’Arc, 2004; Recueil des actes de Philippe Auguste Roi de France, hg. v. Favier, J. u. a., 2004; WBG Deutsch-französische Geschichte, hg. v. Paravicini, W. u. a. 2004ff.; Gauvard, C., La France au Moyen Âge, 2004; Schilling, L., Normsetzung in der Krise, 2005; Telliez, R., Per potentiam officii - Les officiers devant la justice, 2005; Schmidt, B. u. a., Frankreich-Lexikon, 2. A. 2006; Prutsch, M., Die Charte constitutionelle Ludwigs XVIII. in der Krise von 1830, 2006: Burguière, A., L’École des Annales, 2006; Connelly, O., The Wars of the French Revolution and Napoleon 1792-1815, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 945; Gruder, V., The Notables and the Nation, 2007; Regnum et imperium, hg. v. Weiß, S., 2008; Krause, S., Die souveräne Nation, 2008; In the embrace of France, hg. v. Jacobs, B., 2008; Ehlers, J., Der hundertjährige Krieg, 2009; Frankreich am Rhein, hg. v. Theis, K. u. a., 2009; Ehlers, J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, (2. A.) 2009; Schmidt, S., Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914, 2009; Schilling, L., Frankreich im Zeitalter Ludwigs XIV., 2010; Geiss, P., Der Schatten des Volkes, 2010; Howald, C., Der Fall Nicolas Fouquet, 2010; List, C. v., Frauen in der Résistance 1940-1944, 2010; Braun, G., La connaissance du Saint-Empire en France du baroque aux lumières, 2010; Seibel, W., Macht und Moral. Die Endlösung der Judenfrage in Frankreich, 2010; Geiss, P., Der Schatten des Volkes, 2011; Schröer, C., Republik im Experiment, 2011; Gironde-Verfassungsentwurf (1793), hg. v. Kley, A., 2011; Boyron, S., The Constitution of France (von 1958), 2012; Pejko, D., Gegen Minister und Parlament, 2012; Koziol, G., The Politics of Memory and Identity in Carolingian Royal Diplomas - The West Frankish Kingdom, 2012; Libera, M., Un rêve de puissance – La France et le contrôle de l’économie allemande (1942-1949), 2012; Horowski, L., Die Belagerung des Thrones, 2012; Koller, C., Die Fremdenlegion, 2013; Braun, G., Maximilien de Robespierre, 2013; Loth, W., Charles de Gaulle, 2013; Weferling, S., Spätmittelalterliche Vorstellungen vom Wandel politischer Ordnung, 2014; Babel, R., Garde et protection, 2014; Kimmel, A., Das politische System der V. französischen Republik, 2014; Praus, A., Das Ende einer Ausnahme, 2014; Jakob, E., La Grâce des Juges, 2014; Steiner, B., Colberts Afrika, 2014; Wrede, M., Ludwig XIV., 2015; Das Zeitalter des Sonnenkönigs, hg. v. Erbe, M., 2015; Loth, W., Charles de Gaulle, 2015; Swann, J., Exile, Imprisonment or Death, 2017; Contamine, P., Charles VII., 2017; Woyciechowski, S., Haftungsgrenzen im französischen Deliktsrecht, 2017; Documents diplomatiques français 1916, 2017; Streck, M./Rieck, A., Die Akte Jeanne d’Arc, 2017 (problematisch); Semelin, J., Das Überleben von Juden in Frankreich 1940-1944, 2018; Joly, L., L’État contre les Juifs, 2018; Malettke, K., Richelieu – Ein Leben im Dienste des Königs und Frankreichs, 2018 (Standardwerk); Jostkleigrewe, G., Morarchischer Staat und „Société politique, 2018; Deinet, K., Napoleon III. – Frankreichs Weg in die Moderne, 2019; Hirschi, C., Skeptiker, Atheist, Fideist? – die erste Gesamtausgabe von Pierre Bayles Korrespondenz, (in) HZ 309 (2019), 122; Waechter, M., Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert, 2019 (republikanische Monarchie mit traditionellen Revolten – Standardwerk); Willms. J., Der General – Charles de Gaulle, 2019: Schotters, F., Frankreich und das Ende des Kalten Krieges, 2019; Jackson, J., A Certain Idea of France – The Life of Charles de Gaulle, 2019 (hochfahrender, kalter, abweisender und bei Bedarf skrupelloser Egomane); Deinet, K., Napoleon III., 2019; Ingram, N., The War Guilt Problem and the Ligue des droits de l’homme 1914-1944, 2019; Klesmann, B., Die Notabelnversammlung 1787 in Versailles, 2019; Heyer, A., Die Verfassung der Jakobiner von 1793 und ihr historischer Kontext, 2019; Jordanov, D., Arrêts de règlement – Gerichtliche Gesetzgebung im frühneuzeitlichen Frankreich am Beispiel des Parlements de Provence, 2020; Babel, R., Franz I. – Der Renaissancekönig, 2021

Franz I. (Franz Stephan, Nancy 8. 12. 1708-Innsbruck 18. 8. 1765), 1723 in Wien erzogen, 1729 Herzog von Lothringen, 1732 Statthalter Ungarns, 12. 2. 1736 Heirat mit Maria Theresia, nach Ländertausch 1737 Großherzog von Toskana, 1745 Kaiser des Heiligen römischen Reiches. S. Google

Lit.: Die Kaiser der Neuzeit, hg. v. Schindling, A. u. a., 1990, 232ff.

Franz II. (Florenz 12. 2. 1768-Wien 2. 3. 1835), Sohn Kaiser Leopolds II., in Toskana aufgewachsen, 1784 Wien, 1792 Kaiser des Heiligen römischen Reiches, 1797 Westgali­zisches Gesetzbuch, 1803 Strafgesetz, 1804 auch selbst verfassungswidrig ernannter (erb­licher) Kaiser Österreichs, 6. 8. 1806 Nieder­legung der Krone des Heiligen römischen Rei­ches, 1811/1812 Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch. S. Google

Lit.: Die Kaiser der Neuzeit, hg. v. Schindling, A. u. a., 1990, 286ff.; Hattenhauer, C., Wahl und Krönung Franz II., 1995

Franz Joseph I. (Schönbrunn 18. 8. 1830-Schönbrunn 21. 11. 1916) folgt an dem 2. 12. 1848 seinem Onkel Ferdinand I. als Kaiser Österreichs. S. Google

Lit.: Conte Corti, E., Der alte Kaiser, 3. A. 1956; Höbelt, L., Franz Joseph I., 2009

Franziskaner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des von Franz von Assisi (1181/1182-1226) begründeten Ordens der Minoriten (Minderbrüder, einschließlich der Kapuziner). Bekannter sind vielleicht Heinrich von Merseburg (um 1242 [lat.] Summa super V libros decretalium, Summe über fünf Bücher Dekretalen), Balduin von Brandenburg (um 1270 [lat.] Summa titulorum), Johannes von Erfurt (Ende 13. Jahrhundert [lat.] Tabula iuris utriusque, Summa confessorum), Bonagratia von Bergamo, Wilhelm von Ockham, Anaklet Reiffenstuel (1700ff. [lat.] Ius canonicum universum) und Lucius Ferraris (1746ff. Prompta bibliotheca canonica). Vermutlich sind Deutschenspiegel und so genannter Schwabenspiegel von Franziskanern beeinflusst.

Lit.: Ertl, T., Religion und Disziplin, 2006; Feld, H., Die Franziskaner, 2008; Grieb, C., Die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Franziskaner, 2010; Franciscan Organisation, hg. v. Robson, M. u. a., 2010; Die Klöster der Franziskaner im Mittelalter, hg. v. Melville, G. u. a., 2015 (Sammelband); Schumacher, L., Early Franciscan Theology, 2019

Franzose (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 16. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google sowie über das Französische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Einwohner Frankreichs

Französisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als 1210 aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 [Wittrup, RheinbergRG. Qu. 108] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frankreich und seine Einwohner betreffend

Lit.: Tobler, A./Lommatzsch, E., Altfranzösisches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1954ff. (842 bzw. 11.- Mitte 14. Jahrhundert) 2020 bei dem Stichwort enclus

Französische Revolution (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die revo­lutionäre Veränderung des politischen Sys­tems (ancien régime) in →Frankreich 1789/­1799. Sie erwächst aus der zuneh­men­den Spannung zwischen dem durch Krieg und Hofhaltung die Staatsver­schuldung mehren­den König und dem nach politischen Rechten strebenden, mit der wirtschaftlichen Lage und wohl auch der mangels eines Steuerkatasters will­kürlichen Steuererhebung unzufrie­denen dritten Stand (der →Bürger [16 Prozent, Bauern 82 Prozent]). Als nach sehr strengen Wintern (1787, 1788) die zu dem 1. 5. 1789 nach fast 175 Jahren von dem König erstmals wieder zusammen­gerufenen General­stände (états gé­néraux, 300, 300 und 600 Mitglieder der drei Stände) nach ergebnislosen Beratungen über ein Stimmrecht nach Köpfen sich an dem 17. 6. 1789 zu der Nationalversammlung (des drit­ten, hauptsächlich aus Verwaltungsbe­am­ten, Juris­ten und Kaufleuten zusammenge­setzten Standes) erklären, versucht der König erfolg­los, sie aufzulösen. Nach ihrer Inbesitznahme des poli­ti­schen Gefängnisses (Bastille, Stadttorburg in dem Osten von Paris) an dem 14. 7. 1789 muss er sie als verfassung­gebende Nationalversamml­ung bestätigen. Die feudalen Rechte des an­cien régime werden aufgehoben (4./5. 8. 1789). An dem 26. 8. 1789 werden von der Natio­nalversammlung Menschenrechte und Bür­gerrechte verkündet. An dem 2. 11. 1789 wird die Kirche enteignet. An dem 3. 9. 1791 wird eine er­ste →Verfassung geschaffen (konstitutio­nelle Monarchie mit Zensuswahlrecht, König als Spitze der ausführenden Gewalt). Die Schulen werden verstaatlicht. Die zivile Ehe­schließung wird eingeführt. Der Staat wird in 83 Departements eingeteilt. 1792 wird eine neue National­versammlung gewählt (radikale Jakobiner, gemäßigte Girondisten). Gegenü­ber Öster­reich und Preußen wird der Krieg erklärt. An dem 21. 9. 1792 wird die Republik ausgerufen. Der König wird wegen Ver­schwö­rung gegen die öffentliche Freiheit und die allgemeine Sicherheit des Staates zu dem Tode verurteilt und an dem 21. 1. 1793 hingerich­tet. An dem 10. 3. 1793 entsteht ein Revo­lutions­tribunal. Die darauf folgende Schreckens­herrschaft eines Sicherheits- und Wohlfahrts­ausschusses (Robespierre, Marat, Danton) wird mit dem Sturz Robespierres an dem 27. 7. 1794 beendet. An dem 22. 8. 1795 wird eine liberale Verfassung geschaffen. An dem 9. 11. 1799 stürzt der militärisch erfolgreiche Heerführer Napoléon Bonaparte das diktato­risch herrschende fünfköpfige Direktorium.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Redslob, R., Völkerrechtliche Ideen der französischen Revolution, (in) FS O. Mayer, 1916, 773; Stern, A., Der Einfluss der französischen Revolution auf das deutsche Geistesleben, 1928; Göhring, M., Geschichte der großen Revolution, Bd. 1f. 1950f.; Garaud, M., La révolution et la propriété fonciere, 1959; Schmitt., E., Einführung in die Geschichte der französischen Revolution, 1976; Vovelle, M., Die französische Revolution, 1982; Die französische Revolution, hg. v. Günther, H., 1985; Vom alten Reich zu neuer Staatlichkeit, hg. v. Gerlich, A., 1982; Furet, F./Richet, D., Die französische Revolution, 1987; Schulin, E., Die französische Revolution, 4. A. 2004; Die französische Revolution als Bruch des gesellschaftlichen Bewusstseins, hg. v. Koselleck, R. u. a., 1988; Soboll, A., Die große französische Revolution, 1988; Berteau, J., Alltagsleben während der französischen Revolution, 1989; Die französische Revolution, hg. v. Reinalter, H., 1991; Botsch, E., Eigentum in der französischen Revolution, 1992; Meinzer, M., Der französische Revolutionskalender (1792-1805), 1992; Schmidt, U., Südwestdeutschland im Zeichen der französischen Revolution, 1993; Stone, B., The Genesis, 1994; Die französische Revolution und das Projekt der Moderne, hg. v. Pelinka, A. u. a., 2002; Thamer, H., Die französische Revolution, 2004; Kuhn, A./Schweigard, J., Freiheit oder Tod!, 2005; Schultz, U., Der König und sein Richter, 2012; Lachenicht, S., Die französische Revolution, 2012; Edelstein, M., La révolution française et la naissance de la démocratie électorale, 2013; Willms, J., Tugend und Terror, 2014; Schröer, C., Republik im Experiment, 2014; Karla, A., Revolution als Zeitgeschichte, 2014

Französisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in Frankreich geltende Recht bzw. das in Frankreich geschaffene Recht. Es ist aus zwei großen Teilgebieten erwachsen. In dem Süden Frankreichs (Gascogne, Roussillon, Navarra, Béarn, Guyenne, Saintogne, Limousin, Lyon, Languedoc, Provence, [überwiegend] Bur­gund [sowie Savoyen]) gilt seit dem Unter­gang des weströmischen Reiches (476) das in vereinfachter Form (→Breviarium Alari­cianum, Breviar Alarichs) fortgeführte römische Recht als Schriftrecht fort (franz. droit [M.] écrit) und wird an den in dem Hochmittelalter entstehenden Universitäten (Montpellier, Toulouse und Orléans) gelehrt. Nördlich der Loire bilden sich auf der Grundlage der fränkischen Volks­rechte (→Pactus legis Salicae) schätzungs­weise 360 örtliche oder gebietliche Gewohn­heiten (franz. [F.Pl.] →Coutumes, pays de droit coutumier). Sie werden seit dem 13. Jahrhundert nichtamtlich aufgezeichnet. Besonders bekann­t sind die →coutumes de Beauvaisis des Philippe de →Beaumanoir (1283). 1454 wird die amtliche Aufzeichnung von dem König geboten. In dem 16. Jahrhundert entsteht eine glanzvolle französische Rechtswissenschaft (lat. →mos [M.] Gallicus) mit dem Mittelpunkt in Bourges (Budé, Duarenus, Cujas/Cuiacius, Doneau/Donellus, Favre, Gothofredus, Du Moulin, Domat, Charondas, Bourjon, Pothier). Gewicht gewinnen einzelne könig­liche ordonnances (1510, 1539, 1566, 1579, 1667, 1673, 1681, 1731, 1735, 1745, 1747). Mit dem Edikt von Saint-Germain (1679) erhält jede juristische Fakultät eine Professur für französisches Zivilrecht. Die Aufklärung erweckt ein Streben nach allgemeinen Rechtsregeln. An dem 3. 9. 1791 kündigt die Verfassung ein einheitliches bürgerliches Gesetzbuch (franz. Code [M.] des lois civiles communes) an, doch werden drei Entwürfe nicht verabschiedet und nur Einzelgesetze gegen Kirche und Adel erlassen (sog. droit [M.] intermédiaire). Nach der Machter­greifung Napoléons (9. 11. 1799, zunächst als erster Konul) entstehen binnen weniger Jahre ein →Code civil des Français (Bürgerliches Gesetzbuch 1804), ein einer ordonnance von 1667 eng folgender, das europäische Zivilprozessrecht des 19. Jahrhunderts wesentlich bestimmender →Code de procédure civile (Zivilverfahrensgesetzbuch, in Kraft zu dem 1. 1. 1807), ein Code de commerce (Handelsgesetzbuch 1807), ein Code de l’instruction criminelle (Straf­verfahrensgesetz­buch 1808) und ein →Code pénal (Strafgesetzbuch 1810). Sie beein­flussen das Recht vieler Staaten (u. a. des linksrheinischen deutschsprachigen Gebiets) und gelten trotz erheblicher Abänderungen (beispielsweise Loi Naquet 1884, Reformen von 1975 und 2004 in dem Ehescheidungsrecht, 1999 Gesetz über den Pacte civil de solidarité, Relativierung des Eigentums, Höchstpreise, Verbraucherschutz, Gefährdungshaftung) teilweise noch in der Gegenwart. Allerdings ist der Versuch Napoleons, das partikulare Recht der europäischen Länder durch einheitliche französische Gesetzbücher zu ersetzen, nicht wirklich erfolgreich. 1958 wird ein neuer Code de procédure pénale (Strafprozessgesetzbuch) geschaffen, (1975 bzw.) 1976/81 ein Nouveau code de procédure civile (Neues Zivilprozessgesetz­buch), seit 1989 ein neues Strafgesetzbuch. Das Handelsgesetzbuch erfährt schon seit 1867 erhebliche Verän­derungen.

Lit.: Boucher D’Argis, A., Lettres d’un magistrat de Paris à un magistrat de province sur le droit Romain, 1782, hg. v. Wolodkiewicz, W., 1984; Glasson, E., Histoire du droit et des institutions de la France, Bd. 1ff. 1887ff.; Brissaud, J., Manuel d’histoire du droit français, 1898; Eberstadt, R., Das französische Gewerberecht, 1899; Lefebvre, C., Leçons d’introduction à l’histoire du droit matrimonial français, 1899; Caillemer, R., Études sur les successions au moyen-âge, 1901; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischem Recht, 1903; Bauchond, M., La justice criminelle du magistrat de Valenciennes, 1904; Euler, H., Recht und Staat in den Romanen des Crestien von Troyes, 1906; Senn, F., L’institution des vidamies en France, 1907; Perrot, E., Les cas royaux, 1910; Laplanche, J. de, La réserve coutumiaire, 1925; Chénon, E., Histoire générale du droit français public et privé, Bd. 1f. 1926ff.; Regnault, H., Les ordonnances civiles du chancelier Daguesseau, 1929; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechts, ZRG GA 63 (1943), 136; Viard, P., Histoire du droit privé français (1789-1830), 1931; Bloch., M., Les caractères originaux de l’histoire rurale française 1931; Les lois et coutumes de Saint-Amand, hg. v. Meijers, E. u. a., 1934; Olivier-Martin, F., L’organisation corporative de la France d’ancien régime, 1938; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechtes, ZRG GA 63 (1943), 137; Decugis, H., Les étapes du droit, 1942; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 1948, Neudruck 1988; Bongert, Y., Recherches sur les cours, 1949; Woopen, A., Die neuere Entwicklung des französischen Familienrechts, Diss. jur. Bonn 1953; Buisson, L., König Ludwig IX., der Heilige, und das Recht, 1954; Waldersee, J. Graf v., Ehe und Familie in der großen französischen Revolution, Diss. jur. Bonn 1957; Sicard, G., Le métayage, (um 1958); Timbal, P. u. a., Histoire des institutions publiques et des faits sociaux, 2. A. 1961, 10. A. 2000; Guenée, B., Tribunaux et gens de justice dans le bailliage de Senlis, 1963; Lohmann, F., Jean Paul Marat und das Strafrecht in der französischen Revolution, 1963; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Rasenack, C., Gesetz und Verordnung in Frankreich seit 1789, 1967; Timbal, P. u. a., Les obligations contractuelles dans le droit français des 13e et 14e siècles, Bd. 1f. 1973ff.; Kölsch, M., Recht und Macht bei Montaigne, 1974; Basdevant-Gaudemet, B., Aux origines de l’Ètat moderne, Charles Loyseau 1564-1627, 1977; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, 1977; Lafon, J., Les députés du commerce et l’ordonnance de Mars 1673, 1979; Gouron, A., La science du droit dans le midi, 1984; Endres, P., Die französische Prozess­rechtslehre, 1985; Ourliac, P./Gazzaniga, J., Histoire du droit privé, 1985; Le cartulaire de la Selve, hg. v. Ourliac, P. u. a., 1985; Harouel, J. u. a., Histoire des institutions de l’époque Franque à la Revolution, 1987, 9. A. 2001; Dauchy, S., Les voies de recours extraordinaires, 1988; Schmale, W., Ent­chris­tianisierung, Revolution und Verfassung, 1988; Carron, R., Enfant et parenté dans la France médiévale, 1989; Martinage, R., Punir le crime, 1989; Sueur, P., Histoire du droit public français, 1989; Les fors anciens de Béarn, hg. v. Ourliac, P. u. a., 1990; Bürge, A., Der Einfluss der Pandektenwissenschaft auf das französische Privatrecht, (in) Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1991, 221; Bürge, A., Das französische Privatrecht im 19. Jahrhundert, 1991, 2. A. 1995; Bürge, A., Neue Quellen zur Begegnung der deutschen und französischen Rechtswissenschaft im 19. Jahrhundert, ZRG GA 110 (1993), 546; Guchet, Y., Histoire constitutionelle, 3. A. 1993; Constantinesco, V./Hübner, U., Einführung in das französische Recht, 3. A. 1994; Brown, E./Famigliettei, R., The lit de justice, 1994; Französisches Zivilrecht in Europa während des 19. Jahrhunderts, hg. v. Schulze, R., 1994; Hilaire, J., La vie du droit, 1994; Recht im frühmittelalterlichen Gallien, hg. v. Siems, H., 1995; Verwaltung und Verwaltungsrecht in Frankreich und England, hg. v. Heyen, E., 1996; Halpérin, J., Histoire du droit privé français depuis 1804, 1996; Köbler, G., Rechtsfranzösisch, 4. A. 2004; Gläser, M., Lehre und Rechtsprechung im französischen Zivilrecht des 19. Jahrhunderts, 1996; Kern, B., Die französische Gesetzgebung unter Napoleon, (in) JuS 1997, 11; Gaudemet, J., Les naissances du droit, 1997, 4. A. 2006; Bart, J., Histoire du droit privé, 1998; Wandel von Recht und Rechtsbewusstsein in Frankreich und Deutschland, hg. v. Jurt (!), J. u. a., 1999; Thireau, J., Introduction historique au droit, 2001; Wadle, E., Französisches Recht in Deutschland, 2002; Carbasse, J., Introduction historique au droit, 2003; Guillot, O./Rigaudière, A./Sassier, Y., Pouvoirs et institutions dans la France médiévale, Bd. 1f. 2003; Bart, J., Du droit de la province au droit de la nation, 2004; Pfister, L., Introduction historique au droit privé, 2004; Halpérin, J., Rechtsgeschichte in Frankreich (1982-2003), (in) ZNR 26 (2004), 282; Descamps, O., Les origines de la responsabilité pour faute personnelle dans le code civil de 1804, 2005; 1806 - 1976 – 2006; De la commémoration d’un code à l’autre, hg. v. Cadiet, L. u. a., 2006; Leuwers, H., L’invention du barreau français 1660-1830, 2006; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Dictionnaire historique des juristes français, hg. v. Arabeyre, P. u. a., 2007; Hamza, G., Die römischrechtliche Tradition und die Entwicklung des Privatrechts in Frankreich, (in) Ius Romanum Schola Sapientiae, 2009, 167ff.; Kaucher, M., Die französische Spezial­gerichtsbarkeit unter Napoleon, 2010; Klein, J., Die Unwirksamkeit von Verträgen nach französischem Recht, 2010; Grilli, A., Il difficile amalgama, 2012; Petersen, J., Montaignes Erschließung der Grundlagen des Rechts, 2019; Vogl, T., Der Einfluss des französischen Rechts auf die Entwicklung der Handelsgerichtsbarkeit in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2021

Französische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische sowie das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 in dem Deutschen Reich eingerichtete Besatzungs­zone Frank­reichs (vor allem in Südbaden, Südwürttem­berg-Hohenzollern, Rheinland-Pfalz), die an dem 8. 4. 1949 der Bizone angeschlossen wird und an dem 23. 5. 1949 in der →Bundesrepublik Deutschland aufgeht.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Frau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. I 126,25, 629,31) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der erwachsene weibliche Mensch. In einer patriarchalischen Gesellschaft ist die Frau dem Mann als Folge durchschnittlich geringerer Körperkraft und zusätzlicher Belastung durch Schwangerschaft(en) rechtlich nicht in jeder Be­ziehung gleichgestellt. In dem altrömischen Recht steht die Frau grundsätzlich in der Hausgewalt (lat. [F.] manus, Hand) des Ehemanns (, die mündige Frau sui iuris unter Geschlechts­vormundschaft, lat. tutela [F.] iuris), in dem Frühmittelalter in der Hausgewalt (ahd. munt) des Ehemanns oder der Vormundschaft des nächsten mündigen männlichen Verwandten. Ihre durchschnittliche Le­benserwartung beträgt 21 Jahre. Auch das Christentum unterstellt auf der Grundlage der wohl von Männern geformten Schöpfungsgeschichte der jüdisch-christlichen Bibel die Frau grundsätzlich dem Mann. In dem Alemannien des Frühmittelalters können Töchter Grundstücke erben, doch scheint ihr Erbrecht gesell­schaftlich weniger fest verankert zu sein, und können verheiratete Frauen teils mit und teils ohne Ehemann über Erbgut verfügen. Die Stellung der Frau bessert sich mit ihrem Eintritt in die Marktwirtschaft als Erbin eines Kaufmanns (Kauffrau). In dem 16. Jahrhundert bricht, wenn auch noch ohne bestimmte rechtliche Folgen, die Erörterung über die Gleichrangigkeit der Geschlechter auf. In dem Zuge der Aufklärung verlangen zuerst einzelne Frauen die Angleichung bzw. die grundsätzliche Gleichstellung (Dorothea Erxleben geborene Leporin in Halle 1754, Mary Wollstonecraft). Dies verstärkt sich mit der französischen Revolution von 1789 (Olympe de Gouges 1791 Erklärung der Frauen- und Bürgerinnenrechte). Vereinzelt treten in Deutschland Frauen auch in dem Umkreis der politischen Unruhen des Jahres 1848 hervor. 1865 wird ein Allgemeiner Deutscher Frauenverein gegrün­det. Danach werden 1869 in Preußen die Schranken der Hand­lungsfähigkeit aufgehoben und wird 1877 in dem (zweiten) Deutschen Reich den Frauen Prozessfähigkeit gewährt. 1869 beginnt zwar das Studium von Frauen in Deutschland, doch lehnt noch 1892 die medizinische Fakultät der Universität Berlin die Zulassung von Frauen wegen des in der Natur der Dinge begründeten Unterschieds in den geistigen Gewohnheiten und der Lebensauffassung ab, obwohl seit 1878 Frauen in Cambridge und Oxford mit Einschränkungen studieren dürfen. 1894 erwächst aus unterschiedlichen Flügeln der Frauen­bewegung (Helene Lange, Gertrud Bäumer, Minna Cauer, Anita Augspurg 1857-1943 Dr. iur. Zürich 1897/1898) der Bund deutscher Frauenvereine. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch (des Deutschen Reiches von 1896/1900) erhält die Frau Anteil an der elterlichen Gewalt. Sie wird ab 1900 zu dem Studium (1900 Baden, 1903 Bayern, 1904 Württemberg, 1906 Sachsen, Preußen 1908, Mecklenburg 1909, Österreich 1919, in dem Deutschen Reich 1911 43 Rechtsstudentinnen, 1917 117, 1920/1921 2,58 Prozent der juristischen Studierenden, 1932/1933 6 Prozent, Anita Augs­purg erste deutschsprachige juristische Doktorin, erste habilitierte deutsche Juristin Magdalene Schoch, erste Habilitation der Anatomin Dr. Adele Hartmann in München 1918, erste Dr. h. c. der Rechte Marianne Weber, 1919 gleich­berechtigte Zulassung zu allen öffentlichen Ämtern, erste planmäßige Richterin Maria Hagemayer Juni 1928 Landgericht Bonn, erste Habilitation einer Juristin 1932 bei Albrecht Mendelssohn-Bartholdy in Hamburg, 1948 erste ordentliche Professorin der Rechtswissen­schaft in dem deutschen Sprachraum Gertrud Schubart-Fikentscher in Halle), 1919 zu Wahlen (New Jersey 1776-1807, Pitcairn 1838, Wyoming 1869, Pariser Kommune 1871-1871, Neuseeland 1893/1919, Süd­australien 1894, Australien 1902, Finnland 1906, Norwegen 1913, Island 1915, Dänemark 1915, Sowjetunion 1917, Kanada 1918, Österreich 1919, Vereinigte Staaten von Amerika 1920, Großbritannien 1928, Türkei 1930/1934, Spanien 1931, Frankreich 1944, Italien 1945/1946, Ungarn 1945, Japan 1945, Belgien 1946, China 1949, Indien 1950, Schweiz 1971, Liechtenstein 1984, Südafrika 1994, Afghanistan 2003, Kuweit 2005) und (1. 7.) 1922 zu den Ämtern der Rechtspflege (1924 erste Gerichtsassessorin) zugelassen. Die Verfassung des Deutschen Reiches (1919) und das Bundesver­fassungs­gesetz Österreichs (1920) erkennen die Gleichbe­rechtigung der Geschlechter grund­sätzlich an. Zu dem 31. 3. 1953 erklärt das Bundesver­fassungsgericht alles dem Gleich­berechti­gungs­grundsatz des Grundge­setzes entgegen­stehende Recht als außer Kraft. Weitere wichtige rechtliche Veränderungen schließen sich an (1965 Berufung der ersten Professorin in der Rechtswissenschaft, 1973 Strafrecht, 1976 Familienrecht, 1980 Arbeitsrecht, 1983, 1987, 1992 Rentenrecht). 1979 wird weltweit eine Vereinbarung zu der Abschaffung aller Formen der Diskriminierung von Frauen beschlossen. 1995 erklärt der Europäische Gerichtshof eine Bevorzugung einer Frau nur wegen ihrer Eigenschaft als Frau für rechtswidrig. Auf die Länge scheint das veränderte Weltbild der Frau das durch den medizinischen Fortschritt ermöglichte Wachstum der Menschheit auszugleichen.

Lit.: Kaser § 12; Hübner; Köbler, WAS; Weinhold, K., Die deutschen Frauen im Mittelalter, 1882, 3. A. 1887; Bartsch, R., Die Rechtsstellung der Frau, 1903; Weber, M., Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, 1907; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Schubart-Fikentscher, G., Das Recht der Frau nach dem Sachsenspiegel, (in) Die Frau 41 (1933/1934), 28; Schmelzeisen, G., Die Stellung der Frau in der deutschen Stadtwirtschaft, 1935; Barchewitz, J., Von der Wirtschaftstätigkeit der Frau, 1937; Merschberger, G., Die Rechtsstellung der germanischen Frau, ZRG GA 58 (1938), 824; Heß, L., Die deutschen Frauenberufe des Mittelalters, 1940; Pesle, O., La femme musulmane, 1946; Vogelsang, T., Die Frau als Herrscherin im hohen Mittelalter, 1954; Scheffler, E., Die Stellung der Frau, 1970; Pauli, L., Infirmitas sexus, 1975; Schwanecke, I., Die Gleichberechtigung der Frau unter der Weimarer Reichsverfassung, 1977; Frauen in der Geschichte, hg. v. Kuhn, A. u. a., 1979; The Women of England, hg. v. Kanner, B., 1979; Schmit­ter, R., Die Frauenbewegung im 19. Jahrhundert, 1981; Hervé, F., Geschichte der deutschen Frauenbewegung, 1982, 7. A. 2001; Weber-Will, S., Die rechtliche Stellung der Frau im Privatrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts, 1983; Ennen, E., Frauen im Mittelalter, 1984, 5. A. 1994; Juristinnen in Deutschland, hg. v. Deutschen Juristinnenbund, 1984, 4. A. 2003; Wemple, S., Women in Frankish society, 1985; Frauenlexikon, Fakten, Perspektiven, hg. v. Lissner, A., 1988; Kroj, K., Die Abhängigkeit der Frau, 1988; Frauen, hg. v. Dülmen, A. van, 1988, 6. A. 1995; Duby, G., Die Frau ohne Stimme, 1989; Frauen in den 80er Jahren, 1989; Freiburg, A., Die Rechtsstellung der Frau, Diss. jur. Köln 1990; Frauen im Recht, 1990; Frauen in Spätantike und Frühmittelalter, hg. v. Affeldt, W., 1990; Medieval Women, hg. v. Rosenthal, J., 1990; Gerhard, U., Unerhört, 1990; Koch, E., Maior dignitas est in sexu virili, 1991; Demars-Sion, V., Femmes séduites et abandonnées au 18e siècle, 1991; Schenk, H., Die feministische Herausforderung, 1992; Geschichte der Frauen, hg. v. Duby, G. u. a., Bd. 1ff. 1993ff.; Arjava, A., Women and Roman Law in late Antiquity, Diss. Helsinki, 1994; Wolf, G., Æthelfled von Mercia und andere ottonische „dominae“, ZRG GA 111 (1994), 524; Douma, E., Die Entwicklung des Familiengesetzbuches der DDR, ZRG GA 111 (1994), 592; Alfing, S. u. a., Frauenalltag im frühneuzeitlichen Münster, 1994; Schuster, B., Die freien Frauen, 1995; Berneike, C., Die Frauenfrage ist Rechtsfrage, 1995; Dressel-Schuh, E., Frauen in Frankfurt, 1995; Goetz, H., Frauen im frühen Mittelalter, 1995; Von Huren und Rabenmüttern, hg. v. Ulbricht, O., 1995; I, CLAVDIA, hg. v. Kleiner, D./Matheson, S., 1996; Walther, W., Die Frau im Islam, 1997; Rosenbusch, U., Die Belagerung der männlichen Rechtsburg, (in) JuS 1997, 1062; Frauen in der Geschichte des Rechts, hg. v. Gerhard, U., 1997; Ziegler, S., Frauennachtarbeit, 1997; Frauen arbeiten, hg. v. Budde, G., 1997; Ziolkowski, K., Frauen­diskriminierung, 1997; Byok, N., Die rechtliche Stellung der Frau im alten Ägypten, Diss. jur. Berlin 1997; Nave-Herz, R., Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, 1997; Stretton, T., Women waging law, 1998; Rosenbusch, U., Der Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland, 1998; Hufton, O., Frauenleben, 1998; Recht, Geschlecht und Gerechtigkeit, hg. v. Floßmann, U., 1998; Bors, M., Bescholtene Frauen vor Gericht, 1998; Esser, C., Rechtsstellung und Ansprüche der Ehefrau, Diss. jur. Köln 1998; Hellmuth, D., Frau und Besitz, 1998; Johlen, M., Die vermögensrechtliche Stellung der weströmischen Frau, 1999; Gilde, A., Die Stellung der Frau im Reichsstrafgesetzbuch, 1999; Stieldorf, A., Rheinische Frauensiegel, 1999; Klemm, S., Frauenbewegung und Familienrecht, Diss. jur. Tübingen 1999; Hemelrjk, E., Matrona docta, 1999; Kupisch, B., Die römische Frau im Geschäftsleben, (in) FS B. Großfeld, 1999, 659; Kannappel, P., Die Behandlung von Frauen im nationalsozialistischen Familienrecht, 1999; Rublack, U., The crimes of women in early modern Germany, 1999; Mönnich, U., Frauenschutz vor riskanten Geschäften, 1999; Bock, G., Frauen in der Geschichte Europas, 2000; Feld, H., Frauen des Mittelalters, 2000; Medieval Women and the Law, hg. v. Menuge, N., 2000; Iwersen, J., Die Frau im alten Griechenland, 2002; Die Kaiserinnen Roms, hg. v. Temporini-Gräfin Vitzthum, H., 2002; Lauterer, H., Parlamentarierinnen in Deutschland 1918/19 bis 1949, 2002; Schulz, K., Der lange Atem der Provokation, 2002; Lauterer, H., Geschichte des Frauenstimmrechts, (in) Universitas 2003, 801; Frauen und Kirche, hg. v. Schmitt, S., 2002; Die Macht der Frauen, hg. v. Finger, H., 2003; Geldsetzer, S., Frauen auf Kreuzzügen 1096-1291, 2003; Höbenreich, E./Rizzelli, G., Fragmente einer juristischen Geschichte der Frauen im antiken Rom, 2003; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Les femmes antiques, hg. v. Frei-Stolba, R., 2003; Malamud, S., Die Ächtung des Bösen, 2003; Godineau, D., Les femmes dans la société française 16e-18e siècle, 2003; Wischermann, U., Frauen und Öffentlichkeiten um 1900, 2003; Barth, R., Frauen die Geschichte machten, 2004; Schötz, S., Handelsfrauen in Leipzig, 2004; Frauen in der frühen Neuzeit, hg. v. Bonnet, A., u. a., 2004; Frauen­rechtsgeschichte, hg. v. Floßmann, U., 2004; Women’s Influence on Classical Civilization, hg. v. McHardy, F. u. a., 2004; Gender in the Early Medieval World, hg. v. Brubaker, L. u. a., 2004; Hacke, D., Women, Sex and Marriage in Early Modern Venice, 2004; Bock, G., Frauen in der europäischen Geschichte, 2005; Schüller, E., Marie Stritt, 2005; In eigener Sache, hg. v. Westphal, S., 2005; Kinnebrock, S., Anita Augspurg (1857-1943), 2005; Juristinnen, hg. v. Deutscher Juristinnenbund, 2005; Frauen an der Macht, hg. v. Illner, M., 2005; Spitzenfrauen, hg. v. Schulz, A., 2005; Timoschenko, T., Die Verkäuferin im wilhel­minischen Kaiserreich, 2005; McIntosh, M., Working Women in English Society 1300-1620, 2005; Makowski, E., A Pernicious Sort aof Woman, 2005; Frauenrecht und Rechtsgeschichte, hg. v. Meder, S. u. a., 2006; Schaser, A., Frauenbewegung in Deutschland 1815-1933, 2006; Ilan, T., Jewish Women in Greco-Roman Palestine, 2006; Rottloff, A., Lebensbilder römischer Frauen, 2006; Lindner, A., 100 Jahre Frauenkriminalität, 2006; Stavrianopoulou, S., Gruppenbild mit Dame, 2006; Die Stellung der Frau im islamischen Religionsunterricht, hg. v. Oebbecke, J. u. a., 2006; Röhrig, A., Klug, schön, gefährlich – Die hundert berühmtesten Frauen der Weltgeschichte, 2007; Die Vereinten Nationen und neuere Ent­wicklungen der Frauenrechte, hg. v. Schorlemer, S. v., 2007; Balaş, O., Reprezentǎri ale feminitǎţii în eposul germanic medieval (Die Darstellung der Weiblichkeit im mittelalterlichen germanischen Epos), 2007; Beattie, C., Medieval Single Women, 2007; Hartmann, E., Frauen in der Antike, 2007; Vogt, A., Vom Hintereingang zum Hauptportal?, 2007; Riedel, T., Gleiches Recht für Mann und Frau, 2008; Majer, D., Frauen - Revolution - Recht, 2008; Grochowina, N., Das Eigentum der Frauen, 2009; Hauch, G., Frauen bewegen Politik - Österreich 1848-1938, 2009; Une démographie au féminin, hg. v. Oris, M. u. a., 2009; Diewald-Kerkmann, G., Frauen, Terrorismus und Justiz, 2009; Ross, S., The Birth of Feminism, 2009; Die Rechtsstellung der Frau um 1900, hg. v. Meder, S., 2010; Augustae. Machtbewusste Frauen am römischen Kaiserhof, hg. v. Kolb, A., 2010; Der Weg an die Universität, hg. v. Maurer, T., 2010; Breith, A., Textaneignung - Das Frauenlegendar der Lichtenthaler Schreib­meisterin Schwester Regula, 2010; Störgröße „F“ - Frauenstudium, hg. v. Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, 2010; Zellmer, E., Töchter der Revolte?, 2011; Koloch, S., Frauen im Kulturprozess der frühen Neuzeit, 2011; Röwekamp, M., Die ersten deutschen Juristinnen, 2011; Karl, M., Die Geschichte der Frauenbewegung, 2011; Die Kaiserinnen des Mittelalters, hg. v. Fössel, A., 2011; Female vita religiosa between Late Antiquity and the High Middle, hg. v. Melville, G. u. a., 2011; Cordes, O., Frauen als Wegbereiter des Rechts, 2012; The Struggle for Female Suffrage in Europe, hg. v. Rodrigues Ruiz, B. u. a., 2012; Carius, H., Recht durch Eigentum - Frauen vor dem Jenaer Hofgericht, 2012; A Companion to Women in the Ancient World, hg. v. James, S. u. a., 2012; Reuthner, R., Platons Schwestern, 2013; Gerhard, U., Die Frau als Rechtsperson, ZRG GA 130 (2013), 281; Augsburg, A., Rechtspolitische Schriften, hg. v. Henke, C., 2013; Meiners, A., Die Stunde der Frauen, 2013; Biographia – Lexikon österreichischer Frauen, hg. v. Korotin, I., 2014; Bock, G., Geschlechtergeschichten der Neuzeit, 2014; Schulz, K., Sozialistische Frauenorganisationen, (in) HZ 299 (2013), 653; Die Anfänge des Frauenstudiums in Württemberg, hg. v. Hardtmann, G. u. a., 2014; Lifshitz, F., Religious Women in Early Carolingian Francia, 2014; Eingreifende Denkerinnen, hg. v. Gilcher-Holtey, I., 2015; Busch, A., Die Frauen der theodosianischen Dynastie, 2015; Mächtige Frauen?, hg. v. Zey, C., 2015; Frauen in Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2015; Birn, M., Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland, 2015 (1869-1918); Cordes, O., Marie Munk (1885-1978), 2015; Stöcker, H., Lebenserinnerungen, 2015; Eichel, H., Elisabeth Seibert und die Gleichstellung der Frauen, 2015; Greschat, K., Gelehrte Frauen des frühen Christentums, 2015 (12); Limbach, J., „Wahre Hyänen“ – Pauline Staegemann, 2016 (Urgroßmutter Limbachs); Nash, P., Empress Adelheid and Countess Matilda, 2017 (kaum Neues); Ramos Núñez, C. u. a., Trinidad María Enriquez – Una abogada en los Andes, 2017; Richter, H. u. a., Frauenwahlrecht, 2018; Aubele, K., Vertriebene Frauen in der Bundesrepublik Deutschland, 2018; Peck, L., Women of Fortunes – Money, Marriage and Murder in Early Modern England, 2018; Hansen, M., Erna Scheffler (1893-1983), 2019; Erinnern, vergessen, umdeuten?, Europäische Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schaser, A, u. a., 2019; Kernbauer, A. u. a., Frauen in den Rechts- und Staatswissenschaften der Universität Graz, 2019; Briatte, A., Bevormundete Staatsbürgerinnen –Die „radikale“ Frauenbewegung im Deutschen Kaiserreich, 2020; Liebig, S./Übel, B., 19. Januar 1919 – Frauenwahlrecht, 2020; Frauenbewegungen des 19. Jahrhunderts, hg. v. Fischer/Berlis/De Groot, 2020; Schalk, C. van/Michel, K., Die Wahrheit über Eva – Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern, 2020 (als Folge der Landwirtschaft Zunahme der Geburtenzahl und ausschließliche Zuordnung der Nachwuchspflege an die Frau mit religionskultureller Unterstützung); Women Intellectuals and Leaders in the Middle Ages, hg. v. Kerby-Fulton, K. u. a., 2020; Conrad, R., Salus in manu feminae – Herrschaftsteilhabe und Memoria der Kaiserin Richenza (1087/89-1141), 2020; 100 Jahre Frauenwahlrecht im deutschen Südwesten, hg. v. Holtz, S. u. a., 2021; Frauenwahlrecht – umstrittenes Erinnern, hg. v. Bader-Zaar, B./Bosch, M., 2021; Pelinka, S., Der politische Aufstieg von Frauen – am Beispiel von Eleanor Roosevelt, Indira Gandhi und Margaret Thatcher, 2021

Fraubrunnen (1246-1528) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in der Schweiz bei Bern

Lit.: Leuzinger, J., Das Zisterzienserinnenkloster Fraubrunnen, 2008

Frauenarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1534 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Arbeit der →Frau außerhalb des Haushalts und der Familie. Sie gewinnt vor allem seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert angesichts der allgemeinen Kommerzialisierung und Monetarisierung des menschlichen Lebens in den Industriegesellschaften an Bedeutung. Politisches Ziel ist seitdem die Gleichheit der Arbeit von Frau und Mann sowie ihrer Entlohnung.

Lit.: Baltl/Kocher; Müller, W./Willms, A./Handl, J., Strukturwandel der Frauenarbeit 1880-1980, 1983; Werkstetter, C., Frauen im Augsburger Zunfthandwerk, 2001

Frauenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1446 [KonstanzHäuserb. II 534] in 9 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in deutschen Städten seit dem Spätmittelalter als stadteigene Ein­richtung erkennbare Bordell. In der Gegenwart ist Frauenhaus die Zufluchtsstätte misshandelter Frauen.

Lit.: Schuster, P., Das Frauenhaus, 1992

Frauenraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1516 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die gewaltsame Entführung einer Frau (zwecks Eheschließung). Der Frauenraub führt in der Frühzeit wohl oft zu Fehde und begründet keine Ehe (str.). In dem Frühmittelalter ist Buße zu leisten. Die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) übernimmt die Todesstrafe des römischen Rechtes (C. 9, 13). Die Aufklärung sieht den Frauenraub als Freiheitsdelikt an.

Lit.: Dargun, L., Mutterrecht und Raubehe, 1883; Gössler, Die Entführung, Diss. jur. Rostock, 1903; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Boes, W., Frauenraub und Raubehe bei den westgermanischen Stämmen des Merowingerreiches, Diss. jur. Bonn 1956

Frauenstimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 13. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stimme einer Frau

Frauenstimmrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1897 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Frau, Wahlrecht

fraus, frūs, lat., F., Betrug, Hinterlist, hinterlistige Täuschung, Bosheit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰu̯er‑, *dʰu̯erə-, V., täuschen, schädigen, (actio de dolo, exceptio doli möglich)

Lit.: Behrends, O., Die fraus legis, 1982

Freckenhorst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Kloster in Warendorf in dem Münsterland mit einer altsächsischen Heberolle des 11. Jahrhunderts oder von 1116/1119

fredus, fritus, anfrk.-lat., N., Friede, Friedensgeld, PLSal (507-511?), s. (anfrk.-)latein_a_z.docx,vgl. germ. *friþu-, *friþuz, st. M. (u), Liebe, Freundschaft, Friede, vgl. idg. *peri-, Adv., nahe, bei

Fredus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt- nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 6. Jahrhundert [Cap. I 1 S. 6] in 25 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem →Kompositionensystem des Frühmittelalters (Franken, Alemannen, Bayern, Sachsen, Thüringer, Friesen) bei einem Unrechtserfolg in verschiedenen Fällen (nicht an den Verletzten, sondern) an den König, Grafen, Fiskus oder die Kirche in unterschiedlicher Höhe zu entrichtende Friedensgeld (beispielsweise ein Drittel der Buße oder des Wergelds)

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 91; Köbler, LAW; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmit­telalter, Habilitationsschrift Leipzig 2003 (ungedruckt)

Freher, Marquard (Augsburg 26. 7. 1565-Heidelberg 13. 5. 1614), Sohn des Kanzlers der Kurpfalz, wird nach dem Rechtsstudium in Altdorf und Bourges (Cujas) Rat in der Pfalz und von 1596 bis 1598 Professor in Heidelberg, danach Hofgerichtsvizepräsident. Er ver­öffentlicht eine Reihe deutscher Geschichts­quellen und verfasst daneben eigene Abhandlungen. S. Google

Lit.: Freher, M., Germanicarum rerum scriptores, 1600ff.; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1 1880, Neudruck 1957, 1978, 680; Schwan, B., Das juristische Schaffen Marquard Frehers, 1984

frei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibung] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Langobardischen und dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 283, I 568, II 488] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ungebunden, eigenständig

Freibauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1619 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1531 [Laijische Anzeigung Bv] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Freier, Bauer

Lit.: Bader, K., Die freien Bauern im Breisgau und die freien Bauern am Oberrhein, 1936; Wernli, F., Die mittelalterliche Bauernfreiheit, 1959; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992

Freiberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [NÖsterr./ÖW. VIII 190] in allgemeiner Bedeutung in 5 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. bzw. N.) ist die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründete sächsische Stadt, deren zwischen 1210 und 1218 verliehenes, ziemlich selbständiges Stadtrecht in einer 1296-1307 entstandenen Prachthandschrift und 4 weiteren Handschriften überliefert ist. In dem Stadtrecht finden sich erste zu­sammenhängende Regelungen des erstmals in der Kulmer Handfeste (1233) erwähnten Freiberger Bergrechts ([lat.] ius [N.] Frybergense mit freiem Schürfrecht), die in Bergrechten von 1307-1328 bzw. 1346-1375 vertieft werden. 1572 wird das Stadtrecht von den kursächsischen Konstitutionen verdrängt.

Lit.: Ermisch, H., Das sächsische Bergrecht des Mittelalters, 1887; Ermisch, H., Das Freiberger Stadtrecht, 1889; Retzlaff, H., Die Entwicklung des Rechtsgangs nach dem Freiberger Stadtrechtsbuch, 1929; Unger, M., Stadtgemeinde und Bergwesen Freibergs, Diss. phil. Leipzig 1957; Clauss, H./Kube, S., Freier Berg und vermessenes Erbe, 1957; Löscher, H., Zur Frühgeschichte des Freiberger Bergrechts, ZRG GA 76 (1959), 343ff.; Unger, M., Stadtgemeinde und Bergwesen Freibergs im Mittelalter, 1963; Geschichte der Bergstadt Freiberg, hg. v. Kasper, H. u. a., 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 81; Stadt Freiberg, hg. v. Hoffmann, Y. u. a., 2003

Freibrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1290 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1321 [Burghausen Huber 36] in 46 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die (mindestens) eine Freiheit enthaltende Urkunde (Brief).

Lit.: Lerchenfeld, G. v., Die altbayerischen landständischen Freiheitsbriefe, 1853; Nebinger, G., Geburts- und Freibriefe 1543-1700 der Reichsstadt Kempten, (in) Blätter des bay. Landesvereins für Familienkunde 51 (1988), 60ff.

Freiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) im Breisgau ist der möglicherweise 1091 durch Herzog Berthold II. von Zähringen neben einem bereits römerzeitlich besiedelten Burgberg (Schlossberg) gegrün­dete, vielleicht 1120 durch Herzog Konrad von Zähringen um (oder auf) einen Markt (lat. [N.] forum) oder eine Stadt (lat. [F.] civitas) erweiterte, (Gewerbetätigkeit bezeugende?,) wohl um 1150 ummauerte Ort an dem Ausfluss der Dreisam aus dem Schwarzwald, dem der Herzog von Zähringen als Ortsherr bei Gelegenheit der Erweiterung ein berühmtes Stadtrechtsprivileg für die (lat.) mercatores (M.Pl.) personati (namhaften Kaufleute) erteilt (str., Diessenhofen 1178, Freiburg im Üchtland um 1175, Flumet 1228, Kenzingen 1249). 1368 unterstellt sich Freiburg (1385 rund 9000 Einwohner, 1500 rund 7000 Einwohner) Habsburg (1415-1457 Reichs­stadt). 1457 wird eine Universität eingerichtet. 1520 tritt ein von Ulricus Zasius (Ulrich Zäsy) verfasstes, fünfteilig in Prozess, Schulden und Sachen, Familien und Erbe, Baurecht und Strafrecht gegliedertes, reformiertes Stadt­recht in Kraft, das bis 1781 (Allgemeine Gerichtsord­nung)/1787 (Josephi­nisches Ge­setz­buch)/1810 (Badisches Land­recht) gilt und auf Tirol (1526), Rheinfelden (1530), Württemberg (1555), Solms 1571, Frankfurt am Main (1578), Pfalz (1582), Katzen­elnbogen (1591), Solothurn (1604), Baden (1654), Basel (1719) und Mainz (1755) ausstrahlt. 1805/1806 fällt Freiburg von Habsburg bzw. Vorderösterreich an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.

Lit.: Schreiber, H., Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, 1857; Flamm, H., Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg im Breisgau, Häuserstand 1400-1806, 1903; Flamm, H., Der wirtschaftliche Niedergang Freiburgs, 1905; Joachim, H., Gilde und Stadtgemeinde in Freiburg im Breisgau, (in) FG A. Hagedorn, 1906, 25; Rietschel, S., Neue Studien über die älteren Stadtrechte von Freiburg im Breisgau, 1907; Beyerle, F., Untersuchungen zur Geschichte des älteren Stadtrechtes von Freiburg i. Br. und Villingen a. Schw., 1910; Rietschel, S., Das Freiburger Stadtrecht, ZRG GA 33 (1912), 471; Albert, P., Achthundert Jahre Freiburg im Breisgau, 1920; Below, G. v., Deutsche Städtegründung, 1920; Below, G. v., Zur Deutung des ältesten Freiburger Stadtrechts, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für Geschichte zu Freiburg 36 (1920); Müller, K., Geschichte der Getreidehandelspolitik, 1926; Bastian, J., Der Freiburger Oberhof, 1934; Schindler, G., Verbrechen und Strafen im Recht der Stadt Freiburg, 1937; Freiburger Urkundenbuch, bearb. v. Hefele, F., Bd. 1ff. 1938ff.; Gerber, H., Der Wandel der Rechtsgestalt der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau, (1957); Aus der Geschichte der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät zu Freiburg im Breisgau, hg. v. Wolff, H., 1957; Knoche, H., Ulrich Zasius und das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1957; Freiburg im Breisgau, hg. v. statistischen Landesamt Baden-Württemberg, 1965; Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Schlesinger, W., Das älteste Freiburger Stadtrecht, ZRG GA 83 (1966), 63; Heinemeyer, W., Der Freiburger Stadtrodel, ZRG GA 83 (1966), 116; Nehlsen, H., Die Freiburger Familie Snewlin, 1967; Sauter, H., Studien zum mittelalterlichen Privatrecht der Stadt Freiburg, 1969; Brandl, H., Der Stadtwald von Freiburg, 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger Gründungsurkunde aus dem Jahr 1120?, 1973; Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg, hg. v. Köbler, G., 1986, 2. A. 2008 (Internet http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Nuewe­StattrechtenundStatutenFreiburgimBreisgau1520.pdf); Köbler, G., Mercatores personati, (in) FS L. Carlen, 1989, 157; Nasall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Die Freiburger Universität in der Zeit des National­sozialismus, hg. v. John, E. u. a., 1991; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der Zähringer, 1991; Speck, D., Die vorderösterreichischen Landstände, Bd. 1f. 1994; Freiburg 1091-1120. Neue Forschungen zu den Anfängen der Stadt, hg. v. Schadek, H. u. a., 1995, 2. A. 2001; Geschichte der Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 1ff. 1996, 2. A. 2001; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit, 2001; Bubach, B., Richten, Strafen, Vertragen, 2005; Speck, D., Eine Universität für Freiburg, 2006; Hollerbach, A., Jurisprudenz in Freiburg, 2007; Hundertfünfzig Jahre Amtsgericht Freiburg, hg. v. Kummle, T., 2007

Freiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) im Üchtland wird 1157 von Herzog Berthold IV. von Zähringen gegründet. An dem 28. 6. 1249 erhält es von den Grafen von Kyburg (1218) eine (erneuerte) Stadtrechtsurkunde. 1277 wird es von Habsburg gekauft. 1452 fällt es an Savoyen. 1478 wird es freie Reichsstadt. 1481/1502 tritt es der Eidgenossenschaft der Schweiz bei. 1763 wird eine Rechtsschule geschaffen, die 1889 in einer neuen Universität aufgeht.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Welti, F., Beiträge zur Geschichte des älteren Stadtrechtes von Freiburg im Üchtland, 1908; Vevey, B. de, Les sources du droit du canton de Fribourg, 1932; Vevey, B. de, Le droit de Bulle, 1935; Das Notariatsformularbuch des Ulrich Manot, hg. v. Bruckner, A., 1958; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,449, 3,2,1898; Geschichte des Kantons Freiburg, 1981; Carlen, L. u. a., Hundert Jahre Rechts- und Wirtschaftsgeschichte, 1982; Histoire de l’université de Fribourg/Suisse, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1ff. 1991; Pahud de Mortanges, R./Siffert, R., Das Zivilgesetzbuch für den Kanton Freiburg, (in) Freiburger Zeitschrift für Rechtsprechung 3 (1998), 247ff.; Die Freiburger Handfeste von 1249, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Utz Tremp, K., Fiat littera ad dictamen sapientum, 2012

Freidorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1510 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1515 [RhW. II 1 S. 176] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google als Ortsname belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) freies und damit reichsunmittelbares Dorf in dem Heiligen römischen Reich, das von dem Mittelalter bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) immer seltener wird

Freier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv frei 8. Jh.) ist der nicht von einem anderen Menschen unmittelbar abhängige Mensch. In dem römischen Recht ist insbesondere der römische Bürger (lat. civis [M.] Romanus) frei. Für die Germanen ist es streitig, ob den Kern des einzelnen Volkes eine Vielzahl von Freien bildet. In dem Frühmittelalter stehen sich Adel, Freie, Halbfreie und Unfreie in den Volksrechten vielfach gegenüber, doch ist unklar, wie groß die Zahl der Freien in der wirtschaftlich zunehmend von der →Grundherrschaft gekennzeichneten Gesell­schaft ist. Die zeitweise allgemeiner angenommene Lehre von den Königsfreien sieht in den Freien geradezu Abhängige des Königs. In dem Hochmittelalter erwächst für den Bürger der Stadt und vielfach auch den Rodungssiedler eine neue Freiheit (→Stadtluft macht frei, Luft macht frei). In dem frühen 19. Jahrhundert verschafft die Bauernbefreiung (Preußen Edikt von dem 9. 10. 1807 die persönlichen Ver­hältnisse der Landbewohner betreffend) allgemeine Freiheit. Damit ist der Begriff des besonderen Freien entbehrlich.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 68, 71, 87, 98; Köbler, WAS; Heck, P., Die Gemeinfreien der karolingischen Volksrechte, 1900; Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905; Molitor, E., Die Stände der Freien in Westfalen und der Sachsenspiegel, 1910; Schweikert, E., Die deutschen edelfreien Geschlechter des Berner Oberlandes, 1911; Ernst, V., Mittelfreie, ZRG GA 41 (1920), 410; Diehl, A., Die Freien der Weibelhube und das Gericht der Siebzehner, (in) Zs. f. württembergische Landesgeschichte 7 (1943), 209; Bosl, K., Frühformen der Gesellschaft im mittelalterlichen Europa, 1964; Wittmann, R., Die Körperverletzung an Freien im klassischen römischen Recht, 1972; Köbler, G., Zur Lehre von den Ständen in fränkischer Zeit, ZRG 89 (1972), 171; Schmidt-Wiegand, R., Fränkische und franko-lateinische Bezeichnungen für soziale Schichten, 1972; Müller, W., Freie Gotteshausleute, ZRG GA 92 (1975), 89; Köbler, G., Die Freien im alemannischen Recht, (in) Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978, 38; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Die abendländische Freiheit, hg. v. Fried, J., 1991

Freie Rechtsschule (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Freirechtsschule, F.) ist die von wenigen unterschiedlichen Forschern bzw. Gruppen vor allem zwischen 1903 und 1914 geprägte Richtung (Schule) der Rechtswissenschaft (Ernst Stampe [1856-1942], Unsere Rechts- und Begriffsbildung, 1907, Freirechtsbewegung, 1911, Ernst Fuchs [1859-1929], Die Gemeinschädlichkeit der konstruktiven Jurisprudenz, 1907, Eugen →Ehrlich [1862-1922], Freie Rechtsfindung und freie Rechtswissenschaft, 1903, H. U. Kan­torowicz [1877-1940]), die davon ausgeht, dass die einzelne Fallentscheidung des Richters nicht auf logisch-ver­standesmäßiger Unterord­nung (Sub­sumtion) des Sachver­halts unter den Tatbestand der Norm, son­dern in Wahrheit auf dem Rechtsgefühl des oder der für die Entscheidung zuständigen Menschen beruhe. Deshalb dürfe und müsse der Richter von dem Gesetz abweichen, sobald dieses bei bloßer Sub­sumtion zu ungerechten Ergeb­nissen führen würde, und das lebende Recht nach Maßgabe des Sozialverhaltens in der Gesellschaft feststellen. Seine Aufgabe be­stehe mehr in der an dem allgemeinen Wohl aus­gerichteten Gesellschaftsgestaltung (Rechts­schöpfung) als in der strengen Norm­anwendung. Diese Ansich­ten setzen sich vor allem wegen der durch die Gewaltenteilung und damit die Verfassung vorgegebenen eingeschränkten Aufgabe und Zuständigkeit des Richters nicht wirklich durch. →Freirechtsbewegung (um 1912)

Lit.: Kanigs, H., 25 Jahre Freirechtsbewegung, 1932; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Riebschläger, K., Die Freirechtsbewegung, 1968; Moench, D., Die methodo­logischen Bestrebungen der Freirechtsbewegung, 1971; Fuchs, E., Gesammelte Schriften, Bd. 1ff. 1970ff.; Muscheler, K., Relativismus und Freirecht, 1984; Rückert, J., Autonomie des Rechts in historischer Perspektive, 1988; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit, 1996; Bartels-Ishikawa, A., Theodor Sternberg, 1998; Depping, A., Das BGB als Durchgangspunkt, 2002; Vogl. S., Soziale Gesetzgebungspolitik, 2003; Rückert, J., Vom „Freirecht“ zur freien „Wertungsjurisprudenz“, ZRG GA 125 (2008), 199

Freie Stadt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von der ursprünglich bestehenden Herrschaft des Bischofs frei (und damit reichsunmittelbar) gewordene Stadt (Re­gensburg 1255-1800, Straßburg 1263-1681, Speyer 1294-1801, Worms 1247/73-1801, Mainz 1244/1331-1462, Köln 1288/1475-1801, Bremen 1541/1646, Ham­burg 1510-1768, Bescançon 1290/1364-1648, Metz 1180/1210-1552, Toul 1271/1278-1552, Verdun 1156-1552, Cambrai 12. Jahrhundert-1552) des Heiligen römischen Reiches. Die Benennung als freie Stadt wird seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, die Benennung als (freie) Reichsstadt an dem Ende des Mittelalters üblich.

Lit.: Arnold, W., Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte, 1854; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967; Möncke, G., Bischofsstadt und Reichsstadt, 1971; Heinig, P., Reichsstädte, freie Städte und Königtum 1389-1450, 1983

Freigelassener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Adjektiv freigelassen - nicht und in DW2 in dem 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] libertus) ist der von seinem Herrn durch Rechtsgeschäft mit der Freiheit begabte Unfreie. Der Freigelassene ist in dem römischen Recht rechtsfähig, verbleibt aber unter einer Schutzgewalt (Patronat mit gewisser Abhängigkeit) des bisherigen Herrn. Auch in dem mittelalterlichen Recht steht der Freigelassene dem Freigeborenen nicht in jeder Hinsicht gleich.

Lit.: Kaser §§ 16 II, 58, 62, 66, 69; Söllner §§ 8, 12, 14; Hübner; Köbler, DRG 21, 35, 68, 78, 88, 98; Sohm, R., Die liberti der altgermanischen Zeit, ZRG GA 21 (1900), 20; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges barbarorum, 1991; Mihailescu-Birliba, L., Les affranchis dans les provinces romaines d’illyricum, 2006; Barschdorf, J., Freigelassene in der Spätantike, 2012

Freigericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1405 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Winterswick/Lindner, Veme 333] in 41 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für ein in dem (ersten) Deutschen Reich und dem Heiligen römischen Reich von dem Reich abgeleitetes Gericht (bzw. Gebiet eines solchen Gerichts).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Thudichum, F., Geschichte des freien Gerichts Kaichen, 1858; Herold, F., Gogerichte und Freigerichte in Westfalen, 1909; Müller, W., Das Freigericht Thurlinden, (in) Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte 103 (1966); Hardt-Friederichs, F., Das königliche Freigericht Kaichen, 1975 (mit etwa einem Dutzend Dörfern, 1293 erstmals erwähnt)

Freigraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1398 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1186 in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Graf eines Freigerichts

Freigrafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Seibertz, UB. I 343] in 15 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Freigraf 1186 bzw. 1398) ist eine in verschiedenen Teilen des (ersten) Deutschen Reiches und Heiligen römischen Reiches seit dem 12. Jahrhundert auftretende Art der Grafschaft, deren Herkunft ungeklärt ist. Sie ist vielfach mit der Hochgerichtsbarkeit verknüpft. In Westfalen entsteht aus der Freigrafschaft die →Feme.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Brode, R., Freigrafschaft und Vehme, 1886; Herold, F., Gogerichte und Freigerichte in Westfalen, 1908; Waas, A., Zur Frage der Freigrafschaften, vornehmlich in der Wetterau, ZRG GA 38 (1917), 146; Hömberg, A., Grafschaft, Freigrafschaft und Gografschaft, 1949; Metz, W., Studien zur Grafschaftsverfassung Althessens, ZRG GA 71 (19545), 167; Hömberg, A., Die Entstehung der westfälischen Freigrafschaften, 1953

Freigut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1289 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 44 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in unterschiedlicher Weise freie Gut.

Lit.: Wilde, M., Die Ritter- und Freigüter in Nordsachsen, 1997

Freihafen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1769 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1789 [QHambSchiffahrt 393] in 1 Stelle und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb des Zollgebiets liegende Hafen (Hamburg 1789).

Freiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Möglichkeit der unein­geschränkten Entfaltung (des Menschen). Für viele Menschen besteht von der Bildung umfangreicherer Gesellschaften an bis in das 19. Jahrhundert keine Freiheit, weil sie nicht dem Stand der →Freien (oder des Adels) angehören, was von grundsätzlich sehr großer Bedeutung ist. Andere erlangen durch Privileg einzelne besondere Freiheiten. In England ist bereits 1215 in der (lat.) Magna Charta (F.) Freiheit vor allem der Schutz (zunächst vor allem der Barone) vor rechtswidriger Verhaftung. (ähnlich Habeas-Corpus-Akte von 1679). Von hier aus fordert John Locke (1632-1704) Leben, Freiheit und Eigentum als unveräußerliche Rechte ein. Erst in der französischen Revolution des Jahres 1789 aber setzt sich unter dem Einfluss der Aufklärung der politische Gedanke einer allgemeinen Freiheit (franz. liberté) des Menschen durch (, die vermutlich in einem vorgeschichtlichen Urzustand ohne weiteres bestand). Umstritten ist die Erklärung der Freiheit als eines Zustands des von einem Herrn Geschütztseins. Die Privatrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts geht von einer Freiheit in Grenzen aus.

Lit.: Kaser § 16; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 425; Köbler, WAS; Hölzle, E., Die Idee einer altgermanischen Freiheit vor Montesquieu, 1925; Keller, R. v., Freiheitsgarantien für Person und Eigentum im Mittelalter, 1933; Tellenbach, G., Libertas, 1936, Neudruck 1996; Voltelini, H. v., Der Gedanke der allgemeinen Freiheit in den deutschen Rechtsbüchern, ZRG GA 57 (1937), 182; Otto, E., Adel und Freiheit, 1937; Waas, A., Die alte deutsche Freiheit, 1939; Njeussychin, A., Der Freiheitsbegriff im Edikt des Rothari, ZRG GA 66 (1948), 66; Mayer-Maly, T., Zur Rechtsgeschichte der Freiheitsidee in Antike und Mittelalter, (in) Z. f. öff. Recht 6 (1954), 425; Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte, hg. v. Mayer, T., 1955, 4. unv. A. 1981; Roche, J., Libertés publiques, 1968, 12. A. 1997, 14. A. 2002; Reibstein, E., Volkssouveränität und Freiheitsrechte, Bd. 1f. 1972; Hunke, H., Germanische Freiheit im Verständnis der deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichtsschreibung, Diss. jur. Göttingen 1972; Immink, P., La liberté et la peine, 1973; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Pleister, W., Persönlichkeit, Wille und Freiheit im Werk Iherings, 1982; Chaimowicz, T., Freiheit und Gleichheit im Denken Montesquieus und Burkes, 1985; Schott, C., Freiheit und libertas, ZRG GA 104 (1987), 84; Battisti, S., Freiheit und Bindung, 1987; Grund- und Freiheitsrechte, hg. v. Birtsch, G., 1987; Lübtow, U. v., Die Freiheit, 1988; Die abendländische Freiheit, hg. v. Fried, J., 1991; Fairén-Guillen, V., Die rechtlichen Mittel gegen Angriffe und Eingriffe in die persönliche Freiheit, ZRG GA 109 (1992), 335; Maier, H., Das Freiheitsproblem in der deutschen Geschichte, 1992; Birtsch, G. u. a., Grundfreiheiten, Menschen­rechte 1500-1850, Bd. 1ff. 1991f.; Klementowski, M., Studia nad kszałtowaniem się gwarancji ochrony wolności osobistej w państwie niemieckim (10-14 wiek) (Studien zur Entstehung der Freiheitsgarantien für die Person im deutschen Staat) (10.-14. Jahrhundert), 1994; Gesellschaftliche Freiheit und vertragliche Bindung, hg. v. Kervégan, J. u. a., 1998; Cafagna, E., La libertà, 1998; Kukk, A., Verfassungsgeschichtliche Aspekte zum Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit, 2000; Hofer, S., Freiheit ohne Grenzen? 2001; Schneider, R., Appetitus libertatis – Mittelalterliches Freiheitsstreben ZRG 119 (2002), 27; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Altes Reich und Neues Recht, hg. v. Schmidt-von Rhein, G., 2006; Rückert, J., Frei und sozial als Rechtsprinzip, 2006; Binkelmann, C., Theorie der praktischen Freiheit, 2007; Wirsching, A., Der Preis der Freiheit, 2012; Wehrs, N., Protest der Professoren. Der „Bund Freiheit der Wissenschaft“, 2014; Freiheit als Rechtsbegriff, hg. v. Kaufmann, M. u. a., 2016; Würtenberger, T., Symbole der Freiheit – Zu den Wurzeln westlicher politischer Kultur, 2017; Oppelt, M., Gefährliche Freiheit – Rousseau, Lefort und die Ursprünge der radikalen Demokratie, 2017; Leutheusser-Schnarrenberger, S., Angst essen Freiheit auf, 2019

Freiheit (F.) der Meere (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die Freiheit der Nutzung der Meere beispielsweise für Schifffahrt oder Fischfang. Sie wird an dem Beginn der Neuzeit in dem allgemeinen Wetteifer um Macht und Reichtum zu einer Rechtsfrage zwischen den europäischen Großmächten. Dabei nimmt die rechtswissenschaftliche Literatur teils für Holland (Hugo Grotius 1609), teils für Portugal oder für England Partei. Seit dem frühen 18. Jahrhundert entstehen Grundsätze über die Rechte der Uferstaaten, während in der Gegenwart das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen von dem 10. 12. 1982 (1994 in Kraft) entscheidend ist.

Lit.: Davenport, G., European Treaties, 1917; García Arias, L., De la libertad de los mares, 1946; Fahl, G., Der Grundsatz der Freiheit der Meere, 1969; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

Freiheitsberaubung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der rechtswidrige Entzug der körperlichen Bewegungsfreiheit eines Menschen durch einen anderen Menschen oder eine andere Person.

Freiheitsrechte (Wort Freiheitsrecht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1666 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N. [Pl.]) ist die Gesamtheit der Rechte des Menschen auf Freiheit in der Entfaltung seiner Persönlichkeit in bestimmter Hinsicht. Die Freiheitsrechte werden auf Grund der gegen den Absolutismus gerichteten Aufklärung seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Schutzrechte des Einzelnen gegenüber dem Staat verstärkt anerkannt. Seit etwa 1780 werden Freiheits­kataloge erstellt. Sie betreffen beispielsweise die Meinung, die Presse, die Lehre, das Gewissen, die Religion oder die Versamm­lung.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Neumann, F., Freiheitsrechte in Deutschland, 1957; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Weitzel, J., Das Reichskammer­gericht und der Schutz von Freiheitsrechten, (in) Die politische Funktion des Reichskammergerichts, 1993, 157; Krug, G., Die Entwicklung ökonomischer Freiheitsrechte, 1995

Freiheitsstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Entzug der körperlichen Bewegungsfreiheit durch Zuwei­sung von Zwangsaufenthalt in Haftanstalten bestehende Strafe. Sie ist in dem römischen Altertum nur als Begleitfolge anderer Strafen bedeutsam (D. 48. 19. 8. 9) und begegnet auch in dem Frühmittelalter kaum. Erst in dem 14. Jahrhundert gewinnt sie als Gefängnis (wohl nicht zuletzt auf Grund des Zuwachses wirtschaftlicher Mittel für öffentliche Bauwerke) in den Städten (Brünn bereits 1243) vielleicht in Anlehnung an Kloster und Spital an Bedeutung. In der Constitutio Criminalis Carolina (1532) wird sie ersatzweise bei kleinem Diebstahl angedroht (Art. 101) und als sichernde Maßnahme vorgesehen (Art. 176, 195). Seit dem 16. Jahrhundert werden in England (Schloss Bridewell bei London 1555) und dann in den Niederlanden (Amsterdam 1595) aus reli­giöser Fürsorge Häuser errichtet, in denen zunächst Bettler und Arbeitsflüchtlinge und später auch Straftäter durch Zwangs­erziehung zu Arbeit angehalten werden können (Bremen 1609, Lübeck 1613, Hamburg 1622, Danzig 1629). In dem ausgehenden 17. Jahrhundert wird das Zuchthaus (Erziehungshaus) allgemein als sinnvoll anerkannt. In dem 18. Jahrhundert (1721) werden in Preußen dort auch Straftäter untergebracht. 1776 wird in Philadelphia die nächtliche Trennung der Gefangenen angestrebt. 1777 veröffentlicht John Howard eine Aufsehen erregende Studie über den (sehr schlechten) Zustand der Gefängnisse in Europa. An dem Ende des 18. Jahrhunderts werden Arbeitshaus (für Bettler und Müßiggänger) und Zuchthaus (für Verurteilte) getrennt. Vielleicht erst in dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wird die Freiheits­entziehung voll als eigenständige Stra­fen­gruppe dem Strafensys­tem eingeord­net. In England wird 1842 das erste Zellengefängnis errichtet. Danach wird die Freiheitsstrafe (unter Zu­rück­treten der Todesstrafe und Leibesstrafe) bis in das 20. Jahrhundert zu der vorherrschenden Strafe, die später jedenfalls hinsichtlich der Zahl aus einleuchtendem Grund hinter der Geldstrafe zurücktritt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 119, 158, 205, 236, 265; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Schmidt, E., Entwicklung und Vollzug der Freiheitsstrafe in Brandenburg-Preußen, 1915; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Doleich von Dolsberg, F., Die Entstehung der Freiheitsstrafe, 1928, Neudruck 1970; Hippel, R. v., Die Entstehung der modernen Freiheitsstrafe, 1932; Krebs, A., Freiheitsentzug, hg. v. Müller-Dietz, H., 1978; Kröner, W., Freiheitsstrafe und Strafvollzug, 1988; Kleinheyer, G., Freiheitsstrafen, ZRG GA 107 (1990), 102; Stapenhorst, H., Die Entwicklung des Verhältnisses von Geldstrafe zu Freiheitsstrafe seit 1882, 1993; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999; Schidorowitz, M., H. B. Wagnitz und die Reform des Vollzugs, 2000; Bretschneider, F., Gefangene Gesellschaft, 2008; Schäfer-Richter, U., Hinter Schloss und Riegel – An der Wiege zur Freiheitsstrafe – das „Zucht- und Tollhaus“ zu Celle in seinen Gründungsjahren (1706-1732), 2018

Freiherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt, 1359 Ulmisches Urkundenbuch 2, 2 Nr. 549 – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336? [GöttingenUB. I 128] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der unter dem Grafen stehende niedere Adelige (beispielsweise Reichsritter), dem seit dem späten 17. Jahrhundert Baron entspricht.

Lit.: Roth von Schreckenstein, K. Frhr. v., Der Freiherrentitel, 1888; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005

Freijahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [ÖLOProt. 109] in 14 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) beispielsweise von Abgaben freies Jahr (sachlich seit dem 12. Jahrhundert, antike Vorbilder in dem Alten Testament der Bibel)

Lit.: Reglement, wie es wegen der Frey-Jahre Vor die Abgebrandte und Neuanbauende auf dem platten Lande im Herzogthum Magdeburg gehalten werden soll, 1730

freilassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 12. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1130 [Pfaffe Konrad] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bewusst Freiheit gewähren

Freilassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 - als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in verschiedenen Bedeutungen ab 1479 bzw. 1631 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb freilassen 12. Jh., lat. [F.] manumissio) ist in der ständischen Gesellschaft das Rechtsgeschäft, durch das der Unfreie aus der Unfreiheit entlassen wird, daneben auch die Beendigung eines Freiheitsentzugs. Das römische und das mittelalterliche Recht kennen verschiedene Formen der Freilassung (→mancipatio, Schatzwurf, Speergedinge, Freilassungsbrief). Der Freige­lassene steht dem Freigeborenen nicht in jeder Hinsicht gleich.

Lit.: Kaser § 16 I; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 21, 57, 71, 88; Fournier, M., Essai sur les formes et les effets de l’affranchissement, 1885; Goldmann, E., Beiträge zur Geschichte der germanischen Freilassung durch Wehrhaftmachung, 1904; Fabbrini, F., La manumissio in ecclesia, 1965; Nitschke, A., Die Freilassung, ZRG GA 99 (1982), 220; Štaerman, E., Sklaverei und Freilassung in der griechisch-römischen Welt, 2009

Freimarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1360 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1240 [Liesegang, Rees 102], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), freier Markt

Lit.: Lautenschläger, K., Der Freimarkt, Diss. jur. Frankfurt am Main 1958

Freimaurer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1733 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das einzelne Mitglied und die Gesamtheit einer in dem 18. Jahrhundert entwickelten, sich entsprechend den menschlichen Eigenheiten gegenseitig fördernden und seitdem international verbreiteten Vereinigung, die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt, den einzelnen Menschen vervollkommnen will, aber keine ethischen Lehrsätze aufstellt, weil sittliche Regeln sich ständig wandeln. Mitglied kann man nur durch Aufnahme werden, die in die Regeln einführt. Deswegen hat sich um die Freimaurer ein Mythos des Geheimbunds gebildet, der aber sachlich (wohl) nicht gerechtfertigt ist und die Mitglieder zu größtmöglicher Offenheit bzw. Transparenz veranlassen sollte.

Lit.: Aufklärung und Geheimgesellschaften, hg. v. Reinalter, H., 1989; Dosch, R., Deutsches Freimaurerlexikon, 1999, 2. A. 2011; Schuster, J., Freimaurer und Justiz in Norddeutschland unter dem Nationalsozialismus, 2007; Wistinghausen, H. v., Freimaurer und Aufklärung im russischen Reich, 2015; Huber, J., Mythos Freimaurer, 2017; Freimaurerei – Geheimnisse – Riuale – Symbole, hg. v. Reinalter, H., 2017; Reinalter, H., Freimaurerei, Politik und Gesellschaft. Die Wirkungsgeschichte des diskreten Bundes, 2018; Berger, J., Mit Gott, für Vaterland und Menschheit?, 2020

Freirechtsbewegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, um 1912, F.) →freie Rechtsschule

Lit.: Riebschläger, K., Die Freirechtsbewegung, 1968

Freischöffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1439 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [DortmStat. 99] in 22 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schöffe an dem Freigericht, dessen Zahl auf bis zu 15000 bis 30000 geschätzt wird. →Feme

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Freising (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Sitz eines um 738 von Bonifatius in Bayern eingerichteten Bistums, das als Hochstift 1220 reichsunmittelbar wird. Nach Freising benannt ist das zu dem eigenen Gebrauch des in einer Münchener Urkunde von dem 14. 8. 1319 erwähnten Fürsprech Rup­precht (von Freising) 1328 geschaffene, in 13 (beziehungsweise noch 10) Handschriften überlieferte, (zu etwa einem Drittel) auf dem so genannten Schwaben­spiegel (um 1275), daneben auf Augsburger Stadtrecht (1276/1281) und bayerischem Landfrieden von 1300 auf­bauende (Freisinger) →Rechts­buch, das in 278 Artikeln vorwiegend Strafrecht und Pflichten des Fürsprechers behandelt. Es wird bald (vor 1359) von dem oberbayerischen Land­recht (1335/1346) ver­drängt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/FreisingerRechtsbuch1328.pdf; Knapp, H., Das Rechtsbuch Ruprechts von Freising, 1916; Freisinger Rechtsbuch, bearb. v. Claußen, H., 1941; Stahleder, H., Hochstift Freising, 1974; Mass, J., Das Bistum Freising, 1986; Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in Freising am 21. 7. 1989, zusammengestellt v. Gössl, H., 1989; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 58; http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/­hsta-freisingertraditionen/; Ehlers, J., Otto von Freising, 2013

Freistaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1723 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1768 [Fäsi I 62, 1774 Kluge18 217] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Lehnschöpfung für lat. (F.) res publica (engl. 1646 free state). 1731 bezeichnet J. Moser die Schweiz als Freistaat. Als Freistaat in Deutschland benennen sich (1848 Lübeck und seit 1918) Bayern, Sachsen und Thüringen.

Lit.: Dornheim, A., Entwicklung und Bedeutung des Be­griffes Freistaat, 2001

Freistatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1606 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1737 [Fuhrmann, Öst. IV 739] in 12? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) freie Stätte beispielsweise von Straf­verfolgung freier Asylort

Freistuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [WestfUB. III 555 liberam sedem] in 27 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Freigericht

Lit.: Fricke, E., Die westfälische Veme, 2002

Freiteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1429 [Steintal/StraßbBezArch.] in 3? Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Seelteil) ist der seit dem Altertum von der christlichen Kirche (beispielsweise Augustinus 354-430) vielleicht aus heidnischen Kult­bräuchen und philosophischen Gerechtigkeits­vorstellungen oder auch allgemeinverständlichen Begehrlichkeitsvorstellungen allmählich als Kindesteil oder fester Bruchteil (beispielsweise Drittel, Fünftel) geforderte Anteil an jedem Erbe. Er wird in dem Frühmittelalter (außer bei Sachsen und Thü­rin­gern) übernommen (lat. donatio [F.] reservato usufructu, donatio post obitum) und bil­det unter allmählicher Erweiterung auf sons­tige Begünstigte und Entfall mancher Ein­schränkungen einen wichtigen Ansatz­punkt für die Zu­rückdrängung des Anrechts der nächsten Ver­wandten auf das Erbe nach einem Erbfall. An dem Ende des Mittelalters besteht allgemeine und grundsätzliche, vielfach aber tatsächlich nicht genutzte Testierfreiheit.

Lit.: Köbler, DRG 89; Gál, A., Totenteil und Seelteil nach süddeutschen Rechten, ZRG GA 29 (1908), 225; Schultze, A., Der Einfluss der Kirche auf die Entwicklung des germanischen Erbrechts, ZRG GA 35 (1914), 75; Schultze, A., Augustin und der Seelteil des germanischen Erbrechts, ZRG GA 50 (1930), 1928; Bruck, E., Kirchenväter und soziales Erbrecht, 1956

Freiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [SteirGBl. 1 1880 113] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Freimachung, Ort von Freimachung

freiwillig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1375 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [MansfeldKlUB. 435] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) freien Willen des Menschen betreffend

Freiwillige Gerichtsbarkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Adjektiv freiwillig 1302 bzw. 1375, Gerichtsbarkeit 1520, Bestandteile über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist (als Teil der →Gerichtsbarkeit) eine staatliche Orga­ni­sation und ein staatliches Verfahren zu  amt­licher Hilfe in privatrechtlichen Angelegen­heiten. Die freiwillige Gerichtsbarkeit schließt an den Ausdruck (lat. iurisdictio [F.] voluntaria) der jus­tinianischen Digesten (D. 1, 16, 2 principium) an. Sie erwächst aus dem Gedanken herr­schaftlicher Fürsorge, aber auch Kontrolle seit dem Hochmit­tel­alter vor allem in Nach­lasssachen, Vor­mund­schaftssachen, Beur­kundungs­sach­en, Liegen­schafts­rechtsüber­tragungen und Auf­geboten. Zuständig werden in Anlehnung an streitige Verfahren die Gerichtsbarkeit, ver­schiedene Verwaltungsbe­hörden und die Notare. All­gemeine Vorschriften bringen in zunehmendem Umfang nach Reichs­po­lizeiordnungen von 1548 und 1577 die Hypothekenordnung Preußens von 1783, die preußische All­gemeine Gerichtsordnung (1793), das ös­ter­reichische Gesetz über das Verfahren in Außerstreitsachen von 1854 (geändert 2003/2005) und das deutsche Reichsgesetz über Angelegenheiten der freiwilligen Ge­richts­­barkeit (17. 5. 1898, jüngere Neuregelung in FamFG).

Lit.: Köbler, DRG 184, 292; Claproth, J., Primae lineae jurisprudentiae extrajudicialis, 1759; Oesterley, F., Versuche aus dem Gebiete der sog. freiwilligen Gerichtsbarkeit, 1830; Puchta, W., Handbuch des gerichtlichen Verfahrens in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, 1821, 2. A. 1831f.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1879; Ott, E., Geschichte und Grundlehren des österreichischen Rechtsfürsorge­verfahrens, 1906; Hofmann, K., Die freiwillige Gerichtsbarkeit (jurisdictio voluntaria) im kanonischen Recht, 1929; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 173; Jansen, P., Wandlungen im Verfahren der freiwilligen Gerichts­bar­keit, 1964; Brehm, N., Freiwillige Gerichtsbarkeit, 2. A. 1993; Außerstreitverfahren, 1996; Außerstreit­verfahren zwischen 1854 und 2005, hg. v. Rechberger, W., 2006; Wanke, H., Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat, 2007; Freiwillige Gerichtsbarkeit und Zivilprozess 2 (1925-1942), hg. v. Schubert, W., 2013; Schmitt, S., Die Herausbildung der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Deutschland, 2014

Freiwilligkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1599 [NÖLREntw. II 13 § 1] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) freiwilliges Handeln

Freizeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1823 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen frei zeit - Bär, Koblenz 99 1400 – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) frei gestaltbare Lebenszeit eines Menschen in der arbeitsteiligen Industriegesellschaft

freizügig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1452 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1491 [FürstenbUB. IV 115 in 7 Stellen zu Aargau, Brugg, Rheinfelden, Nassau, Fürstenberg und Baden) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) frei, ungehindert

Freizügigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1722 [MittBirkenf. 3 1929 55] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv freizügig 1452) ist das Recht der freien Ortsveränderung (Abzugsfreiheit, Zuzugs­frei­heit, Aufenthaltsfreiheit). Freizügigkeit besteht nicht für Unfreie und bei fehlendem Zu­zugsrecht. Der →Augsburger Religions­friede von 1555 gewährt Abzugsfreiheit (für Andersgläubige) gegen Zahlung von Abzugsabgaben, das Allge­meine Landrecht Preußens (1794) das Recht zu freier Auswanderung, die Deutsche Bundesakte (1815) Freizügigkeit innerhalb des Bundes­gebiets, die Verfassung von 1848/1849 (Art. 133) Niederlassungsfreiheit innerhalb des Reichs­gebiets und Auswande­rungsfreiheit (1867 Gesetz über die Freizü­gigkeit). In den Europäischen Gemeinschaften bzw. in der Europäischen Union gilt die von dem Europäischen Gerichtshof bejahte und in dem Vertrag von Maastricht von dem 7. 2. 1992 politisch geregelte Freizügigkeit der Ar­beit­neh­mer bzw. die Niederlassungsfreiheit für die Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Möhlenbruch, R., Freier Zug, 1977; Scheuner, U., Die Auswanderungsfreiheit, (in) FS R. Thoma 1950, 199; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R., 2002; Freedom of movement in the middle ages, hg. v. Horden, P., 2007; Stewen, S., Die Entwicklung des allgemeinen Freizügigkeitsrechts der Unionsbürger, 2011

fremd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 38, II 77] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unbekannt, andere

Fremdbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv fremd 8. Jahrhundert, Besitz in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 belegt) ist der das Eigentum eines anderen an einer Sache anerkennende Besitz (beispielsweise des Mieters, nicht des Diebes). Fremd­besitzer ist, wer eine Sache als nicht ihm gehörig besitzt. Gegensatz des Fremdbesitzes ist der Eigenbesitz (beispielsweise des Eigentümers oder des Diebes). In dem römischen Recht ist an Fremdbesitz keine Rechtserwerbswirkung und kein Be­sitzschutz des Prätors geknüpft (beispielsweise für Mieter, Entleiher, Verwahrer, Ausnahmen Erbpächter, Prekarist, Faustpfandgläubiger, Sequester).

Fremdbesitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das Eigentum eines anderen an einer Sache anerkennende Besitzer. →Fremdbesitz

Fremder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 830 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) in dem Verhältnis zu einer Gemeinschaft von Menschen ist der Mensch, der nicht der Gemeinschaft angehört. Er ist rechtlos (Feind), kann aber als Gast in das Recht aufgenommen werden. In Rom entwickelt sich für den freien Nichtbürger (lat. [M.] peregrinus) das besondere (lat.) →ius (N.) gentium (Fremdenrecht). In dem Frühmit­telalter verbietet Kaiser Karl (der Große) 802, dem Fremden das Gastrecht vorzuenthalten. Die territoriale Rechtspartiku­larisierung des Hochmittelalters ist dem Fremden nicht günstig. Dagegen verlangt das frühneu­zeitliche Naturrecht die völlige Gleichstellung des Fremden mit dem Einheimischen und erfasst den Fremden grundsätzlich (Brunne­mann, J./Movius, F., De iure peregrinorum [Über das Recht der Fremden], Frankfurt an der Oder 1662, Dissertation). Als Folge des Erstarkens des Staates entsteht das Meldewesen. Der Nationalstaat des 19. Jahrhunderts lehnt Fremde grundsätzlich ab. 1871 werden alle Deutschen in dem (zweiten) Deutschen Reich zu Inländern. Der Nationalsozialismus Adolf Hitlers benachteiligt alle Fremdvölkischen grundsätzlich. Wegen des starken Zustroms von Fremden infolge oft ökonomisch motivierter internationaler Mobi­lisie­rung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden detaillierte Ausländergesetze nötig. →fremd

Lit.: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Hübner 83, 460; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 88, 120; Köbler, WAS; Bar, L. v., Das Fremdenrecht und seine volkswirtschaftliche Bedeutung, 1892; Frisch, H. v., Das Fremdenrecht, 1910; Isay, E., Das deutsche Fremdenrecht, 1923; Weizsäcker, W., Die Fremden im böhmischen Landrechte, ZRG GA 45 (1925), 206; L’Étranger, 1958; Scholla, P., Untersuchungen zur Rechtsstellung der Fremden in der Schweiz des 19. Jahrhunderts, Diss. jur. Freiburg i. Ü. 1987; Die Begegnung mit dem Fremden, hg. v. Schuster, M., 1996; Seiring, C., Fremde in der Stadt (1300-1800), 1999; Keechang, K., Aliens in Medieval Law, 2000; Fahrmeir, A., Citizens and Aliens, 2000; Lübke, C., Fremde im östlichen Europa, 2001; Cavallar, G., The rights of strangers, 2002; Gosewinkel, D., Einbürgern und Ausschließen, 2003; Der Fremde, hg. v. Dummer, J. u. a., 2004; Rici, C., Orbis in urbe, 2005; Schwanke, I., Fremde in Offenburg, 2005; Zuwanderungsland Deutschland, 2005; Strangers and Poor People, hg. v. Gestrich, A. u. a., 2009; Gammerl, B., Untertanen, Staatsbürger und andere, 2010; Fremde in der Stadt, hg. v. Bell, P. u. a., 2010; Raphael, L., Zwischen Duldung, Einbürgerung und Privileg, ZRG GA 129 (2012), 183; The Foreigner and the Law, hg. v. Achenbach, R. u. a., 2012; Fremd und rechtlos, hg. v. Coskun, A. u. a., 2014; Personnes déplacées, hg. v. Defrance, S. u. a., 2015 (mehr als 12 Millionen Displaced Persons an dem Ende des Zweiten Weltkriegs)

Freund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch und in DW2 863 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 5] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Feminimum Freundschaft 8. Jahrhundert) ist der einem Menschen innerlich nahestehende Mensch, viel­fach auch der Verwandte (Blutsfreund). Er ist gesellschaftlich von größerer Bedeutung als rechtlich.

Lit.: Reinhard, W., Freunde und Kreaturen, 1979; McGuire, B., Friendship and Community, 1988; Althoff, G., Verwandte, Freunde und Getreue, 1990; Garnier, C., Amicus amicis, inimicus inimicis, 2000; Seidel, K., Freunde und Verwandte, 2009; Rollinger, C., Amicitia sanctissima colenda, 2014

Freundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 152] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verbundenheit unter Menschen, Zuneigung zu anderen Menschen, früher auch Verwandtschaft

Lit.: Nötzold-Linden, U., Freundschaft, 1994

Frevel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1160 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [LAlam. I 2, 64, AhdGl. II 214, II 29] in rund 120 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem mittelalterlichen Recht die Waghalsigkeit, die eine Unrechtstat bedeuten kann und die sich daraus ergebende Rechtsfolge (Buße bzw. Geldstrafe).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, WAS; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 48, Neudruck 1964; Ruoff, W., Die Züricher Räte als Strafgericht, Diss. jur. Zürich 1941; Kretschmer, B., Der Grab- und Leichenfrevel, 2000

Friedberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Hessen wird nach keltischer, römischer und germanischer Besiedelung 1216 als Burg (staufische Reichsburg) und 1218 oder 1219 als Stadt (1257 als Reichsstadt bestätigt) genannt. Das Recht der Stadt stimmt mit dem Recht Frankfurts am Main weitgehend überein. 1802 fällt die Stadt, 1806 die Burg an Hessen. Seit 1834 bilden Stadt und Burg eine Gemeinde.

Lit.: Fertsch, W., Der Rat der Reichsstadt Friedberg, 1913, Schartl, R., Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg im Mittelalter, Diss. jur. Gießen 1987; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., 1997ff.; Hoos, H., Kehillah Kedoschah - Spurensuche, 2002, 2. A. 2009

Friedberg, Emil (Konitz 22. 12. 1837-Leip­zig 7. 9. 1910), Sohn eines 1824 von der jüdischen Religion zu der evan­ge­lischen Kirche übergetretenen Richters, wirkt nach Promotion (1861 Emil Ludwig Richter) und Habilitation (1862) als außerordentlicher Professor für Kirchenrecht, Staatsrecht und Handelsrecht in Halle (1865), Freiburg im Breisgau (1868) und als ordentlicher Professor in Leipzig (1869). Politisch tritt er für die Trennung von Staat und Kirche und die Aufsicht des Staates über die Kirche ein (Die Grenzen zwischen Staat und Kirche 1872). Bedeutsam sind seine kirchenrechts­geschichtlichen Editionen (→Corpus iuris canonici, 1879ff., Neudruck 1955, Quinque compilationes antiquae, 1882, Neudruck 1956, Canonessammlungen zwischen Gratian und Bernhard von Pavia, 1897, Neudruck 1958) und sein Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts (1879, 6. A. 1909). Er ist Anhänger der historischen Rechts­schule. S. Google

Lit.: Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 283

Friedberg-Scheer →Thurn und Taxis

Friede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 4 Viertel 8. Jahrhundert bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (Stelle nicht gefunden) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zustand ungestörter Ordnung, in dem sich niemand der Gewalt bedient, um seine besonderen Interessen zu verwirklichen. Ob Friede unter Menschen außer als Ziel auch als Wirklichkeit jemals herrscht, ist wegen der egoistischen Grundausrichtung des individuellen Menschen fraglich. Der Friede innerhalb des Volkes lässt sich zunächst als Aufgabe aller Einzelnen vorstellen. Erst in dem Laufe des Mittelalters drängt der Staat mit Unter­stützung der Kirche (→Gottesfriede) die →Fehde durch die Durchsetzung des Ge­waltmonopols (→Strafrecht, →Polizeirecht) zurück. Außerhalb des Volkes bildet der →Krieg zweier oder mehrerer Völker den Gegensatz zu dem Frieden. Zu einer Beendigung des Krieges bedarf es grundsätzlich eines (völkerrechtlichen) Frie­densvertrags (beispielsweise Friede von Münster und Osnabrück 1648, mehr als 2000 Friedensverträge in Europa zwischen 1450 und 1789). Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist der Angriffskrieg zu Gunsten des Weltfriedens völkerrechtlich verboten, doch ist das Verbot gegenüber dem Mächtigen bisher nicht wirklich durchsetzbar.

Lit.: Köbler, DRG 84; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 543; Köbler, WAS; Osenbrüggen, E., Der Hausfrieden, 1863, Neudruck 1968; Rosenstock, E., Herzogsgewalt und Friedensschutz, 1910; Wilke, K., Das Friedegebot, 1911; His, R., Gelobter und gebotener Friede im deutschen Mittelalter, ZRG GA 33 (1912), 139; Schneider, B., Friedewirkung und Grundbesitz, 1913; Prutz, H., Die Friedensidee im Mittelalter, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. München, 1920; Nestle, W., Der Friedensgedanke in der antiken Welt, 1938; Wiesenthal, F., Die Wandlung des Friedensbegriffs, Diss. phil. München 1949; Raumer, K., Ewiger Friede, 1953; Achter, V., Über den Ursprung des Gottesfriedens, 1955; Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden für die Gesetzgebung in Deutschland, Diss. jur. Marburg, 1958; La Paix, 1961 (Recueils de la Société Jean Bodin 15); Dickmann, F., Der Westfälische Frieden und die Reichsverfassung, 1965; Weimann, K., Der Friede im Altenglischen, 1966; Åqvist, G., Frieden und Eidschwur, 1968; Justus, W., Die frühe Entwicklung des säkularen Friedensbegriffs, 1975; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfriede 1550-1600, 1976; Körner, T., Iuramentum und frühe Friedensbewegung, 1977; Duchhardt, H., Studien zur Friedensvermittlung in der frühen Neuzeit, 1979; Fisch, J., Krieg und Frieden im Friedensvertrag, 1979; Renna, T., The Idea of Peace, (in) Journal of Medieval History 6 (1980) 143; Hattenhauer, H., Pax et iustitia, 1983; Ermacora, F., Der unbewältigte Friede. St. Germain und die Folgen, 1989; Schildt, B., Der Friedensgedanke im frühneuzeitlichen Dorfrecht – Das Beispiel Thüringen, ZRG GA 107 (1990), 188; Hartmann, W., Der Friede im früheren Mittelalter, 1992; Ziegler, K., Völkerrechts­geschichte, 1994, 2. A. 2007; Erkens, M., Die französische Friedensgerichtsbarkeit, 1994; Träger und Instrumentarien des Friedens, hg. v. Fried, J., 1996; Tuck, R., The rights of war and peace, 1999; Suche nach Frieden, hg. v. Brieskorn, N. u. a., Bd. 1ff. 2000ff.; Howard, M., Die Erfindung des Friedens, 2001; Kamp, H., Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter, 2001; Koppe, K., Der vergessene Friede, 2001; Schmidt, K., Friede durch Vertrag, 2002; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Irenik und Antikonfessionalismus im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Klueting, H., 2003; Frieden stiften, hg. v. Althoff, G., 2010; Raaflaub, K., Friedenskonzepte, (in) HZ 290 (2010), 593; Pax perpetua, hg. v. Schmidt-Voges, I. u. a., 2010; http://www.friedensver­trae­ge.de; Duchhardt, H., Frieden im Europa der Vormoderne, 2011; Frieden schaffen und sich verteidigen im Spätmittelalter, hg. v. Naegle, G., 2012; Frieden und Friedenssicherung in der frühen Neuzeit, hg. v. Braun, G. u. a., 2013 (Festschrift Lanzinner); Gotthard, A., Der liebe vnd werthe Fried, 2014; Bockel, R. v., Kurt Hiller und die Gruppe Revolutionärer Pazifisten (1926-1933), 2019; Rastatt 1714 und der Traum vom Frieden, hg. v. Fieg, O., 2019

Friedebann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besonders auf den Frieden abstellende Königsbann.

Friedel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 310, II 304, II, 406] in 7 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar?, M., F.) Geliebter, Geliebte, Ehegatte, (selten) Ehegattin

Friedelehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (nach umstrittener Ansicht Herbert Meyers) die durch bloße Verein­barung der Brautleute (und Aufnahme einer auf Dauer angelegten Lebensgemein­schaft) geschlossene Ehe (des mittelalterlichen Rechtes), bei welcher der Mann in Gegensatz zu der Eheschließung unter Mitwirkung des Vaters der Braut keine Personengewalt (munt) über seine Friedel (Geliebte) gewinnt. Ihre tatsächliche Bedeu­tung ist ganz unsicher. Von der Kirche wird sie abgelehnt. Möglicher­weise geht die morganatische Ehe des Adels auf eine ähnliche Vorstellung zurück.

Lit.: Hübner 642; Meyer, H., Friedelehe und Mutterrecht, ZRG GA 47 (1927), 198; Haff, K., Das „Werven der echtinge“ des Friedelkindes, ZRG GA 53 (1933), 316; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Meyer, H., Friedelehe und Mutterrecht, ZRG GA 47 (1927), 198; Ebel, E., Der Konkubinat nach altwestnordischen Quellen, 1993; Esmyol, A., Geliebte oder Ehefrau?, 2002

Friedensgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →fredus

Lit.: Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, 2003 (ungedruckt)

Friedensgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1772 bezeugt – nicht in EDEL – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in anderer Schreibweise Friedgericht in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [RegensbStat. 154] in 5 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Frieden anstrebendes Gericht, teilweise dem juge de paix Frankreichs angeglichen

Lit.: Erkens, M., Die französische Friedens­gerichtsbarkeit 1789-1814 unter besonderer Berücksichtigung der vier rheinischen Departements, 1994

Friedensgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 in dem 17. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [bei Faber, Staatskanzlei 109 S. 725] in 1 Stelle, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Frieden anstrebendes Gesetz →Landfriede

Friedensgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) auf Frieden angelegte Gesetzgebung →Landfriede

Friedensrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [MGConst. V 356] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Friedensgericht, Richter

Friedensvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1533 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den Kriegszustand zwischen mehreren Staaten beendende, vor allem seit Beginn der Neuzeit formalisierte völkerrechtliche Vertrag an dem Ausgang eines Krieges (beispielsweise Friedensvertrag zwischen Ägyptern und Hethitern 1270 v. Chr., zwischen Rom und Karthago 201 v. Chr., von Troyes 1420, von Münster und Osnabrück 1648, von Nimwegen 1678/1679, von Rijswijk 1697, von Lunéville 1801, Vertrag von Versailles 1919, Vertrag von Saint Germain 1919).

Lit.: Fisch, J., Krieg und Frieden im Friedensvertrag, 1979; Zwischenstaatliche Friedenswahrung, hg. v. Duchhardt, H., 1991; Ziegler, K., Völkerrechts­ge­schich­te, 1994, 2. A. 2007; Peace treaties and international law, hg. v. Lesaffer, R., 2004

Friedhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 9./16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Otfrid III 25,6 frithof d. h. freithof] bzw. ab 1300 [Rockinger, Dm. 73] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Ort, an dem Menschen Tote be­statten. Die Totenbestattung ge­schieht anfangs nach unterschiedlichem Brauchtum (Hügel­gräber, Reihengräber­felder mit reichhaltigen Grabbeigaben an Schmuck und Waffen seit der Mitte des 5. Jahrhundert n. Chr. nach römischem Vorbild der Körperbestattung bis in das frühe 8. Jahrhundert als Zeichen des Übergangs von dem Altertum in das Mittelalter bzw. als Ausdruck der Selbsteinschätzung einer sich neu formierenden Gesellschaft aus Römern und Germanen mit einem besonderen kriegerischen Aspekt). Mit der Christianisierung entwickelt sich in Erwar­tung von Auferstehung der Toten zu ewigem Leben der Friedhof um die Kirche, auf dem Ver­brechern, Selbst­mördern, Ketzern oder Fremden die Be­stattung verweigert wird. Mit der neu­zeitlichen Bevölkerungszunahme wird der (mehr und mehr gemeindlich und damit nicht mehr besonders kirchlich verwaltete) Friedhof meist unter Vergrößerung an den jeweiligen Ortsrand verlegt. Nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) ist eine Beerdigung nur auf dem öffentlichen Friedhof zulässig. Es werden besondere Satzungen oder Ordnungen zu der rechtlichen Regelung des Friedhofs­wesens einschließlich steigender Benutzungsgebühren geschaffen. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts nimmt die Verbrennung der Toten und die Bestattung der Asche in einer Urne – auch aus Kostengründen - stark zu.

Lit.: Cohen, G., Der jüdische Friedhof, 1930; Derwein, H., Geschichte des christlichen Friedhofs, 1931; Gaedke, J., Handbuch des Friedhofs- und Bestattungsrechts, 1954, 6. A. 1992, 10. A. 2010; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957; Fischer, N., Vom Gottesacker zum Krematorium, 1996; Brademann, J., Mit den Toten und für die Toten, 2013

friedlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1227 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frieden entbehrend, geächtet

Friedlosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 19. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv friedlos ab 1221-1224) ist in dem mittelalterlichen Recht vermutlich der Zustand des Ausgestoßenseins aus der Rechtsgemeinschaft. Wer friedlos ist, darf bußlos getötet werden. Das tatsächliche Vorkommen der Friedlosigkeit ist nicht gut bezeugt, so dass die Friedlosigkeit als allgemeine rechtliche Einrichtung zweifelhaft ist. →Acht, →Gottesfriede, →Landfriede

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 87; Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842; Brunner, H., Abspaltungen der Friedlosigkeit, ZRG GA 11 (1890), 62; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 2. A. 1906ff.; Haff, K., Zur Friedlosigkeit nach holsteinischem Recht, ZRG GA 62 (1942), 375; Kaufmann, E., Zur Lehre von der Friedlosigkeit im germanischen Recht, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad 1980, 32

Friedrich I. →Friedrich I. Barbarossa

Friedrich II. (Iesi bei Ancona 26. 12. 1194-Castel Fiorentino bei Lucera 13. 12. 1250), Sohn des Staufers Heinrich VI. und Konstanzes von Sizilien sowie Enkel →Friedrich Barbarossas, wird 1198 König von Sizilien und (1196/)1211/1212 König des deutschen Reiches (an dem 27. 7. 1214 Sieg über den Welfen Otto IV. in der Schlacht von Bouvines, 22. 11. 1220 Kaiserkrönung, 1227 exkommuniziert, 1230 Aufhebung der Exkommunikation, 1245 auf dem Konzil von Lyon für abgesetzt erklärt). Er errichtet in Sizi­lien mit Hilfe rechtlicher Regelungen ([20] Assisen von Capua 1220, Konsti­tutionen von Melfi September? 1231) eine fortschrittliche Verwaltung. In dem eher von ihm vernachlässigten deutschen Reich ver­brieft er vielleicht mit ähnlicher Ziel­setzung die von den Fürsten errungenen Rechte (→Confoederatio cum principibus ecclesiasticis, Bund mit den geistlichen Füsten 1220, →Statutum in favorem principum, Festsetzung zu Gunsten der Fürsten 1231) und erreicht 1235 einen Land­frieden (Mainzer Reichs­landfriede). Seine Mitwelt versetzt er als (lat.) stupor (M.) mundi (Staunen der Welt, „Weltwunder“) in vieler Hinsicht in Erstaunen. Bald nach seinem Tode enden die Staufer und beginnt das Interregnum. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 94, 101, 106, 108; Historia diplomatica Friderici secundi, hg. v. Huillard-Bréholles, J., 1852ff.; Blondel, G., Étude sur la politique de l’empereur Frédéric II, 1892; Kantorowicz, E., Kaiser Friedrich II. 1927 (Materialband 1931), 6. unv. A. 1985 (Ergänzungsband 2. A. 1980); Schrader, E., Ursprünge und Wirkungen der Reichsgesetze Friedrichs II. von 1220, 1231/32 und 1235, ZRG GA 68 (1951), 354; Zinsmaier, P., Zur Diplomatik der Reichsgesetze Friedrichs II. (1216, 1220, 1231/32, 1235, ZRG GA 80 (1963), 82; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 1966, 2. A. 1982; Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit, hg. v. Heinisch, J., 1968, 6. A. 1978; Die Konstitutionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien, hg. v. Conrad, H. u. a., 1973; Probleme um Friedrich II., hg. v. Fleckenstein, J., 1974; Ipser, K., Kaiser Friedrich der Zweite, 1977; Federico II, 1980; Wolf, G., Kaiser Friedrich II. und das Recht, ZRG RA 102 (1985), 327; Zinsmaier, P., Beiträge zur Diplomatik der Urkunden Friedrichs II., (in) DA 41 (1985), 101; Bibliographie zur Geschichte Kaiser Friedrichs II. und der letzten Staufer, 1986 (212 Quellentitel, 2014 Monographien und Aufsätze); Martino, F., Federico II, 1988; Lammers, W., Friedrich II. (1212-1250), (in) Kaisergestalten des Mittelalters, hg. v. Beumann, H., 3. A. 1991, 199; Stürner, W., Friedrich II., 1992, 2. A. 2003, 3. A. 2010; Federico II., hg. v. Toubert, P., 1994; Rösch, E./Rösch, G., Kaiser Friedrich II., 1995; Friedrich II., hg. v. Esch, A. u. a., 1996; Die Konstitutionen Friedrichs II. für das Königreich Sizilien, hg. v. Stürner, W., 1996; Sommerlechner, A., Stupor mundi?, 1999; Kaiser Friedrich II., hg. v. Eickels, K. van u. a., 2000; Rotter, E., Friedrich II. von Hohenstaufen, 2000; Die Urkunden Friedrichs II. 1198-1212, bearb. v. Koch, W., Teil 1 2002, Teil 2 2007, Teil 3, Teil 4 2014; Fumagalli, M., Federico II., 2004; Thomsen, M., Ein feuriger Herr des Anfangs, 2005; Federico II., hg. v. Zecchino, O. u. a., 2005; Gleixner, S., Sprachrohr kaiserlichen Willens, 2006; Houben, H., Kaiser Friedrich II. (1194-1250), 2008; Federico II nel Regno di Sicilia, hg. v. Houben, H. u. a., 2008; Kaiser Friedrichs Welt, hg. v. Fansa, M. u. a., 2008; Von der Kunst mit Vögeln zu jagen, hg. v. Fansa, M., 2008; Rader, O., Friedrich II., 2010; Stürner, W., Staufisches Mittelalter, 2012; Pacifico, M., Federico II e Gerusalemme, 2012; Delle Donne, F., Federico II, 2012; Vogeler, G., Rechtstitel und Herrschaftssymbol – Studien zum Umgang de Empfänger in Italien mit Verfügungen Friedrichs II. (1194-1250), 2019

Friedrich I. Barbarossa (Rotbart) ([Geburtsort unsicher] um oder nach 1122-Fluss Saleph/Kleinasien 10. 6. 1190) aus der Familie der →Staufer ist der zwischen 1152 und 1190 in dem (ersten) deutschen Reich herrschende König (1155 Kaiser). Er führt 1156 in dem sog. (lat.) →privilegium minus (kleineren Privvileg einen Ausgleich zwischen den bei der Königswahl siegreichen Staufern und den unterlegenen →Welfen herbei, indem er den Welfen 1156 das 1138 von dem staufischen König Konrad III. entzogene Herzogtum →Bayern, vermindert um das dabei,verselb­ständigte und den Babenbergern belassene Herzog­tum →Österreich, zurück­gibt. 1158 lässt er auf dem Reichstag von Roncaglia die →Regalien durch Juristen feststellen. Durch Landfriedensgesetze geht er gegen Rechts­bruch vor. Eine konstante römisch-rechtliche, Rechtsdenken oder Rechts­praxis prägende Komponente lassen seine Urkunden noch nicht erkennen. Unter ihm beginnt die Zerschlagung der dem König zu mächtigen Herzogtümer (1156 Bayern, 1180 Sachsen, vgl. auch 1168 Herzogtum Würzburg, 1184 Markgrafschaft Hennegau) in die das Reich letztlich auflösenden →Länder. (Mit seiner ersten Frau – Adela von Vohburg - scheint er in dem siebten Grad verwandt gewesen zu sein, so dass die Ehe aufgelöst werden musste.) S. Google

Lit.: Köbler, DRG 94, 101, 106; Rassow, P., Honor imperii, 1940; Heimpel, H., Kaiser Friedrich Barbarossa, 1942; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Die Urkunden Friedrichs I., hg. v. Appelt, H., Bd. 1ff 1975ff.; Friedrich Barbarossa, hg. v. Wolf, G., 1975; Opll, F., Das Itinerar Kaiser Friedrich Barbarossas, 1978; Georgi, W., Friedrich Barbarossa und die auswärtigen Mächte, 1990; Opll, F., Friedrich Barbarossa, 3. A. 1998, 4. A. 2010; Friedrich Barbarossa, hg. v. Haverkamp, A., 1992; Kaiser Friedrich Barbarossa, hg. v. Engel, E./Töpfer, B., 1994; Petrus de Ebulo, Liber ad honorem Augusti, 1994; Plassmann, A., Die Struktur des Hofes, 1998; Richter, K., Friedrich Barbarossa hält Gericht, 1999; Görich, K., Die Ehre Friedrich Barbarossas, 2001; Dick, S., Die Königserhebung Friedrich Barbarossas, ZRG GA 121 (2004), 200; Laudage, J., Friedrich Barbarossa, hg. v. Hageneier, L. u. a., 2009; Friedrich Barbarossa und sein Hof, red. v. Ruess, K., 2009; Görich, K., Friedrich Barbarossa, 2011 (unversöhnlich, rangbewusst, dünkelhaft); Pohl, M., Rationales Handeln im Zeitalter Friedrich Barbarossas, 2013; Friedrich Barbarossa in den Nationalgeschichten Deutschlands und Ostmitteleuropas (19.-20. Jahrhundert), hg. v. Görich, K. u. a., 2017

Friedrich II. (der Große) (Berlin 24. 1. 1712-Potsdam 17. 8. 1786) ist der bedeutendste König in Preußen (1740-1786). Seine mili­tärischen Erfolge (Eroberung Schlesiens von Österreich) begründen Preußens Stellung als Großmacht in Europa. Der Samuel von Cocceji übertragene Plan eines deutschen allgemeinen, sich nur auf die Vernunft und die Landesverfassung gründen­den Landrechts ([Prozessordnung] Codex Fridericianus Mar­chi­­cus 1747 verwirklicht, Projekt des Corpo­ris juris Fridericiani 1749-1754, ge­schei­tert) und die nach dem Müller-Arnold-Prozess (1779) gelungene Schaffung des Allgemeinen Landrechts Preußens (1794) gehen maßgeblich auf den dem aufgeklärten Absolutismus (1740/1754 Abschaffung der Folter, planvolle Kriminalpolitik, Bauern­schutz, Toleranz) verpflichteten Monarchen zurück. S. Google

Lit.: Heymann, E., Über die Bedeutung der Philosophie Friedrichs des Großen für seine Rechtspolitik, 1934 (SB Berlin); Ritter, G., Friedrich der Große, 1936; Jacobs, H., Friedrich der Große und die Idee der Vaterlandsliebe, 1939; Jessen, H., Friedrich der Große und Maria Theresia, 1965; Merten, D., Der Katte-Prozess, 1980; Hubatsch, W., Friedrich der Große und die preußische Verwaltung, 2. A. 1982; Schieder, T., Friedrich der Große, 1983; Dießelhorst, M., Die Prozesse des Müllers Arnold und das Eingreifen Friedrichs des Großen, 1984; Aretin, K. Frhr. v., Friedrich der Große, 1985; Panorama der fridericianischen Zeit, hg. v. Ziechmann, J., 1985; Ausstellung des geheimen Staatsarchivs, 2. A. 1986; Analecta Fridericiana, hg. v. Kunisch, J., 1987; Friedrich der Große und seine Zeit, hg. v. Hauser, O., 1987; Fridericianische Miniaturen 2, hg. v. Ziechmann, J., 1991; Kunisch, J., Friedrich der Große und die preußische Königskrönung von 1701, 2002; Duffy, C., Friedrich der Große, 1994; Tagebuch oder Geschichtskalender aus Friedrichs des Großen Regentenleben, Bd. 1ff. 2003ff.; Kunisch, J., Friedrich der Große, 2004, 5. A. 2005; Wehinger, B., Geist und Macht, 2004; Hahn, P., Friedrich der Große und die deutsche Nation, 2007; Heinrich, G., Friedrich II. von Preußen, 2009; Friedrich der Große als Leser, hg. v. Lottes, G. u. a., 2010; Burgdorf, W., Friedrich der Große, 2011; Friedrich der Große in Europa, hg. v. Sösemann, B. u. a., 2012, 2. unv. A. 2013; Hahn, P., Friedrich der Große, 2012; Deutsches Historisches Museum, Friedrich der Große, 2012; Macke, P., Suum cuique - Jedem das Seine, 2012; Blanning, T., Friedrich der Große – König von Preußen 2019 (kranker einsamer Königsdarsteller)

Friedrich III. (Innsbruck 21. 9. 1415-Linz 19. 8. 1493), Habsburger, (1424 bzw.) 1435 Erzherzog von Steyr, Kärnten und Krain, 2. 2. 1440 (nach seinem Vetter Albrecht II.) König des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches, 19. 3. 1452 Kai­ser, anerkennt 1453 das gefälschte (lat. [N.]) privile­gi­um maius, größere Privileg, s. Google

Lit.: Heinig, P., Kaiser Friedrichs III. Hof, 1997; Koller, H., Kaiser Friedrich III. 2005; In Hoc Precioso Monomento. Die Bestattung Kaiser Friedrichs III. im Wiener Stephansdom, hg. v. Kirchweger, F. u. a., 2019

Friedrich III., der Weise (Torgau 17. 1. 1463-Lochau [Annaburg] 5. 5. 1525), 1486 Kurfürst von Sachsen (Ernestiner), Beschüt­zer Martin Luthers, unverheiratet, s. Google

Lit.: Ludolphy, I., Friedrich der Weise, 1984, Neudruck 2006

Friedrich August I. (Dresden 12. 5. 1670-Warschau 1. 2. 1733, August der Starke), 1694 Kurfürst von Sachsen, 1697 mit Hilfe von Bestechungsgeldern (unter Übertritt zu dem Katholizismus) König von Polen, 1724 Codex Augusteus, Gesetzbuch Augusts, (hg. v. Lünig, J.), Förderer der Porzellanherstellung in Meißen, s. Google

Lit.: Czok, K., August der Starke und Kursachsen, 1987; Czok, K., August der Starke und seine Zeit, 4. A. 2004; Groß, W., Die Wettiner, 2007

Friedrich Wilhelm (Cölln an der Spree 16. 02. 1620-Potsdam 09. 05. 1688) stärkt als Kurfürst von Brandenburg (der große Kur­fürst) und Herzog in Preußen in Kriegen die monarchische Gewalt (geheimer Rat 4. 12. 1651 neu geordnet, Übergang zu Realunion, stehendes Heer) unter Schwächung der Stände und privilegiert in dem Edikt von Potsdam (29. 10. 1685) die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten in Preußen. S. Google

Lit.: Opgenorth, E., Friedrich Wilhelm, 1971ff.; Oestreich, G., Friedrich Wilhelm, 1971; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, 1996

Friese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1476 in abgewandelter Bedeutung in sechs Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des an der (südlichen) Nordsee siedelnden, in dem 1. Jahrhundert n. Chr. durch Plinius (23-77 n. Chr.) erwähnten, friesisch sprechenden (west)germani­schen Volkes. 734/785 werden die Friesen von den →Franken unterworfen. Um 802 wird in der →Lex Frisionum ihr Recht aufgezeichnet. Dem folgen in dem Hochmit­telalter zahlreiche weitere Quellen des →friesischen Rechtes. 1464 wird Ostfries­land zu einer Reichsgrafschaft erhoben. In dem ausgehenden 20. Jahrhundert sprechen noch rund 300000 Menschen in Deutschland und den Niederlanden die friesische Sprache. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 76; Köbler, Historisches Lexikon; Heck, F., Die altfriesische Gerichtsverfassung, 1894; Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Jaekel, H., Êtheling, Frîmon, Frîling und Szêremon, ZRG GA 27 (1906), 275; His, R., Friesisches, ZRG GA 28 (1907), 439; Jaekel, H., Die münzmetrologischen Anhaltspunkte für die Erkenntnis der altfriesischen Ständeverfassung, ZRG GA 30 (1909), 49; Jaekel, H., Chumas und twalepti, ZRG GA 30 (1909), 251; Mayer, E., Friesische Ständeverhältnisse, (in) FS H. von Burkard, 1910; Die Friesen, hg. v. Borchling, C. u. a., 1931; Siebs, B., Grundlagen und Aufbau der altfriesischen Verfassung, 1933; Gosses, J., De friesche hoofdeling, 1933; Buijtenen, M., Het friese dorp, 1961; Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands, 1975; Handbuch des Friesischen, hg. v. Munske, H., 2001; Die friesische Freiheit des Mittelalters, hg. v. Lengen, H. van, 2003; Van der Velden, B., Waar gaan wij heen met het Fries?, 2004; http://www.koeblergerhard.de/a­frieswbhinw.html; Bremmer, R./Vries, O./Laker, S., Advances in Old Frisian Philology, 2007; Hofmann, D. u. a., Altfriesisches Handwörterbuch, 2008; Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., R. u. a., 2014

friesisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [OstfriesUB. II 683] in 7? Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Friesen betreffend, Friesland betreffend

Friesisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Recht der Friesen. Es begegnet zuerst in der →Lex Frisionum (um 802). Vielleicht seit dem 11. Jahrhundert entwickeln die Friesen 17 Küren, 24 Landrechte, 7 Überküren und die Wundtaxen, die in 16 nach 1276 einsetzenden Handschriften und einem Druck von 1485 (?) teils amtlich, teils nichtamtlich in meist friesischer Sprache für das gemein­friesische Gebiet aufgezeichnet werden. Da­neben stehen für einzelne Landschaften etwa die Westerlauwerschen Schulzenrechte (West­friesland 12. Jahrhundert), die Hunsigoer Küren (Hunsigo, nördlich von Groningen, 1252), das Rüstringer Recht (Rüstringen, westlich der Wesermündung 12./13. Jahrhundert), das Brokmer Recht (Brokmerbrief, um Aurich 1300-1345), das Emsiger Pfennigschuldbuch (1300) und verschiedene Beliebungen (→Siebenhar­denbeliebung 1426) (altostfriesisch Rüstringer Recht, Brokmer Recht, Emsinger Recht). In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasst ein Geistlicher ein auf Rudolf von Schwaben bezogenes Rechtsbuch (Rudolfsbuch). In dem 14. und 15. Jahrhundert entstehen unter Einfluss der gelehrten Rechte Processus iudicii (Gerichtsprozess), Jurisprudentia Frisica (Friesische Rechtswissenschaft) und die Excerpta Legum (Gesetzesexzerpte). Ergänzt werden die allgemeinen Bestimmungen durch rund 1300 Urkunden der Jahre 1329 bis 1573. Seit dem 16. Jahrhundert wird das friesische Recht allmählich zurückgedrängt und 1744/1794 durch Preußen in Ostfriesland beseitigt.

Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840, Neudruck 1960, http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/RichthofenKarlVonFriesischeRechtsquellen1840.pdf; Telting, A., Het oud-friesche Stadrecht, 1882; De friesche Stadrechten, hg. v. Telting, A., 1883; His, R., Die Überlieferung der friesischen Küren und Landrechte, ZRG GA 20 (1899), 39; His, R., Das Strafrecht der Friesen im Mittelalter, 1901; Jaekel, H., Hêmêthoga, Liudamon, Ked, Koninges-orkene und Tolevabôth, ZRG GA 28 (1907), 164; Jaekel, H., Foged, Skelta, Frâna und Bon, ZRG GA 28 (1907), 205; Die niederdeutschen Rechtsquellen Ostfrieslands, hg. v. Borchling, C., Bd. 1 1908; Steller, W., Das altwestfriesische Schulzenrecht, 1926; His, R., Untersuchungen zu den älteren Rechtsquellen Ostfrieslands, ZRG GA 57 (1937), 58; Tägert, H., Familienerbe in Friesland, 1937; Oosten, M. van, De ambtshalve vervolging naar oudfriesch recht, 1938; Fairbanks, S., The old west Frisian skeltana riucht, 1939; Oudfriese Taal- en Rechtsbronnen, hg. v. Sipma, P. u. a., Bd. 1ff. 1943ff.; Krogmann, W., Zu den Emsgauer Bußen, ZRG GA 69 (1952), 345; Krogmann, W., Eine lateinische Vorstufe ostfriesischer Bußregister, ZRG GA 75 (1958), 352; Gerbenzon, P., Excerpta Legum, 1956; Snitser Recesboken 1490-1517, hg. v. Osterhout, M., 1960; Ebel, W., Das Ende des friesischen Rechts in Ostfriesland, 1961; Das Rüstringer Recht, hg. v. Buma, W./Ebel, W., 1963; Das Brokmer Recht, hg. v. Buma, W./Ebel, W., 1965; Ostfriesische Bauerrechte, hg. v. Ebel, Wilhelm 1964; Krogmann, W., Volksetymologische Umdeutungen einer friesischen Bußtaxe, ZRG GA 82 (1965), 298; Krogmann, W., Die friesische Sage von der Findung des Rechts, ZRG GA 84 (1967), 72; Krogmann, W., Die friesische Vorstufe des „Vetus Ius Frisicum“ (17 Küren, 24 Landrechte, allgemeine Bußtaxen), ZRG GA 89 (1972), 33, 90 (1973) 31; Meijering, H., De Willekeuren van de Opstallsbom (1323), 1974; Westerlauwerssches Recht 1 Jus municipale Frisonum, hg. v. Buma, W. u. a., 1977; Köbler, G., Verzeichnis der Übersetzungsgleichungen früher friesischer Quellen, 1974; Gerbenzon, P., Apparaat voor de Studie van oudfries Recht, 1981; Köbler, G., Altfriesisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-altfriesisches Wörterbuch, 1983; Codex Aysma, hg. und übersetzt v. Buma, W. u. a., 1993; Lokin, J. u. a., Het Rooms-Friese recht, 1999; Algra, N., Oudfries recht 800-1256, 2000; Lokin, J. u. a., Roman-Frisian Law of the 17th and 18th Century, 2003; http://www.koebler­gerhard.de/afrieswbhinw.html; Hempenius-van Dijk, B., Hof van Friesland, 2004; Nijdam, H., Lichaam, eer en recht in middeleeuws Friesland, 2008; Vries, O., Asega, is hetgingzijd?, 2010; Vries, O., Thet is ac londriucht – Landrechte und Landrecht im mittelalterlichen Friesland (in) Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., R u. a., 2014, 571

Friesland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (kontinentale) Siedlungs­gebiet der Friesen an der südlichen Nordsee.

Lit.: Iterson, W. van, Feudalisierungsversuche im westerlauwerschen Friesland, ZRG GA 97 (1962), 72; Agena, G., Eine Studie über die verfassungs- und verwaltungsrechtlichen Verhältnisse des Norderlandes, 1962; Le Bailly, M., Hof van Holland, Zeeland en West-Friesland, 2008

Frist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der bestimmte oder bestimmbare Zeitraum. Die Frist spielt in jeder Gesellschaft, in der die Zeit berechnet werden kann, eine Rolle. Für die Germanen wird in diesem Zusammenhang davon berichtet, dass sie nach Nächten zählen und den Zeitpunkt einer Versammlung nach Vollmond und Neumond bestimmen. Mit der Verrechtlichung aller Lebensverhältnisse gewinnt die genaue Be­stimmung von Fristen (beispielsweise für Leistungen, Prozesshandlungen, Verjährung u. s. w.) auf römischrechtlicher Grundlage in der Pandek­tistik des 19. Jahrhunderts ein immer größeres Ge­wicht (gesetzliche, richterliche oder gewillkürte Frist).

Lit.: Köbler, DRG 235; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 505; Grotefend, H., Taschenbuch der Zeit­rechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 13. A. 1991; Landes, D., Revolution in Time, 1983; Ziegeltrum, A., Grundfälle zur Berechnung von Fris­ten, (in) JuS 1986, 705; Kirste, S., Die Zeitlichkeit des positiven Rechts und die Geschichtlichkeit des Rechts­be­wusst­seins, 1998; Schmitz, M., Die Fristberechnung nach römischem Recht, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fristenlösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1974 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch eine Frist gekennzeichnete Lösung für die Zulässigkeit einer →Abtreibung.

fristlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1907 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ohne eine Frist erfolgend, sofortig

Fritzlar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort an der Eder südwestlich Kassels in Hessen

Lit.: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Fritzlar, hg. v. Demandt, K., 1939; Fritzlar im Mittelalter, 1974

Frölich, Karl (Oker/Harz 14. 4. 1877-Gießen 29. 4. 1953), 1924-1945 Rechtshistoriker in Gießen, Rechtsarchäologe, S. Google

Lit.: Köbler, G., Gießener Gelehrte, 1982, 242

Fron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt – nach 1150 [Litanîe] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [MGDiplKarol. I 126, AhdGl. I 470] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (als Ableitung zu ahd. fro [M.] Herr) in dem mittelalterlichen deutschen Recht der (Dienst in) Bezug auf einen Herrn. →Fronbote, Frondienst, Fronhof

Fronbote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1195 [HHalberstUB. I 330], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht der Gehilfe eines Richters für tat­säch­liche Aufgaben (Botendienste, Ladungen, Wach­dienste, Vollstreckungen). Nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) steht er nach Wahl durch den Richter auf Lebenszeit in dem Dienst des Königs und ist durch doppelte Buße geschützt. Ihm entsprechen andernorts Büttel, Scherge oder Weibel. S. Google

Lit.: Eggert, C., Der Fronbote im Mittelalter, 1897; Peters, W., Bezeichnungen und Funktionen des Fronboten, 1991

Frondienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1334 bezeugt – 1334 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [WasungenUB. 34] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter und in der frühen Neuzeit vor allem der einem Grundherrn oder Gerichtsherrn zu erbringende Dienst (beispielsweise Pflügen, Säen, Eggen, Ernten, Mahlen, Backen, Brauen, Spinnen, Weben, Fahren, Reiten, Bauen u. s. w.). Der so genannte gemessene Fondienst umfasst selten mehr als die Hälfte der jährlichen Arbeitszeit. Seit dem Frühmittelalter geht der tatsächlich geleistete Frondienst auch wegen des Aufkommens der Geldwirtschaft zurück und wird bis zu der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Bauernbefreiung besei­tigt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Siebeck, O., Der Frondienst als Arbeitssystem, 1904; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer in der deutschen Kaiserzeit, 1939, 46ff.; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1962, 93ff., 126ff.; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft, 1978, 124; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985, 2. A. 1986, 3. A. 1987, 25ff.

fronen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 659] bzw. ab dem 11. Jahrhundert [GenesisW. 60,37] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Dienst leisten, beschlagnahmen

Fronhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. III 238, III 629] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Haupthof (Salhof) des Grund­herrn in der mittelalterlichen →Grundherr­schaft. Er wird von dem Grundherrn selbst oder durch Verwalter bewirtschaftet. Zu ihm gehört das umgebende Salland (Herrenland). Seit dem Hochmittelalter verliert der Fronhof mit dem Übergang zu der →Rentengrundherrschaft ei­nerseits und zu der →Gutsherrschaft anderer­seits seine Bedeutung und verschwindet mit der Beseitigung der Grundherrschaft in dem 19. Jahrhundert ganz.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 77, 96; Maurer, G. v., Geschichte der Fronhöfe, Bd. 1ff. 1862f., Neudruck 1961; Kötzschke, R., Salhof und Siedelhof, 1953; Lütge, F., Geschichte der deutschen Agrarverfassung, 1963

Fronung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320 [CDBrandenb. I 9 S. 19] in 21 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die öffentliche →Beschlagnahme von Gegenständen (Grundstücken) in dem Zuge der Zwangsvoll­streckung (zugunsten des Königs). In der (lat. [F.]) Capitulatio de partibus Saxoniae (782/785) wird die Beschlagnahme (Fronung) angeordnet, falls ein Verurteilter ein Urteilserfüllungs­ge­löbnis mangels eines Bürgen nicht ablegen kann, in einem weiteren Kapitular (803), falls der Beklagte auf vier­malige Ladung nicht vor Gericht erscheint. In dem Hochmittelalter ist die Fronung nur in Ostfalen (Sachsenspiegel, Stadt­rech­te) ge­bräuchlich. Sie soll den Schuldner zu der Leis­tung veranlassen. In dem 16. Jahrhundert ist sie allgemein geschwunden.

Lit.: Planitz, H., Die Fronung, ZRG GA 78 (1961), 39ff.; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004

Frostathingslög (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in 16 Teile ge­glie­derte Rechtsbuch des um den Drontheimfjord gelegenen norwegischen Gebiets, dessen erhaltener Text durch eine zwischen 1260 und 1269 entstandene, 1728 verbrannte Handschrift überliefert ist (Frostothingsbok). Der Frostathingslög geht die →Gragas voraus. Ihrerseits ist sie Vorbild für →Jarnsida und für das Reichsrecht König Magnus Hakonarsons (1274).

Lit.: Meissner, R., Germanenrechte, 1939; Sveaas Andersen, P., Samlingen av Norge, 1977

Frucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [M.] fructus) ist das Erzeugnis (beispielsweise Kalb, Apfel) einer Sache (beispielsweise Kuh, Baum bzw. Grundstück) und die sonstige ihrer Bestimmung gemäß aus ihr gewonnene Ausbeute (beispielsweise Sand) sowie der seiner Bestimmung gemäß aus einem Recht gewonnene Ertrag (beispielsweise Dividende). In dem klassisch-römischen Recht wird die Frucht, zu der nicht das folglich dem Eigentümer der Mutter gehörende Kind der Sklavin und auch nicht der Zins für ein Kapital zählen, (erst) mit der Trennung von der Muttersache rechtlich selbständig. Sie wird Eigentum des Eigen­tümers der Mutter­sache (Substantialprinzip), sofern diesem nicht ein anderer Berechtigter (beispielsweise Erbpächter) vorgeht. In dem mittelalterlichen deutschen Recht fällt die natürliche Frucht grundsätzlich dem zu, der die zu ihrer Ge­winnung erforderlichen Aufwendun­gen erbracht hat (Wer sät, der mäht, Produk­tionsprinzip). Mit der Aufnahme des römi­schen Rechtes seit dem Spätmittelalter drin­gen die romanistischen Regeln ein. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) gibt dem Fruchtziehungsberechtigten Eigentum bereits an der hervortretenden Frucht. Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811/­1812) und Bürgerliches Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/­1900) folgen dem römisch-gemeinen Recht.

Lit.: Kaser § 18 III; Hübner 463; Köbler, DRG 39; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 55; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deut­schen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fernan­des Fortunato, S., Früchte und Nutzungen, 2012

fructus, frūctus, lat., M., Nutzung, Genuss, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. idg. *bʰrūg-, Sb., V., Frucht, genießen, gebrauchen, s. idg. *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben

früh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1421 [Danzig Hirsch 289] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zeitig, morgendlich

Frühkapitalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1913 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Anfangsstufe des →Kapitalismus an dem Beginn der frühen Neuzeit (beispielsweise Fugger, Welser). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 134; Baltl/Kocher 109, 145; Strieder, J., Zur Genesis des modernen Kapitalismus, 1904; Sombart, W., Der moderne Kapitalismus, Bd. 2 1916; Trusen, H., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961; Fuchs, G., Gewinn als Umbruch der Ordnung?, 2019

Frühkonstitutionalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die eine Ver­fassung (Konstitution) erstrebende bzw. modernisierend-kontrolliert gewährende (ok­tro­yierende) poli­ti­sche Bewegung des beginnenden 19. Jahrhunderts (nach französischem Vorbild der Charte Constitutionelle von dem 4. 6. 1814 Nassau 1./2. 9. 1814, 1816 Schwarz­burg-Rudolstadt, Schaum­burg-Lippe, Wal­deck, Sachsen-Wei­mar, 1818/1819 Sachsen-Hildburghausen, Bayern 26. 5. 1818, Baden 22. 8. 1818, Württemberg 25. 9. 1819, Hannover 1819, Braunschweig 1820, Hessen-Darmstadt 1820, Sachsen-Coburg 1821, Sach­sen-Meiningen 1824). Der Frühkonstituionalismus hält an der Vorherrschaft des Monarchen fest, gewährt aber den Ständen begrenzte Mitwirkungs­rechte unter Einführung des Repäsentations­prinzips in dem Landtag (konstitutionelle Monar­chie). In Gegensatz zu der vorangehenden landständischen Verfassung ist der Reprä­sentant nicht an die Anweisung oder Inte­ressen seines Standes gebunden, sondern soll seine Entscheidung unter Berück­sich­ti­gung des Wohles des gesamten Landes tref­fen. (Praktisch wenig bedeutsame) Staats­bürgerrechte zu der Sicherung einer dem unmittelbaren staatlichen Einfluss entzogenen gesellschaftlichen Sphäre sind anerkannt, obwohl der Vorrang der Verfassung noch fehlt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Brandt, H., Der deutsche Frühkonstitutionalismus, (in) Hessen, 1997, 39; Schulze, C., Frühkonstitutionalismus in Deutschland, 2002; Hilker, J., Grundrechte im deutschen Frühkon­stitu­tionalismus, 2005

frühkonstitutionell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) frühe Konstitutionen betreffend

Frühmittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv frühmittelalterlich 1856) ist der etwa zwischen dem Untergang des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) und dem (Aussterben der ostfränkischen Karolinger [911] und westfränkischen Karolinger [987] bzw. dem) →Investiturstreit ab 1073, also zwischen etwa 500 und 1000 n. Chr. liegende Abschnitt des Mittelalters.

Lit.: Köbler, DRG 75; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, 1972; Bund, K., Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, 1979; Prinz, F., Von Konstantin zu Karl dem Großen, 2000; Buc, P., The Dangers of Ritual, 2001; The Early Middle Ages, hg. v. McKitterick, R., 2001; Grant, M., Die Welt des frühen Mittelalters, 2003; Goetz, H., Europa im frühen Mittelalter, 2003; Wickham, C., Framing the Early Middle Ages, 2005; Von der Spätantike zum frühen Mittelalter, hg. v. Kölzer, T. u. a., 2009; Recht und Konsens im frühen Mittelalter, hg. v. Epp, V. u. a., 2017

frühmittelalterlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – 9,1163,33 - 1856 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frühmittelalter betreffend

Frühneuhochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (in Gegensatz zu einer einfacheren und klareren älteren Abgrenzung von Germanisten des 20. Jahrhunderts in althochdeutsch, mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch modernisierend zusätzlich ausgesonderte,) zwischen 1350 (Mittelhochdeutsch) und 1650 (Neuhoch­deutsch) gesprochene, frühe Stufe der neuhochdeutschen Sprache (zeitliche Abgren­zung zu dem Mittelhochdeutschen und wohl auch zu dem Neuhochdeutschen streitig).

Lit.: Götze, A., Frühneuhochdeutsches Glossar, 1912, 2. A. 1920, 7. A. 1967; Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Anderson, R. u. a., Bd. 1ff. 1986ff. (bis vielleicht 2027 wohl 16 Bände mit schätzungsweise rund 8000 Seiten und 100000 Lemmata); Baufeld, C., Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 1996, Neudruck 2012

Frühneuzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv frühneuzeitlich DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert) frühe Neuzeit – vielleicht zwischen 1492 oder 1500 und 1648 oder 1650

Lit.: Vocelka, K., Frühe Neuzeit 1500-1800), 2013

frühneuzeitlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Adj., frühe Neuzeit betreffend

Frührezeption (des römischen Rechtes) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der erste zeitliche Abschnitt der Aufnahme (→Rezeption) des römischen Rechtes in mittelalterliche Rechtsordnungen. Angesichts der Übernahme römischrechtlicher Vorstel­lungen bereits in frühmittelalterliche Volksrechte lässt sich von Frührezeption auch schon für das Frühmittelalter sprechen. In einem engeren Sinn schließt Frührezeption aber erst an die Wiederaufnahme der Beschäftigung mit dem justinianischen Rechtstexten seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert an und dauert in dem Heiligen römischen Reich vielleicht bis zu der Reichskammergerichtsordnung von 1495.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Hageneder, O., Zur Frührezeption des römisch-kanonischen Prozess­verfahrens im Lande ob der Enns, (in) FS K. Pivec, 1966, 131; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337

Frühsozialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der erste zeitliche Abschnitt des Sozialismus. Er lässt sich in seinem Beginn in die Mitte des 16. Jahrhunderts setzen. Er endet um 1848. Seine Zielsetzungen sind zumindest anfangs noch sehr allgemein und ziemlich unterschiedlich.

Lit.: Der Frühsozialismus – ausgewählte Quellentexte, hg. v. Ramm, T., 1956, 2. A. 1968; Heis, R., Das Recht im frühen Sozialismus, Diss. jur. Innsbruck 1995

Fuchs, Ernst (Weingarten 15. 10. 1859-Karlsruhe 10. 4. 1929), Rechtsanwalt, ent­schiedener Vertreter der freien Rechts­schule, s. Google

Lit.: Fuchs, E., Die Gemeinschädlichkeit der konstruk­tiven Jurisprudenz, 1909

Fuero (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbarM., zu lat. [N.] forum, Markt, Gericht) bzw. foro oder (katalanisch) fur ist in →Spanien (bzw. Portugal) das teilweise bis in das 20. Jahrhundert geltende landschaftliche Recht des Hochmittelalters (in engerem Sinne das aufgezeichnete Stadtrecht oder Gebietsrecht). Vor allem in Aragón und Valencia steht der besondere Fuero in Gegensatz zu dem allgemeinen Recht. Der Name Fuero erwächst erst allmählich. Die ersten überlieferten Fueros sind nicht umfangreich (Vorläufer cartas de población, Veröffentlichungsurkunden, wie beispielsweise für Valpuesta 804, dann Fuero von Castrojeriz 974, Sepúlveda 1076, bekannt Fuero juzgo 13. Jahrhundert, Fuero de Aragón 1247, Llibre de les Costumes de Tortosa, Ende 13. Jahrhundert). Von besonderer Bedeutung ist die Bewahrung von aus dem westgotischen Volksrecht (→Lex Visigothorum, Recht der Westgoten) rührendem germa­nistischem Rechtsgut. Unterscheiden lassen sich vor allem Privilegien, Urkunden über Abgaben und Stadtrechte.

Lit.: Wohlhaupter, E., Die localen Fueros Aragons und ihre Verbreitung, (in) FS E. Heymann, 1940, 108; Hierneis, O., Das besondere Erbrecht der sog. Foralrechtsgebiete Spaniens, 1966; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 681; Barrero García, A./Alonso Martín, M., Textos de derecho local español en la Edad Media, 1989; Suárez Bilbao, F., El fuero judiego en la España cristiana, 2000

Fuero (M.) de Aragón ist die Sammlung von Gesetzen oder Verordnungen, die besonders Aragón betreffen. Den Auftrag hierzu erteilt König Jakob I. an den Bischof von Huesca und ehemaligen Bologneser Scholasten Vidal de Canellas. Von dessen zwei Kompilationen billigen die Cortes von Huesca 1247 die kleinere, weniger romanistische. 1283 wird sie in das von dem Adel König Peter III. abgerungene (span. [M.]) Privilegio general (allgemeine Privileg) aufgenommen. In dem 14. und frühen 15. Jahrhundert wird sie um je ein Buch der vier in dieser Zeit herrschenden Könige erweitert. S. Google

Lit.: Tilander, G., Los fueros de Aragón, 1937; Wohlhaupter, E., Die localen Fueros Aragóns, (in) FS E. Heymann, 1940, 108; Wohlhaupter, E., Das Privatrecht der fueros de Aragón, (in) TRG GA 62 (1942), 89, 63 (1943), 214, 64 (1944), 173; Lalinde Abadía, J., Los Fueros de Aragón, 1976, 4. A. 1985

Fuero (M.) de Burgos ist ein die Hauptstadt der Grafschaft →Kastilien betreffender Text des spanischen Rechtes. S. Google

Lit.: Martínez Díez, G., Fueros en el territorio de la provincia de Burgos, 1982

Fuero (M.) de Castiella ist das älteste Rechtsbuch Kastiliens, in dem durch einen unbekannten Verfasser in Burgos nicht lange nach 1248 das kastilische Recht des 13. Jahrhunderts aufgezeichnet wird. S. Google

Lit.: Libro de los Fueros de Castiella, hg. v. Sánchez, S., 1924

Fuero (M.) de Cuenca ist der ziemlich ausführliche, in 43 Kapitel gegliederte Fuero des spanischen Rechtes in dem Königreich Leon und Navarra, den König Alfons VIII. (1189/1190 bzw. zwischen November 1189 und März 1193 oder in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts) der 1177 zurückeroberten Stadt Cuenca gewährt. S. Google

Lit.: The Code of Cuenca, übers. v. Powers, J., 2000

Fuero (M.) de Francos ist der 1095 von König Alfons VI. von Kastilien dem Dorf Logroño bei der Erhebung zu einer Stadt verliehene Fuero des spanischen Rechtes, der später auch anderen Städten gewährt wird (Miranda 1099, Toledo). S. Google

Fuero (M.) de Jaca ist das 1063 von Sancho Ramírez bei der Erhebung des Ortes von einer villa zu einer Stadt verliehene Recht von →Jaca. S. Google

Lit.: Ramos y Loscertales, J., Fuero de Jaca, 1927; Molho, M., El Fuero de Jaca, 1964

Fuero (M.) de la Novenera ist die Sammlung des aragonesisch-navarrischen Gewohnheits­rechts, in die auch bäuerliches Gewohnheitsrecht Eingang findet. S. Google

Fuero (M.) de León ist ein von 1017(-1020) stammender, sich selbst als (lat. [N.]) Decretum, Dekret, bezeichnender Text des spanischen Rechtes aus dem Königreich →Leon. Er geht auf König Alfons V. zurück. Seine ersten 20 Artikel betreffen das ganze Land, die übrigen 28 nur einzelne Orte. S. Google

Lit.: García-Gallo, A., El fuero de León, (in) AHDE 39 (1969), 5

Fuero (M.) del trabajo ist das 1938 erlassene, 1967 abgeänderte Arbeitsgesetzbuch →Spaniens. S. Google

Fuero (M.) de Madrid von 1202 ist ein das Recht →Madrids aufzeichnender Text. S. Google

Lit.: Sánchez, G., El Fuero de Madrid, (in) El Fuero de Madrid, 2. A. 1963

Fuero (M.) de Sepúlveda ist der in einem Privileg König Alfons VI. von Kastilien (1072-1109) enthaltene Fuero des spanischen Rechtes der südlichen Grenzgebiete des Königreichs Kastilien (1076), den die Könige Alfons I. und Alfons II. von Aragón auch in Teilen Aragoniens einführen. S. Google

Fuero (M.) de Soria ist das Recht von Soria in Kastilien. S. Google

Lit.: Sánchez, G., Historia del Fuero de Soria, (in) Fueros castellanos de Soria de León y Castilla, 1919, 227

Fuero (M.) de Teruel ist der ausführliche Fuero des spanischen Rechtes der 1171 von Alfons II. von Aragón zurückeroberten Stadt Teruel. S. Google

Fuero (M.) de Toledo ist der die städtischen Privilegien Toledos zusammenfassende Fuero des spanischen Rechtes, die allen Bewohnern gemeinsam sind. Er folgt dem nach der Eroberung 1085 gewährten Fuero de Juzgo (der [westgotischen] Mozaraber) bzw. Fuero der Kastilier bzw. Fuero de Francos nach. S. Google

Lit.: García-Gallo, G., Los Fueros de Toledo, (in) AHDE 45 (1975), 341

Fuero (M.) de Zaragoza ist der Fuero des spanischen Rechtes, der die Interessen der sog. Infanzones (ritterlichen Adeligen) stärker berücksichtigt als die der Bürger. S. Google

fuero (M.) ecclesiastico (span.) kirchliche Gerichts­barkeit in Spanien

Fuero (M.) general ist die umfassende private Sammlung des spanischen Gewohnheitsrechts des Adels und seiner Bauern in Aragón und Navarra aus dem 13. Jahrhundert. S. Google

Fuero (M.) Juzgo ist die in verschiedenen Fassungen in das Kastilische übertragene (lat.) →Lex (F.) Visigothorum, die auch nach der Zerstörung des Westgotenreichs in Spanien durch die Araber für die unterworfenen Westgoten (Mozaraber) gilt. Der Fuero Juzgo ist auch das von der königlichen Rechtsprechung des vereinigten Königreiches von Leon und Navarra in Leon - nicht in Kastilien - angewendete Recht. Nach 1240 verleiht König Ferdinand III. den zwölfteiligen Fuero Juzgo an eroberte Städte in Andalusien und Levante (Córdoba, Sevilla, Jaén, Murcia, Alicante, Jerez). 1263 wird der Fuero Juzgo von König Alfons X. in den →Fuero real (bzw. den Libro de las Leyes) modernisiert. S. Google

Fuero (M.) militar (span.) Militärgerichtsbarkeit in Spanien, s. Google

fuero (M.) municipal (span.) Stadtrecht in Spanien, s. Google

Fuero (M.) real (bzw. Libro de las Leyes) ist der 1255 oder 1263 von König Alfons X. dem Weisen von Leon und Navarra aus dem →Fuero Juzgo modernisierte →Fuero des spanischen Rechtes. Er passt den aus der frühmittelalterlichen (lat.) Lex (F.) Visigothorum entwickelten Fuero Juzgo den hochmittelalterlichen Bedürfnissen an und nimmt verschiedene römischrechtliche und kirchenrechtliche Sätze auf. Er ist in vier Bücher gegliedert (Verfassung, Verfahren, Familie, Erbe und Schulden sowie Strafe). Er wird bestimmten Städten in Leon und Kastilien (Valladolid 1255, Madrid 1262) sowie Burgos und Soria verliehen, doch muss der König 1272 die Fortgeltung der alten städtischen Fueros anerkennen. Von ihnen werden viele bis 1340 neu aufgezeichnet. S. Google

Lit.: Martínez Díez, G., Leyes de Alfonso X.: Fuero Real, 1988

Fuero (M.) viejo de Castilla ist die umfassende private Zusammenstellung des kastilischen Gewohnheitsrechts. Eine um 1248 entstandene Fassung ist unsystematisch. Der Fuero viejo de Castilla erhält seine endgültige systematische und in fünf Bücher gegliederte Gestalt um 1356. Seine wichtigste Quelle ist der Libro de los Fueros. S. Google

Lit.: García González, F., El fuero viejo assistemático, (in) AHDE 41 (1971), 767

Fugger ist der Angehörige einer aus dem zwischen Augsburg und Landsberg am Lech gelegenen Dorf Graben kommenden, 1367 in Augsburg als Weber genannten Familie, die in der Linie von der Lilie durch die Fuggersche Handelsgesellschaft, das Kupfermonopol und den Ablasshandel Weltgeltung erreicht. Als Bankiers der Päpste und der Habsburger erlangen sie 1504 den Adel und 1511 den Grafenrang und finanzieren 1519 die Wahl Karls V. zu dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches. Sie sind ein anschau­liches Beispiel des →Frühkapitalismus. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pölnitz, G. Frhr. v., Jakob Fugger, Bd. 1f. 1949ff.; Pölnitz, G. Frhr. v., Fugger und Hanse, 1953; Simnacher, G., Die Fuggertestamente, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, 6. A. 1999; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Nebinger, G./Rieber, A., Genealogie des Hauses Fugger, 1978; Tietz-Strödel, M., Die Fuggerei, 1982; Mandrou, R., Die Fugger, 1997; Häberlein, M., Fugger und Welser, 2002; Häberlein, M., Die Fugger, 2006; Die Welt des Hans Fugger, hg. v. Burkhardt, J. u. a., 2007; Dauser, R., Informationskultur und Beziehungswissen, 2008; Die Fugger im Bild, hg. v. Bayerische Staatsbibliothek, 2010; Düvel, T., Die Gütererwerbungen Jacob Fuggers des Reichen (1494-1525), 2013; Häberlein, M., Aufbruch ins globale Zeitalter, 2016

Fuhre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1287 [FriedbergUB. I 40 bzw. AhdGl. II 729 in den Bedeutungen Fahrt und Nutzen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fahrt, Ladung

führen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) leiten, lenken, steuern

Führer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [BambEchtb. 108 bzw. 1410 FreiburgÜÜbers. 52] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über führen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (der von Adolf →Hitler in dem Nationalsozialismus beanspruchte) anfüh­ren­de Rang innerhalb einer Gemeinschaft. Der Führer Adolf Hitler steht außerhalb der Verfassung. Er vereinigt nacheinander unterschiedliche Verfassungsstellungen in sich (Parteivorsitzender, Reichskanzler, Reichsprä­sident). Sein Wille wird als Gesetz angesehen. Nach dem Prinzip des Führers wird das so genannte → „Dritte Reich“ organisiert. Allgemeiner ist Führer der Lenker eines Geschehens oder Gegenstands.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 222, 226, 229; Das deutsche Führerlexikon, 1934; Fauser, M., Das Gesetz im Führerstaat, (in) Arch. f. öff. Recht 1965, 129; Majer, D., Grundlagen des nationalsozialistischen Rechtssystems, 1987; „Führer—Erlasse – 1939-1945“, hg. v. Moll, M., 1997; Radtke, H. u. a., Straffreiheit durch Führerbefehl?. ZRG GA 129 (2012), 214

Führerschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1909 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Urkunde über die Berechtigung zu dem Lenken von Kraftfahrzeugen. Führerscheine werden kurz nach Erfindung der Kraftfahrzeuge (1876 N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmo­tor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahr­zeug, 1886 G. Daimler) ausgestellt und vorgeschrieben. Die vorläufigen und regional unterschied­lichen Berechtigungen löst 1910 auf Grund des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen (3. 5. 1909) der Führerschein in Preußen ab (1910 in Deutschland 36077 Führerscheine, 1924 121431 neue Führerscheine, 1957 rund 1081000, 1991 2122706). Seit 1. 1. 1999 ist der Führerschein in der Europäischen Union vereinheitlicht.

Führung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 77] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ernährung, Leitung, Verhalten

Führungsaufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1975, Vorgänger seit dem 18. Jahrhundert, nach Code pénal von 1810 Polizeiaufsicht)

Lit.: Ruderich, D., Führungsaufsicht, 2015

Führungsschicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1950 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die politische oder geistig führende Gruppe von Menschen einer bestimmten Gesellschaft. In dem Mittelalter stellt der Adel die Führungsschicht, zu dem bildungsmäßig die Geistlichkeit dazukommt. In der Aufklärung tritt der durch die Schule vor allem in Lesen, Schreiben und Rechnen gebildete Bürger hinzu. In der angesichts des Wachstums der Menschheit und der Zunahme ihrer Mittel für den Einzelnen zunehmend verwickelteren und unüberschaubareren Gegenwart wird die allgemeine Meinung in erheblichem Maß durch die Medien Zeitung, Radio, Fernsehen und Internet bestimmt, deren Träger die politische Führung wesentlich mitge­stalten, wofür sie von der politischen Führung ein beträchtliches Gebührenaufkommen zu Lasten der Allgemeinheit gesichert erhalten.

Lit.: Preradovich, N. v., Die Führungsschichten in Österreich und Preußen 1804-1918, 1955; Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit, hg. v. Hofmann, H. u. a., 1980; Wildenmann, R. u. a., Führungsschicht in der Bundesrepublik Deutschland 1981, 1982; Rösch, G., Der venezianische Adel, 1989

Führungszeugnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1885 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein amtliches Zeugnis über die rechtlich bedeutsame allgemeine Lebensführung eines Menschen.

Lit.: Burchardi, K., Strafregister und polizeiliches Führungszeugnis, 1943, 2. A. 1944

Fulgosius, Raphael ist der in Piacenza 1367 geborene, in Bologna und Pavia ausgebildete, ab 1388 in Pavia, Siena und Padua lehrende, an dem 12. 9. 1427 verstorbene Jurist (commentarium in Digestum vetus, commentarium zu dem Codex, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 802

Fulda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die an dem 12. 3. 744 von dem Schüler Sturmi des Bischofs Bonifatius in Hessen gegründete, 765 reichsunmittelbar (Reichsabtei) werdende Abtei mit sehr großer Grundherrschaft und bedeutender Schriftkultur (aber in dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts auch Fälschungen durch den Mönch Eberhard). Die dort 1723/1734 gegründete Universität wird nach der Säkularisation (1802, Fürst von Oranien-Nassau, dann Königreich Westphalen, danach Hessen) aufgehoben.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Roller, O., Eberhard von Fulda, Diss. phil. Marburg 1901; Urkundenbuch des Klosters Fulda, Bd. 1 1913; Werner-Hasselbach, T., Die älteren Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Hofämter der Fuldaer Äbte im frühen Mittelalter, ZRG GA 65 (1947), 177; Lübeck, K., Die Fuldaer Bürgeraufstände, ZRG GA 68 (1951), 410; Mauersberg, H., Die Wirtschaft und Gesellschaft Fuldas, 1969; Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Heinemeyer, W. u. a., Fulda in seiner Geschichte, 1995; Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda, 1995f., (1995, 1996, Index 2007, Bd. 4 Der Buchschmuck, 2009); Theisen, F., Mittel­alterliches Stiftungsrecht, 2002; Codex Diplomaticus Fuldensis, Index and Introduction, hg. v. Hofmann, J., 2010; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v. Zwies, S., 2014 (2439 Urkunden)

füllen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 6] und nach dem Altfriesischen ab 1276 [AugsbStR. Art. 56 § 2] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) voll machen

Fund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1187 bezeugt - in dem 3. Viertel des 9. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [Lori, BairBergr.5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über finden mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb finden 765 bzw. 1022) ist das Entdecken und Ansichnehmen einer verlorenen (besitzlosen, aber nicht eigentümerlosen) beweglichen Sache eines anderen. Der (redliche) Finder muss den Fund kundtun. Der Eigentümer muss dem Finder nach einzelnen mittelalterlichen Rechtsquel­len einen Lohn für das Finden (Finderlohn) zahlen. Meldet sich der Eigentümer innerhalb einer Frist (nach Aufgebot) nicht, so fällt die Sache teils an den Finder, teils an den König, die Kirche, die Gemeinde oder den Grundherrn, seit der Neuzeit an den Finder. Erst das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) und das Bürgerliche Gesetz­buch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) schaffen hierfür einheitliche Regeln für ihr Geltungs­gebiet.

Lit.: Hübner 457; Delbrück, B., Vom Finden verlorener Sachen, (in) Jahrhundert Jb. 3 (1859), 1ff.; Hopmann, G., Der Eigentumserwerb an der gefundenen Sache nach deutschen Rechtsquellen, 1905; Vobach, G., Die Lehre vom Funde, 1910; Hübner, J., Der Fund, 1914; Lins, S., Das Fundrecht des BGB, 1994; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

fünf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 49 §1, Art. 70 § 3] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, Num. Kard.) die Zahl zwischen vier und sechs

Fünfkirchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Pécs) ist bereits in römischer Zeit ein wichtiger Ort (Sopianae, später Quinque ecclesiae) in Ungarn und seit 1367 Sitz einer Universität, von 1833 bis 1923 Sitz eines Rechtsgymnasiums.

Lit.: Pécsi jogászprofesszorok emlékezete (1923-2008). Antológia [Das Gedächtnis der Juraprofessoren zu Fünfkirchen. Eine Anthologie], hg. v. Kajtár, I. 2008; A Pécsi Püspöki Joglyceum emlékezete 1833-1923, hg. v. Kajtár, I. u. a., 2009; Roth, H. u. a., Geschichte einer europäischen Kulturhauptstadt, 2010

fur, fūr, lat., M., F., Dieb, Diebin, Spitzbube, Spitzbübin, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, zu lat. ferre, V., tragen, s. idg. *bʰer- (1), V., tragen, bringen

Fur (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der (eine fremde bewegliche Sache forttragende) →Dieb. Der auf frischer Tat ertappte (und damit handhafte) freie Dieb (lat. [M.] fur manifestus) darf in dem altrömischen Recht getötet werden und wird später als Sklave zugesprochen, der unfreie fur manifestus darf von dem tarpeischen Felsen gestürzt werden. Jeder andere fur hat das Doppelte des Wertes zu leisten und wird infam.

Lit.: Kaser §§ 32 II, 51 I

fur (M.) manifestus (lat.) →fur, →handhafter →Dieb, →Diebstahl

Fur semper in mora (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der Dieb ist immer in Verzug (und muss deshalb bei Untergang der entwendeten Sache durch Zufall ohne Verschulden Schadensersatz leisten).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Tryphoninus um 160-um 220, Digesten 13, 1, 20)

für (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [DspLR. Art. 87] bzw. 1276 [AugsbStR. Art. 61,9] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) vor, an Stelle von

furere, lat., V., rasen, wüten, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θυάζειν (thyázein), idg. *dʰeu̯es-, *dʰu̯ē̆s-, *dʰeus-, *dʰū̆s-, V., stieben, stäuben, wirbeln, vgl. idg. *dʰeu- (4), *dʰeu̯ə-, *dʰeu̯h-, *dʰuh-, V., Sb., stieben, wirbeln, wehen, stinken, schütteln, Dampf (M.) (1), Hauch, Rauch

furia (1), lat., F., Wut, Raserei, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. furere, furiosus

furiōsus, lat., Adj., voll Wut seiend, wütend, rasend, unsinnig, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. furia, furere

Furiosus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der →Geisteskranke, der ohne weiteres geschäftsunfähig und deliktsunfähig ist und einen (lat. [M.]) curator (Pfleger) hat.

Lit.: Kaser § 14 IV; Boari, M., Qui venit contra iura. Il furiosus, 1983

Fürkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ­– als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem 13. bis 16. bzw. 19. Jahrhundert der Vorkauf (unter Umgehung des Marktes und in großen Mengen zwecks künstlicher Verknap­pung und Ver­teu­erung). Er wird zeitweise verboten. Der Liberalismus beseitigt die der Bekämpfung des Wuchers dienenden Ein­schrän­kungen grundsätzlich.

Lit.: Crebert, H., Künstliche Preissteigerung, 1916; Blaich, F., Die Reichsmonopolgesetzgebung im Zeitalter Karls V., 1967; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983

Furs de Valencia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl.) sind die nach 1240 abgefassten →Fueros (Gesetze bzw. Verord­nungen) des ­Königreichs von Valencia des spanischen Rechtes, die in einer 1330 entstandenen, völlig romanisierten Fassung Alfons’ IV. bekannt sind. 1482 wird eine erweiterte, chronologisch geordnete Samm­lung von Gabriel de Riucech unter dem Titel Furs e ordinacions de València ver­öffentlicht, 1707 wird der Furs de Valencia von König Philipp V. abgeschafft. 1708 werden die Fueros alfonsinos in Valencia für weitergeltend er­klärt.

Lit.: Barrero, A., El Derecho romano en los Furs de Valencia de Jaime I, (in) AHDE 41 (1971), 639

Fürsorge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1194 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1627 [BöhmLO. O 13] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist zunächst allgemein die Sorge für das Wohl eines Lebewesens, danach insbe­sondere die Unterstützung Einzelner aus allgemeinen Mitteln in Notlagen. Fürsorge tätigt anfangs die Familie, dann die Kirche und die Grundherrschaft, seit der frühen Neu­zeit auch der davon seine Daseinsberechtigung ableitende und Einkünfte erzielende Wohlfahrtsstaat (Ar­menpflege für Wai­sen, Bettler, Witwen, Alte, Kranke, Straftäter, Verwahrloste, Wohl­fahrtspolitik, Sozialpo­litik). In Preu­ßen (ALR II, 19 § 1) wird hierfür das Gesetz über die Verpflichtung zu der Armenpflege von dem 31. 12. 1842 (Unter­stützungswohnsitz) erlassen, in dem (zweiten) Deut­schen Reich das Reichsgesetz über den Unterstützungswohnsitz von dem 6. 6. 1870 (preußisches Ausführungsgesetz von dem 8. 3. 1871)(, die Sozialversicherungsgesetzge­bung) und die Verordnung über die Fürsor­gepflicht von dem 13. 2. 1924, ergänzt durch die Reichsgrundsätze über Voraussetzung, Art und Maß der öffentlichen Fürsorge von dem 4. 12. 1924 (kein Rechtsanspruch, Träger Ortsar­menverbände bzw. Gemeinden, in Städten 5,6-8% Unter­stützungsempfänger, auf dem Land 0,5-0,8%) (gehobene Fürsorge) (1. 4. 1924 Reichsjugendwohlfahrtsgesetz mit wegen der Inflation verringertem Leistungs­umfang). In Deutschland bzw. dem Deutschen Reich, in dessen östlichem Teil (Deutsche Demokratische Republik) 1956 die überkommene Fürsorge in der Verordnung über die allgemeines Sozialfürsorge des Jahres 1956 zusammengefasst und als Übergangs­erscheinung auf dem Weg zu dem Sozialismus angesehen wird, wird in der Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Fürsorge die seit einer Ent­scheidung des Bundesver­waltungs­gerichts von dem 24. 6. 1954 Ansprüche anerkennende →Sozialhilfe (Hilfe, Förde­rung, Bundessozial­hilfegesetz zu dem 1. 6. 1962, zu dem 1. 1. 2005 Sozialgesetzbuch XII, für Jugendliche Jugendschutzgesetz von dem 4. 12. 1951, Ju­gend­wohlfahrtsgesetz von dem 11. 8. 1961, Kinder- und Jugendhilfegesetz zu dem 1. 1. 1991).

Lit.: Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften, 1906; Dilger, A., Die Grundlagen des Fürsorgerechts, Diss. jur. Tübingen 1945 masch.schr.; Scherpner, H., Geschichte der Jugendfürsorge, 1966, 2. A. 1979; Sachße, C./Tennstedt, F., Geschichte der Armenfürsorge, Bd. 1ff. 1980ff.; Jut­te, R., Obrigkeitliche Armenfürsorge, 1984; Hauser, S., Geschichte der Fürsorge­gesetzgebung in Bayern, Diss. jur. München 1986; Peukert, D., Grenzen der Sozial­disziplinierung, 1986; Breitenhorn, A., Rand­gruppen im ALR, 1994; Boldorf, M., Sozialfürsorge in der SBZ/DDR 1945-1953, 1998; Armengesetzgebung und Freizügigkeit (1867-1881), hg. v. Sachße, C. u. a., 2000; Stolleis, M., Geschichte des Sozialrechts in Deutsch­land, 2003; Willing, M., Das Bewahrungs­gesetz (1918-1967), 2003; Föcking, F., Fürsorge im Wirtschaftsboom, 2007; Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformations­zeit, hg. v. Oeh­mig, S., 2007; Marx-Jaskulski, K., Armut und Fürsorge auf dem Land, 2008; Bulling, S., Die zivilrechtliche Erwachsenenfürsorge des 19. Jahrhunderts, 2013; Foege, L., Wessenbergs Herzenskind, 2014; Sorge, hg. v. Melville, G. u. a., 2015

Fürsprech (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 218] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Fürsprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1341, M.), Vorsprecher, ist in dem hochmittelalterlichen und spätmittelalterlichen deutschen Recht der Vertreter eines Menschen in dem Wort vor Gericht (ahd. [einmal] furisprehho um 790 für lat. orator, M., Redner). Er wird vielleicht entwickelt, um die möglicherweise allmählich in bestimmten Verfahrenslagen entstehende Gefahr zu vermeiden, durch einen bloßen Fehler in dem Wort (beispielsweise Husten, Räuspern, Versprechen) einen Rechtsstreit zu verlieren. Seine Rede kann die in dem Wort vertretene Partei billigen oder verwerfen und selbst richtig ausführen. Der Fürsprech ist erst in dem 12. Jahrhundert in deutschen, französischen und engli­schen Quellen belegt und könnte eine Antwort auf das Eindringen gelehrter Genauigkeit in das Verfahren sein. Ein Zwang, einen Fürsprech zu nehmen, erscheint erst in dem 15. Jahrhundert. Ansonsten kann die Partei einen Fürsprech wählen oder nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) den Richter um einen Fürsprech bitten. Wirkung hat der Vortrag des Fürsprech(er)s nur nach Billigung durch die Partei. 1255 gibt es in Lübeck bereits 5 berufsmäßige Für­spreche (Vorspraken). Seit dem 15. Jahrhundert wird der Fürsprech zu dem frei handelnden Beistand, seit dem 16. Jahrhundert verschmilzt er mit dem Anwalt zu dem Vertreter in der Sache. In der Schweiz ist der Fürsprecher in manchen Kantonen in der Gegenwart noch der Rechts­anwalt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116; Siegel, H., Die Erholung und Wandelung, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 42 1853; Laß, L., Die Anwaltschaft im Zeitalter der Volksrechte und Kapitularien, 1891; Bauhofer, A., Fürsprechertum und Advokatur im Kanton Zürich, (in) Zürcher Taschenbuch 1926; Bader, K., Vorsprecher und Anwalt in den fürstenbergischen Gerichtsordnungen, 1931; Schudel, H., Fürsprecher und Anwälte im schaffhauserischen Recht, Diss. jur. Zürich 1940; Müller, L., Die Freiheit der Advokatur, 1972; Failenschmid, H., Anwalt und Fürsprech nach altwürttembergischen und benachbarten Rechtsquellen, 1981; Meyer, T., Gefahr vor Gericht, 2009

Fürsprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1341 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [MBoica XVII 26] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar →Fürsprech

Fürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Pfaffen Konrad [V. 820] um 1172 und 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Vorderster, Erster) ist in dem mittelalterlichen und neu­zeitlichen deutschen Recht der Adelige, dessen Stellung (die des Königs oder) ursprünglich durch die unmittelbare Belehnung durch den König gekennzeichnet ist. Er ist also Erster oder bei mehreren Ersten einer von diesen. Dazu zählen in dem Frühmittelalter die Großen des Reiches und des Königs (Herzöge, Grafen, Pfalzgrafen, Markgrafen, Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Äbtissinnen). Kenn­zeichen sind Teilhabe an dem Reich und Herrschaft über einen Teil (beispielsweise eine Grafschaft), doch ist die Abgrenzung nach unten nicht eindeutig (in dem 13. Jahrhundert etwa 110-120 Reichsfürsten, davon etwa 90 geistlich, davon etwa 45 Äbte und Äbtissinnen). Der Fürst kann unter besonderen Umständen abgesetzt werden (zwischen 768 und 1056 in 177 Fällen erfolgreich, immerhin durchschnittlich alle zwei Jahre ein Fall). Das wichtigste Recht der Fürsten ist die Wahl des Königs, die sich aber in dem 13. Jahrhundert auf die wenigen besonderen →Kurfürsten (Wahlfürsten) beschränkt. Etwa gleichzeitig wird die Stellung als Reichsfürst genauer festgelegt auf die meisten Herzöge, einen Teil der Markgrafen, Pfalzgrafen und Landgrafen und einzelne Grafen (herzogsgleiche Landes­herrschaft und reichsunmittelbares Lehen) sowie die geistlichen Reichsfürsten (Erz­bischöfe, viele Bischöfe, viele Äbte und Äbtissinnen, einzelne Pröpste). 1184/1188 wird der Graf von Hennegau bzw. Namur als erster förmlich zu einem Reichsfürsten erhoben (Braunschweig-Lüneburg 1235). Demgegen­über wird in Frankreich die Zahl der Fürsten verringert und in England auf den Prinzen von Wales beschränkt. Als Landesherr gerät der Fürst in dem Laufe der Zeit in einen Interessen­gegensatz zu dem König. In dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches gibt es 1582 53 Virilstimmen weltlicher und 46 Virilstimmen geistlicher Fürsten, 1792 64 Virilstimmen weltlicher Fürsten und 38 geistlicher Fürsten. Seit 14. 8. 1919 darf der Titel Fürst in Deutschland nicht mehr verliehen werden und gilt der überkommene Titel Fürst als Teil des Namens.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 98, 111, 130, 149, 154, 167, 195; Köbler, WAS; Seckendorff, V. v., Teutscher Fürstenstaat, 1656, Neudruck 1976; Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt in den deutschen Fürstenhäusern, 1851; Boerger, R., Die Belehnungen der deutschen geistlichen Fürsten, 1901; Fehr, H., Fürst und Graf im Sachsenspiegel, (in) SB. d. sächs. Ges. d. Wiss. 58, 1906; Schulte, A., Fürstentum und Einheitsstaat in der deutschen Geschichte, 1921; Schröder, E., Herzog und Fürst, ZRG GA 44 (1924), 1; Kraemer, H., Der deutsche Kleinstaat des 17. Jahrhunderts im Spiegel von Seckendorffs Fürstenstaat, 1922, Neudruck 1974; Schroeder, E., Herzog und Fürst, ZRG GA 44 (1924), 1; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im Dienste der Westmächte, Bd. 1f. 1924ff.; Mayer, T., Fürsten und Staat, 1950; Petersohn, J., Fürstenmacht und Ständetum in Preußen, 1963; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1977; Lanzinner, M., Fürst, Räte und Landstände, 1980; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Hergemöller, B., Fürsten, Herren und Städte zu Nürnberg 1355/56, 1983; Klein, T., Die Erhebungen in den deutschen Fürstenstand 1550-1806, (in) Bll. f. dt. LG. 122 (1986), 137; Krah, A., Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Königsmacht, 1987; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 1988; Der Fürst, hg. v. Weber, W., 1998; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Schlick, J., König, Fürsten und Reich 1056-1159, 2001; Principes, hg. v. Nolte, C., 2002; Fürstin und Fürst, hg. v. Rogge, J., 2004; Gottwald, D., Fürs­ten­recht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Hammes, B., Ritterlicher Fürst und Ritterschaft, 2010; Entsagte Herrschaft – Mediale Inszenierungen fürstlicher Abdankungen im Europa der Frühneuzeit, hg. v. Richter, S., 2019; Peltzer, J., Fürst werden. Rangerhöhung im 14. Jahrhundert, 2019

Fürstenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Barth, F., Die Verwaltungsorganisation der gräflich fürstenbergischen Territorien, (in) Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 16 (1926), 48; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg, 1944; Bieberstein-Krasicki, D. Graf v., Das Prozessrecht der Gerichts- und Landesordnungen der fürstenbergischen Territorien, 1948; Bader, K./Platen, A. v., Das große Palatinat des Hauses Fürstenberg, 1954; Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum, 1986

Fürstenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein Ortsname

Lit.: Fürstenbergische Geschichte, Bd. 1ff. bearb. v. Klocke, F. v. 1971; Die Tagebücher Kaspars von Fürstenberg, hg. v. Bruns, A., 1985, 2. A. 1987

Fürstenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1566 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die literarische Darstellung der Pflichten eines Fürsten. Die älteren Quel­len des Fürstenspiegels sind hauptsächlich Xe­no­phons (430-354 v. Chr.) Beschreibung der Erziehung des Kyros, die aus Plutarch (46-125) erstellte (lat.) Institutio (F.) Traiani (Einrichtung Trajans), die Selbstbetrachtungen Marc Aurels (121-180) und Augustinus‘ Bild von dem glücklichen Herrscher in dem Gottesstaat (413-426). Zunächst christlich, später humanistisch betont bauen auf ihnen Fürstenspiegel von dem 9. Jahrhundert bis in die Neuzeit (Fürstenlehre) auf (beispielsweise Jonas von Orléans, Sedulius Scotus, Hinkmar von Reims, Gottfried von Viterbo und Johannes von Viterbo, Johann von Salisbury, Polycratius 1159, Gilbert von Tournais, Vincenz von Beauvais, Thomas von Aquin, De regimine principum [über Herrschaft der Fürsten] 1265/1266, Fortescue J., De laudibus legum Angliae (über das Lob der Gesetze Englands), um 1470, Machiavelli, N., Il principe [Der Fürst], 1532 oder Fénelon, Les aventures de Télémaque (die Abenteuer Telemachs, 1699), wobei seit der frühen Neuzeit der Landesherr an die Stelle des Königs tritt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden die konservativen Regierungshandbücher entbehrlich.

Lit.: Kleineke, W., Englische Fürstenspiegel, 1937; Berges, W., Die Fürstenspiegel des hohen und späten Mittelalters, 1938; Anton, H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968; Singer, B., Die Fürstenspiegel, 1981; Politische Tugendlehre und Regierungskunst, hg. v. Mühleisen, H. u. a., 1990; Fürstenspiegel der frühen Neuzeit, hg. v. Mühleisen, H. u. a., 1996; Graßnick, U., Ratgeber des Königs, 2004; Ahl, I., Humanistische Politik zwischen Reformation und Gegenreformation, 2004; Fürstenspiegel des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Anton, H., 2006; Historische Exempla in Fürstenspiegeln und Fürstenlehren, hg. v. Reinle, C. u. a., 2011

Fürstentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 10. Jahrhundert bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 70] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet und die Stellung eines →Fürsten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schotte, W., Fürstentum und Stände in der Mark Brandenburg, 1911; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Werner, K., Die Entstehung des Fürstentums, Bd. 1f. 1970; Thomas, H., Zwischen regnum und imperium, 1973; Geistliche Staaten in Oberdeutschland, hg. v. Wüst, W., 2002

Fürstprimas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Rheinbundakte von 1806 für den bisherigen Reichserzkanzler Karl Theodor von Dalberg (1744-1817) ver­gebene geist­lich-weltliche Titel. Das Fürs­tentum des Fürstprimas (Regensburg mit Aschaffenburg und Wetz­lar) wird durch Napoleon (1808) in ein weltliches Großherzogtum umgewandelt, das mit Napoleons Niederlage 1813 endet.

Lit.: Färber, K., Der Übergang des dalbergischen Fürstentums Regensburg an das Königreich Bayern, 1985

Furt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 14. Jahrhundert [GörlitzLR. 187] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) seichte Stelle in einem fließenden Gewässer als einfache Durchgangsmöglichkeit

Fürth (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) abgeleitet von Furt, das über den für das Germanische erschließbaren Ansatz mit dem Indogermanischen verbindbar ist)

Lit.: Hofmann, M., Die mittelalterliche Entwicklung der Gerichtsverhältnisse im alten Amt Fürth, 1932; Mauersberg, H., Wirtschaft und Gesellschaft Fürths, 1974; Windsheimer, B., Geschichte der Stadt Fürth, 2007

furtum, fūrtum, lat., N., Diebstahl, Gestohlenes, geheime Handlung, Schelmerei, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ferre, fūr

Furtum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Sachentziehung bzw. der Diebstahl ([lat.] contrectatio rei fraudulosa lucri faciendi gratia, tückische Ergreifung einer Sache zwecks Gewinnerzielung). →fur

Lit.: Kaser § 51 I; Söllner § 8; Köbler, DRG 27, 48; Köbler, LAW

Fusion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1526 [Paracelsus] bezeugt – 1526/1527 [Paracelsus] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gießung, Verbindung

Fusionsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (1965) belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine Fusion anstrebende oder bewirkende Vertrag (beispielsweise 8. 4. 1965 Vertrag zu der Einsetzung eines gemeinsamen Rates und einer gemeinsamen Kommission der Europäischen Gemein­schaften mit Wirkung von dem 1. 7. 1967).

Fuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in der ersten Hälfte 8. Jahrhundert bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, M.) als der unterste Teil des stehenden menschlichen Körpers wird bis in die Gegenwart an verschiedenen Stellen trotz aller Verwissenschaftlichung des menschlichen Lebens als naheliegende natürliche Maßeinheit (zwischen 250 und 429 mm) verwendet (beispielsweise engl. foot 304,8 mm).

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 141, 196, 213

Füssen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort an dem Lech in dem Allgäu

Lit.: Das Füssener Bürgerbuch, hg. v. Weitnauer, S., 1940; Das Füssener hochstiftische Urbar von 1398, bearb. v. Dertsch, R., 1940; Rump, H., Füssen, 1977

Futhark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die der herkömmlichen Reihenfolge der Zeichen (f, u, th, a, r, k, danach g, w bzw. v, h, n, i, j bzw. y, e, p, a, s, t, b, e, m, l, ng, o, d) ent­sprechende, dem Namen Alphabet der üblichen Zeichenfolgen anderer europäischer Schriften gleichwertige Benennung der aus einem nicht genau bekannten Zeichensystem in Italien aufgenommenen, 24 Buchstaben umfassenden (älteren) germanischen Runenschrift („Runenalphabet“).

Lit.: Krause, W., Die Runeninschriften im älteren Futhark, 1966

G

Gabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 80,20, II 259,50 und um 810 in MonseeFragm. 167] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb geben um 765) ist der Vorgang und der Gegenstand der gewollten Übergabe einer Sache oder eines Menschen von einem Menschen oder einer Person an einen anderen Menschen oder an eine andere Person. Nach einem jüngeren Rechtssprichwort soll in der älteren Zeit gegolten haben: Gabe schielt nach Entgelt. Demgegenüber kennt das römische Recht die unentgeltliche Gabe (→Schenkung). Sie wird allgemein anerkannt, ohne dass sie entsprechend der grundsätzlich egoistischen Natur des Menschen größere wirtschaftliche Bedeutung erlangt.

Lit.: Kaser; Hübner 575; Köbler, DRG 74; Heusler, A., Institutionen, Bd. 2 1885f., 370ff.; Mauss, M., Essai sur le don, 1923 (= Die Gabe, 1968); Pappenheim, M., Über die Rechtsnatur der altgermanischen Schenkung, ZRG GA 53 (1933), 35; Hyland, R., Gifts, 2009

gabella (mlat. [F.]) Abgabe, Steuer (F.), nicht in latein_a_z.docx belegt, aber in Google belegt

Gabella (F.) emigrationis (mlat., nicht in latein_a_z.docx belegt, aber in Google belegt) ist die in dem 11./12. Jahrhundert erscheinende, vor allem in der frühen Neuzeit verbreitete Auswan­derungsabgabe (Abfahrtsgeld, vgl. Preußen 1794 ALR II 17 §§ 141ff.) in Höhe von meist rund zehn Prozent des inländischen Vermögens.

Gabella (F.) hereditaria (mlat., nicht in latein_a_z.docx, aber in Google belegt) ist in dem Mittelalter die Erbschaftsabgabe bei einem Erbfall Fremder an König, Landesherrn oder Stadt. Ein Gesetz Kaiser Friedrichs II. von 1220 hebt sie auf, wird aber rechtstatsächlich nicht beachtet.

Lit.: Meynal, E., Études sur la gabelle, (in) TRG 3 (1922), 119

gafol (ae.) Abgabe, Zins, in Google belegt

Gage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1616 [Jones, LexFrenchBorrow. 353] in 9 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in erster Hälfte 17. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen, zunächst in Heer und Marine, danach an dem Theater, sowie über das erschließbare Altwestfränkische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entlohnung

Lit.: Jones, W., A Lexicon of French Borrowings in the German Vocabulary, 1976

Gagern, Wilhelm August Heinrich Freiherr von (Bayreuth 20. 8. 1799-Darmstadt 22. 5. 1888) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Jena (Burschenschaft) 1821 Regierungsrat in Hessen, an dem 5. 3. 1848 Leiter des Staats­ministeriums Hessen-Darmstadts und an dem 19. 5. 1848 Präsident der deutschen Nationalversammlung. S. Google

Lit.: Buchner, K., Heinrich von Gagern, 1848; Schücking, L., Heinrich von Gagern, 1849; Wentzcke, P., Anfänge und Aufstieg Heinrich von Gagerns 1799 bis 1836, 1957; Möller, H., Heinrich von Gagern, 2004

Gagnér, Sten (Uppsala 3. 3. 1921-München 24. 5. 2000) wird nach dem Studium von Recht, Philosophie, Geschichte und Philo­logie in Uppsala und praktischer Tätigkeit bei Polizei und Justiz 1964 Professor für Rechts­geschichte in München. S. Google

Lit.: Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Rückert, J., Sten Gag­nér zum Gedächtnis, ZRG GA 119 (2000), 1094ff.; Abhandlungen zur europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Rückert, J./Stolleis, M./Kriechbaum, M., 2004

Gaill, Andreas (Köln 12. 11. 1526-Köln 11. 12. 1587), Patrizierssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Köln, Orléans, Löwen und Bologna (Promotion 1555) Anwalt in Köln, 1558 Beisitzer an dem Reichskammergericht in Speyer, 1569 Reichshofrat in Wien (1573 von Gaill) und 1584 Kanzler in dem Erzstift Köln. In seinen (lat.) Practicarum obser­vationum libri (M.Pl.) duo (Zwei Bücher praktischer Beob­achtungen) (1578) bemüht er sich wie schon zu­vor →Mynsinger (Singularium obser­vationum …, einzelner Beobachtungen …) um eine systematische Dar­stellung der Entscheidun­gen des →Reichs­kam­mergerichts und gewährt dabei auch einheimischen Statuten und Gewohnheits­rechts­sätzen Raum. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Schröder, R., Gairethinx, ZRG GA 7 (1886), 53; Burckhard, H., Andreas Gaill, 1887; Kempis, K. v., Andreas Gaill, 1988

Gairethinx (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [EdRothari/LLangob. 40] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Speergedinge →Launegild

Gaius ist der in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. lebende, hauptsächlich in der Provinz tätige, nicht mit dem (lat.) ius (N.) respondendi (Antwortrecht) begabte und in Einzelheiten kaum bekannte Verfasser (eines Kommentars zu dem in den Provinzen üblichen Rechtsschutz­register des Privat­rechts und) des in vier Bücher (lat. [M.Pl.] commentarii, Kommentare) über personae (Personen), res (Sachen, 2 Bücher, Sachenrecht, Erbrecht, Schuldrecht) und actiones (Klagansprüche, Zivilprozess) gegliederten Lehrbuchs →Institutionen (159?, 161?). Er gehört der Rechtsschule der Sabinianer (→Julian) an. Sein auf (lat.) →ius (N.) civile (römisches Recht) und (lat.) →ius (N.) gentium (Fremdenrecht) als Rechtsquellen beschränk­tes, in einer späteren Fassung vor allem durch eine wohl dem 5. Jahrhundert entstammende, 1816 in Verona von Barthold Georg Niebuhr aufgefundene Palimpsesthand­schrift und zwei in Ägypten entdeckte Handschriftenbruch­stücke unmit­tel­bar überliefertes Buch (oder System) der Einrichtungen (lat. institutiones) des Rechtes wird in dem Kern von dem oströmischen Kaiser Justinian in dessen Institutionen (533) übernommen und liegt dem so genannten Institutionensystem zugrunde. In den Digesten Justinians sind 542 Fragmente aus Werken des Gaius verwertet. S. Google

Lit.: Kaser § 2; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 34; Söllner §§ 5, 7, 16, 19, 20, 22, 23; Köbler, DRG 30, 52, 54; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GaiInstitutiones(160nChr).pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­GoeschenJohannFriedrichLudwigGaiiInstitutionumCommentariiIV1820.pdf; Honoré, A., Gaius, 1962; Nelson, H./David, M., Überlieferung, Aufbau und Stil von Gai Institutiones, 1981; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988, 131; Nelson, H./Manthe, U., Gai Institutiones III 1-87, 1992; Vano, C., Il nostro autentico Gaio, 2000; Gaius, Institutiones. Lateinisch und deutsch, hg. v. Manthe, U., 2004, 2. unv. A. 2010; Vano, C. Der Gaius der historischen Rechtsschule, 2008

Gaius von Autun (lat. Gaius [M.] Augustodunensis) ist der in größeren Fragmenten einer Palimpsesthandschrift aus Autun erhaltene klassizistisch-spätnach­klassische Kommentar wohl des 5. Jahrhunderts zu →Gaius, Institutionen. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39 II 2; Köbler, DRG 52

Galater →Kelte, s. Google

Galeere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1582 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [Tomaschek, Wien I nr. 188 und 1717 BernMnd. 12, 21] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Italienischen aufgenommen und über das Mittellateinische und Mittelgriechische sowie das Griechische des Altertums γαλέη (galéē), F., Wiesel, Marder mit idg. *gₑli-, *glī-, Sb., Maus, Wiesel verbindbar, F.) mit Rammsporn, Rudern und Segeln ausgestattetes Kriegsschiff

Galeerenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und – ausgenommen Galeerensträfling – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem 15. Jahrhundert in dem Mittelmeerraum (Rom 1471, Spanien 1502, Kirchenstaat 1511, Frankreich 1516) verhäng­te Strafe, auf einer Galeere angekettet zu rudern. In den österreichischen Erblanden und Böhmen wird die Galeerenstrafe von 1556 bis 1768 verwendet. In Frankreich endet sie sachlich mit der Aufgabe der Galeeren (1749), wird aber rechtlich erst an dem 27. 3. 1852 abgeschafft. In der Türkei wird sie bis zu dem 20. Jahrhundert gebraucht.

Lit.: Frauenstädt, P., Zur Geschichte der Galeerenstrafe in Deutschland, (in) Z. f. ges. StrafRWiss. 16 (1896), 518; Carlen, L., Die Galeerenstrafe im Militärstrafrecht, ZRG GA 92 (1975), 210; Carlen, L., Die Galeerenstrafe in der Schweiz, (in) Z. f. d. ges. StrafRWiss. 88 (1976), 557; Schlosser, H., Die Strafe der Galeere, (in) ZNR 10 (1988), 19; Tournier, G., Les galères de France, 2005

Galgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 287, III 235, III 382, III 716] und in Wörterbuch der deutschen Gewgenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische als Zweig, Staude auch mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die meist aus zwei Pfosten (oder Astgabeln) und einem Querholz bestehende künstliche Vorrichtung (lat. [N.] patibulum, [M.] bargus, [F.] furca) zu der Tötung von Menschen durch Aufhängen an einem Strick. Bereits die Germanen hängen (nach Tacitus) den Volksverräter. Seit wann dazu der Galgen verwendet wird, ist (nicht zuletzt wegen der tatsächlichen Vergänglichkeit der verwendeten Mittel) unklar. In dem Hochmittelalter, in dem der Sachsen­spiegel Diebstahl mit Hängen bedroht, ist Erhängen an dem Galgen eine ehrenmindernde Strafe, wobei beispielsweise in München ein Galgen zwischen 1367 und 1804 erwähnt wird. Seit 1871 ist die →Todesstrafe in Deutsch­land durch Enthaupten zu vollziehen. Die Alliierten bestrafen nationalsozialistische Kriegsverbrecher 1946 durch Erhängen (ähnlich in dem Irak 2006). Überreste ehemaliger Galgen sind beispielsweise in Beerfelden, Hopfmannsfeld, Klein­schierstedt, Münzenberg, Pfungstadt, Rixfeld, Seeburg und Wörth am Main in der Gegenwart noch vorhanden.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 257f.; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege, 1940; Wohlhaupter, E., Haargalgen, Müllergalgen, ZRG GA 63 (1943), 324; Frank, H., Im Angesicht des Galgens, 1953; Martschukat. J., Inszeniertes Töten, 2000; Over galg en rad, hg. v. Luning, H. u. a., 2010

Galicien (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 belegt, aber in Google belegt, N.) ist die in dem Nordwesten der iberischen Halbinsel gelegene Landschaft, die zunächst von Kelten besiedelt ist. Nach dem Ende der römischen Herrschaft dringen in dem 5. und 6. Jahrhundert Sweben (Sueben) und Westgoten sowie 711/718 Araber ein. Mit der Lösung von den Arabern fällt Galicien meist an →Leon und mit diesem an →Kastilien. 1979 erhält Galicien in Spanien Autonomie. S. Google

Lit.: Tranoy, A., La Galice Romaine, 1981; García Oro, J., Galicia, 1987; Galicia, hg. v. Hann, C. u. a., 2005

Galizien (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 belegt, aber in Google belegt, Halic-Volhynien, →Wolhynien) ist die nördlich der Karpaten gelegene Hü­gellandschaft, die nach dem Abzug der Germanen in dem 6. Jahrhundert von Slawen (Polen in dem Westen, Ukrainer in dem Osten) besetzt wird. In dem 11. bzw. 12. Jahrhundert entsteht ein Fürstentum Galizien (Galitsch bzw. Halitsch). Galizien gelangt in dem Spätmittelalter (1349/1387) an →Polen. 1772 wird das östliche Galizien dem Königreich Galizien und Lodomerien Österreichs zugeteilt. 1795 kommen weitere Gebiete hinzu (→Westgalizien, für das 1797 ein Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch erlassen wird). Hauptstadt von Galizien-Lodomerien ist Lemberg. 1846 wird das seit 1815 selbständige Krakau annektiert und mit Galizien-Lodomerien vereinigt, welches das größte Kronland Zisleithaniens ist. 1918 annektiert das wiedergebildete Polen Galizien. Ostgalizien wird 1939 von der Sowjetunion in Besitz genommen. Nach deren Auflösung (1991) ist das seit 1918 als Verwaltungseinheit nicht mehr bestehende Galizien nur noch in Kultur, Sprache und Gedächtnis vorhanden. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 131; Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Stupnicki, H., Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Pohl, D., Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1996; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann, K., Ein Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001; Fellerer, J., Mehrsprachigkeit im galizischen Verwal­tungs­wesen, 2004; Struve, K., Bauern und Nation in Galizien, 2005; Maner, H., Galizien, 2007; Wolff, L., The Idea of Galicia, 2010; Kuzmany, B., Brody, 2011; Shanes, J., Diaspora Nationalism and Jewish Identity in Habsburg Galicia, 2012; Galizien als Kultur- und Gedächtnislandschaft, hg. v. Hanus, A. u. a., 2015

Gallia, lat., F.=ON, Gallien, Caes. (um 50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Gallus (1)

Gallicus (lat. [Adj.] gallisch) →mos Gallicus

Gallien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., lat. [F.] Gallia) ist das Gebiet zwischen Apennin und Alpen (Gallia citerior, diesseitiges Gallien) und seit Eroberung durch Caesar (58-51 v. Chr.) das Land der Gallier zwischen Rhein, Alpen, Mittelmeer, Pyrenäen und Atlantik (Gallia ulterior, jenseitiges Gallien). Nach der Eroberung Galliens durch die Römer (225-51 v. Chr.) wird Gallien romanisiert. Um 500 ist es fast vollständig in dem Besitz der rasch romanisierten →Franken und geht mit ihrem linksrheinischen Reichsteil während des Frühmittelalters allmählich in →Frankreich auf. S. Google

Lit.: Stroheker, K., Der senatorische Adel im spätantiken Gallien, 1948 (5 bzw. 8 Namen von insgesamt 411 Menschen); Lugge, M., Gallia und Francia, 1960; Lerat, L., La Gaule romaine, 1977; Gallien in der Spätantike, hg. v. dem Römisch-germanischen Zentralmuseum, 1980; Wightman, E., Gallia Belgica, 1985; King, A., Roman Gaul, 1990; Recht im frühmittelalterlichen Gallien, hg. v. Siems, H. u. a., 1995; Woolf, G., Becoming Roman, 1998; Freyberger, B., Südgallien, 1999; Wierschowski, L., Fremde in Gallien, 2001; Botermann, H., Wie aus Galliern Römer wurden, 2005; Mériaux, C., Gallia irradiata, 2006; Reddé, M., L‘architecture de la Gaule romaine, 2006; Müller, H., Herrschaft in Gallien, 2013; Johnston, A., The Sons of Remus – Identity in Roman Gaul and Spain, 2017; Gallische Chroniken, beab. v. Kötter, J. u. a., 2017

Gallus (1), lat., M., PN, Gallier (M. Sg.), Caes. (um 50 v. Chr.), keltischer Herkunft, s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *gal- (3)?, *gʰal-?, V., können

Galway an einer irischen Atlantikbucht erscheint 1124 erstmals. In dem 14. Jahrhundert wird es Stadt. 1845 erlangt es eine Universität. S. Google

Gandinus (de Gandino), Albertus (Crema/Lombardei um 1245-nach [?] 1311) wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1265-1275, Schüler Guido da Suzzaras) Richter in Lucca (1281), Bologna (1284), Perugia (1286/1287), Florenz (1288), Bologna (1289, 1294/1295), Siena (1299) und Perugia (1300), 1305 Herr (Podestà) in Fermo und 1310 Höchstrichter in Florenz. Eine universitäre Tätigkeit übt er nicht aus. 1286/1287 veröffentlicht er eine in erster Fassung in Perugia erarbeitete Sammlung berühmter Rechtsfragen (lat. libellus de male­ficiis, Büchlein über Übeltaten, vor allem des Odofredus und des Guido da Suzzara), die erweitert und erstmals systematisiert (5 Verfahrensarten [lat. accusatio, denunciatio, inquisitio, exceptio, notorium, Anklage, Anzeige, Untersuchung, Einrede, Bekanntes], gemeinsame Fragen dieser Verfahrensarten [Ladung, Stellver­tretung, Bann u. s. w.], Strafrecht) 1299 in Siena und 1300 in Perugia erscheint, als (lat.) Tractatus (M.) de maleficiis (Abhandlung von Verbrechen) bekannt ist und in dem Heiligen römischen Reich in dem 15. Jahrhundert (→Klagspiegel, →Constitutio Criminalis Bambergensis 1507) aufgenom­men wird. Daneben stellt er (lat.) Quaestiones (F.Pl.) statutorum (Fragen der Statuten) zusammen (Bologna 1289). S. Google

Lit.: Albertus Gandinus, Quaestiones, hg. v. Solmi, A., (in) Bibliotheca Iuridica medii aevi 3, 1901, 155ff.; Kantorowicz, H., Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik, 1907ff. (in Bd. 2 Ausgabe des Tractatus); Kantorowicz, H., Geschichte des Gandinus-Textes, ZRG RA 42 (1921), 1, und 43 (1922), 1; Kantorowicz, H., Leben und Schriften des Albertus Gandinus, ZRG RA 44 (1924), 224; Vallerani, M., La giustizia pubblica medievale, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 468

Ganerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 819 bezeugt – 3. Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 819 [Cap. I 2 S. 380] in 20 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige einer rechtlich ungeteilten Erbengemeinschaft, insbeson­dere in der Ritterschaft. Eine solche Ganerbschaft kann außer durch Erbfall auch durch Vertrag begründet werden. Ziel ist dabei möglichst die Erhaltung des Familienguts, weswegen eine Teilung oft nur hinsichtlich der Nutzung erfolgt. Der Erhaltung dient auch die Begründung eines →Fami­lien­fidei­kommisses. Trotz dessen Vordrin­gens beste­hen ritterliche Ganerbschaften bis zu dem 19. Jahrhundert

Lit.: Hübner 157f., 251, 429; Köbler, WAS; Wippermann, E., Über Ganerbschaften 1873; Zimmermann, J., Ritterschaftliche Ganerbschaften in Rheinhessen, Diss. phil. Mainz, 1957; Alsdorf, F., Untersuchungen zur Rechtsgestalt und Teilung der Ganerbenburgen, 1980

Gans, Eduard (Berlin 23. 3. 1797-5. 5. 1839), aus alter norddeutscher jüdischer Hof­faktoren­familie, wird nach dem Studium von Rechtswissenschaft, Philosophie und Ge­schichte in Berlin, Göttingen und Heidel­berg (Promotion), Ablehnung der Zulassung zu Lehrtätigkeit in Berlin (1822, Savigny) und nach der Taufe (1825) 1826 in Berlin außerordentlicher, 1828 ordentlicher Profes­sor für römisches und bürgerliches Recht (mit großem studentischem Zulauf). In dem Streit mit →Savigny (u. a. über Besitz) tritt er gegen die Erforschung geschichtlicher Einzelheiten und für der Aufklärung ver­pflich­tete philo­so­phisch-universalge­schicht­liche Studien (Scho­lien zu dem Gajus 1819, Das Erbrecht in weltge­schicht­licher Entwicklung, Bd. 1ff. 1824ff., Neu­druck 1963) ein. Er betreibt Rechts­vergleichung und vertritt Georg Will­helm Friedrich Hegels Philosophie. Einer seiner Schüler ist Karl Marx. S. Google

Lit.: Reissner, H., Eduard Gans, 1965; Braun, J., Die „Lex Gans“ – ein Kapitel aus der Geschichte der Judenemanzipation in Preußen, ZRG GA 102 (1985), 60; Eduard Gans, hg. v. Waszek, N., 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 45; Braun, J., Judentum, 1997; Eduard Gans 1797-1839, hg. v. Blänkner, R. u. a., 2002; Gans, E., Naturrecht und Universalrechtsgeschichte, hg. v. Braun, J., 2005; Nielsen, E., Ehe, väterliche Gewalt und Testierfreiheit in „weltgeschichtlicher Betrach­tung“, 2006; Gans, E., Briefe und Dokumente, hg. v. Brun, J., 2011

Ganshof, François-Louis (Brügge 14. 3. 1895-Brüssel 26. 6. 1980), Schüler Henri Pirennes, Professor für mittelalterliche Ge­schichte in Gent (Was waren die Kapitularien?, Qu’est-ce que la féodalité?, 1944, 2. A. 1947, 3. A. 1957, (deutsch) Was ist das Lehnswesen? 1961, 6. A. 1983). S. Google

Lit.: Caenegem, R. van, François-Louis, Persoonlijke herinneringen, (in) TG 119 (2006), 516; Trüper, H., Topography of a Method. François Louis Ganshof and the Writing of History, 2014

Gant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1372 [Zürich], 1399 [Feldkirch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [Zürich] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., zu lat. [in] →quantum, [zu] wieviel) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Versteigerung eines (verpfändeten) Gegen­stands in dem Wege der Zwangs­vollstreckung. Sie entsteht in der (oberdeutschen) Stadt (Zürich 1372, Leutkirch 1382, Bremgarten 1417, Augsburg 1447, Nürnberg 1479, Freiburg im Breisgau 1520), wird dann aber auch von dem Land übernommen (Württemberg 1555, Bayern 1611). Sie will die Selbsthilfe eindämmen und den Schuldner vor übermäßigem Wertverlust sichern. Zu diesem Zweck werden besondere Gant­ordnungen (beispielsweise Augsburg 1447) erlassen. Danach muss das von dem Büttel oder Fronboten verwahrte (bewegliche) Pfand öffentlich zu dem Kauf angeboten und an den Meistbietenden gegen Barzahlung ausge­hän­digt werden. In dem 19. Jahrhundert unterliegt die Gant als Einrichtung des Verfahrens dem Konkurs, der 1. 1. 1999 zu der den Gemeinschuldner nach Möglichkeit schützenderen Insolvenz wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 116; Planitz, H., Die Vermögens­vollstreckung, Bd. 1 1912, 680; Leisner, L., Das bayerische Gantrecht, 1971; Bornhorst, R., Das bayerische Insolvenzrecht im 19. Jahrhundert, 2002; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004

Garant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gewährsmann →Garantie

Garantie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - nach 1650 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die einem anderen gegenüber abgegebene Beteuerung der Richtigkeit einer Erklärung. Sachlich wirkt sich der Gedanke der Garantie bereits in der (lat. [F.]) →custodia, Aufsicht, Sorgfalt des römischen Rechtes aus. Als eigener Vertrag erscheint der Garantievertrag wohl erst in dem 20. Jahrhundert.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mager, U., Einrichtungs­garantien, 2003

garantieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - erste Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gewährleisten, zusichern

Garantievertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertrag über eine Garantie.

Garantismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine Form des Wohlfahrts­staats, bei der auf dem angestrebten Wege zu allgemeiner Gleichheit jedermann ein Grundeinkommen garantiert wird. S. Google

Lit.: Opielka, M., Sozialpolitik, 2004

García Goyena, Florencio (1783-1835) wird nach dem Rechtsstudium in Madrid und Salamanca Verwaltungsbeamter, Richter und Justizminister (1847). 1851 legt er einen an dem Zivilrecht in den Kodifikationen in Frankreich, Preußen und Österreich orientierten, das partikulare Recht Spaniens missachtenden Entwurf eines (span.) Codigo civil (Zivilgesetzbuchs) vor. Erst 1888/1889 gelingt ein spanisches Zivilgesetzbuch.

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,1,497

Gareis, Karl (Bamberg 24. 4. 1844-München 15. 1. 1923) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Bern, Gießen, Königsberg und München (Das deutsche Handelsrecht, 9. A. 1909, Enzyklopädie und Methodologie der Rechtswissenschaft, 5. A. 1920). S. Google

Lit.: Schwab, D., Geschichtliches Recht und moderne Zeiten, (in) FS H. Hübner, 1984, 215; Rehbinder, M., Karl Gareis und Felix Dahn zur Theorie des Urheberrechts, (in) Gedächtnisschrift H. Hofmeister, 1996, 621

Garsten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die in dem Siedlungsgebiet der Bayern 985 urkundlich erwähnte spätere Marktgemeinde Oberösterreichs, in der 1107 ein 1787 aufgelöstes Benediktinerkloster errichtet wird, aus dem zwei Traditionsbücher des späteren 12. Jahrhunderts bekannt sind.

Lit.: Haider, S., Studien zu den Traditionsbüchern des Klosters Garsten, 2008

Garten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 2. Hälfte achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische für das Indogermanische erschließbar) ist das kleinere, durch Hecke oder Zaun von dem Umland abgegrenzte, intensiv durch Pflanzenanbau bewirtschaftete Grundstück. Da der Garten die Allgemeinheit von der Mitbenutzung aus­schließt, bedarf seine Einrichtung zeitweise der Zustimmung der Grundherrschaft oder Gemeinde.

Lit.: Bader, K., Gartenrecht, ZRG GA 75 (1958), 252; Weymuth, H., Erscheinungsformen und Bedeutungen der extramuralen Rechtsbereiche nordosts­chweizeri­scher Städte, Diss. jur. Zürich 1967

Gas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und aus dem Neuniederländischen und mittelbar aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der sachlich wohl seit Entstehung des Universums mögliche Zustand eines Körpers und der Körper, in dem sich alle Moleküle vollkommen frei bewegen und der Körper jeden verfügbaren Raum vollständig und gleichmäßig ausfüllt.

Lit.: L’industrie du gaz en Europe, hg. v. Paquier, S. u. a., 2005; Auf der Suche nach Eden, hg. v. Stolberg, E., 2008

Gascogne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) in dem Südwesten des Frankenreichs ist ein nach den mit den Basken verwandten Wasconen benanntes, seit 768 selbständiges Herzogtum, das 1052 an Aquitanien fällt. S. Google

Lit.: Histoire de la Gascogne, hg. v. Bordes, M., 1978

Gasparri, Pietro (Ussita 5. 5. 1852-Rom 18. 11. 1934) wird nach der Ausbildung in Rom Doktor der Philosophie, Theologie und Kanonistik, 1880 Professor für kanonisches Recht und 1901 Sekretär einer Kurienkongregation. Auf seine Anregung, ein neues kirchliches Gesetzbuch zu schaffen, ernennt ihn Papst Pius X. 1904 zu dem Sekretär der für die Gesetzgebung eingerichteten Kardinalskommission. 1917 wird der von ihr erarbeitete (lat. [M.] →Codex iuris canonici (Gesetzbuch des kanonischen Rechtes) veröf­fentlicht. S. Google

Lit.: Stickler, A., Historia iuris canonici latini, Bd. 1 1950, 376; Müller, A./Elsener, F./Huizing, P., Vom Kirchenrecht zur Kirchenordnung?, 1968, 29

Gast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Germanische für das Indogermanische zu erschließen) ist der in den Schutz eines Gastgebers aufgenommene Mensch, insbesondere der Fremde. Auf Grund des menschlichen Egoismus wird der Fremde grundsätzlich eher als Feind betrachtet. Als Folge einer Aufnahme als Gast entwickeln sich aber für diesen Fremden schon früh einige besondere, vorwiegend schützende Rechtssätze. S. Google

Lit.: Kaser § 13 I 2b; Köbler, DRG 15; Rudorff, H., Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess, 1907; Schultze, A., Über Gästerecht und Gastgerichte, (in) HZ 101 (1908), 473; Hellmuth, L., Gastfreundschaft und Gastrecht bei den Germanen, 1984; Peyer, H., Von der Gastfreundschaft zum Gasthaus, 1987; Hartmann, J., Staatszeremoniell, 1988, 4. A. 2007; Berger, J., Die Geschichte der Gastfreundschaft im hochmittelalterlichem Mönchtum 1999; Stein-Hölkeskamp, E., Das römische Gastmahl, 2005

Gastalde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie zu lang. *gastald, Sb., Erwerb, Ge­winn?) ist in dem frühmittelalterlichen Italien der vielleicht um 590 (584?) geschaffene langobardische Amtsträger teils des Königs, teils der Herzöge. Er bleibt in Oberitalien trotz der teilweisen Umwandlung in den Grafen bis in das Hochmittelalter bedeutsam.

Lit.: Schneider, F., Die Reichsverwaltung der Toscana, 1914; Mor, C., Lo stato longobardo nel VII secolo, (in) Sett. di Spoleto V 1969, Bd. 1, 271; Conti, P., Il ducato di Spoleto, 1982; Priester, K., Geschichte der Langobarden, 2004

Gaster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt)

Lit.: Gmür, E., Rechtsgeschichte der Landschaft Gaster, 1905

Gastung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Stülz, Wilhering 584] in 12 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mit Gast verbindbar) ist die einem →Gast meist auf Grund einer Verpflichtung zu erbringende Leistung.

Lit.: Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, Bd. 1f. 1968

Gastwirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1551 [Zuzenhausen 734] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der geschäftsmäßig andere Menschen beherbergende und mit Speisen und Getränken bedienende Unternehmer. Für ihn gilt bereits in dem römischen Recht das wohl aus Vertragsgewohnheit entstandene beson­dere (lat. [N.]) receptum nautarum cauponum et stabulariorum, das der Gefähr­dung der vielfach fremden Gäste durch den boden­ständigen Gastwirt Rechnung trägt. Der geschädigte Gast hat die (lat.) actio de recepto (Klaganspruch aus Aufnahme). Den nach Aufnahme des römischen Rechtes entwickelten gemeinrechtlichen Lehren folgend wird an dem Ende des 19. Jahrhunderts noch eine vertragliche Haf­tung angenommen, später die Haftung als gesetzlich angesehen.

Lit.: Immenhauser, M., Das Dogma von Vertrag und Delikt, 2006; Zimmermann, R., Geschichte der Gastwirtshaftung in Deutschland, (in) Usus modernus pandectarum, 2007, 271ff.; Hellwege, P., Der formularmäßige Ausschluss der Haftung der Gastwirte, (in) ZNR 2007, 240ff.; Girtler, R., Herrschaften wünschen zahlen, 2008

Gatte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône 27] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Genosse, Ehemann

gatten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL– und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [Cleve/ZRG. 9 1870 431] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar. V.) verbinden, paaren

Gatter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [MittErfurt 6 1873 231] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., M.?) Gitter, Lattenzaun

Gatterzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [BürgelUB. 274] in 8 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in Mittelalter und früher Neu­zeit der von dem Zinsberechtigten an dem Zaun (Gat­ter) des Zinspflichtigen (Freien) abzu­ho­lende Zins.

Gattin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Gatte teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Genossin, Ehefrau

Gattung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1483 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1445 [HildeshUB. IV 487] in 9 Stellen und in Wörterbuch deer deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Gatte und gatten teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Gesamtheit von mehreren Arten von Gegebenheiten.

Gattungskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der →Kauf einer nur der Gattung nach bestimmten Sache. Er ist dem römischen Recht erst in der Form des Kaufes einer zu einem Vorrat gehörigen Sache bekannt. Gegensatz ist der Stückkauf als Kauf eines einzelnen bestimmten Stückes der Gattung. S. Google

Lit.: Kaser § 41 II 2; Ernst, W., Gattungskauf und Lieferungskauf, ZRG RA 114 (1997), 272; Ernst, W., Kurze Rechtsgeschichte des Gattungskaufs, ZEuP 1999

Gattungsschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits dem römischen Recht bekannte, auf die Leistung eines nur der Gattung (lat. [N.] genus) nach bestimmten Gegenstands gerichtete →Schuld. Bei ihr trägt die Gefahr des zufälligen Untergangs der Schuldner, der so lange leisten muss, wie die Gattung nicht erschöpft ist ([lat.] genus non perit bzw. →genus perire non censetur, Gattung geht nicht unter). Gegensatz ist die Schuld eines einzelnen bestimmten Stückes der Gattung (Stückschuld). S. Google

Lit.: Kaser § 34 III 2

Gau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 bezeugt – Anfang neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 110, II 563] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, M., N.) ist die als besondere Einheit angesehene kleinere (, wasserreiche, siedlungsgünstige) Landschaft (lat. [M.] pagus, beispielsweise Aargau, Breisgau, Pongau, Rangau, Rheingau, Thurgau, in den Quellen bis zu dem 12. Jahrhundert etwa 150 von insgesamt 500 Landschaftsnamen). Sie hat insbesondere in dem Frühmittelalter Bedeutung, in dem der Gau nach umstrittener Ansicht den örtlichen Tätig­keitsbereich eines →Grafen (lat. comes, →comitatus) bezeichnet, ohne dass auch in nur einem einzigen Fall die Deckungsgleichheit der Gauangaben der Quellen und der jeweils gegebenen Bezirke der Grafen erwiesen und ohne dass von einem lückenlosen unver­änderlichen Netz von Gauen ausgegangen werden kann. Es lassen sich mehrere Grafschaften innerhalb eines pagus und verschiedene pagi innerhalb einer Grafschaft nachweisen. In dem Nationalsozialismus wird - vorbereitet durch die Romantik des 19. Jahrhunderts - vor allem ab 1928 der Gau unter einem Gauleiter künstlich wiederbelebt (Baden, bay­erische Ost­mark, Berlin, Düsseldorf, Es­sen, Franken, Halle-Merseburg, Hamburg, Hes­­sen­-Nassau, Kob­lenz-Trier/Moselland, Köln-Aachen, Kur­hes­sen, Kurmark, Magde­burg-Anhalt, Main­franken, Mecklen­burg, Mün­chen-Oberbayern, Ost-Hannover, Ost­preu­ßen, Pom­mern, Saar­pfalz/Westmark, Sach­­sen, Schle­sien, Schles­wig-Holstein, Schwa­­ben, Süd-­Hannover-Braun­schweig, Thü­­ringen, We­­ser-Ems, West­falen-Nord, Westfalen-Süd, Würt­temberg-Ho­henzollern, (1939) Kärnten, Nie­derdonau, Oberdonau, Salzburg, Stei­ermark, Tirol-Vorarlberg, Wien, Sudeten­land, Danzig-Westpreußen, Wartheland). S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Baumann, F., Die Gaugrafschaften im Wirtembergischen Schwaben, 1879; Curs, O., Deutschlands Gaue im 10. Jahrhundert, Diss. phil. Göttingen 1908; Werneburg, R., Gau, Grafschaft und Herrschaft in Sachsen, 1910; Bauer, A., Gau und Grafschaft in Schwaben, 1927; Prinz, J., Pagus und comitatus in den Urkunden der Karolinger, (in) AUF 17 (1941), 329; Bohnenberger, K., Frühalemannische Land­strichsnamen, (in) Z. f. württ. Landesgesch. 7 (1943), 99; Bohnenberger, K., Landstrichs- und Gebietsbe­zeichnungen in den südwestdeutschen Urkunden des 8.-10. Jahrhunderts, (in) ZGO N. F. 56 (1943), 1; Hamm, E., Herzogs- und Königsgut, Gau und Grafschaft im frühmittelalterlichen Bayern, Diss. phil. München 1949 (masch.schr.); Krüger, S., Studien zur sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, 1950; Metz, W., Bemerkungen über Provinz und Gau, ZRG GA 73 (1956), 361; Diepolder, G., Die Orts- und in-pago-Nennungen im bayrischen Stammesherzogtum, (in) Z. f. bay. LG. 20 (1957), 364; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue, 1957; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalter­lichen Deutschland, 1961; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Hüttenberger, P., Die Gauleiter, 1969; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, 1984; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999; Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000; Rumschöttel, H./Ziegler, W., Staat und Gaue in der NS-Zeit in Bayern, 2003; Springer, M., Die Sachsen, 2004; Die NS-Gaue, hg. v. John, J. u. a., 2007

Gaudenzi →Fragmenta Gaudenziana

Gauner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1695 [WürtLändlRQ. II 826] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die vielleicht auf Ionier (Griechen) anspielende, aus dem Westjiddischen kommende Bezeichnung (16. Jahrhundert, lat. [M.] Liber vagatorum 1510, Buch der Nichtsesshaften) für Spieler oder Straftäter, die zeitweise eine aus unterschiedlichen Gegebenheiten erwachsen­de Schicht von nichtsesshaften Rechts­brechern bilden, die in dem 18. und 19. Jahrhundert eine gewisse Dichte erreicht. S. Google

Lit.: Ave-Lallemant, F., Das deutsche Gaunertum, Bd. 1ff. 1858ff.; Frauenstädt, P., Das Gaunertum des deutschen Mittelalters, (in) Z. f. d. ges. StrafRWiss. 18 (1898), 331; Günther, L., Die deutsche Gaunersprache, 1919; Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951, 291; Wolf, S., Wörterbuch des Rotwelschen, 1956, 2. A. 1985; Küther, C., Räuber und Gauner in Deutschland, 1976; Schubert, E., Arme Leute, Bettler und Gauner, 1983; Jütte, R., Abbild und soziale Wirklichkeit, 1988; Blauert, A./Wiebel, E., Gauner- und Diebslisten, 2001; Danker, U., Die Geschichte der Räuber und Gauner, 2001; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005

ge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als nicht abtrennbares Präfix verwendet) zusammen, gemeinsam

Gebärde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor Ende achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 36, 28] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die eine innerliche Einstellung ausdrückende äußerliche Haltung eines Men­schen, insbesondere des Gesichts und der Hände. Bestimmte Gebärden können in bestimmter Umgebung eine rechtliche Bedeutung haben (beispielsweise Erheben der Schwur­hand bei einem Eid). Der schwierigen Untersuchung rechtsgeschicht­licher Gebärden widmet sich die Rechtsarchäologie. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899ff., Neudruck 1922, 1989, 1994; Sittl, C., Die Gebärden, 1890; Amira, K. v., Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, 1905; Panzer, M., Tanz und Recht, 1938; Künß­berg, E. Frhr. v., Schwurgebärde und Schwurfinger­deutung, 1941; Schwerin, C. Frhr. v., Einführung in die Rechtsarchäologie, 1943; Garnier, F., Le langage de l’image, 1981; Schmidt-Wiegand, R., Gebärdensprache im mittelalterlichen Recht, (in) Frühmittelalterliche Studien 16 (1982), 363; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Schmidt, J., Die Logik der Gesten, 1992; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Kresse, D./Feldmann, G., Handbuch der Gesten, 1999

Gebäude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [BreslUB. 90] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Menschen geschaffene Bauwerk. Es ist in dem älteren deutschen Recht Fahrnis und kann daher einen anderen Eigentümer haben als das Grundstück, auf dem es errichtet ist. Mit der Aufnahme des römischen, auch besondere Gebäudeservituten kennenden Rechtes seit dem Spätmittelalter wird es mehr und mehr als wesentlicher Bestandteil des Grundstücks angesehen. Seit dem 17. Jahrhundert wirkt sich das →Baurecht immer stärker einschränkend auf die Errichtung von Gebäuden aus. S. Google

Lit.: Hübner 188f.

geben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab 1221-1224 - bzw. ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 342] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) reichen, übergeben

Gebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Lutwin, Adam u. Eva 345] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bereich

Gebietsgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf ein (größeres) Gebiet bezogene Gemeinde (beispielsweise öster­reichisches provisorisches Gemeindegesetz von dem 17. 3. 1849, später wieder aufge­geben). S. Google

Geblüt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [Steinen, WestfGesch. I 1333] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Geschlecht, s. Google

Geblütsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Besatndteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf Grund der Ver­wandtschaft bestehende Recht oder Anrecht auf einen Gegenstand. In Bezug auf das deutsche Königtum kann sich ein Geblütsrecht gegenüber dem Wahlgrundsatz nicht entscheidend durchsetzen. Dagegen steigert sich in den einzelnen Ländern des Reiches und in anderen Staaten Europas wie Frankreich oder England das Geblütsrecht sogar zu dem Erbrecht (Erbmonarchie). S. Google

Lit.: Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981, 28; Rörig, F., Geblütsrecht und freie Wahl, Abh. d. Akad. d. Wiss. Berlin, 1948; Das Charisma, hg. v. Rychterová, P. u. a., 2007

Gebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 571, I 662, I 747, II, 289 und um 1000 Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (hoheitliche) Anordnung eines bestimmten Verhaltens (, in dem Zivilver­fahrensrecht in dem Rahmen der Zwangsvoll­streckung das Angebot zu einem öffentlichrechtlichen Vertrag). Das Gebot findet sich, wo immer Herrschaftsgewalt oder Hoheitsgewalt besteht. Seine besondere Bedeutung zeigt sich bei der Entstehung des →Staates. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 139; Willoweit, D., Gebot und Verbot im Spätmittelalter, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996

geboten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen?, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) angeordnet, befohlen

Gebotenes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1325 Hessen) ist das durch einzelnes →Gebot besonders festgesetzte →Ding.

Gebotsgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gewalt zu dem Erlass von Geboten.

Gebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1304 [MecklUB. X 519 nr. 7248] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, (lat.) usus (M.) Benutzung, Übung

Gebrauchsmuster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Italienische und Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort um 1891 gebildet, N.) ist die Gestaltung einer Arbeitsgerätschaft oder eines Gebrauchsgegenstands oder eines Teiles davon, die dem Arbeitszweck oder Gebrauchszweck durch eine neue Gestaltung, Anordnung oder Vor­richtung dienen soll. In Deutschland wird nach dem Geschmacksmuster (1876) 1891 das erste Gebrauchs­mus­tergesetz erlassen. S. Google

Lit.: Müller, E., Die Entwicklung des Erfindungsschutzes, 1898; Übler, R., Die Schutzwürdigkeit von Erfindungen. Fortschritt und Erfindungshöhe in der Geschichte des Patent- und Gebrauchsmusterrechts, 2014

Gebühr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Geldleistung, die als Gegen­leistung für eine besondere, von dem Einzelnen veranlasste Inanspruchnahme der Verwaltung verlangt wird (Otto Mayer 1895). Eine solche Gegenleistung ist als (lat. [F.]) sportula bereits dem römischen Recht bekannt. In dem Mittelalter entwickeln die Landesherren, auf welche die Regalien übergehen, und die Grundherren vielfältige Einnahmequellen. Auch die Kirche verlangt für bestimmte Handlungen Gegen­leistungen, selbst für den besonderen Sündenerlass. Eine eindeutige Trennung zwischen Gebühr und Steuer (F.) vollzieht erst das späte 19. Jahrhundert (Preußen Landgemeinde­ordnung von dem 3. 7. 1891, Kommunalabgabengesetz von dem 14. 7. 1893). In gewisser Weise spiegelt die Gebühr die Geschichte des Staates, seiner Finanzierung und allgemein die Verrechtlichung menschlichen Lebens wider. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 36 II 4; Moll, W., Über Gebühren, 1916; Domschke, M., Der Gebührenbegriff, 1928; Waitz, H., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, Diss. jur. Frankfurt am Main 1939; Hansmeyer, K./Fürst, D., Die Gebühr, 1968; Sackofsky, U., Umweltschutz durch nichtsteuerliche Abgaben, 2000; Vom Steuerstaat zum Gebührenstaat, hg. v. Sackofsky, U. u. 1., 2000

gebunden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Form von binden 765 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Gebundenheit – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) festgelegt, ausschließend

Gebundener Tag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist (in dem Mittelalter) ein bestimmte rechtlich bedeutsame Handlungen ausschließender Tag (beispielsweise Sonntag, vgl. Sachsenspiegel Land­recht II 66,2 [1221-1224]).

Geburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 130, II 133, II 134, II 345, Otfrid I 3,23] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Vorgang, durch den die Leibesfrucht des Menschen (oder eines höheren Tieres) aus dem mütterlichen Körper an die Außenwelt gelangt. Nach dem römischen Recht wird zwar das noch ungeborene Kind (lat. →nasciturus) für die Erbfolge nach seinem Vater als bereits geboren fingiert, doch beginnt ansonsten erst mit der Geburt die →Rechtsfähigkeit. Nach (germanischem? und) mittelalterlichem Recht muss das Kind nach der Geburt von dem Vater bzw. der Familie besonders aufge­nommen werden. Verschiedentlich wird auch eine gewisse Lebenskraft als Voraus­setzung für einen Rechtserwerb verlangt. Für die christliche Kirche wird der Mensch erst durch die Taufe zu einer Person. Seit etwa 1800 wird die Geburt (auf bestimmtem Gebiet oder von bestimmten El­tern) für den Erwerb der Staatsan­gehörigkeit wichtig. In dem (zweiten) Deutschen Reich führt das Reichs­personenstands­gesetz von dem 6. Februar 1875 die öffentliche Beurkundung jeder Geburt durch den Standesbeamten ein. Nach § 1 BGB (1896/1900) beginnt mit Vollendung der Geburt die Rechtsfähigkeit. S. Google

Lit.: Kaser § 13 II; Hübner § 6; Köbler, DRG 75, 120, 129; Brunner, H., Die Geburt eines lebenden Kindes und das eheliche Vermögensrecht, ZRG GA 16 (1895), 63; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 248, 253; Peters, R., Der Schutz des neugeborenen, insbesondere des missgebildeten Kindes, 1988; Labouvie, E., Andere Umstände, 1998, 2. A. 2000; Uebe, A., Die rechtliche Situation der Hebammen in der Geburtshilfe, 2000; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, ungedruckte Habilitationsschrift Leipzig 2003; Drescher, T., Beginn des Menschseins, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Schlumbohm, J., Lebendige Phantome - Ein Entbindungshospital, 2012 (Göttingen 1751); Birke, R., Geburtenkontrolle als Menschenrecht – Die Diskussion um globale Überbevölkerung seit den 1940er Jahren, 2020

Geburtenregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nur Geburtregister[, das in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen fehlt -] – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das durch das Konzil von Trient (1545-1563) in der Kirche vorgesehene, die →Geburten festhaltende Register oder Verzeichnis. Es geht an dem Ende des 19. Jahrhunderts auf den Staat über. In dem (zweiten) Deutschen Reich führt das Reichs­personenstands­gesetz von dem 6. Februar 1875 die öffentliche Beurkundung jeder Geburt durch den Standesbeamten ein. (→Personenstandsgesetz). S. Google

Geburtsstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem römischen und mittelalterlichen Recht der durch die →Geburt erworbene Stand (beispielsweise Adeliger, Freier, Unfreier, Sklave). S. Google

Gedächtnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erstes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1344 [Rockinger] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Vorgang und der Ort der Speicherung von Erfahrung in dem Gehirn vor allem des Menschen, das sich von der Geburt bis zu dem Tode eigentlich nur durch einfaches Vergessen vor seiner völligen Überfrachtung mit Sinneseindrücken bewahren kann. S. Google

Lit.: Assmann, A., Formen des Vergessens, 2016

Gedächtniszeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu einem Geschehen bewusst beigezogene Zeuge in Gegensatz zu dem zufälligen Zeugen eines Geschehens.

Lit.: Wetzell, G., Systm des ordentlichen Zivilprozesses, 3. A. 1878, 230ff.

Gedanke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert [MSD. 241] an 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Einfall, Überlegung, s. Google

Gedanken sind frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 123 (Franck 1541)

gedenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert [MSD. 236] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) denken, sich erinnern

Gedinge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 305, 421, 710, 715, II 65, 248, 432, 609, 612, 762, III 239, IV 177] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 3. Viertel 9. Jh., N.) ist in dem mittelalterlichen Recht die Vereinbarung oder auch die Verhandlung. In Frankreich und England wird in dem 12. Jahrhundert der Vereinbarung der Vorrang vor dem allgemeinen Recht gewährt (Gedinge bricht Landrecht), in Deutschland anscheinend in dem 14. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hofgericht und Räte, Abschied und Urteil, 1912; Hagemann, H., Gedinge bricht Landrecht, ZRG 87 (1970), 114

Gefahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1275 belegt in dem so genannten Schwabenspiegel und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Wahrscheinlich→keit des Eintritts eines Schadens. Grundsätzlich muss jeder Mensch sich selbst vor Schaden schützen, weshalb in dem römischen Recht der Grundsatz gilt (lat.) casum sentit dominus (den Fall spürt der Herr). Vor der Gefahr des Verfahrensverlusts durch Verfahrensfehler soll in dem hochmittelalterlichen Recht der besondere, in nicht näher bekannter Weise üblich werdende →Fürsprech schützen. Bei einem Kauf teilt das römische Recht die Gefahr (lat. [N.] periculum) des zufälligen Untergangs der Kaufsache zwischen Kaufvertragsabschluss und Ver­trags­erfüllung grundsätzlich dem Käufer zu, der den Kaufpreis zahlen muss, obwohl er wegen Freiwerdens des Schuldners von der Leistungspflicht die Kaufsache nicht erhält (periculum est emp­toris, Preisgefahr). S. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 41, 42, 62; Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 51, 1866; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzugs beim Kaufvertrag, 1913; Ernst, W., Das klassische römische Recht der Gefahrtragung, Diss. jur. Bonn 1981; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998; Pennitz, M., Das periculum rei venditae, 2000; Müller, C., Gefahrtragung bei der locatio conductio, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gefährde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Deutschenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Trient 1306) List, gefährliche Lage, s. Google

Gefährdeeid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 16. Jahrhundert [calumnien- oder gefärdeid SchwäbWB. VI Nachtr. 1988,  Gefährdeeid? 1691 Stieler 364] in 2 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kalumnieneid

gefährden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507 [BambHGO, Art. 96] – in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Gefahr bringen

Gefährdung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1794) ist die Schaffung der Möglichkeit eines Schadenseintritts.

Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gefährdungshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Rümelin 1896) ist das einseitig verpflichtende gesetzliche Schuldverhältnis, in dessen Rahmen der Schaden zu ersetzen ist, der durch eine erlaubte, abstrakt gefährliche und konkret Schaden verursachende Betätigung oder Anlage entsteht. Die Gefährdungshaftung ist eine Art der Erfolgshaftung. Einzelne Fälle von Erfolghaftung kennt bereits das ältere Recht. Die Erfolgshaftung entsteht als Gefährdungshaftung in der Zeit, in der sich auf der Grundlage des Liberalismus zu Gunsten des Unternehmers und damit zu Lasten des Geschädigten der Ver­schuldensgrundsatz des Schadensersatz­rechts durchsetzt. Beispielhaft verwirklicht wird die Gefährdungshaftung durch den von Friedrich Carl von Savigny mittels eines schriftlichen Votums fördernd beeinflussten § 25 des preußischen Eisen­bahn­gesetzes von dem 3. 11. 1838. Vielleicht vor allem mit der sozialversicherungsrechtlichen Lösung der Haftung bei Arbeitsunfall durch pauschale Versicherungsbeiträge des Arbeitgebers schwindet das Bedürfnis nach einer allgemeinen Regelung der Gefährdungshaftung. Diese wird seitens des infolge des Liberalismus gegenüber Unternehmern günstig eingestellten Gesetzgebers nicht in dem Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896/1900 allgemein geordnet, sondern eher unübersichtlichen Einzelgesetzen überlassen (1871 Reichshaft­pflichtgesetz, 1900 Wildscha­den, Tierhaltung [in dem Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896/1900, 30. 5. 1908 gemildert], 1909 Automobilgesetz/­Kraftverkehrsgesetz, 1. 8. 1922 Luft­fahrzeuge, 29. 4. 1940 Sachschäden durch Eisenbahn und Straßenbahn, 15. 8. 1943 Energieanlagen, 1957 Wasserhaus­haltsgesetz, 1959 Atomge­setz, 1961 Arznei­mit­telgesetz 1961, 1980 Bundesberggesetz, 1989/1990 Produkthaf­tungs­­gesetz, 1990 Bun­desdatenschutzgesetz, 1990 Gentechnik­ge­setz, 1991 Umwelthaf­tungsgesetz, 2007 Um­weltscha­dens­gesetz). In der Regel ist dabei auch noch zu Gunsten des Schuldners und damit zu Lasten des Opfers der Umfang der Haftung summenmäßig beschränkt. Ausge­schlossen ist die Gefährdungshaftung meist bei höherer Gewalt oder Verschulden des Geschädigten. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 216, 242; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Baums, T., Die Einführung der Gefährdungshaftung durch F. C. von Savigny, ZRG GA 104 (1987), 277; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 2 1989, 524ff.; Gadow, O. v., Die Zähmung des Automobils, 2002; Jansen, N., Die Struktur des Haftungsrechts, 2003; Bürge, A., Die Entstehung und Begründung der Gefährdungshaftung im 19. Jahrhundert, (in) FS Canaris 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gefahrenabwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Gefahr, →Polizei

gefahrgeneigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsdsprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gefährlich, zu Gefahr geneigt

Gefahrgeneigte Tätigkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 20. Jahrhundert in Deutschland die Tätigkeit eines Arbeit­nehmers, die mit einer gewissen übersurchschnittlichen Wahr­schein­lich­keit zu einem Schaden des Arbeitnehmers, Arbeitge­bers oder eines Dritten führt, für die der Schädigende aus sozialen Gründen nicht nach den allgemeinen Schadensersatzgrundsätzen ein­stehen soll, so dass der Arbeitgeber ohne Verschulden einstehen muss. 1995 dehnt das Bundesarbeitsgericht diese Risikoverteilung auf alle Arbeits­verhältnisse aus, so dass die gefahrgeneigte Tätigkeit als solche überflüssig wird.

Lit.: Köbler, G., Mittlere Fahrlässigkeit und dogmatische Einordnung der Arbeitnehmerhaftung, AcP 1969, 404; Ehrenberg, S., Die rechtshistorischen Wurzeln des Begriffs der gefahrgeneigten Arbeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1998; Brandt, P., Geschichtliche Entwicklung, 1998

gefährlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [MWittelsb. II 51] in 63 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Gefahr bedeutend

Gefahrtragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Tragung der Leistungsge­fahr bzw. Preisgefahr →Gefahr

Lit.: Heuer, P., Der Annahmeverzug, 1911; Thielmann, G., Traditio und Gefahrübergang, ZRG RA 106 (1989), 292; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998

Gefahrübergang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Übergang der Gefahr der Tragung eines Verlusts von einer Person auf eine andere Person (beispielsweise bei einem Kauf). S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gefälle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) sind – neben Gefälle (N.) - in dem mittelalterlichen deutschen Recht Abgaben auf der Seite des Leistenden und Einkünfte auf der Seite des Empfängers. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2

gefangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Form von fangen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen auch als Form von fangen und als Ansatz nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gegen den Willen festgehalten

Gefangenenbefreiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Überschrift zu § 120 StGB) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google

Lit.: Hofmann, H., Die Gefangenenbefreiung, 1903

Gefangener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Gefangene – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Gefangene [SspLR. III 9 § 4, III 41 § 1] 1221-1224, M.) ist der gegen seinen Willen von anderen von der Bewegungsfreiheit ausge­schlossene Mensch (beispielsweise Kriegsgefangener, Strafgefangener, Untersuchungsgefangener). S. Google

Gefängnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1150 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 140] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., „Gefangennahme, Gefan­gen­schaft“) ist das für einen meist hoheitlich angeordneten Freiheitsentzug eines Menschen verwendete Gebäude und der für den Betroffenen dort entstehende und bestehende Zustand. In Gegensatz zu dem deutlich älteren Freiheitsentzug durch Kriegsge­fangenschaft oder zu einer Untersuchung wird der auch in Rom unbekannte Freiheits­entzug als Strafe (in verschlossenen oder vergitterten Gebäuden) erst zwischen 1250 und dem 15. Jahrhundert bedeutsamer (beispielsweise Venedig, Florenz, Bologna, Siena). Das seit etwa 1400 verbreitete Gefängnis dieser Zeit ist einfach und aus späterer Sicht zumindest teilweise unmenschlich, wogegen sich erst­mals John Howard ([engl.] State of prisons in England and Wales, 1777, Der Zustand der Gefängnisse in England und Wales) wendet. Mit dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) wird die Freiheitsstrafe die wichtigste Strafe. An dem 7. 6. 1923 vereinbaren die Länder des (zweiten) Deutschen Reiches Grundsätze für den Vollzug von Freiheitsstrafen. Einzelne An­sätze zu einer beschränkten Gefan­genen­mitverantwor­tung verdichten sich nur allmäh­lich. 1969 wird das Gefängnis verbal beseitigt (durch Justizvollzugsanstalt). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 205; Quanter, R., Deutsches Zuchthaus- und Gefängniswesen, 1905, Neudruck 1970; Bohne, G., Die Freiheitsstrafe, Bd. 1f. 1922ff.; Hippel, R. v., Deutsches Strafrecht, Bd. 1 1925; Appenzeller, G., Strafvollzug und Gefängniswesen im Kanton Solothurn, 1957; Blesken, H., Ältere deutsche Gefängnisnamen, ZRG GA 80 (1963), 357; Foucault, M., Überwachen und Strafen, 1976; Lawn, E., Gefangenschaft, 1977; Zwicky, J., Das Gefängnis­wesen zur Zeit der Helvetik, Diss. jur. Zürich 1982; The Oxford History of the Prison, ed. by Morris, N., 1996; Schildt, B., Tumult und Aufruhr in Bernburg, (in) Rechtsgeschichte in Halle, hg. v. Lieberwirth, R., 1998, 53; Krause, J., Gefängnisse im römischen Reich, 1996; Krause, T., Geschichte des deutschen Strafvollzugs, 1999; Sidorowitz, M., H. B. Wagenitz und die Reform des Vollzuges der Freiheitsstrafe an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, 2000; Nutz, T., Strafanstalt als Besserungsmaschine, 2001; Dunbabin, J., Captivity and Imprisonment in Medieval Europe 1000-1300, 2002; Gefängnis und Gesellschaft, hg. v. Ammerer, G., 2003; Breßler, S., Schuld­knechtschaft und Schuldturm, 2004; Schäfer, J., Nicht-monetäre Entlohnung von Gefangenenarbeit, 2006; Ohlemann, K., Historische Entwicklung der Gefangenenmitverantwortung in den deutschen Gefängnissen, 2007; Bretschneider, F., Gefangene Gesellschaft, 2008; Rosenblum, W., Beyond the Prison Gates, 2008; Geltner, G., The Medieval Prison, 2008; Maes, E., Van gevangenisstraf naar vrijheidsstraf, 2009; Fülberth, J., Das Gefängnis Spandau 1918-1947, 2014; Vander Beken, T., The Role of Prison in Europe, 2016; Incarceration and regime change, hg. v. De Vito C. u. a. 2016; Bergstermann, S., Stammheim, 2016; Ramsbrock, A., Geschlossene Gesellschaft – Das Gefängnis als Sozialversuch, 2020

Geffcken, Heinrich Otto Wilhelm (Berlin 27. 6. 1865-Köln 5. 2. 1916) wird nach dem Stu­dium von Geschichte und Rechtswis­senschaft in Freiburg im Breisgau, Leipzig (Friedberg, Sohm) und Berlin, der Promotion (1890, 1892) und der Habilitation (1894) 1898 Pro­fessor in Rostock, 1903 der Handels­hoch­schule Köln. S. Google

Lit.: Stutz, U., ZRG GA 37(1916), 731

Gefolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [Willems, Brab. I 697] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gefolgschaft, Anhängerschaft, s. Google

Gefolgschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar 19. Jahrhundert, F., Gefolge, Anhängerschaft) ist in dem germanischen Recht möglicherweise die Gruppe (lat. [M.] comitatus, Begleitung) um einen Adeligen gescharter junger Krieger (Tacitus, Germania c. 13, 14). Die Verbindung zu jüngeren Erscheinungen (beispielsweise Vasallität) ist ungesichert. Weiterreichende Vorstellungen (Georg Waitz 1844, Otto von Gierke 1868, Heinrich Brunner 1906, Richard Schröder 1932) sind fragwürdig. S. Google

Lit.: Brunner, H., Zur Geschichte des fränkischen Gefolgswesens, ZRG GA 9 (1888), 210; Seeck, O., Das deutsche Gefolgswesen auf römischem Boden, ZRG GA 17 (1896), 97; Kienle, R. v., Germanische Gemeinschaftsformen, 1939; Naumann, H., Germa­nisches Gefolgschaftswesen, 1939; Rehfeldt, B., König, Gefolgschaft und Volk im germanischen Alter­tum, 1942; Bretschneider, G., Die altnordische Gefolgschaft, Diss. jur. Bonn 1950; Schlesinger, W., Herrschaft und Gefolgschaft in der deutschen Verfassungsgeschichte, (in) HZ 176 (1953), 225; Kuhn, H., Die Grenzen der germanischen Gefolgschaft, ZRG GA 77 (1960), 1; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft im frühen deutschen Recht, 1968; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Kristensen, A., Tacitus‘ germanische Gefolgschaft, 1983; Kroeschell, K., Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, 1995, 183

gegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, Präp.) entgegen, wider

Gegen den Lügner gibt es keine Redlichkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.) →Lüge

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 231 (Graf/Dietherr 1864)

Gegenkönig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen Hinweis auf Grimm – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach Abschwächung des frühmittelalterlichen Geblütsrechts und vor Verfestigung des spätmittelalterlichen Wahl­rechts gegenüber einem ersten gewählten König zusätzlich gewählte zweite König des 11. bis 14. Jahrhunderts (Rudolf von Rheinfelden 1077, Hermann von Salm 1081, Konrad von Franken 1127, Friedrich II. 1212, Heinrich Raspe 1246, Wilhelm von Holland 1248, Alfons von Kastilien 1257, Karl IV. 1346, Günther von Schwarzburg 1349). S. Google

Lit.: Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944; Muylkens, M., Reges geminati - Die Gegenkönige in der Zeit Heinrichs IV., 2012

Gegenpapst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbare und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegenüber einem ge­wählten Papst gewählte zweite Papst (lat. antipapa 1127, etwa insgesamt 25-40 Gegenpäpste von Natalis um 200 bis Felix V. von 1439 bis 1449 sowie Vigilius, der zu Beginn seines anerkannten Pontifikats nur Gegenpapst war, und Sergius III., der 898 zwar Gegenpapst war, aber 904 – rechtmäßiger Papst wurde). S. Google

Lit.: Anastasio, L., Istoria degli Antipapi, 1754; Der Verlust der Eindeutigkeit, hg. v. Müller, H., 2017

Gegenreformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1776 [Pütter] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit Hilfe staatlicher Gewalt (Religionsbann, lat. ius reformandi) ausgeführte Gegen­be­wegung der katholischen Kirche gegen die kirchliche Reformation Martin →Luthers (1517) zwischen 1555 und 1648 bzw. die gewaltsame Rekatholisierung protestan­tisch gewordener Gebiete hauptsächlich durch Jesuiten (in dem so genannten Zeitalter der Konfessi­onalisierung). Sie beruht gedanklich auf dem in dem Augsburger Religionsfrieden (1555) gesicherten Grund­satz (lat.) →cuius regio, eius religio, wessen Gebiet, dessen Religion. Sie wirkt sich deutlich in Bayern, Fulda, Würzburg, Österreich (Böhmen, Oberösterreich, Niederösterreich), Oberpfalz und Kurpfalz aus, bis der Friede von Münster und Osnabrück 1648 den Untertanen den Be­kenntnisstand des Jahres 1624 gewährt. In Spanien, Italien und Frankreich, Ungarn, Polen und dem Baltikum ist die dem Ab­solutismus verbundene Gegenreformation ebenfalls erfolg­reich, in England, den Niederlanden und Skandinavien scheitert sie. Die von der Kirche in der Gegenreformation in Anspruch genommene Hilfe des Staates bewirkt das Staatskir­chen­tum des Absolutismus. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 130; Elkan, A., Entstehung und Entwicklung des Begriffs Gegenreformation, (in) HZ 112 (1914), 473; Brandi, K., Gegenreformation und Religionskriege, 1930, 2. A. 1941; Zeeden, E., Das Zeitalter der Gegenreformation, 1967; Die Territorien des Reiches im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung 1500-1650, hg. v. Schindling, A. u. a., 1989ff.; Lutz, H., Reformation und Gegenreformation, 1991, 4. A. 1997, 5. A. 2002; Herzig, A., Der Zwang zum rechten Glauben, 2000; Pörtner, R., The Counter-Reformation in Central Europe, 2001; Lotterer, J., Gegenreformation als Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Deventer, J., Gegenreformation in Schlesien, 2003; Weiß, D., Katholische Reform und Gegenreformation, 2005; Staatsmacht und Seelenheil, hg. v. Leeb, R. u. a., 2007

Gegenstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL Lehnübertragung von lat. [oculo] obiectum [dem Auge Entgegengesetztes] - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – gut - belegt – nur 2 Hinweise ohne Zeitangabe [SchwäbWB. III 180, Almén-Neubecker III p. 18f.] – aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1579, M.) ist die von dem Menschen wahrgenommene oder behandelte Gegebenheit oder der beliebige Ausschnitt aus der wahrnehmbaren oder vorstellbaren Welt. Der Gegenstand kann körperlich oder unkörperlich und damit räumlich oder unräumlich sein. S. Google

Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gegenwart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft, Augenblick, Anwesenheit

gegenzeichnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zusätzlich unterschreiben

Gegenzeichnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unterschrift eines zweiten Menschen nach der Unterschrift eines zu einer Handlung in erster Linie zuständigen Menschen. Sie wird seit dem 19. Jahrhundert als Gegenzeichnung eines Ministers (Preußen 1808) zu einer Einschränkung der Rechte des Monarchen verwendet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 193, 194; Schulz, A., Die Gegenzeichnung, 1978; Weber, C., Das Gegenzeich­nungsrecht, 1997

Gehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel vierzehntes Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [UtrechtRBr. I 256] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar -, M., N.) ist der Inhalt und die alimentierende Vergütung des →Beamten und Angestellten (Westfalen 1571, Zuordnung zu Tätigkeitsgruppen seit 19. Jahrhundert), die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkt in das allgemeine Entgelt eingeordnet wird. S. Google

Lit.: Schulz, G., Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert, 2000

gehegt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nur Form von hegen auch in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gepflegt

gehegtes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) rechtmäßig begonnenes Gericht, →Hegung, Ding, s. Google

geheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301 [Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen des Frommen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1442 [Danzig Hirsch 183 Anm. 631] in 44 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar (1301), Adj.) nicht öffentlich, vertraulich, s. Google

Lit.: Jütte, D., Das Zeitalter des Geheimnisses, 2. A. 2012; Deutsche Geheimgesellschaften, hg. v. Hermand, J. u. a., 2013

Geheimdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die sachlich wohl schon in den Hochkulturen des Altertums bekannte staatliche Einrichtung zu der geheimen Ermittlung gegen die einem Staat oder seinen Führern drohenden Gefahren. S. Google

Lit.: Krieger, W., Geschichte der Geheimdienste - von den Pharaonen bis zur CIA, 2009; Secret Intelligence in the European States System 1918-1989, 2013; Heidenreich, R. u. a., Geheimdienstkrieg in Deutschland, 2016; Henke, K., Geheime Dienste – Die politische Inlandsspionage der Organisation Gehlen 1946-1953, 2018; Dülffer, J., Geheimdienst in der Krise – Der BND in den 1960er Jahren, 2018

Geheimer Rat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Gesamtheit der den Fürsten nichtöffentlich beratenden Menschen. Der sachlich 1526 erstmals nachweisbare geheime Rat entsteht zu Beginn der frühen Neuzeit aus dem Hofrat in Österreich (1527), Bayern (vor 1550, 1579), Kursachsen (1547/1574), Brandenburg (1604), Württem­berg (1629), Baden (1655), Frankreich und Burgund (1604). Er berät oder entscheidet in den wichtigsten Angelegenheiten mit dem Herrscher (und mit anderen Behörden). Er wird seit dem späten 17. Jahrhundert durch das Kabinett (Konferenz, Staats­rat) und in dem 19. Jahrhundert durch das Ministerium verdrängt. Der Titel Geheimer Rat wird 1919 aufgegeben. →Geheimrat, s. Google

Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 19. A. 1992, §§ 35, 41; Hess, U., Geheimer Rat und Kabinett in den ernestinischen Staaten Thüringens, 1962; Matthias, E., Zwischen Räten und Geheimräten, 1970; Die Rolle des Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hg. v. Schnur, R., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2005; Das geheime Consilium von Sachsen-Weimar-Eisenach, hg. v. Wahl, V., 2014 (Regesten von 20500 Vorgängen zwischen 1776 und 1786)

geheimer Vorbehalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Mentalreservation, s. Google

geheime Staatspolizei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Gestapo, s. Google

Lit.: Heuer, H., Geheime Staatspolizei, 1995

Geheimnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1606/1740 [DOrdStat. 1606/1740 130] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Vertraulichkeit, nur Vertrauten bekanntes Wissen, s. Google

Geheimrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) geheimer Ratgeber →geheimer Rat, s. Google

Geheimschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits früh ent­wickelte, der Abwehr der Kenntnis unbe­fug­ter Dritter von einem Inhalt einer verkörperten Erklärung dienende Schrift. S. Google

Lit.: Meister, A., Die Anfänge der modernen diplomatischen Geheimschrift, 1902; Dröscher, E., Die Methoden der Geheimschrift, 1921; Beutelspacher, A., Kryptologie, 1987, 7. A. 2005; Singh, S., Geheime Botschaften, 2002

gehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) laufen, schreiten, sich bewegen

Gehilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [Biberach 193] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der einem anderen Menschen helfende, eher nachgeordnete Mensch. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gehilfenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Haftung eines Herrn für einen Gehilfen. Sie findet sich sachlich schon in dem römischen Recht ([lat.] →noxae datio [F.]). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird zwischen dem →Erfüllungsgehilfen des rechtsgeschäft­lichen Bereichs und dem →Verrichtungsgehilfen des außer­rechts­geschäft­lichen Bereichs unterschieden.

Lit.: Köbler, DRG 27, 214; Seiler, Die deliktische Gehilfenhaftung, (in) JZ 1967, 525; Bodenhausen, E. Frhr. v., Haftung des Geschäftsherrn für Verrichtungsge­hilfen, 2000; Horn, J., Die Entstehung der Vorschriften zur Gehilfenhaftung im Bürgerlichen Gesetzbuch, 2007 (kaum neue Erkenntnisse)

Gehirn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Hirn ist das über Nervenzellen und schwache Elektrizität in dem Menschen nicht wirklich bereits bekannter Weise wirkende wichtigste Steuerungsorgan höherer (tierischer) Lebewesen

Lit.: Monyer, H./Gassmann, M., Das geniale Gedächtnis. Wie das Gehirn aus der Vergangenheit unsere Zukunft macht, 2015; Markus, M., Das nackte Gehirn, 2016; Scheurle, H., Das Gehirn ist nicht einsam – Resonanzen zwischen Gehirn, Leib und Umwelt, 2. A. 2016; Fuchs, T. Das Gehirn – ein Beziehungsorgan, 6. A. 2020

Geisel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen langobardisch – 643 - und ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 647, II 6, II, 614] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M.) ist der in Gewahrsam genommene Mensch, der mit Freiheit oder Leben für die Erfüllung bestimmter Pflichten (oder das Erreichen eines sonstigen Zieles) einstehen muss. Das vereinbarte Stellen und das einseitige Nehmen einer Geisel sind sachlich sehr alt. Sie finden sich sowohl unter Völkern wie auch unter Einzelnen. Der bzw. die Geisel darf anfangs bei Nichterfüllung getötet oder verknechtet werden. In dem Privat­recht endet das Tötungsrecht bereits früh und wird das Stellen oder Nehmen von Geiseln schon in dem frühen Mittelalter durch andere Sicherungs­mittel ersetzt. In dem Völkerrecht schließt das Genfer Abkommen zu dem Schutz der Kriegsopfer von 1949 die Geiselnahme aus. Das gewaltsame Nehmen einer Geisel durch Straftäter findet sich bis zu der Gegenwart. S. Google

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 74, 128; Köbler, WAS; Lechner, A., Das Obstagium oder die Geiselschaft nach schweizerischen Quellen, 1906; Gierke, O., Schuld und Haftung im älteren deutschen Recht, 1910, 50, 127; Lutteroth, A., Der Geisel im Rechtsleben, 1922; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140; Allen, J., Hostages and Hostage-Taking in the Roman Empire, 2006; Thijs, S., Obsidibus imperatis, 2019

Geist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 766-800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1296 [Nowgorod 33] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Seele, Verstand, Gespenst, s. Google

geisteskrank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert, 1807, in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) geistig krank, s. Google

Geisteskranker (Wort in GrimmDeutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., geisteskrank 1807, Geisteskrankheit 1846) ist der an einer erheblichen Störung der Geistestätigkeit leidende Mensch. Er ist sachlich als (lat. [M.]) →furiosus in dem römischen Recht ohne weiteres geschäftsunfähig und deliktsunfähig und erhält einen (lat.) curator (M., Pfleger). Auch das mittelalterliche deutsche Recht schließt den Geisteskranken von dem Handeln in dem Rechtsverkehr aus. An dem Ende des Spätmittelalters wird das römische Recht aufgenommen. Der Geisteskranke kann durch →Entmündigung unter Vormundschaft gestellt werden. Zu dem 1. 1. 1992 wird in Deutschland die Entmündigung durch die →Betreuung ersetzt.

Lit.: Kaser § 14 IV; Hübner; Köbler, DRG 36; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. III 6; Selesnick, S., Geschichte der Psychiatrie, 1969; Jetter, D., Grundzüge der Geschichte des Irrenhauses, 1981; Kuban, S., Das Recht der Verwahrung und Unter­bringung, 1997; Platen-Hallermund, A., Die Tötung Geisteskranker, 3. unv. A. 1998; Dettling, A., Von Irren und Blödsinnigen, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Griebl, L., Die Behandlung von Verschwendern und Geisteskranken, 2010; Madness in Medieval Law and Custom, hg. v. Turner, W., 2010

Geisteskrankheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) geistige Krankheit, s. Google

Geisteswissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf den Geist des Menschen in Gegensatz zu der Natur des gesamten Universums (Natur­wissenschaft) bezogene Wissen­schaft (beispielsweise Sprachwissenschaft, Reli­gionswissen­schaft, Sozialwissen­schaft, Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft). S. Google

Lit.: Eckel, J., Geist der Zeit, 2008; Rosenwein, B., Generations of Feeling – A History of Emotions 600-1700, 2015

geistig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Geist betreffend

geistiges Eigentum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (intellectual property) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine in Naturrecht und Rechtsphilosophie ver­tre­tene, aber bisher in dem deutschen Gedankengut nicht herrschend gewordene Auffassung des eigentumsgleichen Erfinder­rechts, intellectual property, Jo­hann Gottlob Fichte 1793, N.) →Urheberrecht

Lit.: Lamprecht, G., Versuch eines vollständigen Sys­tems der Staatslehre, 1784; Fichte, J., Sämtliche Werke, Bd. 8 19846, 223; Klostermann, R., Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, 1867ff.; Kohler, J., Das Autorrecht, 1880; Wadle, E., Das geistige Eigentum in der Reichsverfassung, (in) Verfassungsrecht und Völkerrecht, 1989, 929; Wadle, E., Geistiges Eigentum, Bd. 1f. 1996ff.; Löhnig, M., Der Schutz des geistigen Eigentums von Autoren im preußischen Landrecht von 1794, (in) ZNR 2007, 197ff.; Grundlagen und Grund­fragen des geistigen Eigentums, hg. v. Pahlow, L. u. a., 2008; Ahrens, H. u. a., Modellgesetz für geistiges Eigentum, 2011; Von Goethe zu Google, hg. v. Götz von Olenhusen, I. u. a., 2011; Richardson, M./Thomas, J., Fashioning Intellectual Property, 2012; Ahrens, H. u. a., Modellgesetz für geistiges Eigentum. Normtext und Begründung. 2012; Biographisches Handbuch des geistigen Eigentums, hg. v. Apel, S. u. a., 2017; Hohendorf, T., Know-how-Schutz und geistiges Eigentum, 2020

geistlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215/1216 [Thomasin 12961] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Geist betreffend, kirch­lich

Geistliche Bank (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der geist­lichen Fürsten eines Verfassungs­gre­miums (insbesondere des Reichstags des Heiligen römischen Reiches). 1521 enthält die Reichsmatrikel 50 geist­liche Fürsten und 83 Reichsprälaten. 1792 umfasst die geistliche Bank dort 35 Virilstimmen und 2 Kuriat­stimmen der schwäbischen und rheinischen Prälatenbank mit zusammen zuletzt etwa 40 Mitgliedern und Vorsitz Österreichs bzw. Salz­burgs.

Lit.: Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat von 1495-1654, 1882; Conrad, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2 1966, 97; Neuhaus, H., Das Reich in der frühen Neuzeit, 1997, 2. A. 2003, 27ff.

Geistliche Gerichtsbarkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem die Gerichtsbarkeit der christlichen Kirche. Sie geht auf den Apostel Paulus (1. Kor. 5, 12-13, 6, 1-8, 2. Kor. 13, 10) und Kirchenväter (beispielsweise Tertullian, Cyprian) zurück. In den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. entsteht die (lat. [F.]) episcopalis audientia (bischöfliche Anhö­rung). 318 verleiht Kaiser Konstantin den Bischöfen Gerichtsbarkeit in bürgerlichen Sachen (auch über Nichtchristen) (CT 1, 27, 1). 323 stellt Kaiser Konstantin in einem Reskript (Const. Sirmond. 1) das Urteil des Bischofs dem Urteil des Präfekten gleich und sieht Vollstreckung durch weltliche Amts­träger vor. Gegen die Entscheidung des Bischofs ist Berufung an die Provinzialsynode möglich. Vielleicht seit dem 4./5. Jahrhundert über­nimmt der Bischof außer dem Schutz der Geistlichen auch den Schutz der Armen, Wit­wen, Waisen und Fremden. Diese römisch­rechtlich geprägte geistliche Gerichtsbarkeit dauert unter Auf­nahme einheimischer Ge­geben­heiten (beispielsweise Reinigungseid, Gottes­ur­teil) in dem Mittelalter fort. Hinzukommen grund­herrliche Gerichts­bar­keit und aus dem bi­schöf­lichen Visitati­onsrecht hervorgehende Sendgerichtsbarkeit (Sendhandbuch Abt Re­gi­nos von Prüm um 906). Seit Papst Innozenz II. (1130-1143) ist die Berufung an den Papst möglich, der unabhängig von der Gerichts­barkeit der Bi­schöfe, die ihrerseits einen Teil ihrer Ge­richts­barkeit an Archidiakone abge­ben, wegen der Vielzahl der Fälle delegierte Richter (in der örtlichen Nähe der Parteien) einsetzt. In Frankreich in dem ausgehenden 12. Jahrhundert, in dem Heiligen römi­schen Reich seit dem 13. Jahrhundert wird der Offizial als Einzelrichter Stell­ver­treter des Bischofs in der Gerichts­barkeit. Die geistlichen Gerichte wenden das in dem 12. Jahrhundert ausgebildete römisch-kanonische Verfahren (mit Schriftlichkeit) an, beachten die Ver­hand­lungsmaxime und si­chern die Voll­streck­barkeit. Sie entwickeln ein von Papst Clemens (1305-1314) festge­schriebenens, summari­sches und deswegen schnelleres Verfahren (Clem. 2. 1. 2), ein besonderes Verfahren in Ehesachen und ein Schiedsgerichtsverfahren. Seit Papst Innozenz III. (1198-1216) ent­wickelt sich ein Offi­zial­maxime und In­struk­tionsmaxime verbinden­des Inquisitions­ver­fahren, das seit dem 15. Jahrhundert das Ak­ku­sa­tions­verfahren verdrängt. Papst Gregor IX. ordnet 1231 die Ketzerverfolgung durch Inquisitoren (Dominikaner, Franzis­kaner) an, Papst Innozenz IV. lässt 1252 unter Berufung auf die Rechtssetzung Kaiser Friedrichs II. die Folter durch weltliche Amtsträger zu.

Lit.: Jacobi, E., Der Prozess im Decretum Gratiani, ZRG KA 3 (1913), 223ff.; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Hageneder, O., Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich, 1967; Schwab, C., Das Augsburger Offizialatsregister (1348-1352), 2001; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Nörr, K., Über die mittelalterliche Rota Romana, ZRG KA 93 (2007), 220ff.

Geistlicher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber als Geistliche in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und als Geistliche, Geistlicher in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oder Kleriker ist der Inhaber eines höheren kirchlichen Amtes der anerkannten öffent­lichrechtlichen Religionsgemeinschaften (beispielsweise Priester). Er wird schon in dem Altertum von dem Laien durch besonderes Recht geschieden. Infolge seiner Schriftkundigkeit ist er seinen Mitmenschen auch in dem Mittelalter überlegen. Zahlreiche Rechtsvorschriften gewähren ihm besonderen Schutz.

Lit.: Köbler, DRG 99; Prochnow, F., Das Spolienrecht und die Testierfreiheit der Geistlichen, 1919, Neudruck 1965; Reinhard, U., Untersuchungen zur Stellung der Geistlichkeit bei den Königswahlen, 1975; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Geistlicher Fürst (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Landesherr (→Fürst) des Heiligen römischen Reiches, dem seine Lan­des­herrschaft auf Grund seines geistlichen Amtes zusteht (beispielsweise Erzbischof von Mainz). An dem Beginn des 19. Jahrhunderts umfassen die weltlichen Herrschaftsgebiete der (66) geistlichen Fürsten des Heiligen römischen Reiches rund 95000 Quadratkilo­meter mit mehr als drei Millionen Einwohnern.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Geistliche Staaten in Oberdeutschland im Rahmen der Reichsverfassung, hg. v. Wüst, W., 2003

Geistlicher Vorbehalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwart nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. reservatum [N.] ecclesiasticum) ist der für den Fall eines Übertritts eines Inhabers eines geistlichen Amtes (beispielsweise Fürstbischofs, Fürstabts) von dem katholischen Glauben zu dem protestantischen Glauben in dem Augsburger Religionsfrieden (1555, § 18) durch einseitige, von den protestantischen Reichsständen nur geduldete Anordnung des Kaisers festgelegte Vor­behalt gegenüber dem Grundsatz (lat.) cuius regio, eius religio (ius reformandi), dass der Inhaber des geistlichen Amtes zwar seine persönliche Rechtsstellung behält, aber sein geistliches Amt und die damit verbundenen (weltlichen Herrschafts-)Rechte aufgeben muss und das für die Besetzung der Stelle zuständige Gremium einen katholischen Nachfolger wählen kann. Damit werden auch die Mehrheitsverhältnisse in dem Fürstenrat und in dem Kurfürstenrat des Reichstags zu Gunsten der katholischen Mehrheit gefestigt und wird die Wahl eines protestantischen Königs bzw. Kaisers (eigentlich) ausgeschlossen. 1648 wird eine Garantie des Besitzstands von dem 1. 1. 1624 vereinbart.

Lit.: Brandi, K., Reformation und Gegenreformation, 1927; Gotthard, A., Der Augsburger Religionsfriede, 2004; Als Frieden möglich war, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2005; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Schilling, H. u. a., 2007

Geistliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. ius [N.] canonicum) ist das die christliche(n) Kirche(n) betreffende, von dem weltlichen Recht (lat. ius [N.] civile) grundsätzlich zu trennende Recht. →Kirchenrecht

Lit.: Köbler, DRG 106; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Geistlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1403 [Wigand, Beitr. 152] in 10? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesamtheit und Zustand der Geistlichen

Geld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 72] bzw. 1200 [Nyrop, Saml. I 15} bzw. 1221-1224 bzw. 1292 [WirtUB. X 38] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Geldrente 1507) ist das (grundsätzlich von einem Staat oder einer durch ihn ermächtigten Stelle beglaubigte,) zu dem Umlauf in der Öffentlichkeit bestimmte Zahlungs­mittel. Seine Zwecke (Tauschmittel, Wert­aufbewahrungsmittel, Recheneinheit), Stof­fe (Nichtmetall, Metall, Papier, elek­trischer Strom) und seine Übertragungs­formen (Übereignung, Abtretung) ändern sich in dem Laufe der Zeit. Die Geschichte der Metallmünzen beginnt wohl bei den indogermanischen Lydern in dem Westen Kleinasiens um 670 v. Chr. In dem altrömischen Recht ist Tauschmittel anfangs das Vieh (lat. [N.] pecus →lat. pecunia [F.] Geld). Dann wird Rohkupfer zuerst gewichtsmäßig gehandelt und in dem 4. Jahrhundert v. Chr. nach kleinasiatischem Vorbild (7. Jahrhundert, Griechenland 6. Jahrhundert v. Chr.) in feste Größen mit zugehörigen Gewichtsan­gaben gebracht. Um 300 v. Chr. werden Münzen von 330 g (lat. libra [F.] Pfund mit 12 Unzen oder 72 Solidi) geschaffen, denen später Silbermünzen (281 v. Chr., 187 v. Chr. Silberdenar mit 10 As = Ganzes von anfangs 4,55 g Gewicht) und seit Caesar († 44 v. Chr.) Goldmünzen (lat. [M.Pl.] aurei) folgen. Die Germanen kennen zwar römische Münzen, verwenden sie aber nicht als Geld, sondern nur als Kostbarkeit oder Zierrat. In dem Frühmittelalter sind Pfennig, Schilling und Pfund hauptsächlich Rechnungseinheiten, wenn auch in karolingischer Zeit ein königlicher Silberdenar geprägt wird (wohl ältester erhaltener mittelalterlicher Denar bzw. Pfennig des deutschen Raumes zwischen 747 und 751 unter dem Hausmeier Pippin in Silber aus 1,18 Gramm geschlagen, 1981 in Trier gefunden, ein Pfund = 20 Schillinge, 240 Pfennige). Als Grabbeigaben aufgefundene Feinwaagen deuten darauf hin, dass auch bei Münzen das Gewicht des Metalls noch entscheidend ist. Um 1000 sind etwa (in) Goslar, Köln, Dortmund, Duisburg, Aachen und Regensburg Münzstätten. In dem Hochmittelalter bewirkt das als (bisher) einfachstes Tauschmittel anerkannte und damit als Zahlungsmittel wieder vorherrschende Geld die Umwandlung der Naturalwirtschaft in die Geldwirtschaft. Etwa seit dem 12. Jahrhundert reichen dabei die gewonnenen Edelmetallbestände (beispielsweise Silber in Freiberg, Friesach, Iglau oder Kuttenberg) für den Geldverkehr breiterer Bevölkerungs­schichten aus (Venedig 1194 grosso mit 2,19 Gramm, Frankreich 1266 gros turnois, um 1300 Prager Groschen, 1242 Goldprägung in Genua und Florenz [fiorino, Gulden, seit etwa 1340 auch in dem Rheinland], Venedig 1284 Dukaten bzw. Zechinen), wobei das Münzrecht von dem König auf die Landesherren übergeht. Seit der frühen Neuzeit, in der in dem 16. Jahrhundert in Mit­teleuropa der Silberbergbau wiederbelebt wird (Schwaz, Schneeberg, Annaberg, Buch­holz, Joachimsthal bzw. Joachimstal, große Silbermünze Taler) und große Silbermengen zwischen 1550 und 1650 aus dem neu entdeckten Amerika eingeführt werden, tritt nach vielen Münzkrisen vor allem als Folge zahlreicher Kriege in dem 18. Jahrhundert zu dem Metallgeld (Münze) das Papiergeld hinzu (Österreich, Frankreich, Preußen, England, gesetzliches Zahlungsmittel England 1833, Frankreich 1870), seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu dem Hartgeld (in dem Deutschen Bund in dem Norden Taler, in dem Süden Gulden, in dem Deutschen Reich 1873 Goldwährung mit Mark) und Zeichengeld das durch Guthaben bei einer Kontostelle gebildete unkörperliche Buchgeld (Giralgeld), seit dem Ende des 20. Jahrhunderts das elektronisch ge­speicherte Guthaben (Plastik­geld, Netz­geld). 1914 wird in dem Deutschen Reich die Pflicht der Reichsbank aufgehoben, ihre Banknoten in Gold einlösen zu müssen. In dem Juli 1944 einigen sich die Vertreter von 44 Staaten in Bretton Woods auf eine neue Weltwährungsordnung fester Wechselkurse, die bis 1959 grundsätzlich umgesetzt wird, aber 1971 zusammenbricht. In dem März 1979 verabschieden acht Staaten der europäischen Gemeinschaften ein europä­ischen Währungssystem, aus dem auf Grund des Vertrags von Maastricht von 1992 zu dem 1. 1. 1999 eine europäische Wäh­rungsunion her­vorgeht (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Nie­der­lande, Österreich, Portugal, Spanien, 2001 Griechenland, 2004 Slowenien, weiter Estland, Lettland, Malta, Slowakei, Zypern, assoziiert Andorra, Monaco, San Marino, Vatikanstadt, 2015 Litauen), die zu dem 1. 1. 2002 Euro und Cent in Münzen und Banknoten einführt. Für Münzen und Geldscheine gilt grundsätzlich das Recht der Sachen. Ungelöst ist die Problematik der Geldentwertung (Inflation), die aus dem Ungleichgewicht zwischen Geldmenge und Gütermenge erwächst bzw. von daran Interessierten angestrebt und in dem Rahmen ihrer jeweiligen Durchsetzungskraft auch verwirklicht wird. Da die gut bezahlten Politiker sich weltweit mit Wohltaten Wählerstimmen vor allem der zahlenmäßig überwiegenden ärmeren Schichten verschaffen oder zu verschaffen versuchen, verschuldet sich der Staat überall zunehmend und versucht aus eigenstem Interesse zunehmend Schuldzinsen möglichst niedrig zu halten, weshalb seit etwa 2015 für Gelddarlehen kaum noch Zinsen erhältlich sind.

Lit.: Kaser §§ 26 III, 32 II; Hübner; Köbler, DRG 96, 97, 119; Köbler, WAS; Taeuber, W., Geld und Kredit im Mittelalter, 1933; Mickwitz, G., Die Systeme des römischen Silbergeldes im 4. Jahrhundert nach Christus, 1933; Laurent, H., La loi de Gresham au moyen âge, 1933; Gaettens, R., Das Geld- und Münzwesen der Abtei Fulda, 1957; Völlmy, H., Zur Geschichte des schweizerischen Papiergeldes, Diss. staatswiss. Basel 1966; Nau, E., Epochen der Geldgeschichte, 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Kiefner, H., Geld und Geldschuld in der Privatrechtsdogmatik des 19. Jahrhunderts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 5 1980, 27; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; La repubblica internazionale del denaro tra 15 e 16 secolo, hg. v. Maddalena, A. de u. a., 1986; Spufford, P., Money, 1988, 2. A. 1989, 3. unv. A. 1993; Sprenger, B., Das Geld der Deutschen, 1991, 2. A. 1995, 3. A. 2001; North, M., Das Geld, 1994; Duncan-Jones, R., Money and Government, 1994; Howgego, C., Geld in der antiken Welt, 2000, 2. A. 2009; Ott, K., Geld und Geldwerttheorien, 1998; Weatherford, J., Eine kurze Geschichte des Geldes, 1999; Geldgeschichte vs. Numismatik, hg. v. Kaenel, H. u. a., 2004; Geld im Mittelalter, hg. v. Grubmüller, K. u. a., 2005; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Steinbach, S., Das Geld der Nonnen und Mönche, 2007; Gray, R., Money Matters, 2008; The Monetary Systems of the Greeks and the Romans, hg. v. Harris, W., 2008; Brodbeck, K., Die Herrschaft des Geldes, 2009, 2. A. 2011; Giesecke & Devrient - Banknotendruck 1854-1943, 2009; Grabowski, H., Kleiner deutscher Papiergeldkatalog von 1871 bis heute, 2010; Schnaas, D., Kleine Kulturgeschichte des Geldes, 2010, 2. A. 2012; Gerber, J. u. a., Gedenkbanknoten der Welt 2011; Le Goff, J., Le Moyen Age et l’argent, 2010 bzw. Geld im Mittelalter, 2011; Devrient, L. u. a., Giesecke & Devrient - Banknotendruck 1955-2002, 2014; Bongartz, O., Deutsche Geldgeschichte – dargestellt am Beispiel Bremens, 2014; Desan, C., Making Money, 2014; Türcke, C., Mehr! Philosophie des Geldes, 2015; Klüßendorf, N., Das Notgeld der Stadt Melsungen seit 1917, 2016; Geld, Gott und Glaubwürdigkeit, hg. v. Abmeier, K., 2016; Sahr, A., Das Versprechen des Geldes – Eine Praxistheorie des Kredits, 2017 (Geld ist keine Ware, sondern ein Zahlungsversprechen); Scholz, C., Geldmarktsteuerung und Krisenprävention, 2016; Pettifor, A., Die Produktion des Geldes – Ein Plädoyer wider die Macht der Banken, 2018; Skidelsky, R., Money and Government, 2018; Die römische Kurie und das Geld, hg. v. Maleczek W., 2018 (die Geldwirtschaft des Mittelalters hat durch die Päpste und die Kurie einen erheblichen Aufschwung erlebt); Hagelüken, A., Das Ende des Geldes, wie wir es kennen, 2020; Geld und Glaube in Judentum, Christentum und Islam, hg. v. Schöne, A./Drees, M., 2021; Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021

Geldbuße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Zycha. BöhmBgr. II 257] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 20. Jahrhundert die für eine Ordnungswidrigkeit (§ 1 Ordnungswidrig­kei­ten­gesetz von 1952) an den Staat zu entrichtende Geldleistung (Verwaltungs­sanktion für rechtswidrige Handlungen mit geringerem Unrechtsgehalt ohne sozial­ethisches Unwerturteil über die Tat und die Person des Täters). Die inhaltliche Abgrenzung zu der Geldstrafe ist schwierig.

Lit.: Goldschmidt, J., Das Verwaltungsstrafrecht, 1902, Schmidt, E., Das neue westdeutsche Wirtschafts­straf­recht, 1950; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Geldern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,

Lit.: Jappe Alberts, W., De Staten van Gelre en Zutphen, 1950; Geldersche Wyssenissen van het Hoofdgerecht te Roermond, hg. v. Janssen de Limpens, K., 1953; Reichsarchiv der Provinz Gelderland in Arnheim, bearb. v. Vollmer, B., 1957; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Berkvens, A., Plakkaten, Ordonnanties en Circulaires voor Pruisisch Gelre 1713-1798, 2012

Geldkondemnation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. condemnatio [F.] pecuniaria) ist in dem klassischen römischen Recht die (notwendige) Verurteilung des Schuldners auf den Schätzwert (lat. quanti ea res erit, was die Sache wert ist) einer streitigen bestimmten Sache in dem →Formularverfahren. Sie soll es auch einem Dritten gestatten, den Beklagten auszulösen. Sie tritt in dem →Kognitionsverfahren zurück.

Lit.: Kaser § 35 I 2; Söllner § 9; Köbler, DRG 33, 34, 42

Geldrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und ab 1507 bzw. in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1575 [GrW. VI 550] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Geldabgabe, in Geld geleistete Rente

Geldschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [StraßbUB. I 467] bzw. 1215/1216 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Geld zu erfüllende Schuld. Die Geldschuld wird schon in dem römischen Recht als Gattungsschuld angesehen. Mit Ausweitung der Geldwirtschaft wird sie immer häufiger.

Lit.: Kiefner, H., Geld und Geldschuld in der Privatrechtsdogmatik des 19. Jahrhunderts, (in) Wissen­schaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H., Bd. 2 1977, 74ff.; Ahrens, M., Der mittellose Geldschuldner, 1994

Geldstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagspiegel] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Geldleistung an den Staat lautende →Strafe, wird teilweise aber auch als jede als Sanktion für ein Unrecht von dem Täter an die öffentliche Gewalt oder das Opfer (Privatstrafe) zu zahlende, nicht nur Schaden ausgleichende Geldsumme ver­standen. Vielleicht aus dem plebejischen Bereich stammend, ist sie bereits dem späteren altrömischen Recht bekannt. In dem Frühmittelalter herrscht die davon zu unterscheidende, in Geld nur berechnete Buße des →Kompositionen­systems vor, von der nur ein Teil (lat. [M.]→fredus) an die Allgemeinheit fällt, doch wird beispielsweise in einem Neungeld, Achtgeld oder Gewette auch eine besondere Einwirkung auf den Täter gesehen. Die hochmittelalterlichen und spätmittel­alter­li­chen peinlichen Strafen sind in Geld nur ablösbar. In der frühen Neuzeit schließt zwar die Constitutio Criminalis Carolina (1532) die Geldstrafe aus, doch sehen die Reichspo­lizeiordnung von 1530, Landes­ordnungen und Stadtrechte in vielen Fällen Geldstrafen vor. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) droht Geldstrafe bei Münzdelikten, Bestechung, Wucher, Fälschung und Betrügerei an. Das Straf­gesetz­buch Preußens (1851) und das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches (1871) dehnen die für den Staat kostengünstige Geldstrafe aus, sind aber hauptsächlich noch durch die Freiheitsstrafe gekennzeichnet. Die Straf­rechts­reformen (21. 12. 1921/1. 1. 1922, 9. 4. 1923, 1969, 1975) des 20. Jahrhunderts verstärken vor allem wegen der Einfachheit für den Staat und auch wegen der un­günstigen Auswirkungen kurzer Frei­heits­strafen (43 Prozent aller Verurteilungen) auf die Täter diese Entwicklung (um 1980 mehr als 80 Prozent aller Strafurteile). Dabei wird aus relativen Gleichheits­vor­stellungen nach skan­di­na­­vischem Vorbild die Höhe der Geldstrafe von den wirtschaftlichen Ver­hältnissen (Einkünften) des Täters abhängig (sog. Tagessätze, 1975). Eine besondere Art der Geldstrafe ist die Vermögensstrafe (anteiliger oder vollständiger Einzug des Vermögens des Täters, beispielsweise § 43a StGB zwischen 1992 und 2002).

Lit.: Köbler, DRG 20, 119, 158, 205, 236; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Neumaier, R., Die geschichtliche Entwicklung der Geldstrafe, Diss. jur. Tübingen 1947; Gudian, G., Geldstrafrecht und peinliche Strafe im späten Mittelalter, (in) FS A. Erler 1977, 273; Die Geldstrafe im deutschen und ausländischen Recht, hg. v. Jescheck, H. u. a., 1978; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Stapenhorst, H., Die Entwicklung des Verhältnisses von Geldstrafe zu Freiheitsstrafe seit 1882, 1993; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Malolepszy, M., Geldstrafe und bedingte Freiheitsstrafe nach deutschem und polnischem Recht, 2007

Geldwäsche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Ende des 20. Jahrhunderts weltweit der Umtausch des aus rechtswidrigem Verhalten erlangten, „schmutzigen“ Geldes in nicht erkennbar rechtswidrig erlangtes „sauberes“ Geld (in der Bundesrepublik Deutschland seit 1992 strafbar).

Lit.: Remmers, B., Die Entwicklung der Gesetzgebung zur Geldwäsche, 1998; Hartmann, A., Geldwäsche in Europa, 2018

Geldwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf den Gebrauch von →Geld als Zahlungsmittel aufbauende Wirtschaft (beispielsweise in dem späteren antiken Rom oder seit dem Hochmittelalter vor allem in Städten). Die Geldwirtschaft verdrängt wegen der mit ihr verbundenen tatsächlichen Leichtigkeit des Handels und wegen des auch durch Werbung gesteigerten Interesses vieler Menschen an vielen unterschiedlichen Gütern in dem Laufe der Geschichte weitgehend die Naturalwirtschaft.

Lit.: Köbler, DRG 29, 96, 97; Dopsch, A., Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft, 1930

gelegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – neben einem Verb - ab 1392 [PaulinzelleUB. 294] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) günstig, geeignet

Gelegenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1150-1170 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [ArchUFrk. 22 1874 691] in 79 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F..) Möglichkeit, Lage

Gelegenheit macht Diebe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab [] in Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 71 (Pistorius 1716)

gelehrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 11. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) wissenschaftlich ausgebildet

Gelehrter Richter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv gelehrt 11. Jahrhundert bzw. 1221-1224) ist der durch universitäre Ausbildung gekennzeichnete Richter. Der gelehrte Richter erscheint nach dem Beginn der Universität in dem 12. Jahrhundert in Bologna in dem 13. Jahrhundert in dem kirchlichen Gericht (als →Offizial). In dem könig­lichen Kammergericht des Reiches begegnen Doktoren der Rechte seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts. In dem Reichskammergericht muss ab 1495 die Hälfte der Beisitzer gelehrt sein. Erst später wird es üblich, dass (auch) der Richter als der Vorsitzende des Gerichts gelehrt ist. Ansonsten sind die Mitglieder der Gerichte (Urteiler, Schöffen) bis in das 18. Jahrhundert vielfach Laien. In dem 18. Jahrhundert werden die Assessorstellen der Obergerichte der einzelnen Länder mit nach besonderen Vorschriften geprüften Juristen besetzt.

Lit.: Stölzel, A., Die Entwicklung des gelehrten Richtertums in deutschen Territorien, Bd. 1f. 1872; Lenel, P., Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 53; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Gelehrte im Reich, hg. v. Schwinges, R., 1996; Verger, J., Le gens de savoir, 1997; Jahns, S., Das Reichskammmergericht und seine Richter, 2003; Polgar, K., Das Oberappellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands, 2007; Battenberg, J., Königliche Kammergerichtsbarkeit im späteren 15. Jahrhundert, (in) Akten des 36. Deutschen Rechtshistorikertages, hg. v. Lieberwirth, R. u. a., 2008, 525ff.

Gelehrtes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort gelehrt 11. Jahrhundert bzw. 1221-1224) ist das an der Universität durch Lehre vermittelte Recht. Gelehrtes Recht ist demnach das römische (weltliche) Recht und das kirchliche (geistliche) Recht. Dem gelehrten Recht steht das einheimische Recht der einzelnen Rechtsgebiete gegenüber. In den Rechtsquellen der Neuzeit werden gelehrtes Recht und einheimisches Recht in vielfältiger Weise zu neuen Einheiten verknüpft (→Reforma­tion, →Kodifikation).

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsge­schichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1962; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess in der Praxis geistlicher Gerichte, 1974; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Nörr, K., Zum institutionellen Rahmen der gelehrten Rechte im 12. Jahrhundert, (in) FS H. Coing 1982, 233; Gouron, A., Zu den Ursprüngen des gelehrten Strafrechts, (in) FS H. Thieme 1986, 43; Trusen, W., Gelehrtes Recht, 1997; Rossi, G., Representation and Ostensible Authority in Medieval Learned Law, 2019

Geleit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1060-1080 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 bzw. um 1230 [MühlhsnRb. 164] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Begleitung und meist auch sichere Führung eines Reisenden (oder einer Sache durch Bewaffnete gegen Entgelt, lat. [M.] conductus). Das Geleit zu gewähren ist in dem Mittelalter ein be­deutsames, Einkünfte und Gewalt vermit­telndes Recht, das von dem König auf die einzelnen Landesherren übergeht (Regal, Westfalen 1180). Dabei werden viele Arten von Geleit unterschieden. In dem 19. Jahrhundert schwindet das Geleit (Reichsdeputations­hauptschluss für Frankfurt, Deutscher Zollverein 1833/1834, Schweiz 1848). Freies Geleit ist das Recht auf unge­hin­derte Hinreise und Rückreise (beispielsweise in dem Rahmen eines Prozesses).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 113; Kalisch, H., Über das Verhältnis des Geleitsregals zum Zollregal, Diss. jur. Berlin 1901; Fiesel, L., Zum früh- und hochmittelalterlichen Geleitsrecht, ZRG GA 41 (1920), 1; Wilhelm, R., Das Zollgeleit in der Grafschaft und im Herzogtum Württemberg, Diss. jur. Tübingen 1957; Wiederkehr, G., Das freie Geleit, 1977; Müller, U., Das Geleit, 1991; Straube, M., Geleitswesen und Warenverkehr im thüringisch-sächsischen Raum zu Beginn der frühen Neuzeit, 2014

Gelnhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist der 1133 erstmals bezeugte Ort (der Reginbodonen, 1158 Erzbischof von Mainz, 1160 Kaiser Friedrich Barbarossa, 1170 Stadtrecht) in dem unteren Kinzigtal, in dessen Pfalz 1180 das Verfahren gegen Herzog →Heinrich den Löwen stattfindet, in dem dieser nach Landrecht in Acht getan und nach Lehnrecht seiner Herzog­tümer →Sachsen und →Bayern verlustig erklärt wird, so dass die Herzogtümer in →Länder aufgeteilt werden können. Die Reichsstadt Gelnhausen wird mehrfach verpfändet und verliert 1803 die Reichsunmittelbarkeit. →Konrad von Gelnhausen.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Junghans, F., Versuch einer Geschichte der freien Reichsstadt Geln­hausen, 1886; Güterbock, F., Die Gelnhäuser Urkunde und der Prozess Heinrichs des Löwen, 1920; Schmerbach, K., Der Oberhof Gelnhausen, (in) Geschichts­bll. f. Gelnhausen 1966, 13ff.; Der Reichstag von Gelnhausen, hg. v. Patze, H., 1981; Zunft- und Handwerksurkunden der freien Reichsstadt Gelnhausen, hg. v. Weyrauch, T., 1996; Zieg, M., Gelnhäuser Regesten, 2008

geloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 723] bzw. 1120 [Pfaffe Lamprecht V. 4734] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) versprechen

Gelöbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [CDRhMos. III 1 S. 94] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Erklärung, mit der jemand zustimmt (beispielsweise →Erbenlaub) oder ver­spricht. Das Gelöbnis, dem in dem römischen Bereich die (lat.) sponsio (F.) entspricht, erscheint be­reits in dem Früh­mittelalter (beispielsweise Urteils­erfüllungsge­löbnis) und kann von Gebärden begleitet sein. Die Folgen des Bruches des Ge­löbnisses hängen von verschiedenen Um­ständen ab und reichen von der Leistungs­kla­ge über die Schadensersatzklage, die Buße und die Geldstrafe bis zu der →Strafe an Leib und Le­ben. In der Neuzeit wird das Gelöbnis durch die Bezeichnung Versprechen zurückgedrängt, doch werden noch immer (feierliche) Gelöbnisse (beispielsweise von Soldaten) abgegeben.

Lit.: Hübner 521, 632, 677; Köbler, DRG 15; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treugelöbnis, 1896; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910; Reincke, H., Die Bedeutung der Gelöbnisgebärde, ZRG GA 40 (1919), 280; His, R., Schlichtes Gelöbnis und Gelöbnis auf Treue, ZRG GA 41 (1920), 386; Strätz, H., Treu und Glauben, 1974; Nanz, K., Die Entstehung des all­gemeinen Vertragsbegriffs im 16. und 18. Jahrhundert, 1985

Gelsenkirchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Recklinghausen, der Stadt Bottrop und der Stadt Gelsenkirchen, 2021

gelten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [LexSalica/MSD. 229, Graff IV 186] bzw. dem 8. Jahrhundert [AlthIsidor 7, 1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wert sein (V.), entgelten

Geltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12./13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328? [Haltaus 635] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb gelten 790) ist die Anwendbarkeit und die Anwendung. Ein Rechtssatz gilt rechts­dogmatisch, wenn eine entsprechende Sol­lens­­anforderung besteht. Er gilt rechtsso­zio­logisch, wenn er tatsächlich angewendet wird.

Lit.: Vienken, T., Die Geltungsdauer rechtlicher Dokumente im früh- und hochmittelalterlichen Reich, 1942; Luig, K., Der Geltungsgrund des römischen Rechtes im 18. Jahrhundert, (in) Formazione storica, Bd. 2 1977, 819; Nehlsen, H., Aktualität und Effektivität der ältesten germanischen Rechtsaufzeichnungen, (in) Vorträge und Forschungen 23 1977, 449; Wagner, W., Geltungsbereiche ausländischer Kodifikationen im Deutschen Reich, (in) Ius commune 14 (1987), 203; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern, 1989

Gemara (F.) →Mischna

gemein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 56, 146] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein, öffentlich, einfach

Gemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Otfrid 863-871 IV 11,32] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist – in der Gegenwart - die einfache unmittelbare kommunale(, dem Staat eingegliederte) Ge­bietskörperschaft mit (von dem Staat abgeleiteter) Gebietshoheit zu der Selbst­verwaltung universal überlassener örtlicher (eigener) Aufgaben und zu der Fremdverwaltung zugewiesener (staat­licher) Aufgaben. Als solche Gemein­den sind in dem Altertum außer Rom (und anderen Stadtstaaten) die Provinzstädte anzusehen, für welche die Kaiser Gemeindeordnungen erlas­sen (beispielsweise Salpensa, Malaca, Irni[um]). In dem Mittelalter findet sich die Gemeinde wohl zuerst in Italien (Mailand 11. Jahrhundert). In dem Heiligen römischen Reich erscheint die Gemeinde (Stadt, Dorf) seit dem Hochmittelalter (12./13. Jahrhundert). Sie hat eigene Organe, Befugnisse und Mittel (beispielsweise Allmende). In der frühen Neuzeit verliert sie ihre älteren Rechte durch (vereinheitlichende) Maßnahmen des absolu­ten Staates (und der Grundherrschaft). Insbesondere unter Napoleon werden in den von ihm beherrschten Gebieten (1797-1813) die Gemeinden zu untersten Behörden des Staates. In dem 19. Jahrhundert erhält die Gemeinde (wieder) →Selbstverwaltung (Preu­ßen 19. 11. 1808 Städteordnung, 17. 3. 1831 revidiert, Bayern 1818/1839, Württem­berg 1822, Baden 1831 Gemeindegesetz, Sachsen 1832, Kurhessen 1834, Braun­schweig 1834, Hannover 1851, Westfalen 1841 Landgemein­deordnung, Rhein­provinz 1845 Gemein­deordnung, Preußen 30. 9. 1853 Städte­ordnung, Bayern 1869 Gemeindeord­nung, Preußen 1872 Kreisord­nung, 1875 Provin­zialordnung, 3. 7. 1891 Landgemeinde­ord­nung [, Österreich 4. 3. 1849 proviso­ri­sches Gemeindegesetz, 5. 3. 1862 Reichsge­meinde­gesetz], Neuregelung Art. 115-120 B-VG 12. 7. 1962). Vor­übergehend be­seitigen das Deutsche Reich, in dem sich anscheinend die Gemeinden den Zielen des National­sozia­lismus zwischen 1933 und 1945 zumindest teilweise öffnen, und die Deutsche Demokratische Republik (1949-1990) die in Art. 127, 17 II WRV (und 28 GG) verfas­sungsmäßig garantierte Selbst­ver­waltung. Insgesamt bleibt die Gemeinde aber in durch Ver­waltungsreformen vergrößertem Umfang bestehen.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32 I 4; Köbler, DRG 197; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 726; Köbler, WAS; Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, 1868ff.; Bilinski, L. v., Die Gemeindebesteuerung und deren Reform, 1878, Neudruck 2013; Ryffel, H., Die schweizerischen Landsgemeinden, 1904; Schrötter, R., Die rechtliche Natur der sogenannten Gemeindenutzungen in Bayern, 1934; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Heider, J., Von der Gemain zur politischen Gemeinde, (in) Schwäbische Blätter für Heimatkunde 9 (1958), 70; Siegrist, J., Die Gemeinde Unterkulm, 1957; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Mayer, T., Bd. 1f. 1964; Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1969; Ennen, E., Die europäische Stadt des Mittelalters, 1972, 4. A. 1987; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983; Ogris, W., Die Entwicklung des österreichischen Gemeinderechts im 19. Jahrhundert, (in) Die Städte Mitteleuropas, hg. v. Rausch, W., 1983, 83; Blickle, P., Gemeindereformation, 1985; Steiner, P., Die Gemeinden, Räte und Gerichte im Nidwalden des 18. Jahrhunderts, Diss. jur. Basel 1986; Weiß, J., Die Integration der Gemeinden in den modernen bayerischen Staat, 1986; Wunder, H., Die bäuerliche Gemeinde in Deutschland, 1986; Goetz, H., Gottesfriede und Gemeindebildung, ZRG GA 105 (1988), 122; Landgemeinde und Stadtgemeinde, hg. v. Blickle, P., 1991; Nolte, P., Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800-1850, 1994; Schachner-Blazizek, A., Gemeinderecht und Gemeindever­waltung, 1995, Gemeinde und Staat im alten Europa, hg. v. Blickle, P., 1998; Information, Kommunikation und Selbstdarstellung in mittelalterlichen Gemeinden, hg. v. Haverkamp, A., 1998; Gemeindeleben, hg. v. Rudert, T. u. a. 2001; Gotto, B., Nationalsozialistische Kommu­nalpolitik, 2006; Troßbach, W. u. a., Die Geschichte des Dorfes, 2006; Die Gemeinde - FS H. Faber, hg. v. Frank, F. u. a., 2007; Land, Dorf und Kirche - Gemeindebildung vom Mittelalter bis zur Neuzeit in Nordwestdeutschland, hg. v. Vogtherr, T. u. a., 2009; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als Geschichte administrativer Praxis, 2011; Roth, P., Korporativ denken, genossenschaftlich organisieren, feudal handeln – Die Gemeinden und ihre Praktiken im Bergell, 2018

Gemeinderat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [ChrKaiserslautern 46] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) beratendes und beschließendes Organ der Gemeinde

Gemeinderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1339 [Mohr, Cod. II 343] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Gemeinde betreffenden Rechtssätze. In dem römischen Altertum erhalten die einzelnen Gemeinden in Italien zunächst eine ziem­lich verschiedene Stellung als (lat.) oppidum (N.), colonia (F.) oder municipium (N.) mit teils eigener, teils römischer Verwaltung, bis vermutlich unter Caesar eine in Magistrate, Senat (lat. ordo [M.] decurionum, Gemein­derat) und Volksversammlung ge­gliederte, einheitli­che Kommunalver­fassung eingerich­tet wird ([lat.] lex [F.] Iulia munici­palis, julisches Stadtgesetz, 45 v. Chr.). In dem Heiligen römischen Reich, in den Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes und in dem (zweiten) Deutschen Reich ist das Gemeinderecht unterschiedlich. Umfassende staatliche Regelungen werden erst in dem 19. Jahrhundert ge­schaffen. 1935 wird eine einheitliche Deutsche Gemeindeordnung erlassen. Nach 1945 ist das Gemeinderecht wieder Landesrecht, so dass es sich von Land zu Land unterscheidet.

Lit.: Köbler, DRG 197, 198, 234, 259; Haase, C., Die oldenburgische Gemeindeordnung von 1855, (in) Oldenburger Jahrbuch 55 (1955), 1; Oberndorfer, P., Gemeinderecht und Gemeindewirklichkeit, 1971; Engeli, C./Haus, W., Quellen zum modernen Gemeindever­fassungsrecht in Deutschland, 1975; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Low, P., Kommu­nalgesetzgebung im NS-Staat, 1992; Die bayerischen Gemeinde­ordnungen, hg. v. Knemeyer, F., 1994

Gemeinderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus der (von Brü­dern gebildeten) Erbengemeinschaft der bäuerlichen Miterben entwickelte gesamthän­derische Personenvereinigung des deutschen mittelalterlichen und frühneu­zeitlichen Rechtes (beispielsweise Ganerbschaft). Sie wird später weit­ge­hend durch den Teilungsgrundsatz einerseits und durch das Anerbenrecht ande­rerseits verdrängt. Gemeinderschaftliche Vorstel­lun­gen leben in der offenen Handelsgesell­schaft und in der Kommanditgesellschaft bzw. der Gesamthand fort.

Lit.: Hübner 154ff.; Huber, M., Die Gemeinderschaft der Schweiz, 1897

Gemeindeverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1786 [TrierChr. 10 1914 119] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwaretssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Verfassung der →Gemeinde.

Gemeindezeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (nach Heinrich Brunner) der als Nachbar oder Ge­nosse über ihm bekannte Verhältnisse in der Gemeinde aussagende Zeuge, dessen Bedeutung seit dem Spätmit­telalter schwindet.

Lit.: Ruth, H. Zeugen und Eideshelfer, 1922; Korn­blum. U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofs. Diss. jur. Frankfurt 1960

Gemeiner Pfennig (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die an dem 7. 8. 1495 in dem Heiligen römischen Reich (in Rückstand gegenüber der weiter fort­ge­schrittenen Steuergesetzgebung der Nach­bar­länder, besonders Frankreichs) für vier Jahre eingeführte Abgabe (versuchte Kopf­steuer für die gesamte Bevölkerung). Der gemeine Pfennig ist je nach Vermögen auf einen vierundzwanzigstel Gulden, einen halben Gulden und einen Gulden festgesetzt. Er wird nur teilweise einge­sammelt und nur teilweise an die sieben dazu bestimmten Schatzmeister abgeliefert (43254 Gulden statt 2 Millionen erwarteter Gulden). Ähnliche Versuche der Jahre 1512, 1542 (700000 Gulden) und 1544 400000 Gulden) scheitern gleichfalls weit­gehend.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Gothein, E., Der gemeine Pfennig auf dem Reichstage von Worms, 1877; Lanzinner, M., Friedenssicherung, 1993; Schmidt, P., Der gemeine Pfennig von 1495, 1989; Rauscher, P., Zwischen Ständen und Gläubigern, 2004; Das Steuerregister des gemeinen Pfennigs für das Bistum Worms, hg. v. Lohmann, E., 2005

Gemeines deutsches Privatrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem gemeinen (römischen Privat-)Recht seit dem 17. Jahrhundert (Conring, Thomasius, Beyer) gegenü­ber­gestellte gemeine Privatrecht deutschrechtlicher Her­kunft (→deutsches Privatrecht). Mit der Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) verliert es seine un­mittelbare Geltung.

Lit.: Köbler, DRG 186, 205; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Borrmann, K., Gemeines deutsches Privatrecht bei Carl Joseph Anton Mittermaier, 2009

Gemeines Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das allgemeine Recht in Gegensatz zu einem besonderen Recht. Schon (in der Philosophie des Aristoteles, 384-322 v. Chr. und) in dem römischen Recht (beispielsweise Institutionen des Gaius [um 160 n. Chr.] 1, 1, Institutionen Justinians [534 n. Chr.] 1, 2, 1) ist eine derartige Gegenüberstellung eines (lat.) ius (N.) commune und mehrerer besonderer Rechte etwa der römischen Bürger oder eines räumlich bzw. ständisch bzw. personal abgegrenzten Bereichs bekannt, wobei meist dem besonderen Recht der Vorrang eingeräumt wird. Sie findet sich vereinzelt auch in dem frühen Mittelalter, häufiger seit dem Hochmittelalter. Als gemeines Recht kann dabei das römische Recht, das kirchliche Recht, das römische und (mit abnehmendem Gewicht das) kirchliche Recht oder auch ein sonstiges allgemeines Recht in Gegensatz zu einem besonderen Recht (einschließlich eines Privilegs) bezeichnet werden. In dem Verhältnis beider entwickeln die Juristen der ober­italienischen Städte in dem Hochmittelalter den grundsätzlichen Vorrang des eigenen beson­deren Stadtrechts (Statutes) vor dem gemei­nen Recht (römisch-kanonischen Recht). Dem folgt § 3 der Reichskam­merge­richtsordnung von 1495, der wohl die redlichen ehrbaren und leidlichen Ordnungen, Statuten und Gewohn­heiten der Fürstentümer, Herrschaf­ten und Gerichte dem gemeinen Recht vorgehen lässt. Allerdings müssen sie redlich, ehrbar und leidlich sein und besonders vorgebracht, das heißt nachge­wiesen werden. Weil die Anforderungen an diese Voraussetzungen verschärft werden, hat in dem 17. Jahrhundert das gemeine Recht in der Form des römischen Rechtes die Vermutung der Anwendbarkeit für sich. Zusätzlich wird vor allem für bestimmte Sachgebiete ein gemeines deutsches Privatrecht erarbeitet (beispielsweise Johann Stephan Pütter 1725-1809, Justus Fried­rich Runde 1741-1807), dessen Anwend­barkeit in dem Verhältnis zu dem gemeinen Recht in dem Einzelfall geklärt wird. Seit dem 18. Jahrhundert werden das gemeine Recht und das gemeine deutsche Privatrecht durch die inhaltlich von ihnen mitgeprägten Kodifikationen (Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/1812) zurückge­drängt. Mit dem Inkrafttreten des →Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1. 1. 1900) endet für 16,5 Millionen Menschen in Hessen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Olden­burg, Mecklenburg, Neuvorpommern, Rügen, Schleswig-Holstein und weiteren Territorien (insgesamt in 93 verschiedenen Gebieten) die unmittel­bare Geltung des gemeinen Rechtes in Deutschland. →Allgemeines deutsches Recht, →common law

Lit.: Söllner §§ 2, 3, 25; Köbler, DRG 107, 137, 184; Linck, H., De dubia ac difficili iuris communis definitione, 1680; Wieacker, F., Privatrechtsge­schichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wiegand, W., Zur Herkunft und Ausbreitung der Formel habere fundatam intentionem, (in) FS H. Krause 1975, 126ff.; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Bellomo, M., L’Europa del diritto comune, 1988; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern in der Neuzeit, 1989; Gemeines Privatrecht in der Europäischen Gemeinschaft, hg. v. Müller-Graf, 1993; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Nève, P., (Europäisches) ius commune und (nationales) gemeines Recht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, 1997ff.; Watson, A., Legal history and a common law for Europe, 2001; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Daniel, A., Gemeines Recht, 2003; Bellomo, M., Europäische Rechtseinheit, 2005; Usus modernus pandectarum – Römisches Recht, Deutsches Recht und Naturrecht in der frühen Neuzeit, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2007

Gemeines Sachsenrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort Sachsenrecht 1385/1386, Adjektiv sächsisch 1221-1224) ist das auf der Grundlage des →Sachsenspiegels (1221-1224), der Glosse zu dem Sachsenspiegel und der sog. Richtsteige (sowie des sächsischen Weichbildrechts Magdeburgs [str.]) ent­wickelte, in Sachsen mehr oder weniger allgemein an­erkannte Recht, dessen Durchsetzung vor allem die Schöffenstühle von Magdeburg, Leipzig, Dohna, Halle und (1529) Wittenberg, die juristischen Fakultäten in Leipzig, (1502) Wittenberg und Jena sowie die verschiedenen Hofgerichte (Leipzig, Wittenberg, Jena) fördern. Die Gesetze einzelner Länder engen zwar den Geltungsbereich des gemeinen Sachsenrechts ein, entwickeln dieses aber auch durch ihre Grundgedanken fort (beispielsweise Kursächsische Konstitutionen). Die Geltung des gemeinen Sachsenrechts betrifft das Kurfürstentum Sachsen (bis 1863/1865), Schlesien, Brandenburg, die sachsen-ernes­tinischen Teilfürstentümer (beispielsweise Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg: „Thü­rin­gen“ bis 1900), Schwarzburg, Reuß, Anhalt (bis 1900), Hannover, Lüneburg, Lauenburg, Holstein, Braunschweig (bis 16. Jahrhundert) und dazwischenliegende kleinere Länder. Gegen 1700 wird das gemeine Sachsenrecht auch bescheidener Lehrgegenstand an den Univer­sitäten Sachsens. Die Rechtsakte Kursachsens werden 1724 von Johann Christian Lünig in einer amtlichen Sammlung (Codex Augus­teus, Teil 1, augusteisches Gesetzbuch) veröffentlicht. Mit dem Bürgerlichen Ge­setzbuch Sachsens (1863/1865) und dem Bür­gerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1. 1. 1900) wird die Geltung des gemeinen Sachsenrechts (zuerst in Sachsen und dann auch in Thüringen und Anhalt) beendet.

Lit.: Weiske, J., Die Quellen des gemeinen sächsischen Rechts, 1846; Haubold, C., Lehrbuch des königlich-sächsischen Privatrechts, 3. A. 1847; Heimbach, C., Lehrbuch des partikulären Privatrechts, 1848; Emminghaus, G., Pandekten des gemeinen sächsischen Rechts, 1848; Schultze von Lasaulx, H., Die Krise des gemeinen Sachsenrechts, (in) FS J. Hedemann, 1938, 51; Günther, G., Römisches Recht in Thüringen, Diss. jur. Jena 1957 (Druck 2008); Sachsen im Spiegel des Rechts, hg. v. Schmidt-Recla, A. u. a., 2001; Kroeschell, K., recht und unrecht der sassen, 2005; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a. 2009

Gemeines Strafrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf der Grundlage der →Constitutio Criminalis Carolina (1532), die selbst eigentlich den örtlichen Ge­wohnheiten und Satzungen nachgehen will, gebildete deutsche Strafrecht des 16. bis 18. Jahrhunderts.

Lit.: Kroeschell, DRG 2

gemeinfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1729 [Leu] und nicht quellenmäßig und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein frei

Gemeinfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl auch in Google nicht, belegt, seit dem späten 18. Jahrhundert wissenschaftlich verwendet) ist der allgemeine →Freie der germanischen Zeit und des frühen Mittelalters. In Gegensatz zu der klassischen Lehre der deutschen Rechtsgeschichte ist es in der Gegenwart streitig geworden, ob es in der fraglichen Zeit eine breite, „den Staat tragende“ Schicht freier Leute unter einem Adel mit schwach ausgeprägten Vorrechten gegeben hat. In jedem Fall nimmt wohl die Zahl der Freien in dem Frühmittelalter infolge der Ausbreitung der →Grundherrschaft ab.

Lit.: Köbler, DRG 71; Brunner, H., Nobiles und Gemeinfreie, ZRG GA 19 (1898), 76; Heck, P., Die Gemeinfreien der karolingischen Volksrechte, 1900; Mayer, T., Königtum und Gemeinfreiheit im frühen Mittelalter, DA 6 (1943), 239; Das Problem der Freiheit, hg. v. Mayer, T., 4. unv. A. 1981

Gemeingebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., um 1830 bei Maurenbrecher) ist der saschlich aus mehreren Wurzeln (beispielsweise Allmende, römi­sches Recht) erwachsene, grundsätzlich je­dermann gebührenfrei offenstehende be­stim­mungs­­ge­mäße Gebrauch einer der All­ge­meinheit gehörenden oder gewidmeten Sa­che (beispielsweise Fluss, Straße, Wald?). Gegensatz hierzu ist die gebührenpflichtige Sondernutzung öffentlicher Sachen.

Lit.: Ubbelohde, A., Die Interdikte zum Schutz des Gemeingebrauchs, 1893; Lewy, R., Zur Geschichte und heutigen Berechtigung des Begriffs öffentliche Sa­chen im Gemeingebrauch, Diss. jur. Greifswald 1910; Knapp, M., Gemeingebrauch und Staatseigen­tum, 2003

Gemeinnutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Kurz, Rud. 252] – Wörter gemain nutz - in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv gemeinnutzig 1523, gemeinnützig 16. Jahrhundert) ist der allgemeine Nutzen in Gegensatz zu dem besonderen Nutzen Einzelner. Gemeinnützigkeit eines Verhaltens kann Vorteile in dem Steuerrecht begründen.

Lit.: Musil, A., Die Entwicklung des Gemeinnützigkeitsrechts in der AO, (in) StuW 2020, 171

Gemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 76] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adjektiv gemeinschaftlich 1691, gemeinschaftliches Testament 1766) ist die durch eine Gemein­samkeit verbundene Mehrheit von Menschen, insbesondere in dem Schuldrecht die gemeinschaftliche Inhaberschaft eines einzel­nen Rechtes durch mehrere. Gemeinschaft ist in dem klassischen römischen Recht die vielleicht in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten aus wirtschaftlichen Gründen entwickelte (lat.) →communio (F.) pro indiviso (Gemeinschaft für Ungeteiltes), bei der über die ganze Sache alle Gemeinschafter zusammen verfügen können und jeder Gemeinschafter unabhängig von den anderen über seinen (rechnerischen) Anteil. Aufgelöst wird diese Gemeinschaft mit Hilfe der jederzeit möglichen allgemeinen Teilungsklage (lat. actio [F.] communi dividundo). Seit dem Spätmittelalter wird die römischrechtliche, dem Gesamt­handsgrundsatz widersprechende Gemeinschaft in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen.

Lit.: Kaser § 23 IV; Köbler, DRG 25; Schultze, A., Zur Rechtsgeschichte der germanischen Brüderge­mein­schaft, ZRG GA 56 (1936), 264; Conrad, H., Individuum und Gemeinschaft in der Privatrechts­ordnung des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, 1956; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 293, 549; Person und Gemeinschaft im Mittelalter, hg. v. Althoff, G. u. a., 1988; Schnorr, R., Die Gemeinschaft nach Bruchteilen, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

gemeinschaftlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1714 [Tirol/ÖW. III 95] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., 1691, gemeinschaftliches Testament 1766) gemeinsam

Gemeinschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1728 [Leu, EidgR. II 559, BadLR. 1809 Satz 1408] in 2 Stellen belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht einer Gemeinschaft, →Europäische Ge­mein­­schaft

Lit.: Emmerich, W., Gemeinschaftsrecht und nationale Rechte, 1971; Nicolaysen, G., Europäisches Gemeinschaftsrecht, 1979

Gemeinwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [GrW. I 67] in 20 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die vielleicht aus der mittelalterlichen Grundherrschaft entwickelte Pflicht der Mitglieder einer örtlichen Gemeinschaft zu der tatsächlichen Leistung persönlicher Dienste zu Gunsten der Gemeinschaft und das daraus entstehende Werk (beispielsweise Mauer, Deich, Straße, Brücke). Das Gemeinwerk ist vor allem in dem mittelalterlichen Dorf bedeutsam. Seit dem 18. Jahrhundert wird als Ergebnis der Geldwirtschaft das Gemeinwerk weitgehend durch Abgaben bzw. Steuern ersetzt.

Lit.: Gremler, F., Die Naturaldienste im preußischen Gemeinderecht, Diss. jur. Bonn 1912; Durgiai, E., Das Gemeinwerk, Diss. jur. Bern 1943; Bader, K., Dorfgenossenschaft und Dorfgemeinde, 1962

Gemeinwohl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. salus [F.] publica, bonum (N.) commune) ist das allgemeine Wohl einer Gesellschaft. Das Gemeinwohl ist viel­fach zumindest in Selbstdarstellungen Ziel eines Staates (Wohlfahrtsstaat). Es kann dabei rechtstatsächlich sowohl zu der Unterdrückung anderer wie auch zu dem eigenen Nutzen miss­braucht werden. In dem Liberalismus soll es sich durch eigen­nütziges Handeln aller von selbst einstellen.

Lit.: Merk, W., Der Gedanke des gemeinen Besten, (in) FS A. Schultze 1940, 2. A. 1968; Stolleis, M., Gemeinwohlformeln im national­sozialistischen Recht, 1974; Honsell, T., Gemeinwohl und öffentliches Interesse, ZRG RA 95 (1978), 93; Hibst, P., Utilitas publica, 1991; Gemeinwohl, Freiheit, Vernunft, Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Gemeinwohl und Gemeinsinn. Historische Semantiken politischer Leitbegriffe, hg. v. Münkler, H. u. a., 2001; Biehler, B., Der Eigennutz, 2011; Gemeinsinn und Gemeinwohl in der römischen Antike, hg. v. Jehne, M. u. a., 2013

Gemenge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsäschsischen ab 1330 [Schiller-Lübben II 54] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gemisch

gemischt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermischt, verbunden, gemeinschaftlich

Gemischtes Bezirksamt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist in Österreich von etwa 1852 bis 1868 die staatliche, durch Zu­sammenlegung von Bezirkshaupt­mann­schaft und Bezirksgericht entstehende Verwaltungs- und Gerichtsbehörde erster Instanz.

Gen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1909 von Wilhelm Johannsen aus Dänemark verwendet) ist eine Einheit der in dem Erbgut von Lebewesen enthaltenen Erbgrundinformationen für die Entwicklung von Eigenschaften eines Einzelwesens. Die Zahl der Gene beträgt bei dem Blattfloh-Endosymbionten 182, bei dem Menschen 23000 und bei dem Gemüsekohl 100000. Die gesamte Erbinformation einer Zelle wird als Genom bezeichnet.

genannt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe auch in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in 7 Stellen und substantiviert in 11 weiteren Stellen in vier Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, zugehöriges Verb nennen, Adj.) erwähnt, bestimmt

Genannter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1328, zugehöriges Verb nennen) Erwähnter, Bestimmter

Lit.: Schall, K., Die Genannten in Nürnberg, 1971

Genealogie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Familienkunde

Lit.: Köbler, DRG 2; Forst de Battaglia, O., Wissenschaftliche Genealogie, 1948; Melville, G., Vor­fahren und Vorgänger, (in) Die Familie als sozialer und historischer Verband, 1987, 203; Europäische Stammtafeln, hg. v. Schwennicke, D., 1998, 2. A. 2005, N. F. Bd. 26 2008; Hlawitschka, E., Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen 1 (911-1137), 2007, 2 (1138-1197) 2009, 3 (1198-1250) 2014; Holladay, J., Genealogy and the Politics of Representation, 2019

genehm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1165 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1348 [MGConst. VIII 648] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) angenehm, willkommen

genehmigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erlauben, gestatten, billigen, einverstanden sein (V.)

Genehmigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1801 (Gesenius, Meierrecht I 100] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erklärung des Einverständnisses mit dem Verhalten eines anderen. Sie ist sachlich bereits dem römischen Recht bekannt. Sie entwickelt sich in dem Verwal­tungsrecht zu einer Erlaubnis oder zu einer nachträglichen Billigung, in dem Privatrecht zu der nachträglichen Zustimmung zu einem Rechtsgeschäft.

Lit.: Kaser §§ 11 IV, 49 II, 53 I; Kroeschell, DRG 2; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

General (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M. aus allgemeinerem Adjektiv [lat.] generalis, allgemein, gebildet) ein hoher militärischer Rang, Oberbefehlshaber

Generalauditeur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem 17. Jahrhundert nach spa­nisch-niederländischem (1587) und schwedi­schem (1621) Vorbild in dem Heiligen römischen Reich der Leiter der Rechtspflege des Heeres (1638/1651 Brandenburg, vor 1649 Reich). 1898 wird der Generalauditeur durch die Militärstrafgerichtsordnung beseitigt.

Lit.: Meyer, O., Die Stellung des preußischen Generalauditeurs, (in) Arch. Mil.R. 3 (1911/1912), 138, 4 (1912/1913), 349; Hülle, W., Das Auditoriat in Bran­denburg-Preußen, 1971; Modéer, K., Gerichtsbar­keit der schwedischen Krone, 1975

Generaldirektor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) allgemeiner Leiter

Generaldirektorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) allgemeine Leitung, genauer Generaloberfinanz­kriegs- und -domänendirektorium) ist die aus einer zentralen Fachbehörde der Domänen­verwaltung und aus dem Generalkriegs­kommissariat erwachsene oberste Behörde in →Preußen in dem 18. Jahrhundert (1722/1723-1806/1807), die 1749 Österreich als Vorbild dient.

Lit.: Hartung, F., Die Entwicklung des General­direk­toriums in Preußen 1723-1876, (in) FuF 18 (1942), 110; Neugebauer, W., Residenz, Verwaltung, Repräsen­tation, 1999

Generalgouvernement (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine in dem frühen 19. Jahrhundert und mit Sitz in Krakau von dem 12. 10. 1939 bis 1945 verwendete Be­zeichung für eine umfassendere Verwal­tungs­einrichtung.

Lit.: Schenk, D., Hans Frank – Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur, 2006; Napoleon, hg. v. Veltzke, V., 2007

Generalhypothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegnwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem römischen Recht sachlich mögliche →Hypothek an dem ganzen Vermögen eines Pfandschuldners. Sie wird teilweise in der Neuzeit in Deutschland aufgenommen. Sie verunsichert durch fehlende Offenkun­digkeit das Kreditwesen, weshalb sie später beseitigt wird.

Lit.: Kaser § 31; Köbler, DRG 41; Wagner, H., Voraussetzungen, Vorstufen und Anfänge der römischen Generalverpfändung, 1967; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Generalklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der nur einen allgemeinen Grundsatz aufstellende, die konkrete Be­stimmung in dem Einzelfall den Gerichten über­lassende Rechtssatz (beispielsweise §§ 138, 157, 242, 826 BGB, [lat.] generalis clausula [F.], D. 4. 6. 26. 1 und 4. 6. 33 pr.). Die Generalklausel hat (wie Billigkeit oder Naturrecht) den Vorzug der Offenheit für nichtvorhersehbare Umstände zu Gunsten inhaltlicher Gerech­tigkeit für sich und den Nachteil der Rechtsunsicherheit gegen sich. In dem 20. Jahrhundert wird dem Gesetzgeber die Flucht in die Generalklauseln vorgehalten.

Lit.: Köbler, DRG 229; Hedemann, J., Die Flucht in die Generalklauseln, 1933; Börner, F., Die Bedeutung der Generalklauseln, 1989; Nowak, C., Die praktische Bedeutung der Generalklauseln und unbestimmten Rechtsbegriffe in den großen Kodifikationen der DDR, Diss. jur. Köln 1993; Die Generalklausel im europäischen Privatrecht, hg. v. Baldus, C. u. a., 2006

Generalkriegskommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinisches des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort beispielsweise Branden­burg-Preußen 1609-1722)

Generalpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Generalpfandzettel Hamm 1714, allgemeines Pfand) ist das in dem römischen Recht mögliche Pfand an dem gesamten gegenwärtigen Vermögen eines Pfandschuldners. →Gene­ralhypothek

Generalpfandzettel (Hamm 1714) →Generalpfand

Generalprävention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der →Strafzweck, der auf allgemeine Vorbeugung gegenüber Straftaten durch Abschreckung auch unbe­kannter Dritter gerichtet ist (Feuerbach 1813).

Lit.: Köbler, DRG 204; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

Generalstaatsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der oberste Leiter (M.) einer gesamten Staatsanwaltschaft (beispielsweise der Deutschen Demokratischen Republik).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Generalstände (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.Pl.) allgemeine →Stände, états généraux, auch Singular Generalstand nicht bezeugt und nicht belegt

Lit.: Soule, C., Les États généraux de France (1302-1798), 1968; Bulst, L., Die französischen Generalstände, 1992

Genf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Ausfluss der Rhone aus dem Genfer See wird nach bereits vorgeschichtlicher Besiedelung unter den 121 v. Chr. den Kelten folgenden Römern um 400 Sitz eines Bischofs und gelangt 1033 mit Burgund an das deutsche Reich/Heilige römische Reich. Seit 1536 wirkt in Genf Calvin refor­matorisch. 1559 erhält es eine Akademie für Theologie und humanistische Fächer. 1815 wird Genf Mitglied der Eid­genossenschaft der →Schweiz. In dem frühen 19. Jahrhundert werden Privatrecht und Prozessrecht (1819) gesetzlich geregelt (→Bellot). 1873 erlangt Genf durch Aufnahme der Medizin eine Universität.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Cramer, J., Précis de l’histoire du droit genevois, 1761; Borgeaud, C. u. a., Histoire de l’Université, Bd. 1ff. 1900ff.; Rivoire, É. u. a., Les sources du droit du canton du Genève, Bd. 1f. 1927ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,450, 3,2,1866; Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 1974, 3. A. 1986

Genfer Konvention (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (seit dem 22. 8. 1864) in Genf abgeschlossene völker­recht­liche Vereinbarung (beispielsweise zu der Humanisierung des Kriegsrechts).

Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

Genom (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie 1920 von Hans Winkler aus Gen und Chromosom geprägt, N.) als Erbgut eines Lebewesens oder Virus ist die Gesamtheit der materiellen Träger der vererbbaren Informationen einer Zelle oder eines Viruspartikels. Die Genomgröße beträgt bei HIV 9700, bei dem Menschen 3,27 x 109 (3,2 Milliarden Bausteine pro Zelle) und bei dem Lungenfisch 7,8 - 1010, die Zahl der Gene bei dem Blattfloh-Endosymbionten 182, bei dem Menschen 23000 und bei dem Gemüsekohl 100000.

Lit.: Rutherford, A., Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat, 2018

Genosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 492, 676, 772, III 227] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mitnutzer, Mitglied einer →Genossenschaft

Genossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 11, 76, 557, 696, II 49] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Personenver­einigung zu der Erfüllung der von ihren Mitgliedern (Genossen, Mitnutzern) ange­strebten Zwecke, insbe­sondere der Förde­rung des Erwerbs oder der Wirtschaft mittels gemeinschaftlichen Ge­schäftsbe­triebs. Sie ist in Gegensatz zu der Herrschaft durch Gleichheit gekennzeichnet. Ihre ältesten Formen betreffen die vielleicht von Verwandtschaften ausge­hende ge­mein­­same Nutzung von Land. Tatsächlich bedeutsam ist die mög­licherweise noch in das Frühmittelalter zurückrei­chende →Mark­ge­­nos­­sen­schaft. Be­son­dere Erwähnung verdient auch die durch eidlich be­stärkte Vereinbarung entstehende →Eidge­nossen­schaft. Eine stärkere Verfes­tigung zeigt die in dem 12. Jahrhundert sichtbare (als Genossenschaft erklärbare) Stadtgemeinde. Genos­sen­schaft­lich organi­siert sind in dem Hoch­mittel­alter auch →Gemeinderschaft, →Zunft, Bruder­schaft, →Universität, berg­rechtliche →Gewerk­schaft, Waldge­nossen­schaft und Deichgenos­senschaft. In der frühen Neu­zeit drängt der Einfluss der gelehrten Rechte die Genossenschaft zugunsten der römisch­rechtlichen (lat. [F.]) →societas bzw. (lat. [F.]) →universitas zurück. Die Genossenschaft neigt zu der Verselbständigung und zu der Ersetzung der Einstimmigkeit durch die Mehrheit. Die hierauf gegründete Theorie des 19. Jahrhunderts, dass die →juristische Person eine Fiktion sei (Savigny), wird von Georg von →Beseler (1809-1888, 1843) und Otto von →Gierke (1841-1821) (Theorie der realen Verbands­persönlichkeit 1868ff.) bekämpft. In Preußen bzw. dem Norddeutschen Bund wird 1867/1868, in Österreich an dem 9. 4. 1873 ein Gesetz betreffend die Genossenschaften (Gesellschaft mit offener Mitgliederzahl, bei Eintragung in das Genossenschafts­register juristische Person) geschaffen (Konsumgenossenschaft, Raiffei­senge­nos­senschaft, Wohnungsbaugenossen­schaft).

Lit.: Hübner 123ff.; Köbler, DRG 96, 121, 174, 177, 207, 218; Köbler, WAS; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Gierke, O. v. Die Genossenschaftstheorie, 1887; Solmi, A., Le associazioni in Italia, 1898; Haff, K., Zur Rechtsge­schichte der mittelalterlichen Transportgenos­senschaften, ZRG GA 31 (1910), 253; Weimann, K., Die Mark- und Walderbengenossenschaften des Niederrheins, 1911; Bader, K., Das mittelalterliche Dorf, Bd. 1ff. 1957ff.; Schlosser, M., Genos­senschaften in der Grafschaft Ysenburg, 1956; Faust, H., Geschichte der Genossenschaftsbewegung, 1965; Bludau, K., Nationalsozialismus und Genossen­schaften, 1968; Laufs, A., Genossenschaftsdoktrin und Genossen­schaftsgesetz­gebung vor 100 Jahren, (in) JuS 1968, 311; Spindler, H., Von der Genossenschaft zur Betriebsgemeinschaft, 1982; Schröder, J., Zur älteren Genossenschaftstheorie, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 399; Weitzel, J., Dinggenos­senschaft und Recht, 1985; Gericht, Genossenschaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Schubert, W., Zur Entstehung der Genossenschaftsgesetze Preußens und des Norddeutschen Bundes (1863-1868), ZRG GA 105 (1988), 97; Hundert Jahre Genossenschaftsgesetz, hg. v. Institut für Genossenschaftswesen u. a., 1989; Akademie für deutsches Recht 1933-1945, Protokolle der Ausschüsse 4, Ausschuss für Genossenschaftsrecht, hg. v. Schubert, W., 1989; Hettrich, E./Pöhlmann, P., Genossenschaftsgesetz, 1995; Hardtwig, W., Genos­senschaft, Sekte, Verein, 1997; Helin, I., Vom Brodverein zur co op, 1998; Zinke, J., Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Genossenschaften in der Weimarer Republik, 1999; Kattinger, D., Die gotländische Genossenschaft, 1999; Wilcken, C., Die Reformbestrebungen zum Genossenschaftsgesetz in der Frühzeit der Bundesrepublik, 2000; Peters, M., Die Genossenschaftstheorie Otto von Gierkes, 2002; Schnei­der, R., Altrechtliche Personenzu­sammen­schlüsse, 2003; Janssen, A., Die bleibende Bedeutung des Genossenschaftsrechts Otto von Gierkes, ZRG GA 122 (2005), 352; Schlütz, F., Ländlicher Kredit, 2013; Roeckl, P., Geschichte der Genossenschaftsgesetzgebung im Königreich Bayern, 2015

Genossenschaftsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., nach 1869) →Genossenschaft

Genozid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., M.,) →Völkermord

Lit.: Grenke, A., Der Genozid in der Weltgeschichte, 2001; Genesis des Genozids, hg. v. Mallmann, K. u. a., 2004; Barth, B., Genozid, 2006; Kallis, A., Genocide and Fascism, 2009; The Genocide Convention, hg. v. Wilt, H. van der u. a., 2012

gens, gēns, lat., F.: nhd. Geschlecht, Stamm, Familie, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

Gent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Leie (kelt. ganda Zusammenfluss, 7./8. Jahrhundert [lat.] pagus [M.] Gandao) erscheint in dem 10. Jahrhundert als Handelsort. Nach Paris wird es die zweitgrößte Stadt nördlich der Alpen. In dem 12. Jahrhundert erlangen die Kaufleute wichtige Rechte. Über Flandern und Burgund (1384) gelangt Gent an Habsburg (1477)/­Spanien (Mitte 16. Jahrhunderts) (1568 Freiheitskampf der Niederlande). Von den Niederlanden löst sich 1830 Belgien (mit Gent). 1879 wird Gent Sitz einer Universität.

Lit.: Oppermann, O., Die älteren Urkunden des Klosters Blandinium und die Anfänge der Stadt Gent, 1928; Werveke, H. van, Kritische studiën betreffende de oudste geschiedenis van de stad Gent, 1933; Werveke, H. van, De gentsche stadsfinanciën, 1934; Verhulst, A., De Sint-Baafsabdij te Gent en haar grondbezit, 1958; Koch, A., Gentse keuren van vóór 1240, 1960; Verhulst, A., Die Frühgeschichte der Stadt Gent, (in) FS Edith Ennen, 1972, 108; Gent, red. Decavele, J., 1989; Tweehonderd jaar rechtsfaculteiten Gent en Luik – Deux-centième anniversaire des facultés de droit de Gand et Liège, hg. v. Cools, M. u. a. 2019

Gentechnologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Ende 20. Jahrhundert) ist die auf die Gene der Lebewesen bezogene, in Deutschland seit 20. 6. 1990 gesetzlich geregelte Technologie.

Lit.: Salem, S., Die öffentliche Wahrnehmung der Gentechnik in der Bundesrepublik Deutschland seit den 60er Jahren, 2013

Gentile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines Sippenver­bands (lat. [F.] gens) in dem römischen Recht. Er ist bei Fehlen vorrangiger Erben nachrangig Erbe.

Lit.: Kaser § 12 I 1; Söllner §§ 4, 8; Köbler, DRG 21

Gentili, Alberico (1552-1608) wird nach dem Rechtsstudium in Perugia Richter in Ascoli. Auf der Flucht der Familie vor der Inquisition gelangt er 1581 nach Oxford (1587 Professor für civil law) und veröffentlicht vor allem bedeutende völkerrechtliche (kriegsrechtliche) Werke (De iure belli commentationes [F.Pl.] tres, 1588f., Drei Abhandlungen zu dem Kriegsrecht). Nach 1590 wird er als Anwalt tätig.

Lit.: Hugo Grotius and International Relations, hg. v. Bull, H. u. a., 1990, 133

gentry (engl.) Landadel (seit 15. bzw. 16. Jahrhundert)

Lit.: Gentry, hg. v. Jones, M., 1986

genu, lat., N., Knie, Lex reg., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enu- (1), *g̑neu-, N., Knie, Ecke, Winkel

Genua (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) an dem südlichen Steilabfall der Alpen zu dem Mittelmeer kommt über Römer, Ost­go­ten, Byzantiner und Langobarden 774 an die Franken. Seit dem 10. Jahrhundert erlangt es eine eigene Verwaltung. Vielfach unter fremder Herrschaft, wird es 1815 mit dem Königreich Sardinien-Piemont (1861 Italien) vereinigt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Chiaudano, M., Contratti commerciali Genovesi, 1925; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,162; Airaldi, G., Genova, 1986; Schweppenstette, F., Die Politik der Erinnerung, 2003; Veronesi, M., Oberdeutsche Kaufleute in Genua 1350-1490, 2014

genus, lat., N., Geburt, Abstammung, Herkunft, Geschlecht, Stand, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑énos, *g̑n̥i̯os, *g̑énhos, N., Geschlecht; s. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

Genus perire non censetur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Von einer Gattung wird nicht angenommen, dass sie untergeht (, so dass eine Gattungsschuld grundsätzlich immer zu erfüllen ist, weil in Gegensatz zu einem Einzelstück wie einem einzelnen Apfel eine Gattung wie Apfel grundsätzlich immer besteht). →Gattungsschuld

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Genuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [KölnChr. I 286, 289] bzw. 1364 [UtrechtRBr. I Bl. 51] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Annehmlichkeit, Genehmheit, Nutzung

Lit.: Menninger, A., Genuss im kulturellen Wandel, 2004, 2. A. 2008

Gény, François (Baccarat 17. 12. 1861-Nancy 16. 12. 1959), Sohn eines Forstaufsehers aus Lothringen, kommt über Algier (1887) und Dijon (1892) nach Nancy (1901, 1905 ordentlicher Professor für bürgerliches Recht) und verfasst bedeutsame Studien über Natur und Methode des Privatrechts (Méthode d’interprétation et sources en droit privé positif, 1899, Science et technique en droit privé positif, 1913ff.).

Lit.: Dabin, J. u. a., Le centenaire du doyen François Geny, 1963

geometricus, geōmetricus (1), lat., Adj., geometrisch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. γεωμετρικός (geōmetrikós), Adj., geometrisch, mathematisch, vgl. gr. γῆ (gē), F., Erde, Erdreich, Boden, Land, Landschaft; ohne bekannte Etymologie, s. gr. μέτρον (métron), N., Maß, Metrum; vgl. idg. *mē- (3), *meh₁-, V., messen, abmessen, →mos geometricus

Georgenberger Handfeste (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die umfangreichere (von mehreren) Urkunde(n) über den an dem 17. 8. 1186 auf dem in dem Bereich der Stadt Enns liegenden Sankt Georgsberg (Georgenberg) (mündlich) abgeschlossenen Erbvertrag zwischen dem kinderlosen, kran­ken Herzog Otakar IV. von →Steiermark und Herzog Leopold V. von →Österreich, auf Grund dessen mit dem Tod Otakars IV. 1192 die Steiermark an Österreich fällt.

Lit.: Köbler, DRG 94; Baltl/Kocher; Spreitzhofer, K., Die Georgenberger Handfeste, 1986

Gerade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1118 [Paderborn/WestfUB. Additamenta 32] und in Google in anderer Bedeutung belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vielleicht schon in dem germanischen Recht (als Hausrat) die Ausstattung der Braut für die Verheiratung (vgl. rhedo in der [lat.] Lex [F.] Thuringorum [802, 35] und mahalareda in der [lat.] Lex [F.] Burgundionum [um 500, 86]). In dem Hochmittelalter umfasst sie in dem Verbrei­tungs­gebiet des Sachsenspiegels (Ssp LdR I 5, 24, 27, 28, III 38) Schmuck, Klei­der, Gefäße und Hausrat (Bett, Kiste, Gebetbuch, vielleicht Gänse, Enten, Schafe). Bei dem Tode des Hausvaters fällt sie (vor allem in der Stadt) als Voraus an die Ehefrau, bei dem Tode der Frau (vor allem auf dem Land) an eine bestimmte nichtverheiratete weibliche (nächste) Verwandte (oder einen Geistlichen). Seit dem Spätmittelalter (Lübeck 1275) tritt die Gerade zurück (Braunschweig-Lüneburg 1618, Sachsen 1814). Letzte Spuren finden sich noch in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863/1865) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900, Hausrat).

Lit.: Hübner 664, 739; Köbler, DRG 89, 123, 162; Hradil, P., Zur Theorie der Gerade, ZRG GA 31 (1910), 67; Heukamp, B., Die Gerade, 1912; Schmitt, A., Das Fortleben der Gerade, 1913; Frommhold, E., Das Recht der Gerade, Diss. jur. Leipzig 1934; Bungenstock, W., Heergewäte und Gerade, Diss. jur. Göttingen 1966; Ottenjohann, H., Das Sondervermögen „Gerade“, (in) Aus dem Leben gegriffen, 1995, 379; Gottschalk, K., Streit um Frauenbesitz, ZRG GA 114 (1997), 182; Gottschalk, K., Eigentum, 2003

Gerber, Karl Friedrich Wilhelm (Ebeleben 11. 4. 1823-Dresden 23. 9. 1891), Gymnasialdirektorssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig und Heidelberg (Mittermaier, Vangerow, Puchta, Hänel, Albrecht), der Promotion in Heidelberg (2. 2. 1843), einer praktischen Tätigkeit in Sondershausen und der Habilitation in Jena (1844) 1846 außerordent­licher Professor in Jena, 1847 ordentlicher Professor in Erlangen, 1851 Tübingen, 1862 Jena und 1863 Leipzig. 1871 wird er Kultusminister Sachsens. 1846 legt er eine von Puchta beeinflusste Unter­suchung über das wissenschaftliche Prinzip des →gemeinen deutschen Privat­rechts vor, in der er das deutsche Recht statt als Rechtsquelle als bloßes System von Rechts­gedanken (Geist des deutschen Rechtes) auf der Grundlage des freien Willens versteht. Hierauf gründet er sein erfolgreiches romanistisch beeinflusstes Lehrbuch System des deutschen Privatrechts (1848/9, 17. A. 1898), in dem er den Geist des deutschen Rechtes in konkrete juristische Sätze fasst. 1852 lässt er die auf den Wil­lensäußerungen der Einzelnen als Glieder der Volksver­bindung beruhende Unter­suchung über öffentliche Rechte folgen, die 1865 zu Grundzügen eines Systems des deutschen Staatsrechts (mit den vier Abteilungen Staatsgewalt [Willensmacht des Staates], Organe des Staates, [Formen der] Willens­äußerungen des Staates, Rechtsschutz) werden, die den →Staat als →juristische Person verstehen und in Ersetzung der staatswissenschaftlichen Betrachtung durch konsequent juristisches Denken die moderne deutsche Staatsrechtswissenschaft begründen (3. A. 1880).

Lit.: Köbler, DRG 205; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/GerberCarlFriedrichSystemdesdeutschen­PrivatrechtsErsteAbtheilung1848.pdf¸ http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GerberCarlFriedrichGrundzuegedes­SystemseinesdeutschenStaatsrechts1865.pdf; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkon­stitutionalismus, 1993; Pöggeler, W., Einleitung zu Gerber, C., Das wissenschaftliche Prinzip des gemeinen deutschen Privatrechts, Neudruck 1998; Lewinski, K. v., Deutschrechtliche Systembildung im 19. Jahrhundert, 2001; Briefe deutscher und Schweizer Germanisten an Karl Josef Anton Mittermaier, hg. v. Jelowik, L., 2001; Schmidt-Radefeldt, S., Carl Friedrich von Gerber (1823-1891), 2003; Bürger, J., Carl Friedrich Wilhelm von Gerber als sächsischer Kultusminister, 2007; Kremer, C., Die Willensmacht des Staates - Die gemeindeutsche Staatsrechtslehre des Carl Friedrich von Gerber, 2008

gerecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 3. Viertel 13. Jahrhundert [Friedr.v.Sonnenb. IV 34] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtmäßig, billig, angemessen, richtig, redlich

Gerechter Krieg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. bellum [N.] iustum) ist der gerechtfertigte Fall einer gewaltsamen Auseinandersetzung von Völkern oder Staaten. Nach Cicero (106-43 v. Chr., De re publica 3, 23) begründen Rache und Vertreibung von Feinden allein den gerechten Krieg. In gleicher Weise anerkennt das Christentum (Augustinus 354-430) Verteidigung und Strafe als Grund eines gerechten Krieges, zu dem jedoch noch die rechte Gesinnung des Kriegführenden hinzukommen muss. Thomas von Aquin (um 1270) fordert die (lat. [F.]) auctoritas des Herrschers, den gerechten Grund und die rechte Einstellung (Summa Theologiae [Summe der Theologie] 2, 2, q. 40 a. 1). Fehde und Krieg lassen sich allerdings kaum trennen. Bei Bartolus (Tractatus repre­saliarum, 1354, Traktat über Repressalien) steht das Recht der Kriegführung auch selbständigen Fürsten und Stadtstaaten zu. Francisco de Vitoria († 1546) begründet mit Hinweis auf den in einem unüberwindlichen Irrtum Befangenen die Lehre von dem beiderseits gerechten Krieg. Nach Alberico Gentili (1588) schränkt Grotius (1583-1643) demgegenüber dahin ein, dass zwar nur einer der Kriegsführenden berechtigt sein könne, beide aber in gutem Glauben streiten könnten. In dem 18. Jahrhundert wird auf eine Untersuchung von ungerechten Kriegen und gerechten Kriegen verzichtet. In dem 19. Jahrhundert herrscht die Lehre von dem freien Kriegsführungsrecht der souveränen Staaten. Dagegen erfolgt nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) eine Rückkehr zu der Lehre von dem gerechten Krieg (Satzung des Völkerbunds 28. 4. 1919, Briand-Kellogg-Pakt 1928, Satzung der Ver­ein­ten Nationen 26. 6. 1945), so dass der Angriffskrieg verboten wird.

Lit.: La Paix, 1961, Recueils de la Société Jean Bodin 15; Tooke, J., The Just War in Aquinas and Grotius, 1965; Russel, F., The Just War, 1975; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Stumpf, C., Vom heiligen Krieg zum gerechten Krieg, ZRG KA 118 (2001), 1; Loreto, L., Il bellum iustum e i suoi equivoci, 2001; Guerra giusta?, hg. v. Calore, A., 2003; From Just War to Modern Peace Ethics, hg. v. Justenhoven, H. u. a., 2012

gerechter Preis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar→Preis, [lat.] iustum pretium (N.)

Gerechtigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in Edel - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Berth.v.Regensb. I 397, 13. Jahrhundert Lutwin, Adam u. Eva V. 3194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. iustitia nachgebildet) ist das zeitlos gültige Maß richtigen Verhaltens. Bereits Aristoteles (384-322 v. Chr.) unterscheidet die ausgleichende Gerechtigkeit (lat. iustitia [F.] commutativa) zwischen den verschiedenen Einzelnen und die austeilende Gerechtigkeit (lat. iustitia [F.] distributiva) zwischen der Allgemeinheit und Einzelnen. Ulpian (170-223) erklärt die Gerechtigkeit (lat. [F.] iustitia) als den ständigen Willen, jedem sein Recht dadurch zu gewähren, dass man ehrbar lebt (honeste vivere), den anderen nicht verletzt (neminem laedere) und jedem das Seine gibt (suum cuique tribuere). Das Christentum bestimmt die Gerechtigkeit durch die in der Natur sich zeigende göttliche Ordnung. Seit der Neuzeit versucht der Mensch die Gerechtigkeit mit Hilfe der (eigentlich der Natur des Menschen entsprechenden) Vernunft zu ermitteln. Die Gerechtigkeit vollkommen zu verwirk­lichen, muss dabei wohl als wünschenswertes Ideal angesehen werden, das wegen der egozentrischen Natur des Individuums tatsächlich nicht oft genug erreicht wird. Wie vieles andere Unsichtbare versucht der Mensch auch, die Gerechtigkeit in Bildern (Gerechtigkeitsbildern) hilfsweise sichtbar zu machen.

Lit.: Köbler, DRG 2, 254; Frommhold, G., Die Idee der Gerechtigkeit in der bildenden Kunst, 1925; Simon, K., Abendländische Gerechtigkeitsbilder, 1948; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 231; Welzel, H., Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951, 4. A. 1962; Kissel, O., Die Justitia, 1984, 2. A. 1997; Schimmler, B., Recht ohne Gerechtigkeit, 1984; Dickhuth-Harrach, H. v., Gerechtigkeit statt Formalismus, 1986; Recht und Gerechtigkeit im Spiegel der europäischen Kunst, hg. v. Pleister, W. u. a., 1988; Rüthers, B., Das Ungerechte an der Gerechtigkeit, 1991, 3. A. 2009; Sutter, C., Flämische Gerechtigkeitsbilder, 2009; Sen, A., Die Idee der Gerechtigkeit, 2010; Sellert, W., Recht und Gerechtigkeit in der Kunst, 1993; Schild, W., Bilder von Recht und Gerechtigkeit, 1995; Manthe, U., Beiträge zur Entwicklung des antiken Gerechtigkeitsbegriffes, ZRG RA 114 (1997), 1; Gerechtigkeit, hg. v. Assmann, J. u. a., 1998; Justiz und Gerechtigkeit, hg. v. Griesebner, A., 2002; Prodi, P., Eine Geschichte der Gerechtigkeit, 2003; Hayek, F. v., Recht, Gesetz und Freiheit, 2003; Brüschweiler, A., Gerechtigkeit durch Ironisierung, 2003; Duvanel, L., La justice contractuelle, 2004; Schröder, J., Verzichtet unser Rechtssystem auf Gerechtigkeit?, 2005; Petersen, J., Nietzsches Genialität der Gerechtigkeit, 2008; Schlotmann, K., Recht und Gerechtigkeit im Werk Heinrich Bölls, 2008; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, Diss. jur. Heidelberg 2008; Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Diskurs des späteren Mittelalters, hg. v. Schulte, P. u. a., 2012; Justice in Wartime and Revolutions. Europe 1795-1950, hg. v. De Koster, M. u. a., 2012; Straube, S., Zum gemeinsamen Ursprung von Recht, Gerechtigkeit und Strafe in der Philosophie Friedrich Nietzsches, 2012; Soziale Gerechtigkeit heute, hg. v. Tschentscher, A. u. a., 2015; Justice within the State without the State – Judicial Self-Regulation in the Past and Present, hg. v. Collin, P., 2016; Janssen, A., Die Kunst des Unterscheidens zwischen Recht und Gerechtigkeit. 2016; Weisbord, N., The Crime of Aggression – The Quest for Justice in an Age of Drones, Cyberattacks, Insurgents and Autocrats, 2019; Müßig, U., Reason and Fairness – Constituting Justice in Europe, from Medieval Canon Law to ECHR, 2019

gerere, lat., V., tragen, sich betragen, sich benehmen, ausführen, besorgen, betreiben, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Etymologie unbekannt, →Digesten

Gerhabe, Gerhab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1319 [SteierLArch.] in 36 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist an manchen Orten eine mittel­alterliche Bezeichnung für den →Vormund.

Lit.: Haff, K., Gerhaben-Stellen aus unveröffentlichten Urkunden des Allgäus, ZRG GA 51 (1931), 512

Gericht (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – EDEL 10. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 420, III 416] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., daneben Gericht in der Bedeutung Speise 12./13. Jahrhundert) ist die (staatliche) Einrichtung, welche die Entscheidung in Streitigkeiten durch Rechtsanwendung auf die Wirklichkeit ausüben soll. Das altrömische Recht unterscheidet dabei (in dem Zivilverfahren) zwischen dem Gericht (lat. [N.] ius) und dem Richter (lat. [M.] iudex). Das Gericht findet (in Rom) auf dem Markt (lat. [N.] forum) vor dem zuständigen Magistrat (seit 367 v. Chr. lat. [M.] praetor) statt, der darüber entscheidet, ob die Rechtsordnung für das Begehren des Verfolgers einen Schutz (lat. [F.] actio) enthält und danach gegebenenfalls unter Auswahl oder Auslosung seitens der Parteien den Richter ermittelt. Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) tritt an die Stelle von Magistrat und Richter der einheitliche öffentliche Amtsträger des →Kognitions­verfahrens, der selbst untersucht und danach entscheidet. Bei den Germanen finden demge­genüber die Entscheidungen in Streitigkeiten anfangs vermutlich in der von dem König oder mehreren Großen geleiteten →Volksver­sammlung un­ter freiem Himmel statt, wobei vielleicht ein Entscheidungsvorschlag aus dem →Umstand oder wohl später von Rachinburgen? vorgebracht wird. In dem Frühmittelalter leitet zunächst der König oder der (fränkische) (lat.-ad. [M.]) →thunginus (Dingmann) die Versammlung auf dem →Malberg und →Rachinburgen schlagen ein Urteil vor. Später verdrängt der →Graf den thunginus. Zwischen 770 und 780 ersetzt König Karl (der Große) die Rachinburgen durch →Schöffen als Urteiler. In dem geistlichen Gericht (Lehnübersetzung aus lat. [F.] correctio?) des fränkischen Reiches entsprechen dem Grafen und den Schöffen der Bischof beziehungsweise Archidiakon beziehungsweise Archi­presbyter und die Sendschöffen, bis seit dem späten 12. Jahrhundert (Reims, Mainz), allgemeiner seit 1246 der gelehrte →Offizial des Bischofs als ständiger, ordentlicher (be­rufs­mäßiger) sowie selbst entscheidender Einzelrichter erscheint. Noch in dem Reichs­kammergericht (1495) ist der Richter grund­sätzlich nur Verhandlungsleiter und ist die Hälfte der Beisitzer (Assessoren) nur adelig und (zunächst) nicht rechtsgelehrt. In dem Laufe der frühen Neuzeit wird das mehr und mehr in festen Gebäuden tagende, bei anderen Einrichtungen (beispielsweise rechtswissen­schaftlichen Fakultäten) unter Aktenver­sendung Rat erbitten kön­nende Gericht aber zu Lasten der Laien zunehmend mit rechtsgelehrten Berufs­juristen besetzt und entscheidet (auch) der Richter (zumindest mit). Dem­gegenüber belebt der Libe­ralismus des 19. Jahrhunderts das Laienelement wieder (→Schwur­gericht). Zugleich ordnet er die Gerichte durch Gesetz (Gerichtsver­fassungsgesetz, Gerichtsorganisa­tions­gesetz) und verdrängt grundsätzlich die nichtstaatliche Streit­entscheidung. In der Gegenwart ist in Deutschland die →Gerichtsbarkeit in unterschiedliche Zweige von Gerichten (or­dentliches Gericht für Zivilsachen und Strafsachen, Arbeitsgericht, Finanz­ge­richt, Sozialgericht, Verfassungsgericht, Verwaltungsgericht, Patentgericht) gegliedert. Diese sind in mehrere Instanzen gestuft (beispielsweise Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht, (besonderes Bayerisches Oberstes Landesgericht,) Bundesge­richts­hof). Die meisten der sehr vie­len Rechtsstrei­tig­keiten werden durch Berufs­richter entschieden. Neben der Entschei­dung von Rechtsstreitigkeiten über­nimmt das Gericht bereits in dem Mittelalter auch Verwal­tungsaufgaben (Registerge­richt, frei­wil­lige Gerichtsbarkeit).

Lit.: Kaser §§ 80ff.; Köbler, DRG 111, 116, 150; Köbler, WAS; Luschin von Ebengreuth, A., Geschichte des älteren Gerichtswesens in Österreich, 1879; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 1 1889, Neudruck 1968, 1984; Das älteste Gerichtsbuch der Stadt Wiesbaden, hg. v. Otto, F., 1900; Funk, M., Die lübischen Gerichte, ZRG GA 26 (1905), 53; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der Gerichtsverfassung der Stadt Frauenburg (im Ermlande), ZRG GA 37 (1916), 313; Jecklin, C., Das Chorherrengericht zu Schiers, (in) Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft Graubündens 49 (1919); Pöhlmann, C., Gerichtssäule, ZRG GA 41 (1920), 387; Schlesinger, P. (alias Sling), Richter und Gerichtete, 1929, Neudruck 2018; Hillmann, H., Das Gericht als Ausdruck deutscher Kulturentwicklung im Mittelalter, 1930; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege auf südwestdeutschem Boden, 1938; Grosse, W., Land- und Godingstätten in den Schwaben­gau­graf­schaften, (in) Festschrift für W. Möllenberg, 1939, 53; Grosse, W., Die mittelalterlichen Gerichte und Dingstätten im Harzgau, (in) Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde 72 (1939), 1; Braun, E., Die Entwicklung der Gerichtsstätten in Deutschland, Diss. jur. Erlangen 1944; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Eberhard, H., Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen im Mittelalter, ZRG 75 (1958), 108; Köbler, G., Richten, Richter, Gericht, ZRG GA 87 (1970), 57; Müller-Volbehr, J., Die geistlichen Gerichte in den Braunschweig-Wolfenbüttelschen Landen, 1972; Krause, H., Mittelalterliche Anschauungen vom Gericht, 1974 (SB München); Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 166; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung 1869-1877, 1981; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Keller, O., Die Gerichts­organisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert, 1982; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte, hg. v. Volkert, W., 1983; Schumacher, U., Staatsanwaltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Turner, R., The English Justiciary, 1985; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Dülmen, R. van, Theater des Schreckens, 1985; Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Prozessflut?, hg. v. Blankenburg, E., 1989; Franz, E./Hofmann, H./Schaab, M., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Das Oberste Gericht der DDR, 1989; Ackermann, R., Mittelalterliche Kirchen als Gerichtsorte, ZRG GA 110 (1993), 530; Rose, M., Das Gerichtswesen des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken im 18. Jahrhundert, 1994; Klemmer, K./Wassermann, R./Wessel, T., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Justizgebäude in Sach­sen, 1995; Ishikawa, T., Das Gericht im Sachsenspiegel, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung, 1997; Richter, K., Friedrich Barbarossa hält Gericht, 1999; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Zehetmayer, R., Kloster und Gericht, 2001; Lenzing, A., Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland, 2005; Höchstgerichte in Europa, hg. v. Auer, L. u. a., 2007; Gerichtskultur im Ostseeraum, hg. v. Knothe, H. u. a., 2007; Deutsche Justizinstitutionen in Geschichtswerken und Festschrif­ten, hg. v. Vormbaum, T., 2007 (Bibliographie); Strauch, D., Rheinische Gerichte in zwei Jahrhun­derten, 2007; Loroch, S., Zeitungs­rubrik Gerichtssaal, 2009; Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012; Oestmann, P., Geistliche und weltliche Gerichte im Alten Reich, 2012; Gerichtsstätten in Hessen, bearb. v. Eckhardt, W., 2012 http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/­index/­sn/­gsr; European Supreme Courts, hg. v. Van Rhee, R., 2013; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz, 2013; Mit Freundschaft oder mit Recht?, hg. v. Cordes, A., 2014; Das Münchner Weltgerichtsspiel und Ulrich Tenglers Büchlein vom jüngsten Gericht, hg. v. Schulze, U., 2014; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz – die deutsche Königsgerichtsbarkeit und die Verdichtung der Reichsverfassung im Spätmittelalter, 2014; Färber, R., Römische Gerichtsorte – Räumliche Dynamiken von Jurisdiktion im Imperium Romanum, 2014; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte – Gerichtsbarkeit und Verfahren, 2015; Krey, A., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Minkner, M., Die Gerichtsverwaltung in Deutschland und Italien, 2015; Control of Supreme Courts in Early Modern Europe, hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2018; Unter der Linde und vor dem Kaiser. Neue Perspektiven auf Gerichtsvielfalt und Gerichtslandschaften im Heiligen römischen Reich, hg. v. Amend-Traut, A., u. a., 2020

gerichtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [Biberach 191] und in Wörterbuch der deutschen Gerichtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Gericht betreffend

Gerichtliche Medizin (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Wort gerichtlich 1444, Adj.) ist die rechtlich bzw. verfahrensrechtlich bedeutsame Medizin. In dem Mittelalter werden allmählich ärztliche Sachverständige in das Verfahren vor Gericht eingeführt. Die erste bekannte richterliche Leichenöffnung findet in Bologna 1302 statt. Die Constitutio Criminalis Carolina (1532) behandelt die Bedeutung verständiger Frauen und verständiger Ärzte für das Strafverfahren allgemein. In dem 18. Jahrhundert erscheint die (lat.) medicina (F.) forensis als Vorlesung an den Universitäten. Eigene Lehrstühle folgen etwas später nach (Wien 1804, Prag 1807), ein eigenes Fach 1835. 1901 wird in dem Deutschen Reich gerichtliche Medizin für einige Zeit Pflichtfach des Studiums. →Gerichtsmedizin

Lit.: Die Entwicklung der medizinischen Spezialfächer, 1970; Bader, K., Ärztliche Sachverständige im Mittelalter, 1976

Gerichtsakte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht -, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Jugendgerichtsakte – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (unter Einschränkung der anfangs wegen Fehlens von Schrift allein bestehenden Mündlichkeit) seit dem 14. Jahrhundert einsetzende) →Akte eines Gerichts.

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Gerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [ÜberlingenStR. 311] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Verwirklichung der bestehenden Rechtsordnung gerichtete Tätigkeit (des Staates bzw. der Allgemeinheit) (Judikative). →Gericht

Lit.: Kaser §§ 80, 87; Meyer, G., Die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen, ZRG GA 2 (1881), 83, 3 (1882), 102; Goldhardt, O., Die Gerichtsbarkeit in den Dörfern des mittelalterlichen Hennegaues, 1909; Brand, E., Eidgenössische Gerichtsbarkeit, Bd. 1ff. 1952ff.; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 1922, 2. A. 1958; Lieberich, H., Zur Feudalisierung der Gerichtsbarkeit in Baiern, ZRG GA 71 (1954), 242; Tomaschek, J., Die höchste Gerichtsbarkeit des deutschen Königs und Reiches im 15. Jahrhundert, 1965; Hageneder, O., Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich, 1967; Laufs, A., Die Anfänge einheitlicher höchster Gerichts­barkeit in Deutschland, (in) JuS 1969, 256; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch-Hall, 1971; Modéer, K., Gerichtsbarkeiten der schwedischen Krone im deutschen Reichsterritorium, Bd. 1 1975; Müller-Kinet, H., Die höchste Gerichtsbarkeit im deutschen Staatenbund 1806-1866, 1975; Rödel, U., Königliche Gerichtsbarkeit, 1979; Globig, G., Gerichtsbarkeit als Mittel sozialer Befriedung, 1985; Schild, W., Alte Gerichtsbarkeit, 2. A. 1987; Deter, G., Handwerksgerichtsbarkeit zwischen Absolutismus und Liberalismus, 1987; Schild, W., Geschichte der Gerichtsbarkeit, 1995; Oberste Gerichtsbarkeit und zentrale Gewalt im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Diestelkamp, B., 1996; Harendil, H., Gesellschaftliche Gerichtsbarkeit, 1997; Royer, J., Histoire de la justice en France, 1997; Albert, D., Der gemeine Mann vor dem geistlichen Richter, 1998; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Shirley, K., The Secular Jurisdiction of Monasteries, 2004; Praxis der Gerichtsbarkeit in europäischen Städten des Spätmittelalters, hg. v. Arlinghaus, F., 2006; Murauer, R., Die geistliche Gerichtsbarkeit im Salzburger Eigenbistum Gurk im 12. und 13. Jahrhundert, 2009; Die Höchstgerichtsbarkeit im Zeitalter Karls V., hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2011; Popular Justice in Europe (18th-19th Centuries), hg. v. Delivré, É. u. a., 2014; Taguchi, M., Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung im deutschen Spätmittelalter (1314-1347), 2017

Gerichtsbote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Mittelalter und Früh­neuzeit der Entscheidungen (beispielsweise Ladungen) des Gerichts Betroffenen übermittelnde Gerichtsbe­dien­stete (beispielsweise Fronbote, Büttel, Waibel).

Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953

Gerichtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [RegensbStat. 31 gerichtpuch, 1385 Ennen, QKöln V 486 des gerichtz boich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das bei einem →Gericht (vielleicht seit dem 13. Jahrhundert) geführte Buch über gerichtliche Handlungen der streitigen oder freiwilligen Tätigkeit (beispielsweise Urteile, Rügen, Klagen, Protokolle, Vergleiche, Rechts­geschäfte). Gerichtsbücher sind (mit unterschiedlichen Bezeichnungen) bei­spiels­weise überliefert aus den Städten Worms, Bamberg, Bingen, Stralsund, Luckau und aus vielen Dörfern (beispielsweise Niederingelheim, Eppelsheim, Hamm, Er­polz­heim von Bayern bis Brandenburg und Schlesien).

Lit.: Rehme, P., Über Stadtbücher als Geschichtsquelle, 1913; Frommhold, G., Das Gerichtsbuch von Pfalzfeld, ZRG GA 47 (1927), 664; Schultheiß, W., Über spätmittelalterliche Gerichtsbücher aus Bayern und Franken, (in) FS H. Liermann, 1964, 264; Das Kulmer Gerichtsbuch (1330-1430), hg. v. Lückerath, C. u. a., 1999; Sächsische Gerichtsbücher im Fokus. Alte Quellen im neuen Informationssystem, hg. v. sächsischen Staatsarchig, 2017

Gerichtsgebäude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (seit etwa 1730 [Kammergericht] bzw. 1830 [Köln vor 1834]) der räumlichen Unterbringung (nur) des Gerichts dienende besondere Gebäu­de.

Lit.: Klemmer, K., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Justizgebäude in Sachsen, hg. v. sächs. Staats­minis­terium der Justiz, 1995; Kähne, V., Stätten der Justiz in Berlin, 2007; Der Wiener Justizpalast, hg. v. Bundesministerium der Justiz, 2007; Müller, S., Das Reichsgericht in Leipzig, 2008; Schweinitz, P. v., Justizbauten, 2020

Gerichtsgebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1561 [EderRel. I 166] in 5 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (seit dem 16./17. Jahrhundert) die an einem oder mehreren Gerichten geübte besondere Art der Rechtsan­wendung.

Lit.: Schumacher, D., Das rheinische Recht, 1970; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973; Schröder, J., Wissenschafts­theorie und Lehre der praktischen Jurisprudenz, 1979

Gerichtsgefälle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Mosbach/MosbachStR. 588] in 5 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind die an ein →Gericht zu erbringenden vermögenswerten Leistungen (Gefälle, Wort ver­ein­zelt seit 13. Jahrhundert). Sie dienen dem Unterhalt der mit der Gerichtsbarkeit betrauten Menschen. Zu ihnen gehört beispielsweise das Friedensgeld. Seit dem Mittelalter begegnen Geldleistungen für einzelne Gerichts­handlungen, wie beispielsweise auch für die Tätigkeit des →Gerichtsschreibers. Hieraus entwickeln sich bis zu dem Beginn der Neuzeit an vielen Stellen besondere Ordnungen für vorher zu erhebende →Gebühren (Kosten), die der in dem Verfahren Unter­liegende zu erstatten hat. Später finden die Gerichtsgefälle über den allgemeinen Staatshaushalt Verwen­dung zu der Besoldung des Gerichtsper­sonals mit festen Gehältern.

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 75ff.; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968

Gerichtsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1416 [GrW. V 287 Weistum] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Herr des Gerichts, der Herrschaft über das Gericht hat (beispielsweise König, Landesherr, Stadt, Grundherr).

Gerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [NikolsbUrb. 131] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das mit mehreren Richtern besetzte (obere) Gericht bzw. ein Hof, an dem Gericht gehalten wird. Seit 2009 bezeichnet sich der 1951 geschaffene Europäische Gerichtshof als Gerichtshof, während das Gesamtsystem der Gerichtsbarkeit der Europäischen Union Gerichtshof der Europäischen Union genannt wird.

Lit.: Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone (1948-1950), (in) ZNR 3 (1981), 158; Constitutionalising the EU Judicial System, hg. v. Cardonnel, P. u. a., 2012; Fritz, V., Juges et avocats généraux de la Cour de Justice de l’union europénne (1952-1972), 2018; Authorities in Early Modern Law Courts, hg. v. Rossi, G., 2021

Gerichtslaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1423 [Freiburg/Schau-ins-Land 62 1935 58] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google [sachlich Berlin 13. Jahrhundert als Anbau zu dem Alten Rathaus] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der als Laube gestaltete Ort der Abhaltung eines Gerichts. Bereits 809 sieht ein Kapitular Kaiser Karls des Großen Dächer für Gerichtsversammlungen als Schutz der Anwesenden gegen schlechtes Wetter vor. Seit dem 13. Jahrhundert tagt in Städten das Gericht (auch) in nach drei Seiten offenen steinernen Lauben an Rathäusern (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1280).

Lit.: Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Klemmer, K. u. a., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Albrecht, S., Mittelalterliche Rathäuser in Deutschland, 2004

Gerichtsmagistrat Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Rom der für die Gerichtsbarkeit und damit für die Einsetzung von entscheidenden Gerichten zuständige Magistrat (Prätor, kurulischer Ädil, Statthalter u. a.).

Gerichtsmedizin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für gerichtliche Zwecke notwendige medizinische Betrach­tung (beispielsweise Leichenschau, Lehrstuhl Heidelberg 1766, seit 1835 als Fach eingerichtet, Institut Berlin 1887, 1968 Rechtsmedizin). →gerichtliche Medizin

Lit.: Handbuch der gerichtlichen Medizin, hg. v. Masch­ka, J., 1881; Geschichte der gerichtlichen Medi­zin, hg. v. Mallach, H., 1996; Lorenz, M., Kriminelle Körper – Gestörte Gemüter, 1999; Herber, F., Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz, 2002; 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für gerichtliche Medizin, hg. v. Madea, B., 2004

Gerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [MittSalzLk. 15,2 1875 10 Salzburg] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der für ein →Gericht unmittelbar geltenden Rechts­sätze. Sie entwickelt sich aus dem von der Kirche geförderten Gedanken, dass ein rechtliches Verfahren in klarer Weise geordnet sein soll (lat. ordo [M.] iudiciarius, gerichtliche Ordnung). In der Neuzeit wird hieraus die →Prozessordnung.

Lit.: Fischel, A., Die Olmützer Gerichtsordnung, 1903; Meier, A., Die Geltung der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. im Gebiete der heutigen Schweiz, 1910; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung von 1571, Diss. jur. Göttingen 1972; Kleinheyer, G., Die Regensburger peinliche Gerichtsordnung, (in) FS H. Krause 1975, 110; Dank, E., Die Appellationsvorschriften der bayerischen Gerichtsordnung von 1520, 1977; Loschelder, M., Die österreichische Allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 9

Gerichtsschreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1381 [BernStRechn. 1375/1384 183] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wohl seit dem 14. Jahrhundert an einzelnen →Gerichten zu der Aufzeich­nung von Rechtshandlungen bestellte beson­dere →Schreiber. Seine Rechtskenntnisse sind vielfach denen des ungelehrten Richters und der ungelehrten Schöffen überlegen. 1923/1927 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich die Amtsbezeichnung Gerichtsschreiber durch Urkundsbeamter ersetzt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Battenberg, F., Gerichts­schreiberamt und Kanzlei des Reichshofgerichts 1235-1491, 1974; Dumke, D., Vom Gerichtsschreiber zum Rechtspfleger, 1993

Gerichtsstab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1432 [SGallenOffn. II 354 Sankt Gallen] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Richterstab

Lit.: Rintelen, M., Der Gerichtsstab in den österreichischen Weistümern, (in) FS H. Brunner, 1910, 631; Kocher, G., Richter und Stabübergabe, 1971

Gerichtsstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [BairGO. III 13 Bayern] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die örtliche, teilweise auch sachliche Zuständigkeit eines Gerichts. Nach dem Gerichtsstand entscheidet sich, ob eine an einem Gericht erhobene Klage zulässig ist. Der Gerichtsstand ist spätestens seit dem Hochmittelalter sehr bedeutsam, weil bei falschem Gerichtsstand die Klage als unzulässig abgewiesen wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige, 1983; Hubig, S., Die historische Entwicklung des § 23 ZPO, 2002; Quick, E., Forum contractus. Eine Untersuchung zur Gerichtsstandslehre im usus modernus, 2011

Gerichtsstätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1483 [GrW. I 65 Weistum, Gerichtsdstat 1452 Gr.W. I 769] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Stätte, an der Gericht stattfindet. Sie befindet sich anfangs unter freiem Himmel (bei den Franken auf dem Malberg, [lat.] mallobergus). 809 empfiehlt Kaiser Karl der Große die Errichtung von Lauben. Seit dem 13. Jahrhundert erscheinen in den Städten steinerne Gerichtslauben und danach Gerichtshäuser (beispielsweise Justizpaläste in dem 19. Jahrhundert).

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege, 1938; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Braun, E., Die Entwicklung der Gerichtsstätten in Deutschland, Diss. jur. Erlangen 1944; Klemmer, K. u. a., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Brednich, W., Tie und anger, 2008; Dolch, M., Öffentliche Gerichtsstätten in mittelrheinischern Urkunden des Hoch- und Spätmittelalters (in) Archiv für hess. Gesch. N. F. 68 (2010), 1 (360 Angaben)

Gerichtsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das vor und von →Gerichten durchgeführte Verfahren. Dabei wird bereits in dem altrömischen Recht zwischen Zivilverfahren und Strafverfahren und zwischen Erkenntnisverfahren und Voll­streckungsverfahren unterschieden. Aller­dings setzt sich das Gerichtsverfahren nur langsam gegenüber der →Selbsthilfe des Verletzten durch. Mit der Entwicklung Roms zu einem Weltreich wird dabei die gerichtliche Tätigkeit des Staates immer umfassender. Umgekehrt ist auch in den germanischen Anfängen das Gericht gegenüber der →Selbsthilfe (→Fehde) selten. König und Kirche fördern das Gericht seit dem Frühmittelalter. Auf die Klage des Verletzten und die Klagantwort des Beklagten entscheiden die unter der Leitung des →Richters versammelten →Schöffen den Streit durch ein meist zweizüngiges (zwei Möglichkeiten des Ausgangs enthaltendes) →Urteil. Entlastet sich der Beklagte, ist er frei, entlastet sich der Beklagte nicht (durch Eid), so siegt der Kläger. Die Vollstreckung führt der Kläger selbst durch. Eine Überprüfung des Urteils steht nur dem König in besonderen Einzelfällen zu. Wohl erst in dem Hochmittelalter (str.) treten auch in dem deutschen Sprachbereich (wieder) Zivilverfahren und Strafverfahren auseinander. In dem Straf­verfahren gewinnt die amtliche Untersuchung zwecks Ermittelung der Wahrheit an Bedeutung. Das Zivil­verfahren wandelt sich unter ober­italienisch-kanonistischem Einfluss (zu Schrift­lichkeit). Die Berufung (Appel­lation) an ein Obergericht wird möglich, setzt sich eigentlich aber erst in dem 15. Jahrhundert allgemeiner durch. In England ändert sich das Gerichtsverfahren besonders stark zwischen 1154 und 1272. In der Neuzeit erlangt eine Sonderstellung auch das Gebiet des sächsischen Rechtes. In dem 19. Jahrhundert beeinflusst das freiere Verfahren der französischen Gesetze Zivil­prozess und Strafprozess in den deutschen Staaten.

Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. unv. A. 1978; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren vor und nach der Münsterischen Landgerichtsordnung von 1571, 1908; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1966; Markov, J., Das landrechtliche Gerichtsverfahren in Böhmen und Mähren bis zum 17. Jahrhundert, ZRG GA 83 (1966), 145; Bomsdorf, F., Prozessmaximen und Rechtswirklichkeit, 1971; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung von 1571, Diss. jur. Göttingen 1972; Caenegem, R. van, History of European Civil Procedure, 1973; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Fowler-Magerl, I., Ordo iudiciorum vel ordo iudicicarius, 1984; Green, F., Verdict According to Conscience, 1985; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation im weltlichen Prozessrecht Deutschlands, 1998; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Ahrens, M., Prozessreform und einheitlicher Zivilprozess, 2007

Gerichtsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die grundsätzliche organisatorische Gestaltung der Rechts­pflege in dem Sinne einer allgemeinen Verfasstheit. Sie ist anfangs ziemlich einfach, entwickelt sich aber seit dem hohen Mittelalter mit dem Übergang wesentlicher Teile der Gerichtsbarkeit von dem König auf die Landesherren zu großer Vielfalt. 1877/1879 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich die partikuläre Gerichtsverfassung durch das Gerichts­verfassungsgesetz vereinheitlicht (im Bereich der ordentlichen Gerichtsbarkeit Amtsge­richt, Landgericht, Oberlandes­ge­richt, Reichs­gericht, in Österreich Jurisdik­tionsnorm von 1895 mit Bezirksgerichten, Landesgerichten (bzw. Kreisgerichten), Oberlan­desgerichten und Oberstem Gerichtshof [in Wien]). Veränderungen seit 1933 werden 1945 wieder beseitigt (Gesetz Nr. 4 des Alliierten Kontrollrats von dem 30. 10. 1945). 1950 folgt dem 1945 untergegangenen Reichsgericht in der Bundesrepublik Deutschland der Bundesgerichtshof. Neben den ordentlichen Gerichten stehen Verfassungsgerichte, Ver­waltungsgerichte, Arbeitsgerichte, Sozialge­richte und Finanzgerichte. Besonderes Gewicht erlangt das neu geschaffene Bundesverfassungsgericht. Die Sonderent­wicklungen in der sowjetischen Besatzungs­zone bzw. in der Deutschen Demokratischen Republik (1949, Gesetz über die gesellschaftlichen Gerichte von dem 11. 6. 1968, Gesetz von dem 27. 9. 1974) werden 1990 mit dem Beitritt zu der Bundesrepublik Deutschland rückgängig gemacht. Beeinflusst wird die nationale Gerichtsbarkeit seit 1951/1952 auch zunehmend durch euro­päische Gerichte (Europäischer Gerichtshof, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte). →Gericht

Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 9, 17; Köbler, DRG 183, 200; Kühns, F., Geschichte der Gerichts­verfassung und des Prozesses der Mark Brandenburg, Bd. 1f. 1865ff., Neudruck 1969; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871; Schröder, R., Die Gerichtsverfassung des Sachsenspiegels, ZRG GA 5 (1884), 1; Probst, K., Die Entwicklung der Gerichtsverfassung und des Zivilprozesses in Kurhessen, 1911; Meister, E., Ostfälische Gerichtsverfassung im Mittelalter, 1912; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Knapp, H., Alt-Regensburgs Gerichts­verfassung, Strafverfahren und Strafrecht, 1914, Neudruck 1978; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsver­fassung Bayerns, 1929; Blankenhorn, R., Die Gerichtsverfassung der Carolina, Diss. jur. Tübingen 1939; Baltl, H., Die ländliche Gerichts­verfassung Steiermarks, (in) Archiv f. österreich. Gesch. 118 (1951); Schlesinger, W., Zur Gerichtsverfassung des Markengebietes östlich der Saale, (in) Jb. f. d. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 2 (1953); Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande Braunschweig, 1954; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Lohmann, U., Gerichtsverfassung und Rechtsschutz in der DDR, 1966; Weinkauff, H./Wagner, A., Die Umgestaltung der Gerichtsverfassung und des Verfahrens- und Richterrechts im nationalsozialistischen Staat, 1968; Weiss, U., Die Gerichtsverfassung in Oberhessen, 1978; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung (1869-1877), 1981; Holthöfer, E., Ein deutscher Weg zu moderner und rechtsstaatlicher Gerichtsverfassung, 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung, 1997; Grilli, A., Die französische Justizorganisation am lin­ken Rheinufer, 1998; Forster, M., Die Gerichts­verfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg 1999; Schartl, R., Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, ZRG GA 123 (2006), 136; Höchstgerichte in Europa, hg. v. Auer, L. u. a., 2007; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Remus, D., Präsidialverfassung und gesetzlicher Richter, 2008; Gerichtsverfassung und Verfahren im 19. Jahrhundert, hg. v. Pérez Juan, J., 2018

Gerichtsverfassungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1877/1879, N.) →Gerichtsver­fas­sung

Gerichtsvollzieher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – in EDEL 1877 - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem 19. Jahrhundert der mit den Zustellungen, Ladungen und Voll­streckungen zu betrauende Beamte (schon 1793/1795 AGO Preußens Exekutoren). Zuvor werden seine Aufgaben von dem Büttel, Fronboten oder Gerichtsdiener wahrgenom­men. Vorbild des Gerichtsvollziehers ist der huissier des Code de procédure civile Frankreichs von 1806 (in Kraft 1807), der in Berg 1813 und in den Generalgouvernements Mittelrhein und Niederrhein 1814 in Gerichtsvollzieher umbenannt wird (Baden 1851). 1877/1879 werden in dem (zweiten) Deutschen Reich die territorial unter­schiedlichen Ge­stal­tungen grundsätzlich entspre­chend der früheren preußischen Regelung stärker vereinheit­licht.

Lit.: Köbler, DRG 202; Schneider, E., Die rechtliche Stellung des Gerichtsvollziehers 1910; Schneider, J., Das Gerichtsvollzieherwesen in den deutschen Län­dern, 1934; Ziegler, H., Die Stellung des Gerichts­vollziehers in der Zwangs­vollstreckung nach dem Ent­wurf einer ZPO von 1931, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1936; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Deutsch, A., 200 Jahre modernes Gerichtsvollzieherwesen, (in) DGVZ 2007, 1

Gerichtszeugnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab einem Schöffenspruch aus Magdeburg des 15. Jahrhunderts [MagdebSchSpr. Friese 35, 17. Jh. ÖW. I 51] in 2 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vor allem die Aussage des →Gerichts (Richter und Schöffen) über Handlungen und Ereignisse vor Gericht. Das Gerichtszeugnis wird in dem Hochmittelalter häufig. Es erbringt vollständigen Beweis einer Behauptung und kann nicht gescholten werden. Sachlich kann ein Gerichtszeugnis auch in einer Gerichtsurkunde enthalten sein. Mit zuneh­mender Verschriftlichung des mensch­lichen Lebens einschließlich des Rechtes verliert das Gerichtszeugnis an Bedeutung. Nach § 291 ZPO bedürfen gerichts­bekannte Tatsachen keines Beweises.

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1897, 157; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, 1985; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555, 1981, 169, 339; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite, 1986

Germane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen nicht sicher gedeutet und mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, um 90 v. Chr., M.) ist der Angehörige der Völker, die sich aus den Indogermanen entwickelt haben und die besondere gemeinsame Sprache Germanisch sprechen, deren vor allem aus den Nachfolgesprachen rekonstruierbarer Wortschatz 12872 Ansätze und Verweise umfassen könnte. Die Germanen werden vielleicht (in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. oder) in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. in Norddeutschland (und Südskan­dinavien) sichtbar. Sie lassen sich in mehrere Großgruppen (beispielsweise Nordgermanen, Ostger­manen, Westgermanen, in Einzelheiten streitig) und viele (bei Ptolemäus 68) kleinere, seit 325 v. Chr. in dem griechisch-römischen Schrifttum genannte Völker gliedern (, für die sich 54 Fälle von Bündnissen oder Feindschaften ermitteln lassen). Sie siedeln meist in Dörfern mit bis zu 20 Höfen mit bis zu 30 Metern langen Wohnstallhäusern. Ihr nicht sicher deutbarer Name ist um 90 v. Chr. bei dem antiken Schriftsteller Poseidonios erstmals bezeugt. Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. dringen einzelne Gruppen nach Süden (Teutonen 102 v. Chr. bei Aix, Kimbern 101 v. Chr. bei Vercellae von den Römern geschlagen). Die Benennung von Anführern als rex (König) könnte von Rom beeinflusst sein. Auf etwa 235 n. Chr. ist ein 2008 entdeckter römisch-germanischer Kampfplatz bei Northeim an dem Westrand des Harzes zu datieren. Die zahlreichen germanischen Offiziere in der spätrömischen Armee lassen sich als Wahlrömer verstehen. In dem 4. Jahrhundert überwinden die Germanen den ab 84 n. Chr. von den Römern gegen sie errichteten Grenzwall (lat. [M.] →limes) und brechen unter dem Druck der Hunnen ab 375 in der →Völkerwan­derung in das weströmische Reich ein. 476 setzt der Söldnerführer →Odowakar den weströmischen Kaiser Romulus Augus­tulus ab. Es entstehen in dem Zuge einer Umgestaltung der römischen Welt verschiedene Reiche einzelner, aus den Germanen hervorgegangener Stäm­me oder Völkerschaften (Franken, Goten, Burgunder, Alemannen, Langobarden, Van­dalen, Angelsachsen, Thüringer, Bayern). Das Wissen über die Germanen entstammt wesentlich den römischen Schriftstellern (vor allem Caesar und Tacitus) und archäologischen Funden.

Lit.: Köbler, DRG 66; Dahn, F., Die Könige der Germanen, Bd. 1ff. 1861ff.; Ross, D., The early history of landholding among the Germans, 1883; Rhamm, K., Die Großhufen der Nordgermanen, 1905; Grönbech, W., Kultur und Religion der Germanen, Bd. 1f. 1909ff. 1937ff., 13. A. 2002; Kossinna, G., Die Herkunft der Germanen, 1911; Reallexikon der germanischen Altertumskunde, hg. v. Hoops, J., 1911-1919, 2. A. 1973-2007 (35 Bände, 22358 Seiten, 5124 Artikel, 3376 Abbildungen, 952 Tafeln, 2 Registerbände, 1443 Autoren, zahlreiche Ergänzungs­bände); Roessingh, D., Het gebruik en bezit van den grond, 1915; Mayer, E., Germanische Geschlechtsverbände und das Problem der Feldgemeinschaft, ZRG GA 44 (1924), 30; Frahm, F., Cäsar und Tacitus als Quellen für die altgermanische Verfassung, (in) Historische Vierteljahr­schrift 24 (1928), 145; Koehne, C., Die Streitfragen über den Agrarkommunismus der germanischen Urzeit, 1928; Voltelini, H. v., Nordgermanische Grabfunde, ZRG GA 51 (1931), 111; Neckel, G., Liebe und Ehe, 1932; Schultz, W., Altgermanische Kultur, 1934, 4. A. 1937; Schmidt, L., Geschichte der deutschen Stämme. Die Ostgermanen, 2. A. 1934; Höfler, O., Kultische Geheimbünde der Germanen, 1934; Gædeken, P., Retsbrudet, 1934; Wührer, K., Beiträge zur ältesten Agrargeschichte des germanischen Nordens, 1935; Eckhardt, K., Irdische Unsterblichkeit, 1937; Germanische Altertumskunde, hg. v. Schneider, H., 1938; Schulz, W., Indogermanen und Germanen, 2. A. 1938; Meyer, H., Das Wesen des Führertums in der germanischen Verfassungsgeschichte, 1938; Schmidt, L., Geschichte der deutschen Stämme. Die Westger­manen, 1938; Eckhardt, K., Ingwi und die Ingweonen, ZRG GA 59 (1939), 1; Haller, J., Der Eintritt der Germanen in die Geschichte, 1939; Paulsen, P., Axt und Kreuz bei den Nordgermanen, 1939; Kienle, R., Germanische Gemeinschaftsformen, 1939; Thaerigen, G., Die Nordharzgruppe der Elbgermanen, 1939; Eckhardt, K., Ingwi und die Ingweonen, 2. A. 1940; Kramer, K., Die Dingbeseelung in der germanischen Überlieferung, 1940; Rehfeldt, B., Recht, Religion und Moral bei den frühen Germanen, ZRG GA 71 (1954), 1; Scovazzi, M., Le origini del diritto germanico, 1957; Germanen, hg. v. Krüger, P., 5. A. 1988; Mildenberger, G., Sozial- und Kulturgeschichte der Germanen, 2. A. 1977; Uslar, R. v., Die Germanen, 1980; Steuer, H., Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa, 1982; Germanen­probleme aus heutiger Sicht, hg. v. Beck, H., 1986; Jacoby, M., Germanisches Recht und Rechtssprache zwischen Mittelalter und Neuzeit, 1986; Picard, E., Germanisches Sakralkönigtum?, 1991; Price, A., The Germanic Warrior Clubs, 2. A. 1996; Wolfram, H., Die Germanen, 1995, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Günnewig, B., Das Bild der Germanen und Britannier, 1998; Todd, M., Die Germanen, 2000; Pohl, W., Die Germanen, 2000; Ernst, P./Fischer, G., Die germanischen Sprachen, 2001; Krause, A., Die Geschichte der Germanen, 2002; Hermand, J./Niedermeier, M., Revolutio germanica. Die Sehnsucht nach der alten Freiheit der Germanen 1750-1820, 2002; Bemmann, K., Arminius und die Deutschen, 2002; Maier, B., Die Religion der Germanen, 2003; Simek, R., Religion und Mythologie der Germanen, 2003, 2. A. 2014; Arminius und die Varusschlacht, hg. v. Wiegels, R. u. a., 3. A. 2003; Simek, R., Götter und Kulte der Germanen, 2004; Maier, G., Ämter und Aufträge in der Romania Gothica, 2004; Kakoschke, A., Germanen in der Fremde, 2004 (174 Fälle); Busch, J., Das Germanenbild der deutschen Rechtsgeschichte, 2004; Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 1; Rothenhöfer, P., Die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Niedergermanien, 2005; Wiwjorra, I., Der Germanenmythos, 2006; Die Germanen in der Völkerwanderung, hg. v. Goetz, H. u. a., 2006; Künzl, E., Die Germanen, 2006, 2. A. 2019; Timpe, D., Römisch-germanische Begegnung in der späten Republik und frühen Kaiserzeit, 2006 (Aufsätze); Simek, R., Die Germanen, 2006; Ausbüttel, F., Germanische Herrscher, 2007; Wells, P., Die Germanen sprechen 2007; Feindliche Nachbarn - Rom und die Germanen, 2008; Bleckmann, B., Die Germanen, 2009; Tausend, K., Im Inneren Germaniens, 2009; Mohr, A., Eheleute, Männerbünde, Kulttrans­vestiten, 2009; Ausbüttel, F., Die Germanen, 2009; Euler, W./Badenheuer, K., Sprache und Herkunft der Germanen, 2009; Kleineberg, A., Germania und die Insel Thule, 2010, 2. unv. A. 2011; Timpe, D., Die Varusschlacht, (in) HZ 294 (2012). 593; Zwischen Germanomanie und Antisemitismus, hg. v. Penke, N. u. a., 2016; Rubel, A., Religion und Kult der Germanen, 2016; Germanen – Eine archäologische Bestandsaufnahme, hg. v. Uelsberg, G./Wemhoff, M., 2020

Germania, Germānia, lat., F.=ON: nhd. Germanien, s. latein_a_z.docx, Caes. (um 50 v. Chr.), s. Germānus

Germania (bzw. De origine et situ Germaniae, Über die Herkunft und Lage Germaniens) ist ein 98 n. Chr. (?) verfasstes Werk des römischen Schriftstellers Publius Cornelius Tacitus (um 55-nach 115, 97 Konsul) über die Germanen und das von ihnen bewohnte Gebiet (lat.) Germania (zwischen Rhein, Donau, Weichsel und Ostsee sowie Nordsee), wobei die Römer zwischen ihren Provinzen (lat.) Germania superior (Obergermanien) und Germania inferior (Niedergermanien) bzw. Germania I und Germania II sowie der nichtrömischen Germania in dem Nordosten trennen und der Name Germania bezeugt ist bei Caesar, Cicero, Velleius Paterculus, Plinius maior, Pomponius Mela, Frontin, Tacitus, Plinius minor, Sueton, Ptolemaeus (Ptolemäus), Junianus Justinus, Ammianus Marcellinus, Historia Augusta u. s. w. sowie in den Digesten. Die Germania des Tacitus schildert das Naturvolk der Germanen als ein gegen den Sittenverfall in Rom nachzuahmendes Vorbild. Deshalb be­dürfen die Aussagen dieser für die germanische Zeit wichtigsten Geschichts­quelle sorgfältiger Prüfung. Überliefert ist die Germania des Tacitus durch eine Hersfelder bzw. Fuldaer, 1455 nach Italien gebrachte und dort in ihrem die Germania betreffenden Teil verschollene Sammel­hand­schrift des 9. oder 10. Jahrhunderts.

Lit.: Müllenhoff, K., Die Germania des Tacitus, 1900, neuer Abdruck 1920; Norden, E., Die germanische Urgeschichte in Tacitus’ Germania, 1920, 6. A. 1974; Lintzel, M., Germanische Monarchien und Republiken in der Germania des Tacitus, ZRG GA 54 (1934), 227; Die Germania des Tacitus, hg. v. Much, R. u. a., 1937, 3. A. 1967; Melander, K., Tacitus Germania als Quelle der deutschen Frühgeschichte, 1940; Krapf, L., Germanenmythos und Rechtsideologie, 1979; Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus, Teil 1f., hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1989ff.; Gall, L., Die Germania als Symbol nationaler Identität, 1993; Altes Germanien, hg. v. Goetz, H. u. a., 1995; Germania, hg. v. Fuhrmann, M., 2000; Wolters, W., Die Römer in Germanien, 2000, 4. A. 2004, 7. A. 2018; Germania inferior, hg. v. Grünewald, T., 2001; Däumer, J., Aufstände in Germanien und Britannien, 2005; Krebs, C., Negotiatio Germaniae, 2005; Riemer, U., Die römische Germa­nienpolitik, 2006; Römische Präsenz und Herrschaft in Germanien, hg. v. Lehmann, G u. a., 2007; Schulz, M., Caesar zu Pferde, 2008; Roms vergessener Feldzug, hg. v. Pöppelmann, H. u. a., 2013

germanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische nicht sicher mit dem Indogermanischen verbindbar und deutbar, Adj.) Germanen und Germania betreffend

Germanische Sprache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google in - etwa 15 bis 25 - Sprachen mit rund 500 Millionen Muttersprachlern belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, F.) ist die in verhältnismäßig wenigen aus vormittelalterlicher Zeit in Runen erhaltener Schrift tatsächlich überlieferte und die aus späterer Überlieferung germanischer bzw. germa­nistischer Sprachen (Gotisch, Burgundisch, Wandalisch, Altnordisch, Alt­englisch, Alt­frie­sisch, Altniederfränkisch, Altsächsisch, Alt­hochdeutsch, Langobar­disch, Mittel­eng­lisch, Mittelniederdeutsch, Mittel­mit­tel­deutsch, Mittelhochdeutsch, Schwe­disch, Dänisch, Norwegisch, Islän­disch, Färöisch, Eng­lisch, Deutsch, Nie­der­ländisch, Friesisch, Afrikaans, Jiddisch und Amerikanisch) verhältnismäßig umfangreich wissenschaftlich rücker­schlos­sene gemeinsame Sprache der germanischen Völker (oder Germanen). Sie ist wie beispielsweise Altindisch, Altiranisch, Griechisch, Lateinisch, Keltisch oder Slawisch eine aus dem Indoger­manischen entstandene Sprache. Besondere Kennzeichen sind Festlegung des ursprüng­lich freien Akzents auf die Stamm­silbe und dadurch bedingte Kürzung der End­silben, erste (germanische) Lautver­schiebung, gram­matischer Wechsel, Be­schrän­kung auf die Zeiten Gegenwart und Vergangenheit, Bil­dung schwacher Verb(form)en mittels eines Dentalsuffixes (ed, neuhochdeutsch t) und schwache Formen bei Adjektiven nach dem Muster der Substantive. Der Vorgang des sprachlichen Umbaus von dem Indogermanischen zu dem (Ur-)Germanischen wird auf Mitteleuropa bezogen (beispielsweise Aller, Elz, Ohm) und mit der Sesshaftwerdung (und der Schnurbandkeramik) verbunden. Das Germanische ist auch von anderen Sprachen be­einflusst (beispielsweise Latein, Keltisch, Baltisch, Griechisch) und hat ebenso seinerseits andere Sprachen beeinflusst (beispielsweise Finnisch). Gegliedert wird es beispielsweise in Nordgermanisch, West­germanisch, Südgermanisch und Ostger­manisch.

Lit.: Krahe, H., Sprache und Vorzeit, 1954; Son­deregger, S., Grundzüge deutscher Sprach­geschichte, 1979; Köbler, G., Germanisches Wörter­buch, 2. A. 1982 (rund 12000 Ansätze); Germanische Rest- und Trümmer­sprachen, hg. v. Beck, H., 1986; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Scardigli, P., Der Weg der deutschen Sprache, 1994; Pohl, W., Die Germanen, 2000; Euler, W./Badenheuer, K., Sprache und Herkunft der Germanen. Abriss des Protogermanischen vor der ersten Lautverschiebung, 2009; Euler, W., Das Westgermanische, 2014

Germanisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der bei den verschiedenen Stämmen der →Ger­manen geltenden Rechtssätze, deren Bestand aus unterschiedlichen Überlegungen verschie­dentlich angezweifelt wird. Das germa­nische Recht ist infolge der bescheidenen Über­lieferung nur teilweise (beispielsweise durch Caesar und Tacitus) bekannt oder (aus jüngeren Texten mit erheblicher Ungewissheit) erschließbar. Es ist vermutlich größtenteils als Gewohnheitsrecht entstanden, wenngleich auch einzelne Rechtssetzungsakte nicht völlig unwahr­schein­lich sind. Ein mythischer Gesetzgeber ist allerdings ebenso­wenig anzunehmen wie ein germanischer Rechtsgott. Die einzelne, in Raum und Zeit individuelle germanische Völkerschaft behandelt ihre allgemeinen An­gelegenheiten in ihrer von einem König oder mehre­ren Vornehmen geleiteten →Volks­versammlung. Dort entstehen auch (Meinungen, Entscheidungen oder) Urtei­le in Streitigkeiten. Eine allgemeine Ver­fol­gung findet wohl nur bei wenigen Verhaltensweisen (Volksverrat, Unzucht) statt. In der Familie steht der Haus­vater an der Spitze. Die Ehe ist grundsätzlich Einehe und wird von dem Gewalthaber (Vater, Vormund) über die Frau (Braut) mit dem Mann (Bräutigam) abgeschlossen. Sie kann durch Einverständnis der Eheleute oder durch Erklärung wahrscheinlich des Mannes aufgelöst werden. Bei dem Tode fallen die Güter an die Kinder oder weiteren Verwandten. Ein Testament gibt es nicht. Streitig ist, ob neben Haus und Hof auch Acker und Wiese einzeln zugeordnet sind und der Berechtigte über sie verfügen kann. Die wohl seltenen Tauschgeschäfte und Verga­bungen erfolgen als Handgeschäfte. Unrechts­erfolge ziehen die →Fehde nach sich, doch ist ein Ausgleich durch Leistungen, die teils an den Verletzten, teils an die Allgemeinheit gehen, möglich.

Lit.: Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842, Neudruck 1960; Grundriss der germanischen Philologie, hg. v. Paul, H., 1890 (Recht v. Amira, K. v.); Brunner, H., Deutsche Rechts­geschichte, Bd. 1 2. A. 1906, Neudruck 1958; Schreuer, H., Altgermanisches Sakralrecht, ZRG GA 34 (1913), 313; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Amira, K., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Sonderegger, S., Die ältesten Schichten einer germanischen Rechtssprache, (in) FS K. Bader 1965, 419; Wiebrock, I., Die Sippe bei den Germanen der Frühzeit, 1979; Murray, A., Germanic Kinship Structure, 1983; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Kroeschell, K., Germanisches Recht als Forschungsproblem, (in) FS H. Thieme, 1986; Landau, P., Prinzipien germanischen Rechts als Grundlage nationalistischer und völkischer Ideologie, (in) Zur Geschichte und Problematik der Nationalphilologien in Europa, hg. v. Fürbeth, F., 1999; Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 1; Leges, Gentes, Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006

Germanist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – frühes 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, M.) ist der sich mit den (Germanen und) Deutschen befassende Rechtswis­senschaftler oder Sprachwissenschaftler (oder auch Historiker). Er steht in Gegensatz zu dem Romanisten. Die Unterscheidung entwickelt sich seit dem (17. Jahrhundert [Conring, H.], De origine iuris Germanici, 1643, Hauschild 1741, Cg. [!] 1780 bzw.) 19. Jahrhundert (Eichhorn, Grimm, Brunner). 1846 in Frankfurt am Main und 1847 in Lübeck treffen sich Germanisten der Staaten des Deutschen Bundes zu (auch politisch geprägten) Tagungen. Die für Nürnberg und das Jahr 1848 geplante Fortsetzung entfällt wegen der revolutionären Unruhen. Danach verliert die Gegenüberstellung von juris­tischen Germa­nisten und juristischen Romanisten allmählich mit der Positivierung, Kodifizierung und auch Internationalisierung des Rechtes an Bedeutung. Ab 1860 wird ein deutscher Juristentag veranstaltet, ab 1927 ein deutscher Rechtshistorikertag.

Lit.: Gierke, O. v., Die historische Rechtsschule und die Germanisten, 1903; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung aus der Natur der Sache, Diss. jur. Göttingen 1967; Röther, K., Die Germanistenverbände, 1980; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 101 (1984), 1; Zur Geschichte und Problematik der Nationalphilologien in Europa, hg. v. Fürbeth, F. u. a., 1999; Internationales Germanistenlexikon 1800 bis 1950, hg. v. König, C., 2003; Netzer, K., Wissenschaft aus nationaler Sehnsucht – Verhandlungen der Germanisten 1846 und 1847, 2006; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008; Dilcher, G., Die Germanisten und die historische Rechtsschule – Bürgerliche Wissenschaft zwischen Romanistik, Realismus und Rationalisierung, 2016; Schermaier, M., Interpretatio triplex? Germanisten und Romanisten vor Savigny, ZRG GA 137 (2020), 492

Germanistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, F., 1741) ist die (Germanen und) Deutsche betreffende Wissenschaft in Recht, (Sprache und Geschichte) in Gegensatz etwa zu Recht fremder Herkunft oder zu fremden Sprachen. Als Wissenschaft des ein­heimischen deutschen Rechtes wird sie 1699 von Christian Thomasius in seinem Summarischen Entwurf derer Grundlehren gefasst. Dem folgen bis etwa 1750 die protestantischen Universitäten (beispielsweise Halle, Göttingen, Erlangen), danach auch die katholischen. 1741 wird anscheinend erstmals von Germanistik geschrieben. Wichtigste Inhalte sind deutsches Privatrecht (bis etwa 1970), partikulares einheimisches Recht (bis etwa 1918) und Handelsrecht und Wechselrecht (1847 bzw. 1861 durch gesetzliche Regelungen verselbständigt). Germanistische Juristen sind (nach Conring und Thomasius) etwa Beyer, Kestner, Senckenberg, Heineccius, Pütter, Selchow, Grimm, Eich­horn. Heise, Reyscher, Beseler, Mittermaier, Schmidt, Sohm, Gerber, Eugen Huber oder Gierke. Seit etwa 1900 betrifft Germanistik hauptsächlich die Sprachwissenschaft

Lit.: Gierke, O., Die historische Rechtsschule, 1903; Germanistik und deutsche Nation, hg. v. Müller, J., 1974, Neudruck 2000; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 100 (1984), 1; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008; Schäfer, F., Zwischen BGB und Schützengräben, (in) ZNR 2009, 52; Schäfer, F., Aufbruch in die Moderne, ZRG GA 129 (2011), 212; Schäfer, F., Von der Genossenschaft zur Volksgemeinschaft, ZRG GA 132 (2015), 323; Wyss, U., Geschichte der Germanistik – Gesammelte Aufsätze, hg. v. Buhr, C. u. a., 2015; Lück, C., Die Deutschen und ihr Recht, 2017; Liebrecht, J., Die junge Rechtsgeschichte – Kategorienwandel in der rechtshistorischen Germanistik der Zwischenkriegszeit, 2018

Germanus, Germānus, lat., M., Germane, Herkunft ungeklärt, s. latein_a_z.docx, vielleicht eher keltisch als germanisch

Gersau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt (in dem Kanton Schwyz in der Schweiz mit rund 24 Quadratkilometern Fläche und 2364 Einwohnern – die bis Mitte 1798 einst kleinste Republik der Welt -)

Lit.: Müller-Schmid, A., Gersau – 650 Jahre im Bund der Eidgenossenschaft 1332-1982, 1982; Müller, A., Gersau – Unikum in der Schweizer Geschichte, (1982,) 2. A. 2013, 3. A. 2018

Gerüfte, Gerüft, Gerücht (Wort Gerücht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – Gerüft als Ansatz - nicht belegt und Gerücht ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Gerücht und in Google auch als Gerüfte, Gerüft belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die durch Rufen bzw. Geschrei erfolgende Verlautbarung eines (rechtswi­drigen) Geschehens (beispielsweise einer Vergewal­tigung) oder einer drohenden Gefahr. Dem Gerüfte ist zwecks Hilfestellung von vielen Folge zu leisten. Es befreit den Rufenden von dem Verdacht der Verheimlichung einer Tat (beispielsweise Vorwurf des Mordes bei Tötung [in Notwehr]). Der Sachsenspiegel (1221-1224) kennt den Satz Das Gerüfte ist der Klage Beginn.

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 70; Köbler, WAS; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 190, 517; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1ff. 1920ff., Neudruck 1964; Janz, B., Rechtssprichwörter im Sachsenspiegel, 1989

gesamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MGConst. II 247] bzw. 1221-1224 bzw. 1224/1235 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ganz

gesamte Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1275 Deutschenspiegel) →Gesamthand

Gesamtgläubiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen, M.) ist der einzelne Gläubiger der →Gesamtgläubigerschaft.

Gesamtgläubigerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gläubiger­schaft, bei der jeder Gläubiger die gesamte Schuld verlangen kann, der Schuldner aber nur einmal zu leisten verpflichtet ist. Sie ist wegen des durch diese Erfüllungsweise gefährdeten Interesses jedes Gläubigers an dem sicheren Erhalt der geschuldeten Leistung selten.

Lit.: Riedler, A. Gesamt- und Teilgläubigerschaft, 1998

Gesamthand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1903 [Transehe, LivlMannl. 258 Livland] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1864, Wortfolge gesamte Hand um 1275 Deutschenspiegel) ist die Mehrzahl von Menschen, denen ein Sondervermögen in besonderer Art und Weise (gesamthänderisch) zusteht. Vielleicht fällt in einfachen Gesellschaften der Nachlass eines Menschen an mehrere Erben allgemein in der Art und Weise an, dass der einzelne Beteiligte über seinen Anteil (an dem gesamten Nachlass und auch an einzelnen Nachlassgegen­ständen) nicht (allein) verfügen kann. Jedenfalls deuten die mittelalterlichen Rechtsquellen auf eine derartige Gestaltung (zu gesamter Hand) in Deutschland (→Gan­erbschaft, →Gemeinderschaft, →Handels­gesellschaft). In der frühen Neuzeit behandelt die Rechtswissenschaft diese Verbindungen meist als (lat. [F.]) →societas oder →communio. Daneben entwickelt sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts für eheliche Gütergemeinschaft, Gesamtbelehnung, Gan­erb­schaft und Markgenossenschaft auch eine Vorstellung eines (lat.) dominium (N.) plurium in solidum (Eigentum mehrerer als Einheit). In dem 19. Jahrhundert versteht Georg →Beseler (1809-1888, Lehre von den Erbverträgen 1835, [lat.] dominium plurium in solidum, Juristenrecht und Volksrecht 1843, System des gemeinen deutschen Privatrechts, 1847) unter der Gesamthand eine Gemeinschaft, die für bestimmte Beziehungen die Grenzen der Persönlichkeit ihrer Glieder aufhebt und dieselbe gleichmäßig über die den Gliedern gemeinsam gewordene Rechtssphäre erwei­tert, ohne dass jedoch ein neues selb­ständiges Rechtssubjekt in der Vereinigung begründet wird. In der Schweiz anerkennt Johann Caspar Bluntschli für das Privatgesetzbuch Zürichs (1854/1856) neben dem Miteigentum ein Gesamteigentum (vgl. Art. 652ff. ZGB 1907/1911). Nach dem Protest Otto von →Gierkes (1888/1889), dass ein Bürgerliches Gesetzbuch, das deutsch sein wolle, den deutschen, sozialen Gemein­schaftsgedanken nicht aus dem Recht weisen dürfe, wird auf Grund von Vorschlägen des Stettiner Rechtsanwalts Emil von Boyens die Gesamthand als Prinzip, als dessen Kennzeichen die ge­meinsame Verfügung der mehreren Betei­ligten über den Gegenstand und die An­wachsung der Berechtigung bei einem Wegfall eines Beteiligten (an die Be­rechtigungen der Verbleibenden) angese­hen werden, an einzelnen Stellen noch in die in Kraft gesetzte Fassung des deutschen →Bürgerlichen Gesetbuchs (1. 1. 1900) aufgenommen (Gesell­schaft, eheliche Güter­gemeinschaft, Erbenge­meinschaft). Die Gesamthand ist nicht juristische Person. Ihre rechtliche Gestaltung ist lange streitig. 2001 spricht der Bundes­gerichtshof Deutschlands der nach außen in dem Rechtsverkehr auftretenden Gesellschaft des bürgerlichen Rechtes als Gesamthand Rechts­fähigkeit zu, womit die Gesamthand von ihren geschichtlichen Wurzeln gelöst wird.

Lit.: Hübner 154, 250, 570, 680; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 122, 207; Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 2 1873, 923; Frommhold, G., Zur Geschichte der gesamten Hand, ZRG GA 37 (1916), 504; Breitbach, H., Gesamthand und Unternehmen, Diss. jur. 1929; Steinbach, R., Die deutschen Rechtsgemeinschaften zur gesamten Hand, Diss. jur. 1936; Buchda, G., Geschichte und Kritik der deutschen Gesamthandlehre, 1936; Schulze-Osterloh, J., Das Prinzip der gesamthänderischen Bindung, 1972; Seif, U., Die Gesamthand als Konstruktion der Germanistik, ZRG GA 118 (2001), 302; Wächter, T., Die Aufnahme der Gesamthandsgemeinschaften in das Bürgerliche Gesetzbuch, 2002; Jäkel, H., Die Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Limbach, F., Gesamthand und Gesellschaft, 2016; Wilhelm, A., Das Recht der Gesamthand im 21. Jahrhundert, 2021

Gesamtrechtsnachfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als →Universalsukzession geschehende Nachfolge in einen Inbegriff oder eine Gesamtheit von Vermögensgegenständen ohne einzelne Übertragungsakte. Sie ist schon dem römi­schen Recht bei der →Erbfolge bekannt. An tatsächlicher Bedeutung wird sie aber von der ansonsten allgemein vorgesehenen Einzelrechts­nachfolge oder Singularsukzession (beispielsweise durch Über­eignung) übertroffen.

Lit.: Kaser § 65 II; Köbler, DRG 37, 59, 210; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019

Gesamtschuld (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Maskulinum Gesamtschuldner 1807) ist die Schuld, die mehrere in der Weise schulden, dass jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung insgesamt nur einmal zu fordern berechtigt ist. Sie ist sachlich bereits in dem klassischen römischen Recht (lat. [N.] [debitum] in solidum) zumindest in den Wurzeln angelegt (Celsus D. 31, 16 frühes 2. Jahrhundert, Papinian E. 2. Jahrhundert) und in der Kompilation Justinians (527-534) von der Stipulation aus verallgemeinert. Wegen ihrer Vorteilhaftigkeit für den Gläubiger mehrerer Schuldner hat sie sich bis zu der Gegenwart behauptet.

Lit.: Kaser § 56 II 1; Köbler, DRG 44; Ehmann, H., Die Gesamtschuld, 1972; Winter, H., Teilschuld, Gesamtschuld und unechte Gesamtschuld, 1985; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, 51 (Solidarität); Schmieder, P., Duo rei. Gesamtobligationen im römischen Recht, 2007; Meier, S., Gesamtschulden, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gesamtschuldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1807) ist der Schuldner der →Gesamtschuld, die mehrere in der Weise schulden, dass jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung von jedem der Schuldner ganz, jedoch insgesamt nur einmal zu fordern berechtigt ist.

Lit.: Ehmann, H., Die Gesamtschuld, 1972; Winter, H., Teilschuld, Gesamtschuld und unechte Gesamtschuld, 1985; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, 51 (Solidarität); Schmieder, P., Duo rei. Gesamtobligationen im römischen Recht, 2007; Meier, S., Gesamtschulden, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

gesandt (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist das Partizip Perfekt Passiv des Verbes senden

Gesandter, Gesandte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, M.) ist der diplomatische Vertreter eines Staates bei einem anderen Staat oder einer internationalen Organisation. Bereits in dem römischen Recht ist sachlich der fremde Gesandte wegen der Wichtigkeit auswärtiger Bezie­hungen unverletzlich. In dem 15. Jahrhundert wird in Italien der stän­dige Gesandte geschaffen. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Völkerrecht bezüglich des Gesandten bzw. der Gesandtschaft (beispielsweise Unbetretbarkeit des Gebäudes) genauer ausgestaltet (Wiener Reglement von dem 19. 3. 1815, Aachener Protokoll von dem 21. 11. 1818, danach Wiener Übereinkommen von dem 18. 4. 1961).

Lit.: Krauske, O., Zur Entwicklung der ständigen Diplomatie, 1885; Menzel, V., Deutsches Gesandtschaftswesen im Mittelalter, 1892; Borgolte, M., Der Gesandtenaustausch der Karolinger mit den Abbasiden, 1976; Cuttino, G., English Medieval Diplomacy, 1985; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2003; Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie, hg. v. Zey, C. u. a., 2008; Antonio degli Albissz, L. d‘ u. a., Legazione alla corte di Francia, 2015

Gesandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor, Krain II 663] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Tätigkeit als Gesandter und die zugehörige Einrichtung.

Geschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 84 765 bzw. 1221-1224] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Anordnung, Befehl, Vertrag, Tätigkeit

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Geschäftsbedingung (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bedingung für den Abschluss eines Geschäfts, Voraussetzung für die Bildung einer Willensübereinstimmung →Allgemeine Geschäftsbedingung (Wortfolge bei Hinrichs, - in - ZHR 20 [1875], 391)

geschäftsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1573 [NÖLTfl. III 25 § 8 Niederösterreich] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtlich zu Rechtsgeschäften fähig

Geschäftsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, F., Adjektiv geschäftsfähig 1573) ist die Fähigkeit, mit rechtlicher Wirkung durch eigene Handlung Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Sie wird bereits von dem römischen Recht dem Kind (lat. [M.] infans) (unter 7) (und dem Geisteskranken sowie dem Verschwender) abgesprochen. Der etwas ältere Unmündige (lat. [M.] impubes infantia maior) kann rechtlich unvorteilhafte Geschäfte nur mit Einverständnis des Vormunds vornehmen. Um 200 v. Chr. sieht eine (lat.) lex (F.) Laetoria (lätorisches Gesetz) vor, dass die noch nicht 25jährigen (lat. minores) geschützt werden, woraus die Möglichkeit entwickelt wird, durch Wiederherstellung des früheren Zustands (lat. in integrum restitutio [F.]) die Leistungen und sonstigen benachteiligenden Maßnahmen wieder rückgängig zu machen. In dem germa­nischen Recht steht das Kind bis zu seiner Verselbständigung unter der Hausgewalt des Hausvaters oder bis zu der Wehrhaftmachung bzw. Geschlechtsreife unter der Hausgewalt des Vormunds. Zwar sind die Geschäfte Unmündiger wohl an sich wirksam, aber die Unmündigen können die von ihnen oder von dem Inhaber der Personalgewalt getätigten Ge­schäfte nach Erreichen der Mündigkeit widerrufen und umgekehrt Geschäfte, durch die sie verpflichtet werden, nicht erfüllen, solange ihr Vermögen von einem Gewalt­haber verwaltet wird. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter werden dessen Regeln (abgeändert) übernommen. Geschäfte der Geschäfts­un­fähigen sind nichtig (Kinder unter 7, Entmündigte, Geisteskranke), Geschäfte der beschränkt Geschäftsfähigen bedürfen der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters, soweit sie nicht lediglich rechtlich vorteilhaft sind. Der Ausdruck Geschäftsfähigkeit wird an dem 12. 7. 1875 in Preußen verwendet. Die unbeschränkte Geschäftsfähigkeit tritt nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des zweiten Deutschen Reiches (1896/1. 1. 1900) mit 21 Jahren ein, in der Deutschen Demokratischen Republik (1950) mit 18 Jahren und in der Bundesrepublik Deutschland ab 1975 auch mit 18 Jahren (, vgl. auch § 105a BGB von 2002).

Lit.: Kaser § 14 I; Hübner 55; Köbler, DRG 160, 207; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minder­jährigen, 1983; Wolter, U., Termingeschäftsfähigkeit kraft Information, 1991; Benöhr, H., Über Udo Wolters Buch zu Termingeschäftsfähigkeit kraft Information, ZRG GA 112 (1995), 413; Minzenmay, S., Die Wurzeln des Instituts der Geschäftsfähigkeit im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Geschäftsführer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, M., 1807) Führer eines Geschäfts

Geschäftsführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 1372 Baden] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1691) ist die Ausführung eines Geschäfts.

Geschäftsführung ohne Auftrag (Wortfolge nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort Geschäftsführung 1691, Geschäftsführung ohne Auftrag 1811, Maskulinum Geschäftsführer 1807, Geschäftsherr 1351) ist das gesetzliche, unvollkommen zweiseitige Schuldverhält­nis, das dadurch entsteht, dass ein Geschäftsführer (ohne Auftrag) für einen anderen (Geschäftsherrn) ein Geschäft besorgt, obwohl zwischen ihnen noch kein Rechtsverhältnis (Auftrag) besteht. Die Geschäftsführung ohne Auftrag (lat. negotia [N.Pl.] gesta, geführte Geschäfte) ist in dem römischen Recht entsprechend ihrer Stellung in dem Edikt des Prätors vermutlich von der Vertretung (eines abwesenden Freundes) in dem Rechtsstreit ausgegangen. Die Verpflich­tungen aus der Tätigkeit (Herausgabe des von dem Geschäfts­führer Erlang­ten, Ersatz der Aufwendungen des Geschäftsführers) werden wie bei dem Auftrag auf die Treue (lat. [F.] fides) begründet. Justinian ordnet die Geschäftsführung ohne Auftrag als Quasikontrakt ein. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird die Geschäftsführung ohne Auftrag als gesetzliches Schuldverhältnis in Deutschland übernommen.

Lit.: Kaser § 44 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 47; Wollschläger, C., Die Geschäftsführung ohne Auftrag, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 98; Sippel, H., Geschäftsführung ohne Auftrag, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Geschäftsgrundlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der wesentlichen, nicht (besonders vereinbarten) Vertragsbestandteil ge­wor­denen Voraus­setzungen eines Vertrags­schlusses. Oertmann gibt der Lehre von dem Wegfall der Geschäftsgrundlage eine sich in dem 20. Jahrhundert durchsetzende Gestalt. 2002 erfolgt eine allgemeine Aufnahme in das Bürgerliche Gesetzbuch Deutschlands. →clausula rebus sic stantibus

Lit.: Köbler, R., Die „clausula rebus sic stantibus“, 1991; Zirker, M., Vertrag und Geschäftsgrundlage, 1996; Reiter, C., Vertrag und Geschäftsgrundlage im deutschen und italienischen Recht, 2002; Huang, Z., Zur Lehre von der Geschäftsgrundlage nach