Auslandseinsätze der Bundeswehr, im Auftrag des militärgeschichtlichen Forschungsamtes hg. v. Chiari, Bernhard/Pahl, Magnus (= Wegweiser zur Geschichte). Schöningh, Paderborn 2010. 324 S. Kart., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der gemeinschaftliche Einsatz (der Männer) einer Gruppe, Horde oder später eines Volkes zwecks Angriffs wie Abwehr war vermutlich schon frühgeschichtlich selbverständlich. In der allmählich arbeitsteiligen Gesellschaft hat sich daraus das Heer entwickelt. Dessen Organisationsformen wechselten in der Geschichte verschiedentlich, kehrten im 19. Jahrhundert aber zum Volksheer (der Männer) mit Wehrpflicht als Ausgleich des Wahlrechts zurück.

 

Nach 1918 wurde zwar zunächst das Heer des Deutschen Reiches durch die alliierten Siegermächte auf eine Stärke von 100000 Mann beschränkt, doch brach Adolf Hitler diese Einschränkung in kurzer Zeit auf. Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatte das Heer jedoch ausgedient. 1956 wurde es im Zuge der politischen Auseinandersetzung zwischen Westmächten und Ostmächten freilich wieder zugelassen, allerdings nur unter dem Namen Bundeswehr etwa im Gegensatz zur Nationalen Volksarmee der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.

 

Seit 1989 hat dieser politische Gegensatz aber an Bedeutung verloren und hat im Übrigen der Gleichheitsgedankeallmählich die sicheren Arbeitsplätze der aus öffentlichen Geldern finanzierten Bundeswehr auch für Frauen geöffnet. Auf der Suche nach einem Sinn der Bundeswehr ist nicht nur die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht zunächst verlangt und 2011 tatsächlich auch beschlossen worden, sondern hat der Auslandseinsatz in internationalen Krisengebieten an wehrhafter Bedeutung gewonnen. Der Sammelband vereint verdienstvollerweise 23 Beiträge sachkundiger Autoren, wobei den Auslandseinsätzen im Wandel in einem ersten Teil Militär, Politik und Gesellschaft im zweiten Teil gegenübergestellt werden, so dass durch das militärgeschichtliche Forschungsamt insgesamt ein im Anhang durch Übersicht, Karte, Literatur und Register abgerundeter, verdienstvoller Überblick über die neuere, politisch aber nicht unangreifbare Aufgabe der Bundeswehr geschaffen ist.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler