Historiographie an europäischen Höfen (16.-18. Jahrhundert. Studien zum Hof als Produktionsort von Geschichtsschreibung und historischer Repräsentation, hg. v. Völkel, Markus/Strohmeyer, Arno (= Zeitschrift für historische Forschung Beiheft 43). Duncker & Humblot, Berlin 2009. 382 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das Buch geht auf eine im Jahre 2005 geäußerte Idee Arno Strohmeyers zurück. Ihre Verwirklichung stand der Schwierigkeit gegenüber, dass nach aus Erfahrung gewonnener Ansicht der Herausgeber das Feld internationaler Historiegraphieforschung zwar in den letzten beiden Jahrzehnten sehr an intellektueller und personaler Statur gewonnen hat, dass es aber noch immer außergewöhnlicher Anstrengungen bedarf, ein vorweg gewonnenes inhaltliches Konzept durch nachträgliches Auffinden von Bearbeitern auch tatsächlich zu verwirklichen. Den Herausgebern ist dies mittels eines Forschungskolloquiums gelungen, das vom 8. bis 10. Juni 2006 im damals noch bestehenden Forschungszentrum Europäische Aufklärung in Potsdam durchgeführt werden konnte und im Buch mit gewissen Abwandlungen abgebildet wird.

 

Insgesamt enthält der Band sechzehn Beiträge. Sie beginnen mit einleitenden Überlegungen zum Hof als Produktionsstätte von Geschichtsschreibung, die Markus Völkel unter den Titel Clio bei Hofe stellt. Sie enden mit Jenny Rahel Oesterles Geschichte und Geschichten in einem abbasidischen Hofzeremonienbuch, die schon rein äußerlich den weit gespannten Rahmen der Untersuchungen eindrucksvoll abstecken.

 

Im Übrigen wird ein Überblick durch Jeroen Duindam geboten und werden im Einzelnen Leopold I. (Arno Strohmeyer), Leopold der Große (fragend, Stefan Benz), Brandenburg und Preußen (Wolfgang Neugebauer), Ungarn (Norbert Kersken), Polen (Dariusz Dolański), Polen-Litauen (Hans-Jürgen Bömelburg), Spanien (Richard L. Kagan), das Papsttum (Stefan Bauer), Frankreich (Chantal Grell/Mathieu Da Vinha, Fanny Cosandy), Britannien (Andrew Barclay), Dänemark und Schweden (Karen Skovgaard-Petersen) und Russland (Michel Schippan) untersucht. Auf diese Weise ließen sich vielfältige neue Einsichten über die Rolle der Geschichtsschreibung an Höfen gewinnen, für die der Leser den Organisatoren zu Dank verpflichtet ist. Ein Personenregister rundet den gelungenen Band ansprechend ab.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler