Rottleuthner, Hubert, Karrieren und Kontinuitäten deutscher Justizjuristen vor und nach 1945 (= Justizforschung und Rechtssoziologie 9).. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2010. 395 S., CD-ROM. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1944 geborene, nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie und Soziologie in Frankfurt am Main 1972 zum Dr. phil. promovierte, seit 1975 als Professor für Rechtsphilosophie und Rechtssoziologie am Fachbereich Rechtswissenschaft der Freine Universität Berlin tätige Verfasser ist seit langem durch Arbeiten zur empirischen Rechtssoziologie, zur juristischen Zeitgeschichte, zur Rechtstheorie und Rechtsphilosophie bedeutsam hervorgetreten. Der vorliegende Band befasst sich mit zwei unterschiedlichen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Großprojekten. Sie sind im Buch wie in der beigegebenen CD-ROM handlich vereint.

 

Das erste Projekt erscheint als Titel. Es verzeichnet aus zeitgenössischen Dokumentationen mehr als 34000 Menschen, die zwischen 1933 und 1964 in der deutschen Justiz tätig waren. Nicht alle von ihnen waren furchtbare Juristen, doch waren sie mit oder neben solchen tätig. Nach 1945 sind einge von ihnen auf der Strecke geblieben, doch setzten viele ihre Karriere bis in hohe Ränge fort, wobei eine strafrechtliche Verfolgung trotz ausländischer Hinweise kaum statt fand.

 

Das zweite Projekt erfasst an Hand der Personalakten mehr als 580 Justizjuristen, die vor und nach 1945 in Hamburg wirkten. Insgesamt sind die behandelten Gesamtvorgänge in vielen Punkten bereits bejannt, doch weist der Verfasser völlig zu Recht darauf hin, dass seine Dokumentation eine bisher nicht erreichte Geschlossenheit und Durchdringung erreicht. In einzelnen Bereichen gelingt über diese bereits sehr beeindruckende Leistung hinaus noch eine überzeugende Vertiefung (z. B. Kammergericht, Volksgerichtshof, Rechtsbeugung), so dass das Werk in seiner vielfältigen, durch zahlreiche Tabellen und Graphiken veranschaulichten Gesamtheit allgemeine Aufmerksamkei verdient.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler